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Heilloser Romantiker - Weihnachtsspecial

von

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Obwohl Rick in der Tat gleich in die Küche ging und die Zutaten in dem Schrank neben der Spüle vorfand, konnte er nicht anders als sich zunächst ganz dicht an die Wand, die die Küche vom Wohnzimmer abgrenzte, zu stellen und auf Joe zu horchen. Viele Minuten stand er reglos und dennoch angestrengt lauschend da.
 

Die Leiter wurde verrutscht.
 

Schritte.
 

Rauschendes Wasser.
 

Schritte.
 

Knarren.
 

Knarzen.
 

- IT STARTS WITH ONE THING, I DON’T KNOW WHY…
 

Rick schrak zurück, als Joe offensichtlich die CD gewechselt und die Stereoanlage wieder auf Anschlag aufgedreht hatte. Mit Herzrasen gesellte er sich wieder zu den Zutaten, die sein Freund unbedingt heute verarbeitet sehen wollte.
 

/Welcher Frau hast du schöne Augen gemacht, damit sie dich durch den Supermarkt führte? Du weißt doch sonst auch nur, wo du Fleisch findest./
 

Lächelnd fuhr sich Rick durchs Haar und besah sich die zahlreichen Packungen genauer. Es fehlte wirklich nichts.
 

/Selbst an das Lebkuchengewürz hast du gedacht…
 

Und an das Bittermandelaroma…/
 

Als ihm allerdings eine Tüte mit ganzen Haselnüssen in die Hände fiel, biss er sich verschmitzt auf die Unterlippe. Galant drehte er sich um und postierte sich alsbald im Türrahmen zum Wohnzimmer. Es dauerte eine ganze Weile, ehe Joe ihn wahrnahm. Als die grünen Seen ihn trafen, ging er zur Stereoanlage und regelte die Lautstärke herunter und schmiss ihm währenddessen die Packung Nüsse zu.
 

“Was soll ich damit?”, hob Joe eine Braue.
 

“Was soll ich damit?”, entgegnete Rick triumphierend. Bisweilen liebte er es, Joe aufzuziehen und sich mit ihm endlos zu necken.
 

“Zu leckeren, wohl schmeckenden und köstlichen Plätzchen verarbeiten, was sonst”, zuckte jener mit den Schultern.
 

“Das sind aber ganze Nüsse und wir haben keine Küchenmaschine, wie du wissen solltest.”

Charmant lächelte der dunkelhaarige junge Mann seinem Gegenüber zu und lehnte sich genüsslich an den Schrank, in dem auch die Stereoanlage stand. Dass in Joes Zügen überhaupt keine Verwirrung lag, wunderte ihn. Dass er dazu auch noch begann, breit zu grinsen, wunderte ihn noch mehr. Und allmählich wurde er ihm unheimlich.

“Joe?”, fragte Rick und fokussierte ihn weiterhin abwägend, aber nicht mehr ganz so überzeugt, an.
 

“Komm mal mit”, wurde er plötzlich an der Hand gepackt und zurück in die Küche gezerrt. Stolpernd setzte er einen Fuß vor den anderen und landete halb auf seinem Freund, als dieser abrupt stehen blieb. Joe legte beide Arme von hinten um ihn und bettete sein Kinn auf seiner rechten Schulter.

“Dachte ich es mir.”
 

“Was?” Seine Mimik spiegelte seine Verwirrung gänzlich wider, die er nun verspürte. Hatte er nicht eben noch den Triumphator gemimt?

All seine Überlegenheit war wie vom Erdboden verschluckt.
 

“Du bist blind.”
 

Blind?

Rick wandte seinen Kopf etwas und sah Joe verdattert an, der immer noch grinste. Es schien vielmehr so, dass er sich auf seine Kosten köstlich amüsieren würde.

“So wie ich dich kenne”, meinte Rick, “hast du wieder ein As im Ärmel.”
 

“Ich muss dir immer einen Schritt voraus sein, damit ich mit dir mithalten kann.” Joe begann damit, sich mit seinen Zähnen zart in Ricks Hals zu verbeißen.
 

/Wenn ich wüsste, was du schon wieder ausgeheckt hast, würde mich mein Körper vielleicht jetzt nicht gar so sehr verraten. Ich spüre jedes einzelne Härrchen, das sich unter deinen Berührungen aufrichtet. Und du nutzt die Reaktion, die du in mir auslöst, schamlos aus. Sonst würde sich deine Hand jetzt nicht forschend unter meine Kleidung stehlen und meinen Rücken wie in Zeitlupe hinauffahren./
 

Krampfhaft versuchte Rick, nicht laut aufzustöhnen und die Blamage damit perfekt zu machen.
 

“Und ich dachte, du kennst den Inhalt deiner Schränke in- und auswendig”, hauchte Joe und zwickte mit zwei seiner Finger in die nackte Haut seines Freundes.
 

Nun entwich Rick doch ein Seufzen. “Argh”, stieß er dann aus ob seiner Unbeherrschtheit und vernahm anschließend ein leises Kichern.
 

“Dass dir das nicht aufgefallen ist”, fuhr Joe ungeniert amüsiert fort.
 

“Wenn du mich nicht fortwährend festhalten würdest, könnte ich nachsehen”, murrte Rick.
 

“Wer verliert hier denn auf einmal die Geduld?”, presste Joe seine Lippen auf die Stelle knapp unter Ricks Ohrläppchen.
 

“Joe, bitte!”
 

/Sonst kann ich gleich mein eigenes Gewicht nicht mehr halten…
 

Deine Zunge macht mich ganz fahrig.
 

Dabei wollte ich dich überlisten./
 

“Joe!”
 

Doch der ließ sich nicht stören. Rick merkte bereits, wie seine Beine unter ihm nachgeben wollten.
 

“Du willst mir hier doch nicht einfach wegschmelzen”, ließen Joes Lippen mit einem Mal von ihm ab.
 

“Ich doch nicht”, erwiderte Rick halbherzig, da er es durchaus besser wusste.
 

“Na, sieh schon nach”, entfernten sich plötzlich auch Joes Arme.
 

Einen Moment lang stand Rick einfach nur da und traute seinen Beinen nicht. Doch ehe wieder ein frecher Spruch von dem geliebten Menschen hinter ihm kam, beugte er sich vor und öffnete die Schranktür. Auf den ersten Blick fiel ihm nichts auf, aber auf den zweiten bemerkte er, dass die Schüsseln ein Stück weiter vorn standen als sonst. Er griff hinter sie und ertastete eine quaderförmige Schachtel und zog sie hervor.
 

“Ah, was ist denn da?”, fragte Joe lachend.
 

Mit funkelnden Augen bedachte Rick seinen Freund mit einem Blick, der Bände sprach. Und trotz der Belustigung, die Joe ihm entgegenbrachte, konnte er nicht wirklich böse auf ihn sein. Dazu war er zudem zu sehr erstaunt. Joe sollte in der Tat eine kleine Mühle gekauft haben? Und dazu von Tupperware???
 

“Da bleibt dir die Sprache weg, was?”
 

Rick brachte wahrlich kein Wort über die Lippen. Er schaute immer wieder von der Packung in seiner Hand zu Joe und zurück. So unfähig er war, irgendetwas zu sagen, so unruhig wurde er. Vor allem als sich eine von Joes Händen in seinen Haaren vergrub.
 

“Damit werden die Plätzchen noch saftiger”, grinste Joe und dachte vermutlich jetzt schon an die Kostproben, die er sich gewiss nicht entgehen lassen würde. Das tat er nur, wenn er krank war. Und meistens nicht einmal dann.
 

Rick wusste noch immer nicht recht, in welchem Film er sich in diesem Moment befand. Vor allem, was mit Hausarbeit und insbesondere Küche zu tun hatte, flüchtete Joe generell. Es war zwar nicht so, dass er faul war, aber so lange Rick hinter ihm herräumte, war die Welt für jenen in Ordnung. Und nun sollte gerade Joe, sein Freund, sein langjährig Vertrauter, sein Spielkamerad aus vergangenen Tagen…
 

Plötzlich begann Rick zu lachen. Wieso machte er sich eigentlich so viele Gedanken darum, dass Joe auf einmal Dinge nach Hause brachte, die gar nicht zu ihm passten? Vielmehr sollte er sich einfach nur darüber freuen!

Immer enger schmiegte er sich der Hand und dem warmen Körper entgegen, der sich vor ihm aufgerichtet hatte. Immer noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht umfasste Joe seinen Freund und zog ihn fest an sich.

“Wenigstens weißt du noch, wer zu dir gehört, wenn du schon nicht mehr sprichst.”
 

Wohlig schmiegte sich Rick immer weiter seinem Freund entgegen. Seine Augen schlossen von sich ganz allein und ein kehliges Schnurren entwich wie von selbst seiner Kehle. Die Hand in seinem Haar war wie immer so unendlich vertraut und er befand, dass sie für immer dorthin gehörte.
 

“Es hat so seine Vorteile, wenn man gänzlich hilflos durch die Gänge im Supermarkt streift”, begann Joe mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen zu erzählen. Rick horchte auf, auch wenn er weder seine Lider aufschlug noch auf andere Art zu verstehen gab, dass er zuhörte.

“Diesem Mutterinstinkt von Frauen gehört eigentlich mal ein Preis verliehen.”

Das Grinsen auf Joes Lippen wurde immer breiter und in seinen Augen spiegelte sich dennoch Ernsthaftigkeit wider.
 

Nun sah Rick aber doch auf. “So wie du redest, willst du mir am Ende nicht doch noch abtrünnig werden!?”, fragte er sanft.
 

“Dir könnte ich nie mehr widerstehen, mein kleiner Romantiker”, hauchte Joe auf Ricks Lippen. “Aber Joanna war mir wahrlich eine Hilfe. Ohne sie dürfte ich nachher nicht in den Genuss von deinen Backkünsten kommen.”
 

“Aber wie kommst gerade du an Tupperware?” Das war Rick immer noch ein Rätsel. So sehr er die unmittelbare Nähe auch genoss, so verwirrt war er immer noch.
 

“Ihre Mutter vertreibt dieses Zeugs und als sie meine Einkaufsliste sah, begann sie sofort damit, auf mich einzureden. Ich habe zwar nur die Hälfte - wenn überhaupt! - verstanden, aber dieses kleine Ding”, deutete er auf die Mühle, “soll angeblich dazu beitragen, meine Plätzchen noch besser schmecken zu lassen.”
 

“Angeblich”, wiederholte Rick nun belustigt.
 

“Freu dich nicht zu früh, Süßer”, ließ Joe einen Finger über Ricks Wange gleiten. “Sie hat mir genau erklärt, wie das kleine Ding funktioniert.”
 

“Hat sie das?”, grinste Rick weiterhin. “Von Bedienungsanleitungen hast du wohl noch nie etwas gehört”, fügte er zärtlich neckend hinzu.
 

“Sie fungierte doch als eine”, zuckte Joe mit den Schultern.
 

“Das war nicht nett.”
 

“Und du weißt, dass ich das anders gemeint habe als es klang.”
 

“Ich weiß, dass du Frauen auch niemals schlecht behandeln würdest”, nickte Rick zustimmend. “Solange sie keine Hand an mehr dich legen, ist das auch in Ordnung.”
 

“Da scheint einer aber ein einnehmendes Wesen zu haben.”

Hauchzart strich der blonde junge Mann seinem Gegenüber über die Wange.
 

Rick nickte. “Wenn es um dich geht, kann ich einfach nicht anders.”
 

Mit einem Mal schüttelte Joe den Kopf. Als er damit nach einigen Sekunden immer noch nicht aufhörte, runzelte Rick die Stirn. “Was wird das jetzt?”
 

“Hast du uns eigentlich mal zugehört?”, hob Joe eine Braue und wandte seinen Kopf immer noch von einer Seite zur anderen.
 

“Und?”, verstand der Jüngere von beiden immer noch nicht.
 

“Ach nichts”, befand Joe und hauchte einen Kuss auf Ricks Stirn. “Du mahlst nun die Nüsse und zauberst dann die saftigsten Plätzchen der Welt.”
 

“Erstens”, legte Rick eine Hand auf Joes Brust und schob ihn ein Stück weit von sich, “ist es mir egal, wer uns zuhört und was er darüber denkt, und zweitens, mein lieber Joe, bist du verfressen.”
 

“So darfst du das nicht ausdrücken”, grinste der Ältere.
 

“Hattest du nicht noch was zu erledigen?”
 

Den Wink mit dem Zaunpfahl verstand sogar Joe. Er deutete eine Verbeugung an und ging dann zur Tür. “Wenn ich fertig bin, möchte ich von leckerem Plätzchenaroma begrüßt werden.”
 

“Manchmal hast du schon fromme Wünsche.”
 

“Die du mir alle erfüllst.”
 

/Ich würde dir so ziemlich jeden Wunsch erfüllen. Deine Augen haften auf mir und ich kann nicht anders als zurückzublicken. Wie immer vergesse ich alles um mich herum, wenn ich in deinen grünen Tiefen versinke…/
 

“Irgendwann werde ich dich noch dazu bringen, dass du nackt für mich kochst.”

Mit diesen Worten verschwand Joe und Rick verdrehte währenddessen die Augen.
 

/Kannst du diese absurde Idee nicht mal vergessen?/



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-12-12T19:21:46+00:00 12.12.2007 20:21
Aaahhh ich hab ja garnich gesehn dass du was neues geschrieben hast! Oo""

Is aber sau süß xD

greetz ´Morri
Von:  -hEtAnA-
2007-12-07T23:35:57+00:00 08.12.2007 00:35
Ach ja *seufz* ein Leben ohne die beiden kann ich
mir nicht vorstellen. ^^
Kannst ja ne Endlos Story daraus machen. *lach*
Will wissen wie es weiter geht.

Gruß hetana

Von:  inulin
2007-12-07T12:00:15+00:00 07.12.2007 13:00
Nein, kann er nicht. Ich will das auch "sehen". *gg*

Ich hab doch tatsächlich ein ganzes Kapitel verschlafen... Und du sagst einfach nichts... Aber so hatte ich gleich zwei wunderbare Teile zu lesen.
Ich kann mir so richtig gut vorstellen, wie Joe durch den Supermarkt irrt und versucht die Zutaten zusammenzubekommen. ^^

Hach... dieser Frieden ist doch richtig schön zu lesen. ^^ Wobei mir Ricks Eltern kein bisschen sympathisch sind. Wegen mir muss er sich mit ihnen nicht versöhnen.

Ich bin ja mal gespannt, wie das Wohnzimmer hinterher aussieht, wenn Joe damit fertig ist. XD Und ob er sich damit auch die Plätzchen verdient hat, die Rick ihm jetzt backt.


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