Zum Inhalt der Seite

Corruptio optimi pessima

Die Entartung des Besten führt zum Schlimmsten
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

entscheidend

Die letzten Tage der Ferien waren so schnell um, dass es ihm erschien wie ein Traum.

Die Situation hatte sich immer mehr zugespitzt. Nach einem erneuten Anfall von Bill, konnte Beate nur mit Not die Einweisung verhindern, die seine Therapeutin stellen wollte.

Sie war sich einfach sicher, das noch ein Klinikaufenthalt den Schwarzhaarigen eher schaden als nutzen würde und sie kämpfte solange bis die andere Frau schließlich nachgab und dem stummen Jungen für die nächsten Wochen schulfrei verordnete.

Er durfte nicht so viel Aufregung ausgesetzt werden und Schule war für ihn nun einmal purer Stress…

Tom wusste nicht genau was vorgefallen war, aber als er Bill am letzten Tag des Freis besucht hatte, waren seine Armen wieder in dicke Verbände gehüllt und sein Blick starr und regungslos. Der Hopper hatte eine geschlagene Stunde gebraucht um ihn aus der Katatonie (jedenfalls hatte diese komische Therapeutin das gesagt – also das sie das glaubt, dass er so etwas hat)zu holen. Als er es geschafft hatte, war der Andere zwar noch Lichtjahre von seinem Verhalten vor dem Vorfall entfernt, aber er ging wieder einigermaßen normal mit ihm um. Es war zurzeit wirklich schrecklich schwer mit Bill umzugehen…

Jetzt mehr als je zuvor.

Und der Blonde spürte eine gewisse Frustration über den Umstand, dass der Schwarzhaarige nicht mit ihm sprechen wollte.

Er wusste, dass es dumm und ungerecht war, doch er konnte nichts dagegen tun.

Wenn er es konnte, warum sprach er nicht einfach?

Warum sagte er nicht, was ihm fehlte?

Doch natürlich sagte er das nicht laut. Das wäre im herkömmlichen Sinne auch einen Mord gleichgekommen,… da war sich Tom sicher.

Also schwieg er.

So kam es das der Hopper nach den Ferien gemeinsam mit Jenny wieder in die Schule ging und fast jeden Nachmittag bei Bill verbrachte.

Er fühlte sich wirklich schlecht, wenn er einmal absagen musste und es nervte ihn an sich ständig Sorgen machen zu müssen.

Immer zu schaute er auf sein Handy, nur weil er das Gefühl nicht loswerden konnte etwas zu verpassen. Diese ganze Situation zerrte an seinen Nerven und es erinnerte ihn zu sehr an damals,… als Tobi noch gelebt hatte.

Auch da hatte er immer mit der Schreckensnachricht gerechnet.

Zu jeder Zeit.

Und Angst und Sorgen machten krank und müde.

Furchtbar müde…

Und das war er.
 

4 Tage nach Schulanfang…

Und noch immer konnte man glauben, dass er gerade erst angekommen war. Kein Wissen drang zu ihm durch, egal wie sehr er sich konzentrierte, sein Kopf war voll.

Und erneut schweifte sein Blick zu Handy und langsam kotzte er sich selber an mit seiner Sorge. Was sollte in den acht Stunden schon passieren…?

Als ob sich die ganze Welt von Bill nur um ihn drehen würde!

Lächerlich!

Nun konzentrier dich, alter!, versuchte er sich selber zu motivieren und hielt das auch geschlagene 10 Minuten aus, bevor sein Blick wie automatisch wieder zum Handy schweifte.

Scheiße!

Murrend schob er den Taschenrechner von sich und sah aus dem Fenster. Wenn das so weiter ging würde er nicht einmal eine der Gleichungen gelöst haben, wenn die Zeit um war. Und er wusste genau das, das wieder Ärger geben würde.

Noch einmal versuchte er sich auf sein Arbeitsblatt zu konzentrieren, doch die Zahlen und die unbekannten Größen verschwommen vor seinen Augen zu einem Ganzen unlösbaren Salat.

So eine verdammte…-

Ein lautes Wortgefecht ließ ihn aus seinen bitteren Gedanken auftauchen.

Irgendetwas schien auf dem Flur los zu sein, jedenfalls sagte das die Frauenstimmen. Sie musste fast unmittelbar vor dem Klassenzimmer sein.

Woher kannte er sie nur?

Und dann kam sie noch ein wenig näher und wurde klarer.

Als der Hopper begriff wen er da hörte erstarrte er zu Eis. Was war denn los?

Doch noch ehe er reagieren konnte, wurde die Tür aufgerissen, die krachend gegen die Wand schlug und der stumme Schwarzhaarige schoss in den Raum. Genau auf ihn zu.

Tom konnte nicht reagieren als sich der Andere in seine Arme warf und sich an ihm festhielt. Wie zur Salzsäule erstarrte, saß er da und versuchte die neusten Ereignisse in seinem Kopf irgendwie sortiert zu bekommen.

Inzwischen saß Bill fast auf seinem Schoß, das Gesicht tief in seiner Halsbeuge vergraben.

Er weinte…

Der Hopper sah Beate, die nun ebenfalls in der Tür erschien an und sah die geröteten Wangen und die funkelnden Augen. Sie sah mehr als sauer aus.

Sein Blick schweifte zu seinem Lehrer, der so schaute wie Tom sich fühlte.

Nämlich total überrollt.

Erst die dummen Kommentare seiner Klassenkameraden, holten ihn in die Wirklichkeit zurück.

»Ey, schau mal, Tom hat ne neue Freundin!«

»Ja, son Ladyboy oder so.«

»Was die Kleine wohl hat?«

»Bestimmt hat ein Freier sie zu grob angefasst…«

Und noch mehr so ein unpassendes Zeug, was kein Mensch hören wollte.

»Haltet doch einfach die Fressen.« zischte er seinen Mitschülern zu und schob sich vom Stuhl hoch. Da der Schwarzhaarige ihn nicht losließ war das ein wenig schwierig, doch er dann stand er und schob den Anderen mit sich mit auf die Tür zu.

»Schuldigung…« nuschelte er noch, ehe er am Lehrer vorbei ging.

Das alles sah sicher etwas merkwürdig aus, aber das war ihm total egal.

Erst einmal musste er erfahren was eigentlich los war.

Auf den Flur angekommen, schob er den aufgelösten Schwarzhaarigen gegen eines der Fensterbretter, doch dieser war noch immer nicht bereit ihn loszulassen.

»Bill! Du kannst nicht immer zu Tom fliehen! Was sollte denn das!??« meckerte Beate los, als sie die Tür zum Raum geschlossen hatte und packte den Angesprochenen am Arm. »Du wirst sofort mit mir mitkommen und dich entschuldigen!«

Der stumme Junge wimmerte und krallte sich noch fester in Toms Jacke.

Der Blonde atmete einmal tief ein und aus.

»Kann mir mal einer verraten was hier überhaupt los ist, ey?!«

Nun seufzte die Frau und man sah ihr die Erschöpfung an. »Ich bin gerade mit Bill zu seiner Therapeutin unterwegs gewesen. Sie wollte uns heute noch einmal spreche. Na ja… mein Auto ist in der Werkstatt und auf den Weg zu ihr, ist er mir entwischt… du weißt ja er…«

»… mag sie nicht.« vollendete Tom den Satz und seufzte.

Deswegen also dieser ganze Aufstand. Bill hatte Angst in eine Psychiatrie und von ihnen weg zu müssen. Irgendwo ja verständlich…

»Hat sie gesagt was sie will?«

»Nein, eben nicht. Sie meinte zu mir am Telefon wäre es wohl schwierig zu besprechen und wir sollen zu ihr hinkommen. Wir haben in 5 Minuten einen Termin!«

Die Blonde zeigte auf Bill und man sah die Hilflosigkeit in ihrem Blick.

Dem Hopper ging es nicht anders…

»Schau mich mal an, Billy.« sagte er und versuchte die Hände aus seiner Hoodie zu lösen. Etwas das sich als sehr schwierig herausstellte. »Komm schon, du brauchst doch keine Angst zu haben. Guck mich mal an…«

Und tatsächlich, nach ein paar Augenblicken tat der Schwarzhaarige genau das. Und der Anblick tat ihm irgendwie weh.

»Du gehst jetzt zu dieser Hochvetter…-«

»Hockstetter.« unterbrach ihn Beate augenrollend.

Ja von mir aus… ist doch egal wie die Olle heißte.

»… und hörst dir an was sie zu sagen hat.« redete Tom einfach weiter, wurde aber erneut unterbrochen. Dieses Mal von einem heftigen Kopfschüttelns Seiten Bills.

»Doch wirst du. Hör mir zu! Dieses Gespräch geht bestimmt bis circa halb drei oder? Dann müsst ihr noch nach Hause. Bis dahin hab ich auch Schulschluss und dann komm ich zu dir, okay?«

Das wurde ab genickt.

»Aber nur, wenn du doch jetzt mal zusammennimmst und da hingehst, ja? Ich mag die ja auch nicht… aber das ist ja egal. Sie wird dich schon nicht einweisen lassen. Da hat Bea ja immer noch ein Wort mitzureden, hm?« sprach er weiter auf den Stummen ein und strich ihn die schwarzen Mascara Spuren von den Wangen.

Er sah wie Beate bei dem Spitznamen lächeln musste. Irgendwann in den letzten Wochen hatte er angefangen sie so zu nennen… warum eigentlich und wie er auf die Namenskürzung gekommen war, war ihm selbst schleierhaft. Aber er fand es gut.

Und sie hatte sich auch noch nie beschwert.

Bill sah ihn unsicher an, machte aber sonst keine Anstalten ihn etwas mitzuteilen, sondern ließ sich einfach von seiner Mutter mitziehen, als diese erneut versuchte ihn von den Blonden zu lösen.

»Danke, Tom!« hörte er Beate noch rufen.

Dann waren sie weg.
 

Der Schultag war für Tom eh gelaufen, da konnte auch Jenny nichts mehr dran ändern.

In seinem Kopf spukte immer noch Bills abwesender und tief verletzter Blick hin und her.

So gerne würde er wissen was in dem Kopf des Stummen vor sich ging. Warum er manchmal diese Phasen hatte und dann wieder ganz normal mit dem Hopper herumalbern konnte…

Und vor allem warum er sich nicht mitteilte.

Die jetzige Situation überforderte ihn einfach maßlos und oft wusste er einfach nicht mehr was er noch mit Bill tun sollte, damit er mit ihm kommunizierte.

Es kam mehr als einmal vor, dass sie einfach nur schweigend nebeneinander saßen und der Schwarzhaarige ihn als Kuscheltier missbrauchte.

Aber warum machte er sich nicht verständlich?!

Diese Gedanken wälzte der Dreadhead hin und her, wie schon so oft die letzten Tage. Doch zu einem befriedigenden Ergebnis kam er auch jetzt nicht.

Nach der Schule ging er nur schnell mit Sam spazieren, ehe er sofort den Weg zu dem violetten Haus wählte. Beate erwartete ihn bereits…

Das sagte zumindest die Tatsache, dass er nicht mal an der Tür angekommen war, als sie schon aufgerissen wurde. Und das war bisher nie ein gutes Zeichen gewesen.

»Endlich…« sagte sie nur und wirkte wieder so unendlich müde.

»Wasen los?«

»Diese… diese Frau hat uns eine Schocktherapie angeboten…« sagte sie tonlos und erst jetzt sah Tom, dass sie am ganzen Körper zitterte.

»Sie hat was getan?«

»Uns eine Elektroschocktherapie angeboten…- das haben sie früher immer gemacht. Den Patienten festgebunden und ihn so lange unter Strom gesetzt, bis er krampfte… und erst dann aufgehört, wenn er bewusstlos war. Jetzt wissen sie aber das mit jedem Krampf haufenweise Nervenzellen im Gehirn absterben… und diese… sie hat…-«

Beate unterbrach sich kurz und wischte sich über die Augen.

»Bea…« sagte Tom betroffen, der inzwischen die Haustür geschlossen hatte.

»Sie meinte, dass es helfen würde Bill aus seiner Katatonie zu bekommen… und… und das er dann die Realität wieder besser wahrnehmen könnte und nicht so verändert und fremd. Sie hat ihm solche Angst gemacht!«

Und dann brach die Frau wirklich in einen Weinkrampf aus.

Der Hopper stand total überfordert daneben und wusste nicht was er machen sollte.

Die Informationen sackten nur langsam zu ihm durch. Und er hatte irgendwie das Bedürfnis dieser Therapeutin mal einen Besuch abzustatten.

»Tut mir Leid…« schluchzte sie und wischte sich die Tränen weg, doch es kamen immer Neue nach. »Tut mir Leid, dass ich dich da so mit reinziehe. Aber du hast so einen guten Draht zu ihm… er ist oben… würdest du?«

Tom wusste nicht was er sagen sollte. Die Blonde schien völlig runter mit den Nerven zu sein; also nahm er sie nur stumm in die Arme und drückte sie kurz.

»Ich geh mal hoch und seh was ich tun kann…«

Beate nickte und es schien als wäre ihr der Ausbruch etwas peinlich.

Er ging die Treppe hoch.

Und schon als er das Zimmer betrat, wusste er, dass diese Frau wirklich ganze Arbeit geleistet hatte. Es war stockfinster und totenstill.

Ohne zu zögern machte er das Licht an und ortete Bill sofort auf seinem Bett, wo er blicklos vor sich hin starrte und überhaupt nicht auf seinen Besuch reagierte.

Seufzend zog sich der Dreadhead die Schuhe aus und krabbelte dann zu dem anderen aufs Bett. Aber auch auf die Berührungen und seine Begrüßung reagierte er nicht.

Na fabelhaft!

Was hatte diese olle Schnalle da bloß angerichtet?

Das einzige was ihn ein wenig beruhigte, war das Bill sowohl regelmäßig atmete und sich auch ab und an bewegte, dass hieß zumindest, dass er nicht vollkommen in dieses Stuppen – Dingsbums gefallen war.

Nachdem auch das reden nichts half, tat Tom ganz einfach das, was ihn gerade spontan in den Sinn kam. Erst einmal legte er sich bequem auf das Bett und lehnte mit seinem Oberkörper nun an der Kopfleiste des Möbelstücks. Dann suchte er zwischen den Kissen die Fernbedienung um das Gerät anzuschalten, was dem Bett genau gegenüberstand.

Als der TV lief, öffnete er seine Hoodie und zog Bill hinunter auf seine Brust in deine seitlich liegende Position bevor er die Reißverschluss über dessen Kopf wieder Schloss. Auch wenn er wusste, dass es sicher lächerlich aussah… es war ihm egal, denn genauso wusste er, das es Bill half. In den letzten Tagen hatte er oft diesen Schutz bei dem Blonden gesucht und wenn er ihn brauchte war er nur zu bereit dem Stummen diesen zu gewähren.

Lustlos zappte er durch die Programme, bis er irgendwann an einer Dokumentation über einen Musiker hängen blieb. Es interessierte ihn nicht wirklich, aber er musste sich ablenken. Jedenfalls solange, bis Bill wieder völlig aufgetaucht war.

Und tatsächlich spürte er nach ein paar Minuten wie der Andere seine Finger in seinem Shirt vergrub und sein Gesicht in die Halsbeuge des Hoppers schmuste.

Okay… er war definitiv wieder da.

Tom fühlte wie die tausend Schmetterlinge in seinem Magen, die er schon längst für ausgerottet gehalten hatte, aufstoben und durch seine Eingeweide flatterten.

Scheiß Viecher…

Wie schaffte es der Schwarzhaarige nur solche Gefühle in ihm auszulösen?

Er fühlte sich gerade wie ein verknalltes 16 jähriges Mädchen.

Scheiße, ey!

Gedankenverloren streichelte er Bill über den Rücken und beobachtete wie der Mann in der Flimmerkiste in einem Gitarrengeschäft an einigen Instrumenten herumklimperte.

Er schien nicht wirklich Ahnung zu haben.

Eine Viertelstunde später hörte ein leises Schnarchen und registrierte schmunzelnd, dass der Schwarzhaarige an seiner Schulter, in dem sicheren Jackenkokon, eingeschlafen war.

Tom bewegte sich nicht mehr und harrte aus. Er wollte es nicht riskieren den friedlichen Schlaf des anderen zu stören.

Er sah so unfassbar hübsch aus, wenn er schlief.
 

Bill wachte auf als Beate breit grinsend ins Zimmer kam und ihnen das Abendbrot brachte.

Der Hopper entließ ihn aus seiner Hoodie und gemeinsam setzten sie sich auf den Boden vor das Bett um zu essen.

»Danke.« sagte Tom und grinste Beate zu.

Diese winkte und schloss die Tür dann hinter sich.

»Boha sieht das lecker aus… guten Appetit!«

Die Beiden aßen eine Weile schweigend, bis Bill seinen Kopf sanft zu sich herum drehte. Er sah fragend zurück. Er beobachtete wie immer ziemlich konzentriert die Handzeichen von Bill und brauchte um einiges länger als sonst um den Inhalt dahinter zu entschlüsseln. Was wahrscheinlich daran lag, dass er so lange nicht mehr damit hatte kommunizieren müssen, einfach weil der Andere sich viel zu selten mitteilte.

»Du brauchst dich für nichts bedanken, okay? Es ist selbstverständlich… und außerdem hast du ganz friedlich geschlafen, das war auszuhalten.«

Bill lachte und schlug ihn auf den Schirm von seinem Cappy.

Es tat unglaublich gut diesen Laut nach all den Wochen wieder zu hören. Schon alleine das reichte um den Blonden ehrlich lächeln zu lassen.

»So war das gar nicht gemeint, ey…« schmollte er und rückte sein Cappy wieder zurecht. Bill sah ihn an und plötzlich wurde sein Gesicht wieder ernst.

Er streckte seine Hände aus und nahm ihm das Cappy einfach vom Kopf… was etwas wehtat, weil seine Dreads wie immer hinten an dem Verstell – Bändchen durchgezogen waren.

»Autsch… alter, was soll das denn?«

Aber auch darauf bekam er keine Antwort, stattdessen setzte sich der stumme Junge rittlings auf seinen Schoß und legte ihm seine Lippen auf.

Tom erstarrte.

Wieder stoben die Schmetterlinge in ihm auf und es kribbelte angenehm in seinem Körper.

Okay… das hier war völlig anders als mit der Britin. Das war viel intensiver.

Der Schwarzhaarige löste den Kuss und sah ihn schüchtern an.

»Das nenn ich ein richtiges Dankeschön. « grinste Tom sein Checkergrinsen und zog ihn näher an sich heran. »Nochmal…«

Das ließ sich der Andere nicht noch einmal sagen. Sofort beugte er sich erneut herunter und begann ihn wieder zu küssen. Die weichen Lippen, die immer noch etwas nach der Cola schmeckten, die Bill gerade getrunken hatte, nahmen ihn völlig in Besitz und brachten sein Herz zum rasen… während in seinen Gedanken absolute Stille herrschte.

Er spürte wie der Andere sanft an seinen Piercing zog, ehe er ihn zu einem unglaublichen Zungenduell aufforderte, dass dem Hopper einfach nur den Atem raubte.

So kam es, dass er nur Augenblicke später den Kuss lösen musste.

»Fuck…« entfuhr es ihm keuchend, als er sich bewusst wurde, was da grade geschehen war.

Er war nicht schwul. Eigentlich stand er kein bisschen auf Männer, aber dieser Junge war einfach unglaublich!

Als er jedoch Bills ängstliches Gesicht sah, entschied er sich dafür die Gedanken auf später zu verschieben. Wozu gab es denn sonst Nächte?

»Jetzt musst du mir erst mal ne Pause gönnen…« meinte er noch immer etwas atemlos und hauchte noch einmal einen kleinen Kuss auf die vollen Lippen. Das ließ ein Lächeln auf den selbigen erscheinen.

Unfassbar dieser Kerl!

Den Rest des Abends verbrachten sie mit sehr eintönigen Tätigkeiten, doch das störte Tom nicht wirklich, denn immer wieder spürte er die Lippen des anderen auf seinen.
 

Die nächsten Tage ging es wieder bergauf.

Es schien ihm so als würde er endlich wieder zu Bill durchdringen und dieser kommunizierte auch wieder öfter mit ihm und Beate. In die Schule durfte er trotzdem noch nicht…

Deshalb machten Jenny, Bill und er immer wieder Unternehmungen nach der Schule. Es schien als würde der Stumme seine Energie gar nicht mehr zügeln können und es war schön zu sehen, wie er von neuem aufblühte. Vor allem wenn sie mit Sam unterwegs waren, entfaltete er wieder seine ganze Kraft und diesen kindlichen Eifer, den Tom schon einmal an ihm beobachtet hatte. Und das war wie Balsam…

Der Ausgleich für die ganzen Wochen voller Sorge und Bedenken. Und es war fast wie eine Wiedergutmachung für den Hopper für all die Nerven die er investiert hatte.

Auch wenn es dumm war es so zu sehen.

Bill war wie eine kleine Sonne, jedenfalls strahlte er wie eine und das war schon recht amüsant… schon alleine weil er sich ungefähr denken konnte woran das lag.

Wenn sie allein waren konnte der stumme Junge einfach nicht genug davon bekommen ihn zu küssen. Immer wieder suchte er die Nähe des Dreadheads.

Das war schon irgendwie schmeichelhaft… und wenn er ehrlich war, ging es ihm genauso.

Auch er war süchtig nach den weichen Lippen und besonders nach der kleinen Kugel, die in der Zunge von Bill steckte.

Es schien ständig bergauf zu gehen.

Zwar hatte er alle Überlegungen wegen dieser Nähe zu den Schwarzhaarigen bis jetzt gekonnt verdrängt, aber das konnte auch noch warten… ja, genau…

Und dann…

Dann kam das Wochenende und Tom entschied sich mit Jenny und ihren Schwestern mal wieder nach Magdeburg in die Disco zu gehen. Natürlich konnte Bill nicht mitgehen. Und als die Drei am Sonntagmorgen zurückkamen hatte sich alles verändert.

In einer Nacht.

Einfach so… ohne einen ersichtlichen Grund.

Bill war erneut in den Stupor gefallen und nicht einmal Beate konnte beantworten, was eigentlich vorgefallen war. Dieses Mal vermochte es auch nicht der Hopper ihn wieder zurück zu holen. Vier Tage verbrachte er in seiner Welt und reagierte auf nichts und niemanden.

Dann als er zu sich gekommen war, ging es genauso weiter. Er trank und aß wenig, kommunizierte so gut wie gar nicht und schien nicht viel Wert auf Gesellschaft zu legen. Und das war der Punkt an dem Tom seine Frustration einfach nicht mehr zurückhalten konnte.

Das was bisher nur leise vor sich hin geköchelt hatte, kochte jetzt über.

All die dunklen Gefühle brodelten schon zu lange in seinem Inneren.

Es dauerte genau eine Woche, ehe er den Siedepunkt erreicht hatte…-

Beate hatte etwas gekocht und ihn eingeladen. Die Drei saßen nun an dem großen Tisch und die beiden Blonden beobachteten den Schwarzhaarigen beim nichts tun. Und als der Stumme auch auf die mehrfache Nachfrage seiner Mutter was denn los sei nicht reagierte, explodierte etwas in dem Hopper.

Und es brach aus ihm heraus ohne, dass er darüber nachdenken konnte:

»Es reicht mir! Verdammt, du bist so egoistisch, ey! Das ist unfassbar.« sagte er laut und knallte seine Gabel neben den Teller. »Warum sagst du nicht einfach was du hast, hä? Macht es dir Spaß, wenn sich alle Sorgen machen? Findest du das toll? Ja… soll ich dir was sagen?! Mich kotzt es an! Und das mein ich ernst, verdammt! SAG WAS!«

Für wenige Augenblicke herrschte Stille im Raum.

Auch dem Dreadhead war klar, dass es irgendwo gemein und unfair war. Aber das waren nun einmal seine Gefühle und wenn er sie nicht jetzt herausließ, hatte er die sichere Gewissheit, dass irgendwas in ihm implodierte… er konnte es einfach nicht länger zurückhalten.

Und dann geschah das, was dem Ganzen die Krone aufsetzte.

Bill öffnete seinen Mund.

Seine Augen waren leer, seine Hände zitterten und Tom wurde plötzlich klar das der Andere nun tatsächlich etwas sagen wollte.

Sag mal spinn ich?!

»Wag es nicht!« knurrte er den Schwarzhaarigen an. »Wag es nicht jetzt irgendwas zu sagen nur weil ich es verlange, verdammt!«

Ihm war danach seinem Gegenüber zu packen und kräftig zu schütteln, stattdessen jedoch sprang er auf und ging.

Es war sein letzter Ausweg ehe er irgendwas Falsches machte…

In ihm hatte sich die Frustration in blinde Wut verwandelt.

Wieso war dieser Kerl nur so gefügig? Wieso war er bereit ihm sofort alles zu geben, was er wollte? Und wieso, hatte er so ein verfluchtes schlechtes Gewissen?!

Scheiße!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  G-Saite
2018-06-28T11:33:51+00:00 28.06.2018 13:33
Das Ende fand ich ganz besonders gut.
Von:  _AnNa_EaTs_PikAchU_
2013-10-07T15:32:10+00:00 07.10.2013 17:32
Oh wow... Das Kapitel war ja mal echt vollgepackt mit Emotionen... :o Ich weiß gerade gar nicht was ich jetzt sagen soll... Mir tut Bill so so so leid :'( Würde ihn am liebsten knuddeln und nich mehr loslassen xD aber dafür hat er ja Tom ^^' Ich kann Tom verstehen, irgendwann wird einem so etwas einfach zu viel, irgendwann kommt eben der Punkt wo man mal ausrastet. Wäre ja nicht menschlich wenn es nicht so wäre :)
Mann, zwischendurch dachte ich echt 'Gott sei Dank, endlich geht es Bill wieder besser' <3 Ich hab mich so gefreut für die beiden, dass es ihnen so gut ging und dann... Oh Mann, du lässt Bill und Tom echt leiden :c Sie tun mir beide wirklich leid (Ich weiß, ich wiederhole mich ^^ aber ich bin noch total gefesselt von dem Kapitel *~*)
Hoffentlich bekommen die beiden das bald wieder hin und dieser Ausbruch von Tom stürzt Bill nicht in ein noch tieferes Loch °^°
Auf jeden Fall ist dir das Kapitel total gut gelungen *_____*
Hab mich echt gefreut als ich gesehen habe, dass es weiter geht :D
Lg, Anna <3
Antwort von:  Noveen
13.10.2013 20:49
Ja es ist eben nicht alles immer so einfach, aber wer einmal so richtig
am Boden lag kann dann die Himmelsfahrt genießen...

xD

LG


Zurück