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Und dann kam dieser Brief

Das erste Schuljahr der Emily Dursley
von

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Typisch Slytherin?

Professor Djafurson sah lächelnd in die Runde. Es war nicht nur ihr Name, der zu 'Lipurtá' passte, sondern auch ihr Äußeres. Großgewachsen, mit hohen und kraftvollen Wangenknochen, ihrem kirschroten (wahrscheinlich gefärbten) Haar und smaragdgrünen Augen erinnerte sie Emily an die Wikingerfrauen aus 'Lipurtá und der Ruf der Nordwinde' – ihr Lieblingsbuch der Reihe.

Emily blickte zu Oli, die sie angrinste. Sie schien dasselbe zu denken.

„Es tut mir Leid, dass ich euch gestern nicht begrüßt habe. Ich hatte noch etwas zu erledigen und als ich kam, wart ihr schon im Bett.“ Sie lächelte die neuen Schüler an. „Aber jetzt stehe ich euch voll und ganz zu Verfügung. Habt ihr irgendwelche Fragen?“

Joshua meldete sich.

„Du bist Joshua Silver, nicht wahr?“

„Das stimmt.“ Er grinste. „Welches Fach unterrichten Sie?“

„Verteidigung gegen die dunklen Künste.“

„Cool! Sie unterrichten das beste Fach und sind unsere Hauslehrerin. Genial!“

Professor Djafurson sah erfreut aus. Sie lächelte.

„Vielen Dank, Joshua.“

„Wo wohnen sie?“, wollte Abigal nach einer kleinen Pause wissen. „Falls wir ein Problem haben oder so.“

„Mein Büro befindet sich über dem Saal für Verteidigung gegen die dunklen Künste, und mein Schlaf- und Wohnzimmer befindet sich“, sie deutete auf eine Tür, „dort entlang. Sollte irgendetwas sein, bin ich vierundzwanzig Stunden für euch verfügbar.“

„Dankeschön.“

Es folgten weitere Fragen. So erfuhren die Schüler, dass Professor Djarfurson verheiratet (aber nun geschieden) war, und eine mittlerweile erwachsene Tochter hatte. Außerdem hatte sie einige Jahre als Auror (Oli erklärte Emily schnell, dass das Leute waren, die gegen böse Zauberer kämpften – also eine Art Polizei waren) gearbeitet, sich aber dann dazu entschieden, Lehrerin zu werden. Zum Glück, wie sie sagte, denn sie konnte sich nichts Besseres vorstellen.

Zwar lag Emily die ganze Zeit eine Frage auf der Zunge, doch verbot es ihre Erziehung zu fragen, wie alt sie war. Emily fand, dass sie recht jung aussah, nicht älter als ihr Vater, aber da sie schon eine erwachsene Tochter und einige jahrelang etwas anderes gearbeitet hatte… konnte das stimmen? Wenn sie genauer hinsah, sah sie auch Falten um Augen und Mund Professor Djarfursons herum… Emily war sowieso nie gut im Schätzen vom Alter gewesen.

Als Professor Djafurson schließlich verschwand, um eine Klasse zu unterrichten, redeten die Erstklässler sofort los.

„Und? Was meint ihr?“, fragte Oli sie.

„Ich fand sie richtig nett“, sagte Emily.

„Und ich auch.“ Georgia wirkte begeistert.

„Sie war Auror! Wisst ihr, wie absolut cool das ist? Die weiß, wie es da draußen abgeht. Ich wette mit euch, die war beim Krieg dabei. Garantiert!“ Joshua fuchtelte wild mit den Armen herum, während er auf einem Sessel neben Emily saß.

„Auror zu sein muss genial sein“, fiel Brian ins Gespräch mit hinein.

Emily fand, dass sich das eher gefährlich als genial anhörte. Georgia sah es genauso.

„Aber das muss total gefährlich sein, oder? Ich meine, gegen andere kämpfen und so. Polizisten haben es auch nicht einfach.“

„Was sind Polizisten?“ Oli und die anderen Kinder aus Zaubererfamilien guckten Georgia verwirrt an.

„So was wie Auroren bei uns Muggel. Allerdings kämpfen nicht alle, die meisten verteilen nur Knöllchen, wenn jemand falsch parkt.“

„Falsch parkt?“

„Ach ehm, egal. Können wir zur Frage zurückkommen?“

„Klar.“

„Also“, sagte Brian, „ja, das ist schon gefährlich, zumindest wenn du ein hochrangiger Auror bist. Da kämpfst du natürlich gegen richtig gefährliche Zauberer und nicht gegen solche Kleinkriminellen.“

„Verstehe... aber warum soll das dann so cool sein, Auror zu sein?“ Das fragte sich Emily auch. So cool das in den Lipurtá-Büchern war, sie würde lieber einen Beruf haben, bei dem sie nicht Gefahr lief, getötet zu werden.

Joshua sah das anders. „Weil es einfach ein krasses Abenteuer ist! Stell dir doch mal vor! Man könnte ein Held werden.“

„Willst du denn Auror werden?“

„Klar.“
 

Es war Abend geworden, sie hatten gegessen und noch ein wenig über Auroren geredet. Jetzt war es Zeit für den Astronomieunterricht. Glücklicherweise hatte Professor Djafurson ihnen einen Plan vom Schloss gegeben... sonst hätten sie den Turm wohl nie gefunden. Dabei war er als höchster Turm Hogwarts’ kaum zu übersehen.

„Mit wem haben wir eigentlich?“, wollte Emily von Oli wissen.

„Slytherin“, antwortete Oli. „Ist nicht dieser komische Junge dahin gekommen? Der, der Lipurtá nicht mag?“

„Ja“, sagte Emily ein wenig genervt. Na super. Auf Lumen konnte sie verzichten. Vor allem um diese Uhrzeit, aber das konnte sie nicht ändern. Die anderen Slytherins waren sicher nicht so schlimm wie er. Das war auch gar nicht möglich.

Aber peinlich war es trotzdem. Gerade, als sie – natürlich vor den anderen Schülern – um eine Ecke bogen, liefen Oli und Emily in eine ganz bestimmte Person hinein.

„Du kannst nicht aufpassen, und deine Freundin auch nicht, oder?“

Lumen sah sie, teilweise belustigt, teilweise verärgert an. Seine Haare hingen ihm, scheinbar gewollt, ins Gesicht.

„Du hättest genauso aufpassen können.“

„Ach ja? Ich wollte noch anhalten, aber du warst zu schnell.“

„Ach ja?“

„Ja.“

„Idiot.“ Emily sah mindestens genauso wütend aus wie Lumen. Oli stand verdattert neben ihnen.

„Ehm“, sagte sie nach einer Weile. „Warum zickst du gleich so rum? Wir sind in dich hinein gelaufen – meine Güte! Das passiert.“

„Ist ja nicht das erste Mal, dass das passiert.“ Lumen grinste überheblich und Emily schnaubte. Was fiel ihm eigentlich ein? Jetzt waren auch die anderen Hufflepuffs und zwei weitere Slytherins aufgetaucht. Ein Mädchen (Emily meinte sich zu erinnern, dass sie Dearing oder so ähnlich mit Nachnamen hieß. Jedenfalls war sie vor Emily bei der Auswahl dran gewesen) und ein Junge. Das Mädchen hatte sich ihre braunen, langen Haare zu einem Zopf gebunden und sah ebenso wie Oli (und die restlichen Hufflepuffs) verdutzt aus. Der Junge (seinen Namen kannte Emily nicht) war ziemlich groß und schlaksig und hatte hellblonde Haare. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie nicht richtig deuten.

„Was macht ihr eigentlich hier? Zum Unterricht geht es in die andere Richtung“, versuchte Emily das Thema von sich abzulenken.

„Das geht dich nichts an“, gab Lumen zurück.

„Ehm, Prometheus“, sagte das Slytherinmädchen vorsichtig. „Muss das jetzt sein?“

„Ja.“

„Aber das ist unnötig.“

„Findest du?“

„Ja.“

„Ich nicht.“

Sehr höflich, dieser Lumen, sehr höflich, dachte sich Emily und schnaubte erneut.

„Ich habe nicht damit angefangen“, fuhr er fort. „Sie rennt dauernd in mich hinein.“

„Jetzt übertreib' mal nicht.“

„Für die kurze Zeit war es ziemlich oft.“

„Idiot!“

„Mehr fällt dir nicht ein, was?“

„Prometheus, es langt jetzt wirklich!“ Das Mädchen wirkte aufgebracht. Dann wandte sie sich zu dem anderen Jungen um. „Sag du was!“

„Und was?“, antwortete er. Er hatte eine seltsame, erkältet klingende Stimme.

„Was weiß ich.“

„Ja ehm, Prometheus. Amanda hat Recht. Hat jetzt keinen Sinn. Lass uns Sternkarten holen und gut ist.“

Deswegen waren sie also unterwegs. Um etwas für den Unterricht zu holen.

Lumen verdrehte die Augen.

„Ist ja gut. Man sieht sich, Lipurtá und Lipurtás Freundin.“

Dann stolzierte er an ihnen vorbei. Der andere Junge folgte ihm sofort. Das Mädchen blieb noch kurz bei Emily stehen.

„Tut mir Leid. Sonst ist er nicht so. Ich kenne ihn schon länger und so ist er eigentlich nur, wenn er schlecht gelaunt ist. Er meint das sicher nicht so.“

„Jaah… sicher.“ Emily zog eine Augenbraue hoch. Dann war der liebe Kerl anscheinend ziemlich oft mies gelaunt.

„Man sieht sich im Unterricht“, sagte das Mädchen und lief den Jungen nach.

Es herrschte kurze Zeit Stille.

„Was war das denn?“, fragte Joshua schließlich. „Ziemlich arrogant, dieser... eh wie heißt er?“

„Prometheus Lumen.“ Emily schnaufte schon wieder. Das war bei diesem Jungen nicht zu vermeiden.

„Seltsamer Kerl.“

„Wem sagst du das…“

„Und typisch Slytherin“, warf Bradley ein.

„Findest du?“ Emily sah ihn überrascht an.

„Ja, mein Bruder hat mich schon vorgewarnt. Die sollen alle so sein.“

„Ich weiß nicht“, sagte Emily. „Das Mädchen wirkte auf mich sehr nett.“

„Tut sicher nur so.“

„Naja....“

„Glaub mir, mein Bruder kennt sich da aus.“

„Wenn das so ist ...“

Emily konnte es trotzdem nicht glauben. Kein ganzes Haus konnte gleich schlecht sein. Das war doch Unsinn!
 

Der Unterricht verlief im Gegensatz zu der Begegnung reibungslos. Zwar blieben die Häuser größtenteils unter sich, aber Amanda, das Mädchen von vorhin, half Emily dabei, ihr Teleskop aufzustellen.

Emily fand den Unterricht klasse und total interessant. Sie hatte vorher kaum Ahnung von Sternen, Planeten oder Sternbildern gehabt, nun aber, nach der ersten Stunde, erkannte sie schon einige davon und lernte, wie man sie aufzeichnete. Noch dazu war das alles magisch! Sie konnte es auch noch anwenden. Das war echt genial!

Früher, in der „normalen“ Schule, konnte sie kaum etwas im Leben anwenden, hier hatte alles seine Bedeutung und Nützlichkeit. Und die Lehrer waren noch dazu allesamt richtig nett. Zumindest die, die sie bis jetzt kennen gelernt hatte.

Auch Professor Sinistra, eine nette Hexe, die, wie sie erzählte, meistens tagsüber schlief und nachts arbeitete (deswegen traf man sie selten am Tage im Schloss an oder bei den Mahlzeiten) unterrichtete so gut, dass Emily gar nicht merkte, wie die Zeit verging...
 

Es war spät geworden. Emily und Oli saßen auf Emilys Bett. Während Emily Muffin streichelte, spielte Oli ein wenig mit Aphrodite. Muffin schien nicht an ihr interessiert zu sein. Ob es nun an seiner Faulheit, Dummheit oder der Tatsache lag, dass er hier mehr als genug zu Essen bekam, sei mal dahin gestellt. Emily jedoch war davon überzeugt, dass er wusste, dass er keine anderen Haustiere essen durfte… Hoffen war doch erlaubt.

„Ich glaube, wir sollten uns langsam mal schlafen legen. Die anderen schlafen ja sogar schon“, sagte Emily, nachdem sie herzhaft gähnen musste.

„Keine dumme Idee“, sagte Oli und machte Anstalten, aufzustehen.

„Du?“, fragte sie jedoch stattdessen.

„Ja?“

„Wie fandest du den Tag? Ist richtig viel passiert, oder? Ich kann das noch gar nicht richtig fassen.“

„Ich auch nicht. Aber ich fand es heute wunderbar. Das ist, als ob ich selbst in einem Buch wäre. So wie Lipurtá! Verstehst du?“

„Ja.“

„Verrückt, oder?“

„Finde ich nicht.“ Oli lächelte warm.

„Echt nicht? Für mich ist das alles so seltsam. Ich hab vorher nur aus Büchern und Filmen von Hexen gehört. Jetzt bin ich selbst eine. Das ist der totale Wahnsinn.“

„Und ich dachte noch vor einigen Jahren, dass ich hier nie her kommen würde und – ehm, ach vergiss es einfach, okay? Lass uns schlafen.“

„Okay“, sagte Emily, die nun ziemlich verwirrt war. Und auch müde, also fragte sie nicht nach.
 

Kurz darauf war sie eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Alaiya
2012-10-02T14:22:00+00:00 02.10.2012 16:22
Na, Lumen und Emily scheinen sich ja richtig zu mögen. :P

Finde es irgendwie schon interessant, dass Emily sich so leicht tut mit Zaubertränke.
Vor allem, weil sie es eigentlich ekelig findet.
Ist auch hier was ganz anderes, als das ganze "gezicke" in Zaubertränke in den Büchern :)

Bin mal gespannt, wie die anderen Fächer zu werden


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