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Corruptio optimi pessima

Die Entartung des Besten führt zum Schlimmsten
von

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rasend

>>Ey, Tom…glaubst du es gibt keinen Ärger wenn deine Ische rausbekommt, dass du mit uns feiern gehst?« fragte Georg und rempelte seinen besten Kumpel, der neben ihm lief, an. Der blonde Sechzehnjährige sah ihn irritiert an.

»Meine Ische?«

»Tu nicht so verblüfft, warum sonst schaust du alle drei Sekunden auf dein Telefon und grinst die ganze Zeit so dämlich vor dich hin. Hä? «

Scheiße… vielleicht sollte er sich mal ein wenig unauffälliger verhalten.

Er durfte nicht vergessen das er seine beiden Begleiter seit dem Kindergarten kannte und die ihn auch…

»Du hast Kopfkino, Hagen. Wieso sollte ich ne Olle haben ohne dir davon zu erzählen?«

»Stimmt.« mischte sich nun Gustav ein. »Er hätte doch schon längst mit ihr geprahlt!«

Ha ha ha ha… selten so gelacht!

»Ich bleibe trotzdem dabei, irgendwas ist da!«

»Tom, stimmt das?«

»Ein Checker genießt und schweigt…<

»Ich bin mir fast sicher das der Spruch anders geht.«

»Fresse, Gustav!«

Aus der Ferne war die Party bereits zu hören. Und das war Toms Glück.

Er hasste es seine Kumpels anzulügen, aber ihm blieb nichts anderes übrig… er war noch nicht bereit den Beiden reinen Wein einzuschenken.

Sie waren auf eine Privatparty eines Bekannten eingeladen worden und gerade auf dem Weg zur Lärmquelle. Sie kamen keine Minute später bei dem Hof an, aus dem schon laute Bässe dröhnten. Ein ganzer Haufen Jugendlicher hatte sich dort versammelt. Sie machten Musik, tanzten und alberten herum. Schon von weitem sah er den Tisch auf dem sich Unmengen Alkoholflaschen lagerten.

Die Drei traten durch das Eisentor und wurden kurz darauf bemerkt.

»TOM! Du bist auch da…« rief ein Mädchen begeistert und kam ihnen entgegen gelaufen. Schon reichlich angetrunken fiel es dem Hopper überschwänglich um den Hals, ehe es die anderen Beiden begrüßte.

»Das war so klar, kaum ist die Rasterlocke wieder hier, werden wir einfach vergessen.« schmollte Georg beleidigt grinste aber.

»Ich geb dir gleich Rasterlocke, du Idiot…« knurrte Tom und stieß seinen Freund unsanft in die Seite.

Er hasste es, wenn ihn jemand wegen seiner Haare aufzog.

Sie gingen durch die Reihen und begrüßten den Rest, ehe sie sich mit einem Bier auf die Hollywoodschaukel fallen ließen. Und sie blieben auch nicht lange ohne Gesellschaft.

»Wollen wir tanzen, Tom?« kiekste ihn ein Mädchen von der Seite an.

So wie die aussah konnte sie noch nicht einmal gerade laufen, von tanzen ganz zu schweigen. Der Blonde unterdrückte ein genervtes aufseufzen.

»Ich tanze nicht… tut mir Leid.«

»Schade…«

»Wow, dass nenn ich ne klare Ansage.« kicherte die Blondine neben ihn anerkennend. Tina oder Tony oder so…

Der Hopper lächelte nur einnehmend.. »Ich liebe klare Ansagen!«

»Ach« schmunzelte sie daraufhin. »Was liebst du denn noch so?«

»Das musst du schon selber herausfinden. Oder denkst du, du bekommst alles auf dem Silbertablett serviert, ohne dafür zu arbeiten?«

»Oh...für so was arbeite ich gerne...«

»Sehr gut, du kannst damit anfangen mir zu zeigen, wo es was anständiges zu essen gibt.« antwortete der Dreadhead schlagfertig.

Eigentlich stand er gar nicht auf solche Kletten, aber er wollte ein wenig Ablenkung von den ganzen Grübeleien von den letzten Tagen. Überhaupt wollte er seine weiche Seite mal wieder abschalten und schauen ob auch noch der andere Tom in ihm schlummerte…

»Sehr wohl! Hier entlang!« war die Blonde sofort auf den Beinen und kicherte erneut. Sein Grinsen wurde breiter, als er ihre dargebotene Hand annahm. Sie machten sich auf den Weg zum Buffet und ließen Georg und Gustav mit ihrer Gesellschaft sitzen.

Während Tom dabei war sich eine kleine Auswahl auf einen Teller zu sammeln, himmelte ihn die Tussi von der Seite her an.

»Wollen wir uns nicht woanders hinsetzten und uns ein wenig alleine unterhalten?«

Der Hopper lachte leise.

»So, so ... unterhalten also?!«

»Jaha...«

Sorry, aber du bist echt nicht mein Typ Mädel, selbst wenn ich nicht denken würde ich sei total verknallt.

»Mal sehen.« erwiderte er und sah sich nach einer Möglichkeit um dieser Situation zu entkommen. Da blieb seine Aufmerksamkeit auf einer Rothaarigen.

Aber Holla…

»Tom?«

Er ließ sich nicht von der Tina oder Tony oder wie auch immer stören und blickte weiter über das Buffet. Wow… die war echt scharf…

»Hallo? Erde an Tom... ist da jemand?«

Nun sah sie auch wo sein Blick festhing. An dem rothaarigen Mädchen, welches gerade kritische Blicke auf die kleine Salatbar ihnen gegenüber warf. Die Blondine fuchtelte mit der Hand vor seiner Nase herum. »Stehst du auf die? Die ist doch voll die Zicke?«

Der Dreadhead sah sie amüsiert an, als er die Eifersucht hinter den Worten hörte.

»Kennst du sie?«

»Cam? Sicher...«

»Cam also? Ist das ihr richtiger Name.«

»Sie heißt Camilla und ist ne Austauschschülerin, wenn´s dich so brennend interessier…« patzte die Angesprochene und blitzte ihn an.

Oh oh…

Tom schmunzelte sie schief an.

»Danke für die Info.«

»Die passt gar nicht zu dir!«

Diese Worte verwandelte sein Schmunzeln zum breiten Grinsen.

»Ach ja? Wer passt denn zu mir?«

Augenblicklich wurde Tina rot und sah weg. Nun ja, jetzt sah sie ja beinah niedlich aus.

Tom fing an zu lachen.

Als sie von der anderen Seite plötzlich jemand ansprach.

»Entschuldigung…?«

Er sah auf und blickte genau in die smaragdgrünen Augen dieser Cam.

»Kannst du mir mal einen Teller geben?«

Dieser britische Akzent war ja mal heiß.

»Aber sicher.« meinte er leichthin und schenkte ihr sein schönstes Lächeln.

»Vielen Dank.« erwiderte sie und musterte ihn intensiv.

Okay, die war mehr als heiß…

»Sag mal, ist das dein Ernst ?« wollte nun die Blonde neben ihn hysterisch wissen.

Die war ja immer noch da…

»Was genau meinst du?«

»Du machst die hier an während ich hier neben dir stehe?«

Ähm ja…

Doch noch ehe er etwas sagen konnte, hatte ihm diese Cam schon alles abgenommen.

»Krieg dich mal wieder ein, Perle! Er hat mir nur einen Teller gegeben.«

»Misch dich nicht ein, du blöde Kuh.«

Der Blick der Rothaarigen verfinsterte sich zunehmend, während Tom schnell einen Sicherheitsabstand zu der Blondine einnahm.

Das sah nach Zickenkrieg aus.

»Was ist eigentlich dein Problem?« wollte die Britin gereizt wissen.

»DU! DU BIST MEIN PROBLEM…!« kreischte die Andere nun in den höchsten Tönen los. »GLAUB NICHT DU BIST ETWAS BESONDERES! FÜR DEN DA BIST DU AUCH NUR EINE VON VIELEN... DAS HAST DU DOCH GRADE GESEHEN, ODER? IN EIN PAAR TAGEN SITZT IHR HEUELND IM MÄDCHENKLO... KOMMT HIER HER UND DENKT IHR KÖNNT EUCH ALLES NEHMEN WAS IHR BRAUCHT NUR WEIL EUCH ANDERE FÜR COOL HALTEN ABER-«

Sie unterbrach ihr Gebrüll, den die Rothaarige hatte eine volle Hand grünen Wackelpudding gepackt und ihn ihrer Kontrahentin ins Gesicht geklatscht.

»DUUUU-«

Die Blondine stand da, voll mit grünen Glibber, der ihr von Gesicht und Dekolletee tropfte.

Tom sah entsetzt zwischen den beiden hin und her. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Einen Moment geschah nichts, dann strich sie sich den grünen Schleim von den Augen. Camilla sah sie mit einem selbstgefälligen Grinsen an.

»Ich muss gestehen, dieser grüne Schleim steht dir besser als vermutet,… passt super zu deiner Persönlichkeit. Solltest du öfter tragen...«

Der Hopper musste sich ein Lachen verkneifen. Inzwischen hatten sie bereits fast die komplette Aufmerksamkeit der Party auf sich gelenkt. Die Blondine stand einen Moment sprachlos da und tat nichts. Doch dann sprang sie ziemlich unelegant über den kleinen Tisch und stürzte sich auf die Rothaarige, die mit ihr zu Boden ging.

Sofort kamen ein paar Umstehende dazu um die Beiden wieder auseinander zu nehmen, während der Dreadhead noch völlig geflasht am Buffet stand und versuchte die Ereignisse zu realisieren. Den Teller noch immer in der Hand.

Da hörte er jemand klatschen.

»Wow! Tom was für eine Vorstellung. Wahnsinn was passiert wenn ich dich mal alleine lasse. Schlammcatchen an am Buffet. Mir war ja klar, dass du bei den Mädels auch recht beliebt bist... aber das sie sich um dich schlagen... echt klasse. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. «

Georg kicherte weiter vor sich hin. Neben ihm stand Gustav und sah eher besorgt aus.

»Alles okay bei dir Alter?«

Der Blonde grinste ihm zu.

»Mich brauchst du das nicht fragen…«

Damit ging er auf Camilla zu und hielt ihr seine freie Hand hin.

Sie lächelte ihn an und ließ sich hochziehen. Das Gezeter der anderen Tussi ignorierend zog er die Rothaarige mit sich mit. Zeit sich für die Geschehnisse zu entschuldigen.
 

Als Tom am nächsten Morgen mit einem Kater erwachte, war bereits der dritte Tag seines Aufenthalts in Hannover angebrochen.

Neben ihm lag Camilla, noch immer schlafend und nackt.

Er versuchte irgendetwas aus seinem Gehirn zu graben, aber es kamen nur bruchstückhafte Erinnerungen an die Nacht. Warum war er mit ihr hier auf der Matratze im Wohnzimmer gelandet?

Na ja… auch egal.

Erst mal sollte er versuchen diese miesen Kopfschmerzen loszuwerden. Er fühlte sich gerade wie auf hoher See.

Scheiße!

Auch nach seiner Morgentoilette, einer Kopfschmerztablette und einem Kaffee später, konnte er sich noch immer nicht erklären warum er die Rothaarige mitgenommen hatte.

Georg und Gustav hatten sich aus dem Staub gemacht um einzukaufen. Wie er die Beiden kannte, konnte das noch eine Weile dauern. Deswegen saß er nun alleine am Küchentisch und schlürfte seine zweite Tasse Kaffee, während er nachdachte.

Noch vor kurzem war er sich sicher gewesen in Bill verknallt zu sein oder zumindest Gefühle für ihn zu haben… anders konnte er sich sein Weicheigetue dem Schwarzhaarigen gegenüber nicht erklären. Aber wieso war er dann mit Cam ins Bett gestiegen?

War er bi?

Musste er wohl… irgendwie…

Das war doch alles absoluter Mist!

Wieso zerbrach er sich eigentlich so den Kopf darüber…. Er konnte einfach –

»Morgen…« drang plötzlich die Stimme seiner Begleitung zu ihm herüber.

»Morgen.« grüßte er zurück. »Willst du duschen?«

»Hm… ja das wäre jetzt ein Hit.«

Tom nickte und zeigte der Rothaarigen wo sie alles fand. Dann verschwand er zurück in die Küche, verdrängte die Gedanken an Bill jedoch gekonnt, während er wartete.

Eine Viertelstunde später kam Camilla nur in einem Handtuch bekleidet zurück und setzte sich aufreizend auf seinen Schoß. Ohne zu fragen trank sie aus seiner Kaffeetasse und grinste ihn dann an.

Okay, diese Frau war Bombe…kein Wunder das er sie nicht hatte gehen lassen wollen.

»Was machen wir noch?« fragte sie leise und beugte sich zu ihm herunter.

»Schlag du was vor.« sagte er nur und kaum hatte er die Worte ausgesprochen legten sich ihre Lippen auf die seinen und begannen ein wildes Liebesspiel.

Und auch wenn es ihm gefiel… es konnte nicht einmal im Ansatz mit den Gefühlen mithalten, die Bills schüchterner Kuss bei ihm ausgelöst hatten.

Damit war es wohl eindeutig bewiesen oder?

Er spürte wie Cam an seinem Unterlippenpiercing knabberte und seine Hände von ihren Hüften klaubte, um sie auf ihre Brüste zu legen. Er fühlte ihr Herz darunter kräftig schlagen. Sie fuhr ihm durch die Dreads und er unterdrückte den Drang ihre Hände beiseite zu schlagen, sondern konzentrierte sich weiter auf ihr Zungenduell.

Er hasste es, wenn ihn jemand in seine Haare fasste…- noch mehr als wenn sich Georg darüber lustig machte. Wobei der Braunhaarige der einzige war, der sich das wagte…

Trotzdem das kribbelnde Gefühl wollte sich einfach nicht einstellen, auch wenn ihn das alles hier ziemlich erregte, es fühlte sich nicht einmal im Ansatz so elektrisierend an.

Die feingliedrigen Hände waren an Toms Brust hinunter zu dem Rand seiner Boxershorts gerutscht. Und gerade als sie an diesem zupften, klingelte sein Handy laut.

Sowohl Cam als auch er zuckten etwas zusammen.

»Sorry…« sagte er nur und schob sie sanft von seinem Schoß hinunter, damit er zu dem Gerät gehen konnte. Wie auch immer es auf die Küchenanrichte gekommen war… es lag dort. Er hatte eindeutig ein Blackout…

»Ja?« meldet er sich und ging in den Flur.

»Tom…«

Er brauchte ein paar Augenblicke um zu begreifen wer ihn da anrief.

»Jenny?«

»TomTom… du musst herkommen… bitte, ich weiß nicht mehr was ich machen soll… kannst du zurück kommen?«

Er brauchte weitere Sekunden um zu begreifen, warum das sonst so taffe Mädchen so anders klang. Jenny weinte… und sie hatte ihn TomTom genannt… beides Tatsachen, die seinen Magen kurz rebellieren ließen.

»Was ist passiert, Jenny?«

»Bill...«

»Was ist mit ihm?«

»Er ist… er ist im Krankenhaus.«

»WAS?«

»Ich…- es tut mir Leid…«

»Was ist passiert?!«

»Ich weiß es auch nicht… bitte, kannst du einfach herkommen?«

»In welchem Krankenhaus…?«

»Klinik St. Marienstift.«

»Okay. Gib mir zwei Stunden. Du rufst mich an, wenn noch irgendwas ist, ja?«

»Okay… danke…«

Der Hopper legte auf und zwang sich einmal ruhig durchzuatmen. Aber das brachte nichts… seine Gedanken rasten im Kreis. Er musste sofort los.

Ohne weiter darüber nachzudenken setzte er die Rothaarige vor die Tür, erzählte ihr irgendetwas von einer kranken Mutter und packte, als sie weg war, geistesabwesend seine Tasche. Notgedrungen wartete er auf seine Freunde, die circa zehn Minuten nach dem Anruf wieder auftauchten. Kurz berichtete er die Geschehnisse und ließ sich dann von den Beiden zum Bahnhof bringen, wo er den nächsten Zug nahm.

Die Verabschiedung viel sehr kurz aus.

Tom hatte keinen Nerv für irgendetwas anderes. Er wollte nur noch zu Jenny und vor allem zu Bill… sehen und hören was überhaupt los war.
 

Eine Stunde und fünfzig Minuten später stürmte er ins Krankenhaus hinein.

Er musste nicht einmal jemanden fragen, denn Jenny kam ihm sofort entgegengerannt und warf sich weinend in seine Arme.

Diese neue Seite an seiner Freundin überforderte ihn etwas. So kannte er sie sonst gar nicht. Doch auch wenn er überrumpelt war, er nahm die aufgelöste Schwarzhaarige trotzdem sanft in die Arme.

»Hey…«

»Tom…« schniefte sie nur. »Es tut mir Leid… ich hab nicht richtig aufgepasst und… und… er ist…«

»Jetzt beruhig dich erst Mal und erzähl was passiert ist.«

Erst jetzt bemerkte er, dass auch die Schwestern von ihr und Beate da waren. Er lächelte schwach und drehte sich etwas zu den anderen um.

Ihm war klar, dass Jenny ihm jetzt im Moment nichts Vernünftiges erzählen konnte und sein Herz flatterte schmerzhaft und aufgeregt.

»Klärt mich mal einer auf?« fragte er also ungeduldig in die Runde, während er Jenny mit sanfter Gewalt auf einen der Wartestühle platzierte. Da blieb sie sitzen und sank in sich zusammen, etwas was den Hopper irgendwie wehtat.

Was war denn nur hier los?

»Bill ist vorgestern Abend noch mal rausgegangen…« erzählte Beate. »Er meinte, er müsse noch über etwas nachdenken und das ich mir keine Sorgen machen soll. Und dann ist er nicht wieder zurückgekommen…«

Diese Worte bildeten in dem Hals des Blonden einen festen Knoten.

Er konnte sich irgendwie nur zu gut vorstellen, über was Bill hatte nachdenken wollen.

»Und dann?«

Wollte er das eigentlich wissen?

»Ich…- ich bin früh Br – ötchen holen gegangen und… ich hab ihn gefunden…« mischte sich Jenny zitternd ein. »Er lag einfach auf den Gras und hat in den Himmel gestarrt… er war völlig unter – kühlt...«

Ihre Stimme schwankte zum Ende hin gefährlich.

»Jenny hat uns du völlig aufgelöst angerufen.« erzählte nun Jill, die älteste der Drillinge weiter. »Wir haben Beate informiert und ihn sofort in die Notaufnahme gebracht. Er hatte ziemlich viele Hämatome und sichtbare Verletzungen. Aber er will einfach nicht darüber reden was passiert ist…«

»Warum habt ihr nicht früher angerufen?« fragte Tom fassungslos.

»Wir haben einfach gehofft das Beate oder Jenny zu ihm durchdringen. Aber er hat total dicht gemacht. Nicht einmal die Therapeuten hier dringen zu ihm durch.«

Es dauerte einige Augenblicke, ehe die Informationen vollständig zu ihm durch drang.

Während er mit seinen Freunden gefeiert hatte, auf der Party war und mit dieser Cam rumgemacht hatte, war Bill etwas zugestoßen und jetzt lag er hier.

Der Hopper schluckte.

Verdammte Scheiße!

»Warum seit ihr nicht bei ihm.«

»Er will niemanden sehen. Wir haben hier auf dich gewartet, damit wir dich nicht verpassen. Und wir hoffen du kannst besser an ihn ran. Er hat dir schon immer irgendwie anders vertraut…« sagte Beate und sah ihn beinah flehend an. »Soll ich dich hochbringen?«

»Ja…« sagte der Blonde nur und hörte selber wie verändert seine Stimme klang.

Doch er konnte nichts dagegen tun. Er ließ sich von der Älteren die kahlen, weißen Gänge entlang führen… roch das Desinfektionsmittel, den Tod und das Leben.

Und fragte sich ob er den Schwarzhaarigen jetzt wirklich sehen wollte und konnte… doch im gleichen Moment wusste er, dass er es musste.

Der Dreadhead bereute jede Minuten in der er nicht bei ihm gewesen war und das trieb ihn immer weiter auf das Krankenzimmer des stummen Jungen zu.

Beate blieb vor einer roten Tür stehen.

»Er will mich nicht sehen… aber wir warten auf dich. Viel Glück…« sagte sie brüchig und umarmte ihn sanft.

Ein paar Sekunden zögerte er noch, dann drückte er die Klinke hinunter.

Er betrat das kleine Zimmer, welches genauso trist und weiß war, wie die Flure vor der roten Tür. Der Raum war nur spärlich eingerichtet.

Ein Stuhl, ein Tisch, auf dem die Bibel lag, ein Kleiderschrank und das Krankenbett, was dem großen Fenster gegenüber stand. Es erinnerte komischerweise sehr an diese 0 – 8 – 15 Hotelzimmer. Neben der Eingangstür war noch eine Tür, die wahrscheinlich zum Bad führte.

»Billy?«

Der Angesprochene lag steif auf dem Bett und drehte ihm sein Gesicht zu.

Er musste sich wirklich zusammenreißen, um nicht eine Schritt zurück zu weichen. Die sonst so emotionsgeladenen, haselnussbraunen Augen waren leer und schienen durch ihn hindurch zu blicken. Seine ganze linke Gesichtshälfte strahlte in vielen Violett- und Blautönen. Diese Seite war geschwollen und zeigte einige merkwürdig anzusehende Biegungen am Jochbein. Seine Lippen waren aufgeplatzt und an seinem Hals waren merkwürdige rötlich, braune Spuren die aussahen wie Würgemale.

»Oh Billy… was ist denn nur passiert?« hauchte er entsetzt und ging vorsichtig auf das Krankenbett zu. In ihm kämpften die Gefühle miteinander.

Wer auch immer diesen tapferen Jungen das angetan hatte, würde es bereuen und wenn es das letzte war, was er tat.

Endlich reagierte Bill auf ihn, schien ihn zu erkennen.

Tränen traten in seine Augen und er streckte geschwächt seine Arme nach dem Hopper aus.

Dieser trat nun die letzten Meter ans Bett und beugte sich leicht über den Schwarzhaarigen ohne ihn zu berühren. Die dünnen Finger krallten sich in seine Hoddie und hielten ihn fest. So als wollte er ihn nie wieder gehen lassen.

»Hey… wie geht es dir denn…?«

War das nicht offensichtlich?, schalt er sich im nächsten Moment und verzog das Gesicht.

Als Antwort folgte eine Wellenbewegung mit der Hand des Verletzten.

»Glaub ich dir…«

Tom richtete sich wieder ein Stück auf um den Stuhl näher zu holen, doch sofort verkrampfte sich der Körper unter ihm und Bill hielt ihn noch fester. Fast erstaunlich wie viel Kraft er noch in diesem Moment hatte.

»Scht. Ich wollte mir nur den Stuhl holen… bleib ruhig.« meinte er und löste die klammernden Finger aus dem Stoff seiner übergroßen Jacke. Er ging zu dem Stuhl und trug ihn vor das Bett, wo er sich setzte. Dann nahm er die bebende Hand in seine und sah den Stummen wieder an. Dieser ließ seine Augen immer wieder über das Gesicht des Hoppers wandern, so als könne er gar nicht glauben, dass er hier war.

Sanft strich er mit dem Daumen über Bills Handrücken und registrierte erstaunt, wie dieser unter den liebevollen Berührungen die Augen schloss.

Er löste die andere Hand und fuhr durch das schwarze, weiche Haar.

»Willst du mir erzählen was passiert ist?«

Der Angesprochene öffnete die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Ängstlich und unsicher sah er den Blonden an.

Was erwartete er denn, dass Tom jetzt aufstand und ging?

Es tat ihm fast körperlich weh den Anderen so zu sehen… so ungemein verletzlich und unsicher. Was war nur passiert?

»Ist okay, Billy… du musst nichts, was du nicht willst.« versprach er rau. »Aber lass Beate und Jenny dich mal besuchen, hm? Sie machen sich riesige Sorgen um dich.«

Der Schwarzhaarige senkte den Blick und nickte dann leicht.

»Okay. Da werden sie sich freuen. Ich hol sie rein, ja?«

Bill sah ihn wieder mit diesem schüchternen Blick an und klammerte sich kurz noch einmal an die Finger des Blonden fest.

»Ich bin gleich wieder da, Bill.«

Und dann trat er vor die Tür und holte Beate, die ich glücklich anlächelte herein, ehe er zu den Drillingen gingen. Und als er wieder in das kahle Zimmer trat, sah ihn die blonde Frau an wie einen Heiligen… etwas was er nie war und nie sein würde.
 

Seine Eltern begrüßten ihn verblüfft zuhause.

Doch sie fragten nicht. Sie kochten ihm Mittag und ließen ihn danach bis abends schlafen.

Noch immer beschäftigte ihn nur ein Gedanke, der ihn sogar bis in seine Träume verfolgte.

Wer hatte das dem Schwarzhaarigen nur angetan?

Wie konnte das in der kurzen Zeit passiert sein, wo er nicht da gewesen war?

Er wurde durch ein Klingeln seines Handys aus dem Schlummer gerissen.

Georg.

Er wollte wissen wie es ihm ging und was nun genau passiert war.

Tom erzählte kurz die Einzelheiten ohne genaue Details zu nennen. Darin war er in den Monaten hier wirklich gut geworden.

Als seine beiden Freunde endlich wieder beruhigt waren, legte er auf und ging unter die Dusche. Noch immer kreisten die Gedanken in seinem Kopf.

Beate und er waren noch etwas länger bei dem Schwarzhaarigen geblieben und hatten sich leise unterhalten, während er geschlafen hatte.

Sie hatte dem Hopper erzählt, dass Bill nach mehrmaligen nachfragen komplett ausgeflippt sei und keinen mehr sehen wollte. Er hatte sich einfach bedrängt gefühlt…

Er selber hätte niemals geglaubt, dass der Stumme je ausflippen konnte.

Er erschien irgendwie so sanft und ausgeglichen…

Tja, wie sehr man sich wohl täuschen konnte.

Das Schwierigste war der Abschied gewesen. Bill hatte ihn partout nicht gehen lassen wollen, ihn immer wieder festgehalten und Tom hatte es auch nicht übers Herz gebracht sich einfach zu lösen und dann zu verschwinden. Der Andere hatte so schutzbedürftig gewirkt wie ein kleines Lämmchen und immer wieder kehrte die Wut auf die Peiniger in ihm zurück.

Wer hatte ihm das nur angetan?

Sein Selbstwert, der sowieso von Anfang ihres Kennenlernens an so erschreckend klein gewesen war, schien jetzt überhaupt nicht mehr verhanden zu sein.

Schließlich waren es die Schwestern, die ihn aus dem Krankenzimmer geschoben hatten unter weinen und wimmern des Patienten.

Der Blonde versuchte den Gedanken zu verdrängen und sich damit zu beruhigen, dass er ihn ja morgen wiedersehen konnte.

Er band sich die Dreads nach oben und ging, nur mit einer Boxershorts begleitet in die Küche um sich noch etwas zu trinken zu holen.

Noch immer arbeiteten seine Gedanken die Informationen des Tages durch.

Er war sich sicher, dass er etwas wusste, was mit der Sache zu tun hatte.

Nur was?

Warum hatte er das Gefühl das er irgendein wichtiges Detail übersah?

Unruhig betrat er sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Als er sich umdrehte, stach ihm die violette Mappe mit seiner Geografieausarbeitung auf den Schreibtisch ins Auge…

Das reichte.

Der Schlag der Erkenntnis, ließ ihn die Flasche aus der Hand gleiten, die mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden aufkam.

Er sah Bill vor seinem geistigen Augen die Straße rauflaufen, hinter ihm drei kräftige Kerle. Er sah Bill im Gang der Schule stehen und die gleichen Kerle die ihn verbal attackierten und immer wieder herumschubsten.

Und plötzlich war er sich absolut sicher, wer das dem stummen Jungen angetan hatte.

Es gab wirklich nur drei in dieser ganzen, verfluchten Umgebung die so gewalttätig waren. Keiner ging rabiater mit Bill um, als diese Drei.

Und er würde irgendwie rausfinden warum.

Die Plasteflasche zu seinen Füßen ignorierend, wirbelte der Hopper herum und begann in seinen Schrank zu wühlen.

Er würde sein Versprechen gegenüber sich selber halten…
 

Am nächsten Tag war er früh wach.

Auch wenn er so über Nacht nur wenig geschlafen hatte, eigentlich war er gar nicht in der Lage richtig zu schlafen.

Sein Kopf war zu voll.

Vollgestopft bis an den Rand…

Von Ideen in die Mangel genommen…

Doch er musste sich zur Ruhe antreiben. Er durfte nichts überstürzen.

Umso aufgeregter er war, umso mehr Fehler konnten ihm passieren.

Das erste, was der Dreadhead nach dem Frühstück machte, war, sich an den Rechner setzten um zu recherchieren. Dann holte er Beate ab und gemeinsam fuhren sie Bill besuchen. Auch wenn er wusste, dass er heute nicht lange bleiben würde.

Kurz überlegte er den Stummen auf seine Vermutung… eher gesagt auf sein neu erlangtes Wissen, denn er war sich sicher, anzusprechen.

Aber er entschied sich dagegen.

Was die Anderen nicht wussten, konnte sie nachher nicht belasten.

So verbrachte er den Vormittag bei Bill, der ihn schon erwartet hatte. Sofort, als Tom am Bett angekommen war, hatte er ihn zu sich gezogen und ihn nicht wieder losgelassen.

Eine Tatsache die Tom Grinsen ließ.

Trotzdem war er zu aufgeregt um lange still zu sitzen und diese Unruhe merkte natürlich auch der Schwarzhaarige zu deutlich.

»Sorry, aber ich hab heute noch was vor, deswegen kann ich nicht lange bleiben.« erklärte Tom auf den fragenden Blick des anderes ernst.

Der Verletzte sah ihn nur unergründlich an und hielt weiter seine Hand.

Es schien fast so als würde er ihn nicht gehen lassen wollen, aber als sich der Hopper dann verabschiedete, zeigte er nicht das gleiche Verhalten wie den Tag zuvor.

Er ließ es einfach zu.

Kurz zögerte der Blonde noch einmal, ehe er Bill einen Kuss auf die Stirn gab und sich zur Tür drehte. Es war nur ein kleines Bekenntnis seiner Gefühle, dass wusste er.

Aber mehr konnte er ihm im Moment nicht geben. Wenn etwas schief ging, würde es wahrscheinlich mehr kaputt machen, als reparieren…

Deswegen würde er warten.
 

Er ließ sich von Beate zurückfahren und verabschiedete sich mit einer Umarmung von ihr. Dann ging er in den Park. Ohne Sam…

Etwas was sonst nur selten geschah, doch heute war sowieso alles anders.

Er suchte nach dem Sportplatz, den er in vorbeigehen oft kurz gesehen hatte, auf den er aber noch nie selbst gewesen war. Dort erwartete er einen Informationsgeber…

Sonst würde sich sein weiteres Vorhaben schwieriger gestalten.

Doch als er am besagten Platz ankam, bemerkte er schon, dass dort mehrere Schüler, die er vom Sehen er kannte, ein Fußballspiel austragen.

So würde es einfach werden…

Er stellte sich an den Rand und wartete, sah den Anderen eine Weile zu und ergriff seine Chance sich einzubringen als der Ball ins Aus geschossen wurde.

Er stoppte den Ball gekonnt mit den angewinkelten Bein und balancierte ihn kurz auf seiner Fußspitze, ehe er ihn zurückschoss.

Und sofort, wie geplant, wurde er in die Gruppe integriert und aufgefordert mitzuspielen. Was nicht zuletzt wohl daran lag, dass sein gutes Image seit dem Sportfest sich immer mehr verfestigt hatte. Sonst hätten sie ihn wohl nicht so herzlich aufgenommen.

Doch er würde sich nicht beschweren… umso einfacher war sein Vorhaben, das er auch direkt in der ersten Pause in die Tat umsetzte.

Auch wenn es mit Baggy nicht wirklich einfach war zu spielen, schlug er sich eigentlich ganz gut. Und quatschte in der Pause ausgelassen mit einem braunhaarigen Jungen, der ihm am sympathischsten war, ehe er auf das eigentliche Thema zu sprechen kam, als sie auf die Schule zu sprechen kamen.

»Sag mal, die drei Kerle die diesen Bill immer fertig machen, wer issen das eigentlich?«

»Wie kommsten du jetzt da drauf?«

Tom zuckte die Schultern und trank noch ein Schluck Wasser.

Jetzt musste er sehr achtsam sein, sonst würde es zu auffällig werden.

»Weiß nicht… einfach so. Er tut mir eben Leid.«

»Er tut dir Leid…?! Pah!«

»Ja, wieso denn nicht? Er wehrt sich ja nicht mal richtig…«

»Das denkst du jetzt, du bist ja auch noch nicht lange genug hier… aber du hättest ihn mal erleben sollen wie er vorher mit seinem Cousin umgegangen ist, ehe der sich gewehrt hat und das muss er jetzt eben ausbaden.«

Tom runzelte irritiert die Stirn.

»Aha…?«

»Du weißt es nicht oder? Matthias ist sein Cousin, also der Sohn von der Frau die wegen diesem kleinen Bastard ums Leben gekommen ist und ihn adoptiert hatte.«

Irgendetwas zuckte in ihm und der ballte unbemerkt seine Hand in der Tasche zur Faust.

»Also der Anführer von der Truppe die ihn immer fertig macht?«

»Genau. Aber wie gesagt… er rächt sich nur. Dieser dumme, behinderte Junge hat es einfach übertrieben.« kam der andere anscheinend in Redelaune. »Zum Beispiel bei der Beerdigung von seiner Adoptivmutter hat er Matthias ohne Grund einfach sein Getränk ins Gesicht gekippt und auch in der Schule hat er einfach ohne irgendwas Ersichtliches auf ihn eingeschlagen oder so… und dann hat der sich eben gewehrt und damit kommt dieser Bill jetzt nicht klar! Aber es ist ja nicht so, als das er das nicht provoziert hätte!«

Wieder zuckte die Faust des Hoppers in seiner Tasche.

Dass das alles ohne einen Grund passiert war, konnte er sich nicht vorstellen… beim besten Willen nicht. Vor allem wenn er daran zurück dachte wie aufgelöst Bill in seinen Armen geweint hatte. Nein…

»Hm… das sagt er?«

»Ja und wir haben es ja auch alles gesehen!«

Unauffällig atmete der Blonde einmal tief durch. Es kostete ihn seine gesamte Selbstbeherrschung um nicht loszuschreien.

Doch das wäre kontraproduktiv.

»Und der Matthias ist an sich nicht so oder was?«

»Nee, der is total korrekt und so. Beiden Kumpels und er sind im Ruderclub und bei den Schwimmern…« plapperte der Braunhaarige weiter, dessen Name Tom längst wieder vergessen hatte.

Bingo.

»Ach so? Also verbringen sie viel Zeit in der Schwimmhalle da?«

Sein Gegenüber lachte.

»Schwimmhalle kannst du das ja echt nicht nennen! Bad würde es wohl eher treffen. Aber ja, da sind die öfter… fast immer wenn wir keine Schule haben.«

Tom grinste.

»Ah… okay. Danke für die Aufklärung…«

»Kein Ding! Spielst du noch ne Runde mit?«

»Klar, aber nicht mehr solange. Ich hab noch was vor…«
 

Eine halbe Stunde später, es war kurz vor drei, stand Tom vor der winzigen Schwimmhalle, die gerade Mal zwei Bahnen, zwei Umkleiden und einen kleinen Vorraum hatte.

Sein Gesicht zierte noch immer dieses schiefe Grinsen.

Ohne zu überlegen ging er hinein und ging direkt in den Schwimmbereich ohne sich die Schuhe auszuziehen. Schon durch die gläsernen Türen sah er die drei Kerle, die auf einer der Bänke saßen und über irgendwas lachten.

Tom trat ein.

»Jo…«

Alle sechs Augenpaare ruhten auf einmal auf ihn.

»Ey, ist das nicht das Liebchen von der sprachlosen Zicke?«

»Was willst du hier!?«

»Zieh deine Schuhe aus, man! Das issen Schwimmbad.«

Was für ein wunderbarer Einstand.

»Wart ihr es, die Bill vermöbelt haben?« wollte er wissen und alles Belustigte war aus seiner Stimme verschwunden.

Die kalte Wut, die er schon gestern am Krankenbett verspürt hatte, kehrte wieder zurück und wurde bei dem hochmütigen Lächeln was daraufhin in Matthias Gesicht erschien nur noch geschürt.

»Ja, klar… wer denn sonst? Denkst du einer der anderen Schwächlinge würde so etwas tun?« lachte der Angesprochene humorlos. »Wohl kaum!«

»Warum?«

»Hör mal zu du Hippi, dieser Kerl hat meine gesamte Familie zerstört, weil er zu blöd ist zum Schwimmen! Er hat es nicht einmal verdient zu atmen… und wenn ich das kann, dann zeig ich ihm das, klar?«

Tom schwieg.

»Was willst du jetzt machen?« höhnte einer seiner Freunde. »Uns auch vermöbeln?«

»Vielleicht.«

Dieses Wort löste schallendes Gelächter bei den Dreien aus.

»Wie süß!«

»Jetzt sperr noch mal die Lauscher auf… wir haben ihn im Park geschnappt und geschlagen und als er am Boden lag, haben wir noch einmal nachgetreten bis er blutet und ich hatte meinen Schuh in seinem Gesicht.« höhnte der große Junge und der Hopper glaubte eine Spur von Wahnsinn in seinen Augen zu erkennen.

Dieser Kerl war doch krank…

Er berührte die Stahlrute in seiner Hoodietasche und drehte sich um.

»Ey, schaut doch mal… jetzt kneift er!«

»Ja, hat bestimmt die Hosen voll und rennt zu seiner Mutti.«

Sicher, dachte der Blonde und grinste kalt. Er ging zur Tür und nahm den Schlüssel vom Haken, den er bereits zuvor dort neben der Eingangstür entdeckt hatte. Anscheinend hatten sie hier so was wie Freifahrtsschein und konnten sich hier aufhalten wann immer sie wollten.

Er schloss die Glastür mit diesem Schlüssel zu und ließ das silberne Metall in seiner Hosentasche verschwinden. Dann drehte er sich wieder zu den drei Kerlen um, während er seine zweite Hand aus der Jackentasche holte in der er die Waffe hielt.

»Jetzt können wir reden.«

Es war totenstill in diesem kleinen Raum. Nur die Pumpe der Wasserbahnen war zu hören.

Matthias, der bei seinen Ausführungen immer weiter auf ihn zugekommen war, machte nun einen Schritt zurück und das reichte…

In diesem Moment sah Tom rot und die geballte Wut, die er seit gestern Abend gesammelt hatte, entlud sich. Er nahm Anlauf und sprang den überraschten Jungen, der gut einen halben Kopf größer war als er selber, mit den Knien gegen die Schultern; brachte ihn so zum Fallen.

Der Untere stieß en entsetztes Keuchen aus, als das Gewicht des Dreadheads ihn jegliche Luft aus den Lungen presste.

Und dann schnappte mit einem sirrenden Geräusch, das in der Stille klang wie ein Peitschenhieb, sich die Stahlrute durch eine flüssige Handbewegung zu ihrer vollen Größe aus.
 

Es dauerte eine Woche bis Tom wieder aufrecht laufen und sitzen konnte, genauso lange wie es dauerte, bis Bill wieder entlassen wurde.

Das jedoch war egal-… er bereute keinen Schlag, auch wenn er selber viel hatte einstecken müssen. Es war aus Gerechtigkeit geschehen.

Aus Gleichheit.

So wie Bill seine Tränen geweint hatte, so hatte er nun die Kämpfe des anderen geschlagen.

Doch der Vorfall blieb unklar.

Jeder wusste zwar, dass die drei aus dem Ruderclub in der Schwimmhalle vermöbelt wurden, keiner jedoch wusste von wem oder warum.

Auch Matthias sagte, als er endlich wieder normal sprechen und essen konnte, nichts zu den ganzen Vermutungen und Gerüchten. Auch seine Freunde schwiegen.

Das was den Hopper jedoch am meisten wunderte, war das Ausbleiben einer Anzeige.

Etwas das zumindest von der geistigen Windstille aller Beteiligten zeugte, vor allem von der des Jungen, den er im Park ausgefragt hatte. Wie dieser die Verbindung zwischen seinen Fragen und dem Geschehen nicht begreifen konnte, war dem Blonden echt ein Rätsel.

Aber er würde sich nicht beschweren.

Alle die ihn jedoch kannten, schienen etwas zu ahnen… vor allem der Schwarzhaarige sah ihn manchmal so seltsam wissend an. Doch er sagte nichts…

Zu niemanden.

Die Stahlrute verschwand wieder in der hintersten Ecke seines Kleiderschrankes, als Zeuge einer sehr düsteren Periode seiner Vergangenheit. Und wenn es nach ihm ginge, würde sie auch für immer auf diesen Platz bleiben.

Bill war nach seiner Entlassung um mindestens ein Dutzend Kilometer zurückgeworfen worden. Etwas das dem Hopper mehr schmerzte als seine körperlichen Wunden.

Immer wieder saß der Schwarzhaarige nur apathisch da und starrte ins Leere… manchmal sogar innerhalb einer laufenden Kommunikation. Es war erschreckend und ängstigend.

Zum wiederholten Male wünschte sich Tom, dass Bill einfach mit ihm reden würde und artikulieren könnte, was ihm fehlte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  G-Saite
2018-06-28T11:20:26+00:00 28.06.2018 13:20
Ob das mit der Rothaarigen noch rauskommt...?
Von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
2013-10-06T11:43:04+00:00 06.10.2013 13:43
Sorry dass ich erst jetzt ein Kommi schreibe :C bin nicht dazugekommen, die letzte Woche über T____T
Auf jeden Fall war das Kapitel wieder sehr schön geschrieben, es war so ungalaublich süß, dass Tom sofort alles stehen und liegen ließ um zu Bill zu fahren *3*
Gut, dass er die Typen die Bill das angetan haben mal in ihre Schranken gewiesen hat! :D Nicht, dass ich es gut finde, wenn sich Leute prügeln aber die haben das eht mehr als verdient! ° ^ °

Freu mich schon wieder aufs nächste Kapitel und bin echt gespannt wie's weiter geht *~*
Die beiden sind mir echt total ans Herz gewachsen, bitte lass ihnen nichts schlimmes mehr passieren xD

Schönen Sonntag noch
Lg, Anna x3
Antwort von:  Noveen
06.10.2013 16:28
Hallo.

Kein Problem, ist manchmal eben so und ich freu mich natürlich umso mehr, wenn es
mit dem Kommi doch noch klappt.^^

Ein Gutes hat es... jetzt brauchst du nicht solange aufs Neue Kapi warten. xD

Dir auch noch nen tollen Sonntagabend!


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