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Namrael's Seed

von

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Death's Messenger ~ IV

Das vom Regen nasse Herbstlaub unter ihren Füßen blieb an Aswangs bloßer Haut kleben, der Wind pfiff zwischen den beinahe kahlen Bäumen hindurch und zerrte an ihrem Gewand und ihren Haaren, wirbelte sie hierhin und dorthin, peitschte sie ihr ins Gesicht, bis sie den sich windenden Pfad nicht mehr sah. Sie rutschte aus, taumelte und fiel auf die Knie, stützte sich mit einem leisen, atemlosen Aufschrei mit den Händen im glitschigen Laub ab. Vor ihr schlängelte sich der Weg scheinbar endlos durch den Wald, an beiden Seiten durch tückische, von unzähligen Wurzeln übersäte Anhöhen begrenzt.

Aswang spürte, wie die Nässe durch den groben Stoff ihres Kleides drang, richtete sich auf und betrachtete mit trüben Augen ihre dreckigen Handflächen. Anschließend sah sie zum Himmel auf, erfüllt von einer Sehnsucht, die ihr fremd erschien und doch bekannt, einem schieren, drängenden Verlangen, sich frei wie ein Vogel in die Lüfte zu erheben und all dem zu entfliehen, indes die abendliche Dämmerung den fernen Horizont in fantastische Farben tauchte. Sie kannte diesen Wunsch, diese unstillbare Sehnsucht, die in ihr keimte seit sie denken konnte.

Ihr Magen krampfte sich zusammen, als in der Tiefe des Waldes leise Rufe erklangen, die sogleich näher kamen. Sie erstarrte, hielt den Atem an.

Hatten sie sie schließlich doch eingeholt?

Näherte sich die Jagd einem Ende?

Sie zog sich an einigen der aus der feuchte Erde ragenden Wurzeln hoch. Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, eine alles einhüllende Dunkelheit über ihr zusammen zu schlagen. Instinktiv wehrte Aswang sich, grub ihre Finger in die nasse Erde des Abhangs in dem Versuch, an den Wurzeln entlang hinauf zu klettern.

Sie war den ganzen Tag gerannt, spürte ihren eigenen Körper kaum noch. Sie wusste nicht, aus welchem Grunde die Handvoll Männer aus dem Dorf, in dem sie den letzten Tag vor dieser entsetzlichen Hetzjagd verbracht hatte, sie verfolgten. Ihre Erinnerungen an die vergangene Nacht entzogen sich ihr, waren einer verschwommenen entsetzlichen Landschaft ihres Geistes gleich - ebenso wie die Erinnerungen an jede Nacht ihres Lebens...

Wie durch ein Wunder schaffte sie es, sich hinauf zu ziehen, kroch unerbittlich weiter, hinein in eine Reihe stechender Sträucher und Büsche. Zitternd, voller lehmiger, feuchter Erde kauerte sie sich dort hin und lauschte auf die näher kommenden Stimmen, deren Klang in ihren Ohren den Echos eines Nachtmahrs gleich widerhallte...

Schon waren sie dort, unter ihr. Kaum ein halbes Dutzend abgehetzter, mit Stöcken bewaffneter Gestalten. Fast alle trugen notdürftige, schmutzige Verbände und ihre Gesichter waren bleich wie die weißliche Rinde der Birken des Waldes. Ihre Kleidung hing in Fetzen, die Laute, die sie von sich gaben, waren rau und krächzend vom unumsichtigen Gebrauch ihrer Stimmen.

Das rötlich violette Licht der Abenddämmerung tauchte die Szenerie in ein unwirkliches, gespenstisches Licht und Aswangs Aufmerksamkeit richtete sich auf die länger werdenden Schatten der Männer, huschte zu den blutverschmierten Verbänden und wieder zurück.

Es hieß, in den Schatten der Menschen lebten ihre Seelen...

Aswang schauderte vor ihren eigenen Gedanken zurück und duckte sich noch tiefer in die Büsche, deren dornenbesetzte Zweige ihre Haut zerkratzten und ihr Kleid zerrissen. Ihr Herz schlug hart und schnell in ihrer Brust, ihr mühsam unterdrückter Atem war flach.

Doch die Gier ließ sich nicht lange unterdrücken, eine Gier nach... Schatten... Und Blut...

Sie biss sich auf die Unterlippe, unfähig, auch nur einen weiteren klaren Gedanken zu fassen.

Die Sonne versank hinter dem Horizont, der Wald um Aswang herum verschwamm, nahm bizarre Formen an...

Die Seelen... In den Schatten... Und im Blut...

Als der letzte Sonnenstrahl erlosch, schoss sie vorwärts.
 

Die Kreatur brach aus dem Gebüsch oberhalb des Abhanges hervor. Es geschah blitzschnell und beinahe lautlos, so dass den fünf Männern gerade einmal die Gelegenheit blieb, aufzuschreien, sich in panischer Flucht zur Seite zu werfen, doch nur einem gelang es, so weit zu springen, dass er den mit Blättern bedeckten Erdboden erreichte. Die vier anderen wurden in der Luft zerfetzt, regelrecht in Stücke gerissen. Und als die reptilienartige, mit riesigen ledrigen Schwingen bewehrte Kreatur sich ihm zuwandte, war er bereits tot, eine Ader in seinem Hals war geplatzt und ließ einen schwarzen Bluterguss zurück.
 

Sie ließ sich vom Wind treiben und ihr Körper war kaum mehr als ein dunkler Schemen vor dem ebenfalls dunklen Hintergrund des Sternenhimmels. Ihre Gier war gestillt - für diese Nacht. Wälder und weite Steppen, Flüsse und Seen, Zeltsiedlungen und befestigte Dörfer glitten unter ihr hinweg, die winzigen, unbedeutenden Feuerstellen spiegelten sich in ihren klaren Augen, wetteiferten mit den Sternen um ihre Gunst.

Ihre Schwingen peitschten im Wind, trugen sie höher und höher und immer weiter, einem unbestimmten Ziel entgegen, doch immer fort von der unaufhaltsam herabrückenden Morgendämmerung - denn dann kehrten immer all die Ängste zurück und der Wind und der Himmel ließen sie im Stich, indes die Erde sie mit unbarmherzigen Ketten an sich band, sie nicht in die Freiheit des Fluges entlassen wollte...

Und so floh sie vor dem Unausweichlichen - dem Licht des Tages und dem unbarmherzigen Verlangen nach all den Seelen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lillymaus
2006-04-07T14:57:56+00:00 07.04.2006 16:57
Hallöchen!

Also... wow. Ich bin noch immer von deinem Schreibstil begeistert, jedoch auch immer noch sehr verwirrt. Es ist wirklich schade, dass du so selten neue Kapitel hochlädst, da die Geschichte wirklich spannend ist und ich endlich erfahre möchte, um was es da eigentlich genau geht :)

Alex *portugal fähnchen schwenk*


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