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Meyta

Das Schwert der Könige
von

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Wald der Reiher

Es war ein kleines Haus. Einige Blumen wuchsen im Garten, wildwachsend, denn Farkas konnte nichts sehen, was darauf hindeutete, dass sich jemand um das Gewächs kümmerte. Wütend öffnete er das Metalltor und stampfte zur rötlich gestrichenen Haustür. Er musste sich in Besinnung rufen, was er wirklich war und versuchte so ruhig und sanft auf zu treten, wie es ein Wolf eben konnte. Zu seiner eigenen Überraschung wurde die Tür geöffnet bevor er die erste Treppenstufe erklommen hatte.

Die Frau der er nun gegenüber stand war alt, wobei das noch untertrieben war. Ihr weisses Haar fiel in dünnen Strähnen auf ihre Schultern und ihre grün-braunen Augen wirkten zu jung für dieses runzlige, von Falten durchzogene Gesicht. Ihre Haut spannte sich über ihre Knochen, Fleisch konnte er nicht erkennen, wie hatte der Prinz seine Mutter einmal beschrieben? Sie hätte ausgesehen wie Haut und Knochen, würde er nun diese Frau sehen, hätte er seine Aussage zurückgezogen.

Ihre Stimme klang rauchig und brüchig als sie Farkas danach fragte, was er den hier wolle – ihre Augen dagegen musterten alles an ihm und er war sich sicher, ihren Augen entging nichts, nicht einmal eine Muskelregung in seinem sonst so starren Gesicht.

Er neigte den Kopf leicht, sie war alt, gewiss, aber ihre Ausstrahlung war mächtig. Die Frau hob eine Augenbraue ob seiner leichten Verbeugung und ihre Augen funkelten leicht düster. War sie wütend? Hatte er sie gekränkt? Er sah sie nur an und musste sich selbst eingestehen, dass ihn bisher niemand so aus der Fassung gebracht hatte wie diese Dame.

„Ich fragte, was du hier willst!“, sie sagte es etwas härter und dem Wolf kam es vor als ob die Welt um ihn herum etwas kühler wurde.

„Mein Name ist Farkas, ich-“, wütend fuhr sie ihm in den Satz: „Nach dem Grund habe ich dich gefragt, nicht nach dem Namen, Welpe!“

Wäre er in Wolfsform gewesen, hätte er den Schwanz zischen die Beine geklemmt und sich eine kleine Ecke gesucht, und woher wusste sie, dass er ein Welpe war? Nein, dachte er wütend, er war schon lange kein Welpe mehr!

„Ich muss die Karte haben, die zum Schlüssel führt mit dem wir das Tor zum ‚Schwert der Könige‘ aufschliessen können“, schlicht und einfach.

„Die Karte…“, sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu.

Perplex stand Farkas vor der verschlossenen Tür und starrte das rot gestrichene Holz an. Irgendetwas lief nicht so, wie er es geplant hatte – überhaupt nicht!

Wieso besass die alte Schachtel eine solche Ausstrahlung? Wieso war sie so… stur? Und wieso hatte sie ihm die Tür vor der Nase zugeworfen!

Er holte aus und wollte an die Tür schlagen, überlege es sich anders und versuchte sanft an die Tür zu klopfe. Es blieb bei einem Versuch, den die Tür wurde schon wieder geöffnet.

„Du solltest dein Temperament etwas besser unter Kontrolle halten, Kleiner. Hier“, sie streckte ihm ein Blatt Papier zu. „Falls du das Schwert findest, merk dir eines; Manchmal sagt der Name weniger über den Gegenstand als man vermutet“, damit schloss sich die Tür ein zweites Mal.

Sie würde sich nicht mehr öffnen, da war er sich sicher.

Sein Blick folgte den Linien, die auf dem Papier aufgezeichnet waren. Es war Meyto, ihr Land und der Weg führte sie durch den ‚Wald der Reiher‘. Woher er das wusste? Auf der Karte war nur einen Weg entlang eine dicke, schwarze Linie eingezeichnet und unten stand „dieser Linie folgen“. Er hatte von Anfang an im Verdacht gehabt bei diesem Wald zu landen, hatte es bis zu diesem Zeitpunkt versucht zu verdrängen.

Nun denn, er hatte die Karte und die anderen beiden würden am Ende des Dorfes auf ihn warten; hoffte er zumindest… Man wusste nie, was Sasek alles einfiel um jemand anderem das Leben schwerer zu machen.
 

Die Dorfbewohner sahen sie nur kurz an und lächelten dann sogar. Mit gemütlichem Schritt gingen sie durch die Stände des Dorfes oder Stadt, wie man es eben auch sah.

Sasek hatte den Wagen durchs Dorf gefahren, am Ende abgestellt und sie dazu überredet, was nicht viel brauchte, mit ihm den Markt zu bestaunen. Aus der Nähe versteht sich.

Dies führte dazu, dass sie nun neben einander über den besagten Markt schritten und sich bei fast jedem Stand lange umschauten. Es hatte so viele verschiedene und interessante Sachen – sie hatte den Eindruck als wäre es ihre richtige Welt.

Lächelnd ging sie weiter.

„Sasek, warum muss ich dazu auserwählt worden sein, dieses Schwert zu finden?“

Er zog nur die Schultern hoch und legte den Kopf in den Nacken.

„Vielleicht wollt mir jemand einen Gefallen tun?“, sie sah ihn fragend an und er musste grinsen, „Dieser jemand wollte, dass ich dem hübschesten Mädchen begegnet, das ich seit jeher gesehen habe“

Röte stieg in ihr Gesicht und sie konnte es nicht verhindern. Verlegen fuhr sie durch ihr offenes Haar und betrachtete den Boden ausgiebig.

„Rot steht dir“, spöttelte er, nahm ihre Hand und liess sie nicht los, selbst als Lyra etwas daran zog. Es vergingen einige Sekunden, dann meinte er leise: „Aber es ist die Wahrheit, du bist wunderschön“

Ob sie es nun wollte oder nicht, ihr Körper reagierte von alleine und sah ihm direkt in die Augen. Sie waren dunkel und es lag fiel in diesen Augen: Schmerz, Verlangen, Hoffnung. Sie war sich nicht sicher wirklich all dies in seinen Augen lesen zu können und doch war es vorhanden.

Er wandte den Kopf ab und sie bemerkte die Röte in seinem Gesicht.

„Wie alt bist du?“

„Dreiundzwanzig“

„Ich bin siebzehn“, sie lächelte ihn an und wartete auf eine Reaktion von seiner Seite, doch er tat nichts. Dann sollte es ebenso sein.

Einige Verkäufer wollten sie förmlich an ihren Stand zerren, ihr Begleiter hielt zum Glück jeden davon ab, was die Verkäufer zu einem wütenden Murren veranlasste.

Sie verbrachten lange auf dem Markt bis Sasek einfiel wer auf sie wartete.

Schneller als sie erwartet hätte gingen sie zurück zum Wagen, sobald dieser jedoch in Sicht kam verlangsamte Sasek seinen Schritt und stolzierte – ja er stolzierte – langsam zu diesem hinüber. Lyra dachte zuerst Farkas wäre noch nicht wieder zurück, doch der Mann trat hinter einem Baum hervor als sie nahe genug waren.

Seine gelben Augen waren kalt und sie wollte nicht wissen, was passierte wäre wenn Blicke in dieser Welt töten könnten. Sasek liess die Blick eiskalt an sich abprallen und brachte sogar ein anständiges Lächeln zu Tage, was Farkas Miene nicht aufzuhellen schien, sondern das genaue Gegenteil provozierte.

Lyra hatte am Anfang das Gefühl gehabt, Farkas wäre jemand der sich gut unter Kontrolle hatte, aber seit sie auf Sasek gestossen sind, musste sie diese Meinung ändern.

Oder lag es nur an Sasek? Woran auch immer, Farkas kam ihr auf diese Art jünger vor.

„Wo seid ihr gewesen?“, er knurrte es und stemmte sich mit den Vorderhänden auf dem Boden ab.

Sein Gegenüber hob abwehrend die Hände und meinte sie hätten sich bloss etwas amüsiert und er habe Lyra einige Sachen über die Welt und das Dorf erzählt, was auch stimmte.

Er hatte ihr wirklich eine Menge erzählt, von gewissen Tieren, die reden konnten – aber nur sehr wenige eben. Von Meerjungfrauen, die von Zeit zu Zeit gerne einen Menschen assen, vor allem wenn er sich in ihr Reich verirrt hatte. Oder von den fünf Monden die, die Welt umgaben und die in einigen Jahren eine gerade Linie bilden werden, dadurch würden Lichter am Himmel entstehen und diese Lichter waren in allen nur erdenklichen Farben.

Lyra hatte bei dieser Beschreibung an die Polarlichter gedacht, aber das konnte jawohl kaum etwas mit einander zu tun haben.

Farkas legte ein Stück Papier auf den Boden und sah sie von unten an. Das Mädchen kniete sich zu ihm nieder und überflog das Papier. Es war eine Karte, dass erkannte sie und es war ein langer Weg markiert, auch dies konnte sie erkennen.

„Müssen wir dort lang?“

Farkas nickte: „Durch den ‚Wald der Reiher‘, wahrscheinlich werden wir dort mehr erfahren.“

Immer noch etwas zornig stieg Farkas auf den Wagen und deutete Sasek an, sich hinten zu sitzen. Lyra wusste nicht genau was sie davon halten sollte, aber sie schwieg und setzte sich neben den Wolfsmann.
 

Sie fuhren Tage lang quer durch die Welt. Sie sahen Dörfer, Städte, grosse und kleine Bäche, Wiesen wie Lyra sie noch nie gesehen hatte und Wälder die riesig waren, sie hatte das Gefühl einer dieser Wälder könnte die Grösse eines Kontinenten sein – aber das war wohl doch nicht ganz wahrscheinlich.

Ihr Blick glitt über die Landschaft und blieb an den Tieren und Menschen hängen, welche sie immer wieder sah. War Mensch überhaupt die richtige Bezeichnung? Oder hatten sie einen anderen Namen für ihre Rasse? Sie glaubte sich daran zu erinnern, dass Farkas sie Menschen genannt hatte. Wie auch sonst… das blieb wohl in jeder Welt genau gleich, dabei war es doch nur ein Wort.

Lyra drängte den Gedanken bei Seite, was es auch war, es spielte keine Rolle!

Dann kam ein Wald in Sicht, der auf den ersten Blick genau gleich aussah, wie die anderen Wälder, an denen sie in den letzten Tagen vorbei gekommen sind. Beim zweiten Hinsehen fielen ihr doch einige Unterschiede auf. Die Bäume wirkten stämmiger, gesünder, älter und zu gleich jünger. Ihre grüne Pracht war stark und leuchtete heraus. Sie sah auch einige Tiere am Waldrand – ein komisches Wesen, dass ein Reh hätte sein können, wäre es etwas grösser gewesen und nicht so lang.

Nun fiel ihr noch etwas mehr auf – der Wald war klein, aber gross genug, dass sie ihn schon aus weiter Ferne hätte sehen sollen, warum also erst jetzt als die keine drei Kilometer mehr von ihm entfernt waren?

Die Antwort erhielt sie von Sasek, der den Wald nicht mehr aus den Augen liess.

„Es liegt an den Wächtern dieses Waldes. Sie beschützten ihn und auch die Tiere die darin leben – hab ich dir das nicht schon auf dem Markt erklärt?“, sie lächelte ihn nur an, er hatte es ihr wirklich erzählt, aber sie hatte nur mit einem Ohr zugehört.

Sie liessen den Wagen vor dem Wald stehen, lösten die Pferde und betraten ihn. Allen dreien lief ein kalter Schauder über den Rücken und schnell verwandelte sich der Anblick des Waldes. Als sie eintraten wirkte es im Innern eher düster und Lyra war sich nicht sicher ob sie wirklich hinein gehen wollte, doch nun war alles Hell und Klar. Sie konnte Vögel herum fliegen sehen in Farben, die sie noch nie gesehen hatte. Kleine Hasen, oder etwas ganz ähnliches jedenfalls, rannten um sie herum.

Dann fühlten sie wieder eine Veränderung, nun standen sie vor einem grossen, dicken Baum – der höchste in der Umgebung und sahen auf einem Zweig, etwas über ihren Köpfen zwei riesige Vögel. Lyra stockte der Atem, Farkas neigte das Haupt und Sasek folgte seinem Beispiel nach kurzem Zögern.

„Herren des Waldes“, begann Farkas mit melodiöser Stimmte, „wir sind Reisende auf der Suche nach dem ‚Schwert der Könige‘. Die Karte des Schwertes hat uns zu eurem schönen Wald geführt“, er sah zu ihnen hoch, „Nun hoffen wir hier einen weiteren Hinweis zu erhalten, wohin uns unser Weg noch führen wird“

Die beiden Vögel musterten die drei mit ihren roten und grünen Augen, sie warfen sich einen langen Blick zu als würden sie im Geiste miteinander kommunizieren.

„Ihr habt unseren Wald betreten ohne davor um Erlaubnis gebeten zu haben“

„Havran sagt die Wahrheit, ihr habt nicht um Erlaubnis gebeten, weshalb sollten wir euch also durchlassen oder gar etwas sagen, dass euch auf eurem Weg weiter führen wird?“, sprach der grün äugige Vogel.

„Wir müssen nicht um Erlaubnis bitten diesen Wald zu betreten, nur um ihn zu durchqueren brauchen wir eure Zustimmung“, Sasek lächelte leicht.

„Gut gesprochen, Gaukler“, meinte der rot Äugige, „da ihr diese Regel kennt, dürft ihr den Wald durchqueren. Wir übernehmen jedoch keine Verantwortung, sollte ein Tier euch angreifen“

Farkas nickte und Sasek meinte: „Könnt ihr uns einen Hinweisen für die weitere Suche nach dem Schwert geben?“

Sie sahen sich wieder an.

„Um welchen König handelt es sich den eigentlich?“

Der Gaukler klärte sie über die Brüder Genc und Ouder auf. Sie unterstützten Genc und suchten für ihn das Schwert, während Ouder es ebenfalls suchte bloss seien sie ihm noch nicht begegnet.

Wieder ein Blick, dieses Mal etwas länger.

„Gut. Geht durch den Wald, solltet ihr lebend hinauskommen geht zum Brunnen der Verlorenen, dort werdet ihr etwas finden, dass euch bei eurer Suche weiter bringen kann – wenn es will“, bevor nur einer der drei etwas sagen oder fragen konnte standen sie wieder im Wald wo sie eingetreten waren. Farkas nahm die Gestalt eines Wolfes an und meinte so könne er Feinde besser riechen und die Umgebung könne er auch schneller auskundschaften.

So zogen sie durch den Wald.



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