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Die Bedrohung Midgards

ehemals CiCo
von

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8. Kapitel

8. Kapitel: Die Zerstörer. Erinnerungen im Mondschein. Angriff der Reiter und die Entscheidung.
 

Sie?“, fragten Taichi und Rhaken synchron. „Die Zerstörer.“, antwortete Raijin knapp, „Wir wissen nichts genaues von ihnen. Ihre Absichten können wir nur erraten. Sie scheinen sich nichts von anderen Welten zu machen. Plündern, brandschatzen, töten und vernichten, das ist alles was sie tun. Keine Gefangenen, keine Verhandlungen. Die Zerstörer scheinen sich nach keinem Plan zu richten. Zeit ihrer Ankunft ist unterschiedlich. Ich denke, es ist auch nur eine Frage der Zeit bis sie hier sind.“

Benommen schwiegen alle und Ron stützte seufzend mit der Hand seinen Kopf ab. „Gibt es eine Möglichkeit sie zu besiegen?“, fragte Taichi beunruhigt. „Wir haben noch nicht einmal die da besiegt.“, brummte der Anführer der Rebellen und deutete mit einem Nicken zu Raijin. „Wir sind nicht eure Feinde und nein. Uns ist bei alle den Kämpfen mit ihnen noch nie ein Sieg gelungen.“, erwiderte der Stadtverwalter. „Aber ihr lebt noch!“, sagte Kaoru, was beinahe wie ein Vorwurf klang. Raijin sah angespannt auf die Tischplatte.

„Gibt es einen Weg zum Frieden mit euch und den Reitern?“, fragte Ron plötzlich und die Priesterin blickte ihn zutiefst entsetzt an. Alle Augenpaare wechselten von dem Priester zum Stadtverwalter, der überrascht den Kopf gehoben hatte. „Kooperation eurerseits. Ihr müsst unseren Räten folgen, euren Stolz und euren Hass vergessen. Aber selbst der Zusammenschluss unserer Kampftruppen, in keiner Welt waren wir dadurch ein auch nur im Ansatz ebenbürtiger Gegner geworden für sie.“, antwortete Raijin. „Und was-“

Es klopfte dreimal an der Tür und sie schwang quietschend auf. Die Priester sahen fragend zu der Assasine, die eingetreten war. „Ich hoffe, ich störe nicht!“, sagte sie und salutierte kurz. „Nein, nein. Sprich Noony.“, rief Ron eine auffordernde Geste mit der Hand machend. „Tyla und Zephi sind samt ihren Truppen wieder eingetroffen. Tyla meldet völligen Rückzug der Reiter zum Osttor. Sie scheinen sich zu sammeln und auf irgendetwas zu warten. Zephi hat die restlichen Verwundeten mitgebracht und wie befohlen die Ware versteckt. Die Oberhäupter wollen den Plan noch einmal besprechen.“, fuhr die Assasine fort. „Am Osttor?“, wiederholte Kaoru verwirrt. Der Priester nickte langsam und stand auf. „Ich werde mich mit ihnen treffen.“, sagte er etwas genervt, „Noony führe unsere Gäste doch herum. Du hast gleich Wache oder? Dann nimm sie mit hoch.“

Und damit verließ Ron den Raum, gefolgt von der Priesterin.

Noony blickte neugierig zu ihnen und als ihr Blick Yumes traf, erschien ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht. „Gedacht, du hast ins Gras gebissen!“, sagte sie gehässig. „Ich will dir den Vorgang lassen. Alter vor Schönheit.“, erwiderte Yume und zog eine Grimasse. Die beiden Assasine umarmten sich freundschaftlich. „Hätt’ ich gewusst, dass du kommst, hätt’ ich glatt meine besten Bandagen angelegt.“, sagte Noony grinsend. „Ich nehme an, ihr wollt uns im Unklaren lassen?“, fragte Taichi trocken.

„Taichi, Rhaken und Raijin.“, sagte Yume, wobei sie auf jeden einzeln zeigte, „Dies ist Noony, ich kenne sie aus meiner Ausbildungszeit. Ist schon eine Weile her...“
 

Die Assasine führte sie bis zur Spitze des Gemäuers und nach Draußen. Die kühle Abendbrise schlug ihnen mit aufgewirbelten Sand und Staub entgegen. Von diesem Platz hatte man eine perfekte Aussicht auf die Stadt. Der helle Stein der Mauern leuchtete leicht weißlich im Mondschein. Der Anblick war zu friedlich.

Noony kletterte auf einen der riesigen Sandsteine und setzte sich hin. Die vier folgten ihr und blickten gemeinsam zur Stadt. „Ich bin froh bei Nacht Wache zu haben. Tagsüber brennt die Sonne ganz schön runter.“, erklärte die Assasine. „Was habt ihr für einen Plan?“, fragte Taichi neugierig. „Na, na, das ist kein Thema für so einen schönen Abend.“, antwortete Noony spitz. „Was wäre ein Thema?“, erkundigte sich Rhaken. „Die Vergangenheit! Achja Yume...die gute alte Zeit! Weißt du noch, als wir uns abends herausgeschlichen haben, um deinen Dolch zu suchen, den du am Nachmittag verloren hattest beim Training? Wir sind im Sand auf eine der Fallen getroffen und lagen die ganze Zeit bis zum Morgen in diesem tiefen Loch. Am Morgen kam dann unser Meister und alle anderen haben uns ausgelacht.“

Rhaken lachte herzhaft und Yume stieß ihn in die Seite. „Danach lagst du drei Tage im Bett, weil du dir – angeblich - den Knöchel verstaucht hattest.“, sagte sie trocken. „Ich hatte Fieber!“, verteidigte sich Noony. „Natürlich 55°C sind für einen Menschen ja nicht tödlich.“, erwiderte Yume. Die Assasine streckten sich gegenseitig die Zungen heraus und alle lachten.

„Oder als wir einen Ausflug nach Izlude gemacht haben! Weißt du noch, dieser unglaublich süße Junge? Ein Schwertkämpfer! Allein bei dem Gedanken an ihn schlägt mein Herz noch ganz wild. Du warst damals auch so in ihn verknallt gewesen!“, erzählte Noony und ihre Freundin lief scharlachrot an. Sie boxte die Assasine von ihrem Sitzplatz. „Halt deine Klappe!“, fauchte sie. Noony sah sie unschuldig an. „Brauch dir doch nicht pein-“, begann sie, aber als ihr Blick Taichi traf, stoppte sie erschrocken. Sie lief ebenfalls rot an und lachte nervös. Der Knight konnte ein gewisses Erröten nicht verhindern. „Yume und Taichi? Er tut mir jetzt schon leid.“, sagte Rhaken spitz und die Assasine warf ihm Sand ins Gesicht. „Ruhe auf den billigen Plätzen, du Wicht!“, fuhr sie ihn an und hob drohend die Fäuste, als er ihr die Zunge herausstreckte. Taichi hob beruhigend die Hand. „Er hat es nicht so gemeint. So sind nun mal Kinder.“, sagte der Knight beschwichtigend. „Du hast es nicht verneint Taichi! Gib es doch einfach zu!“, erwiderte Rhaken aufbrausend und fing sich eine Kopfnuss ein. Diesmal von Taichi. „Ich frage mich langsam, wie man dich erzogen hat. Du bist ja noch vorlauter, als Yume früher.“, antwortete er. „Vorlaut?!“, presste die Assasine zwischen den Zähnen hervor. „Lasst uns wieder hereingehen. Ich hab Hunger!“, rief Noony laut und stapfte an ihnen vorbei. Alle außer Yume standen und Rhaken folgte sofort Noony. „Kommst du nicht mit?“, fragte Taichi. Die Assasine schüttelte den Kopf. „So eine Aussicht hat man selten. Den Mond haben wir uns damals oft angesehen. Außerdem könnte sich ja jemand anschleichen.“, entgegnete sie ein wenig verträumt. Der Knight lächelte und wandte sich zum Gehen. „Raijin, bleibst du noch kurz?“, fragte die Assasine, als sich auch der Stadtverwalter ins Innere bewegen wollte. Nach einem kurzem Zögern kam er zurück und ließ sich neben ihr auf den Stein fallen. „Ich wollte eigentlich schon länger mit dir reden, aber irgendwie ist nie eine gute Gelegenheit gekommen.“, begann sie und lachte knapp, „Die Abenteuer verfolgen uns überall hin.“

Raijin nickte zustimmend. „Als wir in den Ameisenhöhlen waren, habe ich mich an etwas aus meiner Kindheit erinnert. An den Tag als meine Eltern starben und meine Schwester verschwand. Dieser Tag...wo zwei Majoren zu uns gekommen waren.“, erzählte sie abwesend und er Stadtverwalter sah sie erschrocken an. „Wenn deine Frage ist, ob ich damals bei ihnen war, kann ich sie nur bejahen.“, sagte er leise. Yume ließ sich auf den Rücken fallen und schloss die Augen. „Yume?“, fragte Raijin unsicher, nachdem sie eine Weile bewegungslos auf dem Boden verharrt hatte. „Nachdem ich meinen Vater getötet hatte, bin ich in einem leeren Haus aufgewacht. Alle waren weg, sogar die Leichen. Aber das habe ich zuerst nicht bemerkt, alles was ich dachte war ‚Ich hasse sie. Ich muss sie töten. Warum haben sie nichts getan, warum?!’. Ich war außer mir vor Wut. Den Spuren eurer Pferde bin ich 3 Tage lang gefolgt, aber dann schließlich haben mich Hunger und Krankheit in die Knie gezwungen. Gott allein weiß, wie verdammt oft ich versucht habe euch zu finden, bevor mir jemand die Augen geöffnet hat. Während meiner Ausbildung hier lernte ich nicht nur den Kampf, sondern auch das Leben zu schätzen und das blinde Rache nicht die beste Lösung ist. Du kannst nichts für die Taten deiner Väter, ich werde dir keine Vorwürfe machen.“

Mit einem Seufzer richtete sich die Assasine wieder auf und blickte zur Stadt herüber. „Aber ich glaube immer noch fest daran, dass Aja lebt.“, sagte sie leise. Der Stadtverwalter warf den Kopf in den Nacken und sah zu den Sternen. „Wir haben sie nicht mitgenommen. Dieser durchgeknallte alte Mann! Er...mein Vater hat versucht ihn aufzuhalten, als er mit deiner Schwester fliehen wollte. Ich weiß nicht, wieso er plötzlich doch helfen wollte. Leath war ausgesprochen wütend auf ihn gewesen. Doch der Greis war viel zu stark, seine Magie zu mächtig. An jenem Tag verlor Leath seinen Schwertarm. Aber letztendlich waren sie doch verschwunden. Wir versicherten uns, dass es dir gut ging und verfolgten danach den alten Mann. Tagelang sind wir durchgeritten, aber es war keine Spur von ihm zu finden.“, erzählte nun Raijin und Yume öffnete sprachlos den Mund. „Was ist das?!“, keuchte der Stadtverwalter und deutete mit der Hand an ihrem Gesicht vorbei. Die Assasine drehte den Kopf und biss sich auf die Lippe. „Reiter!“, ächzte Yume und hob die Hand zum Mund. Sie pfiff einen bestimmen Rhythmus und wenige Sekunden später erklang ein ähnlicher Ton. „Manches ändert sich nie.“, sagte sie lächelnd.

Die Assasine sprang auf die Beine und hielt Raijin die Hand hin. Er nahm sie lächelnd an und sie zog ihn auf die Beine. Sie boxte ihn in die Seite. „Überleg dir noch einmal, ob du nicht die Seite wechselst.“, flüsterte Yume und lief an einem vorbei zum Eingang.
 

Im Inneren herrschte mittleres Chaos. Die Assasine und Raijin rannten zum Großen Saal, wie nicht wenige andere. Ron kam ihnen auf der Mitte des Weges in Begleitung von Kaoru entgegen. „Was ist passiert?! Und wo ist Noony?“, keuchte der Priester. „Die wollte was essen. Die Reiter kommen auf uns zu, Raijin hat sie entdeckt!“, antwortete Yume hastig. Seine Gesichtszüge entgleisten einen kurzen Moment, als er sich wieder gefasst hatte, winkte er den beiden ungeduldig zu. „Kämpft mit oder zieht euch zurück. Beim ersten folgt mir bitte.“, erwiderte er unruhig und rannte weiter – entgegen dem flüchtendem Menschenstrom. Kaoru stürzte hinterher. „Dann sehen wir uns wohl später.“, sagte die Assasine und wandte sich um. „Ich komme mit.“, entgegnete Raijin. Yume lächelte etwas erleichtert und sie beeilten sich Ron einzuholen.
 

Ihr Weg führte sie wieder in die Geheimgänge, einer blauen Linie entlang. Irgendwann trafen sie dann auf diese Treppe...

„Diese verdammt Treppe!“, fluchte die Assasine lautstark und Ron lachte auf. „Wir haben’s ja bald geschafft.“, rief Kaoru, die an der Spitze der Gruppe lief. „Ich seh das Ende aber nicht!“, schrie Yume genervt. „789, 790, 791, 792.....“, zählte Raijin und sie funkelte ihn wütend an. „DAS macht es nicht besser!“

„Wohin laufen wir?!“, fragte die Assasine außer Atem. „Zum Außenwall!“, keuchte Ron. „Wieso baut ihr so verdammt lange Wege?! Wir sind schon völlig k.o., wenn wir oben ankommen!“; entgegnete sie. „Wir dachten umgedreht. Wenn die Reiter zu unserem Versteck rennen, sind sie völlig erschöpft, bevor sie da sind...“, murmelte Kaoru. „844, 845...859...“

Yume seufzte tief. „Bei deinen Zahlensprüngen ist es kein Wunder, wenn du am Ende der Treppe bei 10.000 bist!“

Tatsächlich aber endete die Treppe, als Raijin erleichtert „1001!“ schrie und alle ins Freie stürzten. Die Assasine stolperte über den Absatz und fiel erschöpft zu Boden. Sie stand jedoch sofort wieder auf. Der Sandboden war total überhitzt, trotz der Tatsache, dass Nacht war. „Unglaublich!“, ächzte Raijin neben ihr und Yume sah sich ebenfalls um. Der Außenwall war ihr von Oben gar nicht aufgefallen und das obwohl er derartig riesig war! Die Schutzmauer um die Assasinengilde war aus massiven Stein gebaut – nicht aus dem unrobustem Sandstein. Überall auf den Brüstungen und unterhalb der Mauern sammelten sich Kämpfer und bereiteten sich auf die Ankunft der Reiter vor.

„Die Hunter auf die Brüstungen! Macht Platz! Die Wizzards halten sich bereit nachzurücken! Der Rest bildet einen Verteidigungsring vor der Mauer! SCHNELLER!“, schrie Ron, der hektisch mit den Armen wedelnd im Zentrum des Chaos stand. „Yume!“, keuchte plötzlich jemand hinter der Assasine und sie drehte sich fragend um. Noony, Taichi und Rhaken waren am Ende der Treppe erschienen. „NOONY! Wo warst du?!“, zischelte Kaoru und gab ihr einen Klaps. „Auf die Brüstung! Koordinier die Hunter!“, befahl sie grob und verschwand in Rons Richtung, der versuchte die Verteidigungstruppen unter Kontrolle zu kriegen. „Yume, komm mit!“, rief die Assasine heiser und hechtete zur Brüstung. Yume sah unsicher zu Raijin. „Ich gehe mit den anderen vor die Mauern und fange den Rest ab, den ihr durchlasst.“, erwiderte er. „Hab’ ich was verpasst?“, fragte Rhaken verdutzt und die Assasine grinste. „Yuuuume!“, schrie Noony ungeduldig von der Brüstung. Sie lachte knapp. „Aber weint später nicht, weil keine Gegner bei euch ankommen. Ihr werdet euch noch wünschen, ihr könntet Fernwaffen benutzen! Rhaken, du solltest dich lieber verstecken, das ist kein Kampf für Kinder.“, entgegnete Yume. „Kinder?“, ächzte der Acolyte beleidigt. „Heranwachsende feige Acos.“, verbesserte sie sich spitz, „Na gut, dann komm mit mir. Bis später, ihr beiden!“
 

Yume sah unruhig zu der herannahenden Masse aus Reitern. „Sind mehr als ich dachte.“, murmelte sie ein wenig verängstigt. Rechts und links neben ihr standen mehrere Hunter mit gezückten Bögen und einem Köcher voller Pfeile auf dem Rücken. Im Abstand von sieben Huntern stand jeweils ein Assasine. „Es wird nur auf Schussbefehl ein Pfeil euren Bogen verlassen, verstanden?!“, schrie Ron von unten, wo er mit allen anderen einen letzten Verteidigungsring vor der Mauer gebildet hatte. „Verstanden!“, riefen die Hunter synchron. Yume beobachtete angespannt die Masse.

„Legt an!“, schrie Noony irgendwo rechts von Yume und sie wiederholte den Befehl hastig. „Achtet auf den Wind! Scharf Süd!“, rief einer der anderen Assasine. Die Hunter korrigierten ihre Haltung etwas und warteten auf den nächsten Befehl. „Sollten wir nicht feuern?“, murmelte eine Hunterin neben Yume unsicher. Sie wollte die Frage fast schon bejahen, aber sie zögerte. Der Wind wehte ihnen immer stärker von Süden her entgegen und wenn die Hunter jetzt schießen würden, ginge vermutlich ein Drittel der Pfeile in die falsche Richtung oder sofort in den Sand. So gut sie auch sein mögen, die Natur steht nicht auf ihrer Seite. Wenn der Wind nicht dreht...

„Spannt die Bögen! Entzündet sie!“, befahl Noony und der Befehl wurde mehrfach wiederholt. Die Hunter murmelten einen kurzen Zauber und die Spitzen ihrer Pfeile fingen Feuer. „Ihr wisst, wohin ihr schießen müsst! FEUER!“

Der Himmel war von einer Sekunde auf die nächste in Flammen, als die vielen Geschosse auf den Feind zu hielten. Doch Yumes Berechnung stimmte, der Wind löschte fast alle Flammen aus und trieb die Pfeile von ihrem Kurs ab. Sie würden die Reiter nicht erreichen....!

„Nächste Salve! Kommt schon, habt ihr zu viel getrunken?“, schrie ein Assasine und einige Hunter lachten kurz. Und während sie neue Pfeile zogen und erneut zum Schuss ansetzten, erreichten einige Geschosse der ersten Salve den Sandboden direkt vor den Reitern. Yume traute ihren Augen nicht, als plötzlich Stichflammen in die Höhe schossen und die Wüste Feuer fing. Explosionen rissen die Angreifern von den Beinen und verbrannten einige von ihnen. Die Reiter wichen entsetzt zurück und der Himmel verfärbte sich, als die Hunter zum zweiten Mal schossen.

Nicht die Reiter waren ihr Ziel! Die Rebellen mussten vorher Fässer mit Schießpulver unter dem Sand vergraben haben!

Immer mehr Flammen stachen mit jeder Salve zwischen die Reiter, die sich anscheinend eingeschüchtert zurückdrängen ließen. Zumindest sah es so aus. „FEINDLICHE PFEILE!“, schrie ein Hunter plötzlich und Yume hatten seine Worte kaum erreicht, da schossen ihr die silbernen Geschütze um die Ohren. Die Assasine duckte sich mit einem erstickten Schrei weg, aber nicht jeder wich rechtzeitig aus. Einige der Hunter fielen rücklings von der Brüstung oder brachen getroffen zusammen. Sie fuhr sich angespannt mit dem Handrücken über die Wange, wo sie ein Pfeil gestreift hatte. „Verdammt!“, fluchte Noony, „Schießt verdammt noch mal zurück!“

Yume kroch vorsichtig zur Seite und hob einen Bogen auf. Sie schnappte sich noch einen Höcker, dann sprang die Assasine auf die Beine und zielte auf...

„Der Rauch! Man sieht nichts!“, ächzte Noony. „Der ganze Rauch von den vielen Explosionen. Er gibt ihnen Deckung! Passt auf, jeden Moment könnten sie erneut schießen!“, rief Yume entsetzt. Und sie schossen erneut. Die restlichen Hunter gingen alle in Deckung und der Pfeilhagel ging ins Leere. „Wir müssen warten bis die Sicht besser wird...,verdammt!“, brummte die Hunterin neben ihr. „Das wird nicht nötig sein. Sie kommen von selbst aus dem Nebel. Ron!“, erwiderte Noony, „Steht auf und legt die Pfeile an!“

Der Priester wies seine Kämpfer an sich bereitzuhalten und sich auf einen erneuten Beschuss vorzubereiten. Die Schatten, die sich langsam aus dem Qualm bewegten, waren eindeutig noch die Reiter, aber...

Mit pochendem Herzen kniff Yume die Augen zusammen und versuchte etwas genaueres zu erkennen. „Das sind nicht nur Reiter...“, murmelte sie. „Majoren! Zu Pferd, in Begleitung von ein Dutzend Bogenschützen. Oh mein Gott...! Seht! Die Anzahl der Reiter.“, rief die Hunter neben Yume. Alle ächzten entsetzt. War die Masse an Gegnern doch sichtlich nach dem Pfeilbeschuss geschwunden, so standen jetzt fünf Mal so viel wie vorher da. Die Armee der Reiter hatte im Schutz des Rauchs wohl eine Verstärkung erreicht. „Unmöglich! Es sind zu viele...! Wir werden fallen!“, krächzte einer der Assasine auf der Brüstung und Yume wusste kein Gegenargument. Mochte die Rebellion auch aus noch so vielen guten Kämpfern bestehen, die Mauer aus noch so starkem Stein gebaut sein, ihr Plan noch so perfekt – es gab keine Chance. Masse ohne Planung traf auf Plan ohne Massen.

„Ron, zieh deine Leute hinter die Mauer zurück!“, rief Yume heiser. Der Priester schüttelte den Kopf. „Da können wir auch gleich die weiße Fahne hissen!“, erwiderte er trocken. „Sei nicht so egoistisch!“, sagte Noony. „Wir schaffen das schon. Mit eurer Deckung können wir nicht verlieren! Außerdem haben wir noch Plan B.“, entgegnete Kaoru ebenso entschlossen, wie der Priester zuvor. „Plan B?“, fragte Yume neugierig. „Den willst du nicht kennen.“, antwortete Noony mit fallender Stimme. „Es gibt noch C!“, fügte Kaoru beleidigt hinzu, was die Assasine mit einem Seufzer kommentierte.

„Taichi, pass auf Raijin auf!“, rief Yume beunruhigt, als die Reiter heranrückten. Der Knight lächelte matt und klopfte dem Stadtverwalter auf die Schulter, der dessen Hand unfreundlich beiseite schlug und eingeschnappt die Arme verschränkte. „Mit verschränkten Armen kriegst du nicht einen von ihnen platt!“, spottete Yumes Freundin. „Sehr witzig.“, entgegnete er kalt. „Pass lieber auf den Knirps da oben auf.“, sagte Taichi ruhig mit seinem gewohnten Lächeln. „Knirps? Ah, Rhaken! Rhaken?”

„Nicht schon wieder...“, murmelte Yume. Der Acolyte war nirgends auf der Brüstung zu sehen und auch im Innenhof nicht. „Da hat sich wohl jemand in die Hosen gemacht.“, schmunzelte Noony. „Noony! Sieh doch, dort hinten!“, rief ein Hunter. Yume sah ebenfalls in die Richtung. Als sie den kleinen Schatten erkannte, fühlte sie sich, als hätte ihr jemand einen Dolch in den Rücken gestoßen. „RHAKEN!“, schrie sie außer sich vor Wut, „WAS ZUM TEUFEL MACHST DU! WENN ICH DICH IN DIE FINGER KRIEGE, WIRST DU DIR WÜNSCHEN, DEINE HEILKÜNSTE WIRKTEN BESSER!“

Der Acolyte stolperte erschrocken und fiel in den Sand. Er rappelte sich wieder auf und winkte ihr beiläufig zu, dann rannte er wieder in Richtung der Reiter. „Ist das Mut, ein verzweifelter Versuch Aufmerksamkeit zu bekommen oder einfach nur der Beweis dafür, dass er vollkommen selbstmordgefährdet ist?“, fragte Raijin grob. „Eher das letzte.“, murmelte die Assasine. Rhaken war ein absoluter Feigling, der im Kampf sogar seine eigene Großmutter verraten hätte, um weiterzuleben – zumindest hatte Yume den Eindruck gehabt. Hatte er möglicherweise einen Plan oder war ihm sein Spatzenhirn durchgebrannt?

„Sie werden ihn abschießen, bevor er auch nur in Reichweite für irgendeinen Zauberspruch wäre.“, sagte die Hunter neben ihr. Rhaken müsste das zweifelsohne wissen, aber aus irgendeinem Grund lief er immer weiter und aus irgendeinem Grund...schossen die Reiter nicht. Sie schienen ihn noch nicht einmal bemerkt zu haben. „Wahrscheinlich denken sie sich: So ein kleines Baby kann uns eh nichts tun, beachten wir ihn gar nicht. Soll uns sicher ablenken!“, schmunzelte Noony. Yumes Gefühl sagte ihr, dass es ganz und gar nicht so war. „Die sehen ihn nicht. Diese Majoren und ihre ganze verfluchte Armee haben Rhaken nicht bemerkt!“, erwiderte sie. Die Hunter und Noony sahen sie fragend an. „Yume, die Kette um seinen Hals!“, schrie Raijin von unterhalb. Die Assasine schnappte entsetzt nach Luft. „Das Godlike Item! Was hat er vor?!“



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