Zum Inhalt der Seite

Namrael's Seed

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Death's Messenger ~ III

Das kleine Mädchen hörte nicht auf den Ruf seiner Mutter. Es schüttelte trotzig den Kopf, die braunen Locken wirbelten herum und die blauen, großen Augen blitzten in kindlicher Unschuld, als es sich tiefer in das Gebüsch vorwagte. Tiefer als jemals zuvor.

Umgeben von stacheligen Sträuchern, am Fuße einer weit ausladenden Buche setzte es sich hin und begann spärlich wachsendes Gras auszureißen. Die Mutter war vergessen und ihr immer ungeduldiger werdender Ruf stieß auf taube Ohren, die - versunken in eine andere Welt, die kindliche Traumwelt - nicht einmal das Zwitschern der Vögel oder das Geräusch umher huschender Nagetiere bemerkten.

Doch das Gras wollte sich einfach nicht flechten lassen!

Dabei konnten die anderen Mädchen im Dorf das alle so gut! Ihre Kränze schienen wie von Geisterhand geflochten zu sein, aus allem, was sich fand - Gräsern, Blumen, Ahornblättern...

Missgestimmt wurde das ausgerupfte Gras zur Seite geworfen und das Mädchen blickte sich suchend nach einem neuen Zeitvertreib um...

"Kätzchen!", jauchzte es, als sein Blick auf eine große weiße Katze fiel, deren geschmeidiges, seidiges Fell im Licht der Abendsonne schimmerte, als wäre es flüssig.

Die Katze tapste vorsichtig heran. Das kleine Mädchen streckte einen Arm aus und als die Katze kurz inne hielt, zog es das Tier an einer Pfote näher zu sich heran.

"Du bist ja weich!" Das Mädchen kicherte fröhlich und zog die Katze soweit in die Höhe, dass sie nur noch mit zwei Pfoten die Erde berührte.
 

Die Stimme der Frau wurde allmählich rau und Sorge begann darin mitzuschwingen, als ihre kleine Tochter nichts mehr von sich hören ließ und nicht einmal mehr zu sehen war. Sie hätte sie nicht mit in den Wald nehmen dürfen. Bald dämmerte es und sie wollte noch vor Einbruch der Nacht zurück im Dorf sein. Ihr Mann war bestimmt bereits daheim und hungrig, sie musste sich beeilen. Dabei war ihr Leib doch so schwer...

Behutsam strich sie sich über den bereits stark angeschwollenen Bauch. Sie hatte Mühe, sich zu bewegen und musste sich daher auf ihre Stimme verlassen.

So rief sie immer und immer wieder den Namen ihrer Tochter. Wo war sie nur? Wo?..

Plötzlich raschelte es im Gebüsch hinter ihr und ein vergnügtes Kinderlachen riss die Frau aus ihren Gedanken.

Eine ungewöhnlich schöne weiße Katze an einer Pfote hinter sich her schleifend tauchte die Kleine vergnügt lachend aus dem Gesträuch und ließ auf die Frau zu. Das arme Tier humpelte notgedrungen hinter dem Kind her, miaute kläglich und versuchte, sich los zu reißen. Vergeblich, denn es setzte dazu weder Krallen noch Zähne ein.

"Schau, Mutter!"

Die Frau legte die Stirn in Falten. Welch ein seltsames Tier, so wunderschön, überirdisch... Die Schnauze war ebenmäßig und ähnelte dem Gesicht eines Menschen, wenn auch mit kurzem Fell bedeckt. Die Augen - grünlich-gelb - schienen alles zu durchdringen, Himmel und Erde.

Die Frau spürte, wie ihr Schweiß auf die Stirn trat und ihre Handflächen feucht wurden.

"Kind..." Vorsichtig streckte sie einen Arm ihrer Tochter entgegen. "Komm, wir gehen heim. Es wird bald dunkel."

Energisch schüttelte das Mädchen den Kopf. "Nein!"

"Komm! Wir gehen!"

"Nein! Nein! Nein!"

Ungewollt ließ es die Pfote der Katze los, die einige Schritte torkelte und in die Büsche türmte, kaum dass die Kleine es auch nur bemerkt hatte.

Mit einem unguten Gefühl sah die Frau dem Tier nach.

Das Mädchen begann zu weinen. "Kätzchen!" Tränen kullerten am runden Gesichtchen herab. Es machte Anstalten, der Katze zu folgen, doch die Frau beugte sich trotz sichtlicher Anstrengung herab und erhaschte ihre Tochter am Kragen des Kleides. "Komm, es wird Zeit."

Unerbittlich zog sie das Mädchen hinter sich her.
 

Vollkommen lautlos und mit nur einem Satz sprang Chordeva auf das Fensterbrett und spähte in den dahinter liegenden, dunklen Raum. Zwei mit Fellen bedeckte Bettlager, ein großes neben der Tür und ein kleines nahe des einzigen Fensters. Eine grob gezimmerte Kiste. Das Mobiliar war spärlich. Durch einen Ritz unterhalb der geschlossenen Tür drang schwaches Licht herein, das trotz der geringen Größe des Raumes nicht bis ans Fenster reichte. Ruhige Stimmen schwappten ebenfalls hin und wieder hinein.

Chordeva lauschte angestrengt und nahm von der Bettstatt nahe ihrem Standort leise, doch unregelmüßige Atemzüge wahr.

Die Kleine schlief nicht.

Geschmeidig, als fließe sie und wäre kein lebendes Wesen ließ die Katze sich zu Boden gleiten und war im Nu an der Bettstatt. Schneller als erwartet wurde sie bemerkt und das kleine Mädchen setzte sich auf.

"Kätzchen!", rief es aus und krabbelte alle Decken von sich werfend heran.

Chordeva ließ sich geduldig streicheln und herzen, obwohl sie wusste, dass sie keine zeit zu verlieren hatte.

Wie naiv Menschenkinder doch waren. Fast schon beneidenswert. So unschuldig und unwissend.

Und so einfallsreich, was Quälereien betraf...

Wie lange es wohl dauerte, bis die Eltern etwas bemerkten..?

Das Mädchen zerrte lachend an Chordevas Schnurrbarthaaren.

Nein, noch länger konnte sie nicht riskieren zu warten. Außerdem bahnten sich unangenehmen Ereignisse an.

Mit einem flinken Satz entriss Chordeva sich dem Kind und warf es rücklings zu auf das mit Fellen gedeckte Lager. Das Mädchen jauchzte erschrocken.

In diesem Augenblick flog die Tür auf und die Frau stand im Rahmen, umgleißt vom Licht einer brennenden Kerze.

"Du! Ich wusste es, ich habe es gewusst!", brachte sie zornig hervor, bevor sie einen Schritt beiseite trat, um ihrem Mann Platz zu machen. Er trug einen langen hölzernen Stock bei sich.

Zu lange, sie hatte zu lange gewartet..!

Und sie hatten davon gewusst!

Chordeva war zu erstaunt, um augenblicklich reagieren zu können und konnte sich mehr schlecht als recht vor einem gezielt geführten Hieb retten. Sie fauchte den Mann an und warf sich ihm vor die Füße, um ihn stolpern zu lassen. Das Manöver glückte. Doch nun stand er zwischen Chordeva und dem Fenster und auch die Tür wurde versperrt von der Frau, die in ihren Händen eine flackernde Wachskerze hielt.

Hatten die beiden sie überlistet?

Die Katze machte ihrem Zorn durch erneuten Fauchen Luft und wich - nun vorbereitet - einem weiteren Hieb mit dem Holzstock aus - der Mann hatte sich erstaunlich schnell gefangen.

Was nun?

Zwei schwache, unwissende Menschen sollten doch kein Hindernis für sie sein!

"Nein, nicht das Kätzchen!", plärrte das Mädchen, stand vom Lager auf und wollte den Mann aufhalten, verfing sich aber zwischen seinen Beinen und beide verloren das Gleichgewicht und fielen.

Entsetzt schrie die Frau auf, ihre freie Hand krallte sich in den Stoff ihres Kleides, dass straff ihren Bauch umspannte.

Chordeva hatte das Pech, nun doch noch unter den Stock zu geraten, denn der Mann hatte ihn los gelassen, er knallte auf den Boden, machte einen Sprung und landete auf der Katze. Sie fuhr auf, wich aus reinem Reflex der Frau aus, die sie beinahe niedergetrampelt hätte und schoss wie der Blitz durch den nun frei gewordenen Türrahmen und durch das erstbeste Fenster.

Sie hatte eine Niederlage erlitten...

Kaum zu glauben...

Im sicheren Schatten des Waldes angekommen, blickte Chordeva noch einmal zurück.

Sie würden sich wieder sehen... Solch eine Schmach konnte sie nicht auf sich sitzen lassen... Wurde sie etwa nun schon so ungeschickt und tölpelhaft wie der fette Vogel..?

Sie fauchte und schlich davon, um sich die Wunden zu lecken - sowohl die körperlichen als auf die, die ihr Stolz davon getragen hatte...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück