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Die ISE

von

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Reaktion

„Willkommen bei ZNN. Ich bin Fabienne Growley und bei mir ist mein geschätzter Kollege Peter Moosebridge. Unsere heutige Top-Story ist, wie sollte es auch anders sein, die Pressekonferenz von Officer Nickolas Wilde und sein filmreifer Antrag an seine Kollegin Officer Judy Hopps.“
 

Eine Einspielung zeigte nochmal den Antrag und Judys Reaktion darauf.
 

„Also wenn das nicht romantisch war, dann weiß ich auch nicht.“

„Oh ja. Ich bin auch stolz auf diese Stadt, als die Freudenrufe ihrer Kollegen bis in die Außenbezirke weitergetragen wurden… Und das nicht nur von unseren wölfischen Mitbewohnern.“

„Da hast du recht Peter, Officer Wilde hat mit dieser Demonstration für seinen Glauben an das Gute in den Tieren nicht nur ein Leuchtfeuer für Interspezies-Paare entfacht, er hat es sogar geschafft die Gegner dieser Beziehungen dermaßen aus dem Konzept zu bringen, dass bisher noch nicht einmal die PBB, die Pure Blood-Bewegung für ein ‚reines‘ Zootopia öffentlich dazu Stellung bezogen hat.“
 

Ihr Partner versuchte sich mit mäßigem Erfolg ein Lachen zu verkneifen.

„Ein gutes Stichword, Fabienne… Nickolas Wilde war ausgesprochen gerissen.

In Chief Bogo´s Einleitung hat er sowohl die offizielle Zustimmung des ZPD als auch seine persönliche Unterstützung kundgetan. Mit mehr als 25 Dienstjahren hat er sich als ein Fels in der Brandung des ZPD erwiesen und ist ein hoch angesehenes Mitglied der Gesellschaft. Selbst in der größten Krise haben er und SEIN ZPD die Stellung gehalten und er hat die ihm unterstellten Tiere als strahlendes Vorbild inspiriert über sich hinauszuwachsen um die Krise zu überstehen.

Seine Unterstützung allein dürfte schon mehr Gewicht haben als ein ganzer Häuserblock.“

Eine Einblendung zeigte nochmal die Einleitung von Chief Bogo.
 

„Und mit der Anwesenheit der Eltern von Officer Hopps und der Mutter von Officer Wilde hat er der Pure Blood-Bewegung ihrer üblichen Schlagworte beraubt.“

Es folgten daraufhin einige Zusammenschnitte, in welcher sich die Familienmitglieder gegenseitig mit Tränen in den Augen in den Armen lagen.
 

„In vielen Fällen gelang es ihnen immerhin die Arbeitgeber und manchmal sogar die Eltern von Interspezies-Paaren mit dem angeblichen Fehlen moralischer Grundwerte zu Sanktionen dieser Individuen zu bewegen. Ich schätze, dass sie sich erst mal neue ‚Argumente‘ überlegen müssen.“
 

„Ich hoffe doch sehr, dass sie sich damit noch viel Zeit lassen, denn:“
 

Sie griff in ihr Jackett, zog einen Anstecker von der Größe ihrer Pfote heraus und hielt ihn in Richtung der Kamera. Darauf stand in großen Buchstaben:
 

Ehe aus Liebe
 

Das war der offizielle Slogan der ISE, der Interspeziesehe-Initiative.
 

„Wenn das so ist, dann muss ich dir etwas gestehen Fabienne:“

Peter griff an sein eigenes Jackett und öffnete es so, dass man die Innenseite erkennen konnte. Dort hing ein identischer Anstecker.
 

„Offensichtlich hat Officer Wilde hier zwei stolze Unterstützer.“
 


 

„Willkommen bei ZNN. Ich bin Fabienne Growley und bei mir ist mein geschätzter Kollege Peter Moosebridge. Die erwartete Reaktion der Pure Blood-Bewegung auf die Interspeziesehe-Initiative ist heute in den frühen Morgenstunden erfolgt in Form eines…“

Sie musste sich räuspern.

„… ‚Offenen Briefs‘… Und obwohl wir als Nachrichtensender rechtlich dazu verpflichtet sind derartige Schreiben zu veröffentlichen, so ist es uns aufgrund der Natur der Wortwahl und der Formulierungen nicht möglich das Original zu veröffentlichen. Peter und ich haben das Schreiben gelesen und waren entsetzt, was die PBB geschrieben hat… Unsere Rechtsabteilung hat den Sachverhalt geprüft und ist zu dem Schluss gekommen, dass es die einzig rechtlich und moralisch zulässige Form ist eine Zusammenfassung des Inhalts wiederzugeben.“
 

„Da stimme ich dir vollkommen zu Fabienne und ich hoffe insbesondere im Interesse der jüngeren Bewohner unser großartigen Stadt, dass unsere werten Kollegen, sei es Fernsehen, Radio oder Zeitung, ebenso empfinden…

Im Schreiben ging es erwartungsgemäß darum, dass Bürgermeisterin Cathleen Velvetpaw diesen ‚Affront gegen die Natur‘ den die ISE-Initiative darstellen soll im Keim ersticken müsse.

Immerhin sei sie eine moralisch korrekte Frau, die ihren Gefährten in ihrer eigenen Spezies gefunden hat und die Korrektheit der Natur mit ihren 3 Nachkommen beweisen könne.“
 

„Was allerdings unerwartet war, ist die schnelle Reaktion aus dem Rathaus. Eine Pressekonferenz soll bereits heute um 12 Uhr mittags vor dem Rathaus stattfinden…

Üblicherweise lassen sich insbesondere hohe Ämter eine gewisse Zeit, um ihre Reaktionen zu kalkulieren und die Antworten erst mehrmals überarbeiten und diplomatisch so formulieren, dass sie entsprechend der Reaktion der Bewohner die Auslegung zu ihren Gunsten deklarieren können. Was denkst du Peter? Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?“
 

„Das ist eine gute Frage Fabienne. Bürgermeisterin Velvetpaw ist noch nicht lange auf der politischen Bühne tätig, hat sich aber immer bemüht den Wünschen der Bewohner in breiter Masse gerecht zu werden, hat aber auch bereits unliebsame Entscheidungen getroffen. Und auch wenn es einem nicht gefällt, so ist die Pure Blood-Bewegung keine Gruppe aus 3 Tieren, die einfach nur ein wenig Aufmerksamkeit wollen. Daher kann ich leider nicht abschätzen, ob sie sich für die ISE-Initiative oder dagegen entscheidet. Aber egal, wie sie sich entscheidet. Ich bin der Überzeugung, dass dieser politische Schlagabtausch zwischen der ISE und der PBB noch lange nicht an seinem Ende angelangt ist.“
 


 

Der Platz vor dem Rathaus war gefüllt mit unzähligen Tieren. Viele davon hielten Banner in die Höhe, die entweder für oder gegen die ISE waren, aber die Gegner waren deutlich in der Unterzahl.

Nur etwa ein viertel des Platzes wurde von diesen in Beschlag genommen. Es war nicht sonderlich überraschend, dass davon gut 90% Schafe waren. Teilweise waren sie davon überzeugt, dass die Nachtheuler-Krise vor 5 Jahren nur ein Komplott war, um Dawn Bellwether und damit alle Schafe als Unholde zu brandmarken.
 

Eine Reihe Rhinos in schweren Körperpanzern und Tiger in leichten Panzern mit Schild bildeten eine Trennlinie zwischen den Parteien. Auf allen war die Aufschrift ZPD S.W.A.T. zu lesen.

Chief Bogo hatte die Einheit ausgewählt, um deutlich zu machen, dass er Ausschreitungen nicht zulassen würde.

Er war viel zu realitätsnah um nicht davon auszugehen, dass es bei der PBB auch gewaltbereite Individuen gab.
 

Als die Uhr im Rathaus erklang, öffnete sich die Tür und heraus trat eine Frau in einem eleganten, schneeweißen Kleid. Es war ein starker Kontrast zum nachtschwarzen Fell der Pantherin, als die Bürgermeisterin im hellen Tageslicht ans Rednerpult ging.

„Verehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen dafür, dass Sie so kurzfristig und auch zahlreich erscheinen konnten.

Wie Sie alle wissen ging heute Morgen ein offener Brief der Pure Blood-Bewegung ein bezüglich der Interspeziesehe-Initiative.

Zunächst möchte ich den Damen und Herren der Presse danken, dass sie dem Beispiel ZNN´s gefolgt sind und den nicht jugendfreien Inhalt nicht wortwörtlich wiedergegeben haben.“

Unmutsbekundungen kamen im Bereich der PBB auf, und sie reagierte schnell.
 

„Bevor Sie sich jetzt beschweren: Ich beziehe mich hierbei auf die Worte; nicht auf den Inhalt.“

Mit einem Schlag auf das Rednerpult bekräftigte sie ihre Aussage und brachte damit Ruhe in die Versammlung.

Sie hat die für einen Politiker ungewöhnliche Angewohnheit offen zu sagen, was sie dachte und sich auch zu entschuldigen, wenn sie etwas Falsches gesagt hatte. Damit war sie für Viele nahbarer und verständlicher als die Bürgermeister vor ihr.
 

„Machen wir uns nichts vor: Egal was ich sage, irgendwem trete ich auf den Schwanz. Also kann ich genauso gut direkt meine ehrliche Meinung sagen. Das hier…“

Damit hielt sie ein Blatt Papier hoch.
 

„… ist der offene Brief der PBB. Und das halte ich davon.“

Sie nahm den Brief in beide Pfoten und zerriss ihn in der Luft.

Die Jubelschreie übertönten die Proteste bei weitem und es dauerte einige Minuten, bis es ruhig genug war, dass man sie wieder verstehen konnte.
 

„Ja, ich habe meinen Gefährten in meiner eigenen Art gefunden, aber ich habe ihn geheiratet, weil ich ihn geliebt habe. Nicht weil er meiner Art angehörte und männlich war.“
 

„Ja, ich habe 3 Kinder mit ihm und würde sie um nichts in der Welt hergeben. Auch dies liegt daran, dass ich meinen Mann liebe.“
 

„Aber…“

Ihre Maulwinkel zogen sich hoch und zeigten ihre strahlend weißen Zähne, als sie in Richtung der PBB-Anhänger blickte.

„… Wenn Kinder dafür stehen, dass die ‚Korrektheit der Natur‘ gegeben ist, dann ist das gut. Ich kenne zufällig ein Paar aus Ziege und Schaf, die Nachkommen zeugen konnten. Damit ist offensichtlich selbst die PBB für die ISE!“
 

Eine angespannte Stille sengte sich über die Masse, aber aus unterschiedlichen Gründen. Der eine Teil überlegte, wie sie das Ruder noch rumreißen sollten und der weitaus größere Teil versuchte nicht zu lachen wegen des Eigentors, das sich die PBB damit geleistet hat.
 

„Und bevor ich es vergesse:“

Sie griff unter das Pult und zog etwas hervor. Ein rundes Objekt, das sich an vielen der Anwesenden befindet:

Ein Anstecker mit den Worten ‚Ehe aus Liebe‘…
 

Ein Jubeln ging durch den Aufenthaltsraum, als ihre Kollegen die Geste der Bürgermeisterin sahen.

„Nick, das war wirklich ein Tiefschlag für die PBB, findest du nicht?“
 

„Hm. Findest du?“

Dabei legte er locker den Arm um seine Verlobte und diese blickte wieder auf den schlichten aber eleganten Ring, der nun ihre linke Pfote zierte.

„Finde ich? … Ja. Ja, das tue ich.“

Eine Stille legte sich über den Raum und alle erwarteten die Reaktion, die nicht lange auf sich warten ließ.
 

„Die Antwort ist patentiert!“

Alle blicken die beiden an, weil sie perfekt synchron geantwortet hatten. Und begannen zu lachen.
 

Die Pressekonferenz war der Höhepunkt des Tages im ZPD und trotz des Papierkrams, der noch anstand, war das ganze Revier guter Laune.

Insbesondere bei Nick und Judy, die bis auf weiteres an den Schreibtisch gefesselt waren.

Besonders Judy mochte den Schreibtischdienst nicht, aber es war verständlich, warum sie nicht in den Außendienst durften… Mit Nicks Auftritt wurden sie ständig auf den Straßen angesprochen und das würde bei einer Verfolgung im besten Fall ein Hindernis und im schlimmsten Fall eine Gefahr für Unbeteiligte darstellen.

Der angenehmere Aspekt war jedoch, dass sie mehr Zeit mit ihm verbringen konnte, auch wenn sie wie immer professionell auf Arbeit waren und ihre Beziehung nicht zum Hindernis werden ließen.

Judy lief rot an, als sie daran denken musste, wie sie diese Regel im ersten Winter ihrer Beziehung nicht immer einhalten konnten.
 


 


 


 

„Willkommen bei ZNN. Ich bin Fabienne Growley und bei mir ist mein geschätzter Kollege Peter Moosebridge. Nur noch einen Tag, dann findet die Abstimmung über die ISE statt. Aktuellen Schätzungen zufolge dürften die PBB, insbesondere nach den teils deutlichen Absagen weiterer prominenter Persönlichkeiten kaum mehr als 15 - 20% erreichen können. Oder Peter?“
 

„In der Tat. Die Gesetzesänderung ist nahezu sicher. Und auch wenn solche Maßnahmen üblicherweise Wochen oder gar Monate brauchen, um nach der Zustimmung umgesetzt zu werden, so haben wir es wieder einmal Officer Wilde zu verdanken, dass es eine weitere Besonderheit geben könnte. Unseren Informationen zufolge haben er und seine Anwälte der ISE sogar sämtliche Formalitäten vorbereitet, so dass es theoretisch möglich wäre das Gesetz binnen weniger Stunden in Kraft treten zu lassen, sobald das offizielle Ergebnis der Abstimmung verifiziert wurde.“
 

„Sollte es wirklich so schnell gelingen alles umzusetzen, dann bin ich sicher, dass wir alle wissen, wer morgen Abend vor dem Traualtar stehen wird.“
 

„Absolut. Die PBB müsste schon auf ein Wunder hoffen um das verhindern zu können. Wenn man jedoch ihre immer extremer ausfallenden Ausuferungen der vergangenen Tage betrachtet, gehe ich davon aus, dass sich eher noch mehr Mitglieder der PBB von ihr distanzieren, als dass sich Befürworter der ISE gegen diese entscheiden.“
 

Noch bevor seine Kollegin darauf reagieren konnte wurde es im Studio dunkel…

Ebenso wie in den nebenstehenden Gebäuden…

Und den übrigen Gebäuden des Häuserblocks…

Des ganzen Distrikts…

Fast ganz Zootopias…
 

Lediglich in jenen Gebäuden, die über Notstromaggregate verfügten wie Krankenhäusern, Feuerwachen und Polizeistationen brannten nach wenigen Augenblicken die Lichter wieder.
 

Jedes Tier des ZPD befand sich in der Lobby und Chief Bogo stand an der Brüstung des ersten Stocks.

„Wie Jeder bereits gemerkt haben dürfte ist der Storm in der ganzen Stadt ausgefallen. Betroffen ist auch das Verkehrsleitsystem, das Schienennetz und die Telefonverbindungen.“
 

„Ist die Ursache bekannt?“
 

„Die Techniker der Stadtwerke sind dabei von den Kraftwerken aus den Leitungen zu folgen, aber sie haben die genaue Ursache noch nicht gefunden.“
 

„Chief, ist das Stromnetz nicht eigentlich so aufgebaut, dass die Distrikte selbst bei einem Totalausfall von den anderen Distrikten zumindest zeitweise versorgt werden können?“
 

„Dem ist so, Hopps. Ein Ausfall aller Distrikte ist fast ausgeschlossen, es sei denn es handelt sich um ein Problem im Kraftwerk, oder koordinierte Fremdeinwirkung.“
 

„Sabotage? Aber warum?“
 

„Das wissen wir noch nicht. Darum ergeht hiermit die Order, dass sich jeder Angehörige des ZPD im Revier einfindet und sich bis auf weiteres hier bereithält. Bis alles geklärt ist gehen wir vom Schlimmsten aus. Das heißt kein Dienstschluss, bis wir wissen warum der Strom ausgefallen ist. Für den Fall von Ausschreitungen oder Plünderungen stehen S.W.A.T.-Einheiten auf Abruf bereit und zusätzliche Einheiten wurden bereits angefordert. Je drei Dreiertrupps werden an Schlüsselpositionen positioniert um Präsenz zu zeigen und im Ernstfall reagieren zu können. Die Einteilungen folgen in Kürze.“
 

Judy, Nick und Clawhauser standen mit Funkgeräten um einen Tisch mit einer Karte der Stadt und gaben ständig Meldungen ihrer Kollegen an die anwesenden Führungskräfte weiter. Neben Chief Bogo befanden sich sowohl Bürgermeisterin Velvetpaw und ihr Assistent Mr. Shepherd, als auch Chief Doberman von der Feuerwehr in der Einsatzzentrale und betrachteten die Karte. Auf dieser waren die Positionen der verfügbaren Kräfte mittels bunter Stecknadeln markiert: Blau für Polizei, rot für Feuerwehr, weiß für Rettungskräfte und schwarz für S.W.A.T.-Kräfte.
 

„Meldung von Punkt C3-8: Die Unfallfahrzeuge sind von der Straße und der Weg zum Zentralkrankenhaus von Zootopia ist wieder frei.“
 

„Das Feuer in Tundratown ist unter Kontrolle und der verunglückte Tanklaster ist gesichert. Sie gehen davon aus, dass sie das Feuer binnen 20 Minuten gelöscht haben und die Straße für Rettungskräfte wieder passierbar ist.“
 

„Fangmeyer, Delgardo und Wolfard haben Weaselton festgenommen, als er versuchte die Gunst der Stunde zu nutzen und ein Elektronikgeschäft im Kanal-Distrikt auszuräumen. Sie bitten um Erlaubnis Delgardo mit dem Gefangenen herzuschicken.“
 

„Erlaubnis erteilt. Auf dem Weg soll er weiterhin das Band mit den Anweisungen für die Bürger laufen lassen und sich beeilen. Fangmeyer und Wolfard sollen nicht zu lange auf sich allein gestellt sein. Dann…“
 

„SIR! In den Meadowlands ist eine Panik unter den Schafen ausgebrochen und es kam zu einer Stampede! Higgins, McHorn und Rhinowitz werden überrannt!“
 

„Die S.W.A.T.-Einheiten Alpha, Beta und Delta sollen sich umgehend dort hinbegeben. Delgardo soll sich auch hinbegeben und sie unterstützen. Wenn es absolut nötig sein sollte, dann soll er Duke an der nächsten Ecke rausschmeißen. Ihn sehen wir früh genug wieder.“
 

Bürgermeisterin Velvetpaw hatte keine Erfahrung mit solchen Ausnahmesituationen und war froh darüber, dass Chief Bogo über genug Erfahrung für sie beide verfügte. Auch wenn er solche Entscheidungen, wie mit Duke Weaselton, eigentlich erst von ihr genehmigen lassen müsste, so machte sie ihm deutlich, dass er nahezu freie Hand hatte, was die Sicherheit Zootopias betraf. Sie mochte es nicht sich dermaßen machtlos fühlen zu müssen, aber zumindest würde sie bereitstehen, sollte sich eine Situation ergeben, die Ihre Stellung als Bürgermeisterin wirklich erforderte.
 

Nach einer weiteren Stunde erleuchteten Teile der Stadt wieder, aber es war nicht für alle ein Grund zur Freude. Die Techniker der Stadtwerke stellten fest, dass alle zentralen Verteilerknoten der Distrikte mit einer Säure beschädigt wurden was einen stadtweiten Kurzschluss verursacht hatte.
 

Mit der Wiederherstellung der Energieversorgung verbesserte sich die Lage, aber sie war noch weit davon entfernt entspannt zu sein. Nun war Bürgermeisterin Velvetpaw jedoch in der Lage zu helfen.
 

„Bürger von Zootopia, hier spricht Bürgermeisterin Velvetpaw. Ich befinde mich mit den Führungskräften von Polizei und Feuerwehr im ZPD. Der Stromausfall der vergangenen Stunden hatte weitreichende Folgen zu denen viele Unfälle und auch Feuer gehören.

Ich möchte Sie bitten die Ruhe zu bewahren und ihr Heim bis auf weiteres nicht zu verlassen. So ist es den Rettungskräften möglich schnell und ungehindert jene Orte zu erreichen, an denen ihre Hilfe dringend benötigt wird. Ferner bitte ich Sie Radiogeräte und Fernseher eingeschaltet zu lassen und den Anweisungen der Autoritäten Folge zu leisten. Ich danke Ihnen.“
 

„Danke Frau Bürgermeisterin. Jedes einzelne Individuum, welches sich nicht auf den Straßen befindet, macht uns unsere Arbeit leichter.“
 

„Das macht keinen Sinn.“

„Hopps? Was meinen Sie damit?“

„Chief Bogo, ich habe versucht das Motiv zu verstehen…“

Judy nahm sich einige Büroklammern von einem nahegelegenen Schreibtisch und platzierte sie an den Positionen der Verteiler.
 

„Wenn es nur ein schlechter Scherz von Jugendlichen wäre, dann hätten sie nur einen Verteiler beschädigt. Wenn es nur eine dumme Wette oder sowas gewesen wäre, dann wären die Verteiler nicht nahezu gleichzeitig ausgefallen. Dafür sind sie zu weit auseinander. Also muss es beabsichtigt gewesen sein, dass sie gleichzeitig ausfallen. Der Ausfall selbst ist Nichts, womit man etwas gewinnen kann, also muss es eine Voraussetzung oder eine Notwendigkeit wie eine Ablenkung gewesen sein.
 

Wenn es Profis gewesen wären, dann hatte man nicht Säure für die Sabotage genommen, da man das schnell beheben konnte. Es wirkt irgendwie… improvisiert. Selbst in den schlechten Filmen gibt es bessere Wege um die Stromversorgung auszuschalten…“
 

„Worauf wollen Sie hinaus?“
 

„Unsere Leute sind über die ganze Stadt verteilt, momentan beschäftigt, schaffen es aber langsam aber sicher wieder Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Jedoch werde ich das Gefühl nicht los, dass wir nicht sehen, was direkt vor unserer Schnauze geschieht.“
 

„Da haben sie nicht ganz unrecht. Kräfte binden und zuschlagen, wenn keine weiteren Kräfte verfügbar sind.“
 

Mr. Shepherd trat vor und wandte sich direkt an Chief Bogo.

„Sir. Der Verteiler dieses Distrikts liegt nur wenige Straßen von hier entfernt. Vielleicht gibt es dort Hinweise auf die Täter. Sie haben die Officer Hopps und Wilde hier, die dafür bekannt sind selbst die unscheinbarsten Details zu erkennen. Meiner Meinung nach sollten Sie sie einsetzen.“
 

„Mr. Shepherd, wie Ihnen aufgefallen sein dürfte, benötige ich hier qualifizierte Leute, die mit den Kräften auf den Straßen den Funkkontakt halten. Einen könnte ich technisch gesehen entbehren, jedoch werde ich keinen der mir unterstellten Officer ohne Rückendeckung hinausschicken. Insbesondere, da nach Officer Hopps´ treffender Analyse der Situation damit zu rechnen ist, dass etwas geschieht.“
 

„Sir, ich möchte Sie hiermit in Kenntnis setzen, dass ich während meiner Zeit beim Militär einem Aufklärungsbataillon zugewiesen war. Jeder Soldat wurde unter anderem in der ordnungsgemäßen Handhabung des Funkverkehrs unterrichtet. Auch bin ich dank meiner Anwesenheit in den vergangenen Stunden über die Situation und die Standorte der Einheiten informiert. Sollte die Frau Bürgermeisterin es genehmigen, so biete ich mich als Vertretung für die beiden an.“

Noch bevor Chief Bogo antworten konnte, trat Bürgermeisterin Velvetpaw neben ihren Assistenten.
 

„Ich genehmige sein Ersuchen sich zur Verfügung zu stellen. Ich habe lange als Sekretärin gearbeitet und kann somit ebenfalls mit einspringen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, jedoch denke ich Sie sollten die beiden hinschicken. Mir ist klar, dass das nicht den Vorschriften entspricht, aber dies ist eine Ausnahmesituation.“
 

„Ok. Frau Bürgermeisterin, Sie übernehmen die Einheiten von Officer Hopps. Mr. Shepherd Sie übernehmen für Officer Wilde. Hopps, Wilde, begeben sie sich zum Verteiler und sehen Sie sich um. Sie gehen auf die Frequenz von Mr. Shepherd. Viel Glück.“
 

„Verstanden, Sir.“

Judy und Nick salutierten machten sich auf den Weg zur Garage.
 

Neben der Straße stand ein Betonklotz mit einer breiten Tür darin. Dahinter waren bereits die Stufen und der Lastenaufzug zu erkennen, die zum unterirdisch gelegenen Verteiler führten.
 

Als sie an ihrem Ziel ankamen trafen sie bereits auf die Techniker, die sich bemühten mit ihren vorhandenen Möglichkeiten den beschädigten Verteiler zu umgehen ohne allzu viele Spuren zu verwischen.
 

Sie besahen sich den Block, der die Verkleidung des Verteilers darstellte und man konnte ohne Probleme erkennen, wo die Säure das Material zerfressen hatte. Auch die Glasscherben der Flasche, in welcher sich die Säure befunden hatte, lagen noch dort. Offensichtlich wurde sie vom hinteren Bereich des Raumes aus geworfen. Nick erkannte mit seiner Nachtsicht, dass dort eine kleine Luke in der Wand war.
 

„Was ist das für eine Luke?“
 

Eines der Erdmännchen, welche für die Wartung der unterirdischen Anlagen verantwortlich war, trat vor und deutete auf die hintere Wand.

„Das ist eine Zugangsluke für den Fall, dass der Hauptzugang bei einem Unfall oder einem Beben nicht mehr passierbar sein sollte.“

„Sie scheint nicht sonderlich groß zu sein.“

„Das ist auch nicht nötig. Bis auf zwei Otter im Kanaldistrikt sind nur Erdmännchen unter der Erde tätig… Es liegt uns im Blut! Und darauf sind wir stolz!“
 

Judy ging hinüber und öffnete sie. Dahinter kam ein Zugangstunnel zum Vorschein, der scheinbar in der Kanalisation endete.

„Sollte diese Luke nicht eigentlich verschlossen sein?“
 

Der Techniker schien entsetzt.

„Natürlich! Die Schlüssel haben nur die Schichtleiter und in der Zentrale gibt es zwei. Von diesen Türen weiß so gut wie niemand etwas. Aber sobald sie geöffnet werden, gibt es in der Zentrale einen Alarm, der nur abgeschaltet werden kann, wenn die Zentrale das Pult beim Eingang freigibt und ein Techniker hier vor Ort den dazugehörigen Code eingibt. Ich verstehe das nicht.“
 

Judy betrachtete sich nochmal sie Szene vor sich: Der Zugang, dessen Sicherheitssystem professionell ausgetrickst wurde und die stümperhafte Sabotage am Verteiler selbst. Das passte nicht zueinander…

„Wo ist der nächste Zugang zur Kanalisation?“

„Einen Straßenblock östlich von hier ist der nächste Zugang. Es ist in einem Wohngebiet.“

Er deutete in den Zugangstunnel.

„Hier rechts und dann immer geradeaus.“
 

Judy blickte zu Nick und dieser stimmte ihr mit einem Nicken zu. Daraufhin begaben sie sich wortlos in den Schacht.
 

Nach wenigen Minuten erreichten sie den Zugang. Der Lichtschein zeigte nur zu deutlich, dass der Kanaldeckel nicht geschlossen war und bekräftigte damit die Annahme, dass die Täter sich dort Zugang verschafft haben mussten.

Womit sie jedoch nicht gerechnet hatten, war die Baustellenabsperrung, die um den offenen Kanalzugang herum aufgebaut war.

Weit und breit waren keine Kanalarbeiter zu sehen und auch kein Fahrzeug der Stadt…
 

Was jedoch zu sehen war, war eine ältere Wölfin, die auf einer Schaukel auf ihrer Terrasse die Sonne genoss und in ihre Richtung blickte...
 

„Ma´am, hätten Sie einen Moment Zeit?“

Während die beiden zu ihr gingen wurden die Augen der Dame immer größer, bis es gerade zu komisch war.
 

„Sie sind Wilde und Hopps! Oh, könnte dieser Tag noch besser werden?! Ich habe Ihren Antrag im Fernsehen gesehen! Das war ja so romantisch!“
 

Nick behielt sein Lächeln bei, flüsterte aber so leise, dass nur Judy ihn verstehen konnte.

„Das ist der Grund, warum Bogo uns bis auf weiteres in den Innendienst versetzt hat.“

Judy ließ ihre Ohren hängen und lief unter ihrem Fell rot an.

„Ich weiß, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm wäre.“
 

Die Dame war aufgesprungen, hatte ihr Kleid zu Recht gerückt und hielt ein Tablett mit zwei Gläsern und eine Karaffe in den Pfoten.

„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Limonade, heute erst zubereitet.“

„Nein, danke Ma´am. Sie könnten uns jedoch anderweitig helfen. Waren Sie auch schon vor dem Stromausfall zuhause?“

„Oh ja. Seit ich Rentnerin bin, ist es das größte Vergnügen solch wunderschöne Tage mit etwas leicht gesüßter Limonade auf der Terrasse zu verbringen.“

„Können Sie uns sagen, wo die Arbeiter sind, die die Baustelle auf der Straße aufgebaut haben?“
 

„Aber natürlich. Ich hatte gerade in der Küche…“

Dabei deutete sie in Richtung des Fensters hinter der Schaukel.

„…meine Limonade zubereitet, als ein Wagen auf der Straße hielt. Einige Arbeiter in diesen grellen Westen stiegen aus und stellten die Absperrungen auf. Dann stiegen sie hinein und der Wagen fuhr wieder los. Es war schon merkwürdig, aber vielleicht hatten sie was vergessen und mussten noch etwas Material holen oder so. Kurz darauf fiel der Strom aus.“

„Konnten sie erkennen wie viele Erdmännchen es waren?“

„Erdmännchen? Nein. Es waren Schafe. Fünf Stück. Drei gingen hinunter und zwei blieben oben um den Verkehr um die Baustelle zu leiten.“
 

Judy und Nick blickten sich an und sie wussten: Hier waren sie auf eine heiße Spur gestoßen.

„Wie ging es weiter, nachdem der Strom ausgefallen ist?“

„Nach… ich bin mir nicht sicher 15 bis 20 Minuten hielt ein Schulbus vor der Baustelle und einer der Arbeiter ging zum Einstieg. Der Fahrer öffnete die Tür und das Schaf stieg ein. Und nach einer Minute oder so kamen die, die runtergegangen sind wieder hoch und die restlichen Vier stiegen auch ein. Dann fuhr der Bus weiter. Ich dachte mir, dass sie wohl dringend zurück mussten, um den Ausfall zu beheben.“
 

Judy wurde bei dem Wort Schulbus blass und auch Nick lief ein kalter Schauer über den Rücken.

„Bitte denken sie genau nach: Konnten Sie erkennen, ob Kinder in dem Bus waren?!“

„Natürlich waren Kinder darin. Momentan ist doch im naturhistorischen Museum eine neue Ausstellung und momentan fahren fast täglich Busse mit Schülern hier vorbei. Man kann geradezu die Uhr danach stellen.“
 

Nach einer hastigen Verabschiedung stürmten sie die Straße entlang zurück zu ihrem Wagen, während Nick bereits das Funkgerät an der Schnauze hatte:

„Hopps und Wilde an ZPD: Der Stromausfall war möglicherweise eine Ablenkung für eine Entführung von Schulkindern.“

„ZPD an Hopps und Wilde: Wiederholen Sie. Sie sind auf Lautsprecher.“

„Der Stromausfall war möglicherweise eine Ablenkung für eine Entführung von Schulkindern! Laut einer Zeugin haben sich scheinbar Schafe als Kanalarbeiter verkleidet und einen Schulbus auf dem Weg zum naturhistorischen Museum gekapert.“
 

Noch bevor Judy einsteigen konnte hielt Nick sie auf, holte einen Stadtplan aus dem Wagen und breitete ihn auf dem Gehweg aus.

„So. Der Bus wurde hier entführt. Wohin kann er gefahren sein?“

Ein X markiert den Ausgangspunkt der Entführung.

„Laut der Zeugin ist er weiter in diese Richtung gefahren.“

„Der Stromausfall dauerte viel zu lange. Sie können überall sein.“

„Wenn wir annehmen, dass sie den Bus als Transportmittel wegen der Menge der Geiseln behalten haben, dann können sie eben nicht überall sein. Sieh her:“

Nick markierte einige große Verkehrsknotenpunkte.

„Hier gab es Unfälle, dort können sie also nicht vorbei gekommen sein, bevor die Polizei anwesend war. Hier haben wir zwar einige Schleichwege, aber mit einem Bus passt man so gut wie nirgends durch.“

Nick streichte weite Teile von Savannah-Central durch.

„Zu viel Aufsehen wollen sie natürlich nicht erregen, damit fallen die Gebiete weg, wo zu viele Leute sind.“

Weitere Teile der Karte fielen dem Stift zum Opfer.

„Damit bleiben im Grunde nur die Lagerhäuser bei den Hafenanlagen.“

„Dann auf zum Hafen.“
 

„Hopps und Wilde an ZPD: Wir gehen einem Verdacht nach, dass sich die Täter möglicherweise in den Lagerhäusern am Hafen versteckt halten.“
 

„ZPD an Hopps und Wilde: Chief Bogo versucht ihnen Verstärkung zukommen zu lassen, dies kann jedoch noch etwas dauern. Sie sollen aufklären und sich bedeckt halten.“
 

„Hopps und Wilde an ZPD: Verstanden. Melden uns, wenn wir näheres wissen.“
 

Nach wenigen Minuten trafen sie bei den Lagerhäusern ein und stellten den Wagen außerhalb des Geländes ab. Schließlich sollte niemand sehen, dass sie da wären, sollten sich die Entführer tatsächlich hier aufhalten.
 

In mehreren Reihen stand ein Gebäude neben dem anderen und sie sahen alle identisch aus: Weiße Wände, große rote Rolltore, die sich zu den Seiten rollen ließen und eine breite Doppeltür in der rechten Ecke. Und alle waren im Grunde nur einzelne, große Hallen mit den 2 Toren.

Einzig an den großen Nummern auf den Rolltoren wusste man, wo man war.

Insbesondere die vorderen Hallen waren offen und voller Betriebsamkeit, je weiter man jedoch in den hinteren Bereich kann, desto weniger Hallen waren tatsächlich in Nutzung.

Zu ihrem Glück wurden die Wege zwischen den Hallen hier hinten nicht so oft gereinigt, denn so war es relativ einfach den frischen Reifenspuren eines größeren Fahrzeuges zu folgen.
 

„Wir müssen wissen, ob es sich hierbei tatsächlich um den Unterschlupf der Entführer handelt.“

Judy blickte sich um und entdeckte Sprossen, die an den Lagerhäusern angebracht waren um auf das Dach zu gelangen.

Oben angelangt blickten sie hinein und sahen eine Gruppe von acht Schafen und den vermissten Bus. Was sie jedoch beunruhigte war das Kind, welches scheinbar gefesselt und mit einer Kapuze über dem Kopf in der Mitte von mehreren Scheinwerfern und Kameras kniete.
 

Nach einer knappen Meldung über ihren Standort kam die Antwort, dass eine S.W.A.T.-Einheit in ca. 12 Minuten bei ihnen eintreffen würde.

Judy hätte nie geahnt, wie lang 12 Minuten werden könnten…
 

Sie presste ihr Ohr an das Fenster und lauschte den Unterhaltungen in der Halle. Was sie hörte ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.

„Ist es wirklich nötig, dass wir so weit gehen? Ich meine… es sind immerhin Kinder.“

„Du weißt, dass es nötig ist. Wenn wir nichts unternehmen, dann werden solche Perversionen noch erlaubt und Wilde hat es selbst herausgefordert. Wir tun dies zum Schutze Zootopias.“
 

„Savannah-Central ist auch wieder mit Strom versorgt. Wir können beginnen.“

Die letzte Äußerung kann von einem Stapel Kisten, hinter denen sich offensichtlich noch mindestens ein weiteres Tier befand.
 

Sogar drei weitere Schafe traten hervor und das größte von ihnen trug ein langes Messer in seinen Hufen. Der Bock mit dem Messer trat an das Kind heran und riss ihr die Kapuze vom Kopf. Darunter kam ein vielleicht achtjähriges Panthermädchen zum Vorschein. Sie zitterte vor Angst, dies interessierte den Bock jedoch nicht als er in eine der Kameras blickte und ein ernstes Gesicht zeigte.

„Bürger Zootopias. Wie hat dieser Perversions-Unterstützer Bogo doch so treffend gesagt: Jeder hat das Recht gegen das was Falsch ist zu kämpfen. Und genau das tun wir.

Wilde und Hopps sind der Inbegriff von Falschheit. Ein Fuchs und ein Hase? Widerlich!

Bürgermeisterin Velvetpaw sollte die Interessen der Bürger Zootopias vertreten. Und was macht sie? Sie unterstützt diese Dinger auch noch!“
 

Judys Herz blieb fast stehen, als ihr klar wurde, was diese Schafe vor hatten…

Auch für Nick waren die Absichten offensichtlich. Sie waren nur zu zweit und das S.W.A.T.-Team war noch etwa acht Minuten entfernt…

Auch wenn er sich gerne reden hört, so zweifelte er daran, dass er sich genug Zeit lassen würde.

Ein Plan musste her. Und zwar schnell.
 

„Judy, ich werde sie ablenken. Du schleichst dich währenddessen zum Bus und fliehst mit den Geiseln. Wenn du den Bus startest, werden sie zu dir blicken. Dann schnappe ich mir das Kind und komme nach.“

Nick war bereits halb durch das Fenster geklettert, als Judy seinen Arm packte und ihn zu sich zog.

Sie wussten beide, dass es die blanke Angst war, die sie in den Augen des anderen sahen, aber keiner von beiden wagte es, seine Gedanken auszusprechen.

Stattdessen hielt sie ihm ihre Pfote mit ihrem Verlobungsring vor die Schnauze.

„Vergiss nicht: Du hast mir eine Hochzeit versprochen. Und die will ich haben.“

„Aber natürlich.“

Der Kuss war kurz, aber intensiv.

Damit trennten sie sich und es galt nun einzig und allein die Geiseln zu retten.
 

„… Somit ist klar: Dies geht allein auf Sie und ihre Perversitäten Velvetpaw!“

Das Mädchen neben ihm war starr vor Angst und brachte keinen Laut hervor. Selbst als er ihr in den Nacken griff, ihren Kopf zurück riss und das Messer an ihre Kehle setzte.

Sie schloss ihre Augen und ihre Tränen liefen über ihre Wangen.

Sie spürte einen Ruck und dann war das Messer fort.
 

„ZPD! Ihr seid umstellt! Ergebt euch!“

Sie öffnete wieder ihre Augen und sah zunächst nur den blauen Stoff einer Uniform und einen roten Schwanz.

Ihr Blick wanderte höher und sie erkannte das Gesicht ihres Retters als das von Officer Wilde, der in letzter Zeit ständig im Fernsehen zu sehen war.
 

Er stand vor der Gruppe Schafe, die deutlich größer war als vorher zu erkennen war und wirkte lässig. Seine rechte Pfote in der Hosentasche und der linke Arm hing locker herunter. Halb geschlossene Augen aber statt eines Lächelns waren die Maulwinkel nur leicht hochgezogen.

>Mist. Das sind mindestens 20 von denen… Hoffentlich klappt es.<
 

„Wilde!“

Alle dachten, dass nun unzählige Polizisten aus den Ecken stürmen würden, aber als nach einigen Sekunden nichts geschah, sprach der Bock mit dem Messer.
 

„Wenn das wahr wäre, dann würden wir bereits gefesselt sein. Du hast wohl nicht ganz so viel Unterstützung, wie du dachtest… Sind sie zur Besinnung gekommen?“
 

„Nah… Sie sind hier, ich musste nur ein wenig schneller einschreiten als geplant. Hey, du wolltest ein unschuldiges Kind ermorden. Da kann kein Tier mit auch nur einem Hauch Ehrgefühl und Anstand einfach zuschauen und dich gewähren lassen. Oder?“
 

Nick konnte nicht sagen woher, aber plötzlich hatten viele Baseballschläger und Eisenstangen in den Hufen…

>Nur noch ein wenig… Judy bitte beeil dich!<
 

Die Herde hatte gerade 2 Schritte in Richtung Nick gemacht, als ihre Aufmerksamkeit von einem Stottern hinter sich in Anspruch genommen wurde.

>Und los geht’s.<
 

Nick packte das Mädchen und lief zum Ausgang, wurde jedoch nach wenigen Schritten gestoppt, als das Mädchen in seinen Armen vor Schmerzen schrie und er mit einem Ruck auf seinem Hinterteil landete. Er verfluchte sich innerlich, dass er nicht daran dachte, dass sie die Kleine eventuell auch am Boden befestigt haben könnten, wie die Kette nur zu deutlich zeigte, die von ihrer rechten Hinterpfote zu einem Ring im Boden führte.
 

„Hältst du uns für so dumm, das Gör nicht anzuketten? Oder den Bus fahruntüchtig zu machen? Offensichtlich. Aber die Natur ist auf unserer Seite und hat uns euch Abnormitäten auf dem Silbertablett serviert. AUF SIE!“
 

Judy beendete ihre vergeblichen Versuche den Motor zu starten, als sie dies hörte und sprang aus dem Bus.

Da die Kriminellen es auf Nick und Judy abgesehen hatten, versuchten sie sich zu treffen, damit sie sich gegenseitig den Rücken freihalten könnten, allerdings mussten sie diese Hoffnung schnell aufgeben.
 

Judy hatte sich drei Schritte vom Bus entfernt, als sich ein Teil der Herde, die sich ihr näherte abspaltete und zum Bus lief. Offenkundig wollten sie auch den übrigen Geiseln etwas antun.

Sie hatte keine andere Wahl, als sich vor der Tür zu platzieren und niemanden passieren zu lassen.
 

Nick erlang dieselbe Erkenntnis, als er es gerade noch schaffte mit einem Hechtsprung den Bock mit dem Messer davon abzuhalten, sich auf das Mädchen zu stürzen.
 

Nun standen sie da: Umringt von einer Herde Schafe, die offenkundig bereit sind Kinder zu ermorden und bei Polizisten, insbesondere diesen Beiden, hatten sie wohl noch weniger Skrupel. Sie konnten sich nicht gegenseitig unterstützen, da sie sonst die Geiseln verlieren und bis Verstärkung eintreffen würde, dauerte es noch so unbeschreiblich lange Minuten.

Ihre einzige Hoffnung war es solange wie möglich die Stellung zu halten.
 

Die ersten stürmten auf sie zu und Nick war noch nie so froh gewesen ein Raubtier zu sein… Ein Raubtier mit scharfen Krallen…

Als Fuchs war er üblicher Weise eher für Tricks und Flucht, aber dank seiner Ausbildung konnte er sich voll und ganz auf den Kampf konzentrieren.

Durch ihre Wolle wurden seine Hiebe abgebremst, aber dennoch gelang es ihm seinen Gegnern mit seinen Krallen schmerzhafte Wunden an Armen, Beinen und Schnauzen zuzufügen und somit den Druck auf ihn geringfügig zu senken.
 

Judy hatte keine Krallen, aber ihre mächtigen Beine ließen ihre Gegner zu Boden gehen oder schickten diese mehrere Meter zurück.
 

Zunächst sah es nicht schlecht aus und glücklicherweise waren einige ängstlicher als andere, so dass nur einige angriffen.
 

Ein greller Schrei erklang und alle in der Halle schienen für einen Moment zu erstarren, bevor sie alle zu Judy blickten. Sie war nach vorne gebeugt und stützte sich mit den Armen auf dem Boden ab, bevor sie sich wieder aufrichtete und auf ihrem rechten Bein hüpfte. Ihr linkes Bein wies einen unnatürlichen Winkel im Bereich des Knies auf.
 

Nick machte einen Schritt in ihre Richtung, bevor er sich selbst stoppte und wieder zurückwich. Ihre Blicke trafen sich und sie verstanden sich ohne Worte, als Nick geradezu um Vergebung bettelte und Judy ihm versicherte, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
 

Dieser Moment war allerdings zu viel, da die Klinge auf das Mädchen niederging und Nick reflexartig nach dem Huf griff.

Er konnte die Klinge selbst gerade noch aufhalten, aber dafür traf ihn ein Baseballschläger am linken Ellenbogen. Mit einem Schmerzensschrei schlug er mit der rechten Pfote in die Schnauze des Bocks und dieser taumelte zurück.
 

Wie auf ein geheimes Signal hin traten die Schafe zurück und betrachteten ihre Gegner, die nun verletzt, aber immer noch aufrecht zwischen ihnen und ihren Geiseln standen.
 

„Wir gewinnen die Oberhand. Alle zusammen! LOS!“
 

Sowohl Judy als auch Nick wussten: Nun würden sie nicht mehr lange standhalten können.

Aber sie hatten keine Wahl… Sie oder die Geiseln…
 

Nick konnte sich gut halten, da die Schafe dank ihrer Verletzungen nicht so stark zuschlagen konnten, aber dennoch trafen ihn einige.
 

Dank ihrer geringen Größe war Judy schwieriger zu treffen, aber dafür waren die Treffer umso schmerzvoller, wenn sie sie mit den bloßen Unterarmen ablenken musste.

Jedoch kam ein fataler Schlag durch und schleuderte sie durch den Raum.

Sie fühlte sich, als würde ihr gesamter Körper nur noch aus Schmerz bestehen, als sie auf einen Tisch stürzte, der bei den Kämpfen umgeworfen wurde.

Sie blickte an sich hinab um sah voller Entsetzen auf das Tischbein, welches nun rot gefärbt war von dem Blut, wo es ihren Körper durchstoßen hatte.

Er hatte es nicht gesehen, aber ihm war bewusst, dass er dieses Geräusch niemals im Leben vergessen würde. Er blickte zur Quelle und sein Herz setzte aus, als er sie dort aufgespießt liegen sah.
 

Judy brach eines der anderen Tischbeine ab und schlug damit um sich, aber ein Eisenrohr traf sie am Kopf und dieser wurde nach rechts geschleudert.
 

Nick vermeinte das Knacken der Knochen zu hören und er ließ seinen Instinkten freien Lauf. Niemand vergeht sich ungestraft an seiner Gefährtin…
 

Die Krallen seiner rechten Pfote fuhren durch die Kehle des nächststehenden Schafs und ließen es in einer immer größer werdenden Blutlache in sich zusammensacken.

Das Knacken der Knochen, als er seine Reißzähne im Genick des nächsten Bocks versenkte, hatte etwas Befriedigendes.

Drei weitere Schafe vielen ihm zum Opfer, bevor er spürte wie ein gleißender Schmerz durch seinen Körper fuhr und als er zurückblickte, stand dort der Bock mit Panik in den Augen und dem Messer in seinen Hufen…

Dieses steckte bis zum Heft in seinem Rücken.

Sein Maul schloss sich um seine Kehle und riss sie förmlich heraus.
 

Ihn traf eine Stange von oben auf die Schnauze und in seinen Ohren war das Knacken seiner Knochen unnatürlich laut. Ein weiterer Schlag traf ihn am Kopf und die Welt um ihn herum wurde schwarz.



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