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Walk through the Fire

von

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Kaze to Akuma (Wind & Teufel)

Hallo!
 

Die FF ist im Eigentlichen ein Remake zu einem RPG, dass aus verschiedenen Gründen qualitativ nicht sonderlich hochwertig war. Das wurde geändert!
 

Disclaimer: Die verwendeten Personen, Orte und eventuelle inhaltliche Gemeinsamkeiten mit irgendwelchen Büchern und Filmen sind nur geliehen. Ich verdiene außerdem kein Geld für diese Arbeiten.

FSK: 16! (Bei der Sprache wurde kein Blatt vor den Mund genommen, die raue Ausdrucksweise passt einfach in die Storyline!)

Warnings: Von Shounen-ai, Action, Gemeinheiten, OOC, Kitschphasen und so weiter ist alles dabei!
 

Nun denn, genug der Worte:
 

Kapitel 1: Kaze to Akuma

(Wind und Teufel)
 

Sie hatte ihn immer 'Kaze' genannt. Da er einfach wie der Wind war. Für ihn gab es keine Hindernisse, die er nicht überwinden konnte, er war leicht wie der Wind, ließ sich treiben und nicht fesseln. Er lief mit dem Wind, spielte mit ihm.. er war praktisch der Wind. Nur das dieser unverwundbar war, was der Junge, welcher diesen Namen trug, nicht war. Kaze - Es war nicht sein richtiger Name, aber dennoch war er so gegenwärtig, wie der Junge selber, welcher den Namen einst von diesem Mädchen bekommen hatte.Nur wenige kannten ihn.. ihn und seine Begabung. In dieser Gegend war es gefährlich anderen zu trauen. Nur Dummköpfe taten dieses und zu denen zählte er nicht.

Er war ein Mitglied in einer Gruppe, welche einen großen Teil von Tokyo besetzten. Sie herrschten über dieses Gebiet.. die Viertel, in die keiner gern ging, wo nur die wohnten, die wirklich Mut hatten und keine Angst davor, was morgen sein würde. Auch Yuki gehörte zu diesen Leuten. Einst war er ein verschüchterter kleiner Junge gewesen, welcher seine Eltern früh verloren hatte, durch die Hände der Bande, gegen die sie schon Jahren, gar Jahrzehnte kämpften.Und auch er hatte sich Rache geschworen, dafür, das sie ihm alles genommen hatten.Er war ein Junge von 20 Jahren, alleine, auf sich gestellt. Mit 12 war er dieser Gruppe beigetreten, als er den Entschluss gefasst hatte, aus dem Kinderheim auszubrechen und endlich seinen eigenen Weg zu gehen.

Es war nicht leicht, weiß Gott nicht, aber er hatte überlebt. Bis heute hatte er es geschafft am Leben zu bleiben. Er hatte viele.. sehr viele Leute kommen und gehen sehen. Manche waren in ihr altes Leben zurück gekehrt, andere hatten geheiratet und waren weggegangen, raus aus dieser gefährlichen Zone, welche sie 'Death Point' nannten und wieder andere waren in Bandenkriegen gestorben.

Es war Alltag geworden, das er Menschen sterben sah, eigentlich machte er sich nichts mehr daraus. Es hatte lange gedauert, bis er begriffen hatte, was es hieß, ein Streetkid zu sein. Und doch hatte er sich mit seinem Leben gut abgefunden. Er hatte viele Dinge an sich selber entdeckt, die er niemals für möglich gehalten hätte. Er fühlte sich wahnsinnig frei so, wie er lebte.

Auch als er vor 3 Jahren seine Freundin, durch einen - mehr oder minder - lustigen Zufall, kennen gelernt hatte. Von dem Tag an, waren sie unzertrennlich. Dennoch.. sie hatte ihn nie eingeengt, nie bedrängt oder ihm Vorschriften gemacht. Sie lebten einfach in den Tag hinein, lebten so, wie es ihnen gefiel. Sie waren frei und lebten das Leben ohne Konsequenzen aus.

Er hatte sie wahnsinnig geliebt und tat es auch jetzt noch. Jedoch tat er es heute auf eine andere Weise, wie damals. Sie konnten ihre junge Liebe nicht lange ausleben, da wurden sie schon wieder getrennt. Ihr Schicksal war nicht für einander bestimmt gewesen. Durch einen Bandenkrieg hatte er seine Liebe verloren. Sie waren auf der Flucht, wie so oft, doch dieses mal war alles anders. Einer der feindlichen Gegner hatte seine Freundin am Fußgelenk erwischt, als sie gerade auf ein gegenüberliegendes Dach springen wollte. Sie rutschte ab und fiel in die Bodenlose tiefe. Noch immer scholl der markerschütternde Schrei, seiner Freundin, in seinem Ohr.

Man konnte sie nicht mehr retten, sie war sofort tot, genau so wie die Person, die ihr das angetan hatte.
 

Er hatte das nicht auf sich sitzen lassen können, er wollte nicht akzeptieren, das sie tot war und auch heute kann er es nicht. "Yuki.. hey Yuki.. Yuki?", fragte eine sanfte Stimme dicht neben seinem Ohr, worauf er etwas zusammen zuckte und nach oben blickte. "Du sollst mich doch nicht so nennen..", das Mädchen lachte leise.

"Tut mir leid, aber wir sind hier ja unter uns. Aber sag, was machst du hier?"Yuki, welcher seit dem Tage, als er seine Liebe verloren hatte, lieber Kaze genannt werden wollte, blickte über die Häuserdächer und seufzte leise aus, schloss einen Moment die Augen. Er hatte den Namen einfach als Symbol weiter getragen.. einfach damit er sie nie vergass, was er auch ohne einen Namen nicht konnte. Aber dennoch. So war es ihm, als wenn sie ihm näher war.Nichts desto trotz. Er war nicht gewillt eine Antwort zu geben, was das Mädchen aber schon kannte und deswegen leise summte. "Was willst du von mir Mirja?", das dunkelhaarige Mädchen lächelte."Wir machen uns alle große Sorgen um dich und sind uns nicht sicher, ob du heute wirklich mitkommen solltest, wenn wir wieder in das Reich der andere Vordringen."

"Mir gehts gut, überlasst das man ruhig mir, okay? Ich entscheide, wann es mir nicht gut geht und wann nicht."

"Ja schon, aber seit dem Tag bist du total in dich gekehrt, wir wissen nicht, wie wir noch mit dir umgehen sollen. Wir wollen nicht, das dir auch noch etwas passiert.. Es war nicht deine Schuld, das sie.. naja.. ", sie brach ihren Satz ab, da sie wusste, wie nahe Yuki dieses Thema noch ging und das bald nach 1 1/2 Jahren.

Yuki sah wieder auf und stand diesmal sogar, aus seiner hockenden Position auf. "Wie gesagt, ich weiß selbst am besten was gut für mich ist. Ich werde heute mitkommen.", Mirja seufzte leise aus und nickte.

Sie machte sich sorgen um Yuki, da an diesen seit Kiras tot, nicht mehr heran zu kommen war. “Ist gut, pass nur auf dich auf.", murmelte sie noch leise und sah Yuki noch einen Moment an, bevor sie das Dach wieder verließ und nach drinnen verschwand.

Yuki starrte noch einen Moment auf die offene Tür und drehte sich dann wieder zum Abgrund hin, an welchem er bis eben gesessen und die Menschen auf der Straße, beobachtet hatte. Er konnte noch nicht sterben.. er hatte noch etwas zu erledigen.. etwas wichtiges!
 

Eine grosse Sammlung an Menschen fand sich eine halbe Stunde später im Innenhof eines Häuserkomplexes ein und diskutierte lautstark über den nächsten Angriff, den sie planten.

Diese Kämpfe, die sie austrugen, waren die meiste Zeit einfach gegen die Langeweile, die die Streetkids die meiste Zeit hatten. Viele hatten die Schule geschmissen, keine Ausbildung begonnen oder hatten an sich keinen Job. Die meisten waren der Meinung, sie wären nichts wert und würden anders sowieso in dieser Welt keinen Anhang finden. Das sie es mit ihrer jetzigen Situation nurnoch verschlimmerten, ignorierten die meisten von ihnen.
 

Yuki hingegen hatte seine Schule abgeschlossen, zusammen mit seiner Freundin hatte er es gepackt gehabt, aber danach hatte ihm einfach die Kraft zum weiter machen gefehlt. Er würde es nicht schaffen wieder in ein normales Leben zu kommen, da war er sich sicher. Deswegen bemühte er sich auch garnicht weiter um irgendwas und lebte in den Tag hinein. Auch jetzt saß er auf einer der Müllcontainer und wartete darauf , das sie endlich das Startzeichen bekamen.

Als endlich ihr jetziges Oberhaupt auf den Platz kam, jubelten alle und verstummten, als dieser die Hand hob und Aufmerksamkeit zu bekommen. Es dauerte eine Weile, bis er in seiner Rede, welche natürlich gegen die feindliche Seite ging, fertig war und seinen Leuten viel Glück und Erfolg wünschte. Ein wirkliches Ziel brauchten sie nicht. Es war einfach Zeitvertreib. Zwar irgendwie makaber, aber so konnte sich Yuki von seinem Inneren Schmerz für eine Weile befreien.

Und somit ging es dann auch los.

Er und einige weitere Traceure machten sich auf den Weg hoch nach oben auf die Dächer, Balkone und Mauern der Stadt um alles weitgehend von dort zu überwachen.

Er hatte sich das Klettern und Springen selbst beigebracht und mit Kira zur Perfektion gebracht. Sie hatten sich einige male verletzt gehabt, aber meistens blieben sie unbeschadet, überwanden somit jedes Hindernis, welches sie finden konnten.

Erst hatten sie klein mit Mauern angefangen, gingen dann aber immer weiter, bis sie letztendlich garnichts mehr gefunden hatten, was sie nicht irgendwie überwinden konnten. Sie waren zwei der besten Traceure ihrer Gruppe.

Jetzt war Yuki praktisch nurnoch alleine mit ein paar wenigen, die ein bisschen was drauf hatten, was aber lange nicht an den blonden heran reichte.

Dieser hatte sich mit einem Kameraden über einige Häuserdächer gekämpft und hockten nun auf dem Sims eines Hauses und überwachten alles von oben.

Klar hatte die andere Gruppe genau solche Leute auch, aber sie waren Stümper im Gegensatz zu ihrer eigenen Gruppe.

Schon oft hatte Yuki sie abgehangen, hatte sie abstürzten lassen oder hatte sie alt aussehen lassen, weil er überall dran vorbei gekommen war. Es machte ihm wahnsinnigen Spaß frei zu sein, keine Hindernisse zu haben, die ihm im Weg standen. Es war ein irres Gefühl, was er auch nicht mehr hergeben wollte.

Was das Ziel dieser Wöchentlichen Kriege war?

Den Anführer zu schlagen und die gegenüberliegende Seite für sich zu gewinnen nur leider war der Anführer der anderen Gruppe nicht so dumm wie der Rest des Haufens, zumindest hatte Yuki immer das Gefühl gehabt.

Er hatte irgend ein Versteck, in welches er sich zurück zog, wo ihn keiner fand. Das machte die Sache umso schwerer. Sie hatten schon vieles versucht, es jedoch nie geschafft an ihn heran zu kommen, bis heute. Yuki hatte sich einen Plan einfallen lassen, wie er es vielleicht schaffte, an den Chef der Devils heran zu kommen. Dazu musste er zwar zwangsläufig alleine gehen, aber das war ihm egal. Die anderen sollten sich dann um seine Aufpasser kümmern. Er selber hatte eine Rechnung mit dieser Person zu begleichen. Es war ihm auch recht, wenn er nach diesem Gefecht selber sterben würde, denn was hatte er noch gross zu verlieren? Er hatte alles verloren, was ihm wichtig war.
 

Sie warteten auf das Zeichen, das es losgehen konnte. Sie sahen schon von weitem, das sich die Devils auf einen Angriff gefasst machten. Sowieso hatte Yuki das Gefühl, es wären Spione unter ihnen, denn anders konnten die Devil davon garnicht erfahren.Aber bisher war ihm niemand aufgefallen. Hoffentlich würde sich das bald legen. Mit wachsamen Auge beobachtete er die Leute, welche auf der Straße unterwegs waren. Ein lauter Pfiff und ohrenbetäubendes Gegröle war das Zeichen dafür, das es losgehen konnte. Yuki grinste und sah seine Kollegen an, welche ebenfalls grinsten und sich auf den Weg zum Treppenaufgang des Gebäudes machten. Yuki stand auf und beobachtete alles nochmal genau, ging ein paar schritte zurück, bevor er begann auf den Abgrund zu zurennen und einfach über die Lücke zwischen den Häusern zu springen, gefolgt von ein paar seiner Gefährten.

Dieses machten sie einige male, rollten sich auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses ab und rannten weiter, immer weiter, bis sie irgendwann schon auf Gegner trafen, welche ebenfalls auf dem Dach warteten.

"Soso, kommt ihr also doch wieder..", grinste einer der Devils und holte, zusammen mit seinen Kumpanen ein paar Schläger hinter ihren Rücken hervor.

"Glaubst du wir lassen uns so eine Show entgehen?", fragte einer der Angels grinsend und gab das Zeichen für den Angriff. Sie waren zu 4. und die Devils zu 5. Aber das machte keinen Unterschied.

Wo die Devils mit ihren protzigen Eisen- oder Holzschlägern herum wirbelten, welche noch dazu teilweise richtig aufgemotzt waren, hatten die Angels nur einfache Nunchaku. Zwei Schläger, welche durch eine Metallkette zusammen gehalten waren und mit welchen man wunderbar angreifen konnte.

Auch Yuki besaß so ein Nunchaku, jedoch benutzte er es nur selten, da er es nicht mochte, mit Waffen zu kämpfen, dabei hatte er es jedoch jederzeit, um sich verteidigen zu können, wenn er es musste.

Die Devils und die Angels grinsten sich kampflustig an, Yuki jedoch hielt sich im Hintergrund. Er würde die beiden Banden kämpfen lassen und sich selber aus dem Staub machen, sobald er die Chance dazu hatte. Immerhin hatte er besseres zu tun als sich an so ein paar Leuten die Finger schmutzig zu machen. Er hatte größeres vor. Als der Kampf auch endlich begann, wich Yuki einigen Devils aus, die es zumeist auf ihn abgesehen hatten. Sie wussten um seine Fähigkeiten als Traceur und wollten ihn so schnell wie möglich außer Gefecht setzen, doch meistens hatten sie die Rechnung ohne den Blonden gemacht, welcher schnell zum Treppenhaus des Hauses lief, die Tür aufbrach und die Treppen herunter sprang.

Einige der Devils folgten ihm, doch war es ihm egal. Er lief zwei Treppen herab, schwang sich über das Geländer und lief weiter und das immer wieder. So kam er schneller voran und musste nicht jede Treppenstufe einzeln hinunter rennen. Das sparte ihm eine menge Kraft und Zeit. Jedoch kamen ihm in dem Moment ein paar der Devils entgegen. Verdammt nochmal, die hatten doch irgendwo ein Nest.

Yuki hob die Brauen und musste dann jedoch wieder grinsen, als er einfach auf das Treppengeländer sprang, von dort aus an die Wand und einfach über die Devils drüber weg, welche einen Moment total irritiert herum standen und sich ansahen, bevor sie die Verfolgung wieder aufnahmen.

An einer Tür standen die Devils wieder Wache, grinsten schon, da sie dachte, das Yuki in der Falle saß, dieser jedoch hatte sich in der kurzen Zeit schon wieder einen neuen Plan ausgedacht, also sprang er, kurz vor den Devils, hoch, holte an einem Rohr, welches an der Decke entlang führte, Schwung und schwang sich einfach durch ein offenes kleines Fenster über der Tür, durch welches er gerade so durch passte. Die Devils auf der anderen Seite fluchten und suchten nach dem Schlüssel, mit welchem sie die Tür verschlossen hatten, was Yuki wieder viel Zeit gab, weiter zu rennen.

Jedoch blieb er nicht lange alleine, da von vorn schon wieder neue Gegner kamen. Langsam fragte er sich wirklich, warum sie nur hinter ihm her waren, das war doch bald kein Zufall mehr.

Wieder sprang der Blonde über seine Gegner hinweg und rannte weiter, direkt auf ein Fenster mit Balkon drauf zu, welches am Ende des Flurs offen stand.

Auf dem Balkon sprang er einfach über das Geländer, hangelte sich an ein paar dünnen Rohren hinab auf den nächsten Balkon und rannte von dort aus weiter. Bis die Devils das gecheckt hatten, war Yuki schon wieder weiter gerannt. Es machte ihm unheimlichen Spaß mit seinen Gegnern Katz und Maus zu spielen.

Wieder kletterte er ein paar Treppen hinab, rannte in eine offen stehende Wohnung von einem alten Ehepaar, welche wohl durch den Krach auf dem Flur, angelockt wurden und nun nach dem Rechten sehen wollten.

Dies nutzte Yuki einfach aus, indem er zu einem der Fenster rannte, dieses öffnete und die Feuerleiter an der Seite empor kletterte, so schnell er konnte. Durch ein Fenster, an welchem er vorbei kam, konnte er seine Gegner sehen, welche wie aufgescheuchte Hühner herum wuselten und nach einem Weg suchten, wie sie den blonden einholen konnten. Dieser jedoch stand schon wieder auf einem Dach und sprang über die Dächer, gefolgt von neuen Gegnern, die wie scharen aus den Löchern krochen.

Yuki grinste und rollte sich wieder auf einem weiteren Dach ab, sah schon von weitem, dass der nächste Sprung einer sein würde, den er mit viel Schwung nehmen musste.

Also lief er noch etwas schneller, sprang auf den Absatz vom Dach, stieß sich an der Kante mit seinem Fuß ab und sprang über die grosse Lücke, zwischen den beiden Häusern.Es war ein Moment, wie als würde er fliegen. Einfach die Regeln und Gesetze der Erdanziehung brechen.

Jedoch dauerte dieses Gefühl nicht lange, da kam er auf dem anderen Dach auf, rollte sich zwei mal ab und sah nach oben, wo seine Gegner standen und sich nicht getrauten, genau diesen Sprung ebenfalls auszuführen.

Yuki grinste und rannte über das Dach weiter. Er hatte seine Verfolger vorerst abgewimmelt.
 

Ganz wo anders, auf der anderen Seite der Stadt, saß ein schwarz gekleideter, schwarzhaariger und gepiercter Junge auf einem Sessel und wippte mit seinem überschlagenen Bein herum.

Er hatte mitbekommen, das die Angels wieder unterwegs waren und auch, das die Devils sie aufhalten wollten. Er hatte bis heute nicht so ganz kapiert, warum dieser Krieg zwischen den Banden sein musste. Er fand es affig und nervtötend. Noch dazu musste er seine freie Zeit, die er weitaus besser einplanen konnte, damit verbringen, sich irgendwelche Pläne auszudenken.

Er hatte so keine Lust mehr zu dem allen. Er hatte besseres zu tun!

"Miki?"

Der Schwarzhaarige sah auf und durch seinen Pony dem Mädchen entgegen, welches ein kleines Kind auf dem Arm trug.

"Was gibts?"

"Sie sind unterwegs, ich fahr mit Sayaka zu dir nach Hause, ist das okay?"

Der schwarzhaarige nickte und griff in seine Hosentasche, warf dem punkigen Mädchen seine Autoschlüssel zu.

"Aber fahrt vorsichtig. Ich will nicht das euch und meinem Wagen was passiert."

Das Mädchen lachte leise und fing den Schlüssel auf, klimperte damit herum.

"Ach was, du kennst mich."

Miki grinste.

"Genau deswegen ja.."

Miki war anders als die anderen Anführer der Gangs, die in diesem Viertel ihr Unwesen trieben.

Er selber hasste es Kriege und Schlachten zu führen. Er hätte es viel lieber ruhiger und gesitteter. Er hatte schon mal daran gedacht, einfach wegzuziehen, aber dafür liebte er seine Leute einfach viel zu sehr. Er kannte praktisch jeden einzelnen persönlich und kannte von jedem einzelnen dessen Geschichte, die sie mit sich herum trugen. Manchmal fragte er sich aber auch, in was für einer Welt er hier lebte, wenn er erfuhr, das eine 17-jährige ihr Kind verloren hatte oder sogar 15-jährige sich den goldenen Schuss gesetzt hatten, weil sie von diesem Teufelszeug nicht genug bekamen. Manche Geschichten gingen ihm einfach viel zu nahe und das war sein Schwachpunkt.
 

Aber auch er selber trug eine Geschichte mit sich herum, welche mit dem kleinen Kind zu tun hatte, welches das Punkmädchen gerade mitgenommen hatte. Sie war praktisch seine Tochter, dabei war er selber gerade mal 21 Jahre alt. Damals hatte er einen Mann kennen gelernt, mit welchen er zusammen diese Gang antrieb und schützte.

Er hatte Miki gelehrt, jeden Menschen ernst zu nehmen, wenn dieser bereit war, sein Herz zu öffnen. Egal ob im Zorn, Verzweiflung oder vor Freude. Er hatte immer gelauscht und sich die Geschichten angehört und immer versucht zu helfen und genau das versuchte Miki weiter aufrecht zu halten.

Oftmals war es einfach eine sehr schwere Aufgabe, die er sich selber auftat, aber er wollte es weiter führen. Schon damals.. und heute hatte er das Vertrauen zu so gut wie jedem der Streetkids aufgebaut und das gab ihm viel wieder.

Er verstand langsam, warum Kaede dies mit so einer Leidenschaft aufrecht gehalten hatte.

Kaede.. dieser Name lag wie ein Schatten, ein Geist, der alle beschützte, über der Gruppe. Jeder kannte diesen Namen und jeder, der ihn kannte, war glücklich darüber.

Nur leider kam er bei einem Bandenkrieg ums Leben. Er hatte versucht einem der Angels zu helfen, genau, wie er es bei den Devils versucht hatte und wurde hinterrücks in eine Falle gelockt, die er nicht überlebt hatte.

Damals hatte sich Miki bereit erklärt, die Tochter von Kaede bei sich aufzunehmen und wie sein eigenes Kind gross zu ziehen, was bisher auch sehr gut klappte. Sie übernachtete oft bei ihm, verbrachte viel Zeit mit ihrem Ziehvater, war zeitweise jedoch auch bei ihrer leiblichen Mutter. Beide waren sich der großen Verantwortung sehr wohl bewusst, die sie für das Kind hatten, wenngleich sie auch kein Paar waren. Miki hatte von Anfang an die Fronten geklärt. Sie war Kaedes Frau und Geliebte. Kaede hatte diese Frau über alles geliebt und das wollte Miki ihr und ihm nicht nehmen. Es sollte alles bleiben, wie es war. Außerdem war sich Miki immer sicher gewesen, niemals lieben zu können, da er eine viel zu große Verantwortung für alle hatte und ihm dabei Gefühle nur im Weg standen.

Jedoch sah Sayakas Mutter das anders, denn diese nutze bald jeden Moment aus, um sich an Miki irgendwie heran zu machen oder ihm zu gefallen. Miki jedoch hatte für Frauen eher weniger Augen.
 

Aber nun waren die beiden erstmal sicher in dem Haus, welches Miki ziemlich am Stadtrand gemietet hatte. Es lag abgeschieden und keiner seiner Streetkids wusste, wo er eigentlich lebte. Klar hatte er auch eine kleine Wohnung mitten im Zentrum des Geschehens, in welcher er sich gerade befand, aber das war einfach nur, damit er die Kids auch mal einladen konnte, damit sie sahen, das er auch normal lebte. Das er jedoch ein Geheimnis hatte, bemerkte keiner von ihnen. Sie vertrauten ihrem Chef.

Yuki hingegen hatte sich in der Meute schon recht weit nach vorn durch geschlagen.

Angelehnt an eine Mauer in einer dunklen Ecke und wachsam die Menschen beobachtend, wartete er darauf, endlich weiter zu kommen. Auf den Dächern war inzwischen zu viel los, weswegen er auf den Boden zurück gekommen war. Doch auch hier sah es gerade nicht besser aus. Seufzend schlug er also eine andere Richtung ein und hangelte sich über eine Mauer, blieb jedoch auf dieser hocken und drückte sich wieder ins Dunkle. Die Dunkelheit war sein Freund, er konnte sich gut darin verstecken, ohne das ihn jemand bemerkte.

Auch jetzt beobachtete er die Leute, wie sie an der kleinen Gasse entlang rannten und ihm keinerlei Aufmerksamkeit schenkte. Als die Luft rein war, sprang er leise und leichtfüßig von der Mauer herunter und lief zum Ende der Gasse und sah sich um.

Dort hinten war das Gebäude, zu dem er wollte, wo er wusste, das die Person sich darin befand, zu der er eigentlich wollte. Einen Moment wartete er noch ab, bevor er sich leise und sehr schnell vorwärts bewegte und sich immer wieder hinter Gegenständen verstecke, wie jetzt hinter einem Müllcontainer.

Irgendwie war es ruhig.. zu ruhig. Meistens war das Gebäude bewacht, wieso diesmal nicht? Misstrauisch beobachtete der blonde Junge das Gebäude und vor allem den Eingang. Eigentlich hätte er ins Gebäude gehen können, doch war es ihm zu unsicher. Er wusste über die Devils bestens Bescheid, und auch, das diese großes Talent hatten, sich ebenfalls zu verstecken. Deswegen hielt sich Yuki lieber im Schatten und wartete ab.

Und wirklich, es dauerte garnicht lange, da ging die Tür zum Gebäude auf und ein paar Personen kamen hinaus. Sogar die Person, die Yuki sich erhofft hatte, trat hinaus. Zwar war er gut bewacht, aber das ließe sich schnell ändern.

Mit einer Hand griff er zu seinem Gürtel, wo seine Waffe dran hing, und entsicherte diese. Für den Ernstfall wollte er bereit sein. Schon einige seiner Versuche waren missglückt. Aber diesmal nicht.. diesmal.. wollte er auf alles gefasst sein.

Wie oft hatte er diesen Kerl schon beobachtet, beschattet, seine Eigenarten ausspioniert, sich jeden einzelnen seiner Bodyguards, wie Yuki sie gern nannte, genaustens angesehen. Einmal war er gescheitert, er war garnicht bis Miki vorgedrungen, doch diesmal.. diesmal sollte es anders sein!

Miki hingegen ahnte nichts von der Person, die dort im Dunklen auf ihn lauerte. Es war alles sehr ruhig, nur von weiter Ferne konnte man Gebrüll und Schreie hören, doch diese reichten noch lange nicht an diesen Teil der Stadt heran. Deswegen sah er auch keine Gefahr irgendwo.

"Okay Leute, ich gehe alleine.. Kümmert ihr euch um Verletzte. Ich komme alleine zurecht.", rief er seinen Leuten entgegen, welche schon etwas misstrauisch drein blickten.

"Aber Miki, was ist, wenn dich jemand angreift?", fragte einer der Leute und sah Miki zweifelnd an, welcher einen Moment nachdachte, dann jedoch mit den Schultern zuckte. "Bisher ist auch nie jemand aufgetaucht, also warum heute? Geht einfach schon mal zu den anderen. Wir sehen uns morgen.", murmelte er noch und machte sich dann, sehr zum entsetzen der anderen Kids, alleine auf den Weg.

Das er sich damit geradewegs in Yukis Richtung bewegte, konnte der junge Mann nicht wissen.
 

Dieser war schon bereit zum Sprung, da wurde der schwarzhaarige wieder aufgehalten.

"Miki, geh nicht alleine, ich trau den Angels alles zu.", rief einer der Devils dem Anführer entgegen und lief zu diesem rüber.

"Lass wenigstens mich dich begleiten.", Miki seufzte leise und nickte.

"Ja ist gut..", er drehte sich wieder um und ging weiter, gefolgt von seinem Kumpanen, welcher mit etwas Abstand hinter Miki herlief und alles im Auge behielt. Jedoch hatte er Yuki nicht bemerkt, welcher noch immer in der Dunkelheit hockte und wartete, bis sie beiden an ihm vorbei waren.

Als es soweit war, wollte er gerade losstürmen, doch zischelte ihm etwas von oben entgegen.

Verwirrt und erschrocken hob Yuki seinen Blick und sah in das grinsende Gesicht eines weiteren Angels, welcher sich Kopfüber an einer Feuerleiter festhielt und sich mit Zeichensprache mit Yuki verständigte, welcher auf die beiden Männer zeigte, welche schon ein paar Schritte entfernt waren.

Der Angel nickte und auch Yuki nickte und sah zu beiden Seiten. Sie wurden anscheinend nicht beachtet, also rannte Yuki schnell und doch leise wie eine Maus auf die andere Seite der Straße und näher an die beiden Devils ran, welche noch immer einfach gerade aus wanderten.

Der andere Angel hatte sich an Yukis Platz versteckt und wartete auf einen Befehl, welcher noch einen Moment abwartete, somit die Hand hob, ein bisschen weiter wartete und dann auf die beiden Männer zeigte, welches ein Zeichen war, das sie angreifen wollten.

Und so geschah es dann auch. Nicht mit großem Geschrei oder Kampfgebrüll, sondern leise, wendig und kaum auffällig rannten die beiden jungen Männer auf die Devils zu.

Einer dieser drehte sich, als er etwas hinter sich vernehmen konnte, erschrocken um und sah einen bunthaarigen Typen auf sich zu rennen sehen, welcher mit seiner Waffe schon herum wirbelte.

"PASS AUF DAS IST EIN HINTERHALT!", rief er laut, damit auch Miki gewarnt war, welcher sich ebenfalls umdrehte und sich gerade noch so aus der Schussrichtung von Yukis Waffe bewegen konnte, welche nur haarscharf an ihm vorbei zischte. Doch zum verschnaufen war keine Zeit, denn Yuki wusste mit seiner Waffe umzugehen und so schleuderte er sie Miki wieder entgegen, welcher immer wieder auswich und nach seiner eigenen Waffe kramte, welche er garnicht entsichert hatte. Er war jemand, der nicht zwingend damit rechnete, angegriffen zu werden. Wie dumm er doch war!

Immer wieder wich er aus, bis er endlich seine Waffe, einen ausziehbaren Schlagstock, aus seiner Halterung befreit hatte und ihn schützend vor sich hielt, somit Yukis Angriff abwehrte.

Danach holte er wieder aus, nachdem Yukis Angriff verpufft war und ging auf den Blonden los, wehrte sich und brachte wieder mehr Abstand zwischen sie beiden. Die anderen beiden ihrer Gruppen, bekämpften sich immer noch und waren auch nicht gewillt aufzugeben. So waren sie nun mal.. Dickköpfig und Stur.

Miki holte wieder aus und wollte seinen Stock einfach nur gegen Yuki richten, egal wie, doch dieser sah den Angriff kommen und sprang, aus dem Sprung heraus, über Miki hinweg und kam hinter diesem leise wieder zum stehen, holte mit seinem Nunchaku aus und feuerte es wieder gegen Miki, welcher es in die Seite bekam und schmerzhaft die Luft anhielt. Der Kleine war besser, als er gedacht hatte. Er verstand etwas von seinem Handwerk, das musste selbst Miki zugeben.

Aber er ließ sich garnicht ablenken. Selbst mit einer geprellten Seite, setzte er wieder zum Angriff an und beobachtete den Blonden ganz genau, wie er ihn mit arroganten Blick musterte und dann grinste.

"Du bist angeschlagen..", murmelte er leise, worauf auch Miki grinsen musste.

"Das stört mich nicht.. ich hatte schon schlimmere Verletzungen."

"Oh.. wirklich? Lass mich dir.. deine schlimmste zufügen..", hauchte Yuki wieder leise und spannte die Kette seiner Waffe.

"Das hättest du wohl gern.", gab Miki nur trocken zurück und hielt seinen Schläger fest umklammert.

Oh wie er es hasste zu kämpfen.

Die beiden Gegner wollten gerade wieder aufeinander losgehen, als sie von weiter hinten jemanden rufen und brüllen hörten.Erschrocken drehten sich Miki und Yuki in diese Richtung und sahen eine Horde an Devils auf sie zukommen.

Miki atmete schon erleichtert auf, sah jedoch in das verärgerte Gesicht des blonden Jungen vor sich.

"Tja, das wird wohl heute nichts mit uns."

"Warte nur, man trifft sich immer mehrmals im Leben.", knurrte Yuki leise.

"Los komm, wir hauen ab.", rief er dem anderen zu, welcher den Devil schon ziemlich zugesetzt hatte.

Er wandte sich ab und lief zu Yuki rüber, welcher Miki nochmal einen bösen Blick zuwarf und dann mit seinem Kumpanen weg von der Masse der Devils rannte. Doch kamen von der anderen Seite ebenfalls welche angerannt.

"Die haben doch ein Nest.", lachte der größere der Angels, worauf Yuki nur grinste.

"Scheint bald so.", murmelte er zurück und sah sich nach einem Fluchtweg um, den er auch schnell entdeckt hatte.

"Los hier rüber.", rief er noch und lief zu einer der Wände, sprang leichtfüßig auf eine der Müllcontainer und von da aus hoch zu einer Feuerleiter. Wendig kletterte er diese hinauf, genau wie sein Partner und verschwand über die Dächer.

Miki und die anderen Devils hatten den beiden zugesehen, bevor der Schwarzhaarige stöhnend auf die Knie sackte und sich die Seite hielt.

"Hey Chef, ist alles okay?"

"Geht schon, er hat mich nur erwischt.", murmelte er mit zusammen gekniffenen Zähnen.

"Komm wir bringen dich erstmal nach Hause. Die beiden erwischen wir noch!"

Miki gab keine Wiederworte und ging mit ihnen, was sollte er auch anderes tun. Er war froh, das seine Leute gekommen waren, denn einen Kampf hätte er nicht weiter austragen können.

Hi to Kôri (Feuer und Eis)

Da sind wir wieder. Da ich vor allem im MSN große Resonanz bekommen habe, hoffe ich, dass sich unsere Leser über das Update des 2. Kapitels freuen!
 

Der Disclaimer von Kapitel 1 gilt natürlich auch hier!
 

Außerdem möchten wir uns vorab schonmal entschuldigen, sollten Fehler in den japanischen Titeln vorhanden sein. Unser japanisch ist nicht mal auf Grundschulniveau und wir haben viele Freunde zum Übersetzen zu Rate gezogen! :3
 

Kapitel 2: Hi to Kôri

(Feuer und Eis)
 

Es dauerte nicht lange und Miki saß in seinem Büro, aus dem er gerade erst gekommen war. Seine Bandenmitglieder hatten selbstverständlich keine Ahnung, wo ihr Oberhaupt seinen privaten Wohnsitz hatte. Es wäre viel zu riskant gewesen, denn Miki war sich durchaus bewusst, dass Mauern die Spitzel von Seiten der Angels nicht fern halten würden.

Leise stöhnend ließ er sich nun wieder auf seinem Sessel nieder, welchem er an diesem Abend nur zu gerne entflohen wäre.

Manchmal fragte er sich, für wen er sich überhaupt so aufopferte, wo er doch so viel wichtigere Dinge zu tun hätte. Sayaka verdiente ein geordnetes Leben und eine sichere Zukunft. Dinge, die er ihr sicherlich niemals bieten würde können. Ihr Leben war unbeständig, jeden Tag stand er auf der Klippe, kurz davor herabzustürzen. Was würde dann aus dem kleinen Mädchen, welches er über alle Maßen liebte, geschehen? Miki war sich bewusst, dass ihre leibliche Mutter niemals in der Lage sein würde, sie groß zu ziehen.

Sie wusste zwar um ihre Verantwortung, doch war sie einfach noch zu jung gewesen, als sie diese Bürde zu tragen bekam. Mit 15 Jahren wurde sie schwanger und nur durch die Unterstützung Kaede's war sie überhaupt in der Lage, die Schwangerschaft und das erste Jahr als Mutter, durchzustehen.

Nach dem Tod ihres Mannes und Miki's besten Freundes hatte sie sich lange Zeit komplett von ihm abgekapselt. Miki, selbst noch unheimlich jung, trug plötzlich alle Sorgen, die ganze Last, die er zuvor immer noch auf seinen Boss abwälzen konnte. Ein Baby im Arm und eine ganze Bande unter sich stand er auf einmal da und wusste nicht recht, ob er lachen oder weinen sollte.

Doch er hatte es gemeistert, das Erbe seines Freundes angetreten und die Devil's so weiter geführt, wie er glaubte, dass Kaede es sich erwünscht hätte. Mittlerweile war die kleine Sayaka gerade 5 Jahre alt geworden und alle Mitglieder der Devil's sahen Miki als ihr Oberhaupt an.

Sie liebten ihn, wie sie einst Kaede verehrt hatten, doch war der Gründer ihrer Gang niemals in Vergessenheit geraten. Miki sorgte dafür, dass sie ihn ehrten, ihn selbst im Tode noch Respekt zollten.

Keiner seiner Leute würde es wagen die Handlungen von Miki oder seinem verstorbenen Freund jemals in Frage zu stellen. Genauso wenig wie Miki das Vertrauen an seine Mitglieder in Frage stellte. Es war jedem frei die Gang zu verlassen, mit der Auflage, dann ein geregeltes Leben zu beginnen. Miki hatte es sich zur Aufgabe gemacht zu verhindern, dass seine Bandenmitglieder die Gang's nach belieben wechselten.

Er selbst träumte doch im Grunde auch von einer geregelten Zukunft, einem kleinen Haus im Grünen, zusammen mit seiner Tochter und vielleicht sogar einst einer Person, die er lieben konnte.
 

Leise seufzend stützte er seine Ellenbogen auf den Schreibtisch und versteckte sein Gesicht, vor Schmerzen gepeinigt, in seinen Händen. Dieser kleine Blonde hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Miki meinte sich dunkel zu erinnern, dass sie ihn 'Kaze' nannten. Die Bezeichnung Wind passte seiner Meinung genau zu diesem Jungen, welcher wahrscheinlich nicht viel älter als er selbst war. Dennoch waren seine Gesichtszüge sehr vorgealtert... wie bei einem Menschen der sein Leben lang hart zu kämpfen hatte. Seine Augen, auf die Miki einen kleinen Blick erhaschen konnte, wirkten gehetzt, wie als wenn ein Sturm hinter ihnen tobte.

Miki setzte sich wieder gerade hin und sog die Luft sehr scharf zwischen seinen Zähnen hindurch. Er fühlte sich, als hätte der Kleine ihm mindestens 3 Rippen gebrochen. Es wunderte Miki, dass er so schutzlos unterwegs war. Fest stand, dass er schnurstracks in einen Hinterhalt geraten war, doch konnte er sich nicht vorstellen, wieso.

Vielleicht hatte der Boss der Angels sein bestes Pferd im Stall - denn das wusste Miki, war dieser Kaze – ausgesandt um ihn aus dem Weg zu schaffen, damit er seine Macht vergrößern konnte.

Miki wusste wie machtbesessen Aki, das Oberhaupt der Angels, war und wie sehr er sich den Tod von Miki herbeisehnte, nachdem er es geschafft hatte Kaede aus dem Weg zu schaffen.

Er hatte sich erhofft, die machtvolle Gang endgültig zu stürzen, da tauchte auf einmal Miki auf, welcher zwar jünger und äußerlich zarter als Kaede war, dennoch mit dem selben eisernen Willen und der Kraft auftauchte, die Gang lange am Leben zu halten.
 

Er sah auf die Uhr... Sayaka würde sicher schon schlafen. Leise seufzte er und nahm sich wieder einmal vor demnächst kürzer zu treten, damit er mehr Zeit für sein Kind hatte, welches für ihr Alter ohnehin schon viel zu erwachsen war.

Langsam stand Miki auf. Er war nicht wirklich wehleidig, dennoch waren die Zeiten der starken Verletzungen vorbei, seit er den Platz auf diesem verdammten Drehstuhl, in diesem verhassten und doch so geliebten Büro, sein Eigen nannte.

Früher hatte er gekämpft, war mit den Bandenmitgliedern ausgezogen, wie es jetzt Kaze tat und hatte alles dafür getan, um Unruhe zu stiften.

Er sah zum Fenster und beobachtete ein verirrtes Blatt vom Wind getragen vor seinem Fenster herum wirbeln und fragte sich noch einmal, warum der blonde Junge sich ausgerechnet so auf ihn eingeschossen hatte. Was tat er schon, außer darauf zu achten, dass seine Mauern nicht von den Feinden durchbrochen wurden und dafür zu sorgen, dass es seinen Leuten gut ging? Er konnte sich diesen Hass nicht erklären.
 

Es hatte eine Weile gedauert, bis Miki, welcher noch immer fürchtete hinter jedem Baum, jeder Mauer könnte ein Angreifer stehen, sich zu seinem Haus geschleppt hatte.

Sein Privatleben hatte er, wie zuvor auch Kaede, sehr geheim gehalten. Zwar war er nicht in dessen Haus gezogen, doch hatte auch er sich einen Wohnort, fernab der Bandenkriege, gesucht.

Es war sicherer und schließlich hatte er noch für ein Kind zu sorgen. Die Wohnung empfing ihn in schwarzer Dunkelheit, was ihm sagte, das Minako – die leibliche Mutter Sayaka's – bereits wieder gegangen war und seine Kleine schlief.

Wann hatte er sie zuletzt ins Bett gebracht, ihr einen Gute-Nacht-Kuss gegeben und sie zugedeckt? Miki konnte sich nicht mehr erinnern und nahm sich wieder einmal vor auch dies in seinem Leben zu ändern.

Schlapp schlurfte er in sein Badezimmer und entledigte sich, unter größten Anstrengungen, seiner Klamotten. Ein Blick in den großen Spiegel verriet ihm, dass seine Seite blau verfärbt und angeschwollen war. Man konnte nur zu deutlich den Abdruck der Waffe sehen. Miki schüttelte seinen Kopf. Das würde definitiv Rache geben. Keiner der Devil's würde zulassen, dass er verletzt wurde. Selbst wenn er nicht davon sprach, würde es einen Rachefeldzug geben. Denn war es nicht gerade so, dass wenn man etwas nicht publik machen wollte, es noch schneller die Runde machte?

Seufzend stieg er in seine dunkel geflieste Duschwanne und schnurrte dem heißen Strahl des Wassers sanft entgegen. Er merkte, wie seine Muskeln, verspannt vom vielen sitzen, sich langsam lösten.

Er arbeitete zu viel... eindeutig. Mit seinen Gedanken dennoch immer noch bei den Angels und diesem Kaze, stieg er nach 30 Minuten wieder aus der Wanne und trocknete sich ab, ohne es wirklich zu registrieren.

Nachdem er sich angezogen hatte, schlich er auf nackten Füßen leise durch seine Wohnung.

Das Zimmer seiner kleinen Tochter wurde in sanftes Mondlicht gehüllt. Ihre Haare glänzten und sie wirkte unheimlich zerbrechlich und klein, wie sie da so lag, die Arme fest um ihren Teddybären – das letzte Andenken an ihren Vater – geschlungen. Mühsam ging Miki neben ihr in die Knie und strich ihr zärtlich durch die langen wirren Haare.

„Schlaf gut meine Maus.“, flüsterte er leise, um das Kind nicht aus seinen Träumen zu reißen. Eine Weile blieb er einfach stumm sitzen und beobachtete das kleine Wesen wehmütig.

Wie sehr wünschte er sich eine andere Welt für die Kleine. Eine Welt in der ihr richtiger Vater noch lebte. Sayaka hatte Miki zwar vollends als ihre Papa akzeptiert, doch konnte Miki nicht sagen in wie weit sie sich an Kaede erinnern konnte. Wahrscheinlich hielten nur seine Geschichten über ihn ihre kindliche Erinnerung aufrecht.

Irgendwann stand Miki wieder auf und hauchte einen kleinen Kuss auf die zarte Wange des schlafenden Mädchens. „Ich liebe dich!“, murmelte er leise und ging dann lautlos wie ein Schatten wieder aus dem Zimmer.

Seine Seite bereitete ihm noch immer große Qualen, doch hielt er nichts davon jeglichen Schmerz mit einer Tablette zu betäuben.

Also schleppte er sich in sein Bett und starrte zu seinem kleinen Dachfenster, ein verglastes Rechteck direkt über seinem Bett, hinauf. Der Himmel war in Aufruhr. Wolkenfetzen wurden vom Wind gescheucht und verdeckten wieder und wieder das silberne Mondlicht.

Miki liebte diesen Anblick. Irgendwann griff er zu seinem Handy und wählte die Nummer eines seiner Vertrauten.

Es dauerte lange, bis sich eine verschlafene Stimme meldete.

„Moshi Moshi?“

„Kei? Hier ist Miki.“

„Warum wundert mich das nicht?“, der Dunkelhaarige lachte rau.

„Entschuldige, dass ich dich störe. Mir ist nur zu Ohren gekommen, dass ihr einen Gegenschlag auf die Angels plant.“

Es raschelte in der Leitung, Kei schien sich aufgesetzt zu haben. „So so zu Ohren gekommen ist dir das also?“, seine Stimme klang belustigt und Miki musste trotz aller Schmerzen lachen.

„Du willst es uns doch nicht ausreden oder? Sie haben dich verletzt!“

„Nein nein... ich kann euch sowieso nicht verbieten sie zu besuchen.“, murmelte auch Miki amüsiert und versuchte sich vergeblich auf die Seite zu drehen. Einen Moment strampelte er hilflos herum, dann gab er es schlussendlich auf.

„Es geht darum, dass ich will, dass ihr mir diesen kleinen Blonden bringt. Diesen Kaze. Unversehrt... ich will mich selbst um ihn kümmern.“, am Ende der Leitung lachte es glockenhell auf.

„Gefiel er dir etwa Miki?“, auch der Schwarzhaarige lachte.

„Sagen wir er hatte schlagende Argumente. Nein im Ernst... ich denke Aki wird es gar nicht gefallen seinen besten Mann in den Fängen der Devils zu wissen... und du weißt ich kann es nicht lassen ihm ein wenig auf die Nerven zu gehen.“, sie grinsten beide vor sich hin und Kei ließ ein verständiges Grunzen vernehmen.

„Geht klar Boss.. ich werde es weiter leiten. Gute Nacht!“, Miki nickte nur und legte auf. Er grinste ein wenig... wie interessant es doch werden würde, diesen kleinen Wirbelwind ein wenig aufs Korn zu nehmen.

Rein aus beruflichem Interesse verstand sich. Miki gähnte leise und rieb sich die Augen. Selbst diese Bewegung schmerzte ihn unheimlich und insgeheim fragte er sich, wie er überhaupt schlafen sollte.
 


 

Am nächsten Tag sollte es auch schon losgehen. Kei hatte seine besten Männer zusammen getrommelt, damit sie den Wünschen des Bosses gerecht wurden. Sie wollten Kaze fangen, kostete es, was es wolle. Und sie wussten, dass dies kein leichtes Unterfangen werden würde, denn Kaze war stark und gewandt. Er wusste, wie man sich aus so manchen schwierigen Situationen befreien konnte.

Sie mussten also auf alles gefasst sein.

Deswegen hatten sie auch an alles gedacht, wenn sie nun zu den Angels gehen würden. Meistens hielten sich Kei und seine Leute aus den Bandenkriegen heraus, aber wenn es darum ging, einen gewissen Wunsch des Bosses zu erfüllen, dann waren sie sofort bereit.

Und so machten sie sich auf den Weg.

Über Dächer, Straßen und im Untergrund. Wer wusste schon, wo sich Kaze gerade aufhalten würde. Keiner kannte dessen genauen Aufenthaltsort, deswegen mussten sie alles mit einbeziehen.
 

Yuki alias Kaze hingegen ahnte nichts von dem Hinterhalt, welcher auf ihn geplant war. Woher auch? Die Gruppe, die gerade auf dem Weg zu ihm war, hielt alles sehr geheim und kaum etwas drang an andere vor. Deswegen waren sie wohl auch so erfolgreich mit ihren Angriffen.

Der kleine, blonde Junge hatte sich inzwischen aus seinem Bett gequält, da er erst sehr sehr spät schlafen gegangen war, da sie noch bis in die Nacht unterwegs waren. Er traute den Devils alles zu, deswegen hatte er noch lange mit seinen Kumpanen Wache geschoben und hatte jede Regung auf ihrer Seite beobachtet. Aber es schien alles ruhig gewesen zu sein. Irgendwie hatte er damit gerechnet, das Miki gleich Leute hinter ihnen her schicken würde, aber da hatte er sich wohl getäuscht. War er wirklich so feige?

Yuki musste bei diesem Gedanken grinsen und schüttelte etwas den Kopf. Sie würden sehen, was die Zukunft brachte.

Jetzt jedenfalls hatte er sich etwas vom Bäcker geholt, welcher sein Geschäft außerhalb des Bereiches der Gangs hatte. Dennoch gingen viele der Straßenkinder zu diesem Bäcker, um ihre Nahrung dort zu holen und der Bäcker hatte somit auch garnicht mal so schlechte Umsätze, weswegen er seinen Laden auch gut halten konnte.

Ganz im Sinne von Yuki, denn er liebte diesen Bäcker über alles.

Mit einem Milchbrötchen im Mund und dem anderen in seiner Tasche, marschierte er die Straße wieder zurück zu ihrem Terrain, wo ihn auch schon die ersten Angels begrüßten.
 

„Morgen, schon so früh auf den Beinen?“

„Naja, ausgeschlafen hab ich schon ewig nicht mehr. Kann man ja auch nicht bei dem Krach, den die Leute auf den Straßen immer machen.“, murmelte Yuki zurück und schlang sein Brötchen dann herunter.

„Naja, letzte Nacht war ja noch recht ruhig, nachdem ihr zurück gekommen seit.“

„Das stimmt, das hat mich auch sehr gewundert, muss ich sagen. Ich hatte damit gerechnet, das noch was passiert.“

Der Junge, mit den schulterlangen, braunen Haaren nickte.

„Ja du hast recht und auch jetzt scheint es irgendwie zu ruhig zu sein. Ich hab noch keinen der Devils gesehen heute.“

Yuki nickte und sah sich auf der Straße um, welche vor ihrem Terrain lag und von den Angels bewacht wurde, damit keiner einfach ungefragt eindringen konnte.

„Naja, wir werden sehen was noch weiter passieren wird.“, gab er noch leise von sich und durchquerte den Eingang zu ihrem Gebiet.
 

Ein paar der Angels waren schon unterwegs, meistens jedoch Jugendliche und ein paar Kinder, welche hier lebten. Ja, auch ihre Gruppe hatte Kinder, aber Yuki hatte keinen Bezug zu ihnen. Aki war immer dagegen gewesen, das er zu starken Kontakt zu anderen suchte, da er dann anfällig werden könnte.

Gerne hätte er ab und zu Kontakt zu ihnen gehabt, aber er riss sich sehr zusammen.

Seit Kira weg war, kümmerte sich Aki um Yuki. Zwar nicht so, wie viele von den Angels dachte, liebevoll und besorgt, sondern eher umgekehrt.

Yuki war damals, als Kira gestorben war, eine Zeit sehr sehr anfällig und hatte von sich aus immer die Nähe zu anderen gesucht, unbewusst, aber keiner der Angels konnte mit sowas umgehen. Sie waren Bekannte, Kumpanen, Freunde.. wenn man es so nennen durfte, aber keiner wusste mit den Gefühlen Yukis umzugehen.

Ein paar Frauen hatten versucht sich Yuki an den Hals zu werfen, aber er hatte abgeblockt. Er war viel zu sehr an Kira gebunden gewesen, als das er sie einfach hätte vergessen können.

Und irgendwann kam Aki auf ihn zu.

Hatte ihm gegeben, was er gebraucht hatte. Nähe, Liebe, Trost.

Doch änderte sich das schon sehr bald, als sich Aki Yuki gefügig gemacht hatte.

Er wollte nicht der gute Freund von dem blonden Jungen sein, nein gewiss nicht. Er wollte ihn nur für sich alleine. Für seine Spielchen und für seine Machenschaften.

Er hatte Yuki auserwählt sein kleines Schosshündchen zu werden, wie viele es nannten.

Auch die Devils wussten darüber Bescheid, das Yuki unter Akis Schutz stand.

Er war sein bester Mann und als Kira noch war, waren sie fast unbezwingbar. Aber seit Kira nicht mehr war, war es nur noch Yuki, welcher Aki auffiel und somit, hatte er ihn sich genommen.

Zuerst dachte Yuki, es wäre einfach nur Geschäftlich gewesen, aber nein, Aki hatte mehr im Sinn als das.

Das hatte er bemerkt, als Aki sich immer wieder an ihn heran gemacht hatte.

Aber Yuki hatte ihn oft abgewiesen. Er liebte Kira noch immer und er konnte sich niemals vorstellen, etwas mit einem Mann anzufangen.

Doch Aki war es egal. Er hatte sich irgendwann einfach genommen, was er wollte.

Egal wie sehr Yuki sich gewehrt, geschrien oder um sich geschlagen hatte, er hatte den Kampf verloren. Aki hatte sich genommen, was er wollte und tat es noch immer dann, wenn es ihm danach beliebte. Und Yuki hatte er bereits soweit, das er bekam, was er wollte.

Er nutzte einfach den Schmerz in Yukis Herzen aus, um das zu kriegen, was er wollte und es klappte.

Yuki war ihm hörig geworden. Wenn er bei Aki war und diesen Schmerz fühlte, der ihm zuteil wurde, dann konnte er vergessen. Eine Weile einfach vergessen, was vor eineinhalb Jahren passiert war.
 

Nun aber begann er erstmal sein zweites Brötchen zu essen. Er brauchte eigentlich nicht sonderlich viel zu Essen. Er wollte nicht zunehmen, weil so wie er jetzt war, war es am besten. Er war leicht und biegsam. Er konnte alles überwinden, wenn er wollte und so sollte es auch bleiben.

Er hatte Angst, das er von seinen Fähigkeiten verlieren würde, wenn er zunahm oder zu viel aß.

Also aß er nur das, was er brauchte damit sein Magen ruhe gab und dann wars auch wieder gut.

Dennoch genoss er jeden Bissen, den er zu sich nahm.

So wie jetzt.

Genüsslich an seinem Brötchen mümmelnd, wanderte er die vielen verzweigten Straßen entlang, welche sie sich hier in den Jahren aufgebaut hatten, auf dem Weg zurück zu seinem Zuhause.

Als er jedoch durch eine Gasse ging, zuckte ein Schatten über ihn hinweg.

Irritiert sah Yuki nach oben, konnte aber nichts entdecken. Es war merkwürdig. Hatte er sich nur getäuscht?

Mit einem weiteren Blick gen Himmel, ging der Blonde weiter und dachte sich auch nichts weiter dabei. Vielleicht war es nur ein Vogel.

Jedoch wurde er eines besseren belehrt, als ihn am Ende der Gasse jemand entgegen kam, der eindeutig nicht zu den Angels gehörte.

Und er kannte diese Person nur zu gut.

„Ach was. Hat dein Chef gebellt und du bist gesprungen ja?“, fragte Yuki grinsend und stemmte die Hände in die Hüften.. zumindest eine, denn in der anderen hatte er noch immer sein halb angenagtes Brötchen.

„Nein Kaze, wir sind auch stückweise aus eigenem Interesse hier. Immerhin hast du unseren Chef gestern angefallen.“

„Oooooh und deswegen kommen jetzt seine kleinen Hündchen raus um mich zur Rechenschaft zu ziehen? Leute, wir leben hier mehr oder minder auf der Straße, wenn euer feiner Chef sich nicht verteidigen kann, dann ist er hier eindeutig falsch.“

„Nein ist er nicht, denn eigentlich ist er ein sehr netter Mann, der nicht wirklich auf Streit aus ist und das es meistens nur von euch ausgeht. Was habt ihr eigentlich für ein beschissenes Problem?“

„Junge, mein Problem ist gerade, das du mir mit deiner Grütze gewaltig auf den Wecker gehst und ich nicht zu ende Frühstücken kann, also sieh zu, das du nen anderen Onkel für deine Märchen findest und nimm deine sieben Zwerge gleich mit.“

Kei sah Yuki einen Moment irritiert an, da dieser den Ernst der Lage anscheinend garnicht zu erkennen schien. Auch das sich weitere Devils hinter dem Blonden in der Gasse angesammelt hatten, schien ihn ebenfalls nicht weiter zu stören. Kei wusste, das Kaze sie bemerkt hatte, doch schien er keinerlei Angst zu haben. Wieso?

Andere würden schon längst um Hilfe rufen oder die anderen alarmieren.

Aber er.. er sorgte sich eher um sein Frühstück!?

Irgendwas lief hier doch schief.
 

Yuki hingegen verspürte nicht einmal den Anflug von Angst. Er fürchtete sich nicht vor Kämpfen oder Streitereien. Noch weniger vor Auseinandersetzungen mit anderen. Und auch der Tod war kein Grund für ihn, Angst zu haben. Eher erschien es ihm wie eine Erlösung und eine Möglichkeit wieder bei Kira sein zu dürfen.

Er würde alles dafür geben, sie noch einmal Lachen sehen zu dürfen.

Dennoch, er sollte nicht so viel Träumen, das war schon immer seine Schwäche gewesen. Er war oftmals unkonzentriert und das machte ihn angreifbar.

„Genug der Reden. Entweder du kommst freiwillig mit...“

„BITTE?“

„Oder wir werden dich zwingen mitzukommen.“

„Oh ja zwingt mich, kommt schon, ich bin gespannt.“

„Mach dich nicht lustig!“

„Hör du auf meine Zeit zu verschwenden. Warum sollte ich mit euch mitgehen? Sagt mir einen Grund?“

„Der Chef will dich sehen.“

„Das ist für mich kein Grund. Was interessiert mich euer Chef.“

„Oh.. er interessiert dich vielleicht nicht, aber er interessiert sich für dich.“, murmelte Kei leise und grinste wieder.

„Dann soll dein toller Chef zu mir kommen.“

„Pff.. Aber gut, dann werden wir dich wohl so mitnehmen müssen.“

Yuki lachte leise.

„Ja, ich glaubs auch.“

Das würde ja spaßig werden.

Kei gab das Zeichen zum Angriff auf den Blonden, welcher genervt aufstöhnte und sich sein Rest-Brötchen zwischen die Lippen schob. nicht mal mehr in ruhe Frühstücken konnte man hier.

Beide Seiten rannten auf den Blonden zu, welcher sich einfach im Gefecht umgedreht hatte und nun ebenfalls auf die Devils zu rannte. Er hatte keine Chance gegen alle diese, aber seine Stärke war auch nicht der Angriff, sondern die Flucht nach vorn.

Also rannte er weiter und weiter, bis er kurz vor den Devils stand, welche schon zum Schlag ausgeholt hatten und sich auf den Blonden werfen wollten und sprang einfach hoch. So hoch sodass er auf den Devils irgendwo Halt fand und über diese drüber springen konnte. Von Mann zu Mann sprang er um auf der anderen Seite wieder auf den Boden zu landen und weiter zu rennen.

Die Gasse, wo er sich befand, war eng und lang, man konnte sich nicht gut bewegen, aber es reichte zum Rennen und Stunts machen.

Und die machte Yuki. Über einer Mülltonne hing eine Feuerleiter in der Luft, welche er erreichen wollte.

Also sprang er auf den Container und hoch zur Leiter, hangelte sich an dieser weiter, bis er nach oben klettern konnte.

Kei war ihm dicht auf den Fersen. Er war, im Gegensatz zu den anderen Devils, schneller und wusste, wie er an sein Ziel kam. Er hatte die Gabe, sich in kurzer Zeit Pläne auszudenken und diese mit großer Sicherheit durchzuführen.
 

Das hatte auch Yuki sehr schnell bemerkt.

Also legte er einen Zahn zu und kletterte auf das Dach, wo schon andere der Devils warteten.

Yuki sah sie sich an , wie sie auf ihn zu geschlichen kamen und hatte schon einen Plan gefasst.

Während die Devils auf dem Boden ebenfalls versuchten nach oben zu gelangen, die auf dem Dach wieder auf ihn zu stürmten und Kei ebenfalls dicht hinter ihm war, entschied sich Yuki zur Flucht nach hinten.

Also sprang er nach hinten, vollzog eine Rolle und ließ sich wieder nach unten fallen. Sehr zum Entsetzen von Kei und den anderen Devils, welche am Abgrund standen und Yuki nur hinterher sahen, der wieder in den dunklen und engen Gang gesprungen war und auf einem der Devils landete, die noch unten standen.

Dieser brach ächzend zusammen, da er den harten Aufprall von Yuki nicht hatte kommen sehen.

Doch er war schön weich gelandet und rannte einfach weiter.

Kei, welcher noch immer auf dem Dach stand, schnaufte leise und rannte hinter Yuki her, jedoch auf dem Dach.

Genau wie Yuki hatte er die Fähigkeiten weit zu Springen, wie ein Traceur. Zwar war er noch lange nicht so gut, wie Yuki es war, da er größere Hindernisse gern einfach umging, aber es reichte, um dem Blonden auf den Fersen zu bleiben.
 

Dieser rannte raus aus der Gasse und in eine weitere, sah Kei im Augenwinkel schon über die Lücke der Häuser springen. Okay, wie wurde er diese Bazille am schnellsten los?

Musste er nun wirklich kämpfen? Er wollte das doch garnicht!

Ouh er hasste Auseinandersetzungen. Aber nun gut!

Im Rennen entsicherte er die Waffe an seinem Gürtel um diese schnell heraus holen zu können, wenn es nötig war. Und er wusste, das es nötig sein würde.

Am Ende des Ganges kam ein etwas größerer Hinterhof zum Vorschein, auf welchem Yuki stehen blieb und sich zu den Häusern herum drehte, auf welchen Kei ebenfalls zum stehen gekommen war.

Er war schon sichtlich am keuchen, wo Yuki noch immer ganz gelassen war. Er hatte in den Jahren seinen Körper auf Höchstformen gebracht und war auch verdammt stolz darauf.
 

„Stellst du dich mir nun also doch?“

„Aber sicher. Nur war es mir dahinten eindeutig zu voll.“

Kei lachte und hangelte sich vom Dach herunter, bis er endlich auch den Boden erreicht hatte und Yuki gegenüber stand.

„Du bist ziemlich aus der Puste. Solltest dich nicht immer so viel ausruhen Kei..“

„Ach halt die Klappe Kaze.. ehrlich.. Kann ja nicht jeder sonen Protze sein wie du!“

Yuki lachte.

„Neidisch?“

Kei schnaufte und holte seine Waffe heraus.

„Hättest du wohl gern.“

Yuki schmunzelte und holte ebenfalls seine Waffe heraus und ließ diese erstmal einfach nur hängen.

Er wollte nicht der erste sein, der den Angriff startete, immerhin war er nicht auf fremdes Gebiet gekommen um Unruhe zu stiften, sondern Kei.

Dieser wartete auf den richtigen Moment um anzugreifen.

„Eigentlich will ich das garnicht. Du müsstest einfach nur mitkommen.“

„Und zu Weihnachten schickst du dem Weihnachtsmann noch immer einen Wunschzettel, hm?“

Kei lachte leise.

„Wieso musst du nur so ausgesprochen stur sein?“

„Das liegt in meiner Natur.“

Kei nickte und seufzte leise.

„Nichts desto trotz, muss das jetzt sein.“, murmelte er wieder, beobachtete Yuki noch einen Moment, wie er einfach nur rumstand und nichts tat, bevor er mit schnellen Schritten auf ihn zu rannte und begann ihn mit seiner Waffe, einem Schläger, zu attackieren.

Yuki wich den Schlägen immer wieder aus, duckte sich darunter hinweg oder wehrte sie mit seiner eigenen Waffe einfach ab.

Kei war in seinen Augen einfach ein Stümper, welcher sich bei seinem Chef nur hoch geschleimt hatte.

Immer wieder prallten ihre Waffen aufeinander, gaben metallnerne Geräusche von sich, und doch trafen sie den Gegner nie selber.

Wo Kei wirklich alles gab, war Yuki eher am spielen. Dass das einer der besten Männer von Miki sein sollte, konnte er irgendwie kaum begreifen.
 

Irgendwann schnellten ihre Waffen wieder auseinander und die beiden Kämpfenden nahmen etwas Abstand voneinander.

Kei war schon vollkommen aus der Puste und Yuki atmete einmal leise durch.

„Kei, so gern ich dich hab, aber ich hab nicht den ganzen Tag Zeit mich hier mit dir zu vergnügen, tut mir Leid. Lass es uns zu ende bringen.“, murmelte Yuki mit neutraler Stimme und hob seine Waffe wieder an.

Kei schluckte und nickte etwas. Ob das was gutes bedeuten würde? Wo waren nur seine Leute geblieben, er konnte Hilfe hier gerade sehr gut brauchen.

Yuki begann seine Waffen zu wirbeln und sah Kei die ganze Zeit durchdringend an, bevor er zum Sprung ansetzte und auf seinen Gegner los ging.

Seine Waffe flog und wirbelte nur so herum. Kei hatte es schwer, sich dagegen zu wehren und jedem Schlag auszuweichen, sie mit seinem Schläger abzuwehren und hin und wieder war er unachtsam, wo ihn die Waffe Yukis immer wieder streifte, aber nicht stark verletzte.

Yuki setzte immer wieder einen Fuß vor den anderen und wusste ganz genau, wie er seine Waffe einsetzen musste. Er hatte kein Mitleid mit seinem Gegner, was er bewies, als er diesen frontal am Arm traf, worauf Kei lauf aufschrie und irgendwas brechen spürte.

Getroffen hielt er seinen Arm und hechelte unter Schmerzen, sah Yuki jedoch wieder auf sich zukommen. Wenn er kämpfte, war er so ganz anders, als sonst. Woran lag es? Wieso war er so?

Kei konnte nurnoch die Augen zusammen kneifen. Seine Waffe konnte er nicht mehr führen und auch sonst hatte er keine Kraft mehr sich zu wehren, weswegen er es einfach auf sich zukommen ließ.

Yuki sah sich schon gewinnen und zum letzten Schlag ausholen, als ihn etwas in den Nacken stach.

In seiner Bewegung stockte er und bemerkte, wie ihm schwindelig wurde.

„Was..“, murmelte er leise und griff sich in den Nacken, wo er einen Pfeil stecken hatte, welchen er kurzerhand einfach rauszog und betrachtete.

Seine Sicht verschwamm immer mehr und er sackte kraftlos auf die Knie.

„KEI! Verdammt ist alles okay?“, fragte einer der Devils, welcher aus der Gasse gerannt kam.

Yuki sah diesen Jungen verwundert an, bevor er sich schwer atmend auf die Hände stützte.

Musste er nun sterben? Konnte er endlich zu seiner Freundin?

„Ja, alles okay.. was habt ihr..“

„Wir haben einen Lähmungspfeil eingesetzt, wir konnten leider nicht schneller kommen, tut uns leid.. was ist mit deinem Arm?“

„Alles okay. Danke für eure Hilfe.“, murmelte Kei und betrachtete Yuki, welcher zur Seite kippte und sein Blick starr gerade aus ging.

„Einen Lähmungspfeil also. Ihr wisst das die Dinger verboten sind.“, murmelte Kei ernst und raffte sich auf und ging vorsichtig auf Yuki zu, welcher sich garnicht mehr regen konnte.

„Aber.. was sollten wir denn machen, er hätte dich glatt umgebracht!“, rief der Devil laut.

„Ist schon gut. Jetzt sei nicht so laut, sonst erregen wir noch mehr Aufsehen. Nehmt ihn mit und dann ab zurück auf unsere Seite.“

Sein Kumpan nickte und bückte sich zu Yuki runter.

„Na dann komm mal mit mein Kleiner. Das wird ein Spaß werden.“

Kurzerhand hatte er Yuki über seine Schulter geworfen und schleppte ihn weg, gefolgt von Kei und den anderen Devils, die nach und nach aus der Gasse gerannt kamen. Sie freuten sich, das diese Mission so gut zu ende ging. Yuki hingegen wusste nicht, was mit ihm passieren würde.

Er konnte sich einfach nicht bewegen, egal wie sehr er es versuchte. Er war unachtsam und das wurde ihm nun zum Verhängnis.
 

Bei den Devils angelangt, brachten Kei und sein Kumpel den blonden Jungen sofort zu Mikis Quartier, wo dieser schon ungeduldig wartete.

Er merkte sofort, das etwas mit seinem Freund nicht stimmte.

„Ist alles okay?“

„Er hat mich am Arm erwischt, aber das wird wieder. Immerhin haben wir ihn mitbringen können.“

„Ja, das sehe ich.. aber irgendwie sieht er mehr tot als lebendig aus.“, gab Miki zur Antwort und bückte sich etwas um Yuki ins Gesicht sehen zu können.

„Er ist gelähmt und kann sich nicht bewegen.. vorerst nicht. Ich würde sagen wir bringen ihn gleich in den Keller, sicher ist sicher.“

Miki nickte und wusste nicht, was er davon halten sollte.

„Lähmungspfeile sind verboten, das solltet ihr wissen.“

„Ja Mensch, das meinte Kei auch schon, aber der Rotzbängel hätte ihn sonst getötet, sollten wir das zulassen?“

Miki stutzte, schüttelte dann aber den Kopf.

„Nein, natürlich nicht. Also dann, bringt ihn nach unten, ich komme sofort nach.“
 

Yuki wurde in den Keller des Gebäudes gebracht und dort in eine der Zellen auf ein altes Bett gelegt. Immerhin waren sie keine Monster die ihre Gefangenen wie Tiere leben ließen.

Ein Bett war da schon drinnen.

Yukis Atmen ging flach und schnell. Innerlich versuchte er seine Kraft wiederzubekommen, die er verloren hatte. Sein Blick wurde jedoch langsam klarer und so konnte er die komische Lampe an der Decke erkennen und auch, das alles aus Stein war. Mehr konnte er noch nicht erkennen, da sein Kopf ihm noch immer nicht gehorchte.

Aber Schritte konnte er vernehmen und das quietschen von Metall, welches vermutlich die Tür zu seiner Zelle war.

Die Schritte kamen näher, bis sie irgendwann verstummten und sich jemand über ihn beugte.

„Hallo Kaze.. so schnell sieht man sich wieder, was?“, fragte der schwarzhaarig, gepiercte Junge lächelnd, bevor er sich einfach zu Yuki aufs Bett setzte.

„Du hast mir ganz schon zugesetzt gestern, weißt du das eigentlich? Meine ganze Seite ist bunt. Hast ganze Arbeit geleistet.“

Könnte Yuki, würde er jetzt grinsen, aber keine Regung war von ihm zu sehen.

Wie ein Brett lag er da auf diesem Bett und musste sich die Reden seines Feindes anhören. Welch Schmach!

Und dieser schien auch garnicht gewillt irgendwie zu stoppen.

„Du brauchst keine Angst haben, dir wird nichts passieren, solange du dich uns anpasst und das tust, was wir von dir wollen, okay?“

Yuki hätte amüsiert gewirkt, hätte er gekonnt, wie er wollte. Sich den DEVILS ANPASSEN? Hatte er einen über den Durst getrunken oder war er einfach nur so dumm?

„Also.. mach uns keinen Ärger, wenn du nicht willst, das wir dir irgendwas tun.“, murmelte Miki grinsend und sah wieder zu dem Blonden runter, welcher, wenn er so regungslos hier rumlag, irgendwie sehr schutzlos und klein wirkte. Er sah garnicht aus wie jemand, der anderen etwas antun konnte. Und doch sah er schon so erwachsen aus.

Während Miki so abdriftete und noch immer Yuki betrachtete, bemerkte er nicht, das Yuki langsam wieder Gespür in seine Finger bekam.

„Chef, pass auf, wir wissen nicht, wie lange das Lähmungsmittel bei ihm anhält.“

„Ist gut.“, murmelte Miki leise und nickte, sah wieder zu Yuki runter, welcher ihn noch immer so ausdruckslos ansah.

„Welches Geheimnis umgibt dich Kaze?“, fragte er leise und wollte seine Hand schon nach Yukis Gesicht ausstrecken, doch da hatte er die Rechnung ohne den Blonden gemacht, welcher schneller, als Miki reagieren konnte, seine Hand gehoben und Mikis Finger umfasst hatte.

Er versuchte fest zuzudrücken, aber dafür war das Mittel noch immer zu stark für.

„Ver...piss.. dich..“, knurrte Yuki ganz leise zwischen den Zähnen hindurch, da es ihn unwahrscheinlich Kraft kostete, zu sprechen.

Miki sah Yuki überrascht an, zog seine Hand schnell zurück und stand auf.

„Wir sehen uns noch..“, murmelte er leise und betrachtete den Blonden wieder, welcher seine Hand wieder gesenkt hatte und wieder so schutzlos wirkte.

Irgendwas war doch mit diesem Jungen.

Er würde es schon noch raus finden, immerhin hatten sie alle Zeit der Welt.

Miki grinste wieder und ging aus der Zelle raus, schloss diese wieder ab und ging, ließ Yuki alleine zurück, bewacht von einem Devil, welcher sich mit den anderen abwechseln würde.

Im Moment war sowieso nichts mit dem Blonden anzufangen, solange er betäubt war. Aber das würde sich auch wieder legen.
 

TBC

Kaze no you ni hayakute, kage no you ni kuroi (Schnell wie der Wind und schwarz wie ein Schatten)

Kapitel 3: Kaze no you ni hayakute, kage no you ni kuroi

(Schnell wie der Wind und schwarz wie ein Schatten)
 

Seine schlanken Finger glitten leicht über die Gitterstäbe und er fragte sich, wer auf die Idee gekommen war, den Keller in eine Art Gefängnis umzubauen. Nicht das er sich nicht sicher wäre, dass selbst das dickste Metall Kaze nicht aufhalten konnte, wenn er wirklich ausbrechen wollte.

Ihn sorgte allerdings das Betäubungsmittel. Natürlich hatten sie Kampfstoffe wie diese gelagert, doch wollte Miki so etwas wirklich nur im Ernstfall benutzen. Konnte es wirklich so schwer gewesen sein, Kaze zu fangen?

„Schnell wie der Wind und schwarz wie ein Schatten...“, murmelte er leise und musste ein wenig grinsen. So in etwa hatten seine Eltern ihm den schwarzen Mann beschrieben, als er noch sehr klein gewesen war.

Immerhin hatte er nicht viel Familienleben besessen. Sie waren in einem Bandenkrieg ums Leben gekommen, als Miki noch gar nicht in der Lage war zu verstehen, was eine Bande wirklich war.

Er hatte in verschiedenen Heimen gelebt, bis er im Alter von 13 Jahren einfach nur die Schnauze voll hatte und davon lief. Lange Zeit hatte er einfach nur in den Gassen von Tokyo herum gelungert, bis ihn eines Tages Kaede aufgegabelt hatte. Dies war das erste Mal, dass er bewusst erfuhr, was es bedeutete, in einer Gang zu sein.

Er lächelte leicht und stieg vorsichtig die Treppen zu seinem Büro herauf. Sein Leben hatte sich seit diesem Tag geändert... er war ein sehr bewusst lebender und glücklicher junger Mann geworden. Schwere Schicksalsschläge hatten ihn zwar immer wieder zurück geworfen, doch war nun eine Familie für ihn da, seine Bandenmitglieder, welche ihn auffingen und hielten, bis er wieder auf eigenen Füßen stehen konnte.

Er allein war schwach, dass war ihm erst am Vortag wieder bewusst geworden. Doch seine Gruppe stärkte ihn ungemein.
 

In seinem Büro saß Kei inzwischen auf einem Stuhl und wirkte unheimlich blass um die Nase. Vor ihm saß ein kleines Mädchen mit ihrem Teddy in der Hand und sah schüchtern zu ihrem Ziehvater auf, welcher mit großen Schritten auf sie zu lief. „Kei, was zum Teufel tust du denn noch hier?“, seine Stimme war schneidend, nicht etwa, weil sein Vertrauter und Freund etwas falsches getan hätte, sondern eher, weil er sich sorgen machte.

„Na ich konnte Sayaka nicht ganz alleine hier oben lassen. Jeder weiß wie unberechenbar dieser Kaze ist.“, Miki musste lächeln und legte Kei sanft seine Hand auf den Kopf. „Aber du bist verletzt. Es reicht doch, dass du dein Leben riskiert hast, um meinen Auftrag durchzuführen. Das war sehr leichtsinnig!“, er seufzte leise auf und nahm die Hand des kleinen Mädchens, welches sie immer noch leicht ängstlich beobachtete.

„Dessen war ich mir bewusst, schon bevor ich dein Vertrauen gewann. Miki wir sind nicht wie die Angels. Jeder hier würde für dich sterben, genauso wie sie für Kaede gestorben wären. Du bist kein Chef für uns... du bist unser Freund.“

Eine Spur Röte zog sich über die Wangen des Oberhauptes der Devils, welcher mit derlei Komplimenten noch nie umgehen konnte, dennoch lächelte er.

„Sei kein Idiot... und jetzt geh zur Krankenstation und lass deinen Arm versorgen!“, als Kei aufstand war sein Gesicht leicht grünlich gesprenkelt, was ihm das ungesunde Aussehen von altem Spinat gab.

Miki hockte sich derweil zu Sayaka herab und tat so, als würde er keine Notiz vom offensichtlichen Schmerz seines Kameraden nehmen, denn er wusste um den Stolz des Anderen Bescheid.

„Ach und Kei?“, er brauchte sich nicht umdrehen um zu wissen, dass sein Freund innehielt.

„Ja?“

„Danke..“
 

Nun war er mit seiner kleinen Tochter allein, welche ihn noch immer furchtsam ansah. Wie alle Kinder hatte auch Sayaka einen Sensor dafür, wenn etwas sich zu verändern drohte.

Ihr Leben war viel zu unbeständig und dennoch konnte Miki nicht die Kraft aufbringen, sie endlich heraus zu holen.

„Papa... was habt ihr gemacht?“, fragte sie leise und Miki, der ihr die dünne Stoffjacke, welche sie trug, sanft gerade zog, musste lächeln.

„Nichts Kleines... es ist alles in Ordnung.“

„Aber ihr habt euch doch wieder gestritten...“, wie schlau sie doch war. Oder wahrscheinlich hatte sie einfach viel zu viel von den Kämpfen mitbekommen. Wie oft war sie in der Nacht in sein Bett gekrochen, aus Angst vor dem Krach, den die 'bösen Männer' machten.

Wann würde der Zeitpunkt kommen, an dem er nicht mehr auf sie aufpassen konnte? An dem er eine Sekunde lang unachtsam war. Setzte er sie nicht gerade schon wieder einer unnötigen Gefahr aus, nur weil er Kaze, aus falschem Stolz heraus, gefangen halten wollte?

Dabei wusste er nicht einmal, was er mit diesem Jungen, so gefährlich wie ein Schwert und gleichermaßen so zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe, anstellen sollte.

Das Schlimmste und wahrscheinlich Gefährlichste war sowieso die Faszination, die er beim Anblick dieses wehrlosen und schutzlosen Jungen, empfunden hatte.

Er durfte sich nicht hinreißen lassen. Um Sayaka's Willen.

„Niemand streitet sich Sayaka... komm wir gehen nach Hause.“, er stand schwerfällig wieder auf und nahm seine kleine Tochter an der Hand. „Was möchtest du heute essen?“, im Laufen noch legte sie den Finger an die Lippen und blickte zu Miki auf. „Käsekuchen! Und Ketchup!“, Miki lachte. Selbst sie hatte seine merkwürdigen Essgewohnheiten schon angenommen.

„Beides aufeinander?“

„Nein den Ketchup zuerst und der Käsekuchen ist Nachtisch!“, wieder lachte Miki leise und wanderte mit der Kleinen langsam durch die Korridore des großen Gebäudekomplexes.

Er freute sich auf einen frühen Feierabend. Wahrscheinlich würde man mit diesem Kaze sowieso nicht viel anfangen können. Was glaubte Miki denn? Das er frei über die Geheimnisse von Aki plauderte?

Im Gehen schüttelte er den Kopf und beobachtete Sayaka dabei, wie sie auf den karierten Fliesen immer die Hellen übersprang und nur auf die Dunklen trat. Es wirkte wie schwere Arbeit, doch sie war für ihr Alter ohnehin ungewöhnlich klein. Genau wie es Miki gewesen war. Doch im Gegensatz zu ihrem Ziehvater, war sie ein sehr aufgewecktes und ruhiges Kind.

Er selbst hatte sich mit seiner lauten und ungestümen Art sehr häufig in Schwierigkeiten gebracht.
 

Als hinter ihnen eine Tür knallte zog er seine Tochter instinktiv an sich und drehte sich mit ihr so herum, dass sie hinter ihm stand.

„Miki... Miki schnell!!“, einer der Wächter, aus dem Keller, stürmte auf ihn zu und blieb keuchend vor ihm stehen. „Was ist denn los?“, fragte Miki alarmiert und hielt Sayaka, die neugierig um ihn herum guckte, an ihrer Kapuze fest.

„Der Angel... er rastet total aus... der schlägt dort alles kurz und klein!“, Miki nickte nur kurz und überlegte eine Sekunde, wo er Sayaka lassen sollte, doch diese schob sich eiskalt an ihm vorbei.

„Ich will das sehen Papa!“, quiekte sie leise und zeigte dabei eine beinahe schon unverschämte Begeisterung.

„Saya bleibst du wohl stehen verdammt!“, leicht belustigt zuckte Miki, seinem Kumpanen gegenüber, noch einmal mit den Schultern und musste beinahe rennen, um die Kleine noch zu erwischen.

„Das ist nichts für Kinder junge Dame!“

„Aber … aber Papa... ich will endlich einen bösen Mann sehen, die Nachts immer so viel Krach machen!“, schmollte sie und sah für einen Moment wieder aus, wie das Kleinkind, das er damals bei sich aufgenommen hatte.

Schmunzelnd nahm er sie wieder bei der Hand und blickte ihr in die Augen. „Sayaka... es gibt keine bösen Menschen. Sie tun zwar böse Dinge, aber häufig werden sie dazu gezwungen oder wissen nicht, wie sie sich anders helfen sollen. Das ist in etwa so, wie wenn du dein Spielzeug nach mir wirfst, weil du nicht aufräumen willst.“, sie verzog die Schnute ein wenig mehr und schien absolut nicht überzeugt zu sein.

„HM!“, war nun auch der einzige Kommentar, den Miki noch erhalten sollte und schon zog sie den Dunkelhaarigen mit sich dir Treppe herab.
 

Im Keller sah es aus, als wäre kürzlich ein Tornado hindurch gefegt. Miki blickte einen Moment angeekelt auf den Matsch aus Essen, Trinken und wie es aussah Federn. Sayaka hingegen hockte sich sofort hin und wollte mit dem Finger in die ekelhafte Masse pieksen.

„Saya lass das...“

„Aber Papa, das riecht lecker...“, sie hörten ein leises fauchendes Geräusch gefolgt von einem Aufschrei und dem krachen von etwas hartem, gegen die Gitterstäbe.

Kaze war wohl nicht gerne eingesperrt... ob er Platzangst hatte? Widerwillig gestand er sich selbst ein, dass er ein wenig Besorgnis spüren konnte.

„Komm mit...“, murmelte er leise und wanderte langsam durch den düsteren Gewölbegang, näher an die Zelle, in der ganz eindeutig Kaze tobte.

„Lasst mich hier raus oder ihr werdet es bereuen!“, schrie er und Miki stellte mit einiger Genugtuung fest, dass er leicht panisch dabei klang.

Sayaka drückte sich von hinten ängstlich an sein Bein und starrte mit großen Augen auf die Zelle.

„Nanana Kaze... kaum kannst du dich wieder bewegen, zerschlägst du deine Inneneinrichtung? Ist das so klug?“

„Fick dich Miki!“, knurrte der Blonde und ein gemeines Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

„Was gedenkst du jetzt zu tun? Glaubst du wirklich keiner wird merken, dass ich fort bin?“

Miki lächelte und trat nun, da der Kleinere aufgehört hatte seine Zelle auseinander zu nehmen, näher und legte seine Finger an die Gitter. Irgendwie vertraute er darauf, dass der Blonde ihn nicht verletzen würde.

Sayaka hatte sich in den Schatten zurück gezogen und beäugte den 'bösen Mann' misstrauisch. Kaze konnte sie nicht sehen und Miki war es nur recht.

„Ich habe niemals gesagt, dass sie es nicht merken, doch die Frage ist... wen interessiert es, ob du weg bist? Aki etwa? Der hat schneller, als du blinzeln kannst, einen neuen Typen, der für ihn die Beine breit macht... Glaubst du, du wärst wichtig genug für ihn, dass er seinen Arsch riskiert?“

Miki genoss den Anflug von Unsicherheit in den rebellischen Augen des Blonden und verschränkte immer noch lächelnd die Arme vor der Brust. „Da ist es doch besser für dich, die Gastfreundschaft der Devil's eine Weile in Anspruch zu nehmen.“

Kaze lachte höhnisch auf und trat näher an das Gitter heran. Miki spürte den heißen nach Kaugummi riechenden Atem des Anderen auf seinem Gesicht, doch wich er nicht zurück. Die schon bekannte Faszination überkam ihn erneut wie eine Flutwelle und er musste sich zusammen reißen, das jugendliche und doch so vorgealterte Gesicht des Blonden nicht mit den Fingerspitzen zu berühren.

„Und jetzt soll ich meine Beine für dich breit machen ja? Ist es das was du willst? Endlich mal guten Sex ja? Deine Männer haben es wohl nicht drauf, die können es dir...“, es knallte laut, als Miki, die mit Ringen bestückte Hand, gegen die Gitterstäbe knallen ließ.

„Kein Wort mehr Kaze...“

„Hast du Angst?“, wieder lächelte der Dunkelhaarige und schüttelte den Kopf. „Nein, aber deine perversen Gedanken sind nicht für jedermanns Ohren bestimmt. Allerdings...“, und er sah sich kopfschüttelnd um.

Das Bett war umgekippt worden und die Bettdecke sowie das Kopfkissen hatte Kaze zerrissen.

„Hier würde ich ohnehin nicht mit dir schlafen wollen. Wenn dir die Zelle nicht passt, hättest du auch eine Andere haben können. Aber nun musst du wohl hiermit vorlieb nehmen.“, murmelte er leise und grinste hämisch daher... Miki war bewusst, wie kalt es im Keller wurde, sobald die Sonne unterging. Aber hatte der Andere es denn nicht selbst so gewollt.

„Und unsere Küche scheint dir auch nicht zu passen... Na dann musst du wohl hungern. Vor morgen früh wirst du nichts bekommen!“, es war gemein, denn es war noch immer früher Abend, doch Yuki hatte seine Chance gehabt.

„Steck dir deinen Fraß sonst wohin Miki. Ich werde nicht so dumm sein, wer weiß was du da rein gemischt hast! Und jetzt sag mir verdammt nochmal was ich hier soll!“, rief Yuki wieder heftig und schlug hart gegen die Gitterstäbe.

„Gift?“, murmelte Miki leise. Hey die Idee war gar nicht schlecht... darüber sollte er nachdenken, wenn Kaze ihm noch mehr auf die Nerven ging.

„Ich will sehen wie du bist Kaze... Die wahre Person hinter dem kleinen, draufgängerischen Kind, welches du vorgibst zu sein. Gespielte Selbstsicherheit.... glaubst du, du wärst nicht durchschaubar?“
 

Yuki strich sich entnervt durch die Haare und lief einmal im Kreis, wobei sein Gesichtsausdruck leicht gequält wirkte. Er wollte raus aus dieser Enge.. er brauchte seine Freiheit, den Wind in seinen Haaren... die weite der Großstadt und die Freiheit überall hingehen zu können, wo er wollte.

„Witzig... beinahe wäre ich darauf reingefallen. Du solltest Fernseh-Psychiater werden Miki...“, spuckte er dem anderen wieder bitter entgegen. Was fiel ihm eigentlich ein, Vermutungen über Yuki's wahres Ich zu machen. Und warum zur Hölle lag er mit seiner Ahnung so nahe an der Wahrheit?

Bis zu dieser Sekunde hatte Yuki gedacht Miki wäre ein dummes, egozentrisches und herzloses Arschloch. Immerhin hatte er zugelassen, dass seine Freundin starb... er hatte sie umgebracht, weil er seine Männer nicht von diesem Attentat zurück gehalten hatte. Und Yuki war sich sicher, dass der Dunkelhaarige ganz genau wusste, was ihm passiert war.

Wollte er ihn nun auch noch mürbe machen? Weil er der beste Mann der Angels gewesen war? Kira war tot und sie stand ihm um nichts nach. Wenn er nun Miki solange provozierte, bis er auch ihn töten ließ? Würden sie sich dann wiedersehen, würden sie dann endlich zusammen sein?

Wäre er dann befreit von der Schmach des Lebens?

Miki's Blick hatte sich verändert... immer noch lagen die Finger so sanft und unnatürlich vertrauensvoll an den Gitterstäben. Yuki könnte sie mit einem einzigen gezielten Tritt brechen, doch war irgendwas im Blick des Schwarzhaarigen, dass ihn innehalten ließ.

Wenngleich er Miki hasste, mehr hasste als alles andere auf der Welt, mehr sogar noch als Aki, der ihn tagtäglich schändete... fand er etwas in den dunklen, fast schwarzen Augen des Anderen, dass ihn magisch anzog.

Wie konnten sie bei all den Dingen, die sie jeden Tag erlebten, noch so sanft blicken? Hatte Miki denn keine Angst vor ihm? Hasste er den Jungen, den er Kaze nannte, nicht auch?

Yuki hielt inne und blickte ihn einen langen Moment schweigend an. Noch immer war der Schwarzhaarige am lächeln... nicht höhnisch, sondern sanft und wohlwollend.

Dann schüttelte er sanft den Kopf. „Ich bin der Meinung, aus den Klauen von Aki zu entkommen kommt dir in Wahrheit ganz recht... aber nun denn... vielleicht bist du irgendwann bereit zu sprechen. Ich habe Geduld Kaze.“, damit wandte er sich ab und wollte eigentlich gehen.
 

Sayaka jedoch schlich sich nun, da sie gesehen hatte, dass der 'böse Mann' ihrem Papa nichts getan hatte, langsam näher an die Gitterstäbe heran.

Yuki hatte ihnen längst wieder den Rücken zugedreht und raufte sich erneut die Haare. Wenn er so weiter machte, würde er noch eine Glatze bekommen.

„Er sieht gar nicht wie ein böser Mann aus, Papa.“, piepste sie leise und betrachtete Yuki mit großen, neugierigen Augen. Ihren Teddybären hatte sie dabei fest an die Brust gepresst.

Der Blonde wirbelte herum. Einen Moment lang starrte er irritiert die Wand an, bevor er den Blick senkte und ein kleines, niedliches Mädchen erblickte.

Die scheuen Augen betrachteten den Blonden so fest, als wäre sie erpicht darauf zu sehen, ob Yuki wirklich ein böser Mann war oder nicht.

„Ich habe dir doch erklärt, dass es keine bösen Menschen gibt Sayaka. Nur Menschen die Fehler machen.“, sie nickte und wirkte dabei so, als hätte sie jedes Wort verstanden. Als Miki hinter sie trat und ihr die Hände auf die Schultern legte, blickte Yuki unwillkürlich auf und versuchte eine Verbindung zwischen den beiden Menschen vor ihm, herzustellen. Das Mädchen hieß anscheinend Sayaka und sie nannte Miki 'Papa', dennoch konnte er keinerlei Ähnlichkeit ausmachen. Abgesehen von der sperrlichen Körpergröße. Yuki grinste.

„Ist das etwa dein Schwachpunkt Miki? Ein Kind...“, Yuki trat näher und sah, wie der Griff, der zierlichen Hände, sich um die Schultern des Kindes festigte.

„Was würde nur sein, wenn ihr was passiert? So süß... so ungemein... schutzlos? Würdest du ihre Sicherheit riskieren, nur um mich hier festzuhalten, Miki? Ist sie im Grunde auch nur ein Mittel zum Zweck? Das die Devils über Leichen gehen, ist mir ja schon länger bewusst.“, immer noch grinsend, hockte der Blonde sich hin und hielt dem kleinen Mädchen seine Hand hin.

„Hallo Sayaka...“, murmelte er. Ohne zu zögern griff das Kind, mit ihrer warmen Hand, die seinige und drückte sie leicht.

„Sieh dich vor... ich habe niemals den Befehl zu töten gegeben, aber ich schwöre, ich werde dich und jeden einzigen deiner stinkenden Freunde jagen und umbringen, solltest du ihr nur ein Haar krümmen... und wenn es das letzte ist was ich tue.“, Yuki lächelte matt. Hatte er sich nicht ebenso geschworen Miki zu jagen, ihn zu quälen und zu töten und wenn es das letzte war, dass er tun würde?

Nun erfuhr er, dass der Mann, den er am meisten auf der Welt hasste, eine kleine Tochter hatte... konnte er es riskieren, dass ein so kleines Kind, die wichtigste Bezugsperson in ihrem Leben, verlor?

„Bist du böse, Kaze?“, fragte Sayaka munter und biss ihrem Teddy ganz leicht ins Ohr. Ja was sollte er darauf antworten? Er sank in den Schneidersitz und blickte nun zu dem kleinen Mädchen hoch.

„Ich... weiß es nicht... was meinst du denn mit böse?“, fragte er leise und Mikii zuckte erschrocken zurück... diese sanfte Stimme... so kannte er Kaze ja gar nicht.

Er schluckte... sollte es möglich sein, dass er mit seiner Vermutung gar nicht so falsch lag?

War Kaze gar nicht der durchtriebene Bösewicht, für den ihn alle hielten.
 

Unter wachsamen Blicken zog er sich langsam von Sayaka zurück, hielt sich aber dennoch in den Schatten gegenüber der Zelle auf, um sie im Notfall schützen zu können.

„Böse Männer die laut sind in der Nacht. Sie schreien... und machen Krach und ich kann nicht schlafen. Schattenmänner... sie haben keine Gesichter...“, hauchte die Kleine ehrfürchtig und riss ihre Augen ganz weit auf.

Yuki konnte sich vorstellen, dass sie glaubte die Leute bestünden aus Schatten, weil sie sie in der Dunkelheit nicht erkennen konnte.

„Aber dann kann ich doch gar keiner von ihnen sein. Siehst du denn mein Gesicht?“, fragte er leise und verkniff sich hart ein Schmunzeln.

„Ja.. und du siehst gar nicht böse aus!“, fiebste das kleine Mädchen dann wieder. Yuki nickte. Er hatte nicht viel Lust etwas von sich Preis zu geben, doch er wollte wenigstens einem Kind die Angst nehmen.

Schließlich hatte sie noch gar keine Ahnung wie grausam die Welt war, in der sie lebte.

Miki trat wieder vor. „Saya wir müssen jetzt gehen. Kaze braucht sicher noch ein wenig Ruhe.“, er blickte den Blonden fest an. Unmissverständlich lag in seinem Blick, dass er seine Worte ernst gemeint hatte.

Yuki verstand ihn... und er konnte es ihm nachempfinden. Auch er hätte für sie getötet... für seine Freundin, mit der er ein ausgefülltes Leben gehabt hätte. Sie hatten auch Kinder gewollt... ein ganz normales Leben.

Warum hatte dieser Bastard von den Devils all das, was ihm verwehrt blieb?

Yuki wandte sich wieder ab und Miki zog Sayaka an der Hand mit sich. „Sorgt dafür das er eine neue Decke bekommt... es ist in der Nacht zu kalt hier unten. Und Kaze?“, er wartete, bis Yuki wieder aufblickte. „Es ist die Letzte, also lass nicht wieder deine überschüssige Energie an ihr aus ok?“, ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Dunkelhaarigen und gemeinsam mit seiner Tochter stieg er wieder die Treppen hinauf. Jedenfalls dachte er das, bis Sayaka auf halbem Wege wieder umdrehte und zu ihrem Gefangenen zurück lief.

„Saya!!!“

Doch das kleine Mädchen ignorierte ihren Vater mit sturem Blick. „Hier...“, sagte sie leise und stopfte ihren Teddybären durch die Gitterstäbe. „Wenn die Schattenmänner hier runter kommen, kann Teddy dich beschützen.“, sie verbeugte sich höflich, wie man es machte, wenn man jemandem etwas anbot oder sich bedankte.

„Aber...“, und sie zog ihre schmalen Brauen zusammen. „Mach ihn nicht auch noch kaputt ok?“, damit rannte sie zurück zu ihrem Vater und nahm ihn wieder bei der Hand. Schweigend gingen sie die Treppen herauf und ließen Yuki zurück, welcher noch immer vollkommen perplex dastand und einen kleinen dunkelbraunen Teddybären in den Händen hielt.
 

Yuki wusste nicht, was er von der netten Geste des kleinen Mädchens halten sollte.

Jetzt hatte er auch noch einen Teddy als Wohngenossen, dabei war es hier doch schon so eng und stickig drinnen. Und feucht, kalt und sowieso roch es total modrig.

Er wollte hier unter allen Umständen wieder raus, aber vermutlich musste er sich nun wirklich in Geduld üben, denn wenn die Devils etwas konnten, dann waren es Zellen zu bauen, aus denen man so schnell nicht wieder heraus kam.

Er seufzte leise und sah sich wohl schon zum tausendsten mal diesen Stoffbären an, welcher ihn, wo auch immer er saß, zu beobachten schien.

Er hatte sogar schon nachgeprüft, ob diese niedlichen Knopfaugen, nicht vielleicht kleine Kameras waren.

Aber nein, es waren nur Glasperlen, die in dem Kopf des Teddies steckten.

Einer der Wächter hatte Yuki eine neue Decke gebracht. Wieso auch immer Miki eine neue angeordert hatte! Es konnte ihm doch schließlich scheiß egal sein, wie es Yuki hier unten ging, oder nicht?

Aber gut, er wollte sich nicht beschweren. In der Zeit wo er nun schon hier unten war, wurde es wirklich schon sehr kalt.

Er hatte zwar kein Fenster, was ihn schon sehr deprimierte, aber er konnte es fühlen wenn die Sonne hinterm Horizont verschwand.

Oft hatte er dies beobachtet, wenngleich alleine oder als Kira noch war, auch mit ihr zusammen.

Aber er hatte es oft getan. Wie sehr er diese Abende doch vermisste. Ihr süßlicher Geruch, die schönen Augen und ihre glatten, schulterlangen, blonden Haare, welche sich immer zu bewegen schienen, egal was sie tat.

Er vermisste alles an ihr.

Es hatte lange gedauert, bis er sich von ihr hatte losreißen können, als sie hinab gestürzt war. Er hatte lange ihren Leichnam einfach im Arm gehalten und hatte geweint, bis ihn jemand von ihr weggezogen hatte, um sie mitzunehmen.

Ihm war es egal, ob er mit Blut besudelt wurde oder nicht. Er wollte bei ihr sein, ebenfalls sterben, doch war es ihm bisher noch nicht gegönnt gewesen.
 

Leise seufzend schloss Yuki seine Augen und lehnte seinen Kopf an die kalten Steine hinter sich. Wie oft würde er wohl noch darüber nachdenken? Wie oft würde er ihren Namen noch im Schlaf rufen, bis er verstand, das es kein zurück mehr gab?

Würde alles gut sein, wenn er Miki endlich getötet hatte?

Aber konnte er das so einfach? Ihn töten und ein Kind zurück lassen, welches dann vermutlich genau so leiden würde, wie er es selber gerade tat? Und das über Jahre hinweg? Sie würde für immer einen Schaden haben, einen seelischen Schaden, genau wie er selbst.

Er saß in einer Zwickmühle fest und wusste nicht, wie er daraus entkommen sollte.

All die Jahre hatte er sich immer wieder geschworen, das er Miki dafür büßen lassen würde und nun stellte sich alles um, weil er hier mit einem Kind auftauchte, welches noch so voller Hoffnung und Liebe war, das es ihn selbst erschreckte.

Wieso hatte er Miki gestern nicht einfach töten können? Dann wäre alles gut gewesen, dann hätte er nie von der Existenz der Kleinen erfahren.

Er hasste Miki dafür, das er seine Tochter mit hier her gebracht hatte und diese auch noch so niedlich war.

Yuki seufzte wieder und sah in der Zelle herum. Wie lange würde er jetzt wohl hier bleiben? Vor allem würde Miki Recht behalten damit, dass Aki ihn nicht suchen oder versuchen würde ihn zu befreien?

Irgendwie machte ihm das ein paar Sorgen. Okay, sie hatten heute Samstag und am Wochenende war Aki gern mal außerhalb der Gang unterwegs, wo auch immer er sich herum trieb. Aber am Wochenende konnte Yuki auf keinerlei Hilfe hoffen. Er musste versuchen alleine hier heraus zu kommen. Vor allem durfte er sich nicht erweichen lassen. Weder von einem Kind, noch von Mikis Augen oder sonst etwas. Er musste stark bleiben!
 

Die ganze Nacht noch hatte Yuki nachgedacht und hatte nur sehr sehr wenig geschlafen.

Er hatte sich geweigert sich unter die Decke zu legen oder allgemein so zu tun, als würde er schlafen. Also hatte er in sitzender Position verharrt und hatte ab und an die Augen geschlossen, sie jedoch meistens schnell wieder geöffnet, einfach damit er wenn etwas sein sollte nichts verpassen würde.

Und so war die Nacht dahin geschlichen und Yuki hatte das Gefühl, er würde hier drinnen eingehen.

Irgendwann, die Sonne musste schon aufgegangen sein, kam die Ablöse für die Wache, welche die ganze Nacht nichts besseres zu tun gehabt hatte, als zu schnarchen. Und sie brachte für Yuki auch gleich das Frühstück mit, welches Miki am Abend zuvor schon angekündigt hatte.

„Hier für dich. Weiß zwar nicht, wieso du Arsch etwas zu Essen bekommst, aber du solltest dich glücklich darüber schätzen.“

Yuki grinste nur etwas in seiner dunklen Ecke und rührte sich sonst nicht weiter.

Er würde das Essen nicht anrühren. Auch er hatte seinen Stolz, außerdem wusste er nicht, zu was die Devils noch fähig waren, wenn sie schon Lähmungspfeile einsetzen konnten.

Er schnaubte wieder leise, wenn er nur daran dachte, das ihn so ein dummer Pfeil getroffen hatte.

Manchmal war er einfach nur unvorsichtig.

Aber was ihn noch viel mehr beschäftigte war, wo seine Waffe hingekommen war.

Die hatten doch bestimmt diese dummen Devils irgendwo hingebracht. Klar, das sie ihm die Waffe nicht ließen, aber dennoch... Interessieren würde ihn das schon sehr, denn dann wusste er, wo er als erstes, sobald er hier raus kam, suchen musste.

Denn ohne seine Waffe, war er ein Nichts. Er konnte zwar auch ohne Waffe kämpfen, immerhin hatte er sich das alles lange antrainiert, aber mit Waffe fühlte er sich einfach viel wohler.
 

Während Yukis Gedanken immer noch um seine Waffe, den Ausbruch und die Rache kreisten, waren an einem anderen Ort gerade zwei Personen friedlich am Frühstücken.

„Papa? Sag, meinst du Teddy geht es gut bei Kaze? Immerhin hat er alles andere auch kaputt gemacht, meinst du er tut Teddy weh?“, fragte sie neugierig und knabberte an ihrer Waffel herum.

Der Schwarzhaarige, welcher genüsslich an seinem Kaffee nippte, hob verwundert den Kopf.

„Es wundert mich sowieso, das du ihm deinen heißgeliebten Teddy überlassen hast. Aber nein, ich denke nicht, das er ihm was tut, immerhin hast du es ihm ja gesagt.“, murmelte er lächelnd und strich seiner Tochter etwas Marmelade aus dem Mundwinkel.

„Naja, er hat so alleine ausgesehen. Keiner ist gerne alleine, deswegen dachte ich, Teddy würde ihn aufmuntern. Wieso sitzt er eigentlich im Keller gefangen? Hat er was böses getan?“

„Er hat Kei gestern verletzt.“

„Ja aber doch nur, weil sie ihn fangen wollten. Da würde ich mich auch wehren!“

Miki lachte leise.

„Du bist ja ziemlich gut informiert, junge Dame.“

„Aber sicher, ich muss doch wissen, was ab geht.“

Woher sie wieder diese Ausdrücke hatte, konnte er sich nur zu gut vorstellen, immerhin hatte sie eine Mutter, die sich nicht wirklich um andere scherte und ein ziemlich zügelloses Leben führte. Und genau diese hatte diesen Ton auch am Hals, wobei es bei Sayaka um einiges drolliger rüber kam.

„Ja, da hast du natürlich recht. Hmmh.. er hat mich den einen Abend verletzt. Aber du hast schon geschlafen.“

„Ooh er hat dir weh getan?“, fragte Sayaka entsetzt und machte große Augen, worauf Miki beschwichtigend die Hände hob.

„Ja, aber nicht so dolle, keine Sorge. Aber darüber wollte ich mit ihm nochmal reden. Deswegen ist er hier. Weil wenn er da drinnen sitzt und nicht raus kann, kann man viel besser mit ihm reden, als wenn er immer abhauen könnte, verstehst du?“

Sayaka nickte und dachte kurz nach, während sie weiter an ihrer Waffel nagte.

Miki konnte ihr ja schlecht sagen, das Kaze es auf ihn abgesehen hatte und ihn töten wollte und das Miki ihn irgendwie interessant fand. Sie würde das garnicht verstehen.. davon mal ab, das Miki sich selbst nicht verstand.

„Besuchen wir ihn nachher? Ich will sehen ob es Teddy gut geht.“, murmelte sie wieder leise und trank von ihrem Kakao.

„Können wir machen. Hoffentlich hat er sich heute etwas beruhigt. Aber wir gehen erst gegen Abend, ich muss noch ein bisschen was erledigen.“

„Darf ich mit?“

„Sicher, wenn du möchtest.“, gab Miki sein Okay dazu, denn im Büro konnte der Kleinen ja nichts passieren.
 

Sie aßen zu ende und machten sich dann fertig zum gehen. Sayaka ging oft mit Miki ins Büro, weil sie nur selten zu ihrer Mutter gehen wollte. Meistens war diese sowieso besoffen oder nicht zurechnungsfähig, weswegen Miki sie sehr ungern dahin gehen ließ.

Außerdem schien es Sayaka auch im Büro sehr zu gefallen, wo sie sogar ihren eigenen, kleinen Schreibtisch besaß, an dem sie oft malte oder eben spielte.

In Mikis Büro angekommen, machte sich das Mädchen auch gleich daran, ihr Puppenhaus, welches in einer Ecke des Büros stand, in Beschlag zu nehmen und damit zu spielen, während Miki erstmal die Lage auskundschaftete und sich über die Neuigkeiten informierte.

Jedoch schien alles soweit ruhig zu sein. Wie immer, wenn das Wochenende bevor stand. Er wunderte sich sowieso, das gerade an den Wochenenden garnichts passierte. Es war fast wie, als wenn die Angels genau an dem Tag einfach mal die Pforten dicht machten und den ganzen Tag faulenzten. Freies Wochenende, wieso eigentlich nicht. Miki konnte sich auch etwas besseres vorstellen, als am Wochenende im Büro zu sitzen. Aber sicher war einfach sicher.

Nach einer Weile rief Miki unten im Keller an, um sich zu erkundigen, was der Gefangene machte.

Was er nicht wusste war, das Sayaka das sehr wohl mitbekam und auch sehr gespannt zuhörte. Irgendwie hatte sie Gefallen an diesem Jungen im Keller gefunden, dessen böse Augen garnicht so böse waren.
 

„Ja, Miki hier. Und wie siehts aus?“

»Alles ruhig soweit. Kaze verhält sich sogar menschlich.«

„Menschlich? Also hat er die Einrichtung heil gelassen ja?“, fragte er grinsend, worauf er am anderen Ende ebenfalls leises Kichern hören konnte.

»Ja, das hat er. Ich weiß nicht, ob er schläft. Er gibt jedenfalls keinen Mucks von sich. Aber er hat nichts gegessen. Weder das Essen gestern Abend, was er ja überall verteilt hatte, noch das Frühstück oder das Mittagessen, welches man ihm gebracht hat. Er scheint jedenfalls keinen Hunger zu haben.«

„Oder er isst aus Prinzip nichts, weil er uns misstraut.“, murmelte Miki nachdenklich und lehnte sich etwas zurück.

»Das kann auch angehen. Aber mich kümmerts eher weniger. Soll er verrecken. Man kann nicht sagen, wir hätten es nicht versucht.«

Miki seufzte leise und nickte.

„Ich komm nachher runter. Vielleicht hat er bis dahin ja etwas gegessen.“, murmelte er leise und legte dann auf.

Irgendwie war ihm klar, das Kaze sich da quer stellen würde. Aber was sollte er machen? Er konnte den Blonden ja schlecht Zwangsernähren. Aber einfach wieder gehen lassen wollte er ihn auch nicht.

Verdammt nochmal.. dieser Junge bereitete ihm wirklich Kopfzerbrechen.

In seinem Drehstuhl wandte sich Miki zum Fenster hin und starrte aus diesem hinaus. Er musste sich etwas einfallen lassen. Ob man Kaze einfach einen Schlauch in den Hals stecken konnte, damit man ihm zum Essen zwingen konnte?

Miki musste über seine eigenen Ideen den Mund verziehen.

Er war doch ekelig.

Während Miki weiter über Kaze nachdachte und darüber, wie er diesen Hungerstreik beenden konnte, schlich sich ein kleines, schwarzhaariges Mädchen aus dem Büro und schloss wieder leise die Tür.

Sie hatte mitbekommen, über was sich Miki unterhalten hatte. Der Junge wollte also nichts essen? Aber wieso nicht?

So schnell sie ihre kurzen Beinchen tragen konnten, lief sie zum Aufzug und betätigte den Rufknopf, dann fuhr sie damit in das Erdgeschoss und lief alleine weiter bis in den Keller. Immerhin kannte sie sich schon sehr gut hier aus, hatte sie doch fast ihr halbes Leben immer in diesen Büros verbracht.

Aber es gefiel ihr. Hier war es wenigstens sicher, zumindest meistens.
 

Im Keller angekommen sah die Wache sie schon nicht schlecht an.

„Was machst du denn hier? Ist Miki garnicht mitgekommen?“

„Nein, ich bin alleine. Papa arbeitet noch und ich will nach Teddy sehen.“, murmelte sie leise und zog eine Schnute.

„Aha.. aber geh nicht zu nahe an das Gitter, hörst du?“

„Jaaa, ich bin ja nicht doof.“, murmelte sie wieder und lief dann zu der Zelle, vor der sie gestern schon gestanden hatte.

Vor der Zelle stand das Tablett mit dem inzwischen kalten Essen, welches Kaze nicht angerührt hatte. Außerdem war es stock dunkel in der Zelle.

„Hat denn noch keiner das Licht hier angemacht?“

„Das hat er gestern zerschlagen.“, gab die Wache stumpf von sich und setzte sich wieder auf seinen Stuhl, schlug die Zeitung auf und versteckte sich dahinter. Das er auf das Mädchen aufpassen könnte oder sollte, weil in der Zelle eine gefährliche Person saß, kam ihm garnicht in den Sinn, viel lieber widmete er sich den wirklich wichtigen Dingen im Leben - den Sportseiten!

Sayaka hingegen stand vor der dunklen Zelle und spähte hinein.

„Kaze?“, fragte sie leise und verzog etwas das Gesicht. Sie durfte nicht näher ran gehen, das wusste sie, aber sie sah ja sonst garnichts.

„Kaze, schläfst du?“, fragte sie wieder leise und machte einen kleinen Schritt näher zur Zelle hin.

Vorsichtig legte sie ihre kleinen Finger an die Gitterstäbe und versuchte weiter etwas auszumachen, bis sie eine Bewegung vernahm, welche aus dem Dunkeln kam, sah sich daraufhin einem sehr durchnächteten Gesicht gegenüber, welches sie anstarrte.

„Nein..“, murmelte Yuki nur leise und besah sich das kleine Mädchen, welches so nahe an seiner Zelle stand.

Sayaka machte aber auch keinen Schritt zurück, als sie Kaze sehen konnte, auch nicht, als dieser näher kam und sich wieder vor sie hin hockte.

„Was machst du hier so alleine? Weiß dein Papa, das du hier bist?“

Sayaka schüttelte etwas den Kopf und sah sich suchend um.

„Wo ist Teddy?“

„Der schläft auf dem Bett. Der war ganz müde.“, murmelte Kaze leise und deutete hinter sich, worauf Sayaka ebenfalls zum Bett sah. Sie konnte endlich etwas in der Dunkelheit erkennen, da sich ihre Augen schon ziemlich daran gewöhnt hatten und wirklich. Da lag ihr Bär auf dem Bett, wie als würde er schlafen.

„Das ist schön. Er muss noch gross werden. Papa sagt auch immer, ich brauche Schlaf, damit ich wachsen kann.“

Yuki nickte und setzte sich wieder im Schneidersitz vor das Mädchen.

„Und wieso hast du deinem Papa nicht gesagt, das du hierher kommst?“

„Weil er so beschäftigt war. Außerdem.. warum isst du denn nichts Kaze? Schmeckt das Essen nicht?“

Yuki sah auf das Tablett und dann wieder zu Sayaka.

„Nein, ich find das nicht so toll.“

„Und das Trinken auch nicht?“

Yuki sah wieder zum Tablett und schüttelte den Kopf. Er konnte ja kaum sagen, das er befürchtete, dass das Essen vergiftet sein könnte. Also..

„Nein, ich mag nicht so gern Wasser.“

„Kann ich verstehen, ich trink auch lieber Kakao. Aber du musst doch was essen. Du hast doch bestimmt Hunger, oder nicht?“

Yuki schüttelte etwas den Kopf.

„Geht wohl. Ich bin hart im nehmen.“

„Aber du siehst ganz müde aus. Konntest du nicht schlafen?“

„Nein.. ich kann nicht so gut an anderen Orten schlafen.“

„Das geht mir auch immer so, wenn ich bei meiner Mama bin. Papa und ich wohnen an einem Ort, da ist es gaaanz ruhig und bei meiner Mama ist das immer so laut und ich kann da garnicht gut schlafen.“, murmelte sie leise und hockte sich ebenfalls vor die Zelle, so als wenn sie mit einem guten Freund sprechen würde, statt mit einem Gefangenen. Für sie war Yuki nicht gefährlich.

„Wieso heißt du eigentlich Kaze?“

Yuki sah das Mädchen dumm an und legte den Kopf schief. Die konnte Fragen stellen.

„Wieso heißt du denn Sayaka?“

„Oh du hast dir meinen Namen gemerkt!“, rief sie erfreut und wedelte mit den Armen herum.

„Aber... ich heiße so, weil Mama und Papa mir den Namen gegeben haben. Haben deine Mama und Papa dir den Namen nicht gegeben?“

„Nein haben sie nicht.“

„Wer denn dann?“

„Jemand anderes.“, gab er zur Antwort, sollte er jedoch damit gerechnet haben, das Sayaka damit zufrieden war, hatte er sich geschnitten.

„Wer denn?“

Yuki seufzte leise.

„Das sag ich dir ein anderes mal.“

Sayaka bließ die Wangen auf und legte den Kopf schief.

„Okay.. Versteh ich zwar nicht, aber ich werde darauf zurück kommen.“, murmelte sie lächelnd und sah sich etwas auf dem Flur um, worauf Yuki etwas in ihrem Haar auffiel.

Sie trug Spangen. Keine mit irgendwelchen bunten Sachen dran, sondern einfach welche, die die Haare zusammen hielten. Ihm kam eine Idee. Schnell suchte er auf dem Boden nach etwas, sodass Sayaka es nicht zwingend mitbekam und hob eine der Federn auf, welche auf dem Boden herum lagen.

Danach hob er vorsichtig seine Hand etwas an und steckte sie durch die Gitterstäbe, hin zu dem Mädchen vor sich.

„Keine Angst, du hast da was im Haar.“, murmelte Yuki leise, als Sayaka fragend aufsah, hielt dann aber ganz still und ließ es sich entfernen.

Yuki schmunzelte und zupfte etwas an Sayakas weichen Haaren herum, entfernte, ohne das sie etwas davon bemerkte, eine der Haarnadeln und zog seine Hand zurück, in welcher er nun die Feder hielt.

„Schau mal, du schmückst dich mit fremden Federn.“, murmelte er leise und pustete sie in die Luft, worauf Sayaka begeistert kicherte.

Auf Yukis Gesicht jedoch zeigte noch immer keine Regung. Er versteckte die Nadel in seiner Tasche und sah dann wieder zu Sayaka, welche anscheinend nichts bemerkt zu haben schien.
 

Doch jemand ganz anderes hatte etwas bemerkt.

„Sayaka? Wo bist du?“, rief Miki durch sein Büro, ging auf den Flur und sah sich dort ebenfalls um, doch seine kleine Tochter war weg.

„Wo kann sie denn sein?“

Eigentlich wusste sie ganz genau, das sie nicht einfach im Büro herumlaufen sollte, weil es gefährlich sein könnte. Aber welches Kind hörte schon freiwillig auf seinen Vater?

„Ah Sonomi, hast du Sayaka irgendwo gesehen?“, fragte er das Mädchen, welches gerade mit einem Stapel Akten durch den Flur lief.

„Eh ja, sie ist vorhin mit dem Fahrstuhl herunter gefahren. Aber ich weiß nicht, wohin sie wollte.“, murmelte sie leise und sah Miki fragend an.

„Dankeschön..“, murmelte dieser besorgt und rannte zum Fahrstuhl, fuhr mit diesem ebenfalls nach unten und sah sich um.

„Sayaka!“, rief er wieder laut und konnte langsam seine Angst nicht mehr unterdrücken. Hoffentlich war sie nicht raus gelaufen verdammt. Wieso hatte er nicht besser aufgepasst? Aber bisher war sie doch nie weggerannt.

„Sayaka verdammt, wo bist du?“

„Saya ist im Keller.“, rief ihm einer der Devils entgegen, welcher gerade durch die Halle marschierte.

„Im Keller?“

„Ja, sie sitzt da schon eine Weile und unterhält sich mit diesem Angel.“

Miki zog die Brauen zusammen.

„Und wieso sagt mir keiner was davon?“

„Naja.. weil..“

„Ach vergiss es..“, murmelte er angesäuert und stapfte zum Eingang zum Keller und die Stufen nach unten.

Schon auf halben Wege, konnte er jemanden reden hören.

Wenn dieser Kaze ihr irgendwas getan hatte..

Er bog um die Ecke und sah sich gehetzt um, konnte Sayaka hinten im Gang auf dem Boden sitzen sehen.

„Sayaka..“, rief er wieder, worauf das Mädchen ihren Kopf hob und breit lächelte.

„Papa.“

„Was machst du denn hier unten junge Dame und dann ohne mir Bescheid zu sagen, hm?“

Sayaka sah ihren Vater mit großen Püppieaugen an und wusste erst garnichts zu Antworten.

„Naja also.. ich..“

„Jaaa?“

„Ich... ich wollte doch nur nach Teddy gucken.“

„Aber ich hab dir doch gesagt, das wir später hier runter gehen. Du hättest mir Bescheid sagen müssen, du weißt doch wie gefährlich es hier ist.“

Sayaka nickte und seufzte aus.

„Es tut mir leid..“

Miki rieb sich die Stirn und nickte.

„Ist schon okay..“, murmelte er leise und richtete seinen Blick dann zur Zelle, in welcher Yuki noch immer auf dem Boden saß und nun ebenfalls zu Miki aufsah.

„Wieso isst du nichst?“

„Wieso lässt du mich nicht einfach wieder gehen?“

Miki grinste.

„Weil ich deine Gesellschaft so mag.“, murmelte er einfach zurück, worauf Yuki beinahe gelacht hätte. Oh ja.. auf jeden Fall.

„Also.. wieso isst du nichts?“

„Das geht dich garnichts an.“, murmelte Yuki leise und stand wieder auf, ging zu seinem Bett und setzte sich auf dieses, ohne Miki nochmal eines Blickes zu würdigen.

Miki hingegen hatte garnicht vor locker zu lassen. Er würde Kaze schon zum reden bringen.

„Aber es ist schade, dass das Essen immer kalt wird, wenn du es nicht willst.“

„Dann iss es doch selber.“

„Nee, ich hab mein eigenes. Meine Jungs machen sich immer solche mühe damit.“

Yuki rollte entnervt mit den Augen.

„Außerdem ist es lecker. Ich bin mir sicher, dass du bei dir zu Hause nichts warmes zu Essen bekommst.“

Yuki schwieg weiterhin und tat so, als würde Miki garnicht da sein, welcher wiederum versuchte, in der Dunkelheit irgendwas ausmachen zu können.

Wieso hatte dieser Mistkerl auch die Lampe zerschlagen? Und wieso zum Teufel trug er nur schwarze Sachen? Da war es ja wirklich ne Kunst, ihn darin zu erkennen.

„Ich glaub wir sollten Morgen oder Montag mal deine Lampe reparieren..“, murmelte er leise und sah nachdenklich an die Decke.

Oh ja, das sollten sie wirklich tun.

Außerdem musste Kaze ja auch mal duschen. Wie stellten sie denn das an? Er konnte ja schlecht mitgehen. Und eine Frau genau so wenig.. und vor der Tür bewachen.. wer wusste schon was der da in den Duschen anstellte.

Miki raufte sich innerlich die Haare. Es war so viel leichter, den Jungen einfach wieder laufen zu lassen, aber das war gegen seinen Stolz. Außerdem hatte er sich vorgenommen, den Jüngeren zu knacken. Er wollte mehr über ihn erfahren.

„Magst du die Dunkelheit etwa nicht?“, fragte Yuki leise aus dem Dunklen heraus, worauf Miki wieder aufsah.

„Nicht sonderlich. Und ich mag es nicht, meine Gegner bzw. die Personen, mit denen ich mich unterhalte, nicht zu sehen.“

Yuki grinste etwas.

„Du musst nur lernen mit ihr umzugehen, dann kann die Dunkelheit dein bester Freund sein.“

„Oh ja, das habe ich den einen Tag gemerkt.“, murmelte Miki leise und verzog etwas das Gesicht.

Er hatte weder Yuki, noch den anderen Angel gesehen gehabt. Sie hatten sich perfekt getarnt.

„Papa ich geh schnell auf die Toilette..“, murmelte Sayaka auf einmal schnell und rannte die Treppen nach oben.

„Ist gut, ich komm auch gleich.“, rief er ihr nach und sah noch einen Moment in die Richtung, wo die Treppen waren, zuckte jedoch erschrocken zusammen, als er wieder zur Zelle guckte und Kazes Gesicht nahe vor seinem sah.

Wie versteinert stand er vor ihm, wie dieser sich locker an die Gitter lehnte und Miki schelmisch grinsend ins Gesicht sah.

Erst als er sich von diesem Schock erholt hatte, ging er ein paar Schritte zurück.

Wie hatte er das so lautlos geschafft?

„Eine niedliche Ziehtochter hast du da..“, murmelte er wieder und zog eine Schnute, musste wieder grinsen.

„Pass gut auf sie auf, nicht das noch etwas mit ihr passiert.“

„Ich warne dich, wenn du ihr auch nur ein Haar krümmen solltest...“

„Was dann Miki.. hu? Was wirst du tun.. willst du mich umbringen ja? Komm schon.. tus doch einfach..“, murmelte Yuki mit leiser, gefährlicher Stimme.

„Nein Kaze... so einfach mach ich dir das nicht. Wir werden noch einige Zeit miteinander verbringen.“, murmelte Miki leise und grinste, als Kaze ihn irgendwie wieder wütend anblickte.

Wieso erschien es ihm gerade so, als wenn Kaze unbedingt sterben wollte? Was hatte er davon?

„Wir werden noch eine schöne Zeit haben, da sei dir sicher..“

„Oh ja..“, murmelte Kaze leise und verengte die Augen etwas. „Davon bin ich überzeugt..“

„Papa ich bin fertig, kommst du? Ich hab Hunger..“, rief Sayaka von oben und wartete ungeduldig auf ihren Vater.

„Ich komme mein Schatz.“, rief er zurück und sah wieder zu dem Jungen in der Zelle, welcher seine Arme noch immer locker raus hängen hatte und irgendwie cool am Gitter lehnte.

„Ich fänds gut, wenn wir die nächsten Tage mal reden würden.“

„Ach ja?“

„Ja wirklich.“

„Ich sehe da keinen Sinn drinnen.“

„Oh ich aber. Ich würde dich gern etwas mehr kennen lernen.. Kaze..“

Yuki grinste und senkte seinen Blick etwas, winkte mit den Fingern dann zu Miki rüber.

„Komm mal her..“

„Eh?“

„Na komm schon.. ich will dir was sagen..“, murmelte Kaze leise und sah Miki wieder herausfordernd, aber dennoch nicht wirklich bösartig an.

Miki sah Kaze skeptisch an, ging aber dennoch einen kleinen Schritt auf die Zelle zu.

„N Stückchen näher..“

Miki wurde immer nervöser. Was wollte er denn? Vor allem so leise?

Also ging Miki noch einen Schritt auf Kaze zu und stand nun ziemlich nahe vor dem Gitter.

Doch ehe er reagieren konnte, hatte dieser Miki schon am Kragen gegriffen und hart gegen das Gitter gezogen, so das sich ihre Gesichter verdammt nahe waren.

Doch jetzt war nichts mehr von dem unschuldigen Blick von Yuki über.

„ICH SCHEIß DRAUF WAS DU WILLST OKAY?? KAM DAS ENDLICH AN?“, fragte er laut und stieß Miki dann an seiner verwundeten Stelle wieder von sich.

Dieser schrie leise auf und hielt sich die gepeinigte Seite.

Damit hatte er bei weitem nicht gerechnet, aber Kaze schien wirklich zu allem fähig zu sein und das machte ihm teilweise wirklich Angst.

„Verpiss dich endlich!“, murmelte er noch aus seiner Zelle heraus und versteckte sich wieder in der dunklen Ecke seiner Zelle.

Miki hingegen brauchte einen Moment um seine Fassung wieder zu erlangen und wieder zu Atem zu kommen. Dabei war seine Seite doch endlich mal einigermaßen gut geworden und nun tat sie wieder weh.

Dennoch sagte er nichts mehr und ging. Es war besser so, denn heute würde er hier nichts mehr erreichen, da war er sich sicher.
 

TBC

Kaze no boppatsu (Ausbruch des Windes)

Kapitel 4 : Kaze no boppatsu

(Ausbruch des Windes)
 

Zwei Tage saß er nun schon hier. Zwei verdammte Tage ohne etwas gegessen zu haben. Getrunken hatte er nur mäßig. Immer dann, wenn seine Wache nicht hinsah und immer nur so viel, dass man nicht sah, dass aus dem dargebotenen Becher etwas fehlte.

Ihm war schlecht, seine Muskeln zitterten und er fror entsetzlich, denn auch die Decke vermied er noch immer tunlichst.

Er wollte keine milde Gabe von Miki... er wollte nicht riskieren, dass er am Ende noch so etwas wie verzweifelte Zuneigung zu seinem Widersacher empfand.

Es war schon verwunderlich genug zu sehen, mit welcher Energie der Schwarzhaarige wieder und wieder seine Nähe suchte.

Wie oft hatte Yuki ihn nun schon angeschrien, verflucht und zum Teufel gejagt. Haha... welch ein Wortwitz... laut Aussagen der Devils war Miki ja das Ebenbild des Teufels selbst, doch sah Yuki in ihm mehr den Seelenklempner der Bande.

Leise seufzte er... es musste Abend sein, wenn nicht sogar schon Nacht... er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, was ihn ziemlich störte, denn es engte ihn nur noch mehr ein.

Er hatte sowieso schon das Gefühl durchzudrehen... er wollte hier raus, wollte den Wind wieder in seinen Haaren spüren. Er war nie an einen Ort gebunden gewesen, niemals eingesperrt gewesen.

Allerdings hatte er sich zu dieser Zeit immer wieder einen Platz gewünscht, an dem er heimisch werden konnte. Einen Menschen zu dem er gehören würde und vielleicht sogar als etwas wichtigeres, als ein Sexspielzeug behandelt zu werden.

Er wünschte sich, einen Sinn in seinem Leben zu finden, jemanden oder auch nur etwas, dass seine große Liebe überschatten und vielleicht sogar ersetzen konnte. Der Gedanke an Kira fraß ihn allmählich auf und es war ihm bewusst. Nichts war mehr wie früher und er wusste, dass er sie endlich loslassen musste. Selbst Kira hätte es so gewollt... sie hatte immer nur gewollt, dass er glücklich war.

Sie selbst war nie davon überzeugt, die einzige Freundin in seinem Leben gewesen zu sein, egal wie häufig er ihr versichert hatte, dass er immer nur sie lieben würde. Ein leben lang.

Doch war dieses Leben zu kurz gewesen und er hatte sein Versprechen gebrochen. Er hatte es nicht geschafft sich selbst zu töten und er schaffte es auch nicht sich töten zu lassen.

Irgendetwas schien ihn am Leben halten zu wollen, doch konnte Yuki keinen Sinn darin sehen.

Allerdings merkte er, wie er sich selbst immer wieder zwang in der Vergangenheit zu verweilen, an Kira und ihre gemeinsame Zeit zu denken, weil er Angst davor hatte, seiner Realität ins Auge zu blicken. Außerdem fürchtete er, dass er sie eines Tages wirklich vergessen konnte. Viele kleine Details an ihrem Körper, ihrem Geruch und ihrer Stimme waren ihm doch schon längst entfallen. Es war ein stetiger Prozess...

Und dann war da dieser Miki. Hassobjekt Nummer 1 und er war verdammt nochmal nicht so, wie Yuki es sich immer eingeredet hatte. Es war leicht sich vorzustellen, wie der andere selbstgefällig hinter seinem fetten Schreibtisch saß und seinen Untertanen den Befehl zum skrupellosen morden gab.

Ja... diesen Miki hatte er getrost hassen können, er verdiente den Tod... und noch mehr, er verdiente es zu leiden.

Der Miki allerdings, den Yuki mehr oder eher weniger freiwillig hatte kennen lernen müssen, war so verdammt anders. Nicht so wie seine Vorstellung, vor allem auch nicht so, wie Aki es ihm geschildert hatte. In Wahrheit war er nichts weiter als ein Abbild von dem, was Yuki sich als Boss gewünscht hätte.

Er war fürsorglich und warmherzig, soweit Yuki das schon beurteilen konnte. Er kümmerte sich rührend um das kleine Mädchen und hatte selbst für jeden noch so unwichtigen Wachposten ein freundliches Wort über.

Auch schienen alle Devils irgendwie miteinander befreundet zu sein. Undenkbar wäre es sich vorzustellen, dass sich die Leute innerhalb der Bande prügelten, wie es die Angels nur zu gerne taten.

Allgemein wirkte die Bande eher wie eine große Familie.

Und es widerte Yuki so an... und noch mehr störte ihn, dass er Miki und Sayaka um all das unheimlich beneidete.
 

Die Zeit hinter Gittern hatte ihn mürbe gemacht. Auch wenn er am Vortag eine neue Glühbirne bekommen hatte, konnte ihm das künstliche Licht nicht die Wärme spenden, wie Sonnenstrahlen es tun würden.

Er wollte hier raus... er musste hier raus. Wieder und wieder hatte er die kleine Haarnadel in seinen Fingern gedreht.

Sie war sein Schlüssel zur Freiheit, doch hatte er keine Ahnung wo er hingehen sollte, wenn er erst einmal aus der Zelle heraus war.

Er war geschwächt und verfluchte sich wieder heimlich dafür, dass Essen der Devil's nicht angerührt zu haben. Es war immer verlockender gewesen, je länger er hier saß. Manchmal hatte er das Gefühl, er würde genauso bekocht werden, wie Miki höchstpersönlich, denn sein Essen sah wirklich verführerisch köstlich aus.

Vor allem gab es all die Dinge, die er bei den Angels häufig vermisst hatte. Aki legte keinen Wert darauf, dass sie die Schule beendeten und einen Beruf erlernten. Es gab Fast Food und wenn man keine Lust zum kochen hatte, wurde eben eine Pizza bestellt.

Das Essen, was er hier in einem verfluchten Kellerverlies vorgesetzt bekam hätte wohl eher in ein schönes Restaurant gepasst.

Alles war selbst gekocht, dass konnte er sehen. Aus frischen Zutaten, selbst der Nachtisch.

Wollte Miki nur mit seinem Ruhm angeben? Ihm zeigen zu was er seine Bande gemacht hatte? Oder legte er einfach nur Wert darauf, dass die Mitglieder der Devil's eine fundierte Ausbildung hatten, damit sie jederzeit die Chance hatten ein eigenes Leben zu starten?

Aki wusste das immer sehr gut zu verhindern. Sie alle waren nichts, konnten nichts außer kämpfen und würden wohl niemals der Bande entfliehen und eine Familie gründen wollen.

Auch Kira und er hatten sich nicht getraut ihrem Chef auch nur ein Wort über ihre Pläne zu verraten.

Denn dann hätte wahrscheinlich Aki selbst einen von ihnen getötet. Manchmal hatte Yuki ohnehin das Gefühl gehabt, dass sie ihm ein Dorn im Auge gewesen war. Aki verehrte ihn... seinen Körper und dessen Gefügigkeit.

Er hatte immer bekommen was er wollte, wenn nicht auf freiwilliger Basis, so durch Zwang und Unterdrückung.

Yuki fühlte, dass Miki ganz anders war … und das war bei weitem nicht hilfreich.
 

Der Blonde wartete noch ab, bis die Wache wieder anfing lauthals zu schnarchen und seufzte. Der hatte ein Leben... bei den Angels wurden solche Leute höchstens zum Boden wischen degradiert.

Aki wusste schon warum. Yuki grinste wieder und stand geräuschlos auf. Die Dunkelheit würde ihn wohl jetzt nicht schützen können und er hoffte, dass sein Geruch ihn nicht verraten würde.

Er hasste es, nicht duschen zu können. Wenn er gefasst werden sollte, was natürlich nicht der Fall sein würde, dann würde er eiskalt um eine komfortablere Zelle bitten. Jawohl!

Er kicherte leise, was allerdings in einem langgezogenem Schnarcher unterging. Genauso wie das sanfte Klicken des Schlosses wurde eben so verschluckt und Yuki musste mit dem Kopf schütteln. Also das es so einfach sein würde, hätte er absolut nicht vermutet. Nun gut, dann würde es nur um einiges schneller gehen. Bald würde er hier raus sein... endlich wieder über Häuserdächer ziehen und den Wind fühlen. Oh wie sehr vermisste er es doch.

Langsam und auf lautlosen Sohlen schlich er sich die enge und gewundene Kellertreppe nach oben. Hatte er allerdings gedacht in einem Gang zu landen, so hatte er sich getäuscht. „Na großartig...“, murrte er dem vermaledeiten Fahrstuhl entgegen und schlug sauer auf den Rufknopf.

Nun musste er sich also in so eine Raumkapsel zwängen. Insgeheim hatte Miki seine winzigen Sympathiepunkte, die Yuki sowieso auf seinen Ernährungsmangel schob schon wieder verloren.

Nun musste er sich schon wieder einengen lassen. Aber was tat man nicht alles für die Freiheit.
 

Allerdings wurde auch im Fahrstuhl sein Weg noch vorbestimmt. Er seufzte leise und wählte die einzige Etage aus, welche für ihn von hier aus möglich war. Miki schien darauf bedacht zu sein mögliche Einbrecher – oder in Yuki's Fall auch Ausbrecher – zu verwirren.

Und das schaffte er auch. „Verdammte Scheiße...“, murmelte Yuki, als sich die Fahrstuhltüren wieder öffneten. Licht strömte ihm entgegen und sanfte Sonnenstrahlen wärmten sein Gesicht. Yuki lächelte verträumt, doch hielt es nur einige Sekunden an. Dann runzelte er die Stirn und begann einfach sich durch den langen Gang zu schlängeln.

Es würde ihm nicht viel bringen durch den Vorderausgang zu gehen, denn dieser wurde bewacht.

Es war schon dumm genug, dass er am hellen Tage abgehauen war. Wo war es nur geblieben, sein Empfinden für die Zeit? War der Hunger und die Schwäche schon so stark, dass er keinerlei Gefühl mehr dafür hatte, wann ein Tag endete und ein neuer begann?

Aber heulen brachte nichts, denn er wusste nicht, wann sich diese Gelegenheit noch einmal bieten würde. Er hatte ja immerhin noch vermutet, dass der Wachmann in der Nacht schlafen würde, aber anscheinend war sein Job so überaus anstrengend, dass er sich am Tage nicht mehr wachhalten konnte.

„Scheiß Devils... auf nichts kann man sich verlassen.“, fauchte er leise und versuchte sich wenigstens in den Schatten der Fenster zu halten.

Er wollte es ihnen nicht noch leichter machen. Lautlos schlich er sich durch den gekachelten Flur, hielt hin und wieder inne, um zu lauschen, doch der Gebäudekomplex schien wie ausgestorben zu sein.

Etwas mutiger und immer darauf bedacht den Weg auf das Dach zu finden lief er weiter den Flur entlang, drückte sich hin und wieder an die Wand und blickte aus dem Fenster.

Er konnte etwas hören...

Nur ganz leise... Schritte... tapsend und irgendwie unstetig. Was war das? Yuki drückte sich hinter einen der schweren dunklen Vorhänge und spähte um ihn herum. Die tapsigen Schritte kamen näher und bald schon konnte er eine glockenhelle Kinderstimme vernehmen, die ein Kinderlied sang, welches Yuki schon viele Jahre nicht mehr gehört hatte.

Kurz darauf sah er sie... Sayaka. Yuki lächelte leicht. Sie war unheimlich süß. Auch in den vergangenen Tagen hatte sie ihn immer wieder besucht. Sie hatten miteinander geredet immer wieder und er hatte die mehr oder weniger sinnvollen Fragen der Kleinen immer wieder beantwortet.

Nun sah er sie wahrscheinlich zum letzten Mal.... und eine Spurt von Wehmut machte sich in seinem Herzen breit. Wie sehr wünschte er sich ein Kind wie Sayaka. Jemanden so schutzlos, der ihn brauchte, für den er wirklich sinnvoll da sein konnte.

Aber dieses Leben war ihm kaputt gemacht worden... von ihrem Vater... dem Menschen den Yuki mehr hasste als alles andere auf der Welt.

Allerdings....vielleicht konnte die Kleine ihm helfen...

Lautlos schlich er sich hinter ihr her, als sie an ihm vorbei gesprungen war, wobei sie immer die hellen Fliesen übersprang und ihre kleinen Füße nur auf die dunklen Kacheln setzte.

„Pssssst....“, machte Yuki leise und verbarg sich noch immer halb im Schatten.

Das Mädchen verstummte und er konnte sehen, wie sie alarmiert aufhorchte.

„Sayaka....“, flüsterte Yuki leise und als sie sich umdrehte versuchte er gewinnbringend zu lächeln. Es kostete ihn verdammt viel Anstrengung.

„Kaze...“, murmelte die Kleine verwundert und legte ihren Kopf schief. „Hat Papa dich freigelassen? Wo ist Teddy? Hast du ihn im Keller allein gelassen?“, es war klar, dass dieses Kind sofort an ihren verdammten Teddybären dachte. Gab es nichts wichtigeres?

„Ich ehm...nein Sayaka... hör zu ich muss wieder nach Hause...“

„Aber warum denn? Und WO IST TEDDY!!!“

„Ssssshhhh“, schnell legte er ihr einen seiner kalten Finger auf die Lippen und schüttelte alarmiert den Kopf.

„Sayaka dein Teddy hält unten im Keller die Stellung. Er wartet darauf, dass du ihn abholst. Ich habe ihm das Licht angelassen, damit er keine Angst hat aber... vorher...“, er beugte sich zu ihr herab und legte seine zittrigen Hände an die Schultern der Kleinen und seufzte leise auf.

„Vorher meine Süße, musst du mir helfen okay?“, als sie schüchtern nickte, bemerkte er, dass er wie ein Wahnsinniger auf sie wirken musste, doch das war nebensächlich.

„Also... hör mir gut zu. Ich muss hier raus. Du weißt ja ich bin hier nicht Zuhause und... meine Familie wartet auf mich. Ich kann sie nicht so lange alleine lassen, verstehst du das Sayaka?“, fragte er eindringlich und warf einen Blick über die Schulter. Er war gehetzt, er wusste, nur ein falsches Wort und er würde alles zunichte machen.

„Also Kleines... sag mir bitte, wo ich hier auf das Dach komme okay?“, murmelte er und schüttelte sie ein kleines bisschen, um sie dazu zu bewegen schnell zu antworten.

Einige Augenblicke sah sie ihn furchtsam an, schüttelte dann aber ihren Kopf.

„Magst du mich denn nicht? Ich habe dich doch immer besucht... warum willst du denn weg?“, fragte sie leise und biss sich verstört auf die Unterlippe.

„Nein... Sayaka, darum geht es nicht... ich werde gebraucht... ich bin nicht ganz alleine auf der Welt weißt du? Du würdest doch auch nicht wollen, dass dein Papa ganz lange von dir getrennt ist oder?“, er sprach noch immer eindringlich und gehetzt... sie sollte ihn nicht aufhalten, sonst musste er sie aus dem Weg schaffen.

„Nein... das will ich nicht...“, murmelte sie leise und drehte sich ein wenig von ihm weg. „Geh dort durch die große Tür...“, sagte sie dann schlicht und Yuki, der keine Zeit verlieren wollte drehte sich sofort um.

„Mach es gut kleine Sayaka!“, rief er ihr noch über die Schulter zu und stürmte auf die große Flügeltür zu, welche er aufriss, ohne das verschmitzte Grinsen auf dem Gesicht des kleinen Mädchens zu sehen.
 

Gehetzt rannte er in einen Raum und brauchte einige schrecklich lange Sekunden um zu verstehen, was er dort sah.

Er war keineswegs wie vermutet in einem Treppenhaus gelandet, sondern stand direkt vor einem großen Schreibtisch und blickte geschockt in die nicht minder erschrockenen Augen des Menschen den er wohl am wenigsten sehen wollte.

Hinter Yuki knallte eine Tür... und die kleine Sayaka drehte den Schlüssel im Schloss herum. Fassungslos drehte Yuki sich um und starrte das Kind mit einer Mischung aus Wut, Verblüffung und grenzenlosem Hass an.

„Warum Sayaka? Warum verarscht du mich so?“, rief er wütend und die Kleine lief erschrocken schnell um den Schreibtisch herum, wo sie sich an die Seite von Miki drückte, der aus lauter Schreck noch nicht ein Wort gesagt hatte.

Schnell schob sie ihm den kleinen Schlüssel in die Tasche und blickte den Blonden mit einem wehleidigen Blick an.

„Du wolltest mich alleine lassen. Ich will nicht das du wieder gehst. Da wo du wohnst ist es gar nicht schön.“, sagte sie leise und Yuki blieb die bösartige Antwort im Halse stecken. Diese Worte mit solcher Inbrunst gesprochen brachten ihn zum schlucken.

„Was weißt du schon über mein Zuhause?“, fragte er leise und sie zuckte mit den Schultern. „Nichts... nur das gar keiner herkommt, der dich abholen will. Ich bin die einzige die dich besucht hat. Und Papa!“, murmelte sie und sah ihren Vater dann verstört an, welcher leicht lächelte.

„Genau... und jetzt frage ich mich ja, wie ich zu der Ehre komme, dass du mir einen Besuch abstattest!“, fragte er leise und wanderte um seinen Schreibtisch herum. Langsam wanderte er auf den Blonden zu, welcher mehr wirkte wie ein Häuflein Elend, als wie der stärkste Kämpfer der Angels.

„Und du hast noch immer nichts gegessen. Kaze was bringt es dir, Aki oder mir, wenn du dich zu Tode hungerst?“, wenn Miki sauer war, dann wusste er es gut zu verstecken. Und Yuki, ohnehin mürbe vom Hunger und von seinem unstillbaren Durst verlor eine Sekunde lang die Festigkeit in seinem Blick.

„Fick dich Arschloch!“, knurrte er leise und trat bedrohlich auf den Dunkelhaarigen zu. „Glaubst du ich bin zu schwach um dich zu töten?“

Miki schnaubte leise. „Wenn du mich wirklich töten wolltest, dann hättest du es getan. Leere Worte Kaze. Du würdest mich nicht umbringen und wenn dein Leben davon abhinge. Und ich kann dir genau sagen warum... weil du in mir all das siehst, was du dir von deinem Leben wünschen würdest. Du willst behütet werden, gehalten und geliebt werden. Du willst wahre Freundschaft, wie die Devils sie untereinander führen. Du willst nicht mehr der einsame Kämpfer der Angels sein, der alles verloren hat, was ihm einmal etwas bedeutete!“, seine Worte waren nur gehaucht und Miki war Yuki so nahe gekommen, dass er den warmen Atem auf seinem Gesicht prickeln fühlen konnte.

Miki klang nicht eine Sekunde lang bedrohlich, auch nicht spottend oder überheblich. Er war sachlich, als würde er nur über das Wetter reden und dennoch flammte in Yuki eine Wut auf, die er sich in dieser Sekunde selbst nicht erklären konnte.
 

Lag es daran, dass Miki wirklich einen wunden Punkt getroffen hatte? Oder war es die Tatsache, dass er einen Menschen, so liebevoll im Umgang mit anderen, so vorsichtig und so wertschätzend.

Er hasste Miki und er hasste Aki dafür, das er ihm all diese Liebe nicht bieten konnte. Doch gleichzeitig bewunderte er diesen Typen dafür, dass er all das besaß, was Aki auch hatte und dennoch glücklich zu sein schien.

Warum durfte er selbst nicht auch ein wenig Glück erfahren, warum?

Wütend drehte er sich um, er war vielleicht geschwächt, doch immer noch ungemein schnell. Ehe Miki sich rühren konnte, hatte er einen schweren Brieföffner gegriffen und ihn auf den Dunkelhaarigen geschleudert.

Der Devil konnte im letzten Moment noch ausweichen und das schwere Metall knallte gegen die verschlossene Tür, wo es eine tiefe Kerbe hinterließ.

Sayaka riss die Augen auf und starrte für einige Sekunden in ihr Spielzimmer. „Wehe du machst mein Puppenhaus kaputt!!“, rief sie und rannte schnell in die rosa gestrichene Ecke, mit dem weißen Flauschteppich und setzte sich demonstrativ vor das Haus, als könnte sie es im Zweifelsfall schützen.

Doch Yuki interessierte sich nicht dafür. Der Schmerz über den Verlust von Kira, der Hass auf Miki und auf sich selbst, seine Verzweiflung und die Angst, vor der neuerlichen Tortur von Aki, waren wieder so allgegenwärtig, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Was interessierte es, wenn er hier und jetzt starb, solange er Miki vorher noch Schmerzen zugefügt hatte.

Wenn er schon keine Waffe besaß, dann würde er ihn eben mit bloßen Händen töten. Er vergaß, dass er seit Tagen weder anständig gegessen noch ausreichend getrunken hatte und stürmte mit einem kleinen Schrei wieder auf das Oberhaupt der Devils zu.

Seine schlanken Finger schlossen sich um den Hals Miki's und er drückte zu, mit all der Kraft die er noch aufbringen konnte.

Durch die Wucht mit der ihre Körper aufeinander prallten, taumelte der Dunkelhaarige gegen die rückwärtige Wand und knallte hart dagegen. Miki kniff für eine Sekunde die Augen zusammen und blickte Yuki an. Er spürte die schwindende Kraft in den Fingern des Blonden und rührte sich nicht, selbst wenn ihm die Luft sehr knapp wurde.

Stattdessen suchten seine ruhigen Augen den Blick des Blonden. Es dauerte nicht lange und er versank in den glanzlosen Irden, die so viel Leid gesehen zu haben schienen. Augen, die einmal geglänzt hatten, die fröhlich und frech in die Welt geblickt hatten und die jetzt abgestumpft und tot aussahen.

Langsam hob Miki seine Hände und griff gewaltsam die Handgelenke des Blonden. Er wusste, Kaze hatte viel zu wenig Kraft, um ihm ernsthaft etwas anzutun, sonst hätte er sich schon viel mehr gewehrt.

Fest riss er nun die schmalen Finger des etwas Kleineren von seinem Hals und presste seine Handgelenke fest in seine eigenen Hände.

„Warum quälst du dich so Kaze? Was ist es Wert mich zu töten? Wird es deinen Augen den Glanz zurück geben? Wird es deinen Lippen wieder zeigen, wie man lächelt? Wird dein Herz wieder beginnen zu schlagen?“, fragte er leise und nur seine leicht zitternde Stimme und sein Atem, welcher beschleunigt war, verrieten, dass er gerade angegriffen wurde.

„Was in aller Welt schürt deinen Hass gegen mich?“
 

Yuki riss fest an seinen Handgelenken, welche von Miki gehalten wurden, hatte jedoch keinerlei Chance wieder frei zu kommen. Miki war einfach viel stärker gerade, als er selber.

Der Essensentzug und auch die fehlende Flüssigkeit schwächten seinen Körper ungemein, aber noch lange nicht seinen Geist, welcher einfach nur hier weg wollte.

Gerade hielt ihn hier garnichts mehr, selbst nicht das kleine Mädchen, welches ihn auf eine so bösartige Art und Weise reingelegt hatte. Dabei hatte er doch erklärt, das er jemanden hatte, der auf ihn wartete. Wie konnte sie nur so gemein sein und nur an sich denken? Typisch Devil!

Der würde er es schon zeigen!

Aber erstmal musste er irgendwie von Miki loskommen, welcher ihm auch noch so neugierig irgendwelche Fragen stellte.

Pff, als wenn er diese beantworten würde, einfach so.

Mit einem etwas kräftigeren Ruck, bekam er sich endlich aus Mikis Griff los und sah diesen böse an.

„Als wenn ich dir meine Lebensgeschichte offenbaren würde, Mikilein.“, murmelte er deswegen nur und sah sich im Raum um. Der einzigste Weg, den er noch hatte, war die Flucht nach vorn und das hieß, frontal durch die Glasscheiben und versuchen, dabei nicht zu sterben.

Gerade würde er einfach alles dafür geben, endlich wieder raus zu können, endlich wieder den Wind zu spüren und die Sonne zu genießen.

Vorsichtig ging er etwas zurück und sah wieder zu Miki, damit dieser ihm auch ja von der Pelle blieb. Das Dumme war, das dieser große Schreibtisch vor dem Fenster stand, aber selbst den würde er noch bewältigen.

„Ich würde mir jedenfalls wünschen, das wir mal ordentlich miteinander reden könnten. Ich will dir nichts böses, ich will dir nur helfen.“, murmelte Miki wieder mit normaler Stimme, konnte aber sehen, das Kaze irgendwas vor hatte. Er wirkte angespannt und so, als wenn er etwas ausbrüten würde.

Was es war, bemerkte er erst, als Kaze begann zu laufen, auf den Schreibtisch zu springen und die großen Glasfenster anzusteuern.

„NEIN KAZE!“, rief er laut und so schnell wie er konnte, rannte Miki um den Schreibtisch drum rum, sprang in die Luft und konnte Kaze gerade noch so vor den Fenstern abfangen und wieder zu Boden reißen.

Es schepperte laut, da bei dem Fall einige Sachen mit vom Schreibtisch gerissen wurden, doch es kümmerte Miki weniger. Das konnte man wieder aufräumen.

Kaze jedoch schrie und tobte unter Miki, schlug mit seinen Armen um sich, weil selbst dieses Manöver nicht geklappt hatte.

„Kaze, das ist reiner Selbstmord, wir sind hier im 5. Stock verdammt, sei doch vernünftig!“, versuchte Miki auf den wild gewordenen Jungen einzureden, welcher aber garnicht daran dachte zuzuhören.

Miki hatte alle Mühe Kazes Arme einzufangen und sie auf den Boden zu drücken, hatte zuvor noch schnell einen Schalter unter seinem Schreibtisch aktiviert, damit die Wachen wussten, das er Hilfe brauchte.

Wie gut das selbst diese einen Schlüssel für sein Büro hatten, denn sonst wäre seine schöne Tür gleich dahin.

Aber erstmal war es wichtiger Kaze zu beruhigen, welcher noch immer um seine Freiheit kämpfte.

„LASS MICH ENDLICH IN RUHE VERDAMMT!“

„Das werde ich, sobald wir miteinander gesprochen haben und ich weiß, was ich wissen will.“

„Fick dich.“

Miki seufzte leise und hielt Kaze weiter auf den Boden, welcher langsam aber sicher immer mehr an Kraft verlor und irgendwann garkeinen Widerstand mehr gab, bis die Wachen ins Zimmer kamen.

„Chef? Was ist hier los?“, fragte einer sofort, worauf Miki hinter seinem Schreibtisch aufsah.

„Wir haben hier einen Ausbrecher.“, murmelte er leise und stand auf, da Kaze gerade sehr fertig zu sein schien, weswegen er sich nicht mehr wirklich rührte.

„Wie konnte das passieren?“, fragte der Devil gleich und machte große Augen, legte mit seinen Kumpanen den Angel wieder in Ketten.

„Das frage ich mich auch, wozu haben wir eine Wache im Keller? Aber gut, er ist schlauer als wir dachten. Er nutzt immer die Zeit aus, in der wir am unwachsamsten sind. Wir müssen besser aufpassen. Wir dürfen nicht mehr unachtsam werden.“, murmelte Miki streng, worauf die Wachen nickten.

„Jawohl!“

„Gut und jetzt bringt ihn in den Keller. Und bringt ihm etwas zu Essen, er ist ja vollkommen ausgehungert.“

„Aber er isst doch nicht von sich aus.“

„Das ist egal. Wir müssen es wenigstens versuchen. Und du Kaze, solltest unser Angebot vielleicht einmal annehmen, sonst kippst du bald wirklich vom Fleisch. Und das wäre schade.“

Kaze gab nichts von sich und ließ sich in Fesseln legen, sah mit einem enttäuschten Blick nochmal zu dem kleinen Mädchen, welche das alles mit angesehen hatte.

Dabei wollte sie doch nur, das Kaze nicht wieder etwas böses passierte.
 

„Papa, bleibt Kaze jetzt bei uns?“

„Erstmal ja.“, murmelte er leise und sah den Wachmännern dabei zu, wie sie Kaze wieder versuchten auf die Beine zu bekommen.

Doch dieser schien viel zu schwach. Hatte er wirklich all seine Kräfte schon verbraucht?

Miki schluckte. War es vielleicht dann nicht wirklich besser, ihn wieder gehen zu lassen? Es schien so, als wenn man seinen Wille nicht brechen konnte. War es denn fair, ein freies Lebewesen wie ihn, einfach einzusperren, weil man selber ihn interessant fand und mehr erfahren wollte? Miki überkamen Zweifel, Zweifel, die eigentlich garnicht gut waren an seiner Stelle. Immerhin sollte er ein Vorbild sein, aber gerade hatte er einfach nur Mitleid. Kaze wirkte auf ihn wie ein Tier, welches man eingeschüchtert und dann eingesperrt hatte und welches nun sterben wollte.

War es denn so?
 

Kaze hingegen war zwiegespalten. Auf der einen Seite war ihm so unendlich schlecht und schwindelig. Er sah nurnoch doppelte Bilder und konnte sich kaum mehr richtig bewegen, auf der anderen Seite jedoch, wollte er einfach abhauen und ausbrechen aus diesem Gebäude.

Er wollte nicht länger hier bleiben!

Vielleicht sollte er noch einen Versuch starten. Nur noch einen einzigen. Würde er dieses mal Erfolg haben?

Die Wachen hatten ihn gerade wieder auf die Beine bekommen und so torkelte er mehr, als das er normal lief, hinter den Wachen her und dachte angestrengt nach.

Seine Fesseln auf dem Rücken waren nun wirklich kein Hindernis und an eine Waffe zu kommen genau so wenig. Aber wie sollte er hier raus kommen?

Ach er würde schon einen Weg finden.

War er wirklich schon so verzweifelt etwas durchzuführen, ohne sich einen genauen Plan auszudenken? Anscheinend schon.

Yuki hockte sich wieder auf den Boden und tat so, als wenn er nicht weiter laufen könnte. In Wirklichkeit aber stülpte er seine Fesseln gerade über seinen Hintern und stieg dann vorsichtig darüber. Eher sich die Wachen versehen hatten, hatte er die Fesseln vorne, statt hinten und konnte sich somit wieder frei bewegen.

Einer der verdutzten Devils konnte garnicht so schnell reagieren, wie sein Schlagstock weg und in Kazes Händen war.

„Passt auf, er hat eine Waffe!“, rief einer der Devils und nahm etwas Abstand zu dem Angel, welcher aber nicht mehr ganz zurechnungsfähig aussah.

Gott ihm war so kotz übel!

„Lasst mich.. hier .. raus..“, murmelte Yuki leise und doch mit schneidender Stimme.

„Das geht nicht.“

„Das ist mir egal, ich will es so!“

Miki stand an der Tür und sah es sich mit an. Der Junge quälte sich und doch hatte er noch nie einen Menschen erlebt, welcher so viel Willenskraft hatte, um sich noch immer zu wehren.

Miki war fasziniert. Was trieb diesen Jungen nur so an?

Dennoch musste es ein Ende haben.

Leise schlich sich Miki an Kaze heran, ohne das er dies bemerkte und stellte sich, in einem günstigen Moment, vor diesen.

Kaze, welcher einen Moment unachtsam war, da die Bilder vor seinem inneren Auge wieder verwischten, sah Miki gross an, als dieser vor ihm stand.

„Es tut mir leid..“, murmelte Miki noch leise und schlug mit seiner Faust kräftig in Kazes Magen, welcher garnicht so schnell reagieren konnte und bewusstlos in Mikis Armen zusammen brach.

Eigentlich hasste Miki es, andere zu verletzen, aber hier sah er keinen anderen Weg. Es war besser so, denn immerhin wollte er seine Leute nicht immer der Gefahr aussetzen.

„Aber Miki..“, rief einer überrascht, worauf dieser den blonden und unsagbar leichten Jungen auf seine Arme hob.

„Ich bring ihn runter. Einer kommt mit als Wache.“, murmelte er leise und ging schon mal voraus.

Dieser Junge faszinierte ihn immer mehr und er konnte es sich einfach nicht erklären.

Es war genau wie damals mit Kaede. Dieser hatte ihn auch immer sehr fasziniert, durch seine Art und Weise, wie er mit den Menschen umging, wie liebevoll und doch bestimmt er war.

Seine ganze Person hatte ihn fasziniert und Kaede war es auch immer gewesen, welcher Miki verblüffen konnte, denn er hatte immer irgendwas neues auf Lager. Er hatte bis zum Schluss immer das Gefühl gehabt, Kaede nie wirklich gekannt zu haben.

Und bei Kaze.. es war anders, definitiv anders, aber er konnte es so schlecht erklären.

Er war so stark und doch so wahnsinnig schwach. Es war merkwürdig, aber vielleicht würde er irgendwann noch darauf kommen.
 

Miki hatte Kaze wieder in seine Zelle gebracht und hatte ihm etwas zu Essen und Trinken kommen lassen. Sayaka hatte gesagt, das Kaze kein Wasser mochte, weswegen er einfach mal Tee gekocht hatte. Vielleicht würde er das ja lieber mögen.

Er blieb die ganze Zeit bei Kaze am Bett sitzen. Er wusste, das er in diesem Zustand keine Angst vor ihm haben brauchte, weil Kaze keine Kraft mehr hatte, um irgendwelche gefährlichen Angriffe auszuführen, das hatte er am Nachmittag in seinem Büro gesehen. Dennoch war er auf der Hut. Besonders bei einem Menschen wie Kaze, welcher so viele Geheimnisse hatte und auch so unzurechnungsfähig war.

Es dauerte lange, bis der Blonde wieder erwachte. Irgendwie schien es ihm, als hätte der Junge lange nicht richtig geschlafen. Nur keine Schwäche zeigen, das passte zu dem Kleinen.

„Na, gut geschlafen?“, fragte Miki deswegen ganz leise, damit er den Jungen nicht verschreckte, welcher erstmal orten musste, wo er war.

Okay, dunkles Gemäuer, eine schwache Glühbirne, ein Bett.. Gitterstäbe.. er saß wieder in der kleinen, muffigen Zelle.

Er seufzte leise und legte seine Arme über die Augen, da ihn das Licht sehr blendete. Doch Moment mal!

Ruckartig setzte sich Kaze auf und starrte Miki an, welcher auf einem kleinen Stuhl IN seiner Zelle saß.

Einen Moment musste er das nun wirklich realisieren.

„Was zum Teufel machst du hier?“, fragte er leise und mit gebrochener Stimme, worauf Miki lächeln musste.

„Ich passe auf dich auf. Trink was, dann kannst du auch wieder richtig reden.“

Yuki sah zur Seite, wo ein Tablett mit Essen und Trinken stand.

„Ich brauche das nicht.“

Seine Stimme war kratzig und versagte hin und wieder, wenn er redete. Doch es war ihm egal. Er brauchte keine Almosen, er brauchte seine Freiheit wieder.

„Doch du brauchst das sehr wohl. Komm schon Kaze, wie stur kann ein Mensch sein? Willst du verhungern?“

„Das ist mir allemal lieber, als Essen von dir anzunehmen.“

Miki seufzte leise.

„Es ist nicht vergiftet, falls du das meinst. Glaubst du wirklich, ich hätte dich nicht schon lange anders umbringen können, wäre das wirklich in meinem Sinn? Glaubst du dafür muss ich dich vergiften? Wenn es mir Spaß machen würde, dich sterben zu sehen, dann würde ich dich qualvoll verhungern lassen, aber das steht nicht in meinem Sinne, deswegen bring ich dir doch immer etwas zu Essen.“

„Ganz ehrlich Miki? Ich würde es dir auch zutrauen, das du das Essen noch zusätzlich vergiftet hast, sodass ich sterbe, egal was ich tu. Ob ich esse und vergiftet werde oder verhungere und dadurch drauf gehe.“

Miki hob die Brauen.

„Wieso traust du mir sowas zu?“

„Menschen, die ich nicht kenne, traue ich alles zu, denn sie sind mir fremd.“

„Hmh.. das ist eigentlich auch garnicht so falsch. Man sollte nicht jedem vertrauen. Aber mir kannst du vertrauen. Wir kennen uns zwar nicht, aber wir können uns kennen lernen.“

„Wir können es auch sein lassen.“

Miki musste leise lachen, denn irgendwie hatte er mit so einer Antwort gerechnet.

„Wir werden sehen.“, murmelte er darauf nurnoch und sah das Essen, welches noch immer vor sich hin dampfte,überlegend an.

Wie konnte er Kaze dazu bringen, wenigstens ein bisschen zu essen?

„Soll ich dich füttern?“

Yuki riss die Augen auf und setzte sich abrupt auf.

„Was zum Teufel ist nur falsch mit dir? Geh einfach, los hau ab!“

Miki lachte leise.

„Ach komm, vielleicht isst du dann ja was.“

Yuki glaubte bald seinen Ohren nicht mehr zu trauen. Das durfte doch nicht wahr sein. Er war hier in der Vorhölle gelandet, ganz sicher oder aber bei einem geisteskranken Therapeuten.

Das war doch ein schlechter Witz, ein ganz ganz schlechter Witz!

Doch als Miki dann wirklich den Teller vom Tablett nahm und etwas auf den Löffel packte, hätte Yuki am liebsten hysterisch angefangen zu lachen.

„Probier es wenigstens mal.“

„Ey, welches Wort von 'Verpiss dich' hast du eigentlich nicht verstanden?“

„Ich überhöre solche Ausdrücke gern mal. Komm, einen Happen wenigstens.“

Yuki sah Miki an, als sei dieser total durchgedreht, holte mit einer Hand aus und traf damit gegen den Löffel, welcher klirrend auf den Boden fiel.

Miki sah dem Löffel nur doof hinterher und dann wieder zu Yuki.

„Willst du lieber so essen?“

Yuki wollte schreien, stattdessen nahm er sich aber lieber etwas von dem Salat, welcher noch auf dem Tablett stand und warf dieses zu Miki.

„Jetzt hau endlich ab!“

Miki lachte.

„Ey, mit Essen wirft man nicht.“

Yuki grunzte leise und nahm noch die kleine Puddingschale, woraus er den Pudding zu Miki schleuderte, die Schale weiter in seinen Händen hielt.

Miki saß nun da, Pudding im Gesicht, in den Haaren und auf den Klamotten und konnte irgendwie dennoch nicht drum herum leise zu lachen.

Wenn Kaze so war, konnte man ihn einfach nicht ernst nehmen, denn diese Aktionen waren mehr Verzweiflung als ernst gemeint und das fand er irgendwie schon wieder lustig.

„Der gute Pudding..“, murmelte Miki nur und wischte mit seinem Finger über die beschmierte Wange und leckte den Puddingmatsch dann ab.

„Schade eigentlich, der schmeckt wirklich gut.“

„Wenn du nicht sofort gehst, schmeiß ich die Schale noch nach dir.“

„Oh jetzt wird er brutal, aber gut, dann gehe ich eben. Aber du solltest etwas trinken, sonst gehst du wirklich noch drauf.“

Yuki schnaufte leise und hob die Hand, mit der Schale, schon zum Wurf an, doch Miki verließ die Zelle wirklich und musste wieder lachen.

„Wenn du verzweifelt bist, bist du schon fast niedlich.“

Okay nun warf Kaze die Schale doch nach dem Schwarzhaarigen, welche an der gegenüberliegenden Wand in tausend Teile zerschellte.

„VERSCHWINDE ENDLICH!“

Miki lachte und ging wirklich. Zwar guckten ihn die Devils komisch an, weil ihr Boss so voll gesaut durch die Gänge lief, aber den schien das garnicht zu stören. Er würde jetzt einfach duschen gehen und sich nebenbei überlegen, wie er Kaze denn dazu bringen konnte, zu duschen. Immerhin hatte er sich, seit er hier war nicht mehr gewaschen. Er musste sich selber doch ekelig finden.
 

Yuki hingegen saß noch immer in der Zelle und verstand die Welt nicht mehr. Wieso war der Boss der Devils auf einmal so zugänglich? Fast schon freundschaftlich!

Das war ja ekelig, wenn er so darüber nachdachte.

Missmutig sah er den Tee neben sich an und zog die Brauen zusammen. Nicht mit ihm.

Fest entschlossen stand er also auf, nahm das Tablett mit und stellte dieses eiskalt vor seine Zelle.

Er würde davon nichts anrühren, garnichts!

Aber nun saß er wieder in dieser dummen Zelle fest und dachte darüber nach, wie er ausbrechen konnte.

Doch wurde er in seinen Überlegungen gestört, als er leise, tapsige Schritte auf dem Flur hören konnte und er wusste auch schon genau, zu wem sie gehörten.

Sein Wissen wurde darin bestätigt, als er ein kleines Mädchen vor seiner Zelle sehen konnte, welches traurig zu ihm hin blickte.

„Kazeee?“

„Was willst du hier?“

Sayaka zog eine traurige Schnute.

„Bist du böse mit mir?“

„Ja.“

„Aber.. aber wieso denn?“

„Du hast mich eiskalt verraten und dir tut es nicht mal mehr leid.“

„Doch das tut es, aber ich wollte doch nicht..“

„Das ich wieder gehe, ich weiß. Egoistisches verhalten der Devils, kennt man nicht anders.“

„Das stimmt doch garnicht, ich mach mir Sorgen um dich.“

Yuki seufzte leise und stand auf.

„Hör zu kleines Mädchen, welches keine Ahnung von der Welt hat.. ich habe dir gesagt, jemand wartet auf mich, jemand der mich braucht und dennoch hast du mich so getäuscht und egoistisch gehandelt. Ich hab echt gedacht wir sind Freunde.“

„Aber das sind wir doch auch.“

Yuki hob die Brauen und sah dann in Sayakas Arme, wo sie eine kleine Puppe fest hielt.

„Zeig ma deine Puppe..“, murmelte er leise und streckte die Hand aus.

Sayaka zögerte einen kleinen Moment, bevor sie ihre Barbiepuppe zu Kaze hielt, welcher sie kurz entschlossen in die Hand nahm.

Einen Moment noch betrachtete er die kleine Plastikpuppe, welche dem Mädchen wohl sehr am Herzen lag.

„Magst du sie?“, fragte er leise, worauf Sayaka lächelte und nickte.

„Papa hat sie mir gekauft. Ich spiele sehr oft mit ihr. Für sie hab ich auch das grosse Puppenhaus.“

Yuki nickte und grinste dann.

„Weißt du.. mein bester Freund ist der Wind.. ich spiele auch sehr gern mit ihm. Er trägt mich, er ist für mich da und hin und wieder singt er mir ein Lied vor.“

„Der Wind singt?“

„Das kann ein Kind wie du nicht verstehen. Aber ja, er kann singen. Wenn man ihm lauscht, dann hörst du seine Melodie.“

Sayaka verstand nicht, was Kaze ihr sagen wollte. Das war alles irgendwie merkwürdig.

„Und jetzt ist der Wind allein, weil ich weg bin.“

„Das stimmt doch garnicht, da sind so viele andere Menschen, die dem Wind zuhören können.“

„Aber sie tun es ja nicht.“, murmelte Yuki wieder leise und sah zu Sayaka, welche leise seufzte. Für sie war das zu hoch. Dem Wind zuhören, so ein Unsinn.

Sie konnte Musik zuhören, aber dem Wind? Und wie sollte man mit dem Wind spielen können? Sie kannte ihre Barbies, das reichte.

„Das ist doch alles quatsch.. man kann weder mit dem Wind spielen, noch mit ihm reden oder seiner Musik lauschen. Das ist doch Blödsinn.“

Yuki grinste etwas.

„Achso, ist es das? Macht es dir Spaß alles anzuzweifeln, was andere gern haben, du selber aber nicht kennst ja? Pass mal auf, was mir Spaß macht.“, murmelte er leise und zog an der kleinen Plastikpuppe, bis der Kopf irgendwann nach gab und sich vom Körper löste.

„Schau, sowas macht mir Spaß. Ist nicht schön etwas zu verlieren oder kleines Mädchen?“

Sayaka sah Yuki erschrocken an und schluchzte leise.

„Wieso bist du so gemein?“

„Wieso ICH gemein bin? Überleg mal, WER hier wirklich gemein ist.“, murmelte er sauer und schmiss die beiden Teile der Puppe durch das Gitter, stand auf und nahm den Stoffteddy, welchen Sayaka ihm am ersten Abend hier gelassen hatte.

„Hier, nimm deinen Bären auch noch mit. Ich kann nichts von einer Verräterin gebrauchen.“

Sayaka war inzwischen in Tränen ausgebrochen und schluchzte bitterlich, während sie die beiden Teile ihrer Puppe an sich drückte.

„Ich hasse dich..“, flüsterte sie leise und stand wieder auf.

„Ja genau hass mich, bring das auch deinem tollen Papi bei.“, rief er Sayaka hinterher, welche weinend die Treppen hinauf gelaufen war.

Yuki seufzte leise und setzte sich wieder auf sein Bett.

Er wollte eigentlich nicht so gemein sein, aber irgendwie hatte ihn die Kleine schon sehr enttäuscht. Außerdem merkte er langsam, das er weicher wurde und das wollte er auf jeden Fall verhindern.

Diese Zelle machte ihn mürbe und auch die Abstinenz von allem anderen gewohnten, was er sonst immer um sich hatte, machte ihm schwer zu schaffen. Er brauchte endlich wieder etwas Freiraum.
 

Sayaka hingegen rannte nach oben, in das Büro ihres Papas, welcher gerade frisch geduscht aus dem Bad kam, welches an sein Büro angrenzte. Das war ein Luxsus, welchen selbst der Boss der Devils klasse fand. Besonders wenn es im Sommer so heiß wurde, war es angenehm, einfach duschen gehen zu können.

Doch als seine Kleine so weinend in sein Büro gerannt kam, war er schon verwundert.

„Hey, was ist denn passiert?“

„Kaze hat... Kaze ist... Kaze ist so gemein.“, schluchzte sie leise und hielt ihrem Papa ihre geköpfte Barbie entgegen.

Miki hob verwundert die Brauen.

„Hat er die kaputt gemacht?“

Sayaka nickte und schluchzte wieder laut auf.

„Och Kleines. Aber wieso denn?“

Sie erklärte ihrem Papa, was Kaze gesagt hatte, mit dem Wind und das es Sayaka wohl Spaß machen würde, anzuzweifeln, an was andere glaubten.

Miki hörte es sich aufmerksam an und seufzte leise aus.

„Hör zu Kleines. Kaze ist im Moment sehr durcheinander. Er hat vorher anders gelebt, als wir es tun. Wir wissen noch zu wenig von ihm, als das wir überhaupt etwas anzweifeln können, was ihn angeht, verstehst du das?“

Sayaka schüttelte den Kopf und schnäuzte erstmal in das große Taschentuch, welches ihr Papa ihr gab.

„Naja schau mal. Du weißt nicht, was er für Freunde hatte damals und vielleicht hat er zum Beispiel den Wind wirklich als seinen Freund angesehen. Und jetzt kann er nicht mehr draußen sein und ihn fühlen. Manchmal bringt es den Menschen schon Glück, wenn sie nur etwas fühlen dürfen. Das ist schon besonders für sie. Manche wissen nicht, wie es ist, wenn man sie umarmt. Du kennst das, für dich ist es nicht mehr sooo besonders, aber für die Menschen, die es nicht kennen, ist es ganz besonders und das kennen sie nicht.“

Sayaka hörte ihrem Papa zu und nickte.

„Also glaubst du auch, das Kaze den Wind als Freund hatte?“

Miki zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht, aber ich will es auch nicht anzweifeln, weil ich ihn noch nicht kenne. Und im Moment ist er sowieso sehr gereizt, weil er so großen Hunger hat, aber nichts isst. Sei nicht so traurig über deine Puppe, ich kauf dir eine neue, okay?“

„Dieselbe?“

„Auch dieselbe, wenn du möchtest. Aber weißt du was?“

Sayaka schüttelte den Kopf und sah ihren Papa gross an, welcher sich etwas vorbeugte und ihr leise etwas ins Ohr flüsterte, worauf sie wieder kichern musste.

„Au ja, das versuchen wir.“
 

Und so kam es, das Sayaka keine halbe Stunde später wieder nach unten in den Keller lief, gefolgt von ihrem Vater, welcher sich aber sehr im Schatten hielt und vor Yukis Zelle stoppte.

„Kazeee..“, fiepste sie, wie immer wenn sie seinen Namen rief.

Yuki ruckte hoch, da er in einen kleinen Schlaf abgedriftet war und sah auf.

„Was willst du denn schon wieder hier?“, fragte er leise und setzte sich auf.

„Ich wollt mich entschuldigen. Es war nicht nett, was ich gesagt hab.. und.. hier, ich hab dir was mitgebracht.“, murmelte sie lieb und hielt Kaze ein kleines Beutelchen entgegen, stellte dieses dann aber vorsichtig auf dem Boden ab.

Der Teddy von Sayaka, saß noch immer vor der Zelle, da sie ihn nicht mitgenommen hatte.

Yuki wusste nicht recht, was er davon nun halten sollte. Ein Geschenk?

Vorsichtig stand er auf und ging auf das Gitter zu, nahm das kleine Säckchen an sich, welches irgendwie schon sehr gut roch.

Als er es öffnete, wusste er auch, was da so gut roch.

„Kekse?“

„Ja genau, die haben mein Papa und ich letzte Woche gebacken. Ich dachte du magst sie vielleicht.“, murmelte sie lieb und kam etwas näher ans Gitter.

„Die sind auch alle ganz toll verziert mit Lilifee-Sternchen, die knuspern, wenn man sie isst und mit Schokoflocken und Zuckerguss. Ich hoffe du magst Kekse.“

Yuki sah das kleine Mädchen verdutzt an, da er mit sowas garnicht gerechnet hatte.

„Ich will deine Kekse nicht.“

„Oh bitte bitte Kaze.. nimm sie.. es tut mir wirklich leid, was ich gesagt habe. Ich glaube daran, das der Wind dein Freund ist, ich wollte dir nicht weh tun. Und es tut mir auch leid, das ich dich in eine Falle gelockt habe, wirklich. Bitte nimm sie an. Sie sind auch nicht vergiftet, schau.“, murmelte sie schnell und nahm einen der Kekse und steckte sie sich in den Mund, sodass Yuki schon mal keine Zweifel mehr haben konnte.

„Aber ich..“

„Bitte.. probier sie wenigstens einmal.“, flehte Sayaka leise und machte große Augen, denen selbst der harte Kaze nicht widerstehen konnte.

Außerdem war er sowieso so ausgehungert. Und von einem kleinen Mädchen konnte man doch wirklich nichts böses erwarten, oder?

Okay, sie hatte ihn hinterrücks in eine Falle gelockt, aber sonst.. war sie doch eigentlich immer Ehrlich gewesen.

Yuki seufzte leise und nahm sich einen Keks aus der Tüte und besah ihn sich. Er war niedlich rosa in Hello Kitty Form, sofern das diese komische Katze sein sollte. JA, auch er kannte sich damit aus.

„Aber nur weil dus bist.“, murmelte er leise und steckte sich den Keks in den Mund und knusperte leise darauf herum. Er schmeckte wirklich gut. Irgendwie etwas himbeerig, aber dennoch lecker.

„Die sind gut, vielen Dank.“, murmelte Kaze leise und nickte dem Mädchen entgegen.

Diese lachte leise und klatschte in die Hände.

„Es freut mich, das sie dir schmecken. Ich kann dir öfters mal Süßigkeiten mitbringen, wenn du sowas gern isst.“

Kaze schüttelte etwas den Kopf.

„Behalt die mal für dich selber. Das ist schon okay. Ich werde mir die Kekse gut einteilen, versprochen.“

Ob er sein Versprechen halten konnte, wusste er selber noch nicht so genau, denn gerade hatte sein Magen wieder laut begonnen zu rumoren, da es das erste seit Tagen war, was er zu essen bekam.

Sayaka hingegen lächelte und nickte.

„Ich bring dir trotzdem was mit. Magst du was trinken?“

„Nein danke.“

„Aber wieso nicht? Kekse schmecken gut mit Kakao.“

„Ich mag trotzdem nicht.“

„Aber..“

„Boah du bist genau so nervig wie dein Papa, ich habe NEIN gesagt.“

Sayaka zog eine breite Schnute.

„Gut dann halt nicht.“, murmelte sie kleinlich und nahm ihren Teddy wieder in den Arm, welcher noch immer so allein vor der Tür saß.

„Kaze, ich geh dann wieder ja. Ich komm dich morgen wieder besuchen.“

„Mach was du willst.“, murmelte Yuki leise und setzte sich auf sein Bett, legte die Kekse auf den kleinen Tisch vor sich.

„Ich lass dir Teddy wieder hier, der scheint dir gut zu tun. Schlaf schön, ja?“, murmelte sie lieb und stopfte den Bären wieder durch das Gitter und setzte ihn auf den Boden.

Kurz lächelte sie noch zu Kaze rüber, welcher seinen Blick jedoch nicht wieder gehoben hatte und vor sich her starrte und rannte den Flur dann wieder lang, nahm unterwegs die Hand ihres Papas, welcher alles mit angehört hatte und verließ den Keller wieder.

Ihr Plan war aufgegangen bzw. Mikis Plan, dass Sayaka mehr an Kaze heran kam, wie er selber. Nun war es nurnoch daran, Kaze mal zum duschen zu bewegen. Das würde noch schwer genug werden, da war er sich sicher. Aber selbst das würde er meistern. Er würde es schon schaffen den blonden Jungen irgendwie zu öffnen. Heute waren sie ja schon ein Stückchen weiter gekommen, wie ihm schien und das freute ihn ungemein.

Kyoutei (Vereinbarung)

Kapitel 5: Kyoutei

(Vereinbarung)
 

Miki war 4 Tage später mit unverschämten Kopfschmerzen aufgewacht und selbst nach 2 Aspirin hatten sie sich nicht gelegt.

Nun saß er hier in seinem Büro vor einem Stapel Akten und strich sich seufzend über die Stirn.

Er hatte seine Gang schon beinahe aus den Augen verloren, weil er sich nur um Kaze kümmerte.

Immerhin hatte der Blonde endlich seinen Widerstand aufgegeben und etwas gegessen. Allerdings tat er dies nur, wenn Sayaka ihm gut zuredete. Das passte Miki nicht so ganz, weil er es nicht so gerne sah, dass seine kleine Tochter ihr Herz mehr und mehr an den Killer der Angels verschenkte.

Zumal es für Miki offensichtlich war, dass Kaze ihn tot sehen wollte. Nicht das er sich einen Reim darauf machen konnte...

Leise seufzte er aus. Schon wieder schweiften seine Gedanken ab. Warum nur ging ihm dieser Junge nicht mehr aus dem Kopf?

Er hatte langsam das Gefühl besessen zu sein. Kaze füllte seine Gedanken nach dem Aufstehen, vor dem schlafen gehen und über den Tag verteilt schlich er sich auch immer wieder in den Kopf des Dunkelhaarigen, wenn er nicht gerade vor der Zelle des Blonden stand und versuchte irgendetwas brauchbares aus ihm heraus zu kriegen.

Aber bisher hatte er nicht allzu viel aus dem Anderen heraus bekommen. Er aß nur Fast Food, so viel stand fest.

Denn während er die Mahlzeiten, die sein Koch zubereitete immer verschmähte, nahm er dankbar die Süßigkeiten und Onigiri und diverse andere Snacks für zwischendurch von Sayaka an.

Vielleicht kannte der Blonde nichts anderes von den Angels her. Ihn wunderte es nicht, so unkultiviert, wie sie sich immer verhielten.

Wieder entkam seinen Lippen ein leises seufzen und er schüttelte seinen Kopf. Wie nur sollte er sich um die Angelegenheiten seiner Bande kümmern, wenn er doch noch immer nach Kaze suchte.

Was ihn allerdings schon stutzig machte war, dass bisher keinerlei Gegenangriff der Angels erfolgt war. Wusste Aki denn nicht, dass Miki den Blonden gefangen hatte? Oder war er ihm so egal, dass er stumm abwartete, bis sein bestes Pferdchen im Stall sich wieder befreit hatte?

Oder aber... lief Kaze des öfteren mal weg und kam erst Wochen später wieder zurück? Immerhin fristete er sein Leben schon eine Woche in dem dunklen Kellerräumchen der Devil's.

Und er hatte immer noch nicht geduscht... irgendwie stieß es Miki ab. Außerdem roch es langsam aber sicher ein wenig muffig.

Er musste ihm irgendwie behilflich sein, was schon wieder ein Witz war, denn Kaze war wohl der letzte Mensch der Welt, der seine Hilfe willkommen heißen würde.

Dennoch drückte er einen Rufknopf, der kurz darauf einen seiner Mitarbeiter auf den Plan treten ließ.

„Miki-kun, was gibt’s?“

„Bitte mach Meldung, dass die Devil's sich vorerst aus allen Bandenkrieg-Attentaten heraus halten werden. Wir sollten endlich einmal mit gutem Beispiel voran schreiten und den Anderen zeigen, dass wir auch friedlich miteinander leben können.“

„Ich bin da ja ganz deiner Meinung, aber die Angels....“, Miki hob seine Hand. „Wir halten seit einer Woche ihren besten Mann gefangen. Glaubst du nicht, dass sie uns schon längst angegriffen hätten, wenn es sie irgendwie interessieren würde?“, murmelte er leise und sein Mitarbeiter ließ schweigen den Kopf hängen.

Miki war klar, dass er nicht seiner Meinung war, doch war es nicht wichtig. Schließlich war er hier der Boss.

„Außerdem will ich Frieden für unsere Kinder schaffen. Wir haben sie lange genug der Gefahr ausgesetzt ihre geliebten Familienmitglieder zu verlieren.“, sein Blick ging einen wehmütigen Moment zu Sayaka herüber, die mit ihrer neuen Barbie und dem dazugehörigen neuen Pferdestall inklusive Pferd und Reiterbarbie spielte. Wären sie damals schon so weit gewesen, zu akzeptieren, dass Macht und Ruhm nicht alles war, dann würde Kaede noch leben.

Sayaka hätte ihren Vater noch und Miki... ja... er wäre wahrscheinlich noch immer der heimliche Geliebte. Nicht das er sich beschweren wollte, doch hatte er zu der damaligen Zeit oft gelitten. Verliebt in den besten Freund, hatte er lange Zeit gedacht dieses Gefühl wäre unerwidert.... doch irgendwann in einer Nacht in der sie sich wieder gestritten hatten... war Kaede zu ihm gekommen.

Im Nachhinein wünschte er sich diese Zeit zurück. Lieber der unbefriedigte Liebhaber, als zurück gelassen, von dem Menschen, den er auf der Welt am meisten geliebt hatte.

„Ehm Miki...“, er schrak hoch und blickte seinen Mitarbeiter verwirrt an.

„Ja?“

„Ich gehe dann, okay?“, er nickte nur und drehte seinen Kopf wieder seiner kleinen Tochter zu.
 

An manchen Tagen überkam ihn die Sehnsucht. Wie sehr hätte er sich gewünscht, dass Kaede sie hätte aufwachsen sehen. Damals hatte er sich angeboten, den Auftrag auszuführen, doch Kaede hatte gemeint, er wäre zu wichtig. 'Miki du darfst nicht verloren gehen. Diese Gang wird dich eines Tages mehr brauchen als mich', das hatte er gesagt, bevor er ihn noch ein letztes Mal geküsst hatte...

Wehmütig strich er sich über die Lippen. Bis zu dem Abend, an dem er mit Kaede im Bett gelandet war, hatte er noch nicht einmal wirklich gewusst schwul zu sein. Die Verliebtheit hatte er oft versucht als tiefe Verehrung abzutun, doch wuchs das Gefühl in ihm stetig an.

Und dann war es vorbei gewesen, noch bevor es wirklich hätte anfangen können.

Kaede starb bei dem Versuch einen Angel zu retten, welcher während eines Kampfes zwischen den Devils und den Angels von einem Haus abgestürzt war. Kaede hatte ihn noch rechtzeitig auffangen können und wieder auf das Dach zurück ziehen können.

Leider hatte er dabei zu viel Zeit verloren. Sie waren umzingelt worden und schlussendlich hatte er ihn erschossen... Aki... der zu der Zeit noch nicht der Boss der Angels war.

Miki seufzte leise auf und stand auf. Sanft strich er Sayaka durch die Haare, welche verwundert zu ihm aufblickte.

Sie wusste nicht einmal, dass sie einen anderen Vater hatte. Aki hatte sich nicht nehmen lassen, den toten Boss der Devils persönlich vor ihrer Türe abzulegen... damals drohte die Welt von Miki einzustürzen... Wie sehr hatte er geschrien, den Leichnam seines Geliebten in den Armen gehalten und versucht ihm einen Teil seines eigenen Lebens zu geben... doch Kaede hatte seine Augen für immer geschlossen.

Später hatte Aki, auf irgendeinem verrückten Machttrip dann den damaligen Boss der Angels erschossen und seinen Platz eingenommen.

Seitdem war die Fehde zwischen ihren Banden nur noch mehr eskaliert. Miki war zu sehr in seiner Trauer versunken, um die Gang zu übernehmen, selbst wenn er der direkte Nachfolger von Kaede war.

Er hatte zu viel damit zu tun, sein letztes Versprechen zu erfüllen... 'Miki, sollte mir jemals etwas zustoßen... bitte ich dich Sayaka zu dir zu nehmen und sie aufzuziehen und zu lieben wie dein eigenes Kind. Lass sie nicht bei ihrer Mutter, denn damit wäre ihr Leben verwirkt. Sollte ich jemals von dir gehen, bitte weine nicht um mich, sondern werde glücklich mit unserer Kleinen und dem Mann, der irgendwann überraschend in dein Leben tritt und meinen Platz einnimmt.', das hatte er gesagt und Miki danach geküsst, wie er ihn im Leben nie wieder geküsst hatte. Zu der Zeit war Sayaka gerade ein paar Wochen alt und noch viele glückliche Monate lagen vor ihnen.

Miki hatte bis zuletzt nicht vermutet, dass er dieses Versprechen jemals einhalten musste.

Doch schneller als er wollte, als er jemals geglaubt hatte, war er ganz alleine. Sehr lange hatte er sich mit dem kleinen, zarten Kind abgekapselt und seine Bande sich selbst überlassen.

Erst als der Frühling schon längst wieder ins Land zog und es seine Tochter nicht mehr im Haus hielt, begann sich wieder Leben in ihm zu rühren.

Kaede hatte nichts im Haus gehalten, sobald die ersten warmen Sonnenstrahlen den Schnee schmolzen. Es war, als würde er mit den ersten Frühlingsblumen aufgehen und erst wieder zur Ruhe kommen, wenn der Herbst sich dem Ende neigte.

Schon immer hatte ihn diese Rastlosigkeit und Energie inspiriert.

Und auch in jenem Frühling war es, als wenn er im Rascheln der Bäume eine leise Stimme flüstern hörte, die ihm zu raunte, dass er sich nicht verstecken musste.

Miki schluckte schwer.... von dem Tag an, war er zum Oberhaupt der Devils geworden und führte sie genauso, wie Kaede es getan hätte.
 

„Papa was hast du denn?“, Sayaka, die immer instinktiv spürte, wenn es ihm nicht gut ging war aufgestanden und hatte ihre kleinen Hände in seine größeren geschoben. Sanft lächelte er und zog sie ein wenig zu sich herauf.

„Gar nichts... ich habe nur an einen sehr alten Freund gedacht.“, murmelte er leise und beugte sich herab um ihr einen kleinen Kuss auf die Nase zu geben.

„Jemand, der dir sehr ähnlich war mein Schatz!“, das stimmte. Nicht nur, dass Kaede's Augen ihn immer wieder aus denen der Kleinen anblickten... nein ihr ganzer Charakter ähnelte seinem Geliebten so sehr, dass es beinahe schon wehtat lange in ihrer Nähe zu sein.

Vielleicht lag es genau daran, dass sein Herz ganz und gar nur für Sayaka schlug. Miki war sich sicher, dass er niemals jemand anderen lieben könnte.

Sie zog ein kleines Schnütchen und rieb sich sanft die Nase... „Und ich kenne diesen Freund nicht?“, Miki schüttelte den Kopf. „Nein... er ist hinaufgestiegen... in die Wolken, da warst du noch ganz klein.“, wieder schluckte er schwer und versuchte sich seine Sehnsucht und Trauer nicht anmerken zu lassen.

„Ist er nun ein Engel?“, Miki nickte. „Ja mein kleiner Schatz... er ist ein Engel und in der Nacht sitzt er auf seinem Stern und wacht über uns.“, das kleine Mädchen lächelte wieder und nickte, bevor sie sich wieder ihren Barbies zuwandte.

Wie einfach sie zufrieden zu stellen war. Miki lächelte.

„Schatz ich werde Kaze noch einen Besuch abstatten!“

„Oh...“, sofort blickte sie wieder auf. „Darf ich mit?“

„Dieses Mal nicht.“, sie verzog sofort ihre Schnute, doch Miki grinste. „Er soll duschen gehen, glaubst du er würde sich gerne vor einer kleinen Lady ausziehen?“

Sayaka schüttelte ihren Kopf und kicherte verhalten.

„Siehst du... also warte schön hier und spiel noch ein wenig mit deinen Barbies.“
 

Miki wanderte wieder in den Keller, wo Kaze schon auf dem Bett saß und scheinbar auf ihn zu warten schien.

Jedenfalls begann er zu grinsen, als er den Chef der Devils sah. „Ich hatte schon gedacht du kommst heute gar nicht mehr.“, säuselte er kalt und stand sofort auf. Manieren hatte er dem Blonden ja schon irgendwie beigebracht.

„Hast du mich schon so sehr vermisst?“

„Unheimlich...“, Kaze's Stimme tropfte nur so vor Sarkasmus. „Nein im Ernst, was willst du schon wieder? Hast du als Boss so wenig zu tun, dass du mir den ganzen Tag auf die Nerven gehen musst?“, seine Kräfte waren weitestgehend wieder hergestellt, was wohl an Sayaka und dem verdammten Fast Food liegen musste, dem er einfach nicht widerstehen konnte. Immerhin war es vertraut... ein Stückchen Freiheit, wenn er schon nicht den Wind fühlen durfte.

„Nein... ich sorge mich.“, auf einmal wirkte der Devil wieder so ernst und Yuki, wurde wie so oft in letzter Zeit unbehaglich zumute. Er verstand noch immer nicht warum er noch immer in dieser Zelle steckte. Miki hatte ihn nur ein einziges Mal geschlagen und das, weil er geflüchtet war.

Ansonsten hatte er ihn wieder und wieder vor waghalsigen Aktionen, die wahrscheinlich zur damaligen Verfassung sein Leben gefordert hätten bewahrt. Auch wenn Yuki den Chef der Devils in diesen Momenten noch viel mehr gehasst hatte, als sowieso schon, war er ihm im Endeffekt dankbar.

„Du musst dir keine Sorgen machen... ich bin erwachsen.“, fauchte er leise und drehte dem Dunkelhaarigen wieder den Rücken zu. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass seine Worte nicht halb so garstig klangen, wie er es wollte.

„Das weiß ich... dennoch... ich weiß genauso, dass dein Leben bei den Angels kein Zuckerschlecken ist.“, wieder tastete der Dunkelhaarige nur vorsichtig an, doch es reichte, um Yuki wieder zum herumwirbeln zu bringen.

Aggressiv schlug er seine Hände gegen die Gitterstäbe und blickte seinem Widersacher fest in die Augen.

„Und was willst du dagegen tun? Mich da raus holen?“, er lachte hohl auf und schüttelte fast schon wie wahnsinnig seinen Kopf. „Oh nein... ich vergaß, dass hast du ja bereits oder? Der edle Retter Miki... Gott du kotzt mich so an.“, am Liebsten hätte er dem Anderen ins Gesicht gespuckt, einfach nur, weil er so verdammt ruhig blieb. Noch nicht ein einziges Mal hatte er sich von Yuki genug reizen lassen, um ihn anzuschreien. Warum nur, blieb er so cool verdammt?

„Naja...aber wenn man es mal von deiner Seite aus betrachtet.. warum verteidigst du die Angels noch, wenn sie sich einen Scheiß darum kümmern wo du bist? Glaubst du ich würde einen meiner Männer eine Woche lang bei den Feinden sitzen lassen, ohne wenigstens zu versuchen ihn zu befreien?“, Miki lächelte und Yuki senkte geschlagen den Kopf. „Nein... das ist das letzte was ich mir bei dir vorstellen kann!“, fauchte er und hasste sich selbst, dafür, dass er sich eingestehen musste, dass Miki recht hatte.

„Siehst du Kaze... und dasselbe würde ich auch für dich tun, sollten sie dich verletzten.“, wieder lachte er hohl auf. „Was willst du von mir? Das ich zu den Devil's übertrete? Bist wohl ganz scharf darauf einen Kämpfer wie mich zu haben was?“, hauchte er und versuchte wieder vergeblich bösartig zu klingen.

Doch Miki ließ sich noch immer nicht aus der Ruhe bringen. „Ich lege überhaupt keinen Wert auf Kämpfe... man kann darin nur verlieren. Ich habe alles was ich hab in einem Kampf verloren und ich kann mir vorstellen, dass es dir ähnlich ergangen ist, Kaze.“, Yuki schluckte. Auch Miki hatte etwas verloren? Durch einen Kampf in einer Bande? Wie viel mochte dieses 'alles' sein?

Und warum zur Hölle stellte er schon wieder Verbindungen zwischen ihm selbst und sich her?

Yuki knurrte leise. „Was weißt du schon huh?“

„Nicht viel... aber ich bin neugierig.“, seine zierlichen Finger umschlossen die Gitterstäbe seiner Zelle und er starrte Miki aus unergründlichen Augen an. „Das sieht dir ähnlich... willst meine Geschichte hören ja? Und dann? Wirst du mich in den Arm nehmen und streicheln und mit ein tröstendes Liedchen singen und schon ist alles wieder gut? Was ich verloren habe, kann mir niemand wieder bringen, also hör auf dich da einzumischen.“, die letzten Worte hatte Yuki wieder geschrien und dabei heftig an den Gitterstäben gewackelt. Er musste hier raus und das dringend. Was er hier führte war ja schon beinahe ein richtiges Gespräch.

Und Miki schmunzelte... natürlich hatte er bemerkt, wie er mürbe und gesprächiger wurde.

„Ich rede mich gerade um Kopf und Kragen oder?“, fragte er auf einmal leise und blickte in die sanften Augen des Dunkelhaarigen.

„Das ist Ansichtssache Kaze... alles was wir hier besprechen wird auch unter uns bleiben.“, murmelte er und hob seine Finger und machte das Peace-Zeichen.

Yuki grinste schief. Na wenigstens etwas.

„Aber vergessen wirst du nicht, was?“

„Nicht ein Wort...“
 

Der Blonde setzte sich seufzend wieder aufs Bett und verzog den Mund. „Es ist ganz schön ekelhaft hier unten.“, murrte er dann und blickte Miki wieder an, als hätte er höchstpersönlich seine Zelle so verwüstet.

„Ach? Und wer hat dieses Chaos veranstaltet?“, der amüsierte Tonfall reizte Yuki schon wieder bis aufs Blut, doch dieses Mal knirschte er nur mit den Zähnen und schwieg. Er würde sich absolut lächerlich machen, wenn er jedes Mal ausrastete.

Als allerdings das Schloss seiner Zelle leise klickte, sah er verwirrt und doch auch irgendwie neugierig auf.

„Erst einmal...“, murmelte Miki und packte die Hände des Blonden eiskalt wieder in Handschellen, an denen eine Kette befestigt war, „Müssen wir etwas gegen deinen Gestank tun. Ich hab mir überlegt dich duschen zu bringen.“

Yuki schnaubte leise auf. „Pervers bist du nun auch noch geworden ja? Peep Show ist nicht mein Freund!“, Miki lachte leise und zog den blonden, widerspenstigen Jungen eiskalt hinter sich her.

Ein Glück, dass der Widerstand seines Gefangenen ziemlich weit gebrochen war und er einfach nur noch depressiv und niedergeschlagen war. Ansonsten hätte Miki jetzt wahrscheinlich schon längst ein Veilchen und der Kerl wäre auf nimmer wiedersehen verschwunden.

Jetzt aber folgte ihm Kaze widerwillig. Vielleicht lag es auch daran, dass er selbst sich widerwärtig fand und einfach nur duschen gehen wollte.

„Ich dachte ja du wärst es gewohnt. Man sagt sich, dass Aki nicht lange fackelt, wenn er jemanden geil findet... und du bist doch wohl absolut sein Beuteschema!“, Miki grinste vor sich hin und konnte nicht wissen, wie Recht er mit dieser Aussage hatte. Nur der finstere Blick des Blonden verriet ihm, dass er wohl irgendwie zu weit gegangen war.

Miki räusperte sich leise. „Tschuldige, dass war wohl ein wenig taktlos...“

„Und mich gefangen zu halten, ist gar nicht taktlos oder?“, murrte Kaze ihn sofort wieder an und Miki lachte.

„Ich weiß nicht... mittlerweile hab ich dich ganz gerne um mich, auch wenn du eine alte Zicke bist.“

„Die Zicke tritt dir gleich mal in deinen schwulen Devil Arsch!“, keifte Yuki gleich darauf weiter und Miki beschloss einfach nicht mehr darauf einzugehen.

Er führte den Kleinen direkt in sein Büro, in dem Sayaka wieder aufblickte und lieb zu Yuki herüber winkte.

„Guck mal Kaze ich hab 2 neue Barbies und ein Pferd mit Stall! Du kannst ruhig öfter meine Puppen kaputt machen, dann kauft mir Papa ganz viel neue Sachen.“, sie strahlte ihn an und auch Yuki musste grinsen.

Allerdings blickte er dabei Miki an. „Liebe ist soooo käuflich nicht wahr?“, hauchte er leise und setzte noch einen drauf, indem er einen kleinen Kuss in die Luft hauchte.

Miki allerdings zog nur eine Augenbraue hoch und öffnete die Badezimmertür. „Rein da. Und glaub mir, es gibt eben nicht viele von deiner Sorte, die solch einen Charme haben, dass Sayaka sich sofort in sie verliebt, wie sie es bei dir getan hat. Hätte ich ihre Puppe zerstört, wäre ich vermutlich tot.“

Yuki lachte leise auf. „Hättest du mir das nicht früher sagen können?“, murmelte er keck und verschwand tatsächlich kommentarlos im Badezimmer.

Im Vorraum hingen neue Klamotten, die seinen alten ziemlich ähnlich sahen. Sie waren eingeschweißt, wohl weil Yuki niemals etwas angezogen hätte, dass ein Devil in den Händen gehalten hatte. Miki war absolut lernfähig.

Er grinste und versuchte sich auszuziehen, was allerdings mit den Ketten an den Händen nicht möglich war.

„Ehm...“, rief er leise und drehte sich um, nur um die Tür ein Stückchen zu öffnen. „Ich habe euch Devils zwar nie für besonders intelligent gehalten, aber wie soll ich mich bitteschön ausziehen, wenn ich gefesselt bin …. und warum zum Teufel stehst du vor der Tür?“, keifte er gleich weiter und vergewisserte sich erst einmal, ob die Holztür nicht vielleicht ein Guckloch hatte.

Miki traute er ja alles zu.

Dieser lachte allerdings nur wieder leise und öffnete die Tür. Yuki kreischte erschrocken auf und hielt sich errötend die Hand vor den Mund. „Ich bitte dich, was wäre gewesen, wenn ich nackt gewesen wäre?“, maulte er empört, hielt dem Dunkelhaarigen aber die Hände hin, damit er ihn befreien konnte.

„Ich denke, dass hätte ich überlebt.“, gluckste Miki leise und löste die Ketten von den Armen des zierlichen Jungen.

„Lass dir Zeit, ich warte vor der Tür...“, rief er ihm nach und ignorierte das leise Gemurre, von wegen „Perverse Sau“, im inneren des Badezimmers.
 

Miki setzte sich nun einfach auf den Boden und zog seine Beine näher an seinen Körper. Sayaka hatte sich wieder ihren Barbies gewidmet. Zu wissen das es Kaze gut ging, reichte ihr zu vollständigem Wohlbefinden.

Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn er ihn wirklich einmal freilassen würde. Niemals hatte er zuvor erlebt, dass Sayaka ihr Herz so sehr an einen Menschen gehangen hat, ausgenommen von ihm selbst.

Sagte man nicht, dass Kinder hinter die Fassade eines Menschen blicken konnten? Sah sie etwas in Kaze, dass er selbst nicht ausmachen konnte?

Miki war ein sehr aufmerksamer Mensch. Auch ihm war das Leid und die Zerbrechlichkeit, die Trauer und die Angst in den dunklen Augen seines Widersachers aufgefallen, doch konnte er nicht weiter vordringen und sich eine Erklärung dafür zusammen basteln.

Alles was er wusste war, dass Kaze etwas schlimmes erlebt haben musste... denn in seinen Äußerungen und in seinem Blick spiegelte sich ganz eindeutig der Verlust einer wichtigen Bezugsperson wieder.

Miki summte leise und legte hin und wieder das Ohr an die Tür hinter sich, doch außer dem Rauschen des Wassers hörte er nichts.

„Versuch gar nicht dich zu ertränken, ich hab nen Erste Hilfe Kurs gemacht.“, im Badezimmer hörte er leises poltern und er hatte insgeheim das ungute Gefühl, dass Yuki gerade die Seife hatte fallen lassen.

Ach was tat ihm das jetzt leid.... Grinsend lehnte er seinen Kopf wieder an das Holz.

„Soweit käme es noch, dass ich dir erlauben würde ne Mund-zu-Mund Beatmung durchzuführen du Lustmolch!“, kackte ihn der Blonde auch sofort wieder an und Miki lachte.

„Ach schade...“

„Schnauze!“, wieder lachte Miki auf und wusste, dass es den Blonden viel mehr ärgerte, als wenn er zurück schimpfte.

Eine Weile schwiegen sie Beide, dann blickte Miki die Türklinke an.

„Sag mal Kaze?“

„Oah waaas?“

„Dein Name... das heißt doch Wind, oder?“

„Sehr gut, hast in der Schule aufgepasst... willste nen Keks?“, kam die sarkastische Antwort und Miki schüttelte grinsend den Kopf. Der Kerl konnte auch nicht mal vernünftig antworten, oder?

„Gern doch, wenn du ihn backst...“

„Klar nackt in Schürze, oder?“

„Ich bitte dich, ich bin Vater eines 5 jährigen Kindes...“

„Grund, aber kein Hindernis.“, murrte Yuki wieder und Miki konnte das Quietschen der Shampooflasche hören. Das er nur mit dem Blonden sprach, um sicher zu gehen, dass dieser sich wirklich nichts antat, musste er wohl nicht noch betonen. Einen Moment schwiegen sie wieder, dann hob Miki erneut den Kopf.

„Ich frage mich ja... ob Kaze dein richtiger Name ist!“

„Nein...“, oh der Andere war genervt von ihm, doch Miki musste nur wieder leise lachen.

„Aha... und wie heißt du?“

„Fick dich Mikiiii~“, kam der leise Singsang als Antwort und der Dunkelhaarige seufzte fast schon enttäuscht auf.

„Mein Gott stellst du dich an.“, das Wasser wurde abgestellt und kurz darauf kam ein nasser wuscheliger Kopf durch den Türrahmen. Die leere Shampooflasche schmiss er Miki einfach mal an den Kopf und grinste.

„Kannst froh sein, dass ich mich vor dir ausziehe. Ich sag dir was. Wenn du dich mit mir vertragen willst, stell mir keine Fragen und ich werde dir keine Lügen erzählen.“, damit verschwand Yuki wieder im Badezimmer.
 

Es dauerte ein wenig, bis der Andere gut duftend, geföhnt und frisch gekämmt in den schlichten Sachen, die Miki ihm hin gehangen hatte, wieder ins Büro kam.

„So nun sehe ich gut aus, darf ich jetzt gehen?“

Miki grinste und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. „Direkt in deine Zelle. Meine Jungs haben inzwischen ein wenig sauber gemacht und dein Bett neu bezogen.“, Yuki stöhnte leise auf und schüttelte den Kopf.

„Zu gütig....“, hauchte er sarkastisch, wehrte sich aber nicht dagegen, als Miki seine Handschellen wieder umlegte.

Das wäre zu einfach... nein er wollte seinen nächsten Ausbruch damit verbinden, den Dunkelhaarigen ein für allemal zu töten.

Sayaka würde er einfach mitnehmen hatte er beschlossen. Sie konnte genauso gut ein Angel werden.

Wie naiv dieser Gedanke doch war, doch in seiner Verzweiflung würde er einfach alles in Kauf nehmen.

Brav folgte er Miki und überlegte schon, wie er ihn am besten überwältigen sollte, doch irgendwie merkte er seinen Hass auch abschwächen, je mehr der Andere sich um ihn kümmerte.

Miki hatte außerdem zuvor angedeutet, dass sein Schicksal auch nicht so glücklich gewesen war, genau wie Yuki's eigenes.

Und er hatte ein Kind, was immer noch ein verfluchter Hinderungsgrund war. Immerhin hatte auch er selbst seine Eltern verloren und wusste, wie es war, wenn man sich ganz alleine durchschlagen musste, auf die falschen Menschen vertraute und immer und immer wieder verletzt wurde.

Miki hingegen hatte ihn noch nicht einmal verletzt. Jedenfalls nicht persönlich. Hätte er den verfluchten Bandenkrieg nicht zugelassen, dann würde Kira noch leben und sie hätten vielleicht sogar irgendwann Freunde werden können.

Prinzipiell gefiel ihm ja das Konzept des Devil's, der laut eigener Aussage gar keine Kämpfe und Kriege wollte.

Ein friedliches Leben, war es nicht das, was er sich immer gewünscht hatte?

Allerdings wusste er nicht, ob er jemals inneren Frieden finden konnte. Sein Seelenpartner war ihm genommen worden und eine alte japanische Sage meinte doch, dass jeder Mensch auf der Welt nur einen anderen Menschen hatte, zu dem er zu 100% passte. Diese Person war auf wundersame Weise mit einem unsichtbaren, roten Faden mit einem verbunden und egal wie schwer das Leben würde, sie wäre immer bei ihm.

Oft wohl würde sich dieser Faden verzweigen, gegen Wände stoßen, oder sich im Ungewissen verknoten, doch am Ende würde man immer diesen zu 100% passenden Lebenspartner finden.

Kira hatte ihm diese Geschichte erzählt und er hatte bisher immer geglaubt, dass natürlich sie, sein anderes Ende des Fadens war.

Doch hätte er dann nicht sterben müssen, als dieser Faden zerrissen war? Konnte man denn ohne seinen richtigen Lebenspartner überhaupt überleben?

Oder sollte sein roter Faden sein richtiges Ende noch gar nicht gefunden haben? War er deswegen noch am Leben und musste jeden seiner Tage in dieser trostlosen Welt fristen?

Und Miki?

War auch sein Faden gerissen? Hatte er auch alles verloren, was er jemals geliebt und für das er gelebt hatte?

War er wie Yuki? Aber nein... das konnte er doch gar nicht sein... schließlich hatte der Dunkelhaarige noch Sayaka... ein Kind, welches sicherlich aus Liebe hervor gegangen war.

Warum sie nicht bei ihrer Mutter war, hatte er sich in den einsamen Stunden in seiner Zelle schon häufiger gefragt, doch würde er sich die Schmach nicht geben, diese Frage direkt an seinen Feind zu stellen.

Andererseits wirkte Miki auf ihn so eindeutig schwul, dass es kaum vorstellbar war, dass Sayaka wirklich seine leibliche Tochter war.

Vielleicht hatte er sie ja auch entführt? Immerhin sahen sie sich äußerlich absolut nicht ähnlich.

Und Charaktereigenschaften gewöhnten sich Kinder in dem Alter ohnehin schnell von ihren nahen Bezugspersonen an.

Welches Geheimnis barg der Boss der Devils und warum zum Teufel interessierte ihn das überhaupt?

Sein Hirn hatte an der stickigen Luft und der Dunkelheit in seiner Zelle sicherlich schon Schaden genommen.

Das konnte die einzige Erklärung sein.

Die Tür seiner Zelle quietschte und Yuki gönnte sich den Spaß, sich von Miki hinein schubsen zu lassen. War er nicht schon so brav mitgegangen? Irgendwann reichte es doch auch mal mit den Nettigkeiten.

„Home sweet Home...“, wetterte er vor sich her, als Miki ihm die Fesseln löste.

„Genau... willkommen zu Hause.“

„Wann gedenkst du mich hier rauszulassen?“

„Wenn wir uns unterhalten haben, Kaze... das weißt du doch.“, Yuki seufzte. Großartig, er würde hier drinnen alt und grau werden.
 

Yuki hatte sich den restlichen Tag nurnoch gelangweilt und fragte sich schon, ob er Miki oder Sayaka nicht mal darum bitten sollte, ihm etwas zu lesen oder zu spielen mitzubringen. Immerhin hätte er dann etwas zu tun gehabt. Wobei Gesellschaftsspiele alleine, waren auch bisschen verzweifelt, oder?

Aber ein schönes Buch wäre doch mal was, dann konnte er sich wenigstens die Zeit vertreiben.

Denn so wie es im Moment hier unten war, war es doch kein Zustand. Er saß ja nur rum und wusste garnicht, was draußen los war. Davon mal ab, das er immer noch vergebens darauf hoffte, das die Angels mal ihren Arsch hier her bewegen würden. Aber irgendwie.. blieb selbst das aus.

Und genau das ärgerte ihn schrecklich.

Sollte der Boss der Devils etwa Recht behalten? Sollte Aki sich wirklich schon jemand anderen ausgesucht haben?

Nicht das es ihm nur zusagen würde, wenn Aki dies getan hätte, aber dennoch. Etwas Unterstützung würde er sich schon wünschen. Immerhin hatte er immer sein Leben in diesen Streitereien auf's Spiel gesetzt, nur um Aki friedlich zu stimmen.

Yuki seufzte leise aus.

Wie oft hatte er sich darum jetzt eigentlich schon Gedanken gemacht und sich den Kopf zerbrochen? Vielleicht sollte er sich damit abfinden, das er nichts wert war, in Akis Augen. Eigentlich sollte er glücklich darüber sein, denn sollte er die Chance haben, hier wieder raus zu kommen, dann konnte er vielleicht endlich ein normales Leben führen, wie er es immer gewollt hatte.

Aber dann war da wieder das Problem mit Miki und Sayaka, worüber er sich mindestens genau so oft schon Gedanken gemacht hatte. Es war doch zum kotzen. Egal wie er es anstellte bzw. sich im Kopf zusammen reimte, es war immer alles falsch oder irgendwas war nicht so, wie er es gern wollte.

Er war nur in den Gangs, damit er Rache an Miki ausüben konnte, damit er ihn leiden lassen konnte. Er hätte alles machen können. Er hatte die Schule zwar zu ende gebracht mit seiner Freundin, aber er hatte sich nie um einen Job oder derartiges gekümmert. Er lebte einfach, wie es ihm passte und bisher war es auch immer gut.

Und jetzt wurden auf einmal Ansprüche gestellt. Man wollte mit ihm reden und mehr über ihn erfahren. Einen Sinn sah er darin nicht wirklich, außer das er sich schamlos an seinen Gegner verkaufte.

Der Blonde starrte weiter an die Decke und dachte nach. Was für einen Grund konnte es haben, das der Devilboss mit ihm ein Gespräch suchte? Was brachte es ihm?

Er hatte daraus nicht wirklich einen Nutzen. Wollte er ihn mit seinem Wissen danach Erpressen? Irgendwas einfordern? Oder wollte er ihn damit einfach an sich binden?

Yuki seufzte leise aus.

Er kam einfach nicht darauf und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr bereitete es ihm Kopfschmerzen, die er wirklich nicht brauchen konnte.

Doch wurden seine Gedanken wieder abgelenkt, als er die altbekannten kleinen, tapsigen Schritte auf dem Flur hören konnte.

Fast schon automatisch schlich sich ein kleines Grinsen auf Yukis Lippen, welches aber schnell wieder verschwand, da er sich aufsetzte und Sayaka schon erblickte.
 

„Hallo Kazee, ich hab wieder was zu Essen für dich.“, murmelte sie lieb und kramte in ihrem kleinen Rucksack herum, welchen sie immer mitbrachte, wenn sie Kaze etwas zu Essen brachte.

„Danke, das ist lieb.“, murmelte er leise und stand auf, nahm sich ein Kissen mit, auf welches er sich vor das Gitter setzte.

Schon so oft hatte er vor dem Gitter gesessen und mit der Kleinen geredet oder eher zugehört, während er gegessen und sie erzählt hatte.

Das waren so die schönen Momente, die er wirklich genoss. Er konnte sich unterhalten und ein wenig seine Langeweile und die trübsinnigen Gedanken vertreiben.

„Ich hab dir wieder Onigiri mitgebracht und bisschen was Süßes uuuund..“, sie kramte weiter in ihrer Tasche und holte noch eine Thermoskanne heraus.

„Und ich hab Kakao gemacht.“, flötete sie lieb, worauf Yuki wieder grinsen musste.

„Das ist aber lieb von dir, vielen Dank.“

„Gerne, ich freu mich, wenn du was isst. Magst du eigentlich auch Hamburger?“

„Sicher, ich mag Fastfood allgemein sehr gern.“

„Das meinte mein Papa auch, er findet es schade, das du nichts gesundes ist. Aber Reis und Fisch ist doch gesund. Ich weiß garnicht, was er hat.“

Yuki grinste wieder etwas und zuckte mit den Schultern.

„Wer weiß das schon.“

„Soll ich dir morgen irgendwas tolles mitbringen?“

„Du bringst mir immer tolle Sachen mit. Was tolleres gibt’s garnicht.“

„Aber du hast doch sicher was, was du sehr sehr gern isst, oder? Also ich mag Papas Spaghetti am Liebsten, die sind sooooo lecker.“

„Aha, dein Papa kann kochen?“

„Nein, aber Nudeln kriegt er gerade noch so hin.“

Hätte Yuki sich nicht gerade einen Onigiri in den Mund geschoben, hätte er wohl lauthals angefangen zu lachen. Ja, das sah dem Chef der Devils irgendwie ähnlich.

„Und wer kocht dann für dich?“

„Die anderen Devils. Die können das sehr gut. Papa hat sich auch mal dran versucht, aber sprechen wir nicht darüber.“, kicherte das kleine Mädchen frech und reichte Yuki ein kleines Tässchen mit Kakao, welches er dankend annahm.

Er setzte die Tasse an seine Lippen und dachte noch, während er dies so tat, warum der Kakao so dunkel war.

Als er einen Schluck im Mund hatte, wusste er warum. Hätte er einen Löffel, würde er wohl darin stehen.

„Uh, hast es aber gut gemeint mit Kakaopulver, was?“

Sayaka hob den Kopf.

„Wieso?“

„Weil das eher Nutella ist, als Kakao.“

„Ooooh, ist da so viel reingekommen?“, fragte sie erschrocken und trank ebenfalls einen Schluck, worauf sie leise miepte.

„Du hast recht, das ist viel zu viel! Ich hol noch etwas Milch, dann kippen wir das dazu, okay?“

Yuki lachte und nickte.

„Ist okay.“, murmelte er leise und sah dem Mädchen hinterher, welche schnell die Treppen wieder nach oben sauste.

Sie war schon lieb, das konnte man nicht anders sagen. Auch das sie sich immer Mühe gab, ihm etwas zu Essen mitzubringen, fand er einfach rührend.
 

Sayaka hingehen stürmte gerade aufgelöst das Büro ihres Vaters und rannte gleich zu dem kleinen Kühlschrank, welcher sich in diesem befand. Immerhin verbrachten sie viel Zeit an diesem Ort, da musste man ja alles irgendwie da haben.

Miki sah von seinen Akten auf und zu der Kleinen rüber, welche im Kühlschrank nach gewünschter Milch suchte, diese fand und heraus nahm.

„Was hast du denn vor?“

„Wir brauchen Milch.“

„Wir?“

„Kaze und ich. Der Kakao ist Nutella.“

Miki verzog das Gesicht.

„Nutella? Moment mal, was ist denn mit dem Kakao?“

„Der ist zu dick Papa, das ist bald Nutella.. was auch immer das ist, aber Kaze sagt, das es fast wie Nutella ist. Der ist viel zu süß, da muss Milch rein.“

„Aha..“

Miki sah seiner Tochter nach, wie diese wieder zur Tür rannte.

„Ich bin wieder unten.“

Und weg war sie.

Man konnte fast sagen, die Essenszeit mit Kaze, war ihr sehr wichtig. So wie die sich ins Zeug legte um ihrem Gefangenen dazu zu bewegen, etwas zu Essen, war schon fast rührend.

Wieso bekam er selber – der Papa des kleinen Mädchens – nicht auch mal sowas tolles zu Essen von ihr vorgesetzt?

Vielleicht sollte er sich auch einbuchten lassen. Ob sie dann auch Mitleid mit ihm haben würde?

Irgendwie waren seine Gedanken schon sehr arm, wenn er so daran dachte.

Kopfschüttelnd also wandte er sich wieder seinen Akten zu, die schließlich auch bearbeitet werden wollten. Alleine taten sie das ja leider nicht.
 

Sayaka hingegen rannte wieder in den Keller, wo Kaze an seinem zweiten Onigiri herum nagte und aufsah, als das Mädchen sich wieder vor die Zelle setzte.

„So, ich hab Milch mitgebracht, jetzt können wir das verdünnen.“, murmelte sie lieb und nahm die Tasse von Kaze und goss noch etwas Milch drauf. Jetzt sah es auch viel mehr aus wie Kakao, statt wie eine dickflüssig, braune Brühe.

„Aber Kaze, was ist Nutella?“

Yuki sah Sayaka fragend an und grinste.

„Nutella ist etwas, was man hier nur schwer bekommt, weil es so teuer ist. Ich hab es bisher auch nur einmal gegessen mit einer Freundin zusammen. Das ist.. etwas fürs Brot. Man kann fast sagen Kakao fürs Brot nur das es noch etwas anders schmeckt. Aber es ist sehr lecker.“

Sayaka sah Yuki gross an und nickte.

„Mein Papa mag kein Brot.“

„Da ist dein Papa aber dumm, Brot ist lecker. Das solltest du ihm aber mal sagen.“

„Das mach ich.“, lachte sie und Yuki nickte zufrieden.

Sie aßen eine Weile zusammen und unterhielten sich über Kleinigkeiten, die Sayaka meistens ansprach. Doch wollte Yuki auch etwas fragen.

„Sag mal.. magst du mir einen Gefallen tun.“

„Welchen denn?“

„Naja schau mal. Ich bin jetzt bald ne Woche hier drinnen eingesperrt und mache garnichts gescheites. Habt ihr nicht irgendwelche spannenden Bücher, die ihr mir geben könnt, die ich lesen kann?“

„Spannende Bücher? Sowas wie Dornröschen?“, fragte Sayaka mit großen Augen, da sie dieses Buch ganz spannend fand.

Yuki hingegen schmunzelte etwas beklommen.

„Naja eher andere, noch spannendere Bücher.“

„Wie die Schöne und das Biest?“

Gleich würde Sayaka keine Luft mehr bekommen, so aufgeregt war sie, wobei Yuki eher verzweifelte.

„Ich meine eher Bücher für Erwachsene. Frag deinen Papa mal, ob der nicht spannende Bücher hat, okay?“

Sayaka nickte und dachte nach. Waren ihre Bücher nicht spannend genug? Immerhin hätte Yuki ihr dann was vorlesen können. Aber gut, dann würde sie ihren Papa danach fragen.
 

Sayaka war, nachdem sie zu ende gegessen hatten, wieder zu ihrem Vater ins Büro gegangen und hatte Yuki allein gelassen, welcher nun wieder gelangweilt auf seinem Bett verweilte und wartete.

Wie schon so oft in den letzten Tagen driftete er wieder in seine Gedanken ab, welche ihn so langsam aber sicher wirklich nervten.

Doch wurde er wieder aus seinen Gedanken gerissen, als er wieder Schritte auf dem Flur hallen hörte. Und dieses mal waren es keine Schritte von einem Kind.

„Aaah kommt der Boss mich wieder persönlich besuchen ja.“, murmelte Yuki leise und musste garnicht aufsehen, um zu wissen, das es Miki war, welcher wieder vor seinem Gitter stand.

„Einmal am Tag ist ja schon fast Pflicht, wenn ich dich hier schon festhalte.“

„Ich wäre ja der Meinung, man sollte dich auch mal so einsperren, damit du siehst, wie langweilig das sein kann.“

„Genau deswegen habe ich dir etwas mitgebracht. Nachdem Sayaka meinte, du würdest ihre super spannenden Märchenbücher verschmähen, hab ich dir was von meinen Büchern mitgebracht.“, murmelte er leise und besah sich den Stapel von 3 Büchern auf seinem Arm.

„Auf die Kleine ist wirklich verlass. Was man ihr sagt, das tut sie auch.“

„Ja und seit einiger Zeit findet sie es besser mit meinem Gefangenen zu essen, statt mit ihrem eigenen Vater.“

Yuki grinste und setzte sich auf.

„Dafür kann ich ja nichts, wenn du deine Kleine hier runter lässt zu mir, ihr alles erlaubst bzw. mich hier unten fest hältst.“

Yuki stand auf und tappste zum Gitter rüber, an welchem Miki stand und noch immer die Bücher hielt.

„Was haste denn für welche mitgebracht?“

„Ach, welche die ich irgendwann mal gelesen und als gut empfunden habe. Vielleicht sagen sie dir ja zu.“

Yuki nickte und wollte die Bücher schon entgegen nehmen, da zog Miki sie nochmal kurz zurück.

„Unter einer Bedingung..“

Er wusste dass da ein Haken dran war..

„Du lässt die Bücher ganz!“

„Is versprochen.“, gab Yuki schnell zur Antwort und nahm die drei dicken Schinken entgegen und besah sie sich. Okay, die Titel waren schon mal viel versprechend.

„Danke..“, murmelte er leise und wandte sich wieder ab.

„Hat der Herr sonst noch einen Wunsch?“

„Nein Untertan, du darfst dann gehen.“, murmelte Yuki frech und grinste, setzte sich wieder auf sein Bett und begann sich eines der Bücher heraus zu suchen.

Doch bevor er begann zu lesen und auch, bevor Miki gehen konnte, sah Yuki wieder auf.

„Ja doch.. da wäre etwas.“, murmelte er leise und sah wieder zum Gitter.

Miki ging die paar kleinen Schritte wieder zurück und sah Kaze fragend an.

„Und das wäre?“

„Naja.. da du ja nicht gewillt bist mich in den nächsten Jahrhunderten hier wieder raus zu lassen.. ist es mir da total verwehrt mal nach draußen zu gehen? Oder gäbe es da eine Möglichkeit?“

Miki hob die Brauen.

„Du willst nach draußen?“

Yuki nickte.

„Du willst doch nur wieder abhauen, das ist viel zu riskant.“

„Hör zu alter Mann..“

„Ey, ich bin bestimmt nicht älter als du, also..“

„Hör zu, sagte ich..“, wiederholte Yuki wieder und kam wieder auf das Gitter zu.

„Wenn ich hätte ausbrechen wollen, hätte ich das schon mehrmals tun können. Ich hab alle Möglichkeiten durchdacht und sitze immer noch hier drinnen und guck mir Tag für Tag deine Visage wieder an.“

„Wieso bist du dann nicht ausgebrochen, wenn dus doch gekonnt hättest?“

„Denk mal nach Miki.. wieso wohl?“

Miki sah Kaze durchdringend an und konnte es sich schon denken. Vermutlich war er immer zu der Zeit unerreichbar für Kaze gewesen oder aber Sayaka war dabei.

Kaze hatte sich wieder ans Gitter gelehnt und seine Arme durch die Stäbe gelegt.

„Aaah... du scheinst drauf gekommen zu sein.“, murmelte er mit leiser Stimme und lächelte wieder.

„Ich setze nie alles auf eine Karte, wenn ich handele, dann durchdacht. Aber das steht jetzt garnicht zur Debatte. Ich möchte raus, einmal.. eine Stunde einfach die Sonne genießen oder den Regen.. mir egal. Ich möchte einfach.. einen Nachmittag raus aus dieser engen, stickigen Zelle.“

Miki hatte Kaze die ganze Zeit angesehen und war sich unsicher, ob er dem zustimmen sollte.

„Ich denk drüber nach.“

„Ja tu das.“, murmelte der Blonde wieder und sah Miki nach, wie dieser den Flur wieder entlang ging, sich dann aber nochmal umdrehte.

„Und du würdest keine Probleme machen?“

Kaze lachte.

„Du kennst mich..“

„Genau das mein ich..“

Miki grinste und schüttelte etwas den Kopf, stieg die Steintreppen wieder nach oben und dachte über Kazes Wunsch nach.

Er sollte ihn nach draußen lassen? Wie sollte er das tun? Er kannte Kaze, wenn der einmal draußen war, dann gab es kein halten mehr. Er war wahnsinnig stark, schnell und gerissen, er traute ihm alles zu.

Es war eine schlechte Idee und eigentlich war er strikt dagegen.
 

Noch immer in Gedanken betrat Miki sein Büro wieder und sah zu Sayaka rüber, welche wieder mit ihren Barbies am spielen war.

„Kleines, wollen wir nach Hause? Es ist schon spät.“

Sayaka sah auf und lächelte breit.

„Ja! Hat sich Kaze über deine Bücher gefreut?“

„Ich glaub schon, jedenfalls hat er sie dankend angenommen.“

Das wunderte ihn sowieso, das sich Kaze bei IHM bedankte. Aber er schien zu wissen, was sich gehörte.

Sayaka kramte ihre Sachen zusammen, packte ihre Barbies ins Bett, zog ihre Jacke an und rannte dann schnell zu ihrem Papa, welcher ebenfalls schon mit Jacke an der Tür stand und wartete.

Noch einmal sah er sich um, ob er noch etwas vergessen hatte, bevor er das Licht ausknipste und die Tür hinter sich schloss.

Zusammen machten sie sich auf den Weg nach Hause, welches etwas außerhalb der Stadt lag.

„Willst du Kaze morgen wieder Onigiri mitbringen?“

„Jaaa, die scheint er zu mögen.“

„Und wenn du ihm mal etwas anderes mitbringst? Wie wäre es, wenn wir ihm morgen ein paar Burger kaufen?“

„Woher weißt du denn, das er Burger mag? Hat er dir das auch erzählt?“, fragte Sayaka mit großen Augen, worauf Miki erstmal dumm drein sah.

„Er hat dir erzählt, was er gern isst?“

Wieso führte Kaze eigentlich bei ihm nicht mal Smalltalk? Er sollte sich vielleicht wirklich mal mit schleichen, wenn Saya sich mit ihm unterhielt, da würde er viel schneller etwas über den Jungen erfahren!

„Nein also.. hat er nicht, aber jeder mag doch Burger, oder nicht?“

Sayaka nickte und kicherte leise.

„Und ich hab von deinen Nudeln erzählt, das ich sie so gern esse.“

„Was hast du ihm denn noch alles erzählt?“

„Weiß ich garnicht mehr.“, murmelte Sayaka leise und zog eine Schnute.

„Und was hat Kaze dir erzählt über sich?“

„Nichts, er antwortet immer nur auf meine Fragen oder fragt mich etwas, aber er sagt kaum was über sich.“, nuschelte sie leise und dachte darüber nach.

Miki nickte und sah in den Sternen behangenen Himmel.

Das sah dem Blonden irgendwie ähnlich. Vor allem dachte er oft darüber nach, ob Kaze am Tag zuvor es ernst gemeint hatte, dass Kaze nicht sein richtiger Name war, oder ob das auch nur wieder eine Lüge war. Das ging ihm nicht aus dem Kopf.

Aber wenn Kaze nicht sein richtiger Name war, wie hieß er dann?

Er hatte noch so viele verdammte Fragen an den Blonden. Aber wie sollte er denn bei diesem Sturkopf an Antworten kommen?

„Kaze hat mich heute gefragt, ob er raus darf.“

Sayaka blieb stehen und sah ihren Papa mit großen Augen an.

„Aber... aber du.. du lässt ihn doch nicht weg, oder?“

Hatte sie so viel Angst, das er wieder gehen könnte?

„Nein, das habe ich nicht vor, aber ich würde ihn auch gern einfach mal rausgehen lassen, damit er mal wieder etwas frische Luft schnappen kann, verstehst du?“

Sayaka nickte und wirkte sehr nachdenklich.

Sie wollte nicht, das Kaze ging.

„Er darf aber nicht weggehen, ja Papa?“

Miki blieb ebenfalls stehen und sah seine Kleine fragend an.

„ Wieso willst du nicht, das er wieder geht? Irgendwann müssen wir ihn wieder gehen lassen.“

„Aber dann kriegen ihn die bösen Männer. Er ist doch so lieb.“

Bitte was war er? Miki wäre gerade am liebsten ohnmächtig geworden. Kaze und LIEB? Das waren zwei Wörter, die in Verbindung garnicht passten.

„Naja also lieb..“

„Er ist sehr lieb, er hat Teddy nichts getan, er isst wieder etwas, er redet mit mir und mir hat er auch noch nichts getan. Sogar als er duschen war, war er ganz lieb! Er ist kein böser Mensch. Du sagst doch auch immer, das Menschen nicht böse sind!“

Stimmt, das hatte er gesagt.

„Ja, du hast recht. Aber dennoch.. wenn er sich irgendwann entschließen sollte, bei uns zu bleiben, dann kann er das gern tun. Wenn er aber wieder zu den Angels gehen will, können wir ihn nicht aufhalten.“, murmelte er leise und strich seiner Tochter, welche den Kopf hängen ließ, sanft über die Haare.

„Aber ich habe nicht vor ihn so schnell wieder gehen zu lassen. Immerhin möchte ich ja noch Antworten von ihm.“

Sayaka nickte und seufzte leise aus, sah ihren Vater dann aber wieder an.

„Ich hab eine Idee..“, jubelte sie groß und wedelte mit ihren Händen in der Luft herum.

„So? Und welche wäre das?“

Das Mädchen kicherte.

„Das sag ich dir zu Hause.“

Nun war Miki neugierig. Seine Tochter war garnicht dumm, das musste er ihr lassen!
 

Am nächsten Tag war der erste Gang, den Sayaka und ihr Papa machten, in den Keller, wo Kaze auf seinem Bett lag und in einem der dicken Romane las, die Miki ihm gebracht hatte.

Er hatte so früh noch garnicht mit Besuch gerechnet, deswegen sah er schon etwas verwundert auf, als er die beiden Gestalten vor seiner Zelle erblickte.

„Jetzt belästigst du mich also schon so früh am Tage, ja?“, murmelte er leise und sah über sein Buch hinweg und zu Miki, welcher schon wieder so schelmisch am grinsen war.

Seufzend setzte er sich auf und sah dann Sayaka an, welcher er ein kleines, mehr liebevolles Lächeln schenkte.

„Hallo Kleine.“

„Hallo Kaze.. mein Papa und ich haben eine Idee.“, murmelte sie begeistert und sah dann zu ihrem Vater hoch.

„Es geht um deinen Wunsch, nach draußen zu dürfen.“

„Aha.. und weiter?“

„Nun.. ich hab darüber nachgedacht.“

„Und ich auch!“

„Und sie auch..“, setzte Miki hinzu und sah kurz zu seiner Tochter runter, bevor er Yuki wieder direkt ansah.

„Ich bin einverstanden dich raus zu lassen. Aber.. du wirst Fußketten tragen, damit du nicht auf die Versuchung kommen solltest auf einmal über die Dächer entkommen zu wollen. Sayaka und ich werden ebenfalls dabei sein.“

„Was anderes habe ich nicht vermutet.“

„Und du darfst nicht abhauen!“, setzte Sayaka hinzu, worauf Yuki die Brauen hob.

„Okay..“

„Und..“

„Noch mehr?“

Miki grinste.

„Du wirst mir ein paar Fragen beantworten.“

Okay, nun entgleisten Yuki alle Gesichtszüge. Er sollte WAS?

„Okay Moment.. das geht zu weit.“

„Ganz ehrlich Kaze. Du bist ein Gefangener hier. Eigentlich hast du garnicht das Recht irgendwelche Wünsche zu äußern und wir müssten diesen Wünschen auch garnicht nachkommen und könnten dich hier, in deinem kleinen Loch, einfach verrecken lassen. Aber wir sind auch nur Menschen und du bist einer, der mich interessiert. immer noch.. und da du anders nicht gewillt bist, mir ein paar Fragen zu beantworten, dachte ich, das wäre vielleicht eine schöne Möglichkeit, das wir beiden dem jeweils anderen einen Wunsch erfüllen, hm?“

„Seh ich etwa aus wie eine Wunschfee?“, geierte Kaze leise und kam näher ans Gitter.

„Wir sehen doch genau sowenig danach aus, oder? Also, das ist mein Angebot. Eine Stunde frische Luft, gegen ein paar kleine Fragen, die du mir beantwortest.“

„Was für fragen?“

„Die denk ich mir spontan aus.“

Yuki verzog etwas das Gesicht. Okay, das war mehr als mies. Er wollte nichts von sich preisgeben, aber er wollte endlich wieder nach draußen. Er vermisste es ungemein!

Sollte er dieses Angebot wirklich annehmen?

„Wie viele Fragen?“

Miki grinste etwas. Würde Kaze wirklich zustimmen?

„Hmmh fünf?“

Yuki verzog wieder das Gesicht.

„Zwei!“

„Dann vier.“

„Drei, letztes Angebot.“

„Okay gebongt.“

Miki grinste noch etwas breiter und Yuki sah sein Gegenüber mehr als nur böse an. Ouh das war gerade ein Grund den anderen wieder zu hassen zu beginnen.

„Jetzt schau doch nicht so, nachher kannst du raus. Ich hol dich dann ab, okay?“

„Bleibt mir ja nichts anderes über.“, murmelte er leise und drehte sich wieder um.

Was hatte ihn nur geritten verdammt. Drei Fragen, die Miki ihm mal eben Random über sein Leben stellen konnte!

Wenn er ihn irgendwas über Kira oder sonst wen fragen würde, dann würde er Miki umbringen, an Ort und Stelle!

Noch immer stink sauer setzte er sich wieder auf sein Bett und fluchte leise in sich rein. Sayaka und ihr Papa waren zum Glück wirklich gegangen, denn er hätte gerade keine Lust, auf Rede und Antwort gehabt.

„Ach verdammt..“, knurrte Yuki laut und boxte mit seiner Faust feste in die Matratze unter sich, worauf das Buch, welches ziemlich am Rand lag, vom Bett fiel und auf den Boden aufschlug.

Yuki beachtete es einen Moment garnicht, bis er es aber doch bemerkte und wieder aufhob.

Beim Aufheben fiel ihm etwas ins Auge.

Ganz am Anfang stand ein Name in dem Buch, welcher jedoch nicht Mikis war.

„Kaede Nimura? Wer ist denn Kaede?“, murmelte er leise und war schon verwundert, das ein fremder Name in dem Buch von Miki stand.

Naja, vielleicht hatte Miki das Buch ja von einem Flohmarkt und der Besitzer hatte den Namen hinein geschrieben. Sollte ja vorkommen. Deswegen schenkte er dem Namen garkeine Bedeutung mehr und fluchte viel lieber wieder leise in sich hinein. Er war so ein Idiot!
 

Miki hingegen freute sich gerade ungemein und überlegte schon, welche Fragen er Kaze stellen konnte. Einmal schwirrte ihm ja immer noch im Kopf herum, ob Kaze nun wirklich sein richtiger Name war, oder nicht. Und wenn nicht, wie er wirklich hieß. Das interessierte ihn sehr, denn er konnte sich vorstellen, das kaum einer, sollte Kaze ein Synonym sein, den richtigen Namen kannte.

„Papa, worüber denkst du denn nach?“

„Darüber, was ich Kaze fragen könnte. Drei Fragen nicht nicht viel, das sollte gut durchdacht sein.“

„Frag ihn, was sein Lieblingsfilm ist.“

Miki lachte.

„Nein, wenn dann will ich ihn etwas über ihn selber fragen, weißt du?“

Sayaka schüttelte etwas den Kopf.

„Naja sowas wie, wie er zu den Straßenkindern gekommen war, warum er dahin gegangen war, wo seine Eltern sind und sowas. Sachen über ihn selber halt.“

„Aaaah.. glaubst du denn, Kaze hat noch Eltern?“

Miki zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht.. vielleicht.. aber würden sie ihren Sohn nicht vermissen?“

„Bestimmt.. vielleicht meinte er ja seine Eltern, welche ihn vermissen.“

Miki runzelte die Stirn.

„Aber wenn er Eltern hat, wieso sollte er dann auf der Straße leben?“

„Papa, ich weiß sowas doch nicht, ich bin doch erst fünf, da weiß man so schwere Sachen noch garnicht. Aber ich geh wieder mit meinen Barbies spielen.“

Miki nickte und lächelte.

Ja, sie war zwar ERST Fünf, aber dafür war sie sehr sehr schlau, das war ihm gerade erst wieder letzten Abend aufgefallen, als sie ihm mit vollgestopften Mund erklärt hatte, was für einen Plan sie ausgeheckt hatte.

Und Miki war wirklich erstaunt. Wieso kam er eigentlich nie auf sowas?

Aber jetzt würde er sich erstmal Fragen überlegen und danach zu Kaze gehen. Immerhin hatte er ihm versprochen, heute mit ihm raus zu gehen und das würde er auch einhalten.

Hoffentlich würde Kaze sich auch daran halten und nicht abhauen.

Er war jedenfalls sehr gespannt, wie sich der Nachmittag entwickeln würde.
 

TBC

Jiyu (Freiheit)

Kapitel 6: Jiyu

(Freiheit)
 

Lange hatte er noch überlegt, was er Kaze am Besten fragen konnte und doch wusste er nicht so recht.

Es gab so viele Dinge, die ihn an dem anderen interessierten und es war nicht leicht, seine Fragen so zu verpacken, dass er möglichst viele dieser Sachen erfuhr. Vielleicht war es auch möglich ein Gespräch aufzubauen, doch das würde ihn im Grunde wundern, immerhin war Kaze nur daran interessiert ihn umzubringen.

Und er hatte immer noch absolut keine Ahnung, warum. Was hatte er dem Blonden nur angetan, dass er ihn so hasste? War er in seinem früheren Leben ein Monster gewesen, oder hatte er Kaze im Kindergarten mal den Lolli geklaut?

Er war der wohl friedlichste Bandenboss, in ganz Tokyo, kümmerte sich nur um seine eigenen Geschäfte und den Wahnsinn in seinen Kreisen. Andere bekämpften sich aus Spaß an der Freude, oder brachten aus Langeweile andere Leute um.

Miki glaubte allerdings seine Bandenmitglieder gut genug erzogen zu haben, dass sie niemanden einfach mal so töteten. Allerdings wusste er auch nicht, was sie hinter seinem Rücken taten.

Schließlich waren sie alle nur Menschen und selbst Miki konnte seinen Gefolgsleuten nur vor die Stirn gucken.

Aber irgendetwas war dem Kleinen zugestoßen... etwas so gravierendes, dass er sich so sehr vor der Welt verschlossen hatte.

Und irgendetwas hatte dies auch mit Miki zu tun... entfernter Weise wahrscheinlich, aber für Yuki schien der Grund nahe genug zu sein, um ihn zu hassen.

Allerdings und es mochte vielleicht Einbildung sein, hatte Miki das Gefühl, dass Kaze sich ihm gegenüber durchaus etwas öffnete.

Jedenfalls wirkte er nicht mehr ganz so ablehnend. Vielleicht, weil er gesehen hatte, dass Miki ihn zwar als Gefangenen hielt, doch nichts böses mit ihm im Schilde führte.

Im Grunde wusste der Dunkelhaarige ja selber nicht so genau, warum er Kaze hier bei sich einsperrte.

Vielleicht war er einsam?

Miki musste leise lachen und stand von seinem Schreibtisch auf. Selbst er war nicht so verzweifelt, dass er sich einen fremden Menschen als Haustier halten musste, nur damit er nicht mehr alleine war.

Sacht schüttelte er den Kopf und wandte sich dann wieder an Sayaka. Auch wenn er gerne mal mit dem Blonden alleine sein würde, hatte er der Kleinen versprochen, dass sie mitkommen durfte.

„Kommst du Kleines? Wir wollen Kaze doch nicht so lange warten lassen, oder?“, sofort lächelte das kleine Mädchen breit und schüttelte ihren Kopf. „Nein das wollen wir nicht!“, murmelte sie dann und lief zu ihrem Ziehvater herüber. Sanft umschloss er ihre kleine Hand in seiner und wanderte langsam mit ihr zum Fahrstuhl.

„Ob er aufgeregt ist?“

„Das weiß ich nicht...“, murmelte er leise und zuckte mit seinen Schultern. Im Grunde war es doch gemein, dass Yuki einen Ausgang so aufgeregt erwartete und darum betteln musste, einmal an die frische Luft zu dürfen. Im Grunde war er doch genauso ein Unmensch, wie Aki es war. Aber er schaffte es genauso wenig sich von Kaze zu trennen, wobei er einfach nicht wusste, warum er dieses Gefühl in sich hatte.

Die tiefe Faszination begann nämlich langsam aber sicher in eine Art schräge Zuneigung um zu schwingen. Er mochte diesen Jungen, seine unnahbare Art und Weise und auch seine Kälte, gepaart mit den hilflosen Augen, welche sich so sehr nach Wärme und Zuneigung sehnten.

Miki lächelte ein wenig. Außerdem war er unvergleichlich hübsch, doch hatte Kaede ihn gelehrt auf diese Äußerlichkeiten keinerlei Wert zu legen.

Allerdings hatte sein Geliebter ihm auch prophezeit, dass er sein Glück irgendwann finden sollte, wenn Kaede einst starb. Irgendwo in dieser Welt an einem Ort und zu einem Zeitpunkt, an dem Miki es am wenigsten erwarten würde. Jedenfalls hatte das Kaede gesagt.

Und was machte er? Er begann einen Menschen zu mögen, der ihn umbringen wollte. Er war so ein Loser.
 

Langsam wanderten sie in den Keller, wo Kaze schon unruhig in seiner Zelle herum tigerte und es gar nicht erwarten konnte, endlich wieder frei zu sein. Wenn man denn von Freiheit sprechen konnte, mit Fußfesseln und seinem Feind an der Seite.

Sanft griffen die schmalen Hände um die Gitterstäbe und er steckte seine Nase durch die Lücke zwischen dem Eisen, als Miki um die Ecke bog.

Der Dunkelhaarige musste grinsen. Wie niedlich der Kleine doch aussah, so wie er da stand und wirkte wie ein kleines Kind, dass auf den Weihnachtsmann wartete.

„Du kannst es ja kaum abwarten.“, sagte er ganz leise und mit einem Unterton, der weitaus zu liebevoll klang, wenn man betrachtete, dass Kaze immer noch sein Feind war.

Aber war es denn wirklich Feindschaft von seiner Seite? Er hatte immer geglaubt, er würde niemals einen Angel nett finden, doch wie sollte er anders, als irgendwie fasziniert von so einem geheimnisvollen Menschen zu sein?

Insgeheim erinnerte der Blonde ihn ein wenig an Kaede. Nicht, dass sie sich wirklich ähnelten, weder optisch noch von ihren Charakteren her, doch hatte auch Kaede eine unglaubliche Anziehungskraft auf Miki ausgeübt und jetzt war es bei Kaze ganz genauso.

Würde er an Wunder glauben, hätte er behauptet, sein Geliebter hatte ihm den Blonden geschickt, damit er noch einmal die Aufgabe bekam, einen Menschen glücklich zu machen.

Und vielleicht damit bei seinem zweiten Versuch nicht scheitern würde. Miki war neugierig auf den Blonden und sein vorrangiges Ziel, war momentan, ihn einmal aufrichtig Lachen zu lassen.

„Du hast dir ja auch viel zu viel Zeit gelassen...“, murmelte Kaze leise zurück und auch auf seinen Lippen erschien ein kleines Grinsen, während er seine Nase wieder zurück in die Zelle zog.

„Es war nicht einfach 3 Fragen zu finden... es gibt so vieles, was ich gerne wissen würde, aber ich wollte auch nicht... naja zu direkt werden und zu sehr in deine Privatsphäre eindringen.“, gestand der Schwarzhaarige und schloss die Zelle von Yuki auf, welcher sich schon bereitwillig auf sein Bett gesetzt hatte und ihm nun die Füße entgegen streckte.

„Nicht das ich so viel davon hätte oder? Ich meine, mein Zuhause hat Gitter anstatt Wände.“, murmelte er und ächzte leise unter dem Gewicht der Ketten auf. Miki wollte anscheinend auf Nummer sicher gehen, denn die Ketten waren viel zu schwer, um damit vom Hausdach zu springen.

Oder besser gesagt, das Hausdach zu wechseln, denn nach unten käme Yuki damit ganz sicher.

Miki lachte leise auf und schüttelte den Kopf. Hatte der Blonde etwa einen Witz gemacht?

Das war ihm so unheimlich neu und doch genoss er es, ein wenig ungezwungener mit Yuki umzugehen.

Wie verzweifelt war er eigentlich, dass er sich schon darüber freute, wenn Yuki einen dummen Scherz machte, mit dem er ihn sicherlich nur angreifen wollte.

„Können wir dann?“, riss ihn der Kleinere aus seinen Gedanken und stand schwerfällig auf. Miki grinste. Putzig sah es ja schon aus.

„Hast auch die schwersten Fesseln genommen, die du finden konntest!“, murmelte Kaze leise und blickte ihn beinahe schon zu niedlich vorwurfsvoll an.

„Ich konnte sie tragen!“, meinte Sayaka nur schlicht und zeigte ihre nicht vorhandenen Muskeln an ihren Armen.

„Oh du bist ja auch viel stärker als ich, Sayaka. Weißt du, zum wachsen und zum stark werden braucht man Sonnenschein und den habe ich ja nicht. Deshalb bleibe ich auch so klein und werde ganz schwach!“, nickte er leise und blickte sie so überzeugend an, dass sie nachdenklich die Stirn kraus zog.

„Und wenn ich dir eine Sonne bastele?“, fragte sie sofort eifrig und blickte ihren Vater an, als wenn er höchstpersönlich entscheiden konnte, ob Yuki dann an Stärke dazu gewinnen könnte.

„Also das wäre immerhin schon ein Anfang!“, der Blonde konnte absolut nicht ablehnen, was ihm dieses Kind hier anbot.

Sie war so unheimlich liebevoll uns süß und er hatte entfernt das Gefühl, dass es sehr an ihrem Vater lag, dass sie solch ein lieber Mensch war. War denn Miki auch so eine liebe Person?

Er spielte den Wohltäter ja beinahe schon perfekt, doch wie weit konnte er dieser Person vertrauen. Wie riskant war es gewesen, sich auf diesen Deal einzulassen? Was würde Miki ihn fragen und würde er es akzeptieren, wenn er die Antwort verweigerte?
 

Sie waren durch das ganze Bürogebäude gelaufen und Yuki war sich sicher, dass der Boss des Devilclans ihn mit Absicht durch mindestens 5 Umwege und Geheimgänge geführt hatte, damit er sich den Weg ja nicht merken konnte.

Gut das war ihm geglückt. Nett das Miki ihm nicht auch noch die Augen verbunden hatte, denn die Fesseln an seinen Füßen waren schwer genug.

Aber er wollte sich auch nicht beschweren, denn immerhin konnte Miki jederzeit sagen, dass er ihn nicht auf das Dach lassen würde.

Auch wenn der Boss der Devils sehr fair war, wie Yuki leider eingestehen musste... im Grunde hatte er ihn auch in der Hand und deshalb sollte er sich wenigstens so lange benehmen, bis er endlich seinen Willen hatte.

„Ich hab eine Dose dabei Yuki!“, brabbelte Sayaka unterwegs unbeirrt weiter und drängte sich einfach zwischen die beiden Männer, um von jedem der Beiden die Hand sanft zu greifen.

Sie fühlte sich bei Kaze genauso sicher, wie bei ihrem Vater und sie akzeptierte ihn schon voll und ganz als Freund der Familie.

Schließlich hatte Kaze ihr nie etwas böses angetan, außer ihr die Barbie zerrissen. Aber dafür war sie nun mehr als genug entschädigt worden. „Und damit können wir dir ein bisschen Wind einfangen. Wenn du nicht in den Wind darfst, dann nehmen wir dir einfach ein bisschen Wind mit in die Zelle. Und wenn du hier wieder raus kommst, lässt du den Wind ganz einfach frei.“, Yuki starrte sie einen Moment verblüfft an, dann schielte er kurz zu seinem Widersacher, der seine Tochter auch mehr als erstaunt ansah.

Also hatte die Kleine sich das ganz alleine ausgedacht? Obwohl... wenn er sich Miki so ansah, dessen Blick sich in ein sanftes Lächeln wandelte, als er Sayaka so zärtlich ansah, hätte er es auch ihm zugetraut, solch eine schöne Idee zu haben, um ihm den Aufenthalt zu versüßen.

„Warum haltet ihr mich eigentlich gefangen, wenn ihr doch alles daran setzt, dass ich mich irgendwie wohl fühle...selbst... wenn ich das vielleicht gar nicht will.“, Sayaka blickte ihren Kaze einen Moment lang fragend an, doch bevor sie den Mund aufmachte, hatte Miki schon leise aufgelacht.

„Ich muss gestehen... ich weiß es nicht. Ich kann allerdings nicht abstreiten, dass ich dich interessant finde. Allerdings sicherlich aus anderen Gründen, als zum Beispiel Aki, da brauchst du dich nicht sorgen.“

Yuki lächelte verhalten. Aus anderen Gründen also? Miki wollte also nicht mit ihm schlafen, ihn malträtieren, quälen und dazu bringen um seine Erlösung zu winseln, weil er die Pein nicht mehr aushielt?

Das war definitiv ein Pluspunkt für den Dunkelhaarigen, doch ihm das zu gestehen, wäre sicherlich das letzte das Yuki einfallen würde.

„Und es muss gerade ich sein?“, fragte er leise und wunderte sich irgendwie schon selbst, warum er auf einmal so viel über seine Gefangenschaft wissen wollte. Aber wie er schon vorher befürchtet hatte, machte ihn diese Enge in der Zelle, die Dunkelheit und die stickige Luft einfach langsam mürbe.

Er war weinerlich und verweichlicht geworden... oft hatte er sich dabei ertappt, Miki anzuflehen ihn doch bitte wieder freizulassen. Er konnte sich denken, dass er es schaffen würde, wenn er begann zu weinen und zu betteln.

Miki stand auf diese Mitleidstour... doch konnte er dies nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.

„Du hast dich quasi selbst ausgewählt. Ich hatte vorher zwar um deine Existenz gewusst, doch hättest du mich nicht angegriffen, hätte ich wohl nie das Verlangen bekommen dich besser kennen zu lernen.“, diese Antwort verwirrte Yuki. Er brach diesem Kerl die Rippen und zum Dank hielt er ihn gefangen, um sein Leben zu verbessern?

Dieser Mann brauchte eine Therapie... dringend....
 

Auf der Treppe zum Dach wurde der Blonde zusehends unruhiger und man sah ihm an, dass er es kaum noch erwarten konnte. Er war wie ein ertrinkender, den es nach Freiheit sehnte.

Er brauchte die frische Luft, damit sein Herz schlagen konnte. Er brauchte den Wind in seinen Haaren, damit seine Seele nicht verkümmerte.

So schnell ihn seine Fesseln ließen lief er auf dem Dach auch sogleich neben Miki her, bevor er ihn überholte.

Yuki streckte seine Arme aus und lehnte den Kopf in den Nacken. Hier war er Zuhause... die Dächer der Stadt, der kalte Wind auf seiner weichen und warmen Haut. Der Regen, der unablässig auf das Dach prasselte machte ihm absolut nichts aus.

Miki hingegen wickelte Sayaka schnell in einen gelben Regenponcho, den er vorsorglich mitgebracht hatte. Er ließ Kaze einen Moment mit sich und seinem geliebten Wind alleine, dann trat er leise auf ihn zu, während seine Kleine munter durch die Pfützen hopste.

Sie hatte ihre ganz eigene Auffassung davon, den Wind und die Freiheit zu genießen. Aber sie wusste ja auch noch nicht, was Freiheit bedeutete.

Als er näher an den Blonden trat konnte er etwas vernehmen... so leise, dass er es beinahe für einen Windhauch gehalten hatte, doch was er dort hörte, war ganz eindeutig die Stimme des Blonden, welche er auf diese Art und Weise noch nicht gehört hatte. „Kira...“

Es klang so sehnsüchtig, einsam und sanft, dass er ihm am Liebsten von hinten die Arme umgelegt hätte, doch das würde in einer handfesten Prügelei enden, also beließ er es dabei sich näher an Yuki zu stellen.

„Bist du glücklich?“, hauchte er leise und stellte mit Genugtuung fest, wie der Blonde lächelte. Endlich einmal aus vollem Herzen.

„Ich bin Zuhause...“, kam die leise Antwort und wieder streckte Yuki das Gesicht in den Regen und schloss entspannt seine Augen.

Miki lächelte, doch schwirrte ihm auch dieser Name im Kopf herum. Wer war Kira und in welcher Beziehung stand diese Person zu Kaze?

Laut der Auskunft seiner Späher hatte der Blonde keinerlei Verbündete innerhalb der Gang. Es schien ihn auch niemand zu vermissen und geredet hatte bisher anscheinend auch noch niemand von ihm.

Natürlich besaß Miki seine eigenen Spitzel in den Reihen der Angels, wie er auch wusste, dass Aki es genauso handhabte. Deshalb war es ihm so wichtig, dass nur zu wenigen Menschen durchdrang, dass er Kaze gefangen hielt.

Irgendwie war es schon traurig oder? Wie konnte ein Mensch so fürchterlich alleine sein? Hatte Kaze diesen Weg alleine gewählt, oder wurde er genau wie Miki selbst mit einer schlechten Prognose in diese Welt gesetzt?

Miki hatte wahrscheinlich nur mehr Glück gehabt, dass er auf Kaede und nicht auf die Angels gestoßen war.

„Willst du denn noch etwas fragen, oder krieg ich den Freigang doch kostenlos?“, Yuki hatte das Gefühl, als würde er schweben... der frische Wind in seinem Gesicht hatte eine beinahe berauschende Wirkung auf ihn. Wären seine Fußfesseln nicht so schwer, dann wäre er sicherlich ausgebrochen.

Jetzt allerdings wollte er seine Schulden an Miki noch abbezahlen. Für ihn war dies kein Freundschaftsdienst, sondern ein Zwang. Er zahlte einen hohen Preis, für diesen Moment der falschen Freiheit.

Allerdings hoffte er schon, dass Miki keine Fragen stellte, für die er ihn töten müsste.
 

Langsam drehte der Blonde sich zu ihm um und Miki bemühte sich sehr darum, dass er seinem Gesicht einen normalen Ausdruck verschaffte.

„Klar will ich noch etwas wissen!“, sagte er und grinste Kaze wieder auf diese unverschämte Art und Weise an, die den Blonden gleichermaßen irritierte und doch auch anzog.

Er mochte es irgendwie diesen Gesichtsausdruck zu sehen, aber er konnte sich nicht erklären, woher diese Vorliebe auf einmal kam.

Miki war ein sehr hübscher Mann. Wenn man das über eine Person des gleichen Geschlechtes überhaupt sagen konnte. In Aki hatte er nie etwas wie einen anziehenden Menschen gesehen. Er war sein Boss, der ihn nahm wann auch immer er ihn brauchte oder begehrte und ihn danach wegschmiss.

Jeder Mensch behandelte ihn doch so. Und irgendwie wusste Yuki, dass Miki es genauso machen würde.

Er würde ihn ausspionieren und dann wegwerfen, wenn er all seine Antworten hatte. Er war doch nur so interessant, weil er verschwiegen war, keine Geheimnisse über die Angels preisgab, von denen er sowieso wenig Ahnung hatte und weil er vielleicht gut aussah.

Das Miki schwul war, hatte er ja für sich schon längst beschlossen. „Schade eigentlich... ich finde ja du könntest mir mal nen Gefallen tun, wenn du schon jeden Tag meinen geilen Körper siehst.“

Miki grunzte leise. „Amen. Und tu nicht so, als hätte ich noch nie nen nackten Mann gesehen, zumal ich in den Genuss leider nicht gekommen bin.“, murmelte er hoch ironisch als Antwort, was Kaze zum lachen brachte. „Das ist dann deine nächste Forderung was? Was erlaubst du mir denn dafür? Einmal in die Nachmittagsvorstellung ins Kino?“, wieder grinste der Blonde ihn frech an und Miki merkte, wie sein Herz einen kleinen Hüpfer machte. Er freute sich über diese Gefühlsregungen an dem Angel, denn sie waren so echt und ungespielt. Selbst wenn es nur Sekunden anhielt, aber Kaze wirkte fast wie ein Mensch auf ihn.

„Nur wenn du Sayaka mitnimmst!“

„Geht klar, wenn du zahlst!“

Sie grinsten sich einen Moment an und beide wussten, dass Miki weitaus mehr zahlen könnte, als einen Kinobesuch. Hatte er doch nicht nur die Band, sondern auch das Bankkonto von Kaede übernommen.

Was Kaze allerdings nicht vermutete war, dass Miki ihm dieses Geld sogar zur Verfügung stellen würde, wenn er einen triftigen Grund hätte.

Er unterstützte die Devils häufiger, wenn sie Geld für Schulbücher oder andere Dinge brauchten, die ihren Werdegang unterstützten.

„Nein im Ernst jetzt... Kaze... ich hatte dir versprochen, ich erlaube dir auf das Dach zu gehen, ich habe dir nicht einmal ein zeitliches Limit gesetzt. Allerdings erwarte ich nun auch deine Kooperation. Ich stelle dir die abgemachten 3 Fragen und möchte dir vorher noch versichern, dass alles was du mir sagst nicht an 3. Personen weitergeleitet wird. Ob du in der Lage bist mir so viel Vertrauen zu schenken, dass du mir glaubst, kann ich nicht sagen, doch ich wollte es nur vorher klar stellen.“

Sie standen sich noch immer gegenüber und sahen sich einen Moment fragend an. Yuki suchte Lüge, Verachtung oder etwas anderes derartig gefährliches in den braunen Irden des Dunkelhaarigen, doch alles was er fand, war Freundlichkeit und vielleicht sogar ein wenig Sorge. Warum sorgte Miki sich, wenn er hier mit ihm auf dem Dach stand?

„Danke... das ist das mindeste, was ich erwartet habe. Ich möchte nicht meine Lebensgeschichte in irgendeinem Klatschblatt lesen.“, er grinste wieder frech und doch nicht so ganz arrogant, wie er gerne wollte.

Miki lachte wieder und zum ersten Mal konnte Yuki sehen, dass seine Zähne ein wenig schief waren. Also hatte selbst der perfekte Devil einen kleinen Schönheitsfehler.

„Keine Sorge, ich bin nicht der Mann der großen Worte.“

„Ach das ist ja ganz was Neues....“, Yuki schnaubte leise auf, doch Miki grinste nur wieder.

„Also darf ich anfangen?“

„Ich bitte darum.“

Es vergingen wieder einige Sekunden, in denen sie sich einfach nur ansahen und Miki sich wirklich das Schmunzeln verkneifen musste.

Wie niedlich dieser Kaze war, wenn er so sehr versuchte sich nicht anmerkten zu lassen, dass er eine Spur von Glück empfand.

„Also... wir hatten ja gestern unter der Dusche herausgefunden, dass du nicht wirklich Kaze heißt.“, begann Miki und wusste gar nicht, wie er die Frage am Besten aufziehen sollte.

„Genaugenommen, hast du das herausgefunden, ich weiß das schon ein paar Jahre.“, wieder grinste der Blonde und Miki seufzte leise.

„Jaaaa... genau das... also... was ich sagen wollte... wie heißt du wirklich?“, es war schrecklich, wie der Blonde in der Lage war ihn zu verwirren. Eine der fein geschwungenen Augenbrauen Kaze's zog sich in die Höhe. Da hatte dieser Kerl die Möglichkeit ihm 3 Fragen zu stellen und fragte nach so etwas offensichtlichem? Er wusste doch bereits, dass Kaze bloß ein Pseudonym war und nicht sein richtiger Name.

„Darf ich den Grund wissen, warum du mich das fragst?“

Wieder seufzte Miki leise aus. Er hatte gewusst, dass es nicht einfach werden würde, irgendeine Information aus dem Kleineren heraus zu locken, doch er würde nicht locker lassen.
 

„Natürlich kannst du das.“, er verkniff sich ein kleines Grinsen, denn der Andere sah ihm beinahe schon zu übertrieben fassungslos an. „Es ist eigentlich ganz einfach. Kaze scheint ja nun offensichtlich dein Spitzname zu sein. So etwas bekommt man nur von sehr engen und wichtigen Freunden. Da ich weder das eine noch das andere bin, finde ich nicht, dass ich die Berechtigung habe dich so zu nennen.“, das klang plausibel, dass musste sogar Yuki zugeben.

Verdammt, dieser Typ schien wirklich sehr intelligent zu sein. Nicht auf diese penetrant nervige Art und Weise, wie er es von seinen Lehrern gehasst hatte, aber schlau genug, um selbst ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen.

„Also?“, leise knurrte er noch einmal auf und blickte dann in den Regen. Wie sehr es ihm doch widerstrebte auch nur einen so kleinen Teil aus seinem Leben preis zu geben. Aber vielleicht wäre es auch gar nicht so schlimm, wenn Miki ihn bei seinem richtigen Namen anreden würde?

Zugegeben, es war etwas sehr persönliches, aber doch war es auch das erste, was ein jeder Mensch von einem anderen wusste.

„Ich heiße Yuki...“, er blickte Miki nicht an, wusste aber dennoch, dass er lächelte...

„Yuki... also Schnee...“, murmelte dieser leise und lachte dann. „Das passt sehr gut zu dir. Auch du bist sehr kühl und deine Haut ist sehr hell.“, Yuki nickte leicht. „Das sagten meine Eltern damals auch... also als ich alt genug war um zu fragen, warum ich diesen Namen trage.“, er biss sich auf die Unterlippe, als er merkte, dass er unbewusst wieder ein wenig mehr von sich Preis gegeben hatte.

Irgendwie war er doch ziemlich dumm oder? Schnell wandte er den Blick ab und sah Sayaka dabei zu, wie sie mit der kleinen bunten Dose über das Dach rannte und ihm ein wenig Wind einzufangen versuchte.

Wie süß sie doch war... er war nicht viel älter gewesen, als seine Eltern starben, er all dies mitansehen musste. Den seelischen Knacks merkte man ihm noch heute zu deutlich an und er fragte sich, wie es wohl für dieses kleine Mädchen wäre.

Es würde so einfach sein, Miki zu töten. Sie standen auf einem Haus mit mehr als 20 Stockwerken, er war zwar gefesselt, aber noch immer schlau genug, um Miki nahe genug an den Rand des Daches zu lotsen, um ihn herunter stoßen zu können.

Hass loderte in ihm hoch und auch die Bilder des geschehenen flimmerten für Sekunden vor seinem inneren Auge auf.

Er sah ihn wieder, den Mann, der Miki wie aus dem Gesicht geschnitten war. Er hatte ihn angesehen, gesehen, dass er als kleiner Junge an eine Wand gekauert in der Ecke saß. Er hörte seine Mutter weinen und flehen und seinen Vater schreien... dann verschwammen die Bilder und er wischte sich sehr schnell über die Augen.

Als er sich umdrehte und Miki direkt ins Gesicht blickte, meinte er das widerlich psychopathische Lachen wieder zu hören.... das Lachen des Mannes, der seine geliebte Familie umgebracht hatte... der ihn dazu verdammt hatte sein Leben als Kaze zu fristen.

Der im Grunde daran schuld war, dass er nicht normal aufgewachsen war, dass Kira nun tot war und das er sich mehrmals die Woche von seinem Bandenoberhaupt auf brutalste Weise ficken lassen musste.
 

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und für eine Sekunde versuchte er die Kontrolle zu behalten.

Miki sah seinem Vater wirklich zum verwechseln ähnlich, doch jeder Blick in die dunklen Augen verriet ihm wieder, dass er so gänzlich anders war, als der Mann, der seine Familie ausgerottet hatte.

Nein... Miki's Blick war unvergleichlich warmherzig... liebevoll und so unverschämt ehrlich, dass es den Menschen sicherlich schwer fallen würde, ihm nicht zu vertrauen. Aber er würde sich nicht davon einlullen lassen. Er konnte ihm nicht vertrauen, er der ein wundervolles erfülltes Leben hatte, der die Wahl hatte in eine Bande einzutreten und sich ohne groß etwas dafür zu tun im Alter von 21 Jahren schon das Oberhaupt war.

Im Grunde war ihm klar, dass er nichts über Miki wusste, doch war es so einfach, sich einzureden, dass Miki einfach alles hatte, dass ihm selbst verwehrt blieb.

„Okay... die Frage war akzeptabel... hast du noch was anderes auf Lager? Langsam wird selbst mir ein wenig kalt.“, hauchte er irgendwann leise, denn sie hatten schon wieder viele Minuten verstreichen lassen, in denen Miki ihn einfach nur angesehen hatte und das Spiel seiner Mimik beobachtet hatte.

Nun lächelte der Schwarzhaarige wieder und verbeugte sich leicht.

„Natürlich. Verzeih mir... ich hatte nur über deinen Namen nachgedacht....“

„Wie du dich darüber freuen kannst....“

„Natürlich... es bedeutet mir eine Menge, dass ich nun deinen Namen weiß.“, Yuki biss sich wieder auf die Unterlippe...Miki war so ehrlich... so leicht zu begeistern und dabei auch noch verdammt niedlich.

Leicht schauderte er bei diesem Gedanken und verfluchte sich innerlich selbst dafür, dass er diese Art von denken zuließ.

Bei Kira hatte es damals genauso angefangen und wohin es ihn gebracht hatte sah man ja nun.

Gefesselt auf dem Hausdach, mit dem Menschen, den er mehr hasste als alles andere auf der Welt.

Großartig.

Dennoch rang er sich ein kleines Lächeln ab und seufzte leise aus. „Und? Komm schon du hast doch so getan, als würdest du nur so darauf brennen, mich mit Fragen zu löchern.“

Miki steckte seine Hände in die Jackentaschen, denn auch ihm wurde so langsam ziemlich kalt und er räusperte sich.

„Gut... diese Frage ist ein wenig... spezieller.“

„Ich bin begeistert....“

„Ach man... jetzt lass mich ausreden.“

„Nur zu.“

„YUKI....“, sie sahen sich wieder an und mussten wieder ein wenig grinsen.

„Arschloch...“

„Ich mag dich auch...“, Miki seufzte und beschloss den Anderen und seine dummen Kommentare einfach mal zu ignorieren.

„Also... was mich interessiert ist... Warum ist ein Mensch wie du in einer Gang? Versteh mich nicht falsch, aber du bist hübsch, sehr intelligent und absolut nicht auf den Mund gefallen. Die meisten Menschen, die einer Gang beitreten, sind ziemliche Versager.“, er holte tief Luft und blickte dem Anderen wieder in die Augen.

„Ich möchte verstehen, warum du so bist wie du bist.“
 

Das war eine der bösen Fragen. Wahrscheinlich auch die offensichtlichste von allen. Warum hatte er gerade mit dieser nicht gerechnet.

Vielleicht hatte er auch gedacht, dass Miki sich nicht trauen würde, so tief in sein Leben vorzudringen zu versuchen.

Er könnte die Antwort verweigern, allerdings war er sicher, dass auch Miki ihm dann einige Annehmlichkeiten, wie das Duschen oder die Freigänge verweigern würde.

Er seufzte leise... wie kam er aus dieser Sache heraus und wie sollte er Miki erklären, warum er in dieser Gang war, wie er zu Aki stand und was sein eigentlicher Lebensinhalt war?

Es war doch zum kotzen....
 

Yuki schwieg sehr lange über diese Frage und musste selber erstmal versuchen eine Antwort zu finden.

Wie sollte man erklären, warum man so war, wie man war?

„Naja.. das ist nicht ganz einfach zu erklären.“, murmelte Yuki leise und sah wieder in den Himmel, verschränkte seine Arme hinter sich und dachte nach.

„Versuchs einfach.“

Yuki presste die Lippen etwas zusammen. Wie sollte er das erklären?

„Naja.. sagen wir so, im Grunde bin ich damit groß geworden. Meine Eltern waren damals.. nicht wirklich in einer Gang, aber sie hatten schon damals etwas mit den Devils zu tun, die damals aber noch keinen Namen hatten. Sie waren aber dennoch eine Gruppe, die Unheil stiftete. Meine Eltern waren so gesehen ein Teil der Devils, aber sie wollten sich ihnen nie richtig anschließen und ihre Dienste anbieten. Sie wollten einfach nur frei leben. Damals herrschte überall noch das Gesetz der Straße. Ich war noch sehr klein, deswegen kann ich mich nicht mehr an das meiste erinnern. Ich hab nur hinterher immer mehr erfahren, was das anging.“, erklärte Yuki leise und kaute sich wieder auf der Unterlippe herum.

„Sie waren gute Menschen. Sie wollten auch niemandem etwas böses, deswegen wollten sie weggehen. Ich war damals 4 Jahre alt. Sie wollten, das etwas aus mir wird, das ich es besser haben konnte, als sie. Deswegen wollten sie dieses Drecksloch verlassen, um irgendwo neu anzufangen. Aber das hat den Devils nicht gepasst. Sie mochten es nicht, wenn jemand ging. Sie vermuteten hinter jedem, welcher verschwand, eine potentielle Gefahr. Jemanden, der plaudern könnte, jemanden der ihre Geheimnisse weiter tragen konnte. Dabei hatten sie nicht mal große Geheimnisse, die man weiter sagen konnte. Jedenfalls.. haben die Devils sich dann versammelt und haben beschlossen, meine Eltern nicht gehen zu lassen.“, murmelte er weiter und schwieg dann wieder einen Moment, lauschte einfach nur dem leisen Prasseln des Regens.

„Und was.. haben sie getan?“, fragte Miki leise, der sich irgendwie schon denken konnte, was passiert sein könnte.

„Nun.. die Devils haben sie umgebracht. Allen voran ein Mann, dessen Gesicht.. ich niemals vergessen werde.“, murmelte er leise und ballte seine Hände dann zu Fäusten.

Tief in sich hörte er noch immer die flehenden Stimmen, welche darum bettelten, das sie verschont blieben. Doch der Mann hatte keinerlei Gnade.

„Und du.. hast das alles mit angesehen?“

„Ja, das hab ich.“, murmelte Yuki leise und biss sich auf die Unterlippe.

„Jedes kleine, grausame Detail.“

Miki konnte sich das garnicht vorstellen. Er selbst hatte seine Eltern zwar in einem Bandenkrieg verloren, aber mit ansehen musste er sich das nicht.

„Das.. tut mir leid..“

„Wieso?“

Miki sah Yuki fragend an.

„Ich.. ach.. ist schon gut.“, murmelte Miki leise und wusste gerade selber nicht, was er sagen sollte. Irgendwie klangen alle Worte gerade so unpassend.

„Aber, erzähl weiter.“, bat er deswegen schnell und reichte das Wort wieder an Yuki weiter, welcher Miki noch einen Moment mit unergründlichem Blick ansah, dann aber sein Gesicht wieder abwandte.

„Ich bin in ein Heim gekommen. Für lange Zeit.. ich habe meine Schule gemacht, bis ich es im Heim nicht mehr ausgehalten habe. Ich wollte Rache an diesem Mann. Mit 12 Jahren bin ich dann zu einer Gang gegangen, welche nahe an den Devils dran war und das waren die Angels. Eigentlich wollten sie keine Kinder aufnehmen, aber ich habe mich so geschickt angestellt, sodass sie es dann doch getan haben. Ich habe meine Fähigkeiten immer mehr verbessert und habe meine Schule fertig gemacht. Leider musste ich irgendwann feststellen, dass die Person, die meine Eltern auf dem Gewissen hatte, schon lange selber gestorben war. Somit war mein Ziel verschwunden, doch ich habe schnell ein neues gefunden, auf welches ich mich fixiert habe.“

„Und welches?“

Yuki grinste und senkte den Kopf etwas.

„Du wolltest wissen, warum ich so geworden bin, wie ich bin.. das habe ich dir gerade erzählt. Der Hass hat mich geleitet und mehr nicht. Das hat er aus mir gemacht, deswegen bin ich so, wie ich bin..“

„Also.. war es der Hass gegen diese eine Person?“

„Ganz genau.. das und noch etwas anderes, aber das ist ebenfalls wieder eine andere Geschichte.“, murmelte er leise und sah wieder zu Miki rüber, welcher jetzt zwar wusste, warum Yuki so war, wie er war, doch auf wen er sich jetzt so eingeschossen hat, konnte er ebenfalls nur erahnen.

„Du gibst auch wirklich nicht zu viel preis, hm?“

Yuki lächelte verhalten und zuckte mit den Schultern.

„Du gibst mir auch nur das Nötigste. Wieso sollte ich so spendabel sein?“

Miki schmunzelte und schloss einen Moment die Augen.

„Okay, eine Frage hast du noch.“

Miki nickte.

„Ja ich weiß..“, nuschelte er leise und seufzte aus.

„Es ist nur so schwer die passenden Fragen zu finden.“

„Ja, das sagtest du bereits..“

Miki seufzte.

Okay, Yuki hatte ihn nun neugierig gemacht. Einmal das Ziel, welches er jetzt verfolgte, anstelle des Typens, welcher Yukis Eltern getötet hatte, oder aber die andere Geschichte, von welcher er eben gesprochen hatte. Es war so schwer. Er wollte alles von Yuki wissen.

Aber irgendwie interessierte es ihn gerade mehr, was Yukis Hass so sehr schürte.
 

Miki rang noch einen Moment mit sich selber, bevor er Yuki wieder ansah und schon ungeduldig auf die nächste Frage wartete.

„Wer?“

Yuki sah auf.

„Wer? Was wer?“, fragte er leise nach, worauf Miki schluckte.

„Wer ist diese andere Person, der dein Hass gilt?“

Yuki grinste etwas und hob langsam seinen Zeigefinger und deutete auf Miki, welcher einen Moment überrascht drein sah.

„Du..“, antwortete Yuki leise, worauf Miki schon hart schlucken musste.

Er wusste ja, das Yuki ihn nicht leiden konnte, aber dieses sogar von ihm so persönlich zu hören, war irgendwie schon hart, musste er gestehen.

Gerade auch jetzt, wo er irgendwie mehr und mehr Sympathie zu dem etwas kleineren aufbaute.

„Aber wieso?“

Yuki hätte diese Frage eigentlich verweigern können, denn Mikis 3 Fragen waren gestellt.

„Ich beantworte sie dir.“, murmelte er leise und sah Miki wieder herausfordernd an.

Miki beobachtete den Kleineren aufmerksam, wie dieser sich wieder von ihm abwandte und ein paar Schritte tätigte, wobei die Fußfesseln leise klapperten.

„Und?“

Yuki lachte leise.

„Immer mit der Ruhe. So was benötigt Zeit. Lass deine Tochter ins Bett gehen und dann haben wir alle Zeit der Welt zum reden.“

„Und was willst du dafür?“

„Nichts.. ist kostenlos.“, schnurrte Yuki leise und hatte einen Plan geschmiedet.

Wenn er mit Miki alleine war, dann konnte er es endlich in die Tat umsetzen, er konnte ihn endlich umbringen. Es musste sein verdammt!

Er konnte keine Rücksicht auf ein Kind nehmen. Sie würde einfach mitkommen oder bei den Devils bleiben, das würde schon klappen.

Er selber hatte immerhin auch viel erleiden müssen.. okay dafür hatte er jetzt auch einen Knacks weg, aber selbst damit würde sie zurecht kommen.

Gott er war schon ein Arschloch.

Miki hingegen wusste nicht genau, was er davon halten sollte. Immerhin hatte er bisher von Yuki nichts bekommen, ohne das er irgendwie eine Gegenleistung bringen musste.

Was hatte er vor?

Irgendwie beunruhigte ihn das total und doch war er wahnsinnig neugierig darauf, was Yuki ihm erzählen wollte.

Doch erstmal sah er dem Blonden dabei zu, wie dieser zu Sayaka rüber ging und mit ihr ein paar Sachen vom Dach aufsammelte, wie etwas Moos, kleine Steinchen und Regen.
 

„Siehst du, jetzt haben wir ganz viel frische Luft und so gesammelt, jetzt wirst du erstmal eine Zeit lang überleben.“, murmelte sie glücklich, woraufhin Yuki grinsen musste.

„Ja, da hast du wohl recht. Und immer wenn es mir schlecht geht, dann rieche ich daran.“

Sayaka strahlte und nickte.

Das sowas einfaches und simples sie so glücklich machen würde, hätte er nie vermutet.

Er spielte noch etwas mit ihr im Regen herum, bis Miki auf die beiden zukam und sich leise räusperte.

„Ich will euch ja nicht stören..“

„Das tust du aber..“; murmelte Yuki leise und lugte zu Miki auf, welcher nicht minder durchnässt war, wie er selber. Dabei hatte der Regen vor einer Weile aufgehört, dafür war es aber sehr kalt geworden.

„Ja ich weiß, aber Sayaka muss ins Bett und außerdem ist es kalt und ich hab keine Lust mir eine Erkältung zu holen.“, murmelte er leise, worauf Sayaka eine traurige Schnute zog.

„Aber ich will noch mit Kaze spielen..“, murmelte sie leise, was Miki zum schmunzeln brachte.

Stimmte ja, sie kannte Yukis richtigen Namen noch garnicht. Aber das würde er ihr einfach morgen erklären, wenn sie alleine waren.

Jetzt wollte er seine Kleine nur erstmal schnell ins Bett stecken und dann mit Yuki reden.

Wie gut das sie auf der selben Etage noch ein Zimmer mit einem Doppelbett hatten, wo Sayaka schlafen konnte.

Also schnappte er sich das Kind an der Hand und ging mit den Beiden Richtung Tür.

An dieser wartete Miki noch einen Moment auf Yuki, welcher nochmals sehnsüchtig aufs Dach blickte, dann aber ebenfalls wieder im Haus verschwand.

Er wollte es sich selber nicht eingestehen, aber selbst ihm war es viel zu kalt geworden. Dennoch hatte er es sehr genossen, wieder die frische der Luft auf seinem Gesicht spüren zu können.

Und er würde nicht aufgeben, bis er wieder richtig frei war.
 

Doch jetzt wurde er von Miki in sein Büro bugsiert, wo er erstmal ein Handtuch für seine Haare bekam. Okay, er war wirklich durchnässt, aber das störte ihn irgendwie eher weniger, genau wie es Miki nicht zu stören schien, denn dieser brachte erstmal seine kleine Tochter ins Bett.

Neugierig beobachtete er das alles vom Schreibtisch aus und lächelte, als die Kleine in ihrem niedlich-chinesisch angehauchten Pyjama ins Büro kam und von da aus ins Badezimmer zu gelangen.

„Musst du garnicht wieder in den Keller?“

„Mal sehen.. erstmal muss ich mit Miki sprechen.“

„Aber nicht streiten!“

Yuki schüttelte den Kopf und schmunzelte.

„Hab ich nicht vor..“

Nein er wollte einfach nur die Wahrheit loswerden. Ob sie dann stritten.. okay, er hatte sich bei sowas immer nur schwer unter Kontrolle, aber er würde versuchen ruhig zu bleiben.... gut er hatte sich eben auf dem Dach versprochen Miki zu töten nachdem er alles wusste.. verdammt! Okay, er sollte das mit dem ruhig bleiben einfach vergessen.

Er musste irgendwie selber über sich grinsen, während er so darüber nachdachte und sah das kleine Mädchen wieder aus dem Bad kommen.

„Schlaf schön Kazeee~“, rief sie ihm noch zu und winkte etwas, worauf Yuki schmunzelte und ebenfalls winkte, sah wie die Tür einen Moment wieder ins Schloss fiel.

In der Zeit sah er sich fix im Büro um.

Okay mit den Fußfesseln konnte er keine großen Sprünge machen, aber vielleicht würde Miki sie ihm ja abnehmen.. obwohl.. für so dumm hielt er den Boss der Devils wirklich nicht.

Aber sonst? Was konnte er denn verwenden, damit er den Schwarzhaarigen schnell umbringen konnte?

Irgendwie wurde er selbst nervös, wenn er daran dachte. Miki war bisher immer so nett gewesen.

Ach Gott.. das alles machte ihm zu schaffen, er musste sehen, das er hier wieder weg kam!
 

Der Blonde lief etwas im Büro umher und sah auf dem Schreibtisch ein Bild stehen.

Bestimmt eines dieser klassischen Familienfotos mit Miki und seiner Familie, so schätzte Yuki es ein, doch als er das Bild in die Hand nahm, wanderten seine Brauen nach oben.

Miki und Sayaka waren darauf zu sehen, keine Frage, aber da war noch ein anderer Mann. Okay, sie sahen aus wie Freunde, aber irgendwie auch nicht.. Wer war der Kerl? Vor allem.. war er bei den Devils? Er hatte noch nie jemanden gesehen, der so aussah.

Doch... doch er kannte so jemanden.. er hatte ihn damals einmal in einem Bandenkrieg gesehen, aber das musste mindestens 5 Jahre her sein, wenn nicht länger, da hatte er so einen Mann schon mal gesehen. Aki hatte ihn jedoch irgendwann umgebracht, soviel er wusste. Aber in welcher Verbindung stand er zu Miki? Waren sie Geschwister gewesen? Nein das konnte nicht sein.. dazu sahen sie sich zu unähnlich.. und was war mit Sayaka? War das ihr Bruder? Oder... oder vielleicht?

Doch weiter kam er in seinen Gedanken schon garnicht mehr, da ging die Tür wieder auf und Miki kam herein.

Schnell stellte Yuki das Bild wieder weg und sah den Boss einen Moment unentschlossen an.

„Ihr habt auch alles hier oder? Badezimmer, Kühlschrank, nen Schlafzimmer.“

„Naja, so oft, wie ich die Nächte durchmache, ist das auch zwingend nötig.“, murmelte Miki leise und ging zu seinem Kleiderschrank.

„Willst du auch was trockenes zum anziehen?“

„Nein, ich bleib so.“

„Aber du wirst dich..“

„Ich sagte, ich bleibe so.“, murmelte er nochmals, worauf Miki mit den Schultern zuckte.

„Okay..“

Immerhin konnte er den Blonden ja nicht zwingen.

Er selber ging jedoch für einen Moment ins Bad und zog sich seine trockenen Klamotten an, denn er hatte nicht so große Lust darauf, krank zu werden.

Er hätte zwar noch gern geduscht, aber er wollte Yuki auch nicht zu lange warten lassen.

Schnell kam er also wieder ins Arbeitszimmer getippelt und knöpfte sich sein Hemd zu.

„Magst du wenigstens einen Tee?“

„Miki, ich bin nicht hier um mit dir Tee zu trinken oder sonst etwas. Du wolltest etwas von mir wissen und deswegen bin ich hier und wegen nichts anderem.“

Miki nickte und setzte sich dennoch eine Tasse auf.

„Ja, das weiß ich, aber dennoch kann ich dir doch eine Tasse Tee anbieten, oder nicht?“

Yuki seufzte leise und setzte sich in einen der Sessel vor Mikis Schreibtisch.

Dieser setzte sich neben den Blonden in einen weiteren Sessel und überschlug die Beine.

„Also.. schieß los.“

War es jetzt wirklich soweit? War der Moment gekommen, wo er jemanden erzählte, was wirklich in seinem Leben passiert war? Wieso er so einen Hass gegen Miki hegte?

Es war befremdlich und doch.. er sehnte sich diesen Tag schon so ewig herbei.
 

„Der Grund, warum ich dich so.. so sehr hasse ist, weil du ebenfalls ein Teil des ganzen bist.“

„Eh?“

„Du bist unbewusst ein Teil meines Lebens geworden, als meine Eltern getötet wurden.“

„Wie kann ich denn dadurch ein Teil deines Lebens geworden sein?“

„Weil sie dich zurück gelassen haben.“

„Wer?“

Herrgott, musste Yuki so in Rätseln sprechen?

„Deine Eltern..“

Miki sah Yuki einen Moment irritiert an. Was hatten seine Eltern denn damit zu tun?

„Weißt du eigentlich, wie deine Eltern so drauf waren? Wie viele unschuldige Menschen sie getötet haben?“

Miki kniff die Brauen zusammen.

„Nein, nicht direkt..“

„Ja, das dachte ich mir. Als Kind bekommt man da nicht so viel mit, hm? Aber ich habe als Kind sehr viel mitbekommen.. mehr als mir lieb war. Deine Eltern.. Satomi und Hiroshi.. so hießen sie doch..“

„Aber woher..“

„Ich sagte doch vorhin, ich habe mich informiert.. die Beiden.. damals waren sie die Anführer der Devils und haben ihnen den Namen gegeben. Daher kommt der Name. Wie ich dir gesagt habe, früher waren die Banden namenlos, aber schon da konnten es die Devils nicht ertragen, wenn jemand ging. Das alles hat sich erst geändert, als Hiroshi und Satomi nicht mehr waren, als sie endlich weg waren. Aber das habe ich selber nicht erlebt, ich habe das alles nur erfahren. Aber viele Devils, die gern gewalttätig waren, sind zu den Angels gewechselt, welche damals von einem Mann namens Kiritaka gegründet wurden.“

Das alles wusste Miki noch garnicht. Wie weit hatte Yuki zurück blicken müssen, um das alles zu erfahren? Und doch war es irgendwie so Zeitnahe. Er kannte diesen Kiritaka sogar noch. Kaede hatte Miki mal ein Foto gezeigt gehabt. Aber das war auch schon lange her.

„Und.. was hat das jetzt mit meinen Eltern zu tun?“

„Überleg doch mal Miki..“

Der Schwarzhaarige sah den Blonden sehr lange an, zuckte jedoch mit den Schultern.

„Keine Ahnung.“

Yuki seufzte leise und sah Miki nach, wie dieser aufstand und zum Wasserkocher ging.

„Willst du wirklich keinen Tee?“

Sollte das jetzt nen Scherz sein? Irgendwie fühlte er sich hier alles andere als ernst genommen!

Miki hingegen dachte wirklich noch angestrengt nach, doch irgendwie kam er zu keinem Entschluss.

Mit seiner Teetasse ging er wieder zurück zum Schreibtisch und lehnte sich, mit dem Hinterteil, an diesen und sah Yuki noch immer fragend an.

„Ich weiß es wirklich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, was meine Eltern getan haben sollen, sodass ich zwangsweise in dein Leben treten musste bzw es bin. Was haben meine Eltern denn getan?“

Yuki seufzte leise und stand auf, worauf Miki seine Teetasse zur Seite stellte.

„Ist das wirklich so schwer ja?“

„Anscheinend..“

Yuki sah Miki nochmal in die Augen, bevor er ein paar Schritte auf diesen zu ging und ganz nahe vor Miki stehen blieb.

„Was glaubst du wohl, was deine Eltern getan haben? Warum ich dich so hasse? Wieso du zwangsläufig in mein Leben getreten bist? Denk scharf nach Miki.. was habe ich dir gesagt, was deine Eltern getan haben? Grundlos? Immer wieder? Weil sie nicht wollten, das andere plauderten, wenn sie die Gang verlassen wollten?“

Miki schluckte etwas.

„Sie wollten das verhindern..“

„Und wie wollten sie das verhindern?“

Yukis Stimme wurde immer leiser und leiser und doch irgendwie immer bedrohlicher, doch er merkte, wie es in Mikis Kopf immer angestrengter ratterte und dann...

„Sie... sie haben sie.. umgebracht..“

„Aaah...“, hauchte Yuki leise und grinste wieder so böse, wie zum Anfang, wo sie sich das erste mal gegenüber standen.

„Aber... aber sie haben doch nicht deine..“

„Shhh.. sag nichts falsches Miki.“, murmelte Yuki leise und hielt seinen Zeigefinger vor Mikis Lippen, aber so, das er diese nicht berührte.

„Sag nichts, was du mal bereuen könntest..“

Miki starrte Yuki erschrocken an. Also wirklich? Seine Eltern hatten Yukis Eltern... umgebracht? Weil sie nicht wollten, das sie etwas verrieten?

„Aber das..“

„Schockierend nicht wahr? Ich war auch erschrocken, als ich gehört habe, das dein Vater schon tot war, bevor ich es tun konnte. Aber es war eine Erleichterung zu erfahren, das sie etwas zurückgelassen haben. Etwas.. was mindestens genau so gut ist.“

„Mich..“

„Oh du hast aufgepasst, du bist ein schlauer Junge.. wirklich.“

Miki biss sich auf die Unterlippe. Er hatte keine Ahnung verdammt. Er war damals 5 gewesen, wenn überhaupt. Er hatte doch keinerlei Einflüsse auf seine Eltern. Außerdem waren damals noch Alkohol und Drogen im Spiel. Das er selber keinen Schaden erlitten hatte, war wohl pures Glück gewesen, denn er hatte von ein paar Leuten gehört, das seine Mutter selbst in der Schwangerschaft gekokst hatte. Vielleicht war er deswegen nur so klein geblieben.

„Aber.. es war nur mein Vater, oder?“

„Ja, das war es.. deine Mutter hat sich immer sehr im Hintergrund gehalten, so sagt man. Während ihr Kind zu Hause geschlafen hat, hat sie mit deinem Vater die Straßen unsicher gemacht. Hmh.. sie war jung oder?“

„Ja sehr..“

Es stimmte, seine Mutter war selber erst 17 gewesen, als sie ihn – Miki – zur Welt gebracht hatte.

„Woher.. weißt du das alles?“

„Oh weißt du.. ich bin viel herum gekommen, hab viele alte Devils, die nun Angels sind, getroffen, hab mit ihnen gesprochen. Viele waren sehr begeistert davon, das ich Rache an dir wollte und da waren sie gesprächig musst du wissen. Im Grunde passt der Name 'Angels' garnicht zu denen.“

Miki lächelte knapp.

„Nein.. nicht wirklich.“

„Und der Name 'Devils' auch nicht zu euch. Es gibt einige der Angels, die zu den Devils wechseln wollten, aber Aki hat das immer zu verhindern gewusst. Sie wissen um dein gutes Herz.“

Miki sah auf.

„Ach ja?“

„Ja, stell dir vor. Aber Aki passt das garnicht, er schäumt vor Wut. Auch das viele der Spitzel, die sich bei euch eingenistet haben, irgendwann nicht mehr zurück gekommen sind, passt ihm garnicht.“

Nun musste Miki sogar grinsen. Da spannte er seinem Feind die Männer aus, ohne das er etwas davon mitbekam. Was war er doch für ein schlauer Bursche!
 

Doch so schnell, wie sein Grinsen gekommen war, war es auch schon wieder verschwunden, denn Yuki sah ihn wieder so ernst an.

„Was.. ist denn?“

„Weißt du was mir an der Sache nur garnicht passt?“

„An welcher Sache?“

„An der Sache, das ich dich noch immer abgrundtief hasse und dich noch immer umbringen will..“

„Achso... nein..“

„Das du eine kleine Tochter hast, die leiden wird, wenn ich dich töte..“

Miki sah Yuki in die Augen und wusste nicht, was er darüber denken sollte.

„Naja.. da hast du wohl recht..“

„Aber soll ich dir noch was sagen?“

Oh Gott, Miki wurde das alles jetzt schon wieder zu viel.

„Was denn?“

Yuki grinste wieder und lehnte sich etwas mehr an Miki heran, welcher sich instinktiv etwas weiter nach hinten lehnte. Was er nicht wusste war, das Yuki somit perfekt zu seinem Brieföffner greifen konnte.

„Es wird mich nicht daran hindern..“, knurrte Yuki wieder laut und hob seine Hand, damit er auf Miki einstechen konnte, dieser griff jedoch blitzschnell und ohne das er es selber überhaupt richtig realisieren konnte, die Hand des Blonden und hielt sie angestrengt fest.

„Yuki..“, murmelte er leise und unter Anstrengung, da der Kleinere wirklich Kraft zu haben schien.

„Lass das bitte..“, murmelte er weiter, worauf Yuki einen Moment an Kraft verlor, diese jedoch wieder auf seinen Arm drückte.

„Nein..“

„Bitte...“

„Ich sagte NEIN!“, rief er laut und versuchte etwas mehr Kraft aufzubringen, damit er es endlich zu ende bringen konnte, doch Miki knurrte leise.

Er konnte sich hier doch jetzt nicht einfach umbringen lassen.

Er musste an Sayaka denken, gerade an sie. Sie war doch sonst ganz alleine, bei ihrer Mutter.. nein, das durfte er garnicht soweit kommen lassen.

In einem Moment, wo Yuki langsam schwächer wurde, da er auf der Hand oder allgemein dem Arm nicht so viel Kraft zu haben schien, holte Miki mit der anderen Hand ebenfalls aus und schlug gegen Yukis Arm, welcher etwas zur Seite zuckte und er somit den Überraschungsmoment ausnutzte um dem Blonden das scharfe Messer aus der Hand zu schlagen.

Klirrend fiel es zu Boden, doch Yuki gab sich nicht geschlagen.

Er wollte wieder auf Miki losgehen, welcher aber diesmal geschickt auswich, Yukis Arm griff und diesen einfach auf den Rücken drehte.

„Aaaah..“, schrie er leise, da Miki ihm damit schon irgendwie etwas weh tat.

„Jetzt beherrsche dich endlich. Ich kann verdammt nochmal nichts für meine Eltern, okay? Ich kann nichts dafür, das sie deine Eltern umgebracht haben. Ich war selber erst 5 Jahre alt und wenn du deinen scheiß Frust wo auslassen musst, dann such dir einen anderen Dummen, ohne Kind!“, murrte Miki leise und versuchte Yukis Beinen auszuweichen, da dieser begonnen hatte auszutreten.

War dieser Junge denn niemals zu stoppen?

„Halt die Klappe!“, rief Yuki wieder und versuchte sich weiter zu wehren, doch Miki wurde es irgendwann zu dumm, deswegen drehte er Yuki wieder schroff um und drückte ihn mit seinem Oberkörper auf den großen Schreibtisch, pinnte dessen Arme einfach auf die glatte Holzplatte.

„Hör zu! Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun, denn ich hätte dich wirklich gern unter anderen Umständen kennen gelernt, da du echt okay zu sein scheinst. Aber ich kann es nicht rückgängig machen. Ich habe deine Eltern nicht getötet und dass das Blut meiner Eltern durch meine Adern fließt, habe ich mir auch nicht ausgesucht. Ich hätte sie vermutlich genau so versucht aufzuhalten, wie dich gerade, aber ich konnte es leider nicht! Und jetzt willst du einem armen kleinen Kind das selbe antun, wie du es damals erlebt hast? Nur weil du unbedingt deinen dummen Racheplänen nachjagen musst?“

Yukis Widerstand wurde langsam weniger, während er Miki so zuhörte.

Er hatte Recht.. er hatte so Recht, aber er wollte es sich nicht eingestehen, das er Recht hatte verdammt. Er konnte nichts dafür, dass seine Eltern getötet wurden. Keiner konnte das.. nur die Person, die selber schon lange tot war.

„Bitte.. hör auf damit.. das führt doch zu nichts..“

„Das kann ich nicht..“, murmelte Yuki leise und sah zur Seite.

Er fühlte sich gerade schutzlos ausgeliefert. So hatte er sich das letzte mal bei Aki gefühlt, als dieser ihn sich das erste mal einfach genommen hatte.

„Sicher kannst du..“

„Nein.. das ist mein Ziel im Leben..“

„Und danach?“

„Such ich mir ein neues..“, murmelte Yuki leise und schloss einen Moment die Augen, konnte Mikis leises Lachen jedoch hören.

„Und was ist, wenn du dir jetzt ein neues suchst?“

„Das wäre dann vermutlich das selbe, wie mein jetziges.“

Miki hob die Brauen.

„Wieso?“

„Weil da noch ein anderer Grund ist, warum ich dich töten will.“

Oh Gott.. wie viele Gründe konnte es für sowas denn geben?

„Und welchen?“

„Das sag ich dir nicht..“

„War mir klar..“, murmelte Miki leise und sah Yuki weiter an, wie dieser so unter ihm lag und gerade irgendwie garnicht mehr so böse wirkte. Etwas hatte sich verändert an ihm.

Etwas Melancholie lag in seinem Blick und er wollte wissen, woher diese Traurigkeit kam, welche ihn trieb.

„Wirst du es mir erzählen?“

„Wenn du mal wieder Fragen offen hast, vielleicht.“, murmelte Yuki leise und schloss seufzend die Augen, sah jedoch wieder auf, als er Mikis Finger über seine Hand gleiten spürte.

Einen Moment sah er irritiert aus, sah zu dem anderen herauf, welcher zu seinen Händen sah und sie einfach flach gegen Yukis drückte.

Ihre Hände waren in etwa gleich gross, nur hatte Yuki viel schlankere und längere Finger als er selber. Er hatte schöne Hände. Sie sahen garnicht aus wie von jemanden, der viel draußen unterwegs war.

„Du pflegst deine Hände viel, oder?“

Yuki schluckte und nickte etwas.

„Sie sind wichtig für mich..“, murmelte er leise und drückte seine Hand sacht gegen die von Miki, welcher schmunzelte und zu Yuki runter sah.

„Das solltest du auch, nicht das du irgendwann von irgendwas abrutschst, weil deine Hände voller Hornhaut sind.“, murmelte er grinsend, worauf Yuki ebenfalls leise lachen musste.

„Wird nicht passieren, ich bin Profi.“

„Ja.. davon geh ich aus.. pass dennoch auf dich auf.“, murmelte Miki leise, worauf Yuki ihn etwas verstört ansah.

Machte er sich etwa Sorgen?

Das hatte er schon ewig nicht mehr gehabt, dass jemand sich um ihn Sorgen gemacht hatte, die meisten waren froh, wenn er einfach weg war. War das vielleicht ein Grund, warum keiner nach ihm suchte?

Gerade merkte er wieder, wie einsam er eigentlich war.

Und auch Miki hatte gerade so ziemlich den selben Gedanken, während er Yuki so ansah, wie dieser so wehrlos unter ihm lag. Er bekam Sehnsucht nach Kaede. Er vermisste ihn so sehr.. Ob Yuki auch jemanden hatte, den er vermisste?
 

Sanft ließ er seine Finger immer wieder über die Handfläche von Yuki gleiten, bis er ihre Finger irgendwann einfach verhakte, als er keinerlei Widerstand bemerkte.

Oh oh, das war garnicht gut verdammt..

Auch Yuki schien etwas zu merken, aber er schien garnicht abgeneigt zu sein, so wie er lächelte. Verdammt, er hatte ein verdammt schönes und anziehendes Lächeln.

Unbewusst sackte Mikis Kopf immer weiter nach unten, bis sich ihre Nasen schon fast berührten, doch stoppte er.

„Wir.. sollten das nicht tun..“, murmelte er ganz leise und sah dem Blonden tief in die schönen Augen. Ihm war nie aufgefallen, das sie wirklich so schön waren, denn meistens, wenn er in sie hinein sah, waren sie vor Wut oder Spott verzerrt und strahlten eher Böses aus. Aber gerade..

„Nein.. sollten wir nicht..“, murmelte Yuki ganz leise zurück, lehnte sich aber dennoch etwas vor und berührte Mikis Lippen einfach mit seinen.

Er wusste nicht, was ihn hier trieb, eigentlich war er nicht schwul, ließ sich nur von Aki vögeln, weil er keine andere Wahl hatte... aber.. hatte er das wirklich nicht? Hätte er nicht schon lange einfach verschwinden können um sein eigenes Ding zu machen? Immerhin war er fähig zu allem. Wozu brauchte er eine Gang?

Aber das änderte nichts an der Tatsache, das er eigentlich garnichts von Miki wollte... geschweige denn von einem Mann! Er liebte Kira! Noch immer.. wieso also? War er schon so mürbe und verzweifelt, das er froh war, wenn überhaupt jemand bei ihm war?

Immer wieder trafen seine mit Mikis Lippen zusammen. Auch der andere schien garnicht mehr daran zu denken, einfach aufzuhören.

Vorsichtig schlang er also einfach seine Arme um Mikis Nacken und zog ihn weiter auf sich herauf.

Sein Körper kribbelte, sein Verstand schrie, er dürfte das nicht tun und doch tat er es.. und verdammt, es fühlte sich gut an!

Atsusa (Heat/Hitze)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Byôki (Krankheit)

SORRY SORRY SORRY!! Ich habs voll vergessen, hochzuladen >.<"
 

Kapitel 8: Byôki

(Krankheit)
 

Miki war hingegen vollkommen ahnungslos zurück in sein Büro gegangen, wo er beim Anblick des Schreibtisches wieder die delikaten Bilder ihrer Taten vor seinem inneren Auge zusehen bekam.

Das war wohl die Definition des Wortes Kopfkino. Leise kicherte er und ignorierte seinen beschleunigten Puls, an den er sich eigentlich schon gewöhnt hatte, wenn er in der Nähe des Blonden war.

Miki schob es auf das Adrenalin angesichts der Tatsache, dass er nun wusste, dass Yuki ihn töten wollte. Wenn er es nach ihrer durchaus heißen Nacht noch wollte. Der Dunkelhaarige würde sich der Gewalt stellen, so viel stand fest, doch hatte er nicht vor gleiches mit gleichem zu vergelten.

Yuki war ein Gefangener seines Hasses und seiner unendlichen Wut auf die Welt. Das letzte was er gebrauchen konnte, waren noch mehr Gewalt und Schmerz. Nein... Miki war der Meinung, dass es dem Kleinen eindeutig an Zuneigung und Zugehörigkeitsgefühl mangelte. Gut es war nicht die konventionelle Art, zu versuchen ihm eben dies in einem dunklen Kellerloch zu vermitteln, doch wusste Miki, dass er früher oder später aus jedem Raum mit Fenstern verschwinden würde.

Hatte er Anfangs nur versucht Antworten auf all seine Fragen zu bekommen, so machte er sich nach so kurzer Zeit voranging um das Wohl des Blonden sorgen.

Aus einem Gefangenem war ein Schützling und in gewisser Weise sogar ein Geliebter geworden.

Miki schmunzelte und sammelte seine Schreibtischutensilien wieder auf, welche Yuki so eiskalt auf den Fußboden befördert hatte. Nein mit wahrer und purer Liebe hatte ihre Beziehung noch lange nichts zu tun, doch konnte er nicht umhin zuzugeben, dass er ein körperliches Verlangen nach Yuki verspürte, welches er seit Kaede nicht mehr in sich gefühlt hatte.

Er wollte bei ihm sein, ihn berühren und ihn irgendwie sogar ein wenig glücklich machen und wenn es nur so klappte, dass er mit ihm schlief ohne ihn zu verletzen war es Miki durchaus recht.

Immerhin hatte er doch auch seinen Vorteil daraus oder? Lange schon hatte er sich einsam gefühlt, vor allem in den langen Nachtstunden in denen er grübelnd im Bett lag und sich fragte, ob es genau das war, was er sich von seinem Leben erhofft hatte.

Mit der großen Liebe die für immer verloren war, dafür mit einer kleinen Tochter, die irgendwann fragen stellen würde.

Fragen die er ihr vermutlich nicht beantworten konnte. Er wusste nicht, warum ausgerechnet sie solch ein Leben fristen musste... man konnte sich seine Eltern ja leider nicht aussuchen nicht wahr?
 

Das galt auch für ihn... brennende Wut durchströmte ihn, als er noch einmal an die hasserfüllten, doch gleichermaßen so verzweifelten Worte des kleinen Blonden dachte.

Es war kein Geheimnis, dass die ursprünglichen Gründer der Gang keine Wohltäter waren und es war ihm auch bewusst, dass Bandenkriege niemals ohne Blut und Todesfälle einhergingen.

Immerhin hatte er es selbst auf die harte Tour lernen müssen. Schließlich war auch Kaede absolut grundlos gestorben, weil er sein gutes Herz für einen Fremden, ja sogar für den Feind eingesetzt hatte.

Genau wie Miki es nun selbst tat. Nachdenklich hielt er den Brieföffner in der Hand. Es hätte so leicht gehen können....

Er hätte wieder bei Kaede sein können, doch was wäre aus Sayaka geworden? Wer hätte sich um sie gekümmert?

Er durfte nicht gehen und genau das machte ihm zum armen Schwein in der Geschichte. Wer auch immer Kira gewesen sein mochte, Yuki stand es jederzeit frei zu dieser Person zu gehen... ob im Leben oder im Tod... er war frei.

Miki hingegen war an diese Welt gebunden, sein Leben lang, da er eine Verantwortung tragen musste.... eine Last wie er in diesem Moment empfand...

Dennoch würde er nicht aufgeben, denn das lag nicht in der Natur eines Devils.... und er hatte Kaede ein Versprechen gegeben.

Leise gähnte er auf und streckte sich, bevor er den Brieföffner zurück legte. Nein er würde nicht mehr nach Hause fahren. Sayaka schlief schon und das Bett war breit genug, dass er sich noch daneben legen konnte.

Allerdings sollte er soweit gar nicht kommen, denn gerade als er mit seiner Zahnbürste im Mund noch schnell das Fenster im Büro öffnen wollte, um den vielleicht doch sehr verräterischen Geruch ihrer Taten verschwinden zu lassen, klopfte es leise an der Tür.

„Herein!“, nuschelte er so gut es ging und spuckte eine Ladung Zahnpastaschaum gegen die Fensterscheibe. Na toll. Naja er musste hier ja nicht putzen.

„Miki?“, er drehte sich um und zog irritiert seine Augenbrauen zusammen. Warum kam die Wache von Yuki zu ihm hier nach oben? Hatte der Blonde wieder irgendwelchen Mist gemacht?

„Was ist passiert?“, fragte er auch sofort alarmiert und wusste nicht, ob er aufatmen wollte, als sein Bandenmitglied schnell die Hände hob. „Nichts... oder noch nichts...“

„Warum, was hat er?“

Der Wächter zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht so genau... er hustet die ganze Zeit und wälzt sich hin und her... er wollte nicht das ich hierher komme, aber ich hab das Gefühl er ist wirklich krank...“, verunsichert biss sich der Boss der Devils auf die Unterlippe. Verflucht... hatte sich der Kleine auf dem Dach etwas weggeholt? Allerdings dauerten Erkältungen doch immer noch 7 Tage, bis sie zum Ausbruch kamen... andererseits war es im Keller nun wirklich nicht warm und der Ausflug auf das Dach hatte Yuki ja auch den Rest gegeben haben können.

„Ich komme sofort... leg dich hin, ich werde ihn heute Nacht bewachen.“, sein Bandenmitglied schien nicht überzeugt. „Boss, bei allem Respekt... er kann abhauen, bis du dort unten bist und wer sagt, dass er dich nicht überwältigt und flieht.“, irritiert blickte er sich um, als Miki sich in Bewegung setzte und nur schmunzelte.

„Wegrennen könnte er auch schon jetzt, immerhin vernachlässigst du deine Aufsichtspflicht und ich bin durchaus in der Lage mich zu wehren. Ich habe selten einen Wachmann erlebt, der sich so wenig über einen freien Abend freut.“, sie grinsten sich an und sein Kollege nickte nun endlich.

„Alles klar, aber Miki bitte pass auf dich auf. Ein Angel ist unberechenbar.“

„Und ein Devil nicht?“, Miki runzelte erneut die Stirn und der Andere zuckte nur mit seinen Schultern. „Das ist Ansichtssache.“
 

Kurz darauf war er wieder alleine und kramte in seinem kleinen Apothekenschrank nach irgendetwas brauchbarem, dass er Yuki einflößen konnte.

Er fand einige Schmerzmittel und sogar noch ein paar Lutschtabletten mit Erdbeergeschmack, welche noch von Sayaka waren. Doch was einem Kind half, musste für einen Erwachsenen nicht zwangsweise schlecht sein.

Außerdem fand er noch ein wenig Hustensirup, der noch verwendbar war. Auch der kam von Sayaka und Miki wusste, dass er nach Orange schmeckte.

Allerdings kam ihm Yuki auch häufig wie ein kleines Kind vor und er war sich sicher, dass er bittere Medizin sowieso verweigern würde.

Also war es nicht sonderlich schlimm, dass er ihm Medikamente seiner Tochter einflößte.

Der Wasserkocher blubberte in der Ecke, was ihm sagte dass er den Pfefferminztee des Blonden gleich aufbrühen konnte.

Schnell goss er das kochende Wasser in eine Thermoskanne und warf 2 Teebeutel dazu. Schön stark, damit er auch Wirkung zeigte.

Vielleicht sollte er Yuki auch etwas mitbringen, dass er wirklich mochte. Er hatte noch eine Kiste Cola im Nebenraum stehen und er wusste, dass Yuki total verrückt nach dem Zeug war.

Er selbst fand es nicht ganz so berauschend, doch hatte er in den letzten Tagen gemerkt, wie er den Kleinen am besten ködern konnte.

Schließlich ließ er sich jeden einzelnen Schritt bezahlen. Und was machte er? Er rannte diesem kleinen Miststück auch noch nach, dass genau wusste, wie er Miki herum kommandieren konnte.

Vielleicht war Yuki auch gar nicht krank, sondern brauchte ihn einfach nur wieder um sich, um ein wenig zu stänkern.

Wäre immerhin auch nicht das erste Mal.

Aber er sollte nicht so schlecht von Yuki reden. Insgeheim freute er sich doch darüber, ihn wieder zu sehen.

Miki mochte Yuki irgendwie... seine abweisende und zynische Art, welche er an den Tag zu legen gedachte war in seinen Augen nichts weiter als Fassade und wenn man hinter diese Maske blickte, konnte man einen absolut liebenswerten jungen Mann sehen.

Er platzierte alle Dinge, die er zusammen gesucht hatte auf einem kleinen Servierwagen und grinste in sich hinein.

Er kam sich vor, wie eine persönliche Krankenschwester und wenn Yuki ihn nun verarscht hatte, würde er sich noch viel mehr blamieren.

Vielleicht hatte er ein zu gutes Herz.
 

Bevor er sich auf den Weg zu Yuki machte, schlich er sich noch einmal ins Schlafzimmer und hauchte seiner kleinen Tochter einen sanften Kuss aufs Haar. Wieder wurde ihm schmerzlich bewusst, wie vielen Gefahren er sie doch aussetzte. Der Feind in seinem Bett, war da vielleicht schon das Sahnehäufchen auf dem riesigen Berg an Scheiße, der sich über die Jahre hinweg wie eine Mauer vor ihm aufgebaut hatte.

Und die leidtragende war Sayaka... sie allein und vielleicht Yuki, den er aus einem kranken Empfinden er Einsamkeit und des Verantwortungsgefühls heraus gefangen hielt, weil er meinte, er könne sein Leben verbessern.

Ob er ein Helfersyndrom hatte? Warum denn sonst glaubte er das Leben des blonden Angels auch noch verbessern zu können.

Langsam zog er sich wieder aus dem kleinen Schlafzimmer zurück und wandte sich erneut dem Servierwagen zu.

Er hatte noch ein Päckchen Zwieback aus dem Rucksack seiner Tochter stibitzt und wusste, er musste ihn sehr schnell ersetzen, denn sonst konnte Sayaka richtig böse werden.

Aber darüber musste er sich gerade keine Gedanken machen. Je länger er Yuki alleine ließ, desto eher hatte er die Flucht ergriffen, sollte all dies ein gewaltiger Scherz sein.

So leise wie möglich schob er den kleinen Metallwagen durch die nächtlich stillen Gänge seines Bürokomplexes, damit er keine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

Selbst die Devils würden sich über ihren Boss in ausgelatschten Pyjamahosen und mit einem Servierwagen mitten in der Nacht wundern.

Als er mit dem Fahrstuhl im Keller ankam und das Tablett mit den Utensilien, die wohl jede Krankheit abtöten konnten die Treppenstufen herunter tippelte, konnte er ein leises stöhnen ausmachen.

Kurz darauf hustete es ganz leise und danach räusperte sich Yuki vernehmlich. Entweder er war wirklich krank oder er hatte ihn wirklich verarscht.

Es war aber auch wirklich unheimlich zugig in diesem Keller.

Miki überlegte schon, ob er dem Anderen nicht ein besseres Zimmer zur Verfügung stellen sollte, aber der einzige Raum der in Frage käme, war der in dem gerade Sayaka in schönsten Träumen lag.

Und einen fremden Mann ins Bett seiner Tochter lassen? War er bekloppt? Die Alternative wäre, Yuki mit in sein eigentliches Zuhause zu nehmen, doch das wäre wahrscheinlich noch bescheuerte, wenn man bedachte, dass der Blonde ihn eigentlich umbringen wollte.

Er würde ihm ja die Eintrittskarte dafür schon auf dem Silbertellerchen servieren.

Langsam bog er um die Ecke und entdeckte erst einmal nichts weiter, als einen kleinen Haufen, aus Decken und Kissen.

„Hey...“, murmelte er leise, aber er erhielt keine Antwort. Miki runzelte einen Moment die Stirn und zuckte dann mit den Schultern. Wenn Yuki verstecken spielen wollte, bitte.... allerdings guckte sein Fuß an der Seite des Deckenberges heraus.

Er stellte das Tablett auf dem Tisch ab, auf dem der Wächter noch einige Kekskrümel hinterlassen hatte und schnalzte leicht mit der Zunge.

Er schüttelte den Kopf... wie gemein das war, seinem Gefangenem etwas vor zufuttern.
 

Als er die Zellentür aufschloss, konnte er wieder eine leise Hustenattacke seitens des Bettes hören und kurz darauf stöhnte Yuki gequält auf und rollte sich unter der Decke fest zusammen. Miki stellte das Tablett nun in der Zelle ab und hockte sich erneut auf den kleinen Hocker vor das Bett in dem der Blonde lag.

„Alles in Ordnung Yuki?“, wieder kam keine Antwort, denn der Kleine hatte sich kurzfristig dazu entschlossen, sich schlafend zu stellen. Immerhin würde er so dem neugierigen Blick des Dunkelhaarigen entgehen.

Er sollte ihn nicht sehen, wenn er sich fühlte wie ein Haufen aus purem Elend.

Außerdem merkte er selbst jetzt, wo er seinen Widersacher noch nicht angesehen hatte, wie sich sein Puls beschleunigte und er unweigerlich an die Geschehnisse in Miki's Büro erinnert wurde.

Er hatte diesen Akt so schön verdrängt verdammt und nun kam der Schwarzhaarige daher und hockte sich hier einfach neben ihn.

Und jetzt lachte er auch noch leise. Murrend drehte er sich auf die andere Seite und versuchte einen falschen Schnarcher.

Miki grinste leise. „Jetzt tu doch nicht so... was ist denn los?“, wieder erhielt er keine Antwort und seufzte leise aus.

„Weißt du was ich gehört habe? Mein Wächter kam zu mir, als ich gerade meinen wohlverdienten Schlaf nach diesem traumhaften Sex auf meinem Schreibtisch...“, wieder schmiss Yuki sich murrend auf die Seite, was den Effekt hatte, dass er sich die Worte des Dunkelhaarigen nicht mehr anhören brauchte.

Wieder lachte Miki leise und Yuki überlegte wirklich, wie hoch seine Chancen standen ihm blind in die Eier zu treten.

„Jedenfalls....“, genüsslich lehnte er sich etwas vor, Yuki konnte es fühlen, denn der Druck auf der Matratze verlagerte sich.

„..hat mein Wachmann mir gesagt, dass es dir ziemlich mies geht und er war wirklich besorgt, dass du sterben könntest, weil du offensichtlich schwer krank...“, ein leises schnaubendes Grunzen unterbrach ihn erneut und Miki musste leicht lachen. „Ach komm schon... oder hast du mich nur hier runter geholt, weil du willst das ich dich noch mal vö...“

„JETZT REICHTS!“

Yuki saß plötzlich kerzengerade im Bett und starrte Miki stocksauer und knallrot im Gesicht angelaufen an.

Er jappste nach Luft und wollte gerade zu einer Schimpftirade ansetzen, doch ein neuerlicher Hustenanfall schüttelte ihn kräftig durch.

Miki stand sofort auf und griff den etwas kleineren Mann an den Schultern und strich sanft darüber.

„Also doch krank was?“, murmelte er leise und ließ sich einfach auf das Bett neben den Blonden fallen.

„Fass...“, wieder hustete er kräftig und schüttelte sich, bevor er die Hände des Dunkelhaarigen abschüttelte.

„Fass... mich nicht an mit deinen... Schwuchtelfingern...“, brachte er – wie er glaubte – böse hervor und wischte sich den Speichel vom Mund. Nun sabberte er sich beim husten auch noch voll.

Dennoch hatten seine harten und zugegebenermaßen unfairen Worte seinerseits ihre Wirkung gezeigt... denn Miki hatte ihn losgelassen, als hätte er sich verbrannt.

Fast tat es Yuki leid, doch konnte er einen verrückt spielenden Hormonhaushalt nicht noch zusätzlich zu seiner Erkältung gebrauchen.

Und leider roch Miki so unheimlich gut und war immer noch so schön warm und weich. Und ihm war doch so furchtbar kalt.

Wie gerne hätte er sich nun gegen seinen Todfeind gekuschelt, sich von den starken und doch so sanften Armen halten lassen, sich wieder so geborgen gefühlt.

Aber er durfte es nicht.... schon allein um Kira's Willen. Auch wenn sie sicherlich gewollt hätte, dass er glücklich werden würde.

Allerdings konnte Yuki sich auch nicht vorstellen, warum er ausgerechnet mit Miki sein Glück versuchen sollte.

Nur weil er den wohl besten Sex seines Lebens mit ihm hatte? Niemals so erschien es ihm, hatte er sich so lange so furchtbar kribbelig gefühlt, wenn er mit jemandem geschlafen hatte. Miki brachte ihn um den Verstand... selbst jetzt noch.

„Und weil du so hetero bist, hast du dich mir gerade hingegeben, als wäre es das letzte Mal, dass dir die Ehre zuteil wird von einem Mann gefickt zu werden?“, Yuki konnte spüren, dass er ihn verletzt hatte.

Zum ersten Mal hatte er Miki wirklich wehgetan und es war so viel einfacher gewesen, als ihm körperliche Schmerzen zuzufügen.

Warum aber tat es ihm schon wieder leid? Warum wollte er nicht, dass die Schokoladen braunen Augen ihn so traurig und irgendwie auch verdeckt zornig ansahen?

„Ich bin hetero... ich... ich hatte eine Freundin bevor das mit Aki passierte!“, versuchte er sich zu verteidigen und klang dabei schon fast so schuldbewusst, wie ein kleiner Schuljunge, den man dabei erwischt hatte, wie er einen Lolli geklaut hatte.

„Und der hat mich dazu gezwungen, also kannst du nicht davon ausgehen, dass ich schwul bin, auch wenn das gerade in deinen ausgehungerten Hormonhaushalt passt!“, warum rechtfertigte er sich eigentlich?

Schnell schlang er seine Arme um die schlanken Beine und zog seine Knie nahe an sein Gesicht. Sein Kinn bettete er sanft darauf und blickte stur in den Raum...

„Aber mit mir hast du freiwillig geschlafen verdammt... DU warst es doch der mich geküsst hat!“, rief Miki aufgebracht und Yuki hatte den Eindruck, dass er ihn gleich alleine hier sitzen lassen würde.

Ihm war es nur recht, es ging ihm einfach viel zu beschissen, als das er sich nun rum streiten wollte.

Dennoch blieb er sitzen und Yuki hustete wieder angestrengt auf. Verflucht nochmal... er wollte endlich schlafen können und er wollte, dass dieses blöde Licht ausgemacht wurde.

Es blendete ihn unheimlich.

Miki hingegen musterte ihn noch einen Augenblick argwöhnisch und der Blonde wusste, dass der Dunkelhaarige es nicht glaubte... er glaubte ihm verdammt nochmal nicht, dass er böse zu ihm sein wollte.

Das wollte Yuki ja auch nicht... es tat ihm leid, wenn er Miki wehtat. Dieser verfluchte Sex hatte ihn weich gekocht... definitiv.
 

Als er keine Antwort bekam drehte Miki sich ein wenig verletzt zur Seite. Aber was hatte er denn erwartet? Dass sie nun die besten Freunde waren, dass sich sich vertrauten und sich ewige treue schworen?

Sie waren Feinde, Yuki wollte ihn nach wie vor umbringen und sie hatten zusätzlich noch das Problem, dass sie sich näher gekommen waren, als sie es jemals gedurft hätten.

Beabsichtigt hatte er das und dieses Gefühlschaos, welches ihn nun umso mehr belastete sicherlich nicht.

Leise seufzte er und stand schlussendlich auf, als Yuki von einem erneuten Hustenanfall geschüttelt wurde.

„Wie dem auch sei... du brauchst Medizin... du bist wirklich krank.“, er nahm sich die Decke und wies Yuki mit einem Blick an, sich wieder hinzulegen.

Es wunderte ihn schon ein wenig, dass der Kleine ohne einen Widerspruch gehorchte. Lächelnd deckte er ihn zu und schob die enden der Bettdecke sanft unter die Schultern des Kleinen.

„Ich bin nicht krank ich hab nur was im Hals...“, murrte er leise und war irgendwie sogar froh darüber, dass Miki nicht weiter in ihrem sexuellen Abenteuer herumstocherte und das er ihm allgemein nicht mehr so nahe war.

Sein innerer Impuls war immerhin nach wie vor genau dort weiter zu machen, wo sie früher am Abend angefangen hatten.

Doch das würde nicht gut sein... er machte sich viel zu Abhängig von der Sanftheit und der Zärtlichkeit des Chefs der Devils.

Er wollte von niemandem mehr abhängen, er wollte doch eigenständig und frei sein. Niemals wieder sollte ihm so etwas, wie mit Kira passieren.

Er wollte und konnte sein Herz nicht wieder öffnen, auch wenn Miki sicherlich ein Mensch war, der es verdienen würde...

Und ein Mensch, der Yuki sicherlich auf Händen tragen und ihm ein besseres Leben ermöglichen würde.

Der Blonde ahnte irgendwie, dass er Miki durchaus vertrauen konnte, dass er sich ihm anvertrauen und sich von ihm schützen lassen konnte.

Aber er konnte es nicht. Sein ganzes Leben lang hatte er nur für die Rache an der Familie des Dunkelhaarigen gelebt. Er hatte nur ein Ziel gehabt... Verderben bringen, Miki zu verletzen und ihm dasselbe anzutun, was auch er selbst hatte erleben müssen.

Wenn dieses Ziel zunichte gemacht wurde, aus welchem Grunde lebte er noch?

Wäre nun der Zeitpunkt gekommen, Kira endlich zu folgen? Doch würde sie ihn überhaupt noch haben wollen?

Hieß es nich, solange bis der Tod euch scheidet? Waren sie nun für immer getrennt und würden sie nie wieder zueinander finden, selbst wenn Yuki sein Leben aus purem Egoismus wegwarf?

Seufzend drehte er seinen Kopf zur Seite, während Miki etwas kramte.

Yuki konnte nicht sehen, was er dort tat, aber es konnte nichts gutes verheißen.
 

Miki hatte unterdessen schweigend die Medikamente sortiert und Yuki ein kleines Plastikbecherchen mit dem gut riechenden Saft fertig gemacht, sowie eine Lutschtablette und eine Tablette des Schmerzmittels in die Hand genommen.

Mit den Sachen begab er sich wieder zum Bett des Kleineren, setzte sich allerdings wieder auf den krüppeligen Stuhl, auf dem er nach Yuki's Meinung um einiges besser aufgehoben war.

„Hier nimm das?“, Miki schmunzelte, als Yuki genau das Gesicht zog, welches er schon erwartet hatte.

Auch Sayaka war Medizin gegenüber sehr skeptisch. „Nein.“, kam die trotzige Antwort und Miki grinste wieder.

„Du bist wie Sayaka... komm schon das Zeug hilft.“, er wollte dem Blonden den Becher an die Lippen halten, doch der drehte nur den Kopf weg und maulte leise auf.

„Das schmeckt scheiße!“

„Ach was!“

„Doch es ist bitter!“, jammerte der kleine Blonde wieder trotzig und verschränkte seine Arme vor der Brust.

Wie süß er doch war...

Miki lächelte wieder liebevoll und strich Yuki sanft durch die Haare, so wie er es auch bei seiner kleinen Tochter immer tat, wenn sie traurig oder krank war.

Erst zuckte Yuki zurück, doch dann merkte er anscheinend, dass er ihm nicht wehtun wollte. Es tat ihm weh zu sehen, dass der Kleinere bei jeder noch so kleinen Berührung eine Attacke vermutete.

Wie oft musste Aki ihn körperlich misshandelt haben? Von Yuki's Seele wollte er gar nicht reden, aber wie konnte man einen Menschen so unheimlich fertig machen, den man im Grunde nicht kannte und den man absolut nicht verdiente? Wie konnte man jemanden verletzen, der Schutz so dringend benötigte.

„Was machst du, wenn ich dir sage der Saft ist lecker?“

„Dich für noch verrückter halten, als ohnehin schon.“

Einen Moment sahen sie sich in die Augen und Miki grinste schelmisch, während Yuki wieder ein wenig rot auf den Wangen wurde.

Dem Blonden schien die Erinnerung an ihre gemeinsame Liebesnacht nicht wieder aus dem Kopf zu gehen.

Gut ihm selbst ja auch nicht, doch hatte Miki den Eindruck, dass er bei weitem besser damit umgehen konnte.

Er kicherte wieder.

„Der Hustensaft und die Lutschtabletten sind von Sayaka, sie schmecken lecker.“, jetzt schien der Blonde seine Ohren zu spitzen und er blickte Miki misstrauisch an.

„Echt?“

„Wenn ich lüge darfst du mich schlagen!“; okay das schien zu ziehen, denn schneller als er gucken konnte hatte Yuki den kleinen Becher mit Hustensaft geleert und schnappte sich auch das Paracetamol, welches er schnell mit Tee herab spülte.

Die Lutschtablette beobachtete er einen Moment skeptisch und steckte sie dann in den Mund.

Miki hatte recht gehabt... die Sachen schmeckten wirklich sehr lecker.

Dennoch holte Yuki mit der Faust auf und schlug sie Miki leicht auf den Arm. „Hey wofür war denn das bitte?“, murmelte er gespielt schockiert und blickte den Blonden an, welcher unter der dicken Decke und mit den fiebrigen Augen wieder so unheimlich verletzlich und einsam wirkte.

„Nur so...“

„Na danke... ich bin immer so nett zu dir und das ist der Dank.“, wieder grunzte Yuki auf und schüttelte den Kopf.

„Glaub nicht das ich dich dafür liebe?“

„Nicht... soll ich dich nochmal ein wenig geil machen?“, Miki hatte es faustdick hinter den Ohren und das musste nun auch der Blonde realisieren. Wieder schlug er leicht zu und Miki kicherte leise.

„Du bist blöd... mach dich nicht darüber lustig!“

„Dann sag doch einfach das es dir gefallen hat!“

„Wieso? Holst du dir dann heute Nacht im Bett einen runter, weil du dein Gewissen beruhigt hast und dich nicht mehr fühlst, wie ein Vergewaltiger?“, leichte Schweißperlen begannen sich auf der Stirn des Blonden zu bilden und Miki ignorierte die leichte Spitze des Kranken erneut, flößte ihn dafür lieber Tee ein.

„Bäh... hast du keinen Früchtetee?“, murrte er daraufhin und schielte auf das Tablett.

„Oder... Zucker?“, Miki schmunzelte... ohja Yuki war wirklich wie ein kleines Kind.

Er hatte ihn mit jeder Minute, die er mit ihm verbrachte ein wenig lieber.

„Nein habe ich nicht.“

„Und so einer fragt sich warum ich ihn nicht leiden kann.“, murrend warf sich Yuki wieder in die Kissen und schloss seine Augen.

„Naja... warum solltest du mich nicht leiden können, schließlich umsorge ich dich, auch wenn ich schlafen könnte, vernachlässige meine Tochter und bringe dir Cola mit!“ Wenn Yuki zuvor desinteressiert zur Decke geschaut hatte, blickte er Miki nun wieder direkt an.

„Warum solltest du mich so verwöhnen?“, murmelte er dann wieder aus und beobachtete den Schwarzhaarigen genau dabei, wie er wirklich eine Flasche Cola unter seinem Stuhl hervor zog und ein wenig davon in einen Plastikbecher schüttete.

Pink mit Lillifee... na toll...

Dennoch nahm Yuki die Flüssigkeit dankend an, denn sein Hals fühlte sich noch immer sehr rau und trocken an.

Es war schlimm, denn so wurde sein Hustenreiz nur noch mehr verstärkt. Er trank einige Schlucke und schloss entspannt die Augen, bevor er Miki wieder ansah. Er wirkte müde und irgendwie angespannt. Sicherlich sorgte er sich um Sayaka, welche ganz alleine oben in seinem Büro war.

So musste ein Vater für sein Kind fühlen und nicht wie die Eltern von Miki selbst es getan hatten. Anscheinend war ihnen ihr Sohn vollkommen egal.

Warum war Miki so? Er hätte abstumpfen können, wie Yuki selbst... er hätte den grausamen und brutalen Weg seiner Eltern fortschreiten können und genauso grausam herrschen können, wie Aki es doch auch tat.

Aber nein... alle Devils liebten Miki, Angels liefen zu ihnen über und begannen Miki ebenfalls zu lieben.

Sogar er selbst war hier und schaffte es einfach nicht mehr die Mauer aus Hass und Zerstörungswut aufzubauen, die er in den Reihen der Angels noch spüren konnte.

Ein Blick in die Augen des Schwarzhaarigen, ein sanftes Lächeln, welches nur für ihn bestimmt war und Yuki schmolz dahin wie Butter in der Sonne.

Er blinzelte... er war verrückt... und daran war Miki schuld.

„Miki?“

„Hmmm?“, der Dunkelhaarige schrak auf. War er eingenickt? Das war beinahe schon süß.

„Kannst du das Licht ausmachen? Es blendet so... ich hab … ein wenig Kopfweh.“

„Doch krank?“

„Nur wenn du mich dann in Ruhe lässt.“, Yuki gab sich brummend geschlagen, lächelte aber, als Miki wirklich aufstand und das Licht ausmachte.

Er rechnete damit, dass er nun ging, damit Yuki etwas schlafen konnte, doch Miki setzte sich wieder auf den Stuhl und zog die Decke etwas fester um den Kleinen.

„Was hast du vor?“

„Naja ich halte natürlich Wache. Du bist krank und mein Wachmann hat heute Abend frei.“

„Und deshalb passt der Boss persönlich auf mich auf?“, sein Spott ging erneut in einem Hustenanfall unter und Miki zog ihn sofort in eine aufrechte Position, damit er den zähflüssigen Schleim, der sich in der Zwischenzeit gebildet hatte besser abhusten konnte.

Danach legte Yuki sich wieder hin und drehte sich schwerfällig auf die Seite, damit er Miki ansehen konnte.

„Sieh es als persönliches Interesse an.“

„Was?“

„Ich habe doch gesagt das ich aufpassen werde, dass dir während deiner Zeit hier nichts passiert. Und wenn man krank ist will man doch nicht gerne alleine sein, oder?“, das stimmte. Yuki würde am Liebsten in einem warmen Bett liegen, von irgendjemandem, am Liebsten seiner Mutter eine warme Milch mit Honig bekommen und einfach wissen, dass er lieb gehabt wurde.

Aber war es nicht so?

Okay Miki war durchaus nicht seine Mutter und die warme Milch war ne Flasche Cola, aber fühlte Yuki sich nicht irgendwie gemocht und anerkannt?

„Aber du wirst doch frieren...“

„Das macht nichts...“, murmelte der Andere leise und strich Yuki über die Haare. Sie sahen sich in der Dunkelheit an, ohne sich wirklich zu sehen.

„Schlaf jetzt... ich werd bei dir sein und aufpassen, dass nichts passiert.“, Yuki wurde rot... das Miki auch noch so offen aussprechen konnte, dass er ihn mochte. Klar die Worte waren gut verpackt und doch verstand er die Botschaft.
 

Es dauerte lange, bis Yuki wirklich eingeschlafen war. Es fehlte ihm einfach noch das Vertrauen in Miki und sein Husten ließ ihn auch immer wieder aus seinem seichten Schlaf schrecken.

Aber seit gut einer Stunde strich Miki dem schlafenden nun leicht durch die Haare und über die Wange.

Yuki war heiß und sein schmaler Körper zitterte unter der dicken warmen Decke. Er vermutete, dass der Kleine hohes Fieber hatte, doch war alles was er hatte ein Rektalthermometer und Miki konnte sich vorstellen, was sein Widersacher mit ihm tun würde, wenn er es ihm in den Po schob.

Irgendwann allerdings stand er auf und machte im nahegelegenem Badezimmer einen Waschlappen nass.

Diesen legte er Yuki auf die erhitzte Stirn. Nun fühlte er sich wenigstens, als hätte er irgendetwas getan.

Die Stunden zogen sich dahin, wie Kaugummi und Miki seufzte leise aus. Seine Augen juckten vor Müdigkeit und immer wieder ruckte sein Kopf nach unten, wenn er in leichten Sekundenschlaf verfiel.

Dennoch hielt Miki sich irgendwie in der Dunkelheit wach und lauschte den Atem des Blonden, welcher rasselnd und unregelmäßig ging.

Seine Hände, welche auf der Decke lagen waren eiskalt und so schob Miki sie schnell unter den dicken Stoff.

Yuki rührte sich nicht und so kam es, dass auch Miki irgendwann nicht mehr die Kraft hatte aufrecht sitzen zu bleiben. Er legte seinen Kopf auf die Matratze und schloss die Augen. Er würde nur ein wenig dösen... aber ganz sicher nicht einschlafen...
 

Natürlich schlief er ein. Wie konnte er auch nicht, bei so einer Nacht. Sie zerrte schon jetzt an seinen Nerven und am nächsten Morgen würde seine Tochter bestimmt mit ihm Frühstücken wollen und da kam es vermutlich nicht so gut, wenn er versuchte sich in seinen Cornflakes zu ertränken, nur weil er die Augen nicht offen und den Kopf nicht aufrecht halten konnte.

Jedoch bekam der schlafende Chef nicht mit, wie der blonde Junge neben ihm wieder erwachte und schwerfällig atmete.

Gott ihm ging es so dermaßen scheiße. Er bekam kaum Luft, warm war ihm auch und wenn er unter der Decke hervor kam, war ihm kalt.. War das eine scheiße verdammt. Hätte er doch nur warm geduscht!

Leise schnaufend und keuchend setzte sich Yuki auf und sah etwas dumm drein, als ein feuchter Lappen von seiner Stirn rutschte.

„Nanu..“, murmelte er leise und nahm den Lappen in die Hand, sah dann zu Miki, welcher auf seiner Matratze lag und pennte.

Der hatte auch die Ruhe weg, oder? Pennte hier ein, am Bett seines Todfeindes und bekam garnichts mehr mit. Er war schon nen schöner Chef. Und was wäre, wenn Yuki ihn jetzt einfach umbrachte? Dann hätte er sein Ziel erreicht.. aber wie weit würde er kommen mit dieser Erkältung?

Yuki schloss einen Moment die Augen, da sich alles begann zu drehen und zu kreisen. Gott ihm war so schlecht!

Vorsichtig ließ er sich wieder auf den Rücken fallen und sah an die Decke, bevor er seinen Blick etwas zur Seite drehte und Miki anblickte, welcher so friedlich an seinem Bett schlief.

Das er so viel Vertrauen in Yuki hatte, verwunderte ihn schon sehr.

Allgemein war dieser Mann ein Mysterium. Er versuchte Miki zu töten, warf ihm noch so schlimme Dinge an den Kopf, versuchte ihn zu provozieren und irgendwie aus der Reserve zu locken, nur damit er einfach einmal dieses dumme, sympathische Grinsen aus dem Gesicht verlor und schaffte es nicht und dann... dann sagte er einmal, er solle ihn mit seinen Schwuchtelfingern nicht anfassen und er war zu tiefst getroffen.

Hätte er das doch nur früher gewusst verdammt, das hätte alles so einfach gemacht!

Aber inzwischen.. wieso tat es ihm eigentlich leid, das er Miki vorhin so angefahren hatte?

Miki hatte recht, ER hatte begonnen den Chef der Devils zu küssen, nicht dieser, auch wenn Miki Andeutungen gemacht hatte, das er es gern gewollt hätte, aber Yuki hatte es getan!

Yuki seufzte aus und hustete wieder leise.

Diese Gefangenschaft tat ihm keineswegs gut. Weder seiner Gesundheit, noch seinem Gefühlshaushalt. Er wurde ja richtig sentimental.. schrecklich. Wann war er das letzte mal wirklich nett zu jemanden gewesen? Einfach weil er gern nett sein wollte? Sayaka einmal außen vor gelassen?

Das letzte mal war er es zu Kira.. und das war auch schon 1 ½ Jahre her. Danach war er nie wieder nett zu jemanden gewesen bzw. hatte der Person gezeigt, das er auch sowas wie Gefühle hatte.

Er hatte sie weggesperrt.. tief in seinem Innern.

Und jetzt? Jetzt schaffte es irgendein Kerl sie wieder auszugraben. Aber er wollte das garnicht, er wollte nicht schon wieder Leid empfinden müssen. Er hatte es doch so gut geschafft sie wegzuschließen.

Oder war das nur ein Trugbild, was er mit sich herum schleppte? War er vielleicht doch besser zu durchschauen, als er selber vermutete?

Yuki seufzte genervt aus und setzte sich wieder hin. Er hatte das Gefühl zu ersticken, wenn er weiter auf dem Rücken lag.

Miki würde ihn hier schon irgendwann wieder heraus lassen und dann würden sie sich nie wieder sehen! Genau! Er würde einfach weggehen von hier.. einfach irgendwohin, wo ihn keiner kannte, keiner finden konnte und auch nicht einfach wegsperren konnte! Also.. das war ja wohl das letzte Mal, das er so lange in Gefangenschaft lebte.

Der Blonde nickte zu sich selber, sah aber auf, als Miki etwas seufzte und seinen Kopf in seine Richtung drehte, jedoch noch immer zu pennen schien. Der hatte Nerven.

Yuki schmunzelte etwas und dachte kurz nach, sah sich dabei im Zimmer... okay Moment STOPP es war noch immer eine ZELLE und kein ZIMMER, davon war er weit entfernt. Okay, also sah er sich in dieser dunklen Zelle um und schnaufte.

Herrjeh, seine Gedanken machten sich selbstständig.

Auf dem kleinen Wägelchen, welches Miki mit hier herunter gebracht hatte, lag noch eine Decke, wie es schien. Und er würde irgendwie gern den Lappen in seiner Hand wieder nass machen, denn der war wieder Knochentrocken und spendete ihm nicht wirklich Abkühlung.

Okay, dann musste er das vielleicht mal versuchen.

Vorsichtig kramte er sich aus der Decke und kroch ans Ende des Bettes und vorsichtig an Miki vorbei, damit dieser auch schön weiter schlafen konnte.

Immerhin wollte er dessen Gebrabbel nicht wieder ertragen!

Als er am Bettende saß, schwang er seine Füße aus dem Bett und erschauderte stark.

„Fuck ist das kalt..“, murmelte er ganz leise und stand vorsichtig und sehr wackelig auf. Also, fester Stand war etwas anderes. Er war froh, wenn er gleich wieder im Bett liegen würde.

Frierend und zitternd watschelte Yuki zu seinem Waschbecken und verschnaufte dort für einen Moment und röchelte wieder leise.

Krank sein war beschissen. Er könnte so schön abhauen, Miki umbringen, Sayaka mitnehmen.. und was war?

Er grunzte leise und ließ kaltes Wasser über seinen Waschlappen laufen, wrang diesen vorsichtig wieder aus und wollte schon zum Bett zurück gehen, als ihm die Decke einfiel.

Einen Moment haderte er noch mit sich, aber er wollte Miki nicht auch unbedingt eine Erkältung andichten. Er konnte sich vorstellen, dass Miki mindestens genau so nörgelig war, wie er selber, wenn er krank war. Und das musste er sich nicht geben!

Also nahm er die Decke vom Wagen herunter, entfaltete diese und warf sie vorsichtig über den Dunkelhaarigen, welcher leise knurrte und irgendwas von heißen Klößen babbelte.

Aha, hatte der Herr wenigstens einen schönen Traum ja?

Er konnte Yuki ruhig was abgeben..

Dennoch musste der Blonde lächeln und krabbelte wieder zurück in sein Bett, patschte sich den Lappen wieder auf die Stirn und seufzte leise aus.

Der Feind an seinem Bette.. wie das passte.

Yuki drehte den Kopf wieder etwas und beobachtete den Dunkelhaarigen dabei, wie er selig vor sich hin träumte.

Das er so viel Vertrauen in Yuki hatte.. wieso eigentlich?

Es wollte nicht in seinen Kopf. Er verstand diesen Mann einfach nicht. Und vermutlich war es umgekehrt nicht viel anders.

Was ging nur in diesem hübschen Köpfchen vor sich? Er würde es gern verstehen.. vor allem würde er gern verstehen, warum Miki sich Yuki als Gefangenen hielt. Was hatte er nur davon?

Yuki drehte sich auf die Seite, sodass er Miki weiter ansehen konnte und hing weiter seinen Gedanken nach, bis auch ihn die Müdigkeit wieder übermannte und er in einen Traumlosen Schlaf abdriftete. Es war schlimm in Gefangenschaft zu stecken, man hatte auf einmal so viel Zeit zum nachdenken. Etwas, was er immer versucht hatte zu vermeiden, da ihm sonst immer so viele Dinge wieder in den Sinn kamen, über die er gar nicht nachdenken wollte. Gefühle, die er abtöten wollte und glaubte es auch geschafft zu haben. Aber gerade.. gerade hatte er das Gefühl langsam wieder zu dem zu werden, der er einst einmal war.. bevor ihn Kira verlassen hatte und das machte ihm Angst.
 

Der nächste Tag begann für den Dunkelhaarigen ernüchternd. Ihm tat alles weh. Seine Beine, sein Rücken, sein Nacken.. ALLES!

Es fühlte sich an, als hätte er auf einer Nagelbank geschlafen. Okay, es war ein Steinboden, das machte die Sache aber nicht erträglicher.

Doch etwas ließ ihn stutzen.

Einen Moment musste er realisieren, was es genau war, bis er bemerkte, das eine Decke auf ihm lag.

Aber er hatte doch wohl nicht.. Sein Blick ging nach oben zum Gefangenen.. nein .. Yuki hatte seine Decke noch, also hatte er ihm diese im Schlaf nicht geklaut und auch der Blonde war noch da.

Dennoch verwirrte Miki das ungemein. War Yuki etwa aufgestanden und hatte ihm die Decke übergeworfen?

Fragend sah er zum Servierwagen, wo die Decke gelegen hatte. Er hatte sie zur Vorsorge mit nach unten genommen, denn er wusste immerhin nicht, wie sehr Yuki am frieren war und deswegen hatte er es als besser empfunden, noch eine extra Decke mitzunehmen. Und wirklich, es war die Decke, die Miki über sich hatte, die gestern Abend noch auf dem Wagen gelegen hatte.

Verstört sah er wieder zu Yuki, welcher klein zusammengerollt unter der Decke pennte. Nur ein paar Haarfransen lugten hervor.

Ein leises Röcheln verriet dem Devil, das Yuki noch am leben war.. sehr schön.

Er wollte ihn auch garnicht weiter belästigen, er sollte ruhig schlafen, wenn er es konnte. Doch er selber musste erstmal nach oben und etwas essen. Er war total fertig. Noch so eine Nacht und er würde sich einweisen lassen, das hielt er nicht durch.

Und er musste sehen, das er irgendwoher ein Thermometer bekam.

Miki seufzte leise und strich Yuki vorsichtig über den Haarschopf. Er wollte ihn nicht wecken, aber er wollte wissen, ob er noch immer Fieber hatte.

Also versuchte er weiter an Yukis Gesicht heran zu kommen, welcher aber irgendwann leiser grunzte und sich noch mehr unter den Decken vergrub.

Okay, so wurde das nichts.. gut, dann würde er eben nachher nochmal nach ihm gucken.
 

Miki legte seine Decke wieder auf den Wagen und verließ die kleine Zelle leise, damit Yuki nicht wach wurde, was ihm auch sehr gut gelang.

Im Fahrstuhl streckte er sich erstmal müde und lehnte sich an die Wand hinter sich. Wieso hatte Yuki ihn zugedeckt? Vor allem, wieso war er überhaupt aufgestanden. Dieser Junge war doch verwunderlich.

Miki lächelte und stieg aus dem fahrbaren Kasten wieder aus und ging in sein Büro, wo Sayaka schon in ihrer Spielecke saß und ihren Papa breit anschmollte.

„Wo warst du?“

„Ich war bei Yuki..“

„Wer ist denn Yuki?“

Miki hielt in seiner Bewegung inne und sah seine Tochter einen Moment fragend an, lachte dann aber leise.

„Das ist Kazes richtiger Name.“

Sayaka machte große Augen.

„Heißt er garnicht Kaze?“

„Nein, das ist nur ein Pseudonym, was er sich gegeben hat, damit nicht jeder seinen richtigen Namen weiß.“

„Und jetzt heißt er Yuki?“

„Genau.“, murmelte Miki lieb und lächelte.

„Aber wieso warst du denn bei .. Yuki?“

„Weil er krank geworden ist gestern. Der Regen hat ihm nicht gut getan.“

„Oooh, geht’s ihm immer noch nicht besser? Wir müssen ihn wieder gesund machen Papa.“

„Aber sicher machen wir das. Er schläft nur gerade, ich schau nachher nochmal nach ihm. Und wir beiden Frühstücken erstmal, okay?“

„Und Kaz.. Yuki?“

„Der kriegt später etwas, wenn ich wieder runter gehe. Der schläft ja gerade und ich möchte ihn ungern wecken.“, murmelte er lieb und strich seiner Kleinen lieb über die Wange, worauf diese lächelte und nickte,

„Darf ich dann miiit?“

„Ich weiß nicht, ob das so gut ist, nachher steckst du dich noch an.“

„Aber.. aber ich mag miiiit..“

Sie schmollte ihren schönsten Dackelblick, den selbst Miki kaum stand halten konnte.

„Na mal sehen.. aber nur kurz. Ich möchte wirklich nicht, das du krank wirst, okay?“

Sayaka nickte und gab sich damit schon zufrieden, solange sie zu Yuki durfte, war alles fein.
 

Und so gingen Miki und seine kleine Tochter erstmal etwas essen. Sie wollten nicht zwingend im Büro essen, also suchten sie sich einfach einen schönen Bäcker am Rande ihrer Gang aus, um dort zu essen. Ab und an war das schon okay, das konnte sich Miki sogar leisten, auswärts zu essen. Okay, eigentlich konnte er sich auch mehr leisten, nur wollte er nicht. Er wollte sich irgendwann mal etwas besseres aufbauen, weg von den Gangs, irgendwohin wo es friedlich war und wo er Sayaka dann gross ziehen konnte. Nicht, das es hier nicht auch ging, aber es war ihm einfach zu riskant. Sie konnte nie alleine raus und spielen und musste immer jemanden dabei haben. Das war schon schade. Er würde es ihr sehr gönnen.
 

Sie saßen eine Weile in dem netten, kleinen Café und frühstückten in aller Ruhe.

Als sie fertig waren, gingen sie zum Tresen um zu bezahlen.

„Nehmen wir Ka.. Yuki was mit?“

Miki grinste, da sie immer noch Kaze sagen wollte, zuckte jedoch mit den Schultern.

„Ich weiß nicht, was wollen wir ihm denn mitnehmen?“

„Kuchen oder so, er mag doch Süßes.“

„Ja das stimmt.. er isst sowieso zu viele Süßigkeiten, der sollte mal lieber was richtiges Essen.“

„Wir müssen ihn mal einladen. Dann machen wir einen grooooßen Eintopf, das mag er bestimmt.“, jubelte Sayaka begeistert, worauf Miki leise husten musste.

„Ja bestimmt.. und wo sollen wir das machen? Im Keller oder in meinem Büro vielleicht?“

„Bei uns zu Hause in der Küche ist doch genug Platz.“

Miki verzog etwas den Mund.

„Ja das stimmt, aber ich würde ihn eher ungern mit zu uns nach Hause nehmen.“

„Aber wieso denn?“

Miki schwieg einen Moment und entschied sich dann einfach Yuki ein Stück Erdbeerkuchen mitzunehmen.

„Naja.. weil das doch unser Zuhause ist. Und da soll eigentlich keiner rein, der da nicht auch hingehört.“

Sayaka dachte einen Moment nach und nahm dann die niedliche Packung, in welcher sich der Kuchen befand, in die Hand.

„Das versteh ich nicht. Er kann uns doch besuchen kommen.“

Miki nickte und lächelte etwas, aber nicht wirklich glücklich über den Vorschlag seiner Tochter.

„Ja, das kann er.. wir schauen mal, ja? Erstmal muss er ein besserer Freund für uns werden. Vielleicht überleg ich es mir dann nochmal.“

Sayaka lächelte und nickte wieder.

„Okay.. Wir machen ihn schon noch handzahm. Mit einer Katze geht es ja schließlich auch.“, fachsimpelte die Kleine weiter und Miki konnte nicht anders als zu lachen.

„Ja genau, Vergleich ihn noch mit einer Katze, der wird sich bedanken.“, lachte er erheitert und nahm seine Kleine an die Hand, welche ihren Papa gross anschmollte.

„Hör auf zu lachen, immerhin ist er zu mir lieb, eigentlich müsstest du ihn zähmen.“

Gott Miki würde hier sterben. Genau, er sollte Yuki zähmen.. den Yuki, mit welchem er schon geschlafen hatte und welcher immer noch nicht gut auf ihn zu sprechen war. Wenn der Sex nicht zog, was denn dann? Aber.. er hatte schon den Anschein, als wenn sich in Yuki etwas geändert hatte.

„Wir kriegen das schon hin, da bin ich sicher.“, gluckste er leise. Seine Tochter kam auf Ideen. Wenn das mal so leicht wäre.
 

In ihrem Bürogebäude angekommen, machte sich Sayaka auch gleich auf den Weg in den Keller, gefolgt von ihrem Papa, welcher noch immer nicht sonderlich begeistert davon war, das Sayaka Yuki besuchte, da er einfach nicht wollte, das sie krank wurde. Aber er konnte sich ja selbst gegen seine Tochter nicht mehr durchsetzen. Er musste dringend daran arbeiten, sonst würde sie den Laden hier bald alleine schmeißen.

„Kazeeeee~“, rief sie begeistert, blieb aber mitten auf dem Flur stehen und räusperte sich.

„Ich.. ich meine YUKIII!!“, flötete sie gleich hinterher, was Miki wieder leise lachen ließ.

„Yuki, ich hab dir was mitgebracht.“

„Ja genau, nur du, oder wie?“

„Und Papa..“

„Sag das nicht so abfällig, ich hab den Kuchen bezahlt.“

„Na und, ich kann das noch nicht, ich hab noch kein Geld und kann nichts kaufen. Aber ICH hab es ihm mitgebracht.“

Miki schmollte breit und sah in die Zelle, wo Yuki sich jedoch noch keinen Millimeter bewegt hatte.

„Hey, ist alles okay?“

„Papa, er bewegt sich nicht.“, murmelte Sayaka leise und sah gespannt auf das Bett, wo Yuki noch immer lag und sich nicht rührte.

„Ist er tot?“, flüsterte sie leise und Miki lächelte etwas.

„Nein sicher nicht.“

Okay, gerade war er sich selber nicht sicher, denn es war schon komisch, das Yuki sich so garnicht rührte.

„Du bleibst hier stehen, ich geh mal nachschauen.“

Sayaka nickte und Miki schloss das Gitter auf und trat leise in die Zelle und ging zu Yuki rüber, welcher noch immer unter diesem Deckenberg begraben lag. Er schien sich seit heute Morgen nicht gerührt zu haben, denn die selben Haarspitzen guckten noch immer unter der Decke hervor.

„Hey Yuki.. Yuki wach auf..“, murmelte er nun doch mit etwas Sorge in der Stimme und begann an dem Deckenberg zu rütteln und Yuki irgendwie da raus zu rupfen.

„Yuki nun sag doch was..“

„Häää?“

Miki starrte besorgt in das verpennte, blasse und verschwitzte Gesicht des Blonden, welcher total müde zu Miki aufblickte.

„Was is'n?“

Miki seufzte leise aus und lächelte erleichtert.

„Ich dachte schon eh..“

„Was denn? Das ich tot bin? Den Gefallen tu ich dir nicht.“, murmelte Yuki leise und man merkte an seiner Stimme, das er nahe dran war, heiser zu werden.

„Das dachte ich mir schon, deswegen hab ich mir Gedanken gemacht.“

Yuki sah Miki einen Moment verstört an und richtete sich dann wieder etwas mehr auf.

„Toll jetzt hast du mich geweckt..“

„Das tut mir leid, aber Sayaka hat dir was mitgebracht.“

Yuki rieb sich über die Augen und sah dann zu den Gittern, vor welchen Sayaka noch immer stand und Yuki mitleidig ansah.

„Hallo..“, murmelte er deswegen nur leise und mit kratziger Stimme, worauf Sayaka wieder lächelte.

„Yuki, ich hab dir was mitgebracht.“

„Wie viele.. wissen eigentlich noch von meinem Namen?“

„Nur wir Beiden.“, murmelte Miki leise und lächelte, während Sayaka stolz auf ihren neu auserkorenen Freund zu wuselte und ihm den Kuchenkasten entgegen hielt.

„Hier schau. Der ist nur für dich.“

Oh Gott, er wollte nichts zu Essen. Er wollte schlafen verdammt!

„Dankeschön, wie lieb.“

Und dennoch blieb er stehts lieb zu der Kleinen, welche total glücklich lächelte, als Yuki den Kasten mit dem Kuchen an sich nahm.

Vorsichtig schielte er hinein und machte große Augen.

Erdbeerkuchen?!

Yuki sah noch einen Moment länger total erstaunt in das Päckchen, bis Sayaka sich leise räusperte.

„Ist der nicht gut? Magst du etwa keine Erdbeeren?“, fragte sie ganz leise, worauf Yuki sie nur erschrocken ansah.

„Nein.. doch.. entschuldige, ich war nur so verwundert, weil Erdbeeren doch so teuer sind.“, murmelte er leise und lächelte wieder lieb.

„Ja, das stimmt, aber Papa hat das ja bezahlt.“

Yuki grinste etwas. „Ja ich dachte mir schon, das du das nicht bezahlt haben kannst.“

„So? Wieso nicht? Ich krieg immerhin Taschengeld.“, gab sie stolz preis und Yuki zog eine andächtige Schnute.

„Sag bloß, dann bist du ja schon richtig gross, wenn du schon eigenes Geld hast.“, murmelte er lieb, worauf Sayaka leise kicherte und an ihrem Kleidchen zupfte. Sie war so süß verdammt.

„Aber ich ess den später ja? Ich hab gerade nicht so großen Hunger.“

„Oooh ehrlich nicht? Aber der ist sicher ganz lecker.“

„Bestimmt.. ich heb ihn mir für später auf, okay?“

„Ist guuut.. aber ganz ehrlich ja?“

„Versprochen.“

Sayaka grinste noch etwas breiter und hoppste etwas herum.

„Maus, gehst du dann auch wieder hoch? Ich möchte wirklich nicht das..“

„Ja ist gut, ich geh ja schon. Ruh dich gut aus, ja Yuki?“, fragte sie leise und schlang ihre Arme kurz um den verschwitzten und vor sich hin glühenden Jungen, welcher lieb lächelte und garnicht traute sie irgendwie zu berühren.

„Sicher, mach ich.“, murmelte er leise und sah ihr dann nach, wie sie aus der Zelle hoppste und nach oben verschwand.

Yuki seufzte leise und stellte den Kasten neben sich auf den kleinen Tisch und legte sich wieder zurück ins Bett.

„Wie geht’s dir?“

„Nach oder vor deiner Weckaktion?“

„Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht.“

„Unnötig.. Mir geht’s gut.“, murmelte er leise, worauf Miki nur die Brauen hob.

„Sicher, deswegen bist du auch immer noch so knallrot auf den Wangen.“

Yuki murmelte irgendwas unverständliches und zog die Decke wieder höher.

„Du bist sicher total durchgeschwitzt, ich hol dir was frisches zum Anziehen.“, murmelte Miki leise und ließ den Blonden wieder einen Moment alleine, welcher garnichts weiter gesagt hatte.

Es stimmte, er war wirklich klatschnass, was wohl auch darauf zurück zu führen war, das er so eingemummelt unter der Decke gelegen hatte. Aber es war so schön warm gewesen.
 

Miki unterdessen war nach oben in sein Büro gewandert und hatte ein paar Klamotten für Yuki zusammen gesucht. Doch während er so herumgewandert war, war ihm eine Idee gekommen. Deswegen befüllte er eine Schüssel mit Wasser und packte noch einen Waschlappen hinzu. Mit dieser Schüssel, den Klamotten und einem kleinen Grinsen im Gesicht machte er sich wieder auf den Weg nach unten in Yukis Zelle, wo dieser schon wieder halb am weg dösen war.

Er schien wirklich fertig zu sein. Besser für Miki, dann konnte er sich wenigstens gleich nicht so viel wehren.

Bei dem Gedanken musste er gleich noch etwas mehr grinsen,

„So, da bin ich wieder.“

„Ich hörs.. du hast was dagegen, das ich schlafe.“, murmelte der Blonde kleinlich und drehte seinen Kopf etwas, sah Miki verwundert an, als dieser eine Schüssel auf den Nachttisch stellte.

„Was hast du denn vor?“, fragte er leise und setzte sich etwas auf, sodass er mit den Unterarmen sich im Bett abstützen konnte.

„Naja, ich dachte mir, einfach neue Klamotten bringt nichts, weil du ja noch total verschwitzt bist..“

Oh oh.. Yuki ahnte böses..

„... und deswegen dachte ich, ich wasch dich auch gleich.“

Könnte Yuki Feuer spucken, dann hätte er das jetzt wohl getan.

„Vergiss es, du packst mich bestimmt nicht nochmal an.“

„Wette?“

Yuki grunzte leise und verkroch sich blitzschnell in die hinterste Ecke seines Bettes und zog die Decke ganz feste an sich heran.

„Verpiss dich endlich.“, knurrte er leise mit versagender Stimme, was sich vermutlich viel niedlicher anhörte, als es eigentlich sollte.

Doch Miki lachte nur leise und begann den Lappen aus dem warmen Wasser zu nehmen und aus zuwringen.

Danach sah er Yuki sehr lieb lächelnd an.

„Na komm schon.“

Yuki fauchte leise und zog die Decke noch höher.

Er war krank, er brauchte Liebe und seine Ruhe, wobei er auf die Liebe auch verzichten konnte. Er wollte seine RUHE!!

„Geh weg verdammt nochmal.“, miepste Yuki wieder und seine Stimme versagte langsam immer mehr. Je mehr er versuchte laut zu werden, desto leiser wurde es und aufhalten tat es Miki auch nicht.

Dieser kam leise summend auf Yuki zu, welcher sich langsam immer mehr unter seiner Decke verkroch.

„Verschwinde endlich!“, kiekste er fiepsend und zog die Decke über seinen Kopf.

Miki musste sich ein Lachen wirklich verkneifen.

Irgendwie war Yuki ja schon süß.

Mit einem kräftigen Ruck zog er ihm die Decke weg und beobachtete den Kleinen, der sich immer noch fest in die Ecke drückte. „Ich will dich ja auch nicht an tatschen, ich will dich waschen.“

„Ich bin doch nicht behindert, ich kann das alleine!“

„Am Rücken kommst du aber nicht an, jetzt zier dich nicht wie ein kleines Mädchen und komm her.“, murmelte Miki mit etwas kräftigerer Stimme und griff einfach nach Yukis Fußgelenken und zog diesen an sich heran, welcher auf einmal laut begann zu schreien. Jedenfalls so laut, wie es mit seiner Stimme möglich war und begann um sich zu schlagen und zu treten.

Schnell ließ Miki ihn los und sah dem nun verängstigten Jungen hinterher, wie er sich wieder ganz klein in seiner Ecke machte und die Beine noch dazu nahe an seinen Körper zog.

„Yuki..“

„Geh weg bitte... lass mich einfach..“, murmelte er ganz leise und sah Miki garnicht dabei an, welcher halb auf Yukis Bett hockte und leise seufzte.

„Es tut mir leid, ich wollte nicht grob zu dir sein, wirklich nicht. Aber ich kann dich doch nicht so verschwitzt hier sitzen lassen, du wirst nurnoch mehr krank. Außerdem ist es hier unten ziemlich zugig, da holst du dir nur noch mehr weg.“

Yuki schwieg einen Moment und biss sich auf der Unterlippe herum.

Er hatte recht.. er hatte wirklich recht, aber verdammt.. wieso konnte er das denn nicht alleine? Gut, Miki hatte es ihm erklärt, aber verdammt nochmal..
 

„Bitte Yuki, ich bin auch vorsichtig.“, murmelte Miki wieder leise und streckte seine Hand zu Yuki aus, welcher sich noch immer so feste gegen die kalte Wand presste.

„Okay..“, flüsterte dieser leise und geschlagen und sah Miki missmutig an.

Dieser lächelte und nickte.

„Komm, setzt dich hier vorne hin, da hinten komm ich nicht an dich heran.“

Miki lächelte wieder sein typisches Lächeln und stand nochmal auf um den Waschlappen nochmal ins Wasser zu tauchen.

Yuki unterdessen setzte sich etwas weiter aufs Bett und zitterte schon wieder am ganzen Körper. Ob wegen dieses 'Angriffs' eben oder wegen des Fiebers, konnte er selber nicht sagen.

Doch er zog sich sein Shirt über den Kopf, sodass Miki ihn waschen konnte. Gott, was kam er sich bescheuert vor.

Miki setzte sich vorsichtig hinter Yuki und legte den warmen Lappen auf dessen Rücken.

„Keine Angst, ich tu dir nichts..“

„Wenn du mir was tust, brech ich dir was.“

„Ja.. bestimmt..“, murmelte Miki belustigt und glaubte nicht mal mehr daran, das Yuki ihn so überhaupt treffen konnte.

Vorsichtig wischte er mit dem Lappen über den schmalen Rücken des Blonden. Er war so wahnsinnig dürre. Seine Wirbel waren teilweise zu sehen und auch seine Rippen zeichneten sich auf der weißen Haut ab.

„Du musst mehr essen.“

„Nein.. dann werd ich zu schwer.“

„Wieso zu schwer?“

„Als Traceur muss man leicht sein. Dann kann man sich viel besser bewegen und man fällt nicht so schnell in die Tiefe, wenn man springt.“

Miki nickte etwas.

„Achso, das wusste ich garnicht. Also wäre ich zu schwer dafür?“

„Nicht zwingend.. du müsstest nur deine Grenzen austesten, ab welchen Metern du am besten nicht mehr springen solltest und was du locker schaffst, durch welche Schlitze und Öffnungen du dich zwängen kannst.“

„Aha.. das klingt ja spannend.“

Yuki legte den Kopf etwas nach unten und schloss einen Moment müde die Augen.

Das gerade war für ihn eine große Überwindung, das er sich seinem Gegner so öffnete.

Aber irgendwie war es auch schön sich zu unterhalten und auch, das Miki anscheinend Interesse an dem hatte, was er tat. Aber vielleicht war das auch nur Mittel zum Zweck und Miki wollte ihn nur ausspionieren.

Doch solche Gedanken hatte der Schwarzhaarige gar nicht. Er wollte einfach nur mehr von Yuki erfahren, das war alles.

Vorsichtig hob er dessen Arm etwas an und wischte darunter und darüber, tauchte den Lappen immer wieder in das warme Wasser, damit Yuki nicht fror.

Als er jedoch nach vorn und über Yukis Brust wischte, zuckte dieser etwas zusammen.

„Du wolltest nur den Rücken machen..“

„Wenn ich schon mal dabei bin.“, murmelte Miki ungeniert und wusch Yukis Brust auch noch, welcher sich dabei hart auf die Unterlippe biss.

Denn selbst seine Krankheit machten seine Empfindungen nicht Taub und auch nicht das sanfte Reiben über seine Brustwarzen.

Machte Miki das eigentlich mit Absicht?

„Sag mal.. wieso hast du eben so geschrien, als ich dich an den Beinen gepackt habe?“

Yuki senkte den Kopf etwas und schwieg einen Moment.

Miki wartete geduldig, da er spürte, das Yuki mit sich rang.

„Wegen.. weil.. Aki... er..“, doch weiter brauchte Yuki garnicht zu erzählen, da wusste Miki schon Bescheid.

Er seufzte leise und schloss seine Arme einfach um den kleineren und viel schlankeren Mann vor sich und legte seinen Kopf einen Moment auf dessen Schulter ab.

Yuki hingegen saß einen Moment total verstört da und wusste garnicht, was er sagen, geschweige denn denken sollte.

„Was..?“

„Was hat er nur mit dir angestellt..?“, fragte Miki leise und biss sich auf die Unterlippe. Er musste sich gerade Tränen wirklich verkneifen.

Warum tat jemand einem anderen Menschen nur so weh? Vor allem jemanden, der doch anscheinend selber so viel im Leben durchstehen musste.

Das war doch nicht fair verdammt.. wie gern würde er das einfach wieder gut machen, aber er konnte es nicht.

„Du tust mir so leid..“, hauchte er leise und drückte den Kleineren noch etwas mehr, welcher die Welt nicht mehr verstand.

Was hatte er denn auf einmal?

„Aber wieso denn?“

Miki zuckte mit den Schultern und schniffte leise, worauf Yuki etwas hoch fuhr.

„Ey, jetzt fang nicht an zu heulen ja..“, miepste er erschrocken und drehte sich zu dem anderen um, welcher wirklich schon ganz rote Augen hatte.

„Hör auf zu weinen verdammt und sei wieder gemein.. oder lächel wieder..“, murmelte Yuki total überfordert und sah Miki verwirrt an. Er weinte wegen ihm? Wieso? Es konnte ihm doch total egal sein, was ihm passiert war.

„Komm, hör auf ja.. ich bin auch wieder fies zu dir.“

Miki kicherte leise und rieb sich resolut über die Augen.

„Geht schon wieder.. ich kanns einfach nur nicht verstehen, das man jemanden so verletzen kann.“, murmelte er leise und sah Yuki wieder durchdringend an, welcher nur mit den Schultern zuckte.

Was sollte er denn dazu sagen?

„Und doch bist du noch immer so wahnsinnig stark.. wie machst du das nur?“

Yuki wusste es doch nicht. Was sollte er sagen?

„Ich.. will nicht aufgeben. Das Leben ist sowieso viel zu kurz.. ich liebe mein Leben.“

Er rieb sich über die kalten Arme und sah vor sich auf die Matratze.

„Gib dich nicht auf..“

„Mach ich nicht.“, murmelte Yuki leise und lächelte etwas, was Miki wiederum lächeln ließ.

„Okay.. warte ich geb dir die frischen Sachen, du musst ziemlich frieren.“, murmelte er leise und reichte Yuki das frische Shirt, welches er auch gleich überzog.

„Soll ich dich untenrum auch waschen?“, fragte Miki grinsend, worauf er den nassen Lappen, welchen er bei Yuki im Bett vergessen hatte, ins Gesicht geklatscht bekam.

„Vergiss es..“, knurrte Yuki wieder leise, musste dann jedoch grinsen. Das war doch der Miki, den er mochte.. okay MÖGEN... hmh... er akzeptierte ihn, das klang besser.

„So, darf ich jetzt wieder schlafen ja?“

Miki dachte einen Moment nach.

„Ja okay.. ich bring dir nachher was zu Essen runter, okay?“

„Mach was du willst, solange du mich schlafen lässt.“, murmelte Yuki leise, da seine Stimme langsam wirklich den Geist aufgab und kuschelte sich wieder in seine Decke und zog sie weiiit hoch.

„Ist okay. Schlaf schön und bis nachher.“

„Hoffentlich nicht.“, murmelte Yuki leise und schloss die Augen. Miki lächelte zu dem Blonden nochmal rüber, bevor er das Licht ausmachte und den Kellerbereich verließ.

Kira to Kaede (Kira & Kaede)

Kapitel 9: Kira to Kaede

(Kira & Kaede)
 

Miki wanderte langsam die Treppen hinauf und ignorierte, dass er auch hätte den Aufzug nehmen können. Vielleicht würde sich so der Sturm in seinem Körper beruhigen, der bei dem leichten Spiel mit Yuki wieder entfacht wurde.

Seit wann fühlte er wieder dieses Feuer in sich? Dieses unstillbare Verlangen hatte er sonst nur empfunden, wenn er bei Kaede war. Damals war er sich sicher gewesen, dass er nur ihn auf diese Weise attraktiv finden und lieben könnte.

Liebe... nein er liebte Yuki nicht... er... begehrte ihn... das war absolut körperlich und wahrscheinlich war es nicht einmal das, denn sie würden es nie wieder so weit kommen lassen.

Er war immerhin der Boss der Devil's, wie würde er das denn aussehen, wenn herauskäme, dass er ausgerechnet das Betthäschen vom Angelchef poppte?

Seufzend öffnete er die Tür seines Büro's, wo seine kleine Tochter wieder munter mit ihren Barbies am spielen war.

„Papa ich möchte eine Barbie der ich die Haare färben kann...die kann man so ansprühen!“, brabbelte sie gleich drauf los und Miki fragte sich einen Moment, woher sie das wieder wusste. Als er allerdings näher trat, sah er, dass ihr rosaner Fernseher in Form einer Minnie Maus flimmerte und gerade das Werbefernsehen zeigte.

Leise stöhnte er auf... wie sehr er es doch hasste, wenn sie alleine fernsah... da bekam Sayaka immer die dümmsten Einfälle, von denen sie dann nicht wieder abzubringen war.

„Ehm... ich werd mir das mal merken und es dem Weihnachtsmann sagen!“, murmelte er leise und stellte den Flimmerkasten schleunigst ab, bevor sie noch irgendwas fand, dass sie ganz dringend gebrauchen konnte. Sein Büro glich immerhin mehr und mehr einem Kinderzimmer.

„Aber dann ist die sicher ausverkauft!“, maulte die Kleine sofort und ließ Futter aus einer kleinen Plastikraufe in den Trog ihres Pferdes rasseln. „Außerdem hab ich mir doch schon die große Kochküche gewünscht!“

Verdammt... warum vergaß dieses Kind eigentlich nie etwas?

„Naja dann musst du eben doppelt so lieb sein, damit du zwei Geschenke verdienst. Und der Weihnachtsmann braucht doch keinen Supermarkt, um etwas zu verschenken. Bei ihm wächst das alles auf der Weihnachtsinsel.“

Seine kleine Tochter blickte wieder auf. „Und wo ist die?“

„Ganz weit weg von hier... irgendwo hinter dem Nordpol geht es eine Wolkentreppe hinauf in den Himmel und wenn man dann ganz lange geradeaus geht, kommt man an ein großes Tor. Aber man darf in die Weihnachtsinsel nur hinein, wenn man Flügelchen hat und Harfe spielen kann!“, fügte er schnell hinzu, denn Sayaka käme sonst sicherlich auf die Idee, dass sie auf der Weihnachtsinsel mal Urlaub machen wolle.

„So und nun würde ich sagen... wir gehen mal wieder nach Hause, sonst zahle ich die Miete ganz umsonst.“, murmelte er dann wieder und griff sich seine Jacke, sowie den kleinen roten Regenponcho von Sayaka.

„Au das ist gut, dann kann ich Legos spielen!“

Hatte er erwähnt, dass auch sein Haus aussah, wie ein Kindergarten? Es war schlimm, dass er der Kleinen keinen Wunsch abschlagen konnte. Schließlich war Spielzeug das Einzige, was er ihr bieten konnte. Freiheit würde er Sayaka niemals geben können, es sei denn er würde irgendwann den Schritt heraus aus dem Gangleben wagen.

Allerdings hielten ihn immer wieder irgendwelche Dinge zurück.

Jetzt zum Beispiel war es seine Sorge um Yuki...und das Geheimnis, welches dieser zu tragen schien und Miki's Neugier befahl ihm einfach nur, es zu ergründen.
 

Aber nun fuhren sie erst einmal nach Hause und er gab dem ewigen betteln seiner kleinen Tochter einfach mal nach und hielt mit ihr kurz bei McDonalds, wo er ihr Abendessen besorgte. Wie spät es schon wieder geworden war.

Noch war es zwar nicht dunkel, doch in ein paar Stunden würde Sayaka schon wieder in ihr Bett verschwinden und er würde eine weitere einsame Nacht verbringen.

Es war schon seltsam, dass er sich in der kalten Zelle des Blonden zwar nicht unbedingt wohl gefühlt und auch wenig geschlafen hatte, dennoch nicht einsam gefühlt hatte.

Es war schön gewesen Yuki zu umsorgen und auf ihn aufzupassen. War dieses Gefühl doch gänzlich neu für ihn, denn sonst war immer Kaede der Stärkere gewesen, der gut auf Miki acht gegeben hatte.

Seit er allein war, hatte er sich geschworen, nie wieder schwach zu sein und er konnte sich denken, dass es Yuki ähnlich ging.

Dennoch war der Blonde ungemein zerbrechlich... er wirkte, als würde der Wind ihn wirklich tragen können. Nicht, weil er wenig aß, denn wenn er sich seine 2-3 Burger rein stopfte, hatte er seinen Tagesbedarf an Kalorien immerhin erschöpft.

Vielleicht war Yuki einfach auch nur dazu gemacht, an Wänden hoch zu steigen, sich an Mauern entlang zu hangeln und über Dächer zu springen.

Miki war sich sicher, dass der Lebensweg eines jeden Menschen irgendwie vorbestimmt war. Als eine Art solides Grundgerüst, welches aber noch genügend Möglichkeiten bot, vom vorgegebenen Weg abzuweichen und seine eigenen Basis zum Leben zu finden.

Nun beschäftigte der Kleine ihn schon wieder mehr, als gut für ihn war. Er sollte sich mehr auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, wie zum Beispiel seinen Burger, aus dem gerade die Sauce heraus tropfte und direkt auf seinem Shirt landete.

„Ah!“

Sayaka kicherte leise und biss dann vorbildlich in ihren Cheesburger, als wollte sie Miki zeigen, wie man es richtig machte.

Allerdings hatte sie auch keine Ahnung, was zwischen Miki und Yuki vorgefallen war, oder wo er in der Nacht wirklich gewesen war.

Auch wenn er sich durchaus vorstellen konnte, dass Sayaka sich gefreut hätte, wenn sie ihn bei Yuki im Bett gefunden hätte...

Für seine Tochter schien die Liebe zwischen Männern sowieso nichts unanständiges zu sein. Genauso wenig wie die Liebe zwischen Mann und Frau.

Er war glücklich, dass sie noch naiv genug war, den Unterschied nicht zu erkennen. Schließlich wollte er ihr noch nicht erklären müssen, dass er schwul war und das er sich kein Leben mit einer Frau vorstellen konnte.
 

Sie aßen gemütlich auf und Miki erlaubte Sayaka einen ihrer geliebten Barbie Filme anzusehen. So konnte er wenigstens noch ein wenig arbeiten.

Viele Akten warteten darauf durchgearbeitet zu werden, doch konnte er sich einfach nicht konzentrieren. Selbst wenn er seine kleine Tochter endlich einmal vollends ruhig gestellt hatte, driftete er in Gedanken immer wieder zu der kleinen dunklen Zelle und Yuki, welcher ja immer noch krank war und vielleicht irgendetwas brauchte.

Außerdem ließ ihn der Vorschlag von Saya nicht mehr los, welche ja bereits ein Zimmer für den Blonden geräumt hatte.

Noch nie hatte sie sich so sehr an einen Menschen gehangen, wollte seine Nähe so sehr und konnte sich vorstellen länger als ein paar Tage bei dieser Person zu sein.

Vielleicht waren die letzten Worte, die Kaede ihm noch mit auf dem Weg gegeben hatte doch wahr. Irgendwann kam vielleicht wirklich dieser eine Mensch, zu dem man gehörte, bei dem man sich endlich komplettiert fühlen konnte.

Miki hatte immer gedacht, sein Geliebter selbst wäre dieser Mann, doch konnte er nicht ignorieren, dass sein Verlangen nach Yuki stärker war. Allerdings war es auch anders... es war körperlicher, weniger zärtlich und wahrscheinlich noch zerbrechlicher, als seine Verbindung zu Kaede. Dennoch war sie da und er war sich sicher, dass dieses Gefühl in seinem Körper noch viel mehr wachsen würde, solange er in der Nähe des Blonden war.

Aber diese Nähe aufgeben? Er konnte es nicht... er wusste nicht warum... aber er war nicht in der Lage Yuki gehen zu lassen.

Irgendwann stand Miki seufzend von seinem Schreibtisch auf. Es war dunkel geworden und der Raum wurde nur noch durch die Schreibtischlampe erhellt, die er irgendwann angeschaltet hatte.

Seine Unterlagen hatte er noch nicht einmal zur Hälfte bearbeitet, aber er hatte eindeutig genug. Immerhin war er der Boss und musste keinerlei Termine einhalten.

Und wenn er seine Gang den Bach runter gehen ließ, setzte er sich einfach mit Sayaka ab, jawohl.

Miki streckte sich und in seinem Rücken ziepte es unangenehm, als er ein leises Knacken hören konnte.

Diese permanente schlechte Sitzhaltung würde ihn noch einmal umbringen. Ein Blick zum Fernseher verriet ihm, dass der Film schon lange vorbei war. Sayaka hatte sich in ihrem Pyjama auf dem Sofa zusammen gerollt und war friedlich eingeschlafen.

Deshalb also, hatte sie ihn nicht aus seinen Gedanken gerissen. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen nahm er sie vorsichtig auf den Arm und trug sie vorsichtig in ihr Zimmer. Sie besaß ein weißes Prinzessinnenbett mit einem schönen rosanen Betthimmel. Sanft legte er sie ab und drückte ihr noch einen kleinen Kuss auf die samtigen Lippen. Sayaka murrte nur verschlafen und rieb sich die Augen, wobei sie ihren Rücken leicht durchbog.

Liebevoll deckte, der sonst so harte Boss der Devils, seine Tochter zu und strich ihr noch einmal durchs Haar. „Ich liebe dich...“, flüsterte er und schmunzelte gleich darauf über sich selbst. So selten hatte er diesen Satz in seinem Leben ausgesprochen.

Selbst Kaede hatte ihn nur ein einziges Mal zu hören bekommen... er war eben eher verschlossen gewesen, bevor er auf einmal auf sich alleine gestellt war.

Seit er tot war, hatte Miki nur noch Sayaka gesagt, dass er sie liebte, denn sie war alles, was er noch von Kaede besaß.

Sie und das einzige Foto auf seinem Schreibtisch im Büro....
 

Miki entschloss sich dazu duschen zu gehen und wollte versuchen nicht noch weiter in Depressionen zu verfallen.

Normalerweise begann die Trauer erst, wenn der Herbst begann. Seine liebste Jahreszeit und die, die Kaede wohl am meisten verabscheut hatte. Er hasste kalte Füße und Regenwetter so sehr, dass er ständig am nörgeln war.

Lächelnd genoss er den warmen Strahl der Dusche, musste allerdings unwillkürlich wieder daran denken, dass Yuki nun in seiner Zelle lag und fror.

Miki rümpfte die Nase... verflucht...er wollte doch nicht mehr an ihn denken. Allerdings wurde er den permanent hämmernden Gedanken nicht los, dass er seinen Schützling im Grunde allein ließ. Außerdem wollte er noch immer wissen, wer Kira war und da Geduld noch nie die Stärke des Schwarzhaarigen gewesen war, trocknete er sich in Ruhe ab und zog sich wieder normale Straßenklamotten an.

Auf eine schlaflose Nacht mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an. Er wollte immerhin noch sicher gehen, dass der Blonde wenigstens eine warme Mahlzeit zu sich nahm.

Da er nicht kochen konnte, entschloss er sich einfach in einem Lokal auf dem Weg zum Büro, eine Hühnersuppe zu kaufen.

Miki blieb stehen, seine Jacke schon in der Hand. Was tat er hier eigentlich? Ohne wirklich darüber nachzudenken, welche Konsequenzen seine Aktion haben könnte, wollte er schnurstracks raus marschieren, sich wieder die ganze Nacht zu seinem Gefangenen setzen und dafür seine Tochter im Stich lassen?

Eine schmerzliche Sekunde lang hielt er inne und es wurde ihm mehr und mehr bewusst, wie viel mehr er sich nach dem unfreundlichen, wilden und dennoch so sanften und liebevollen Jungen sehnte, als nach der häuslichen Zweisamkeit mit seiner Tochter.

Leise stöhnte er auf und fasste sich an den Kopf. Wenn doch nur Kaede da wäre, der doch immer eine Antwort auf seine inneren Konflikte gehabt hatte...

Warum musste er da nur allein durch? Warum hatte er sterben und sein Leben vollends auf den Kopf stellen müssen?

Wieder schüttelte er den Kopf und schlüpfte nun doch in seine Lederjacke. Sein Verstand empfahl ihm zwar hier zu bleiben und sein Kind nicht im Haus alleine zu lassen, aber sein Herz rief so sehr, nach der kleinen, einsamen Person im Kellerraum, dass er nicht widerstehen konnte.

Zum Glück schlief Sayaka generell den Schlaf der Gerechten und wurde nur selten wach. Sie kam auch schon lange nicht mehr in der Nacht an sein Bett, weil sie nicht mehr schlafen konnte.

Leise schlich er noch einmal in ihr Zimmer und knipste das kleine Nachtlämpchen an. Das schwache Licht erhellte ihr kindliches Gesicht und zeigte, dass ihre kleinen Hände sich fest in einen Zipfel ihrer Bettdecke gekrallt hatten.

Ihre Atemzüge gingen ruhig und gleichmäßig. Miki war sicher, sie würde bis zum Morgen durchschlafen.
 

Er hatte wirklich leise das Haus verlassen, nicht aber ohne sämtliche Fenster und die Hinter – sowie die Vordertür fest zu verschließen.

Vielleicht war sein Haus nicht einbruchssicher, aber es würde wenigstens Sayaka am Ausbruch hindern. Manchmal war das Kind nämlich viel zu selbstständig.

Wieder fuhr er zu seinem Büro, nicht aber ohne auf dem Weg wirklich noch in einem Restaurant anzuhalten und eine Hühnersuppe, sowie ein wenig warmes Chiabattabrot zu holen, damit er Yuki wenigstens etwas gutes tun konnte.

In seinem Büro angekommen, hatte er noch eine Kanne Tee gekocht, dieses Mal auch den gewünschten Früchtetee, selbst wenn Yuki davon noch mehr Halsschmerzen bekam. Von Zuhause hatte Miki noch einen Schal und eine kuschelige Fleecejacke eingesteckt, damit Yuki es möglichst warm hatte.

Es wäre zwar noch immer leichter gewesen, den Blonden einfach in das kleine Schlafzimmer seiner Tochter zu bringen, doch traute er ihm auch zu, dass er selbst, so krank wie er gerade war, noch versuchen würde abzuhauen.

Also musste er sich eben mit dem begnügen, was Miki ihm zur Zeit geben konnte. Okay er könnte ihn wirklich mit sich nach Hause nehmen, aber das empfand er immer noch als zu früh.

Leise schlich er sich in den Keller und beobachtete einen Moment seine Wache, welche laut schnarchend auf ihrem Stuhl saß und den Kopf gegen die kalte Kellerwand lehnte.

Leicht räusperte er sich und der Wachmann sprang wie von einer Tarantel gestochen auf. „Was... wo? Bin ganz da...“

„Ja das sehe ich...“, antwortete Miki mit einer Spur Kälte in der Stimme und blickte sein Bandenmitglied streng an.

„Du wirst nicht fürs schlafen bezahlt...du hast hier quasi einen hochsicherheitsgefangenen und du vernachlässigst deine Aufsichtspflicht.“

„Ich... entschuldige Miki.“, der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern und schloss die Zelle von Yuki auf.

Erst einmal stellte er die Suppe und auch die Kanne mit dem Tee auf den wackeligen Tisch, dann wandte er sich noch einmal seinem Mitarbeiter zu.

„Geh nach Hause, wenn du müde bist. Ich werde mich die Nacht um Yuki kümmern.“

„Aber...“

„Du widersprichst mir?“, es war, als hätte er einen kleinen Hund ausgeschimpft, denn sein Wachmann zuckte sofort zusammen und senkte seinen Kopf. „Natürlich nicht... also... dann... gute Nacht!“

„Nacht!“, murmelte Miki fahrig und hatte seine volle Aufmerksamkeit schon wieder Yuki zugewandt, der nachdenklich mit der kleinen Dose, in der Sayaka den Wind eingefangen hatte da saß und sie immer wieder öffnete.

Er sah schlecht aus... sehr blass und müde und er hatte tiefe Ringe unter den Augen. Seine Hände zitterten zudem, so als würde er noch immer von starkem Schüttelfrost gepackt werden.

„Vermisst du den Wind?“

Er sah, dass Yuki zusammen schrak und biss sich auf die Unterlippe.

„Du warst in Gedanken, entschuldige.“
 

Der Blonde blickte ihn erst einen Moment verwirrt an, bevor er sacht den Kopf schüttelte und die Blechdose dann resolut wieder verschloss. Leise seufzte er auf und rieb sich kurz über die Augen. „Und ich hatte beinahe schon gedacht, dass ich heute Nacht meine Ruhe vor dir habe...“, es war das 1. Mal das sich jemand bei ihm entschuldigt hatte, nur weil er ihn ein wenig erschrocken hatte.

Miki war wirklich aufmerksam... ihm schien es wichtig zu sein, dass Yuki sich trotz all seiner Lebensumstände irgendwie wohl fühlte.

Vielleicht sollte er auch einmal ein wenig netter sein? Miki gab sich nun wirklich mühe, dass konnte er auch gar nicht abstreiten, aber was sollte er denn bitte machen, wenn er diese Art von Bemühungen gar nicht gewohnt war. Normalerweise lebte er in den Tag hinein, mit dem Wissen, dass er den Menschen entweder egal war, oder ihnen nur gerade genug bedeutete, um ihn mal kurz zu vergewaltigen.

Und dann kam Miki daher, sein Todfeind und war der wohl freundlichste Mensch, der ihm jemals untergekommen war.

Nicht einmal seine Kira war solch ein Goldstück von einer Person. Sie konnte sich durchsetzen und Yuki unter Kontrolle halten, sie bewahrte ihn davor komplett durchzudrehen und passte darauf auf, dass er seinen Arsch nicht riskierte.

Und Miki machte im Grunde nichts anderes, allerdings war seine Handlungsweise nicht annähernd so radikal, wie die von Kira.

Er war süß... in einer Weise, etwas das er bei seiner Freundin niemals gesehen hatte und sie hätte ihn für diese Bezeichnung sicherlich umgebracht. Dennoch war Miki unvergleichlich männlich und stark. Von seinem Körper wollte Yuki gar nicht anfangen, denn sonst würde es wieder darin enden, dass er den Dunkelhaarigen provozierte und ihn dazu drängte mit ihm zu schlafen.

Dabei würde er wahrscheinlich dann an seinem eigenen Rotz ersticken... sehr schön.

„Ich konnte nicht schlafen, da dachte ich, ich gehe dir ein wenig auf die Nerven.“, konterte Miki allerdings plötzlich und Yuki musste schief grinsen.

„Haste geschafft, dann gute Nacht.“
 

Wieder sahen sie sich an und grinsten einen kleinen Moment lang. „Guter Witz...hier...“, er warf ihm das Thermometer zu. „Miss mal nach... du siehst noch genauso beschissen aus, wie heute Morgen!“, Yuki schnaufte leise, steckte sich das Thermometer jedoch brav unter den Arm.

„Mich wundert nicht, dass du Single bist, wenn du jedem Mann direkt sagst, dass er scheiße aussieht...“, gurrte er dabei unvergleichlich zynisch, doch Miki lächelte nur vor sich hin und goss in aller Seelenruhe die Hühnersuppe in einen Teller und brach das Chiabatta Brot in mehrere Stücke.

„Naja... du kannst dich ja auch noch einmal ausziehen, dann kann ich mich nochmal davon überzeugen wie unendlich geil den Körper doch ist....“, einen Moment lang stutzte der Blonde, dann griff er das Erstbeste, was er finden konnte und das war ausgerechnet das gerade piepsende Thermometer unter seinem Arm und schmiss es nach Miki.

So eine Unverschämtheit, was bildete der Typ sich eigentlich ein?

„Arschloch...“

„Ich dich auch... schau mal ich hab Suppe!“

„Mhhhh!“, er würde doch jetzt nichts essen, der Kerl konnte ihn mal kreuzweise. Dennoch erlaubte er Miki dass er den Teller auf seinem Schoß abstellte und ließ sich sogar den Löffel in die Hand drücken.

Der Duft der Suppe drang sogar schwach durch seine verstopfte Nase. Er schauderte leicht und schnupperte noch ein wenig intensiver.

„Sind da Nudeln drin?“

„Aber sicher... ich weiß ja, dass du die magst!“, irritiert hob der Kleine die Augenbrauen. „Warum merkst du dir sowas?“

„Du bist eben interessant....“

Immer noch misstrauisch guckend biss Yuki erst einmal von seinem Brot ab und kaute eine Weile darauf herum und verzog andächtig den Mund. Was auch immer das hier war, es schmeckte sündhaft teuer.

Miki gab Geld für ihn aus, auch wenn er sich dafür Waffen oder irgendwelche anderen Spielzeuge kaufen konnte.

Aki hatte es noch nie getan... allerdings hatte er sich von Aki aber auch nie gemocht, gebraucht oder gar geliebt gefühlt.

Beim Chef der Devils allerdings hatte er langsam wirklich den Eindruck, dass es ihm gut tat hier zusammen mit Yuki zu sitzen.

Warum tat er das?

Warum war Miki wie er war? Was hatte ihn soweit gebracht, dass er mit Sayaka alleine lebte. Wer war dieser Kaede und was hatte er mit dieser ganzen Geschichte wirklich zu tun. Irgendwie glaubte er nicht, dass dieser Mann nur ein Freund für Miki war. Dafür sahen sie auf dem Foto viel zu vertraut aus.

Vorsichtig steckte er sich einen Löffel der Suppe in den Mund, nicht unbedingt, weil er hungrig war, aber weil er Miki irgendwie eine Freude machen wollte. Er war doch auch kein Unmensch.

Und verdammt es schmeckte richtig gut. Das hatte Miki doch niemals selbst gekocht, schließlich hatte Sayaka ihm verraten, dass Miki die Küche wohl eher in die Luft jagen würde, als darin zu kochen.

„Ich... hab das Gefühl ich weiß so wenig von dir...“, murmelte Yuki auf einmal leise und wusste gar nicht, warum er diesen Gedanken überhaupt laut aussprach. Was erwartete er, dass Miki ihm seine Lebensgeschichte erzählte?

Doch der Dunkelhaarige lächelte ihm nur entgegen, als hätte er sich diese Aussage schon viel länger erhofft.

Er zog sich wieder den Hocker näher und setzte sich neben den Blonden. Yuki merkte auch jetzt wieder, wie sich sein Herzschlag unangenehm beschleunigte und löffelte schnell seine Suppe wieder.

„Was genau willst du denn wissen?“, sie sahen sich an. Lag diese Antwort nicht eigentlich schon auf der Hand? Es gab nur einen Bereich in Miki's Leben, den er sich nicht schon längst irgendwoher erstalkt hatte und das war dieser Mann... Kaede.

„Wer war Kaede.“

Miki seufzte leise auf. „Du weißt was ich verlange, dafür, dass ich dir meine Geschichte erzähle, oder?“

Yuki nickte leicht. „Du willst im Gegenzug wissen, wer Kira ist... Auge um Auge...“, wieder blickten sie sich einen Moment im stillem Einverständnis an, dann lächelte Miki leicht.

„Iss auf und ich überlege mir, wie ich am besten anfange.“

Damit hatte Yuki am wenigsten gerechnet... Miki hatte anscheinend wirklich vor mit ihm über diesen Mann aus den Büchern und dem Bild zu reden.

Schneller als sein gereizter Hals es eigentlich zuließ löffelte er seine Suppe aus und stellte den leeren Teller dann aufs Bett.

Einen Moment fühlte er sich wie der brave, kleine Junge der seinen Teller leer gegessen hatte. Der Gedanke war albern.

Das gute Brot hatte er sich hinter seinem Rücken gebunkert, damit Miki nicht auf die Idee kam es ihm wieder weg zu nehmen.

Es schmeckte ihm lecker verdammt. Miki schmunzelte nur und machte es sich auf dem Hocker so bequem wie möglich, während Yuki sich wieder unter der Decke verkroch und leise hustete.

„Und?“

„Mh?“

„Na willst du Wurzeln schlagen, oder erzählen?“, nein er war nicht ungeduldig, er wollte nur, dass Miki schnell wieder verschwand.

„Bist du sicher, dass du deinen Teil der Abmachung auch einhalten kannst?“

„Kannst du das mir überlassen? Schisser...“, das wollte Miki nicht auf sich sitzen lassen und so stellte er Yuki noch die Flasche Cola hin, die vom Vortag noch im Raum versteckt war.

„Du bist fast zu gut zu mir.“

„Gewöhn dich besser nicht dran, bei Aki bekommst du wieder die Peitsche.“

Yuki schwieg und zog eine Schnute. Miki war manchmal schon sehr gemein... dennoch angelte er sich die Colaflasche und umschlang sie mit seinen Armen. Das war seine hah! Die würde er genauso wenig hergeben, wie das Brot.
 

Miki allerdings war klar, dass er keine Zeit mehr schinden konnte. Also holte er tief Luft und nickte Yuki zu. „Ich werde ein wenig ausholen müssen, damit du auch den Rest über mein Leben erfährst, nachdem meine Eltern starben.“, er strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und Yuki fiel auf einmal auf, wie hübsch er doch war.

Doch diesen Gedanken vertrieb der kleine Blonde schnell wieder, schließlich wollte er nichts verpassen.

„Ich war gerade 10 Jahre alt glaube ich jedenfalls, als meine Eltern umgebracht wurden. Ich bin der Meinung, dass es ein Racheakt der Angels war, doch ich kann es nicht genau sagen. Ich für meinen Teil bin in einem Kinderheim gelandet. Keines von denen, wo man jeden Abend eine warme Mahlzeit bekommt und in einem schönen Federbett schläft. Wir mussten hart arbeiten und hatten ein Gruppenzimmer mit 20 Kindern in allen Altersgruppen. Selbst dort ging es noch zu, wie in einer Bande. Ich bin zwei Jahre später abgehauen und habe mich selbst durch Tokyo geschlagen. Damals war ich 12 und nicht strafbar, wie ich wohl wusste... ich habe geklaut, in Läden oder einfach Handtaschen.“, Miki stockte leicht und zuckte mit den Schultern. „Ich kann mich nicht an viel erinnern, nur an das Gefühl immer auf der Flucht zu sein. Eines Abends traf ich dann auf Kaede.... ich dachte erst, er wäre ein potentielles Opfer zum berauben, doch er war schlauer. Mit zwei oder drei Handgriffen setzte er mich außer Gefecht und ich hatte geglaubt, er würde mich gleich zur Polizei bringen....“, ein verträumtes Lächeln glitt über sein Gesicht. „Doch er nahm mich mit zu sich nach Hause und wir redeten die ganze Nacht. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass mir jemand wirklich zuhörte. Es war schön bei Kaede, er war witzig und er nahm mich bei sich auf, bis ich ungefähr 14 war und meine eigene kleine Wohnung innerhalb der Bande bekam.“, unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum.

„Ich hatte meine Erinnerungen an die Bandenaktivitäten meiner Eltern weitestgehend verdrängt, doch immer, wenn ich von Opfern hörte oder von neuen Schlachten kamen sie wieder hoch. Auch als er eine Freundin – Sayaka's Mutter – fand, war er dennoch immer für mich da. Es verging kein Tag, an dem ich nicht seine gütige Art und sein sanftes Wesen genießen durfte.

Kaede lagen die Menschen sehr am Herzen. Er wollte, dass die Devils zur Schule gingen, wenn sie es wollten, sie sollten eines Tages gute Jobs finden und die Bande verlassen. Er war ein sehr gutmütiger Mensch, der jeden noch so großen Fehler verzieh. Er wollte den Menschen immer helfen und selbst wenn es ein kleiner, schmutziger Junge in irgendeiner Straßenecke war.“, Miki lächelte wieder und lachte.

„Irgendwann wurde Minako, seine Freundin, dann schwanger und ich merkte, wie Kaede immer öfter zu mir kam. Er machte sich unheimlich große Vorwürfe, ein Leben in solch eine Welt zu setzen... zwischen Krieg und Straßenschlachten. Damals versuchte er immer und immer wieder Frieden mit den Angels zu schließen. Er war eher der diplomatische Typ und kämpfte nicht.

Allerdings hatte er mit Minako immer häufiger Streit und ich hatte mich zu dem Zeitpunkt längst in diesen wundervollen Menschen, der mich immer beschützte und mir immer zuhörte, verliebt.“, er grinste... „Ja ich war schon mit 14 schwul, nun guck nicht so, ich hatte es auch nicht geplant.“

Wieder rutschte er ein wenig auf seinem Stuhl herum. „Ich habe es ihm nie gesagt... ich dachte lange Zeit auch nur, dass ich einfach tiefe Verehrung für ihn empfinde.“, Yuki grunzte leise, hörte aber weiter gespannt zu und so ließ Miki sich nicht unterbrechen.

„Jedenfalls hatten sie eines Nachts, kurz vor der Geburt von Sayaka, wieder streit und er stand mitten in der Nacht auf einmal vor meiner Tür. Damals ist es passiert, genauso wie es mit uns passiert ist. Es war ungeplant und dennoch das schönste Ereignis meines Lebens, denn ich wusste danach das er meine Gefühle erwiderte. Auch für ihn war es das erste Mal.“, er grinst wieder mehr und zuckte mit den Schultern.

„Und ab da war ich der heimliche Geliebte aber ich konnte mir nichts besseres vorstellen, wirklich. Leider gab es immer wieder Probleme und als Sayaka auf der Welt war, wurden die Unruhen in den Banden immer stärker.“, einen Moment blickte er auf seine Knie..

Sollte er weiter reden?

„Ihre Mutter hat sich nie wirklich um sie gekümmert und so zogen Kaede und ich sie groß... immerhin ein wunderschönes Jahr lang. Als sie noch ganz klein war, versprach ich ihm, dass ich für sie sorgen würde, wenn ihm jemals etwas passieren sollte. Ich wusste nicht, ob er etwas gespürt hat oder so... jedenfalls beteuerte er mir, dass er immer nur mich wirklich geliebt hätte, aber von mir wolle, wenn er mich verlässt, dass ich nicht mein Leben lang alleine bin und einen guten Mann finde.“, er spürte Tränen in sich aufsteigen und schluckte hart. Nein er würde nicht weinen, doch über diese Sachen zu reden, war schwerer als darüber nachzudenken.

„Damals war ich gerade 15 geworden... als er starb war ich 16 und ganz allein mit einem Kleinkind von einem Jahr. Ich war selbst noch ein Kind und hatte gar keinen Plan vom Leben. Ich wollte nichts mehr, als immer bei ihm sein, mich von ihm beschützen lassen und für ihn da zu sein. Ich war zu der Zeit noch sehr naiv und kindlich.“, Yuki lächelte leicht, während Miki sich über die Augen wischte.
 

„Eines Nachts eskalierte ein Kampf zwischen uns und den Angels und sie brauchten dringend Hilfe. Als Kaede angerufen wurde, wollte ich in den Kampf ziehen, weil ich stärker und besser ausgebildet war, als er. Doch er hielt mich zurück. 'Du bist wertvoller und wichtiger als ich' hatte er gesagt und war selbst gegangen... und... ich hätte ihm nachlaufen müssen, ich hätte ihn aufhalten sollen, doch ich blieb alleine mit dem Baby Zuhause und wartete vergebens auf den Menschen den ich am meisten geliebt habe...“, ein trockener Schluchzer schüttelte ihn, doch Miki wollte weiter reden.

„Er stürzte sich in den Kampf und was genau passierte weiß ich nicht. Man hat mir nur erzählt, dass wohl einer der Angels, nahe bei Kaede, den Halt auf dem Dach verloren hatte. Kaede war, wie ich sagte, zu menschlich um es zu glauben und er stürzte sich über das Dach und bekam den Angel gerade noch so zu fassen. Er hat ihm das Leben gerettet und musste dafür sterben.“, seine Stimme wurde bitter und er blickte Yuki nun fest ins Gesicht. „Es war Aki... er hat ihn erschossen, aus nächster Nähe. Damals war er noch nicht der Boss der Angels, doch er hatte sich diesen Platz auch kurz darauf durch einen Mord erkämpft.

Kaede war sofort Tod, doch Aki trug ihn persönlich bis zu unserer Grenze, wo er ihn mir aushändigte. Ich erinnere mich nicht daran, was ich gedacht habe... ich weiß nur das ich geschrien habe... Kaede anflehte, mich bitte nicht zu verlassen... ich wollte nicht glauben, dass der Mann, der mir alles bedeutete auf einmal nicht mehr an meiner Seite sein sollte...

Ich wollte nicht alleine sein und dennoch hat er nie wieder seine Augen geöffnet...

An diesem Tag verlor ich meinen Glauben in Gott und begann Aki zu hassen... ich hasse ihn noch heute, doch offensiv gegen ihn vorzugehen, verbietet mir mein Stolz... ich liebte Kaede zu sehr, als dass ich diese Gang anders führen könnte, als er es getan hatte.

Nach seinem Tod habe ich mich ein halbes Jahr mit Sayaka zurück gezogen, habe mich selten in der Öffentlichkeit gezeigt...“, er schluckte wieder und Tränen liefen noch immer über seine Wangen.

„Aber ich kann mich nicht verstecken. Ich habe ihm versprochen zu leben... ihm die Welt durch meine Augen zu zeigen und ich kann dieses Versprechen nicht brechen. Deshalb kann ich mich auch nicht von dir töten lassen, Yuki. Ich würde ihn traurig machen... ich muss alt werden und dieses kleine Kind großziehen, dass einzige, was mir von ihm geblieben ist... sie weiß nicht, das Kaede ihr Vater war und ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe, ihr eines Tages die Wahrheit zu sagen. Ich liebe sie mehr als alles andere auf der Welt...“, wieder schüttelte er sich schluchzend und blickte zu Boden. Er wollte Yuki nicht sehen, er wollte diesen Hass in seinen Augen nicht mehr erleben.

„Ich müsste dich hassen, dafür das du dich von Aki ficken lässt, dabei hasse ich ihn nur noch mehr.. dafür, was er dir antut... ich werde diesen Mann eines Tages töten müssen, um Kaede zu rächen, doch noch ist dieser Augenblick fern.“, er blickte wieder auf und musste unter seinen Tränen traurig lächeln.

„Das war sie meine ganze traurige Geschichte... das Leben eines gescheiterten kleinen Jungen, der keinerlei Lebensperspektive hat und einem kleinen Kind ihre Zukunft versaut.“
 

Yuki hatte Miki die ganze Zeit gespannt und doch fasziniert gelauscht und hatte versucht den anderen nicht zu unterbrechen. Es war eine wirklich traurige Geschichte und irgendwie erinnerte sie Yuki ein wenig an seine eigene Geschichte.

Immerhin hatte er auch einen wichtigen Menschen in seinem Leben verloren, aber das es Miki mindestens genau so schlecht ging, wie ihm selber hatte er nicht vermutet. Aber.. Miki hatte der Person auch Rache geschworen und hatte bisher nicht aufgegeben, wie es jedenfalls schien.

Er selber wollte auch nicht aufgeben, aber wie konnte er seine Rachepläne, gegenüber seinem Erzfeind Miki, noch aufrecht halten, wo dieser gerade so verletzt und in Tränen aufgelöst vor ihm saß? Wie?

Er war schließlich auch nur ein Mensch, welcher Gefühle hatte. Und genau diese Gefühle machten sich gerade wieder selbstständig und eroberten den kleinen Blonden.

Als Miki seinen Blick wieder traurig abwandte, um seine Tränen zu verbergen, raffte sich Yuki etwas auf und kramte sich aus seinen Decken und Kissen heraus, schwang seine Beine aus dem Bett und tappste die eineinhalb Schritte auf Miki zu um dessen Kopf sanft an seinen Bauch zu drücken.

Ihm war fürchterlich kalt und sein Körper zitterte, aber er hatte gerade einfach das Bedürfnis, Miki etwas zu trösten.

Dieser zuckte erschrocken hoch, als er den erhitzten Körper bemerkte, welcher an ihn gedrückt wurde.

„Yuki..“, murmelte er ganz leise, worauf Yuki etwas lächelte.

„Es ist okay.. wein ruhig.. ich kenne das Gefühl, wenn einem das Herz aus der Brust gerissen wird und keiner ist da, der sich einem annimmt. Lass es raus..“, murmelte Yuki ganz leise und kraulte mit seiner Hand, welche er an Mikis Hinterkopf liegen hatte, sanft über dessen Haare.

Miki war einen Moment viel zu erschrocken und geschockt, als das er irgendwas erwidern konnte, doch ging ihm die sanfte Art des Blonden gerade wirklich nahe.

Leise schluchzte er wieder und klammerte sich sanft an dem Oberteil seines Gefangenen fest, ließ seinen Tränen einfach freien Lauf.

Es war ewig her, seit er das letzte mal wegen Kaede geweint hatte, doch gerade.. es kam alles wieder hoch, die schönen Gefühle, die Sehnsucht nach diesem Mann, die schlimmen Momente, die sie geteilt hatten.. einfach alles. Es tat entsetzlich weh, zwar nicht mehr so sehr, wie damals, als er gerade gestorben war, aber dennoch.. es war so schwer.

Er war dem Blonden dankbar, das er gerade da war. Dieser sagte nichts, stand einfach nur da und kraulte seinem FEIND – er musste es nochmal gedanklich erwähnen, weil er es sonst selber kaum geglaubt hätte – durch die Haare und versuchte diesem etwas Trost zu schenken.

Er selber verstand davon eigentlich nicht das meiste, hatte er doch am wenigsten Trost und Zuneigung bekommen, in der kurzen Zeit, wo er Zeit gehabt hatte um Kira zu trauern. Aber er hatte das Gefühl, das es gut war, was er hier tat.

Er wollte auch gar keine großen Reden schwingen, darin war er nie gut gewesen, aber so hier zu stehen.. es war okay.Vielleicht konnte er so wenigstens Miki etwas helfen.
 

Dieser brauchte einen Moment, bis er sich wieder einigermaßen gefangen hatte und leise schniefte.

„Dir ist doch sicher kalt. Du solltest.. dich wieder ins Bett legen.“, murmelte Miki leise und wischte sich über die Augen.

Yuki schmunzelte etwas und sah einen Moment an die Decke.

„Geht schon.“, nuschelte er nur und sah wieder zu Miki runter, welcher sich wieder mehr aufgesetzt hatte, ließ deswegen seine Hand vom Haarschopf, des nun kleineren Mannes, sinken.

„Aber, was ich dir noch sagen will.. du bist kein schlechter Vater für die Kleine. Sie hat dich gern, das sieht man und sie hat ein schönes Leben.. ihre Augen strahlen so sehr. Sie kann kein schlechtes Leben haben und glaub mir, mit dem, was sie hat, ist sie sehr zufrieden. Kinder sind stärker als man denkt und sie verstehen mehr, als man selber glaubt. Ich denke sie weiß, was hier Sache ist und sie wird auch wissen.. das sie Einschränkungen hat, nur wieso genau, wird sie noch nicht verstehen. Aber sie hat sich ihrem Umfeld angepasst und es macht ihr gar nichts aus, oder meckert sie viel?“

Miki sah Yuki verblüfft an, als dieser so begann zu sprechen, schüttelte jedoch bei dessen Frage den Kopf.

„Siehst du. Deine Lebensperspektive ist es, für dieses kleine, schutzlose Wesen ein Vater zu sein, sie groß zu ziehen und sie zu beschützen. Das ist deine Lebensperspektive und Aufgabe und ich denke, das du das bisher sehr gut machst. Und sag nicht, das du ihr die Zukunft verbaust, das ist doch quatsch. Du willst das Beste für sie und nur das Beste bekommt sie. Also hör auf sonen Bockmist zu labern, okay? Sonst werd ich echt mal böse.“, murmelte Yuki leise, während er sich wieder in sein Bett verfrachtete und die Decke fest um seinen Körper zog.

Miki beobachtete ihn noch immer mehr als sprachlos. War das wirklich Yuki? Der Yuki, den er hier gefangen hielt? Der kalte Kaze, der ihm nicht mehr aus dem Kopf ging? Das konnte er irgendwie kaum glauben.. und dennoch.. seine Worte waren sehr lieb. Vielleicht hatte er sogar etwas Recht, aber.. er hatte einfach das Gefühl, als wenn alles, was er tat, nicht gut genug für Sayaka war. Dennoch bedeuteten ihm die Worte von Yuki eine Menge.

„Du hast.. in ganzen Sätzen gesprochen.“, murmelte Miki leise, worauf Yuki ihn nun mal mehr als nur dumm ansah.

„Alter...“, murmelte er deswegen nur leise und war irgendwie Sprachlos.

„Oh.. ich hätte das nicht sagen sollen..“, murmelte Miki leise und musste wieder grinsen.

„Jetzt sprichst du nämlich wieder nur so abgehackt.“, setzte er hinzu, worauf Yuki leise lachen musste.

„Blödmann.. da versucht man jemanden zu helfen..“

„Das hast du.. sehr sogar.. danke.“

Yuki sah auf und den Schwarzhaarigen einen Moment verblüfft an, lächelte dann jedoch etwas und nickte.

„Schon gut.. sonen heulenden Devil kann man ja nicht ertragen.. schrecklich.“

„Ich kann noch weiter machen..“

„Du kannst es auch sein lassen..“

„Und?“

Yuki sah auf.

„Was und?“

„Erzählst du mir jetzt von diesem Mädchen?“

Yuki seufzte leise und lehnte sich zurück.

„Hab ich eine andere Wahl?“

Miki lächelte und zuckte mit den Schultern.

„Sicher.. du kannst dein Versprechen brechen und es einfach sein lassen.“

„Nein.. so jemand bin ich nicht. Ich halte mein Versprechen. Jedoch werde ich... eines meiner längsten Versprechen brechen müssen.“

„Welches wäre das?“

Yuki lächelte irgendwie traurig, zumindest kam es Miki so vor.

„Das sag ich dir wann anderes.“, nuschelte er leise und Miki seufzte leise aus.

„Werde ich jemals all deine Geheimnisse erfahren? Ich hab das Gefühl, mit jedem Gespräch was wir führen, kommt mindestens ein neues Geheimnis dazu.“

„Hör halt auf mit mir zu reden, dann hat sich dein Problem praktisch erledigt.“

„Das würde dir wohl so passen.“

„Mehr als du glaubst. Aber gut, ich erzähl dir von diesem Mädchen..“

Miki spitzte die Ohren.

„Wirklich?“

„Ich bin zwar ein Arschloch, aber ich halte meine Versprechen, wie ich schon gesagt habe. Also machs dir bequem, leg die Füße hoch und hör zu.“

Miki nickte und sah Yuki gespannt an, welcher einen Moment nachzudenken schien.

Es herrschte eine Weile stille, bis Yuki wieder begann zu sprechen.

„Aber vorher.. gib mir doch noch ne Tasse Tee. Sonst verkackt meine Stimme nachher wieder.“

Miki schmunzelte leise und nickte.

„Sicher..“

Jetzt hatte er wirklich gedacht, das Yuki loslegen würde.. aber ja.. eigentlich hätte er es wissen müssen. Yuki war anders als die Menschen, die er bisher kennen gelernt hatte. Er war wahnsinnig verschlossen, sowas hatte er bisher eher selten erlebt, weil alle gleich mit ihren Problemen ankamen und Hilfe erwarteten. Aber Yuki... Yuki war jemand, der alles versuchte, damit er keine Hilfe brauchte. Der sein Leben selbst in die Hand nahm und immer versuchte die Zügel nicht abzugeben. Das war etwas, was Miki sehr erstaunte und faszinierte. Er wirkte so stark und unnahbar, aber wenn man ihn kannte, hinter diese Fassade blickte, konnte man sehen, das er garnicht so stark war.

Miki hing seinen Gedanken nach, während er eine Tasse mit Tee füllte und diese Yuki übergab, welcher dankbar nickte und einen kleinen Schluck trank.

„Oh Früchtetee.. du lernst dazu.“

„Ich merke mir, was andere mir sagen.“

„Du bist aufmerksam..“

„Ja.. viele sagen das.“

„Kira war das auch..“, murmelte Yuki plötzlich, worauf Miki ein überraschtes Gesicht machte.

Yuki hielt wirklich Wort? Bis eben hatte er wirklich gedacht, er würde nichts sagen, aber jetzt..

„Kira war.. meine Vertraute.. meine Seele.. mein Herz.. mein Feind.. sie war.. sie war der Wind..“

Miki lehnte sich etwas zurück und beobachtete Yuki, welcher an die Decke sah und einen Moment die Augen schloss.

„Sie hat mir damals den Namen 'Kaze' gegeben. Sie meinte, er würde zu mir passen. Wild und nicht zu bändigen.. und nicht zu fangen. Sie war ein Traceure, genau wie ich einer bin. Sie kam irgendwann zu uns. Ich wusste nicht, woher sie kam oder wieso sie zu uns stieß. Sie sah nicht aus wie jemand, der zwingend auf der Straße lebte.. oder es gar wollte. Wir gingen zufällig auf die selbe Schule.. in die selbe Klasse. Sie war irgendwann einfach da und hat sich neben mich gesetzt. Zuerst.. hatten wir nicht viel Kontakt miteinander. 'Hallo – wie geht’s' waren da so die Worte, die man am häufigsten gesagt hat. Sie kam zu uns in die Bande und war auch gleich sehr beliebt. Aber sie hatte immer nur Augen für mich. Ich hab das zuerst garnicht bemerkt, weil ich nur darauf fixiert war, besser zu werden als alle anderen. Sie hat mich viel beobachtet, aber nie angesprochen.. sie hat darauf gewartet, bis ich sie angesprochen habe. Ich fragte, warum sie mich immer beobachtet und sie meinte nur, das ich ihr gefallen würde.“

Yuki lächelte lieb und wurde etwas rot auf den Wangen, was Miki nicht entging und darauf ebenfalls lächeln musste. Yuki konnte sogar verlegen werden, wie niedlich.

„Mich hat das zu der Zeit nicht wirklich beeindruckt, aber sie gab nicht auf, bis es mich irgendwann genervt hat. Einfach, dass da jemand war, der mich beobachtet hat, aber nie etwas sagt und.. einfach.. da ist.. das war mir suspekt und irgendwann bin ich auf sie losgegangen.“

Miki konnte nicht anders und prustete leise, was Yuki zum schmollen brachte.

„Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Diese starrenden Augen..“

Er bekam eine Gänsehaut, wenn er noch immer an ihren Blick dachte.

„Ich bin auf sie los, aber sie hat sich nicht gerührt.. sie ist keinen Millimeter ausgewichen, hat sich kein Stück von mir provozieren lassen, sondern hat nur gelächelt, bis ich ihr eine gescheuert habe, weil ich so wütend war. Es tat mir danach entsetzlich leid, ich hab mich immer wieder entschuldigt, doch sie meinte, es wäre kein Problem.. ich solle sie einfach mal zum Essen einladen und alles wäre okay. Ich hab sie sofort eingeladen und ein paar Tage später.. sind wir zusammen Essen gegangen. Es war ein merkwürdiger Abend.. ich wusste nicht so recht, was ich zu ihr sagen sollte. Ich hatte nie viel Kontakt zu Menschen gehabt und war immer schon eher.. schweigsam. Aber sie hat so viel geredet und geredet und hat immer wieder versucht mich aus der Reserve zu locken, aber es hat nicht geklappt. Ich war stur.. bis sie mich fragte, was für ein Geheimnis ich hüte.“, murmelte Yuki leise und sah in seinen Teebecher.

Miki hingegen sah Yuki schweigsam an. Das waren in etwa auch die Worte gewesen, die er Yuki zu Anfang gefragt hatte, als dieser gelähmt auf dem Bett gelegen hatte.

Yuki seufzte leise und sah auf.

„Ich hab ihr natürlich nichts gesagt.. kein Wort, ich hab sie ausgelacht, ihr einen Vogel gezeigt und bin gegangen. Ich hab sie einfach stehen lassen, weil es mir zu dumm war. In mir drinnen jedoch tobte ein Kampf. Woher wusste sie, das etwas mit mir nicht stimmte? Woher wusste sie, das ich ein Geheimnis hatte? Das wollte mir nicht in den Kopf. Seit dem Abend bin ich ihr aus dem Weg gegangen. Sie war mir unheimlich.. doch sie gab nicht auf und im Endeffekt bin ich ihr dankbar dafür, das sie so stur war.

Sie hat mich immer wieder angesprochen, immer wieder und wieder, aber ich hab sie immer ignoriert.. so dachte ich zumindest. Aber eigentlich hatte ich es recht gern, wenn sie da war. Ihre nervige Art.. gefiel mir irgendwie und auch, das sie sich so bemühte um mich war schön. Ich hatte das Gefühl, das sie einfach da und ich nicht alleine war. Ich hab mich total an sie gewöhnt.. Doch irgendwann hat sie es einfach gelassen und ist weggeblieben. Es war merkwürdig, weil auf einmal keiner mehr da war, der nervte, keiner mehr da war, der einen etwas fragte oder allgemein einfach am erzählen war. Auch wenn ich immer so getan habe, als würde ich sie ignorieren, so habe ich ihr immer zugehört und irgendwie.. ist auch vieles hängen geblieben bei mir. So wusste ich zum Beispiel, wo sie hinging, wenn es ihr nicht gut ging und den Ort habe ich.. nachdem sie mich ein paar Tage ignoriert hatte.. aufgesucht und habe sie dort gefunden. Dieser Ort.. ist im Stadtpark. Da ist so ein kleiner See mit einem kleinen Aussichtspunkt mitten drinnen. Sowas wie eine kleine Insel.. da steht so ein kleines.. ja.. Häuschen.. es hat ein Dach und ein paar Balken..“, murmelte Yuki erklärend und zeigte mit den Fingern in etwa, was er meinte. Miki verstand in etwa, was er meinte und nickte, hörte dem Blonden dann wieder zu, welcher total in seiner Geschichte aufging. Seine Augen leuchteten förmlich, wenn er so erzählte.

„Jedenfalls meinte sie irgendwann mal, dass das ihr Lieblingsplatz sei, wenn sie traurig war und dort habe ich sie auch gefunden. Sie saß in dieser kleinen Hütte und sah zum See raus. Ich hatte mich nicht getraut sie anzusprechen, deswegen habe ich mich einfach neben sie gesetzt und habe mit aufs Wasser gesehen. Ich wusste.. wenn sie etwas zu sagen hatte, würde sie es tun. Wir saßen lange nebeneinander und haben geschwiegen, aber es war nicht schlimm, ich habe es genossen und sie genau so. Sie hat mir später gesagt, das sie mir dankbar war, das ich sie nicht gelöchert habe mit Fragen. Sie hat mir an dem Tag nicht gesagt, wieso sie so traurig war, am nächsten Tag ging es ihr nämlich wieder viel viel besser. Ich hab garnicht verstanden, was Sache war. Es war merkwürdig. Ich bin aus diesem Mädchen nie schlau geworden, egal wie sehr ich mich angestrengt habe. Seit dem Tag am See hat sie mich auch wieder aufgesucht und war wieder an meiner Seite. Ich war froh darüber.. sehr froh, weil ich nicht mehr alleine war. Ich verstand mich selber nicht, denn Nähe zu anderen Menschen war mir nie wichtig gewesen.. aber Kira wurde.. immer wichtiger für mich.. Unser Verhältnis zueinander wurde stetig besser und besser. Sie brachte mich sogar dazu, zu sprechen, über mich zu erzählen. Wir trafen uns oft einfach so.. einfach um zu reden oder auch zu schweigen. Wir brauchten nicht zwingend etwas sagen, damit wir den jeweils anderen verstanden, es ging auch ohne. Wir konnten in jederlei Hinsicht gut miteinander umgehen.. wir waren ein gutes Team, selbst im Kampf.

Wir haben oft zusammen Trainiert.. sie war die beste Partnerin, die sich ein Traceure nur wünschen kann. Ich habe wahnsinnig viel von ihr gelernt und sie von mir genau so, deswegen hab ich es auch nur soweit gebracht. Dennoch.. sie spürte, das ich ein Geheimnis hatte und sie wollte es wissen.. nicht selten fragte sie danach, bekam jedoch keine Antwort von mir. Ich wusste nicht, in wie fern ich ihr trauen konnte.“

Yuki seufzte leise und trank einen kleinen Schluck seines Tees. Es war merkwürdig dies alles zu erzählen.. vor allem, weil er es bisher nie jemanden erzählt hatte.

„Irgendwann kamen wir zusammen.. sie hatte mir ihre Liebe gestanden und auch ich konnte nicht abstreiten, das ich mich sehr zu ihr hingezogen gefühlt habe. Sie war meine Partnerin.. eine Person, auf die ich mich immer verlassen konnte, jemand, der mich nie anlog.. mich zeitweise sogar zum lachen brachte.. sie hatte beinahe mein vollstes Vertrauen erlangt. Ich liebte sie abgöttisch und mit jedem Tag wurde es stärker. Ich konnte nicht mehr ohne sie sein und ich wollte es auch nicht mehr. Sie war die Person, die mich aus meiner Einsamkeit geholt hat, die mich.. wieder leben ließ, neben meinem eigentlichen Plan. Wenn sie nicht da war, vermisste ich sie unheimlich, selbst wenn sie teilweise nur einen Raum weiter war, so war es, als wenn sie .. so unendlich weit weg zu sein schien..und sie schien das immer wieder zu spüren, wenn ich traurige Gedanken bekam, denn genau dann war sie immer da. Doch ich sollte etwas erfahren, was ich nie für möglich gehalten hatte.. denn auch sie hatte ein Geheimnis, von dem sie mir irgendwann erzählte. Ich dachte erst, sie wolle mich einfach auf den Arm nehmen, bisschen schocken oder sowas.. sie kam von den Devils..“, murmelte er leise und sah etwas auf.

Miki sah Yuki überrascht an.

„Sie kam von uns? Ich .. kenne keine Kira..“

„Sie hat bei den Devils als Shiroi gelebt.. sie wurde dann als Spitzel zu den Angels geschickt. Sie sollte mich ausspionieren um den Devils mehr Informationen zu bringen.. um sich selber mir anzupassen.. sie sollte mein Gegner werden und mich mit meinen eigenen Waffen schlagen. Aber sie hat nicht damit gerechnet, sich in mich zu verlieben. Also ist sie bei uns geblieben.“

Damit hätte selbst der Chef der Devils nicht gerechnet. Er kannte kein Mädchen, welches Shiroi hieß.. der Name war ihm vollkommen unbekannt. Aber wenn Yuki das sagte dann..

„Ich sehe schon an deinem Blick, das es dir komisch vorkommt. Shiroi war ein Bandenhopper.. sie ist von einer Bande zur anderen gewandert und war unter anderem auch eine Weile bei den Devils und hat dort mitgemacht. Sie wollte den Auftrag eigentlich auch zu ende ausführen... aber naja.. wie das Schicksal eben so spielt. Die Devils waren davon weniger begeistert und wollten sie zurück.. natürlich, sie war eine der Besten damals. Die Devils wollten ihren Kämpfer nicht verlieren.. deswegen kam es irgendwann zu diesem schicksalhaften Kampf.“

Yuki schwieg einen Moment und musste seine Gedanken etwas sammeln, welche verrückt zu spielen schienen.

„Der Kampf, der alles veränderte.. Die Devils griffen uns irgendwann an. Sie wollten Kira zurückholen, weil sie eine Verräterin war. Damals schien es noch verboten gewesen zu sein, wenn jemand wechseln wollte, jedenfalls wollten die Devils das nicht auf sich sitzen lassen. Aber die Angels haben gekämpft.. natürlich haben sie das, sie waren schon immer Kampflustig. Ich hab mir Kira geschnappt und bin weg.. einfach weg aus diesem Rummel, ich wollte nicht, das ihr etwas passierte, ich wollte sie beschützen. Wir waren auf den Dächern unterwegs, wie immer. Doch die Devils wussten um ihre Fähigkeiten und waren ebenfalls auf dem Dach. Sie kamen von allen Seiten, also haben wir gekämpft und alles getan, damit wir weiter konnten. Doch es waren zu viele.. wir kamen zu Zweit nicht gegen sie an. Also haben wir versucht abzuhauen. Ich hab sie einfach am Arm gepackt und bin los gerannt, ich hab versucht, uns den Weg frei zu kämpfen, was mir auch Augenscheinlich sehr gut gelang, aber...“

Yuki machte eine kurze Pause und starrte vor sich auf das Bett. Seine Hände zitterten stark und am liebsten hätte er abgebrochen zu erzählen, da das alles noch viel zu Real für ihn war, aber er wollte weiter machen.

Er atmete nochmal leise durch und Miki konnte hören, wie sein Atem zitterte.

„Wir sind los gerannt und wollten springen. Dabei mussten wir uns loslassen, weil während des Springens und Aufkommens brauchst du deinen ganzen Körper, es ist schwer sich dann auf jemand anderen zu konzentrieren, also haben wir uns losgelassen und sind gesprungen. Noch während ich sprang, hörte ich Kira hinter mir schreien. Ich wusste nicht, was passiert war. Ich drehte mich im Sprung um, etwas, was man niemals tun darf, denn man muss immer nach vorn sehen dabei.. aber ich sah.. wie sie.. abstürzte. Einer der Devils hatte Kira am Fußgelenk erwischt und hatte sie festgehalten. Sie verlor dadurch an Schwung und Gleichgewicht und stürzte ab.. ins Bodenlose.. Ich höre immer noch ihren Schrei.. sehe immer noch ihr Angst verzerrtes Gesicht vor meinem, bevor sie an Höhe verlor.. Ich konnte ihr nicht helfen, wir waren viel zu weit auseinander.. Heute wünschte ich mir, ich wäre einfach hinterher gesprungen..“, murmelte er leise, bevor seine Stimme vollends versagte.

Tränen hatten sich in seinen Augen gesammelt, während er sich dieses Erlebnis wieder ins Gedächtnis rief. Ihm ging das ganze noch immer viel zu nahe. Er war nie wirklich damit klar gekommen.

Miki sah Yuki mitleidig an und hätte diesem gerade ebenfalls gern Trost gespendet, doch er wusste nicht, ob Yuki dies zulassen würde.

Doch das Yuki eine mindestens so traurige Geschichte barg, wie er selber, war ihm nie bewusst gewesen. Woher auch? Yuki wirkte immer so wahnsinnig stark und unnahbar.. so als wenn ihn nichts erschüttern konnte.. doch wenn er das so hörte..

Als Yuki sich wieder einigermaßen gefangen hatte, rang er wieder nach Stimme und setzte seine Erzählung fort.

„Ich bin sofort runter von diesem Dach, ich wollte zu Kira, ich hoffte, das sie noch am Leben war.. ich wollte nicht wahr haben, das sie vielleicht tot sein könnte. Ich war wahnsinnig verzweifelt. Doch leider.. kam jede Hilfe zu spät. Sie war sofort tot. Ich hab sie lange im Arm gehalten. Ihr Körper war Blutverschmiert, aber das war mir egal.. ich wollte nicht begreifen, das sie tot war. Sie war doch mein Gegenstück.. das Ende meines roten Fadens.. ich hab immer geglaubt, das uns nichts trennen konnte.. das wir füreinander bestimmt waren.. doch anscheinend waren wir es doch nicht. Aber das war mir egal.. ich konnte und wollte nicht akzeptieren, das ich wieder jemand verloren hatte, der mir wichtig war. Ich verfluchte mein Leben, brachte den Devil um, welcher an Kiras Tod verantwortlich war, in der Hoffnung, mir würde es dann besser gehen, aber mir ging es immer nur schlechter. Sie fehlte mir entsetzlich.. keiner verstand, was in mir vor sich ging.. Kira hatte es immer gewusst, sie kannte mich, wie mich sonst keiner gekannt hatte. Sie wusste immer, was mit mir war.“, schluchzte er leise und verbarg sein Gesicht einen Moment hinter seinen Knien, welche er nahe an seinen Körper gezogen hatte.

Miki betrachtete Yuki eine Weile, wie er da saß und immer wieder von fürchterlichen Schluchzern erschüttert wurde. Er tat ihm wahnsinnig leid und er hätte Yuki gerade so gern getröstet.. aber wie würde das denn rüber kommen, wenn er ihn nun in den Arm nahm?

Aber hatte Yuki sich darüber Gedanken gemacht, als er Miki getröstet hatte?

Miki biss sich auf die Unterlippe und stand vorsichtig auf, setzte sich neben Yuki auf dessen Bett und legte einen Arm vorsichtig um dessen Schultern.

Yuki schreckte einen Moment hoch und sah Miki aus verquollenen und verweinten Augen an, senkte jedoch gleich wieder den Blick.

„Die Angels.. waren nie gut darin Gefühle zu zeigen oder anderen zu zeigen, das man da war.. sie haben alle einen Bogen um mich gemacht. Ich war angreifbar, verletzt.. ich war im Grunde nurnoch ein Schatten meiner selbst. Ich war nicht bei Kiras Beerdigung und auch nie an ihrem Grab.. ich habe kein Foto von ihr oder gar eine Erinnerung.. ich hab nur.. das Bild in meinem Kopf, welches mir geblieben ist.. und selbst das verblasst langsam. Ich habe immer gedacht, ich komme damit zurecht, ich würde es schaffen, mich aus diesem Loch wieder raus zuziehen, in welches ich erneut geworfen wurde.. doch es klappte nicht.. und als ich am schwächsten war.. als ich am angreifbarsten war, kam Aki.“

Yuki schloss gequält die Augen, als er daran zurück dachte. Unbewusst lehnte er sich etwas mehr gegen Miki und sah dann wieder vor sich auf die Bettdecke.

„Er kam zu mir, war lieb und sanft.. gab mir, wonach ich mich all die Zeit gesehnt hatte.. nach einem Freund, der einfach für mich da war.. nur leider kapierte ich viel zu spät, was er wirklich vor hatte.. und als ich es verstanden hatte, hatte er mich schon längst so gefügig gemacht, sodass ich keinerlei Widerstand mehr leistete. Und der Widerstand, den ich leistete war nicht stark genug, als das ich mich hätte wehren können. Er hat sich mich einfach genommen.. und ich hab es fast widerstandslos über mich ergehen lassen. Aber das hat mich abgehärtet.. ich habe mich auf etwas neues fixiert.. ich wollte meine Gefühle abtöten, damit mich keiner mehr verletzen konnte und es ist mir weitestgehend gelungen. An mich ist niemand mehr heran gekommen. Ich bin zum Einzelgänger geworden, denn ich konnte niemanden an meiner Seite ertragen. Auch wenn Aki es gern gewollt hätte, aber für mich war und ist noch immer Kira meine Partnerin, welche ich im Wind wiedergefunden habe. Sie ist für mich zum Wind geworden, welcher mich leitet und beschützt. Manchmal, wenn ich draußen bin, spüre ich noch immer ihre Anwesenheit.. oder ich rede es mir nur ein, aber es ist wie, als würde mich jemand umarmen.. als würde jemand da sein.. ich bin nie über ihren Tod hinweg gekommen.. und bin es auch immer noch nicht. Das Herz vergisst niemals.“, hauchte er leise und schloss wieder die Augen, ließ seine Tränen wieder über seine Wangen laufen.
 

Miki hatte sich alles mit angehört und hatte seinen Kopf hinter sich an die Wand gestützte, während er für Yuki einfach da sein wollte und diesen vorsichtig im Nacken kraulte.

Ihm war die Geschichte näher gegangen, als er eigentlich gewollt hatte. Es tat ihm weh, zu sehen, wie sehr Yuki hatte leiden müssen. Er selber hatte nur eine wichtige Person verloren. Seine Eltern hatten sich nie gekümmert, deswegen war er über dessen Tod nicht sonderlich erschüttert gewesen. Aber Yuki schien seine Eltern sehr geliebt zu haben. Und dann noch dieses Mädchen.. er wusste, die Devils führten über jeden Neuzugang und Abgänger eine Kartei.. ob es wohl auch eine Kartei über Kira alias Shiroi gab? Er musste nachsehen, vielleicht würde er etwas finden und vielleicht hatte diese Kartei sogar ein Foto von ihr. Einfach damit Yuki eine kleine Erinnerung hatte. Er selber hatte ja alles von Kaede übernommen gehabt und hatte immer irgendwelche kleinen Erinnerungen.. seine größte und wichtigste war das Foto auf seinem Schreibtisch.

„Darf ich dich etwas fragen Yuki?“

Yuki schniefte leise und rieb sich über die Nase, nickte jedoch.

„Wieso.. hat dir Kira damals den Namen Kaze gegeben? Ich meine, Yuki ist doch ein schöner Name.. wieso?“

„Sie mochte meinen richtigen Namen sehr.. deswegen hat sie mir irgendwann einen Decknamen gegeben, damit nicht jeder Feind, jeder Mensch, den ich nicht kenne, meinen Namen benutzte. Also hat sie mir irgendwann den Namen Kaze gegeben und ich habe ihn aufrecht erhalten. Inzwischen ist es eine Art Verbindung geworden.“

Miki nickte. Okay, das klang einleuchtend. Er mochte beide Namen irgendwie, auch wenn Yuki wesentlich besser zu ihm passte.

„Ich bin mir sicher, das Kira auf dich aufpasst.. das sie immer noch in deiner Nähe ist. Ich bin fest davon überzeugt.“

„Bist du das wirklich, oder sagst du das nur, um mich zu beruhigen?“, fragte Yuki leise und zog eine Schnute, setzte sich dann aber wieder gerade hin. Er kuschelte sich ja förmlich an Miki heran, soweit kam das noch!

„Nein.. und auch ja.. aber wenn ich dich beruhigen wollen würde, dann würde ich etwas anderes machen. Aber so wie du mit dem Wind umgehst, mit ihm redest und ihn genießt.. ich bin mir sicher, dass da irgendwas dran ist. Man sollte nicht immer schlecht machen, an was andere glauben oder glauben wollen. Ich finde, jeder braucht seine eigene kleine Welt, in die er sich zeitweise zurück ziehen kann. Und du hast dir deine aufgebaut und das ist vollkommen okay. So sollte es sein.. und du solltest einfach weiter daran glauben und festhalten. Dann wirst du auch niemals vergessen.“

Yuki lächelte traurig und doch irgendwie lieb, als Miki ihm das so sagte.

„Danke..“, hauchte er deswegen nur leise und strich sich wieder eine Träne von der Wange.

„Schon okay.. und jetzt wein nicht mehr.. das steht dir garnicht.. ich mags viel mehr, wenn du lächelst oder gemein zu mir bist.“

Yuki kicherte leise, worauf aber wieder weitere kleine Tränen über seine Haut liefen.

„Das sagt sich so einfach..“

„Oh warte, ich hab da eine Idee..“, murmelte Miki grinsend und wusste, das es Riskant war und doch..

„Oh und welche?“, murmelte Yuki leise und rieb sich wieder resolut über die Augen, sah jedoch auf, als er Mikis Gesicht so vor seinem sah, wie es immer etwas näher kam.

„Du bist süß, wenn du weinst..“, hauchte Miki ganz leise und strich mit seinen Lippen nur hauchzart, einem Lufthauch gleich, über die Lippen von Yuki, bevor er sich wieder zurück lehnte und besser in Sicherheit brachte.

Yuki musste das gerade erst mal realisieren, wurde knallrot auf den Wangen und schnaufte.

„Du Arschloch!“, quiekte er total unmännlich und schmiss sein Kissen nach Miki, welcher leise lachte.

„Siehst du, so mag ich dich doch viel eher.“

Das Miki selber rot geworden war dabei, ignorierte er vollkommen. Er wollte Yuki gerade einfach nur wieder aus diesem Loch heraus ziehen, in welches er erneut drohte, zu versinken.

Und wie es schien, klappte es sogar ziemlich gut.

„Danke Yuki..“, murmelte Miki leise und setzte sich wieder auf seinen Hocker. Yuki hingegen sah den Devilboss nur dumm an, während er noch immer damit zu kämpfen hatte, sein Rot von den Wangen zu vertreiben.

„Wofür?“

„Das du mir dein Herz geöffnet hast. Ich denke.. ich kann dich jetzt viel besser verstehen.“

„Hmh..“

Yuki biss sich auf die Unterlippe und sah wieder vor sich auf die Decke.

„Aber.. ich muss dich trotzdem enttäuschen.“

Der Blonde sah wieder auf und Miki in die Augen.

„Ich kann nicht zulassen, das du mich tötest. Ich kann.. nichts dafür, das Kira oder deine Eltern getötet wurden, genauso wenig kannst du etwas dafür, das Kaede getötet wurde oder das du das kleine Spielzeug von Aki bist.. ich habe heute so vieles erfahren, was mein Denken, über das alles, komplett über den Haufen wirft.. und somit auch meine Einstellung dir gegenüber.. aber die hat sich in den letzten Wochen sowieso total verändert, je mehr ich dich kennen gelernt habe und auch kennen lernen durfte. Und ich bin dir dankbar, das du mir einen Einblick in dein Leben gegeben hast. Vielen Dank.“

Miki verbeugte sich etwas vor dem Blonden, welcher gerade garnichts mehr raffte.

Miki bedankte sich bei IHM? Hier lief doch irgendwas schief.

„Wenn du dein Ziel, mich zu töten, weiterhin aufrecht hältst.. dann muss ich dir da einen Strich durchziehen. Ich muss auf Sayaka aufpassen und sie beschützen.“

Yuki sah Miki weiterhin mit einem verwirrten Blick an. Was sollte er jetzt davon halten? Vor allem.. in wie fern konnte er sein Versprechen, welches er sich selber gegeben hatte, aufrecht halten? Miki hatte recht, er musste auf Sayaka aufpassen.. sie beschützen.. so wie er es eigentlich bei Kira gewollt hatte.. er hatte versagt.. er wusste, wie schlimm sowas war.. er konnte es Sayaka und Miki nicht auch antun. Viel mehr sollte er seinen Hass gegen Aki richten. Er sollte schleunigst über seine Prioritäten nachdenken.
 

„Naja.. aber.. ich werd dann auch mal wieder los. Sayaka ist schon viel zu lange allein zu Haus.“

Yuki nickte und sah zu Miki auf, welcher von seinem Hocker aufstand und seine Jacke schnappte.

„Ich hoffe dir geht’s bald wieder besser.“

„Sicherlich.. ich fühl mich jedenfalls schon viel besser .. irgendwie.“

Miki lächelte lieb und nickte.

„Das freut mich. Also dann Yuki.. man sieht sich morgen wieder.“

Yuki nickte nur und kuschelte sich wieder mehr unter seine Decke. Ihm war zwar immer noch etwas war, aber es war zum Glück nicht mehr so schlimm, wie am Nachmittag. Die Hühnersuppe schien wirklich geholfen zu haben. Und vielleicht auch die liebe Pflege von dem Schwarzhaarigen.

Yuki schloss die Augen, sah jedoch etwas auf, als er die Tür zur Zelle quietschen hören konnte.

„Pass auf dich auf..“, murmelte er ganz leise, was Miki wieder aufsehen ließ.

Machte sich Yuki etwa Sorgen?

„Sicher.. du kennst mich doch, ich kann mir doch nicht entgehen lassen, dir auf den Wecker zu gehen.“

Miki grinste und auch Yuki musste etwas grinsen.

„Sieht dir ähnlich.“

„Schlaf gut ne.“

„Werd ich.. gute Nacht.“, murmelte er noch leise, bevor er sich mehr unter die Decke kuschelte und den leisen Schritten lauschte, welche langsam aber sicher leiser wurden und irgendwann komplett verebbten.

Nun war er wieder allein.. wieso wurmte ihn das nur so sehr? Er war doch die meiste Zeit allein gewesen.. aber gerade.. er wünschte sich irgendwie, Miki wäre nicht gegangen.

Aber nun gut.. jetzt würde er einfach etwas schlafen und hoffentlich morgen wieder gesund sein!

Yuki lächelte und dachte nochmal an den Abend zurück, an die Geschichten, Erinnerungen, welche sie geteilt hatten und auch daran.. das Miki ihn wieder fast geküsst hätte.

Bei diesem Gedanken jedoch lief Yuki wieder rot an und verkroch sich nun ganz unter der Decke.

Verdammt eh..dieser Mann machte ihn schwach!

Yûkai (Entführung)

ES TUT MIR LEID, dass ich so verzögert poste, aber an der Arbeit ist momentan die Hölle los, sodass ich wirklich andere Sachen im Kopf hab ;O;
 

Hier kommt das nächste Kapitel!
 

Kapitel 10: Yûkai

(Entführung)
 

Miki hatte sich in sicherer Entfernung an die Wand gelehnt und schloss gequält die Augen. Er wusste genau, dass er Yuki nicht hatte so berühren dürfen. Nicht nur, weil der Blonde ihn hasste... oder auch nicht mehr, denn schließlich hatte er Miki getröstet...

Aber er durfte es auch nicht um seiner selbst Willen tun, denn immerhin brachte es sein Herz vollständig aus dem Rhythmus.

Er liebte diese Berührung und gleichermaßen hasste er sie, denn sie gefiel ihm viel zu gut, machte ihn wahnsinnig und kribbelig. Und das Schlimmste war noch, dass er es immer und immer wieder spüren wollte, egal welchen Preis er dafür zu zahlen haben würde.

Leise seufzend lehnte er seinen Kopf gegen die kalte Steinmauer und lauschte in die Stille der Zelle hinein, in der Yuki ganz alleine lag....

Moment... alleine?

Kaum hatte er die Bedeutung des Gedankens realisiert, hörte er auch die Bettdecke leise rascheln und ein heftiges Husten erklang. Yuki tat ihm leid, doch Miki hatte an den unberührten Tablettenschachteln gesehen, dass der Blonde die Medikamente nicht einmal mit dem Arsch angeguckt hatte.

Wie unvernünftig er doch war. Sollte er zurück gehen, um ihm wenigstens die Medizin einzuflößen?

„Wie lange willst du noch da stehen? Mich wundert es sowieso schon, dass du mich ohne Wache hier lassen willst... aber noch unangenehmer als deine direkte Anwesenheit ist das Lauschen dort hinten im Schatten.“

Verdutzt blickte Miki erst die gegenüberliegende Wand an und sah dann zu dem leeren Stuhl, gegenüber von Yuki's Zelle, auf dem zuvor noch der Wachmann saß.

Wie zur Hölle hatte er ihn gehört? Warum wusste Yuki das er noch hier war und … konnte er nun einfach gehen?

Yuki brachte es fertig und knabberte die Gitterstäbe durch.

Also drehte er wieder um und trat langsam wieder vor die Zelle.

„Wie hast du mich gehört?“

„Entschuldige, aber du schnaufst lauter als ein Walross...“, Yuki gluckste und musste gleich wieder husten. Hah! Das war die gerechte Strafe. „Na danke... und warum nimmst du deine Medizin nicht?“, der Blonde rollte die Augen. Musste Miki so viele Fragen stellen verdammt?

Er war krank, er brauchte Liebe, Tee und vielleicht noch etwas von diesem Chiabatta-Brot, das immer noch in seinem Bett versteckt war. Aber Medizin sicher nicht. „Weils scheiße schmeckt, Mama.“, wieder gluckste Miki und öffnete eiskalt die Tür der kleinen Zelle.

„Ey der Wachmann sitzt da draußen!“, murrte Yuki gleich wieder, denn er befürchtete schon irgendwie, was sein ach so toller Devilchef mit ihm vorhatte.

„Aber das schmeckt doch nach Erdbeeren, die magst du doch.“, bekam er auch sogleich die kecke Antwort und er hörte mehr, als das er sah, dass Miki ihm die verhasste Medizin wieder auf einen Löffel kippte.

„Du hast anscheinend noch nie ne Erdbeere gegessen, wenn du das glaubst.“, wie Recht der Blonde damit hatte, wusste er wahrscheinlich gar nicht. Konzentriert balancierte Miki den Löffel zu Yuki herüber und blickte ihn lieb an. „Das stimmt... ich bin allergisch auf Erdbeeren... ich bekomm davon überall rote Pickel und sehe aus wie ein Monster.“, leise krächzend lachte der junge Angel wieder auf. „Noch mehr als sowieso scho....“, doch alles was er weiter heraus bekam war ein leises gluggern, denn Miki hatte ihm eiskalt den Löffel in den Mund geschoben. Vor Schreck hatte er die süßliche Pampe sogar noch herunter geschluckt, bevor er angewidert den Löffel auf die Decke spuckte.

„Du bist so ein Arschloch man!“, fauchte er kläglich und streckte geekelt seine Zunge heraus. Miki ließ es sich in diesem Moment einfach nicht nehmen und steckte ihm eines der Halsbonbons in den Mund.

„Ich hasse dich!“

„Das beeindruckt mich nicht mehr!“

„Du bist sowieso resistent gegen jedes Wort.“, schnauzte Yuki wieder vor sich hin und dennoch nuckelte er frustriert an dem Bonbon herum. Es war zu dumm, dass Miki ihn immer wieder außer Gefecht setzen konnte... und dabei tat er überhaupt nicht viel.

Grummelnd verzog er sich wieder unter seine Bettdecke und stellte die Colaflasche ganz vorsorglich in die hinterste Ecke, in die Miki nur dann kommen würde, wenn er über ihn herüber kriechen würde.

Leise seufzte er und knuddelte sich wieder hin. Unter seiner Decke hinweg blickte er Miki an, der in aller Seelenruhe begann die Lampe auszumachen und die Zellentür hinter sich schloss. Außerdem legte er sich die zweite Wolldecke um und hockte sich wieder auf den Hocker.
 

„Kannst du nicht einfach verschwinden?“

„Klar...“, Miki lachte leise. „Damit du abhaust ne?“

„Du kannst mich doch nicht immer hier einsperren....“, das stimmte, dass wusste Miki auch und doch konnte er sich nicht von ihm trennen... es ging nicht.

„Wenn ich dich laufen lassen würde... sag mir, würdest du jemals zurück kommen?“

„Wohl kaum...“, der Dunkelhaarige seufzte leise und nickte nur resignierend vor sich hin. „Siehst du... genau das ist der Punkt.“, murmelte er dann leise und stand ruckartig wieder auf.

„Hä?“, es war nicht so, dass er Miki nicht verstanden hatte, aber dennoch hatte Yuki das unverschämt intensive Gefühl sich einfach nur verhört zu haben. „Naja denk doch mal nach. Ich habe dich eigentlich nur gefangen genommen, um mich an dir zu rächen, weil du mir die Rippen gebrochen hast und irgendwie auch, weil ich neugierig war. Doch in der Zeit wo du hier gehaust hast... hat sich etwas verändert... du bist mir nicht mehr egal und es ist mir auch nicht egal, was aus dir wird oder was mit dir passiert...“, langsam drehte er sich wieder um und konnte im schwachen Zwielicht nur schwach den verwirrten Gesichtsausdruck des Blonden sehen.

„Miki... bei all meinem fehlenden Respekt... ich wollte dich umbringen und du rennst mir noch immer nach?“, leise seufzte er wieder. „Menschen tun meistens Dinge die nicht gut für sie sind...“, murrte er wieder leise und hockte sich nun doch auf seinen Hocker zurück und sah Yuki an.

„Kannst du dir alles erklären, was du tust?“, nein das konnte der Blonde nicht. Er hätte Miki töten können. Jedes Mal, wenn er in diese gottverdammte Zelle kam... als er die Nacht bei ihm verbracht und ganz friedlich und vertrauensselig auf seinem Bett gelegen hatte... immer wieder.

Und dennoch hatte er es nicht gekonnt. Im Gegenteil... er hatte sogar mit Miki geschlafen und erst vor einer knappen Stunde gemerkt, wie sehr er sich nach diesen sündigen weichen Lippen doch sehnte.

„Nein... nein das kann ich nicht.“, verwirrt schüttelte er den Kopf und drehte sich auf den Rücken. Schnell riss er sich ein wenig Chiabatta ab und kaute darauf herum, um einfach irgendetwas zu tun zu haben.

„Siehst du... ich habe keine Angst vor dir... ich kenne deinen Grund mich töten zu wollen und wahrscheinlich würde ich genau dasselbe wollen, wäre ich du.“, er lächelte matt und drückte sich in seinen Stuhl.

„Aber du hast im Grunde doch die gleiche scheiße durchgemacht.“, ein wenig strampelte Yuki unter der Decke, da ihm irgendwie kalt war... „Das stimmt... vielleicht können wir uns darauf einigen, dass du mich erst dann killst, wenn ich Aki kalt gemacht habe.“, wieder teilten sie einen dieser intensiven Blicke und grinsten sich leicht an.

„Darüber könnten wir reden.“
 

Danach schwiegen sie eine Weile und Yuki versuchte einfach zu schlafen, damit er die penetrante Anwesenheit des Dunkelhaarigen nicht fühlen konnte. Dennoch lag eine gewisse Spannung in der Luft, die von Miki auszugehen schien. Der Dunkelhaarige veränderte alle gefühlte zwei Minuten seine Sitzposition und murrte leicht aus, wann auch immer er sich so bewegte.

„Unbequem?“

„Mhhh...“

„Das Bett ist auch nicht der Burner...“, Yuki grunzte leise und rutschte einfach ein wenig zur Seite. Er glaubte nicht, dass Miki dreist genug war um sich neben ihn zu legen. Aber für ihn war es auf der Seite einfach angenehmer, da er wenigstens etwas Luft bekam. Miki hasste es, wenn er nicht atmen konnte.

„Immerhin kannst du liegen...“, jaulte der Dunkelhaarige weiter und Yuki fragte sich inzwischen wirklich, ob er Miki irgendwie angefleht hatte doch bitte bitte bei ihm zu bleiben.

„Der Fußboden sieht sehr bequem aus.“

„Zu gütig.“

„Ich weiß... sag mal wo ist eigentlich Sayaka? Schon wieder oben in der Besenkammer?“, Miki grunzte. Besenkammer? Immerhin stand in dem Ding ein 2 Meter Doppelbett mit mindestens 100 kleinen knuddligen Kissen, da Saya um keines dieser mehr oder weniger dekorativen Stücke herum gehen konnte, ohne es Miki aus den Rippen zu leiern.

„Sie ist bei mir Zuhause... also in meinem Haus. Es mag zwar so erscheinen, aber eigentlich lebe ich nicht hier.“

Also ließ er seine eigene Tochter hier alleine, nur um bei Yuki zu sein? Das war mit Abstand das Größte dass jemand für ihn getan hatte. Mit Ausnahme von Kira, aber er war es satt Miki mit ihr zu vergleichen, schließlich waren sie sich schon jetzt viel zu ähnlich.

„Und du bist lieber bei mir, als bei ihr?“

„Naja was heißt lieber? Du bist krank und ich finde es grenzt an Körperverletzung, jemanden hier leiden zu lassen....zumal die Location wirklich nicht die beste ist.“, er sollte sich wirklich überlegen, den Kleinen bald frei zu lassen, selbst wenn der Verlust schmerzlich für ihn selbst sein würde.

Er durfte und konnte Yuki einfach nicht mehr zu lange gefangen halten. Allerdings würde er ihn noch dazu zwingen hier zu bleiben, bis er gesund war, damit er wenigstens sicher gehen konnte, dass der Angel nicht vom Dach fiel, weil ihm unterwegs die Puste ausging.

„Aber... das bin ich gar nicht wert... ich habe dich verletzt und Leute aus deiner Gang zu Tode gequält.“

Miki zuckte leicht zusammen und musste unwillkürlich an Kaede denken. „Weißt du. Ich denke meine Bandenmitglieder sind nicht viel besser. Es gibt so vieles, dass ich nicht kontrollieren kann. Der Angriff zum Beispiel in dem Kira verstarb. Ich bin mir sehr sicher, dass ich ihn nicht angeordnet habe. Ich habe nicht einmal davon gewusst... es ist unverschämt, was sich meine Leute heraus nehmen und was sie bereit sind zu opfern. Ich weiß eine Entschuldigung bringt dir nichts, aber du sollst wissen, dass es mir wirklich sehr leid tut.“

Yuki blickte ihn einen Moment an und schmunzelte dann, als Miki sich wieder so unwohl auf dem harten Stuhl räkelte.

„Und du zahlst solch einen hohen Preis... dein armer Arsch...“, kicherte er leise, wurde dann aber wieder ernst.

„Ich denke das du deine Entschuldigung ehrlich meinst. Ich weiß auch nicht, ob ich dich nach alledem wirklich hassen kann. Du bist genauso ne arme Sau wie ich im Grunde und... ich möchte einfach, dass Sayaka nicht noch einen Vater verliert.“ , wieder sahen sie sich an und als Miki schon wieder Anstalten machte auf dem verdammten Stuhl herum zu rutschen, hob der Blonde genervt seine Bettdecke an

„Nun komm schon her...“
 

Miki blickte den Kleineren einen Moment verdutzt an. „Wie jetzt?“, er erntete ein Augenrollen für seine herausragende Intelligenz und dennoch blickte der den Angel weiterhin an, als hätte er den Verstand verloren.

„Meinst du, ich will wieder mit ansehen, wie du total verkrüppelt auf meinem Bett liegst und dich heimlich an mich schmiegst? Dann erlaube ich es dir doch gleich. Außerdem ist mir kalt, also beweg dich!“, maulte er leise und versuchte vergeblich cool zu wirken. Wäre der verräterische Rotton nicht auf seinen Wangen erschienen, hätte man ihm vielleicht noch glauben schenken mögen.

Allerdings hatte der Dunkelhaarige gerade andere Sachen zu tun. Er überlegte sich gerade wirklich unter die Decke zu Yuki zu kriechen, da ihm die letzte Nacht wirklich noch sehr in den Knochen steckte.

Er wollte seinem Nacken gerne die Ruhe gönnen, aber andererseits war das Bett auf dem der Kleinere lag ziemlich schmal. „Bist du dir wirklich sicher?“

Yuki grunzte. „Hallo? Wir hatten Sex ok?“, es war das erste Mal, dass der Blonde genau diese Worte vor ihm aussprach und Miki wurde mindestens genauso rot auf den Wangen, wie der Andere.

„Natürlich, aber das war so ungeplant und...“

„Schnauze jetzt... solange du nicht nackt bist ist doch alles ok...“, einen Moment überlegte der Dunkelhaarige noch, doch sah er auch, wie Yuki mehr und mehr begann zu zittern, da er ohne die schützende Decke fror.

„Mhh... okay...“

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich mal zu sowas überreden müsste.“, seufzte Yuki wieder leise aus und beobachtete den Boss der Devils, wie er aus seinen engen Jeans und Schuhen schlüpfte. Er hatte schon tolle Beine, vor allem seine Oberschenkel waren ein Blickfang.

Leicht schüttelte er seinen Kopf und rutschte noch ein wenig weiter an die Wand hinter sich, damit er Miki nicht zwangsweise berühren musste.

Allerdings kuschelte der Schwarzhaarige sich so niedlich neben ihn, dass er schon wieder schmunzeln musste.

„Naja überreden nicht, ich habe nur Angst, dass du mich eiskalt aus dem Bett wirfst, wenn ich dir zu warm werde oder schnarche.“

Yuki lachte leise und Miki nahm zum ersten Mal die kleinen und absolut niedlichen Lachfältchen an seinen Nasenflügeln wahr.

Es gab ihm ein markantes und niedliches Aussehen und machte ihn irgendwie noch anziehender für Miki.

„Kannst du alles haben....“

Doch diese Wette hatte er nicht mit dem Dunkelhaarigen gemacht, denn dieser schlang sofort eiskalt seinen Arm um die schmalen Hüften des Blonden und zog ihn ein wenig näher an sich.

„Du bist ganz schön kalt mein Freund...“, hauchte er leise und ignorierte das strampeln des Kleineren, der die Umarmung gar nicht so schön zu finden schien.

Wieder zog dieser leicht panische Ausdruck in seine Augen, doch Miki wollte einfach nicht locker lassen.

Fest sah er Yuki in seine wunderschönen Schokoladen braunen Augen und hielt ihn zwar bestimmt aber dennoch unheimlich sanft fest.

„Lass mich los....“

„Warum denn, dir ist doch kalt...“

„Das gibt dir bestimmt nicht das Recht mich hier an zutatschen verdammt.“

Doch Miki schnurrte nur leise auf und kuschelte sich eiskalt an den Blonden heran. „Was ist denn dein Problem?“, fragte er leise und strich ihm eine verirrte Strähne hinter das Ohr. „Du hast doch auch mit mir geschlafen, da waren wir uns weitaus näher.“, er lächelte wieder und ignorierte, dass Yuki ihn gerade stink sauer und knallrot angelaufen ansah.

„Das war etwas ganz anderes da war ich.... naja ich war... geil eben!“, murrte er leise und senkte seinen Kopf, damit Miki ihn nicht mehr ansehen konnte.

Allerdings landete sein Gesicht so geradewegs auf dem Brustkorb seines Widersachers und Yuki sah schleunigst wieder auf.

Verdammt nun wirkte es schon, als wollte er dieses Gegrabsche auch noch von sich aus.

„Warum fürchtest du dich denn so vor mir? Ich bin nicht wie Aki, dass solltest du doch langsam wissen oder?“

Natürlich war Miki anders als Aki...

Aber das machte die Angst nicht unbedingt besser, denn am Anfang waren sie doch alle lieb und nett und das ganze hielt dann so lange an, bis sie hatten was sie wollten.

Aber...

Miki hatte schon alles, seinen Körper, seinen Geist... okay vom letzteren wusste er wahrscheinlich nicht so viel.

„Ich... hm … kann das nicht abstellen.“, murmelte Yuki also leise als Antwort und hielt sich nun einfach still in der Umarmung.

Allerdings machte er sich auch so schmal und steif wie er nur konnte, um Miki absolut keine Angriffsfläche zu bieten.

„Ich weiß doch...“, diese verständnisvolle Art von Miki ging ihm langsam sowas von auf den Keks, doch bevor er etwas sagen konnte, spürte er kühle und doch weiche Fingerspitzen auf seiner Haut.

„War er nie lieb zu dir? Zärtlich? Hat er nie mit dir einfach nur da gelegen und gekuschelt?“, die Stimme des Schwarzhaarigen war nach wie vor sanft und einschmeichelnd. Sie tat Yuki gut und gepaart mit den zarten Fingern auf seiner erhitzten Haut war es wie Balsam für seine Seele. Einen Moment lang schloss er entspannt die Augen, doch als er sich entsann, was er gerade tat riss er sie beinahe panisch auf.

Miki lächelte wieder.

„Vertrau mir doch einfach.“, Yuki hätte am Liebsten gelacht. Hatte er ihm nicht vorhin noch von seiner Exfreundin berichtet und ihm in allen Einzelheiten geschildert, dass er lange gebraucht hatte, um ihr Vertrauen zu schenken?

Warum in aller Welt sollte es dann bei Miki schneller gehen? Andererseits... waren sie sich nicht jetzt schon näher, als er mit Kira jemals war?

Er hatte dem Boss der Devils Dinge gestanden, die sie niemals zu Ohren bekommen hat. Ein schlechtes Gewissen hatte er nicht, sondern wunderte sich vielmehr, dass er zu so etwas wie einer menschlichen Konversation noch fähig war.

Leise schnurrte er noch einmal auf, als Miki einfach begann hinter seinem Ohr zu kraulen und wusste gar nicht wie ihm geschah.

Es tat so unheimlich gut und Yuki konnte fühlen, wie ein Gänsehautschauer sich langsam über seinen Rücken zog.

„War er nicht... er zitierte mich nur hin und wieder zu sich und dann ging es meistens gleich schon zur Sache. Er hat sich genommen was er wollte... er hat keine Rücksicht darauf genommen, ob es mir gefiel, oder ob ich Schmerzen hatte... nicht ein einziges Mal.“, murmelte er leise und drückte seine Nase nun doch aufgebend in das Shirt des Schwarzhaarigen.

Sofort spürte er, wie sich die starken Arme fester um ihn schlangen und er ließ es geschehen. Er war nie in der Lage gewesen sich gegen den Willen eines anderen Mannes zu wehren, wenn es um diese Nähe ging.

Er wusste nicht wie es ging.

„Habe ich gejammert, wurde er nur noch brutaler... es hat ihm Spaß gemacht.“, Yuki seufzte, seine Stimme klang dumpf gegen Miki's Brust und er schloss gequält die Augen. Wie angreifbar er sich doch gemacht hatte, dadurch, dass er schon wieder Schwäche zeigte.

Aber irgendwas in ihm schien Miki so sehr zu vertrauen, dass die Worte nur so aus ihm heraussprudelten.

Leichtes Kraulen an seiner Seite ließ ihn wieder erschaudern. Egal was Miki mit ihm tat, alles war so sanft und nichts verlangend.

Er war zärtlich und Yuki hatte das Gefühl, dass er ihm etwas gutes tun wollte.

Mit jeder Handlung und jedem Wort, schien Miki ihm zeigen zu wollen, wie wertvoll er war.

Auch wenn Yuki diesen Wert nicht erkennen konnte. Er wusste nicht, warum Miki ihm immer wieder näher kam.

Er war benutzt und verbraucht.

„Dann gehe ich davon aus, dass die blauen Flecken und Kratzer und verheilten Schnitte, die Narben und was ich nicht alles gesehen habe, keine Unfälle deiner Kunststückchen sind?“, fragte er leise und Yuki lachte leise und bitter gegen die Brust von Miki. Mit unergründlichem Blick sah er auf und starrte einige lange Sekunden verzweifelt in die Augen des Größeren.

„Hältst du mich für so dumm, dass ich von einem Haus falle?“

„Ich hoffe das du es niemals sein wirst...“, wie viel Bedeutung die Worte für Miki hatten, konnte nur er ahnen und doch machte sich ein warmes Gefühl in seinem Bauch breit.

„Mal sehen...“, murmelte er nur ausweichend und kniff dann die Augen kurz zusammen, da sie von den aufkommenden Tränen brannten.

Er wollte sicher nicht schon wieder heulen, doch die Nähe die Miki ihm hier schenkte war viel zu viel für seinen zerbrochenen Verstand...
 

„Darf ich auch etwas fragen?“, murmelte er nach einigen Minuten, in denen sie geschwiegen und Miki ihn einfach nur weiter gestreichelt hatte.

„Klar, was du willst.“

Yuki lächelte und eine Spur Schüchternheit lag in dieser Geste. „Naja... warum bist du eigentlich so sanft zu mir? Ich meine... Aki kann ohne Mühe gemein und brutal zu mir sein, meinen Körper schänden und versuchen meinen Willen zu brechen. Es scheint ihm nichts auszumachen und du... du bist einfach hier, warst von Anfang an darauf erpicht mein Innerstes zu ergründen und... jede deiner Berührungen, dein Lächeln... deine Worte... ich habe immer das Gefühl, dass du möchtest, dass ich mich wohl bei dir fühle!“, er blickte Miki wieder neugierig an und doch war er in seinem Redeschwall mächtig rot um die Nase geworden.

Verdammt er war doch noch nie der Mann der großen Worte gewesen und jetzt sprudelte alles aus ihm hervor.

Selbst mit Kira hatte er nie solch intensive Gespräche gehabt. Nie hatte er bei ihr darauf gebrannt etwas zu erfahren.

Allerdings … hatte er vielleicht auch erst all die schlechten Erfahrungen gebraucht, um dazu in der Lage zu sein solch tiefgründigen Gedanken zu fassen.

Miki allerdings zog Yuki als Antwort ein wenig an sich und hauchte ihm einen so zarten Kuss auf die geröteten Lippen, dass der Blonde schon glaubte es sich eingebildet zu haben.

Suchend folgten seine Lippen den weichen Gegenspielern des Devil's doch legte sich anstatt ihrer nur ein kühler Finger auf seinen Mund.

„Shhhh.... wenn man sich zu häufig küsst, ist es nichts besonderes mehr...“, Yuki, dessen Augen zugefallen waren öffnete sie eine Spalt breit, um Miki entrüstet anzusehen.

„Das ist die dümmste Ausrede, die ich je gehört habe verdammt!“, wieder lachte der Dunkelhaarige leise auf und drückte Yuki einen Kuss auf die Wange.

„Warum gibst du denn nicht einfach zu, dass du von mir geküsst werden willst?“, die Röte auf Yuki's Wangen schien noch eine Nuance dunkler zu werden und er biss sich sacht auf die Unterlippe.

„Will ich doch gar nicht und überhaupt... warum beantwortest du meine Frage nicht huh?“
 

Miki überlegte noch einen Moment und rieb sich mit seiner freien Hand leicht über die Nase.

„Ich glaub ich kann dir nicht sagen... aus welchem Grunde ich dich interessant fand. Vielleicht war es deine ganze Ausstrahlung. Du warst geheimnisvoll und ich war ja relativ früh dazu fähig zu sehen, wie viel Energie und Temperament hinter deiner kalten Fassade steckt.

Ich wollte mehr davon heraus kitzeln, mehr davon sehen und es wurde irgendwie fast schon zu einer Sucht.“, Miki grinste ein wenig beschämt und griff unter der Decke einfach die Hand des Blonden, welcher den Druck zaghaft erwiderte.

„Ich fand dich anziehend... dein Körper war dabei nebensächlich, wenn du das denkst,“ und wirklich, Yuki hatte die Stirn sehr stark gerunzelt, was Miki wieder zum grinsen brachte.

„Ich mag deinen Charakter nach wie vor noch ein wenig lieber, als deinen durchaus schönen Körper. Mich stoßen all die Narben und blauen Flecke nicht ab... für mich bist du schön, sonst würde ich dich niemals so berühren wollen... ich habe nicht mit dir geschlafen, weil ich keine andere Wahl gehabt hätte... ich habe es getan, weil ich es wollte und zwar nur mit dir.“

Er musste weggucken, um beim Anblick des Blonden nicht laut los zu lachen und ihn nieder zu knutschen.

Es war verflucht schön zu sehen, wie der Kleine auf einmal in einem ungesunden Rot leuchtete und verzweifelt versuchte Luft zu bekommen.

„Na was denn? Wir haben es getan und man sollte so ehrlich sein, darüber zu reden.

„Ja aber... aber...“, Yuki brach ab und blickte wieder auf das Shirt des Anderen. Da war ein Fleck.

Sah verdächtig nach Hühnersuppe aus und roch auch so. Miki hatte also genascht... von seiner Suppe...

„Und zu den anderen Dingen.“; Yuki blickte wieder auf. Das wollte er doch wissen.

„Du hast recht. Ich möchte lieb und sanft zu dir sein, weil ich denke, dass du eben diese Seite eines Menschen viel zu selten zu spüren bekommen hast. Ich bin kein harter und skrupelloser Boss, wie es Aki ist. Mir liegen die Menschen sehr am Herzen und naja... es klingt albern, aber Kaede hat mir damals ein Jahr vor seinem Tode gesagt, dass ich, sollte er einmal sterben auf keinen Fall alleine bleiben soll, sondern dem Menschen mein Herz öffnen soll, der über viele Umwege und Zufälle in mein Leben stolpert.“

Er stützte sich ein wenig auf seinen Ellenbogen, damit Yuki ein wenig unter ihm lag. „Und ich hab irgendwie das Gefühl, dass du dieser jemand bist. Du hast so viel Scheiße erfahren müssen und so sehr gelitten, dass ich nun einen Grund mehr habe, Aki zu töten, dass es einfach nur fair ist, dass du endlich mal merkst, wie es ist … gemocht zu werden. Ich möchte dir einfach nicht wehtun... wenn ich dich berühre, dann will ich das du es genießen kannst, denn ich genieße es doch auch...“, murmelte er leise und wurde nun selbst ein wenig rot.

„Das klingt sehr kitschig oder?“

„Es geht... soll das eigentlich heißen, dass du mich magst?“, klang der Blonde hoffnungsvoll? Verzweifelt? Ängstlich?

„Mhhhh...“, Miki blickte forschend in die braunen Irden vor sich, doch er konnte nichts entdecken, dass ihn zur Vorsicht mahnte.

„Ich denke ja... irgendwie mag ich dich dummes Arschloch wirklich. Und du magst mich auch... außerdem willst du das ich dich küsse.“, eine Faust traf ihn leicht am Kopf und er zuckte gespielt gepeinigt zusammen.

„Du bist so blöd Miki, jetzt sag das doch nicht immer!“

„Warum nicht? Vielleicht küsse ich dich auch gerne?“, hauchte er leise und Yuki zappelte ein wenig herum.

„Ich... ich beiße dich, wenn du es wagst!“, schnauzte er leise, gab jedoch allen Widerstand auf, als Miki seine Hand wieder auf seine Wange legte.

„Siehst du... das ist einer der Gründe, warum ich dich wirklich gern habe. Du bist absolut süß, wenn du mal ein wenig aus dir heraus gehst und endlich aufhörst dich dauernd zu verstellen.“

Yuki grunzte ganz leise und drückte sich nun selbst ein wenig an Miki heran. „Wärst du wirklich bereit Aki zu töten, weil er mich verletzt hat?“, fragte er dann wieder nach und Miki nickte sofort.

„Natürlich... jemand der einem anderen Menschen so etwas antut, verdient nur den Tod. Er hat es nicht einmal nötig. Als Bandenboss kannst du so ziemlich jeden haben, den du haben willst. Allein die Macht die man hat macht einen attraktiv.“, Miki drehte sich ein wenig, damit er auf dem Rücken lag und Yuki kuschelte sich nun von sich aus eiskalt auf ihn herauf.

Sollte Miki ihn doch runter werfen, wenn er ihn nicht haben wollte.

„Zumal ich …. naja so sicher keinen hoch bekommen würde... ich könnte niemanden quälen, nur so aus Spaß.“, leise lachte es auf seiner Brust und Miki grinste vor sich her.

„Du könntest auch so niemanden quälen du Weichei.“

„Was weißt du schon... ich kann dich zum Beispiel kitzeln, dass ist auch quälen, aber sie tut dir nicht weh.“, Yuki überlegte einen Moment, ob er die Flucht antreten sollte, doch war der Schwarzhaarige einfach so gemütlich, dass er sich nicht bewegen wollte.

„Untersteh dich... ich beiß dir beim nächsten Mal den Schwanz ab!“

„Aha beim nächsten Mal also?“

„Du lässt doch sowieso nicht locker, bis du mich wieder flachgelegt hast. Der Ruf der Devils eilt dir voraus. Ihr seid alle Notgeil.“, sie tauschten erneut einen Blick und grinsend.

Beide genossen ganz offensichtlich, dass sie sich necken konnten, ohne aufeinander los zu gehen.

Auch wenn die Neckereien ein wenig sanfter geworden waren.

„Ich will dir nicht den Wind aus den Segeln nehmen, aber du warst es, der mich verführt hat... allein der Anblick von dir auf meinem Schreibtisch hat mich wahnsinnig gemacht!“, überrascht hob der Blonde den Kopf.

„Wirklich?“

„Natürlich, was denkst du denn?“, er war verblüfft... also war es Miki nicht anders gegangen, als ihm selbst?

„Aber... naja... warum hast du dann nicht?“

„Einfach genommen, was ich wollte und dich einfach durchgenommen als wenn es kein Morgen mehr gäbe, ohne daran zu denken wie es dir dabei geht?“, als Yuki nickte zog Miki ihn ein wenig mehr auf sich.

„Ganz einfach... ich hätte dann keinen Spaß. Mit jemandem schlafen heißt doch auch, die Person dabei glücklich zu machen und dafür zu sorgen, dass sie nicht will, dass es vorbei geht oder?“, sein Daumen drückte sich leicht gegen das Kinn des Kleineren, welcher leicht nickte.

„Also warst du... auch glücklich dabei?“

Miki lächelte wieder leicht und küsste Yuki dir Stirn. „Sehr sogar... und wie hast du dich dabei gefühlt?“
 

Ja, wie hatte er sich eigentlich dabei gefühlt?

Wie er schon gesagt hatte, davor war es einfach nur Geilheit gewesen.. und dann?

Yuki sah Miki einen Moment nachdenklich an. Er musste wirklich überlegen, wie er sich beim Sex mit seinem Feind gefühlt hatte.

Konnte er darüber seine Gedanken preis geben?

„Ängstlich.. auf der einen Seite..“, murmelte er leise und zog eine kleine Schnute, während er weiter darüber nachdachte, zuckte jedoch kurz darauf mit den Schultern.

„Nur ängstlich?“

„Nein.. also.. nicht nur..“, warf er schnell ein, wurde jedoch etwas rot dabei, bevor er sein Kinn wieder auf Miki's Brust abstützte, welches er kurz erhoben hatte.

„Ich hab mich ängstlich gefühlt, weil ich Angst davor hatte, was passieren würde, ob du genau so einer bist, wie Aki.. auf der anderen Seite, war es einfach Geilheit, die durch mich durch geflossen ist. Ich meine.. als ich noch draußen war, da hatte ich halt mehrmals die Woche.. Sex.. und nun auf einmal garnicht mehr und .. auch wenn du jemand warst, den ich auf den Tod nicht leiden konnte, du bist schon ein schöner Mann.. das kann man nicht anders sagen. Und seit Kira weg ist.. und Aki mich irgendwo auch willenlos gemacht hat.. ist in mir auch immer wieder die Frage in den Sinn gekommen, auf welches Geschlecht ich denn eigentlich stehe.. ich kanns immer noch nicht wirklich sagen.. aber die Tatsache, das ich mich auch auf dich eingelassen habe.. bewusst und auch freiwillig.. zeigt mir im Grunde doch, das ich... ja..“

„Das du auf beide Geschlechter stehst?!“

Zögerlich nickte Yuki etwas und wurde, wenn möglich, noch mehr rot.

Jetzt, wo er so aufweichte, war er richtig niedlich, wie Miki fand.

Er war bestimmt mal ein sehr einfühlsamer und lieber Junge gewesen, bevor das Leben ihn so getreten hatte. Aber vielleicht wurde er es ja wieder?

Miki hatte jedenfalls Hoffnung.

„Und wie hast du dich gefühlt, als du gemerkt hast, das ich nicht wie Aki war?“

Yuki schmunzelte und sah wieder auf.

„Gut.. ich hab mich gut gefühlt und auch.. ein bisschen glücklich.. komischerweise, denn mir war sehr wohl bewusst, mit wem ich es da zu tun hatte. Aber es war nicht so, das ich Angst hatte.. nein garnicht.. Ich hatte in deiner Gegenwart noch nie Angst.“

Miki lächelte und strich Yuki eine kleine Haarsträhne aus dem Gesicht, welcher diese Geste gern zuließ.

„Das freut mich..“

„Naja, zuerst hatte ich keine Angst, weil ich wusste, wie schwächlich du bist.“

Okay jetzt schnaufte Miki leise. Er hatte gerade wirklich gedacht, Yuki hätte mal ein gutes Haar an ihm zu lassen..

„Was soll denn das heißen?“

Yuki lachte leise.

„Ich erinnere dich gern wieder an deine Rippen.. das du den Hinterhalt nicht bemerkt hast, das hatte mich verwundert, aber keinesfalls verwirrt, denn ich hab schon vieles über dich gehört und auch, das du nicht unbedingt damit rechnest, angegriffen zu werden.“

„Das ist auch nach wie vor so.“

„Das ist eine Schwäche von dir.. die dir eventuell irgendwann zum Verhängnis werden könnte. Die anderen wissen über diese Schwäche Bescheid und nutzen sie schamlos aus.“

„So wie du..“

Yuki lächelte etwas und nickte.

„So wie ich... sicher, ich warte nur darauf, das mein Feind einen Fehler macht und den hast du damit gemacht und bist im Grunde selber Schuld.“

Miki plusterte seine Wangen wieder auf und schmollte einen Moment, was Yuki leise lachen ließ.

„Ich kann aber nicht damit rechnen, das überall eine Gefahr lauert verdammt..“

„Dann bist du hier einfach falsch am Platz. Dann solltest du einfach deine Tochter nehmen und von hier weg gehen. Such dir einen neuen Anführer und gut ist. Denn wenn du deinen Leuten im Grunde nur nen Klotz am Bein bist..“

„Bin ich garnicht.. Ich kann kämpfen.. wenn ich will.!“

Yuki hob eine Braue und grinste etwas schief. Ganz überzeugend klang das jetzt wirklich nicht.

„Bist du dir sicher, das du selber Kämpfen nicht mit Kämpfen lassen verwechselst?“

„Willst du mich eigentlich verarschen?“

„Nee nur nen bisschen ärgern.“, lachte Yuki leise und grinste Miki frech entgegen, welcher langsam immer mehr das Bedürfnis hatte, Yuki von sich zu schmeißen.

„Ich hab mit der Zeit lernen müssen zu kämpfen. Als ich damals hier her kam und Kaede mich aufnahm, konnt ich mich nur prügeln, aber ich hatte nie wirklich eine Waffe dabei. Sicher, ich hab, wenn die Möglichkeit vorhanden war, auch mit Dingen um mich geschmissen, aber wirklich gewusst, wie man mit einer Waffe kämpft, tat ich nicht. Kaede hat es mich damals gelehrt und ich habe immer versucht es weiter zu führen. Ob ich nun ein besonders guter Kämpfer geworden bin, oder nicht, sei dahin gestellt..“

„Du kannst dich jedenfalls verteidigen, wenn es sein muss, sonst hätt ich dir vermutlich schon den Schädel, bei unserer ersten Begegnung, eingeschlagen. Ich denke schon, das du es kannst, auch wenn du es nicht willst.“

„Aber du... du kannst wirklich gut kämpfen.“

„Dabei hast du noch nicht mal alles gesehen. Irgendwann kämpfen wir einfach mal aus Spaß gegeneinander.“

„Du hast schon komische Ideen, deine Freizeit zu gestalten.“

Yuki grinste und zuckte mit den Schultern.

„Besser als Büroarbeit ist es allemal.“

Miki lachte leise und nickte. Das stimmte, da hatte er sogar recht.

„Dabei würde ich viel lieber irgendwas mit meiner Tochter machen.. ich hab immer das Gefühl, ich vernachlässige sie in letzter Zeit viel zu sehr. Genau wie gerade auch. Sollte sie einen schlechten Traum haben, ist keiner da, der sie tröstet..“

Yukis anfängliches Grinsen verschwand und machte einem eher traurigen Gesicht platz. Ja, da hatte er recht, Miki war lieber bei ihm, als bei seiner Tochter und das nur, weil er seiner Wache frei gegeben hatte.. es war bestimmt deprimierend für Miki, hier mit seinem Gefangenen zu sitzen oder besser zu liegen und nicht bei seiner Tochter sein zu können.

„Und was ist, wenn ich dir verspreche nicht abzuhauen und du gehst einfach zu ihr?“

Miki hob seinen Kopf etwas, musste aber etwas lächeln.

„Nein nein, das ist schon okay. Ich breche morgen einfach ganz früh auf und dann wird sie nicht merken, das ich weg war.“

Yuki nickte etwas, dachte aber dennoch nach.

„Dann sollten wir aber vielleicht jetzt besser schlafen, damit du morgen auch wirklich früh gehen kannst.“

„Du machst dir Sorgen?“

„Nur um Sayaka..“

Miki lachte leise.

„Um wen auch sonst? Sie ist dir ans Herz gewachsen oder?“

Yuki schwieg einen Moment, bis er etwas mit den Schultern zuckte.

„Wie denn auch nicht? Sie ist so lieb und hat garkeine Vorurteile und das finde ich so faszinierend an ihr. Sie ist gleich auf mich zu, ohne Angst zu haben. Wir haben auch ein paar Kinder in unserer Gang, aber sie sind alle schon Gefühlstod, hab ich das Gefühl. Sie töten teilweise schon, ohne überhaupt darüber nachzudenken und das finde ich schon sehr... beängstigend. Ich frag mich sowieso, was aus diesen Menschen geworden ist und was noch aus ihnen wird.“

„Du bist doch auch so jemand..“

„Aber ich habe nie getötet ohne darüber nachzudenken oder etwas zu fühlen.“

„Du hast etwas gefühlt dabei?“

„Meistens Hass.. aber selbst Hass ist ein Gefühl, oder nicht?“

„Ja, das stimmt. Aber man sollte Hass nicht sein Leben bestimmen lassen. Und das ist bei dir ja leider passiert..“

„Ja, ich weiß. Aber er hat mich am Leben erhalten. Ohne meinen Hass gegen dich und Aki wäre ich vielleicht nicht mehr am leben.“

„Der Mensch ist stark.. er kann einiges überwinden.“

Yuki lächelte traurig, bevor er sich wieder mehr an Miki kuschelte und sein Gesicht verbarg. Wenn er wüsste.. wie oft hatte er auf einem Hochhausdach gestanden und hinunter geblickt, und wie oft war die Versuchung einfach schon viel zu gross gewesen, sich einfach fallen zu lassen. Ein letztes mal fliegen, bevor man für immer einschlief..

Wie schön und gleichzeitig feige dieser Gedanke doch war.
 

„Wir sollten schlafen Kleiner..“

Yuki hob seinen Kopf wieder an und nickte etwas.

„Ja, wäre vielleicht besser.“

„Bist du traurig?“

Yuki hob verwundert eine Braue.

„Wie kommst du darauf?“

„Weil dein Blick gerade so wirkte.. als wenn du irgendwie einen traurigen Gedanken gehabt hattest.“

„Nein ist schon gut.. es ist alles gut.. wirklich..“, murmelte er leise und schloss einen Moment die Augen, da Miki ihm über die Wange strich und nickte.

„Okay, ich glaub dir. Also.. schlaf schön, okay?“

Yuki öffnete seine Augen wieder und nickte.

„Sicherlich.. solange du dich nicht zu breit machst, ist alles gut.“

Er wollte sich schon zur anderen Seite drehen, doch schien Miki garnicht daran zu denken, ihn hier irgendwie wieder los zu lassen.

Verwirrt sah er den Dunkelhaarigen an, welcher nur sehr unschuldig grinste und sich protestantisch noch mehr an Yuki kuschelte.

„Schlaf schön ja..“, schnurrte er zufrieden und schloss die Augen.

Yuki war gerade eher verwirrt, als das er irgendwie ans Schlafen denken konnte.

Was dachte sich Miki denn bei dieser Aktion?

Leise seufzend legte sich Yuki wieder richtig neben Miki und betrachtete dessen Gesicht einen Moment, bis dieser ihn durch ein Auge an schielte.

„Was'n?“

„Du verwirrst mich immer mehr..“

Diese Aussage brachte Miki wieder mehr zum grinsen und führte nur hervor, das er sich noch mehr an Yuki kuschelte.

„Egal.. ich fühl mich gerade irgendwie ungewohnt wohl.. und das will ich nicht einfach aufgeben.“

„Na dann.. schlaf mal noch schön.“

„Werd ich.. du aber auch, ja?“

„Ich versuchs..“, murmelte Yuki leise und sah Miki noch einen Moment mit gemischten Gefühlen an, bis er auch die Augen schloss, diese jedoch wieder verwundert öffnete, als er etwas weiches und warmes an seiner Stirn bemerkte.

Miki gab ihm einen Kuss auf die Stirn?!

Der Blonde wurde etwas rot und kuschelte sich mehr unter die Decke. Es war so angenehm warm gerade. Nicht wie die anderen Nächte, wo er immer alleine dagelegen hatte. Es war so ungewohnt und doch schön. Miki war eine faszinierende Person.. vermutlich war sie für Yuki genau so faszinierend, wie Yuki es für Miki war. Was an ihm selber jedoch so außergewöhnlich sein sollte, konnte er einfach nicht sagen.. was hatte er denn schon tolles an sich, sodass Miki ihn so interessant fand? Er wusste keine Antwort darauf.
 

Yuki lag noch eine ganze Weile so wach und dachte über dies und das nach.

Seine Hauptgedanken kreisten um seine Zukunft und um Miki... wobei diese beiden Sachen total absurd zusammen waren. Seine Zukunft hatte rein garnichts mit Miki zu tun.. und doch.. wenn er sich den Schlafenden so in seinen Armen ansah..

Yuki wurde wieder rot, schüttelte aber konsequent den Kopf.

Quatsch.. sie hatten keine Zukunft zusammen.. er war ein Angel.. der sehr wohl zu den Devils wechseln konnte..... verdammt nochmal, jetzt machten ihm schon seine Gedanken Hoffnungen.. das war doch nicht normal!

Yuki seufzte leise aus und kuschelte sich wieder mehr an den Größeren vor sich.

Er roch so gut.. jetzt wo sie sich wieder so nahe waren.. Oh Gott er war hier auf dem besten Wege sich hochgradig in seinen Feind zu verknallen!!!

Am liebsten hätte er Miki, aufgrund dieser erschreckenden Erkenntnis, einfach von sich gestoßen. Aber er schlief so schön und war so herrlich warm..

Yuki verzweifelte innerlich.

Er konnte sich doch nicht in Miki verlieben!!

Aber er war alles das, was er sich nach Kiras Tod immer gewünscht hatte.. er gab ihm Hoffnung, er spendete ihm Trost und konnte ihn zum lachen bringen.. er war sanft und zärtlich zu ihm, wollte ihn unter keinen Umständen verletzen oder irgendwelchen Gefahren aussetzen. Auch wenn er Yuki, wie einen Vogel hielt, so fühlte sich Yuki ausgesprochen wohl.

Wenn es Vögeln immer so gut ging, dann wäre er sehr gern einer.

Er hatte Kira damals ewige Liebe geschworen.. aber konnte er das wirklich? Miki hatte gesagt, Kaede hätte nicht gewollt, das er immer nur ihn lieben würde.. und er selber.. er konnte doch auch nochmal versuchen sein Glück zu finden, oder nicht?

Wäre das dann sowas wie Verrat?

Aber was sollte sie ihm schon tun können?

Sie war immerhin Tod, und wer wusste schon, ob es Geister überhaupt gab. Aber sie würde für ihn immer weiter leben.. als Wind..

Und sie würde ihn auch immer beschützen, da war er sich sicher.. sie würde ihm nichts tun..

„Es tut mir leid Kira, ich kann dich nicht ewig lieben..“, hauchte er ganz ganz leise gegen Mikis Brust und schloss gequält die Augen.

Aufmerksam hörte er Mikis ruhigen Atem zu, welcher dem Blonden verriet, das er fest am schlafen war. Vielleicht auch besser so.. er hatte nicht so große Lust auf irgendwelche Fragen, die dieser stellen könnte.

Hoffentlich war es eine gute Idee, die Liebe seines Lebens aufzugeben und sie an jemand anderen weiter zu reichen. Er war sich darüber noch nicht sehr sicher und er würde Miki davon nichts erzählen, nicht bis er sich nicht sicher war, das Miki es ernst meinte oder es wert war, das Yuki ihm sein Leben und seine Liebe anvertraute.

Die Zeit würde es zeigen..
 

Mit ein paar weiteren, kleinen Gedanken über sich, Miki und seine Zukunft, schlief auch Yuki, dicht an den warmen Körper gekuschelt, ein.

Es war befremdlich an der Seite eines fremden Mannes zu schlafen und sich gleichzeitig so wohl zu fühlen.

Für Miki jedoch war es irgendwie wahnsinnig angenehm so zu schlafen.

Er genoss es sehr so nahe bei jemanden und vorzugsweise bei Yuki, zu schlafen.

Als er jedoch am nächsten Morgen durch ein Geräusch geweckt wurde, welches zweifelsohne nicht aus dieser Zelle kam, schrak er auf und sah umher.

Wie spät war es?

Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, das es bereits 8 Uhr morgens war.

Verdammt, er hatte viel zu lange geschlafen!

Die Wachen-Ablösung musste jeden Moment...

„Miki? Was... machst du da?“

…. da sein..

„Ich ehm...“, murmelte er leise und sah zu dem Blonden runter, welcher noch immer so friedlich in seinen Armen schlief und sich die ganze Nacht über, nicht gerührt zu haben schien.

Wie süß er war, wenn er so ruhig schlief.

„Das.. ist eine lange Geschichte..“, murmelte Miki leise und befreite sich aus den Armen des anderen und stieg aus dem Bett, achtete jedoch darauf, das Yuki wieder unter die Decke gekuschelt wurde.

„Aha.. ich hab gerade nichts anderes zu tun musst du wissen..“, murmelte die Wache wieder leise und wusste nicht genau, was er davon halten sollte, das Miki bei diesem Kaze im Bett schlief.

„Ich aber, ich muss nach Hause.“, murmelte Miki schnell und nahm sich seine Jacke, verließ die Zelle schnell wieder, bevor er sich hier irgendwie verplapperte.

Was sollten seine Jungs denn von ihm denken.. okay, DAS würde vermutlich eh die Runde nun machen. Egal..

„Aber Chef..“

„Ich erzähls dir ein anderes Mal okay? Ich muss wirklich los. Pass gut auf.“
 

Er lächelte nochmal und sprang dann die Stufen nach oben, durchlief die große Vorhalle, bis nach draußen und zu seinem Auto.

Erst dort atmete er leise durch und rieb sich über die Stirn.

Er war wahnsinnig...

Er war absolut wahnsinnig sich so auf Yuki einzulassen.. vor allem auch, weil die Wache ihn heute in seiner Zelle in seinem Bett.. - IN SEINEM BETT!!! - erwischt hatte.

Hätte er nun daneben gesessen oder auf dem Boden geschlafen, okay, aber SO?

Wie konnte man ihn denn da jetzt noch ernst nehmen? Er musste sich etwas ausdenken.

Aber erstmal musste er nach Hause. Unterwegs würde er noch ein paar Brötchen mitnehmen und gut wars. Sayaka würde bestimmt Verständnis haben.
 

Und so geschah es dann auch. Miki fuhr an eine Bäckerei heran, holte ein paar frisch gebackene Brötchen heraus und fuhr weiter nach Hause.

Hoffentlich schlief Sayaka noch den Schlaf der Gerechten. Aber eigentlich stand sie vor 9 Uhr meistens garnicht erst auf, weswegen Miki schon Hoffnungen hatte.

Er parkte das Auto vor dem Haus und stieg die paar kleinen Stufen zur Treppe hinauf, kramte seinen Schlüssel raus und schloss die Tür auf. Was jedoch merkwürdig war und ihm gleich auffiel war, dass das Türschloss nur ein mal herumgedreht war.

Er hatte doch aufgepasst und alles doppelt verschlossen.

Verwirrt schloss er die Tür auf und trat in das Innere.

Wachsam drein blickend ließ er die Tür wieder hinter sich zufallen. Naja, vielleicht hatte er es bei der Tür wirklich vergessen.. aber eigentlich.. ach egal.

Er schüttelte über sich selber den Kopf und ging in die Küche, wo er einfach schon mal das Frühstück vorbereitete, so wie er wusste, das Sayaka es gern hatte.

Er machte – oder eher versuchte – sich einen Kaffee zu machen und stellte für seine Tochter einfach eine Tasse Kakao bereit, bevor er auf die Uhr blickte.

Es war inzwischen schon nach Neun Uhr und das kleine Mädchen war noch nicht wach?!

Okay, dann war es wohl an ihm sie zu wecken.

Also ging er, nachdem er nochmal gecheckt hatte, ob alles auf dem Tisch stand, zu Sayakas Kinderzimmer und klopfte leise.

„Sayaka, bist du wach?“

Keine Reaktion.

Auch nach weiterem Klopfen bekam er keine Antwort.

Verwirrt schob er die Tür auf.

„Sayaka ich... oh..“

Das Bettchen, in welchem seine Tochter sonst immer schlief, war leer. Wo war sie denn?

„Sayaka?!“, rief er nun also durchs Haus und steuerte als nächstes sein Schlafzimmer an, wo sie sonst gern schlief. War sie letzte Nacht etwa doch wach geworden? Schuldgefühle überfielen ihn, wenn er daran dachte, das seine Kleine ihn vielleicht gesucht haben könnte, er jedoch nicht da war.

Doch selbst in seinem Schlafzimmer war niemand.

Langsam stieg Panik in dem Schwarzhaarigen auf.

„SAYAKA!!“, rief er lauter und durchforstete auch den Rest der Wohnung, doch auch dort war das kleine, quirlige Mädchen nicht zu finden.

Wo war sie nur? Verdammt nochmal.

Miki wusste es nicht, er wusste nicht, wo er sonst noch suchen sollte. Normalerweise, wenn Sayaka ihren Namen hörte, kam sie sofort auf Miki zu gestürmt und freute sich. Das sie nun garnicht kam, war mehr als merkwürdig und immer mehr beschlich den Dunkelhaarigen das Gefühl, das etwas mit seiner Tochter passiert war.

Er hätte sie nicht alleine lassen dürfen, so einfach war das... er hatte seine Aufsichtspflicht vernachlässigt, wegen... wegen... er seufzte leise aus. Ja, wegen Yuki.. er hätte zu Hause bleiben sollen. Er hätte nicht gehen dürfen.

Aber er konnte Yuki nicht die Schuld daran geben, er allein war es, der Schuld hatte, das seine Tochter nun weg war.. wohin auch immer. Wie war sie überhaupt hier raus gekommen? Noch einmal dachte er zurück und wieder kam ihm die Haustür in den Sinn. Aber sie hatte doch garkeinen Schlüssel.

Miki rieb sich die schmerzende Stirn, da er langsam Kopfschmerzen bekam. Er machte sich wahnsinnige Sorgen.

Langsam schlurfte er wieder zurück in Sayakas Kinderzimmer und sah sich in diesem um und fand dann etwas auf dem Bett des Mädchens liegen. Ein Zettel.

Schnell nahm er das Stück Papier in die Hand und las die darauf gekrakelten und mit Schreibfehlern versehene Notiz.
 

„Süses Kint hast du, wir haben sie nun in unserer Gewald. Wenn du sie widersehen willst, gib uns Kaze zurük, oder du wirst deine Tochta nie widersehen. Ich gebe dier Zeit bis heute Abent 20 Uhr, dan treffen wir uns am Deth Point! Gez. Aki“
 

Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte er über diese Notiz vermutlich einfach nur gelacht. Man merkte, das Aki nie eine Schule besucht hatte und wenn doch, dann zumindest nicht gerade lange.

Aber jetzt wurde es wirklich ernst. Er hatte schon wieder versagt.. auf ganzer Linie.. er hatte das Wertvollste, was er besaß, in Gefahr gebracht, weil er nicht auf sie aufgepasst hatte, weil er seinen Feind, wie sein Haustier halten musste.. nun hatte er die Rechnung dafür.

Es dauerte eine Weile, bis Miki seine Gedanken wieder gefangen hatte und das Kinderzimmer seiner Tochter wieder verließ, jedoch die Notiz mitnahm.

In der Küche trank er erstmal einen kleinen Schluck Kaffee, denn irgendwie musste er ja langsam wieder Herr seiner Sinne werden, welche gerade überall in seinem Körper verteilt zu sein schienen. Erstmal einen klaren Gedanken fassen. Wie sollte er Sayaka da nur wieder raus holen? Er MUSSTE Yuki gehen lassen.. es ging nicht anders. Auch wenn sie sich vielleicht nie wieder sehen würden.. er musste es tun. Er würde nie wieder Ruhe vor Aki haben, welcher anscheinend sehr genau wusste, wo er normalerweise wohnte, aber woher nur? Und wenn er seine Tochter wiedersehen wollte, dann war das nunmal unumgänglich.

Lange saß Miki noch in seiner Küche, alleine und mit seinen Gedanken überrumpelt. Jetzt, wo er Yuki vermutlich gehen lassen musste, merkte er umso mehr, wie wenig er das eigentlich wollte. Er wollte ihn nicht weg lassen, aber er musste, wenn er seine Tochter wieder zurück haben wollte. Aki war zwar nicht der schlauste, aber dafür der brutalste Mann, den er je kennen gelernt hatte.. neben Yuki in der Anfangszeit und er schätzte diesen auch ein, das er vor einem kleinen Kind nicht halt machte. Er musste sich beeilen. Aber bis heute Abend hatte er noch etwas Zeit. Bis dahin würde er seiner Tochter hoffentlich nichts antun.

Als er seinen Kaffee geleert hatte, stand Miki wieder auf und verließ sein Haus, die Nachricht von Aki natürlich bei sich.

Dies war vermutlich der schwerste Gang, den er je getan hatte.

Aber wieso eigentlich? Wieso war es für ihn so unsagbar schwer Yuki nun zu sagen, das er ihn gehen lassen musste?
 

Selbst auf der Fahrt zu seinem Büro quälte ihn diese Frage. Er wusste es nicht, aber er wusste, das er Yuki nicht verlieren wollte.. egal auf welche Art und Weise.

Es war wahnsinnig naiv von ihm, aber so war er nun mal, wenn er jemanden in sein Herz geschlossen hatte und Yuki gehörte schon seit einiger Zeit dazu.

Vor seinem Büro selber, verbrachte Miki wieder einige Minuten, bis er sich endlich aus dem Auto bequemen konnte und den Weg in den Keller antrat, wo die Wache schon wieder am schlafen war.

Bekamen sie in der Nacht zu wenig Schlaf, sodass sie es hier nachholen mussten? Unfassbar..

Langsam ging er an der Wache vorbei und auf den gewölbten Gang.

Er brauchte, bis zu Yukis Zelle, länger als sonst, das schien auch der Blonde zu bemerken.

„Versuchst du den Rekord im Schneckentempo-laufen zu brechen?“, fragte er grinsend und behielt die Augen dennoch geschlossen. Er musste nicht sehen, um zu wissen, das es wieder Miki war, welcher auf dem Gang stand. Er erkannte ihn schon an den Geräuschen, die dieser machte. Sie waren ihm schon jetzt sehr vertraut.

„Aber du kommst allein, wo ist Sayaka? Spielt sie wieder in deinem Büro?“

Am liebsten hätte Miki bald angefangen zu weinen.

„Nein.. sie.. ist nicht hier..“, murmelte er ganz leise und wirkte gerade so, als wenn diese Antwort ihm wahnsinnig schwer fiel.

Das veranlasste selbst Yuki seine Augen zu öffnen und zu Miki hinüber zu schauen.

„Was ist los?“, fragte er verwirrt und doch schwankte etwas Besorgnis in seiner Stimme. Sonst war Miki doch so schlagfertig und jetzt.. jetzt schien es eher so, als wolle er sich gern irgendwo verstecken.

Vorsichtig stand Yuki von seinem Bett auf und trat ans Gitter, wo Miki noch immer stand und den Kopf gesenkt hielt.

„Hey, was ist denn passiert? Hat dich die Prinzessin zur Sau gemacht und dir gesagt, das sie dich nicht mehr gern hat?“, fragte er leise und lächelte etwas, um vielleicht auch Miki zum lachen zu bringen, doch dieser schüttelte nur den Kopf und kramte in seiner Hosentasche herum und hielt Yuki ein Stück Papier entgegen.

Wollte Miki jetzt nicht mehr mit ihm sprechen?

Verwirrt nahm er das Stück Papier in die Hand und las die gekritzelten Worte darauf, wusste gleich, wer diese Worte geschrieben haben musste.

„Aki... Aber wie..“

„Er weiß irgendwoher, wo ich wohne.. und ist heute Nacht in meine Wohnung eingebrochen und hat Sayaka geholt.. woher wusste er, das ich nicht zu Hause bin?“

„Ihr habt vermutlich Spitzel in eurer Gruppe.. die bleiben nicht untätig, das ist doch logisch. Die Kleine ist gefundenes Fressen für die Angels.. aber du darfst dich davon nicht unter Druck setzen lassen.“

„Verdammt Yuki, sie haben meine TOCHTER!“

„Das weiß ich, aber jetzt durchzudrehen, bringt dir garnichts.“

„Sie wollen dich wieder..“

„Ich weiß, ich hab den Zettel ja auch gelesen. Und dir hätte bewusst sein müssen, das sie irgendwann zu einem Gegenschlag ausholen, das jedoch deine Tochter da mit reingezogen wird, das wusste selbst ich nicht. Aber tu jetzt nichts unüberlegtes.“

„Ich muss dich gehen lassen Yuki..“, hauchte Miki leise und senkte seinen Blick noch etwas mehr. Auch Yuki sah Miki einen Moment hilflos an.

„Ja.. das wäre das Beste..“

„Aber ich will nicht.. ich will dich nicht wieder zu ihm gehen lassen müssen.. und du willst es doch eigentlich auch nicht!“

Und damit sprach er sogar etwas wahres an. Nein, Yuki wollte nicht wieder zu Aki, auf keinen Fall.. Aber welche Wahl hatten sie denn schon gross?

„Mein Leben gegen das deiner Tochter Miki.. was ist dir wichtiger? Ich kann auf mich aufpassen, ich weiß, wie ich überleben kann, sie weiß es aber nicht. Sie hatte nie damit zu tun. Ich würde dir sowieso raten, wenn du sie wieder hast, dann geh von hier weg. Hier ist es viel zu gefährlich für ein Kind.“

„Aber ich kann dich doch nicht..“

„Wach auf Miki, darum geht es nicht.. du kannst nicht alle retten.. das geht einfach nicht.“

„Aber ich kann es doch versuchen und du bist mir genau so wichtig, wie der Rest meiner Bande.. ich will mich nicht entscheiden müssen! Ich weiß, das ich naiv und dumm bin, aber ich will wenigstens versuchen euch beiden zu retten.. aber ich kann das nicht alleine.. Bitte Yuki, hilf mir.. ich bitte dich.. hilf mir meine Tochter zu retten..“, hauchte Miki leise und inzwischen rannen ihm wirklich Tränen der Verzweiflung über die blassen Wangen.

Yuki bedachte Miki einen Moment mit Blicken, die dieser auch stand hielt, bis er seinen Blick abwandte und auf die Knie sackte, leise begann zu schluchzten.

Miki bat ihn wirklich darum ihm zu helfen.. das hätte er nie vermutet.

Er dachte, Miki würde ihn einfach gegen Sayaka, seine Tochter, eintauschen, einfach weil er sie retten wollte, aber er tat es nicht.. wieso nur?
 

Yuki seufzte leise aus und schloss einen Moment die Augen.

„Hör auf zu heulen, das macht die Sache auch nicht besser..“

„Du bist herzlos..“, schluchzte Miki leise und rieb sich über die Wangen.

„Nein, ich bin realistisch und Tränen haben noch nie etwas bezweckt. Und so willst du deine Tochter retten.. nie im Leben Kleiner..“

„Du bist kleiner als ich Yuki..“

„Nein.. gerade bist du es, der auf dem Boden sitzt und flennt wie ein Kleinkind.. Ich werde dir helfen..“, murmelte Yuki leise und hockte sich zu Miki runter, welcher ihn mit großen Augen ansah.

„Wirklich?“

„Ja, wirklich.. aber unter einer Bedingung..“

„Alles.. alles was du willst..“

Yuki lächelte etwas und streckte seine Hand nach Mikis Wange aus und wischte diesem ein paar kleine Tränen weg.

„Danach lässt du mich frei.“

Okay, das war nicht, womit Miki gerechnet hatte. Im Grunde war das doch genau so, wie als würde er Yuki gegen Sayaka eintauschen. Sie würden sich nicht wiedersehen..

„Aber..“

„Was aber? Biste nicht einverstanden?“

„Aber dann kann ich dich ja gleich gegen Sayaka eintauschen..“

„Könntest du auch, das stimmt.. aber so kannst du dir sicher sein, das du Sayaka auch wirklich wiederbekommst.. ich würde Aki nicht trauen, wenn er sagt, du kriegst sie wieder, das du sie dann auch wirklich wiederbekommst. Er ist falsch.“

„Aber dir.. kann ich vertrauen?“

Yuki lächelte und lehnte sich an das Gitter.

„Es kommt auf einen Versuch drauf an, oder?“

Miki sah Yuki mit gemischten Gefühlen an. Er hatte ihm die ganze Zeit vertrauen können, wieso also nicht jetzt auch?

„Wirst du wieder zu ihm gehen?“

Yuki zuckte mit den Schultern.

„Ich kanns nicht sagen.. nach allem, was hier passiert ist, wird es schwer für mich, wieder in ein 'normales' Leben zurück zu gehen.. Ich muss sehen, was ich dann mache. Also, was ist nun, soll ich dir helfen?“

Yuki streckte Miki seine Hand entgegen und wartete, das dieser einschlug.

Miki jedoch zögerte noch einen Moment.

„Werde ich dich wiedersehen?“

Diese Aussage verwunderte Yuki sehr und doch lächelte er lieb.

„Bestimmt..“

Miki lächelte und nickte.

„Ich nehm dich beim Wort..“, murmelte er leise und nahm Yukis weiche Hand in seine.

„Danke, das du mir helfen willst.“

„Kein Thema, aber wie wäre es, wenn du mich hier raus lässt, damit wir besprechen können, wie wir vorgehen. Immerhin sind wir nun sowas wie Partner.. ein Team, und ich werd dich schon nicht hintergehen, da brauchst du keine Angst haben. Ich will Sayaka immerhin auch zurück. Ich will sie nicht in Akis Gewalt wissen.“

Miki nickte und schloss Yukis Zelle wieder auf, worauf dieser aus seinem Gefängnis heraus trat und Miki lieb angrinste.

„Danke.. So, dann lass uns mal einen Plan aushecken.“

Yuki grinste frech und ließ sich von Miki einfach mal in dessen Büro führen. Auf dem Weg dorthin glotzten die anderen Devils nicht schlecht, als der Angel einfach an Mikis Seite durch die Gänge ging und garkeinen Mucks von sich gab.
 

In Mikis Büro begannen sie damit, sich etwas auszudenken, wie sie Sayaka am besten befreien könnten.

„Wir sollten uns einen Hinterhalt oder sowas überlegen. Ich meine, Aki wird bestimmt damit rechnen, das du mich wieder eintauschen wirst und das sollten wir ausnutzen. Er wird bestimmt nicht allein kommen, sondern ein Aufgebot an Angels mit sich nehmen, deswegen solltest du deine Leute auch bereit machen.“

„Aber wie kommen wir an Sayaka heran, ohne das Aki verdacht schöpft?“

„Ich hab da schon eine Idee.. wie wäre es, wenn wir ganz normal dahin gehen.. ich gefesselt... augenscheinlich gefesselt und du, der mich übergeben will. Ich führ mich auf, wie zu beginn, als du mich gefangen genommen hast und Aki wird annehmen, das ich mich kein Stück geändert habe. Dann übergibst du mich und in dem Moment, wo Aki Sayaka übergeben will, schnapp ich sie mir und seh zu, das ich aus der Schussrichtung komme. Wir müssen den Überraschungsmoment einfach ausnutzen.“

„Und wenn die auf euch schießen?“, posaunte Miki empört, da er Angst hatte, das seiner Tochter etwas passieren könnte.

„Ich beschütze sie.. ich kenne mich am Death Point sehr gut aus, da kann man sich wunderbar verstecken und in Sicherheit bringen. Keine Angst, der Kleinen passiert nichts, das verspreche ich dir. Du musst allerdings auch sehen, das du da irgendwie weg kommst und dann treffen wir uns an einem Punkt wieder und ich bring sie dir dahin.“

„Das klingt alles so einfach..“

„Das wird es aber weiß Gott nicht werden.. die Angels werden hinter dir her sein, du musst schnell sein und wissen, wie du dich verstecken musst.“

„Du kennst mich, ich bin nicht gut in sowas..“

„Ich weiß, aber du musst es versuchen. Du schaffst das, da bin ich mir sicher..“

„Und was ist.. wenn du sie mir übergeben hast?“

„Dann.. werde ich gehen, meine Mission ist dann erfüllt.“, murmelte Yuki leise und lächelte lieb dabei.

Aber ob er dann wirklich gehen würde? Wie gern würde er Aki einfach den Rücken kehren und bei Miki und seinen Leuten bleiben..

„Bitte.. geh nicht wieder zu Aki Yuki..“, murmelte Miki leise und bedachte den Blonden mit durchdringenden Blicken, welcher einen Moment leise kicherte und die Augen schloss.

„Ich würde gern, einfach ein normales Leben führen..“

„Das klingt doch gut. Das wäre jedenfalls besser, als in so einer Gang zu sein, wo du dich eh nicht wohl fühlst.“

„Ich denke auch. Ich sollte ihnen einfach den Rücken zukehren und mein eigenes Ding machen. So wie ich es immer gewollt hatte.“

Miki nickte und stand auf, setzte sich in den anderen Sessel, nahe an Yukis, und nahm vorsichtig dessen Hand in seine.

„Verwirkliche einfach deine Träume.. das ist das wichtigste. Und bitte, vergiss niemals.. du bist hier immer willkommen bei uns, egal wie du dich entscheidest. Sayaka würde sich sicherlich sehr freuen.“

Yuki lächelte und nickte.

„Und .. ich mich natürlich auch.. sehr sogar.“, setzte Miki leise hinzu und wurde etwas rot, kicherte dabei leise und sah Yuki dann wieder an, welcher ebenfalls etwas rot geworden war und sacht nickte.

„Ist gut, ich werde es mir merken. Aber erstmal sollten wir sehen, das wir Sayaka da raus holen!“

„Genau.. das kriegen wir schon hin, da bin ich sicher.. mit jemanden, wie dir an meiner Seite.. bin ich mir sogar sicher, sowas schaffen zu können. Danke, das du mir hilfst.. wirklich, das bedeutet mir sehr sehr viel.“

„Keine Ursache.. ich möchte Sayaka ja auch zurück holen, sie ist mir immerhin auch irgendwie ans Herz gewachsen.“, murmelte Yuki leise und sah aus dem Fenster, wo die Sonne gerade am scheinen war.

Er war wahnsinnig nervös, auch wenn man es ihm vermutlich nicht anmerkte. Er machte sich schon so seine Gedanken, wie es weitergehen sollte oder auch, wie sie Sayaka da nun raus holen würden. Immerhin war es nur eine Idee, wie es ablaufen könnte, aber weiß Gott nicht musste und das war die Tücke daran. Sonst musste er sich überlegen, wie er Sayaka da weg brachte. Es würde vermutlich schwer sein, über die Dächer zu verschwinden, wenn auch nicht unmöglich. Wenn es drauf ankam, würde er das tun.. aber erstmal hoffte er einfach darauf, das er auf dem Boden bleiben konnte.

Und auch Miki war sehr nervös, was passieren würde, was passieren könnte und auch, was danach mit ihm und Yuki war, machte ihm Sorgen.

Dennoch.. er ließ die Hand des Kleineren die ganze Zeit über nicht los, wo sie hier saßen und sich Gedanken machten. Jeder für sich selber, aber er wusste, das auch Yuki darüber nachdachte, denn er sah so gedanklich abwesend aus.

Und doch wollte er einfach zuversichtlich sein.

Er würde Yuki wiedersehen und sie würden Sayaka da raus holen! Kostete es was es wolle.

„Noch 8 Stunden..“, murmelte Miki leise, als er seinen Blick zur Uhr schwenkte.

Yuki nickte stumm und schloss die Augen.

„Ja.. wir müssen uns beeilen und deine Leute zusammen rufen. Die werden schön dumm gucken, wenn wir da zusammen auftauchen.“, murmelte Yuki leise und musste bei diesem Gedanken einfach grinsen und auch Miki grinste schelmisch.

„Oh ja, das glaube ich auch. Komm, lass uns gehen, wir dürfen keine Zeit verlieren.“, murmelte Yuki leise und stand auf, worauf auch Miki sich erhob.

„Gut.. lass es uns angehen.“

Aita zusaeru (Hand in Hand)

Es geht auf das Ende zu :3
 

Kapitel 11: Aita zusaeru

(Hand in Hand)
 

Es war wie ein Traum. Yuki war doch noch immer sein Feind, sein Gefangener oder? War er auf einmal, wo das Schicksal ihre Leben so sehr mit einander verknüpfte nicht viel mehr wie ein Freund?

Ein ständiger Begleiter, den Miki nie wieder missen wollte? Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, doch er konnte instinktiv spüren, dass es nur zum Teil mit der Entführung seiner geliebten Tochter zu tun hatte.

Irgendetwas hatte sich verändert... so viel war zerbrochen und so viel neu entstanden. Er sah den Blonden mit ganz anderen Augen. Er war stärker als Miki selbst es jemals sein konnte. Das war ihm wohl bewusst und doch ließ Yuki zu, dass er an seiner Seite kämpfte. Selbst wenn sie bisher im Kampf nur gegeneinander gestanden hatten.

„Es ist sauberer hier, als auf meiner Seite...“, die leise Stimme so dicht neben sich, da Yuki anscheinend Hemmungen hatte sich wirklich frei auf der Seite der Devils zu bewegen...

„Es war nicht immer so... auch die Devil's sind ziemliche Pottsäue, wenn man ihnen nicht klare Regeln aufweist. Ich wollte immer, dass sie irgendwann einmal imstande sein werden dieses Leben zu verlassen und sich eine Existenz außerhalb der Banden aufzubauen. Denn das ist es, was ich mir für mich selbst und jeden anderen wünsche.“, Yuki runzelte die Stirn und vermied den Blick hinüber zum Schwarzhaarigen, welcher auf einmal so selbstsicher klang.

Woher wusste er nur so genau, was er wollte oder was er von seiner Zukunft zu erwarten hatte?

Und warum blieb ihm selbst diese Wahl verwehrt... doch... und er sah wieder zu Miki herüber...wenn er wirklich an der Seite des Devilbosses blieb... würde er ihm die Türen zu einem freien Leben öffnen?

„Woran denkst du?“, sie waren so nahe am Sammelplatz, dass konnte er fühlen, doch als Miki seine Hand griff war es, als würde er auf einmal wieder in seiner dunklen Zelle sitzen.. den weinenden Jungen vor sich, welcher genauso schnell erwachsen werden musste, wie er selbst.

„Ich habe zum ersten Mal, seitdem ich von Kira getrennt wurde wieder an die Zukunft gedacht...“, flüsterte er mehr zu sich selbst, als dass er Miki eine Antwort gab, doch konnte er spüren, dass dieser verstand. So wie er alles zu verstehen schien...

„Deine Zukunft liegt ganz in deinen Händen, Yuki... lass dich mit dem Wind treiben, doch vergiss nicht, dass selbst der Wind seinen Ursprung hat!“, einen Moment blickte der Blonde noch zu Boden, bis er Miki ansah.

Er lächelte und so viel Ehrlichkeit lag in diesem Blick, dass Yuki für eine Sekunde glaubte, seine Beine würden nachgeben.

„Ich habe nie einen Menschen getroffen, der so voll von Hoffnung war.“, hauchte er leise und legte seine freie Hand für einige Sekunden an die warme Wange seines ehemaligen Widersachers. Wie nur konnte er einen Menschen wie Miki hassen? Wie war er jemals dazu imstande nur daran zu denken, ihn töten zu wollen.

Und wie konnte es nur passieren, dass all die Liebe die er für immer in sein Herz verbannen wollte, auf einmal wieder neu entfachte, nur weil er in diese Augen sah?

„Yuki...“, er fühlte wie sich die erhitzte Wange nur kurz in seine Handfläche drückte und er erwiderte das sanfte Lächeln.

„Hoffnung ist das einzige was übrig bleibt, wenn das Leben einen mit Füßen tritt. Man kann sich in seinem Leid verstecken und sich vergraben, oder man kann immer hoffen das es irgendwann besser wird. Ich ziehe die zweite Variante vor und hoffe... und bisher wurde ich nicht enttäuscht!“, Yuki nickte zögerlich und zog seine Hand schnell zurück, beließ seine andere jedoch in der von Miki.

„Was hast du dir von mir erhofft?“

„Das wir eines Tages ohne Hass voreinander stehen... und das hat doch auch geklappt.“, wieder sahen sie sich an und Miki hatte für einige Sekunden das Gefühl den Herzschlag des Anderen zu spüren und einen kurzen Einblick in dessen aufgewühlte Gefühlswelt zu erhaschen.

„Lass uns gehen... wir werden nach diesem Abend alle Zeit der Welt haben, um zu reden...“

„Also hoffst du auch, dass ich wieder komme?“, sie gingen weiter und hielten sich dabei noch immer trostspendend an den Händen.

„Nein... ich bin mir sicher, dass ich dich eines Tages wiedersehen werde.... auf welche Weise auch immer. Mein Leben ist mit deinem verbunden.“, der Blonde schwieg, aber er lächelte.

Wie hoffnungsvoll Miki auf einmal wieder war... wie gut es ihm zu tun schien, dass er nicht auf sich allein gestellt war.

Und wie sehr er Yuki vertraute...beinahe machte es dem kleineren der Beiden ein wenig Angst, denn hatte er nicht bereits bei Kira versagt? Er hatte sie beschützen wollen und nun war sie tot. Wenn das gleiche nun mit Miki passierte..... nein er durfte nicht weiter denken. Miki würde leben und sie würden Sayaka zusammen retten. Was danach aus ihm wurde, konnte er nur ahnen, doch wollte er nicht all zu weit in die Zukunft blicken, um sich nicht von seiner eigentlichen Aufgabe ablenken zu lassen.
 

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Hauptplatz. Genau wie bei den Angels gab es anscheinend auch hier diesen Versammlungsort. Irgendjemand schien auch schon die geheime Information, dass Miki mit einem Angel unterwegs war, verbreitet zu haben, denn sie wurden von vielerlei misstrauischen Augenpaaren begrüßt. Miki trat selbstsicher in die Mitte seiner Bandenmitglieder, während Yuki sich argwöhnisch an seine Seite drückte.

Er war hier alles andere als willkommen, dass konnte er spüren. „Miki... es ist also wahr?“, zischte ihnen auch gleich eine Stimme entgegen, die nur so vor Zorn tropfte. Yuki kam sich mehr vor, wie in einer Schlangengrube, als zwischen mehr oder weniger zivilisierten Menschen.

„Ist es wahr, dass du dir mit ihm schon das Bett teilst Miki?“

„Wie ist es denn so nen Angel zu ficken huh?“

„Komm schon Miki, wann wirst du anfangen unsere Kinder zu misshandeln und deine Mitglieder zu foltern, wie die Angels!“

Immer lauter und zorniger schienen die Stimmen und Miki und Yuki wurden langsam aber sicher eingekesselt.

Nicht, dass er Angst bekäme, aber hatte er Miki nicht irgendwie ein stummes Versprechen gegeben, seine Bandenmitglieder am Leben zu lassen?

Würde der Boss der Devil's eine Ausnahme machen, wenn es um seinen eigenen Arsch ging?

Warum stand Miki eigentlich noch so locker hier... sah er nicht die Schlagstöcke und Waffen, welche munter in den Taschen und Gürteln der Anderen darauf warteten zum Einsatz zu kommen?

Würden sich nun auch die Devil's gegen ihren Anführer stellen?

Der Schwarzhaarige allerdings hob nun seine freie Hand und hielt Yuki immer noch mit der Anderen ganz fest. Der Blonde war sich sicher, dass Miki nur beabsichtigte ihn von einem Angriff abzuhalten und selbst dieser schwache Versuch war außerordentlich wirksam, denn er rührte sich nicht vom Fleck.
 

„Hört mich an...“, rief Miki nun laut und augenblicklich blieb die versammelte Mannschaft stehen.

„Warum Miki? Erst lässt du uns wochenlang im Stich und gibst uns Befehle über deine Zwischenmänner, weil du dich mit diesem Angel vergnügst und jetzt kommst du her und glaubst du könntest uns noch sagen was wir zu tun haben?“

Miki grinste leicht.

„Wer sollte es euch sonst sagen, wenn nicht ich? Ich bin euer Boss und bis zu meinem Tode werdet ihr mir folgen, oder ihr könnt gehen. Ich habe euch nie gezwungen mir treu zu sein, also beschwert euch nicht!“

Seine Stimme zeigte nicht einmal den Anflug von Wut und Yuki blickte einen Moment beeindruckt zu Miki herüber. Wie leicht er seine Bandenmitglieder im Zaum halten konnte. Aki zog es da lieber vor Fäuste sprechen zu lassen.

Das vorwitzige Bandenmitglied knurrte als Antwort nur und spuckte vor sich auf den Boden.

„Wie ihr schon erfahren habt, haben wir einen Angel in unseren Reihen. Ja Kaze war mein Gefangener... denn ich wollte hinter die Machenschaften Aki's blicken können. Und was soll ich sagen? Er hat sich entschlossen uns zu unterstützen … und wir werden es brauchen, wenn wir heute Nacht zum Schlag gegen die Angels ausholen....“, ein raunen ging durch die Menge und alle blickten ihn fragend an.

„Was soll das Miki? Erst sollen wir die Füße still halten und nun sagst du uns, dass wir heute Abend die Angels angreifen? Wer sagt dir nicht, dass es ein Hinterhalt ist und dieser Typ das alles geplant hat?“

Yuki hatte vermutet, dass Miki nun von Unsicherheit überfallen werden würde, doch er lächelte nur sehr sanft und schüttelte den Kopf.

„Er hat mein vollstes Vertrauen....“

Verblüffte Gesichter wandten sich nun dem Blonden zu, der nicht anders konnte als ebenfalls leicht zu grinsen.

„Bist du bescheuert Miki? Hast du vergessen, was die Angels Kaede angetan haben?“

„SHHHH!“, Miki hob erneut die Hand, doch war sein Blick augenblicklich härter geworden. Nun sah er aus, wie ein Adler der kurz davor war, seine Beute zu schnappen.

„Und was habt ihr den Angels angetan? Wagt es nicht euch als unschuldig dar zu stellen, denn ihr seid kein Deut besser. Auch auf euer Konto gehen sinnlose Morde, die ich niemals befürwortet habe.“

Schweigen war die Antwort und Miki atmete noch einmal tief durch. Danach setzte er sich auf ein altes LKW-Rad und blickte zu Yuki hinauf.

Als dieser sich auch setzte, strich Miki sich sacht eine Strähne seiner dunklen Haare aus der Stirn.

„Was ich euch mitzuteilen habe, ist erschütternd wie auch komplett irrsinnig. Die Angels haben sich als Rache dafür, dass wir Kaze hier festgehalten haben Sayaka geschnappt.“,

wieder begannen die Devil's aufgeregt durcheinander zu murmeln, doch Miki hob erneut die Hand und Stille trat ein.

„Ich will nicht abstreiten, dass es meine Schuld ist. Ich hätte sie besser schützen müssen und weniger auf meine eigenen Bedürfnisse achten müssen.“, ein fast schon liebevoller Blick traf Yuki, der sofort rot wurde und schnell den Blick abwandte.

Miki hatte also Sehnsucht nach ihm gehabt und war aus diesem Grunde bei ihm gewesen?

Es ging gar nicht darum ihn zu bewachen? Sein Herz begann erneut so schnell zu schlagen und er lächelte. Wie lange hatte er sich genau hiernach gesehnt? Nach jemandem der ihn so bedingungslos akzeptieren konnte und auf ihn aufpasste, nicht weil er gefährlich war, sondern weil er als kostbar angesehen wurde...

„Jedenfalls... ist Sayaka nun in Aki's Gewalt und er schlägt einen Austausch vor. Yuki und ich haben einen Plan, der nicht viel zur Sache tut. Aber wir wissen alle wie unberechenbar die Angels doch sind... und deshalb fordere ich jeden auf, der bedingungslos hinter mir steht, sich heute Nacht in meinem Schatten zu halten und gegen die Angels zu kämpfen.

Schützt unsere Bande, schützt Sayaka und Kaze. Ich will nicht, dass irgendjemand aus falschem Stolz heraus versucht meinen Leibwächter zu spielen. Es ist egal, wenn ich bei dieser Aktion drauf gehe, aber schützt die, die mir am Liebsten sind.“

Einen Moment blickte Yuki den Boss der Devils noch irritiert an, bevor er ihm mit aller Kraft gegen die Schulter boxte. „Bist du bescheuert?“, zischte er leise und stieß Miki hart von sich, sodass er seine Hand loslassen musste.

Dann erhob er sich und warf sein Köpfchen so arrogant wie eh und je in den Nacken. Immerhin hatte Miki seinen richtigen Namen geschützt und ihn vor den Anderen wieder Kaze genannt. Yuki war die sanfte und zarte Seite seines Charakters und Kaze der Krieger.

„Wenn einer von euch zulässt, dass diesem Mann etwas passiert, dann schwöre ich, ich werde diese Personen jagen, so lange bis ich sie eigenhändig getötet habt. Wenn ihr Angst um euer Leben habt, dann bleibt heute Nacht zu Hause, aber die die noch ein wenig Mumm in den Knochen haben, erwarte ich heute Nacht an der Grenze zu den Angels, dafür, dass sie ihren Anführer und sein Kind schützen.“

Warme Arme umschlangen ihn von hinten und er konnte Lippen, die zu einem Lächeln verzogen waren an seinem Nacken spüren.

Das Miki genau diese Reaktion von Yuki herausfordern wollte, dass ahnte er nicht im Geringsten. Er hielt den Schwarzhaarigen weiterhin für lebensmüde.

„Danke...“, flüsterte Miki leise und wandte sich dann ab.

„Ich wünsche uns allen viel Glück...“, murmelte er noch in einer Verbeugung und zog sich dann schnell in die Schatten zurück.
 

Yuki war ihm schleunigst gefolgt und sah den Schwarzhaarigen verwirrt an.

„Wofür dankst du mir denn jetzt?“, Miki schmunzelte. „Dafür, dass du mir gezeigt hast, dass du an mir und meinem Leben hängst!“

Er lief weiter, während der blonde Angel einen Moment stehen blieb, um 1 & 1 zusammen zu zählen.

Dann lief er Miki allerdings schnell hinterher und stieß ihn von hinten hart an den Schultern an. „Dann war das alles überhaupt nicht ernst gemeint?“

„Meinst du ich opfere mein Leben?“

Yuki fauchte leise auf und ehe sich Miki versah knallte er mit dem Rücken hart gegen eine Hauswand.

„Du Arschloch verdammt ich...“

„Du hast dir sorgen gemacht....“, sie starrten sich an und aus den dunklen Augen des Blonden schienen vor Wut kleine Funken zu sprühen.

„Ja verdammt! Woher soll ich denn wissen, wie bescheuert du wirklich bi....“, doch weiter kam er gar nicht, denn sanfte und doch so leidenschaftliche Lippen versiegelten seine eigenen.

Yuki war sich sicher niemals so geküsst worden zu sein und verstand auch nicht, dass Miki ihm in diesem Moment genau diesen letzten Kuss gab, den er seinerzeit von Kaede erhalten hatte. Nur für den Fall, dass einem von ihnen wirklich etwas zustoßen sollte. Dass der Blonde den Kuss nicht minder leidenschaftlich erwiderte, gab ihm Mut und Kraft die ganze Situation durchzustehen.

Während sie sich so voll und ganz ihren noch unausgesprochenen Gefühlen hingaben, drehte sich der Anführer der Devil's mit Yuki herum und drückte ihn sanft, aber doch bestimmt gegen die Mauer.

Als sie sich schwer atmend voneinander lösten, lächelte Miki leicht. „Eines will ich dir noch sagen...“, lieb nahm er das Gesicht seines Widersachers in die Hände und blickte ihn wieder ernst an.

„Wo auch immer dein Weg dich hinführt.... solltest du jemals die Hilfe der Devils in Anspruch benötigen, so wirst du sie erhalten. Du hast mein Vertrauen und meinen Schutz...“

Wie sehr diese Worte doch nach Abschied klangen. Yuki schluckte schwer und konnte nur nicken. Er wollte doch nicht gehen... nicht einen Tag mehr wollte er von diesem Mann getrennt sein, den er vielleicht zum letzten Mal so um sich spüren durfte.

Der Kuss brannte auf seinen Lippen wie Feuer und auch er hatte so viel von einem Abschied, dass es dem Kleineren beinahe die Tränen in die Augen trieb.

„Ich danke dir... ich werde dieses Versprechen niemals vergessen und... wenn mir der Wind deinen Hilferuf zuträgt, werde ich bei dir sein... egal wo du bist!“

Wie nahe sie sich wirklich waren, wurde beiden wohl erst in diesem Moment bewusst. Miki war sich sicher, dass er diese Liebe, von der Kaede immer gesprochen hatte, in Yuki gefunden hatte.

Selbst wenn es genauso hoffnungslos war, wie mit seinem geliebten Boss der Devils. Er würde wenigstens den Blonden schützen. Das war er Kaede und sich selbst schuldig....

Das Yuki genau das gleiche über Miki dachte, konnte er nicht wissen und er wagte auch nicht dieses Gefühl, welches seinen Körper durchströmte auszusprechen.

Es was zu zart und zerbrechlich... Worte würden es nur kaputt machen.
 

Die Stunden waren wie im Fluge vergangen. Yuki hatte versucht Miki noch ein wenig zu erklären, wie er sich die Dunkelheit zunutze machen konnte und sich besser verstecken konnte, doch schien der Schwarzhaarige wie blockiert.

Sorgen erschwerten sein Herz und auch Yuki schien es zu spüren

Sie hatten geschwiegen, zusammen auf den Sonnenuntergang gewartet, in dem sich Miki am Liebsten verlieren wollte.

Doch nun hatte es begonnen... der Anfang vom Ende...

Kurz vor Sonnenuntergang hatte er Yuki gefesselt, allerdings hatte er die Knoten locker gelassen, dass der Kleinere sich befreien konnte.

Auch diesen Trick hatten sie mehrmals geübt, damit im alles entscheidenden Moment nichts schief gehen konnte.

Yuki war aufgefallen, dass sich Miki erstaunlich gut bewegen konnte und stellte fest, dass es dem Chef der Devils anscheinend wirklich nur am Training fehlte.

Aus ihm würde niemals ein guter Traceure werden, dafür waren seine Bewegungen zu grob und nicht federnd genug, doch als Bodenkämpfer würde der Dunkelhaarige sicher etwas her machen, wenn er nur mehr übte.

Allerdings war dazu nicht mehr die Zeit und so mussten sie eben mit dem zurecht kommen, was ihnen zur Verfügung stand.

Als sie schweigend durch die dunklen Straßen liefen, hatte Yuki das ungute Gefühl, von vielen in der Dunkelheit verborgenen Augen beobachtet zu werden.

„Sie sind alle gekommen...“, flüsterte Miki leise und Yuki nickte. Die Devils standen also vollends hinter ihrem Chef. Wenn es um das Vertrauen ging, würde Aki wohl alleine stehen, doch setzte er seine Untergebenen so sehr unter Druck, dass sie ihm überall hin folgten.

Wieder fiel ihm auf, wie anders Miki doch war. Wie liebevoll ihn auch jetzt berührte, wo er angespannt war und wusste, dass mehr schief als gut gehen konnte.

Er wollte alles dafür geben, dass dem Dunkelhaarigen nichts passierte, er würde ihn schützen und Sayaka retten und selbst wenn er dafür drauf ginge.

„Lass die trüben Gedanken nicht in dein Herz.“, hauchte Miki leise und er musste lächeln. Er war wie Gedankenübertragung... immer wusste der andere genau, was in Yuki vorging, selbst wenn er es nicht in Worte fassen konnte.

„Ich gebe mir mühe und du vollbring keine Heldentaten okay?“, murmelte er leise zurück und merkte, wie die Straßen dunkler wurden.

Die Angels hatten ihre Straßenbeleuchtung grundsätzlich abgeschaltet, denn sie fürchteten immer das Licht mache sie verwundbar.

„Keine Angst... ich sehe gut in der Dunkelheit....“, sie wanderten weiter durch die Seitengassen und Yuki, der hinter jeder Straßenecke einen Hinterhalt vermutete, blickte sich wachsam um.

Doch es schien erstaunlich ruhig auf den Straßen der Angels zu sein. Er wusste nicht warum, doch die ganze Situation weckte sein Misstrauen.

„Sieh dich vor...“, hauchte er fast lautlos, denn sie konnten nicht wissen, wie viele wachsame Ohren sie belauschten.
 

Sie wanderten eine ganze Weile ehe sie einige Fackeln in der Ferne schimmern sehen konnten. „Jetzt geht’s los...“, murrte Miki leise und der Blonde konnte ihm nicht verwehren, dass er unzufrieden war. Für ihn würde diese Geschichte niemals ein Happy End geben, denn er musste Yuki hergeben.

Hatte Miki nicht zu seinen Bandmitgliedern gesagt sie sollten das ihm Liebste schützen und dabei sowohl seine kleine Tochter, als auch ihn selbst – Yuki – gemeint? War er Miki lieb? Brauchte der Boss der Devil's der so sanft und auf seine eigene Weise auch so stark war ihn etwa so sehr?

Er verkniff sich sein lächeln und wehrte sich mehr und mehr gegen die lockeren Fesseln, je näher sie der Gruppe von Angels kamen, die sie wachsam beobachteten.

Als sie sich endlich vor Aki und seinen Begleitern aufstellten, zappelte Yuki noch einmal hart umher und Miki stieß ihn hart an.

„Du kommst schon schnell genug zu deinem Herrchen!“, kam es kalt von ihm und Yuki grinste bösartig, allerdings aber auch nur, weil er es gut fand, wie Miki sich verstellen konnte.

„Ich kann es nur nicht erwarten deine widerlichen Finger endlich los zu werden.“, antwortete er schneidend und er blickte sich einen Moment scheinbar gehässig um. Allerdings drohte er sich sofort in den dunklen Augen zu verlieren

Kaltes Lachen ertönte und die Masse trennte sich. Aki kam flankiert von zwei Leibwächtern auf sie zu und schob ein kleines Mädchen ohne Schuhe und im Schlafanzug vor sich her, dem sie einen Sack über den Kopf gezogen hatten.

„Sayaka...“, hauchte Miki leise hinter ihm, doch Yuki runzelte die Stirn. Wie hatten sie die Kleine nur behandelt? Er konnte sehen, wie sie vor Kälte zitterte, die kleinen Füße waren bläulich angelaufen und schmutzig.

Er musste sich sehr zusammen reißen, jetzt keinen Fehler zu begehen. Er liebte dieses Kind als ein Teil von Miki und ein Teil von sich selbst... er hatte Verantwortungsgefühle entwickelt, von denen er noch nie etwas gehört hatte.

„So so... Miki-kun höchstpersönlich. Wie lange ist es her, seit wir uns gesehen haben? 4 Jahre? Ich muss sagen die Kleine ist wirklich süß. Sie sieht genau aus wie... ach wie hieß er noch … Kaede?“

Miki knurrte und ignorierte das schmierige grinsen des Angelbosses. Er würde ihn nicht provozieren.

„Lass Kaede aus dem Spiel und nimm dir dein Schoßhündchen. Das ist es doch was du wolltest oder? Dein kleines Sexspielzeug wieder haben. Keine Angst ich habe es nicht berührt... wie könnte ich auch Gefallen an etwas finden, dass du berührt hast?“, fragte er kalt und stieß Yuki hart zur Seite.

Der Blonde taumelte und war nun doch ein wenig angepisst. Wenn er so ekelhaft war, warum gab Miki sich mit ihm ab?

Doch wahrscheinlich wollte der Schwarzhaarige nur provozieren, denn Aki stieg genau auf seine Worte ein. Yuki zuckte nicht mit der Wimper, als der Größere plötzlich laut aufknurrte.

„Ach ja? Ich habe gleich gewusst, dass du keinen mehr hoch bekommst, seitdem dein Stecher unter der Erde ist. Sag wie demütigend ist es, ein Kind groß zu ziehen, dessen Mutter dich hasst und gemeinsame Sache mit dem Mann macht, der deinen Geliebten getötet hat hm? Wie unerträglich muss es sein, sein Gesicht tagtäglich in diesem kleinen Kind zu sehen, ohne sie berühren zu dürfen?“

Das hatte gesessen und Yuki konnte spüren, wie Miki zurück taumelte.

„Mach keinen Fehler...“, raunte er leise und er konnte die aufsteigende Wut förmlich in Miki kochen fühlen.

Er würde seinen Freund gern berühren, ihm gerne beistehen doch er durfte sich nicht verraten, nicht jetzt.

„Papa?“, piepste eine leise Stimmer unter dem Sack hervor und das kleine Mädchen tapste unruhig auf der Stelle.

Miki fing sich augenblicklich und trat näher. „Minako... also du?“, fragte er und wusste genau, dass sie irgendwo zwischen den Angels stehen würde.

„Du verrätst das Erbe deines Mannes... du verrätst dein Kind aus billiger Rache an mir?“, hysterische Lache erklang und eine junge Frau klammerte sich angetrunken wie eh und je an den Arm des Oberhauptes der Angels.

„Mein Kind? Wer hat mir mein Kind geraubt, sobald es geboren war Miki? Wer hat sich von meinem Mann ficken lassen wie eine kleine Hure? WER hat sich die Leitung der Gang erschlichen, die MIR zugestanden hätte?“, kreischte sie und die kleine Sayaka fing unter ihrem Handtuch an zu schluchzen.

„Nicht streiten... Papa... Mama....“, jammerte sie leise und Yuki zappelte unruhig in seinen Fesseln.

Er musste etwas unternehmen, sonst würden sie noch am nächsten Morgen hier stehen.

Miki schüttelte leicht den Kopf und erwiderte nichts. Sein Blick heftete sich auf das kleine Mädchen, welches alles war, dass ihm noch von Kaede geblieben war.

„Ich habe ihn geliebt. Mehr als mein Leben und mehr als du ihn jemals hättest lieben können. Du warst es, die ihr Baby im Stich gelassen hat.“, hauchte er leise und blickte Aki wieder fest an.

„Also was ist mit dem Deal? Du bekommst Kaze zurück und ich gehe in Frieden mit meiner Tochter nach Hause. Du wirst sicher wissen, dass ich nicht allein komme, aber wie eh und je lehne ich einen Kampf ab.“

Aki lachte wieder.

„Du bist noch immer genau wie Kaede... seine Diplomatie hat ihn ins Grab gebracht Miki, vergiss das nicht. Merkst du nicht, wie dir hier niemand die Treue hält? Du wirst sterben und das ganz alleine. Minako war nicht die erste, die dich ausspioniert, allerdings hat sie mir den weitaus nützlichsten Dienst erwiesen. Zu wissen wo dein Haus steht ist wirklich Gold wert. Sag wo warst du in der Nacht, in der ich das Kind mitgenommen habe?“, Miki schwieg beharrlich und schüttelte den Kopf.

„Was ist mit der Abmachung Aki?“

„Immer mit der Ruhe... du kriegst dein Anhängsel ja zurück.“
 

Aki schnippste mit den Fingern und zwei seiner Leibwächter traten vor. Sie schubsten Sayaka vor sich her und auf ein Kopfnicken setzte auch Yuki sich in Bewegung. Jetzt musste er dem Blonden vertrauen.

Wenn er immer noch Kaze war, der Mann, der ihn leiden sehen wollte, dann würde er jetzt gleich mit Sayaka verschwinden, oder sich gegen ihn wenden, was bedeutete, dass Miki nur noch um sein Leben laufen konnte.

Der Blonde allerdings blickte wachsam auf die beiden Männer, die das zitternde Kind vor sich her schubsten, wie ein dreckiges Tier.

Er zuckelte ein wenig an seinen Fesseln. Miki hatte einen Moment geblinzelt und genau in dieser Sekunde passierte es. Yuki löste seine Fesseln und wickelte den Strick in windeseile um den Hals des Wachmannes, der ihm am nächsten stand. Mit aller Kraft zog er das Seil zu, bis sein Widersacher zu Boden ging.

Dann sprang er von ihm herunter, schnappte sich in einer fließenden Bewegung die kleine Sayaka und rammte dem anderen Wächter seinen Ellenbogen ins Gesicht, noch bevor sich einer der übrigen Bewegen konnte.

Danach schmiss er sich Sayaka über die Schulter, welche wie verrückt kreischte, da sie noch immer nichts sehen konnte und rannte davon.

Plötzlich kam Bewegung in die Angels und auch die Devil's, welche sich leise näher geschlichen hatten, standen auf einmal auf dem Plan.

„FOLGT IHM, LOS! Er darf nicht entkommen!“, brüllte Aki, der sich anscheinend wieder gefasst hatte und ein Trupp der Angels lief Yuki, der bereits einen gewaltigen Vorsprung hatte hinterher.

„Ich kümmere mich derweil um ihn...“, hauchte der Große bösartig und ehe Miki sich rühren, oder seinen Blick von der Stelle an der Yuki mit seiner Tochter verschwunden war abwenden konnte, spürte er eine Faust, die mit aller Gewalt in sein Gesicht knallte.

Leise stöhnend krachte der Boss der Devil's an die Wand hinter sich und wäre an ihr zusammen gesackt, hätte sich nicht die Hand von Aki um seinen Hals geschlossen.

„So... hast du ihn also rum bekommen ja?“, hauchte er bösartig. Miki hustete etwas und spuckte Blut.

„Hattest du wirklich gedacht, keiner würde mir die Treue halten, nur weil eine Schlampe wie Minako mich verrät?“, sein Blick schweifte über die Devil's welche sich tapfer gegen ihre Gegner schlugen und alles dafür taten, ihren Boss zu verteidigen.

Wieder krachte er hart gegen die Wand hinter sich und er kniff die Augen zusammen. „Wie dumm bist du nur Miki? Du vertraust wirklich ihn nicht wahr? Weißt du wer Kaze ist? Hast du Gefühle für diesen Mann entwickelt? Soll ich dir etwas verraten? Er ist ein Killer... ich habe ihn darauf abgerichtet dich zu töten und du lässt ihn mit deiner Tochter davon laufen!“, der Boss der Angels lachte höhnisch auf, doch Miki erwiderte auf seine Aussage nur ein leichtes Lächeln.

„Ich vertraue ihm... er wird weder mir noch Sayaka etwas tun....“

„Das wird auch nicht nötig sein... denn ich werde dich töten. Sieh dich doch an... du bist von Mitleid durchtränkt... ein Weichei, der seinen Leuten ein gutes Leben schenken will.. dein Vater würde sich deiner schämen!“, Aki spuckte ihm ins Gesicht und Miki frimelte inzwischen heimlich an seinem Gürtel herum.

Die Hand um seinen Hals nahm ihm allmählich die Sinne, doch er durfte nicht aufgeben. Nicht wo sein Yuki dort draußen war und seine Hilfe brauchte.

Er hatte Miki seine Waffe überlassen, zum einen, weil er wusste das der Schwarzhaarige sie brauchen würde und zum anderen, als Pfand, damit sie sich wieder sehen.

Seine Hand klammerte sich fest um einen der schwarzen Haltegriffe und er zog sie langsam aus dem Gürtel.

„Mein Vater war ein gemeiner Mörder, der unschuldigen Kindern ihrer Familie beraubte. Er war wie du... wertlos... dem Tode geweiht... töte mich, nur zu. Ich fürchte meinen eigenen Tod nicht, nur den derer, die mir nahe sind....“, hauchte er leise und zog die Waffe nun vollends aus seinem Gürtel.

Der Druck der Hand um seinen Hals wurde fester und Miki ließ einen rasselnden Laut hören.

„Was weißt du schon von Gerechtigkeit? Deine Ehre verbat es dir, dich auf den richtigen Weg, den Weg der Macht einzulassen du...“, doch was Aki sagen wollte, ging in einem gequälten Schmerzenslaut unter.

Miki hatte in einer, selbst für ihn überraschend schnellen Bewegung die Waffe des Blonden gezogen und sie Aki mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen.

Danach trat er ihm mit all seiner Kraft in den Bauch. „Merk dir eines Aki. Den eigenen Tod, den stirbt man nur... aber mit dem der anderen muss man leben. Ich werde weder Sayaka noch Kaze antun, damit zu leben einen Vater und Freund verloren zu haben. Du wirst mich nicht besiegen. Nicht jetzt und auch in Zukunft nicht!“, mit all seiner Kraft trat er dem stöhnend am Boden liegenden Aki ins Gesicht.

Es knackte laut, als seine Nase unter der Wucht des Aufpralls brach, doch zum ersten Mal empfand Miki keinerlei Mitleid.

Er würde sich nicht noch einmal sein Leben zerstören lassen, von diesem wertlosen Stück Dreck.

Er würde leben und zusammen mit Sayaka und Yuki glücklich werden.

Er wirbelte herum. Um ihn herum kämpften seine Freunde und seine Feinde noch immer unerbittlich gegeneinander. Minako war verschwunden, doch es kümmerte ihn nicht.

In seinem Kopf hämmerte nur noch die Angst um die beiden liebsten Menschen in seinem Leben.

Er würde alles daran setzen Sayaka und Yuki zu finden... sie waren so nahe am Ziel, er durfte nicht aufgeben.
 

Der Blonde rannte wie der Wind und lächelte leicht vor sich hin. Er war in seinem Element. Kälte strich über seine Haut und kühlte sie in angenehmen Schauern ab. In dieser Sekunde verschenkte er keinen Gedanken an Miki, der so gut wie auf sich gestellt gegen Aki ankämpfen musste.

Er würde das schon schaffen. Seine Aufgabe war es nun irgendwie unbeschadet mit dem zappelnden Bündel in seinen Armen zu verschwinden. Allerdings hatten die Angels anscheinend mit einem Trick wie diesem gerechnet, denn es schien, als würden sie von überall her aus der Dunkelheit auftauchen.

Kurze Zeit später fiel der erste Schuss und das kleine Mädchen auf seinem Rücken schrie verängstigt auf. Verdammt, wenn sie doch nur still wäre.

„Sayaka...“, raunte er leise, doch ging es im Geplärre und Gezeter des Kindes komplett unter.

Verdammt was sollte er machen? Das sie ihm solch einen Strich durch die Rechnung machte, hatte er nicht erwartet verflucht.

Schnell rannte er zwischen den Schüssen und ihn angreifenden Angels hindurch, sprang hin und wieder einfach über sie herüber und versuchte sich irgendwo ein Versteck zu suchen.

Er kannte sich zwar gut aus, doch hatte er das Gefühl in der Zeit bei Miki viel langsamer geworden zu sein.

Irgendwann schaffte er es sich mit dem Kind in eine Häuserecke zu drücken. Seine Hand presste er fest auf Sayaka's Mund um sie zum schweigen zu bringen. Es tat ihm weh, ihr nun auch noch Angst zu machen, doch wenn er sie retten wollte, war dies unumgänglich.

„Sssshhhhh“, flüsterte er ihr eindringlich ins Ohr, worauf sich der zarte Körper der Kleinen nur noch mehr verspannte.

Langsam tastete er sich mit ihr an der Wand weiter und hoffte nur, dass sie jetzt keiner entdecken würde. Er war so leise wie ein Schatten, doch war er bisher auch auf sich allein gestellt gewesen...

Doch es klappte, wider aller Befürchtungen schaffte er es Sayaka in ein altes Abbruchhaus zu ziehen.

Leise keuchend stützte er einen Moment seine Hände auf die Knie und versuchte sich zu beruhigen. Das hatte ihm mehr Nerven gekostet, als jeder Kampf, den er bisher geführt hatte. Sayaka wimmerte immer noch neben ihm und jetzt nahm er sich endlich die Zeit, die Kleine von ihrem Sack zu befreien.

Wieder wehrte sie sich heftig und fing erneut an zu weinen. „Saya ich bin es doch....“, murmelte er leise und sie hörte augenblicklich in ihrer Bewegung auf.

„Yuki?“

„Natürlich... was denkst du denn...“, sanft zerrte er ihr den Jutesack vom Gesicht und schloss das Kind lieb in seine Arme.

„Ich hab mir sorgen um dich gemacht, Süße...“, flüsterte er leise und drückte das zitternde und wieder weinende Kind fest an sich. „Aber... sie haben gesagt ich darf nur weggehen, wenn Papa dich ihnen wieder gibt...“, schluchzte sie leise und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase.

„Das stimmt... aber dein Papa und ich haben sie ausgetrickst... das machen.... Freunde so....“, er wollte sie eigentlich nur beruhigen, doch hatte er nicht im mindesten vermutet, was diese Worte in ihm auslösen würden.

Prickelndes Wohlbefinden durchströmte ihn, doch Yuki konnte nicht genießen, denn in diesem Moment löste sich irgendwo aus der Dunkelheit erneut ein Schuss.
 

Aus Reflex stieß er das kleine Mädchen von sich und schmiss sich selbst nach hinten. Wie er erst später realisierte keine Sekunde zu früh, denn die Kugel schlug direkt in die Steinmauer, wo gerade noch Sayaka gestanden hatte.

Verdammt wie skrupellos waren sie eigentlich, dass sie auf ein Kind schossen?

Yuki, seiner Waffe beraubt sah sich panisch um, denn irgendetwas brauchte er doch, um die Angreifer außer Gefecht zu setzen.

„Sayaka Versteck dich... und komm nicht raus, bis ich dich rufe!“, wo war Miki verdammt? Gerade brauchte er ihn mehr als jemals zuvor. Vor allem aber brauchte er die Waffe, die sein Freund bei sich trug.

Vorerst mussten die Hände herhalten und so schlug er dem ersten Angreifer hart mit der Handkante ins Gesicht. Er hörte ein Knacken, wusste das er ihm den Kiefer gebrochen hatte, doch hielt Yuki sich nicht weiter damit auf, sondern rollte sich gleich wieder seitlich ab, um einem neuerlichen Schuss zu entgehen.

Eine Sekunde lang blickte er zurück und hoffte, dass Sayaka sich wirklich gut versteckte. Es war nicht auszudenken, wenn sie durch seine Unachtsamkeit verletzt wurde oder gar starb.

Nie wieder wollte er Miki als Feind.

Immer mehr Feinde schaltete er mit geübten Schlägen aus und doch wusste er, dass er nur Zeit verlor. Mit seiner Waffe könnte er sie weitaus schneller ausschalten... Es war zum aus der Haut fahren.

„Beweg deinen Arsch endlich verflucht....“, knurrte er leise, kurz bevor er den vorerst letzten Angel zu Boden schickte.

Leicht schnaufend drehte er sich wieder um und wanderte auf die Stelle zu, an der er Sayaka zurück gelassen hatte.

Er betete zu Gott, dass sie noch lebte. Seine Kleine... das Kind, dass er doch selbst liebte, wenn er ehrlich zu sich war.

„Saya?“

„Ich bin hier... mir ist nichts passiert...“, fiepste sie leise und kam langsam hinter einem Stapel alter Paletten hervor. Erleichtert seufzte der Blonde und wollte sich schon zu ihr verkrümeln, als kaltes Metall sich gegen seine Schläfe drückte.

„Yuki pass auf!!!“, es klickte leise und er kniff die Augen zusammen. Scheiße....war alles was ihm durch den Kopf ging.

„Glaubst du wirklich du würdest so leicht davon kommen?“, hauchte eine eiskalte Stimme in sein Ohr.

„Sayaka lauf weg...!“

„Wenn du wegrennst töte ich deinen Freund, Kleine...“, dieser Wichser. Was sollte er nun sagen? Er selbst hatte keine Angst davor zu sterben, doch wollte er nicht, dass dieses süße Mädchen den selben Schaden erlitt, wie er selbst so viele Jahre zuvor.

Also schwieg er und spürte nur noch, wie sich der Pistolenhals fester gegen seinen Kopf drückte.

„Was fällt dir ein, die Angels zu hintergehen? Gerade du? Hast du nicht schon genug verloren? Musst du für sie auch noch dein Leben geben ja?“, flüsterte die bösartige Stimme weiter, doch er kümmerte sich nicht weiter darum. Er überlegte fieberhaft, was er noch tun konnte.

Allerdings schien der Angel eine Antwort zu erwarten und so stieß er den Pistolenknauf hart gegen die Schläfe des Kleineren.

„Antworte!“

„Fick dich...“

„DU WAGST ES?“, er hörte erneut das leise Klicken. Die Waffe war entsichert. Jetzt waren es nur noch Sekunden, die darüber entschieden, ob er Leben oder ob sich sein Gehirn auf dem kalten Asphalt ausbreiten würde.

„Ich werde dich umbringen du Stück scheiße.“

„Dann tu es doch endlich und re....“, es knallte und Yuki zuckte zusammen. Verdammt.... es hatte jemand geschossen, doch er war definitiv unverletzt. Hinter ihm allerdings ging eine Person zu Boden und Yuki konnte die Pistole auf den Boden fallen hören.

„Was zum...“

„Yuki... Sayaka, seid ihr in Ordnung?“, er hörte humpelnde Schritte näher kommen und drehte sich zu Miki um.

„Du bist spät dran... und oh Gott siehst du beschissen aus...“, der Dunkelhaarige lachte leicht und blieb vor ihm stehen. „Danke... wie sehr ich mir gewünscht habe so begrüßt zu werden.“, sie blickten sich ernst an und in dem Moment, sprang das kleine Mädchen in die Arme ihres Ziehvaters.

„Papa... Yuki hat mich gerettet... und du... sie haben euch wehgetan.... ich hatte solche Angst!“, kiekste sie leise und weinte wieder stumm vor sich hin.

Miki hatte das Gefühl, seine Kniescheibe wäre gebrochen, und doch kniete er sich hin, um seine Kleine auf den Arm zu nehmen.

„Ich weiß... es tut mir so leid mein Schatz...“, hauchte er leise und lehnte sich mit ihr gegen den Blonden, da er ihn einfach nicht ausschließen wollte.

„Yuki hat uns gerettet.... ohne ihn hätte ich niemals geschafft dich zu retten....“, er blickte auf und schob sein Gesicht sanft an seiner Tochter vorbei. Hauchzart nur küsste er die weichen Lippen des Anderen und lächelte scheu.

Yuki schmeckte Blut und die unvergleichliche Süße, die nur Miki's Küsse mich sich brachten.

Gespannt betrachtete das schwarzhaarige Mädchen sie und kicherte schließlich leise unter Tränen, als Yuki einfach seine Arme um sie Beide schlang.

„Und nun... ist es an der Zeit um Abschied zu nehmen... ich schenke dir die Freiheit Yuki, dafür, dass du meinem Leben den Sinn zurück gegeben hast und dafür, dass du Sayaka mit deinem Leben geschützt hast.“, flüsterte er leise und drückte sich in die warme Umarmung.

Sayaka schlang einen ihrer Arme nun um die Schulter des Blonden, während der zweite Arm sich immer noch um Miki schlang.

„Willst du uns verlassen Yuki?“, so viel Angst schwang schon wieder in ihrer Stimme. „Für eine Weile. Ich muss über so viele Dinge nachdenken. Der Wind ruft mich Sayaka... ich muss für eine Zeit mit ihm ziehen.“, sie nickte verständig und Yuki schmunzelte.

„Aber man trifft sich immer zweimal im Leben, nicht wahr?“

„Wohl wahr... und dann hast du vielleicht anständige Manieren...“, Miki grinste und auch Yuki lachte leise auf.

„Ich dich auch...“, flüsterte er sanft und wusste genau, dass er diese Worte bereits einmal gebraucht hatte, doch damals hatten sie ironisch und kalt geklungen.

„Und nun sollten wir hier verschwinden... jeder auf seine Weise.“, sie ließen das Kind herunter und Miki zog den Blonden noch einmal sacht in seine Arme.

„Ich hasse Abschiede.“

„Dann sag einfach nicht Lebwohl....“, Yuki lächelte und strich dem Dunkelhaarigen einige Sekunden lang sacht über die geschwollene Wange. Auch Miki hatte viel auf sich genommen... während er selbst gar nicht verletzt war, sah der Boss der Devils wirklich schlimm aus.

„Dieser Abschied ist keinesfalls für immer... du hast mich gelehrt an das Schicksal zu glauben und ich denke, dass es uns eines Tages erneut zusammen bringen wird. Schließlich haben wir noch eine gemeinsame Aufgabe zu erledigen.“, sie sahen sich einen Moment ernst an und nickten.

Sie beide wussten, dass ihre nächste Mission sein würde, Rache an Aki zu nehmen.

„Gut... dann...“

„Bis irgendwann.... wenn der Wind deinen Namen flüstert... dann werde ich auf dem Weg zu dir sein Miki!“, ein sachter Kuss landete auf seiner geschundenen Wange, dann drehte Yuki sich einfach um und rannte davon.

In der Dunkelheit konnte er noch schemenhaft ausmachen, wie er an der Hauswand nach oben hangelte und schließlich von dieser verschluckt wurde.

„Papa?“, Sayaka griff seine Hand. „Wird Yuki wieder kommen?“

Miki nickte und lächelte. „Er ist immer bei uns... so lange der Wind weht.“

Kataki ni houfuku suru (Abrechnung mit einem Feind)

Kapitel 12: Kataki ni houfuku suru

(Abrechnung mit einem Feind)
 

Drei Wochen waren seit diesem Tag vergangen, wo er sich von Miki und Sayaka verabschiedet hatte und seinen eigenen Weg gegangen war.

Er hatte sich sehr zurück gezogen und lebte mehr für sich alleine. Seine Wohnung bot ihm da einen schönen Unterschlupf, denn er wusste, das die anderen Angels auf ihn losgehen würden, würden sie ihn sehen.

Deswegen war Yuki die letzten Wochen immer sehr sehr vorsichtig in dem Gebiet seiner ehemaligen Gang, unterwegs gewesen und hatte versucht, ein halbwegs normales Leben zu führen.

Aber irgendwie wollte es ihm nicht so recht gelingen.

Nicht selten schweiften seine Gedanken ab und trugen ihn in seine kleine Zelle zurück, wo er lange Wochen verbracht hatte.

Eigentlich sollte er froh sein, endlich wieder sein eigenes Leben führen zu können, aber irgendwie.. war er es nicht. Es fehlte ihm etwas entscheidendes. Und dieses Entscheidende, war nicht hier zu finden.

Sowieso fragte er sich, wie es nun weiter gehen sollte.

Er wollte nicht sein Leben lang auf der Flucht sein oder befürchten, das ihn jemand entdecken würde.

Er wollte einfach ein ganz normales Leben führen, so wie viele andere Menschen es ebenfalls taten.

Aber wie sollte er das anstellen? Er müsste weggehen von hier, sich etwas neues aufbauen.. würde er es schaffen?

Er war sich unsicher. Aber immerhin hatte er die letzten Jahre auch leben können, sogar halbwegs normal, wenn man von den Kriegen absah, die er immer wieder bestritten hatte.

Aber ihm lag auch garnicht mehr der Wunsch danach, einfach wieder zu kämpfen.

Irgendwas hatte sich an seiner Einstellung verändert.

Leise seufzte der Blonde aus, während er sein letztes Shirt aus seinem Schrank in seine Tasche packte und diese verschloss.

Er hatte alle seine Habseligkeiten zusammen gepackt und sie passten sogar in zwei Taschen. Es war irgendwie schon erbärmlich, wenn er so darüber nachdachte, aber mehr hatte er zum Leben nie gebraucht. Er war auch immer draußen unterwegs gewesen. Essen hatte er sich meist Fastfood gekauft oder war beim Bäcker gewesen, sein Bett war ebenfalls schon sehr abgenutzt und sonst hatte er nur einen Schrank und einen Schreibtisch gehabt. Aber sonst?

Draußen hatte bisher immer das Leben für ihn gespielt, er war hier meist nur drinnen um zu schlafen, oder eben etwas abzuschalten, gegebenenfalls auch um vor Aki zu flüchten.

…. Aki..

Yukis Blick verfinsterte sich etwas.

Dieser Mann hatte ihm so viel Leid zugetragen, das er es selber kaum glauben konnte.

Und er hatte das alles einfach mit sich machen lassen. Wie konnte er so unsagbar dumm sein?

Wieso musste er erst an seinen Erzfeind geraten, um zu begreifen, wie scheiße sein Leben eigentlich bisher war?

Und wie gut er es eigentlich haben konnte, würde er nur über seinen Schatten springen.

Aber sein Schatten schien so unüberwindbar gross, das er es einfach nicht schaffte, ihn zu überspringen.

Yuki seufzte leise und wollte gerade wieder aufstehen, da fiel ihm eine kleine Kiste ins Auge, die gut versteckt unterm Bett stand und schon ziemlich eingestaubt war.

Der Blonde schluckte einen Moment, ehe er die Kiste heraus holte und sie öffnete.

Darin befand sich das wohl einzigste Erinnerungsstück an Kira.

Ihr Nunchaku.

Er hatte es ihr damals abgenommen, als ihre Leichte weggebracht wurde.

Er hatte es immer aufbewahrt und wollte es nicht hergeben, einfach damit er eine Erinnerung an sie hatte. Zwar keine, mit der er wirklich etwas anfangen konnte, wie zum Beispiel mit einem Foto, aber er hatte immer gut darauf aufgepasst.

Anders, als bei seinem eigenen Nunchaku, welches sich jedoch noch immer in Mikis Besitz befand, waren diese Griffe mit kleinen Schnörkeln versehen, die Kira einst hinein geritzt hatte. Einmal, um besseren Grip zu haben und auf der anderen Seite, weil es einfach besser aussah, wie sie meinte.

Yuki musste grinsen und schüttelte etwas den Kopf.

Weiber..

Vielleicht sollte er es einfach mitnehmen.

Denn hier würde es sowieso irgendwann wegkommen und ganz ohne Waffe wollte er draußen auch nicht herum rennen, auch wenn er sich seine Schnelligkeit wieder angeeignet hatte. Dieses ganze Fastfood von Sayaka und zu wenig Bewegung hatten ihn fett gemacht! Und zwar um ganze 5 kg!!

Aber die waren schneller wieder runter gewesen, als sie ihren Weg auf Yukis Hüften gefunden hatten.
 

Nun aber hatte er wirklich alles, was er brauchte, um von hier weg zu gehen.

Sein Nunchaku hatte er an seinem Gürtel befestigt, seine Taschen geschultert und einen weiten Mantel mit großer Kapuze aufgesetzt.

Er hoffte einfach mal, da viele so herum rannten, das keiner ihn erkennen würde.

Also machte er sich normal auf den Weg von seiner Wohnung aus, auf die Straße, wo nicht wirklich viel los zu seinen schien. Vielleicht waren sie wieder auf irgendwelchen Straßenkämpfen unterwegs. Umso besser für Yuki, so konnte er sich klammheimlich und durch irgendwelche Schlupfwinkel durch das Gebiet schleichen, ohne das ihn jemand entdeckte und auf die normale Straße zurück kehren, auf welcher eben auch wieder das normale Leben tobte.

Menschen rannten gestresst hin und her, andere waren am telefonieren und wieder andere rannten von A nach B.

Es war, wie als wäre die Zeit hinter den Latten von der Angelgang, einfach stehen geblieben und ging hier weiter.

Es war wirklich verwunderlich und keiner schien auch nur Notiz davon zu nehmen, was da wirklich abging.

Keiner wollte etwas mit dem anderen Leben, auf der anderen Seite dieser Palisaden zu tun haben.

Bloß nicht aus der perfekten Rolle fallen.. genau das war es, was die Japaner tunlichst versuchten zu vermeiden.

Und genau das, hatte er immer so sehr an dieser Gesellschaft verachtet. Dieses 'perfekt sein'. Er war nie perfekt gewesen und wollte es auch garnicht sein. Er wollte lieber einfach so sein, wie er es gern wollte.

Er hatte sich nie anderen angepasst oder so gelebt, wie sie es gern gehabt hätten, er war immer sein eigener Herr.. okay, außer wenn es darum ging, Aki's kleines Bückstück zu spielen.

Aber das war nun auch vorbei.. so hoffte er wenigstens. Er wollte nicht wieder schwach sein und zu Aki zurück kehren, nur weil er merkte, dass das andere Leben nichts für ihn war.

Das wäre einfach peinlich und weiß Gott nicht in seinem Interesse.
 

Er schnaufte leise und hob seine Taschen etwas mehr auf seine Schultern und dachte nach, wohin er jetzt gehen sollte.

Ihm stand alles offen. Aber er wollte eigentlich nur zu einem Ort zurück.. an den Ort, wo es ihm bisher wohl am besten gegangen war.

Der Blonde seufzte leise und schloss einen Moment die Augen.

Aber es gab da noch einen anderen Ort, den er immer schon besuchen wollte und es nie getan hatte.

Einen Ort, den er immer gemieden hatte, egal wie dreckig es ihm ging und wie sehr er sich sehnte.

Einen Moment schloss er einfach die Augen und ließ den Wind um seine Nase ziehen, bevor er sich, wie von selbst, in Bewegung setzte und sich auf den Weg machte, zu dem Ort, den er eigentlich nie betreten wollte.
 

Groß prangte das Schild „Friedhof“ über der grauen Atmosphäre des Platzes, auf welchem sich tausende und über tausende Gräber befanden.

Die grauen Wolken am Himmel und der modrige Geruch nach feuchter Erde, spendete diesem Ort noch etwas mehr Unbehagen. Wie als solle man diesen Ort garnicht erst betreten, sondern ihn einfach ruhen lassen.

Dennoch wagte er den Schritt durch das Tor und schob dieses quietschend auf.

Es krachte laut wieder ins Schloss zurück, während Yuki einfach weiter ging, auf der Suche, nach dem Namen, welcher ihm im Kopfe hing.

Es würde schwer werden, ein Grab auszumachen, in welchem gerade sie lag, aber er wollte es wenigstens versuchen.

Immer wieder las er die Namen auf den Grabsteinen, ging Reihe um Reihe weiter und weiter.

Es schien, als wolle es gar kein Ende nehmen und noch immer lagen so viele Gräber vor ihm.

„Kira.. wo bist du..“, fragte er ganz leise und schloss einen kurzen Moment seine Augen, hörte im gleichen Moment jedoch leise etwas rascheln und knistern.

Sofort öffnete Yuki seine Augen wieder und sah sich erschrocken um, auf der Suche nach Personen, die sich vielleicht irgendwo versteckte, aber da war niemand. Er war nach wie vor allein.

Erleichtert lächelte der Blonde, bevor er jedoch wieder erschrocken zusammen fuhr, als sich hinter ihm, Vögel in die Luft erhoben und kreischend und schnatternd davon flogen.

Irgendwie war das alles zu gruselig. Wieso war so ein Ort die letzte Ruhestätte eines Menschen? Wieso konnte dieser Ort nicht etwas Wärme zeigen?

Yuki verzog das Gesicht und sah sich wieder missmutig auf dem Platz um.

So viele hatte er nun schon hinter sich gelassen, aber noch viel mehr lagen vor ihm.

Leise seufzte er und ging weiter, las wieder jeden Grabstein, welcher sich auftat und musste immer wieder feststellen, das es doch der falsche war.
 

Er wollte eigentlich schon lange aufgegeben haben, denn irgendwie erschien ihm das alles sehr sinnlos. Vor allem, wer garantierte ihm denn, das sie überhaupt ein Grab bekommen hatte? Er hatte zwar erfahren, das sie hier irgendwo beigesetzt wurde, aber ob sich jemand um einen Grabstein oder derartiges bemüht hatte, wusste er nicht.

Einen Moment blieb er auf dem Weg stehen und seufzte leise aus.

„Wo bist du nur.. früher wussten wir immer, wo sich der jeweils andere befand und nun..? Gib mir doch ein Zeichen, wenn du hier irgendwo bist..“, murmelte Yuki leise zu sich selber und schloss einen Moment die Augen, als wieder ein Windhauch an ihm vorbei zog, keine zwei Sekunden später jedoch etwas festes auf den Kopf bekam und leise aufmiepste.

„Auaaa..“, murmelte er beklommen und rieb sich den Kopf, sah nach oben. Er stand direkt unter einem Kastanienbaum, welcher langsam begann seine Früchte zu verlieren. Gnadenlos hatte sie eine ihrer harten und spitzen Früchte auf Yukis Kopf fallen lassen, welcher noch immer leise in sich hinein fluchte und die braune Frucht des Baumes aufhob und betrachtete.

„Kannst du deine Knollen nicht wo anders verlieren?“, moserte er leise weiter und wollte den Baum schon bewerfen, da kam ihn wieder in den Sinn, dass das vielleicht das Zeichen sein könnte, um welches er gebeten hatte.

Einen Moment stockte er in seiner Bewegung und betrachtete den Baum verstört, musste dann aber lächeln und leise kichern.

„Verrückt.. wieso mach ich das eigentlich alles?“, fragte er leise und ließ seine Hand wieder sinken, steckte die Kastanie in seine Tasche und marschierte weiter seines Weges.

Und wehe der Baum hatte ihn nun in die Irre gelockt und lachte sich jetzt über Yuki kaputt!

Mal davon ab, das Bäume vermutlich garnicht lachen konnten, aber man sollte die Natur nicht unterschätzen, so sah es zumindest Yuki.
 

Also ging er seines Weges weiter, immer weiter und weiter, Reihe um Reihe und Stein um Stein. Irgendwo musste hier doch verdammt nochmal ein Grab sein, wo seine Freundin lag, davon war er mehr als überzeugt.

Wenn es doch nicht so verdammt viele Gräber wären. Wieso starben denn bitte so viele Menschen und wieso um alles in der Welt brauchte jeder Mensch ein Grab? Reichte es nicht, wenn sie alle in ein Loch gesteckt wurden mit nur einem Stein drauf? Dann war die Suche auch nicht so mühsam!

Leise schnaufte Yuki und rückte seine verrutschten Taschen wieder zurecht, welche ihm immer wieder von den Schultern glitten.

Es wäre alles so schön einfach ohne sie... Herrgott, irgendwie war er nur am maulen! Aber er hatte ja auch Zeit zum meckern, während er hier auf der Suche war.

Yuki schüttelte über sich selbst den Kopf und ging weiter.

Der Weg, die Steine und auch seine Gedanken schienen sich im Kreis zu drehen, denn er hatte das Gefühl schon zum 10. mal an ein und der selben Stelle vorbei zu kommen.

Doch dem war nicht so.

Sein Weg führte ihn geradewegs zu einer großen Weide, welche auf einem kleinen Hügel zu stehen schien, worum ebenfalls kleinere Gräber angefertigt waren.

Er ging einmal um den Baum herum und wollte schon wieder den Weg zurück gehen, da stockte er.

Mochte es wirklich die Möglichkeit sein?

Er stand direkt vor einem kleinen Grab, auf dessen Grabstein – ein Kreuz - der Name „Kira Nagami“ eingraviert war. Darunter war ein Engelsflügen eingraviert. Es sah schön aus, wirklich sehr sehr schön, wenn er darüber nachdachte.

„Hab ich dich.. endlich gefunden..“, murmelte er leise und lächelte etwas, ließ seine Taschen neben sich ins Gras sinken und trat selber noch einen Schritt näher, um seine Hand auf das kalte Stein zu legen und einen Moment die Augen zu schließen.

Er fühlte sich wieder so nahe bei ihr, auch wenn das Schwachsinn war, denn immerhin war sie so weit weg.

Aber dennoch.. es tat so wahnsinnig gut, hier zu stehen.

„Ich hab dich wahnsinnig vermisst.“, hauchte er leise und hockte sich vor den Stein, wie als könnte dieser ihn verstehen.

„Es ist so viel passiert, sodass ich es alles garnicht in Worte fassen kann. Aber ich bin mir sicher, du weißt sowieso schon über alles Bescheid.“

Natürlich, sie passte doch immerhin auf ihn auf! Davon war er fest überzeugt.
 

Vorsichtig setzte er sich im Schneidersitz auf den Boden und lächelte.

„Aber ein bisschen was, möchte ich dir gern erzählen und auch erklären.. ich hab mein Leben wieder..“, murmelte er leise und schloss wieder die Augen, begann kurz darauf einfach zu erzählen, wie als würde er sich mit jemand realen unterhalten.

Er erzählte von seiner Gefangenschaft, die wohl schönste, die er je erlebt hatte, erzählte von dem kleinen Mädchen, welches er so unwahrscheinlich lieb gewonnen hatte und welches ihn schon wie ein festes Familienmitglied behandelte und natürlich von Miki.

Er begann förmlich zu strahlen, als er von Miki erzählte und seine merkwürdigen Eigenarten, die er manchmal an den Tag legte, aber welche er wirklich zu lieben begonnen hatte.

Miki war so eine merkwürdig und auch interessante Person. Er konnte es garnicht selber in Worte fassen, weswegen es ihm auch wirklich schwer fiel hier irgendwas konkretes zu sagen, aber er wollte es Kira gern erklären.

Er bemerkte bei seinem Geschwärme und Erzählungen garnicht, wie schnell die Zeit verflog und eher er sich versah, brach die Dämmerung schon wieder herein.
 

„Hmmm.. oh man Kira, ich wünschte wirklich, du wärst hier um mir zu helfen. Was soll ich nur machen? Ich würde ihn.. so gern wiedersehen. Ich würde so gern ein anderes Leben leben, aber ich weiß, Aki würde mich nicht einfach in Ruhe lassen. Wie gern würde ich einfach zu ihm gehen und ihm einfach die Meinung geigen.“, murmelte er leise und zog eine Schnute, sah dann in den Himmel.

Und was war, wenn er das einfach machte?

Einfach damit Aki bemerkte, das er nicht mehr zu ihm gehen wollte, einfach damit alle wussten, das er endlich frei sein wollte?

Aber war er denn wirklich frei? Also bei Miki? Immerhin hatte dieser ihn auch eingesperrt.. aber auf der anderen Seite.. er war irgendwo auch frei gewesen. Zuletzt hatte er sich einfach so wohl gefühlt und eigentlich wollte er garnicht wieder weg. Aber es war auch kein Zustand auf ewig in diesem kleinen Keller zu hausen.

„Verdammt nochmal..“, knurrte Yuki leise und stand auf.

„Ich muss irgendwas unternehmen.“, murmelte er leise und ballte seine Hände zu Fäusten.

Er musste etwas unternehmen, das war klar!

Und bei Miki eingesperrt sein, war um Längen besser, als bei Aki gequält und gefoltert zu werden.

„Ich muss los.. ich muss.. mein leben in den Griff kriegen. Es war schön, mal wieder bei dir zu sein. Ich hoffe, ich kann dich öfters besuchen kommen jetzt. Das nächste mal bring ich dir auch Blumen mit, versprochen. Und ich werde dich besuchen kommen und dich wissen lassen, wie es gelaufen ist. Mach dir keine Sorgen, du kennst mich.. so schnell geh ich nicht drauf, da muss schon mehr passieren, als ein Aki..“, lachte er leise und schulterte seine Taschen wieder.

„Machs gut.. my Love..“, flüsterte er leise und lächelte nochmal, bevor er den Weg, weg vom Grab, entlang ging.

Nach einigen Metern blieb er stehen und wollte sich schon wieder umdrehen, doch zog ein starker Wind an ihm vorbei, welcher ihn lächeln ließ.

„Ich weiß schon... schau nicht zurück.. danke Kira.“, hauchte er leise und ging seines Weges.

Es war schwer ein zweites mal Lebewohl zu sagen und doch spürte er, das er endlich mit diesem Teil seines Lebens abschließen konnte.. endlich.. nach all den Jahren!
 

Sein Weg führte ihn Schnurstracks zurück zu den Angels und diesmal war es ihm scheiß egal, ob ihn jemand sehen konnte, oder nicht.

Er wollte Rache, er wollte abschließen.. er wollte Aki zeigen, das er auch anders konnte. Immerhin wusste dieser um seine Fähigkeiten, weswegen er ihn immer wieder gern zu Kämpfen schickte, aber was würde sein, wenn sich diese Kraft gegen ihn stellen würde?

Das wollte Yuki heraus finden.

Die Angels staunten nicht schlecht, als Yuki vollgepackt bis oben hin durch ihr Gebiet marschierte und direkt auf das Büro von Aki drauf zu, in welchem er die meiste Zeit des Tages verbrachte.

Auch heute saß der Boss der Angels auf seinem Stuhl und ließ es sich gut gehen. Arbeit? Von wegen. Wozu hatte man Angestellte?

Doch hatte er schon von einem Überbringer mitbekommen, das Kaze auf dem weg zu ihm war. Er war gespannt, was dieser bei ihm zu suchen hatte. Wollte er um Verzeihung winseln? Wollte er wieder zurück in ihre Bande? Aki grinste bei diesen Gedanken, welche ihm keinesfalls unrecht kamen.

Er wollte Kaze zurück! Als Betthäschen sowie auch als Kämpfer.

Er war gespannt, was dieser nun von ihm wollte.

Grinsend wartete der schwarzhaarige Japaner ab, bis die Tür zu seinem Büro geöffnet wurde und Kaze wirklich herein kam.

„Kaze.. was führt dich hier her?“, fragte Aki grinsend und stützte sich selbstsicher auf seinen Händen auf dem Schreibtisch ab.

Vier Wachen kamen nach Kaze ebenfalls ins Zimmer, denn sicher war sicher. Doch Kaze kratzte das nicht wirklich, ihm war egal, wie viele Angels sich in diesem Raum befanden. Sie waren alle kein Hindernis für ihn.

Seine Taschen stellte er irgendwo am Rand ab, bevor er sich wieder vor den Schreibtisch von Aki stellte und etwas grinste.

„Aki.. was glaubst du denn, was mich hierher führt?“

Der Boss der Angels zuckte etwas mit den Schultern.

„Ich weiß nicht.. willst du Vergebung? Wieder zu uns gehören, nachdem du dich zum Verräter gemacht hast?!“, murmelte er leise und etwas Wut schwankte in seiner Stimme mit sich.

Yuki grinste.

„Aha, das ist ja interessant.. aber lass mich dir eine Frage stellen.. ich war immer dein bester Mann gewesen, wieso in drei Gottes Namen hat das so ewig gedauert, bis du etwas unternommen hast?“

„Nun.. du warst schon immer jemand, der einfach verschwand und eine Weile nicht wiedergekommen ist. Ich hab mir wegen deines Verschwindens keine Sorgen gemacht. Erst als ein Spitzel mir die Nachricht überbracht hat, das du bei den Devils bist, wusste ich Bescheid und habe etwas unternommen, oder nicht?“

„Ja.. nach Wochen..!“, murmelte er leise und zischelte etwas.

„Wo ist dein Problem? Er hat dir kein Haar gekrümmt, oder täusch ich mich da etwa?“

„Nein Aki.. denn Miki ist nicht so ein Arschloch wie du.“

Akis Braue wanderte nach oben.

„Bitte?“

„Du hast mich schon verstanden.“

„Du wagst es..“

„Aber lass mich dir noch eine Frage stellen Aki.. Wo hast du den Teufel gefunden, dem du deine Seele verkauft hast?“, flüsterte Yuki leise und stützte sich ebenfalls auf dem Schreibtisch ab, sodass er Aki direkt ansehen konnte, welcher Yuki noch immer verhasst anstarrte.

„Was laberst du da für einen Müll?“

„Wie schafft man es, so ein Arschloch zu werden wie du? Sags mir... wie? Ich habs versucht, aber ich bin gescheitert. Wann hast du begonnen deine Seele auszutauschen und vor allem gegen was?“

„WAS ZUM TEUFEL WILLST DU??“

„Genau das ist es, ich will den Teufel, der Seelen nimmt, damit ich ihn töten kann!“

Aki knurrte leise und sah Yuki noch immer hasserfüllt an, stand irgendwann sauer auf, doch Yuki kümmerte es nicht, denn er wandte sich den Wachen zu, welche sich langsam an ihn heranpirschten.

„Und ihr.. wann habt ihr verlernt zu lachen? Ehrlich zu lachen und Spaß zu haben? Wann habt ihr begonnen euren Alltag von Gewalt abhängig zu machen?“

„Gegenfrage, wann hast du damit angefangen?“

„Ganz einfach, als ich die wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren habe. Nun du... wann?!“

Der Angel schwieg, denn er hatte nicht damit gerechnet eine Antwort von Kaze zu bekommen und auch noch eine so ehrliche.

„Was ist auf einmal mit dir los Kaze?“

„Das kann ich dir sagen Aki..“, murmelte Yuki leise und drehte sich zu dem Angelboss um, welcher ihm schon gegenüber stand, seine Waffe entsichert hatte.

„Ich habe mir meine Seele zurück geholt..“, murmelte er leise und zog seine eigene Waffe, denn Aki hatte seine Blitzschnell aus der Halterung gegriffen und sie auf Yuki zu geschleudert, welcher den Angriff jedoch abwehrte.

Ketten rasselten und Metall schlug aneinander.

„Was willst du dann noch hier Kaze?? Wieso bist du nicht bei diesem Weichei geblieben, wenn er dir so viel bedeutet.“

„Das habe ich nie behauptet.. aber ich gebe dir dennoch eine Antwort.. weil ich dich leiden sehen will Aki... nur deswegen.. weil ich ein einziges mal DICH leiden sehen möchte..“, murmelte er leise und grinste wieder bösartig.
 

Aki sah Yuki einen Moment verstört an, begann dann aber laut zu lachen und schüttelte den Kopf.

„Ja genau, du willst mich leiden sehen. Wir können es gern umgekehrt machen, gegen mich hast du doch keine Chance.“

Yuki grinste, denn auf sowas hatte er nur gewartet.

„Lass es uns heraus finden.“, murmelte er leise und spannte seine Waffe zwischen den Händen und betrachtete Aki einen Moment, welcher Kaze nun mehr geschockt ansah. Der Kerl würde es doch wohl nicht ernst meinen!

Doch bevor er wirklich noch etwas erwidern konnte, war Yuki schon auf ihn zu gesprintet.

„LOS MACHT IHN FERTIG!“, schrie Aki entsetzt und wehrte Yukis Angriff mit seiner Waffe ab.

„Worauf wartet ihr???“

Die anderen Wachen konnten garnicht so schnell reagieren, wie Yuki wieder mit seiner Waffe ausgeholt hatte und sie wieder gegen Aki schleuderte. Dieser hatte wirklich allerhand damit zu schaffen, den Angriffen immer wieder auszuweichen, kam garnicht selber zum angreifen.

Doch als die anderen Angels sich ebenfalls endlich mal in Bewegung setzten, musste Yuki von Aki ablassen und sich erstmal mit denen beschäftigen.

Immer wieder knallte das Metall der Waffen aneinander und sprangen auseinander.

Immer wieder raschelten die Ketten während der Angriffe und den Verteidigungsmanövern.

Yuki schlug sich wirklich gut gegen fünf seiner eigenen, ehemaligen Bande.

Irgendwann sprang er einfach zur Seite, sodass sich die Ketten und Waffen der Angels verkeilten und ineinander stecken blieben.

„So genug gespielt..“, schnurrte Yuki leise und holte mit seiner Waffe wieder aus. Die Angels hatten keine Chance sich noch irgendwie zu wehren. Sie hatten keine Waffen mehr und so wurden sie, einer nach dem anderen von Yuki fertig gemacht.

Dieser war einen Moment wie im Rausch. Immerhin hatten diese Leute ihm nichts geschenkt, also wieso sollte er sie verschonen?

Knochen brachen und Blut spritzte, doch das war Yuki egal. Er wollte endlich sein Leben zurück.
 

Als die vier Wachen am Boden lagen und nurnoch Aki ihm gegenüber stand, musste er wieder grinsen.

„So Aki.. du und ich.. wie damals immer nur dieses mal umgekehrt.. diesmal füge ich dir die Schmerzen zu.“

„Das hättest du wohl gern.. Verräter!“

„Oh ja.. sehr gern sogar.“, murmelte Yuki wieder und grinste frech, setzte immer wieder einen Fuß vor den anderen, während er mit Aki langsam im Kreis lief.

„Lass es uns zu ende bringen.“, hauchte er wieder leise und setzte einen Schritt nach vorn, worauf Aki seine Waffe wieder hob.

Er schien wirklich Respekt vor Yuki zu haben, das kam auch dem Blonden in den Sinn. Dieser grinste wieder und trat wieder einen Schritt auf Aki zu, bevor er wieder begann schneller zu werden und seine Waffe wieder kreisen ließ.

Aki schluckte und wich den Angriffen immer wieder aus oder konterte diese ab. Er war schon immer ein Loser gewesen, wenn es ums Kämpfen ging und das wusste auch Yuki, welcher dies schamlos ausnutzte.
 

Immer wieder feuerte er seine Waffe gegen Aki, welcher immer weiter zurück wich. Was Yuki jedoch nicht wusste war, das dieser es beabsichtigte.

In einem Moment, wo Yuki seine Waffe wieder auf Aki schleudern wollte, warf dieser sich hinter seinen Schreibtisch und holte etwas unter diesem hervor.

Erst als es leise klickte, wusste Yuki, was es war, was Aki da hatte.

Blitzartig sprang er zur Seite und konnte nurnoch spüren, wie eine Kugel haarscharf an seiner Wange vorbei zischte und einen kleinen Kratzer hinterließ, aus welchem Blut floss.

„Versager..“, knurrte Yuki leise und sah sich nun wieder Aug in Aug mit Aki wieder, welcher jedoch eine Waffe auf Yuki gerichtet hielt.

„Wie du mir... ich kann so nicht gut kämpfen, aber so am besten.“, murmelte er grinsend und fühlte sich schon wieder auf der sicheren Seite.

„So wirst du niemals gewinnen, das schwöre ich dir.“, murmelte Yuki leise und wartete nur darauf, das Aki wieder schoss.

„Das sehen wir dann ja. Na.. wie ist es, dem Tod ins Auge zu blicken?“

„Nicht weiter spannend.. ich habe keine Angst vorm sterben und hatte es noch nie. Damit beeindruckst du mich nicht. Ich würde es nur schade finden, würde ich es nicht wenigstens einmal schaffen, dich zu treffen.“

Aki schnaufte leise und Yuki wich schon aus Instinkt zur Seite und das nicht zu spät, denn da schoss Aki auch schon wieder auf den Blonden, welcher nun aber auf den Boss zu gerannt kam, sich jedoch vor dem Schreibtisch auf den Boden legte und unter der mehr oder minder großen Lücke drunter durch rollte.

Aki – abgelenkt von Yukis Manöver - schaute nur über den Schreibtisch hinweg, welcher jedoch viel zu gross war, als das man etwas auf dem Boden hätte erkennen können.

So sah er also nicht, wie Yuki praktisch vor seinen Füßen lag, mit seiner Waffe ausholte und sie gegen Akis Schienenbein feuerte.

Er knackte laut und Aki schrie schmerzerfüllt auf, sah vor sich auf den Boden, wo Yuki grinste und sich wieder weg rollte.

„Du kleine SCHLAMPE!!“, kreischte Aki laut und feuerte immer wieder auf den Schreibtisch, unter welchem Yuki noch immer lag und die Augen zusammen kniff, irgendwann leise aufschrie, als ihn wirklich ein Schuss am Arm erwischte.

Als Aki den Schrei vernahm, lachte er leise auf und humpelte um den Schreibtisch drum herum, wo Yuki auf dem Boden saß und sich den blutenden Arm hielt.

„Siehst du, das kommt davon du dummer Junge!“, knurrte Aki wieder und hielt die Waffe wieder gegen Yuki.

„Sprich dein letztes Gebet Kaze!“, knurrte er laut und drückte ab. Yuki kniff die Augen zusammen.

Sollte es das nun gewesen sein? Diesmal würde bestimmt kein Miki kommen und ihn retten..

Doch nichts passierte.. es klickte nur.. und wieder.. und wieder..

Verblüfft öffnete Yuki seine Augen wieder und sah nach oben, wo Aki wutentbrannt immer wieder auf den Abzug drückte.

„Verdammte kacke nochmal!!!“

Yuki lachte auf.

„Das ist der Nachteil bei solchen Waffen, sie sind irgendwann alle..“

„Das macht mir nichts, denn ich kann mich immer noch SO WEHREN!!“, schrie Aki laut und knallte Yuki die Waffe hart gegen dessen Schläfe, welchem einen Moment wirklich schwarz vor Augen wurde.

Das er bei Bewusstsein blieb, war auch wirklich Zufall und Glück, denn sonst wäre es jetzt wohl zu ende.

Aki wollte nochmals mit seiner Waffe auf Yuki eindreschen, doch hielt er einen Moment inne.

„Du bist so schön, wenn du so gequält vor mir sitzt..“, murmelte Aki grinsend und trat einfach nach dem Blonden, welcher ächzend zu Boden ging und auf diesem liegen blieb.

Ihm war schlecht und alles schien sich zu drehen.

„Es ist schade, das du mich verraten hast, du hättest wieder bei uns mitmachen können.“

„Fick dich.. Arschloch..“, knurrte Yuki leise und stöhnte wieder auf, als Aki ihm nochmals in den Magen trat.

Der Blonde rollte sich zusammen und hielt sich den Bauch.

Verdammte scheiße..

Er konnte jetzt nicht sterben, er hatte Miki doch ein Versprechen gegeben.. und Sayaka auch..

Miki...

Yuki blinzelte etwas und beobachtete Aki dabei, wie dieser zum Schreibtisch zurück humpelte und seine Schublade öffnete.

„Naja.. ich werde es kurz und schmerzlos für dich machen.. einfach auch, weil ich gerade viel zu große Schmerzen habe, als das ich dich leiden lassen wollen würde.. dann bin ich dich los und alles ist gut.“, murmelte er leise, während er seine Waffe nachlud.

Yuki schloss nochmals die Augen, bevor er sich wieder seine Waffe griff und diese fest umfasste.

Er brauchte seine Kraft jetzt.. bitte.. nurnoch einmal.. dann war vielleicht alles vorbei.

Leise raffte er sich also auf und schlich sich von hinten an Aki heran, welcher jedoch mitbekommen hatte, das Yuki sich aufgerafft hatte und grinste.

„Glaubst du wirklich, das es so einfach wird?“, fragte er grinsend und drehte sich um, hielt Yukis Angriff einfach auf, indem er ihm wieder die Waffe vors Gesicht hielt.

„Sieh dich an.. wie jämmerlich du aussiehst.. Und sowas war mal der beste Kämpfer dieser Gang.. ich kanns nicht begreifen. Aber naja.. das ist ja nun auch vorbei.. lebe wohl.. Kaze..“

Yuki sah Aki die ganze Zeit ausdruckslos an und musste dann, bei dessen letzten Worten grinsen.

„Machs gut … Aki..“, schnurrte er leise und holte mit beiden Armen aus, denn in einem Unachtsamen Moment hatte er sich auch Akis Waffe genommen und schleuderte diese nun beide auf Aki zu.

Dieser war viel zu erschrocken und überrascht, als das er den Abzug betätigen konnte, zum Glück für Yuki, denn so bekam Aki von beiden Seiten die Stöcke gegen den Kopf und sackte bewusstlos zu Boden.

Wie oft war Yuki dem Tod nun in den letzten Wochen von der Schippe gesprungen?
 

Als Aki am Boden lag, nahm Yuki die Waffe an sich und setzte sich erstmal auf einen der Bürostühle.

Er brauchte gerade einen Moment um sich zu fangen.

Aki lag blutüberströmt auf dem Boden, irgendwo im Raum die anderen vier Wachen und er selber.. Streifschuss an der Wange, Armschuss, Gehirnerschütterung.. Schläfe im Arsch.. er war selber nen Wrack, aber er lebte... verdammte scheiße, er lebte wirklich!

Als Yuki dies wirklich richtig verinnerlicht hatte, musste er grinsen und stand schwankend wieder auf, ging zu Aki rüber und hockte sich diesem Gegenüber, zog ihn am Kragen in eine sitzende Position und grinste.

„Ey alter.. machst du schon schlapp? Wie langweilig... aber hey, hör zu... hallo, nicht ohnmächtig werden.. zuhören.. ich steige aus, kapiert.. ihr werdet mich und die Devils in Zukunft in Ruhe lassen, sonst komme ich zurück, und dann wird das nicht mehr so fein ausgehen für dich.. verstanden.. hey... ob du das verstanden hast?“

Aki sabberte sich gerade das Shirt voll und gab irgendein Gebrabbel von sich, was Yuki grinsen ließ.

„Ich nehme das mal als ja.. Oh und.. du hast da einen Zahn verloren, das solltest du richten lassen.“, murmelte Yuki zuckersüß, bevor er ausholte und Aki wieder ohnmächtig schlug, was diesmal viel einfacher war, da dieser ja mehr benommen als klar bei Verstand war.

Yuki stieß Aki wieder zu Boden und stand auf. Aus einer seiner Taschen holte er einen Verband und wickelte sich diesen erstmal um seinen blutenden Arm, wo vermutlich noch immer die Kugel drinne steckte. Er war schon nen Kriegsheld!

Aber er konnte sie sich ja nun nicht einfach raus nehmen.

Also ließ er sie drinne und nahm seine Sachen wieder, bevor er das Büro irgendwie verließ. Immerhin war das nicht mal eben so, wenn man das Gefühl hatte, jeden Moment ohnmächtig zu werden.

Aber er schaffte es dennoch irgendwie!

Wieder starrten die Angels nicht schlecht, als nun ein total zugerichteter Kaze aus dem Büro des Chefs kam. Alle nahmen an, das Aki es ihm sehr wohl gezeigt hatte, doch das grinsen auf Kazes Gesicht, ließ sie wieder unsicher werden.

Was war vorgefallen?
 

Yuki hingegen war das alles sowas von egal. Er wollte gerade nur zu einem Ort und dieser lag auf der anderen Seite dieser Mauern.

Also machte er sich mit seinem Gepäck einfach auf dem Weg dahin.

Er kannte sich einigermaßen auf dieser Seite aus, nicht selten war er hier unterwegs gewesen und hatte versucht die Devils auszuspionieren, als er noch darauf aus war, den Boss dieser Gang umzubringen. Und nun.. nun kam er als Freund.. als jemand, der dieser Gang und vor allem dieser einen Person, nichts mehr antun wollte.

Er lächelte über sich selber, als er sich wieder dabei erwischte, wie er an Miki dachte und daran, wie sie sich geküsst hatten. Es steckte so vieles darin.. so vieles, was er schon jetzt unheimlich vermisste.

Ob Miki ihn auch vermisste? Vielleicht sonen kleines bisschen?

Oder wünschte er sich da einfach zu viel?

Naja, er würde es ja sehen, ob er aus dem Büro geworfen wurde, oder eben nicht, denn genau auf dieses lief er nun schnurstracks drauf zu, denn das war der einzigste Ort, wo er wusste, das sich Miki oft dort aufhielt.

Doch bevor er das Gebäude betreten konnte, kamen ihm schon ein paar Devils entgegen.

„Was willst du hier Kaze? Hast du nicht schon genug angerichtet?“

„Wieso ich?“

„Wegen dir ist schließlich die Tochter vom Boss entführt worden.“

„Ich kann mich nicht daran erinnern, das ich darum gebeten habe, das mich Miki gefangen nimmt. Das war seine eigene Entscheidung..“

Okay, da hatte Kaze sogar recht.

„Aber..“

„Ach, besprich das mit der Wand, ich geh jetzt hoch..“

„Aber Miki ist nicht da..“

„Der wird schon irgendwann wiederkommen..“

„Aber wäre es nicht ratsam zu einem Arzt zu gehen? Du siehst verdammt scheiße aus.“

Yuki lachte hohl auf und zeigte dem Devil den Mittelfinger.

„Danke..“, lachte er weiter und betrat nun einfach das Gebäude und machte sich auf den Weg zu Mikis Büro.

Als er dieses betrat kam ihm gähnende Leere entgegen. Miki schien wirklich nicht da zu sein, das war ungewöhnlich. Ob ihm was passiert war? Hoffentlich nicht.. oder vielleicht war er auch nur etwas mit Sayaka essen.. immerhin kannte er das Temperament des kleinen Mädchens, wenn es darum ging, ihren Willen durchzusetzen.

Die Uhrzeit ließ er gerade total außer acht und auch, das es draußen schon Stock dunkel war, interessierte ihn nicht, viel zu gross war die Vorfreude. Gott, er war so kindisch!!

Yuki schmunzelte über sich selber und ließ sich auf einen der Sessel sinken, welche so viel toller waren, als die bei Aki. Diese waren weich und man konnte praktisch darin versinken. Herrjeh, er begann zu lamentieren, wie peinlich...
 

Das unten, vor dem Büro, gerade einer der Wachen, die Yuki aufhalten wollten, wild auf seinem Handy herum tippte und die Nummer von seinem Boss wählte, konnte Yuki nicht ahnen. Woher auch?

Für ihn war der Bandenboss einfach mal was Essen und würde gleich wiederkommen.

„Ja?“

„Miki? Kazuya hier.. du wirst nicht glauben, wer in deinem Büro sitzt und wartet..“

Miki schwieg einen Moment am anderen Ende und linste auf die Uhr.

„Es ist 11 Uhr Abends.. wer sollte da denn bitte auf mich warten?“, fragte er verpennt, da er auf dem Sofa vor seinem Fernseher eingepennt war.

„Drei mal darfst du raten..“, murmelte Kazuya grinsend, was auch Miki stutzen ließ.

„Ich hab keinen Bock auf Ratespiele verdammt, es ist mitten in der Nacht..“

„Ja dann komm halt her und schau selber nach. Ich sag nur, er wartet..“, murmelte er grinsend und legte einfach auf.

Miki grunzte am anderen Ende und klappte sein Handy wieder zu.

„Was ist denn Papa?“, fragte Sayaka leise, welche in seinen Armen lag, da sie zusammen ein paar Disney-Filme gesehen hatten, wobei er grundsätzlich einpennte.

Aber auch Sayaka schien geschlafen zu haben, so müde wie sie klang.

„Ach nichts mein Schatz, aber wir müssen nochmal kurz zum Büro. Kazuya meinte, da sei jemand, der mich sprechen will..“

„Mitten in der Nacht?“

Miki grinste.

„Ja genau.. keine Ahnung wieso, aber wir sollten nachsehen.“

„Kann der jemand nicht morgen wiederkommen?“

Miki zuckte mit den Schultern.

„Na komm, ich lass dich hier nicht wieder alleine.“, murmelte er leise und nahm seine Tochter auf den Arm, welche sich gleich mehr an ihn schmiegte und wieder die Augen schloss.

Es tat ihm schon leid, das er sie nun mitnehmen musste, aber seit dem Vorfall vor 3 Wochen, ließ er sie auf keinen Fall nochmal alleine zu Hause.
 

Also fuhren sie beiden zum Büro und stiegen vor diesem aus.

Sayaka war im Auto wieder eingepennt, also beauftragte er einen der Devils sie nicht aus den Augen zu lassen und ging selber ins Büro. Er wollte seiner Tochter nicht auch noch antun müssen, mit rein zu kommen und seinen Leuten vertraute er einfach.

Im Fahrstuhl überlegte er wieder, wer da auf ihn warten konnte, denn ihm fiel so auf die Schnelle niemand ein.

Klar hatte er jemand, auf den er sehr hoffte, das er endlich wieder zu ihm zurück kam, aber dieser jemand hatte sich immerhin die ganzen letzten Wochen nicht gemeldet gehabt und deswegen glaubte Miki auch nicht, das es zwingend Yuki war, welcher da auf ihn wartete.

Er wollte sich keine falschen Hoffnungen machen, die sich dann eh wieder zerschlugen. Deswegen.. er rechnete damit, das es irgendjemand aus der Gang war, welcher Probleme hatte oder ein Neuzugang oder derartiges.

Vor seiner Bürotür hielt er noch einen Moment inne, bevor er den Knopf herum drehte und die Tür aufdrückte.

Einen Moment konnte er garnichts erkennen, doch da.. da saß jemand auf einem der Stühle.

„Wurd auch mal Zeit, das du hier auftauchst..“, murmelte eine leise Stimme, welche ihm bald die Tränen in die Augen trieb.. nein, das konnte nicht wahr sein..

Konnte es denn sein, dass...

Doch als sich die Person auf dem Stuhl auch noch herum drehte und zu Miki rüber sah, sammelten sich wirklich Tränen in seinen Augen.

„Yuki..“, hauchte er ganz leise, als er den zierlichen und doch so fertigen Jungen ansehen konnte, welcher ihn mit eher muffeligen Blick betrachtete.

„Jetzt fang nicht noch an zu heulen. Du hast mich hier ganz schön warten lassen.. Mindestens eine halbe Stunde.“

„Tut mir leid.. ich war zu Hause..“, murmelte Miki leise und zwang sich zu einem Lächeln.

„Ich weiß leider nicht, wo das ist.. deswegen musste ich hier her kommen.“

Miki grinste etwas und nickte.

„Und was läufst du hier eigentlich mitten in der Nacht auf ey...hättest du dir nicht eine gescheite Zeit aussuchen können? Und sowieso, wie siehst du wieder aus, saust hier alles ein.“, murmelte nun auch Miki muffelnd zurück und versuchte die Tränen irgendwie zurück zu halten. Er konnte es immer noch nicht fassen. Er war es wirklich.

Yuki stand von seinem Stuhl auf und hob etwas die Braue.

„Pff.. ich kann auch wieder gehen..“, murmelte Yuki schnutend und wollte schon an Miki vorbei, welcher aber nun wirklich nicht mehr an sich halten konnte und Yuki an seinem Arm einfach in seine Arme zog.

„Idiot..“, hauchte er leise und schluchzte leise auf.

Yuki musste leise kichern und schloss ebenfalls die Augen, legte seine Arme um den bebenden Körper vor sich.

„Jetzt heult er schon wieder..“, hauchte er leise und ignorierte die kleinen Tränen, welche auch über seine Wangen rollten.

„Lass mich.. halt auch mal schwach sein..“

Yuki schmunzelte und hätte gern irgendwas gemeines erwidert, doch nickte er einfach und drückte Miki mehr an sich heran.

„Ich hab so lange auf den Tag gewartet.. und endlich bist du wieder da..“, hauchte Miki wieder leise, nachdem er sich beruhigt hatte, drückte Yuki sanft etwas von sich.

„Aha, du heulst ja selber..“

„Pff, das Theater kann sich ja keiner mit ansehen..“

„Aber sag mal, was ist eigentlich mit dir passiert? Du siehst ja schrecklich aus.“

„Danke, sowas will man beim ersten wiedersehen hören..“

Miki lachte und schüttelte etwas den Kopf.

„Tut mir leid.. aber mal ehrlich, was hast du gemacht?“

„Das ist... naja okay, so lang ist die Geschichte garnicht, ich hab Aki verdroschen. Und er mich.. sonen bisschen..“, murmelte er leise und kratzte sich an der Nase.

„Ja.. das glaub ich auch..“, murmelte Miki leise und drehte Yukis Gesicht etwas, da er selbst an der Schläfe einen ziemlich dicken, blauen Fleck hatte.

„Und was hast du da?“

„Da hat er mich angeschossen.. ich glaub die Kugel steckt noch, tut ziemlich weh.“

Am liebsten wäre Miki gerade in Ohnmacht gefallen.

„Das muss doch raus gemacht werden verdammt, das du vor Schmerzen nicht umkommst ist mir ein Rätsel. Komm, ich fahr dich ins Krankenhaus.“

„Kann ich nicht vorher was essen? Können wir bei Meckes anhalten?“

„Vergiss es, erst wirst du versorgt..“

„Mit Essen..“

„Nein mit Medizin und einem Arzt, los komm..“, murmelte Miki besorgt und nahm Yuki bei der Hand, welcher sich einfach mal mitziehen ließ und einfach nur lächeln konnte.

Schüchtern umklammerte er Mikis Hand etwas mehr und wollte sie am liebsten garnicht mehr loslassen.

„Ich hab dich vermisst..“, hauchte er ganz leise, sodass Miki es gerade verstehen konnte und stehen blieb.

Verwundert sah er Yuki an, welcher noch immer so am lächeln war, das Miki es einfach nur erwidern konnte.

Kurz entschlossen trat er wieder auf Yuki zu und zog diesen näher an sich, hob dessen Kinn etwas an und legte seine Lippen zart auf die, des Kleineren.

„Ich dich auch.. und wie.. und jetzt lass ich dich nicht mehr weg.“, hauchte er leise und lächelte, strich Yuki sanft über die Wange, welche nicht verletzt war.

Dieser nickte nur und zog dann wieder eine Schnute.

„Wenn du mich gern hast... dann halten wir erst bei Meckes..“

Miki seufzte.

„Vergiss es..“, lachte er leise und verfrachtete den maulenden Blonden ins Auto und fuhr mit diesem gnadenlos ins nächste Krankenhaus.

Yuki hatte sich kein Stück verändert... oder doch.. etwas hatte sich verändert.. er ließ Gefühle zu.. und diese standen ihm verdammt nochmal wirklich gut!

Miki schmunzelte.

Hoffentlich würde das auch so bleiben.

Watashi o shinyou shite kudasai! (Bitte vertrau mir)

SORRY SORRY SORRY LEUTE!

Ich bin zuerzeit in Japan und ich gebe es zu ich hab immer wieder vergessen ein neues Kapitel hochzuladen ;O;

Ich hoffe ihr seid nicht böse! Hier kommt das 13. Kapitelchen und ab Dienstag bin ich auch wieder Zuhause, dann könnt ihr Donnerstag dann das reguläre Update erwarten!
 

Kapitel 13: Watashi o shinyou shite kudasai!

(Bitte vertrau mir)
 

Der Blonde war unterdessen furchtbar unruhig. Wenn er etwas hasste, war es der Geruch von Krankenhäusern. Außerdem hatte er solchen Hunger, dass er gar nicht mehr wusste, wo sein Kopf stand.

Und dennoch folgte er dem Chef der Devils, wie er es eigentlich schon immer getan hatte. Er vertraute Miki und wenn dieser meinte, dass er dieses eine Mal wirklich ins Krankenhaus musste, dann würde er auch dieses tun.

War das Liebe? Das man einer Person so blind folgen konnte, ohne sich jemals beängstigt zu fühlen? Wenn die schlimmsten Schmerzen nebensächlich wurden, einfach nur weil die Person, die man begehrte so nahe bei ihm war.

Sayaka schlief noch immer auf dem Rücksitz und neben ihr saß dieser Kazuya, den Miki kurzerhand mitgenommen hatte, da er seine kleine Tochter einfach nicht ins Krankenhaus mitnehmen wollte.

Er wollte anscheinend nicht, dass sie beim Anblick des ehemaligen Angels in Angst geriet. Und er konnte es Miki nicht verübeln.

Irgendwann legte der Dunkelhaarige ganz leicht seine Hand auf den Oberschenkel des Blonden, welcher sofort leise schnurrte.

„Ich bin immer noch der Meinung, dass ein ordentlicher Burger mir mehr hilft, als ein Arzt.“, Miki warf einen Blick in den Rückspiegel und vergewisserte sich, dass sein Bandenmitglied noch immer lautstark Musik über seinen iPod hörte und blickte dann aus den Augenwinkeln zu Yuki.

„Warum willst du nicht ins Krankenhaus? Ist da etwas, dass ich wissen sollte?“

„Du musst nicht mehr wissen, als du ertragen kannst!“

„Oh ich halt viel aus...“

„Das fürchte ich....“

Yuki muffelte leise vor sich hin und starrte sehnsüchtig aus dem Fenster, als sie an einem hell erleuchteten McDonalds vorbei fuhren und Miki nicht einmal auf die Idee kam anzuhalten.

„Ich will Fritten...“

„Jaja und was spannendes und was zum spielen.“

„Ich würd dir in den Arsch treten, würde ich mich besser bewegen können.“

„Mit meinem Arsch kannst du ganz andere Dinge tun.“, das hatte gesessen. Sich auf der Unterlippe kauend und wieder knallrot im Gesicht starrte er wieder aus dem Fenster, während Miki leise in sich hinein kicherte.

Ihm war klar, dass er in Sachen Sex viel offener war, als sein Freund. Yuki allerdings wusste gerade nicht so ganz, ob er sich verarscht fühlen oder Miki ernst nehmen sollte.

Wollte der Andere wirklich wieder mit ihm schlafen? War war nun eigentlich zwischen ihnen? Waren sie ein Paar?

Oder waren sie einfach nur Freunde, die gelegentlich miteinander schliefen? Er schnaufte leise aus.

Von gelegentlich konnte hier gar keine Rede sein. Einmal hatten sie miteinander geschlafen und zu der Zeit, war Yuki sich auch noch sicher, dass er den anderen hasste. Wie würde es sich denn jetzt anfühlen?
 

„Kommst du, mein Kleiner?“, Yuki sah auf und bemerkte, dass der Dunkelhaarige mittlerweile das Auto geparkt hatte und sie vor dem Krankenhaus standen. „Nein.“, sagte er leise, konnte aber hören, wie Miki leise seufzte und aus dem Auto stieg. Oh er würde ihn jetzt ganz sicher nicht ansehen... er würde...

Verdammt dieser Hundeblick.

Miki hatte seine Tür geöffnet und sich vor den Blonden gehockt, wo er nun einfach so nach oben starrte und ein wunderschönes Schmollen auf den Lippen trug. „Guck weg!“, maulte Yuki leise, doch der Andere kam einfach nur noch ein wenig näher an ihn heran.

„Ich möchte aber nicht... versteh doch bitte, dass ich dich nicht gleich wieder verlieren möchte, nur weil du ne Blutvergiftung riskierst. Ich bin froh, dass du wieder da bist!“, er erschauderte leicht.

Wie sehr hatte er sich eben diese Worte aus dem Mund des Devils gewünscht? Würde Miki jetzt wirklich auf ihn aufpassen, wie er es immer wieder angedeutet hatte?

„Darf... darf ich denn wirklich bei dir bleiben?“

Miki lachte leise und strich ihm wieder durch die Haare. „Das will ich doch hoffen... du gehörst hierher Yuki. Bei uns Devils... nein bei Sayaka und mir ist dein Platz und er wird immer nur dir gehören.“

Entspannt lächelte der Blonde und lehnte seinen Kopf einen Moment zurück. War es nicht genau das, was er sich immer gewünscht hatte? Ein Platz zu dem er gehören konnte, ohne wenn und aber. Ohne darüber nachzudenken, was am nächsten Tag geschehen würde?

Er wusste, dass er sich geschworen hatte sich nie wieder von einem Menschen abhängig zu machen, doch war die Anziehungskraft des Dunkelhaarigen einfach unüberwindbar für ihn. Er wollte ihn, mit allem was dazu gehörte.

„Küss mich!“, er konnte an Miki's Blick sehen, dass er sich unsicher war. Immerhin saß ein anderer Devil hinten im Auto und Yuki konnte nur erahnen, dass dieser seine Musik schon längst nicht mehr so laut hatte wie zuvor.

Er schluckte leicht. War Miki nicht dazu in der Lage ihn zu küssen, wenn jemand anderes dabei war?

„Ich meine... wenn du mich bei dir aufneh....“, doch da nahmen ihm zärtliche Lippen den Atem und ließen ihn jedes weitere Wort vergessen. Er konnte fühlen, wie Miki lächelte und wusste instinktiv, dass er ihn nur wieder ärgern wollte.

Wieder und wieder tragen ihre Lippen aufeinander und als sie sich trennten, zierte Yuki's Wangen ein sanftes rot.

„Ich würde dich auch vor dem jüngsten Gericht küssen... vielleicht sollten wir Aki mal so ne Vorstellung bieten!“

„MIKI!“, sie sahen auf und der Dunkelhaarige nahm sofort wieder die Hand seines Freundes.

„Bist du eigentlich bescheuert? Ich habe nichts gesagt, als du ihn hier ins Krankenhaus bringen wolltest. Von deiner Nächstenliebe weiß ich mittlerweile ja. Aber glaubst du echt Kaede hätte gewollt, dass du dich mit dem Feind verbündest? Glaubst du er will seine Tochter mit einem Kerl aufwachsen sehen, der vom selben Schlag ist, wie diejenigen, die ihn ins Grab gebracht hatten?“

Wut kochte in ihm auf und er drückte die Hand des Blonden ein wenig fester, welcher empfindlicher geworden zu sein schien. Jedenfalls senkte er sofort den Kopf, als gäbe er Kazuya im Stillen recht.

„Kaede ist tot! Und was zwischen ihm und mir war, ist noch immer ein Geheimnis. Was er sich für mich wünschen würde, weiß nur ich alleine. Ich vertraue Yuki, denn er allein war es, der meine Tochter gerettet hat. Außerdem könnte ich mir keinen besseren Mann vorstellen, um Sayaka aufzuziehen. Sie liebt ihn und das ist alles was zählt...“, er blickte sein Bandenmitglied noch einmal fest an und half dann Yuki aus dem Wagen.

„Pass auf sie auf. Wenn sie aufwacht erzähl ihr nicht was passiert ist. Ich möchte sie überraschen, sie wird sich so freuen!“
 

Yuki war immer noch geknickt und misstrauisch. Auf der anderen Seite allerdings jagte das Blut nur so durch seine Adern. Miki hatte ihm so unmissverständlich klar gemacht, dass er nur ihn an seiner Seite wollte.

Noch nie hatte er sich SO gefühlt. Zwar hatte auch Kira ihn mehr oder weniger angegraben, doch war er mehr der beschützende Part ihrer Beziehung gewesen. Bei Miki allerdings hatte er voll und ganz das Gefühl, sich fallen lassen zu können und immer aufgefangen zu werden.

Er schmunzelte ein wenig und versuchte nicht zuzuhören, als Miki ihn in der Ambulanz anmeldete. Wenn er gedacht hätte, sie würden ihm ein Bett geben, so hatte er sich getäuscht.

Man dachte wohl, da er es ohnehin schon so lange ausgehalten hatte, würde er es auch noch ein wenig länger schaffen und so setzte er sich mit seinem Miki auf zwei der unbequemen Plastikstühle im Wartebereich.

Er wurde zusehends nervös. Noch nie hatte er ein Krankenhaus von innen gesehen und der Geruch machte ihn schon krank.

Wie gut nur, dass der Dunkelhaarige noch immer seine Hand ganz fest umklammert hielt.

Miki schob unterdessen ganz frech seine Finger zwischen die des ehemaligen Angels und drückte leicht zu.

Es konnte ruhig jeder denken, dass sie ein Paar wären. Denn selbst wenn noch nichts beschlossen war, fühlte er sich mehr und mehr mit Yuki verbunden.

Er brauchte ihn einfach, er wollte für ihn da sein und ihn nie wieder loslassen. Irgendwann fühlte er, wie sein Freund den Kopf schlaff auf seine Schulter fallen ließ.

Erst dachte er, Yuki wäre vielleicht ohnmächtig geworden, doch dann schnurrte er leise und zittrig auf.

Seine Körperhaltung war so verspannt. „Was ist denn los, hast du wirklich so viel Angst?“, der Blonde nickte nur verhalten.

„Was... werden sie mit mir tun, Miki?“

„Naja also … sie werden dir nicht wehtun oder so...“

„Miki ich bin kein Kind... spuck schon aus, was erwartet mich?“, die wieder so harten Worte des Blonden, ließen den Devil zusammenfahren.

„Ich... also...“, nein so ging das nicht. Schnell stand er auf und hockte sich vor den Blonden. Von unten konnte er in sein Gesicht sehen und zumindest versuchen ihn aufmunternd anzulächeln.

„Ich denke sie werden die Kugel herausholen müssen.“

„Was du nicht sagst... aber wie wird das gehen?“, Miki schluckte.

„Warst du etwa noch nie im Krankenhaus?“

„Ich war nie unvorsichtig genug, so verletzt zu werden...und wenn Aki... naja...“, der Blonde senkte seinen Blick wieder und starrte auf seine mit Blut verschmierte Hose.

„Dann bist du einfach nicht zum Arzt gegangen...“

Wieder nickte der Kleinere.

„Also ich denke, sie werden dir in jedem Fall vorher eine Betäubungsspritze...“

„Ich muss hier raus.“, ehe Miki sich versah, war er unsanft auf dem Boden gelandet und sah verdattert zu Yuki hoch, der einfach aufgesprungen war und sich gerade wahrhaftig auf den Weg in Richtung Ausgang machte.

„Was zum... Yuki!“, er rappelte sich hoch und lief dem Jüngeren einfach hinterher.

„Du wirst jetzt nicht abhauen.“

„Und ob... ich lasse mich gerne prügeln oder vergewaltigen, aber ich lasse mir doch keine Spritze geben, wer bin ich den, sag mal?“

Wäre die Sache nicht gar so verzwickt, würde Miki einfach nur lachen. Allerdings war ihm auch klar, dass der Blonde dann überhaupt nicht mehr zu halten sein würde.

Also schlang er nur zärtlich die Arme um die Taille des Blonden und lächelte so sanft er konnte.

„Aber... wenn ich dir verspreche, dass ich bei dir bleibe und wenn ich dir schwöre, dass dich niemand mehr verletzen wird?“, hauchte er leise und rieb seine Nase ganz leicht, beinahe nicht spürbar wieder an der des Blonden. Irgendwie war Yuki vor Schmerz schon relativ grün um die Nase.

„Das ist so unfair...“, hauchte er leise und irgendwie war selbst dem ehemaligen Angel so, als würden ihm langsam die Knie nachgeben.
 

Doch zu seinem Glück, oder Unglück vielmehr winkte ihnen genau in diesem Moment eine kleine Krankenschwester aus einem der Behandlungsräume zu und Miki zog ihn einfach mit sich.

„Dir ist bewusst, dass ich nicht da rein will?“, protestierte er nur noch schwach, doch hatte er einfach gar keine Chance, sich gegen die sanfte Gewalt seines Freundes zu wehren.

„Ich bin doch bei dir.“

„Es ist jetzt nicht so, als würdest du aussehen wie Superman.“

Miki grunzte leise. „Bisher habe ich dich noch immer sehr gut ablenken können, Freundchen!“

Sie betraten den sterilen Behandlungsraum und Yuki wurde angewiesen sich auf einer Liege aus Metall, die mit einem weißen Papiertuch bedeckt war niederzulassen.

„Das sieht ja schon aus, wie beim Leichenbestatter!“, murrte er leise und blieb demonstrativ nah an Miki gekuschelt stehen.

Hier gefiel es ihm viel besser, als auf dem kalten Ding da. Miki war warm und außerdem passte er auf ihn auf.

„Weißt du so geht es mir auch immer beim Zahnarzt...“

„Halt doch die Klappe verflucht... ich lass mir lieber 3 Zähne ziehen als mich da drauf zu setzen... ich... Miki... nein hör auf man!“, der Dunkelhaarige hatte ihn während seines schimpfens eiskalt hochgehoben und ehe sich der Kleinere versah landete er auch schon auf der hässlichen Liege.

Sauer starrte er seinen Freund an, welcher ihn allerdings nur wieder aufmunternd anlächelte.

„Dir wird nichts passieren.“, hauchte er beschwörend und Yuki schloss ergeben, aber nicht überzeugt die Augen, als weiche Lippen wieder seine eigenen trafen.

Als der Arzt schlussendlich herein kam und Yuki ihm die Geschichte schildern sollte, schwieg er beharrlich und betrachtete nur wieder Miki, dessen Hand er umklammert hielt.

Er wollte nicht mit dem Mann reden, schließlich hatte der Devil ihn her geschleppt, da konnte er auch alles aufklären.

„Naja...“, der Dunkelhaarige verstand auch sofort und lehnte sich wieder an ihn heran. „Also mein Freund war in einen Bandenkampf verwickelt und wurde angeschossen...“, sagte er schlicht und der Arzt nickte nur, desinteressiert.

„Verstehe... nun sie wurden ganz schön zugerichtet.“

„Fragen sie lieber mal, wie der Andere aussieht.“, fauchte Yuki auch gleich los und Miki strich ihm grinsend über den Kopf.

„Es tut mir leid... mein Freund ist es nicht gewohnt mit Autoritätspersonen zu reden.“, wieder nickte der Arzt und begann sich den Arm des Blonden ausgiebig anzusehen.

Yuki hingegen blickte seinen Freund nur empört an. Was wagte der sich eigentlich zu erzählen.

Als wenn ER...einer der besten Nahkämpfer aus Tokyo vor irgendjemandem Respekt haben musste.

Allerdings kam er in seinen Gedankengängen nicht weiter, denn kurz darauf zog er auch schon mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Arm weg.

„AUA!“, keifte er gleich wieder los und wollte schon aufstehen, doch Miki hielt ihn zurück.

„Die Kugel hat keine Muskeln und Knochen zerstört, soweit ich das beurteilen kann. Allerdings muss sie natürlich entfernt werden und die Wunde muss gereinigt werden.

Das ist ein kleiner Eingriff...“
 

Skeptisch sah Yuki dem Arzt und der Krankenschwester dabei zu, wie sie allerhand Gerätschaften auf einem Tisch mit sterilem Tuch vor ihnen ausbreiteten.

Als er eine Spritze vor seine Nase legte, wäre er am Liebsten wieder aufgesprungen, doch da sein ach so toller Freund ihn noch immer sehr fest hielt, konnte er nichts anderes tun, als sein Gesicht in dessen Halsbeuge zu verstecken.

Yuki's Körper zitterte und aus diesem Grund drückte der Dunkelhaarige ihn nur noch fester an sich heran.

„Ich hasse dich Miki...“

„Das tust du nicht...“

„Doch … so sehr....“, murmelte der Kleine schwach und der Devil hätte am Liebsten mit ihm getauscht.

„Dafür hab ich dich doppelt so lieb... dann hebt sich das auf.“, hauchte er leise und als der Arzt nun endlich auf sie zu kam wimmerte der sonst so stolze und starke Yuki wahrhaftig leise auf.

„Keine Angst ich bin doch bei dir.“, Miki konnte fühlen, wie sich die Hand des Blonden, die er frei hatte fest in sein Shirt krallte.

„Es wird jetzt einen kleinen Pieks geben und....“, doch soweit sollte er erst einmal gar nicht kommen, denn Yuki, nicht sehend was gerade mit ihm passierte rutschte voller Panik von näher auf Miki zu, welcher unter dem Druck des anderen zur Seite taumelte.

„Hey... ganz ruhig... ich bin doch hier.“, versuchte Miki ihm gut zuzureden, doch Yuki schien in seiner Angst nicht aufnahmefähig zu sein.

„Also so geht das nicht.“

„Das sehe ich selbst!“, keifte nun sogar der Devil den Arzt an und drückte seinen Freund von sich weg, um ihm in die Augen zu sehen.

„Bitte sei noch einmal tapfer Yuki... ein letztes Mal, danach verspreche ich, dass ich dich immer beschützen werde.“

Verängstigte Augen suchten in den dunklen Irden des Schwarzhaarigen nach einer Lüge, nach Spott oder gar Verachtung doch wieder einmal musste Yuki erkennen, das außer bedingungsloser Zuneigung nichts in ihnen ruhte.

Miki hatte Recht... er musste nicht mehr viel aushalten, dann würde sein neues Leben, auf das er sich doch irgendwie insgeheim gefreut hatte endlich beginnen.

„Und du bleibst?“

„Jede Minute...“, hauchte er leise und küsste Yuki noch einmal sanft. Was der Kleinere nicht sah war, dass Miki dem Arzt hinter seinem Rücken ein Zeichen gab. Stattdessen widmete er sich lieber dem sanften Spiel ihrer Lippen und ließ seine Zweifel an der Situation einfach mal außen vor.

Als allerdings ein scharfer und punktueller Schmerz durch seinen Arm jagte, zuckte er zusammen und riss sich von Miki los.

„Was zum...“

„So das wars schon...“, murmelte der Arzt geschäftig und Yuki, in dessen Arm sich ein fieses brennen ausbreitete, welches ein tiefes Taubheitsgefühl mit sich zog, knurrte nur leise.

„Du bist so ein Arschloch Miki!“, jaulte er leise auf und stieß seinen Freund fest von sich. Der allerdings lachte nur und zuckte mit den Schultern.

„Aber du musst zugeben, dass ich dich wirksam abgelenkt habe!“

Yuki brummelte noch leise vor sich hin. Das Gefühl schwand mehr und mehr aus seinem Arm und schlussendlich fühlte es sich nur noch an, als hätte er eine Art schwabbeligen Gartenschlauch an der Schulter hängen. Heben konnte er seinen Arm auch nicht mehr, es war vielmehr, als würde er nicht einmal zu seinem Körper gehören.

„Und ist der Arm betäubt?“, der Arzt war zurück gekommen, doch der kleine Blonde zuckte nur mit den Schultern.

„Kann ich nicht sagen, ich fühl ja nichts.“, murmelte er stumpf und legte sich dann einfach mal auf diese komische Liege.

Im sitzen wollte er nun nicht gerade ne Kugel aus dem Arm operiert bekommen.

Gequält schloss er die Augen und umklammerte wieder die Hand von Miki, welcher dem Arzt absolut fasziniert zusah.

„Du bist ganz schön abartig... turnt dich das an, dem zuzusehen, wie er in meinem Fleisch rumpopelt?“

„Total...“

Yuki grunzte. Manchmal wusste er einfach nicht, ob Miki seine Aussagen ernst meinte, oder ob er ihn einfach nur verarschen wollte.

Er schob es einfach mal darauf, dass er ihn gerade weggestoßen hatte und der Devil einfach ein Sensibelchen war, der das nicht so leicht wegsteckte.

Dabei müsste er doch weitaus schlimmeres von Yuki gewohnt sein.

Wenigstens schien die Spritze wirklich zu wirken. Der Blonde fühlte zwar ein unangenehmes ziehen und drücken an seinem Arm, aber wenigstens hatte er keinerlei Schmerzen.

Irgendwann war ein leises klirren zu hören und Miki lächelte wieder. „Siehst du, nun muss er es nur noch nähen, dann bist du fertig.“, Yuki nickte, schielte dennoch misstrauisch zu dem Arzt herüber.

„Aber kein Stickmuster daraus machen ne?“, murrte er wieder leise und brachte den streng aussehenden Mann zum ersten Mal zum lachen.

„Nein nein. Wollen sie die Kugel behalten, so als Andenken?“

„Ein Souvenir vom Abend mit ihnen? Ich würde das ja gerne tun, aber ich denke dann wird mein Freund eifersüchtig.“, bei diesen Worten drehte er wieder den Kopf und grinste Miki keck an, welcher prompt wieder rot wurde.

Der Arzt schien vorzuziehen zu schweigen.
 

15 Minuten später durfte Yuki sich wieder hinsetzen und sein Shirt und die Jacke wieder anziehen. Sein Arm war mit einigen Stichen wieder verschlossen worden und ein polsternder Verband war darum gewickelt. „So in 10 Tagen kommen sie bitte zum Fäden ziehen und besorgen sie sich aus der Krankenhausapotheke bitte auch dieses Antibiotikum, dass ich ihnen auf den Zettel geschrieben habe. Wir wollen doch vermeiden, dass sich die Wunde entzündet.“, murmelte der ältere Herr belehrend und Yuki, dem das alles schon wieder viel zu viel wurde rollte nur mit den Augen.

„Na unbedingt.“, maulte er sarkastisch und wollte den Zettel schon wegschmeißen, als Miki ihn ihm aus der Hand zupfte.

„Er wird die Medikamente nehmen, dafür werde ich sorgen.“

„Das ist gut, dann ist wenigstens einer von ihnen vernünftig.“

Yuki schnaubte nur, doch der Dunkelhaarige zog ihn schnell zur Tür hinaus, bevor er noch einen dummen Spruch lassen konnte.

„Jetzt sei doch mal ein wenig dankbarer.“

„Wieso der wird doch dafür bezahlt, glaubst du, der macht das aus reiner Nächstenliebe?“

Miki sah ihn einen Moment aus unergründlichen Augen an, dann wanderte er wieder auf den Ausgang zu.

„Ich wollte immer Arzt werden... leider hab ich diese Chance wahrscheinlich selbst verwirkt.“, murmelte er irgendwann wehmütig und stieg wieder ins Auto. Yuki schwieg betreten und setzte sich wieder auf den Beifahrersitz.

Kazuya war eingeschlafen. Wundervolle Wache...

Als sie wieder zurück in das Gebiet der Devils fuhren starrte Yuki betreten auf sein Knie. Wieder hatte er etwas über Miki erfahren, von dem er nichts wusste.

Das der Chef einer Bande solch konkrete Zukunftspläne hatte, hätte er nicht vermutet. Nur weil er selbst im Grunde nicht wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte, war es dumm zu glauben, dass es jedem so ging.

„Das du... naja Arzt werden wolltest, wusste ich nicht...“, murmelte er irgendwann leise und blickte ein wenig beschämt durch die Windschutzscheibe nach draußen.

„Das weiß niemand. Nicht einmal Kaede habe ich das gesagt. Das war im Grunde mein Traum bevor mein Leben den Bach herunter gegangen ist. Ich habe keinen Schulabschluss, eine kleine Tochter und eine Bande aus Stümpern um die ich mich nun kümmern muss. Ich hätte niemals die Zeit zu studieren und meinen Traum zu verwirklichen. Im Grunde habe ich lange schon damit abgeschlossen, aber manchmal kommen die bitteren Erinnerungen wieder hoch.“, er lächelte, doch Yuki sah noch immer den Tropfen der Wehmut in seinen Augen.

„Verstehe...“

„Was wolltest du denn werden, Yuki?“, erschrocken, über diese direkte Frage starrte er einige Augenblicke perplex aus der Scheibe. „Ich... ich glaube ich habe da noch gar nicht so genau drüber nachgedacht. Vorrangig für mich war nachdem ich Kira verloren habe, erst einmal dich auszuschalten. Als ich dich kennen lernte und wieder verließ, war mein Ziel dich wieder zu treffen. Jetzt brauche ich ein neues Ziel.“

Sie sahen sich einige Sekunden lang an und Yuki lächelte wieder. „Danke übrigens... so wie du war noch nie jemand für mich da.“

Miki schwieg, denn wenn er nun sagte, dass es selbstverständlich war, sich in dieser Form zu helfen, würde der Blonde sowieso nur protestieren.

Er nahm die Dankbarkeit, so ehrlich, wie sie nur von dem Angel kommen konnte einfach so hin.
 

An Miki's Bürogebäude stiegen sie wieder aus und der Dunkelhaarige musste Kazuya beinahe aus dem Auto zerren, da dieser einfach nicht wach werden wollte.

Yuki, der es alleine mit Sayaka in dem Auto irgendwie unbehaglich fand hatte sich hinter Miki aufgebaut und guckte ihm amüsiert bei seinen Bemühungen zu.

„Du könntest mir ja mal helfen.“

„Wieso... nimm Sayaka und wir schlafen in deinem Büro, dann kann er hier im Auto pennen.“

„Ich lasse niemanden alleine in meinem Auto.“, fauchte nun Miki leise und zerrte sein schlafendes Bandenmitglied einfach auf die Straße, wo er ihn liegen ließ. Wenn der Andere nicht wach werden wollte, war es nun wirklich nicht sein Problem.

„So...“, murmelte er leise und warf einen Blick auf Sayaka. „Ich bringe dich dann mal wieder in deine Zelle runter ne...“, er verkniff sich ein grinsen, als er das erschrockene Gesicht des Blonden sah.

Yuki hatte immerhin vermutet, dass sich nun etwas zwischen ihnen geändert hatte und jetzt sollte er wieder in die dunkle Zelle, ohne Fenster. Das konnte doch nicht der Ernst des Anderen sein oder?

„Ehm... du verarscht mich doch oder?“

„Wieso, ich muss doch sicher gehen, dass du mir nicht abhaust.“, wieder unterdrückte der Schwarzhaarige ein grinsen und blickte rasch zur Seite.

Yuki allerdings nahm dieses Gespräch gerade total ernst und plusterte empört die Backen auf. „Ich hatte ja gedacht, es hätte sich etwas zwischen uns geändert, nach allem, was wir miteinander erlebt haben... nach allem, was du mir versprochen hast. Aber wenn du noch genauso denkst, wenn du mich noch immer wie ein kleines Tier im Käfig halten willst, dann werde ich verschwinden!“, rief er sauer und man konnte ihm richtig ansehen, wie sehr ihn diese Worte verletzt hatten.

Auf dem Absatz drehte der Blonde sich um und wollte keine Sekunde länger in Miki's Nähe bleiben. Wie hatte er sich nur so täuschen können? Warum nur behandelte er ihn jetzt so unfair?

Er hatte sein Leben für in eingesetzt... er hatte seine Tochter gerettet... er...

Schnell hatte Yuki sich einige Schritte entfernt und war wirklich drauf und dran zu verschwinden, doch da hatte er überhaupt nicht mit Miki gerechnet.

Schneller als er sich versah schlang dieser nämlich von hinten ganz fest seine Arme um den schmalen Körper des Blonden und lachte ihm leise und angenehm ins Ohr.

„Du bist so ein Idiot...“

„Wer ist hier der Idiot...?“

„Ich würde dich niemals mehr einsperren... aber ich werde dich auch nicht mehr weglassen Yuki. Ich will das du bei mir bleibst... immer...“, flüsterte er leise und ignorierte die leichte Gegenwehr. Stattdessen drückte er den zarten Körper nur noch mehr in seine Arme.

„Ich wollte doch auch gar nicht mehr gehen verdammt.“, kam die betretene Stimme des Blonden, der sich wirklich gerade in den Arsch beißen könnte. Miki hatte ihn verarscht und er war so ausgerastet. Er hatte Miki nun wahrscheinlich all die Emotionen gezeigt, die er sehen wollte.

„Das wusste ich aber nicht... aber an deiner Reaktion habe ich nun gesehen, dass ich dir wirklich vertrauen kann. Yuki... ich möchte dich gerne mit zu mir nehmen. Den Ort der nicht mehr ganz so geheim ist wie er einst war. Aber ich möchte dir ein Zuhause geben. Einen Platz wo du hingehörst, aber wo du wie ich hoffe auch freiwillig bist.“, murmelte Miki nun wieder leise in das Ohr seines Freundes und hauchte einen sanften Kuss auf die Ohrmuschel.

„Komm mit mir, bitte!“

Einen Moment lang rührten sie sich beide nicht und Miki befürchtete schon, dass seine unkonventionelle Art Yuki zu sich einzuladen nach hinten los gegangen war.

Doch dann drehte sich der Kleine in seinen Armen um und schlang den unverletzten Arm um Miki's Nacken.

Er lächelte und doch konnte der Schwarzhaarige leichte Tränenspuren in seinen Augenwinkeln schimmern sehen.

„Ich würde so gerne bei dir leben. Ich weiß doch auch gar nicht wohin und ich möchte dich nicht wieder so sehr vermissen!“, sanft senkten sich seine Lippen gegen die von Miki und er lächelte wieder scheu.

„Bitte nimm mich mit zu dir.“, sie sahen sich noch einen Moment in stiller Übereinkunft an und nickten beinahe zeitgleich.

Es war beschlossen, dass Yuki sein neues Leben nun wirklich mit Miki beginnen sollte.

Als sie langsam zum Auto zurück wanderten ließ der Blonde seine Hand nicht los und Miki lächelte glücklich.

„Es gibt da nur einen Haken.“

„Der wäre?“

„Ich hab kein Gästezimmer...“

Yuki lachte leise. „Ich denke damit komme ich klar.“
 

Sie fuhren wirklich zu Miki's Haus, welches zwar nicht sonderlich groß war, dafür aber sehr abgelegen lag und einen großen Garten besaß.

Yuki ließ sich trotz Verletzung nicht nehmen die kleine Sayaka vorsichtig ins Haus zu tragen. In der ganzen Wohnung schien es nach Miki zu riechen. Eine sanfte Gänsehaut zog sich über den Rücken des Blonden und er schloss wieder lächelnd seine Augen.

Hier fühlte er sich wohl, dass konnte er bereits jetzt spüren.

„Möchtest du sie ins Bett bringen?“, Yuki zuckte zusammen, blickte dann aber das schlafende Mädchen in seinen Armen liebevoll an.

„Sehr gerne... sie hat mir so gefehlt.“

„Sie redet auch von nichts anderem mehr, als von dir.“, hauchte Miki noch leise und wanderte dann in sein Schlafzimmer, um für Yuki einige Klamotten zusammen zu suchen. „Zweite Tür links!“, rief er ihm noch zu und so brachte der Blonde das kleine Mädchen in ihr Zimmer, welches irgendwie sehr rosa wirkte.

Ein typisches Mädchenzimmer eben. Hatte er gedacht, sie habe all ihre Spielsachen bei Miki im Büro hatte er sich wirklich getäuscht. Das Zimmer war zum bersten mit irgendwelchen Spielsachen zugestopft.

Am Fenster stand das kleine Himmelbettchen mit der Hello Kitty Bettwäsche drauf. Sanft legte er die Kleine hin und deckte sie fest zu.

Sofort drehte sie sich auf die Seite und klammerte sich an die Hand des Blonden. „Yuki...“, murmelte sie im Halbschlaf und lächelte in ihr Kissen.

„Du bist wieder da...“

„Ja meine Süße... wir sehen uns Morgen, schlaf jetzt...“, sie nickte leicht und lächelte wieder, bevor sie ihre Augen schloss.

Yuki sah noch einen Moment auf sie herab und drehte sich dann zum gehen um. An der Tür blieb er jedoch noch einmal stehen, als er ein leises Gemurmel vernehmen konnte.

„Dann habe ich ja jetzt zwei Papa's....“
 

Noch ein wenig verwirrt über die Worte des kleinen Mädchens stand Yuki kurz darauf wieder im Flur und fragte sich, wo Miki steckte.

Als er klappern aus dem Badezimmer hören konnte, näherte er sich neugierig. „Yuki? Ich hab dir ein paar Sachen rausgesucht, dann kannst du duschen gehen, wenn du magst!“, murmelte er, als der Blonde seine Nase um die Ecke steckte.

„Ich hab auch eine Plastiktüte, damit wir deinen Arm abdecken können!“, stolz hielt er die hässliche Tüte irgendeiner Sushikette hoch und wuselte damit auf Yuki zu.

„Du hast ja an alles gedacht...“, kam die leise Antwort. Zum Duschen müsste er sich jetzt wohl oder übel ausziehen, oder nicht?

„Soll ich rausgehen?“, Miki schien seine Gedanken erraten zu haben, doch er schüttelte nur leicht errötend den Kopf.

„Ich brauche ja jemanden der meinen Arm abklebt. Außerdem hast du doch sowieso schon alles gesehen.“

Yuki zog sich also aus, während Miki sich ganz in Ruhe die Zähne putzte. Geduscht hatte er an diesem Abend schon einmal und brauchte es nicht wiederholen.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er Yuki fasziniert und lächelte ein wenig. Er war so schön.

Natürlich waren da immer noch die Narben, doch verblassten sie immer mehr und würden bald kaum noch zu sehen sein.

Frisch waren allerdings die Blutergüsse und Kratzer. Aki musste es ziemlich heftig mit ihm getrieben haben, so wie der Kleinere zugerichtet war.

„Sieht schlimm aus oder? Total verbraucht und abgenutzt...“, murmelte Yuki irgendwann, waren ihm die Blicke doch nicht entgangen.

Miki jedoch schüttelte sofort den Kopf. „Ich habe gerade nur darüber nachgedacht wie hübsch du bist...“, sagte er leise und legte seine Zahnbürste beiseite.

Langsam näherte er sich Yuki und strich mit seinen Fingern vorsichtig die Konturen der Narben nach.

„Mach dich nicht lustig...“

„Das tue ich nicht. Ich sage dir die Wahrheit.“, er beugte sich ein wenig vor und drückte seine Lippen wieder vorsichtig gegen das Schlüsselbein des Kleineren.

Dieser legte sofort seinen Kopf in den Nacken und schnurrte leise auf. „Du bist immer so sanft zu mir, schon damals ist mir das aufgefallen.“, flüsterte er leise und lächelte, als Miki wieder aufblickte.

„Das liegt daran, dass ich dich niemals verletzen wollte. Ich weiß nicht, was du unter Aki durchmachen musstest, aber ich habe eine Vorstellung davon. Es ist sicherlich sehr viel verlangt, wenn ich dich nun bitte, mir zu vertrauen, aber ich kann darauf warten, dass...“

ein Finger landete auf seinen Lippen und Yuki lächelte ihn offen an.

So sanft hatte er Miki gegenüber selten gewirkt und er genoss es wirklich sehr, sich voll und ganz auf ihn einlassen zu können.

„Ich vertraue dir längst. Sonst wäre ich nicht hier und würde dich schon gar nicht an mich heran lassen. Ich bin sehr neugierig auf deine Welt. Ich möchte unheimlich gerne wissen, wie all die Dinge, die Aki mir abverlangte sich anfühlen, wenn man es wirklich will und wenn man sanft behandelt wird.“, er lächelte wieder und küsste Miki sacht auf die Lippen.

„Vertrau du mir nur bitte auch, dass ich dich nicht verlassen werde, selbst wenn ich manchmal vom Wind gerufen werde und ein paar Ausflüge mache!“

Er brauchte einfach seine Freiheit und er hoffte, dass Miki das auch verstehen würde.

Das einzige was er an seiner Zelle immer gehasst hatte, war die Gefangenschaft gewesen. Hätte er ein und ausgehen können wann auch immer er wollte, dann wäre er vielleicht dennoch zu Miki zurück gekommen.

„Ich werde dir vertrauen. Ich denke die Angst, dass du nicht wieder kommen wirst, wird immer vorhanden sein. Aber du kannst mich ja jedes Mal vom Gegenteil überzeugen! Oder mich mal mitnehmen!“

Yuki stutzte. „Mitnehmen?“

„Naja.. in deine Welt. Ich würde sie gerne kennen lernen, denn sie ist immerhin ein Teil von dir.“

Ein strahlendes Lächeln war die Antwort und Yuki nickte nur begeistert. „Dann musst du aber auch über die Dächer springen.“

Okay damit hatte er nicht gerechnet. „Und wenn ich abstürze?“

„Dann hast du ein Problem.“, Yuki lachte leise, drückte sich dann aber noch einmal an den Devil.

„Und jetzt geh ich schnell duschen ja?“, Miki nickte und versuchte den Gedanken an das Dach zu verdrängen.

Dazu war noch Zeit. Schnell klebte er nun Yuki den Arm ab und hauchte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Nimm dir die Zeit die du brauchst. Genau gegenüber ist das Schlafzimmer.. ich werd auf dich warten. Im Bett....“, er lachte leise und genoss den sanften Rotton auf Yuki's Wangen. Wenn man hinter die Fassade des Angels blickte, war er verdammt süß.
 

Yuki sah Miki noch einen Moment nach, bevor die Tür hinter dem Devil ins Schloss fiel und er dahinter verschwand.

Nun war er wieder alleine.

Leise seufzte Yuki aus und machte sich dann daran, sich von seiner Hose und seinen Shorts zu befreien und duschen zu gehen.

Dabei achtete er penibel darauf, das nichts an seinen Arm oder seine Wange gelangte, denn auch diese brannte noch immer wie Feuer.

Vielleicht hätte er, genau wie Aki, einfach eine Waffe mitnehmen sollen, aber er war kein Feigling. Nur Feiglinge nahmen eine Waffe um sich zu wehren und Aki war sowieso der größte Feigling von allen. Er brachte nie etwas alleine zu Ende und genau das hasste Yuki so an ihm.

Aber jetzt war hoffentlich endlich Ruhe.. naja, wers glaubte.

Leider kannte er Aki viel zu gut.. so gut, um zu wissen, das dieser Yuki jetzt vermutlich bis zu seinem Tode verfolgen würde.

Er hätte Aki umbringen sollen.. aber nein, dann wäre er nicht besser gewesen, als der Angelboss.

Yuki seufzte wieder und stellte, nachdem er sich eingeseift und wieder abgeduscht hatte, das Wasser aus und angelte sich eines der Handtücher, welche Miki ihm hingelegt hatte.

Es war merkwürdig nun in diesem Haus zu sein, wo Miki und Sayaka wirklich lebten. Und dieser Ort war, bis Aki ihn entdeckt hatte, wirklich ihr Unterschlupf gewesen?

Garnicht mal so schlecht, wenn er so darüber nachdachte.

Er selber hätte wohl auch nie vermutet, das Miki hier wohnte.

Ob Miki wohl auch im Garten buddelte? Immerhin.. bei dem Vorgarten.. irgendjemand musste das ja erledigen.

Doch wenn er sich Miki so in Gummistiefeln und Sonnenhut vorstellte, wollte er am liebsten einfach nur loslachen. Nein, das passte so garnicht zu ihm.
 

Yuki schüttelte den Kopf und zog sich die hingelegten Klamotten von Miki über.

Okay, Miki war definitiv größer als er, denn das Shirt war ihm mindestens 2 Nummern zu gross. Dabei sah der Devilboss garnicht so stämmig aus. Oder war es ihm selber auch zu gross?

Naja egal, Hauptsache keine blutverschmierten Sachen mehr tragen müssen.

Die Hose streifte er sich ebenfalls über die Beine, nachdem er noch eine frische Shorts angezogen hatte und fummelte sich nun die Tüte vom Arm.

Dieser begann langsam etwas zu schmerzen. Hätten die ihm nicht einfach ne Ladung verpassen können, die für die nächsten 3 Wochen reichte?

Schweinerei.. jetzt konnte er sich mit den Schmerzen rumprügeln.

Leise maulend nahm er deswegen also eine der Schmerztabletten und spülte diese, mit etwas Wasser herunter.

Danach begann er sich noch die Zähne zu putzen – wenn man schon mal im Bad war – und etwas creme auf seine Wange zu packen.

Wehe er würde eine Narbe davon behalten. Dann konnte sich Aki aber auf was gefasst machen!
 

Leise murrend öffnete er die Tür zum Bad wieder und trat auf den Flur. Gleich Gegenüber hatte Miki gesagt.. okay, dann würde das wohl die Tür da sein.

Yuki schluckte etwas und trat auf die Tür zu.

Sollte er da jetzt wirklich reingehen? Aber andererseits, er konnte ja auch nicht ewig auf dem Flur stehen.. okay..

Leise nochmal ausatmend nahm er die Klinke in die Hand und drückte diese herunter, schob danach vorsichtig die Tür auf und lugte in den dunklen Raum hinein, welcher nur von einer kleinen Nachttischleuchte erhellt wurde.

Miki, welcher gerade dabei war, ein Buch zu lesen, sah von den Seiten auf und lächelte.

„Na, fertig? Komm rein, keine Angst..“, lachte er leise, als er sah, wie vorsichtig Yuki sich in den Raum bewegte und die Tür wieder hinter sich schloss.

Yuki inspizierte erstmal jeden Winkel dieses Raumes. Es war genau so ordentlich, wie der Rest des Hauses. Es war doch verwunderlich... war Miki wirklich so ein Putzteufel? Haha, wie das passte..

„Und, gefällts dir? Ich weiß, es ist jetzt nicht das größte und tollste.. aber..“

„Nein, schon gut.. ich finds schön hier. Es muss ja nicht alles prunkvoll sein. So klein und niedlich gefällt mir das viel besser.“, murmelte Yuki leise und ging auf die andere Seite des Bettes. Immerhin würde er nun hier schlafen, so wie er Miki verstanden hatte, da dieser ja nun kein Gästezimmer besaß. Und sowieso hatten sie ja schon mal das Bett geteilt, also würde ihn dieses eine mal auch nicht umbringen.

Also krabbelte er einfach, nachdem er doch noch einen Moment inne gehalten hatte, unter die weiche und schon warme Decke und sah Miki einen Moment nachdenklich an.

„Was ist denn?“

„Ist das auch echt.. okay?“

„Was genau?“

„Na, das ich hier bleibe.“

Miki lachte leise und nickte.

„Ja sicher, ich habs dir doch angeboten. Ich möchte, das du hier bleibst.“

Yuki nickte und legte sich dann einfach auf das Kissen und zog die Decke bis zu seinem Kinn hoch, bemerkte erst jetzt, das über dem Bett ja Fenster waren.

Dennoch, irgendwie war es schon komisch jetzt hier zu wohnen.

„Aber ich..“

„Was sind deine Bedenken Yuki?“, fragte Miki leise und legte sein Buch zur Seite, ehe er sich zu dem Blonden wandte und diesen lieb ansah.

Yuki hingegen zuckte etwas mit den Schultern und seufzte leise aus.

„Es ist merkwürdig..“, nuschelte er leise und schloss einen Moment die Augen, öffnete diese jedoch wieder, als er eine warme Hand an seiner Wange spüren konnte.

„Das kann ich mir sogar vorstellen. Es muss komisch sein, die ganze Zeit sein eigener Herr gewesen sein zu müssen und nun sowas wie eine Familie zu haben. Oder eher.. eine Wohngemeinschaft.“

Yuki lächelte etwas.

Ja, da hatte Miki recht. Es war komisch, auf jeden Fall.

„Aber mach dir keine Gedanken. Ich bin mir sicher, du wirst dich schnell einfinden.“

„Ich hoffs.. es wäre jedenfalls.. schön.“

Yuki lächelte und auch Miki musste schmunzeln, nickte kurz und knipste dann das Licht seiner Nachttischlampe aus.

„Wie geht’s deinem Arm?“

„Tut weh, aber ich denke, ich werde es wohl überstehen.“

„Na das hoffe ich doch, nicht das ich morgen früh jemand toten neben mir liegen habe.“

Yuki lachte.

„Nein nein, ich denke soweit wird es nicht kommen. Aber es ist ja normal, das es dann weh tut..“, murmelte er leise und strich sich mit seiner anderen Hand vorsichtig über den festen Verband.

„Ich denke, du hattest schon schlimmere Verletzungen, oder nicht? So aus früheren Bandenkriegen.“

Yuki schmunzelte und nickte etwas.

„Sicher.. ist ja nicht so, das ich nicht immer alles gegeben habe, ne.“

Miki lachte und kuschelte sich ebenfalls unter seine Bettdecke, beobachtete Yuki aber weiterhin, wie dieser auf dem Rücken lag und zur Decke sah.

„Hat es dir denn nie etwas ausgemacht zu kämpfen?“

„Nein.. nie..“

„Und hattest du nie Angst?“

„Nein, auch nicht. Warum sollte ich Angst haben. Ich hatte Angst, das Kira etwas passierte, als sie weg war, war mir alles andere auch egal.“

„Auch das du sterben könntest?“

„Ja, selbst das. Es war eine Erleichterung für mich sterben zu können. Ich hatte immer gehofft, das ich Kira dann wiedersehe.. Das sie da auf mich wartet. Ich hatte nie Angst davor, sterben zu können. Das hat mich auch so gefährlich gemacht. Alle anderen hatten Angst davor, sie wollten nicht sterben, wenn sie jemand gefangen genommen hat, haben sie gewinselt, sie wollen weiterleben..“

„Aber du.. hast das nicht getan.. selbst nicht, als ich dich gefangen hatte.“

Yuki schmunzelte und drehte seinen Kopf zu Miki.

„Du hättest eine Schwachstelle gewusst und das war das letzte, was ich wollte, meinem Feind zeigen, das ich schwach war. Deswegen habe ich gelernt, nichts mehr zu fürchten. Keine Abgründe, keine Hindernisse.. nicht mal den Tod.“

„Aber ist das nicht auch gefährlich? Ich meine, wenn andere genau wissen, du hast keine Angst davor... dann können sie dich auch nicht erpressen oder sowas.“

„Das war mir egal. Aber sie haben auch nichts aus mir heraus bekommen.“

Miki nickte und seufzte leise aus.

„Und wie ist das jetzt? Hast du immer noch keine Angst davor zu sterben?“

Yuki sah Miki einen Moment fragend an, sah dann zur Decke und schloss einen Moment die Augen.

„Als Aki mich.. mit seiner Waffe bedroht hatte, da hatte ich Angst.“

Miki beobachtete Yuki gespannt.

„Wieso?“

„Weil ich Angst hatte, mein Versprechen dir gegenüber nicht halten zu können. Ich habe nie ein Versprechen gebrochen, bis auf eines und das sollte auch dabei bleiben. Aber ich wollte dir wieder begegnen. Ich wollte dich wiedersehen und ich hatte mir selber und auch dir versprochen, das ich wiederkomme. Deswegen und nur.. deswegen … hatte ich Angst. Ich hatte weder Angst vor Aki, seinen Angriffen oder eben wieder vor dem Tod.. ich hatte nur Angst.. das ich dich nicht wiedersehen werde.“
 

Miki hatte Yuki aufmerksam zugehört und irgendwie fand er es mehr als rührend, was Yuki empfand. So sehr hatte er sich gewünscht, das er ihn – Miki – wiedersehen wollte?

„Du hattest wirklich Angst, mich nicht wieder zu sehen?“

Als Yuki schwach nickte, musste Miki wieder lächeln und rutschte etwas näher an Yuki heran, welcher Miki schon wieder irgendwie skeptisch beobachtete.

Ob er sich den skeptischen Blick wohl jemals abgewöhnen würde?

„Ich find das süß, das du dir da Sorgen gemacht hast.“, murmelte Miki lieb und schmuste sich etwas an Yuki heran, welcher nur eine Schnute zog und zur Decke sah.

„Hum? Was ist denn?“

Yuki linste wieder zu Miki und zuckte mit den Schultern,

„Nichts..“, erwiderte er darauf nur, was Miki aber keinesfalls zufrieden stellte.

„Nein, natürlich nicht.. und wieso ziehst du dann sone Schnute?“

„Tu ich ja garnicht.“

Miki lachte leise, worauf Yuki etwas rot wurde und trotzig zur anderen Seite sah.

„Komm schon Yuki, was ist los?“

Yuki haderte noch etwas mit sich selber, bevor er leise seufzte und Miki wieder ansah.

„Du behandelst mich wie ein Kind..“

Nun fiel Miki bald alles aus dem Gesicht.

„Bitte?“

„Naja.. ich hab hier mein Leben riskiert um zurück zu kommen und von dir kommt nur 'das find ich süß' … fehlt nurnoch, das du mir n Leckerchen gibst..“

Miki sah Yuki einen Moment an, wie ein Auto, bevor er überhaupt realisierte, was Yuki denn überhaupt meinte.

„Ehm ich..“

„Ja was denn? Ist doch wahr..“, murmelte Yuki leise und verkroch sich noch mehr unter seiner Decke.

Okay, es war scheiße jetzt deswegen rumzumotzen und eigentlich war er auch sehr müde, wenn man von seinem Hunger, welchen er noch immer hatte, absah. Aber irgendwie fühlte er sich wie ein kleines Tierchen, welches gerade einen Knochen zurück gebracht hatte.

Und genau so WOLLTE er sich NICHT fühlen.

„Das tut mir leid.. ich wollte nicht, das du dich wie nen kleines Hündchen fühlst.“, murmelte Miki leise und stemmte sich etwas hoch, damit er Yuki besser ansehen konnte.

Dieser sah Miki einen Moment verstört an, lächelte jedoch etwas.

„Schon gut.. ich glaub über sowas denkt man in dem Moment garnicht so nach. Ich hätte sowas nicht sagen sollen.“

„Nein, es ist schon richtig... ich.. also..“

Miki kratzte sich kurz an der Nase und überlegte, was er denn nun sagen könnte. Immerhin wollte er Yuki nicht schon wieder vor den Kopf stoßen. Es war aber auch schwer das richtige tun zu wollen. Vor allem sagte ihm sein Herz etwas ganz anderes, was er tun sollte, als das, was er eigentlich vor hatte.

Sein Herz sprach schon wieder für sich selber.

Yuki wartete gespannt darauf, was Miki ihm denn nun zu sagen hatte, konnte schon kurze Zeit später das Gesicht des Größeren über sich sehen und wurde wieder rot, als dieser immer näher kam.

„Danke Yuki.. ich danke dir wirklich, das du zurück gekommen bist und dein Versprechen nicht gebrochen hast.. das bedeutet mir sehr sehr viel.“, hauchte Miki leise und senkte sein Gesicht noch etwas weiter nach unten, bis er die weichen und warmen Lippen Yukis wieder auf seinen ausmachen konnte.
 

Der Blonde war immer mehr rot bei den Worten Mikis geworden, doch hatte er die ganze Zeit seinen Blick nicht abgewandt und war in den braunen Irden seines Freundes versunken.

Nur zu gern erwiderte er den zarten Kuss, den sie austauschten.

Genau das war doch die Anerkennung, die er immer gewollt hatte. Keine süßen, rosa verpackten Worte, die sowieso nicht ernst gemeint waren.

Nicht das er Miki nicht glaubte, aber diese Worte waren für ihn einfach daher gesagt.

Aber nun wusste er, das Miki verstanden hatte, was Yuki ihm sagen wollte und das freute ihn sehr.

Vorsichtig schlang er seinerseits die Arme um den Nacken von Miki und drückte diesen zärtlich noch etwas mehr an sich heran.

Immer wieder berührten sich ihre Lippen und verfingen sich zu einem sanften und doch sehr leidenschaftlichen Kuss, bis sie sich wieder lösten und gerötet und etwas aus der Puste ansahen.

„Du bist niedlich, wenn du so rot bist.“, flötete Miki leise und grinste wieder frech, was Yuki noch mehr rot werden ließ.

„Blödmann..“, knurrte dieser nur leise und warf Miki etwas von sich herunter, da dieser, während des Kusses, immer weiter über Yuki gekrabbelt war.

Pff.. musste er sich sowas bieten lassen?

„Mein kleiner Motzkäfer..“

Okay, das reichte!

Yuki setzte sich auf und zog das Kissen, auf welchem er gelegen hatte, hinter seinem Rücken hervor und pfefferte es Miki ins verblüfft drein blickende Gesicht und das nicht nur einmal.

Immer wieder traf das weiche Federkissen in Mikis Gesicht, welcher bald vor lachen starb.

Yuki war so kindlich und süß!

Wenn er so drauf war, dann dachte man garnicht, das er bis vor ein paar Wochen noch eine gefühllose Killermaschine war.

Aber Miki war verdammt froh, das Yuki sich so verändert hatte und vor allem auch, das er ihn nicht mehr umbringen wollte. Das war wohl etwas, wo er am meisten dankbar drüber war.
 

Irgendwann, nachdem sich der Dunkelhaarige noch einige male verdroschen lassen hatte, nahm er Yuki einfach das Kissen weg und schmiss es diesem selber ins Gesicht.

„So du Raufbold, lass uns schlafen. Glaub nicht, das du morgen ausschlafen kannst. Sayaka wird dich sicherlich aus dem Bett schmeißen.“

Yuki grunzte leise und packte das Kissen wieder hinter sich und legte sich wieder darauf.

„Und wenn schon, das wars mir nun wert..“

„Ist auch okay, ich habs ja provoziert.“

„Immerhin gibst dus zu..“

Miki lachte leise und schlang einfach einen Arm um Yukis Hüften.

„Schlaf schön ja. Und wenn was sein sollte, wenn du Schmerzen oder sowas haben solltest, weck mich einfach.“

Yuki nickte und lächelte dann etwas.

„Schlaf schön ja.“

Miki nickte und kuschelte sich etwas näher an Yuki heran. Sollte dieser etwas dagegen haben, sollte er ihn halt weg schubsen oder sowas, pff..

Mit sich selbst zufrieden lächelte Miki nochmal kurz, bevor er aber total fertig in seine kleine Traumwelt abdriftete und Yuki gleich mit sich nahm, welcher ebenfalls vom Tag so geprägt war, das er es nicht mehr schaffte, auch nur irgendwas zustande zu bringen.

Deswegen kuschelte er sich einfach etwas mehr in Mikis Arme, schloss die Augen und war auch schon binnen weniger Minuten einfach eingeschlafen.

So wohl hatte er sich ewig nicht mehr gefühlt.

Vor allem war es ihm noch nie gelungen auch nur Ansatzweise so schnell und fest einzuschlafen. Sein Schlaf die letzten Jahre lang war immer eher flach gewesen, weil er immer damit rechnen musste, das er angegriffen wurde oder derartiges. Deswegen hatte er sich nie getraut wirklich fest einzuschlafen.

Aber gerade .. hier so nahe bei Miki.. es war schon jetzt so anders. So ganz anders, wie er es sonst kannte.

Er fühlte sich frei und doch so nahe bei jemanden.

Hoffentlich würde dieses Gefühl so schnell nicht wieder verschwinden.
 

Doch für diese Nacht sollte es auf jeden Fall bleiben.

Der nächste Morgen war schon lange herein gebrochen, doch lagen zwei Körper, zwar nicht mehr ganz so nahe aneinander gekuschelt im Bett, da Yuki, wie auch Miki, sich irgendwann den Rücken zugedreht hatten, damit sie sich nicht wund lagen, doch lagen sie noch immer nahe beieinander.

Die Sonne schien schon lange durch das Fenster in der Decke, doch störte sich keiner der Beiden daran, sie wollten einfach weiter schlafen.

Doch hatten sie da ihre Rechnung ohne ein kleines, wach gewordenes Mädchen gemacht, welche mit ihrem plüschigen Einhorn durch den Flur marschierte und ins Schlafzimmer ihres Vater spickte.

Einen Moment sah sie irritiert auf das große Bett, in welchem sich zwei Personen zu befinden schienen. Doch begann sie breit zu strahlen, als sie einen blonden Haarschopf ausmachen konnte, welcher unter der Decke hervor guckte.

Leise quiekend rannte sie auf das Bett zu, warf ihr Einhorn auf dieses und krabbelte hinterher.

„Yuki Yuki Yuki, du bist wirklich wieder da, ich hab nicht geträumt..“, rief sie begeistert und warf sich sogleich auf den Blonden drauf, welcher nur irgendwas murrte und nuschelte.

„Yuki, komm schon, wach auf. Ich bins Sayaka!“

„Ich weiß.. gib mir noch 3 Stunden ja..“

Sayaka sah den Blonden an, als wäre dieser nicht mehr ganz bei Sinnen. Immerhin hatte sie ihn so lange nicht gesehen und jetzt wollte er lieber schlafen, als ihr guten Tag zu sagen?

„Komm schon Yuki, schlafen kannst du heute Abend! Ich freu mich so, das du wieder da bist! Wach schon auf, los!!“

Yuki murrte irgendwas und drehte sich auf die andere Seite, breitete einfach seine Arme aus und lächelte verpennt.

„Hallo kleines..“

Sayaka lächelte bis über beide Backen und kuschelte sich gleich an den größeren heran, welcher sachte die Arme um das kleine Mädchen schloss und die Decke um diese schlang.

„Komm, wir kuscheln noch bisschen, okay?“

Doch irgendwie war das garnicht in Sayakas Laune, jetzt noch zu kuscheln. Sie hatte Hunger und wollte nicht mehr schlafen.

Doch Yuki schien das ganz anders zu sehen, denn dieser war, sobald er die Augen geschlossen hatte, schon wieder eingeschlafen.

„Pff, jetzt schläft der schon wieder..“, murrte sie leise und sah ihr Einhorn beleidigt an, welches sie fest in ihren Armen hielt.

„Morgen mein Schatz..“, schnurrte ihr schon eine andere Stimme entgegen, welche jedoch nicht von Yuki kam.

„Papa! Yuki ist schon wieder eingeschlafen. Der soll aber nicht mehr schlafen.“

„Lass ihn, er scheint sehr kaputt zu sein. Er kann Schlaf gut gebrauchen denk ich.“, murmelte Miki ganz leise, damit Sayaka es auch verstand, welche etwas nickte.

„Okay.. aber Papa, ich hab Hunger.“

„Na dann komm, dann mach ich dir was.“

„Pfannkuchen?“

Miki verzog etwas den Mund.

„Okay, ich geb mein bestes.“

Immerhin waren sie ihm letztes mal, bis auf ein paar schwarze Stellen, sehr gut geglückt!

Sayaka kicherte begeistert und schälte sich aus der Umarmung des Blonden, welcher sich schmatzend nochmal auf die andere Seite drehte und unbeirrt weiter schlief, während Miki und Sayaka leise das Schlafzimmer verließen und die Tür schlossen.

Sie wollten Yuki seinen Schlaf nachholen lassen, was dieser auch in vollen Zügen tat.
 

Sayaka hingegen flitzte schon an ihrem Papa vorbei in die Küche, welche noch so unberührt und sauber wirkte.

Das kleine Mädchen krabbelte auf ihren Stuhl und beobachtete ihren Papa, welcher noch etwas verschlafen wirkte.

Oh wie gern würde er sich jetzt einfach einen Kaffee machen. Aber seit Kaede nicht mehr war, hatte er niemanden mehr, welcher ihm Kaffee kochte, also musste er sich mit Instantkaffee über Wasser halten.

Er sollte dabei vielleicht nicht seine massig gescheiterten Versuche erwähnen, die er alleine im stillen Kämmerchen getätigt hatte und damit so manche Maschine den Tod erklärt hatte.

Nein, das sollte er einfach außen vor lassen. Aber vielleicht... vielleicht bestand ja Hoffnung, das Yuki Kaffee kochen konnte. Oha, das wäre einfach perfekt. Er musste ihn gleich nachher mal fragen, nachdem er es geschafft hatte, irgendwie ein Frühstück zu zaubern.

„Also mein Schatz, du willst Pfannkuchen ja? Was meinst du, soll ich Yuki dazu ein Spiegelei braten oder doch lieber French Toast?“

„Frensch was?“

Miki lachte leise.

„Das ist Toastbrot gerollt in Eimatsche.“

„Pfannkuchen..“, gab Sayaka kleinlich von sich, da sie die Experimentierfreude ihres Vaters nur zu gut kannte und auch... das er sehr gern scheiterte.

„Pff, du traust mir auch garnichts zu, oder?“

„Nein Papa, das ist es nicht.. ich trau dir alles zu, aber ich weiß, was du eben nicht kannst und deswegen will ich dich von möglichen Fehlern und Yuki vor einer möglichen Magenerkrankung schützen.“

Miki starrte seine Tochter einen Moment total perplex an. Woher hatte sie bitte diese Wortwahl? Unfassbar! Aber Moment mal..

„Zweifelst du meine Kochkünste an junge Dame?“, plusterte er sich vor der Kleinen auf, welche ihren Papa nur dümmlich anguckte.

„Neee, niemals.. krieg ich jetzt Pfannkuchen?“

Miki seufzte ergeben.

„Ja doch, ich mach ja schon.“
 

Und das tat er wirklich.

Von sage und schreibe 10 Eiern, landeten 4 in einer großen Schüssel und zwei auf dem Boden. Von einer halben Packung Mehl landete die größere Hälfte in der Schüssel und der Rest bei den Eiern auf dem Boden.

Der Zucker wurde kurzzeitig durch Salz vermixt, was aber durch eine größere Menge Zucker wieder ausgeglichen wurde, sodass sie doch irgendwie schmeckten, die Milch wurde ebenfalls irgendwann hinzu gegeben und die fetten Klumpen, die entstanden waren, wurden auf Kriegerischer Art mit dem Rührbesen und einem Löffel zerklopft.

Sayaka beobachtete ihren Papa dabei ganz genau, welcher nach kurzer Zeit schon allerhand Zutaten im Gesicht und in den Haaren kleben hatte, wo Sayaka sich wirklich fragte, wie er das geschafft hatte.

Misstrauisch beobachtete sie ihn dabei, wie dieser etwas Butter in einer Pfanne erhitzte und dann eine Kelle Teig dazu tat.

„So, nun müssen wir nurnoch warten. In der Zwischenzeit koch ich uns n Eichen und mach dir einen Kakao, okay?“

„Jaaaa.. aber pass auf meinen Pfannkuchen auf!“

„Mach ich doch. Magst du von draußen ein paar Blümchen holen? Die bringen wir dann zu Yuki ans Bett.“

Sayaka sah mehr als begeistert aus und nickte, sprang von ihrem Stuhl und flitzte nach draußen in den Garten, wo sie mehrere schöne Blumen stehen hatten.
 

Miki bereitete in der Zwischenzeit das Frühstück weiter vor, oder besser, er tat sein bestes, damit es ein Frühstück wurde.

Instantkaffee war schnell gemacht – und das ohne das er sich einen Finger verbrannte. Die Eier kochten auch schon einige Minuten auf dem Herd – wie lange es genau war, schätzte Miki einfach mal. Entweder sie waren fertig, oder eben nicht, wobei er mehr aufs erstere hoffte.

Sayakas Kakao war wohl das einzigste, was er wirklich unbeschadet hinbekam.

Vielleicht sollte er auch anfangen Kakao zu trinken. Das war wesentlich einfacher.

Aber nein, er konnte nicht ohne seinen Kaffee.
 

Sayaka kam nach einiger Zeit mit ihren Blümchen wieder in die Küche gelaufen und hielt sie ihrem Papa entgegen, welcher seinen Pfannkuchen gerade umgedreht hatte.

Verdammt, er hatte schon wieder schwarze Stellen!

Egal, er würde irgendwas drauf machen, Nutella oder sowas, dann würde es keiner bemerken!

„Papa, der ist schon wieder schwarz..“

Dahin war sein Plan alles zu vertuschen.

„Egal, das schmeckt trotzdem..“

„Du solltest einen Kochkurs machen. Oder du wartest, bis ich einen in der Schule mache.“

Bis dahin würden sie verhungern, erstmal musste sie in einen Kindergarten gehen und dann auf die Grundschule und bis sie dann irgendwann kochen lernte.. er würde verhungern oder an Krebs sterben, weil er zu viel verbranntes gegessen hatte!

Innerlich raufte er sich schon die Haare.

Seine einzigste Hoffnung war, das Yuki kochen konnte und bleiben würde!

„Papa, das kokelt!!“

Miki schreckte aus seinen Gedanken auf und fuchtelte mit den Armen, nahm schnell die Pfanne vom Herd und packte den nun etwas durch gegarten Pfannkuchen auf einen Teller.

„Immerhin ist er nun fertig.“

Sayaka seufzte leise aus und packte die Blümchen in eine Vase, damit sie auch noch etwas durchhielten.

Miki machte sich daran, einen weiteren Pfannkuchen zu backen und die Eier aus dem kochenden Wasser zu holen. Die sollten immerhin langsam mal fertig sein!

Diese in kaltes Wasser packend, nebenbei Sayakas Pfannkuchen mit Nutella bestreichend und seinen Kaffee wegexend, bearbeitete er weiterhin den Pfannkuchen, welcher in der Pfanne vor sich hin brutzelte.

Kochen war einfach eine Strafe für ihn! Er mochte es nicht sonderlich und er konnte es auch nicht sonderlich gut, hatte er das mal erwähnt? Oder erklärte sich das von alleine?
 

Nach einer halben Stunde des Kochens, kokelns und vorbereitens, sah die Küche aus wie nach einem Weltkrieg, Miki wie ein lebendes Omelett, aber er hatte es geschafft ein halbwegs deftiges Frühstück auf die Beine zu stellen.

„Na komm, lass uns Yuki aufwecken gehen.“, murmelte er schmunzelnd und nahm das Tablett in die Hand, auf welchem jedoch zwei Kaffeebecher standen. Nach dieser Aktion, brauchte er das einfach.

Leise ging er hinter Sayaka her, welche mit ihrem Einhorn schon vor geflitzt war und ins Schlafzimmer platzte.

„Yukiiii aufstehen komm, gibt Frühstück!“, jubelte sie begeistert und wedelte mit den Händen herum.

Yuki murrte irgendwas unter seiner Decke, bevor er sich dazu bemühte doch mal den Kopf unter der Decke hervor zu stecken und sich verschlafen umzusehen.

„Wie spät ist es denn?“

„Kurz nach 11 Uhr.“, murmelte Miki leise, welcher neben Yuki wieder platz nahm und das Tablett vorsichtig aufs Bett stellte.

Einen Moment betrachtete er den verschlafenen Jungen und musste schmunzeln.

Wie süß er aussah, wenn er noch garnicht gewillt war, aufzuwachen und in den Tag zu starten.

Verschlafen rieb sich Yuki über die Augen, bevor er auf das Tablett sah und lächelte.

„Wie lieb von... euch.. wie siehst du denn aus? Hast du dich als lebendige Teigrolle versucht?“, fragte Yuki verwirrt, als er Miki so verschmiert vor sich sah.

Dieser lachte nervös und zuckte mit den Schultern.

„Kochen ist halt n Abenteuer, ne.“

Yuki schmunzelte.

„Kenn ich, ich kann auch nicht kochen.“

Dahin war der Traum von vernünftigen Essen.. wieso konnte er sich nicht in jemanden verlieben, der wenigstens kochen konnte?

„Ehrlich, du kannst das auch nicht?“

„Woher denn? Von Aki vielleicht?“

Okay, stimmte.. das klang plausibel..

„Schade eigentlich, ich würde so gern mal wieder einen richtigen Eintopf essen.“

„Wozu gibt’s Restaurants..“

Miki grunzte leise.

„Da ist ein Unterschied zwischen Restaurant und Selbstgemachtem Essen!“

„Achso und welcher soll das sein?“

„Eh naja also... das ist..“, stotterte Miki kleinlich, während Yuki zufrieden grinste und sich einen der … ja.. der Pfannkuchen, wie er annahm, schnappte und zusammen rollte.

„Lass es dir schmecken Yuki, ja?“, murmelte Sayaka glücklich und beobachtete den Blonden dabei, wie dieser seinen Pfannkuchen skeptisch musterte, dann aber doch etwas abbiss.

Okay, es war salzig und irgendwie süß... es war eine merkwürdige Mischung, aber man konnte es essen, wenn man es in Nutella ertränkte.

„Und?“

Auch Miki schien angespannt zu sein.

„Schmeckt ganz okay. Nur irgendwie schmeckt es, als hättest du Salz und Zucker verwechselt..“

„Ist das so offensichtlich?“, fragte dieser entsetzt, worauf Yuki große Augen machte und begann zu lachen.

„Das war eigentlich ein Witz, aber wenn du schon so reagierst, hab ich ja genau ins Schwarze getroffen, was?“

Miki wurde etwas rot und knurrte irgendwas vor sich hin.

Er würde den Blonden nachher einfach zum Küche putzen verdonnern, jawohl!

„Aber sonst.. ist das okay?“

„Ja doch, ich denke schon. Ich lebe jedenfalls noch.“, murmelte er leise und schob sich den Rest einfach in den Mund und trank danach einen kleinen Schluck Kaffee.

„Uuuuh Instantkaffee... Starbucks is geiler mein Freund.“

„Ich bin aber auch nicht Starbucks.“

„Nee das stimmt.. aber kannst du keinen Kaffee kochen?“

„Nein, ich hab das nie gelernt. Kaede hat damals immer den Kaffee gemacht. Aber seit er tot ist, muss ich mich mit sowas rumschlagen. Kannst du Kaffee kochen?“

„Starbucks Miki.. ich bin ein verwöhnter Starbucks Kaffee Trinker.“

Miki seufzte leise. Okay, sein zweiter Traum dahin!

„Wie hast du eigentlich überlebt?“

„Gegenfrage, wie hast du's geschafft, das du noch keinen Krebs hast, bei der Schwärze..“

Yuki hielt Miki die Unterseite seines zweiten Pfannkuchens entgegen, worauf dieser wieder knallrot anlief.

„Du musst es ja nicht essen.“

„Doch, werd ich aber. Du hast dir solche Mühe gegeben, da wäre es fieß, das jetzt nicht zu essen.“, murmelte er lieb und rollte den Pfannkuchen ebenfalls einfach zusammen und begann ihn zu essen.

Miki seufzte leise und musste dann aber doch lächeln.

„Ich hoffe es schmeckt dir, trotz meiner miserablen Kochkünste.“

Yuki grinste und nickte.

„Sicher.. ich hab wirklich schon schlimmeres gegessen, glaub mir. Da ist das noch gut gegen. Aber jetzt versteh ich auch, wieso ihr einen so guten Koch in der Gang habt.“

Miki wurde etwas rot und kicherte.

„Naja.. selbst wir müssen mal gut essen ne. Ich geb zu, ich bin einfach nicht der beste, was das angeht und Sayaka soll da am wenigsten drunter leiden. Aber manchmal mag ich eben auch mal etwas gutes für sie tun, auch wenn es in einem Chaos endet.“

„Der Wille zählt und der ist definitiv da, bei dir. Also gib nicht auf, irgendwann wird das schon.“

Miki kicherte leise und nickte, wurde sogar etwas rot auf den Wangen dabei, worauf Yuki ebenfalls nickte und wieder einen Schluck des braunen Gesöffs trank, welches er nicht zwingend Kaffee schimpfen wollte.

Aber er fand es schon süß, das Miki ihm Frühstück brachte und ihn hatte weiter schlafen lassen.

Es war eine gute Entscheidung gewesen, hier her zurück zu kommen!

Heiwa? (Frieden?)

Kapitel 14: Heiwa? (Frieden?)
 

Lange saßen sie so zusammen und frühstückten und erzählten miteinander. Sie schmiedeten Pläne und überlegten sich gerade, dass sie eigentlich einmal zusammen das Gebiet ihrer Banden vergessen konnten.

Auch Sayaka würde es gut tun, wenn sie einmal etwas anderes sah. Irgendwann aber musste der Dunkelhaarige dringend auf die Toilette, also war er es, der diese lustige Runde auflöste.

Sayaka flitzte in der Zeit in ihr Zimmer und so entschloss auch Yuki sich aufzustehen. Schnell suchte er sich aus einer seiner Reisetaschen das passende zum anziehen heraus und wanderte dann durch die Wohnung. Sayaka wäre sicherlich in der Lage sich selbst anzuziehen, oder?

Wie war es eigentlich als allein erziehender Vater... durfte er Sayaka nackt sehen? Japanische Behörden waren immerhin oftmals ziemlich streng.

Er sollte Miki bei Zeiten mal fragen. Als er allerdings die Küche betrat glaubte er für einen Moment, ihn würde der Schlag treffen.

Wie lange hatte er geschlafen, dass Miki und Sayaka geschafft haben die Küche so dermaßen zu verwüsten?

Er sah sich um, Teigreste tropften von der Anrichte, der Mixer lag inklusive Kabel in der feuchten Spüle, von der Kaffeemaschine gar nicht erst zu sprechen.

„Was zum Teufel...“, er wusste ja, dass Miki nicht sonderlich gut kochen konnte, aber das er für die wirklich gewöhnungsbedürftigen Pfannkuchen die halbe Küche verwüstet hatte, war schon eine harte Erkenntnis.

Angewidert griff er sich einen Lappen und begann die Teig – und Eiermatsche von der Anrichte zu wischen.

Draußen im Flur konnte er Schritte hören, die sich leise davon schlichen. Zu dumm nur, dass seine Dielen quietschten.

„MIKI?“, rief er laut und in einem Tonfall, der absolut keine Wiederworte duldete. Tatsächlich verstummten die leisen Schritte und Yuki konnte förmlich spüren, wie Miki's Gehirnwindungen ratterten.

„Ehm... ja?“

„Komm mal bitte hierher.“

„Eh ich wollte gerade...“

„SOFORT!“, es konnte doch wohl nicht angehen, dass der Dunkelhaarige sich aus der Affäre zog und ihn hier alleine putzen ließ.

Immer noch leicht angeekelt wusch er den Abwaschlappen aus und blickte Miki vorwurfsvoll an, der um die Ecke geschlichen kam.

„Sag mal was hast du hier getan?“

„Frühstück gemacht....“

„Das war unschwer zu übersehen.“, seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus und er warf Miki den Spüllappen zu.

„Dann wirst du das jetzt auch schön sauber machen!“

„Ich?“

„Ja hab ich das hier verdreckt?“, der Schwarzhaarige schob seine Lippe vor, sagte aber nichts mehr und begann das herunter gefallene Ei vom Fußboden aufzuwischen, wobei er leise vor sich hin meckerte.

„Eigentlich müsste Sayaka ja auch mit aufwischen.“

„Sie ist ein Kind.“

„Na und ich räum auch immer ihr Zimmer auf.“, motzte Miki weiter und griff sich schnell nen Handfeger um den Zucker und das auf dem Boden verteilte Mehl aufzukehren. Dabei seufzte er theatralisch aus, während Yuki ihr Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine stellte.

Er zog eine aufgeräumte Wohnung vor. Irgendwann allerdings waren schnelle Schritte im Flur zu hören und Sayaka stürmte auf ihn zu, ein glitzerndes Haarband in der Hand. „Yuki? Machst du mir einen Zopf?“, er konnte sehen, dass sie etwas in den Haaren hatte, was wie ein schlecht geflochtenes Zöpfchen aussah und schmunzelte.

„Soll ich es denn auch flechten?“

Sie nickte eifrig und lächelte selig vor sich hin. „Guck mal Papa, was Yuki alles kann.“, der Devil brummte nur leise, er wusste, dass er zu blöd war einen Zopf zu flechten verdammt, dass musste sie ihm nicht auch noch vorhalten.
 

Yuki entschloss sich hingegen, dass er dem Streit nicht folgen wollte und hockte sich hinter dem kleinen Mädchen hin.

Mit geschickten Fingern flocht er aus ihrem dichten schwarzen Haar einen schönen und mehr oder weniger gleichmäßigen Zopf. „So fertig meine Süße, jetzt bist du ausgehfein! Und sieh an dein Papa beweist doch noch Qualitäten als Hausmann... alles ist sauber.“, er grinste frech und fing sich von Miki dafür nur einen erhobenen Mittelfinger.

Sayaka presste schleunigst ihre Hände auf die Augen und drehte sich weg.

„Papa das darf man nicht.“

„Ach der verträgt das...“, knurrte Miki nur leise und boxte Yuki beim vorbeigehen sanft in den Bauch. „Warte drauf, bis wir alleine sind.“, murmelte er anzüglich und erntete vom Blonden nur ein freches Grinsen.

„Kanns nicht erwarten!“

Sie blickten sich einen Moment tief in die Augen und Miki wollte sich gerade an den Tag in seinem Büro zurück erinnern, als sein Handy gnadenlos zu klingeln begann.

Seufzend zog er es aus der Hosentasche und fragte sich innerlich wirklich, ob er jemals wieder mit dem Blonden alleine sein würde.

„Ja? Mhhhh... ja... ja okay... jaaaaha“, Miki rollte leicht mit den Augen. „Ich brauche echt Urlaub von euch. Okay nun gib Ruhe verdammt ich komme ja schon ins Büro.“, er knallte sein Handy in die Ecke des Sofa's, von dem es abprallte und mit voller Wucht gegen den Tisch knallte. Miki sah ihm nach und runzelte mit der Stirn... deshalb wohl gingen seine Handys ziemlich oft kaputt. Er hätte als Kind einfach mehr Sport treiben sollen, dann hätte er jetzt bei weitem nicht solche Probleme, mit der Zielpeilung.

Leise seufzte er noch einmal und wanderte dann zurück in die Küche, wo Yuki gerade von Sayaka ein Kinderlied beigebracht bekam.

„Ich muss ins Büro...“, murmelte er leise und fühlte sich augenblicklich schlecht, als ihm 2 Paar vorwurfsvolle Augen entgegen blickten.

„Es tut mir ja leid, ich wusste, dass wir einkaufen wollten. Aber die Läden haben doch lange auf. Kommt doch einfach mit und dann gehen wir danach?“, er biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. Yuki wirkte unzufrieden...und er war daran schuld. Und es war komisch, denn irgendwie belastete ihn genau dieser Fakt.

„Komm schon bitte...“, murmelte er leise und schob seine Unterlippe vor, bis Yuki wirklich begann zu lächeln und ihn näher an sich zog.

„Natürlich kommen wir mit...“, sie waren sich so nahe und doch wussten sie, dass sie sich vor Sayaka besser nicht küssen sollten.

Es fiel Miki so schwer, eine kleine Familie zu haben und sie doch nicht richtig ausleben zu dürfen, doch ignorierte er sein Gefühl und lächelte Yuki tapfer entgegen. „Dankeschön.“
 

Kurze Zeit später wanderten sie durch die Gefilde der Devilgang und Yuki fühlte sich wie immer ein wenig unwohl. Es war noch immer, als würde er sich ungeschützt im Feindgebiet aufhalten und die Blicke, die ihnen entgegen gesandt wurden, drückten genau das aus. Hass, Verachtung aber auch Furcht und Stolz. Yuki konnte es ihnen nicht verübeln, schließlich hatten auch sie viele Schläge durch die Angels erhalten und wer sollte ihm glauben, wenn er sagte, dass er das Ufer gewechselt hatte?

Nun war er immerhin Miki's Schoßhündchen und nicht mehr das von Aki. Er schmunzelte bei dem Gedanken und blickte Miki beinahe schon liebevoll an. Nein... er war anders... er versuchte alles, damit es ihm gut ging und er beschützte ihn so sehr.

Nein, er war kein Opfer, er hatte endlich das Leben begonnen, das ihm zustand und nach dem er sich immer gesehnt hatte. Selbst wenn der Krieg wie eine dunkle Wolke noch immer über ihnen schwebte.

Sayaka hüpfte ihren Teddy in der Hand voraus, immer unter den wachsamen Augen des Devils, dem nichts zu entgehen schien.

Auch als er Yuki's Hand nahm, wirkte er noch immer sehr konzentriert. Yuki freute sich unheimlich, dass Miki auch in der Öffentlichkeit zu ihm stand. Sie waren nicht zusammen, jedenfalls hatten sie dies noch nicht abgesprochen...doch konnte Yuki sich nicht vorstellen lieber mit einem Menschen zusammen zu sein, als mit dem Dunkelhaarigen.

Allerdings sollte ihre traute Zweisamkeit abrupt enden, als Miki stehen blieb und ein angespanntes „Sayaka!“, murmelte. Die Kleine reagierte sofort und Yuki musste wieder einmal feststellen, dass sie wirklich perfekt in diese Welt passte. So unbeschwert sie auch war, sie erkannte sofort, wenn Gefahr drohte.

Schnell kam sie zu ihnen herüber gelaufen, als schwere Schritte von mit Ketten besetzten Stiefeln zu hören waren und kuschelte sich zwischen die beiden Männer.

„Was ist los, Miki?“

„Sssssh...“, hauchte der Andere leise und starrte Wachsam über die Straße. Irgendjemand kam auf sie zu, er konnte es spüren.

Und wirklich, die Schritte wurden lauter. Doch rückten 4 Devil's um die Ecke. Miki wollte schon ausatmen, als sie sich vor ihnen aufbauten und hämisch grinsten.

Instinktiv zog er Yuki näher an sich, und sie schlangen beide ihren Arm um das kleine Mädchen, welches die Fremden ehrfürchtig anstarrte.

„Was gibt’s?“, fragte Miki und der Blonde konnte den herrischen Tonfall aus seiner Stimme deutlich heraus hören. Also konnte sein liebster Devil doch hin und wieder den Boss raushängen lassen.

„So so Miki... es ist also wahr. Du bist jetzt die kleine Schlampe eines Angels geworden ja?“, fragte der mittlere der Devils in rauem Tonfall und betrachtete Yuki mit ausgehungertem Blick. Da selbst Miki nicht jedes Bandenmitglied persönlich kannte, schrillten bei ihm sofort alle Alarmglocken auf und er stellte sich ein wenig vor den Blonden.

„Ich verbitte mir diesen Ton, immerhin bin ich euer Vorgesetzter.“, die jungen Devil's lachten und aus ihrer Mitte trat auf einmal die Frau, die er wohl am wenigsten sehen wollte.

„Minako!“, fauchte er und wäre auf sie los gegangen, wäre Sayaka nicht dabei gewesen.

„Das du es noch wagst mir unter die Augen zu treten.“, seine Augen sprühten giftige Funken, doch sie lachte nur.

„Glaubst du etwa ich habe Angst vor dir?“

„Ich dachte du wärst klug genug welche zu haben. Merkst du nichts mehr? Du hast dein eigenes Kind aufs Spiel gesetzt, für deinen beschissenen Machttrip!“,schrie er sie an und er merkte, wie das kleine Mädchen sich entsetzt mit dem Gesicht an Yuki's Seite drückte.

Sie verstand nicht, warum er jetzt so schreien musste. Sie verstand nicht, warum ihre Mama böse sein sollte.

Miki legte der Kleinen sanft den Kopf auf das weiche Haar und strich leicht darüber.

„Du meinst doch viel mehr DEINE Tochter, oder Miki? Sie war kaum geboren, als du sie mir schon genommen hast und meinen Mann gleich dazu. Und jetzt besudelst du sein Vermächtnis, indem du die kleine Schlampe des Mannes fickst, der ihn auf dem Gewissen hat?“, ihre Stimme klang merkwürdig hoch, verzerrt und er wollte sich nicht vorstellen, auf was für einen Trip sie wieder war.

Neben ihm regte sich Yuki, doch er hielt ihn mit einer Hand zurück und ließ die Beiden dann los, um auf Minako zuzugehen.

„Du wagst es, meine Liebe zu Kaede in Frage zu stellen? Was weißt du schon? Wie oft hat er bei mir gesessen, weil du ihn terrorisiert hast, weil du ihn nicht hast leben lassen, ihn mit seiner Liebe zu dir erpresst hast. Er ist geflohen, fast jede Nacht hat er bei mir verbracht, wenn du deinen Rausch ausschlafen musstest. Und Sayaka... sieh sie dir an, wann hast du dich jemals um sie gekümmert?“, rief er heftig aus und wurde von den Kumpanen seiner Rivalin hart nach hinten gestoßen.

Sofort hob Miki beide Hände, er würde nicht zulassen, dass es in Streit ausartete. „Ach wie süß, du beschützt die kleine Hure auch noch?“

Sie lachte wieder höhnisch, doch Miki lächelte nur. „Du hast noch nie etwas von Liebe verstanden, deshalb reduzierst du auch ihn nur auf seinen Körper.“, er lächelte und verschränkte dann seine Arme vor der Brust.

Er konnte nicht sehen, dass Yuki sich gerade mit stark geröteten Wangen gegen seine kleine neue Freundin drückte.

Miki sprach von Liebe, wenn er über ihn redete? Oder bezog er sich nach wie vor auf Kaede?

Woher sollte er wissen, was der Devil für ihn fühlte? Fragen konnte er schließlich auch nicht danach.

„Verschwindet von hier und lasst euch nie wieder blicken. Ich werde euch aus der Bande verbannen und den Angels zum Fraß vorwerfen, wenn ihr meine Familie und mich nicht in Ruhe lasst. Du weißt genau, was sie mit euch anstellen werden, Minako. Aki wird nicht erfreut sein, denn durch deine Inkompetenz ist sein Plan fehlgeschlagen und Yuki hat er auch noch verloren. Doch auch er ist verwundet und wird sich so schnell nicht blicken lassen können.“

Wie sehr Miki sich in dieser Sekunde täuschte, konnte er noch nicht ahnen, doch war es ihm auch egal. Er schätzte diese Menschen nicht als clever genug ein, als dass sie ihm wirklich folgen konnten.

Die intelligenteren Devil's hielten sich im Hintergrund und stärkten ihm schweigend den Rücken. Das hatte er am Tag von Sayaka's Entführung gemerkt.

Auch an dem Tag waren sie skeptisch gewesen und doch hatten sie sich geschlossen hinter ihn gestellt.

„Verschwindet... ich sage es euch ein letztes Mal.“, er spürte, wie Yuki und seine Kleine näher kamen und nahm die Hand des Mädchens liebevoll in seine. „Kommt ihr Süßen, wir gehen!“, er grinste wieder überheblich und machte eine verscheuchende Handbewegung, die seine Widersacher wirklich dazu bewegten sich zu trollen.

„Schrecklich... Yuki, nachdem wir die Angels zerschlagen haben, werde ich mit Sayaka von hier fort gehen... ich würde mich freuen, wenn du uns begleitest!“, die Kleine blickte wieder ratlos an ihm herauf, doch der Schwarzhaarige starrte sturr auf die Straße.

Yuki lächelte... war das etwa ein Angebot, für immer bei ihm zu bleiben? Was sollte er tun? Schreiend im Kreis rennen und sich freuen?

Nein das konnte er nicht bringen, schließlich war doch er der menschenscheue und reservierte Typ. Also räusperte er sich nur leise und murmelte ein kleines. „Ich denk drüber nach okay?“, er wagte nicht weit genug in die Zukunft zu blicken. Wer wusste schon, ob ihnen bei ihrer Aktion gegen die Angels nichts passierte.

Würde er denn immer bei Miki bleiben können, selbst wenn er sich nichts sehnlicher wünschte?

Die Hand in seiner eigenen fühlte sich so anders an, als Kira's... so fremd und doch so vertraut. Sie war nicht viel größer, als seine eigene, aber irgendwie kräftiger und sehniger.

Miki drückte nicht fest zu und doch fühlte er die beschützende Wirkung dieser Geste.

Er konnte es nicht beschreiben, Miki schien einfach seinen ganz einfachen Zauber zu haben und insgeheim beneidete er Kaede schon darum, dass dieser seine große Liebe gewesen war.

Doch durfte er das? War es nicht ein Verrat an Kira, so zu fühlen? Doch schien sie immer weiter entfernt zu sein, je mehr auch er sein Dasein als Angel hinter sich ließ.
 

Sie brauchten nicht mehr lange, um Miki's Büro zu erreichen. Kazuya kam ihnen schon aufgeregt entgegen.

„Miki... endlich!“

„Sorry.. wurden aufgehalten, aber was ist eigentlich los?“, Kazuya seufzte leise. „Die Angels.. sie haben einen Angriff angedroht und wir wissen nicht wann!“

„Was? Aber Aki ist doch verletzt!“, rief Yuki dazwischen. Verdammt er war doch selbst noch nicht auf dem Damm... Wie sollte er denn kämpfen?

„Woher weißt du das?“

„Sie haben ne Nachricht gesendet... oder eher nen Stein mit nem Zettel durch das Fenster des Pausenraumes geschmissen.“ großartig, also schon wieder Kosten. Von denen hatte doch sicher keiner ne Versicherung.

„Na toll...“, murmelte er leise und blickte dann seinen kleinen Freund an, welcher genauso skeptisch drein blickte.

„Was will DER eigentlich hier?“

„Ich spioniere, damit Aki weiß, wann es Miki terminlich am besten passt.“, konterte Yuki sofort sarkastisch und der Dunkelhaarige musste leise kichern. „Idiot...“, flüsterte er und nahm Sayaka bei der Hand.

„So wir werden uns das ansehen. Die Devil's halten die Füße still, aber sie sollen sich für einen möglichen Angriff rüsten. Es wird nichts riskiert und ihr provoziert sie nicht, verstanden?“

Kazuya nickte nur und sie trennten sich, um in verschiedenen Richtungen zu verschwinden. Miki und Yuki liefen mit Sayaka schnell in das Büro, des Devilbosses, um die Nachricht von Aki zu lesen, welche erneut nur so vor Rechtschreibfehlern strotzte.

„Von Rechtschreibung halten die Angels nicht viel oder?“

„Bildung ist was für Langweiler, mein Schatz.“, die süffisante Stimme, so dicht an seinem Ohr, da Yuki hinter ihm stand, ließ Miki leicht erschaudern.

„Also jemand wie du?“, er bekam einen unsanften Knuff in den Rücken und der Blonde angelte sich den Brief. „Seine Hand ist verletzt... sein Schriftbild ist anders.“

„Sowas kannst du sehen?“

„Natürlich... das gehört zur Ausbildung der Angels.“, Yuki lächelte leicht und Miki schüttelte nur ungläubig den Kopf.

„Ist ja wie bei der Mafia.“

„Aki's Methoden sind ähnlich glaub mir... aber was nun erstmal wichtiger ist....“, sein Blick glitt herüber zu Sayaka, welche gerade ihre Barbie-Anziehsachen, die sie ganz dringend zu Hause benötigte, zusammen suchte.

„Was machen wir mit ihr?“

Miki zuckte mit den Schultern. „Sie muss hier raus... sie darf nicht in der Nähe sein.“, der Blonde nickte und legte plötzlich den Arm um Miki's Hüfte.

„Hast du eine Idee?“

Als der Dunkelhaarige den Kopf schüttelte, seufzte er leise. Wie unselbstständig er doch war.

„Sie muss raus aus dem Bandengebiet... kennst du da jemanden?“, wieder wollte der Devil den Kopf schütteln, doch hielt er inne. „Die Großmutter von Kaede lebt in Yokohama...“, murmelte er leise und blickte dann Yuki an, als hätte dieser ihm persönlich die Erleuchtung gebracht.

„Das wäre die Lösung... sie würde sich unheimlich freuen, Sayaka wieder zu sehen. Sie war noch so klein, als wir das letzte Mal da waren. Nach Kaede's Tod habe ich mich nicht mehr gewagt ihr unter die Augen zu treten. Ich fühlte mich so schuldig!“, Yuki überlegte einen Moment und blickte dann besorgt wieder zu Sayaka.

„Ist es dort sicher?“

Miki nickte. „Ja. Sie hatte nie etwas mit irgendwelchen Bandengeschäften zu tun. Sie hat sich aus den Angelegenheiten der Familie immer heraus gehalten. Im Grunde war sie sein einziger Rückhalt.“

„Okay... wie bekommen wir sie dahin? Wir können nicht gehen, wir dürfen die Devil's nicht allein lassen. Sie haben im Kampf nicht viel drauf.“, murmelte er leicht gehässig und ignorierte das frustrierte Gesicht seines Kameraden.

Langsam ging er auf das kleine Mädchen zu, welches ihnen nicht zugehört hatte.

„Saya?“, er kniete sich zu ihr und nahm ihre Hand. „Hast du Lust mal wieder Urlaub zu machen?“

„Au ja, mit dir und Papa?“, sie war so Feuer und Flamme von der Idee, dass es Yuki einen Stich versetzte.

„Nein... erstmal allein. Zu deiner Uroma...nur für eine Weile.“

„Aber warum?“

„Du weißt doch das dein Papa und ich Streit mit einem Mann haben?“

„Aki?“

„Genau...und den Streit wollen wir beenden und das geht sicherlich nicht ohne... naja das wir uns hauen und damit du in Sicherheit bist....“, schoben sie die Kleine ab. Sehr schön.

„Also gehe ich zu meiner TickTack – Oma und ihr holt mich dann ab?“

Yuki nickte und lächelte so gewinnbringend wie möglich. Sayaka schien nicht überzeugt, doch sie nickte ergeben.

„Okay... aber nicht zu lange okay? Ich...will nicht alleine sein!“, ein süßes Schmollen zierte ihre Lippen und Yuki hätte nur zu gerne etwas erwidert, als es an der Tür klopfte.

Miki hatte in der Zwischenzeit Kazuya angerufen, welcher nicht gern kämpfte und dem er am Meisten vertraute.

Er sollte Sayaka wegbringen, noch in dieser Nacht. Schnell erklärte Miki ihm den Plan und drehte sich dann wieder um, denn seine Kleine war inzwischen näher gekommen

Schnell zog er sie an sich und drückte sie beinahe schon verzweifelt an sich. „Es tut mir leid Sayaka, ich verspreche dir, es wird das letzte Mal sein, dass wir uns trennen. Danach werden wir für immer zusammen sein.“, hauchte er leise und sie nickte verständig. Sie weinte nicht, nie weinte sie, denn sie hatte gelernt, dass ihr Leben einfach anders war, als das anderer Kinder.

Sie konnte damit umgehen, auch wenn ihr jeder Abschied schwer fiel.

„Kazuya... sag ihr Miki schickt dich, sie soll eine Weile auf Saya aufpassen, denn ich werde das beenden, was Kaede begonnen hat. Sie wird wissen worum es geht. Haltet unterwegs nicht an, lasst euch auf keine Gespräche ein! Ich vertraue dir!“

Kazuya nickte und nahm Sayaka nun selbst auf den Arm. „Wir werden viel Spaß zusammen haben, nicht wahr?“, sie zog eine kleine, nicht überzeugte Schnute. „Mal sehen.“

Es musste schnell gehen, für große Abschiede war keine Zeit und doch nahmen sie sich die Zeit die Spielsachen von Sayaka zusammen zu packen. Miki hatte immer Ersatzklamotten und eine Tasche in seinem Büro, in dem sie oft mehr wohnten, als in ihrem kleinen Haus.

Also musste Sayaka auch nicht nackt gehen. Es war, als würden die Sachen schon immer nur auf diesen Tag warten.

Als sie soweit waren, drückten sich Miki und auch Yuki noch einmal an ihre Kleine. Yuki fühlte sich beinahe schon selbst wie ihr Vater und es tat gut so viel Verantwortung zu tragen.

„Ich liebe dich, Sayaka!“, flüsterte Miki leise und lächelte traurig. „Ich liebe dich auch Papa. Und dich auch Yuki-Papa.“, murmelte sie leise zurück und kuschelte sich zutraulich an sie. Miki grinste und der Blonde wurde wieder rot. „Ich... dich auch meine Kleine!“

Und dann mussten sie sich trennen. Für Yuki hatte es etwas unheimlich erdrückendes an sich. Ohne Sayaka schien die Welt viel grauer zu sein.

Miki ging es anscheinend ähnlich, denn auch er starrte seinem schwarzen Zweitwagen traurig nach.

„Wir werden es schnell hinter uns bringen Miki... dann fängt ein neues Leben an!“, murmelte er leise und nahm vorsichtig wieder die Hand des Devils. Er wollte nicht, dass dieser traurig war.

„Sie hat dich Papa genannt...“, schlagartig wurde er wieder rot und kicherte beschämt.

„Das hat sie neulich Nacht im Schlaf schon.“

„Sie liebt dich wirklich sehr.“, ein kurzer Seitenblick und Yuki wusste nicht, was er davon halten sollte.

„Ich sie auch...“

„Bleib bei uns...“, er nickte leicht und gemeinsam machten sie sich schweigend auf den Heimweg.
 

Auch Miki's Haus schien stiller und trister zu sein, jetzt wo das kleine quirlige Mädchen nicht mehr um sie herum schwirrte.

Leise seufzend hatte Yuki sich auf den Weg ins Schlafzimmer gemacht und wollte sich eigentlich etwas bequemeres anziehen. Doch Miki war schneller und umschlang seinen zierlichen Körper sanft mit seinen Armen.

Lange sahen sie sich an, nur vom Licht des Mondes erhellt, wirkte Miki so unendlich blass und geheimnisvoll. Jetzt konnte Yuki auch die tiefen Schatten unter dessen Augen sehen, welche er sonst überschminkte.

Er war in Sorge... er konnte seine Gefühle nur schlecht verstecken.

„Der Zeitpunkt ist vielleicht nich der Beste, aber dies ist vielleicht unser letzter Abend.“, Yuki verstand sofort. Miki fürchtete einer von ihnen könnte sterben.

„Vor langer Zeit habe ich Kaede ein Versprechen geben müssen... und jetzt möchte ich dich bitten und hoffe natürlich, das du es niemals einlösen musst. Wenn mir etwas passiert, bitte kümmere dich um Sayaka. Sie liebt dich wie einen Vater und nur dir vertraue ich genug, um zu wissen, dass sie es gut haben wird. Nimm sie mit dir und verlasst die Bandenwelt... am besten sogar die ganze Stadt... werdet glücklich!“, das hatte der Blick von vorher also zu bedeuten gehabt. Miki suchte sich einen Ersatzvater für den Fall, dass auch er die Attacke der Angels nicht überlebte.

„Du wirst nicht sterben Miki. Sayaka wird nicht noch einmal einen neuen Vater brauchen... wir werden gemeinsam überleben!“, seine Worte waren fest, doch auch Yuki zweifelte stark daran, dass sie unbeschadet aus der ganzen Sache heraus kamen.

„Versprich es dennoch...“

Der Blonde schluckte leicht, nickte dann aber. „Ich verspreche es dir. Aber ich verspreche dir auch, dass ich dich beschützen werde.“, sie sahen sich wieder an und ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Dunkelhaarigen.

„Ich werde dich auch mit meinem Leben schützen.“

„Sag das nichts, du bist schneller tot, als ich zwinkere... du hast im Kampf nichts drauf, außer wegzulaufen.“, nicht das es stimmen würde, doch er liebte es einfach Miki zu ärgern.

Aber anstatt einen gemeinen Konter zu kriegen, spürte er auf einmal weiche Lippen so rau und doch leidenschaftlich auf seinen eigenen.

Es war ein Abschiedskuss und doch war es wie ein Versprechen, das Versprechen auf eine neue Zukunft!

Nur zu gerne erwiderte er diesen Kuss, ließ seine Lippen und seine Zunge leidenschaftlich einen Kampf starten und drängte Miki gleichzeitig auf das große Bett, welches komplett im Mondlicht lag.

Was auch immer nun geschah, er wusste das er es wollte. In jede Berührung, vor kurzem noch aus Hass geteilt, steckte er nun die ganze Liebe, welche in seinem Herzen ruhte und von der Miki keine Ahnung hatte.

Wieder und wieder trafen ihre Lippen aufeinander, klammerten sich kalte Hände halt suchend aneinander fest, nur um dem jeweils anderen danach wieder sanfte Streicheleinheiten zukommen zu lassen.

Als sie sich lösten, lag Miki halb auf ihm und lächelte zu ihm herab. Sie wussten, dass sie sich vielleicht bald nie mehr wieder sehen würden und doch zählte gerade nur dieser Augenblick.

„Nie hätte ich gedacht, dass ich dich einmal finde. Du bist ihm nicht ähnlich, aber du bist mir genauso wichtig!“, hauchte Miki leise und rieb seine Nase spielerisch an der des Blonden.

Dieser lachte nur leise. „Und ich hätte niemals gedacht, dass ich meinen verhassten Feind jemals so lie.... lieb haben könnte!“, das Lächeln, was er Miki schenkte war zuckersüß und ehrlicher, als alles was er ihm in diesem Moment geben konnte.

Er brachte es einfach nicht fertig, ihm zu sagen, dass er ihn liebte. Das würde ihren Kampf beeinträchtigen.

Irgendwann vielleicht, wenn alles vorüber war, hätten sie eine Chance... aber diese Zeit lag noch so fern.

Er durfte Miki nicht mit seinen Gefühlen behelligen, denn er hatte so viel zu verlieren. Seine Tochter brauchte ihren Vater und auch wenn sie Yuki liebte, war Miki essentiell wichtig für ihr Leben. Er musste ihn beschützen und selbst wenn er bei diesem Versuch scheiterte... dann würde er es wenigstens einmal schaffen, einen geliebten Menschen zu retten.
 

Weder Miki noch Yuki hatten in dieser Nacht das Bedürfnis gehabt, sich irgendwie körperlich näher zu kommen, weswegen sie die Nacht einfach nur redend nebeneinander verbracht hatten.

Sie hatten sich viel geküsst, gestreichelt und sich ansonsten einfach nur lieb gehabt, bis sie irgendwann müde nebeneinander eingeschlafen waren, nicht aber ohne noch einmal an Sayaka zu denken.

Als am nächsten Morgen Mikis Handy klingelte, schlug dieser murrend die Augen auf und angelte sich das dudelnde Ding.

„Ja?..“, raunte er müde und schloss wieder die Augen, da er der Meinung war, das es sowieso noch viel zu früh war, um aufzustehen.

»Miki, hier ist..... nyah..... PAPAAAA~ Wir sind gut angekommen, es ist total schön hier bei Oma. Ich soll dich ganz lieb grüßen und dir ganz ganz viel Glück wünschen!«

Sayakas überschwänglich gut gelaunte Stimme, ließ sogar den Devilboss grinsen.

„Guten Morgen mein Schatz. Ich freu mich, das ihr gut angekommen seit und grüß die Oma bitte lieb zurück ja.“

»Mach ich, sie will mir nachher ihre Kois zeigen. Sie meinte, sie sind gaaaaanz gross!«

„Ja, das glaub ich dir. Aber nicht, das du auf die Idee kommst, und sie essen willst.“

Sayaka kicherte.

»Das meinte Oma auch. Aber nein, ich guck sie mir nur an und fütter sie. Oooh wir wollen los, ich geb dir nochmal Kazuya. Tschüss Papa! Sag Yuki das ich ihn lieb hab!«

„Mach ich.. Tschüss meine Süße..“, murmelte Miki leise und kuschelte sich an Yukis Rücken, welcher ihm zugedreht war.

»Morgen Miki.. ja also das wichtigste wurde gesagt, wir sind gut angekommen und ja. Ich werde sofort wieder zurück kommen und euch helfen, sollten die Angels einen Angriff durchführen wollen.«

„Das ist gut. Aber bisher ist alles ruhig denk ich. Zumindest lebe ich noch und wurde nicht im Schlaf umgebracht. Aber ich denke auch, es wird das beste sein, wenn du schnell zurück kommst.“

Kazuya nickte am anderen Ende.

»Du weißt, ich steh immer hinter dir Miki.. du hast der Bande einen Sinn gegeben und dafür Danke ich dir.«

„Wirst du etwa gefühlsduselig?“

Kazuya lachte am anderen Ende und schüttelte den Kopf.

»Ich wollte es nur gesagt haben. Also Miki, bis später dann.«

„Okay, bis dann..“, murmelte Miki leise und legte sein Handy wieder beiseite, schmuste sich einfach noch mehr an den Blonden vor sich.

„Hmmmh du bist schön kuschelig..“

„Halt die Klappe, ich schlaf noch..“

Miki kicherte leise.

„Tust du garnicht..“

„Nee stimmt, gleich nicht mehr.“

„Ach komm schon, wir sollten sowieso aufstehen. Wie wäre es mit duschen hm?“

„Geh schon mal vor, ich komm dann nach..“

Miki grinste breit und strich mit seinem Finger nur ganz vorsichtig über Yukis freien Oberarm, sodass sich darauf eine Gänsehaut breit machte.

„Ich dachte ja daran, wir gehen einfach zusammen, hmm?“

Okay, Schlaf hin oder her, Yuki war spätestens bei diesem Satz hellwach!

Zusammen duschen? Das war doch ein Fake!

„Pff, geh halt allein duschen..“

Miki schmunzelte noch mehr und setzte sich etwas auf.

„Schade.. ich glaub das wäre sehr schön mit dir geworden..“, murmelte er leise und hauchte einen kleinen Kuss auf die Gänsehaut besetzte Haut des Blonden.

„Ich hab doch gestern schon geduscht.. erinnerst du dich? Die Tüte?“

Okay, da hatte er Recht.. verdammt.. dabei hätte er so gern mal.. egal..

„Okay, du hast Recht, schade eigentlich, aber ich geh allein..“, murmelte der Dunkelhaarige geschlagen und schwang sich aus dem Bett.

„Und nicht weglaufen..“

Miki grinste und verschwand dann einfach, ohne noch etwas zu sagen, im Bad gegenüber vom Schlafzimmer.

Yuki hingegen lag noch immer knallrot im Bett und starrte an die Gegenüberliegende Wand.

Wieso hatte er das dumpfe Gefühl, dass das gerade eine Einladung zu etwas war, was sie gestern Abend nicht getan hatten?

Oder dachte er hier gerade einfach zu pervers?

„Der macht mich fertig..“, hauchte er leise und schloss wieder die Augen.

Er wollte einfach noch etwas schlafen, einfach seine Ruhe haben.. aber mit Miki duschen, wäre auch mal schön gewesen. Aber nein, er blieb lieber liegen.

Außerdem tat sein Arm weh!

Der Morgen fing schon scheiße an, außerdem wurde ihm langsam aber sicher kalt, wo Miki nicht mehr hinter ihm lag!

Er bemerkte gerade wirklich, das es Vorteile hatte, jemanden nahe zu sein und dessen Körperwärme zu spüren.

Naja okay, vielleicht sollte er sich auch einfach langsam einmal aus dem Bett bequemen und schon mal etwas zu Essen raus suchen, das war doch ein Plan!
 

Yuki seufzte leise aus. Aber diesen Plan erstmal in die Tat umsetzen.. Also setzte er sich erstmal auf, rieb sich vorsichtig über seinen geschundenen Arm, bevor er ganz aufstand und sich einfach eine Hose, ein Shirt und Socken anzog und dann in die Küche stolzierte.

Diese sah, dank seiner Putzaktion am gestrigen Nachmittag, ja wieder sehr ansehnlich aus.

Vielleicht würde das ja auch so bleiben.. jedenfalls hatte er keine Lust heute wieder zu putzen!

Also nahm er sich einfach die Milch aus dem Kühlschrank, eine Tasse aus einem der Schränke, Sayakas Kakaopulver von der Anrichte und setzte sich mit allem auf einen der Stühle am Tisch, rührte sich einen Kakao an und begann langsam zu trinken.

Immerhin das klappte ohne das ihm die Küche entgegen kam.

Es dauerte eine Weile, bis Miki auf dem Bad wieder heraus kam, aber erstmal in seinem Schlafzimmer verschwand, vermutlich um sich erstmal etwas anzuziehen.

Yuki hörte schon ein paar Minuten darauf leise tapsige Schritte auf dem Laminat.

„Na, hast dich ja doch nicht ersoffen?“

„Pff um dir damit noch einen Gefallen tun?“

Yuki grinste und stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab, während er Miki beobachtete, wie dieser sich ein Shirt von irgendeiner Band über den Kopf zog.

Er hatte einen schönen, schmalen und nicht ganz so muskulösen Körper, wie er selber einen hatte. Das lag aber wohl eher daran, dass Yuki sich sehr sportlich betätigte und das es Miki einfach daran fehlte. Aber das machte ihm nichts aus, er mochte Mikis Körper so, wie er war.

„Naja Gefallen.. früher vielleicht, aber inzwischen auch nicht mehr.“

„Was machst du da eigentlich?“

„Ich hab mir einen Kakao gemacht, da kann ich mir sicher sein, das er mir nicht um die Ohren fliegt.“

Miki lachte und nickte.

„Okay, das ist klug.. aber ohne meinen Kaffee bin ich einfach ein nichts.. ich brauche ihn!“

„Dann solltest du dir vielleicht einfach einen machen.. oder eher, es versuchen.“

„Hmmh.. räumst du danach wieder auf? Nein nein, das war ein Scherz, stell die Tasse wieder hin.“

Yuki grinste und stellte seine erhobene Kakaotasse wieder auf den Tisch, da er vor hatte, Miki für diese Dreistheit abzuwerfen, aber dieser hatte sich schnell genug eines besseren besonnen, wie ihm schien.

„Brav.. Hast du denn keine Anleitung mehr für die Maschine? Da sollte doch eigentlich drinnen stehen, wie viel man da braucht.“

In Mikis Hirn schien es gerade zu rattern. Verdammt, wo hatte er noch gleich die Anleitung hin gepackt, nachdem er die Maschine gekauft hatte?

Er dachte einen Moment nach, zuckte dann jedoch mit den Schultern.

„Keine Ahnung..“

Yuki seufzte leise aus und schüttelte den Kopf.

„Dann musst du wohl weiterhin mit diesem Gebräu leben, so einfach ist das..“

„Ich schau nachher mal auf dem Dachboden nach, irgendwo müsste der Karton noch sein.“
 

Die beiden verbrachten den gesamten Morgen damit, zu frühstücken, sich zu unterhalten

und irgendwelche Zukunftspläne zu schmieden. Es war merkwürdig für Yuki über die Zukunft mit anderen Menschen nachzudenken und einen Urlaub zu planen. Aber er konnte nicht abstreiten, das es ihm nicht schon irgendwie gefiel, vor allem wenn er daran dachte, das es mit Miki und Sayaka zusammen war.

„Also ist es abgemacht, das wir irgendwann mal ins Disneyland zusammen fahren, ja?“

Yuki musste schmunzeln, als er Mikis glückliches Gesicht sah, wenn er über diesen Urlaub sprach.

„Ja, ich denke das ist abgemacht. Nun müssen wir nurnoch auf das Beste hoffen und die Schlacht gegen Aki gewinnen.“

Mikis Mimik wurde wieder ernst.

„Wir schaffen das..“

Yuki schloss die Augen und lächelte. „Sicher schaffen wir das, wir haben keine andere Wahl.“

Wieder lag diese gedrückte Stimmung über ihnen, immer wieder kehrte sie zu ihnen zurück, wie ein Bumerang.

„Wir sollten aufhören so negativ zu denken Yuki.. das senkt immer nur die Stimmung..“

„Ja sicher sollten wir das, aber wie schafft man es denn am besten?“

Miki seufzte aus und zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß auch nicht, ich versuche einfach nicht drüber nachzudenken und hoffe, dass das alles nur ein dummer Scherz war und nichts passieren wird..“

„Genau das hoffe ich ja auch, aber..“

In dem Moment begann Mikis Telefon zu klingeln.

„Ich bin gleich wieder da, mach dir nicht so viele Gedanken, es wird nichts passieren, bestimmt nicht..“

Yuki nickte und sah Miki missmutig hinterher. Und wieso hatte er eine böse Vorahnung, dass sich jede Minute alles verändern würde?

Und genau diese Vorahnung sollte sich schneller bestätigen, als ihm eigentlich lieb war.
 

„Ja?..“

»Miki.. du musst sofort zu uns kommen, wir brauchen Hilfe!«, kreischte jemand am anderen Ende in den Hörer.

Im Hintergrund konnte Miki schemenhaft irgendwelches Geschrei und Getobe hören.

„Was ist denn los, sprich schon!“

»Die Angels.. die Angels sind da!!«

Miki stockte der Atmen. Wieso jetzt? Wieso so schnell?

»Bitte Miki..«

„Ich bin sofort da.“, murmelte er nur leise und legte wieder auf, sah einen Moment geschockt auf den Hörer, welchen er mit seiner Hand noch immer berührte.

Verdammte scheiße...

„Was ist passiert?“

Miki zuckte stark zusammen und drehte sich zur Tür um, in welcher Yuki am Rahmen lag und den Dunkelhaarigen musternd anblickte.

„Es... geht los..“, murmelte er nur leise und Yuki wusste eigentlich schon, was los war. Er hatte sich sowas irgendwie schon gedacht, sein Magen ließ ihn in dieser Beziehung niemals im Stich.

„Dann sollten wir aufbrechen. Lass uns keine Zeit verlieren.“

„Aber...“

Yuki blieb stehen und sah Miki nochmal fragend an, welcher gerade total ratlos aussah.

„Das geht alles so schnell.. Ich hab spätestens in ein paar Tagen damit gerechnet, aber doch noch nicht heute verdammt.“

Yuki seufzte leise aus und trat wieder an Miki heran, schlang einfach einen Arm um dessen Nacken und zog ihn etwas an ihn heran.

„Ich weiß.. aber so ist das Leben manchmal. Und um ehrlich zu sein, ist es mir lieber, es geht schnell, als das wir ewig dafür warten müssen. So ist es auf jeden Fall besser. Und daran ändern können wir nun auch nichts mehr. Also komm, lass uns gehen, ja?“

Yuki drückte Miki etwas von sich und lächelte diesen zuversichtlich an.

„Du hast ja Recht.. aber es geht mir dennoch zu schnell.“

Yuki schmunzelte und nickte.

„Aber je schneller desto eher siehst du deine Tochter wieder..“

„Unsere.. Tochter.. sie liebt dich genau so sehr.“

Yuki lächelte und zuckte mit den Schultern.

„Okay, dann eben so.“

Das sein Herz bei Mikis Worten um einiges schneller begonnen hatte zu schlagen, erwähnte er nun nicht, denn das würde ihn nur beeinflussen. Er achtete darauf, was er nun sagte oder tat, denn alles, was sie nun taten, könnte das letzte mal sein.
 

Zusammen mit Miki machte sich der Blonde startklar. Er zog sich noch eine Jacke über sein T-Shirt, nahm noch eine Schmerztablette ein, nicht das sie helfen würde, aber er wollte einfach sicher gehen.

„Ach Yuki.. das wollte ich.. dir gern wiedergeben. Danke fürs ausleihen, aber ich denke ich brauche sie nicht mehr.“, murmelte Miki lieb und hielt Yuki sein Nunchaku entgegen, welches Miki noch immer in seinem Besitz hatte.

Yuki sah seine Waffe einen Moment an, sah dann aber wieder zu Miki und schüttelte etwas den Kopf.

„Behalt sie.. sie wird dir Glück bringen.“

„Aber du..“

„Ich hab mein eigenes.. ich habe den von Kira wiedergefunden und hoffe.. das sie mir einfach beisteht und mir Glück bringt, so wie sie es bisher auch immer getan hat. Und mein Nunchaku soll dir nun Glück bringen.“

Miki sah Yuki einen Moment abschätzend an, sah dann jedoch den verzierten Nunchaku an Yukis Gürtel und nickte.

„Okay, ich danke dir.. ich werd ihn hoffentlich nicht kaputt machen.“

„Ach, so schnell gehen die eigentlich nicht kaputt, mach dir keine Gedanken. Und selbst wenn, dann kauft man eben einen neuen. Aber wir sollten jetzt wirklich los.“

Yuki lächelte schief und ging schon mal vor, sich seine Schuhe anziehen, während Miki alles andere als bereit war, aufzubrechen. Aber er konnte seine Jungs ja schlecht im Stich lassen.

Also folgte Miki Yuki irgendwann, zog sich ebenfalls seine Schuhe an und machte sich mit dem Blonden dann zusammen auf den Weg zu dem Gebiet der Devils.
 

Schon von weiter weg konnte man dicke, dunkle Rauchschwaden erkennen, welche über den Gebieten lag.

Die Schlacht schien schon im vollen Gange zu sein. Wann hatten die Angels mit dem Angriff begonnen?

Miki parkte sein Auto, wie gewohnt vor seinem Büro und sah sich einen Moment um. Wo konnte er jetzt jemanden finden, der ihm sagte, was Sache war?

Doch er brauchte garnicht lange suchen, da kam einer der Devils aus dem Büro gestürmt.

„Miki, um Gottes Willen, da bist du ja endlich, wir haben schon gewartet. Komm mit rein, wir warten schon!“

Miki wie auch Yuki folgten dem Devil nach drinnen, wo wirklich schon eine Menge der Devils auf ihren Boss warteten.

Alle redeten durcheinander, als Miki endlich eintraf und jeder wollte wissen, was sie tun sollten.

Der Dunkelhaarige musste selber erstmal wissen, was denn nun Sache war, bevor er irgendwelche Befehle aufgab.

Er erkämpfte sich den Weg durch die Massen und stellte sich auf einen der Tische um einen Überblick zu haben. Viele waren dabei, die er kannte und denen er sehr vertraute und auch die, die Aufsicht hatten und Bericht geben sollten, falls etwas anfiel, deswegen hob Miki einfach die Hand, worauf der Rest verstummte.

„Ich weiß nicht, was hier Sache ist, deswegen möchte ich gern die Wächter hören, in wie fern sie schon vorgedrungen sind und wie sie die Lage einschätzen!“

Einer der Wächter trat nach vorn und stellte sich zu Miki auf den Tisch.

„Die Angels haben heute Morgen gegen 9 Uhr den Angriff gestartet. Sie haben die Mauer zwischen unseren Gebieten nieder gerissen und gehen ihren Weg geradewegs durch unsere Bande, metzeln alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Ein paar wurden schon verletzt, aber es ist noch übersichtlich. Im Moment sind sie in Sektor 3, wo sie schon von einigen Kämpfern abgehalten wurden. Jedoch ist uns der Anführer von den Angels noch nicht unter die Augen getreten. Bisher sind es nur die Kämpfer, die in unser Gebiet gekommen sind und die wir bekämpfen.“

Yuki runzelte die Stirn. Das war ungewöhnlich für Aki. Normalerweise rannte er doch immer vorweg. Aber vielleicht steckte Yukis Angriff ihm noch in den Knochen.

Er tauschte mit Miki einen kurzen Blick aus, bevor er sich dem Devil zuwandte.

„Also sind sie noch nicht sehr weit vorgedrungen.“

„Nein noch nicht.. die Männer kämpfen gut, aber du kennst die Angels so gut wie ich.“

Miki nickte und seufzte aus.

„Okay, dann gilt es, die Angels aufzuhalten, egal wie. Ich hoffe, das nicht zu viele Männer fallen oder verletzt werden. Dennoch, gebt einfach euer bestes! Ihr wisst, wie ihr euch zu verteilen habt.. und auch, was ihr zu tun habt!“

Die Devils grölten los, als Zeichen, das sie es sehr genau wussten. Kurz nach der Rede ihres Bosses machten sie sich auch schon auf den Weg in die unterschiedlichsten Richtungen des Gebiets um alles genaustens zu überwachen und abzusichern.
 

Miki stieg vom Tisch herab und seufzte leise aus.

„Sektor 3 ist etwas entfernt von hier. Wir haben noch Zeit.“

„Sei dir da nicht so sicher.“

Miki sah seinen blonden Freund einen Moment an und runzelte die Stirn.

„Wieso?“

„Das ist eigentlich nicht Aki's Art seine Leute vor zuschicken und nach zu kommen, normaler weise ist er immer ganz vorn mit dabei.“

„Meinst du?“

„Ich kenne doch Aki. Wenn der wirklich etwas vor hat, dann bleibt der nicht hinten dran, der will an vorderster Front mit dabei sein und am liebsten alles alleine machen.“

„Vielleicht ist er auch einfach noch zu angeschlagen, als das er es selber ausführen könnte und war nur zu ungeduldig.“

„Kann auch sein.. aber komisch kommt es mir dennoch vor. Wir müssen aufpassen, hörst du?“

Miki nickte und sah sich im nun leeren Gebäude um.

„Was würdest du an Akis Stelle tun?“

Yuki seufzte leise und zuckte mit den Schultern.

„Mir einen Weg suchen, welcher nicht so bewacht wird.. von hinten angreifen. Wenn er wirklich noch angeschlagen ist, was er eigentlich sein sollte, dann muss er einen Weg suchen, wo er nicht so sehr in Schussrichtung steht. Er wird wissen, wo nur schwach Wachen eingesetzt werden.. und das wird er nutzen.“

„Fällt dir spontan etwas ein?“

„Wie siehts mit den Dächern aus?“

„Die sind gut bewacht. Seit ich dich kenne, hab ich Leute dafür ausgesucht, die auf den Dächern unterwegs sind.“

Yuki grinste etwas und nickte.

„Am Boden sind auch immer welche unterwegs.. und wie sieht es mit.. unter der Erde aus?“

„Du meinst die Kanalisationen?“

„Genau die..“

Miki dachte einen Moment nach.

„Ich bin mir gerade garnicht so sicher.. aber.. das könnte vielleicht ein Weg sein.. Aber wo sollen wir dann hingehen, die Kanalisation hat viele Aus- und Eingänge.. er könnte überall heraus kommen.“

„Genau das ist es, was er ausnutzt.. wenn er wirklich unter der Erde unterwegs ist, müssen wir aufpassen und wachsam sein. Er könnte überall auftauchen und du weißt genau so gut wie ich, wie grausam er sein kann, wenn er etwas erreichen will.“

Miki nickte und verzog etwas den Mund.

Oh ja, das wusste er nur zu gut.

„Aber jetzt sollten wir vielleicht einfach deinen Leuten etwas unter die Arme greifen, oder wie hast du dir das vorgestellt?“

„Ja, ich denke, das sollten wir wirklich tun.. aber.. wir bleiben zusammen dieses mal, okay?“

Yuki runzelte die Stirn, nickte dann aber.

„Sicher, wenn du das willst.. und wenn du mit mir mithalten kannst.“

„Was soll das denn heißen, soll das bedeuten ich sei zu langsam?“

Yuki lachte leise und nickte.

„Klar..“

Miki schnaufte leise und zeigte Yuki nen Vogel und rannte einfach schon mal vor.

„Dir werd ichs zeigen..“, murrte er kleinlich. Tze, da wurde ihm unterstellt, er wäre zu langsam. Okay, Yuki war schnell, das sah man auch daran, das er gerade, ohne große Anstrengung, wieder neben Miki herlief. Aber er war verdammt nochmal NICHT langsam!
 

Zusammen rannten sie die Straßen entlang und halfen da, wo ihre Kameraden Hilfe brauchten.

Immer wenn sie sahen, das einer ihrer Leute in Schwierigkeiten war, trat einer von ihnen für diese Person ein und half.

Grundsätzlich, wenn Yuki für einen der Devils einsprang, erntete dieser erstmal einen dummen Blick vom Devil, was den ehemaligen Angel langsam aber sicher doch sehr nervte.

Verdammt nochmal, er hatte nun mal gewechselt, na und?

Miki hingegen musste sich wirklich schon ein Lachen verkneifen, wenn er Yukis Gesicht so sah, wie er immer unzufriedener wurde, weil er immer die dummen Blicke abbekam.

„Ey ich lass deine Männer gleich einfach verrecken..“

„Nimm es ihnen nicht übel, sie kennen dich noch nicht so gut.. das wird schon.“

Yuki schnaufte leise und sah sich auf der Straße um.

„Hey.. sie sind dir bestimmt dankbar.. aber wie würdest du reagieren, wenn dein Feind dir auf einmal helfen würde?“

Yuki sah einen Moment noch die Straße entlang, bevor er seinen Blick Miki zuwandte und nickte.

„Du hast recht.. egal, ich bin froh, wenn ich wenigstens etwas helfen kann. Ich hoffe nur, das die Schlacht .. nicht zu lange dauern wird.“

„Ich auch, ich will das meinen Männern nicht unnötig antun.“

Yuki nickte und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ja, das glaub ich .. ich frag mich, wann Aki sein Gesicht zeigen wird.. damit ich ihm seine Nase nochmal brechen kann.“

„Du hast ihm die Nase gebrochen?“

„So wie das geknackt hat, auf jeden Fall.. und wenn nicht, dann tu ichs heute, das schwöre ich.“

Miki lachte leise und pattete Yuki auf die Schulter.

„Wenn das deine einzigste Sorge ist.“

Dieser zog nur eine Schnute und schwieg einfach darüber.

Natürlich war es das nicht, aber er wäre schon gekränkt, hätte er ihm gestern nicht MINDESTENS die Nase gebrochen!

„Okay komm, lass uns weiter gehen.“, murmelte Miki nach einer Weile leise und ging schon mal voraus, gefolgt von seinem blonden Begleiter.
 

Dieser folgte Miki auch schon sehr schnell, horchte jedoch auf, als er ein Geräusch vernahm. Nicht das es nicht unüblich war, Geräusche zu vernehmen und das gerade auf einer Straße, garnicht weit entfernt von einer Schlacht.

„Miki, Miki warte..!“, rief er diesem nach, welcher auch gleich stehen blieb.

„Was ist denn?“

„Hörst du das?“

Der Dunkelhaarige trat näher an Yuki heran und sah diesen fragend an.

„Was hören?“

„Na hör doch mal hin.. ist das Musik?“

„Häää?“

„Halt die Klappe jetzt und hör hin verdammt.“, schnautzte Yuki den wirklich verwirrten Miki an, welcher nun aber doch ruhig war und angestrengt lauschte.

Und wirklich, irgendwo in der Ferne konnte man leise Musik hören.

„Was ist das??“, fragte Miki leise und horchte weiter, aus welcher Richtung es kommen könnte.

„Ich weiß nicht..“

„Hört sich ein bisschen an, wie eine Mundharmonika, oder?“

Yuki durchzuckte es wie ein Blitz.

„Aki.. der spielt sowas sehr oft.. zumindest hab ich ihn damals sehr oft spielen gehört.“, murmelte Yuki aufgeregt und sah sich wieder auf der Straße um und auch Miki ließ seinen Blick schweifen.

„Hier lang!“, rief Yuki auf einmal und rannte eine Straße entlang. Miki hatte große Mühe, ihm zu folgen und doch schaffte er es. Immer wieder bog Yuki in irgendwelche Straßen ein und rannte diese entlang, bis er vor einem Haus stehen blieb und nach oben sah.

„Hier... hier müsste es sein.. hier ist die Musik am lautesten.“

„Bist du dir sicher?“

„Ziemlich.. lass uns nach oben gehen.“

Miki nickte etwas und war sich noch unsicherer in seinem Tun, als sowieso schon. Aber er vertraute Yuki.

Zusammen rannten sie also in das leerstehende Gebäude und in diesem die Treppen nach oben. Es waren schon einige Stufen, die sie überwinden mussten und Miki gaben langsam aber sicher die Beine nach. Er war es einfach nicht gewohnt so viel zu laufen und schon garnicht die Treppe nach oben, da taten ihm einfach irgendwann die Beine zu sehr weh.

Und Yuki.. der rannte noch immer weiter und weiter, den würde wohl nichts mehr aufhalten können.

„Oah ich kann nicht mehr..“

„Jetzt komm schon, oder soll ich dich tragen?“

„Jaaaa..“

Yuki gab nur ein leises zischelndes Schnaufen von sich, bevor er sich wieder in Bewegung setzte und weiter nach oben rannte, Miki einfach mal zurück ließ.

„Hey warte, ich dachte wir wollten zusammen gehen!! Yuki warte..“, jammerte Miki kleinlich und nahm all seine Kraft zusammen und rannte dem Kleineren hinterher, rauf aufs Dach.

Nach weiteren gefühlt tausend Stufen war er auch endlich oben angekommen und lief durch die Tür, welche Yuki schon aufgebrochen hatte.

Nun standen sie hier auf dem Dach dieses Hauses und sahen sich um. Oder eher, Miki sah sich um, denn Yuki hatte sein Augenmerk schon auf eine ganz bestimmte Person gerichtet.

„Aki...“, hauchte er leise, als er die Gestalt am Sims sitzen sehen konnte, wie er auf seiner Mundharmonika spielte.

Er hatte sich also wirklich nicht getäuscht.

„AKI!“

Der bunthaarige Junge mit dem Instrument, verstummte und hob seinen Kopf etwas.

„Kaze.. wie schön dich wieder zu sehen..“

„Hast du immer noch nicht genug, sodass du wirklich schon wieder einen Angriff starten musst?“

Aki lachte nur höhnisch auf.

„Nachdem, was du dir gestern geleistet hast? Du bist doch mindestens genau so angeschlagen, wie ich. Also bleibt es sich doch gleich..“

Yuki schnaufte.

„Red keinen Scheiß, ich hab dich mehr verletzt, als du mich! Also, was willst du hier?“

„Ich will es ein für allemal zu ende bringen mit uns beiden. Denn es kann nur einer überleben, und das bin ich. Ich lasse nicht zu, dass Verräter wie du einer bist einfach weiter leben und so tun, als wäre nie etwas gewesen!“

Aki war aufgestanden und hatte sich zu den beiden umgedreht. Sein Gesicht war ganz blau und dick und auch die Nase hing irgendwie etwas schief, was Yuki darin bestätigte, das er sie wirklich gebrochen hatte.

„Dann lass es uns ein für allemal zu ende bringen Aki..“, knurrte Yuki leise und entsicherte seine Waffe an seinem Gürtel und wollte schon näher auf Aki zugehen, doch wurde er von jemanden zurück gehalten.

„Nein, geh nicht..“

„Ich muss, sonst hat das niemals ein Ende..“

„Aber wir können ihn doch einfach ignorieren und wieder gehen.“

„Und dann riskieren, das er sich Sayaka vielleicht wieder schnappt? Miki, wenn er am leben ist, dann werden wir niemals unsere Ruhe finden. Deswegen lass es uns bitte einfach zu ende bringen.“

Miki sah Yuki zweifelnd an, welcher aber sehr entschlossen wirkte.

„Aber wir.. wir gehen zusammen hier wieder weg, ja? Keine waghalsigen Aktionen..“

Yuki lächelte und nickte etwas.

„Ich geb mein bestes.. versprochen.“, murmelte er lieb und sah dann wieder zu Aki, welcher mehr ungeduldig darauf wartete, das die beiden Turteltäubchen bald mal fertig waren.

„Okay, lass es uns zu ende bringen.“

„Dieses mal aber richtig..“, hauchte Aki leise und grinste wieder, nahm ebenfalls sein Nunchaku zur Hand und begann damit zu wedeln.

„Und keine miesen Tricks..“

„Wer wird denn hier miese Tricks anwenden.“

Aki grinste etwas und Yuki wusste eigentlich schon, das Aki wieder irgendwas geplant hatte. Nur musste er höllisch aufpassen, das er es schnell genug bemerkte.

Mit einem lauten Aufschrei, stürzte sich Aki auf den Blonden, welcher dem Angriff geschickt auswich und zur Seite sprang, seine Waffe gegen die von Aki schleuderte und somit den nächsten Angriff abblockte.

Immer wieder wichen sie beiden den Angriffen des anderen aus, ließen ihre Ketten rasseln und die Stöcke hart aneinander knallen.

Keiner der beiden wollte dem jeweils anderen etwas schenken, niemals würde Yuki zulassen, das Aki die Oberhand gewann und ihn niederstreckte.

Er wollte endlich ein ruhiges Leben genießen. Er wollte ein neues Leben beginnen und das war nur möglich, wenn er Aki ein für allemal ausschaltete.

Noch einmal.. er musste vermutlich nur noch einmal morden, damit er endlich glücklich sein konnte.

Es klang so abwegig und absurd.. wieso musste er morden, damit er glücklich sein konnte? Wieso konnte er es nicht einfach so? Wieso holte ihn seine Vergangenheit immer wieder ein? Es war doch zum aus der Haut fahren.
 

Yuki wich wieder Akis Waffe aus und machte eine graziöse Drehung in der Luft und kam auf seinen Beinen wieder zum stehen, warf dem Angelboss einen vernichtenden Blick zu.

„Gib auf Kaze, du hast eh keine Chance gegen mich..“

„Achso... so wie gestern ja? Als ich dir auf deinem Gesicht herum getrampelt bin.“

Aki knurrte leise.

„Und deswegen werde ich jetzt für immer entstellt sein!!“

Yuki lachte laut auf.

„Das warst du auch vorher.“

Aki knurrte wieder und ging wieder auf Yuki los, feuerte diesem mit schnellen Bewegungen seine Waffe entgegen, welche Yuki eben so schnell abwehrte.

Doch was er nicht bemerkte war, das hinter ihm auf einmal ein paar Männer zum Vorschein kamen, welche Yuki, in einem unachtsamen Moment, einfach überwältigten und ihm die Waffe aus der Hand schlugen und den Jungen brutal zu Boden brachten.

Keuchend kniete der Blonde nun auf den Knien, eine Hand auf den Rücken gedreht und eine Hand der Männer in seinem Nacken, welche seinen Kopf etwas nach unten drückte.

„Was zum..“, knurrte er leise und versuchte sich frei zu bekommen.

„Du solltest besser aufpassen Kaze..“

„Du bist schon wieder unfair Aki!!“

„Ach was unfair.. was ist schon fair.. aber soll ich dir mal was sagen? Es ist mir scheiß egal, wie es dir geht oder ob du schmerzen hast oder sonstiges, ich will dich endlich loswerden und mit dir, diese Bazille von einem Devilboss gleich mit.“, knurrte Aki leise und zog Yukis Kopf an den Haaren etwas nach oben.

„Und nun schau gut zu, wie ich deinem Versager-Freund alle Knochen einzeln brechen werde.“

„Fass ihn an und ich schwöre dir bei Gott, ich werde DIR jeden Knochen einzeln brechen.“

„Ooooh, soll das eine Drohung sein? In deiner Situation? Schlechte Idee..“, hauchte Aki leise und rammte dem Blonden fest seine Faust in den Magen, worauf diesem einen Moment schwarz vor Augen wurde.

Aki grinste, als er Yuki mehr zusammen sacken sah und stand dann auf.

„Du Arschloch..“, knurrte Miki leise und hatte seines oder eher Yukis Nunchaku schon in der Hand bereit.

Er konnte nicht gut kämpfen, das war ihm bewusst und schon garnicht so gut, wie Yuki es konnte, aber er wollte sein möglichst Bestes geben.

Er wollte doch ein neues Leben mit Yuki und nicht hier oben sterben.

„So... Miki... dann zeig mir, was du kannst..“, hauchte Aki grinsend, worauf Miki die Brauen zusammen zog.

„Pass auf Miki... bitte.. sei vorsichtig..“, hörte er Yuki weiter hinten murmeln, sah noch einmal, hinter Aki, zu diesem und nickte.

„Werd ich..“, hauchte er leise zurück und würde gerade so gern einfach verschwinden, aber er konnte Yuki nicht im Stich lassen, nicht jetzt..

Er würde Aki schon zeigen, was er konnte und dann würden sie hier einfach, als Gewinner natürlich, vom Dach stolzieren.

„Komm schon Aki, zeig was du kannst. Ich werd dir schon zeigen, wozu ich fähig bin!“

Aki grinste wieder.

„Ich kann es kaum erwarten.. Miki..“

The Final

Kapitel 15:
 

Sie starrten sich an, wachsam gingen sie langsam umeinander herum. Jeder wartete darauf, dass der jeweils Andere den ersten Schritt machen würde. Im Gegensatz zu Miki, war Aki siegessicher am grinsen.

„Was ist Miki? Bist es nicht gewohnt zu kämpfen, was? Du ziehst es vor andere für dich in den Tod zu schicken nicht wahr?“, unsicher flackerte der Blick des Dunkelhaarigen für eine Sekunde zu Yuki, welcher immer noch vergeblich versuchte sich zu befreien. Er wusste, dass es den Blonden beinahe den Verstand kostete zu sehen, wie er sich hier hingab. Doch war es nicht mehr, als ein Vertrauensbeweis, wenn er Aki für seinen Freund tötete?

Wenn er Yuki den Weg in eine freie Welt bahnte, dann würde er ihm hoffentlich endlich gänzlich vertrauen.

„Den Fehler habe ich vielleicht einmal begangen, doch werde ich Yuki schützen!“, eine Sekunde stutzte der Boss der Angels. „Du darfst ihn Yuki nennen?“, fauchte er leise und ein überlegenes Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Dunkelhaarigen. Schnell ließ er das Nunchaku kreisen und schlug Aki mehr oder weniger gezielt auf die Hand.

Überrascht von seinem eigenen Mut taumelte er leicht zurück und blickte die Waffe seines Liebsten kurz an.

„Ich darf ihn nicht nur Yuki nennen... ich darf ihn berühren... ihn in meinen Armen halten, was dir nun verwehrt wird. Er vermisst dich nicht, Aki... er verschwendet keine einzige Sekunde mit dem Gedanken an dich!“, der Größere knurrte und wirkte noch immer bedrohlich, selbst wenn Yuki ihn wirklich entstellt hatte.

„Ich werde ihn mir wiederholen! Kaze gehört mir! Mir allein!“, und damit ging der Kampf in die zweite Runde.

Miki war bei weitem nicht so wendig, wie der blonde Angel zuvor und er hatte auch mehr Probleme, den rücksichtslosen Attacken seines Widersachers auszuweichen, doch er war entschlossen diesen Kampf nicht zu verlieren.

Die Hölzer ihrer Nunchaku's knallten aneinander und Miki hatte das Gefühl, seine Finger würden jede Sekunde brechen.

Aki war ihm auf einmal so nahe... näher, als er es jemals hätte zulassen dürfen. Niemals den Feind die Distanzzone durchdringen lassen, dass hatte Yuki ihm wieder und wieder gepredigt!

„Miki pass auf!“, erklang dessen Stimme auch sofort, obwohl er sich sicher war, dass der Blonde ihn aus seiner derzeitigen Position gar nicht richtig sehen konnte.

„Gib auf Miki. Du bist schwach, genauso wie es Kaede war. Dir steht es nicht zu eine Gang zu führen. Ergib dich jetzt und schließe dich den Angels an.“, der Tonfall des Größeren war bedrohlich, Miki merkte auch, wie sich der Druck auf seine Waffe nur noch verstärkte. Er wurde nach hinten gedrückt, unweigerlich auf den Abgrund zu und doch langsam genug, dass sein Verstand ihn nicht warnte.

Noch war Zeit... noch brauchte er sich nicht zu fürchten! Außerdem kochte gerade Wut in ihm hoch.
 

„Wage es nicht, seinen Namen zu beschmutzen. Du bist ein gemeiner Mörder Aki und nichts weiter. Eine Gang zu führen ist in etwa so wie eine Familie, die man beschützen muss und um die man sich sorgt. Man ist jeden Tag dafür verantwortlich, dass aus den einzelnen Familienmitgliedern etwas wird. Und das hat auch Yuki gelernt. Er ist ein Teil von mir, meiner ganz persönlichen Familie und solange er nicht den Wunsch hegt uns zu verlassen, werden wir ihn nicht gehen lassen!“, seine Stimme war zum Ende hin immer lauter geworden und, da er mit den Händen nicht viel ausrichten konnte, trat er Aki mit aller Gewalt gegen das Knie.

Geschädigt durch die Attacke am Vortag ging der Angel wie schon erwartet in die Knie und Miki nutzte die Gelegenheit seinen schmächtigen Körper mit aller Gewalt gegen Aki zu rammen. Im gleichen Zug, umklammerte er dessen Nunchaku mit einer Hand. Die Wucht des Aufpralls schleuderte den Boss der Devils über den zu Boden gegangenen Körper und schmetterte ihn hart auf den Asphalt des Daches.

Miki schwor sich innerlich, sich die Sache mit dem abrollen von Yuki so bald wie möglich zeigen zu lassen.

Schwer atmend lag er da und wusste im ersten Moment gar nicht was er tun sollte. Die Waffen waren unter seinem Körper begraben, für ihn war es also unmöglich schnell zu handeln.

Vielleicht sollte er sich einfach tot stellen? Bei Hunden funktionierte das doch auch.

„MIKI STEH AUF SCHNELL!“, kreischte da aber schon Yuki und irgendetwas an der Panik in seiner Stimme sagte ihm, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

In Windeseile war er auf den Beinen und wirbelte so schnell herum, dass er sich selbst schon fragte, woher er diese Fähigkeiten auf einmal hatte.

Doch es nutzte ihm alles nichts, denn ein gewaltsamer Griff riss ihn erneut herum und er krachte hart mit dem Rücken gegen die Brust von Aki.

Kaltes Metall an seiner Stirn ließ ihn für eine Sekunde erschaudern. Als er nach oben schielte, konnte er gerade den Knauf einer Pistole erkennen.

„Du mogelst schon wieder....“, hauchte Miki bösartig, richtete seinen Blick aber wieder auf Yuki, welcher sich verzweifelt gegen seine Gegner wehrte und schrie wie ein wildes Tier. Hinter sich konnte er Aki schwer atmen hören. Er war geschwächt... wenn er doch nur einen Plan hätte, dann würde er ihn außer Gefecht setzen.

Aber wie konnte er das anstellen? Leicht keuchte Miki und konnte schon spüren, wie Aki triumphierend grinste.

„Nun Yuki... wie ist es, deinen Geliebten so wehrlos zu sehen? Bei Kira konntest du ja leider nicht zusehen... Wie wäre es, wenn ich deinen kleinen Freund noch ein wenig quäle, bevor ich ihn abknalle?“, das bösartige Lachen in seiner Stimme machte Miki nun doch ein wenig Angst und kurze Zeit später wurde ihm schwarz vor Augen, als ein brechender Schmerz sich in seiner Schläfe breit machte.

Aki hatte ihm den Knauf der Pistole mit voller Wucht auf den Kopf geschlagen. Miki, solche Behandlung absolut nicht gewohnt taumelte einige Sekunden.

Doch wollte er sich sicher nicht unterkriegen lassen. Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, ließ er seinen Ellenbogen zurück schnellen und rammte ihn Aki in den Magen.
 

„Du Schwein lass ihn in Ruhe!“, niemals hatte er in der Stimme des Kleineren Angst gehört, doch in dieser Sekunde schien Yuki vor Furcht beinahe zu sterben.

„Nimm mich an seiner Stelle, aber lass Miki gehen!“, ertönte die Stimme über das Dach und Miki blinzelte die verschwommenen Schemen und die tanzenden Lichtpunkte vor seinen Augen weg.

„Red keinen Scheiß Yuki. Wir stehen das hier zusammen durch!“, rief er zurück und nutzte den Moment der Unachtsamkeit des Angels, um ihm das eine Nunchaku mit aller Kraft in den Schritt zu schlagen.

Irgendwie gelang es Miki sich loszureißen und Aki erneut von sich zu stoßen. Er taumelte, fiel vorn über und schliff mit den Handflächen über den rauen Boden. Es brannte wie Feuer und doch versuchte er sich gleich wieder aufzuraffen.

Allerdings wurden ihm die Beine erneut weggetreten und Miki landete auf dem Bauch. Kurz darauf traf ihn ein Tritt so hart in der Seite, dass er meinte, seine Rippen brechen zu hören.

„AH!“

„Wie kannst du es wagen, du kleine Schlampe?“, keuchte er schwer und Miki schloss ergeben seine Augen. Er war einfach nur zu schwach.

„Sie gut hin Kaze... das passiert, wenn man sich mir widersetzt.“, Miki spürte, wie Aki ihm hart auf den Kopf trat und er knallte mit dem Gesicht auf das Dach des Hauses. Leise stöhnte er auf und riss seinen Kopf wieder hoch.

Seine Nase blutete, genau wie seine Handflächen, doch es war egal. Alles war egal... Aki war zu stark, sie wurden geschlagen.

Traurig blickte er zu Yuki auf, sich wohl darüber im Klaren, dass er zum letzten Mal die Schokoladen braunen Irden erblicken würde. Er wusste, er würde seinen Yuki nie wieder küssen oder im Arm halten. Sie hatten verloren, sich selbst überschätzt... und Sayaka verraten.

Tränen der Wut traten in seine Augen. „Yuki... es tut mir leid!“, rief er so laut es ihm noch möglich war und keuchte sofort wieder auf, als Aki ihm erneut in die Seite trat.

„Wie überaus rührend. Kaze, du hättest eine bessere Zukunft haben, eine machtvolle und reiche Welt regieren können. Du hättest mit mir zusammen die Herrschaft über beide Gebiete übernehmen können. Du hättest nur deine Hand ausstrecken müssen!“, Yuki schlug einem seiner Peiniger gerade so fest er konnte die Faust, welche er irgendwie befreit hatte ins Gesicht und zappelte noch immer gegen den harten Griff des Anderen an. Sie hatten ihn mittlerweile auf die Beine gerissen, damit er zusehen konnte, wie Miki gequält wurde.

„Wenn eine Zukunft mit dir alles ist, was mich erwartet, dann will ich hier und jetzt sterben!“

Aki lachte wieder leise auf. „Das lässt sich einrichten.“

Miki zappelte leicht, blickte dann wieder Yuki fest in die Augen. „Du wirst uns vielleicht beide töten, doch wirst du uns niemals mehr trennen können. Yuki und ich sind für immer verbunden!“, hauchte er leise und drehte sich zur Seite, denn Aki hatte von ihm abgelassen. Woher er die Kraft nahm sich noch einmal gegen den Angel zu stellen wusste er nicht. Der Blick in die verzweifelten Augen seines Freundes war einfach zu viel. Er konnte nicht aufgeben... noch nicht, nicht solange er noch Kraft hatte.

Es klickte und Miki, der langsam auf seinen Freund zu gehumpelt war spürte instinktiv, dass Aki seine Waffe wieder auf ihn gerichtet hatte.

Und er hatte es noch nicht geschafft, Yuki zu sagen, wie sehr er ihn liebte. Miki schloss seine Augen, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Nun drück schon ab...“, hauchte er leise.

„NEIN!“, brüllte Yuki, doch Miki schüttelte nur leicht den Kopf. „Komm schon Aki... töte mich, wie du auch Kaede umgebracht hast. Du wirst deine gerechte Strafe bekommen. Ich aber habe alles in meinem Leben erreicht. Ich habe zum zweiten Mal erfahren was Liebe bedeutet...“, er wusste, dass seine Worte Yuki nicht erreichen konnten, doch wusste er auch, dass sein Liebesbekenntnis den Älteren in den Wahnsinn trieb.

Und wie als hätte er es voraus geahnt knurrte Aki gefährlich auf. „Du elender Narr! Sprichst von Liebe. Kaze wurde dazu ausgebildet zu kämpfen. Vielleicht hast du seinen Jagdtrieb mit deinen gesäuselten Anekdoten unterdrückt, doch wird er hervorbrechen und dann wird er dich töten!“, kreischte Aki, doch Miki lächelte noch immer. Allerdings öffnete er seine Augen wieder und blickte Yuki an.
 

Dann ging alles ganz schnell, der Blonde brüllte auf, schrie all seinen Hass und seinen Schmerz heraus und riss sich mit auf einmal unbändiger Kraft von seinen Peinigern los.

Der Schrei, des Blonden ging Miki durch Mark und Bein. Wie in Trance verfolgte er, wie Yuki auf Aki losstürmte, seine Verletzungen in diesem Moment nicht einmal zu spüren schien.

Kurze Zeit später knallten die zwei Körper ineinander und Aki, welcher nur perplex zugesehen hatte, wie der kleinere ex. Angel ihn angriff ließ seine Pistole fallen und geriet ins taumeln.

„Du wagst es?“, rief er heftig, doch seine Augen weiteten sich in Panik. Sie standen zu nahe am Rande des Daches.

Die Wucht des Aufpralls schleuderte die beiden Kämpfenden nur noch näher an den Rand und Yuki dachte nicht daran aufzugeben. So nahe war er seinem Ziel und viel zu lange hatte er beobachten müssen, wie Aki seinen geliebten Miki gequält hatte.

Wut, wie er sie noch nie verspürt hatte rauschte durch seinen Körper.

Aki schrie, versuchte sich noch gegen ihn zu drücken, doch es war zu spät. Miki, der selbst nahe am Rand des Hauses stand und sich darüber eher weniger bewusst war, sah, wie der Fuß des Angelbosses an der steilen Kante abrutschte und er mit den Armen rudernd das Gleichgewicht verlor.

Eine Sekunde lang zögerte der Devil noch, dann stieß er zusammen mit Yuki noch einmal zu. Ein gellender Aufschrei ertönte und es schien, als würde das Kampfgetümmel in eben diesem Moment für einen Augenblick aussetzen.

Aki fiel wie in Zeitlupe vom Dach und seine stierenden Augen fixierten dabei Miki. Dieser wollte eigentlich erleichtert aufatmen, als neben ihm ebenfalls ein Schrei ertönte.

Aki hatte es irgendwie geschafft den Knöchel von Yuki zu greifen und riss mit letzter Kraft noch einmal daran.

„AAAAH!“, schrie der Kleinere und Miki, zu perplex um sich zu rühren musste mit ansehen, wie der liebste Mensch in seinem Leben mit einem Ruck ebenfalls vom Hausdach gezogen wurde.
 

Es geschah alles zu schnell, als dass er es wirklich hätte erfassen können. Alles was Yuki spürte war die plötzliche grenzenlose Freiheit. Er hatte es geschafft Aki zu besiegen, zusammen mit Miki hatte er alles erreicht, was er sich in seinem neuen Leben zum Ziel gesetzt hatte.

Und nun fiel er... genau wie Kira gefallen war. Er würde Miki nie wieder sehen und dieser würde niemals erfahren, was Yuki für ihn empfand. Er hatte es wieder nicht geschafft sein Leben zu ändern.

Ob der Aufprall wohl wehtun würde? Würde er im freien Fall ohnmächtig werden? Würde auch Miki ihn in den Armen halten und um ihn weinen?

Yuki kniff seine Augen zusammen. Immer wieder hatte er sich gewünscht zu sterben, doch jetzt wo es soweit war, wollte er nichts anderes als leben. Schließlich hatte er seinen Lebensinhalt doch in Miki und Sayaka neu entdeckt.

Plötzlich jedoch ging ein Ruck durch seinen Körper und er fühlte, dass er gehalten wurde. Eine starke und feuchte Hand klammerte sich hart um sein eigenes Handgelenk. Über ihm ertönte ein angestrengtes Stöhnen.

„Miki...“, hauchte er leise und als er die Augen öffnete, konnte er sehen, dass der Dunkelhaarige sich wahrhaftig weit über das Dach herab gebeugt hatte und ihn mit aller Kraft festhielt.

„Halt dich fest!“, keuchte er leise, als ihre Augen sich trafen. Warum tat er das? Warum ließ er ihn denn nicht einfach fallen und entließ ihn aus dieser Welt aus Schmerz? Doch war es wirklich das, was Yuki wollte? Einfach für immer die Augen schließen und Miki alleine lassen?

Andererseits brachte der Devil sich schon wieder in Gefahr...

„Miki... lass mich los!“, rief er und merkte, wie seine Hand den schwachen Fingern des Devil's immer wieder entglitt. Blut von Miki's Handflächen rann an seinem Handgelenk entlang. Sein Freund musste furchtbare Schmerzen haben und doch ließ er ihn nicht los.

„Das könnte dir so passen. Dich einfach aus meinem Leben verpissen. Halt dich fest Yuki, ich ziehe dich rauf!“, war die frustrierte und dennoch gequälte Antwort. Miki's Verzweiflung, schon wieder durch ihn verursacht schmerzte den kleinen Blonden.

„Aber es ist sinnlos Miki, ich bin viel zu schwer!“

„Halt die Schnauze verdammt! Ich werde dich nicht loslassen. Warum willst du sterben?“, Miki's Stimme überschlug sich und er stöhnte leise auf, als sein Körper auf dem Dach ein wenig nach vorne rutschte.

Yuki erkannte in dieser Sekunde das unausweichliche. Wenn er nicht los lies würden sie beide vom Dach fallen. Er würde Miki umbringen und Sayaka erneut zu einer Waise machen. Auf der anderen Seite provozierten ihn die Worte des Devils gleichermaßen. Was fiel ihm eigentlich ein, ihn anzumachen, nachdem er sich von Aki beinahe hatte töten lassen?

„Du hast uns doch aufgegeben! Ich habe es genau in deinen Augen gesehen, als Aki dir die Pistole an den Kopf hielt!“, rief Yuki zurück, krallte seine Finger dennoch fast panisch in die geschundene Hand des Dunkelhaarigen und verursachte ihm wahrscheinlich noch mehr Schmerzen.

Der Devil über ihm riss derweil die Augen auf und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich würde dich niemals aufgeben du Idiot! Ich habe nur gesehen, dass ich es wieder nicht geschafft habe jemanden zu beschützen! Doch jetzt habe ich die Wahl und ich werde nicht zulassen, dass mir das Liebste, das ich auf dieser Welt besitze noch einmal genommen wird!“, mit einem entschlossenen Ausdruck im vor Anstrengung und Schmerz verzogenem Gesicht schmiss Miki sich noch weiter über den Rand des Daches und klammerte Yuki nun mit beiden Händen fest.

Nun hatte er keinerlei Halt mehr auf dem Dach, doch es war ihm egal. Dem Blonden rannen inzwischen Tränen über die Wangen und er konnte beim besten Willen nicht sagen, ob sie von Anstrengung her zeugten, oder ob Miki's liebevolle Worte diesen Sturm ihn ihn auslösten.

Er riskierte hier sein Leben von ihm und Yuki flehte ihn an, ihn fallen zu lassen? War er sich denn wirklich darüber bewusst, was er gerade von Miki verlangte? Er selbst wusste genau, dass er Miki niemals würde fallen lassen können.

„Miki...“, flüsterte er wieder leise und lächelte. Der Griff seiner Finger wurde schwächer.

„Ich habe gesagt du sollst dich festhalten. Wehe wenn du loslässt!“, kam auch schon die bedrohliche Stimme von oben.

Schwach versuchte der Blonde nun die Hände von Miki auch mit seiner zweiten Hand, dem verletzten Arm zu umklammern, doch reichte er einfach nicht an sie heran.

„Ich kann mich nicht festhalten! Miki du wirst abstürzen! Denk an Sayaka, sie braucht dich!“, wieder holte er Schwung und versuchte Miki's Hände mit seiner eigenen zu erreichen. Wenn er doch nur einen Halt finden würde, dann könnte er sich sicher an Miki hochziehen.

„Sayaka braucht dich mindestens genauso sehr wie ich dich! Sie liebt dich Yuki!“, rief der Schwarzhaarige zurück und versuchte verzweifelt den Kleineren an einer Hand nach oben zu zerren, doch rutschte sein Körper nur weiter vom Dach herab.

„Sie wird mich vergessen, sie ist noch ein Kind!“, Yuki schluckte und blickte herab. Es war so tief... er wollte nicht, dass es so endete.

„Und was ist mit mir? Wie soll ich dich jemals vergessen? Ich liebe dich verdammt... ich werde dich nicht gehen lassen!“, Miki über ihm wirkte kraftloser denn je und nun merkte der Blonde deutlich, wie der Griff um seine Hand schwächer wurde. Doch das war es nicht, was ihn erstarren ließ.

Miki liebte ihn? Mit allem was dazu gehörte, mit allem, was man für eine richtige Beziehung brauchte?

Und er sprach es aus, nachdem Yuki ihn so im Stich gelassen hatte? Nachdem er all die Schmerzen ertragen musste, nur weil Yuki sich nicht aus dem Griff ihrer Feinde lösen konnte.

„MIKI!“, rief er zu ihm herauf und Tränen verblendeten ihm die Sicht. „Miki gib jetzt nicht auf verdammt!“, er hörte den Älteren leise schluchzen.

Miki liebte ihn... sie würden zusammen ein neues Leben beginnen können. Alle Türen standen ihnen offen, wenn er sich jetzt nicht aufgab.

Mit einem verzweifelten Schrei holte er noch einmal Schwung und schaffte es endlich sich mit der freien Hand auch noch an Miki zu klammern.

Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Schulter, doch er ignorierte ihn.

Miki keuchte noch einmal auf, doch ein siegessicheres Grinsen schlich sich für Sekunden auf seine Lippen.

„Zieh dich hoch Yuki! Du bist derjenige, der die Dächer hoch klettert von uns!“, knurrte er leise und zog mit aller Kraft an den Armen des Blonden. Er versuchte mit den Füßen irgendeinen Halt auf dem Dach zu finden und klemmte seine Zehen schlussendlich hinter eine Art Kante, oder irgendetwas, was er gerade nicht sehen konnte.

Yuki unterdessen wandte all seine Kraft an und zog sich an Miki nach oben. Seine Füße berührten irgendwann die glatte Steinwand des Hochhauses.

Yuki grinste leicht. „Es könnte klappen....“, hauchte er leise und merkte, wie seine Hände wieder etwas von Miki's Händen abrutschten.

Schnell packte er nun auch den Dunkelhaarigen an den Handgelenken, damit er ihm nicht noch mehr Schmerzen zufügte.

„Bitte zieh dich hoch Yuki... ich habe keine Kraft mehr!“, hauchte der Andere von oben und Yuki nickte. Nur langsam und unter berstenden Schmerzen in seinem Arm zog er sich höher und höher.

Sie keuchten beide vor Anstrengung und doch gelang es Yuki irgendwann einen Arm um Miki's Schultern zu schlingen. Automatisch griff der Schwarzhaarige um die Hüfte des Blonden und zog ihn mit einem letzten kräftigen Ruck zu sich auf das Dach zurück.
 

Miki fiel und Yuki landete unsanft auf ihm drauf, doch das war ihnen egal. Schwer atmend und sich aneinander klammernd lagen sie einige Minuten einfach nur so da. Fassungslosigkeit erfasste Miki. Es war schon wieder so knapp gewesen. Beinahe hätte er alles verloren, was ihm noch etwas bedeutete.

Doch dieses Mal war es nicht der schlaffe und kalte Körper seines Liebsten, den er umklammert hielt.

Yuki kuschelte sich an ihn heran und Miki merkte, wie sein Shirt langsam durchweichte. Der Kleinere weinte und er konnte es ihm nicht verdenken.

Vorsichtig rappelte er sich auf und schlang seine Arme noch fester um den Schutz suchenden Körper auf ihm.

„Yuki....“, flüsterte er leise und strich ihm sanft über die Haare. Blutstropfen verfingen sich in dem hellen Blond, doch was machte das schon.

Sie sahen eh aus, als wären sie gerade von einem Schlachtfest gekommen. „Wir... haben es geschafft...“, kam ein leises Stimmchen gepresst zum Vorschein und Yuki blickte scheu zu ihm auf.

„Das haben wir... und ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Ich hätte es nicht ertragen dich zu verlieren.“, flüsterte Miki leise und zog Yuki nun richtig auf seinen Schoß, um sich fest an ihn zu schmiegen.

„Warum hast du dein Leben aufs Spiel gesetzt, du Idiot?“, flüsterte der Kleinere nur leise und versteckte sein Gesicht blitzschnell in der Halsbeuge des Anderen.

„Na weil dir sonst hinterher gesprungen wäre. Meine Zukunft ist eine gemeinsame mit dir... ohne dich will ich diesen Weg nicht gehen!“, sanfte Küsschen landeten auf dem blonden Haarschopf und Yuki schnurrte sanft auf.

„Also... ist es wirklich wahr?“

„Was ist wahr?“

„Na was du eben gesagt hast!“, murmelte Yuki leise und blickte wieder auf. Miki war perplex und schaute wahrscheinlich ziemlich dumm aus der Wäsche.

„Was ich... gesagt habe?“, murmelte er wieder und runzelte die Stirn.

„Najaaaa...“, er konnte unter seinem Tränen und dreckverschmiertem Gesicht deutlich merken, wie seine Wangen begannen zu glühen.

„Na... das ich das Liebste für dich bin...“, wisperte Yuki und seine Lippen waren denen von Miki auf einmal so gefährlich nahe.

„Ach das...“

„Mhhh...“, sacht strich Yuki mit seinen Lippen über die des Devils. Es war, als würde er ihn zum ersten Mal in seinem Leben küssen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

„Ja das war wahr...“

„Und... das andere?“, sanft küssten sie sich, Yuki schmeckte Blut und Schweiß, doch es war ihm egal.

„Mhhh?“

„Naja das mit... mit...“

„Das ich dich liebe?“

„Genau...“, nun wusste Yuki, dass er knallrot angelaufen war. „Könntest du das nochmal sagen? Also nur damit ich weiß das ich es mir nicht eingebildet habe!“, flüsterte er und kicherte nervös.

Miki lächelte sanft. Wie süß sein Kleiner sein konnte, wenn er denn wollte.

„Oh mein Schatz... ich liebe dich, mehr als alles andere auf dieser Welt und nichts und niemand wird mich jemals wieder von dir wegbekommen! Ich bin glücklich, dass ich dieses Geschenk noch einmal erleben darf.“, Miki wusste, dass er sicherlich genauso rot geworden war, wie der ehemalige Angel, doch das war so egal.

Wieder trafen ihre Lippen stürmisch aufeinander. Tränen und Blut vermischte sich in ihren Gesichtern, doch war all dies unheimlich nebensächlich geworden.

Wenn man in einer Welt lebte, die von Gewalt geleitet war, musste man sich irgendwann einfach genug vertrauen lernen, um zu wissen, dass der Partner keinerlei Gefahr bedeutete.

Es dauerte lange, schier endlose Minuten, bis Yuki sich keuchend von seinem Freund löste.

Seine Augen schwammen erneut in Tränen, doch dieses mal waren sie von Freude geleitet.

„Ich liebe dich auch, Miki. Ich hätte es dir so viel früher sagen sollen, doch hatte ich Angst, dass es unsere Mission beeinträchtigt! Als du so verletzt wurdest... der Gedanke, dass ich es dir vielleicht niemals sagen kann... es war unerträglich für mich.“, seine Hand glitt sanft über die geschwollene Schläfe des Devilbosses, bis hinunter zu seiner Seite.

Miki zuckte nicht, doch biss er schmerzgeplagt die Zähne aufeinander.

„Ich habe deine Schmerzen spüren können... du hast nicht geschrien, deshalb habe ich es für dich getan.“, flüsterte er leise und schlang seine Arme dann wieder um Miki's Nacken.

„Hast du nicht mal gesagt, dass du an das Schicksal glaubst?“

„Genau und damals hast du mich ausgelacht...“

„Das war ein Fehler... ich glaube unsere Schicksale sind miteinander verbunden!“

Miki lächelte sanft und hauchte einen weiteren Kuss auf die samtigen Lippen seines kleinen Freundes.

„Danke. Wenn du jemals von mir gehst, dann sei gewiss, ich werde dir mein Leben lang folgen und nach dir suchen. Vielleicht flüstert der Wind mir dann deinen Namen zu und ich werde ihm folgen, bis ich dich finde.“, sie lächelten sich an und kuschelten sich einen Moment noch aneinander.

„Der Wind wird nun auch dein Begleiter sein, denn ich werde deine Hand halten, ganz egal wohin er mich trägt!“
 

Sie saßen noch lange so zusammen auf dem Dach. Die Schlacht der beiden Gangs war geschlagen und im Grunde wollten beide noch nicht die Augen vor der Realität öffnen. Sie wussten, es würde Verluste gegeben haben.

Beide wussten, dass Freunde und Verbündete für sie gestorben und verletzt worden waren.

Und sie beide wussten, dass eine viel schlimmere Wunde noch von ihnen zugefügt werden würde.

Denn sie hatten sich versprochen diese Welt zu verlassen. Hatten geschworen ein neues Leben fernab von Krieg und Gewalt zu beginnen.

Zusammen, als Paar und als Familie. Mit ihrer kleinen Tochter, die sie im Grunde erst zusammen geführt hatte.

Yuki war sich sicher, dass er mit Miki an seiner Seite nie wieder einsam sein würde. Er wusste auch, dass es am Ende die richtige Entscheidung war weiter zu leben.

Alle Verluste, die sie im Laufe ihres Lebens erlitten hatten, hatten ihnen tiefe Narben auf der Seele zugefügt, doch Miki würde sie heilen... mit jedem Lächeln und jedem Kuss, da war Yuki sich sicher.
 

Sie hatten es geschafft. Sie hatten Aki bekämpft und im Grunde war Yuki der neue Anführer der Angels geworden, denn er hatte den Boss getötet, welcher die Gruppe angetrieben hatte. Doch das war garnicht in Yukis Sinne, dass er die Bande weiter führen wollte.

Er wollte gar nicht mehr Kämpfen und noch weniger wollte er eine Gruppe anleiten, dessen einzigster Sinn es war, zu kämpfen.

Und da Miki, welcher ihm immerhin geholfen hatte Aki los zu werden, schon eine Bande anleitete, konnte dieser den Platz ebenso wenig annehmen.

Yuki hatte allgemein andere Pläne mit Miki geschmiedet, weswegen sie nachdem der Tod von Aki bekannt gegeben war beschlossen, die Banden sich selber zu überlassen.

Yuki wie auch Miki wählten einen neuen Anführer aus, welcher von nun an die Bande leiten würde. In Mikis Falle war es Kazuya, welcher das Oberhaupt ablösen sollte. Er vertraute seinem besten Freund und auch darauf, dass er die Bande in Mikis Sinne weiter führen würde.

Dieser willigte in dessen Pläne sofort ein und ließ sich alles weitere erklären, was mit der Bande zu tun hatte und worauf bisher immer nur Miki Einsicht gehabt hatte.

Yuki hingegen hatte es etwas schwerer. Er war der Mörder ihres Anführers, er war derjenige, der die Seiten gewechselt hatte.. keiner der Angels wollte noch mit ihm zu tun haben, dennoch wählte er einen der Angels aus und überließ sie einfach sich selber. Er hatte keine Ahnung, in wie fern Aki die Angels angeführt hatte oder Pläne für die Zukunft hatte. Aber das war ihm auch so ziemlich egal, denn er hatte für sich selber Pläne, die es galt, in die Tat umzusetzen.
 

Sayaka war nach einer guten Woche wieder zu ihrem Vater zurückgekehrt und wurde gleich in die weiteren Pläne eingebunden.

Sie war total aus dem Häuschen, als ihr Papa und Yuki ihr erzählten, dass sie wegziehen würden, an einen schöneren Ort wo sie dann in den Kindergarten gehen konnte, den es hier ja leider nicht gab. Und wenn dann hatte Miki immer Angst gehabt, die Kleine dahin gehen zu lassen, weil es viel zu gefährlich gewesen wäre, schon alleine wegen der Spitzel, welche es nur auf Mikis Schwachpunkt abgesehen hatten.

Deswegen war das kleine Mädchen darüber noch viel mehr begeistert, doch lag ihre nächste Frage auch gleich darin, ob Yuki mitkam.

Der Blonde fand es einfach süß, wie sie sich auch um ihn sorgte und immer darum bemüht war, ihn nicht außen vor zu lassen.

Wenige Monate später zogen sie von Tokyo nach Yokohama, schön in eine Gegend wo man schnell ans Meer gelangen konnte.

Ihr Häuschen war in einer sehr ruhigen Gegend gelegen, wo aber dennoch Kinder wohnten, mit denen Sayaka spielen konnte. Das war den beiden Männern schon wichtig gewesen bei der Auswahl ihres neuen Heims, das Sayaka wenigstens jemanden zum spielen hatte und das sie nicht mehr so alleine war.

Das war nun auf jeden Fall der Fall, denn die beiden Männer hatten IHRE Tochter, wie Miki sie immer so schön titulierte, schon seit Stunden nicht mehr gesehen, dabei sollte sie erstmal ihre Kisten zu ende auspacken.

Aber wie Kinder nun mal waren, suchten sie immer eine Ausrede, um sich schnell verdrücken zu können.
 

„Ich fass es nicht, dass sie es wirklich geschafft hat, sich aus dem Haus zu schleichen..“, murrte Miki kleinlich und sah aus der Haustür.

„Ach lass sie doch, sie ist noch ein Kind, sie will auch spielen.“

„Das kann sie, wenn sie zu Hause fertig ist.“

Yuki lachte leise und räumte gerade ein paar Bücher in ein Regal im Wohnzimmer.

„So sind Kinder nun mal. Hausarbeit ist nicht ihre Stärke. Woher sie das nur hat?“

Miki grunzte leise und ging darauf garnicht ein. Pff, er hatte seine Pflichten immer zu Hause erfüllt.. naja, zumindest jetzt, wie es als Kind war, wusste er selber nicht mehr.

„Die soll sich heute Abend mal nach Hause trauen.“

„Und was willst du dann tun? Ihr wieder eine Standpauke halten, wie an dem Tag, wo sie ihre Klamotten einpacken sollte, als wir umgezogen sind?“

„Wenn du nicht dazwischen gefunkt hättest und mit ihr einen Kakao getrunken hättest, dann hätte es auch gefruchtet mein Freund.“

Yuki grinste breit.

„Glaubst du?“

„Hmmmh JA!“

Yuki begann leise zu lachen und stand aus seiner hockenden Position auf und sah aus der Wohnzimmertür auf den Flur, wo Miki gerade die Haustür schloss.

„Du erlaubst ihr sowieso viel zu viel. Du verwöhnst sie total.“, murmelte Miki leise und drehte sich zu seinem Freund um.

„Ich hatte bisher ja auch niemanden, den ich so verwöhnen konnte. Ich muss ein paar Jahre nachholen.“

„Dann tu das bei mir und überlass die Erziehung ihrem Vater.“

„Achso, jetzt bist du alleine ihr Vater, ja?“

Miki grunzte.

„Nein, aber..“

„Dann lass mir auch meine Erziehungsmethoden. Du hast mich immerhin zu ihrem zweit-Papa auserkoren.“

„Aber das heißt doch nicht, das du mir ins Wort fallen musst.“

„Nein, das nicht, aber ich mags nicht, wenn du so streng mit ihr bist.“

Miki zog eine Schnute und trat näher an Yuki heran, welcher noch immer am grinsen war und locker im Türrahmen lehnte.

„Wieso müssen wir eigentlich immer aneinander geraten?“

„Weil du mit meiner Ansichtsweise nicht zurecht kommst?“

Miki lachte leise.

„Oder du mit meinen Erziehungsmethoden..“

„Oder das.. aber sieh es positiv, jetzt wo sie erstmal draußen ist.. kann ich dich ein bisschen verwöhnen, wie siehts aus? Immerhin meintest du, ich solle dich verwöhnen, anstatt sie.“, schnurrte Yuki leise und legte locker seine Arme um den Nacken seines Freundes und grinste diesen wieder zuckersüß an.

Das ließ Miki sich doch kein zweites Mal sagen.

„Das klingt doch gleich besser..“, hauchte er leise und haschte nach Yukis Lippen, welcher leise kicherte und seinen Kopf etwas nach hinten lehnte.

„Und was ist, wenn unsere Tochter nach Hause kommt?“

Miki lachte leise.

„Achso.. hmmh.. sagen wir.. es ist nen vorgezogener Bio-Unterricht. Sie wird das schon verstehen. Außerdem.. wer weiß, wie viel sie wirklich schon weiß. Wir sind ja nicht gerade leise bei dem, was wir tun. Von daher könnte ich mir auch sehr gut vorstellen, das sie schon Bescheid weiß.“

Yuki grinste und schnurrte leise.

„Achso.. da lässt du die Erziehung lockerer angehen, aber wenn ich mit unserer Tochter einen Kakao trinken will, machst du einen Aufstand.“

Miki grunzte leise.

„Na und, lass mich doch.“

„Tu ich auch.. du bist einfach süß, wenn du dich aufregst, ich sollte dich öfters mal ein bisschen anstacheln.“

„Du kannst es auch sein lassen. Außerdem, war hier nicht gerade die Rede davon, das du mich verwöhnen wolltest?“

Yuki gackerte leise und sah Miki wieder lieb an.

„Klar.. lass uns nach oben gehen, okay? Dann bin ich auch ganz lieb zu dir..“

„Oh ich liebe es, wenn du sowas sagst..“

Yukis grinsen wurde etwas breiter.

„Und ich liebe dich.. und am meisten wenn du stöhnend über oder unter mir liegst.“

„Ich liebe dich auch.. und um dir zu beweisen, dass ich das tu, sollte ich dir vielleicht deinen Wunsch erfüllen.“, lachte er frech und schulterte sich Yuki jetzt einfach mal kackendreist und entführte diesen nach oben.

So ließ sich Yuki doch nur zu gern entführen. Er liebte diesen Mann und er wusste, das seine Liebe nur zu gern erwidert wurde.

Er war glücklich in seiner Familie, mit seinem Freund und seiner kleinen Tochter.

Jeder neue Tag war wie ein neues Geschenk für ihn, welches er immer wieder in vollen Zügen auslebte.

Nie hätte er gedacht, das er jemals aus seiner Trauer um seine tote Freundin wieder herauskommen würde und er wusste, das es Miki darin genauso ging. Sie hatten sich beide gegenseitig irgendwie geholfen, hatten sich beide aus der Einsamkeit gezogen und hatten beide ihre Vergangenheit hinter sich gelassen, um etwas neues zu erschaffen.

Und das war ihnen, bis hierher, auf jeden Fall sehr gut geglückt und sie würden alles dafür tun, das es auch so weiter ging.
 


 

ENDE!



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  Len_Kagamine_
2013-03-23T18:02:40+00:00 23.03.2013 19:02
so jetzt Schafe ich auch endlich das kommi *__*
habe sie heute um 5 Uhr morgens durch gehabt xDD den die habe ich richtig schlimm gesuchtet ^^ ich konnte einfach nicht auf hören xDD
am 22.3. habe ich sie angefangen und habe von 00 Uhr bis 7 Uhr morgens gelassen xDD und dazu muss ich auch noch sagen das hat selten eine ff geschafft das ich mir ihr die nach durch mache ^^ denn ich hab gar nicht bemerkt wie die zeit verging habe es erst gemerkt wo ich gesehen habe das es draußen hell wird xDD und ich habe nicht schlecht gestaunt und dem Zeitraum habe ich kp 1-7 geschafft hätte mehr geschafft wenn ich wegen meinem rücken nicht zwischen durch pause hätte machen müssen xD dann konnte ich noch mal um 13 Uhr bis 15 Uhr weiter Lessen habe in der zeit kp 8 - 9 geschafft ^^ dann am 23.3 habe ich weiter gelesen um 0,00 Uhr an gefangen und bis bis 5 Uhr kp 10 - 15 gelesen und ich war zu müde da direkt das kommi zu machen und habe über den tag das kommi geschrieben xDDD weil ich so viel im Kopf hatte was ich schreiben wollte ^^ und die ff ist auf jeden Fall meine Lieblings ff von die alleine weil es so ein ernstes Tema ist was es leider wirklich gibt

und jetzt zu der ff selbst
ich weis gar nicht wo ich anfangen sol xD
mir schwirrte so viel im Kopf rum was ich schreiben will xDD

sie hart einfach alle
ich musste: lachen, weinen,
ich hatte: angst, mitleid, Wut
ich habe mich: geärgert, gefreut Gänseheut bekommen
und ich musste manchmal vor mich hin grinsen XD

ich konnte mich auch richtig in die ff rein versetzen und so was liebe ich ich habe mir das richtig bild lich vor gestellt wie das alles passiert und das ist einfach nur geil
und ich fand es toll das du mir dem Tema geschrieben hast den so was gibt es ja leider wirklich -.- vor allem so wie es bei den Angel abgelaufen ist -.-
und was ich noch toll fand ist die meisten stellen sich so was nur mit Schießerei und so vor und ich fand es bei dir toll das es nicht so war das sie da eher mit waffne gekrampft haben als mit einer Pistole ausehr das feige Schwein von Aki ich hasse ihn
ich konnte einfach nur mit den beiden mit fühlen das hat mir teil richtig Gänsehaut bereitet
und ich musste so oft weinen das habe ich selten bei einer ff das ich so weinen musste das ich Pipi in den Augen bekomme geht leichte aber das ich richtig weine nicht denn ich musste manchmal die ff stoppen und mich erst mal wider beugen damit ich weiter Lessen kann

alleine die stelle wo er Yuki eingeapert hat und er da am rum toben war und nicht mehr als nur seine Freiheit wollte musste ich weinen und wo er dann nichts gegessen
oder wo man erfahren hat das Aki dieser ......... in missbraucht hat ich hätte ihn in dem Moment einfach an liebsten die Eier abgeschnitten und gequält und so oh ja wie gerne hätte ich das gemacht * dreckig lach* XD
oder wo beide sich ihre vergangen heilt erzahlt haben also von Kira & Kaede
und wo Sayaka entführt worden ist von Missgeburt (Aki) denn ich hatte so eine angst um sie und auch um Miki und Yuki zu erst hatte ich ein ganz doofes Gefühl das einen von ihnen irgend etwas passiert vor allem wo Yuki die Pistole an seinem Kopf hatte ich war so am heulen um mein Herz tat mir weh und ich habe die ganze zeit gebettet das ein wunder passiert und Alls dann der Schuss Kamm konnte ich nicht mehr und ich habe schon in meinem inneren Auge gesehen wie Yuki zu Boden geht und wo es dann nicht passiert ist war ich so erleichtert mir viel ein stein vom herzen das Miki noch rechtzeitig gekommen ist und ihn gerettet hat
und das ende war das schlimmste wo Aki Yuki mit sich gerissen hat ich hatte so einen heul Fläch das hat ich in der ganzen ff nicht mein Herz ist stehen geblieben ich habe auf gehört zu atmen und habe einfach den bild schirm angestarrt und dann ganz schnell wider weiter gelesen und und ich war so erleichtert wo Miki ihn noch zu fasen bekommen hat und er wider auf dem dach war

um so schöner fand ich die stellen wo er sich immer mit Sayaka unter halten hat und sie keine vorurteil ihn gegen über hatte und es sogar geschafft hat das er wider was ist und trinkt sie war immer so niedlich *smile* ich liebe sie *smile*
oder wo sie sich stück für stück immer mehrer klammen und Yuki gemerkt hat das Miki nett ist und nicht nur so tut um seinen Wielen zu bekommen so wie Aki Ò__Ó
oder gewallt an wendet
oder wo sie miteinander hatten und Yuki es genossen hat *___* und ich muss sagen du hast das kp auch wunder schön geschrieben
und durch Miki erlebt hat das das auch schön sein kann das war so toll den ab da wurde er auch immer weicher also stück für stück
welche Stele auch noch schon war wo Yuki endlich wider draußen war und er einfach nur den wind genossen hat ich habe mir das richtig vorgestellt und ich fand er sah in dem Moment wirklich wie eine Engel aus *___* da oben auf dem dach :3
was ich auch toll fand ist wo Miki sich um Yuki gekümmert hat weil er krank geworden ist das war so süüß alleine die stelle wo er am bett eingeschlafen ist
oder wo Yuki ihn erlaubt hat das er neben ihn schlafen darf und sie sich einfach nur unter halten haben
was auch noch toll war wo Miki zu seinen Leuten gesagt hat das sie seine liebsten beschützen sollen und Yuki dann gesagt hat das er jeden einzelnen suchen würde wenn sie Miki nicht beschützen das war so toll *__*
ich bin auch so froh das er Miki nicht umgebracht hat sonst wäre er nie von Aki los gekommen
apropro Aki ich bin so froh das dieser arsch endlich tot ist er das bekommen was er verdient hat *__*
ich fand es auch immer geil wie die beiden sich an gezickt haben xDD vor allem wie reuig Miki immer blieb ^^
und das ende war einfach nur toll das sie jetzt endlich ein freies leben ohne Banden leiben konnten und ohne angst zu haben das jeden Moment was passieren kann

so das Wars dann auch ^^
und ich hoffe du freust dich über mein Roman von kommi xDD
ich glaube noch nie habe ich so ein langes kommi gemacht xDD
aber das war so viel was ich schreiben wollte und sorry das alles so durch einander ist aber so habe ich es am besten hin bekommen ^^ und ich freue mich schon wen was neues von dir kommt
so das Wars jetzt wirklich ^^
Von:  Hikachan
2012-08-16T11:32:09+00:00 16.08.2012 13:32
kyaaaaa *__*
Das ist so eine tolle FF q-q
Zwar war sie verdammt traurig zwischendurch aber dennoch so verdammt schön TAT
Und so ein schönes Happy End °^°
Ehhh.. x'D Ich hab so mitgefiebert, dass es so toll wird *_*
Von: abgemeldet
2012-03-20T19:07:33+00:00 20.03.2012 20:07
Endlich hab ich Zeit das Kapitel zu lesen
das letzte, leider Q.Q

Ich hab so mitgelitten, als Aki Miki verletzt hat ;__;
Und für einen Augenblick dachte ich echt, ihr lasst Yuki da vom Dach fallen.
Ich hatte echt Tränen in den Augen! (das ist mir bei ner FF noch nie passiert!)
Aber ich bin froh, dass Miki und Yuki endlich ihr wohlverdientes Happy End haben.

Vielen vielen Dank für die tolle FF, schade dass sie schon vorbei ist
Ich freu mich schon auf das, was sonst noch so von euch kommen wird! :3
Von: abgemeldet
2012-03-11T22:04:20+00:00 11.03.2012 23:04
So, die ganze FF in 2 1/2 Tagen gelesen xD
Ich muss sagen, ihr könnt wirklich toll schreiben!
Und die Story ist auch der Hammer, die FF gehört auf jeden Fall zu meinen Top 3 Lieblingsffs!
Und ich kann gar nicht verstehen, warum ihr so wenige Kommentare bekommt, richtig schade .___.
Ich bin grad zu müde um noch etwas kreatives zu schreiben [außerdem brauch ich ne gute Ausrede, warum ich meine Hausaufgaben nicht hab]
Ich bin schon gespannt wie es weitergeht ^__^

Von: abgemeldet
2012-03-09T21:20:57+00:00 09.03.2012 22:20
Ihr zwei habt ja wirklich mega viel geschrieben :D
Aber das heißt nicht, dass es, wie in anderen FFs, mit der Zeit langweilig wird. Ich find die Story bis hierhin echt toll und würd echt gern weiterlesen, wenn ich jetzt nicht schlafen gehen müsste...! xD
Aber ich bin echt gespannt, wie es weitergeht~ :3
Von:  Ling_LingChan
2012-01-14T13:15:57+00:00 14.01.2012 14:15
Die story ist echt gut^^
Bei den Lebensgeschichten musste ich heulen...

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel.
Immer weiter so^^


Von: abgemeldet
2012-01-11T18:01:26+00:00 11.01.2012 19:01
Das war wieder ein schönes Kapitel mit ganz vielen niedlichen Momenten. <3
Ich finde es toll, dass Yuki sich immer mehr öffnet, doch ich frage mich... wann greifen die Angels denn endlich ein? Ich denke nicht, dass Aki begeistert ist.. dass sein 'bester Mann' im Kampf und im Bett (XDD) einfach so fehlt?
Wird noch ein großer Bandenkrieg kommen? *______*
Von: abgemeldet
2011-12-24T00:32:40+00:00 24.12.2011 01:32
Ich finde deses Kapitel durchaus sehr schön geschrieben. <3

Ich wusste es und lag verdammt richtig.. ihr beiden seit einfach einer der talentiertesten Schreiber, die es gibt. ♥

Diese Story ist so einzigartig.. und was mir besonders positiv erscheint ist die Sache mit der Verhütung. Denn 99% der FF'ler vergessen diese Tatsache gerne mal. Ich finde es sehr gut, dass dies mit einbezogen wurde.

Die beiden sind durchaus ein sehr niedliches Paar, dennoch ist die Verwirrung im Anschluss auch nachvollziehbar.. vor allem bei Yuki. Er hängt ja immer noch sehr an seiner kleinen Kira.

Aber Glück hatten die beiden alle Mal! Denn Sakaya hat schön brav weiter geschlafen und ist nicht einfach so herein geplatzt.
Ich bin gespannt wie es weiter geht. <3

Oh Gott, nicht konstruktiv, was? XD
Aber ich denke, du verzeihst mir? Es gibt einfach nie etwas zum Meckern. <3

Ich hab dich lieb. ♥

Ruki. ♥
Von: abgemeldet
2011-12-17T14:29:24+00:00 17.12.2011 15:29
(╯°□°)╯︵ ♥︵ ♥︵ ♥︵ ♥

ALSO!!
Der Grund Kazes hatte mich überrascht. Es ist alles wirklich nachvollziehbar.
Schritt für Schritt wird vieles klarer... und ich kann Yuki irgendwo verstehen.
Doch was mich nun ganz aus der Bahn geworfen hat, war das Ende des Kapitels. Ich hätte nicht gedacht, dass es soweit kommen wird. Aber süß ist es schon. <3
Und.. und du hast an einer besonders bösen Stelle aufgehört.
Wie wirds weiter gehen? Ich vermute, dass Yuki Miki auf Abstand hält und ihn weg stößt. Aber es kann natürlich auch sein, dass Yuki sich nun auf Miki noch mehr einlässt.. oh Gott, so viele Fragen und Vermutungen und... ich muss bis nächsten Donnerstag warten. Wie gemein. v_v

Von: abgemeldet
2011-12-08T15:42:23+00:00 08.12.2011 16:42
Eine sehr interessante Entwicklung der Story.
Ich finde es toll, dass Kaze endlich ein wenig ''handzahm'' wird.
Irgendwo ist er total niedlich, weil er so zickig ist. Das macht seinen Charakter aus. Ich finde auch die Sticheleien zwischen Miki und Kaze recht amüsant. *-*
Und langsam bahnen sich in Miki Gefühle für Kaze an, hm? <3

Wieder ein richtig tolles Kapitel.




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