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Dolphin's Cry

Eine Orlando Bloom Fanfic
von

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Kapitel 10
 

Soul searching breaks you down

You'll never learn

Annihilate yourself

All things must burn
 

Gyroscope - The Tea Party
 

"Hallo?"

"Hey Engel."

"Orli! Hey Liebling, wie geht's? Ziemlich spät bei euch, oder?"

"Yeah." Ich sah auf die Uhr. Drei Uhr morgens. Sicher, es war spät. "Es ist nicht leicht, dich zwischen Arbeit und Ausgehen zu erreichen."

"Das hört sich so an, als wäre ich ein gesellschaftlicher Schmetterling." Torrie lachte. Ich hatte ihre Stimme vermißt.

Die letzten sechs Wochen war ich in England gewesen und hatte einen neuen Film gedreht. Fiona hatte mich vor dem Projekt gewarnt und mir gesagt daß ich jetzt, wo ich gefragt war, mit meinen Entscheidungen vorsichtiger sein müßte. Ich widersprach. Ich wollte die Leute im Unklaren lassen. Dieser Film handelte also von einem Serienkiller und meine Wenigkeit spielte den Serienkiller. Die Rolle war etwas abgefuckt, definitiv nichts für den Mainstream. Und mich jeden Tag in den Charakter meiner Rolle zu versetzen, setzte mir zu. Ich hatte die letzten paar Wochen beschissene Alpträume gehabt und alles um mich herum schien irgendwie ins Wanken zu geraten. Ich hatte versucht, es Julie zu erklären, als sie mich besuchte, aber sie verstand es einfach nicht. Sie sagte mir, ich solle damit aufhören, meine Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Was auch immer. Ich wußte, das Torrie mich verstehen würde, aber ich konnte es ihr nicht am Telefon erklären. Also mußte ich warten, bis alles vorbei war. Nur noch ein paar Tage.

"Nun, ich habe in der letzten Zeit mehr Fotos von dir als von mir in den Magazinen gesehen," bemerkte ich und versuchte, diese Anmerkung für sie nicht so verbittert klingen zu lassen, wie sie sich für mich anhörte.

"Die Paparazzi langweilen sich, wenn du nicht in der Stadt bist, Sweetie. Sie brauchen immer etwas, mit dem sie Geld machen können." Sie machte eine Pause. Ich hörte Kleiderrascheln und ich erkannte, daß sie sich gerade zum Ausgehen fertig machte. "Ist Julie noch da?"

"Nein. Sie ist vor ein paar Tagen abgereist."

"Ah ha."

"Ah ha was?"

"Ich wußte, daß es einen Grund gab, warum du mich angerufen hast. Du hast dich einsam gefühlt und hattest niemanden," klagte sie. Und obwohl ich ein Lächeln aus ihrem Ton heraushören konnte, wußte ich, daß in dieser Bemerkung mehr Schmerz steckte, als sie zugeben würde.

"Ich bin scheiße. Ich weiß," antwortete ich. "Ich hätte dich öfter angerufen zwischen den Drehzeiten und dem Pressemist und den gelegentlichen Besuchen bei Mum und Sam und dann war Julie hier und - "

"Whoa, Junge!" lachte Torrie. "Ich will dich doch gar nicht beschuldigen. Ich habe dich einfach nur vermißt."

"Ich habe dich auch vermißt."

"Also, wann kommst du heim?"

"In vier Tagen."

Ein Seufzer. "Ausgerechnet."

"Was?"

"Ich fliege am Mittwoch nach Alaska. Dort hat es in letzter Zeit vermehrt Krankheitsausbrüche in einer Robbenpopulation gegeben und das Team da oben will Hilfe."

"Oh." Nachdenklich nagte ich auf einem Fingernagel. "Dann muß Lij mich abholen. Wie lang wirst du fort sein?"

"Nur bis Samstag. Dann werde ich wieder zuhause sein."

"Mir scheint, als wäre es eine Ewigkeit gewesen." Ich jammerte wie ein verwöhnter Fratz und ich wußte es. Ich hatte mich nun mal daran gewöhnt, daß Torrie da war, wenn ich sie brauchte. Doch die letzten paar Monate hatten wir uns kaum gesehen. Nicht, daß ein großer Teil davon nicht mein Fehler war.

"War es ja auch!" rief sie. Dann, "Oh shit. Tut mir leid, jetzt so plötzlich abbrechen zu müssen, aber Sean ist gerade gekommen. Ich nehme an, wir sehen uns dieses Wochenende?"

"Yeah." Ich ließ mich aufs Bett fallen und versuchte, nicht mehr zu jammern. "Viel Spaß. Und grüß Sean von mir."

"Mach ich. Liebe dich."

"Liebe dich auch."

Piepton. Ich starrte lange den Hörer an, bis ich ihn schließlich auflegte und ich auf meinem Bett auf dem Bauch ausstreckte, der Kopf auf den 'Armen, und die aufgeklappte Ausgabe des Hello Magazines anzustarren. Die Kopfzeile war 'Bean's Babe' und darunter war ein Bild von Sean und Torrie auf der LA-Premiere seinen neusten Streifens, Equilibrium.

Das da war alles mein Werk.

Vor ein paar Monaten war Torrie zu einer Benefizveranstaltung des Centers eingeladen und ich sollte sie ursprünglich dorthin begleiten, aber dann mußte ich absagen, denn Julies Großvater war gestorben und sie wollte, daß ich sie zur Totenwache begleiten würde. Elijah drehte gerade woanders und Torrie wollte nicht allein gehen, denn sie behauptete, dies bei solch einer Veranstaltung zu tun wäre ein Freibrief für all die alten Lüstlinge, die bei solche Versammlungen anwesend waren. Ich hätte Viggo für sie angerufen, aber sie hätten sich gegenseitig zu Tode gelangweilt - ich rede hier von zwei Menschen, die nichts gemeinsam haben! Dann erinnerte ich mich, daß Sean für ein paar Filmverhandlungen in der Stadt war und nachdem ich Torrie überredet hatte, daß sie seine Gesellschaft genießen würde, rief ich ihn an und fragte ihn für sie. Er hatte an diesen Abend nichts vor und so schickte ich Torrie los, ihn von seinem Hotel abzuholen.

An dem Abend kam sie nicht nach Hause. So naiv, wie ich war, wenn es um Torrie geht, rief ich am nächsten Morgen panisch bei Sean an und fragte ihn, ob er wüßte, wo sie war. Als er am anderen Ende der Leitung zögerte, kam die Erleuchtung über mich und ich stammelte irgendeine Entschuldigung, bevor ich auflegte. Torrie tauchte später an diesem Morgen auf, wechselte die Kleidung und ging wieder, während sie verkündete, daß die beiden zum Strand gehen würden. Seitdem hatten sie sich immer wieder getroffen. Ich versuchte, jeden erdenklichen Grund zu finden, warum es nicht gut paßte und mir fiel echt nichts ein. Zumindest nichts plausibles. Ich versuchte mir einzureden, er sei zu alt für sie, aber das konnte ich mir nie wirklich einreden. Und Sean betete sie an, soviel war sicher. Er schickte ihr jeden Tag Blumen, als er wieder in England war und schickte mir eine Dankeskarte dafür, daß ich die beiden zusammengebracht hatte. Als ob ich das mit Absicht gemacht hätte. Und von dem zu schließen, was ich so hörte, mochten Seans Töchter Torrie auch. Ein paar Wochen, nachdem sie angefangen hatten, sich zu treffen, nahm er sie nach England mit. Ihre erste Reise nach England. (Sie war so aufgeregt und alles, was ich tun konnte, war, mir selbst in den Arsch zu treten dafür, daß ich sie nicht vorher mitgenommen hatte.) Oh ja, es schien wie so eine bescheuerte himmlische Verbindung. Ich konnte nicht anders, als mir trotzdem Sorgen zu machen. Der Mann hatte nicht gerade die besten Beziehungen hinter sich.

Torrie war so glücklich, und ich glaube, daß war das wichtigste. Als ich das letzte Mal mit Elijah sprach, sagte er, daß Sean wahrscheinlich das beste sei, was ihr je hätte passieren können. Wow. Das tat mehr weh, als ich zugeben wollte. Ich mußte über die Tatsache hinwegzukommen, daß sie nicht mir allein gehörte, und ich wußte, daß ich das bald tun mußte, oder es würde damit enden, daß ich sie von mir wegstieß. Es war ihr gegenüber nicht fair, wie ich mich benahm und wie ich sie immer für mich da haben wollte, als ob ich ihre einzige Pflicht wäre, und ich wußte das. Letzte Woche sagte Julie zu mir, daß ich mich endlich entscheiden müsse - sie oder Torrie. Das klang so lächerlich, denn sie waren beide grundverschieden und spielten verschiedene Rollen in meinem Leben. Julie war meine Freundin und Torrie war meine beste Freundin und wie zur Hölle konnte Julie erwarten, daß ich mich dazwischen entschied? Gott, manchmal waren Frauen einfach nur frustrierend. Vielleicht hatte Ian Recht. Schick sie alle zum Teufel. Männer waren wenigstens leichter zu verstehen. Wir waren simpel. Füttert uns und versorgt uns mit Sex und wir sind ziemlich glücklich. Scheiß auf Julie und Torrie und Joanne und -

Verdammt. Vielleicht setzte mir dieser Film mehr zu, als ich dachte.

Elijah holte mich ab, als ich wieder in LA ankam und hing mit mir an diesem Abend in seiner Wohnung ab, wo wir ein paar Drinks zu uns nahmen und erzählten. Elijah traf sich mit diesem Mädchen, Rebecca, und wir redeten fast eine Stunde über sie. Offensichtlich total verliebt. Es war niedlich. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so begeistert von eine Mädchen geredet habe. Nun, abgesehen von Torrie, aber sie war nicht meine Freundin, also war das was anderes.

Nach diesem Morgen, an dem ich Elijah aus Torries Schlafzimmer hatte kommen sehen und an dem ich mich ziemlich daneben benommen hatte, hatte ich den Mut gefunden, bei ihm für mein Verhalten um Verzeihung zu bitten. Er hatte abgewunken, als ob nichts wäre. Abgesehen davon, daß wir drei von nun an nichts mehr zusammen unternahmen, schien es ihre Beziehung überhaupt nicht beeinträchtigt zu haben. Sie giggelten immer noch wie Kinder, wenn sie zusammen waren, und schienen bestens darüber Bescheid zu wissen, was im Leben des jeweils anderen geschah. Ich glaube, zwei Menschen konnten miteinander schlafen, und trotzdem Freunde sein. Dann dachte ich aber, daß nur Torrie und Elijah das konnten.

"Also gingen Becca und ich neulich Abend mit Sean und Torrie weg, bevor sie nach Alaska abreiste," bemerkte Elijah und nahm einen Zug von seiner Zigarette.

Er beobachtete mich, als er das sagte, und ich fragte mich, weshalb. Er sah mich immer seltsam an, wenn Torries Name genannt wurde. Es weckte in mir immer den Drang, ihn zu schlagen. "Oh?"

"Sie geben ein schönes Paar ab, denkst du nicht?"

Ich zuckte mit den Schultern und trank meinen Scotch.

"Sean meint es wohl ernst mit ihr. Du hättest das Armband sehen sollen, daß er ihr geschenkt hat. Überhäuft mit Diamanten und Rubinen." Elijah kicherte. "Aber du kennst ja Torrie. Das erste, was sie dazu sagte, war 'Soll ich das als Delphinspielzeug benutzen oder was?' Sean wußte nicht, wie er das zu verstehen hatte und sie konnte sich wohl nicht vorstellen, wann in aller Welt sie so ein erlesenes Schmuckstück brauchen würde."

Ich zog ein Gesicht. Niemals, meiner Meinung nach. Torrie würde nie irgendeinen Schmuck brauchen. Sie war perfekt, wie sie war. Ich trank meinen Scotch aus und schenkte mir einen neuen ein.

"Sie scheinen gut mit der Fernbeziehung umzugehen."

Ich rollte die Augen. "Jesus Christus, Kumpel. Werden wir die ganze verdammte Nacht über Sean und Torrie reden?"

"Nein." Elijah drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und sah mich wieder an. Ich wich seinem Blick aus und nahm einen Schluck. "Ich unterhalte mich nur."

"Dann red über was, was mich auch interessiert."

Elijah hob seine Augenbraue aber kommentierte das nicht, Gott sei Dank. "Sehr gut. Wie steht's mit der Premiere von 'Die zwei Türme'? Bereit dafür? Nur noch zwei Monate."

"Yeah." Ich lehnte mich auf der Couch zurück. "Der Presserummel geht bald los. Ich denke, es wird dieses Jahr noch verrückter als letztes."

"Oh, da wette ich drauf. Dich wird es wahrscheinlich schlimmer treffen als den Rest von uns. Hoffe, du bist vorbereitet."

Ich sah ihn stirnrunzelnd an. "Warum sagst du das?"

"Oh komm schon, Orli. Genug der Bescheidenheit. Die da oben haben augenscheinlich nicht begriffen, was für eine Wirkung du auf die Öffentlichkeit haben würdest, als 'Die Gefährten' herauskam. Jetzt wissen sie es. Glaub mir ruhig, du wirst den größten Anteil haben an Trailern, Werbung, Spielzeugen, blah blah blah."

Toll. Das war nicht wirklich das, was ich wollte. Ich konnte mir alles nicht noch verrückter vorstellen und hoffte bei Gott, daß Elijah nicht Recht hatte. Ich wollte keine Ikone sein. Ich wollte schauspielern. Ich wollte glücklich sein. Konnten die Leute das nicht verstehen? Fuck.

Torrie kam Samstag Nacht spät zurück. Ich war schon im Bett eingeschlafen und wachte auf, als ich fühlte, wie sich die Matratze neben mir bewegte und ich Kokosnuß roch und sich Torrie über mich lehnte und in mein Ohr flüsterte, "Hey du. Dachte, du würdest mich begrüßen, wenn ich ankäme?"

Ich rollte mich rüber und lächelte zu ihr hoch.. Ihr Haar war offen und beschattete ihr Gesicht vom Mondlicht, daß durch die teilweise verdunkelten Fenster schien. Ihre Augen schienen in der Dunkelheit zu leuchten. Gott, wie lang war es her, daß wir uns mal wieder so gegenüber waren? Zwei Monate?

"Sorry. Ich wußte nicht, wann du heimkommen würdest." Ich reichte aus und schob ihr Haar hinter ihr Ohr. Da. Jetzt konnte ich sie besser sehen.

"Rutsch rüber."

Ich tat es. Sie zog Schuhe und Jeans aus und kletterte in T-Shirt und Unterhosen neben mir ins Bett. Ich rollte mich sofort zu ihr, legte meinen Kopf an ihre Schulter und drückte sie fest an mich. Das war besser. Verdammt, sie roch gut. Es schien, als ob das Meer immer bei ihr war, als ob sie es in eine Flasche gefüllt hatte und nun als Parfüm trug. Meine Meerjungfrau. Sie gähnte.

"Wie war dein Flug?" fragte ich.

"Furchtbar." Sie schüttelte sich demonstrativ.

Ich lächelte. Sie haßte das Fliegen genauso sehr wie Sean. Ich konnte mir nur vorstellen, wie ihr Flug nach England hatte gewesen sein müssen. "Habt ihr herausgefunden, was mit den Robben los war?"

"Yeah." Sie gähnte noch mal. Ich wußte, ich sollte sie etwas schlafen lassen, aber es war schön, einfach nur da zu liegen und wieder so zu reden. Es war so lang her, seit wir dies getan hatten. "Eine örtliche Shampoo-Firma hatte Chemikalien in die Bucht abgelassen, die Fische hatten davon gefressen und wurden im Gegenzug von den Robben gefressen. Ich muß dir ja nicht erzählen, daß die Firma jetzt alles tut, um sich zu bessern und zu entschuldigen und was nicht alles."

"Sind viele gestorben?"

"Leider." Ihr Finger fuhren gedankenverloren durch mein Haar und kneteten meine Kopfhaut. Es fühlte sich unglaublich an. Julie tat das nie. Julie...

Fuck, ich mußte damit aufhören, die beiden zu vergleichen. Sie waren nicht ein und dieselbe Person. Ich wollte beide aus verschiedenen Gründen bei mir haben. Julie war einfach nicht so... mütterlich wie Torrie. Und diese Seite von Torrie rührte wahrscheinlich auch von ihrem Job her. Sie war daran gewohnt, sich um alles um sie herum zu kümmern. Ich hoffte, daß Sean das zu schätzen wüßte, und dann haßte ich mich selbst, daß ich darüber nachdachte, denn ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, wie Torrie Sean hielt, wie sie es gerade mit mir tat und ihn sich so willkommen und geliebt fühlen ließ.

Torrie seufzte und ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. "Da waren diese Babys, die wir gefunden hatten... Ihre Mutter war schon gestorben... wir haben nur eines von ihnen retten können..."

Ich stützte mich auf meinen Ellbogen und küßte die einzelne Träne weg, die an ihrer Wange herunterrann. "Das tut mir Leid, Engel. Ich bin mir sicher, ihr habt getan, was ihr konntet."

Sie schüttelte den Kopf. "Manchmal wünschte ich, die Menschheit würde nicht existieren."

Ich zog eine Grimasse. "Das Gefühl kenne ich. Und jetzt schlaf."

Ich kuschelte mich abermals an sie und schloß die Augen. Ihre Finger übten weiter ihren zärtlichen Dienst aus, bis der Schlaf über mich kam.

In dieser Woche schien es, als seinen die Dinge zwischen uns wieder so wie zu der Zeit, als Torrie gerade eingezogen war. Die einzigen Unterschiede waren die Nächte, in denen Julie bei mir blieb oder die täglichen Anrufe, die Torrie von Sean bekam. Es schien, als würden sich die beiden bis zur Premiere von 'Die Zwei Türme' nicht wiedersehen können, zu der Peter Sean gesagt hatte, daß er dort sein müßte oder nicht. Torrie tat so, als würde ihr das nichts ausmachen, aber ich kannte sie besser. Sie war wie ich. Wenn sie erst einmal mit jemandem zusammen war, mochte sie es nicht, wenn sie über lange Zeiträume hinweg voneinander getrennt waren. Ich glaube, das war teilweise ein Grund, warum wir, nachdem wir so lang getrennt gewesen waren, jetzt aneinander zu kleben schienen.

Wie ich vermutet hatte, verstand Torrie besser als Julie, warum mich der Charakter, den ich kürzlich gespielt hatte, so durcheinanderbrachte. In der zweiten Nacht, nachdem sie nach Hause gekommen war, war ich schreiend aufgewacht und sie war fast sofort bei meiner Seite gewesen und hatte mich gehalten, bis ich mich beruhigt hatte. Sie brachte mich dazu, zu reden, ihr alles über den Film zu erzählen und was ich gefühlt hatte, als wir die etwas grausameren Szenen gedreht hatten, und ich öffnete mich ihr wie gewohnt, weinte etwas, und sie milderte meine Ängste und flüsterte zu mir, bis ich wieder eingeschlafen war, Danach konnte ich besser schlafen und es schien, als hätte ich irgendwie mein Dämonen vertrieben. Oder Torrie hatte das getan. Jedenfalls fühlte ich mich nun besser in Bezug auf den Film und auf die Teile meiner Psyche, die unfähig schienen, mit vielen Dingen des Films umzugehen.

Halloween stand bevor und Elijah hatte uns Einladungen für eine riesige Kostümparty gesichert. Torrie konnte Sean nicht mitnehmen und Julie war bei einem Fotoshooting in Mexiko, also beschlossen wir einfach, gemeinsam hinzugehen. Es war ja nicht so, als daß man sich nicht die Münder über uns zerriß, wenn unser Zusammenleben zur Sprache kam. Also beschlossen wir einfach, uns einen Spaß daraus zu machen und sicher zu gehen, daß unsere Kostüme zusammenpaßten. Torrie schlug vor, als Sam und Frodo zu gehen, aber ich warnte sie, das Elijah und Sean uns umbringen würden. Ich schlug Aragorn und Arwen vor, und dann sahen wir einander an und kicherten. Schließlich, nach einigen Schäkereien, einigten wir uns auf König Ludwig XIV und Marie Antoinette. Ich weiß nicht, woher diese Idee kam, aber als wir sie schließlich hatten, begannen wir, einander zu sticheln, sie sagte ich müßte Absätze tragen und eine Perücke und ich antwortete, ihre Perücke müßte höher sein als meine, und daß ihre Brüste an diesem Abend wenigstens einmal aus ihrem Gewand fallen müßten. Wir lachten uns den Arsch ab und es war abgemacht. Diesen Kostümwettbewerb würden wir gewinnen, verdammt.

Am Morgen von Halloween wachte ich etwas später als gewöhnlich auf. In der Nacht hatte Torrie einen Anruf von ihrer Arbeitsstelle bekommen, weil einer der Seelöwen krank geworden war und ich hatte sie dorthin gefahren. Wir kamen nicht vor zwei Uhr zurück. Glücklicherweise ging es dem Seelöwen namens Bucky bald wieder gut.

Als ich den Flur hinunter ging, hörte ich Torries Stimme aus dem Wohnzimmer, offensichtlich telefonierte sie. Ich wollte gerade in die Küche gehen, als etwas, das sie sagte, mich innehalten ließ, und ich schlich mich durch den Flur und lauschte, was ich eigentlich nicht hätte tun sollen. Es war unhöflich und falsch und ich wäre besser dran gewesen, hätte ich dieses Gespräch nie gehört.

"Ich liebe ihn, das weißt du... Nein, das wird einfach nicht passieren... Er verdient etwas besseres, deshalb... Oh bitte! Ich bin nichts, während er alles ist. Er verdient wenigstens etwas, das ihm gleichkommt. Jemanden, der so rätselhaft und schön und perfekt ist wie er... Ist er aber!..." Ein genervter Seufzer. "Ich wußte doch, daß ich das nicht mit dir diskutieren sollte... Ich bin nur eine Meeresbiologin. Nicht gerade etwas für die Schlagzeile... Sei nicht albern. Das ist ein Märchen, Lij... Deshalb. Ich will am Boden bleiben, weißt du..." Ein leichtes Lachen. "Er ist mein Retter, und das weiß er... Ist er. Mein Ritter in glänzender Rüstung... Ich glaube einfach nicht, daß ich dir das sage. Und halt deinen kleinen verwunschenen Mund, verstanden?... Weil ich weiß, wo du wohnst! Und Onkel Tony wird dir einen Besuch abstatten!... Reicht es dir nicht, wenn ich dir sage, daß ich ihn liebe?"

Ich konnte es nicht mehr hören. Ich betrat den Raum und macht soviel Lärm wie möglich. Torrie wirbelte herum und sah mich an, als ob ich sie ertappt hätte. Ich versuchte, ihr zuzulächeln, aber es kam wohl nicht so an. In diesem Moment fühlte ich mich wie Scheiße und wußte nicht genau, warum.

"Äh... Lij, ich muß Schluß machen. Orli ist wach... Um, ja. Sehen wir dann ja, nicht wahr? Ja, bis heute Abend. Sechs Uhr." Sie legte auf und sah mich immer noch an.

"Lij?" fragte ich. Offensichtlich.

"Ja." Sie neigte leicht den Kopf. "Seit wann bist du da?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Lang genug." Ich seufzte. "Also, du liebst Sean, eh?"

Torrie blinzelte. Zweimal. "Ummm... Ja. Sean. Ich... liebe ihn."

Ich nickte, mein Magen rumorte. Ich hätte mich für sie freuen sollen, verdammt. "Das ist nicht wahr, weißt du."

"Was nicht?" Ihr Augen weiteten sich und sie schien panisch zu werden.

"Daß du nicht gut genug bist für ihn. Das ist nur dumm. Und wir würden beide dasselbe sagen. Ich wünschte, du würdest erkennen, wie wundervoll du bist, Torrie."

Sie drehte sich ab und ging Richtung Küche, als ob sie mich plötzlich nicht mehr ansehen könnte.

"Nun, ich denke, wir sehen uns alle unterschiedlich," antwortete sie, als sie anfing, Töpfe und Pfannen herum zu schieben.

Ich ging zur Tür und sah zu, wie sie unser Frühstück machte.

"Ich bezweifle stark, daß du jeden Tag in den Spiegel siehst und einen der schönsten lebenden Männer siehst?" Sie sah mich an, als sie das fragte.

Ich lachte. "Kaum. Ich bin nur... Orli. Nichts besonderes."

"Hmm." Torrie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, nervöser als üblich. Ich denke, es gefiel ihr nicht, daß ich ihre wahren Gefühle für Sean kannte, und das tat irgendwie weh. Ich meine, daß sie mit Elijah darüber reden konnte, aber nicht mit mir.

Nicht, daß ich mich im Moment besser fühlte. Vielleicht hätte ich es kommen sehen sollen. Sie verbrachten viel Zeit miteinander und er machte sie glücklich. Ich meine, wenn er sie anrief, lachte sie viel am Telefon und es gab sogar ein gerahmtes Bild von den beiden, wie sie am Tisch im Wohnzimmer saßen. Ich hatte das Armband gesehen, daß er ihr geschenkt hatte, und es war bezaubernd. Wenigstens wußte ich, daß er sie richtig behandeln würde. Ich wollte mich wirklich für sie freuen. Ich wollte wirklich, daß sie dachte, daß ich mich für sie freute. Also warum wollte ich dann wieder unter meine Decken krabbeln und mich den Rest des Tages dort verstecken? Verdammt.

Ich ging in die Küche, faßte Torrie beim Arm und wandte ihre Konzentration von den Omeletts ab. Sie sah zu mir auf und ich fragte mich plötzlich, ob Sean sie fragen würde, ob sie ihn heiraten wolle, und ob er wissen würde, wie besonders diese kleine Dinge waren, die sie tat, wie zum Beispiel, ihm jeden Morgen das Frühstück zu machen. Ich hoffte, er würde ihr jeden Tag sagen, daß er sie liebte und daß sie eine der bemerkenswertesten Frauen auf der Welt war. Ich hoffte, sie würde das glauben.

"Ich freue mich für dich, Torrie. Ich hoffe, du weißt das."

Sie lächelte, aber aus irgendeinem Grund lächelten ihre Augen nicht mit. Vielleicht glaubte sie mir nicht. Vielleicht sah sie etwas in mir, das die sie die Ehrlichkeit meiner Worte in Frage stellen ließ. Was auch immer es war, sie umarmte mich plötzlich und ich schloß meine Arme um sie und wußte insgeheim, daß ich nichts mehr wollte, als sie in diesem Moment zu halten.

"Trophy... Julie macht dich glücklich, nicht wahr?"

Ich wunderte mich über diese Frage. Torrie hatte mich sowas noch nie gefragt. "Yeah... Ja."

Manchmal. Aber manchmal glaubte ich nicht, daß sie mich wirklich verstand. Aber andererseits kann man von seinem Partner keine Perfektion erwarten. Ich glaube, ich machte Julie glücklicher, als sie mich, und es war schön zu wissen, daß ich das für jemanden tun konnte. Vielleicht war das ein Teil meiner Beziehung zu ihr, daß ich wußte, daß ich ihr etwas gab, was sie brauchte. Ich weiß nicht, ob es meine Freundschaft oder sonst was war aber Julie brauchte mich. Und das war doch was.

Torrie seufzte "Das ist alles, was zählt."

Ich bemerkte, daß sie Recht hatte. Unser Leben lang, seit dem Tag, an dem wir geboren wurden, streben wir Menschen nach der ultimativen Glückseligkeit. Sei es in unserer Karriere oder unserem spirituellen Dasein oder unserer finanziellen Sicherheit oder in der Liebe, es ist das totale Glück, was wir suchen. Kann man das von jemandem anderen bekommen? Oder kann man es nur allein finden? Ich wußte, wenn ich mit meinen Freunden zusammen war, war ich glücklich. Ich wußte, wenn ich an einem Film arbeitete, war ich glücklich. Und ich wußte, in diesem Moment, mit Torrie in meinen Armen, egal, wie weh es tat, zu wissen, daß ich sie bald gänzlich an Sean verlieren würde, war ich glücklich. Wegen Kokosnuß und dem Meer und Cartoon Network und Gemüsesuppe und den Omeletten, die neben uns anbrannten. Torrie machte mich glücklich.



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