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Fatal Frame Gaiden

the chosen ones
von

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Chapter 2 || Jin's story ~trouble's just starting~ (2 von 2)

"Uhh...."

Oh Gott... Ich fühle mich, als hätte mich ein Lastwagen überfahren. Hm? Wo bin ich denn jetzt gelandet? Ein Tatamiboden, Wände aus Reispapier, ein Kleiderschrank oder so, ein Schminktisch, darüber ein großer Spiegel und ein weiches, großes Bett, in dem ich liege... Hat es Mi irgendwie geschafft uns in die Gegenwart und zu sich zu bringen? Vielleicht hat Kin ihr ja geholfen... Ich rutsche jetzt einfach mal aus dem Bett und sehe zu, dass ich wieder halbwegs menschlich aussehe!

Ich stolpere etwas benommen zum Spiegel der über dem Schminktisch angebracht ist. Nach all dem, was wir erlebt haben, muss ich sicher furchtbar aussehen! Und mein Bein tut immer noch weh. Schmerzhaft! Dämlicher Zadru... wenn ich den erwische! Naja... erst mal frisch machen und dann suche ich Miyako und frage, was denn in der Zwischenzeit passiert ist.

Als ich mich etwas schwerfällig auf den Stuhl setze, der eher einem Schemel ähnelt und mit einem feinen, bestickten Satinstoff bezogen ist, blicke ich zum ersten Mal seit wir losgezogen sind in den Spiegel.

...

Und sehe jemanden vor mir im Spiegel, der mir ÜBERHAUPT NICHT ähnelt... fast wäre ich von dem schönen Schemel gefallen, doch ich reiße mich zusammen. Mir schaut ein blasses, aber ebenmäßiges ovales Gesicht entgegen, dessen Lippen aufgesprungen und blass sind, mit Ringen unter den braunen Augen. Ja - braun! Ich reiße meine Augen auf - das Mädchen im Spiegel macht das selbe, mit ihren dunklen, braunen Augen. Ist das jetzt ein Scherz? Hat Mi mir dunkle Kontaktlinsen eingelegt, während ich geschlafen habe? Soll ich lachen? Ich kratze mich unsicher am Kopf und stelle fest, dass meine Haare in dieser kurzen Zeit enorm gewachsen sind, sie reichen mir offen bis über die Hüften hinaus. Wieder starre ich erstaunt in die reflektierende Scheibe.

"Ha... Ha... Ha...!"

Ich versuche einen kühlen Kopf zu behalten und stehe wieder auf. Natürlich nachdem ich mich frisch gemacht habe, etwas eitel bin ich ja doch.

Es bringt wohl nichts, jetzt hier stundenlang zu sitzen und wie ein Pantomime meine Lippen zu schürzen und meine Augen aufzureißen um zu sehen wie dieses fremde Mädchen das selbe macht, also gehe ich zu der Schiebetür, die aus dem großen Zimmer führt und schiebe sie mit etwas Kraftaufwand auf. "Mi?" Ich schaue mich um. Niemand ist da. Ich wandere weiter bis ich an eine neue, größere Tür komme und schiebe diese ebenfalls auf. Und traue meinen Augen nicht.
 

Vor mir erstreckt sich eine alte japanische Stadt!! Oh ihr Götter, bin ich verrückt geworden?! Oder warte mal, eine Alte gibt es ja noch, aber die...

"Schwester!!"

Gerade als ich mich in die Richtung des Schreihalses umdrehe, werde ich im wahrsten Sinne des Wortes zu Boden gerannt. Ein kleiner Junge sitzt auf mir und blendet mich förmlich mit seinen niedlichen Mandelaugen und seinem strahlenden Lächeln.

Ich keuche nur und schiebe ihn von mir herunter.

"Aua! Das war MEIN Magen, den du da grade mit deinem Kopf gerammt hast!", funkle ich den Dreikäsehoch an. Der aber lächelt munter weiter und will mich schon wieder fast umschmeißen, so heftig umarmt er mich.

"Ich bin ja soooo froh, dass du endlich aufgewacht bist! Der Doktor meinte schon, es sei ziemlich bedenklich, wenn du nicht bald die Augen aufmachen würdest und dann währe ich ganz alleine gewesen! Ich hab dich schrecklich vermisst, obwohl Ken und Yama sich um mich gekümmert haben! Und ich hab...." Der hört ja gar nicht mehr auf zu reden! Ich lächle einen Moment, dann stoppe ich den Kleinen in seinem Redefluss.

"Mal langsam, ich verstehe ja kein Wort!"

Ich bin seine Schwester? Und wer sind Ken und Yama? Ich kann zwar japanisch aber irgendwie...

"Megumi!"

Wieder zucke ich zusammen. Meinen die etwa mich? Ich sehe wie junge Männer auf mich zukommen, im Laufschritt wohlgemerkt.

"Makoto! Siehst du nicht, dass es deiner Schwester noch nicht gut geht! Hör auf sie zu löchern und hol lieber etwas Tee, sonst klappt sie uns wieder zusammen!"

Der Junge gehorcht aufs Wort und verschwindet mit einem kurzen Verbeugen in Richtung des Hauses, aus dem ich vorhin gekommen bin.

Die Beiden betrachten mich eindringlich, ehe sie mir den Staub von dem Kimono, den ich trage, abklopfen und mich in die Arme schließen.

"Hey! Du bist ja schon wieder auf den Beinen! Geht es dir schon besser?", fragt mich der größere Junge, der mich ebenfalls so anstrahlt wie der Kleine vorhin. Sie bringen mich allerdings wieder in "mein" Zimmer und stecken mich ins Bett. Ich setze mich auf und verstehe die Welt nicht mehr.

"Yamato, komm rein! Du bist doch sonst nicht so schüchtern!"

Der größere Junge dreht sich in Richtung des Türrahmens, in dem ein zierlicher junger Mann steht, der ungefähr in meinem Alter sein muss. KIN?!! Ich lächle und will gerade zu einem Laut der Freude ansetzen, als der Größere sich wieder zu mir dreht.

"Yamato war vielleicht in Sorge um dich, Megumi! Du hättest ihn sehen sollen, er ist wie ein aufgeschrecktes Huhn herumgerannt, wie eins von denen, die die alte Ebihara in ihrem Stall hat." Er fing an zu lachen bei dem Gedanken.

Der junge Mann im Türrahmen bekommt ein rotes Gesicht. "Hör doch auf, Kenji! Das ist überhaupt nicht wahr!" Er stürmt ins Zimmer und funkelt den Größeren an.
 

Ich bin verdutzt. Herzlichen Glückwunsch Jin, du hast eine Freifahrt in die Irrenanstalt gewonnen! Oder eine herzliche Einladung für die "versteckte Kamera"? Ich huste verlegen und schaue verwirrt zwischen den Beiden hin und her.

Fassen wir einmal zusammen: Seit ich aufgewacht bin, habe ich braune Augen, keine Kontaktlinsen. Meine Haare sind elendlang und ich trage diesen uralten... Kimono. Ein kleiner Junge nennt mich seine Schwester und die Beiden da denken ich sei eine Person Namens Megumi. Der kleinere heißt Yamato, der größere Junge Kenji... und was hat mich das jetzt weiter gebracht? Nichts, meine Damen und Herren!

Ich seufze und lasse mich aufs Bett fallen.
 

"Megumi-chan? Bist du okay?" Beide drängen sich um das Bett und reißen mich aus meinen Gedanken.

"Kenji-kun, du weißt doch noch was der Priester gesagt hat oder? Sie hätte sich den Kopf gestoßen und leidet wohl an einer Art Am... Amne... Vergesslichkeit!" Yamato drückt besorgt meine Hand, als er das dem Anderen sagt.

...

Das ist gar keine so dumme Idee! Wenn ich sage, dass ich mich an Nichts erinnern kann, finde ich vielleicht eher heraus, was hier eigentlich los ist!

"Megumi-chan? Weißt du, wer wir sind?"

"Also, um ehrlich zu sein... Nicht wirklich..."

Jetzt tauschen die beiden Blicke aus... War das etwa keine gute Idee? Okay, versuchen wir noch zu retten was zu retten ist...

"Ich weiß, das ich Megumi bin und dass der Kleine mein Bruder Makoto ist... Ihr seid Kenji und Yamato... meine... Freunde?"
 

Jetzt schauen sich die beiden schon wieder so seltsam an. Bin ich verseucht? Hab ich was Falsches gesagt? In meinem Bauch breitet sich langsam ein unangenehmes Kribbeln aus.

"Naja..", meint der Eine. "Das stimmt schon so, aber nicht ganz..."

Ich lächle etwas verloren. Dieser Kenji ist ein Hellseher, er weiß alles! Okay, das sollte jetzt sarkastisch klingen. Kann ich das noch mal genauer haben bitte? Ich lege den Kopf schief und warte auf weitere Antworten.

"Wir sind zwar schon seit klein auf Freunde aber... Yamato ist dein Verlobter..."

"Verlobter?!"

Oh. Mein. Gott! Ich bin verlobt? Mit jemanden der aussieht wie Kin?! Also das ist doch wohl jetzt wirklich ein schlechter Scherz! Ich finde das zumindest nicht mehr witzig!

"Ja... Unsere Eltern haben das arrangiert, bevor sie... den Unfall hatten... Tut mir leid, dass muss wohl ein ziemlicher Schock für dich sein..."

"Schock?" Schock ist gar kein Ausdruck! "Ein bisschen schon."
 

Also wenn ich so darüber nachdenke, habe ich eine düstere Vorahnung. Vielleicht hat es mich noch weiter in die Vergangenheit geschleudert. Vielleicht hat der Zadru etwas damit zu tun? Ja! Richtig, das ist es! Die Seele, die von dem Schleimbolzen übriggeblieben ist... das war die Seele von "Megumi"! Und ich... Bin jetzt... In ihrer Erinnerung? In ihrem Körper?... Naaaa toll! Ich schlage mit der flachen Hand auf die Bettdecke und lasse mich wieder nach hinten fallen.

Ken redet währenddessen ununterbrochen weiter.

"Ist ja auch verständlich... Weißt du was? Ich hole dir jetzt eine Portion Reis und etwas Wasser und du unterhältst dich inzwischen mit Yamato und wenn du gegessen hast, solltest du dich noch mal hinlegen und versuchen zu schlafen... Immerhin bist du gerade erst aufgewacht, du musst deinen Körper stärken... Und vielleicht kommen die Erinnerungen ja wieder von selbst..."
 

Da geht er hin... Und lässt mich mit meinem Verlobten zurück! Okay, die dürfen auf gar keinen Fall merken, dass ich nicht die bin für die sich mich halten. Das heißt, ich muss mich so verhalten wie es Mädchen in der damaligen Zeit getan haben... Hoffentlich krieg ich das hin!

"Was ist heute für ein Tag?", frage ich geistesabwesend.

"Hä? Also... heute ist der..." Yamato überlegt kurz. "Heute schreiben wir den 26. März. Warum?" Er schaut mich verwundert an. "Welches Jahr haben wir?" Ich schau ihm etwas müde in die Augen.

"4tes Han nach Meiji... wieso fragst du das?" Er rutscht etwas näher und streichelt mir wieder über die Hand.

Ich schließe die Augen. Es ist also wahr. Ich bin im März des Jahres 1870... Oh verflucht!

Nach einem Moment des Schweigens beginnt Yamato von Neuem das Gespräch.

"Erinnerst du dich wirklich an sonst nichts mehr?"

"Nein, tut mir..."

Plötzlich erscheint ein Bild in meinem Kopf. Ich sehe mich... nein Megumi, die mit den zwei Jungen spielt. Sie hocken am Rande eines kleinen Baches und werfen kleine Steine ins Wasser. Megumi hat ein rotes Windrad in der Hand, es dreht sich sacht unter der leichten Brise. Alle drei basteln an einem kleinen Holzboot. Die kleine Megumi geht zu den Jungs hin und gibt ihnen das Windrad, es dient als Mast für das Boot. In mir wird es warm, als ich diese Erinnerung fühle.
 

"Megumi-chan?"

"Huh? Oh, tut mir leid, aber ich glaube, ich habe mich gerade an etwas erinnert..."

"Ach ja? Und an was?" In seinen Augen spiegelt sich Hoffnung, Neugier und Vorfreude wieder.

"Ich bin mit dir und Kenji an einem Bach gewesen und wir haben ein kleines Boot gebaut... Zum Schluss haben wir mein rotes Windrad genommen und als Mast eingesetzt... Anschließend haben wir es zu Wasser gelassen und sind bis zum Dorfrand mitgelaufen..."

"Stimmt, das ist lange her..." Aus seiner Stimme kann ich deutlich die Enttäuschung hören. Er hatte wohl auf etwas anderes gehofft. Tja, tut mir leid, aber mit etwas Anderem kann ich nicht dienen...

Eine unangenehme Stille breitet sich aus. Nervös verlagere ich mein Gewicht einige Male, bis ich mich schließlich wieder aufsetze und ihn anstarre.

"Sind... Sind wir einander schon lange versprochen?"

Er blickt überrascht auf. Offensichtlich habe ich ihn dieses Mal aus seinen Gedanken gerissen.

"Ähm... Warte mal... Das sind jetzt... ungefähr eineinhalb Jahre... Unsere Hochzeit sollte eigentlich in drei Wochen sein, aber ich denke das sollten wir wohl besser verschieben bis du dich wieder zur Gänze, oder zumindest zum Großteil, erinnerst..."

Ach du liebes bisschen! Ich? Heiraten? Vergiss es! Ich bin noch viel zu jung!

"Tut mir leid..."

"Ach Megumi-chan! Das ist doch nicht deine Schuld! Du kannst doch nichts dafür. Es war halt ein dummer Unfall! Ich bin froh, dass du noch am Leben bist! Ich hab mir wirklich Sorgen um dich gemacht..."

"..." In dem Moment fehlen mir die Worte.

So hat das schon lange keiner mehr zu mir gesagt. Ich fühle schon wie mir das Blut in die Wangen schießt. Sicher sehe ich gleich aus wie eine Tomate.

"Das ist ja süß! Wirst du etwa rot? Es muss ja eine Ewigkeit her sein, seitdem ich dich das letzte Mal erröten gesehen habe!"

Wie fies! Lacht der mich gerade wirklich aus? Ich glaub's einfach nicht!

"Tut mir leid... Ich wollte dich wirklich nicht auslachen..."

Was ist den jetzt los? Er sieht mich schon wieder so seltsam an. Verlegen sucht er einen anderen Punkt im Raum und fixiert diesen, als er anfängt, zögerlich zu erzählen.

"Megumi, es gibt da etwas was du unbedingt wissen musst! Und zwar geht es dabei um..."

"Bin zurück! Na? Habt ihr euch gut unterhalten während ich weg war?"

Kenji! Ich könnte ihn erwürgen! Gerade wollte Yama mir was wichtiges sagen und du ruinierst alles!

"Kenji-kun... Das ist aber schnell gegangen..."

"Selbstverständlich! Meine Mutter lässt übrigens ihre besten Wünsche für eine schnelle Genesung ausrichten. Sie war ziemlich erleichtert zu hören, dass es dir schon wieder besser geht. Hier... eine Portion Reis mit Sojasauce... Und hier ist dein Wasser!"

"Danke, Kenji..." Ich hoffe, du erstickst eines Tages an einem Reiskorn für dein beschissenes Timing!
 

Während ich die kleine Mahlzeit zu mir nehme erzählen die Beiden von sich und ihren Familien und auch was sie so über mich, meinen Bruder und meine Eltern wissen. Sehr aufschlussreich, löst allerdings keinerlei Erinnerungen aus, so wie sie gehofft hatten.

"Du solltest jetzt wirklich versuchen zu schlafen. Es war ja auch schon so ein anstrengender Tag für dich... Wir kommen dich morgen früh wieder besuchen, falls bis dahin etwas ist, ruf einfach nach deinem Bruder. Er hat versprochen in der Nähe zu bleiben wenn wir gehen."

Ich nicke, lege mich wieder hin und schließe die Augen.

"Schlaf gut, Megumi..."
 

===
 

Der Nebel verdichtete sich. Miyako sah ihre Hand vor Augen nicht mehr und versuchte sich zu orientieren. Ich habe keine Angst, la la laaa.... Alles ist gut, la laaa. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und ging steif wie ein Stock über den großen gepflasterten Platz. Ich such mir jetzt einen Ort, an dem ich etwas verschnaufen kann und lese mal weiter, was in Dr. Aso's Buch steht. Vielleicht hat er auch verzeichnet, wie man hier wieder rauskommt. Die Japanerin hatte sich mittlerweile einen Zopf gebunden, mit dem Haarband, das ihrer Freundin Jin gehört hatte. Wütend über sich selbst stapfte sie weiter über den großen Platz, der wohl früher so eine Art Dorfzentrum gewesen war.

Miyako betrachtete die verfallenen Häuser etwas. "Hier muss es mal wunderschön gewesen sein", murmelte sie. Dann seufzte sie. "Ach Jin..." Mit wem rede ich da eigentlich? Du wirst senil, Miyako.... Das Mädchen schlenderte zu einem der Häuser hinüber. Es war groß und das Dach war typisch japanisch geschwungen, so wie damals die Bögen für alte Herrenhäuser. Sie berührte eine der bröckeligen Wände. Plötzlich fuhr ihr ein ungutes Gefühl unter die Haut. Es kletterte unerträglich langsam ihr Rückrad hinauf und brachte an dessen Ende ihre Nackenhaare zum Stehen. Als sie sich umdrehte stand hinter ihr ein Geist. Ein Mann in einem Hosenanzug, darüber trug er einen Mantel, der mit einem breiten Gürtel zusammengehalten wurde. Seine Haare waren mittellang und leicht gewellt. Sein Gesicht kantig und seine Augenbrauen dicht, sodass man seine schmalen Augen darunter fast nicht erkennen konnte.

Miyako stockte der Atem. "D... Doktor Aso?" Sie schluckte hart und versuchte sich zu bewegen, was aber gerade unmöglich schien. Der Mann ging auf sie zu, die Japanerin wich zurück, doch bald war da die bröckelige Wand des Hauses. Ich habe ein Deja-vú. fiel es ihr auf. Mit Sadako war sie in der selben Situation gewesen. Wenn jetzt auch noch das Selbe wie damals eintrat? Miyako kniff die Augen zusammen. Der Mann streckte einen Arm aus und legte dem Mädchen seine blasse, durchsichtige Hand auf die Schulter. In diesem Moment wurde es Mi heiß und kalt, ein eisiger Stich, den sie deutlich in ihrem Herzen spürte, breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Ihr wurde so übel, dass sie sich fast übergeben hätte. Schweißgebadet versuchte sie ihren Puls zu beruhigen, während sie von Erinnerungen gebeutelt wurde, die anscheinend von dem Geist ausgingen.
 

"Hab keine Angst. Ich möchte dir helfen. Nicht alle sind böse. Die Kinder sind schuld daran. Hab keine Angst.", hörte es die junge Frau immer wieder in ihren Ohren hallen. Die Kälte kroch unter ihre feuchte Kleidung und sie sank langsam auf den Lehmboden, während sie ihre grünen Augen nicht von dem Mann abwenden konnte.

"Mein Tagebuch...", krächzte es noch in ihrem Kopf, dann war alles vorbei. Miyako krallte sich beinahe in den Lehmboden und suchte zitternd nach der Kamera. Sie sah hindurch. Niemand war da. Nichts. Ihr rannen Tränen über die Wangen, ihr Puls schlug ihr bis zum Hals.

Wenn das jedes mal so ist, wenn ich einem Geist begegne, dann werde ich diese Kamera wirklich in den nächsten Fluss schmeißen, dann habe ich meine Ruhe! Innerlich tobte die junge Japanerin. Sie kratzte sich an der Stirn, was sie immer tat, wenn sie ängstlich und nervös war. Bald würde wieder Blut fließen. Die Pickel würden niemals besser werden, wenn sie so weiterkratzte, das wusste sie. "Verflixt!"

Sie richtete sich auf und überlegte. "Mein Tagebuch... Was meint..." Sie fiel beinahe über ihre Tasche. Gott sei Dank reagierte sie schnell genug, um sich abzustützen und landete so zwar unsanft, aber wenigstens unverletzt auf dem Lehmboden.

Vor ihr lag ein Stein, der dort noch nicht gelegen hatte. Und darunter...da lag ein Büchlein! Miyako staunte nicht schlecht. Sie rollte den Stein weg und zog das Büchlein darunter hervor. Es war wie der Geist es gesagt hatte.
 

"Die Aufzeichnungen des Völkerforschers Fukada Isamu", las Miyako auf dem zerschlissenen Einband. Das Buch schien in einem guten Zustand zu sein, als wäre es nicht mal eine Woche hier gelegen. Miyako blätterte in dem Büchlein.
 

"18.08.1956

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Soeben bin ich angereist. Die Bewohner des Dorfes, in dem ich untergekommen bin, sind seltsam beunruhigt. Sie scheinen sich vor etwas zu fürchten. Vielleicht täusche ich mich aber nur. Zaomura ist ein schönes kleines Dörfchen, in dem immer noch alte Bauten aus der Meiji-Zeit, in der es gegründet wurde, stehen. Meinen Kindern wird das sicher gefallen.

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20.08.1956

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In diesem Dorf gehen seltsame Dinge vor sich. Seit ich ihnen erzählt habe, dass ich Völkerforscher bin, starren sie mich alle ehrfurchtsvoll an. Sie murmeln manchmal etwas von einem verfluchten Dorf. Als ich allerdings nachfrage, verstummt ihr leises Murmeln sofort und sie gehen ihres Weges.

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22.08.1956

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Jemand hat mich eingeweiht. Zaomura ist das Nachbardorf des verfluchten Dorfes. Es liegt am anderen Ende des Waldes, so erzählte mir es eine alte Dame. Sie sagte, dass dieses Dorf und alle seine Einwohner in einer Vollmondnacht während einer Zeremonie verschwunden sind. Sie sagt auch, dass dieser Ort seitdem verflucht ist. Niemand wagt sich auch nur in die Nähe dahin, nicht einmal in den schönen Laubwald, der das Dorf zur Hälfte umschließt. Die Frau sagt, in Zaomura nennen es alle "Hinkonmura" - Das Dorf des Elends. Und sie flüstert mir noch zu, dass das Dorfoberhaupt will, dass ich mir das einmal ansehe. Die Leute fürchten, der Fluch würde auch auf ihr Dorf übergreifen. Als ich etwas erwidern will, bringt sie mich mit einer Geste zum Schweigen. Seltsame Leute sind das hier...

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"Du lieber Gott!", entfuhr es ihr, als sie immer weiterblätterte und so die Erlebnisse des Folkloristen zu Tage förderte.
 

"29.08.1956

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Heute Nacht werde ich mir den Tempel ansehen. Er ist genau im Zentrum des Dorfes. Es scheint mir auch als wäre dieses Dorf nach einem bestimmten Muster angelegt worden, da sich um den Tempel herum strahlenförmig Wege abzeichnen, die zu kleineren Gebäuden, vielleicht eine Art Schrein, führen sollen. Manche dieser "Schreine" sind vollkommen ausgelöscht, man kann noch den Umriss eines solchen Gebäudes erkennen, Andere sind jedoch noch sehr gut erhalten. Es sieht so aus als würde der Umriss nach hinten spitz zulaufen, wie ein Pfeil. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Was mir noch auffällt, ist die Tatsache, dass viele Häuser durchlöchert sind. Es scheint mir, als wären im Krieg hier viele Kämpfe ausgetragen worden. Doch warum stehen dann die Häuser noch? Ich muss darüber nachdenken...

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Das Zentrum des Dorfes. "Da bin ich ja!", stellte Miyako fest und sah sich um. Er hatte recht, die Wände waren wirklich durchlöchert. Sie drehte sich um und stand direkt vor dem zerfallenen Tempel. "Unglaublich...!", murmelte sie und blätterte das ganze Büchlein von vorn bis hinten durch. Gänsehaut um Gänsehaut breitete sich über ihrem Körper aus, beim Lesen dieser Aufzeichnungen wurde ihr immer unwohler.

Das "schwarze Blut", das konnte zweifelsfrei nur ein Zadru gewesen sein. Was ist mit dir passiert, Isamu? Miyako legte ihre Hand auf das Buch und lenkte ihre Empfindung auf dieses wichtige Schriftstück. Dann sah sie es, das Ende des Folkloristen. Er hat sich die Klippe hinuntergestürzt. Er ist wahnsinnig geworden und hat sich dort, wo der Ausgang war, hinuntergestürzt! Das Mädchen ließ sich auf einer der Steinbänke nieder und legte das Buch aus der Hand. Kurz wischte sie sich die Tränen aus den Augen und packte dann das Buch ein.

"Khihihihihii...."

Miyako erschrak. Hinter ihr fühlte sie einen Luftzug und als sie sich umdrehte, sah sie einen kleinen Jungen vorbeilaufen, er trug kurze Hosen und ein gewickeltes Oberteil. Schnell wie der Wind lief er über den Platz. Miyako griff nach der Kamera und machte ein Foto. "Zuff!" Sie wartete und sah dann den Titel des Bildes: "Spielendes Kind."

Der Junge kam zurück, diesmal lief er direkt auf sie zu. "Fang mich!", rief er mit glockenheller Stimme und rannte direkt durch Miyako durch, die in diesem Moment wieder einen Stich ins Herz bekam. Sie fasste sich an die Brust und keuchte vor Schmerz auf.
 

Was hat Dr. Aso geschrieben? Die Geister tun einem weh, auch wenn sie es nicht wissen. Ahh... Miyako schnaufte und suchte den Platz nach dem kleinen Geist ab. Sie hörte sein Getrappel auf dem gepflasterten Boden und hie und da sein Kichern.

Wenn Aso recht hat, dann muss ich ihn mit der Kamera davon abhalten, mich zu berühren. Friss oder du wirst gefressen...Na gut... Miyako stand auf und hielt die Kamera hoch.

In dem Moment kam der Kleine wieder auf sie zu. Sein Gesicht war ausgemergelt und man sah ihm an, dass er schon viele Jahre tot war, und doch er strahlte mit seinen Augen eine solche Lebensfreude aus, als hätte...

Miyako visierte den Geist an. Dieser lief so schnell er konnte und kicherte. "Fang....aiiihhh!!!" Der Kleine wurde vom Licht der Kamera erfasst und kreischte vor Schmerz auf. Miyako zuckte zusammen. Er weiß gar nicht, dass er tot ist..! Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als die Kamera nachlud. Wieder lief er auf sie zu, diesmal kam er von einem ganz anderen Winkel. "Khihihihi..." Miyako betätigte den Auslöser ein drittes Mal. Der Kleine schrie wieder auf. Dann löste er sich in Luft auf, ganz langsam und qualvoll. Miyako sah weg. Sie hielt sich vor Schreck eine Hand vor den Mund.
 

Das letzte Bild hatte wieder einen Titel, der sich langsam abbildete, als die Japanerin das Bild aufhob.

"Makoto Tachibana"
 

===
 

"Mmh...."

Oh hab ich geschlafen! Was für einen Blödsinn ich geträumt hab! Obwohl... halt mal, das war gar kein Traum. Das war glaub ich... Realität!

Ich bin in der Nacht wach geworden, weil ich Durst hatte und stieg aus dem Bett. Als ich dann an der Schiebetür stand, konnte ich Stimmen hören, es waren die von Yamato, meinem - äh Megumi's Verlobten und seinem Freund Kenji. Als ich die Tür aufschob, wurde es plötzlich still. Ich starrte entsetzt in ihre Richtung und bekam mit, wie die Beiden sich küssen. Mir gefror das Blut in den Adern und ich hab die Tür dann ganz leise wieder zu geschoben. Ha...Haben die grade WIRKLICH gemacht, was ich da gesehen habe?? Ich dachte Megumi wäre mit dem Typen verlobt!? Ich wartete, bis die beiden Jungs aus dem Raum gingen, ehe ich die Tür ein zweites Mal aufschob, hindurchschlüpfte und versuchte irgendwo etwas Flüssiges aufzutreiben. Was schlecht geht, denn ich hatte ja keine Ahnung, wo in diesem Haus eine Wasserquelle war. Jedenfalls hatte ich dann irgendwann eine Küche aufgetrieben und ließ mir ein Glas Wasser herunter. Auf dem Weg zurück in mein Schlafgemach wurde mir allerdings schwindelig. Und jetzt bin ich wieder im Bett. Aber es ist immer noch dunkel. Wie spät es wohl ist?

"Hmm...."

Langsam muss ich mir was einfallen lassen, wie ich hier wieder wegkomme. Irgendwie hab ich ein sehr seltsames Gefühl, wenn ich an Miyako denke. Ich habe das Gefühl, als hätte sie nach mir gerufen, ich weiß auch nicht.

Vielleicht lege ich mich noch einmal hin und ruhe mich noch etwas aus.
 

Ich werde geschüttelt. Aua! Das tut doch weh!

"Megumi? Megumi!"

Immer weiter schüttelt mich irgendjemand und ruft wie aus der Ferne meinen Namen.

Langsam öffne ich die Augen und ziehe eine boshafte Grimasse. Die ich mir allerdings dann sofort verkneife.

"IIAAAHHH!!!!"

Ich schreie auf, denn vor mir ist eine seltsame Gestalt, die mich anspricht und weiter schütteln will. Als es etwas heller wird, weiß ich woher, sehe ich dass es Kenji ist, der in eine seltsame Robe eingewickelt ist. Außerdem trägt er Schminke und seine Haare sind mit einem Tuch bedeckt.

"Wie siehst du denn aus?", frage ich immer noch erschrocken. Gerade eben stand Mi in meinem Traum vor einem großen Tor und jetzt? Werde ich von einer "Drag-Queen" der Meiji-Epoche aufgeweckt... Wenn das kein Schreck ist, was dann?

"Megumi, du musst aufwachen, der Abend der Sendung ist da! Du wolltest doch Miharu nochmal sprechen oder?"

Kenji sitzt neben mir auf dem Bett. Ich starre ihn entgeistert an. Doch plötzlich, wie ein Blitzschlag, schießt mir eine Erinnerung Megumi's durch den Kopf:
 

Ein Mädchen mit Haaren, dunkel wie Zedernholz und klaren grünen Augen. Megumi hat früher immer mit ihr gespielt. Oft hat man sie aber weggezerrt und gesagt, dass das andere Mädchen was ganz besonderes sei. Sie hörte auch Stimmen, die "unheimlich" oder "gerechte Strafe" murmelten.

"Wirst du mich nochmal besuchen, bevor der Abend der Sendung kommt?", meinte das Mädchen und drehte schüchtern ihre Haare zu einem Zopf zusammen.

Megumi nickte nur mit dem Kopf und hielt liebevoll die Hand der Anderen.
 

Plötzlich wird mir schlecht. Irgendwas sagt mir, dass dieser Abend der "Sendung" etwas sehr...Angsteinflößendes hervorrufen wird. Ich halte mir eine Hand vor den Mund, einen Moment sehe ich fast Schwarz.

"Megumi?" Kenji ist mittlerweile wieder aufgestanden und streicht sich seine Robe glatt. Ein Priester?!

"Ich gehe! Wo ist sie? Hab ich sie verpasst? Verflixt!"

Ich schwinge meine Beine - wieder einmal - aus dem Bett und mache mich auf den Weg nach draußen, meine Haare kämmend und meinen leichten Kimono glättend.

Als ich nach draußen gehe sehe ich das Dorf vor mir. Abends ist es noch schöner, oder vielleicht gerade an diesem Abend?

Jede Fackel, die man finden konnte, wurde in den Boden gesteckt und angezündet, die Leute huschen umher, viele in schönen Gewändern, doch sie strahlen ganz und gar keine Festlichkeit aus. Als ich weitergehe läuft mir plötzlich eine junge Frau entgegen.

"Megumi! Gut dass du da bist! Ich kann deinen Bruder nicht finden! Er ist mir wohl entwischt, als ich die Kinder nach Hause bringen wollte. Ich will nicht, dass er hier draußen frei herumläuft. Die Priester werden sich beschweren!"

Sie jammert und zerrt ein kleines Mädchen hinter sich her, dass etwa drei bis vier Jahre alt sein könnte. Diese quängelt und weint.

"Maoto-schaan! Bielen will!"

Ich lächle, sie kann noch nicht richtig sprechen, aber trotzdem ist sie unglaublich süß.

"Wo ist er denn hingelaufen?", frage ich, immerhin bin ich ja jetzt im Körper seiner großen Schwester, also muss ich auch pflichtbewusst der Sache nachgehen. Und da ist noch Miharu...
 

"Da drüben, an der Quelle, hab ich ihn das letzte Mal gesehen!", meint die junge Frau und schleift das Mädchen hinter sich her. Ich laufe los und suche meinen "Bruder".
 

"Makoto? Makoto, wo bist du?"

Ich laufe weiter, aber ich kann ihn nirgends entdecken. Ich bleibe kurz stehen und denke nach. Wenn mir doch nur einfallen würde... Ohne es bemerkt zu haben, stehe ich direkt vor dem großen Tempel.

Er ist wunderschön und in einer fünfeckigen Form angelegt worden. Rund um ihn sind angelegte Schotterwege, Steingärten und Büsche und Steinbänke stehen überall herum und laden zum hinsetzen ein. Komisch. Wie bin ich da jetzt hingekommen? Ich drehe mich um. Überall diese schönen angelegten Flächen, viele Lichter und Leute die schutzsuchend umherschwirren. Irgendwas stimmt Angesichts dieses schönen Scheins mal überhaupt gar nicht!

Hinter mir höre ich plötzlich ein Gequietsche. Und dann huscht ein kleines Wesen an mir vorbei, direkt auf den Tempel zu.

Das Mädchen von vorhin.

"Neeeeeiiin!! Da darfst du nicht hin!"

Ich laufe dem Mädchen nach und beginne mich zu fragen, ob ich vielleicht durch dieses Verfolgungsmanöver auch diesen Gauner Makoto aufschnappen kann.

Blind laufe ich der Kleinen nach, die immer tiefer in die Gänge des Tempels hineinläuft. Ich sehe nur links und rechts schöne Sachen an mir vorbeiblitzen.

Mi hätte diesen Tempel geliebt und von oben bis unten durchkämmt. Und sie wäre alle zwei Minuten wo anders gewesen... Irgendwie ist sie nicht anders wie dieser Makoto

Tiefer und tiefer komme ich, aber entlang den geschlagenen Gängen sind immer mal wieder Fackeln aufgehängt.

Ich fühle mich grad wie Lara Croft, Fackeln, dunkle Gänge... magische Artefakte... Ich schmunzle.

Die kleine Göre ist weg.

Na toll!

Doch da, da ist es wieder ein Kichern. Nicht unweit von diesem Kichern höre ich etwas scheppern und laufe weiter. Aber da ist noch ein Geräusch. Hört sich so an als würden da welche Singen. Je weiter ich durch die Gänge stolpere, desto lauter wird es. Seltsam.
 

"Tanne Meumi! Tanne Meumi!", höre ich die Kleine rufen.

Sie steht in einem kleinen Zimmer, dass über und über mit Roben und Schriftrollen gefüllt ist.

"Da bist du! Du sollst doch nicht da rein! Und wo ist Makoto jetzt hm?"

Ich nehme sie bei der Hand und will mit ihr zurück, doch sie wehrt sich schlimmer wie ein alter störrischer Esel.

"Was ist denn!?"

Sie geht zurück in den Raum und zerrt eine Schatulle aus der hinteren Ecke hervor. Die Kleine hat sie nicht mehr alle! Nicht dass sie in diesem Tempel ist, von dem ich gehört hab, dass da niemand rein darf, neein sie nimmt NOCH ETWAS MIT!!!

"Lass das sein! Leg es...!"

Ich reiße die Augen auf, denn in dem Moment lässt sie die Schatulle fallen, sie ist ihr viel zu schwer. Ich stürze zu Boden und will die Holzkiste auffangen, da öffnet sich der Deckel und etwas ganz anderes plumpst mir in die Hände.

Eine Kamera.
 

EINE KAMERA? HIEEER?!! Mir läuft eine Gänsehaut über den ganzen Rücken, bei diesem Anblick. Die Kamera ist klobig und nicht sehr schön, sie scheint selber gemacht worden zu sein. Um ihre Linse herum sind japanische Zeichen eingraviert, die ich nach und nach als Bannsprüche deuten kann. Es scheint als hätte sie hier nur auf mich gewartet...

"Wa...?"

Ich rapple mich auf und suche das kleine Mädchen, doch es ist nicht mehr da. Das beunruhigt mich aber nicht. Nicht so sehr wie die Tatsache, dass ich sie verloren hab. Nicht so sehr wie die Tatsache, dass ich von der Ferne Stimmengewirr höre, trampelnde Schritte und Schreie, die Angst und Entsetzen ausdrücken. Mich wundert, dass die Kleine wusste, was sie tat.

"Woher wusstest du...?", frage ich in den Raum hinein, als mir nach und nach schwindeliger wird und ich mit der Kamera in den Armen auf dem schmutzigen Lehmboden liege und ohnmächtig werde...
 

===
 

"Hah... hah... hah..."

Miyako schnaufte, sie rang um Luft. Oh ihr Götter, helft mir! Wo ist es? Wo??

Sie tastete sich in der dunklen Hütte langsam nach vorne. Ihre Kamera umklammernd schielte sie panisch bei einem Fenster hinaus. Du Trottel, du denkst doch nicht etwa, ein Haus hält ein solches Ding auf? Das ist kein fleischliches Lebewesen, das ding ist TOT! ermahnte sie ihren naive Idee.

Und wirklich, da raschelte etwas. Die angelehnte Holztür der zerfallenen Hütte klapperte leicht, als würde der Wind sie bewegen. Dann ging sie langsam auf.

Miyako schluckte.
 

Nichts passierte.
 

Dann tat es einen Knall, furchtbar laut, als würden tausend Knochen brechen.

Ein Kopf rollte in den Eingangsbereich. "Aaiihaa....aiiihaaa...", röchelte das abgetrennte Körperteil und grinste dämonisch.

Die Japanerin hätte am liebsten laut aufgeschrieen. Der Kopf rollte zu ihr hin und blieb mit dem Gesicht auf sie gerichtet liegen. "Aihaa....yoso....aihaa....mura...gö...tt...", brabbelte das Haupt weiter. Dann knallte es ein weiteres Mal.

Ein großer schwarzer Schatten tat sich im Eingangsbereich auf und Miyako erkannte voll Schrecken, dass es ihr Verfolger war.

"GIB MIR MEINE GELIEBTE WIEDER, DU TEUFEL!!", schrie die Gestalt und hob ihr großes Katana an um zum Schlag anzusetzen. Miyako betätigte das Blitzlicht der Kamera. Es half, das Monster war geblendet.

Sie floh aus dem Haus und rannte über die Straßen. "Ich hasse mein Leben! Ich will hier raus!", schrie die junge Frau und Tränen liefen ihr übers Gesicht.

Wieder hörte sie ein Rascheln. Gerade als sie sich umdrehte, packte sie ein einzelner Arm am Fußgelenk und presste seine leblosen Finger fest um ihre Fessel. "Aaaaaauh...!"

Miyako trat auf den bleichen Arm um ihn loszuwerden. Doch statt dessen stolperte sie nur, denn ein loses Bein, so sah sie es im Sturz, trat mit voller Wucht gegen ihren Rücken. Die Kamera flog meterweit weg. Miyako zerrte am toten Arm und kämpfte tapfer gegen das einzelne Bein.

Doch da war "Er" wieder. Eine Gestalt, einem Samurai nicht unähnlich, mit schwerer Rüstung und einem großen Katana. Beides blutbespritzt. Der Körper, oder das was noch übrig war, stank bestialisch, faulte und dörrte vor sich hin. Miyako schrie. Das Monster hob erneut sein Schwert und rannte auf Miyako zu. Der Arm packte sie fest, das Bein trat weiter auf sie ein. Sie schien verloren...

Du hast sie getötet, DU hast sie zerstückelt! Ich kann sie nicht zurückgeben! Hilfe!!
 

Plötzlich erschien hinter ihr eine weitere Gestalt. Der Samurai hielt in seiner Bewegung inne. Und Sekunden später war auch er nur noch ein Schatten. Die Arme und Beine ließen von der jungen Japanerin ab und verfaulten auf der Stelle. Miyako lag halb ohnmächtig von Gestank und Anblick des Monsters auf dem staubigen Pflasterweg.
 

"Puh... ich dachte schon, das wird nichts mehr. Jetzt komm, wir suchen einen sicheren Platz."
 

Miyako weinte. Diesmal vor Freude.
 

"Jin!!", schluchzte sie und sprang auf um die Kamera entgegen zu nehmen, die ihr ihre geschwächte Freundin hin hielt.
 

=========Authors Note's==========
 

YATTA! Wir haben es wieder geschafft!

Das nächste Kapitel ist fertig und ich muss zugeben, dass das nur Dank Fee gelungen ist... Ich hatte irgendwie eine Schreibblockade und konnte einfach keine Idee für das Ende finden...

Dafür ist es jetzt umso gelungener... Jaja, was lange währt wird endlich gut ^o^

Ich mag die Idee mit Jin's Vergangenheit und ihrer neuen Fähigkeit ^o^ *freu* Hoffe euch gefällt es genauso...

Und ja, ich weiss, ich weiss... Kin hat noch immer kein Bild *Kin anfauch* aber das ist in Arbeit... *evil grin* Mit oder ohne seiner Zustimmung... *nyahahaha*

Wie immer würden wir uns sehr über Kommis freuen ^o^ Und bedanken uns herzlichst bei allen bisherigen Lesern ^o^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lematique
2005-08-03T23:36:53+00:00 04.08.2005 01:36
Ahhhh ich finds toll *_*
So perfekt geschrieben *immer stirbt bei diesen Geister-Szenen* x_X
Einfach nur geil!! >_<
Von: abgemeldet
2005-07-30T17:40:30+00:00 30.07.2005 19:40
wieder mal gut gelungen *Klatsch* XD. Wird mal langsam zeit das Kin auftaucht...
Ich mag shonen-ai zwar nicht so abe rich finde eure Geschichte klasse mach weiter so!!!!
Von:  Ulysses
2005-07-30T09:52:11+00:00 30.07.2005 11:52
*vorbei trapsel* ^^

Das kenn ich, das kenn ich ^^ Hach is des schön wenn man Betaleser ist *g* Das neue Kapitel muss ich jetzt auch dringend mal lesen, aber heute ist erst einmal Stadtbummel mit Schnuffi angesagt ^^ Aber einen Kommi will ich auf jeden Fall hinterlassen ^^

Ich fand das Kapitel sehr gelungen (fange ich an mich zu wiederholen?! oO) Nein, wirklich, es war sehr gelungen ^^ Die "Rückblende" in die Vergangenheit gefiel mir sehr gut, das Flair kam rüber und es war spannend, nur die Sprache war vielleicht teilweise etwas zu modern, aber so schlimm war das nun nicht ^^
... so so... die Jungs küssen sich *ggggggg* So ganz kriegt man das Shonen-ai wohl doch nicht aus euch raus oder besser aus Yaten, was? *gggggg* *in die seite knuff* Aber wer weiß, vielleicht schafft ein Hauch dieser Lesermagneten mehr Kommentare, das wäre nur wünschenswert, diese Story hat das mehr als verdient, jawollja!!! >_<

Den Schluss fand ich dann wieder so richtig schön schaurig ^^ Eure Geisterriege muss sich wirklich hinter keinem Fatal Frame verstecken *ggggg* *thumbs up*

Bin schon gespannt wie es weitergeht... eigentlich könnte ich es ja längst wissen... *räusper* *ran halt* ^^
So, jetzt muss ich fertig machen ^^

*dicke knuffs*@ Feelein und Yaten ^^


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