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Meyta

Das Schwert der Könige
von

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Sasek, der Gaukler

Lyra legte sich auf das feuchte Gras und zog ein Brot, wie Käse und etwas Fleisch aus ihrem Sack. Interessanterweise reichte die Portion nur für sie und Farkas meinte, er würde sich selbst etwas jagen, er möge diesen Frass nicht.

Somit sass sie nun dort, kaute auf einem Stück des Brotes und zwischen durch biss sie sich etwas vom Käse ab, das Fleisch sparte sie noch auf. Der Mann kehrte nach einigen Minuten zurück, in seiner Hand hielt er ein totes Kaninchen.

„Ich wünsch dir einen Guten“

„Danke dir auch“, meinte sie mit einem zögerlichen Blick auf seine Mahlzeit. Er setzte sich neben sie und dann hätte sie am liebsten laut Geschrien – was sie wohl auch tat – den der Wolf starrte sie entsetzt an, genau wie sie ihn!

„Oh, entschuldige, mir war nicht klar, dass du es noch nicht begriffen hast“, sagte Farkas in seiner nun wieder menschlicher Form, „ich bin ein Wer-Mensch. Einst war ich ein ganz normaler Wolf, dann haben mich einige Kinder gebissen als ich verletzt war und seit damals kann ich mich in einem Menschen verwandeln“, sie wusste selbst, wie entsetzt sie ihn anstarrte, doch sie konnte diesen Ausdruck nicht von ihrem Gesicht verbannen.

„Ist das hier normal? In meiner Welt gibt es Geschichten über Werwölfe, aber ich habe noch nie von Wer-Menschen gehört“

„Wenn es das eine gibt, warum sollte es das andere nicht auch geben?“

Sie musste ihm Recht geben, aber der Sinn in ihrer Welt war eigentlich, dass nur Tiere so etwas übertragen können und nicht Menschen – warum sollte ein Mensch ein Tier beissen? Es wäre Abstrakt.

Nach diesem kleinen Auftakt von Fragen folgten weitere. Sie assen, Farkas wieder in Wolfgestallt und er antwortete ihr immer ehrlich, manchmal schien er über die Sachen ihrer Welt beinahe entsetzt, während sie alles verwirrend fand. Er konnte nicht glauben, dass sie keine Einhörner oder Nixen in ihrer Welt hatten.

Sie erzählte ihm, bei ihnen können die Tiere nicht sprechen und er musste lachen, weil in seiner Welt das auch nicht möglich war, abgesehen von zwei Vögeln. Sie errötete leicht, denn sie war sicher gewesen die Tiere konnten hier sprechen, immerhin war die Welt so voller Fantasie, aber dass sie am Ende von einem Wer-Menschen ausgelacht werden würde, damit hatte sie nicht gerechnet.

Ihr Begleiter kannte viele Orte und Wege, er erzählte ihr von Schluchten, Tälern, Bergen – alles was er schon gesehen hatte und irgendwann landeten sie beim Thema Prinz.

Er meinte kühl, der Prinz sei eine ganz eigene Person, manchmal freundlich, dann wieder kalt und herzlos, aber meistens blieb er seine Prinzipen treu, welche das waren erwähnte Farkas nicht.

Während des Redens fiel ihm ein, dass es noch den älteren Bruder gab, Imigo, dieser würde auch nach dem Schwert suchen und es konnte schwierig werden, wenn der Ältere sich ihnen in den Weg stellt.

Lyra trank etwas Wasser aus dem Bach, der neben ihrem Lager vorbei floss und genoss die angenehme Kühle, die an ihre Kehle hinunter rann.

„Was werden wir morgen machen?“

„Nach Norden gehen, dort ist das Dorf, in welchem wir die Frau finden werden“

Sie nickte und streckte sich auf dem Gras, er kam auf leisen Pfoten zu ihr hin, legte sich neben sie und gab ihr die Möglichkeit sich an ihn an zu lehnen, ihn als Kissen zu benutzen, aber sie hielt Abstand, wenn auch nicht viel.
 

Etwas tropfte auf ihr Gesicht, müde hob sie die Hand und wischte es weg – Wasser. Ihr Blick ging zum Himmel hoch und entdeckte die grauen Wolken. Neben ihr rührte sich Farkas, seine gelben Augen folgten ihrem Blick hinauf und er schnupperte.

„Nicht weit von ihr muss ein Dorf sein, ich rieche Rauch und gebratenes Fleisch“, er verwandelte sich und stand auf die menschlichen Beine, „Lass uns dort hingehen“

„Liegt es den auf unserem Weg“, fragte sie immer noch müde.

Er nickte und schritt schon davon, sie erhob sich erst, suchte die wenigen Sachen zusammen, die sie in die Tasche stopfen konnte und rannte ihm hinterher. Er ging schneller als am Vortag und schien sich unwohl zu fühlen. Lyra fragte jedoch nicht nach, er konnte ihr alles Mögliche erzählen und sie wäre am Ende nur angekratzt, weil sie nicht wissen würde, ob er nun die Wahrheit sagte oder nicht.

Tatsächlich kam nach knapp einer Stunde ein Dorf in Sicht. Es war nicht sehr gross, aber auch nicht gerade klein. Mehr als ein duzend Häuser standen zusammen, darum herum sah man noch einige weitere und grosse Felder. Kinder spielten auf der Strasse, rannten um einen Wagen herum, der in der Mitte des Dorfes stand. Nicht nur Kinder, auch ältere Leute standen herum und schrien etwas.

Farkas schüttelte den Kopf und murte etwas vor sich hin.

Gemeinsam betraten sie den Dorfplatz, einige der Menschen sahen sie neugierig an, andere bemerkten sie nicht, da sie so auf den Wagen konzentriert waren und den Mann, der einige Bälle jonglierte. Er sang dazu ein Lied – Lyra kam es bekannt vor, doch sie wusste nicht woher.

Der Mann nahm immer einen neuen Ball dazu bis er neun Bälle jonglierte und sein Lächeln erstarb dabei kein bisschen, so als ob er sich nicht konzentrieren müsste. Ihr dagegen, kamen einige Unterrichtsstunden in der Schule in den Sinn, in denen sie versucht haben zu jonglieren, stets beim dritten Ball musste sie aufgeben, weil alle runter fielen.

„Gaukler! Nehmt noch mehr Bälle!“, forderte ein junger Bursche den Jongleur auf.

„Gebt mir welche, Junge!“, der Gaukler lachte hell auf als zwei Bälle seiner Aufforderung folgten. Ohne Problem fanden sie ihren Platz im Kreis der Bälle, elf Bälle also. Die Menschenmenge staunte und einige pfiffen laut vor Freude.
 

Seine Hände fingen und warfen Bälle wie er es immer getan hatte. Es war so einfach, man musste nur genug schnelle sein und seine Jahre lange Übung machte aus ihm beinahe einen Meister. Beinahe. Lächelnd glitt sein Blick über die Menge und ein Gefühl des Glückes überkam ihn als er die freudigen Gesichter der Menschen sah, sein Ziel war es immer gewesen, die Menschen aufzuheitern, ihnen Hoffnung zu schenken, wo es kaum welche noch gab. Zu diesen Zeiten war das nicht nötig, jetzt machte er es nur um Freude zu streuen und ein Bett mit etwas Nahrung zu ergattern. Sein Blick wanderte weiter und blieb an zwei Personen hängen, die langsam auf seinen Wagen und die Menge zukamen. Vorlauter Überraschung fiel ihm ein Ball aus dem Kreis, er wollte dies wieder korrigieren, griff beim nächsten daneben und sie flogen einen nach dem anderen herunter – er konnte es noch so aussehen lassen, als würde er es absichtlich machen und bei fünf Bällen hatte er alles wieder unter Kontrolle. Einige Sekunden noch jonglierte er, dann warf er auch die restlichen ins Volk, erhob sich und bedanke sich bei den Menschen. Er teilte ihnen mit, er werde ihnen zu einem späteren Zeitpunkt weiter Kunststücke vorführen oder eine Geschichte erzählen, doch bis dahin müssten sie ihn entschuldigen.

Leichtfüssig kletterte er den Wagen hinab, marschierte durch die Menschenmenge, die ihm nachsah und hielt vor den beiden Fremden an. Das Mädchen sah ihn mit ihren grossen, blauen Augen an und ihr feuriges Haar unterstrich die Kraft der Augen noch mehr.

Ihr Begleiter sah ihn nur kühl an, er hatte gelbe Augen und schien etwas verkrampft.

„Farkas! Man hat dich lange nicht mehr gesehen, sag was treibt dich vom Königshof in dieses Dorf?“

Die Menschen in ihrer Umgebung zogen die Luft hörbar ein und tuschelten als das Wort Königshof fiel.

„Sasek…“, Farkas Stimme klang zögernd und doch auf eine Weise fasziniert. Irgendetwas musste ihm gerade durch den Kopf gehen.

„Ja?“

„Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber wenn ich dich hier schon antreffe… Bist du immer noch ein Freund von Abenteuern?“

Sasek sah sein Gegenüber nachdenklich an. „Wieso?“

„Das Schwert der König“, er sah dem Gaukler in die Augen, „wir sind auf der Suche“

Lyra war sich nicht ganz sicher, aber sie hatte den Eindruck, dass ein Glitzern in die Augen des Gauklers getreten ist, als das Schwert der Könige erwähnt wurde.

„Hast du mich deshalb gesucht?“

„Nein, aber das Schicksal wollte wohl, dass ich dich finde, sonst hätten wir uns wohl kaum getroffen. Bis du dabei?“

„Ein Abenteuer ist mir immer ein guter Freund. Geschichten werde ich dann daraus spinnen können!“

„Rede nicht geschwollen!“, Farkas fauchte ihn leicht an.

„Gewiss, mein lieber Freund“, Sasek deutete eine leichte Verbeugung an und grinste dann breit, „Wann brachen wir auf?“

„Jetzt“

Kaum war das Wort gesprochen drehte sich Sasek um, rannte zum Wagen und verkündete den Menschen, er müsse seine Vorstellung leider verschieben, denn ein alter Freund brauche ihn im Dienste des Königs. Ein Raunen ging nach der Ansage durch das Volk, doch keiner verlangte von ihm, er möge länger bleiben. Sie waren eben alle treue Anhänger des Königs und wurden ihn niemals erzürnen.

Lyra griff nach Farkas Hand und er blickte sie fragend an.

„Wer ist das?“

„Ein Gaukler, er nennt sich Sasek und er kennt Gegenden, von denen einige denken, dass es nur Legenden sind und er hat Wesen gesehen, die für die Menschen ein Albtraum wären. Er weiss vieles von der Welt und man kann sich auf ihn verlassen, wenn er einmal im Team ist. Seine Zunge bringt Frieden, doch sollte er Mal Zwietracht säen wollen, ist auch dies kein Problem für ihn. Die Menschen vertrauen ihm“, er deutete mit dem Kopf auf den Wagen“, wohin er auch geht mit diesem Ding, die Menschen schöpfen Hoffnung und arbeiten mehr, weil sie glücklich sind.“

„Wieso tut er das?“

„Weil er den Menschen das geben will, was er niemals hatte als Kind. Hoffnung, Freude, Mut und Lachen“

Lyra betrachtete den lächelnden Mann auf dem Wagen, er winkte ihnen zu und die beiden setzten sich neben ihm auf den Bock. Die Leute aus dem Dorf winkten ihnen hinterher und gaben sogar etwas Nahrung mit auf den Weg.

Sasek bedankte sich herzlich und gab einigen jungen Frauen einen Kuss auf die Wange, was diese erröten lies.
 

Der Wagen fuhr langsam dem Weg entlang und Sasek stellte sich Lyra vor. Er erzählte ihr von den vielen Dörfern und seinem interessanten Leben als Gaukler. Wie er begonnen hat als Jongleur und Harfenspieler.

Lyra tat so als kannte sie das, doch sie kannte es nur aus den Büchern, die sie immer gelesen hatte und dort waren die Gaukler meistens eher etwas älter gewesen und nicht so jung wie Sasek. Natürlich waren die Gaukler in ihren Büchern auch immer nett zum Volk gewesen, doch nach den Auftritten waren sie nicht immer nett, sondern konnten auch fies und brutal sein – Sasek dagegen wirkte als könne er keine Fliege etwas zu leide tun.

Sie hatten sich weit vom Dorf entfernt als Farkas vom Bock sprang und in Wolfsform neben dem Wagen her schritt, Sasek gab den Pferden den Befehl etwas schneller zu gehen und Farkas begann zu rennen. Lyra sah ihre Umgebung an und war überrascht, wie schnell sie sich veränderte. Von den besäten Feldern wurden normale Graswiesen, von diesen kamen immer mehr Häuser, rings umher braune Felder und dann kam ein grosses Dorf in sich – es war noch ein Dorf, hätte aber auch schon fast eine Stadt abgegeben.

Sasek bremste das Tempo etwas. Die Menschen in den ersten Häusern musterten sie abschätzend, aber auch neugierig.

„Lolien’an“, er flüsterte den Namen leise.

„Ein Dorf?“

„Ja, aber die Bewohner haben das ‚an‘ angehängt, weil sie der Überzeugung sind, dass ihr Dorf nun eine Stadt ist. Sei also vorsichtig, was du sagst, bei den Bewohnern solltest du es Stadt nennen.“, er sah sie kurz an, „Man weiss nie, was sie für Strafen ausdenken…“

Sie nickte. Nun musterte sie die Menschen interessiert und versucht abzuschätzen wie böse sie sein konnten.

Farkas hatte wieder seine Menschengestallt und verschränkte seine Arme über der Brust. Eine Stellung die sie noch nie bei ihm gesehen hatte – arrogant und kalt.

„Diese Idioten!“, es war nicht mehr als ein Flüstern und galt wohl mehr ihm selbst, wie jemand anderem, „Geht ans Ende des Dorfes! Ich werde die Frau suchen und die Informationen beschaffen, dann komme ich auch ans andere Ende“

„Wie du wünscht, Farkas.“

Lyra wollte widersprechen, doch ein Blick aus den gelben Augen reichten ihr um zu verstummen, was hatte ihn so anders werden lassen? So kühl, beherrscht und diese unfreundliche Ausstrahlung!

„Ich werde dir einiges über die Stadt erzählen“, meinte Sasek, während er den Wagen langsam durchs Dorf leitete.

Farkas verschwand bei den ersten Häusern aus ihrer Sichtweite und sie konnte nur noch hoffen.



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