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Walk through the Fire

von

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Kyoutei (Vereinbarung)

Kapitel 5: Kyoutei

(Vereinbarung)
 

Miki war 4 Tage später mit unverschämten Kopfschmerzen aufgewacht und selbst nach 2 Aspirin hatten sie sich nicht gelegt.

Nun saß er hier in seinem Büro vor einem Stapel Akten und strich sich seufzend über die Stirn.

Er hatte seine Gang schon beinahe aus den Augen verloren, weil er sich nur um Kaze kümmerte.

Immerhin hatte der Blonde endlich seinen Widerstand aufgegeben und etwas gegessen. Allerdings tat er dies nur, wenn Sayaka ihm gut zuredete. Das passte Miki nicht so ganz, weil er es nicht so gerne sah, dass seine kleine Tochter ihr Herz mehr und mehr an den Killer der Angels verschenkte.

Zumal es für Miki offensichtlich war, dass Kaze ihn tot sehen wollte. Nicht das er sich einen Reim darauf machen konnte...

Leise seufzte er aus. Schon wieder schweiften seine Gedanken ab. Warum nur ging ihm dieser Junge nicht mehr aus dem Kopf?

Er hatte langsam das Gefühl besessen zu sein. Kaze füllte seine Gedanken nach dem Aufstehen, vor dem schlafen gehen und über den Tag verteilt schlich er sich auch immer wieder in den Kopf des Dunkelhaarigen, wenn er nicht gerade vor der Zelle des Blonden stand und versuchte irgendetwas brauchbares aus ihm heraus zu kriegen.

Aber bisher hatte er nicht allzu viel aus dem Anderen heraus bekommen. Er aß nur Fast Food, so viel stand fest.

Denn während er die Mahlzeiten, die sein Koch zubereitete immer verschmähte, nahm er dankbar die Süßigkeiten und Onigiri und diverse andere Snacks für zwischendurch von Sayaka an.

Vielleicht kannte der Blonde nichts anderes von den Angels her. Ihn wunderte es nicht, so unkultiviert, wie sie sich immer verhielten.

Wieder entkam seinen Lippen ein leises seufzen und er schüttelte seinen Kopf. Wie nur sollte er sich um die Angelegenheiten seiner Bande kümmern, wenn er doch noch immer nach Kaze suchte.

Was ihn allerdings schon stutzig machte war, dass bisher keinerlei Gegenangriff der Angels erfolgt war. Wusste Aki denn nicht, dass Miki den Blonden gefangen hatte? Oder war er ihm so egal, dass er stumm abwartete, bis sein bestes Pferdchen im Stall sich wieder befreit hatte?

Oder aber... lief Kaze des öfteren mal weg und kam erst Wochen später wieder zurück? Immerhin fristete er sein Leben schon eine Woche in dem dunklen Kellerräumchen der Devil's.

Und er hatte immer noch nicht geduscht... irgendwie stieß es Miki ab. Außerdem roch es langsam aber sicher ein wenig muffig.

Er musste ihm irgendwie behilflich sein, was schon wieder ein Witz war, denn Kaze war wohl der letzte Mensch der Welt, der seine Hilfe willkommen heißen würde.

Dennoch drückte er einen Rufknopf, der kurz darauf einen seiner Mitarbeiter auf den Plan treten ließ.

„Miki-kun, was gibt’s?“

„Bitte mach Meldung, dass die Devil's sich vorerst aus allen Bandenkrieg-Attentaten heraus halten werden. Wir sollten endlich einmal mit gutem Beispiel voran schreiten und den Anderen zeigen, dass wir auch friedlich miteinander leben können.“

„Ich bin da ja ganz deiner Meinung, aber die Angels....“, Miki hob seine Hand. „Wir halten seit einer Woche ihren besten Mann gefangen. Glaubst du nicht, dass sie uns schon längst angegriffen hätten, wenn es sie irgendwie interessieren würde?“, murmelte er leise und sein Mitarbeiter ließ schweigen den Kopf hängen.

Miki war klar, dass er nicht seiner Meinung war, doch war es nicht wichtig. Schließlich war er hier der Boss.

„Außerdem will ich Frieden für unsere Kinder schaffen. Wir haben sie lange genug der Gefahr ausgesetzt ihre geliebten Familienmitglieder zu verlieren.“, sein Blick ging einen wehmütigen Moment zu Sayaka herüber, die mit ihrer neuen Barbie und dem dazugehörigen neuen Pferdestall inklusive Pferd und Reiterbarbie spielte. Wären sie damals schon so weit gewesen, zu akzeptieren, dass Macht und Ruhm nicht alles war, dann würde Kaede noch leben.

Sayaka hätte ihren Vater noch und Miki... ja... er wäre wahrscheinlich noch immer der heimliche Geliebte. Nicht das er sich beschweren wollte, doch hatte er zu der damaligen Zeit oft gelitten. Verliebt in den besten Freund, hatte er lange Zeit gedacht dieses Gefühl wäre unerwidert.... doch irgendwann in einer Nacht in der sie sich wieder gestritten hatten... war Kaede zu ihm gekommen.

Im Nachhinein wünschte er sich diese Zeit zurück. Lieber der unbefriedigte Liebhaber, als zurück gelassen, von dem Menschen, den er auf der Welt am meisten geliebt hatte.

„Ehm Miki...“, er schrak hoch und blickte seinen Mitarbeiter verwirrt an.

„Ja?“

„Ich gehe dann, okay?“, er nickte nur und drehte seinen Kopf wieder seiner kleinen Tochter zu.
 

An manchen Tagen überkam ihn die Sehnsucht. Wie sehr hätte er sich gewünscht, dass Kaede sie hätte aufwachsen sehen. Damals hatte er sich angeboten, den Auftrag auszuführen, doch Kaede hatte gemeint, er wäre zu wichtig. 'Miki du darfst nicht verloren gehen. Diese Gang wird dich eines Tages mehr brauchen als mich', das hatte er gesagt, bevor er ihn noch ein letztes Mal geküsst hatte...

Wehmütig strich er sich über die Lippen. Bis zu dem Abend, an dem er mit Kaede im Bett gelandet war, hatte er noch nicht einmal wirklich gewusst schwul zu sein. Die Verliebtheit hatte er oft versucht als tiefe Verehrung abzutun, doch wuchs das Gefühl in ihm stetig an.

Und dann war es vorbei gewesen, noch bevor es wirklich hätte anfangen können.

Kaede starb bei dem Versuch einen Angel zu retten, welcher während eines Kampfes zwischen den Devils und den Angels von einem Haus abgestürzt war. Kaede hatte ihn noch rechtzeitig auffangen können und wieder auf das Dach zurück ziehen können.

Leider hatte er dabei zu viel Zeit verloren. Sie waren umzingelt worden und schlussendlich hatte er ihn erschossen... Aki... der zu der Zeit noch nicht der Boss der Angels war.

Miki seufzte leise auf und stand auf. Sanft strich er Sayaka durch die Haare, welche verwundert zu ihm aufblickte.

Sie wusste nicht einmal, dass sie einen anderen Vater hatte. Aki hatte sich nicht nehmen lassen, den toten Boss der Devils persönlich vor ihrer Türe abzulegen... damals drohte die Welt von Miki einzustürzen... Wie sehr hatte er geschrien, den Leichnam seines Geliebten in den Armen gehalten und versucht ihm einen Teil seines eigenen Lebens zu geben... doch Kaede hatte seine Augen für immer geschlossen.

Später hatte Aki, auf irgendeinem verrückten Machttrip dann den damaligen Boss der Angels erschossen und seinen Platz eingenommen.

Seitdem war die Fehde zwischen ihren Banden nur noch mehr eskaliert. Miki war zu sehr in seiner Trauer versunken, um die Gang zu übernehmen, selbst wenn er der direkte Nachfolger von Kaede war.

Er hatte zu viel damit zu tun, sein letztes Versprechen zu erfüllen... 'Miki, sollte mir jemals etwas zustoßen... bitte ich dich Sayaka zu dir zu nehmen und sie aufzuziehen und zu lieben wie dein eigenes Kind. Lass sie nicht bei ihrer Mutter, denn damit wäre ihr Leben verwirkt. Sollte ich jemals von dir gehen, bitte weine nicht um mich, sondern werde glücklich mit unserer Kleinen und dem Mann, der irgendwann überraschend in dein Leben tritt und meinen Platz einnimmt.', das hatte er gesagt und Miki danach geküsst, wie er ihn im Leben nie wieder geküsst hatte. Zu der Zeit war Sayaka gerade ein paar Wochen alt und noch viele glückliche Monate lagen vor ihnen.

Miki hatte bis zuletzt nicht vermutet, dass er dieses Versprechen jemals einhalten musste.

Doch schneller als er wollte, als er jemals geglaubt hatte, war er ganz alleine. Sehr lange hatte er sich mit dem kleinen, zarten Kind abgekapselt und seine Bande sich selbst überlassen.

Erst als der Frühling schon längst wieder ins Land zog und es seine Tochter nicht mehr im Haus hielt, begann sich wieder Leben in ihm zu rühren.

Kaede hatte nichts im Haus gehalten, sobald die ersten warmen Sonnenstrahlen den Schnee schmolzen. Es war, als würde er mit den ersten Frühlingsblumen aufgehen und erst wieder zur Ruhe kommen, wenn der Herbst sich dem Ende neigte.

Schon immer hatte ihn diese Rastlosigkeit und Energie inspiriert.

Und auch in jenem Frühling war es, als wenn er im Rascheln der Bäume eine leise Stimme flüstern hörte, die ihm zu raunte, dass er sich nicht verstecken musste.

Miki schluckte schwer.... von dem Tag an, war er zum Oberhaupt der Devils geworden und führte sie genauso, wie Kaede es getan hätte.
 

„Papa was hast du denn?“, Sayaka, die immer instinktiv spürte, wenn es ihm nicht gut ging war aufgestanden und hatte ihre kleinen Hände in seine größeren geschoben. Sanft lächelte er und zog sie ein wenig zu sich herauf.

„Gar nichts... ich habe nur an einen sehr alten Freund gedacht.“, murmelte er leise und beugte sich herab um ihr einen kleinen Kuss auf die Nase zu geben.

„Jemand, der dir sehr ähnlich war mein Schatz!“, das stimmte. Nicht nur, dass Kaede's Augen ihn immer wieder aus denen der Kleinen anblickten... nein ihr ganzer Charakter ähnelte seinem Geliebten so sehr, dass es beinahe schon wehtat lange in ihrer Nähe zu sein.

Vielleicht lag es genau daran, dass sein Herz ganz und gar nur für Sayaka schlug. Miki war sich sicher, dass er niemals jemand anderen lieben könnte.

Sie zog ein kleines Schnütchen und rieb sich sanft die Nase... „Und ich kenne diesen Freund nicht?“, Miki schüttelte den Kopf. „Nein... er ist hinaufgestiegen... in die Wolken, da warst du noch ganz klein.“, wieder schluckte er schwer und versuchte sich seine Sehnsucht und Trauer nicht anmerken zu lassen.

„Ist er nun ein Engel?“, Miki nickte. „Ja mein kleiner Schatz... er ist ein Engel und in der Nacht sitzt er auf seinem Stern und wacht über uns.“, das kleine Mädchen lächelte wieder und nickte, bevor sie sich wieder ihren Barbies zuwandte.

Wie einfach sie zufrieden zu stellen war. Miki lächelte.

„Schatz ich werde Kaze noch einen Besuch abstatten!“

„Oh...“, sofort blickte sie wieder auf. „Darf ich mit?“

„Dieses Mal nicht.“, sie verzog sofort ihre Schnute, doch Miki grinste. „Er soll duschen gehen, glaubst du er würde sich gerne vor einer kleinen Lady ausziehen?“

Sayaka schüttelte ihren Kopf und kicherte verhalten.

„Siehst du... also warte schön hier und spiel noch ein wenig mit deinen Barbies.“
 

Miki wanderte wieder in den Keller, wo Kaze schon auf dem Bett saß und scheinbar auf ihn zu warten schien.

Jedenfalls begann er zu grinsen, als er den Chef der Devils sah. „Ich hatte schon gedacht du kommst heute gar nicht mehr.“, säuselte er kalt und stand sofort auf. Manieren hatte er dem Blonden ja schon irgendwie beigebracht.

„Hast du mich schon so sehr vermisst?“

„Unheimlich...“, Kaze's Stimme tropfte nur so vor Sarkasmus. „Nein im Ernst, was willst du schon wieder? Hast du als Boss so wenig zu tun, dass du mir den ganzen Tag auf die Nerven gehen musst?“, seine Kräfte waren weitestgehend wieder hergestellt, was wohl an Sayaka und dem verdammten Fast Food liegen musste, dem er einfach nicht widerstehen konnte. Immerhin war es vertraut... ein Stückchen Freiheit, wenn er schon nicht den Wind fühlen durfte.

„Nein... ich sorge mich.“, auf einmal wirkte der Devil wieder so ernst und Yuki, wurde wie so oft in letzter Zeit unbehaglich zumute. Er verstand noch immer nicht warum er noch immer in dieser Zelle steckte. Miki hatte ihn nur ein einziges Mal geschlagen und das, weil er geflüchtet war.

Ansonsten hatte er ihn wieder und wieder vor waghalsigen Aktionen, die wahrscheinlich zur damaligen Verfassung sein Leben gefordert hätten bewahrt. Auch wenn Yuki den Chef der Devils in diesen Momenten noch viel mehr gehasst hatte, als sowieso schon, war er ihm im Endeffekt dankbar.

„Du musst dir keine Sorgen machen... ich bin erwachsen.“, fauchte er leise und drehte dem Dunkelhaarigen wieder den Rücken zu. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass seine Worte nicht halb so garstig klangen, wie er es wollte.

„Das weiß ich... dennoch... ich weiß genauso, dass dein Leben bei den Angels kein Zuckerschlecken ist.“, wieder tastete der Dunkelhaarige nur vorsichtig an, doch es reichte, um Yuki wieder zum herumwirbeln zu bringen.

Aggressiv schlug er seine Hände gegen die Gitterstäbe und blickte seinem Widersacher fest in die Augen.

„Und was willst du dagegen tun? Mich da raus holen?“, er lachte hohl auf und schüttelte fast schon wie wahnsinnig seinen Kopf. „Oh nein... ich vergaß, dass hast du ja bereits oder? Der edle Retter Miki... Gott du kotzt mich so an.“, am Liebsten hätte er dem Anderen ins Gesicht gespuckt, einfach nur, weil er so verdammt ruhig blieb. Noch nicht ein einziges Mal hatte er sich von Yuki genug reizen lassen, um ihn anzuschreien. Warum nur, blieb er so cool verdammt?

„Naja...aber wenn man es mal von deiner Seite aus betrachtet.. warum verteidigst du die Angels noch, wenn sie sich einen Scheiß darum kümmern wo du bist? Glaubst du ich würde einen meiner Männer eine Woche lang bei den Feinden sitzen lassen, ohne wenigstens zu versuchen ihn zu befreien?“, Miki lächelte und Yuki senkte geschlagen den Kopf. „Nein... das ist das letzte was ich mir bei dir vorstellen kann!“, fauchte er und hasste sich selbst, dafür, dass er sich eingestehen musste, dass Miki recht hatte.

„Siehst du Kaze... und dasselbe würde ich auch für dich tun, sollten sie dich verletzten.“, wieder lachte er hohl auf. „Was willst du von mir? Das ich zu den Devil's übertrete? Bist wohl ganz scharf darauf einen Kämpfer wie mich zu haben was?“, hauchte er und versuchte wieder vergeblich bösartig zu klingen.

Doch Miki ließ sich noch immer nicht aus der Ruhe bringen. „Ich lege überhaupt keinen Wert auf Kämpfe... man kann darin nur verlieren. Ich habe alles was ich hab in einem Kampf verloren und ich kann mir vorstellen, dass es dir ähnlich ergangen ist, Kaze.“, Yuki schluckte. Auch Miki hatte etwas verloren? Durch einen Kampf in einer Bande? Wie viel mochte dieses 'alles' sein?

Und warum zur Hölle stellte er schon wieder Verbindungen zwischen ihm selbst und sich her?

Yuki knurrte leise. „Was weißt du schon huh?“

„Nicht viel... aber ich bin neugierig.“, seine zierlichen Finger umschlossen die Gitterstäbe seiner Zelle und er starrte Miki aus unergründlichen Augen an. „Das sieht dir ähnlich... willst meine Geschichte hören ja? Und dann? Wirst du mich in den Arm nehmen und streicheln und mit ein tröstendes Liedchen singen und schon ist alles wieder gut? Was ich verloren habe, kann mir niemand wieder bringen, also hör auf dich da einzumischen.“, die letzten Worte hatte Yuki wieder geschrien und dabei heftig an den Gitterstäben gewackelt. Er musste hier raus und das dringend. Was er hier führte war ja schon beinahe ein richtiges Gespräch.

Und Miki schmunzelte... natürlich hatte er bemerkt, wie er mürbe und gesprächiger wurde.

„Ich rede mich gerade um Kopf und Kragen oder?“, fragte er auf einmal leise und blickte in die sanften Augen des Dunkelhaarigen.

„Das ist Ansichtssache Kaze... alles was wir hier besprechen wird auch unter uns bleiben.“, murmelte er und hob seine Finger und machte das Peace-Zeichen.

Yuki grinste schief. Na wenigstens etwas.

„Aber vergessen wirst du nicht, was?“

„Nicht ein Wort...“
 

Der Blonde setzte sich seufzend wieder aufs Bett und verzog den Mund. „Es ist ganz schön ekelhaft hier unten.“, murrte er dann und blickte Miki wieder an, als hätte er höchstpersönlich seine Zelle so verwüstet.

„Ach? Und wer hat dieses Chaos veranstaltet?“, der amüsierte Tonfall reizte Yuki schon wieder bis aufs Blut, doch dieses Mal knirschte er nur mit den Zähnen und schwieg. Er würde sich absolut lächerlich machen, wenn er jedes Mal ausrastete.

Als allerdings das Schloss seiner Zelle leise klickte, sah er verwirrt und doch auch irgendwie neugierig auf.

„Erst einmal...“, murmelte Miki und packte die Hände des Blonden eiskalt wieder in Handschellen, an denen eine Kette befestigt war, „Müssen wir etwas gegen deinen Gestank tun. Ich hab mir überlegt dich duschen zu bringen.“

Yuki schnaubte leise auf. „Pervers bist du nun auch noch geworden ja? Peep Show ist nicht mein Freund!“, Miki lachte leise und zog den blonden, widerspenstigen Jungen eiskalt hinter sich her.

Ein Glück, dass der Widerstand seines Gefangenen ziemlich weit gebrochen war und er einfach nur noch depressiv und niedergeschlagen war. Ansonsten hätte Miki jetzt wahrscheinlich schon längst ein Veilchen und der Kerl wäre auf nimmer wiedersehen verschwunden.

Jetzt aber folgte ihm Kaze widerwillig. Vielleicht lag es auch daran, dass er selbst sich widerwärtig fand und einfach nur duschen gehen wollte.

„Ich dachte ja du wärst es gewohnt. Man sagt sich, dass Aki nicht lange fackelt, wenn er jemanden geil findet... und du bist doch wohl absolut sein Beuteschema!“, Miki grinste vor sich hin und konnte nicht wissen, wie Recht er mit dieser Aussage hatte. Nur der finstere Blick des Blonden verriet ihm, dass er wohl irgendwie zu weit gegangen war.

Miki räusperte sich leise. „Tschuldige, dass war wohl ein wenig taktlos...“

„Und mich gefangen zu halten, ist gar nicht taktlos oder?“, murrte Kaze ihn sofort wieder an und Miki lachte.

„Ich weiß nicht... mittlerweile hab ich dich ganz gerne um mich, auch wenn du eine alte Zicke bist.“

„Die Zicke tritt dir gleich mal in deinen schwulen Devil Arsch!“, keifte Yuki gleich darauf weiter und Miki beschloss einfach nicht mehr darauf einzugehen.

Er führte den Kleinen direkt in sein Büro, in dem Sayaka wieder aufblickte und lieb zu Yuki herüber winkte.

„Guck mal Kaze ich hab 2 neue Barbies und ein Pferd mit Stall! Du kannst ruhig öfter meine Puppen kaputt machen, dann kauft mir Papa ganz viel neue Sachen.“, sie strahlte ihn an und auch Yuki musste grinsen.

Allerdings blickte er dabei Miki an. „Liebe ist soooo käuflich nicht wahr?“, hauchte er leise und setzte noch einen drauf, indem er einen kleinen Kuss in die Luft hauchte.

Miki allerdings zog nur eine Augenbraue hoch und öffnete die Badezimmertür. „Rein da. Und glaub mir, es gibt eben nicht viele von deiner Sorte, die solch einen Charme haben, dass Sayaka sich sofort in sie verliebt, wie sie es bei dir getan hat. Hätte ich ihre Puppe zerstört, wäre ich vermutlich tot.“

Yuki lachte leise auf. „Hättest du mir das nicht früher sagen können?“, murmelte er keck und verschwand tatsächlich kommentarlos im Badezimmer.

Im Vorraum hingen neue Klamotten, die seinen alten ziemlich ähnlich sahen. Sie waren eingeschweißt, wohl weil Yuki niemals etwas angezogen hätte, dass ein Devil in den Händen gehalten hatte. Miki war absolut lernfähig.

Er grinste und versuchte sich auszuziehen, was allerdings mit den Ketten an den Händen nicht möglich war.

„Ehm...“, rief er leise und drehte sich um, nur um die Tür ein Stückchen zu öffnen. „Ich habe euch Devils zwar nie für besonders intelligent gehalten, aber wie soll ich mich bitteschön ausziehen, wenn ich gefesselt bin …. und warum zum Teufel stehst du vor der Tür?“, keifte er gleich weiter und vergewisserte sich erst einmal, ob die Holztür nicht vielleicht ein Guckloch hatte.

Miki traute er ja alles zu.

Dieser lachte allerdings nur wieder leise und öffnete die Tür. Yuki kreischte erschrocken auf und hielt sich errötend die Hand vor den Mund. „Ich bitte dich, was wäre gewesen, wenn ich nackt gewesen wäre?“, maulte er empört, hielt dem Dunkelhaarigen aber die Hände hin, damit er ihn befreien konnte.

„Ich denke, dass hätte ich überlebt.“, gluckste Miki leise und löste die Ketten von den Armen des zierlichen Jungen.

„Lass dir Zeit, ich warte vor der Tür...“, rief er ihm nach und ignorierte das leise Gemurre, von wegen „Perverse Sau“, im inneren des Badezimmers.
 

Miki setzte sich nun einfach auf den Boden und zog seine Beine näher an seinen Körper. Sayaka hatte sich wieder ihren Barbies gewidmet. Zu wissen das es Kaze gut ging, reichte ihr zu vollständigem Wohlbefinden.

Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn er ihn wirklich einmal freilassen würde. Niemals hatte er zuvor erlebt, dass Sayaka ihr Herz so sehr an einen Menschen gehangen hat, ausgenommen von ihm selbst.

Sagte man nicht, dass Kinder hinter die Fassade eines Menschen blicken konnten? Sah sie etwas in Kaze, dass er selbst nicht ausmachen konnte?

Miki war ein sehr aufmerksamer Mensch. Auch ihm war das Leid und die Zerbrechlichkeit, die Trauer und die Angst in den dunklen Augen seines Widersachers aufgefallen, doch konnte er nicht weiter vordringen und sich eine Erklärung dafür zusammen basteln.

Alles was er wusste war, dass Kaze etwas schlimmes erlebt haben musste... denn in seinen Äußerungen und in seinem Blick spiegelte sich ganz eindeutig der Verlust einer wichtigen Bezugsperson wieder.

Miki summte leise und legte hin und wieder das Ohr an die Tür hinter sich, doch außer dem Rauschen des Wassers hörte er nichts.

„Versuch gar nicht dich zu ertränken, ich hab nen Erste Hilfe Kurs gemacht.“, im Badezimmer hörte er leises poltern und er hatte insgeheim das ungute Gefühl, dass Yuki gerade die Seife hatte fallen lassen.

Ach was tat ihm das jetzt leid.... Grinsend lehnte er seinen Kopf wieder an das Holz.

„Soweit käme es noch, dass ich dir erlauben würde ne Mund-zu-Mund Beatmung durchzuführen du Lustmolch!“, kackte ihn der Blonde auch sofort wieder an und Miki lachte.

„Ach schade...“

„Schnauze!“, wieder lachte Miki auf und wusste, dass es den Blonden viel mehr ärgerte, als wenn er zurück schimpfte.

Eine Weile schwiegen sie Beide, dann blickte Miki die Türklinke an.

„Sag mal Kaze?“

„Oah waaas?“

„Dein Name... das heißt doch Wind, oder?“

„Sehr gut, hast in der Schule aufgepasst... willste nen Keks?“, kam die sarkastische Antwort und Miki schüttelte grinsend den Kopf. Der Kerl konnte auch nicht mal vernünftig antworten, oder?

„Gern doch, wenn du ihn backst...“

„Klar nackt in Schürze, oder?“

„Ich bitte dich, ich bin Vater eines 5 jährigen Kindes...“

„Grund, aber kein Hindernis.“, murrte Yuki wieder und Miki konnte das Quietschen der Shampooflasche hören. Das er nur mit dem Blonden sprach, um sicher zu gehen, dass dieser sich wirklich nichts antat, musste er wohl nicht noch betonen. Einen Moment schwiegen sie wieder, dann hob Miki erneut den Kopf.

„Ich frage mich ja... ob Kaze dein richtiger Name ist!“

„Nein...“, oh der Andere war genervt von ihm, doch Miki musste nur wieder leise lachen.

„Aha... und wie heißt du?“

„Fick dich Mikiiii~“, kam der leise Singsang als Antwort und der Dunkelhaarige seufzte fast schon enttäuscht auf.

„Mein Gott stellst du dich an.“, das Wasser wurde abgestellt und kurz darauf kam ein nasser wuscheliger Kopf durch den Türrahmen. Die leere Shampooflasche schmiss er Miki einfach mal an den Kopf und grinste.

„Kannst froh sein, dass ich mich vor dir ausziehe. Ich sag dir was. Wenn du dich mit mir vertragen willst, stell mir keine Fragen und ich werde dir keine Lügen erzählen.“, damit verschwand Yuki wieder im Badezimmer.
 

Es dauerte ein wenig, bis der Andere gut duftend, geföhnt und frisch gekämmt in den schlichten Sachen, die Miki ihm hin gehangen hatte, wieder ins Büro kam.

„So nun sehe ich gut aus, darf ich jetzt gehen?“

Miki grinste und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. „Direkt in deine Zelle. Meine Jungs haben inzwischen ein wenig sauber gemacht und dein Bett neu bezogen.“, Yuki stöhnte leise auf und schüttelte den Kopf.

„Zu gütig....“, hauchte er sarkastisch, wehrte sich aber nicht dagegen, als Miki seine Handschellen wieder umlegte.

Das wäre zu einfach... nein er wollte seinen nächsten Ausbruch damit verbinden, den Dunkelhaarigen ein für allemal zu töten.

Sayaka würde er einfach mitnehmen hatte er beschlossen. Sie konnte genauso gut ein Angel werden.

Wie naiv dieser Gedanke doch war, doch in seiner Verzweiflung würde er einfach alles in Kauf nehmen.

Brav folgte er Miki und überlegte schon, wie er ihn am besten überwältigen sollte, doch irgendwie merkte er seinen Hass auch abschwächen, je mehr der Andere sich um ihn kümmerte.

Miki hatte außerdem zuvor angedeutet, dass sein Schicksal auch nicht so glücklich gewesen war, genau wie Yuki's eigenes.

Und er hatte ein Kind, was immer noch ein verfluchter Hinderungsgrund war. Immerhin hatte auch er selbst seine Eltern verloren und wusste, wie es war, wenn man sich ganz alleine durchschlagen musste, auf die falschen Menschen vertraute und immer und immer wieder verletzt wurde.

Miki hingegen hatte ihn noch nicht einmal verletzt. Jedenfalls nicht persönlich. Hätte er den verfluchten Bandenkrieg nicht zugelassen, dann würde Kira noch leben und sie hätten vielleicht sogar irgendwann Freunde werden können.

Prinzipiell gefiel ihm ja das Konzept des Devil's, der laut eigener Aussage gar keine Kämpfe und Kriege wollte.

Ein friedliches Leben, war es nicht das, was er sich immer gewünscht hatte?

Allerdings wusste er nicht, ob er jemals inneren Frieden finden konnte. Sein Seelenpartner war ihm genommen worden und eine alte japanische Sage meinte doch, dass jeder Mensch auf der Welt nur einen anderen Menschen hatte, zu dem er zu 100% passte. Diese Person war auf wundersame Weise mit einem unsichtbaren, roten Faden mit einem verbunden und egal wie schwer das Leben würde, sie wäre immer bei ihm.

Oft wohl würde sich dieser Faden verzweigen, gegen Wände stoßen, oder sich im Ungewissen verknoten, doch am Ende würde man immer diesen zu 100% passenden Lebenspartner finden.

Kira hatte ihm diese Geschichte erzählt und er hatte bisher immer geglaubt, dass natürlich sie, sein anderes Ende des Fadens war.

Doch hätte er dann nicht sterben müssen, als dieser Faden zerrissen war? Konnte man denn ohne seinen richtigen Lebenspartner überhaupt überleben?

Oder sollte sein roter Faden sein richtiges Ende noch gar nicht gefunden haben? War er deswegen noch am Leben und musste jeden seiner Tage in dieser trostlosen Welt fristen?

Und Miki?

War auch sein Faden gerissen? Hatte er auch alles verloren, was er jemals geliebt und für das er gelebt hatte?

War er wie Yuki? Aber nein... das konnte er doch gar nicht sein... schließlich hatte der Dunkelhaarige noch Sayaka... ein Kind, welches sicherlich aus Liebe hervor gegangen war.

Warum sie nicht bei ihrer Mutter war, hatte er sich in den einsamen Stunden in seiner Zelle schon häufiger gefragt, doch würde er sich die Schmach nicht geben, diese Frage direkt an seinen Feind zu stellen.

Andererseits wirkte Miki auf ihn so eindeutig schwul, dass es kaum vorstellbar war, dass Sayaka wirklich seine leibliche Tochter war.

Vielleicht hatte er sie ja auch entführt? Immerhin sahen sie sich äußerlich absolut nicht ähnlich.

Und Charaktereigenschaften gewöhnten sich Kinder in dem Alter ohnehin schnell von ihren nahen Bezugspersonen an.

Welches Geheimnis barg der Boss der Devils und warum zum Teufel interessierte ihn das überhaupt?

Sein Hirn hatte an der stickigen Luft und der Dunkelheit in seiner Zelle sicherlich schon Schaden genommen.

Das konnte die einzige Erklärung sein.

Die Tür seiner Zelle quietschte und Yuki gönnte sich den Spaß, sich von Miki hinein schubsen zu lassen. War er nicht schon so brav mitgegangen? Irgendwann reichte es doch auch mal mit den Nettigkeiten.

„Home sweet Home...“, wetterte er vor sich her, als Miki ihm die Fesseln löste.

„Genau... willkommen zu Hause.“

„Wann gedenkst du mich hier rauszulassen?“

„Wenn wir uns unterhalten haben, Kaze... das weißt du doch.“, Yuki seufzte. Großartig, er würde hier drinnen alt und grau werden.
 

Yuki hatte sich den restlichen Tag nurnoch gelangweilt und fragte sich schon, ob er Miki oder Sayaka nicht mal darum bitten sollte, ihm etwas zu lesen oder zu spielen mitzubringen. Immerhin hätte er dann etwas zu tun gehabt. Wobei Gesellschaftsspiele alleine, waren auch bisschen verzweifelt, oder?

Aber ein schönes Buch wäre doch mal was, dann konnte er sich wenigstens die Zeit vertreiben.

Denn so wie es im Moment hier unten war, war es doch kein Zustand. Er saß ja nur rum und wusste garnicht, was draußen los war. Davon mal ab, das er immer noch vergebens darauf hoffte, das die Angels mal ihren Arsch hier her bewegen würden. Aber irgendwie.. blieb selbst das aus.

Und genau das ärgerte ihn schrecklich.

Sollte der Boss der Devils etwa Recht behalten? Sollte Aki sich wirklich schon jemand anderen ausgesucht haben?

Nicht das es ihm nur zusagen würde, wenn Aki dies getan hätte, aber dennoch. Etwas Unterstützung würde er sich schon wünschen. Immerhin hatte er immer sein Leben in diesen Streitereien auf's Spiel gesetzt, nur um Aki friedlich zu stimmen.

Yuki seufzte leise aus.

Wie oft hatte er sich darum jetzt eigentlich schon Gedanken gemacht und sich den Kopf zerbrochen? Vielleicht sollte er sich damit abfinden, das er nichts wert war, in Akis Augen. Eigentlich sollte er glücklich darüber sein, denn sollte er die Chance haben, hier wieder raus zu kommen, dann konnte er vielleicht endlich ein normales Leben führen, wie er es immer gewollt hatte.

Aber dann war da wieder das Problem mit Miki und Sayaka, worüber er sich mindestens genau so oft schon Gedanken gemacht hatte. Es war doch zum kotzen. Egal wie er es anstellte bzw. sich im Kopf zusammen reimte, es war immer alles falsch oder irgendwas war nicht so, wie er es gern wollte.

Er war nur in den Gangs, damit er Rache an Miki ausüben konnte, damit er ihn leiden lassen konnte. Er hätte alles machen können. Er hatte die Schule zwar zu ende gebracht mit seiner Freundin, aber er hatte sich nie um einen Job oder derartiges gekümmert. Er lebte einfach, wie es ihm passte und bisher war es auch immer gut.

Und jetzt wurden auf einmal Ansprüche gestellt. Man wollte mit ihm reden und mehr über ihn erfahren. Einen Sinn sah er darin nicht wirklich, außer das er sich schamlos an seinen Gegner verkaufte.

Der Blonde starrte weiter an die Decke und dachte nach. Was für einen Grund konnte es haben, das der Devilboss mit ihm ein Gespräch suchte? Was brachte es ihm?

Er hatte daraus nicht wirklich einen Nutzen. Wollte er ihn mit seinem Wissen danach Erpressen? Irgendwas einfordern? Oder wollte er ihn damit einfach an sich binden?

Yuki seufzte leise aus.

Er kam einfach nicht darauf und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr bereitete es ihm Kopfschmerzen, die er wirklich nicht brauchen konnte.

Doch wurden seine Gedanken wieder abgelenkt, als er die altbekannten kleinen, tapsigen Schritte auf dem Flur hören konnte.

Fast schon automatisch schlich sich ein kleines Grinsen auf Yukis Lippen, welches aber schnell wieder verschwand, da er sich aufsetzte und Sayaka schon erblickte.
 

„Hallo Kazee, ich hab wieder was zu Essen für dich.“, murmelte sie lieb und kramte in ihrem kleinen Rucksack herum, welchen sie immer mitbrachte, wenn sie Kaze etwas zu Essen brachte.

„Danke, das ist lieb.“, murmelte er leise und stand auf, nahm sich ein Kissen mit, auf welches er sich vor das Gitter setzte.

Schon so oft hatte er vor dem Gitter gesessen und mit der Kleinen geredet oder eher zugehört, während er gegessen und sie erzählt hatte.

Das waren so die schönen Momente, die er wirklich genoss. Er konnte sich unterhalten und ein wenig seine Langeweile und die trübsinnigen Gedanken vertreiben.

„Ich hab dir wieder Onigiri mitgebracht und bisschen was Süßes uuuund..“, sie kramte weiter in ihrer Tasche und holte noch eine Thermoskanne heraus.

„Und ich hab Kakao gemacht.“, flötete sie lieb, worauf Yuki wieder grinsen musste.

„Das ist aber lieb von dir, vielen Dank.“

„Gerne, ich freu mich, wenn du was isst. Magst du eigentlich auch Hamburger?“

„Sicher, ich mag Fastfood allgemein sehr gern.“

„Das meinte mein Papa auch, er findet es schade, das du nichts gesundes ist. Aber Reis und Fisch ist doch gesund. Ich weiß garnicht, was er hat.“

Yuki grinste wieder etwas und zuckte mit den Schultern.

„Wer weiß das schon.“

„Soll ich dir morgen irgendwas tolles mitbringen?“

„Du bringst mir immer tolle Sachen mit. Was tolleres gibt’s garnicht.“

„Aber du hast doch sicher was, was du sehr sehr gern isst, oder? Also ich mag Papas Spaghetti am Liebsten, die sind sooooo lecker.“

„Aha, dein Papa kann kochen?“

„Nein, aber Nudeln kriegt er gerade noch so hin.“

Hätte Yuki sich nicht gerade einen Onigiri in den Mund geschoben, hätte er wohl lauthals angefangen zu lachen. Ja, das sah dem Chef der Devils irgendwie ähnlich.

„Und wer kocht dann für dich?“

„Die anderen Devils. Die können das sehr gut. Papa hat sich auch mal dran versucht, aber sprechen wir nicht darüber.“, kicherte das kleine Mädchen frech und reichte Yuki ein kleines Tässchen mit Kakao, welches er dankend annahm.

Er setzte die Tasse an seine Lippen und dachte noch, während er dies so tat, warum der Kakao so dunkel war.

Als er einen Schluck im Mund hatte, wusste er warum. Hätte er einen Löffel, würde er wohl darin stehen.

„Uh, hast es aber gut gemeint mit Kakaopulver, was?“

Sayaka hob den Kopf.

„Wieso?“

„Weil das eher Nutella ist, als Kakao.“

„Ooooh, ist da so viel reingekommen?“, fragte sie erschrocken und trank ebenfalls einen Schluck, worauf sie leise miepte.

„Du hast recht, das ist viel zu viel! Ich hol noch etwas Milch, dann kippen wir das dazu, okay?“

Yuki lachte und nickte.

„Ist okay.“, murmelte er leise und sah dem Mädchen hinterher, welche schnell die Treppen wieder nach oben sauste.

Sie war schon lieb, das konnte man nicht anders sagen. Auch das sie sich immer Mühe gab, ihm etwas zu Essen mitzubringen, fand er einfach rührend.
 

Sayaka hingehen stürmte gerade aufgelöst das Büro ihres Vaters und rannte gleich zu dem kleinen Kühlschrank, welcher sich in diesem befand. Immerhin verbrachten sie viel Zeit an diesem Ort, da musste man ja alles irgendwie da haben.

Miki sah von seinen Akten auf und zu der Kleinen rüber, welche im Kühlschrank nach gewünschter Milch suchte, diese fand und heraus nahm.

„Was hast du denn vor?“

„Wir brauchen Milch.“

„Wir?“

„Kaze und ich. Der Kakao ist Nutella.“

Miki verzog das Gesicht.

„Nutella? Moment mal, was ist denn mit dem Kakao?“

„Der ist zu dick Papa, das ist bald Nutella.. was auch immer das ist, aber Kaze sagt, das es fast wie Nutella ist. Der ist viel zu süß, da muss Milch rein.“

„Aha..“

Miki sah seiner Tochter nach, wie diese wieder zur Tür rannte.

„Ich bin wieder unten.“

Und weg war sie.

Man konnte fast sagen, die Essenszeit mit Kaze, war ihr sehr wichtig. So wie die sich ins Zeug legte um ihrem Gefangenen dazu zu bewegen, etwas zu Essen, war schon fast rührend.

Wieso bekam er selber – der Papa des kleinen Mädchens – nicht auch mal sowas tolles zu Essen von ihr vorgesetzt?

Vielleicht sollte er sich auch einbuchten lassen. Ob sie dann auch Mitleid mit ihm haben würde?

Irgendwie waren seine Gedanken schon sehr arm, wenn er so daran dachte.

Kopfschüttelnd also wandte er sich wieder seinen Akten zu, die schließlich auch bearbeitet werden wollten. Alleine taten sie das ja leider nicht.
 

Sayaka hingegen rannte wieder in den Keller, wo Kaze an seinem zweiten Onigiri herum nagte und aufsah, als das Mädchen sich wieder vor die Zelle setzte.

„So, ich hab Milch mitgebracht, jetzt können wir das verdünnen.“, murmelte sie lieb und nahm die Tasse von Kaze und goss noch etwas Milch drauf. Jetzt sah es auch viel mehr aus wie Kakao, statt wie eine dickflüssig, braune Brühe.

„Aber Kaze, was ist Nutella?“

Yuki sah Sayaka fragend an und grinste.

„Nutella ist etwas, was man hier nur schwer bekommt, weil es so teuer ist. Ich hab es bisher auch nur einmal gegessen mit einer Freundin zusammen. Das ist.. etwas fürs Brot. Man kann fast sagen Kakao fürs Brot nur das es noch etwas anders schmeckt. Aber es ist sehr lecker.“

Sayaka sah Yuki gross an und nickte.

„Mein Papa mag kein Brot.“

„Da ist dein Papa aber dumm, Brot ist lecker. Das solltest du ihm aber mal sagen.“

„Das mach ich.“, lachte sie und Yuki nickte zufrieden.

Sie aßen eine Weile zusammen und unterhielten sich über Kleinigkeiten, die Sayaka meistens ansprach. Doch wollte Yuki auch etwas fragen.

„Sag mal.. magst du mir einen Gefallen tun.“

„Welchen denn?“

„Naja schau mal. Ich bin jetzt bald ne Woche hier drinnen eingesperrt und mache garnichts gescheites. Habt ihr nicht irgendwelche spannenden Bücher, die ihr mir geben könnt, die ich lesen kann?“

„Spannende Bücher? Sowas wie Dornröschen?“, fragte Sayaka mit großen Augen, da sie dieses Buch ganz spannend fand.

Yuki hingegen schmunzelte etwas beklommen.

„Naja eher andere, noch spannendere Bücher.“

„Wie die Schöne und das Biest?“

Gleich würde Sayaka keine Luft mehr bekommen, so aufgeregt war sie, wobei Yuki eher verzweifelte.

„Ich meine eher Bücher für Erwachsene. Frag deinen Papa mal, ob der nicht spannende Bücher hat, okay?“

Sayaka nickte und dachte nach. Waren ihre Bücher nicht spannend genug? Immerhin hätte Yuki ihr dann was vorlesen können. Aber gut, dann würde sie ihren Papa danach fragen.
 

Sayaka war, nachdem sie zu ende gegessen hatten, wieder zu ihrem Vater ins Büro gegangen und hatte Yuki allein gelassen, welcher nun wieder gelangweilt auf seinem Bett verweilte und wartete.

Wie schon so oft in den letzten Tagen driftete er wieder in seine Gedanken ab, welche ihn so langsam aber sicher wirklich nervten.

Doch wurde er wieder aus seinen Gedanken gerissen, als er wieder Schritte auf dem Flur hallen hörte. Und dieses mal waren es keine Schritte von einem Kind.

„Aaah kommt der Boss mich wieder persönlich besuchen ja.“, murmelte Yuki leise und musste garnicht aufsehen, um zu wissen, das es Miki war, welcher wieder vor seinem Gitter stand.

„Einmal am Tag ist ja schon fast Pflicht, wenn ich dich hier schon festhalte.“

„Ich wäre ja der Meinung, man sollte dich auch mal so einsperren, damit du siehst, wie langweilig das sein kann.“

„Genau deswegen habe ich dir etwas mitgebracht. Nachdem Sayaka meinte, du würdest ihre super spannenden Märchenbücher verschmähen, hab ich dir was von meinen Büchern mitgebracht.“, murmelte er leise und besah sich den Stapel von 3 Büchern auf seinem Arm.

„Auf die Kleine ist wirklich verlass. Was man ihr sagt, das tut sie auch.“

„Ja und seit einiger Zeit findet sie es besser mit meinem Gefangenen zu essen, statt mit ihrem eigenen Vater.“

Yuki grinste und setzte sich auf.

„Dafür kann ich ja nichts, wenn du deine Kleine hier runter lässt zu mir, ihr alles erlaubst bzw. mich hier unten fest hältst.“

Yuki stand auf und tappste zum Gitter rüber, an welchem Miki stand und noch immer die Bücher hielt.

„Was haste denn für welche mitgebracht?“

„Ach, welche die ich irgendwann mal gelesen und als gut empfunden habe. Vielleicht sagen sie dir ja zu.“

Yuki nickte und wollte die Bücher schon entgegen nehmen, da zog Miki sie nochmal kurz zurück.

„Unter einer Bedingung..“

Er wusste dass da ein Haken dran war..

„Du lässt die Bücher ganz!“

„Is versprochen.“, gab Yuki schnell zur Antwort und nahm die drei dicken Schinken entgegen und besah sie sich. Okay, die Titel waren schon mal viel versprechend.

„Danke..“, murmelte er leise und wandte sich wieder ab.

„Hat der Herr sonst noch einen Wunsch?“

„Nein Untertan, du darfst dann gehen.“, murmelte Yuki frech und grinste, setzte sich wieder auf sein Bett und begann sich eines der Bücher heraus zu suchen.

Doch bevor er begann zu lesen und auch, bevor Miki gehen konnte, sah Yuki wieder auf.

„Ja doch.. da wäre etwas.“, murmelte er leise und sah wieder zum Gitter.

Miki ging die paar kleinen Schritte wieder zurück und sah Kaze fragend an.

„Und das wäre?“

„Naja.. da du ja nicht gewillt bist mich in den nächsten Jahrhunderten hier wieder raus zu lassen.. ist es mir da total verwehrt mal nach draußen zu gehen? Oder gäbe es da eine Möglichkeit?“

Miki hob die Brauen.

„Du willst nach draußen?“

Yuki nickte.

„Du willst doch nur wieder abhauen, das ist viel zu riskant.“

„Hör zu alter Mann..“

„Ey, ich bin bestimmt nicht älter als du, also..“

„Hör zu, sagte ich..“, wiederholte Yuki wieder und kam wieder auf das Gitter zu.

„Wenn ich hätte ausbrechen wollen, hätte ich das schon mehrmals tun können. Ich hab alle Möglichkeiten durchdacht und sitze immer noch hier drinnen und guck mir Tag für Tag deine Visage wieder an.“

„Wieso bist du dann nicht ausgebrochen, wenn dus doch gekonnt hättest?“

„Denk mal nach Miki.. wieso wohl?“

Miki sah Kaze durchdringend an und konnte es sich schon denken. Vermutlich war er immer zu der Zeit unerreichbar für Kaze gewesen oder aber Sayaka war dabei.

Kaze hatte sich wieder ans Gitter gelehnt und seine Arme durch die Stäbe gelegt.

„Aaah... du scheinst drauf gekommen zu sein.“, murmelte er mit leiser Stimme und lächelte wieder.

„Ich setze nie alles auf eine Karte, wenn ich handele, dann durchdacht. Aber das steht jetzt garnicht zur Debatte. Ich möchte raus, einmal.. eine Stunde einfach die Sonne genießen oder den Regen.. mir egal. Ich möchte einfach.. einen Nachmittag raus aus dieser engen, stickigen Zelle.“

Miki hatte Kaze die ganze Zeit angesehen und war sich unsicher, ob er dem zustimmen sollte.

„Ich denk drüber nach.“

„Ja tu das.“, murmelte der Blonde wieder und sah Miki nach, wie dieser den Flur wieder entlang ging, sich dann aber nochmal umdrehte.

„Und du würdest keine Probleme machen?“

Kaze lachte.

„Du kennst mich..“

„Genau das mein ich..“

Miki grinste und schüttelte etwas den Kopf, stieg die Steintreppen wieder nach oben und dachte über Kazes Wunsch nach.

Er sollte ihn nach draußen lassen? Wie sollte er das tun? Er kannte Kaze, wenn der einmal draußen war, dann gab es kein halten mehr. Er war wahnsinnig stark, schnell und gerissen, er traute ihm alles zu.

Es war eine schlechte Idee und eigentlich war er strikt dagegen.
 

Noch immer in Gedanken betrat Miki sein Büro wieder und sah zu Sayaka rüber, welche wieder mit ihren Barbies am spielen war.

„Kleines, wollen wir nach Hause? Es ist schon spät.“

Sayaka sah auf und lächelte breit.

„Ja! Hat sich Kaze über deine Bücher gefreut?“

„Ich glaub schon, jedenfalls hat er sie dankend angenommen.“

Das wunderte ihn sowieso, das sich Kaze bei IHM bedankte. Aber er schien zu wissen, was sich gehörte.

Sayaka kramte ihre Sachen zusammen, packte ihre Barbies ins Bett, zog ihre Jacke an und rannte dann schnell zu ihrem Papa, welcher ebenfalls schon mit Jacke an der Tür stand und wartete.

Noch einmal sah er sich um, ob er noch etwas vergessen hatte, bevor er das Licht ausknipste und die Tür hinter sich schloss.

Zusammen machten sie sich auf den Weg nach Hause, welches etwas außerhalb der Stadt lag.

„Willst du Kaze morgen wieder Onigiri mitbringen?“

„Jaaa, die scheint er zu mögen.“

„Und wenn du ihm mal etwas anderes mitbringst? Wie wäre es, wenn wir ihm morgen ein paar Burger kaufen?“

„Woher weißt du denn, das er Burger mag? Hat er dir das auch erzählt?“, fragte Sayaka mit großen Augen, worauf Miki erstmal dumm drein sah.

„Er hat dir erzählt, was er gern isst?“

Wieso führte Kaze eigentlich bei ihm nicht mal Smalltalk? Er sollte sich vielleicht wirklich mal mit schleichen, wenn Saya sich mit ihm unterhielt, da würde er viel schneller etwas über den Jungen erfahren!

„Nein also.. hat er nicht, aber jeder mag doch Burger, oder nicht?“

Sayaka nickte und kicherte leise.

„Und ich hab von deinen Nudeln erzählt, das ich sie so gern esse.“

„Was hast du ihm denn noch alles erzählt?“

„Weiß ich garnicht mehr.“, murmelte Sayaka leise und zog eine Schnute.

„Und was hat Kaze dir erzählt über sich?“

„Nichts, er antwortet immer nur auf meine Fragen oder fragt mich etwas, aber er sagt kaum was über sich.“, nuschelte sie leise und dachte darüber nach.

Miki nickte und sah in den Sternen behangenen Himmel.

Das sah dem Blonden irgendwie ähnlich. Vor allem dachte er oft darüber nach, ob Kaze am Tag zuvor es ernst gemeint hatte, dass Kaze nicht sein richtiger Name war, oder ob das auch nur wieder eine Lüge war. Das ging ihm nicht aus dem Kopf.

Aber wenn Kaze nicht sein richtiger Name war, wie hieß er dann?

Er hatte noch so viele verdammte Fragen an den Blonden. Aber wie sollte er denn bei diesem Sturkopf an Antworten kommen?

„Kaze hat mich heute gefragt, ob er raus darf.“

Sayaka blieb stehen und sah ihren Papa mit großen Augen an.

„Aber... aber du.. du lässt ihn doch nicht weg, oder?“

Hatte sie so viel Angst, das er wieder gehen könnte?

„Nein, das habe ich nicht vor, aber ich würde ihn auch gern einfach mal rausgehen lassen, damit er mal wieder etwas frische Luft schnappen kann, verstehst du?“

Sayaka nickte und wirkte sehr nachdenklich.

Sie wollte nicht, das Kaze ging.

„Er darf aber nicht weggehen, ja Papa?“

Miki blieb ebenfalls stehen und sah seine Kleine fragend an.

„ Wieso willst du nicht, das er wieder geht? Irgendwann müssen wir ihn wieder gehen lassen.“

„Aber dann kriegen ihn die bösen Männer. Er ist doch so lieb.“

Bitte was war er? Miki wäre gerade am liebsten ohnmächtig geworden. Kaze und LIEB? Das waren zwei Wörter, die in Verbindung garnicht passten.

„Naja also lieb..“

„Er ist sehr lieb, er hat Teddy nichts getan, er isst wieder etwas, er redet mit mir und mir hat er auch noch nichts getan. Sogar als er duschen war, war er ganz lieb! Er ist kein böser Mensch. Du sagst doch auch immer, das Menschen nicht böse sind!“

Stimmt, das hatte er gesagt.

„Ja, du hast recht. Aber dennoch.. wenn er sich irgendwann entschließen sollte, bei uns zu bleiben, dann kann er das gern tun. Wenn er aber wieder zu den Angels gehen will, können wir ihn nicht aufhalten.“, murmelte er leise und strich seiner Tochter, welche den Kopf hängen ließ, sanft über die Haare.

„Aber ich habe nicht vor ihn so schnell wieder gehen zu lassen. Immerhin möchte ich ja noch Antworten von ihm.“

Sayaka nickte und seufzte leise aus, sah ihren Vater dann aber wieder an.

„Ich hab eine Idee..“, jubelte sie groß und wedelte mit ihren Händen in der Luft herum.

„So? Und welche wäre das?“

Das Mädchen kicherte.

„Das sag ich dir zu Hause.“

Nun war Miki neugierig. Seine Tochter war garnicht dumm, das musste er ihr lassen!
 

Am nächsten Tag war der erste Gang, den Sayaka und ihr Papa machten, in den Keller, wo Kaze auf seinem Bett lag und in einem der dicken Romane las, die Miki ihm gebracht hatte.

Er hatte so früh noch garnicht mit Besuch gerechnet, deswegen sah er schon etwas verwundert auf, als er die beiden Gestalten vor seiner Zelle erblickte.

„Jetzt belästigst du mich also schon so früh am Tage, ja?“, murmelte er leise und sah über sein Buch hinweg und zu Miki, welcher schon wieder so schelmisch am grinsen war.

Seufzend setzte er sich auf und sah dann Sayaka an, welcher er ein kleines, mehr liebevolles Lächeln schenkte.

„Hallo Kleine.“

„Hallo Kaze.. mein Papa und ich haben eine Idee.“, murmelte sie begeistert und sah dann zu ihrem Vater hoch.

„Es geht um deinen Wunsch, nach draußen zu dürfen.“

„Aha.. und weiter?“

„Nun.. ich hab darüber nachgedacht.“

„Und ich auch!“

„Und sie auch..“, setzte Miki hinzu und sah kurz zu seiner Tochter runter, bevor er Yuki wieder direkt ansah.

„Ich bin einverstanden dich raus zu lassen. Aber.. du wirst Fußketten tragen, damit du nicht auf die Versuchung kommen solltest auf einmal über die Dächer entkommen zu wollen. Sayaka und ich werden ebenfalls dabei sein.“

„Was anderes habe ich nicht vermutet.“

„Und du darfst nicht abhauen!“, setzte Sayaka hinzu, worauf Yuki die Brauen hob.

„Okay..“

„Und..“

„Noch mehr?“

Miki grinste.

„Du wirst mir ein paar Fragen beantworten.“

Okay, nun entgleisten Yuki alle Gesichtszüge. Er sollte WAS?

„Okay Moment.. das geht zu weit.“

„Ganz ehrlich Kaze. Du bist ein Gefangener hier. Eigentlich hast du garnicht das Recht irgendwelche Wünsche zu äußern und wir müssten diesen Wünschen auch garnicht nachkommen und könnten dich hier, in deinem kleinen Loch, einfach verrecken lassen. Aber wir sind auch nur Menschen und du bist einer, der mich interessiert. immer noch.. und da du anders nicht gewillt bist, mir ein paar Fragen zu beantworten, dachte ich, das wäre vielleicht eine schöne Möglichkeit, das wir beiden dem jeweils anderen einen Wunsch erfüllen, hm?“

„Seh ich etwa aus wie eine Wunschfee?“, geierte Kaze leise und kam näher ans Gitter.

„Wir sehen doch genau sowenig danach aus, oder? Also, das ist mein Angebot. Eine Stunde frische Luft, gegen ein paar kleine Fragen, die du mir beantwortest.“

„Was für fragen?“

„Die denk ich mir spontan aus.“

Yuki verzog etwas das Gesicht. Okay, das war mehr als mies. Er wollte nichts von sich preisgeben, aber er wollte endlich wieder nach draußen. Er vermisste es ungemein!

Sollte er dieses Angebot wirklich annehmen?

„Wie viele Fragen?“

Miki grinste etwas. Würde Kaze wirklich zustimmen?

„Hmmh fünf?“

Yuki verzog wieder das Gesicht.

„Zwei!“

„Dann vier.“

„Drei, letztes Angebot.“

„Okay gebongt.“

Miki grinste noch etwas breiter und Yuki sah sein Gegenüber mehr als nur böse an. Ouh das war gerade ein Grund den anderen wieder zu hassen zu beginnen.

„Jetzt schau doch nicht so, nachher kannst du raus. Ich hol dich dann ab, okay?“

„Bleibt mir ja nichts anderes über.“, murmelte er leise und drehte sich wieder um.

Was hatte ihn nur geritten verdammt. Drei Fragen, die Miki ihm mal eben Random über sein Leben stellen konnte!

Wenn er ihn irgendwas über Kira oder sonst wen fragen würde, dann würde er Miki umbringen, an Ort und Stelle!

Noch immer stink sauer setzte er sich wieder auf sein Bett und fluchte leise in sich rein. Sayaka und ihr Papa waren zum Glück wirklich gegangen, denn er hätte gerade keine Lust, auf Rede und Antwort gehabt.

„Ach verdammt..“, knurrte Yuki laut und boxte mit seiner Faust feste in die Matratze unter sich, worauf das Buch, welches ziemlich am Rand lag, vom Bett fiel und auf den Boden aufschlug.

Yuki beachtete es einen Moment garnicht, bis er es aber doch bemerkte und wieder aufhob.

Beim Aufheben fiel ihm etwas ins Auge.

Ganz am Anfang stand ein Name in dem Buch, welcher jedoch nicht Mikis war.

„Kaede Nimura? Wer ist denn Kaede?“, murmelte er leise und war schon verwundert, das ein fremder Name in dem Buch von Miki stand.

Naja, vielleicht hatte Miki das Buch ja von einem Flohmarkt und der Besitzer hatte den Namen hinein geschrieben. Sollte ja vorkommen. Deswegen schenkte er dem Namen garkeine Bedeutung mehr und fluchte viel lieber wieder leise in sich hinein. Er war so ein Idiot!
 

Miki hingegen freute sich gerade ungemein und überlegte schon, welche Fragen er Kaze stellen konnte. Einmal schwirrte ihm ja immer noch im Kopf herum, ob Kaze nun wirklich sein richtiger Name war, oder nicht. Und wenn nicht, wie er wirklich hieß. Das interessierte ihn sehr, denn er konnte sich vorstellen, das kaum einer, sollte Kaze ein Synonym sein, den richtigen Namen kannte.

„Papa, worüber denkst du denn nach?“

„Darüber, was ich Kaze fragen könnte. Drei Fragen nicht nicht viel, das sollte gut durchdacht sein.“

„Frag ihn, was sein Lieblingsfilm ist.“

Miki lachte.

„Nein, wenn dann will ich ihn etwas über ihn selber fragen, weißt du?“

Sayaka schüttelte etwas den Kopf.

„Naja sowas wie, wie er zu den Straßenkindern gekommen war, warum er dahin gegangen war, wo seine Eltern sind und sowas. Sachen über ihn selber halt.“

„Aaaah.. glaubst du denn, Kaze hat noch Eltern?“

Miki zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht.. vielleicht.. aber würden sie ihren Sohn nicht vermissen?“

„Bestimmt.. vielleicht meinte er ja seine Eltern, welche ihn vermissen.“

Miki runzelte die Stirn.

„Aber wenn er Eltern hat, wieso sollte er dann auf der Straße leben?“

„Papa, ich weiß sowas doch nicht, ich bin doch erst fünf, da weiß man so schwere Sachen noch garnicht. Aber ich geh wieder mit meinen Barbies spielen.“

Miki nickte und lächelte.

Ja, sie war zwar ERST Fünf, aber dafür war sie sehr sehr schlau, das war ihm gerade erst wieder letzten Abend aufgefallen, als sie ihm mit vollgestopften Mund erklärt hatte, was für einen Plan sie ausgeheckt hatte.

Und Miki war wirklich erstaunt. Wieso kam er eigentlich nie auf sowas?

Aber jetzt würde er sich erstmal Fragen überlegen und danach zu Kaze gehen. Immerhin hatte er ihm versprochen, heute mit ihm raus zu gehen und das würde er auch einhalten.

Hoffentlich würde Kaze sich auch daran halten und nicht abhauen.

Er war jedenfalls sehr gespannt, wie sich der Nachmittag entwickeln würde.
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-12-08T15:42:23+00:00 08.12.2011 16:42
Eine sehr interessante Entwicklung der Story.
Ich finde es toll, dass Kaze endlich ein wenig ''handzahm'' wird.
Irgendwo ist er total niedlich, weil er so zickig ist. Das macht seinen Charakter aus. Ich finde auch die Sticheleien zwischen Miki und Kaze recht amüsant. *-*
Und langsam bahnen sich in Miki Gefühle für Kaze an, hm? <3

Wieder ein richtig tolles Kapitel.




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