Zum Inhalt der Seite

Die Bedrohung Midgards

ehemals CiCo
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

7. Kapitel

7. Kapitel: Besetzer oder Besetzte? Das Hauptquartier der Rebellen. Familiengeschichten.
 

Die Assasine blinzelte müde und richtete sich halb auf. „Wasser...“, flüsterte sie heißer. Erschöpft öffnete sie die Augen und schrie auf, als sie direkt in die glühende Sonne blickte. Irgendwo hinter ihr stöhnte der Stadtverwalter. Erschrocken sah sich Yume um. Sie befanden sich nicht mehr in dem dunklem stickigen Gang der Ameisen, sondern wieder auf der Oberfläche inmitten des endlosen Sandmeeres. Und vor ihnen ragte eine Stadt aus dem Sand, die Yume nur zu gut kannte. „Morroc!“, schrie sie vor Freude und sprang auf. Die Stadt hatte nichts an ihrem Glanz verloren, zumindest soweit etwas in der Wüste überhaupt glänzen konnte. Yume spürte, dass sie dort nicht das Gleiche wie in Prontera erwarten konnte. In Morroc lebten keine Menschen, die sich den Tyrannen unterordneten. Diese Stadt würde bis zu ihrem letzten Stein unabhängig sein.

Aber war die Stadt noch frei von diesen Fremden...?

„Was ist los...?“, murmelte Raijin und sie drehte sich fragend um. Der Stadtverwalter erhob sich taumelnd aus dem Sand und blickte an ihr vorbei. „Morroc? Aber wir sind doch bei Prontera...! Ich meine....der Gang...die Ameisen...“, ächzte er verwirrt. Yume hob die Schultern. „Wenn wir zu lange in der Sonne stehen, werden wir austrocknen. Lass uns schnell zur Stadt gehen und uns ausruhen.“, erwiderte sie. Das Geräusch einer riesigen Explosion zerriss die Ruhe und die Assasine wirbelte herum. Im Süden Morrocs stieg eine dicke Rauchwolke auf und zwei Sekunden später explodierte etwas weiter östlich. „Schnell! Ich will wissen, was los ist.“, rief sie und rannte voraus.

Ohne Rücksicht auf Raijin hechtete die Assasine durch den Sand. Weitere Explosionen erschütterten die Stadt im Süden. Yume fragte sich, wieso nur dieses Gebiet unter so starkem Beschuss stand. Wer kämpfte gegen wen? Die Bewohner Morrocs gegen die niederträchtigen Tyrannen?! Bei dem Gedanken wurde sie gleich um ein vielfaches schneller. „Hey..., hey...! Warte...!“, keuchte der Stadtverwalter irgendwo hinter ihr. „Wenn ich so schleiche wie du, sind wir erst da wenn der ganze Spaß zuende ist!“, rief sie und winkte in seine Richtung, „Wir sehen uns!“

„H-ey!“, keuchte Raijin empört. Yume zählte in Gedanken die verbliebenen Meter bis Morroc. Ganz im Gegensatz zu der blank polierten Stadtmauer Pronteras bot die Stadtmauer jede Menge Ansätze um hinüber zu klettern. Sie sprang einen Meter vor der Mauer ab, ihre Finger fanden sofort Halt in den Ritzen zwischen den Sandsteinen. Ihre Füße trafen nicht ganz ihr Ziel und glitten ab. Für eine Sekunde baumelte Yume in der Luft und drohte wieder runterzufallen, aber Raijin war plötzlich unter ihr und sicherte ihren Halt. Die Assasine lächelte dankbar und kletterte weiter.

In Windeseile war sie an der Brüstung angelangt und sprangen auf der anderen Seite wieder herunter. Sie federte sich mit den Beinen ab und rollte sich durch den Staub zur Seite. Prustend und sich den Dreck von den Kleidern klopfend stand Yume auf und blickte zur Brüstung hoch. Raijin sah unsicher zu ihr und sie wedelte ungeduldig mit der Hand. „Soll ich noch Kissen hinlegen, damit du springst?“, fragte sie spitz. Der Stadtverwalter schluckte seine bissige Antwort herunter und landete fünf Sekunden später rücklings im Sand. Er schrie vor Schmerz auf und die Assasine schüttelte den Kopf. „Der Sprung sah am Anfang ja noch gut aus, aber du solltest dich nicht mitten im Fall umdrehen und mit den Armen wedeln. Wusstest du, dass dieses Wedeln dich aus dem Gleichgewicht bringt?“, kritisierte Yume ihn. Raijin stemmte sich stöhnend auf und zeigte ihr stumm die Faust. „War ja nur meine konstruktive Kritik.“, sagte sie verbittert und lief weiter, als nicht wenige Meter südlich von ihnen eine neue Explosion die Stadt erschütterte.

Desto mehr sie sich nach Süden bewegten, umso häufiger sahen sie Plätze mit zerstörten Häusern, aufgerissenen Straßen und schwarzgefärbten Steinen. Yume bemerkte eine Bewegung aus dem Augenwinkel und blieb ruckartig stehen. Eine Priesterin schoss an ihr vorbei, mit einer Hand hielt sie sich ihren Sonnenhut auf dem Kopf, mit der anderen hielt sie ihren Rock hoch, damit er nicht beim Laufen störte. Die Frau stoppte, als sie schon fast am Ende der Straße war und drehte sich zu ihnen um. „Ihr seid euch bewusst, dass ihr euch in der falschen Zone aufhaltet? Ich wusste nicht, dass es noch Menschen gib, die einen so ausgeprägten Sinn für lebensgefährliche Plätze haben. Folgt mir, schnell! Schnell habe ich gesagt!“, schrie die Priesterin und ohne ein weiteres Wort rannte sie weiter. Yume stolperte ihr verwundert hinterher und winkte Raijin zu, der wenig überzeugt am Rand gewartet hatte.

Trotz ihres Gewandes war die Fremde erstaunlich schnell und die beiden hatten Probleme mit ihrem Tempo mitzuhalten. „Wohin rennen wir?“, keuchte Raijin. Die Assasine hätte es selbst gern gewusst. Die Priesterin lief immer weiter gen Norden – weg von dem zerstörten Süden. Sie bog plötzlich nach rechts und huschte zwischen zwei Häusern hindurch. Die Assasine und Raijin schlitterten ihr hinterher. Plötzlich verschwand die Fremde aus ihrem Sichtfeld und Yume hielt erschrocken an. Sie blickte verzweifelt von einer kleinen Gasse zur nächsten. Zwischen den Häusern war nichts. Wo war sie hin?

„Wo ist die aufgedrehte Priesterin hin?“, fragte der Stadtverwalter völlig außer Atem. Die Assasine wollte eine entsprechend bissig Antwort geben, jedoch packte sie jemand am Unterarm und zog sie in eine der Gassen. Sie erkannte die Priesterin, die sie nun aufgeregt durch eine Tür schuppte und dann wieder wegrannte. Vermutlich um Raijin zu holen. Tatsächlich fiel der Stadtverwalter nur eine Minute später neben ihr auf den staubigen Boden des Hauses und die Tür flog mit einem Knall zu. „Ihr seid wirkliche ein paar Schlafmützen! Auf, auf! Wir sind noch nicht da.“, hetzte die Priesterin und lief an ihnen vorbei in einen anderen Raum. Schnaubend folgten die beiden ihr. Die Fremde hatte die Küche des Hauses betreten und begann eine Steinplatte aus dem Boden zu lösen. Unter der Platte kam ein Loch zum Vorschein und sie sprang ohne weitere Kommentare hinein. Yume forderte Raijin auf es ihr gleich zu tun. Sie ging als letzte und zog hinter sich die Steinplatte wieder über den Geheimeingang, dann ließ auch Yume sich fallen. Das Loch war nicht so tief, wie erwartet aber der Aufprall ließ die Assasine doch kurz straucheln. „Weiter, weiter! Immer der gelben Markierung nach!“, rief die Priesterin geradezu hysterisch.

In dem Gang dem sie jetzt entlang liefen, befanden sich in regelmäßigen Abständen Fackeln und verschiedene Linien an den Wänden. Manchmal verschwand eine Farbe an einer Kreuzung. Sie bogen nur einmal rechts ab und dann war nur noch eine gelbe Linie an der Wand. Das Ende des Tunnels war hell erleuchtet und als sie es erreichten traute Yume ihren Augen nicht...

Sie standen mitten im Keller des Schlosses. Yume war hier das letzte Mal vor zwei Jahren gewesen und obwohl alles anders aussah, erkannte sie diesen Platz sofort. Die Steinwände des Raumes waren weiß angestrichen worden, eine gelbe Linie führte einmal rundherum und die hellen Fliesen am Boden glänzten im Licht der vielen Lampen an der Decke, der Raum war eigentlich völlig leer. Leer, bis auf die alte Wendeltreppe am linken Rand. Die Treppe war damals auch schon da gewesen, erinnerte sich Yume, aber diese hellen Farben an den Wänden...

„Wieso habt ihr den Raum...he!“

Die Priesterin stand schon längst nicht mehr neben der Assasine, sondern stolperte gerade die Wendeltreppe hinauf. Die Stufen quietschten unter dem Gewicht ihrer Beine und irgendwie hatte Yume Angst ihr zu folgen. „Kommt schon! Nur keine falsche Scheu.“, rief die Frau heiter. Raijin hob die Schultern und die beiden folgten der Priesterin – wenn auch nicht ganz so schnell.

Als sie im nächsten Stockwerk angekommen waren, ließ sich Yume keuchend auf die Knie fallen. „Schon außer Atem?“, fragte die Priesterin etwas besorgt. Die Assasine warf den Kopf in den Nacken und sah zu ihr. „Sind wir immer noch nicht da?“, fragte sie heiser. Neben ihr warf sich der Stadtverwalter mit einem Seufzer auf den kalten Fliesenboden. „Ich könnte zwei Tage schlafen...“, murmelte er erschöpft. „Ihr könnt nicht auf dem Flur schlafen. Los, los, wir müssen weiter!“, antwortete die Fremde. Yume ächzte und ließ verzweifelt den Kopf sinken. „Nur durch die Tür.“, fügte sie mit einem Lachen hinzu und die beiden blickten auf. Sie sahen in die Richtung, in die der Arm der Priesterin deutete und seufzten erleichtert. Der Flur unterschied sich völlig vom Keller. Hier waren die Wände nicht angestrichen, keine frischen Fliesen gelegt oder Lampen angeschalten worden. Der Geruch von Jahrhunderten lag in der Luft. Überall lagen zerstörte Tische und Stühle, Scherben und Müll. Es gab viele Türen in dem Flur, aber die Priesterin deutete auf die schäbigste von ihnen.

„Was ist hier passiert?“, fragte Yume, während sie sich aufrichtete. „Ein Kampf. Einer von vielen zwischen uns und den Reitern.“, sagte die Priesterin betrübt und ließ den Kopf sinken, „Vor einem Monat sind unsere Posten an den Stadtmauern verloren gegangen. Wir haben zwei Monate lang alle Angriffe abgeblockt, aber eines Tages kamen sie in der Nacht und nicht alleine. Auf ihrer Seite kämpften verschiedene andere Menschen, der Hauptteil aus Prontera. Vor allem Magier. Unsere Männer hatten Angst. Wie sollten sie sich verhalten? Jetzt kämpften sie nicht mehr gegen Reiter, sondern gegen normale Menschen. Wir verloren in dieser Nacht viele unserer Kämpfer und mussten uns schließlich zurückziehen. Die Stadt war dennoch unser Bereich.

Weiter kommen sie nicht, weiter lassen wir sie nicht kommen, weiter dürfen wir sie nicht kommen lassen...“

Die Assasine schluckte entsetzt und sah, wie Tränen die Augen der Priesterin füllten.

„Dumme Sprüche.“, fuhr sie schluchzend fort, „Es hatte nicht einmal drei Tage gedauert, da hatten die Reiter und ihre Armee uns die Hälfte der Stadt vor der Nase weggeschnappt. Wir konnten nichts tun außer zurückweichen. Aber als wir das Schloss erreichten, überlisteten wir sie mit einem Hinterhalt. Die Reiter mussten sich an jenem Tag zurückziehen und in unseren Herzen keimte wieder Hoffnung. Mit jedem weiterem Tag der verging, rückten wir weiter und weiter in den Süden. Aus irgendeinem Grund wurden die Reiter schwächer. Ihre Armee wurde kleiner und wir wurden mehr.

Vielleicht sind wir auch einfach zu naiv gewesen...

Wie du siehst, ist dies nicht mehr unser Verteidigungspunkt. Das Haus ist völlig zerstört. Die Reiter haben das Schloss erst vor wenigen Stunde überrannt. Schade, dass wir da schon nicht mehr hier waren, die Geheimgänge haben sie nicht gefunden.“

Yume blinzelte. „Seid ihr die Besetzten oder die Besetzer?“, fragte sie etwas verwirrt. Die Priesterin lächelte. „Weiß nicht genau. Aber seit einigen Stunden sieht es ziemlich gut aus. Die Magier auf unserer Seite leisten wunderbare Arbeit, nicht? Wir besetzen nicht, dies ist unsere Stadt. Wir verteidigen sie freien Willens mit unserem Leben.“

Sie wandte sich um und lief zu der Tür. „Alles weitere wird euch unsere Anführer erklären. Außerdem gibt es da zwei Personen, die auf dich warten, Yume.“, sagte die Priesterin und verschwand in dem Raum hinter der Tür. Überrascht lief ihr die Assasine hinterher und Raijin folgte ihr stumm.

„YUME!“

Der Acolyte schmiss die erschöpfte Assasine zu Boden und trotz ihrer Proteste lockerte er seine Umarmung nicht. „R...hak...n!“, keuchte Yume und versuchte den aufdringlichen Jungen von sich zu drücken. Leider fehlte ihr dazu die Kraft. „Na, na. Da sehen wir sie wieder und du erwürgst sie fast.“, sagte eine sanfte Männerstimme und der Acolyte wurde am Kragen hochgehoben. Rhaken fauchte wütend und wurde wieder abgesetzt. Die Assasine lächelte erleichtert, als sie Taichis Gesicht sah. Sie nahm seine Hand und er zog sie wieder auf die Beine. „Wieso seid ihr in Morroc?“, fragte Yume grob. Sie war so froh wieder bei dem Knight zu sein, irgendwie hatte ihr etwas gefehlt, als sie alleine gereist war...aber äußerlich ließ sie sich nichts anmerken.

„Stell uns lieber mal vor!“, erwiderte Rhaken und deutete mit einem schiefen Grinsen auf den Stadtverwalter. „Raijin Rhaken, Rhaken Raijin. So und wieso seid ihr hier?”, antwortete Yume ungeduldig. „Und woher kennst du ihn?“, fragte der Acolyte neugierig. „Musst du mich jedes Mal unterbrechen, du kleiner....!“, sagte sie kalt, aber Taichi unterbrach sie. „Nicht streiten. Nun ja wir standen gerade vor dem Tor, da fiel uns ein, dass wir all das Proviant hatten...und du nichts. Also mussten wir umdrehen und haben dich gesucht.“, erklärte er mit einem sanftmütigen Lächeln. „Und das ist der einzige Grund?!“, erwiderte sie hitzig. „Ihr könnt im Hauptquartier weitersprechen. Wir müssen weiter, glaube ich. Es ist ziemlich unsicher hier. Immer mir nach! Nach dem kleinen Sprint sind wir doch alle erst warm geworden!“, ging die Priesterin dazwischen. Für den Spruch hätte Yume ihr am liebsten die Kehle durchgeschnitten. „Du sagtest, wir sind da!“, wimmerte der Stadtverwalter. „Ihr solltet nicht alles glauben, was Kaoru sagt.“, schmunzelte Taichi. Die Assasine hob eine Augenbraue. „Suspekte Person.“

„Suspekt!“, wiederholte Rhaken zustimmend. Die Priesterin räusperte sich und schritt zur Tür hinaus. „Wohin geht es diesmal?“, fragte Yume abweisend. „Assasinengilde.“, antwortete Rhaken mit einem geheimnisvollen Zwinkern. „Keine Zeit! Wir werden die letzten sein!“, rief Kaoru und hetzte wieder die zerbrechliche Treppe herunter.
 

Yume hatte keine Ahnung, wie lange sie gelaufen waren. Alles was sie wusste war, dass sie weit gelaufen waren. Siebenunddreißig Kreuzungen. Verschiedene Linien, die so oft wechselten, dass Yume dachte sie würden im Kreis laufen. Ihre Beine hatten jegliches Gefühl verloren und fühlten sich an wie zwei Stöcke, die leblos an ihrem Körper klebten. Außer der Erkenntnis der Länge ihres Weges wusste die Assasine noch etwas anderes. Das dies nicht die Assasinengilde war...

Der Wind wehte ihnen Staub ins Gesicht und nach fünf Minuten fand die Priesterin endlich ihre Stimme wieder. „Verdammt, wie oft sind wir rechts abgebogen?“, fragte sie verzweifelt, während ihr Blick den See vor der Pyramide streifte. „Sechzehn Mal.“, antwortete Yume ausdruckslos, aber mit einer gewissen Genugtuung. „Und links?“, erkundigte sich Kaoru vorsichtig. „Soll ich die Fallgrube mitzählen, die uns gewissermaßen nach links gebracht hat?“, erwiderte die Assasine kalt. Die Priesterin funkelte sie böse an. „Passt dir etwas nicht?“, zischelte sie. „Nö, alles bestens.“

Wieder flogen ihnen Staub und Sand um die Ohren. Kaoru räusperte sich und sprang wieder in das Loch am Boden. Trotz des ganzen Rennens schien sie nicht mal ein wenig aus der Puste gekommen zu sein. Yume folgte ihr und unten im Gang warteten Taichi und die anderen. „Falsch abgebogen?“, fragte der Acolyte beunruhigt. Kaoru räusperte sich. „Vielleicht ein- oder zweimal...im schlimmsten Fall fünfunddreißig Mal.“

„Hast du dich wieder verlaufen, Kao?“, fragte eine Männerstimme und alle wandten sich um. Ein Priester mit blonden Haaren, einem Boys Cap und einem weißen Halstuch stand am anderen Ende des Ganges und winkte ihnen zu. „Hab ich nicht...“, murmelte die Frau. „Wer ist das?“, fragte Yume kühl. „Er ist der Anführer der sogenannten Rebellen! Ich glaube, er heißt Ron...“, erklärte Rhaken. „Ihr kennt ihn?“, fragte die Assasine überrascht. „Ja, wir waren schon im Hauptquartier!“, verkündete er stolz.

„Ihr seid ziemlich weit weg von dem richtigen Weg, folgt mir.“, sagte der Priester. Kaoru lief rot an und er lachte amüsiert. „Wir sollten Mal eine Karte zeichnen, langsam weiß ich auch nicht mehr wo’s lang geht.“
 

Auch wenn Yume nach dem Spruch nicht erwartet hatte jemals die alten Gemäuer der Assasinengilde zu sehen, so standen sie jetzt doch genau in diesen. Nichts war verändert worden, zumindest nicht sichtbar. Der Priester führte sie noch eine Etage tiefer, als sie schon waren. Sie erreichten zwei große Torflügel und er schob sie problemlos auf. Hinter dem beträchtlich großen Tor lag ein Saal, der jedem König Midgards den blanken Neid ins Gesicht geschrieben hätte. An der Decke hingen prachtvolle Kronleuchter, die sie zweifelsohne aus dem Schloss hatten mitgehen lassen und die Einrichtung war repariert worden. Die Wände waren genauso geschwärzt, wie zu Yumes Ausbildungszeit nun einmal jede Mauer in der Assasinengilde gewesen war. An den vielen langen Tischen und auf dem Boden verteilt, tummelten sich Menschen, die scheinbar alle Mitglieder dieser „Rebellion“ waren. Die Assasine war erstaunt auch Kinder unter den Kämpfern zu sehen.

„Hier wären wir vorerst sicher.“, sagte Kaoru, packte Rons Hand und verschwand mit ihm in die bunten Massen. Vorerst? Yume wollte gar nicht wissen, ob das ihr Ernst gewesen war!

„Jetzt hätten wir ja Zeit. Setzen wir uns irgendwo hin?“, unterbrach der Stadtverwalter ihre Gedanken und sie nickte hastig. Die Vier suchten sich einen ruhigen Platz aus und ließen sich zu Boden sinken. „Wieso bist du erst nach uns in Morroc gewesen?“, begann Rhaken neugierig. Die Assasine lächelte schief. „Weil ich vorher noch Prontera war. Ich habe unsere komischen Freunde wieder getroffen.“, antwortete Yume trocken. Sie erzählte den beiden die ganze Geschichte.

Taichi lachte herzhaft. „Diese beiden Chaoten! Weißt du, was aus ihnen geworden ist?“, fragte er und versuchte irgendwie sein Grinsen zu stoppen. Yume hob die Schultern und sah fragend zu Raijin. „Die Reiter werden sie erwischt haben.“, schätzte er. Schweigen trat ein und der Stadtverwalter sah betrübt zu Boden.

„Die sterben nicht.“, sagte Yume leise. Taichi sah sie verwundert an. „Sie mögen manchmal ziemliche Chaoten sein, aber sie wissen wie man überlebt.“
 

Die Stille über der kleinen Runde wurde unterbrochen, als die Priesterin vorbeikam und sie bat mit ihr zu kommen. Kaoru führte sie zwischen den Massen hindurch zu einer Tür und in den Nebenraum. Dort befand sich mittig ein großer runder Tisch mit sieben Stühlen von denen nur einer besetzt war. Kerzen waren das einzige Licht in dem kleinen Raum. Sie nahmen alle Platz und sahen fragten zu dem Anführer der Rebellen am Kopf des Tisches. Vor ihm lag ein dickes Buch, das schon einige Jahrezehnte alt zu sein schien.

„Ich habe gehört ihr wart in Prontera. Stimmt das?“, wandte er sich an die Assasine und den Stadtverwalter. Sie nickte knapp. „Befand sich dort wirklich ein Godlike Item?“, fragte Ron. Als Antwort erzählte Yume von ihrem ganzen Aufenthalt, den Massen von Menschen in Prontera und ihrer anschließenden Flucht mit dem Item. Wie schon bei der Erzählung vorher, ließ sie den Teil mit der Dancerkleidung aus und erwähnte nicht, welchen Rang Raijin in Prontera besessen hatte.

„Die Reiter...hassen grelle Dinge. Sachen die glänzen, leuchten, blinken oder sonst etwas in der Art tun. Sie hassen die Godlike Items. Aber all das, was ich jetzt aufgezählt habe, beruht auf einer bloßen Theorie. Leider hat sich diese wohl wie ein Lauffeuer in den anderen Städten verbreitet und nun denkt jeder er müssen ein Item an sich reißen, um seine Haut zu retten.“, sagte Ron mit einem flüchtigen Lächeln, als er fertig war. „Eine Theorie?“, fragte Yume verwundert. Der Anführer klopfte kurz mit dem Handrücken auf das Buch. „Daraus hat mir meine Großmutter ziemlich oft vorgelesen und ehrlich gesagt, habe ich nie geglaubt, dass ein Funken Wahrheit darin steckt. Die Theorie entstammt einer der Geschichten aus diesem alten Buch. Es stehen noch mehr Geschichten darin, aber ich erinnere mich kaum noch an ihre Inhalte. Leider ist der Text auch in einer alten Sprache verfasst.“, antwortete er und schob es zu Yume herüber. Die Assasine zog es zwischen sich und Raijin. Sie schlugen es neugierig auf.

„Viele glauben Midgard sei die einzige Welt, die existiere. Andere aber behaupteten schon seit Anbeginn der Zeit es gäbe andere Dimensionen, andere Welten, Völker, Kulturen und Götter. Aus ihrem Glauben heraus sind viele Geschichten und Legenden entstanden, die jedoch als Schwindel angesehen wurden und bloße Unterhaltungsmöglichkeit. Niemand kann beweisen, dass so etwas wie andere Dimensionen gibt. Aber wer hat je das Gegenteil bewiesen?“, las der Stadtverwalter problemlos vor und sie sah ihn fragend an. „Dieses Buch ist in anderer Fassung auch bei uns bekannt.“, erklärte er. Ron schien den bis jetzt wortkargen Mann kaum bemerkt zu haben, aber jetzt musterte er ihn misstrauisch. Der Anführer sprang von seinem Stuhl auf und Yume stellte sich vor den erschrockenen Stadtverwalter. „Er steht auf unserer Seite!“, rief sie hastig. Er stierte wenig überzeugt an ihr vorbei. „Woher willst du das wissen? Du hast ihn absichtlich aus deiner Geschichte ausgelassen, um uns zu täuschen!“, entgegnete Ron hitzig. „Jetzt beruhige dich, du schreist die ganze Wüste zusammen!“, sagte Kaoru und er ließ sich mit verschränkten Armen auf den Stuhl zurückfallen. Die Assasine sank auch auf ihren Platz zurück. „Ich war bis vor wenigen Tagen noch Stadtverwalter Pronteras, aber ich habe den Posten aufgegeben. Ich bin genauso vogelfrei, wie ihr im Moment. Vielleicht sollte ich trotzdem gehen, denn ich beabsichtige nicht einer der beiden Seiten zum Vorteil zu verhelfen.“, sagte Raijin ruhig. „Wir lassen dich bestimmt nicht gehen, damit du unser Versteck ausplaudern kannst!“, fuhr ihn Ron an und die Priesterin gab ihm einen Klaps gegen den Kopf. „Du gehst gleich vor die Tür bis du dich abreagiert hast. Sowas gehört sich nicht als Anführer!“, tadelte sie ihn und er sah verbittert zu Raijin. Yume unterdrückte ein Grinsen. „Worum geht es in diesem Buch?“, fragte Kaoru. Der Stadtverwalter hob die Schultern. „In unserer Fassung gab es Geschichten über eure Welt, also wird in diesem Buch hier einiges aus unserer Welt stehen.“, vermutete er. Alle blickten ihn fragend an. „Also gibt es noch eine andere neben Midgard?“, brummte Ron. „Natürlich und einige mehr. Es ist nicht das erste Mal, dass wir in einer anderen Welt sind.“, antwortete Raijin trocken. „Ihr reist von Welt zu Welt und tyrannisiert alle Völker! Und wenn es irgendwann langweilig wird, zieht ihr weiter! AHA!“, schrie der Priester feindselig und Kaoru verdrehte die Augen. Der Stadtverwalter schnaubte. „Ihr seht alles immer nur aus einer Sicht. Wir waren bei unserer Ankunft keinesfalls gewillt Gewalt einzusetzen, sondern kamen um euch zu helfen. Die Welt in der wir lebten, wurde vor einiger Zeit zerstört und wir sahen die einzige Überlebensmöglichkeit darin in eine andere zu wechseln. Aber es war wie ein Fluch. Jede Welt, die wir besuchten – in manchen mit Güte und Barmherzigkeit empfangen, in anderen mit Hass und Verachtung – wurde nach einiger Zeit auch vernichtet. Wir konnte nichts tun, so sehr wir uns auch bemühten neue Waffen zu entwickeln und Taktiken auszuarbeiten, die Wirtschaft zu verbessern und den Erhalt unseres neuen Zuhauses zu sichern...es war umsonst, wenn sie kamen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück