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Walk through the Fire

von

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Kaze no you ni hayakute, kage no you ni kuroi (Schnell wie der Wind und schwarz wie ein Schatten)

Kapitel 3: Kaze no you ni hayakute, kage no you ni kuroi

(Schnell wie der Wind und schwarz wie ein Schatten)
 

Seine schlanken Finger glitten leicht über die Gitterstäbe und er fragte sich, wer auf die Idee gekommen war, den Keller in eine Art Gefängnis umzubauen. Nicht das er sich nicht sicher wäre, dass selbst das dickste Metall Kaze nicht aufhalten konnte, wenn er wirklich ausbrechen wollte.

Ihn sorgte allerdings das Betäubungsmittel. Natürlich hatten sie Kampfstoffe wie diese gelagert, doch wollte Miki so etwas wirklich nur im Ernstfall benutzen. Konnte es wirklich so schwer gewesen sein, Kaze zu fangen?

„Schnell wie der Wind und schwarz wie ein Schatten...“, murmelte er leise und musste ein wenig grinsen. So in etwa hatten seine Eltern ihm den schwarzen Mann beschrieben, als er noch sehr klein gewesen war.

Immerhin hatte er nicht viel Familienleben besessen. Sie waren in einem Bandenkrieg ums Leben gekommen, als Miki noch gar nicht in der Lage war zu verstehen, was eine Bande wirklich war.

Er hatte in verschiedenen Heimen gelebt, bis er im Alter von 13 Jahren einfach nur die Schnauze voll hatte und davon lief. Lange Zeit hatte er einfach nur in den Gassen von Tokyo herum gelungert, bis ihn eines Tages Kaede aufgegabelt hatte. Dies war das erste Mal, dass er bewusst erfuhr, was es bedeutete, in einer Gang zu sein.

Er lächelte leicht und stieg vorsichtig die Treppen zu seinem Büro herauf. Sein Leben hatte sich seit diesem Tag geändert... er war ein sehr bewusst lebender und glücklicher junger Mann geworden. Schwere Schicksalsschläge hatten ihn zwar immer wieder zurück geworfen, doch war nun eine Familie für ihn da, seine Bandenmitglieder, welche ihn auffingen und hielten, bis er wieder auf eigenen Füßen stehen konnte.

Er allein war schwach, dass war ihm erst am Vortag wieder bewusst geworden. Doch seine Gruppe stärkte ihn ungemein.
 

In seinem Büro saß Kei inzwischen auf einem Stuhl und wirkte unheimlich blass um die Nase. Vor ihm saß ein kleines Mädchen mit ihrem Teddy in der Hand und sah schüchtern zu ihrem Ziehvater auf, welcher mit großen Schritten auf sie zu lief. „Kei, was zum Teufel tust du denn noch hier?“, seine Stimme war schneidend, nicht etwa, weil sein Vertrauter und Freund etwas falsches getan hätte, sondern eher, weil er sich sorgen machte.

„Na ich konnte Sayaka nicht ganz alleine hier oben lassen. Jeder weiß wie unberechenbar dieser Kaze ist.“, Miki musste lächeln und legte Kei sanft seine Hand auf den Kopf. „Aber du bist verletzt. Es reicht doch, dass du dein Leben riskiert hast, um meinen Auftrag durchzuführen. Das war sehr leichtsinnig!“, er seufzte leise auf und nahm die Hand des kleinen Mädchens, welches sie immer noch leicht ängstlich beobachtete.

„Dessen war ich mir bewusst, schon bevor ich dein Vertrauen gewann. Miki wir sind nicht wie die Angels. Jeder hier würde für dich sterben, genauso wie sie für Kaede gestorben wären. Du bist kein Chef für uns... du bist unser Freund.“

Eine Spur Röte zog sich über die Wangen des Oberhauptes der Devils, welcher mit derlei Komplimenten noch nie umgehen konnte, dennoch lächelte er.

„Sei kein Idiot... und jetzt geh zur Krankenstation und lass deinen Arm versorgen!“, als Kei aufstand war sein Gesicht leicht grünlich gesprenkelt, was ihm das ungesunde Aussehen von altem Spinat gab.

Miki hockte sich derweil zu Sayaka herab und tat so, als würde er keine Notiz vom offensichtlichen Schmerz seines Kameraden nehmen, denn er wusste um den Stolz des Anderen Bescheid.

„Ach und Kei?“, er brauchte sich nicht umdrehen um zu wissen, dass sein Freund innehielt.

„Ja?“

„Danke..“
 

Nun war er mit seiner kleinen Tochter allein, welche ihn noch immer furchtsam ansah. Wie alle Kinder hatte auch Sayaka einen Sensor dafür, wenn etwas sich zu verändern drohte.

Ihr Leben war viel zu unbeständig und dennoch konnte Miki nicht die Kraft aufbringen, sie endlich heraus zu holen.

„Papa... was habt ihr gemacht?“, fragte sie leise und Miki, der ihr die dünne Stoffjacke, welche sie trug, sanft gerade zog, musste lächeln.

„Nichts Kleines... es ist alles in Ordnung.“

„Aber ihr habt euch doch wieder gestritten...“, wie schlau sie doch war. Oder wahrscheinlich hatte sie einfach viel zu viel von den Kämpfen mitbekommen. Wie oft war sie in der Nacht in sein Bett gekrochen, aus Angst vor dem Krach, den die 'bösen Männer' machten.

Wann würde der Zeitpunkt kommen, an dem er nicht mehr auf sie aufpassen konnte? An dem er eine Sekunde lang unachtsam war. Setzte er sie nicht gerade schon wieder einer unnötigen Gefahr aus, nur weil er Kaze, aus falschem Stolz heraus, gefangen halten wollte?

Dabei wusste er nicht einmal, was er mit diesem Jungen, so gefährlich wie ein Schwert und gleichermaßen so zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe, anstellen sollte.

Das Schlimmste und wahrscheinlich Gefährlichste war sowieso die Faszination, die er beim Anblick dieses wehrlosen und schutzlosen Jungen, empfunden hatte.

Er durfte sich nicht hinreißen lassen. Um Sayaka's Willen.

„Niemand streitet sich Sayaka... komm wir gehen nach Hause.“, er stand schwerfällig wieder auf und nahm seine kleine Tochter an der Hand. „Was möchtest du heute essen?“, im Laufen noch legte sie den Finger an die Lippen und blickte zu Miki auf. „Käsekuchen! Und Ketchup!“, Miki lachte. Selbst sie hatte seine merkwürdigen Essgewohnheiten schon angenommen.

„Beides aufeinander?“

„Nein den Ketchup zuerst und der Käsekuchen ist Nachtisch!“, wieder lachte Miki leise und wanderte mit der Kleinen langsam durch die Korridore des großen Gebäudekomplexes.

Er freute sich auf einen frühen Feierabend. Wahrscheinlich würde man mit diesem Kaze sowieso nicht viel anfangen können. Was glaubte Miki denn? Das er frei über die Geheimnisse von Aki plauderte?

Im Gehen schüttelte er den Kopf und beobachtete Sayaka dabei, wie sie auf den karierten Fliesen immer die Hellen übersprang und nur auf die Dunklen trat. Es wirkte wie schwere Arbeit, doch sie war für ihr Alter ohnehin ungewöhnlich klein. Genau wie es Miki gewesen war. Doch im Gegensatz zu ihrem Ziehvater, war sie ein sehr aufgewecktes und ruhiges Kind.

Er selbst hatte sich mit seiner lauten und ungestümen Art sehr häufig in Schwierigkeiten gebracht.
 

Als hinter ihnen eine Tür knallte zog er seine Tochter instinktiv an sich und drehte sich mit ihr so herum, dass sie hinter ihm stand.

„Miki... Miki schnell!!“, einer der Wächter, aus dem Keller, stürmte auf ihn zu und blieb keuchend vor ihm stehen. „Was ist denn los?“, fragte Miki alarmiert und hielt Sayaka, die neugierig um ihn herum guckte, an ihrer Kapuze fest.

„Der Angel... er rastet total aus... der schlägt dort alles kurz und klein!“, Miki nickte nur kurz und überlegte eine Sekunde, wo er Sayaka lassen sollte, doch diese schob sich eiskalt an ihm vorbei.

„Ich will das sehen Papa!“, quiekte sie leise und zeigte dabei eine beinahe schon unverschämte Begeisterung.

„Saya bleibst du wohl stehen verdammt!“, leicht belustigt zuckte Miki, seinem Kumpanen gegenüber, noch einmal mit den Schultern und musste beinahe rennen, um die Kleine noch zu erwischen.

„Das ist nichts für Kinder junge Dame!“

„Aber … aber Papa... ich will endlich einen bösen Mann sehen, die Nachts immer so viel Krach machen!“, schmollte sie und sah für einen Moment wieder aus, wie das Kleinkind, das er damals bei sich aufgenommen hatte.

Schmunzelnd nahm er sie wieder bei der Hand und blickte ihr in die Augen. „Sayaka... es gibt keine bösen Menschen. Sie tun zwar böse Dinge, aber häufig werden sie dazu gezwungen oder wissen nicht, wie sie sich anders helfen sollen. Das ist in etwa so, wie wenn du dein Spielzeug nach mir wirfst, weil du nicht aufräumen willst.“, sie verzog die Schnute ein wenig mehr und schien absolut nicht überzeugt zu sein.

„HM!“, war nun auch der einzige Kommentar, den Miki noch erhalten sollte und schon zog sie den Dunkelhaarigen mit sich dir Treppe herab.
 

Im Keller sah es aus, als wäre kürzlich ein Tornado hindurch gefegt. Miki blickte einen Moment angeekelt auf den Matsch aus Essen, Trinken und wie es aussah Federn. Sayaka hingegen hockte sich sofort hin und wollte mit dem Finger in die ekelhafte Masse pieksen.

„Saya lass das...“

„Aber Papa, das riecht lecker...“, sie hörten ein leises fauchendes Geräusch gefolgt von einem Aufschrei und dem krachen von etwas hartem, gegen die Gitterstäbe.

Kaze war wohl nicht gerne eingesperrt... ob er Platzangst hatte? Widerwillig gestand er sich selbst ein, dass er ein wenig Besorgnis spüren konnte.

„Komm mit...“, murmelte er leise und wanderte langsam durch den düsteren Gewölbegang, näher an die Zelle, in der ganz eindeutig Kaze tobte.

„Lasst mich hier raus oder ihr werdet es bereuen!“, schrie er und Miki stellte mit einiger Genugtuung fest, dass er leicht panisch dabei klang.

Sayaka drückte sich von hinten ängstlich an sein Bein und starrte mit großen Augen auf die Zelle.

„Nanana Kaze... kaum kannst du dich wieder bewegen, zerschlägst du deine Inneneinrichtung? Ist das so klug?“

„Fick dich Miki!“, knurrte der Blonde und ein gemeines Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

„Was gedenkst du jetzt zu tun? Glaubst du wirklich keiner wird merken, dass ich fort bin?“

Miki lächelte und trat nun, da der Kleinere aufgehört hatte seine Zelle auseinander zu nehmen, näher und legte seine Finger an die Gitter. Irgendwie vertraute er darauf, dass der Blonde ihn nicht verletzen würde.

Sayaka hatte sich in den Schatten zurück gezogen und beäugte den 'bösen Mann' misstrauisch. Kaze konnte sie nicht sehen und Miki war es nur recht.

„Ich habe niemals gesagt, dass sie es nicht merken, doch die Frage ist... wen interessiert es, ob du weg bist? Aki etwa? Der hat schneller, als du blinzeln kannst, einen neuen Typen, der für ihn die Beine breit macht... Glaubst du, du wärst wichtig genug für ihn, dass er seinen Arsch riskiert?“

Miki genoss den Anflug von Unsicherheit in den rebellischen Augen des Blonden und verschränkte immer noch lächelnd die Arme vor der Brust. „Da ist es doch besser für dich, die Gastfreundschaft der Devil's eine Weile in Anspruch zu nehmen.“

Kaze lachte höhnisch auf und trat näher an das Gitter heran. Miki spürte den heißen nach Kaugummi riechenden Atem des Anderen auf seinem Gesicht, doch wich er nicht zurück. Die schon bekannte Faszination überkam ihn erneut wie eine Flutwelle und er musste sich zusammen reißen, das jugendliche und doch so vorgealterte Gesicht des Blonden nicht mit den Fingerspitzen zu berühren.

„Und jetzt soll ich meine Beine für dich breit machen ja? Ist es das was du willst? Endlich mal guten Sex ja? Deine Männer haben es wohl nicht drauf, die können es dir...“, es knallte laut, als Miki, die mit Ringen bestückte Hand, gegen die Gitterstäbe knallen ließ.

„Kein Wort mehr Kaze...“

„Hast du Angst?“, wieder lächelte der Dunkelhaarige und schüttelte den Kopf. „Nein, aber deine perversen Gedanken sind nicht für jedermanns Ohren bestimmt. Allerdings...“, und er sah sich kopfschüttelnd um.

Das Bett war umgekippt worden und die Bettdecke sowie das Kopfkissen hatte Kaze zerrissen.

„Hier würde ich ohnehin nicht mit dir schlafen wollen. Wenn dir die Zelle nicht passt, hättest du auch eine Andere haben können. Aber nun musst du wohl hiermit vorlieb nehmen.“, murmelte er leise und grinste hämisch daher... Miki war bewusst, wie kalt es im Keller wurde, sobald die Sonne unterging. Aber hatte der Andere es denn nicht selbst so gewollt.

„Und unsere Küche scheint dir auch nicht zu passen... Na dann musst du wohl hungern. Vor morgen früh wirst du nichts bekommen!“, es war gemein, denn es war noch immer früher Abend, doch Yuki hatte seine Chance gehabt.

„Steck dir deinen Fraß sonst wohin Miki. Ich werde nicht so dumm sein, wer weiß was du da rein gemischt hast! Und jetzt sag mir verdammt nochmal was ich hier soll!“, rief Yuki wieder heftig und schlug hart gegen die Gitterstäbe.

„Gift?“, murmelte Miki leise. Hey die Idee war gar nicht schlecht... darüber sollte er nachdenken, wenn Kaze ihm noch mehr auf die Nerven ging.

„Ich will sehen wie du bist Kaze... Die wahre Person hinter dem kleinen, draufgängerischen Kind, welches du vorgibst zu sein. Gespielte Selbstsicherheit.... glaubst du, du wärst nicht durchschaubar?“
 

Yuki strich sich entnervt durch die Haare und lief einmal im Kreis, wobei sein Gesichtsausdruck leicht gequält wirkte. Er wollte raus aus dieser Enge.. er brauchte seine Freiheit, den Wind in seinen Haaren... die weite der Großstadt und die Freiheit überall hingehen zu können, wo er wollte.

„Witzig... beinahe wäre ich darauf reingefallen. Du solltest Fernseh-Psychiater werden Miki...“, spuckte er dem anderen wieder bitter entgegen. Was fiel ihm eigentlich ein, Vermutungen über Yuki's wahres Ich zu machen. Und warum zur Hölle lag er mit seiner Ahnung so nahe an der Wahrheit?

Bis zu dieser Sekunde hatte Yuki gedacht Miki wäre ein dummes, egozentrisches und herzloses Arschloch. Immerhin hatte er zugelassen, dass seine Freundin starb... er hatte sie umgebracht, weil er seine Männer nicht von diesem Attentat zurück gehalten hatte. Und Yuki war sich sicher, dass der Dunkelhaarige ganz genau wusste, was ihm passiert war.

Wollte er ihn nun auch noch mürbe machen? Weil er der beste Mann der Angels gewesen war? Kira war tot und sie stand ihm um nichts nach. Wenn er nun Miki solange provozierte, bis er auch ihn töten ließ? Würden sie sich dann wiedersehen, würden sie dann endlich zusammen sein?

Wäre er dann befreit von der Schmach des Lebens?

Miki's Blick hatte sich verändert... immer noch lagen die Finger so sanft und unnatürlich vertrauensvoll an den Gitterstäben. Yuki könnte sie mit einem einzigen gezielten Tritt brechen, doch war irgendwas im Blick des Schwarzhaarigen, dass ihn innehalten ließ.

Wenngleich er Miki hasste, mehr hasste als alles andere auf der Welt, mehr sogar noch als Aki, der ihn tagtäglich schändete... fand er etwas in den dunklen, fast schwarzen Augen des Anderen, dass ihn magisch anzog.

Wie konnten sie bei all den Dingen, die sie jeden Tag erlebten, noch so sanft blicken? Hatte Miki denn keine Angst vor ihm? Hasste er den Jungen, den er Kaze nannte, nicht auch?

Yuki hielt inne und blickte ihn einen langen Moment schweigend an. Noch immer war der Schwarzhaarige am lächeln... nicht höhnisch, sondern sanft und wohlwollend.

Dann schüttelte er sanft den Kopf. „Ich bin der Meinung, aus den Klauen von Aki zu entkommen kommt dir in Wahrheit ganz recht... aber nun denn... vielleicht bist du irgendwann bereit zu sprechen. Ich habe Geduld Kaze.“, damit wandte er sich ab und wollte eigentlich gehen.
 

Sayaka jedoch schlich sich nun, da sie gesehen hatte, dass der 'böse Mann' ihrem Papa nichts getan hatte, langsam näher an die Gitterstäbe heran.

Yuki hatte ihnen längst wieder den Rücken zugedreht und raufte sich erneut die Haare. Wenn er so weiter machte, würde er noch eine Glatze bekommen.

„Er sieht gar nicht wie ein böser Mann aus, Papa.“, piepste sie leise und betrachtete Yuki mit großen, neugierigen Augen. Ihren Teddybären hatte sie dabei fest an die Brust gepresst.

Der Blonde wirbelte herum. Einen Moment lang starrte er irritiert die Wand an, bevor er den Blick senkte und ein kleines, niedliches Mädchen erblickte.

Die scheuen Augen betrachteten den Blonden so fest, als wäre sie erpicht darauf zu sehen, ob Yuki wirklich ein böser Mann war oder nicht.

„Ich habe dir doch erklärt, dass es keine bösen Menschen gibt Sayaka. Nur Menschen die Fehler machen.“, sie nickte und wirkte dabei so, als hätte sie jedes Wort verstanden. Als Miki hinter sie trat und ihr die Hände auf die Schultern legte, blickte Yuki unwillkürlich auf und versuchte eine Verbindung zwischen den beiden Menschen vor ihm, herzustellen. Das Mädchen hieß anscheinend Sayaka und sie nannte Miki 'Papa', dennoch konnte er keinerlei Ähnlichkeit ausmachen. Abgesehen von der sperrlichen Körpergröße. Yuki grinste.

„Ist das etwa dein Schwachpunkt Miki? Ein Kind...“, Yuki trat näher und sah, wie der Griff, der zierlichen Hände, sich um die Schultern des Kindes festigte.

„Was würde nur sein, wenn ihr was passiert? So süß... so ungemein... schutzlos? Würdest du ihre Sicherheit riskieren, nur um mich hier festzuhalten, Miki? Ist sie im Grunde auch nur ein Mittel zum Zweck? Das die Devils über Leichen gehen, ist mir ja schon länger bewusst.“, immer noch grinsend, hockte der Blonde sich hin und hielt dem kleinen Mädchen seine Hand hin.

„Hallo Sayaka...“, murmelte er. Ohne zu zögern griff das Kind, mit ihrer warmen Hand, die seinige und drückte sie leicht.

„Sieh dich vor... ich habe niemals den Befehl zu töten gegeben, aber ich schwöre, ich werde dich und jeden einzigen deiner stinkenden Freunde jagen und umbringen, solltest du ihr nur ein Haar krümmen... und wenn es das letzte ist was ich tue.“, Yuki lächelte matt. Hatte er sich nicht ebenso geschworen Miki zu jagen, ihn zu quälen und zu töten und wenn es das letzte war, dass er tun würde?

Nun erfuhr er, dass der Mann, den er am meisten auf der Welt hasste, eine kleine Tochter hatte... konnte er es riskieren, dass ein so kleines Kind, die wichtigste Bezugsperson in ihrem Leben, verlor?

„Bist du böse, Kaze?“, fragte Sayaka munter und biss ihrem Teddy ganz leicht ins Ohr. Ja was sollte er darauf antworten? Er sank in den Schneidersitz und blickte nun zu dem kleinen Mädchen hoch.

„Ich... weiß es nicht... was meinst du denn mit böse?“, fragte er leise und Mikii zuckte erschrocken zurück... diese sanfte Stimme... so kannte er Kaze ja gar nicht.

Er schluckte... sollte es möglich sein, dass er mit seiner Vermutung gar nicht so falsch lag?

War Kaze gar nicht der durchtriebene Bösewicht, für den ihn alle hielten.
 

Unter wachsamen Blicken zog er sich langsam von Sayaka zurück, hielt sich aber dennoch in den Schatten gegenüber der Zelle auf, um sie im Notfall schützen zu können.

„Böse Männer die laut sind in der Nacht. Sie schreien... und machen Krach und ich kann nicht schlafen. Schattenmänner... sie haben keine Gesichter...“, hauchte die Kleine ehrfürchtig und riss ihre Augen ganz weit auf.

Yuki konnte sich vorstellen, dass sie glaubte die Leute bestünden aus Schatten, weil sie sie in der Dunkelheit nicht erkennen konnte.

„Aber dann kann ich doch gar keiner von ihnen sein. Siehst du denn mein Gesicht?“, fragte er leise und verkniff sich hart ein Schmunzeln.

„Ja.. und du siehst gar nicht böse aus!“, fiebste das kleine Mädchen dann wieder. Yuki nickte. Er hatte nicht viel Lust etwas von sich Preis zu geben, doch er wollte wenigstens einem Kind die Angst nehmen.

Schließlich hatte sie noch gar keine Ahnung wie grausam die Welt war, in der sie lebte.

Miki trat wieder vor. „Saya wir müssen jetzt gehen. Kaze braucht sicher noch ein wenig Ruhe.“, er blickte den Blonden fest an. Unmissverständlich lag in seinem Blick, dass er seine Worte ernst gemeint hatte.

Yuki verstand ihn... und er konnte es ihm nachempfinden. Auch er hätte für sie getötet... für seine Freundin, mit der er ein ausgefülltes Leben gehabt hätte. Sie hatten auch Kinder gewollt... ein ganz normales Leben.

Warum hatte dieser Bastard von den Devils all das, was ihm verwehrt blieb?

Yuki wandte sich wieder ab und Miki zog Sayaka an der Hand mit sich. „Sorgt dafür das er eine neue Decke bekommt... es ist in der Nacht zu kalt hier unten. Und Kaze?“, er wartete, bis Yuki wieder aufblickte. „Es ist die Letzte, also lass nicht wieder deine überschüssige Energie an ihr aus ok?“, ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Dunkelhaarigen und gemeinsam mit seiner Tochter stieg er wieder die Treppen hinauf. Jedenfalls dachte er das, bis Sayaka auf halbem Wege wieder umdrehte und zu ihrem Gefangenen zurück lief.

„Saya!!!“

Doch das kleine Mädchen ignorierte ihren Vater mit sturem Blick. „Hier...“, sagte sie leise und stopfte ihren Teddybären durch die Gitterstäbe. „Wenn die Schattenmänner hier runter kommen, kann Teddy dich beschützen.“, sie verbeugte sich höflich, wie man es machte, wenn man jemandem etwas anbot oder sich bedankte.

„Aber...“, und sie zog ihre schmalen Brauen zusammen. „Mach ihn nicht auch noch kaputt ok?“, damit rannte sie zurück zu ihrem Vater und nahm ihn wieder bei der Hand. Schweigend gingen sie die Treppen herauf und ließen Yuki zurück, welcher noch immer vollkommen perplex dastand und einen kleinen dunkelbraunen Teddybären in den Händen hielt.
 

Yuki wusste nicht, was er von der netten Geste des kleinen Mädchens halten sollte.

Jetzt hatte er auch noch einen Teddy als Wohngenossen, dabei war es hier doch schon so eng und stickig drinnen. Und feucht, kalt und sowieso roch es total modrig.

Er wollte hier unter allen Umständen wieder raus, aber vermutlich musste er sich nun wirklich in Geduld üben, denn wenn die Devils etwas konnten, dann waren es Zellen zu bauen, aus denen man so schnell nicht wieder heraus kam.

Er seufzte leise und sah sich wohl schon zum tausendsten mal diesen Stoffbären an, welcher ihn, wo auch immer er saß, zu beobachten schien.

Er hatte sogar schon nachgeprüft, ob diese niedlichen Knopfaugen, nicht vielleicht kleine Kameras waren.

Aber nein, es waren nur Glasperlen, die in dem Kopf des Teddies steckten.

Einer der Wächter hatte Yuki eine neue Decke gebracht. Wieso auch immer Miki eine neue angeordert hatte! Es konnte ihm doch schließlich scheiß egal sein, wie es Yuki hier unten ging, oder nicht?

Aber gut, er wollte sich nicht beschweren. In der Zeit wo er nun schon hier unten war, wurde es wirklich schon sehr kalt.

Er hatte zwar kein Fenster, was ihn schon sehr deprimierte, aber er konnte es fühlen wenn die Sonne hinterm Horizont verschwand.

Oft hatte er dies beobachtet, wenngleich alleine oder als Kira noch war, auch mit ihr zusammen.

Aber er hatte es oft getan. Wie sehr er diese Abende doch vermisste. Ihr süßlicher Geruch, die schönen Augen und ihre glatten, schulterlangen, blonden Haare, welche sich immer zu bewegen schienen, egal was sie tat.

Er vermisste alles an ihr.

Es hatte lange gedauert, bis er sich von ihr hatte losreißen können, als sie hinab gestürzt war. Er hatte lange ihren Leichnam einfach im Arm gehalten und hatte geweint, bis ihn jemand von ihr weggezogen hatte, um sie mitzunehmen.

Ihm war es egal, ob er mit Blut besudelt wurde oder nicht. Er wollte bei ihr sein, ebenfalls sterben, doch war es ihm bisher noch nicht gegönnt gewesen.
 

Leise seufzend schloss Yuki seine Augen und lehnte seinen Kopf an die kalten Steine hinter sich. Wie oft würde er wohl noch darüber nachdenken? Wie oft würde er ihren Namen noch im Schlaf rufen, bis er verstand, das es kein zurück mehr gab?

Würde alles gut sein, wenn er Miki endlich getötet hatte?

Aber konnte er das so einfach? Ihn töten und ein Kind zurück lassen, welches dann vermutlich genau so leiden würde, wie er es selber gerade tat? Und das über Jahre hinweg? Sie würde für immer einen Schaden haben, einen seelischen Schaden, genau wie er selbst.

Er saß in einer Zwickmühle fest und wusste nicht, wie er daraus entkommen sollte.

All die Jahre hatte er sich immer wieder geschworen, das er Miki dafür büßen lassen würde und nun stellte sich alles um, weil er hier mit einem Kind auftauchte, welches noch so voller Hoffnung und Liebe war, das es ihn selbst erschreckte.

Wieso hatte er Miki gestern nicht einfach töten können? Dann wäre alles gut gewesen, dann hätte er nie von der Existenz der Kleinen erfahren.

Er hasste Miki dafür, das er seine Tochter mit hier her gebracht hatte und diese auch noch so niedlich war.

Yuki seufzte wieder und sah in der Zelle herum. Wie lange würde er jetzt wohl hier bleiben? Vor allem würde Miki Recht behalten damit, dass Aki ihn nicht suchen oder versuchen würde ihn zu befreien?

Irgendwie machte ihm das ein paar Sorgen. Okay, sie hatten heute Samstag und am Wochenende war Aki gern mal außerhalb der Gang unterwegs, wo auch immer er sich herum trieb. Aber am Wochenende konnte Yuki auf keinerlei Hilfe hoffen. Er musste versuchen alleine hier heraus zu kommen. Vor allem durfte er sich nicht erweichen lassen. Weder von einem Kind, noch von Mikis Augen oder sonst etwas. Er musste stark bleiben!
 

Die ganze Nacht noch hatte Yuki nachgedacht und hatte nur sehr sehr wenig geschlafen.

Er hatte sich geweigert sich unter die Decke zu legen oder allgemein so zu tun, als würde er schlafen. Also hatte er in sitzender Position verharrt und hatte ab und an die Augen geschlossen, sie jedoch meistens schnell wieder geöffnet, einfach damit er wenn etwas sein sollte nichts verpassen würde.

Und so war die Nacht dahin geschlichen und Yuki hatte das Gefühl, er würde hier drinnen eingehen.

Irgendwann, die Sonne musste schon aufgegangen sein, kam die Ablöse für die Wache, welche die ganze Nacht nichts besseres zu tun gehabt hatte, als zu schnarchen. Und sie brachte für Yuki auch gleich das Frühstück mit, welches Miki am Abend zuvor schon angekündigt hatte.

„Hier für dich. Weiß zwar nicht, wieso du Arsch etwas zu Essen bekommst, aber du solltest dich glücklich darüber schätzen.“

Yuki grinste nur etwas in seiner dunklen Ecke und rührte sich sonst nicht weiter.

Er würde das Essen nicht anrühren. Auch er hatte seinen Stolz, außerdem wusste er nicht, zu was die Devils noch fähig waren, wenn sie schon Lähmungspfeile einsetzen konnten.

Er schnaubte wieder leise, wenn er nur daran dachte, das ihn so ein dummer Pfeil getroffen hatte.

Manchmal war er einfach nur unvorsichtig.

Aber was ihn noch viel mehr beschäftigte war, wo seine Waffe hingekommen war.

Die hatten doch bestimmt diese dummen Devils irgendwo hingebracht. Klar, das sie ihm die Waffe nicht ließen, aber dennoch... Interessieren würde ihn das schon sehr, denn dann wusste er, wo er als erstes, sobald er hier raus kam, suchen musste.

Denn ohne seine Waffe, war er ein Nichts. Er konnte zwar auch ohne Waffe kämpfen, immerhin hatte er sich das alles lange antrainiert, aber mit Waffe fühlte er sich einfach viel wohler.
 

Während Yukis Gedanken immer noch um seine Waffe, den Ausbruch und die Rache kreisten, waren an einem anderen Ort gerade zwei Personen friedlich am Frühstücken.

„Papa? Sag, meinst du Teddy geht es gut bei Kaze? Immerhin hat er alles andere auch kaputt gemacht, meinst du er tut Teddy weh?“, fragte sie neugierig und knabberte an ihrer Waffel herum.

Der Schwarzhaarige, welcher genüsslich an seinem Kaffee nippte, hob verwundert den Kopf.

„Es wundert mich sowieso, das du ihm deinen heißgeliebten Teddy überlassen hast. Aber nein, ich denke nicht, das er ihm was tut, immerhin hast du es ihm ja gesagt.“, murmelte er lächelnd und strich seiner Tochter etwas Marmelade aus dem Mundwinkel.

„Naja, er hat so alleine ausgesehen. Keiner ist gerne alleine, deswegen dachte ich, Teddy würde ihn aufmuntern. Wieso sitzt er eigentlich im Keller gefangen? Hat er was böses getan?“

„Er hat Kei gestern verletzt.“

„Ja aber doch nur, weil sie ihn fangen wollten. Da würde ich mich auch wehren!“

Miki lachte leise.

„Du bist ja ziemlich gut informiert, junge Dame.“

„Aber sicher, ich muss doch wissen, was ab geht.“

Woher sie wieder diese Ausdrücke hatte, konnte er sich nur zu gut vorstellen, immerhin hatte sie eine Mutter, die sich nicht wirklich um andere scherte und ein ziemlich zügelloses Leben führte. Und genau diese hatte diesen Ton auch am Hals, wobei es bei Sayaka um einiges drolliger rüber kam.

„Ja, da hast du natürlich recht. Hmmh.. er hat mich den einen Abend verletzt. Aber du hast schon geschlafen.“

„Ooh er hat dir weh getan?“, fragte Sayaka entsetzt und machte große Augen, worauf Miki beschwichtigend die Hände hob.

„Ja, aber nicht so dolle, keine Sorge. Aber darüber wollte ich mit ihm nochmal reden. Deswegen ist er hier. Weil wenn er da drinnen sitzt und nicht raus kann, kann man viel besser mit ihm reden, als wenn er immer abhauen könnte, verstehst du?“

Sayaka nickte und dachte kurz nach, während sie weiter an ihrer Waffel nagte.

Miki konnte ihr ja schlecht sagen, das Kaze es auf ihn abgesehen hatte und ihn töten wollte und das Miki ihn irgendwie interessant fand. Sie würde das garnicht verstehen.. davon mal ab, das Miki sich selbst nicht verstand.

„Besuchen wir ihn nachher? Ich will sehen ob es Teddy gut geht.“, murmelte sie wieder leise und trank von ihrem Kakao.

„Können wir machen. Hoffentlich hat er sich heute etwas beruhigt. Aber wir gehen erst gegen Abend, ich muss noch ein bisschen was erledigen.“

„Darf ich mit?“

„Sicher, wenn du möchtest.“, gab Miki sein Okay dazu, denn im Büro konnte der Kleinen ja nichts passieren.
 

Sie aßen zu ende und machten sich dann fertig zum gehen. Sayaka ging oft mit Miki ins Büro, weil sie nur selten zu ihrer Mutter gehen wollte. Meistens war diese sowieso besoffen oder nicht zurechnungsfähig, weswegen Miki sie sehr ungern dahin gehen ließ.

Außerdem schien es Sayaka auch im Büro sehr zu gefallen, wo sie sogar ihren eigenen, kleinen Schreibtisch besaß, an dem sie oft malte oder eben spielte.

In Mikis Büro angekommen, machte sich das Mädchen auch gleich daran, ihr Puppenhaus, welches in einer Ecke des Büros stand, in Beschlag zu nehmen und damit zu spielen, während Miki erstmal die Lage auskundschaftete und sich über die Neuigkeiten informierte.

Jedoch schien alles soweit ruhig zu sein. Wie immer, wenn das Wochenende bevor stand. Er wunderte sich sowieso, das gerade an den Wochenenden garnichts passierte. Es war fast wie, als wenn die Angels genau an dem Tag einfach mal die Pforten dicht machten und den ganzen Tag faulenzten. Freies Wochenende, wieso eigentlich nicht. Miki konnte sich auch etwas besseres vorstellen, als am Wochenende im Büro zu sitzen. Aber sicher war einfach sicher.

Nach einer Weile rief Miki unten im Keller an, um sich zu erkundigen, was der Gefangene machte.

Was er nicht wusste war, das Sayaka das sehr wohl mitbekam und auch sehr gespannt zuhörte. Irgendwie hatte sie Gefallen an diesem Jungen im Keller gefunden, dessen böse Augen garnicht so böse waren.
 

„Ja, Miki hier. Und wie siehts aus?“

»Alles ruhig soweit. Kaze verhält sich sogar menschlich.«

„Menschlich? Also hat er die Einrichtung heil gelassen ja?“, fragte er grinsend, worauf er am anderen Ende ebenfalls leises Kichern hören konnte.

»Ja, das hat er. Ich weiß nicht, ob er schläft. Er gibt jedenfalls keinen Mucks von sich. Aber er hat nichts gegessen. Weder das Essen gestern Abend, was er ja überall verteilt hatte, noch das Frühstück oder das Mittagessen, welches man ihm gebracht hat. Er scheint jedenfalls keinen Hunger zu haben.«

„Oder er isst aus Prinzip nichts, weil er uns misstraut.“, murmelte Miki nachdenklich und lehnte sich etwas zurück.

»Das kann auch angehen. Aber mich kümmerts eher weniger. Soll er verrecken. Man kann nicht sagen, wir hätten es nicht versucht.«

Miki seufzte leise und nickte.

„Ich komm nachher runter. Vielleicht hat er bis dahin ja etwas gegessen.“, murmelte er leise und legte dann auf.

Irgendwie war ihm klar, das Kaze sich da quer stellen würde. Aber was sollte er machen? Er konnte den Blonden ja schlecht Zwangsernähren. Aber einfach wieder gehen lassen wollte er ihn auch nicht.

Verdammt nochmal.. dieser Junge bereitete ihm wirklich Kopfzerbrechen.

In seinem Drehstuhl wandte sich Miki zum Fenster hin und starrte aus diesem hinaus. Er musste sich etwas einfallen lassen. Ob man Kaze einfach einen Schlauch in den Hals stecken konnte, damit man ihm zum Essen zwingen konnte?

Miki musste über seine eigenen Ideen den Mund verziehen.

Er war doch ekelig.

Während Miki weiter über Kaze nachdachte und darüber, wie er diesen Hungerstreik beenden konnte, schlich sich ein kleines, schwarzhaariges Mädchen aus dem Büro und schloss wieder leise die Tür.

Sie hatte mitbekommen, über was sich Miki unterhalten hatte. Der Junge wollte also nichts essen? Aber wieso nicht?

So schnell sie ihre kurzen Beinchen tragen konnten, lief sie zum Aufzug und betätigte den Rufknopf, dann fuhr sie damit in das Erdgeschoss und lief alleine weiter bis in den Keller. Immerhin kannte sie sich schon sehr gut hier aus, hatte sie doch fast ihr halbes Leben immer in diesen Büros verbracht.

Aber es gefiel ihr. Hier war es wenigstens sicher, zumindest meistens.
 

Im Keller angekommen sah die Wache sie schon nicht schlecht an.

„Was machst du denn hier? Ist Miki garnicht mitgekommen?“

„Nein, ich bin alleine. Papa arbeitet noch und ich will nach Teddy sehen.“, murmelte sie leise und zog eine Schnute.

„Aha.. aber geh nicht zu nahe an das Gitter, hörst du?“

„Jaaa, ich bin ja nicht doof.“, murmelte sie wieder und lief dann zu der Zelle, vor der sie gestern schon gestanden hatte.

Vor der Zelle stand das Tablett mit dem inzwischen kalten Essen, welches Kaze nicht angerührt hatte. Außerdem war es stock dunkel in der Zelle.

„Hat denn noch keiner das Licht hier angemacht?“

„Das hat er gestern zerschlagen.“, gab die Wache stumpf von sich und setzte sich wieder auf seinen Stuhl, schlug die Zeitung auf und versteckte sich dahinter. Das er auf das Mädchen aufpassen könnte oder sollte, weil in der Zelle eine gefährliche Person saß, kam ihm garnicht in den Sinn, viel lieber widmete er sich den wirklich wichtigen Dingen im Leben - den Sportseiten!

Sayaka hingegen stand vor der dunklen Zelle und spähte hinein.

„Kaze?“, fragte sie leise und verzog etwas das Gesicht. Sie durfte nicht näher ran gehen, das wusste sie, aber sie sah ja sonst garnichts.

„Kaze, schläfst du?“, fragte sie wieder leise und machte einen kleinen Schritt näher zur Zelle hin.

Vorsichtig legte sie ihre kleinen Finger an die Gitterstäbe und versuchte weiter etwas auszumachen, bis sie eine Bewegung vernahm, welche aus dem Dunkeln kam, sah sich daraufhin einem sehr durchnächteten Gesicht gegenüber, welches sie anstarrte.

„Nein..“, murmelte Yuki nur leise und besah sich das kleine Mädchen, welches so nahe an seiner Zelle stand.

Sayaka machte aber auch keinen Schritt zurück, als sie Kaze sehen konnte, auch nicht, als dieser näher kam und sich wieder vor sie hin hockte.

„Was machst du hier so alleine? Weiß dein Papa, das du hier bist?“

Sayaka schüttelte etwas den Kopf und sah sich suchend um.

„Wo ist Teddy?“

„Der schläft auf dem Bett. Der war ganz müde.“, murmelte Kaze leise und deutete hinter sich, worauf Sayaka ebenfalls zum Bett sah. Sie konnte endlich etwas in der Dunkelheit erkennen, da sich ihre Augen schon ziemlich daran gewöhnt hatten und wirklich. Da lag ihr Bär auf dem Bett, wie als würde er schlafen.

„Das ist schön. Er muss noch gross werden. Papa sagt auch immer, ich brauche Schlaf, damit ich wachsen kann.“

Yuki nickte und setzte sich wieder im Schneidersitz vor das Mädchen.

„Und wieso hast du deinem Papa nicht gesagt, das du hierher kommst?“

„Weil er so beschäftigt war. Außerdem.. warum isst du denn nichts Kaze? Schmeckt das Essen nicht?“

Yuki sah auf das Tablett und dann wieder zu Sayaka.

„Nein, ich find das nicht so toll.“

„Und das Trinken auch nicht?“

Yuki sah wieder zum Tablett und schüttelte den Kopf. Er konnte ja kaum sagen, das er befürchtete, dass das Essen vergiftet sein könnte. Also..

„Nein, ich mag nicht so gern Wasser.“

„Kann ich verstehen, ich trink auch lieber Kakao. Aber du musst doch was essen. Du hast doch bestimmt Hunger, oder nicht?“

Yuki schüttelte etwas den Kopf.

„Geht wohl. Ich bin hart im nehmen.“

„Aber du siehst ganz müde aus. Konntest du nicht schlafen?“

„Nein.. ich kann nicht so gut an anderen Orten schlafen.“

„Das geht mir auch immer so, wenn ich bei meiner Mama bin. Papa und ich wohnen an einem Ort, da ist es gaaanz ruhig und bei meiner Mama ist das immer so laut und ich kann da garnicht gut schlafen.“, murmelte sie leise und hockte sich ebenfalls vor die Zelle, so als wenn sie mit einem guten Freund sprechen würde, statt mit einem Gefangenen. Für sie war Yuki nicht gefährlich.

„Wieso heißt du eigentlich Kaze?“

Yuki sah das Mädchen dumm an und legte den Kopf schief. Die konnte Fragen stellen.

„Wieso heißt du denn Sayaka?“

„Oh du hast dir meinen Namen gemerkt!“, rief sie erfreut und wedelte mit den Armen herum.

„Aber... ich heiße so, weil Mama und Papa mir den Namen gegeben haben. Haben deine Mama und Papa dir den Namen nicht gegeben?“

„Nein haben sie nicht.“

„Wer denn dann?“

„Jemand anderes.“, gab er zur Antwort, sollte er jedoch damit gerechnet haben, das Sayaka damit zufrieden war, hatte er sich geschnitten.

„Wer denn?“

Yuki seufzte leise.

„Das sag ich dir ein anderes mal.“

Sayaka bließ die Wangen auf und legte den Kopf schief.

„Okay.. Versteh ich zwar nicht, aber ich werde darauf zurück kommen.“, murmelte sie lächelnd und sah sich etwas auf dem Flur um, worauf Yuki etwas in ihrem Haar auffiel.

Sie trug Spangen. Keine mit irgendwelchen bunten Sachen dran, sondern einfach welche, die die Haare zusammen hielten. Ihm kam eine Idee. Schnell suchte er auf dem Boden nach etwas, sodass Sayaka es nicht zwingend mitbekam und hob eine der Federn auf, welche auf dem Boden herum lagen.

Danach hob er vorsichtig seine Hand etwas an und steckte sie durch die Gitterstäbe, hin zu dem Mädchen vor sich.

„Keine Angst, du hast da was im Haar.“, murmelte Yuki leise, als Sayaka fragend aufsah, hielt dann aber ganz still und ließ es sich entfernen.

Yuki schmunzelte und zupfte etwas an Sayakas weichen Haaren herum, entfernte, ohne das sie etwas davon bemerkte, eine der Haarnadeln und zog seine Hand zurück, in welcher er nun die Feder hielt.

„Schau mal, du schmückst dich mit fremden Federn.“, murmelte er leise und pustete sie in die Luft, worauf Sayaka begeistert kicherte.

Auf Yukis Gesicht jedoch zeigte noch immer keine Regung. Er versteckte die Nadel in seiner Tasche und sah dann wieder zu Sayaka, welche anscheinend nichts bemerkt zu haben schien.
 

Doch jemand ganz anderes hatte etwas bemerkt.

„Sayaka? Wo bist du?“, rief Miki durch sein Büro, ging auf den Flur und sah sich dort ebenfalls um, doch seine kleine Tochter war weg.

„Wo kann sie denn sein?“

Eigentlich wusste sie ganz genau, das sie nicht einfach im Büro herumlaufen sollte, weil es gefährlich sein könnte. Aber welches Kind hörte schon freiwillig auf seinen Vater?

„Ah Sonomi, hast du Sayaka irgendwo gesehen?“, fragte er das Mädchen, welches gerade mit einem Stapel Akten durch den Flur lief.

„Eh ja, sie ist vorhin mit dem Fahrstuhl herunter gefahren. Aber ich weiß nicht, wohin sie wollte.“, murmelte sie leise und sah Miki fragend an.

„Dankeschön..“, murmelte dieser besorgt und rannte zum Fahrstuhl, fuhr mit diesem ebenfalls nach unten und sah sich um.

„Sayaka!“, rief er wieder laut und konnte langsam seine Angst nicht mehr unterdrücken. Hoffentlich war sie nicht raus gelaufen verdammt. Wieso hatte er nicht besser aufgepasst? Aber bisher war sie doch nie weggerannt.

„Sayaka verdammt, wo bist du?“

„Saya ist im Keller.“, rief ihm einer der Devils entgegen, welcher gerade durch die Halle marschierte.

„Im Keller?“

„Ja, sie sitzt da schon eine Weile und unterhält sich mit diesem Angel.“

Miki zog die Brauen zusammen.

„Und wieso sagt mir keiner was davon?“

„Naja.. weil..“

„Ach vergiss es..“, murmelte er angesäuert und stapfte zum Eingang zum Keller und die Stufen nach unten.

Schon auf halben Wege, konnte er jemanden reden hören.

Wenn dieser Kaze ihr irgendwas getan hatte..

Er bog um die Ecke und sah sich gehetzt um, konnte Sayaka hinten im Gang auf dem Boden sitzen sehen.

„Sayaka..“, rief er wieder, worauf das Mädchen ihren Kopf hob und breit lächelte.

„Papa.“

„Was machst du denn hier unten junge Dame und dann ohne mir Bescheid zu sagen, hm?“

Sayaka sah ihren Vater mit großen Püppieaugen an und wusste erst garnichts zu Antworten.

„Naja also.. ich..“

„Jaaa?“

„Ich... ich wollte doch nur nach Teddy gucken.“

„Aber ich hab dir doch gesagt, das wir später hier runter gehen. Du hättest mir Bescheid sagen müssen, du weißt doch wie gefährlich es hier ist.“

Sayaka nickte und seufzte aus.

„Es tut mir leid..“

Miki rieb sich die Stirn und nickte.

„Ist schon okay..“, murmelte er leise und richtete seinen Blick dann zur Zelle, in welcher Yuki noch immer auf dem Boden saß und nun ebenfalls zu Miki aufsah.

„Wieso isst du nichst?“

„Wieso lässt du mich nicht einfach wieder gehen?“

Miki grinste.

„Weil ich deine Gesellschaft so mag.“, murmelte er einfach zurück, worauf Yuki beinahe gelacht hätte. Oh ja.. auf jeden Fall.

„Also.. wieso isst du nichts?“

„Das geht dich garnichts an.“, murmelte Yuki leise und stand wieder auf, ging zu seinem Bett und setzte sich auf dieses, ohne Miki nochmal eines Blickes zu würdigen.

Miki hingegen hatte garnicht vor locker zu lassen. Er würde Kaze schon zum reden bringen.

„Aber es ist schade, dass das Essen immer kalt wird, wenn du es nicht willst.“

„Dann iss es doch selber.“

„Nee, ich hab mein eigenes. Meine Jungs machen sich immer solche mühe damit.“

Yuki rollte entnervt mit den Augen.

„Außerdem ist es lecker. Ich bin mir sicher, dass du bei dir zu Hause nichts warmes zu Essen bekommst.“

Yuki schwieg weiterhin und tat so, als würde Miki garnicht da sein, welcher wiederum versuchte, in der Dunkelheit irgendwas ausmachen zu können.

Wieso hatte dieser Mistkerl auch die Lampe zerschlagen? Und wieso zum Teufel trug er nur schwarze Sachen? Da war es ja wirklich ne Kunst, ihn darin zu erkennen.

„Ich glaub wir sollten Morgen oder Montag mal deine Lampe reparieren..“, murmelte er leise und sah nachdenklich an die Decke.

Oh ja, das sollten sie wirklich tun.

Außerdem musste Kaze ja auch mal duschen. Wie stellten sie denn das an? Er konnte ja schlecht mitgehen. Und eine Frau genau so wenig.. und vor der Tür bewachen.. wer wusste schon was der da in den Duschen anstellte.

Miki raufte sich innerlich die Haare. Es war so viel leichter, den Jungen einfach wieder laufen zu lassen, aber das war gegen seinen Stolz. Außerdem hatte er sich vorgenommen, den Jüngeren zu knacken. Er wollte mehr über ihn erfahren.

„Magst du die Dunkelheit etwa nicht?“, fragte Yuki leise aus dem Dunklen heraus, worauf Miki wieder aufsah.

„Nicht sonderlich. Und ich mag es nicht, meine Gegner bzw. die Personen, mit denen ich mich unterhalte, nicht zu sehen.“

Yuki grinste etwas.

„Du musst nur lernen mit ihr umzugehen, dann kann die Dunkelheit dein bester Freund sein.“

„Oh ja, das habe ich den einen Tag gemerkt.“, murmelte Miki leise und verzog etwas das Gesicht.

Er hatte weder Yuki, noch den anderen Angel gesehen gehabt. Sie hatten sich perfekt getarnt.

„Papa ich geh schnell auf die Toilette..“, murmelte Sayaka auf einmal schnell und rannte die Treppen nach oben.

„Ist gut, ich komm auch gleich.“, rief er ihr nach und sah noch einen Moment in die Richtung, wo die Treppen waren, zuckte jedoch erschrocken zusammen, als er wieder zur Zelle guckte und Kazes Gesicht nahe vor seinem sah.

Wie versteinert stand er vor ihm, wie dieser sich locker an die Gitter lehnte und Miki schelmisch grinsend ins Gesicht sah.

Erst als er sich von diesem Schock erholt hatte, ging er ein paar Schritte zurück.

Wie hatte er das so lautlos geschafft?

„Eine niedliche Ziehtochter hast du da..“, murmelte er wieder und zog eine Schnute, musste wieder grinsen.

„Pass gut auf sie auf, nicht das noch etwas mit ihr passiert.“

„Ich warne dich, wenn du ihr auch nur ein Haar krümmen solltest...“

„Was dann Miki.. hu? Was wirst du tun.. willst du mich umbringen ja? Komm schon.. tus doch einfach..“, murmelte Yuki mit leiser, gefährlicher Stimme.

„Nein Kaze... so einfach mach ich dir das nicht. Wir werden noch einige Zeit miteinander verbringen.“, murmelte Miki leise und grinste, als Kaze ihn irgendwie wieder wütend anblickte.

Wieso erschien es ihm gerade so, als wenn Kaze unbedingt sterben wollte? Was hatte er davon?

„Wir werden noch eine schöne Zeit haben, da sei dir sicher..“

„Oh ja..“, murmelte Kaze leise und verengte die Augen etwas. „Davon bin ich überzeugt..“

„Papa ich bin fertig, kommst du? Ich hab Hunger..“, rief Sayaka von oben und wartete ungeduldig auf ihren Vater.

„Ich komme mein Schatz.“, rief er zurück und sah wieder zu dem Jungen in der Zelle, welcher seine Arme noch immer locker raus hängen hatte und irgendwie cool am Gitter lehnte.

„Ich fänds gut, wenn wir die nächsten Tage mal reden würden.“

„Ach ja?“

„Ja wirklich.“

„Ich sehe da keinen Sinn drinnen.“

„Oh ich aber. Ich würde dich gern etwas mehr kennen lernen.. Kaze..“

Yuki grinste und senkte seinen Blick etwas, winkte mit den Fingern dann zu Miki rüber.

„Komm mal her..“

„Eh?“

„Na komm schon.. ich will dir was sagen..“, murmelte Kaze leise und sah Miki wieder herausfordernd, aber dennoch nicht wirklich bösartig an.

Miki sah Kaze skeptisch an, ging aber dennoch einen kleinen Schritt auf die Zelle zu.

„N Stückchen näher..“

Miki wurde immer nervöser. Was wollte er denn? Vor allem so leise?

Also ging Miki noch einen Schritt auf Kaze zu und stand nun ziemlich nahe vor dem Gitter.

Doch ehe er reagieren konnte, hatte dieser Miki schon am Kragen gegriffen und hart gegen das Gitter gezogen, so das sich ihre Gesichter verdammt nahe waren.

Doch jetzt war nichts mehr von dem unschuldigen Blick von Yuki über.

„ICH SCHEIß DRAUF WAS DU WILLST OKAY?? KAM DAS ENDLICH AN?“, fragte er laut und stieß Miki dann an seiner verwundeten Stelle wieder von sich.

Dieser schrie leise auf und hielt sich die gepeinigte Seite.

Damit hatte er bei weitem nicht gerechnet, aber Kaze schien wirklich zu allem fähig zu sein und das machte ihm teilweise wirklich Angst.

„Verpiss dich endlich!“, murmelte er noch aus seiner Zelle heraus und versteckte sich wieder in der dunklen Ecke seiner Zelle.

Miki hingegen brauchte einen Moment um seine Fassung wieder zu erlangen und wieder zu Atem zu kommen. Dabei war seine Seite doch endlich mal einigermaßen gut geworden und nun tat sie wieder weh.

Dennoch sagte er nichts mehr und ging. Es war besser so, denn heute würde er hier nichts mehr erreichen, da war er sich sicher.
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-11-25T14:45:25+00:00 25.11.2011 15:45
Mir fehlen einfach die Worte. Ich kann mich einfach nur wiederholen: Es ist einfach genial!
Die Story verliert nicht an Spannung und macht einen immer neugieriger.
Was ich auch genial finde ist Yukis komplexer Charakter. Man kann nie wirklich einschätzen was er gerade im Sinn hat. In dieser Story wird einem bewusst, wie schwierig ein Mensch doch sein kann. Wie kurios und paradox der Mensch an sich ist.

Das kleine Mädchen ist wirklich niedlich, und diese Unschuld...
Nie im Leben würde Yuki ihr was antun o_O Niiie im Leben. Da bin ich mir sicher.
*-*
Doch Yukilein hatte gegen Ende nicht nur Miki sondern auch mich überrascht. Da wurd er plötzlich wieder handgreiflich.

Ich hoffe die Woche geht schnell vorbei, ich will lesen. ;O;


Ruki. ♥





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