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Schatten des Lichts

von

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So das ist nun mein dritter Teil. In diesem kommt es zu einem ersten Gespräch zwischen dem Unbekannten und Misa, das vielleicht nicht ganz so verläuft, wie sie es sich vorgestellt hat.
 

Schatten des Lichts
 

Teil 3
 

~~~

"Nein, lass sie los! Hör auf, ...bitte. Bitte, hör doch endlich auf ...Du tust ihr weh!..."

Dunkelheit. Schreie. Eine wimmernde Frau, die sich vor Schmerzen am Boden krümmt. Ein kleines Kind, das stumme Tränen weint und sich schützend über den nun am Boden liegenden Körper legt, als der dunkle Schatten endlich von ihr ablässt. Die tröstende Wärme, die sie sich gegenseitig spenden, lässt das Zittern und die Tränen nachlassen, bis sich die verletzte Frau leicht aufrichtet und ihren Jungen sanft hin und her wiegt.

~~~

,Oh,....verdammt. Mir tut alles weh. Als hätte mich ein Bus überfahren. Ha,...ein großer Bus voller Schulkinder, Pensionisten auf Seniorenausflug und wahrscheinlich gleich mehrstöckig... Scheiße, ich kann mich kaum bewegen. Wo bin ich eigentlich?' Als er versuchte seine Sinne zu schärfen, um sich zu erinnern, bemerkte er eine angenehme Wärme, die er auf seiner Brust wahrnehmen konnte und nicht gerade förderlich für seine Konzentration war. Der Versuch die Augen zu öffnen, um zu erkennen, wo er sich befand und warum es ihm trotz allem nichts auszumachen schien, dass er sich von der Wärme einlullen und zu einem weiteren Schläfchen verleiten ließ, scheiterte an dem grellen Licht der Morgensonne, die ihm ins Gesicht schien. Sein Geist befand sich noch irgendwie im Nebel. Doch er wollte wenigstens noch sicherstellen, dass er einen halbwegs geeigneten Ort zum Schlafen gefunden hatte.

,Wo bin ich denn nun schon wieder gelandet?! Mist, verdammter! Aber irgendwie fühl ich mich ganz wohl hier. Abgesehen von den höllischen Schmerzen natürlich...' Bei diesen widersprüchlichen Gedanken musste er grinsen, oder besser gesagt, dass hätte er, wenn er nicht selbst für diese Art von Muskelarbeit zu schwach gewesen wäre. ,Woher ich nur schon wieder diese Schmerzen habe. Aber ich bin mir sicher es war keine Schlägerei. Moment, lass mich nachdenken. Es war Nacht und da war dieses Mädchen....ja, dieses Mädchen....' Seine Gedankengänge wurden abrupt unterbrochen, als er bemerkte, dass sich dieses warme Etwas bewegte, um nicht zu sagen zu räkeln begann und sich schließlich fester an ihn schmiegte.

,Was,...aber wer.......und vor allem warum.... Ich bin mir sicher, ich steh nicht auf Sado-Maso.' Seine Neugier und seine Verwirrung waren nun doch zu groß, sodass er sich ein weiteres Mal dazu zwang die Augen zu öffnen und dem grellen Licht standzuhalten. Langsam wurden die Umrisse schärfer und mit dem was er nun auf sich liegen sah, weiteten sich seine Augen immer mehr. ,Das ist doch...' Die Erinnerungen an die letzten Geschehnisse wurden nun klarer.

Sein Blick verfinsterte sich und er wollte sie bereits von sich stoßen, als ohne es selbst wirklich zu merken ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte. Offensichtlich war sie, noch immer im Sessel neben ihm sitzend, über ihm eingeschlafen, als sie sich um ihn gekümmert hatte. Zögernd strich er mit seiner Hand über ihre Schulter, um sie zu wecken. Doch plötzlich schlangen sich ihre Arme um ihn und zogen ihn näher zu ihr. Die Geborgenheit, die er bereits zuvor gespürt hatte, legte sich ein weiteres Mal wie ein wärmender Mantel um ihn und hüllte ihn behutsam ein, als er diesmal in einen ruhigen Schlaf fiel.
 

,Hmm...er ist so schön angenehm warm......Moment mal, ER?!.......was....'Als Misa bemerkte, an wen sie sich gerade angekuschelt hatte, wurde sie plötzlich schlagartig wach.

,Ich bin wohl eingeschlafen. Gott sei Dank, er ist noch nicht wach. Was würde er denn von mir denken, wenn er gesehen hätte, dass ich ihn als lebende Wärmflasche, oder wie ein Stofftier, an mich drücke.' Ein leichter Rotschimmer überzog ihr Gesicht, als sie sich vorstellte, wie sie ihn wohl die ganze Zeit geknuddelt haben musste. ,Aber es scheint ihm besser zu gehen. Er sieht so entspannt aus, wie ein kleines Baby. Richtig niedlich....aber auch irgendwie... ja, beinahe verletzlich. Was denk ich da eigentlich! Immerhin hat er mich gerettet und nicht umgekehrt! Du spinnst mal wieder. Aber irgendwie...'

"Und ist unser Patient schon aufgewacht?" "Oh, guten Morgen Saoko. Nein, leider noch nicht. Ich hätte ihm so gerne..." Blitzartig drehte sie sich wieder zu ihm, als sie bemerkte, dass er sich zu bewegen schien. Erwartungsvoll blickten beide auf die sich nun öffnenden Augen. Seine Miene verfinsterte sich augenblicklich als er die beiden Gestalten, die ihn anstarrten vor sich sah. Ohne ein Wort richtete er sich auf und machte ernste Anstalten trotz der Schmerzen aufzustehen. Entsetzt drückte ihn Misa wieder zurück ins Bett.

"Bist du wahnsinnig! Du bist tagelang bewusstlos und jetzt willst du schon wieder aufstehen?! Du musst dich erst noch ausruhen." "Sag mir nicht, was ich zu tun oder zu lassen habe! Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen." Der forsche Ton aus seiner Stimme war trotz der Heiserkeit nicht zu überhören. Wütend schob er ihre Hand beiseite und schwang seine Beine aus dem Bett. Er zuckte kurz zusammen, versuchte aber nichts desto trotz sich weiter aufzurichten, bis er tatsächlich auf seinen zittrigen Beinen die ersten wackligen Schritte wagte. Doch bereits nach wenigen Metern gaben diese nach und er sackte leicht in sich zusammen, als sich Misa helfend als Stütze anbot.

"Fass mich nicht an! Ich kann alleine gehen." "Aber ich wollte doch nur...." "Wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann lass mich in Ruhe!" Frau Kasuragi, die sich die Szene bisher stumm angesehen hatte, packte ihn nun am Arm und drückte leicht auf eine der verbundenen Wunden. "Ahh... Verdammt, was soll das!" "Wenn du dir selbst einen Gefallen tun willst, dann legst du dich schleunigst wieder ins Bett zurück. Sonst kannst du was erleben!" Der entschiedene, bestimmte Ton ließ keinen Widerspruch zu. Wütend funkelte er sie an, setzte sich aber widerwillig Richtung Bett in Bewegung. "Du bleibst liegen, verstanden! Und wehe ich seh' dich woanders als im Bett!" Noch im selben Moment machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand durch die Tür.

Eine unangenehme Stille breitete sich im Zimmer aus. Misa trat von einem Fuß auf den anderen und kaute auf ihrer Unterlippe herum, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. ,Nicht gerade der beste Start. Hab ihn wohl falsch eingeschätzt. Da haben wir's mit der Theorie von verletzlich und niedlich... Warum wird er auch gleich so wütend? Ich wollte ihm doch nur helfen. Ich sollte mich besser bedanken, bevor er mir den Kopf abbeißt.'

"Äh, also was ich sagen wollte...ich...ich meine, weil du mich gerettet hast....also...das war wirklich...", zaghaft sah sie ihn an. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, nur seine Augen waren hell und klar. Das leuchtende blau schien eine beruhigende und faszinierende Wirkung auf sie zu haben, da all ihre bisherige Nervosität von ihr abzufallen schien, solange sie sich auf diese konzentrierte.

"Danke. Ich wollte einfach nur sagen, danke, dass du mir geholfen hast. Es war sehr mutig von dir dein eigenes Leben für einen Menschen, den du noch nicht einmal kennst, aufs Spiel zu setzten. Und es tut mir leid, dass du so schwer verletzt worden bist. Ich hoffe, du hast keine großen Schmerzen. Ich...." "Schon gut, schon gut. Du kannst deinen Lobgesang wieder abstellen. Ich war einfach rein zufällig in der Nähe, mehr nicht. Du musst dich also nicht für mich verantwortlich fühlen. Ich bin nicht dein Held in schillernder Rüstung, schlag dir das aus dem Kopf. Sobald ich wieder gehen kann trennen sich unsere Wege, ist das klar?! Man sollte mir besser aus dem Weg gehen."

Ohne sie auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Der Versuch sie zu ignorieren scheiterte jedoch kläglich, als sie ihm leise eine Frage stellte.

"Bist du dann nicht manchmal einsam? Ich meine, wenn dir alle Menschen aus dem Weg gehen." Nur wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass er leicht zusammenzuckte. "Red keinen Scheiß! Ich komme gut allein zurecht. Es ist einfacher, wenn man sich um nichts kümmern muss. Ich kann niemanden gebrauchen, der mir die ganze Zeit im Weg steht." "Nein, das ist nicht wahr. Jeder braucht einen Menschen, dem er vertrauen kann, der für einen da ist. Ich glaube nicht, dass du gern allein bist. Niemand ist gern allein. Vielleicht ist es nicht immer leicht, aber wenn dir jemand etwas bedeutet und auf dich wartet, egal wie lange es dauern mag... Ich würde es nicht ertragen mein Leben lang einsam zu sein."

Gemächlich und ungerührt von ihren Worten, schloss er seine Augen wieder und gab nur zu Antwort: "Gut, wenn du ständig jemanden brauchst, der dir am Rockzipfel hängt, warum rennt dann Mamas kleines Zuckerpüppchen allein durch den bösen, finsteren Wald?" Seine Worte strotzten nur so von Sarkasmus und zufrieden bemerkte er, wie nun Misa zweifelsohne ein ganzes Stück kleiner wurde, als sie den Kopf einzog und langsam in sich zusammenschrumpfte. Offensichtlich hatte er einen wunden Punkt getroffen und obwohl sie versuchte sich nichts davon anmerken zu lassen, zeigte sich deutlich an ihrer Körpersprache, dass sie am liebsten so schnell wie möglich das Weite suchen würde. "Siehst du? Es ist manchmal besser, wenn man nicht zu viele Fragen stellt."

"Vielleicht....."
 

"Einsam. Tzz..." Nachdenklich starrte er an die Decke, während ihre Worte noch immer in seinem Kopf widerhallten. ,Gut, vielleicht war ich etwas hart zu ihr. Aber ich kann es nun mal auf den Tod nicht ausstehen, wenn mir jemand so auf die Pelle rückt. Ich habe schließlich nur meinen Standpunkt klar gemacht.' Wie konnte ihn dieses Mädchen nur so durcheinander bringen. Seine Miene verfinsterte sich, als die Erinnerungen, wie ein schwarzer Schleier, der sich über ihn legte und selbst das hellerleuchtete Zimmer verdunkelte, an frühere Jahre zurückkehrten.
 

#In einem abbruchreifen Haus und an das einzige geklammert, was ihm noch geblieben war, lag ein etwa 14 jähriger Junge zusammengerollt auf einer schmutzigen, alten Decke. Ein zerknittertes, abgenutztes Foto, hielt er in seinen Händen fest umschlossen. Es regnete und der Wind wirbelte wild einzelne Tropfen durch die Ritzen, zerrte an seiner zerschlissenen Kleidung, zerzauste sein Haar und ließ seinen vor Kälte bebenden Körper nicht zur Ruhe kommen. Warme Tropfen überzogen sein Gesicht mit silbrig, glänzenden Spuren, während Blitze den nachtschwarzen Himmel durchzuckten und immer wieder tiefe Schatten auf seinen Körper warfen.

,Nein, ich werde jetzt bestimmt nicht zu heulen anfangen! Ich bin schließlich alt genug, um mich um mich selbst zu kümmern! Ich brauche NIEMANDEN! Niemanden und niemand...nein, das ist egal. ICH brauche niemanden!' Hastig wischte er sich mit dem Ärmel über sein schmutziges Gesicht. Ruckartig richtete er sich auf und trat an ein Fenster, das zuvor noch wie die anderen mit Brettern verschlossen war, bevor er sie entfernt hatte, um sich im zweiten Stock des Gebäudes einen Eingang zu schaffen, den er über die Feuertreppe erreichte. Zögernd trat der Junge hinaus in die Dunkelheit.

,Ein neues Leben, mehr will ich nicht. Einen neuen Anfang. Ich habe es einfach so satt! Ich werde nie wieder jemanden hassen oder gar jemanden... lieben. Schon alleine dieses Wort bringt mich zum Kotzen! LIEBE! Pah! Wofür hat man Gefühle, wenn sie einen doch nur verletzten. Schmerzen sind wenigstens echt. Gefühle bildet man sich ja doch nur ein. Aber es reicht! Ich habe genug von dieser ganzen Scheiße! Es kann schließlich nicht so schwer sein nichts zu empfinden! Ich bin allein. Und ich hätte es gar nicht besser treffen können.' Er ließ nun auch das letzte das er besaß los, um es noch einmal im Windspiel zu betrachten, bevor es in der tiefen Schwärze verschwand.

"Nie wieder, nie wieder..." Seine weichen Gesichtszüge, von aschblondem Haar umrahmt, überzog eine bisher ungekannte Härte und Strenge, als er diese Worte leise und wie eine Beschwörungsformel wiederholte.#
 

"Nie wieder!" Derselbe Ausdruck wie in jener Nacht kehrte in sein Gesicht zurück, als ihn die Erinnerung einholte und die Gefühle von damals auflodern ließen. Um weitere dunkle Gedanken vor sich selbst zu verschließen, schloss er nun auch seine Augen und schlief ein weiteres Mal ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BabyG2005
2005-11-05T19:35:03+00:00 05.11.2005 20:35
sado-maso? *grins*
woher hab ich nur gewusst das die beiden sich streiten tun? hab mich aber mal wieder halb totgelacht XD
und die passen ja schon mal hervorragend zusammen. jeder verletzt den anderen. wenn auch unbewusst oder gerade bewusst. einfach perfekt.
aber das er so ne schlimme vergangenheit hat. schon seltsam


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