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So lautlos wie möglich schlich er an das Bett heran. Kirito lag mit dem Rücken zu ihm gewand und schlief tief und fest. Ein winziger, leicht geschwollener Punkt zwischen den Schulterblättern rief in Aiji wieder die ungeliebten Erinnerungen an den Kampf zurück Das Beruhigungsmittel von Közis Nadel war offensichtlich stark, Kirito war zwar kurz wach gewesen, aber die Wirkung schien noch immer nicht vollständig verflogen zu sein.

Langsam kam Aiji näher, sein Herz pochte so laut dass er fürchtete, Kirito könnte ihn hören. Die dünne, unscheinbare Silberkette lag um seinen Hals, der Verschluss in seinem Nacken, das silberne Kreuz außerhalb von Aijis Sicht. Vorsichtig beugte er sich über das Bett. Die Zweifel drohten ihn zu ersticken, konnte er das wirklich tun? Einen Freund bestehlen? Heimlich seine Kette nehmen? Was wohl wirklich für ein Wert dahinter steckte... was war das für ein Tausch, eine einfache Silberkette gegen seine gesamten Fähigkeiten? Er wusste, dass daran etwas faul war, er wusste es ganz genau. Trotzdem sah er zu wie seine Finger ganz sachte an dem kleinen silbernen Verschluss arbeiteten bis dieser sich öffnete. Kirito seufzte im Schlaf, dann lag er wieder still da und schlief. Behutsam nahm Aiji die Kette ab, achtete darauf, dass das andere Ende nicht an Kiritos Hals kam und ihn kitzelte, oder dass das Kreuz von der dünnen Seite abfiel. Die Zweifel und das schlechte Gewissen wuchsen mit jeder Sekunde, doch er zwang sie zum Schweigen. Er hatte seine Entscheidung getroffen.

Leise und vorsichtig schlich er sich wieder aus dem Schlafzimmer seines Freundes hinaus, erst als er die Türe hinter sich geschlossen hatte wagte er wieder zu atmen. Das war ja vollkommen problemlos gewesen! Er hatte alle möglichen Sorgen gehabt, was wenn Kirito wach würde? Was wenn er es nicht schaffte die Kette zu öffnen oder ihm abzunehmen? Es war fast schon unwirklich, wie gut alles geklappt hatte.

Skeptisch betrachtete er die Kette. Schlicht, unscheinbar, unauffällig. Zwar aus echtem Silber, aber trotzdem nicht wirklich wertvoll. Also war es ja auch nicht so schlimm, sobald die Geschäfte morgen früh aufmachten würde er Kirito eine neue kaufen, eine viel, viel schönere und wertvollere.

Seufzend steckte er die Kette in die Hosentasche bevor er das Haus verließ. So schnell wie möglich musste er jetzt zurück zum Industriegebiet, dort wo dieser Fremde auf ihn wartete.

Und dann würde er endlich seine Kräfte bekommen!

Mit kribbelnder Euphorie rannte er die beiden Treppen hinab und stob aus der Haustüre, dann begann er zu rennen. Er konnte es nicht mehr erwarten!

Er war gerade erst um die nächste Ecke gebogen, als ein dunkelroter Wagen vor Kiritos Haus hielt.
 

~
 

War das nicht Aiji gewesen? Kurz überlegte Takeo, ob er der Gestalt hinterher rennen sollte, die eben erst um die Ecke gerannt war, doch dann entschloss er sich zunächst nach Kirito zu sehen. Wenn Aiji nicht da war, wusste er wenigstens in welche Richtung er verschwunden war.

Etwas missmutig stieg er die beiden Stockwerke hoch und klopfte an die Türe. Und noch mal. Und noch mal. Erst nach dem dritten versuch wurde die Türe geöffnet, ein müder und zerzauster Kirito blinzelte ihn verschlafen an.

"Takeo? Was machst du hier, es ist... wie spät ist es überhaupt?"

"Zu früh... ist Aiji bei dir?"

"Hab schon gedacht es ging mal um mich... ja, das Prinzeschen ist hier. Warum?"

"Bist du ganz sicher?"

Murrend verdrehte Kirito die Augen und ließ Takeo eintreten.

"Schau selbst nach, red mit ihm, wie auch immer. Ich geh wieder schlafen...er liegt in Kohtas Zimmer und pennt."

"Danke."

Takeo zog Schuhe und Jacke aus und betrat das Wohnzimmer, sah sich kurz um und öffnete dann die Türe, von der er wusste dass sie zu Kohtas Zimmer gehörte.

"Scheiße!"

"Was?"

"Er ist weg! Aiji ist weg!"

"Na und?"

Kirito war überrascht wie gut er es doch schaffte vollkommen gleichgültig zu klingen. Bemerkenswert...

"Wir müssen ihn finden, Yoshiki hat so komisches Zeug geredet von wegen Juka hätte ihm irgendeinen Hinweis gegeben und es ginge wohl um Aiji."

"Na klasse, der macht wirklich nur Ärger!"

"Wir sollten ihn suchen, ich glaube ich habe ihn eben wegrennen sehen..."

"Okayokay, ich beeil mich, ich zieh mich eben an, Moment."

Takeo nickte und machte es sich im Wohnzimmer bequem. Sein Blick schweifte ab und er versank wie immer recht schnell in Gedanken. Was hatte das alles zu bedeuten? Was ging da vor? Das ungute Gefühl, das ihn schon seit Tagen nicht mehr verließ machte nun endlich Sinn. Er hatte sich nur nicht getraut darauf zu hören... aber was hätte es schon geändert, er hätte sowieso nicht gewusst was er hätte tun müssen. Wenn er doch nur wüsste was...

"Scheiße!"

Kiritos lauter Fluch riss ihn aus den Gedanken. Besorgt stand Takeo auf, Kirito fluchte selten...

"Alles okay?"

"Verdammte Scheiße!!!"

"Ein einfaches Nein hätte gereicht... was ist denn los?"

Takeo öffnete die Schlafzimmertüre, ein nur in Jeans bekleideter Kirito kniete auf dem Bett und durchwühlte es hektisch, sichtlich in Panik geraten.

"Kirito, was ist denn los?"

"Sie ist weg! Ich weiß nicht wo sie ist!"

"Was denn?"

"Die Kette!"

"Moment, DIE Kette?"

"Ja verfluchte Scheiße Mann, DIE Kette!"

"Scheiße!"

"Sag ich doch!"

Takeo begann ihm suchen zu helfen, unter dem Bett, im Bad, im Wohnzimmer, nirgends konnten sie die Kette finden. Verzweifelt räumte Kirito seinen ganzen Schrank aus, auch hier nichts.

"Oh nein... ich hab sie verloren, ich hab sie irgendwo verloren!"

"Kirito, sie kann ja nicht weit sein... lass uns erst einmal Aiji suchen oder?"

"Was? Spinnst du? Ich muss sie finden! Ich muss!"

Es hatte keinen Sinn. Sie mussten die Kette zuerst finden, auch Takeo wusste das. Wenn sie wirklich weg war... nicht auszudenken was dann geschehen konnte.
 

~
 

"Reita? Es geht los..."

Ein stummes Nicken war Antwort genug, Reita stand auf und atmete ein paar Mal tief durch. Er würde es wieder tun müssen... für Mana töten. Und dieses Mal war da jemand, dem er eigentlich nie wieder begegnen wollte, ein Aufeinandertreffen war aber unvermeidlich. Er würde seinen Bruder wieder sehen. Reita war unsicher, das letzte Mal als er ihn gesehen hatte, hatten die Augen von Aiji vor Hass und Vorwürfen beinahe geglüht, ob er diesen Blick ein zweites Mal aushalten würde?

"Kommst du?"

"Ja..."

Schweigend machten sie sich auf den Weg, jeder in seinen eigenen Gedanken vertieft. Was sie genau tun sollten, wussten sie eigentlich nicht... sie kannten nur ihre Zielperson. Der Wächter, der zur Krähe werden konnte. Kirito. Sie wussten wo er war, die Frage war nur ob er allein war. Wenn er bei seinem Bruder war würde es schwierig werden, war er alleine würde es sicher kein großes Problem darstellen.

"Woran denkst du?"

"An Aiji. Ich hoffe er ist nicht da."

"Wenn Mana den Befehl gibt oder er im Weg ist, werde ich ihn umbringen, mir ist egal ob er dein Bruder ist."

"Mir aber nicht..."

"Er hasst dich!"

"Ich ihn aber nicht."

Aoi konnte nicht erklären warum, aber diese Worte taten weh.

"Ich werde trotzdem für ihn nicht das Risiko eingehen, dass dir etwas passiert."

Reita hätte ihn beinahe überhört, so leise sprach sein Freund. Er würde darauf nichts sagen, das konnte er nicht. Es würde zwangsläufig darauf hinauslaufen, dass er ebenfalls etwas derartiges sagte, und so viel Einblick in seine Gefühlswelt gab er ungern. Außerdem würde er Aoi damit nur noch mehr Sorgen machen, und das war das letzte was er wollte. Er machte sich auch so schon viel zu viele Gedanken. Gedanken um ihn... wenn er doch endlich aufhören würde sich die Schuld für alles zu geben!

"Aoi... kann ich dich um etwas bitten?"

"Hm?"

"Bitte lass das hier unser letzter Auftrag sein. Egal was danach kommt."

"Nein! Ich werde ganz sicher nicht...Reita, das Thema hatten wir doch schon!"

"Ich will mich nicht mehr erpressen lassen."

"Willst du lieber sterben?"

"Ja."

Noch nie hatte er erlebt, dass ein einziges Wort solch eine Wirkung haben konnte. Aoi starrte ihn an, seine Lippen bebten so als wolle er etwas sagen, fand aber die Stimme dafür nicht.

"W...was?"

"Ach nichts, schon gut..."

Er würde es sowieso nicht durchhalten, sich Aois Willen zu widersetzen. Er hatte Recht, wenn Reita starb, was würde dann aus ihm werden?

"Wir sind gleich da... pass auf."
 

~
 

Lange musste Aiji nicht warten. Bereits nach wenigen Sekunden erschien der Fremde vor ihm scheinbar aus dem Nichts.

"Hast du, was du mir bringen solltest?"

"Ja... aber... sag mir jetzt was so besonders an dieser Kette ist!"

"Sie ist ein Erbstück meiner Familie. Ich habe überall danach gesucht und bin froh sie endlich gefunden zu haben."

"Ein Erbstück?"

Ungläubig betrachtete er das silberne Schmuckstück nochmals.

"Es spielt keine Rolle oder? Gib sie mir, sobald ich sie in meinen Händen habe, bekommst du deine Kräfte. Natürlich zeigen sie sich erst beim nächsten Kampf, das ist dir klar oder?"

"Aber... ich kann mich doch in ein Tier verwandeln wann immer ich will oder?"

"Ja, aber damit solltest du noch warten... na ja, musst du auch nicht mehr lange. Denn ich weiß, dass ein paar Seelenfresser bereits auf dem Weg zu Jun sind."

"Was? Ist das wahr?"

"ja... Kohta und Kirito sind machtlos gegen die beiden."

Ohne länger nachzudenken warf er dem Fremden einfach die Kette zu, als er sah dass dieser sie ohne Probleme fing, drehte er sich auf der Stelle um und rannte los. Egal was an dem Handel nun dran war, er musste zu den beiden und ihnen helfen. So schnell es ging. Bereits nach einigen Metern bemerkte er etwas, um ihn herum hatte sich alles verändert ... nein, er nahm es nur anders wahr. Alles wirkte heller, er konnte besser sehen, auch die leisesten Geräusche hören. Und dann spürte er etwas, er konnte es nicht beschreiben, aber er wusste was es war. Die Präsenz von Kohta. Warum spürte er Kirito nicht? Warum war er nicht in der Nähe seines Bruders?

Angst erfasste ihn, die wirren Stimmen in seinem Kopf beunruhigten ihn, die verschärfte Wahrnehmung, die er noch nicht unter Kontrolle hatte verängstigte ihn immer mehr. Ohne es zu wollen schrie er kurz erstickt auf, rannte immer schneller und schneller, dem Gefühl nach, das ihm sagte wo Kohta war. In der Nähe von Jun.

Er kam seinem Ziel immer näher, und immer blendender wurde die Präsenz von Juns Seele. Wie stark er sie jetzt wahrnahm... sie löste beinahe Hunger in ihm aus, er konnte fast schon schmecken wie gut diese Seele war.

Heftig keuchend rannte er um die Ecke, hier in der Nähe wohnte doch Jun.. und tatsächlich. Einige Meter weiter konnte er Jun sehen, er kniete vor Kohta in seiner Wolfsgestalt und versuchte ihm irgendwie etwas zu essen anzudrehen. Schlagartig wich die Angst. Es war alles in Ordnung, er war noch nicht zu spät. Erst jetzt fiel Aiji auf, dass er ja nicht einmal eine gefährliche Präsenz wahrgenommen hatte.

"Aiji, was machst du denn hier?"

Aiji lächelte Jun nur freundlich an, lehnte sich dann schwer atmend an die Häuserwand. Seine Verletzung an der Schulter war durch die Rennerei wieder auf gegangen und schmerzte. Trotzdem musste er lachen.

"Ich wollte nur... ich bin nur... ein bisschen gerannt... warum, was machst du hier?"

"Ich hab den Hund hier gefunden... ist der nicht schön?"

Der `Hund´ sah Aiji aus dunklen Augen eindringlich an. Er spürte, dass Aiji anders war. Die Kraft, die bisher tief in ihm verborgen gewesen war, sie schien an der Oberfläche zu kratzen, es würde nicht mehr viel brauchen bis sie hervor kam. Aber da war noch etwas anderes... Kohta verfluchte sich dafür, dass er jetzt gerade in dieser Gestalt fest steckte. Aber Moment, wenn Aijis Kräfte erwacht waren, dann konnte er doch sicher seine Gedanken hören oder?

Kohta versuchte es, aber er drang nicht in Aijis Kopf vor. Eine Wand aus schrillen Geräuschen und schmerzhaft lautem Lärm hielt ihn auf. Da war etwas in Aijis Kopf was da nicht hinein gehörte...
 

~
 

"Ich habe das Siegel."

"Hervorragend. Dann kann es beginnen. Benachrichtige den Puppenspieler, er soll sich bereit halten. Sobald das Elitecorps auftritt, soll er sich einschalten."

"Sehr wohl. Was machst du jetzt, willst du wirklich zu ihm?"

"Ja. Heute Nacht ist sein Ende, und das weiß er auch. Erledige du den Rest."

"Wie du willst...ist es denn klug so lange zu zögern?"

"Ich zögere nicht. Ich spiele... die Wächter sind so gut wie ausgeschaltet, wir brauchen nur noch zuzusehen wie sie sich gegenseitig zerstören. Die Seele wird bald schon mir gehören."

"Also geht es dir nur um das Spiel?"

"Was habe ich zu verlieren. Ich werde mich ein wenig amüsieren."

"Wie du meinst."

"Es ist Zeit. Du solltest gehen."

"Ja..."
 

~
 

Scheppernd fiel das Glas zu Boden, das er eben noch in der Hand gehabt hatte. Leuchtende Scherben schossen auseinander und fielen klirrend auf den Boden.

"You? Was ist los?"

"Entschuldige ich wollte dich nicht wecken..."

"Du bist blass, ist alles in Ordnung?"

"Nein..."

Langsam setzte er sich auf das Bett und versuchte sich zu konzentrieren. Eben hatte ihn kurz ein Bild gequält, eine düstere Vorahnung die für den Bruchteil einer Sekunde in seinem Kopf aufgetaucht war. Blut... und Tod.

"Es ist etwas schreckliches passiert... nein, es wird noch geschehen...Oder geschieht es gerade?"

Besorgt legte Gackt eine Hand auf die Schulter seines Freundes. So sah er ihn selten... so vollkommen verwirrt.

"Es ist alles in Bewegung... zu viel um Zufall zu sein... und die Fünf sind in der Nähe."

Langsam senkte Gackt den Kopf. Schon wieder... er konnte schon wieder sehen wie gern You jetzt sofort los laufen würde um zu sehen was los war. Er war zwar ruhig und besonnen, aber auch für ihn war es nicht einfach nur hier herum zu hocken und nichts zu tun. Er wollte so gern dabei sein... aber er würde auch sehr ungehalten werden wenn er ihn nun darauf ansprach. Also beschloss Gackt, einfach nichts zu sagen und ihm zuzuhören.

"Es ist so als ob... diese helle Seele eingekesselt wird... von allen Seiten... und die Wächter sind verstreut. Aber ich kann es nicht klar erkennen."

Das war wahrscheinlich das, was ihn am meisten frustrierte. Nicht die Tatsache dass er nicht dabei sein konnte, sondern dass er die Situation nicht klar erfassen konnte. Und das konnte er nicht, weil er gleichzeitig noch diesen Schutzschild um das ganze Haus errichtet hatte, er hatte es ein mal erwähnt. Er hielt um Gackt herum immer ein Kraftfeld errichtet, Tag und Nacht. Das erforderte einen gewissen Teil seiner Konzentration, und so blieb weniger für solche Kräfte übrig.

"Da ist auch eine Präsenz die ich nicht kenne... ich kenne Teile von ihr, aber... sie ist ungeheuer stark..."

Sachte rutschte Gackt näher an seinen Freund und Wächter heran. Er konnte ihm nicht helfen, aber er konnte ihm zeigen dass er da war, wofür auch immer das gut sein mochte. Vielleicht gab es ihm ja in irgend einer Weise Kraft.

"Es wird etwas schreckliches geschehen... Ich bin aber nicht sicher was genau..."

Müde schloss You die Augen. So lange in den Zeit- und Raumsphären herum zu reisen war anstrengend. Doch die Nähe seines Freundes, die er wärmend und haltgebend neben sich spürte, gab ihm Kraft.
 

~
 

Verzweifelt ließ Kirito sich gegen die Wand fallen und rutschte zu Boden. Sie war nirgends zu finden. Die ganze Wohnung sah aus wie nach einer Schlacht, alle Schränke waren ausgeräumt worden, überall lagen Klamotten verstreut.

Keine Spur von der Kette.

"Oh Gott... sie darf nicht weg sein! Ich hätte doch auf sie aufpassen müssen... sie ist weg..."

"Kirito, beruhige dich. Vielleicht ist sie ja nur..."

"Mich beruhigen??? Sag mal hast du überhaupt verstanden wonach wir hier suchen?"

"Wir suchen deine Kette."

"Nein verfluchte scheiße, wir suchen Kohtas Siegel!"

Er schrie ihn wütend an und sprang wieder auf um zum zehnten Mal das Zimmer zu durchsuchen.

"Kirito! Das hat so doch keinen Sinn, du..."

Takeo erstarrte. Einen Moment lang blieb er reglos stehen, starrte ins Leere, dann suchte sein Blick nach Kiritos.

"Etwas kommt... hier her... Wir sollten machen das wir hier weg kommen."

Ohne weitere Worte zu verschwenden verließ er die Wohnung. Kirito blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Was auch immer Takeo wahrnahm, es musste etwas ernstes sein, das war an seinem Blick klar zu erkennen gewesen.

Gemeinsam eilten sie die Treppen hinunter und traten draußen auf die Straße. Nächtliche Stille empfing sie, ein kühler Wind wehte und brachte ein unangenehmes Gefühl mit.

"Von dort..."

Zielsicher zeigte Takeo in eine Richtung. Kirito ging ein paar Schritte weiter, doch noch konnte er nichts sehen.

"Seelenfresser?"

"Nein... weitaus stärker... aber definitiv niemand von unserer Seite."

"Dann müssen wir sie aufhalten, Juns Haus ist nicht weit von hier. Sicher wollen sie dort hin."

"Möglicherweise... ist Kohta noch bei Jun?"

"Natürlich. Und ich hoffe er bleibt da..."

"Kirito...."

Takeos warnende Stimme war Grund genug um ernsthaft beunruhigt zu sein. Im Dunkeln vor ihnen regte sich etwas. Die Straßenlampen gaben nicht genug Licht um Gesichter erkennen zu können, aber Kirito sah deutlich zwei Umrisse. Zwei Personen, die sich ihnen näherten. Und sie waren stark, die Kraft die sich hinter ihnen verbarg war außergewöhnlich. Eine kleine Bewegung neben ihm sagte ihm, dass Takeo bereits ein Kraftfeld errichtet hatte, um sie herum. Zu viel mehr war er nicht in der Lage, das Handicap eines Mediums, für einen echten Kampf taugte er nicht wirklich...

Die beiden Fremden blieben stehen, jetzt konnte Kirito ihre Gesichter sehen. Recht jung... einer der beiden trug eine weiße Stoffbinde im Gesicht die seine Nase gänzlich verdeckte. Trotzdem kam er ihm sehr bekannt vor... der andere, der etwas weiter vorne stand wie um den anderen zu schützen, hatte ein leichtes Grinsen auf den Lippen. Er erinnerte Kirito sofort an diesen dummen Unterdämonen. Nicht gerade etwas, das seine Sympathie diesen beiden gegenüber sonderlich steigerte.

"Guten Abend. Können wir ihnen weiterhelfen?"

Typisch Takeo. Er glaubte fest daran, dass man meistens mit Worten mehr erreichen konnte.

"Guten Abend... wir sind wegen Kirito hier. Um ihn zu töten."

"Ah. Und was verschafft mir die Ehre auf irgendeiner Kopfgeldliste zu stehen?"

"Mana möchte dass wir dich töten, er sagt du bist ihm im Weg."

"Darauf wette ich! Und mit wem hab ich die Ehre? Unsere Namen scheint ihr ja zu kennen."

"Das ist Reita, ich bin Aoi. Können wir dann?"

Reita... woher kannte er diesen Namen? Irgendwie kam ihm dieser Name so bekannt vor... aber woher? Eine Weile schwiegen sie sich an, dann ging alles rasend schnell. Aoi und Reita reckten jeweils die rechte Hand nach vorne, und zeitgleich schoss ein weißer Blitz, der kurz die Gestalt eines Drachen annahm, aus ihren Handflächen. Takeo konzentrierte seine ganze Kraft auf den Punkt des Kraftfeldes, an dem dieser Blitz höchstwahrscheinlich einschlagen würde, Kirito machte einen Sprung zur Seite um dem Blitz auszuweichen. Die Energie traf auf den Schutzschild, schaffte es ihn teilweise zu durchbrechen, schlug aber ins Leere. Ein Loch im Asphalt und geschmolzener Teer blieb an der Stelle übrig.

Erleichtert stellte Takeo fest dass Kirito unverletzt war, dann konzentrierte er sich darauf das Loch im Kraftfeld zu stopfen. In seinem Kopf hörte er Kiritos Stimme.

"Das wird lustig, die sind stark."

"Ja... soll ich Kohta rufen?"

"Nein, das schaffe ich alleine."

"Sicher?"

"Nein."
 

~
 

Unsicher erwiderte Aiji Kohtas stechenden Blick. Er hatte seit jeher etwas Angst gehabt, wenn sein Freund diese Gestalt annahm, aber das Gefühl jetzt war anders. Kohta schien in ihn hinein sehen zu wollen...

"Er ist wirklich schön ne? Streichel ihn mal, er hat ganz weiches Fell."

Nein danke, er wollte wirklich nicht an Kohta herumtatschen. Ein Grinsen schob sich auf Aijis gesicht.

"Woher weißt du, dass es ein Er ist? Vielleicht ist es eine Sie?"

Der ,Hund' schnappte nach Aiji und knurrte leise. Jun wich erschrocken zurück und zerrte Aiji am Ärmel ebenfalls ein Stück von dem Tier weg.

"Oh... eben war er noch ganz lieb!"

"Das denk ich mir... er hat sich bestimmt in dich verknallt und ist jetzt eifersüchtig weil ich hier bin."

Warum er so vorlaut war wusste er selbst nicht, aber das Wissen um seine erwachten Kräfte stärkte Aiji. Der Wolf erhob sich langsam. Jetzt sah Jun erst, wie groß das Tier wirklich war...

"Guten Abend..."

Aiji und Kohta drehten sich gleichzeitig um. Beide kannten diese Stimme, beide von anderen Ereignissen her.

Közi stand einige Meter weit entfernt und verneigte sich leicht. Jun sah Aiji verwundert an.

"Kennst du den? Guten Abend, ich bin Jun!"

Lächelnd wollte er auf den Fremden zu gehen und ihn begrüßen, doch der Hund hielt ihn zurück. Er hatte die Ohren zurück gelegt und knurrte Közi warnend an.

Aiji sah zwischen ihm und Kohta hin und her, sie kannten sich also auch... kein gutes Zeichen.

Közi kam langsam näher. In seiner Hand glänzte etwas silbern im Licht der Straßenlaterne.

"Aiji, Kohta, halten Sie sich daraus, dann geht das alles viel schneller."

"Kohta? Huh?"

Jun sah sich suchend um, konnte seinen Freund aber nirgendwo entdecken. Und überhaupt wer war dieser Typ? Er blieb nun stehen und sah den Hund eine ganze Weile an. Ob das der Besitzer war? Aiji begann plötzlich leise zu lachen und stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor Jun.

"Ich mach das schon... keine Sorge."

"Hä? Was machst du schon? Aiji, kennst du den?"

Közi hob die Hand, zwischen seinen Fingern befanden sich lange Silbernadeln. Er holte aus...

Jun schrie vor Schreck laut auf. Aiji riss die Hände in Közis Richtung und aus seinen Handflächen schoss eine seltsame schwarze Substanz, doch sie erreichte Közi nicht. Wie durch Zauber teilte sie sich einfach und tropfte zähflüssig neben ihm auf den Boden.

Entsetzt starrte Aiji auf seine Hände.

"Was... hier läuft etwas falsch, ich müsste doch..."

"Aiji, was bedeutet das?"

"Kohta???"

Jun verstand gar nichts mehr. Er hatte nur ein paar Sekunden nicht hingesehen, und nun war der Hund verschwunden. An seiner stelle stand nun Kohta da, wie aus dem Nichts erschienen.

Közi lachte und kam wieder etwas näher.

"Du scheinst deine Kräfte nicht im Griff zu haben. Also bist du doch ein Versager."

"Nein! Du hast mich reingelegt!"

Wütend versuchte Aiji noch einmal seine Kräfte auf Közi zu feuern, doch wieder war es nur teerartige Substanz die kurz vor ihrem Ziel auseinander schoss. Was hatte das zu bedeuten? Müsste er nicht eigentlich ein Element beherrschen? Warum kam aus seinen Händen nur die selbe schwarze Masse wie die, die Miyavi benutzt hatte?

"Tztztz... wenn du nicht damit zurecht kommst dann war das Opfer ja vollkommen umsonst."

"Opfer? Aiji, was ist los, wovon redet der?"

"Ich müsste... er hat mir versprochen dass ich endlich... meine Kräfte..."

"Was musstest du dafür tun? Aiji, was?"

"...ich verstehe das nicht, ich..."

"Ehm... hallo? Ich... was geht hier eigentlich vor?"

Jun mischte sich recht kleinlaut in die hitzige Diskussion ein. Er war mehr als verunsichert und unendlich verwirrt. Immer wieder sah er zwischen Kohta und Aiji hin und her. Er verstand gar nichts...

"Ich meine... eben war da noch dieser Hund und dann.. was ist das für ein schwarzes...Au!"

"Jun!"

Kohta war sofort an seiner Seite um ihn zu stützen. In Juns Bein steckte eine von Közis langen, dünnen Silbernadeln. Ohne groß nachzudenken riss Kohta sie aus seinem Bein, wenn wieder Beruhigungsmittel an dieser Nadel war dann musste sie schnell raus. Jun schrie laut auf und presste eine Hand auf seinen Oberschenkel.

"Was ist hier los? Was zur Hölle ist hier los?"

Juns Flüche wurden von einem unmenschlichen Grollen und Knurren übertönt, das von Aiji zu kommen schien. Er stand angespannt da, nur wenige Meter vor Közi, und hatte die Hände krampfhaft zu Fäusten geballt.

"Lass die Finger von Jun! Lass bloß deine Finger von ihm!"

Die letzten Worte endeten in einem Schrei, der nicht zu Aiji passte. Seine angenehm dunkle Stimme war zu einem dröhnenden Knurren geworden. Auch sein Körper begann sich zu verändern, und zwar rasend schnell. Kohta starrte entsetzt auf das, was einmal sein Freund Aiji gewesen war. Die Haut dunkelbraun, schuppig, an einigen Stellen knochenartige Widerhaken, die Arme und Beine waren übermäßig lang und sehnig, jeweils drei lange scharfe Krallen waren alles was von seinen Händen und Füßen übrig geblieben war. Auf dem dürren, unnatürlich langen Hals saß ein Kopf der entfernt an den einer Schlange erinnerte, messerscharfe, Haiartige Zähne ragten aus einem Mund ohne Lippen, eingefallene gelbe Augen ohne Pupille starrten auf verunstaltete Hände.

Jun schrie. Er begann am ganzen Leib zu zittern, krallte sich an Kohtas Arm fest und drückte das Gesicht gegen die Brust seines Freundes. Er hörte nicht auf zu schreien.

"Aiji...was... was hast du getan?"

Kohta war vollkommen sprachlos. Entsetzt und ungläubig schüttelte er den Kopf, das konnte nicht wahr sein... das musste ein Traum sein, ein schlimmer Traum.

Das Etwas, das einmal Aiji gewesen war, fiel auf die Knie und schlug die Krallenhände vor das groteske Gesicht. Ein schrill rasselnder Schrei, der durch Mark und Bein fuhr, entkam seiner Kehle.

Jun schrie nochmals auf, zuckte zusammen. Er war weit über den Zustand der Panik hinaus.

Kohta legte schützend die Arme um ihn und überlegte kurz. Er hatte absolut keine Ahnung was er tun sollte!

"Du wolltest doch stärker sein als die anderen.. das bist du jetzt. Oh, ich habe vergessen zu erwähnen, du kannst nicht mehr in deine menschliche Gestalt zurück."

"Du hast ihm das angetan? Du warst das, ich bring dich um!"

Blind vor Wut stieß Kohta Jun von sich und sprang auf Közi zu. Seine Hände begannen zu glühen als er seine Elementarenergie sammelte. Er legte die Handflächen aufeinander und riss sie dann nach vorne.... doch der gleißend helle Lichtstrahl erlosch flackernd. Kohta stand da wie eingefroren und regte sich nicht mehr. Er starrte nur in Közis Richtung.

Jun richtete sich auf, die Wucht von Kohtas Stoß hatte ihn zur Seite geschleudert. Vorsichtig, vollkommen verängstigt schielte er an seinem Freund vorbei. Der Fremde hatte etwas in der Hand, etwas silbernes... eine Kette... Kiritos Kette. Aber woher...

"Er hat seine Kräfte legal erkauft. Mit dem Leben desjenigen, dem diese Kette gehörte."

Die Zeit stand still.

Für unendliche Sekunden stand sie still. Kohta starrte auf das silberne Schmuckstück, alles um ihn herum verschwand. Er kannte das... er hatte es schon ein mal erlebt... wie lange war das her? Damals hatte er schon ein mal diese Kette gesehen, ohne dass sein Bruder sie getragen hatte... sie hatte auf dem Boden gelegen, inmitten einer Lache aus Blut. Er erinnerte sich so gut an diesen Moment... er konnte sein eigenes Spiegelbild in dem Blut erkennen... in Kiritos Blut. Sein Bruder war nirgends zu sehen gewesen, nur ein breit grinsender Seelenfresser, der schon so weit in die Schatten gerutscht war, dass er kaum mehr einem Menschen ähnelte. Blut tropfte von seinen Händen, er hatte Kohta ausgelacht. Damals hatte er geglaubt, er hätte seinen Bruder verloren. Wie alt war er damals gewesen, sechzehn? Siebzehn? In diesem Moment vor so vielen Jahren waren seine Kräfte erwacht, in dem Moment als er glaubte sein Bruder sei tot. Wie er den Seelenfresser damals besiegt hatte, wusste er nicht mehr, er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er diese Kette aufgehoben hatte. Seit diesem Moment war er mit dem Schmuckstück verbunden. Sie war sein Siegel. Kirito würde sie niemals einfach so hergeben, er wusste was sie bedeutete. Er hatte sie seinem Bruder nicht überlassen wollen, er hatte immer gesagt er würde darauf aufpassen, sein kleiner Bruder wäre dazu nicht in der Lage. Kohta hatte immer so getan als wäre er sauer darüber, aber eigentlich bedeutete es ihm unendlich viel, dass sein großer Bruder sein Siegel trug. Er hatte gedacht, dadurch würden sie unzertrennlich.

Er hatte sich auf fatalste Weise geirrt.

Die Stille wurde von einem Schrei unterbrochen. Jun hatte noch nie solche Herz zerreißenden Laute gehört, als Kohta in die Knie sank und immer wieder verzweifelt nach seinem Bruder rief.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
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Von:  Rabbid
2005-09-17T22:52:03+00:00 18.09.2005 00:52
VERDAMMT!!!
verdammt, verdammt, verdammt >.<

*in tränen aufgelöst vor dem pc sitzt und schnieft*
Der letzte Satz des Kapitels ist ja sowas von.....traurig.....
kirito...ist doch nicht wirklich too~t???!!! Ò.Ó
.........das is zu grausam *schnief*
*kopfschüttel*
Das Elitecorps soll ihm im letzten moment noch helfen....*sich was zusammenträum ^-^;*

ich könnte Aiji sowas von ........>.<´
aber andererseits....nachdem er sich verwandelt hat...und dann auch noch gesagt wird, dass er nicht mehr Mensch werden kann.....da tat er mir leid......

aber vedammt, KIRITO~
*sich nicht mehr halten kann.....*
und wen meint Mana, bitteschön? Etwa Yoshiki?!
Stirbt er etwa auch???
*zu viel für Das Chibi is*

Du hast soo einen coolen Schreibstil....ich sitze immer wenn ein neuse kapitel on ist, quitschend und schniefend vor dem pc und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen......

Wirklich toll *___*

also~
hoffe mal das nächste kapitel, lässt nicht allzu lange auf sich warten~


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