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I

Aaaalso....so vorab: das ist meine erste eigene Diru-FF...also bitte nicht gleich sauer werden, wenn das...ähm....etwas...daneben geraten is....

jedenfalls freu ich mich auf Kommis (und dann wird der Stil vielleicht auch mal irgendwann besser XD)....falls das hier überhaupt wer lies ~.~

und noch ein gaaaanz dolles DANKE an meine Beta-reader ne...

also...hoffentlich noch viel Spass ne...
 

~ I ~
 

Dunkelheit lag schon seit Stunden über der Stadt, als wieder ein Flugzeug landete.

Verschlafen verließen die Passagiere eben dieses, holten ihre Koffer und wollten nur noch eins: ab ins Hotel und schlafen!

Zwei von fünf guten Freunden, die alle gerade mit dem Flieger aus Tokyo gelandet waren, warteten bereits an einem Taxi, dass sie zu ihrer Wohnstätte für die nächste Woche bringen sollte.

Der Violetthaarige drehte sich zu den Folgenden um und stieß etwas entnervt einen Seufzer aus.

Konnten sie sich nicht etwas beeilen?

"Los kommt schon! Ihr schlaft ja beim Laufen ein!" rief er ihnen zu und erntete dafür drei nicht sonderlich glückliche Blicke.

"Naja! Selbst Shishi ist schon draußen!" ergänzte er, in der Hoffnung, so vielleicht doch noch etwas mehr Leben in die trägen Körper der anderen zu bringen.

"Beim Chibi ist das auch etwas anderes! Der braucht halt nicht so viel Schlaf und ist auch noch etwas jünger!" kam es als Antwort von dem annähernd Größten der drei, die nun endlich auch das Taxi erreicht hatten.

Kaoru rollte mit den Augen und setzte sich zu Shinya auf die Rückbank.

Nachdem die anderen auch ihr Gepäck eingeladen hatten und im Auto saßen - Die wurde aufgrund seiner Größe nach vorn verfrachtet, die anderen vier gequetscht auf die Rückbank teilten - konnte es losgehen.
 

~*~
 

Toshiya ließ sich rücklings auf das weiche Doppelbett fallen.

"Woah! So ein Glück, dass mit der Reservierung alles geklappt hat!"

Ein Grummeln bestätigte ihn von nebenan, denn die Verbindungstür zum Nebenzimmer stand offen.

Er betrachtete noch kurz die Zimmerdecke, bis er sich schließlich doch entschloss aufzustehen.

Er stellte sich in die schmale Tür und betrachtete seinen kleinen blonden Nachbarn.

"Naja, sonst säßen wir wahrscheinlich immer noch unten und müssten warten."

Erneutes Grummeln.

Kyo achtete nicht sonderlich darauf, was Toshiya ihm gerade sagte, er war mit wichtigerem beschäftigt: Seinen Koffer nach Schlafsachen durchwühlen.

Dennoch wurde er von Toshiya weiterhin genau gemustert, jedes noch so winzige Detail versuchte er in sich aufzunehmen.

//Was soll das? Hat der denn nichts besseres zu tun, als da in der Tür rumzustehen und zuzusehen, wie ich versuche, endlich an meinen wohl verdienten Schlaf zu kommen?//

Irgendwie machte ihn der Gedanke an Toshiyas bohrenden Blick, welcher genau an ihm heftete, nervös.

Schließlich gab er seine verzweifelte Suche auf und ging zum Bett.

Er wollte gerade seine äußersten Hüllen fallen lassen, als sein Blick auf den, noch immer an den Türrahmen gelehnten Bassisten fiel.

"Wie lange willst du mich noch beobachten? Bin ich denn so interessant? Ich will schlafen, checkst du das nicht?" fuhr er den Jüngeren an, der unweigerlich zusammenzuckte.

"Oh! Ähm...Gomen Kyo! Ich wollte dich nicht stören." murmelte dieser und trat mit gesenktem Blick den Rückzug in sein eigenes Zimmer an.

Kyo verdrehte nur die Augen und ließ seine Kleidung, die Boxershorts ausgenommen, unachtsam auf den Boden fallen. Er seufzte kaum merklich, als sein Blick erneut auf die geöffnete Tür fiel.

Konnte der Junge denn nichts richtig machen?

"Totchi! Was ist mit der Tür?"

Auch die Aufmerksamkeit des Angesprochenen lag nun auf dieser.

"Na die ist...da...und offen."

"Genau da liegt das Problem! TÜR ZU!" fauchte Kyo.

"Wieso? Die kann doch auch offen bleiben!"

"Nein kann sie nicht! Meinst du ich will dich im Schlaf reden hören?"

Stille. Traurig sah der Blauhaarige zur Tür.

Na das konnte ja was werden. Da hatten sie schon einmal eine Woche Urlaub und dann hatte der kleine Sänger eine solche Laune. Wie sollten sie das nur aushalten?

"Dann mach sie doch selber zu! Ich bewege mich jedenfalls nicht da rüber!" maulte er und verzog sich mit seinen Schlafsachen in das zimmereigene Bad.

//Kyo-chan, deine Laune müssen wir unbedingt nach oben puschen, sonst ist der Urlaub schon so gut wie gelaufen. Dabei hab ich mich so sehr darauf gefreut. Auch, dass ich ein Doppelzimmer mit dir beziehen konnte. Ich mag dich doch so sehr!

Aber du wirst das nie bemerken!//

Unweigerlich musste er zusammenzucken, als er hörte, wie die Zwischentür mit einem lauten Knall ins Schloss flog.

Kyo hatte nicht lange überlegt.

Nach einigem entnervten Gegrummel setzte er sich selbst in Bewegung und hatte die Tür zugeschlagen.

Kaum hakte das Schloss ein, fuhren die Hände des kleinen Mannes zu seinem Kopf. Diese Kopfschmerzen!

Sie hatten ihn schon des Öfteren in den letzten Wochen heimgesucht.

//Immer wenn er in der Nähe ist! Shimatta! Doshite?//

Wie von selbst ging er zu seinem Koffer und zog ein kleines Täschchen daraus hervor. Dass er dieses auf Anhieb fand, war eher Zufall.

Nachdem er sich ein Glas Wasser geholt hatte, ließ er sich auf seinem Bett nieder und schluckte eine Aspirin. In der Hoffnung, diese stechenden Kopfschmerzen wären bald vorbei, legte er sich hin und schlief ein, als die Tablette endlich anfing zu wirken.
 

Im Nebenzimmer hatte sich eine Gestalt auch bereits in ihrem Bett niedergelassen. Eine kleine einsame Träne zierte ihre Wange.

//Wieso bist du so? Wieso hast du nicht einmal jetzt bessere Laune, wo du dich doch ausruhen kannst?

Ich würde dir so gerne helfen! Wenn ich doch nur wüsste wie?!//

Immer noch tief in Gedanken und den Blick auf die dunkle Verbindungstür gerichtet, welche selbst ohne Licht inmitten der hellen Wand erkennbar war, beschlich langsam und fast unmerklich auch ihn der Schlaf.
 

Doch dies war nicht das einzige Doppelzimmer, das diese Nacht bezogen wurde.
 

"Diiieee!" rief Shinya genervt.

"Was denn Chibi?" fragte Besagter belustigt.

"Mach endlich dieses Ding aus!" bekam er als Antwort.

Daran, es Kyo und Toshiya - oder doch wohl eher nur Kyo - im Zimmer gegenüber gleichzutun und einfach die Tür zu schließen, dachte niemand der Beiden.

Doch der Größere hatte sowieso kein Problem damit, dass es seinen Zimmernachbarn störte, weil er in diesem Zimmer rauchte.

Im Gegenteil. Immerhin hätte Toshiya dies auch getan, wenn sie nicht mit ihm das Zimmer getauscht hätte - mehr oder weniger freiwillig - der Größere hatte ihm den Schlüssel einfach aus der Hand geklaut und mit allen Mitteln verteidigt bis Die schließlich aufgab.

Doch nun nutze er einfach die Situation und äffte Shinya, welcher ihn gerade ins Visier genommen hatte, nach. Er wusste schon vorher, was darauf folgen würde.

"Äff mich nicht nach!" sagte der Kleinere mit Nachdruck und sah Die noch beleidigter an, als dieser die Lippen zeitgleich zu den selben Wörtern formte.

"DIE!" jammerte er wieder.

Doch dieser grinste nur und blies dem zierlichen Drummer Rauch ins Gesicht.

"Was hast du denn? Sehnsucht nach mir?" scherzte er weiter.

Da Shinya sich allerdings gerade hustend von ihm abgewandt hatte, konnte er nicht sehen, dass sich die Wangen des Jüngsten leicht rosa färbten.

"Na ganz sicher nicht!" maulte er und flüchtete dann, mit der rettenden Idee, in sein Zimmer.

Er lehnte sich gegen die nun geschlossene Tür und atmete tief durch.

//Doshite?...//
 

~*~
 

Es war fast Mittag und die Sonnenstrahlen erhellten schon seit Stunden die entspannten Züge.

//Er sieht so friedlich aus wenn er schläft.//

Der Mund war einen Spalt breit geöffnet, einzelne blonde Strähnen bedeckten die Stirn und fielen über die geschlossenen Augen, die Decke war zwar bis zum Kinn hinaufgezogen, jedoch gab sie dadurch die kleinen, hellen Füße am anderen Bettende frei.

Die Person, welche Kyo schon eine ganze Weile aus der Tür beim Schlafen beobachtet hatte, ging nun aufs Bett zu.

Ein freundliches Lächeln erhellte seine Züge, als er sich vor seinen Freund hockte.

Sollte er ihn nicht lieber schlafen lassen?

//Nein! Kao hat gesagt, dass er geweckt werden soll, damit wir uns nachher alle beim Pool treffen können. Der will auch nur seinen Spaß haben und 'nen bisschen planschen.

Und wer darf jetzt dafür herhalten, dass Kyo dazu auch erscheint?//

Kopfschütteln war das einzige, was er konnte, als er sich an das für ihn unbeendete Frühstück erinnerte.

Er war vor etwa einer viertel Stunde einstimmig zum Weckdienst auserkoren worden und Kaoru versuchte ihm noch etwas Mut zuzusprechen.

"Keine Angst, DICH frisst der schon nicht!" giggelte Die, als er sie im Speisesaal des Hotels zurückließ.

Nun war er dort und überlegte wie er das anstellen sollte, wozu er hingegangen war.

Noch einmal betrachtete er das kleine Gesichtchen, strich behutsam einige der blonden Haare aus dem Gesicht seines Gegenübers.

//Okay! Versuchen wir es auf die sanfte Tour und hoffen, dass es funktioniert!//

Sanft tätschelte er die blasse Wange des kleinen Sängers.

"Kyo! Aufstehen!" sagte er ruhig.

Der Blondschopf zeigte keinerlei Regung.

Das hatte er sich beinahe gedacht.

"Kyo!" versuchte er es noch einmal etwas lauter.

Doch sogar als er die Decke zurückschlug und an seinem Freund rüttelte wachte dieser nicht auf, sondern tastete nur das Bett ab, um die Decke unter Grummeln wieder bis unter die Nase zu ziehen.

In Ordnung! Der Kleinste der Band hatte es so gewollt.

Der "Weckdienst" kannte nur noch eine Methode.

//Er wird mich lynchen, mich foltern und am Ende eines qualvollen Todes sterben lassen!

Hoffentlich kümmern sich die anderen ordentlich um meine Beerdingung und sind nicht allzu geizig bei den Kosten!

Sie sind immerhin die gewesen, die mich hierher geschickt haben!//

Er stand auf und nahm etwas Anlauf, um gleich danach - insgeheim Stoßgebete gen Himmel schickend - auf das große Bett zu springen und dabei laut "KYO!" zu trompeten.

Der Gerufene saß augenblicklich mit tellergroßen Augen und erhöhtem Puls in seinem Bett.

Das war ein Schock fürs Leben.

//Wer oder was auch immer das gerade gewesen ist! Er wird es bitter bereuen!//

Mit immer noch geweiteten Pupillen sah er durch den Raum und sah...etwas Blaues, dass ihn breit, freundlich und auch etwas schuldbewusst angrinste, sich dann plötzlich aus seiner Starre löste, nach vorn schnellte und glücklich "ohayou!" flötete, während er den Blonden fest an sich drückte.

Genervt schob Kyo den Anderen von sich, obgleich ein Teil seiner Wut schon allein bei dem Anblick des Bassisten verraucht war.

"Was soll das Toshiya? Kannst du mich nicht wenigstens ausschlafen lassen?!" grummelte er und ließ sich ächzend zurück in die Kissen fallen, während er die Decke nun völlig über den Kopf zog.

"Iie Kyo! Ich habe das Privileg, dich im Auftrag von Kao wecken zu dürfen, damit wir am Ende alle baden gehen können und er uns wieder vom Beckenrand aus zusieht!" erwiderte der Jüngere und nahm das Stück Stoff an sich.

"Wer will schon baden gehen?" Gegrummel und ein entnervter Blick.

"Komm schon! Steh auf und dann gehen wir erst einmal etwas essen!" jammerte der Bassist weiter und ein leises Gluckern aus der Magengegend bestätigte, dass er zum Frühstücken so gut wie gar nicht gekommen war.

Andererseits ließ es ihn auch etwas rot anlaufen und nun sah er mit einem verlegenen Blick auf Kyo hinunter.

Das wirkte.

Der kleine Blonde rollte mit den Augen und rang sich dazu durch, doch aufzustehen.

Jedoch durchfuhr ihn ein nur zu gut bekannter Schmerz und er ließ sich, sich den Kopf haltend und leise fluchend, zurück auf sein weiches Bett fallen.

Besorgt betrachtete Toshiya den Älteren, krabbelte dann quer über das Bett zu jenem und legte ihm vorsichtig einen Arm um die Schulter.

"Kyo, genki desu ka?" fragte er leise, doch Kyo schlug die schmale Hand weg und warf dem Blauhaarigen einen bedrohlichen Blick zu.

//Abgesehen davon, dass ich mich Tag für Tag nach dir verzehre, mein Herz zu zerreißen droht, wenn du andere auch nur anlächelst und ich immer wieder diese stechenden Kopfschmerzen bekomme, wenn du in der Nähe bist!//

"Hai! Genki desu! Was soll diese Frage?"

Der Blick des Größeren schweifte kurz durch den Raum, bis er Kyo wieder, teils geschockt, teils mitleidig, ansah.

"Naja, du hast anscheinend wieder Kopfschmerzen und...und..."

"Was und?"

//Du hast mich doch in letzter Zeit gar nicht beachtet, wie kann dir als aufgefallen sein, dass ich schon des öfteren Kopfschmerzen hatte? Ich bin dir doch sowieso egal!//

Der Blick des Bassisten ruhte nun auf dem Nachtschrank seines Kollegen.

"Und es scheint, als würden dir Tabletten gegen die Schmerzen nicht genügen!" sagte er streng, als er eine Rasierklinge unter der Packung Aspirin hervorblitzen sah.

Kyo folgte diesem Blick.

//Hai! Du hast recht ! Aber die ist nicht gegen die Kopfschmerzen!//

"Na und?" fragte er trocken und drehte sich mit einem Schulterzucken zu dem Jüngeren zurück.

"NA UND?! Fragst du mich das im Ernst?" brachte Toshiya empört hervor.

" Ja frage ich! Immerhin ist das mein Problem! Du hast dich da nicht einzumischen!"

"Hai! Genau das ist es!" sagte er.

Im gleichen Moment griff er nach Kyos rechten Arm und betrachtete ihn kritisch. Ironischerweise waren ihm die unzähligen Narben noch nie aufgefallen.

"Es scheint immer alles dein Problem zu sein! Wieso hast du das gemacht? Du hättest doch auch mit jemandem über deine Probleme reden können. Ich dachte immer du hättest das jedes mal getan als du einen Tag bedrückt und den nächsten wieder halbwegs normal zur Probe kamst! Ich habe es wirklich gehofft, aber so was?"

Kyo zog entrüstet den Arm zurück. Was sollte das? Hatte er sich etwa nicht deutlich genug ausgedrückt, als er sagte, Toshiya solle sich da heraushalten?

"Wie du siehst brauche ich niemanden zum reden! Ich regel das anders!" antwortete er knapp und sah ihn ernst an, während er aufstand und sich mit frischen Sachen ins Bad zurückzog.

//Ach Kyo! Wieso tust du dir das an? Du hast das doch gar nicht nötig! Immerhin sind wir vier doch immer für dich da! ICH bin immer für dich da! Wieso nutzt du diese Chance nie sondern ziehst das alleine durch? Auf diese selbstzerstörerische Art?

So wirst du doch nie glücklich werden, wenn du immer alles in dich hineinfrisst! Ich will doch aber, dass du glücklich wirst!//
 

Kyo blickte traurig in den Spiegel und drückte seine Finger gegen die Schläfen.

//Diese Kopfschmerzen! Sie sollen endlich verschwinden! Ich halt das nicht mehr aus! Er soll endlich verschwinden, damit mein Herz aufhören kann zu bluten und zu schmerzen, wenn ich ihn ansehe und weiß, dass ich ihm nie näher kommen kann!//
 

~*~
 

Hier war es.

Er wollte sich mit seinem Kumpel schon am Pool treffen, bevor die anderen kommen sollten.

Aber dieser Pool glich eher einem See, er war einfach gigantisch! Und als wenn das nicht schon reichen würde, er war auch noch überbevölkert!

Doch da sah er am anderen Ende des Wasserparadieses etwas violettes hindurchblitzen.

//Liegt der da hinten und sonnt sich! Na dann wollen wir mal! Er soll doch auch was von dem schönen kühlen Nass bekommen, wenn er sich schon nicht reinwagt...obwohl ich glaube dass es hier auch flache Becken gibt, das Kinderbecken zum Beispiel.//

Nur das für ihn typische Grinsen kündigte ihn an und dann -PLATSCH- war er im Wasser und alle Leute, die zu nahe waren, waren genauso nass wie er selbst.

Erschrocken fuhr der Violetthaarige hoch und sah sich um.

"DAISUKE ANDÔ! Ich hätte es wissen müssen!" fluchte er lachend.

Auch der Rotschopf lachte und schwamm zum Beckenrand. Im nächsten Moment jedoch schluckte er Wasser, da der Ältere sich an den Poolrand gekniet hatte und ihn kurzzeitig unter Wasser drückte.

Hustend tauchte er wieder auf und hielt sich an den hellen Fliesen fest.

Diesmal war es Kaoru, der lachte.

"Hochmut kommt vor dem Fall!" brachte er heraus, noch bevor Die wieder zu Atem kam und sich lauthals beschweren konnte.

"Jetzt helf mir aber wenigstens hier raus!" hustete er und sein bester Freund hielt ihm nach kurzem Überlegen die Hand hin, sodass der Größere diese ergreifen und sich aus dem doch noch recht kühlen Wasser ziehen lassen konnte.

"Nett von dir, dass du mich nicht da reingezogen hast." sagte der Violetthaarige lächelnd, aber mit spöttischem Unterton.

"Das konnt' ich dir doch nicht antun! Obwohl das Wasser an dieser Stelle doch schon recht flach war! Ich kam sogar mit den Zehenspitzen an den Boden."

Dafür fing er sich einen strafenden Blick vom Leader ein. Immerhin wusste Die doch ganz genau, dass der Andere nicht schwimmen konnte.

"Eigentlich wollt ich dich ja auf nen Drink einladen, aber so..." sagte er unschuldig "...du scheinst ja keinen zu wollen!"

"Och Mensch Kaoooo! So war das doch gar nicht gemeint!" jammerte der Rothaarige und klimperte entschuldigend mit den Wimpern.

"Kannst du es dir nicht noch einmal überlegen?" setzte er hinzu und tätschelte versöhnlich die blasse Wange seines Freundes.

"Hm!" dieser verschränkte die Arme vor der Brust.

"Das muss ich mir aber noch mal ganz stark überlegen!" er grinste Die hinterlistig an, welcher ganz klein geworden war und ihn mit großen Hundeaugen ansah.

"Na los! Komm mit!" seufzte er letztendlich wieder lächelnd und zog den Redhead mit zur Bar in der Nähe der Riesenpools.

"Zwei mal Sex on the Beach!" bestellte er freudig strahlend während er sich auf einem der hohen lederüberzogenen Barhocker niederließ.

Auch Die setzte sich und grinste fröhlich vor sich hin, während er von dem Barkeeper genau gemustert wurde, der nebenbei die Getränke fertig machte.

Er stellte diese auf den Tresen und beugte sich zu Kaoru.

"Hey! Der steht auf dich! Ist dir das klar?" sagte er und versuchte nicht einmal, diese Worte vor dem Betroffenen zu verbergen.

Kaoru hob die Augenbraue und sah zu Die, der gerade rot zu wurde.

Während er die anderen beiden anstarrte, griff er hastig nach seinem Glas und nippte daran.

Er mochte die Art, wie Kaoru ihn musterte überhaupt nicht.

"Kann ich mir nicht vorstellen." sagte der Ältere endlich.

//Das kann nicht sein! Das darf nicht sein!//

"Klar! Sieh ihn dir doch an! Dieser schmachtende Blick vorhin und wie er unter deinem Blick zusammenschmilzt." widersprach der junge Mann, der momentan keine weiteren Gäste hatte, kichernd.

Die rutschte noch weiter seinen Stuhl hinab. Die ganze Situation war ihm mehr als nur peinlich! Er fühlte sich seltsam ertappt und irgendwie war sein Verstand wie vernebelt.

Im selben Moment fragte er sich, weshalb ihn diese Konversation überhaupt so aus dem Konzept brachte.

Vielleicht waren die drei Bier zum Frühstück doch zu viel gewesen?

Es fiel ihm zwar seit einigen Wochen - oder waren es sogar Monate? - schwer, sich gegenüber einem Bandmitglied normal zu verhalten, doch dies war definitiv nicht Kaoru.

//Meine Fresse! Reiß dich zusammen Andô! Kao ist doch nur dein bester Freund, den du schon seit Urzeiten kennst aber das ist alles! Also gib diesem Arsch von Kellner keinen Grund noch mehr Gerüchte in die Welt zu setzen!//

Noch immer schien er den Tresen vor sich sehr interessant zu finden, doch sein Blick wanderte des öfteren zu dem Älteren neben ihm.

Der musterte ihn ja immer noch! Und wieso grinste der Barkeeper weiterhin so eigenartig? Das war ja nicht zum Aushalten.

"Ich muss noch mal in mein Zimmer! Hab was vergessen!" murmelte er verlegen.

Er musste weg, weg von diesen bohrenden Blicken, bevor sich sein Verstand weiter verklärte.

Zögernd stand er auf und verließ dann fluchtartig die Bar bis...

...er sich geradewegs in den nächsten Pool verirrte.

Hustend tauchte er wieder auf und schwamm zur nächsten Leiter, durchaus der belustigten Blicke bewusst.

//Verdammt ist das peinlich! Das kann ja auch nur mir passieren. Ich Glückspilz!

Kao muss ja auch denken, ich wäre total verrückt nach ihm, wenn ich jetzt nicht einmal mehr sehe, wohin ich laufe. Dabei liebe ich doch nur ihn!//

Erst als er sich aus dem Wasser gezogen hatte, bemerkte er, dass er direkt vor seinem besten Freund stand.

Verwirrt blinzelnd sah er seinen breit grinsenden Leader an.

"Na los komm! Ich bring dich in dein Zimmer! So wie du dich benimmst, verläufst du dich am Ende noch auf dem Weg dorthin." Gab dieser lachend von sich und zog Die durch die Gänge des Hotels hinterher.
 

Währenddessen erkundete eine einsame Gestalt auf eigene Faust das Hotel.

Jedoch schien diese von ihrer Umgebung nicht viel wahrzunehmen, da sie tief in Gedanken war.

Noch immer beschäftigte ihn der Streit von kurz zuvor sehr.

Man hatte ihn gefragt, ob er nicht mit baden kommen wollte, es gingen doch alle von ihnen. - Aber zwingen wäre dafür wohl eher die richtige Beschreibung. - Doch er wollte nicht mit, hatte sich strikt geweigert.

//Wieso hätte ich denn mitgehen sollen? Schon seit Ewigkeiten muss ich mir diese schmachtenden Blicke antun und werde nicht im geringsten beachtet, es sei denn es geht darum, über jemanden herzuziehen. Wieso sollte ich mir dann also auch im Urlaub so wehtun lassen?//

Doch ein plötzlicher Schrei ließ ihn doch aufschrecken. Ein Schrei einer Person, die er kannte.

Wieso? Wieso nur musste er gerade jetzt auf sie treffen? Ruhig wollte er in dem Gang warten, bis seine beiden Freunde an diesem vorbei waren.
 

"Wuah!"

Kaoru war einmal mehr zu schnell gewesen. Er selber war elegant über die Teppichkante gestiegen, Die hingegen hatte diesen Tag eine langwährende Pechsträhne und stolperte geradewegs über diese und fiel, wie das Schicksal es wollte, genau in Kaorus Arme.

Dieser hielt seinen Freund behutsam in seinen Armen und sah auf ihn hinunter, geradewegs in die vor Schreck geweiteten Augen. Anscheinend war dieser noch immer so schockiert, dass er sich gar nicht mehr hinstellen wollte.

Ein erneutes Mal an diesem Tag verklärte sich der Blick des 2. Gitarristen.

Hatte Kaoru wirklich schon immer so unergründliche Augen, in denen man zu versinken drohte? War er schon immer so warm gewesen? Hatte er schon immer so gut gerochen und so starke Arme?

Die starrte seinen Gegenüber an und seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er wusste nicht wo vorn und wo hinten war. Und vor allem nicht, warum er eigentlich so verwirrt war.

Doch dann löste sich seine Starre und mit weiterhin völlig ungeordneten Gedanken richtete er sich leicht auf, darauf bedacht, weiterhin von seinem Freund gehalten zu werden.

"Küss mich!" hauchte er wie in Trance.

Kaoru wusste nicht recht.

War das wirklich noch sein Freund? Aber war er denn nicht in jemand andern verliebt? Es schien schon eine ganze Weile so, aber Die hatte behutsam darüber geschwiegen.

//Offensichtlich ist er es nicht! Demo...//

Nervös sah er sich um. Niemand weit und breit.

//Na schön, es ist keiner da. Ein Kuss in Freundschaft. Um dir dann klarzumachen, dass es nie mehr geben wird, denn auch wenn du es nicht weißt, doch ich bin bereits vergeben und ich will dieses Glück, mein Glück, nie wieder zerstören.//

Zögernd beugte er sich zu seinem Rothaarigen Freund und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.
 

Ihr heimlicher Beobachter war nun völlig erstarrt. Der Blick war stur auf die gegenüberliegende Wand gerichtet.

Seine beiden Bandkollegen waren offensichtlich zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie ihn bemerkt hätten.

//Ich habe es gewusst! Du liebst ihn! Nur ihn?! Und mich wirst du nie beachten!

Ich bin dir doch egal, es sei denn du brauchst jemanden, den du ärgern kannst! Du wirst mich nie lieben und ich werde an meiner Sehnsucht verzweifeln!//

Er hatte nicht bemerkt, wie sich Tränen in seinen Augen gesammelt hatten und nun über seine Wangen liefen. Dass sich seine Beine bewegt hatten, bemerkte er erst, als er die Tür hinter sich zuschlug.

Und noch immer schlug sein Herz schmerzhaft gegen seine Rippen.

//Es war mir doch von Anfang an klar! Wieso tut es dann nur so weh?//
 

Der Kuss zwischen den beiden Gitarristen dauerte nicht länger als einen Augenblick, dann unterbrach Kaoru diesen.

Er wollte nichts riskieren. Und hatte er da wirklich Schritte gehört?

Kurze Zeit spitzte er aufmerksam die Ohren, doch als er nichts weiter hörte, beruhigte sich sein empörtes Gewissen wieder etwas und ein Teil seiner angespannten Haltung fiel wieder von ihm ab.

Denn was er gerade getan hatte, verstieß gegen jegliche seiner Prinzipien der Treue. Immerhin hatte er trotz seiner Beziehung seinen besten Freund geküsst, wenn auch ohne jeglichen gefühlsmäßigen Hintergrund seinerseits -auch wenn er sich sicher war, dass er seinem Freund so noch mehr verletzen würde - doch er wusste, dass sein Liebster dies nicht akzeptieren würde. Er wäre frustriert, enttäuscht, wütend. Er könnte sich nie verzeihen, wenn er verletzt wäre. Seinetwegen.

Plötzlich verspürte er einen Stich in seinem Herzen.

Was, wenn sie nun doch jemand gesehen hatte? Was, wenn sein Koibito auf irgendeine Art davon erfuhr? Und konnte er ihn wirklich anlügen? Könnte er ihm wirklich sagen, es hätte diesen Kuss nie gegeben?

Konnte man das denn überhaupt Kuss nennen? War es nicht eher eine kurze Kollision ihrer Lippen?

Unzählige Fragen strömten auf Kaoru ein, bauten sich auf und brachen zu einem einzigen Wirrwarr aus einzelnen Worten und Buchstaben in seinem Kopf zusammen.

Das war zu viel. Er sollte sich jetzt nicht darüber den Kopf zerbrechen. Er war nicht hier. Er würde seinen Koi erst in einer Woche wiedersehen. Bis dahin hatte er noch genügend Zeit sich den Kopf zu zerbrechen.

Kaoru senkte den Blick und traf auf den fragenden - oder verlegenen? - Blick von Die, der noch immer in seinen Armen lag.

Diesem war nicht entgangen, dass die Gedanken des Anderen bereits in völlig anderen Sphären verweilten.

"Gomen." durchbrach er mit einem Murmeln die Stille und löste sich aus dem stützenden Griff Kaorus.

"Wieso gomen?"

"Na weil ich dich darum gebeten habe. Das war unsinnig, das hätte ich nicht tun sollen. Immerhin..."

Der sonst so aufgedrehte Rotschopf biss sich nervös auf die Unterlippe und senkte den Blick.

//Shimatta! Jetzt habe ich mich beinahe verraten. Selbst Kao soll es nicht wissen. Wir haben uns zwar bisher alles erzählt, aber das? Er würde mich für verrückt halten!

Und wie soll ich ihm eigentlich erklären, dass ich eigentlich gar nicht wahrgenommen habe, was ich da von ihm verlange?!

Ich...ich will doch eigentlich nur ihn! Wieso also habe ich nun Kao um so etwas gebeten? War es die Verzweiflung, die mich dazu getrieben hat? Die Gewissheit, ihm nie näher zu kommen?//

"Okay! Vergessen wir das!"

Dies Blick schoss augenblicklich auf.

Hatte sein Freund das gerade wirklich gesagt?

//Umso besser!//

"Hai! Hai okay!" erleichtert atmete er auf, während Kaoru ihm eines seiner Lächeln schenkte.

Doch es wirkte anders. Abwesend? Oder gedrückter? Oder war es Angst, die dieses Lächeln unecht wirken ließ?

"Kao? Ist alles in Ordnung mit dir?" Die konnte die Sorgen aus seiner Stimme nicht verbannen.

"Klar. Was soll sein?" weiterhin behielt Kaoru dieses Lächeln bei, zu diesem gesellte sich Blässe.

"Na das frage ich ja dich! Du bist so...ich weiß nicht...du siehst so krank aus." misstrauisch hob Die die Augenbraue.

"Nein, Nein! Mir geht es Bestens. Könnt nicht besser sein! Alles Prima." es war nicht mehr als ein Hauchen, welches sanft über Kaorus Lippen flog, und das ohnehin schon verschwommene Bild vor Kaorus Augen wandelte sich zu Schwarz.

II

~ II ~
 

"Kao? KAO?" Im letzten Moment konnte Die seinen langjährigen Begleiter auffangen, bevor dieser dem Boden einen Besuch abstattete.

Nervös sah er sich um.

//Na Klasse! Keiner da und Handy im Zimmer! Naja, das ist sowieso näher als der Rest der Menschenmassen.//

Also hob der Rothaarige seinen Freund hoch und trug ihn kurzerhand in sein eigenes Zimmer und legte ihn dort auf sein Bett.

Aufgebracht durchwühlte er das Chaos, welches er in der kurzen Zeit seit ihrer Ankunft bereits vollbracht hatte.

//Handy, Handy? Verdammt, wo ist das Teil? Und wie kann es hier überhaupt so aussehen obwohl wir erst gestern hier angekommen sind? Wie hab ich das nur wieder geschafft?//

"Suchst du etwas?"

Erschrocken fuhr Die herum. Dass ihn der Chibi aber auch so erschrecken musste.

"Hai. Ich suche mein Telefon. Kao ist draußen einfach umgekippt."

Shinya nickte nur knapp und ging dann in sein Zimmer zurück, um von dort aus den Hotelarzt anzurufen.

Als er wieder in die schmale Verbindungstür trat, hatte Die sein Handy immer noch nicht gefunden.

"Ich habe schon einen Arzt gerufen. Bist du eigentlich schon auf irgendeine Art und Weise darauf gekommen, das Hoteltelefon zu benutzen?"

Die schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

"Ich Baka! Da hätte ich auch drauf kommen können. Aber arigatou Chibi!"

Erleichtert stand Die während dieser Worte auf, überbrückte die letzten wenigen Meter zwischen ihm und dem zierliche Drummer und wollte ihm die Haare zerzausen, als ihm etwas auffiel.

Der Kleine sah heute irgendwie traurig aus. Oder bildete er sich das am Ende nur ein?

Er betrachtete das Gesicht des Jüngsten genauer.

"Sag mal, hast du geweint?"

"Watashi? Iie, wieso sollte ich?"

"Na weil...weiß nicht. Wegen mir?" neckte der Gitarrist und zeigte eines seiner zahnreichen Grinsen.

//Das würdest du sowieso nie tun!

Du magst mich nicht und daran bin ich selbst Schuld.//

Shinya zucke kurz verletzt zusammen, unmerklich für den Anderen.

"Iie! Ich sehe gar keinen Grund dazu!"

//Doch! Das habe ich! Du hast mir mein leidendes Herz rücksichtslos aus der Brust gerissen und mich liegen und weiterbluten lassen! Doch du wirst nie wissen wie ich mich fühle! Würdest es niemals verstehen! Niemand würde es! Nicht einmal ich selbst.//

Die Eisigkeit, die in Shinyas Stimme mitschwang ließ es Die unwillkürlich kalt den Rücken herunterlaufen. Mit solcher Frostigkeit hatte er nicht gerechnet.

Sein Grinsen erstarrte und verschwand, während er in die Augen seines Gegenüber starrte.

Kälte, Abweisung, Verletztheit.

All dies spiegelte sich in dem Blick des Jüngsten wider, während er zurückstarrte.

"Gomen, ich wollte dir nicht zu Nahe treten." gab Die kleinlaut aber ehrlich zum Besten.

"Seit wann denn das?"

Erneut ließ die Stimme des Jüngeren ihn erschaudern. Was hatte er ihm denn getan, dass er so angefahren wurde?

Die konnte sich aus all dem keinen Reim machen.

Alles was er wusste war, dass ihn diese abweisende Haltung des Drummers verletzte, dass es ihn traurig machte, dass die sonst so wärmenden Mandelaugen ihn nun mit einem eisigen Blick maßen und dass Shinya es doch bald hören musste, wenn sein Herz weiterhin so unnatürlich laut schlug.

"Übrigens, dein Schatz ist wach!" riss Shinya ihn aus seinen Gedanken, bevor er mit einem Türknallen den Raum verließ.

"Mein...mein wer? Schatz?"

//Verdammt, wie kommt er darauf, dass Kaoru mein Schatz ist? Gerade er?//

Doch dann wurde er sich der Bedeutung des Gesagten bewusst und drehte sich zu seinem Bett um, auf dem sich Kaoru gerade ächzend und Kopf haltend aufrichtete.

"Hat sich dein Zimmer schon immer gedreht?" murmelte dieser ohne aufzusehen.

Mit wenigen Schritten war Die an der Seite seines Freundes und drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück in die Kissen.

"Du bleibst jetzt schön liegen und ruhst dich aus. Und der Arzt ist auch bald da okay!"

"Öh...demo..."

"Nichts aber!"

Mit diesem Satz war das Gespräch vorerst beendet, da es an der Tür klopfte und der sehnlich erwartete Hotelarzt eingelassen werden konnte.
 

~*~
 

Er saß schon seit fast einer Stunde dort und starrte gedankenverloren auf das Stück Holz, welches ihn von einem seiner Freunde trennte, mit denen er eine fröhliche Woche in Florida, fernab von allen Fans und ihrer Arbeit, verbringen wollte.

//Wieder nur eine Illusion? Ich dachte mit dir wäre alles in Ordnung. Ich dachte du hättest jemanden zum reden, bei dem du deinen Frust herauslässt und auch einmal Schwäche zeigst.//

Wieder und wieder wiederholte sich dieselbe Bildfolge vor seinem geistigen Auge und die Bilder ließen ihn schaudern.

Erst die Rasierklinge, dann Kyos zerschnittener Arm.

//Einige sahen auch noch ziemlich frisch aus.

Wieso hast du eigentlich dieses Ding schon in der ersten Nacht, in der wir hier sind, neben deinem Bett zu liegen?//

Kälte durchzog seinen Körper, ein Zittern.

Der Gedanke, der kleine Sänger könnte sich etwas antun ließ ihn frösteln.

Schutz und Wärme suchend schlang er die Arme fest um seinen Körper, den Blick weiterhin auf die geschlossene Badtür gerichtet, als könne er sie so zerstören, seinen Freund in die Arme nehmen und ihn auf Ewig beschützen.

Doch ihm war klar, dass dies so nie gehen würde.

//Er würde es nicht wollen und mich einfach wegstoßen, würde alles allein schaffen wollen.

Dabei will ich dir doch bloß helfen, dass du deine Probleme nicht weiterhin auf diese schmerzhafte Art und Weise verarbeiten musst.

Ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin!//

Das leise Türklacken ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken.

Der kleine Sänger schob sich aus dem Bad und sah auf, als er bemerkte, dass er nicht allein war.

"Du bist ja immer noch hier!" knurrte er und beförderte die restlichen Sachen des Vortages in seinen Koffer.

"Hai. Und ich habe auch allen Grund dazu." gab der junge Mann sicher zurück.

Er hatte seine Umarmung schon gelöst, als er bemerkte, dass sich die Tür öffnete, doch nun wusste er nicht wohin mit seinen Händen.

"Ach ja?" erwiderte der Sänger kurz angebunden und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, die das Zimmer von dem Bad trennte.

"Hai! Kyo, ich will dir doch nur helfen..."

"Ich brauche keine Hilfe!" unterbrach der Sänger ihn.

//Wieso sorgst du dich denn jetzt um mich? Sonst bin ich dir doch auch egal und meine Probleme gehen dir sonst wo vorbei!//

"Das habe ich gesehen! Denkst du wirklich, so wären deine Probleme für immer gelöst?"

Ein weiteres Mal musste Toshiya die Tränen unterdrücken. Er durfte nicht weinen, nicht hier und nicht jetzt, sonst würde Kyo völlig ausrasten.

"Nein. Aber es tut nicht mehr weh!" nicht mehr als ein Wispern durchflog den Raum, während Kyo seinen Gegenüber verletzt ansah.

"Oh Kyo! Das hast du doch gar nicht nötig!"

Er stand auf und ging zu seinem Freund hinüber. Blau flog bei jedem Schritt auf und ab.

"Wir sind doch Freunde oder?" eine sanfte Frage, die eher eine Feststellung war. Leise, doch trotzdem verstand der Kleinere sie.

Traurig senkte er den Blick. Doch dieser flog erneut auf zu den tiefbraunen Augen des Anderen, als lange Finger auf seine blasse Wange trafen und sanft über diese strichen.

"Freunde sind doch immer füreinander da, auch wenn es einem mal schlecht geht."

"Ich weiß. Aber es ist mir egal. Es sind meine Probleme und nicht eure und es werden auch immer meine bleiben. Es wird sich nie ändern und am Ende bin ich allein, der mit ihnen klarkommen muss. Du siehst also, dass ich früher oder später doch wieder allein damit dastehe."

"Und dann greifst du zur Rasierklinge und durchschneidest deine Haut in der Hoffnung, dass es dadurch besser wird?"

Endlos viel Wut schien in seiner Stimme mitzuschwingen und es war für Kyo wie ein Schlag ins Gesicht, von dem Bassisten so angeschrieen zu werden. Er zuckte unmerklich zusammen.

Er wollte doch einfach nur seine Ruhe! Weg von Toshiya!

//Ich will, dass du weggehst! Es tut so weh dich in meiner Nähe zu haben, weil du doch weit entfernt bist.

Mein Herz soll aufhören, in einem solchen Rhythmus zu schlagen, es hat doch keinen Grund dazu! Was soll das? So etwas wie Liebe gibt es nicht. Alles ist eine Illusion um die Einsamkeit zu verdrängen.

Und doch hämmert mein Herz, als wolle es einfach aus meiner Brust ausbrechen. Am Ende zerspringt es oder, noch schlimmer, du bemerkst es.//

"Wolltest du nicht etwas essen gehen?" gab er nach einiger Zeit der Stille kalt zurück.

"Hai! Aber nicht bevor das hier nicht geklärt ist!"

"Was willst du denn noch klären? Ich habe dir gesagt, was Phase ist und jetzt lass mich endlich in Ruhe!"

Er schob den Jüngeren, der noch immer vor ihm stand, von sich und ging zur Tür.

Doch der Größere gab nicht auf.

"Ich lasse dich nicht in Ruhe! Dachtest du wirklich ich würde mich damit zufrieden geben und zusehen wie du mit deinem Scheiß weiter machst und versuchst, deine Sorgen in deinem eigenen Blut zu ertränken?"

Kyo versuchte, den Vorwurf dieser Worte zu missachten.

//Natürlich. Es löst meine Probleme nicht, aber es macht sie erträglicher, wenn auch nur für den Moment.//

"Verdammt! Rede mit mir! Oder willst du jetzt auf stur schalten und warten, bis ich von allein aufhöre, zu versuchen, dich vom Ritzen abzubringen? Da kann ich dir gleich sagen, darauf kannst du lange warten!"

Die Worte klangen spöttisch, obwohl es bitterer Ernst war.

"Dammit! Halt endlich deine verdammte Klappe! Wenn du hier weiter so rumschreist habe ich gleich wieder 3 Nummern von Psychistern, denen ich doch mal einen Besuch abstatten sollte!" gab Kyo zischend zurück.

Kopfschmerzen!

Da waren sie wieder und ließen den schmächtigen Körper erneut zusammenzucken.

"Kyo! Ich will dir doch bloß helfen, deine Probleme zu verarbeiten, ohne, dass du dir selbst wehtun musst!"

Eine Stimme aus weiter ferne. Sprach sie mit ihm? Waren die hallenden und doch dumpfen Sätze, Wörter an ihn gerichtet? Ein verschwommenes Bild, immer unklarer und sein Gegenüber nur noch an dem typischen Blau erkennbar. Wanken, der Boden bebte, die Welt drehte sich und dann...

"Du würdest es sowieso nicht verstehen."

...plötzlich alles wieder vorbei.

"Dann erklär es mir!"

"Nein."

"Wieso nicht?"

Das war zu viel.

Konnte der Bassist denn nicht wenigstens etwas weniger aufdringlich sein? Konnte er nicht endlich aufhören, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen, damit sein Puls auf ein normales Maß sinken konnte, ein erträgliches Maß?

Doch wieso sorgte sich Toshiya überhaupt so sehr um ihn?

Er war ein kleines Stück Dreck, dass irgendwer aus Zufall gezeugt und nur in Unwollen geboren hatte. Diese Person sollte er nun Mutter nennen, doch er hatte selten ihre Liebe erfahren. Er konnte sich an nicht ein einziges Mal erinnern. Sie hatte ihn nicht geliebt. Er war ein Unfall, eine Missgeburt, die man nicht lieben konnte. Und das hatte sie ihm gezeigt, Tag für Tag.

Seine sogenannten Eltern hatten ihm seine Kindheit versaut und sein ganzes Leben zerstört. Er selbst war daran Schuld. Er hatte sich in diese Welt gewagt.

Er war schon immer ein Sklave seines Lebens gewesen, unfähig, sich dessen zu entledigen, denn selbst dazu war er zu feige und machte immer kurz vor dem Ende einen Rückzieher.

Damals war er froh gewesen, vor seinen Erzeugern fliehen zu können, vor seinen Peinigern, und ein neues Leben anzufangen - jedenfalls dem Anschein nach, wie er bald feststellen musste. Denn er hatte nur neu begonnen, sein altes Leben in neuer Umgebung weiterzuführen.

Und nun sorgte sich jemand um ihn. Aber wieso?

Gedankenverloren fixierte er einen Punkt auf dem Boden. Durchforstete sein Gedächtnis nach längst vergessen geglaubten Worten, Gefühlen.

//Glück? Liebe? Was war das doch gleich?

Dinge die man sich einbildet. Ausreden für bestimmte Dinge, die man tut und sagt. Unsinniges, Überflüssiges, Schwachsinn!

Aber gehöre ich durch ihn nicht auch schon zu jenen, die diese Ausreden suchen?

Iie! Ich kann es nicht. Ich fühle nicht. Ich weiß nicht wie sich das anfühlen soll.

Und doch kann ich mir vorstellen, dass es so ist. Wieso sonst sollte sich mein Herz nach dir verzehren, während sich mein Verstand krampfhaft und nur mit wenig Erfolg dagegen ankämpft?//

Völlig in Gedanken sah er auf, sah seinen Freund an, welcher noch immer auf eine Antwort wartete. Doch dies fiel ihm in diesem Moment nicht auf.

//Totchi Ai...Aishi...Aishi...

Iie! Ich schaffe es nicht einmal dir diesen Satz in Gedanken zu sagen. Es ist Einbildung, alles Einbildung!

So etwas wie wahre Freundschaft und Liebe, kann es das geben?//

Wut.

Wo kam sie so plötzlich her? War er wütend auf sich selbst? Aber wieso? Weil er an seinem eigenen Denken zweifelte?

Diese Wut veranlasste ihn jedoch dazu, sich umzudrehen und zu dem fast leeren Buffet zu stapfen.

Grob nahm er sich was er finden konnte und setzte sich an den nächstbesten Tisch. Seinen jüngeren Freund, den er dabei völlig perplex im Raum stehen ließ, missachtete er gekonnt.

Erst als sich dieser mit einem ebenfalls vollen Teller zu ihm gesellte, kam er ihm wieder in den Sinn.

Einige Zeit saßen sie sich schweigend gegenüber und aßen.

Keiner wollte die Stille durchbrechen.

Kyo nicht, weil er das Thema abgehakt hatte und Toshiya, weil er eben dieses vermutete und Kyo nicht weiter reizen wollte.

Doch auch weiterhin brannte ihm seine letzte Frage noch immer auf der Seele.

Er musste sie loswerden, komme was wolle.

"Kyo, doshite? Wieso willst du es mir nicht erklären?"

Der Angesprochene rollte gereizt mit den Augen und gab ein Knurren von sich, während er sein Essen, das er in der Hand hielt, zurück auf den Teller beförderte und sich ruckartig zurücklehnte.

Kurz darauf schnellte er jedoch wieder nach vorn und sah Toshiya mit wütend funkelnden Augen an.

"Weil es dich nicht zu interessieren hat! Es geht dich nichts an, kapiert? Wieso machst du dir jetzt plötzlich eigentlich so viele Gedanken darum, ob es mir beschissen geht oder nicht? Das kann dir doch egal sein!"

Es war nicht mehr als ein leises Zischen, das der Kleinere der beiden ausstieß.

Mit geweiteten Augen sah Toshiya Kyo durch einige blaue Strähnen an.

//Es ist mir nicht egal. DU bist mir nicht egal.//

Er wusste nicht wie er darauf antworten sollte und er konnte dem fragenden Blick des Sängers nicht länger standhalten.

Völlig verzweifelt sah er sich im Raum um, bis sein Blick wieder an Kyo heften blieb.

"Weil...du mir wichtig bist und ich einfach nicht will, dass dir etwas passiert!" antwortete er nach einiger Zeit der Stille ehrlich.

Aufstöhnend verdrehte Kyo erneut die Augen.

"Kannst du mir mal erklären, was dir an mir so wichtig ist? Was an mir ist es, was nicht auch jeder andere ersetzen könnte?" wollte er entnervt von seinem Bandkollegen wissen.

"Einfach alles an dir. Kyo. Du bist ein Mensch und jeder Mensch ist einzigartig. Jeder auf seine Art wunderbar, ein Wunder der Natur. Niemand kann einfach so ersetzt werden, weil doch wieder jeder anders sein würde.

Ich will nicht, dass du dich selbst verletzt und dich so selbst kaputt machst. Es geht mir dabei nicht nur um deine Stimme, denn das war es sicherlich, worauf du hinaus wolltest, sondern um dich als Person. Dein Wesen, deinen Charakter. Einfach alles, denn ich kann mir nicht einfach einen neuen Kyo herzaubern und es gibt einfach keinen weiteren Menschen auf der Welt, der so wunderbar ist, mit allen seinen kleinen und größeren Fehlern, wie du es bist, Kyo."

Der Bassist versuchte, die Verzweiflung aus seiner Stimme zu verbannen und hoffte insgeheim, dass seine unüberlegten Worte für den kleinen Sänger nicht zu eindeutig waren.

//Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber ich bewundere dich. Wie kannst du nur so stark sein? Jeder Mensch hat Gefühle, die er einmal zeigen muss. Deshalb braucht auch jeder einen Menschen, bei dem er auch einmal Schwäche zeigen kann.

Bitte Kyo! Suche dir einen solchen Menschen, damit du dich in deinen schwachen Momenten nicht wieder einer Rasierklinge anvertraust.

Wieso lässt du mich nicht einfach diesen Menschen sein, der dich wieder auffängt wenn du fällst? Warum wehrst du dich so sehr dagegen? Lass es doch einfach zu.//

Kyo lehnte sich zurück, musterte sein Gegenüber genau. Langsam begann er zu verstehen.

"Ist dir schon mal aufgefallen, dass du dir in letzter Zeit ziemlich viele Sorgen um michmachst und regelrecht an mir klebst?"

In letzter Zeit, damit meinte er die letzten wenigen Stunden, denn zuvor war es anders gewesen.

Erstaunt hob der Jüngere die Augenbraue.

"An dir kleben? Ich weiß nicht was du meinst."

"Komm schon! Natürlich weißt du was ich meine! So doof kannst du nicht sein!"

"Ich verstehe nicht." gab der Bassist leicht verzweifelt zurück. Ihm schwante Schreckliches.

"Lass es mich so erklären: Du wolltest unbedingt, dass wir diesen Urlaub hier zusammen verbringen."

"Das sagt doch gar nichts!"

"Du wolltest im Flieger unbedingt neben mir sitzen und hast Kaoru deshalb noch die Ohren vollgeheult, weil er den Chibi nicht mit nach hinten zu Die setzen wollte. Dafür wird er schon seine Gründe gehabt haben."

Erstaunen.

"Das hast du mitbekommen?"

"Klar! Für wie blöd hältst du mich? Aber es geht ja noch weiter."

//Noch etwas? Ist es so offensichtlich?//

"Du hast dich großzügigerweise im Taxi AUF mich gesetzt, weil angeblich sonst kein Platz weiter war, obwohl dein dürrer Arsch sehr wohl noch zwischen Shin und Kao gepasst hätte. Außerdem hast du dich mit Die fast um den Zimmerschlüssel für das Nebenzimmer geprügelt."

Verlegen sah der Bassist ihn an.

//Das ist mir alles gar nicht so aufgefallen. Shimatta! Ich Idiot.//

"Naja und. Ich mag dich halt, was ist denn daran so schlimm?"

Er versuchte die aufkeimende Angst mit einem fröhlichen Lächeln zu übertuschen.

"An sich ist das bei dir allerdings wirklich nichts ungewöhnliches...demo, der springende Punkt ist, dass du mich vorher strikt ignoriert hast und mir ständig aus dem Weg gegangen bist und es jetzt plötzlich anscheinend für nötig hältst, mir mal wieder deine werte Aufmerksamkeit zu schenken."

//Du wärst der einzige Mensch, der es schaffen könnte, mir zu zeigen ob es wirklich möglich ist, wie es ist, geliebt zu werden. Aber, gibt es dafür wirklich eine Chance oder bilde ich mir das nur ein?

Weißt du überhaupt, wie sehr du mich mit deiner Ignoranz verletzt hast? Immer neue Wunden rissen auf durch dein Desinteresse und brachten mein Herz zum schmerzen.

Dein plötzlich neu erwachtes Interesse tut genauso weh. Du bist so nah und doch so fern.

Das bringt mein Herz endgültig zum zerspringen, sodass ich hinter deinem Rücken nur noch die Scherben aufsammeln kann.//

"Ich habe dich nie ignoriert."

"Ach nein? Und was war das dann? Du hast mich nicht eines Blickes gewürdigt, bist den meinen ausgewichen, hast nicht mit mir geredet. Nicht ein Mal hast du mir in den letzten Wochen dein Lächeln geschenkt. Habe ich mich auch nur ein Mal in deine Nähe gesetzt, bist du sofort aufgesprungen und weggegangen oder hast wahllos Löcher in die Luft gestarrt. Und dann sagst du, du hättest mich nicht ignoriert?!"

//Hast du mich in letzter Zeit wirklich so genau beobachtet? Hab ich dir damit so sehr weh getan?//

"Das - wollte ich nicht. Gomen nasai!" nicht mehr als ein Wispern durchzog die Luft.

Toshiya konnte dem bohrenden Blick Kyos nicht weiter standhalten und senkte betreten den Kopf, während er unter dem Tisch nervös seine Finger malträtierte.

Kyo sog geräuschvoll die Luft ein.

Wieso wurde sein Kopf gerade jetzt von diesem stechenden Schmerz durchzogen? Warum war ihm so kalt?

"Weißt du überhaupt wie sehr du mir damit wehgetan hast? Ich bin auch nur ein Mensch. Ich habe auch Gefühle und genau die können auch verletzt werden. Und stell dir vor, genau das hast du damit getan."

Kyos Stimme zitterte bei diesen Worten vor Wut. Trotz seiner Bemühungen gelang es ihm einfach nicht, ruhig zu bleiben.

Erschrocken riss Toshiya den Kopf nach oben und starrte seinen kleinen Freund fassungslos an.

War er das eben wirklich noch gewesen? Hatte er sich wirklich die Blöße gegeben, zugegeben, dass auch er keine unnahbare Seele hatte?

"Ich...es...Es tut mir wirklich leid Kyo! Ich weiß doch auch nicht, was ich tun soll. Ich wollte dich nicht verletzten." stammelte er verzweifelt zusammen. Seine Stimme bebte und es schien als würde der Jüngere jeden Moment in Tränen ausbrechen.

"Du hast es aber getan." herrschte der kleine Wirbelwind und riss seinen Stuhl um, als er aufsprang.

Die irritierten und verschreckten Blicke der Anderen, die noch im Speisesaal waren, bemerkte er gar nicht.

Ärgerlich beugte er sich nach vorn und sah seinen Gegenüber an.

"Was auch immer du damit bezwecken wolltest, ich glaube, du hast es nicht erreicht!" presste er nur mühsam beherrscht zwischen seinen Zähnen hindurch, ehe er sich umdrehte und den Weg zurück in sein Zimmer antrat.

Er musste hier heraus, weg von all den verwunderten Blicken, weg von Toshiya, bevor der Anblick der einsamen Träne, die das Auge des Bassisten verlassen hatte, ihn zerreißen konnte.

Es war ihm völlig egal, dass es einen Grund hatte, dass er geweckt worden war. Aus seinen Träumen gerissen wurde, in denen die Welt für einmal in Ordnung war und er nicht leiden musste, sondern glücklich war.

Glück...
 

Toshiya starrte der kleinerwerdenden Figur nach.

//Kyo! Woher sollte ich wissen, dass dir das so nahe geht? Aber ich konnte einfach nicht anders. Ich konnte nicht die Gefahr eingehen, bei jedem Wort, jedem Blick von dir gleich rot anzulaufen. Denn genau dazu habe ich in den letzten Wochen verstärkt geneigt. Wie hätte ich dir das erklären sollen?//

Zögernd stand er auf und eilte dann dem kleinen Hitzkopf nach.
 

~*~
 

Ein leises Klopfen ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken.

Für einen Moment war auch das Bild verschwunden, welches er innerhalb der letzten halben Stunde fast ununterbrochen vor Augen gehabt hatte.

Zaghaft öffnete er die Tür einen Spalt breit und sah auf den Flur hinaus.

//Auch das noch!//

Er konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken, zog aber dennoch die Tür weiter auf.

Er maß seinen Gegenüber skeptisch.

Wozu hatte er ein Kissen unter dem Arm?

"Hey." sagte jener fast zurückhaltend und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ein Meer aus rot wurde dabei aufgewirbelt und tanzte geschmeidig durch die Luft.

"Hallo." antwortete er reserviert und räusperte sich kurz.

"Dein Zimmer ist eine Tür weiter rechts, falls du es vergessen haben solltest."

Da war sie wieder, diese Kälte, die er dem Größeren schon vorher entgegengebracht hatte. Und wieder ließ sie den Gitarristen unmerklich zusammenzucken.

Der Rotschopf ließ den Arm sinken und sah seinen kleineren Freund ernst an.

"Sag mal, was habe ich dir heute eigentlich getan, dass du mich andauernd so von der Seite anmachst?"

"Ach, tu ich das?"

Worte purer Ironie, entsprungen aus den vollen Lippen einer zierlichen, zerbrechlich wirkenden Person.

"Siehst du, du tust es schon wieder!" entrüstete sich Die und tippte dem Drummer mit dem Zeigefinger auf die Brust.

Helle Mandelaugen folgten jeder seiner Bewegungen, bis sie kurze Zeit hinter den Lidern verborgen blieben.

Der Kleinere schüttelte nur leicht den Kopf.

"Du würdest es sowieso nicht verstehen." Nur ein Wispern, welches in Richtung Boden geschickt wurde.

Und doch erreichte es die Ohren des Gitarristen und es ließ einen traurigen Ausdruck über seine sonst so fröhlichen Züge wandern.

Er öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch Shinya kam ihm zuvor.

"Deswegen bist du aber sicher nicht hier!" sagte er mit einem Blick auf das große weiße Kopfkissen unter dem linken Arm des Größeren.

"Iie. Ähm...ich wollte fragen, ob ich mich für heute Nacht bei dir einquartieren kann?" fragte der sonst so Überdrehte leise, fast schüchtern.

"Wieso das denn? Du hast ein eigenes Bett!" empörte sich der Braunhaarige.

Nie im Leben könnte er die Nacht durchschlafen, wenn doch Die neben ihm lag; egal ob nun Doppelbett oder nicht.

"Naja, in dem liegt jetzt aber Kao und der schläft mit 39,5° Fieber tief und fest und ich will ihn nicht wecken, um ihn wegen seinem Schlüssel zu fragen und der Arzt hat das auch verboten. Totchi ist mir zu überdreht, da bekomme ich doch die ganze Nacht kein Auge zu, erst recht, wenn der dann noch anfängt im Schlaf wirres Zeug vor sich hinzubrabbeln. Und Kyo würde mich nicht einmal in die Nähe seines Bettes lassen und jede Gelegenheit nutzen, um mich rauszuwerfen! Das weißt du! Bitte Shin-chan!" bettelte der Rothaarige inständig und setzte seine schönsten Puppie-eyes ein, die jeden zum schmelzen brachten.

Da gab es nur ein Problem: Shinya war nicht jeder.

"Du kannst doch trotzdem bei dir drüben schlafen. Schon vergessen, du hast auch ein Doppelbett, wie alle anderen auch. Das bringt dich schon nicht um!"

Die sah ihn fassungslos an. Was sollte das denn?

"Hey Kleiner! Ist dir deine Scheiß- Vernunft über Nacht irgendwie abhanden gekommen?" fragte er ernst und tippte dem Chibi an die Stirn, erntete dafür allerdings nur einen verständnislosen Blick.

Die konnte sich nur schwer ein Seufzen verkneifen.

Begriff der Kleinere denn nicht, dass er viel lieber bei ihm als bei seinem kranken Leader oder irgendwem sonst schlafen wollte?

"Na sehs doch mal so: erstens würde ich Kao am Ende nur wecken und dann wird der gar nicht mehr gesund und außerdem steck ich mich doch nur an." versuchte er zu erklären und klimperte mit den Wimpern.

Shinya sah ihn nachdenklich an.

Er schien zu zweifeln, ob er Die wirklich trauen konnte.

Dieser seufzte unterdrückt.

"Ist schon gut. Werd ich eben doch Totchi fragen und mir da die Nacht um die Ohren schlagen." sagte er enttäuscht und wollte gerade mit einem traurigen Gesicht gehen, als Shinya ihn am Ärmel festhielt.

"Okay, komm rein, du kannst hier schlafen, bis Kaoru fähig ist, wieder in sein eigenes Zimmer zu kommen oder dir die Schlüssel auszuhändigen."

Nun stahl sich ein Lächeln auf die Züge des Älteren.

"Arigatou Chibi. Ich wusste, auf dich ist Verlass." rief er triumphierend, als er in das Zimmer seines Freundes ging und sich kurzerhand auf dessen Bett niederließ.

"Was soll das denn jetzt heißen?" empörte sich der zierliche Drummer und schob die Tür zu.

"Na dass ich mir fast 100% sicher war, dass du mich nicht von der Bettkante stößt." kicherte der Größere und streckte dem anderen Bandmember großzügig die Zunge entgegen.

Dieser allerdings versuchte die aufsteigende Röte zurückzuhalten und sah den Anderen beleidigt an.

"Wenn du jetzt schon so anfängst, kannst du gleich wieder gehen und es ist mir dann völlig egal wo du bleibst und wie schlecht gelaunt du aufgrund von Schlafmangel die nächsten Tage bist!" drohte er und das Kichern des anderen erstarb, als sich dessen Lippen zu einem Schmollmund kräuselten.

//Wie gerne würde ich dich einfach küssen und dir alles erzählen. Von meinen Gefühlen. Dass ich dich nie rauswerfen würde, wenn ich nur mit dir glücklich sein könnte und in deiner Nähe nicht einfach schier am Verzweifeln wäre. Denn es würde mir nichts bringen, den Helden zu spielen. Du würdest mich wegstoßen und mich noch mehr missachten. Außerdem hast du Kaoru, wieso solltest du dann jemanden wie mich brauchen? Du würdest mich nie lieben!//

"Du bist ja so gemein Shishi-chan!"

"Nenn mich nicht so!"

"Wieso denn nicht?"

"Weil ich es nicht mag, Daisuke!" emotionslos sah er den Größeren an, wusste nicht, was er tun sollte.

Es schien ihm, als würde er gerade in den dunklen Lichtern seines Gegenübers versinken, unfähig sich von diesem Anblick loszureißen oder sich auch nur irgendwie anders zu bewegen. Er stand einfach nur da und starrte dem Anderen in die Augen.

Doch Die wollte keine Stille aufkommen lassen und es machte ihn nervös, dass eben diese schon länger in dem Raum herrschte, auch wenn es sich nur um Minuten handelte. Oder waren es Sekunden gewesen?

Er hatte in diesem Moment jegliches Zeitgefühl verloren und er spürte, dass, wenn Shinya ihn weiter so ansah, er etwas, irgendetwas sehr dummes tun würde.

Also wand er den Blick von dem Objekt seiner Begierde ab, als er sich umdrehte, um das Kissen auf das Bett hinter sich zu werfen.

Dabei bemerkte er nicht, wie sich der Andere vorsichtig zu ihm setzte und ihn genau beobachtete.

Als Die sich wieder an seinen jüngeren Bandkollegen wenden wollte, konnte er ihn aber nicht sofort entdecken. Erst nachdem er sich kurz verwirrt im Raum umgesehen hatte, bemerkte er ihn neben sich und lächelte vorsichtig.

"Du kannst doch nicht einfach verschwinden!"

"Kann ich nicht?" auch Shinyas Lippen umspielte ein flüchtiges Lächeln.

"Nein."

"Wieso? Wieso soll ich denn nicht einfach verschwinden können?"

//Verschwinden und die Augen vor der kalten leblosen Realität verschließen, die meinem Herz die Kraft zum Schlagen nimmt und mir die Kehle abschnürt, nur um mich vor dem endgültigen Ende wieder tief einatmen zu lassen, sodass ich aus diesem immerwährenden Kreislauf nicht entfliehen kann. Gebunden an ihre eisigen Ketten...//

Die wurde ernst, als er ein kaum merkbares Zittern in der Stimme bemerkte. Irrte er sich, oder glänzten Shinyas Augen heute wirklich mehr als sonst?

//Weil ich nicht möchte, dass du mich völlig allein zurücklässt.//

"Shin, kein Mensch kann einfach so von einer Sekunde zur nächsten verschwunden sein."

Dies Stimme klang ungewöhnlich sanft und auch seine Augen schienen noch wärmer.

"Und wenn ich es aber wollen würde?"

Der Braunhaarige versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzuhalten.

Er wollte nicht weinen. Nicht jetzt, nicht hier und vor allem nicht vor Die.

Er wusste nicht einmal, weshalb gerade in diesem Moment bei ihm alle Dämme brachen.

Einsam bahnte sich eine Träne ihren Weg über die Wange des kleineren Musikers.

Schüchtern wandte er den Blick ab. Er wollte nicht, dass Die es sehen konnte.

Er konnte den Anblick nicht länger ertragen, dass Die ihn so mitleidig musterte.

Als sich der Drummer gerade erheben wollte, um weiteren Abstand zu gewinnen, spürte er, wie sich starke Arme um seinen Körper schlangen und ihn gegen die Brust des Gitarristen drückten.

"Dann würde es mich sehr sehr traurig machen." antwortete der Größere schließlich ruhig. Nur Gemurmel, das beinahe in den Haaren des Jüngeren unterging und trotzdem in seiner völligen Sanftheit an das Ohr des Kleinen drangen.

Erstaunt sah er auf, während immer neue Tränen ihre kurze Reise antraten. Sah in die traurigen Augen des Anderen.

Sein Verstand riet ihm davon ab. Sagte ihm, er solle machen, dass er dort wegkam.

Doch sein Herz sprach eine andere Sprache. Wieso nur musste es gerade jetzt so schnell und hart gegen seine Rippen schlagen?

Vorsichtig fuhr er durch das seidige Rot des Anderen, betrachtete ruhig die Strähnen zwischen seinen Fingern, während die Tränen nach und nach verebbten.

Die beobachtete jede seiner Bewegungen mit einer Mischung aus Interesse, Verwunderung und Mitleid.

Wieso nur konnte er den Kleineren nicht öfter so halten? Unter anderen Umständen? Ohne dass sein Herz in einen so unnormalen Rhythmus schlug.

Als er bemerkte, dass die Tränen versiegten, wischte er sanft die feuchten Spuren von den geröteten Wangen des Drummers.

"Wieder gut?" fragte er ruhig.

Diese Worte brachten Shinya dazu, den Blick von den Haaren abzuwenden und verlegen wieder auf Dies Gesicht zu wenden.

Er rang sich ein flüchtiges Nicken ab und setzte sich wieder richtig auf, nachdem Die seinen Griff etwas gelockert hatte.

Nervös strich er seinen Minirock glatt und sah dabei auf seine Finger.

Er musste etwas sagen, bevor diese peinliche Stille noch peinlicher wurde.

"Du..."

Er sah auf.

"...Du hast schöne Haare!"

Ein Lächeln überflog seine Lippen. Es war gespielt, doch es wirkte keineswegs unecht.

"Arigatou. Und du hast schöne Beine." gluckste der Redhead.

Shinyas Augen weiteten sich und er musste sich reichlich Mühe geben, um nicht rot zu werden.

"Darf ich mal anfassen?" kicherte Die weiter.

Auch wenn dies für Die eine ernst gemeinte Frage war, so wollte er doch nicht, dass der Andere es wusste. Er wollte nicht, dass es auch nur irgendjemand außer ihm selbst wusste.

"Iie! Auf gar keinen Fall!" empörte sich der Kleinere und sprang sofort auf.

Die kicherte noch mehr. Es war schwer, bei einem Wesen, das so kawaii war wie der Drummer, nicht laut loszulachen.

Dieser ließ sich währenddessen, seinen Kopf haltend, auf dem Sessel nieder und überschlug die Beine.

Im nächsten Moment bereute er dies jedoch wieder, da er sich des interessierten Blickes von Seiten Dies bewusst wurde.

So schnell wie möglich entknotete er sie wieder und versuchte mit dem kurzen Stück Stoff um seine Hüfte so viel wie möglich von seinen Oberschenkeln zu verdecken.

"Wann wirst du eigentlich mal erwachsen?" fragte er wütend und sah Die entrüstet an.

"Och du weißt doch: Ich bin schon seeehr erwachsen." flötete der Angesprochene und kicherte erneut los.

Shinya hingegen schüttelte nur resignierend den Kopf.

Nach einigen Sekunden, in denen er ein Seufzen unterdrückte und Die sich prächtig zu amüsieren schien, warf er einen Blick auf die Uhr.

Kurz nach halb sechs.

Sein Blick wanderte zum Gitarristen.

"Sag mal, du willst doch sicherlich noch nicht schlafen. Wollen wir nicht zusammen etwas unternehmen?"

Die verschluckte sich und maß den Kleinen skeptisch. Er überlegte, ob er sich nicht gerade verhört hatte, aber gleichzeitig machte sein Herz einen Hüpfer.

"Du mit mir? Na wenn ich dich nicht nerve, meinetwegen gern." antwortete er nach kurzem Überlegen.

"Klar nervst du, aber ich weiß halt nicht wohin mit meiner Zeit." gab der zierliche Drummer grinsend zurück, während Die sich erhob. Dieser schüttelte ebenfalls den Kopf.

"Shinya der Partylöwe!" gluckste er erneut los, als sie zusammen das Zimmer verließen.
 

~*~
 

Er lag wach da.

Eigentlich sollte er schlafen.

Aber er konnte nicht.

Irgendetwas beschäftigte ihn, ließ ihn ununterbrochen an die Decke starren.

//Wieso verdammt habe ich mich dazu hinreißen lassen?...//

Zweifel ließen ein Schaudern durch seinen Körper fahren.

Er zitterte und ihm entfuhr ein leises Ächzen.

Doch niemand hörte ihn, niemand sah ihn. Und niemand half ihm.
 

~*~
 

Entnervt blieb er stehen und drehte sich um.

"Wie lange willst du mir noch nachdackeln?"

"Bis du stehen bleibst!"

"Ich stehe, jetzt hau ab! Ich habe die Nase gestrichen voll. Es NERVT!"

Doch der Größere dachte nicht im geringsten daran, dieser Bitte nachzukommen.

"Na und! Ich will aber mit dir reden!"

"Du hast mich genug zugelabert. Lass es! Du kannst meine Meinung sowieso nicht ändern!"

Mit diesen Worten ließ er seine Zimmertür mit einem lauten Knall vor der Nase des völlig paralysierten Bassisten ins Schloss fallen.

Dies ließ den Jüngeren aus seiner Starre erwachen.

"Kyo, ich will dich nicht ändern, ich will dir doch nur helfen!"

"Ich brauche keine Hilfe und ich habe nie welche gebraucht. Also müsstest du mich doch ändern, wenn du mir helfen willst!" tönte die Stimme des kleinen Sängers von der anderen Seite der Tür.

Toshiya musste nun endgültig einsehen, dass es keinen Sinn hatte, zu versuchen, seinen Kollegen umzustimmen. Der Kleine war einfach zu aufgebracht, genauso wie er selbst.

Mit der flachen Hand schlug der Blauhaarige auf das dunkle Holz, welches die beiden Gesprächspartner trennte und Kyo als Stütze diente.

"In Ordnung. Friss deine Probleme weiter in dich rein! Schneide dir weiterhin die Arme auf und sterbe früher oder später an deinem eigenen Verschulden, weil der Schnitt zu tief war, um nicht tödlich zu sein. Und einsam, weil du alle deine Freunde, alle die dir helfen wollten vergrault hast und deren Zuneigung nie wolltest und durch dein Verhalten getötet hast!" schrie Toshiya, ohne vorher genauer über seine Worte nachzudenken, dann fing er an zu rennen.

Den Flur entlang, egal wohin. Egal wer seine Tränen sah.

Er entschuldigte sich bei den Leuten die er anrempelte nur leise, flüchtig, wenn überhaupt.

Er musste nur weg. Weg von Kyo und seinem Leid, bei dem er sich nicht helfen ließ.
 

Eben jener stand noch immer allein in seinem Zimmer, mit dem Rücken an die Tür gelehnt, die Hände flach gegen das Holz gepresst.

Sein Blick war stur geradeaus auf den Boden gerichtet. Immer und immer wieder hallten die Worte des Anderen in seinem Kopf wieder, ließen ihn zittern.

//Ich habe ihm weh getan.//

Unfähig sich zu bewegen.

//Er war der letzte, der mir noch etwas bedeutet hat. Der einzige.//

Langsam hob er den Blick und fixierte den silbernen Gegenstand, der auf seinem Nachttisch unter der Packung Tabletten hervorblitzte.

//Es ist gut so. Jetzt werde ich mich sicherlich eher trauen, die Welt von mir zu erlösen.//

Er stieß sich von der Tür ab und zog sich mit der Rasierklinge und den Tabletten ins Bad zurück.

III

Tadaa! Und wieder ein neuer Chap ^^y...
 

Etto.... ...also...joa...Ich hätt da noch ne gaaaanz große Bitte an alle, die hier ma so vorbeischauen ne: aaaalso...unser Compi hatte ne Macke und alle Bilder sind weg ;_; ...und wenn denn vielleicht jemand irgend ne Site kennt oder tolle Bilder hat ...ich wär todglücklich, wenn mir wer nen Link oder so schicken würde, könnte ect. ne...~.~...oke ja....*hust*...das so nebenbei...î^^°°
 

Dann also mal viel Spass mit Chap 3....und ich freu mich natürlich auch wieder auf Commies ^.~
 

~Yoh~
 

~III~
 


 

Der Abend war noch jung und zwei verschiedene Menschen liefen nebeneinander her am Strand entlang.

Der Ozean war von der untergehenden Sonne rot gefärbt.

Es war selten, sie einmal so friedfertig zusammen zu sehen, doch es war nicht unmöglich.

Sie redeten, lachten, bis der Blick des Kleineren plötzlich ernst wurde.

Er sah zu einer Gestalt, die nur einige Meter von ihm auf einer Bank saß, die Beine angezogen und die Arme um diese herumgelegt, das Gesicht in den Knien vergraben und die Schultern ununterbrochen bebend.

//Weint er etwa?//

"Hey! Was hast du denn?" fragte der Größere, als er bemerkte, dass die Aufmerksamkeit für seine Person flöten ging, und riss den Anderen somit aus seinen Gedanken.

Dieser nickte nur stumm zu der Bank nur wenige Meter entfernt.

Vorsichtig ging Shinya vor seinem Freund in die Knie und legte sanft eine Hand auf dessen kalten Finger.

Erschrocken sah dieser auf, Blau wedelte durch die Luft und er beruhigte sich nur langsam, als er den zierlichen Drummer erkannte, in seine mitleidsvollen Augen sah.

Langsam erhob sich der Braunhaarige und setzte sich neben seinen Freund.

Auch weiterhin wärmte er die kalten Finger, beschützend, als wolle er sie nie wieder loslassen.

"Was ist denn passiert?" fragte er voller Sorge. Es war für ihn zwar nichts ungewöhnliches, den Älteren weinen zu sehen und trotzdem tat es jedes mal irgendwie weh, wenn er so völlig aufgelöst war.

Doch anstelle einer Erklärung fiel dieser dem Kleineren lauf aufschluchzend um den Hals, außer Stande, einen vernünftigen Satz über die Lippen zu bringen.

Währenddessen saß Die am anderen Ende der Bank.

Einige Zeit lang hatte er die Szene skeptisch mit angesehen, doch nun hatte er den Blick auf den Sonnenuntergang gerichtet.

Er war sich Shinyas warnendem - oder eher empörten - Blicken bewusst, als er sich eine Zigarette anzündete. Aber dies war ihm einfach zu viel.

Musste Toshiya denn so übertreiben? Musste er sich Shinya bei jeder Gelegenheit so an den Hals werfen? So schlimm konnte es doch auch diesmal nicht sein.

//Verdammt, ich verhalte mich wie ein eifersüchtiger Teenager! Shinya muss selbst entscheiden, wen er an sich heranlässt.

Aber es tut so weh, so verdammt weh! Wieso kann nicht ich in seinen Armen liegen?//

Ein abgrundtiefes Seufzen entfuhr seiner Kehle.

Einige Zeit war vergangen, bis das Schluchzen soweit nachgelassen hatte, dass Toshiyas vergebliche Sprechversuche verständlich wurden. Zeit, in der sie einfach nur dasaßen und Shinya dem Blauhaarigen immer wieder beruhigend über den Rücken gestrichen hatte.

"Es - Es ist wegen Kyo - wieso - wieso tut er das, - wieso kann - kann ich ihm denn - nicht helfen?" schniefte Toshiya an Shinyas Schulter.

"Wieso tut er was?" wollte Shinya wissen und schob Toshiya so weit von sich, dass er ihm ungehindert in die Augen sehen konnte.

Den fragenden, fast eifersüchtigen Blick von Die, welcher wieder das Gespräch verfolgte, versuchte er dabei zu verdrängen.

Betreten ließ Toshiya den Kopf sinken.

Er wollte nicht darüber sprechen. Nicht hier, nicht jetzt, nicht mit ihnen. Wieso hatte er auch unbedingt damit anfangen müssen?

Er war sich, im Gegensatz zu Shinya, Dies Blick im Nacken sehr wohl bewusst.

Außerdem erleichterte der Knoten in seinem Hals das Sprechen nicht unbedingt.

Zögernd schüttelte er den Kopf, wollte damit bedeuten, dass dies ein Thema war, über welches er mit niemandem reden wollte. Mit niemandem außer Kyo selbst.

Zweifelnd sah Shinya den verschüchterten Bassisten an, doch dann gab er nach und drückte ihn wieder an sich.

"Ist es sehr schlimm?"

Ein Nicken an seiner Schulter und erneute Nässe waren die Antwort.

"Wieso bist du dann nicht bei ihm?"

"Er - hat mich einfach- einfach weggeschickt. - Er hat - mir nicht einmal - zugehört. Und - und mir einfach - die Tür vor der - der Nase zuge - zugeknallt. Ich - Ich konnte doch gar - gar nichts machen!"

Das Schluchzen des Blauhaarigen schwoll nach diesen Worten erneut an.

//Wieso macht der sich überhaupt son Kopf um Kyo, dass er ununterbrochen an Shinya kleben muss!? Der Kleine hat halt Macken, aber daran sollte er sich doch mittlerweile gewöhnt haben. Aber das ist wieder typisch! Er macht sich wieder mords die Gedanken um nichts, heult sich die Augen aus dem Kopf nur um die Aufmerksamkeit aller anderen auf sich zu ziehen und am Ende war's ein Luftzug. Und trotzdem funktionierts immer wieder! Vor allem bei Shinya. Er hat einfach ein zu gutes Herz. Eins in das alle hineinpassen, nur ich nicht.//

Mit einem unterdrückten Seufzen und einem traurigen Ausdruck in den Augen erhob sich der Rothaarige.

"Ich geh schon mal in den Club, falls ihr mich suchen solltet."

Während diesen Worten ließ er seine Zigarette eines qualvollen Todes sterben.

Shinya sah zu ihm auf. Wieso wollte Die denn so plötzlich gehen?

Trotzdem nickte er stumm und sah der kleiner werdenden Silhouette Dies leicht verzweifelt nach.

Auch Toshiya hatte sich aufgesetzt und sah dem Gitarristen unter Tränen nach und versuchte die Zeit zu nutzen, um sich zu beruhigen.

Als Die im Haus verschwunden war, wandte er sich erneut zu Shinya um, der noch immer in dieselbe Richtung starrte.

"Wieso redest du nicht einfach mal mit ihm?" fragte er verhältnismäßig ruhig.

Er war bisher der einzige gewesen, mit dem Shinya über seine Zuneigung zu Die gesprochen hatte, welche, für ihn unerklärlicherweise, über Freundschaft hinaus ging.

Und trotzdem versuchte er dies immer wieder zu leugnen, obwohl es doch völlig zwecklos war.

Shinyas Blick hingegen wandte sich von dem Gebäude in der Ferne ab, wieder zum tränennassen Gesicht des Bassisten.

"Worüber sollte ich mit ihm reden?" fragte er und versuchte unwissend zu klingen.

Toshiya wischte sich mit dem Ärmel durchs Gesicht und schniefte erneut bevor er fortfuhr.

"Du weißt genau was ich meine!"

Doch Shinya schüttelte nur kurz den Kopf.

"Na über deine Gefühle zu ihm! Und jetzt tu nicht so, als wüsstest du nicht was ich meine! Du warst immerhin derjenige, der es mir erzählt hat!"

Seufzend senkte der Drummer den Blick und sah auf seine schlanken Finger, die an seinen Ringen herumspielten.

"Ich...kann das nicht." murmelte er und sah erneut auf.

"Ich könnte dich doch auch fragen, wann du es Kyo endlich sagst!"

"Jetzt lenk doch nicht ab! Bei Kyo ist das etwas anderes, der lässt niemanden an sich ran. Aber wieso solltest du es ihm nicht sagen können? Hey!"

Vorsichtig stupste er seinen kleineren Freund in die Seite.

"Ihr verbringt doch heut sicher noch den ganzen Abend zusammen. Trau dich doch endlich!" versuchte er ihn zu ermutigen.

"Es hätte keinen Sinn." erklärte dieser jedoch weiterhin.

"Wieso denn nicht?"

"Er würde mich nie lieben." Shinya seufzte kurz traurig.

"Und woher willst du das so genau wissen? Manche Dinge sind nun einmal unergründlich und wenn es dich erwischt, wieso sollte er dann verschont bleiben?"

"Genau da liegt ja der Hase begraben."

Verzweifelt sah Shinya seinen Gegenüber an, dessen Gesichtsausdruck sich mit einem ,Hä?' beschreiben ließ.

"Es hat ihn ja erwischt!"

Diese Formulierung ließ den Bassisten zögern.

"...Aber?" fragte er vorsichtig.

"Aber er liebt nicht mich, sondern jemand anderen, ganz einfach!" brachte Shinya gedrückt hervor, darauf bedacht, seine ausdruckslose Maske so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, obwohl die Risse schon tief waren.

"Aber was macht dich da so sicher?"

"Ich hab es gesehen." murmelte Shinya und richtete den Blick auf das Abendrot.

"Gesehen, wie sie sich angeschmachtet haben, Tag für Tag. Wie sie zusammen gelacht und irgendwelchen Unsinn gemacht haben. Sie kleben doch förmlich zusammen. Ich musste mit ansehen, wie sie sich in den Armen lagen und..." er stockte und biss sich auf die Unterlippe, als er versuchte, die Tränen, welche sich in seinen Augen sammelten, zu unterdrücken.

Er wollte nicht schon wieder weinen, wollte nicht wieder diese Art der Schwäche zeigen, auch wenn ihm gerade danach zumute war.

"...und wie sie sich geküsst haben." versuchte er fest weiterzureden.

Und trotzdem hörte man den traurigen Unterton genau heraus, dieses Beben in der Stimme.

Toshiya sah ihn ernst an.

"Und...wer war es?" er hatte zwar bereits eine Vermutung, jedoch sicher war er sich nicht, konnte sich dies einfach zu schwer vorstellen.

"Kaoru." kam die Antwort, ein Hauchen, welches mit der nächsten Brise verflogen war und keiner außer Toshiya je gehört hatte.

Dieser verspürte erneut einen Kloß im Hals.

Wieso musste man Shinya nur so etwas antun.

Tag für Tag nun verzehrte sich der Chibi nach Die und dann wurde er ihm einfach vor der Nase weggeschnappt, dabei war er doch zum Greifen nahe.

Er wusste nicht was er sagen sollte, fand nicht die richtigen tröstenden Worte.

Und so saßen sie einige Zeit einfach nur schweigend beieinander und sahen sich den weiteren Sonnenuntergang an.

Irgendwann ergriff jedoch Shinya erneut das Wort, wollte die drückende Stille beenden. Und so drehte er den Kopf und sah Toshiya an.

"Wollen wir nicht gehen und einfach mal nach ihm sehen?"

Verwirrt schüttelte Toshiya den Kopf.

"Nach wem sehen?"

"Na nach Kyo."

"Ich weiß nicht."

"Na komm schon!" Shinya stand auf und stellte sich vor seinen Freund.

"Ich - habe Angst."

"Angst wovor?"

"Dass ihm etwas passiert sein könnte." besorgt sah er seinen jüngeren Freund an.

"Ach Quatsch! Kyo ist vernünftig genug, der tut sich schon nichts an!"

"Meinst du?" Toshiya konnte die Zweifel einfach nicht unterdrücken. Immerhin hatte der Andere nicht gesehen, was er den heutigen Tag zu Gesicht bekommen hatte, aber waren ihm die Narben nicht vielleicht doch schon aufgefallen?

"Ganz sicher! Nu Komm!"

Auffordernd streckte Shinya dem Blauhaarigen die Hand entgegen, der sie ergriff, um sich aufhelfen zu lassen.

//Ich wünschte ich könnte auch so optimistisch sein.//

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück ins Hotel.
 

~*~
 

Die Farbe von wunder Haut. Aufgekratzt.

Blutige Flecken.

Kleine reinweiße Helfer, die brennend die Kehle hinabwandern.

Rot. Blut.

Bunte, tanzende Lichter.

Gelb verklärt die Sicht.

Rot. Immer mehr rot, noch nicht genug.

Schmerz.

Ein stummer Schrei - dann erlösende Stille, Schwarz.
 

~*~
 

Allein trat er in den Club.

Es war stickig und dunkel.

Die meisten Tische waren besetzt, aber er wollte sich sowieso an keinem niederlassen.

Der große Mann drängte sich durch die Massen zur Bar und ließ sich dort auf einem der dunklen lederüberzogenen Barhocker nieder.

Er hatte sich schon längst eine zweite Zigarette angezündet.

Schon kurze Zeit später hatte der Kellner ihm sein Bier zugeschoben und er drehte das Glas zwischen den Händen. Von seiner Umwelt nahm er nicht viel wahr, dazu war er zu tief in seinen Gedanken versunken.

Immer und immer wieder rief er sich das Bild vor Augen, welches sich ihm bot, als er die anderen zurückließ.

Weiterhin starrte er auf das Glas, als wäre es ein Spiegel seiner Erinnerungen.

Er schloss die Augen, doch auch das wollte nicht helfen.

Wieso nur hatte Shinya ihn so ansehen müssen? Als wenn er gewollt hätte, dass er noch geblieben wär?

//Das hätte er nie gewollt. Wieso sollte er auch? Er hat doch Toshiya, wieso sollte er dann jemanden wie mich brauchen? Keiner braucht mich!

Aber ich will von ihm gebraucht werden. Ich will ihn einfach in den Arm nehmen und trösten können, wenn er traurig ist, ihm Mut zusprechen, wenn er Angst hat und ihm einfach zuhören, wenn irgendetwas ist. Ich würde vor ihm im Dreck kriechen, doch was würde mir das bringen?//

Mit einem Zug lehrte er das Glas und bestellte sich ein neues.
 

~*~
 

"Sollen wir das wirklich machen?"

"Ich wüsste nicht, wieso wir es lassen sollten."

Er schob seinen zweifelnden Freund weiter durch den einfach nicht enden wollenden Gang.

"Er wird mir den Kopf abreißen, wenn ich schon wieder da auftauche!"

"Wieso sollte er?"

"Weil ich ihn heute, glaube ich, schon genug genervt habe."

"Ach Unsinn! Nu klopf schon!" forderte er den Anderen auf, welcher unschlüssig vor der Tür stand und zögernd die Hand hob.

Er klopfte zaghaft.

Keine Reaktion.

Ein erneutes Klopfen. Diesmal war es der Kleinere, der das kräftigere Geräusch zustande brachte.

Die Zeit verstrich, doch wieder regte sich nichts.

"Vielleicht ist er gar nicht mehr hier. Weißt du zufällig, wo er sein könnte?" fragte der Braunhaarige misstrauisch und hob die linke Augenbraue.

"Ich bin mir ganz sicher, dass er hier ist. Entweder er macht nicht auf, weil er nicht will oder aber..."

Er schluckte und starrte weiter wie gebannt auf die Tür, als würde diese sich dadurch öffnen und ein kleines blondes Wesen, würde ihm schlecht gelaunt gegenüberstehen.

Wieso nur spürte er seit einiger Zeit ein solches undefinierbares Stechen in seiner Brust?

"Oder aber er kann es nicht mehr."

"Ach Quatsch! Er ist sicherlich einfach nur irgendwohin gegangen. Lass uns nach ihm suchen." erwiderte der Andere ruhig und versuchte seinen älteren Freund zu beruhigen.

Er wollte gerade gehen, als Toshiya ihn am Handgelenk festhielt.

"Iie. Ich weiß er ist da drin und es ist irgendetwas passiert!" sagte er ängstlich.

Shinya blieb stehen und sah den Bassisten ernst an.

"Dann werden wir wohl oder übel reingehen müssen, um dir zu beweisen, dass alles in bester Ordnung ist."

Entschlossen ging er zur Tür. Er wusste nicht, was Toshiya so sicher machte, dass etwas geschehen sein sollte, aber er wusste, er musste ihn vom Gegenteil überzeugen, also drückte er die Klinke herunter.

Kurzzeitig schlich sich ein verwunderter Ausdruck auf seine Züge, als er bemerkte, dass das Zimmer nicht abgeschlossen war.

Der Drummer schob die Tür weiter auf und sah sich in dem Zimmer um, konnte nichts ungewöhnliches entdecken.

Nur Chaos.

//Typisch Kyo. Wie schaffen die das nur alle, eine solche Unordnung in so kurzer Zeit herzustellen? Es sieht ja beinahe so aus, als hätte ein Orkan gewütet.//

Er wollte gerade beruhigt die Tür hinter sich schließen, als er die halb geöffnete Badtür bemerkte.

Wieso war das Licht an? Hatte Toshiya am Ende doch Recht behalten und Kyo hatte sich etwas angetan?

Nervös drehte Shinya sich um, versicherte sich, dass der Bassist noch immer hinter ihm stand, dann ging er zögernd zum Bad.

Nur das leise Quietschen der Tür war zu hören, als der Drummer diese weiter öffnete und seine Augen sich vor Schock weiteten.

Leblos lag der kleine Sänger am Boden, inmitten einer roten Blutlache. Arme und Oberkörper überseht von mehreren tiefen Schnitten, gefüllt mit der blutroten Flüssigkeit, davon ausgehend die Flüsse, die die Lache speisten. Im ganzen Bad verstreut lagen Tabletten, bildeten weiß und unschuldig die Inseln in diesem grausamen Ozean.

Verzweifelt suchte Shinya mit zitternden Fingern in seinen Taschen nach seinem Handy, wurde beim 2. Versuch fündig und rief sofort im nächsten Krankenhaus an.

Toshiya hatte den Wandel bei seinem jüngeren Freund bemerkt und war zu ihm getreten. Über seine Schulter hinweg sah er in das Bad.

Zum wiederholten Male innerhalb so kurzer Zeit füllten seine Augen sich mit Tränen, als er seinen kleineren Freund zur Seite stieß und zu dem Sänger eilte.

"Kyo, bitte, wach auf! Das kannst du doch nicht machen!" rief er verzweifelt, während er sich neben ihm auf seine Knie fallen ließ und an dem ausgelaugten Körper rüttelte.

"Bitte, lass mich nicht allein!"

Hilflos presste er sein Gesicht an die Schulter des Kleinsten und vergrub die Finger in dessen Sachen.

Shinya hockte sich zu ihm und strich beruhigend über die bebenden Schultern des Bassisten.

"Der Arzt kommt gleich. Die werden ihn im Krankenhaus schon wieder hinkriegen, glaub mir." sprach er seine Hoffnungen aus.

Auch wenn er selbst nicht so recht an seine Worte glauben konnte, da Kyo schon so viel Blut verloren zu haben schien, doch er wollte seinem älteren Freund nicht den letzten Mut nehmen.
 

Wenige Minuten später traf bereits der Arzt ein, versorgte Kyo vor Ort, bevor die Sanitäter ihn zum Krankenwagen brachten.

Traurig sah Toshiya ihnen nach, während er von Shinya schützend gehalten wurde.

"Kann...ich mitkommen?" fragte das wesentlich kleiner wirkende Häufchen Elend in den Armen des Drummers zögernd.

Der Arzt nickte nur stumm und bedeutete dem Bassisten, ihm zu folgen.

Shinya gab ihm einen leichten ermunternden Schlag und lächelte ermutigend.

"Kyo ist stark, der kommt schon wieder auf die Beine. ...Ich sage den anderen bescheid." Sagte er noch ruhig und folgte dem Größeren mit dem Blick, bis dieser um die nächste Ecke verschwunden war.

Er seufzte tief, drehte sich dann um und machte sich auf den Weg zum Club.
 

~*~
 

Im Krankenhaus angekommen herrschte Chaos pur.

Hektisch wurde Kyo in den nächsten freien OP-Saal geschoben, damit dort seine Wunden genäht werden konnten.

Und dort war er ziemlich lange. Nervös ging Toshiya vor dem Zimmer auf und ab.

Immer wieder wandte er den Blick zu dem Lämpchen über der Tür. Es leuchtete noch immer.

Ein Blick auf die Uhr über einer Glastür sagte ihm, dass es schon knapp ¼ Stunde her war, seit sie das Hotel verlassen hatten.

Angespannt fuhr er sich mit der rechten Hand durch das Haar, verfluchte sich dafür, dass er sowohl Geld als auch Zigaretten im Hotel hatte liegen lassen, während er sich mit einem Seufzen auf einen der blauen Plastikstühle fallen ließ.

Sein Blick schweifte durch den langen Gang, der von mehreren weiten Glastüren in mehrere Abschnitte unterteilt war.

Alles weiß und steril. Kein Sonnenlicht drang mehr durch die großen Fenster, sondern künstliches weißes Licht erhellte stechend den endlosen Flur, in dem einem der krankenhaus-typische Geruch in die Nase stieg.

Kein Wunder dass weit und breit kein weiterer Mensch zu sehen war.

Blitzartig fuhr er herum, als sich die Tür öffnete und ein verzweifelt wirkender Arzt auf ihn zutrat.

Der Bassist sprang auf und sah ihn erwartungsvoll an, während sich vor Angst alles in ihm zusammenzog.

Der Arzt sah ihn an, sein Blick wirkte beinahe flehend und ließ den Kloß im Hals des jungen Mannes um ein vielfaches anwachsen.

Er schien zu überlegen, was er sagen sollte, fragen wollte, erst als er sicher war, keinen anderen Ausweg zu wissen, öffnete er den Mund.

"Welche Blutgruppe haben sie?"
 

~*~
 

Noch immer saß er an ein und demselben Platz, hatte ihn die gesamte Zeit über nicht verlassen. Nicht zum tanzen, nicht zum flirten oder anderweitig.

Und noch immer war er von seinen Gedanken geplagt, konnte sie nicht abschütteln.

Der einzige Unterschied bestand darin, dass er schon einiges mehr getrunken hatte. Auch der Aschenbecher vor ihm beherbergte mehrere Zigarettenleichen mehr als bei seiner Ankunft.

Die war in der Zwischenzeit bereits zu Barcadi-cola übergegangen, als sich ein Zweiter neben ihm niederließ.

Sein Blick schweifte über den ihm bekannten Körper.

"Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr."

"Und ich dachte ich würde dich nie finden. Musstest du dich hier so verschanzen? Und wie viel hast du schon getrunken?"

Shinya wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum, in der Hoffnung, den Geruch von Alkohol und Zigaretten so verscheuchen zu können. Vergebens.

//Noch nicht genug, um zu vergessen, was vergessen werden muss. Wenigstens für eine Nacht.//

Der Angesprochenen zuckte unbeteiligt mit den Schultern.

"Vielleicht 3- 4 Bier, 1 Pinacolada und öhm...1- 2 Barcadi-cola."

Seufzend schüttelte Shinya den Kopf.

"Wenn du so weitertrinkst, bist du der nächste der aus den Latschen kippt und zum nächsten Arzt befördert werden muss!"

"Keine Angst Kleiner, ich pass schon auf mich auf und hier ist auch noch Platz für einiges." versicherte er breit grinsend und strich sich bei den Worten über seinen Bauch.

//Wieso nur musst du dich so betrinken? Dazu hast du doch eigentlich keinen Grund?! Den hätte doch eher ich, oder nicht?//

"Sag mal, was meinst du eigentlich mit ,der Nächste'?"

Shinya sah vom Tresen auf, auf dem seit Kurzem sein Blick geheftet hatte.

"Kyo liegt im Krankenhaus. Er hat...versucht sich umzubringen." murmelte er und senkte erneut den Blick.

Dies Augen weiteten sich.

"Oh Scheiße! Dieser Riesenbaka! Was sollte das?"

Der Dummer wusste keine Antwort auf diese Frage, schüttelte nur stumm den Kopf.

Die gab seiner Leber mit dem letzten Schluck Barcadi-cola noch etwas Arbeit, bevor er fortfuhr.

"Sag mal, willst du nichts trinken?" versuchte er das Thema zu wechseln, doch der Kleinere schüttelte erneut den Kopf, hob dann den Blick, um den Rothaarigen ins Visier zu nehmen.

"Irgendwer muss dich doch nachher noch irgendwie ins Bett bringen."

"Oh, und dazu musst du natürlich völlig nüchtern sein."

Er rutschte mit einem Grinsen näher zu dem zierlichen Drummer.

"Oder hast du einfach nur Angst, etwas falsches zu tun oder dass ich etwas mit dir anstelle, was du eigentlich nicht wollen würdest?" hauchte er ihm zärtlich ins Ohr.

//Verdammt, was mache ich hier? Ich verrate mich noch selber!//

Shinyas Augen weiteten sich und er starrte regungslos auf die Spiegelwand, vor der ein Regal mit Flaschen und Gläsern für die Barkeeper angebracht war.

Nur durch das Halbdunkel und nur gelegentlich hell zuckenden Lichter konnte keiner erkennen, wie sich die Wangen des Kleineren auf einen Schlag rot verfärbten. Keiner bemerkte auf Grund der lauten Musik, wie sein Herz diese zu übertönen versuchte.

Was sollte das?

Doch so plötzlich wie der unerklärliche Mut - oder eher Wahnsinn - über Die gekommen war, war er auch wieder verschwunden und er lehnte sich mit einem entschuldigenden Blick zurück.

"Gomen, muss wohl am Alkohol liegen." versuchte er sich herauszureden, bevor er sich ein neues Glas bestellte.

Der Chibi sah den Anderen groß an, schüttelte dann den Kopf um die wirren Gedankenfetzen aus seinem Kopf zu vertreiben. Er versuchte sich zusammenzureißen.

"Hai hai. Ist schon klar." erwiderte er und sah erneut auf das Stück Holz vor sich.

Die ließ seinen Blick Zentimeter für Zentimeter über den zerbrechlichen Körper schweifen, sog jedes Detail in sich auf, drehte dabei nervös das neue Glas in seinen Händen.

//Wieso nur muss er so schön sein, so süß? Wieso ein Mann und so unerreichbar?//

"Ich muss mal wohin."

Mit diesen Worten ließ er das Glas stehen, rutschte vom Stuhl und verschwand leicht schwankend in der sich dicht aneinanderpressenden und rhytmisch bewegenden Masse aus Körpern.
 

Als er zu seinem Platz zurückkehrte, war Shinya verschwunden.

Suchend sah er sich um. War der Kleinere etwa schon gegangen? Ohne ihm bescheid zu sagen? Das passte gar nicht zu ihm. Oder war er ihm zu aufdringlich gewesen?

"Wenn du die Puppe suchst, die ist gerade erst von so'nem Typen nach da hinten gezogen worden." erklärte der Barkeeper, während er weiter die Gläser abtrocknete und mit einem Nicken in besagte Richtung deutete.

Die sah ihn an.

Puppe?

Und war er etwa freiwillig mitgegangen?

Zweifelnd sah er in die Richtung, in welche der junge Mann gedeutet hatte und beschloss, dass dem nicht so war.

Er nahm einen großen Schluck und drängte sich durch die Masse aus tanzenden Körpern, versuchte die Gedanken, welche unheilvoll auf ihn einströmen, zu verbannen.

Wie sollte er Shinya zwischen all den Menschen finden? Wollte er überhaupt, dass Die ihn fand? Was, wenn die beiden schon ganz woanders waren?

Doch er gab die Hoffnung nicht auf und konnte nach einiger Zeit etwas entdecken, was ihn stocken ließ.
 

Ein weiteres Mal zog der Unbekannte ihn näher an sich und ließ die Hand auf seinem Rücken ein Stück tiefer rutschen.

//Wieso nur muss die Musik so langsam sein? Und wieso lässt der mich nicht einfach in Ruhe? Wenn der nur nicht so ein Muskelberg wäre.//

Shinya ließ seinen Blick über die weiteren Tanzenden schweifen und versuchte, wieder etwas Abstand zwischen sich und den Anderen zu bringen.

Dieser sah nun zu ihm hinab.

"Nicht so schüchtern Kleine!" Eine Bierfahne kroch zwischen den schiefen gelben Zähnen hindurch und drang durch die stickige Luft zu dem Drummer durch, ließ ihn würgen.

Sein Ekel wurde verstärkt, als der schlecht rasierte Riese einen erneuten Versuch startete, Shinya an sich zu pressen und den schweißüberströmten Körper an dem des zierlichen Drummers zu reiben.

Doch plötzlich schlang sich ein weiteres Paar Arme um Shinyas Hüfte und ließ ihn erschrocken zusammenzucken, dann wurde er von dem stinkenden Körper so plötzlich weggezogen, dass ihm ein überraschtes "Huch" entfuhr, welches in der langsamen aber trotzdem lauten Musik unterging.

"Aber eigentlich ist ,die Kleine' mit mir hier!" hörte er eine ihm bekannte Stimme und wurde dann durch die Massen, fort von dem Fremden, geführt.

Erleichterung machte sich in ihm breit, mischte sich dann mit Verwunderung.

Hatte Die wirklich nach ihm gesucht?

Er blieb stehen und drehte sich zu seinem Retter um, welcher ernst auf ihn hinabsah.

Shinya legte den Kopf schief, denn er wusste nicht, weshalb Die so verbittert aussah, wusste nicht, dass er vor Eifersucht beinahe geplatzt war und einen Moment ernsthaft gezweifelt hatte, ob Shinya seine Hilfe überhaupt wollte.

Doch er entschloss sich, nicht zu fragen.

"Ähm...willst du tanzen?" fragte er nach einiger Zeit des Schweigens endlich.

Der seltene ernste Ausdruck auf dem Gesicht des Gitarristen wich einem Lächeln.

Er nickte und legte zögernd die Arme um die schmalen Schultern des Anderen.

Dieser lehnte sich an ihn und schloss die Augen, genoss die Wärme.

Die beobachtete den Drummer in seinen Armen und erst jetzt fiel ihm auf, wie abstoßend er auf den Muskelprotz reagiert hatte.

Wieso also war er so blind gewesen, dass die Eifersucht so schnell und einfach seinen Körper zum beben und sein Herz zum rasen hatte bringen können?

Weiterhin sah er auf ihn hinab, beobachtete, wie vereinzelte Strähnen vor die geschlossenen Augen des Drummers fielen, wie dieser den Kopf zutraulich gegen seine Schulter gelehnt hatte.

Innerlich verfluchte er sein Herz, dass es erneut anfing zu rasen, doch diesmal nicht vor Eifersucht.

Er kaute an der Innenseite seiner Unterlippe.

Wenn er doch nur genug Mut aufbringen könnte. Nur dieses eine Mal.

Er könnte am Ende noch immer alles auf den Alkohol schieben.

Mit diesem Gedanken versuchte er die Angst etwas falsch zu machen, zu weit zu gehen, zu verdrängen und beugte sich stockend zu dem schmächtigen Körper in seinen Armen hinunter.

Shinya war noch immer in dankbaren Gedanken versunken.

//Ein Glück, dass Die mich da rausgeholt hat. Allein hätte ich das sicher nicht geschafft und wer weiß, wo ich dann heute noch gelandet wäre.//

Er hob den Blick und sah in die leuchtenden Augen Dies, hatte für einen Moment vergessen, was er tun wollte, da diese Augen ihn hypnotisierten.

Doch schon wenig später hatte er sich wieder gefangen.

"Ariga..."

Weiter kam er nicht, da Die ihm vorsichtig Zeige- und Mittelfinger auf die Lippen legte.

"Du brauchst dich nicht zu bedanken." Hauchte er und legte zärtlich seine Lippen auf die des Anderen.

Shinya durchfuhr in diesem Moment ein Schock.

Was tat Die da?

Dies war genau das, wonach er sich schon seit längerem sehnte. Doch als er die Augen schloss, gen Moment genoss und den Kuss zaghaft erwiderte, strömten Bilder ungehindert auf ihn ein, die er seit einigen Stunden zu vergessen suchte.

Blitzartig löste er sich von dem Größeren und ihm kam plötzlich alles so falsch vor.

Die hatte doch immerhin Kaoru!

Er schob den Gitarristen von sich und verschwand in der Masse aus zuckenden Körpern, ließ den Anderen verwirrt zurück.
 

Die hatte den Kleineren bereits aus den Augen verloren, als seine Beine ihm endlich wieder gehorchten. Doch er wusste, der Dummer war in Richtung des Ausgangs geeilt.

Hastig folgte er dem Braunhaarigen, versuchte ihn einzuholen.

Irrte er sich oder hatte Shinya den Kuss wirklich erwidert? Und erwiderte er dann vielleicht auch seine Gefühle? Aber wieso hatte er ihn dann so plötzlich von sich gestoßen?

Er trat hinaus in das fahle Licht des Mondes, welches sich matt im Wasser des großen Ozeans widerspiegelte.

Nur wenige Meter vor sich sah er den Anderen, der festen Schrittes auf dem Weg zum Hotel war.

Mit wenigen Schritten hatte er ihn eingeholt.

"Shin."

Der Angesprochene blieb stehen und drehte sich zu ihm um und bedachte ihn mit einem kalten Ausdruck in den Augen.

Doch diesmal sah Die in ihnen nicht nur die Kälte, sondern auch die Verletztheit, welche dahinter stand.

"Was ist?" fragte der Jüngste und versuchte seine Stimme so ausdruckslos wie möglich klingen zu lassen.

Kurze Zeit sah der Rothaarige ihn nur mitleidig und entschuldigend an, doch dann schloss er die Arme um den zitternden Körper und hauchte vorsichtige Küsse auf den Schopf des Kleineren.

Doch dieser schob ihn nur erneut von sich und seine Augen glänzten im Mondlicht verräterisch, ähnlich wie der Ozean, an dem sie standen.

"Die, was soll das? Was willst du von mir?" fragte er erstickt.

Mit seiner Selbstbeherrschung war es am Ende. Er konnte einfach nicht mehr.

Die kam erneut auf ihn zu, nahm seine Hände.

"Verstehst du es denn nicht?" fragte er ruhig und sah in die tiefbraunen verzweifelten Augen seines Gegenüber.

"Ich liebe dich Shinya." flüsterte er und wollte seine Lippen erneut auf die des anderen legen. Doch dieser wand den Kopf ab, verbarg die Tränen, welche er schon ein zweites mal an diesem Tag nicht zurückhalten konnte, und riss sich los.

"Du lügst!" presste er erstickt hervor.

"Die, wir wissen doch beide, dass du mich nicht liebst. Das kannst du doch gar nicht! Du willst doch nur deinen Spaß und suchst den bei mir, weil dein Koi gerade nicht kann."

"Iie, das würde ich dir nicht antun können. Ich will dir nicht weh tun und ich will dich nicht mehr weinen sehen."

Er schloss erneut die Arme um die schmale Hüfte des Anderen, spürte wie er zitterte und versuchte, den Tränenfluss zu stoppen.

"Dann lass mich doch einfach endlich in Ruhe!"

Shinya stieß ihn erneut von sich und drehte sich erneut zu ihm.

"Du bist doch völlig zu! Schlaf erst mal deinen Rausch aus, damit du wieder klar denken kannst!" waren seine letzten Worte, bevor er mit einem letzten eisigen Blick zum Hotel zurückeilte.

//Dir werde ich nicht helfen Kaoru zu hintergehen, egal wie weh es mir selbst tut, aber so etwas hat er nicht verdient. Wenigstens einer von uns beiden soll glücklich sein.//
 

Traurig sah Die ihm nach und genauso wie Shinya, schrumpften auch seine Hoffnungen in sich zusammen.

//Da hast du es. Er liebt dich nicht und er wird es auch nie tun. Hast du es bemerkt, wie abstoßend er dich findet Andô-san?//
 

Die Minuten verstrichen.

Minuten, die ihm vorkamen, als wären es Stunden gewesen.

Minuten, die er allein verbrachte. Allein nur mit sich und seinen Gedanken saß er am Strand und sah zu, wie die Wellen immer wieder auf den hellen Sand aufliefen, ab und zu Muscheln, Krebse oder einfach nur neuen Sand anspülten und bei der nächsten Gelegenheit wieder mit sich ins weite Meer trugen.

Doch seine Gedanken schwirrten um Shinyas Worte.

//So denkt er also von dir.//

Doch ein besonderer Teil war es, der ihm immer und immer wieder durch den Kopf hallte und seinen Gedankenfluss in sinnlose Wortfetzen zerriss.

Sein Koi?!

Wen meinte der Drummer damit? Er hatte doch gar keinen.

Er meinte doch nicht etwa?

//,Dein Schatz ist wach.'//

Iie, das konnte nicht sein.

Die konnte sich einfach nicht erklären, wie der Jüngere darauf kommen könnte, er und Kaoru wären ein Paar, konnte sich nicht vorstellen, dass der Chibi sie gesehen hatte. Immerhin waren die Gänge um diese Zeit doch menschenleer gewesen, keine Seele weit und breit. Außerdem hatte das doch überhaupt nichts zu bedeuten.

Er musste es wissen, wollte dies so schnell wie möglich geklärt haben.

Andererseits...

//Du hast doch bemerkt, wie er reagiert hat. Er denkt du würdest dich nur mit ihm vergnügen wollen und ihn dann fallen lassen. Er hasst dich, er verachtet dich, hält dich für einen Lüstling und Säufer!//

Er sah hinauf zum Mond, betrachtete die Fratze, die wie jede Nacht über die Dummheit der Menschen lachte, wie sie sich gegenseitig niedermachten, und triumphierend auf sie hinableuchtete.

Dabei war er nicht anders wie sie, schmückte sich genauso mit fremden Federn, indem er das Lichte reflektierte, Sonnenlicht als sein eigenes Strahlen ausgab.

//Es wird besser sein, wenn er nicht weiß wie es in mir aussieht. So kann er nicht über mich lachen und mich missachten. Das würde mich kaputt machen, ich würde eingehen wie eine Pflanze ohne Wasser.

Nein, es wird alles so weitergehen wie bisher, ich werde weiter kümmerlich dahinvegetieren und mir nichts anmerken lassen. Auch wenn der Schmerz am Ende doch so sehr um sich schlägt, dass mein Körper zu klein dafür ist und er einfach aus mir herausplatzt, aber bis dahin wird mein Geheimnis auch mein Geheimnis bleiben.

Wieso nur musste ich mich gerade in ihn verlieben? Wieso überhaupt einen Mann? Wieso jemand aus der Band, jemand, den ich Tag für Tag sehe und der dadurch unbewusst den Dolch immer tiefer in mein Herz rammt? Wieso gerade Shinya, bei dem man nie genau weiß, was er denkt?

Dennoch, er hat den Kuss erwidert?! Oder war das nur eine Illusion, entsprungen aus meinem Wunschdenken?

Und trotzdem hat er so reagiert und mich von sich gestoßen.//

Er erhob sich und machte sich auf den Rückweg zum Hotel, beschloss, sein Verhalten auf den Alkohol zu schieben und so zu tun, als wäre dies alles nie passiert.
 

Als er gerade sein Zimmer aufschließen wollte, fiel ihm ein, dass er doch diese Nacht bei seinem Nachbarn verbringen wollte.

Sein Blick wanderte zur Nebentür.

//Auch das noch.//

Die ging hinüber und klopfte nach kurzem Überlegen.

Er hatte nicht lange zu warten, bis sich ein Schlüssel im Schloss drehte und die Tür sich öffnete.

Er versuchte zu lächeln, trotz des Anblickes des zierlichen Drummers, der sich anscheinend erst eben die feuchten Spuren von den Wangen gewischt hatte, denn seine Augen waren gerötet.

Doch plötzlich wurde ihm die Sicht auf das so traurig wirkende Gesicht von etwas Weichem versperrt.

"Such dir einen anderen Platz zum Schlafen, ich habe keine Lust die Nacht über von dir begrapscht zu werden!" hörte er den Chibi zischen, bevor die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss flog und der Schlüssel sich erneut drehte.

"Demo...Shin-chan!"

Fassungslos starrte der Gitarrist auf die geschlossene Tür, hielt sein Kissen in den Händen und wusste nicht, was er tun sollte.

Kaoru war krank und lag in seinem Bett und Kyo war im Krankenhaus, hatte Shinya ihm gesagt.

Da blieb ihm nur noch Toshiya, doch auch dort wurde er nicht eingelassen.

Verzweiflung machte sich in ihm breit.

Es war spät und er war müde, wusste aber nicht wohin, denn irgendetwas sagte ihm, dass Shinya ihn mit Sicherheit nicht hereinlassen würde, ließ ihn daran zweifeln, dass der Drummer ihn überhaupt noch einmal ansehen würde.

Traurig und sehnsüchtig sah er auf die Tür des Chibis.

//Toll gemacht Andô-san, das macht dir so schnell keiner nach!//

IV

~ IV ~
 

Ihn umhüllte Schwärze, doch plötzlich war es da. Dieses gleißende Licht war einfach überall, bis es sich auf einen Punkt konzentrierte.

Kam es von dort? Sollte er dorthin?

Dies ergab sich von selbst. Er näherte sich diesem Licht. Ungewollt und ohne sich zu bewegen und aus der Dunkelheit griffen unzählige kalte, weiße Hände nach ihm, umgeben von gequälten ruhelosem Stöhnen und Schreien.

Forschend streckte er die Hand aus.

Wärme durchflutete seinen Körper von den Fingerspitzen an.

War er endlich an sein Ziel gekommen?

Der leuchtende Punkt schwoll weiter an, ließ das Licht heller und stechender wirken und seine Augen brennen.

Er begann nervös zu blinzeln.

Plötzlich fand er sich in einer völlig anderen Umgebung wieder und erneute Kälte und Schmerz verdrängten die Wärme.

Vorsichtig betrachtete er den Raum.

Weiß - alles war weiß - und wärmendes Sonnenlicht durchflutete den Raum.

Und doch durchbrach nichts diese verschlingende Sterile.

//Da könnte man ja verrückt werden.//

Dann fiel sein Blick auf etwas, welches dieses doch tat.

Zögernd strich er durch das Haar. Es fiel wie Seide durch seine Finger hindurch.

Es war ihm nie aufgefallen, wie weich die Haare des Anderen waren.

//Hat er etwa die ganze Zeit darauf gewartet, dass ich doch wieder aufwache?//

Sein Blick richtete sich auf ein Pflaster in der Armbeuge des Schlafenden, ließ ihn die Stirn runzeln.

"Er hat ihnen das Leben gerettet, sie sollten ihm dankbar sein."

Sein Blick flog auf. Er hatte gar nicht bemerkt, dass der Fremde eingetreten war.

Verstohlen musterte er den Arzt.

Wieso war er überhaupt hier? Eigentlich wollte er doch ganz wo anders sein.

//Es hat wieder nicht funktioniert. Wieso mussten sie mich auch finden?! Ich war doch so nah dran!//

Wider Willen nickte er.

Der Arzt jedoch seufzte betreten.

"Ich kann mir nicht erklären, wie es dazu kommen konnte, dass wir nicht eine weitere Blutkonserve ihrer Blutgruppe im Haus hatten. Wir haben bis jetzt noch immer nicht den Verantwortlichen gefunden. So mussten erst Neue besorgt werden und bis dahin hat er uns etwas ausgeholfen. Wer weiß, vielleicht wären sie sogar schon tot gewesen, bis die neuen Konserven eingetroffen wären." erklärte er, während er die Daten an den Geräten durchsah und kurz den Verband überprüfte.

//Ich wäre froh, wenn es so gewesen wäre!//

Der Doktor senkte den Blick, sodass er ihn über die Brillengläser hinweg ansehen konnte.

"Sie haben verdammt viel Glück, einen solchen Freund zu haben. Und wenn sich ihr Glück noch steigert, kann er sie heute Abend auch schon wieder mitnehmen."

Mit diesen Worten wand er sich um und verließ das Zimmer, wobei sein weißer Kittel ihm bei jedem Schritt hinterher wehte.

Der Blick des Zurückgebliebenen heftete jedoch bereits wieder an der Person, mit welcher er erneut allein den Raum teilte.

Gedankenverloren strich er einige wenige Strähnen aus dem entspannten Gesicht.

//Wieso hast du das getan? Wieso nur musst du so lieb sein?//
 

~*~
 

Langsam strich er über die Wange des Anderen, immer und immer wieder, konnte einfach nicht den Blick von ihm abwenden, obwohl er genau wusste, wie falsch das alles war.

Trotzdem konnte er es nicht verhindern. Genauso wie, dass sich ein und dieselben Worte in seinem Kopf ununterbrochen wiederholten.

,Ich liebe dich.'

//Oh Kami-sama, wie habe ich das nur ausgehalten? Wie konnte ich ihn einfach abweisen? Ich weiß es immer noch nicht. Aber es tut immer noch weh.

Du hast Leader-san, du liebst doch ihn, du solltest so etwas nicht zu anderen sagen. Ich musste doch verhindern, dass es für uns beide zum Verhängnis wird, oder?

Egal, was ich getan hätte, ob ich dir geglaubt oder es nicht getan hätte, so habe ich doch immer die Gewissheit, dass du diese Worte nie wieder zu mir sagen würdest.

So gibt es wenigstens nichts, was du bereuen müsstest.//

Er schluckte den Kloß, welcher sich in seinem Hals gebildet hatte, hinunter und ließ den Blick über die feinen Züge des Schlafenden schweifen, während seine Hand noch immer dessen Wange liebkoste.

Die Nacht über hatte er nicht schlafen können. Also riskierte er irgendwann einen Blick auf den Flur, wollte unbedingt wissen, was der Ältere tat.

Beinahe wäre er beim hinausgehen gestolpert, da der Größere sich vor seiner Tür zum Schlafen zusammengerollt hatte.

Wie er dies dort allerdings tun konnte war für den Drummer ein Rätsel und letzten Endes ließ er ihn, von Mitleid ergriffen, doch bei sich übernachten.

Glücklicherweise war die Nacht ruhig verlaufen. Doch nun stimmte ihn der Anblick des Gitarristen traurig, hatten sich doch seine Worte in seinem Kopf festgesetzt und beschlossen, auf Dauerschleife zu laufen und das obwohl er wusste, dass sie überhaupt nichts bedeuteten.

Plötzlich gab Die ein Knurren von sich und kniff die Augen zusammen.

Blitzschnell hatte der Chibi seine Hand zurückgezogen und sich aufgesetzt, den Blick jedoch weiterhin auf den Rotschopf gerichtet, welcher nun vorsichtig blinzelte.

//Hell...//

Als er jedoch seinen Gegenüber entdeckte, versuchte er langsam zu lächeln, bereute es im nächsten Moment jedoch gleich wieder.

//Aua...Memo an mich: Heute nicht lächeln, grinsen etc.//

"'hayou." knurrte er leise.

"ohayou mo. Wie geht es dir?" fragte der Angesprochene ruhig.

"Kopfschmerzen." war die Antwort und der Redhead presste das Gesicht in ein Kissen.

//Kami-sama, so viel war das doch gar nicht! Kuso, das reicht nichtmal um zu vergessen, was ich für Schwachsinn von mir gegeben hab.//

"Kann ich mir vorstellen, bei dem, was du da alles in dich reingeschüttet hast."

"War doch gar nicht viel."

"Aber mehr als genug." gab der Drummer spöttisch zurück.

"Woher willst du das denn wissen?"

"Zum einen wären da die Kopfschmerzen und zum anderen das, was du gestern Abend angestellt hast. Ich bezweifle ernsthaft, dass du mir auch nur etwas davon erzählen kannst."

Die hob den Kopf und tat als würde er angestrengt nachdenken.

"Nö."

Shinyas Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

//Ich wusste es doch! Ich habe es von Anfang an gewusst!//

"Na siehst du! Das ist mir Beweis genug."

Verzweifelt versuchte er, die Verletztheit aus seiner Stimme zu verbannen, schaffte es jedoch nicht ganz, sodass sie leicht zitterte.

Die jedoch bemerkte es nicht und sah Shinya ernst an.

"Na wenn du das sagst, wird es wohl stimmen." grinste Die dann vorsichtig und patschte dem Drummer leicht auf den Oberschenkel.

Dieser gab sofort ein Quietschen von sich und sprang vom Bett.

"Hey! Du kannst auch keine ernsthaften Unterhaltungen führen was?" rief er empört.

"Iie! Nicht mit jemanden wie dir..."stichelte Die.

//...Nicht mit jemanden, der so süß aber gleichzeitig so abweisend ist, sodass er mein Herz zu Tränen rührt.//

Der Drummer schnaubte verächtlich.

"Baka! Und um dich hab ich mir auch noch Sorgen gemacht!" zischte er und verschanzte sich mit seinen Sachen und einem Türknallen im Bad.
 

~*~
 

Die Tür öffnete sich und ein weiterer junger Mann trat ein. In seinen Händen trug er zwei Becher mit dampfendem Kaffee.

Sein Blick flog über den mageren Körper, musterte die femininen Züge des hübschen Gesichtes.

//Er ist so hübsch und ich? Ich hab es gar nicht verdient, dass er mir geholfen hat und sich jetzt so um mich kümmert. Wieso tut er das nur. Ich will das doch gar nicht. Er hätte mich einfach liegen lassen sollen! Oder hatte ich mit meiner Vermutung am Ende doch Recht?//

Lächelnd streckt der Andere ihm einen der Becher entgegen, welchen er gerne annahm.

"Schön, dass du wieder wach bist. Ich dachte schon du würdest es gar nicht mehr werden." sagte er ruhig.

"Hm." Ein Brummeln als Antwort.

Vorsichtig nippte er am Kaffee.

Heiß...!

"Ich hab auch noch mal mit dem Arzt geredet. Er meint, es ist sehr wahrscheinlich, dass du heute schon wieder genug Kraft hast, damit sie dich entlassen können, aber du sollst dich dann trotzdem erst mal schonen. Heißt: Bettruhe für die nächsten Tage. Aber keine Sorge, ich werd mich schon um dich kümmern."

Dass Kyo seinem zuversichtlichen Geplapper nicht wirklich folgte, bemerkte der Bassist nicht.

//Vielleicht hätte ich mir dir Kehle durchschneiden sollen. Das ließe sich sicherlich nicht so schnell flicken, wie man es machen müsste.//

Gedankenverloren schweifte sein Blick über den eigenen verbundenen Körper.

Inzwischen hatte der Schmerz nachgelassen - oder er hatte sich einfach nur daran gewöhnt. Aber das machte diese verdammte Situation wenigstens etwas erträglicher.

Sein Blick flog auf, als er eine warme Hand an seiner eisigen Wange spürte, die sanft über diese strich.

"Mein Gott, ich hatte solche Angst." murmelte der Größere tränenerstickt.

Kyo wand nervös den Blick von dem Gesicht ab, über welches sich langsam einige Tränen ihren feuchten Weg bahnten.

Doch im ganzen Raum ließ sich nichts ausmachen, was als Taschentuch fungieren könnte.

//Ich halt das nicht mehr aus! Hör auf, oder willst du mich zerreißen? Ich habe es doch nicht verdient, dass du um mich oder wegen mir weinst. Ich bin deine Tränen nicht wert!//

"Bitte - versprich mir, dass du so etwas nie wieder versuchen wirst! Ich will dich nicht verlieren." wimmerte der Bassist weiter.

Ernst sah der Kleinere ihn an.

//Du weißt doch selbst am besten neben mir, dass ich dir so etwas nicht versprechen kann.//

"Schön, dass du danach gehst, was du willst! Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie es mir geht?" meldete er sich zischend das erste Mal zu Wort, seit Toshiya aufgewacht war.

Er hatte schon ganz genau gewusst, warum er es bisher nicht getan hatte, denn bei jeder Silbe, die über seine Lippen trat, meldete sich der vergessen geglaubte Schmerz erneut.

Erst jetzt zog der Jüngere die Hand zurück und sah den Sänger ernst an.

"Oh! Jetzt bin ich es, der egoistisch handelt? Und was war das von dir dann bitte für eine Aktion? Du warst es doch, der nur an sich gedacht hat und der diese Welt mit unzähligen von traurigen Seelen zurücklassen wollte!" gab er gedrückt zurück.

Kyo hingegen gab nur ein wütendes Schnauben von sich und wand den Blick erneut ab, um aus dem Fenster zu starren.

Die kleinen Hände hielten den Pappbecher fest umklammert.

//Ich habe es einfach nicht verdient weiter hier zu sein, das wurde mir schon oft genug gezeigt und trotzdem versuchst du mich hier zu halten.//

Und eine neue Periode des Schweigens brach an.
 

~*~
 

Leise öffnete er den Raum. Darauf bedacht, keinen Laut von sich zu geben, schlich er durch das Zimmer um sich einige wenige Sachen zusammenzusuchen.

Er wusste nicht, dass sein Gast bereits wach war.

Dieser erhob sich etwas und blinzelte den letzten Schlaf aus den Augen.

"Die?" fragte er noch etwas verschlafen und musterte den rothaarigen Gitarristen, der nur mit seinen Shorts bekleidet am Schrank stand und etwas zu suchen schien.

Dieser sah sich nun leicht verwirrt im Raum um, bis sein Blick auf etwas violettem auf dem Bett haften blieb.

"'hayou. Hab ich dich geweckt?" flüsterte der Jüngere, bevor ihm klar wurde, dass er gar nicht leise zu sprechen brauchte.

Lächelnd schüttelte Kaoru den Kopf.

"Bin schon nen bisschen länger wach, keine Sorge."

"Hm. Auch gut. Ich hoffe doch du hast wenigstens gut geschlafen."

Die, der bereits alles zusammen hatte, setzte sich mit den Sachen im Arm zu seinem Freund auf die Bettkante.

Lächelnd, jedoch mit gemischten Gefühlen betrachtete er ihn. Was am Tag zuvor geschehen war, ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Genauso wie Shinyas Vermutung, die beiden könnten ein Paar sein, die so sicher geklungen hätte, als wüsste er es 100%ig.

//Jedenfalls sind die Kopfschmerzen schon etwas abgeklungen...//

"Hai, bestens. Wo hast du eigentlich deine Nacht verbracht?" fragte der Leader nachdenklich und riss damit Die aus seinen Gedanken, welche sein Lächeln unmerklich hatten schrumpfen lassen.

"Ich hab dir doch gesagt, dass ich zum Chibi gehe."

"Und der hat dich tatsächlich reingelassen und die ganze Zeit ertragen?" lachte er vorsichtig.

"Naja, mehr oder weniger freiwillig." antwortete der 2. Gitarrist und das Lächeln verzog sich zu einem schiefen Grinsen.

"Wie darf ich das denn verstehen? Was hast du denn nun schon wieder angestellt?"

"Das war so...nya...ich hab mal wieder nen bisschen mehr getrunken als ich vertragen kann. Aber er hat mich nach dem Rausschmiss nach 'ner Weile wieder ganz großzügig aufgenommen. Ich glaub er konnte es nicht ganz mit seinem Gewissen vereinbaren, dass ich deswegen auf dem Flur schlafen sollte."

"Wieso? Totchi hätte sicherlich auch noch Platz für dich gehabt und Kyo hat doch auch nen Bett zu viel."

"Tja, genau da liegt das Problem: Kyo liegt im Krankenhaus und unser kleiner Totchi ist sicherlich bei ihm. Jedenfalls ist er nicht bei sich im Zimmer."

"Was macht Kyo denn im Krankenhaus?" fragte Kaoru geschockt und sein Blick verfinstere sich.

"Genau weiß ich es auch nicht. Nur, dass er sich wohl die Arme aufgeritzt hat. Sagt jedenfalls Shinya."

Unwissend zuckte der Größere mit den Schultern. Was wusste er denn schon, was Kyo anstellt? Immerhin interessierten ihn doch völlig andere Dinge.

Dinge wie zum Beispiel der Chibi, der für ihn noch immer ein riesiges Rätsel darstellte.

Wieso hatte er den Abend so reagiert? War es wirklich, wie er zu dem Zeitpunkt vermutet hatte, eine tiefe Abneigung gegen seine Person gewesen? Und wieso hatte er dann geweint?

"Das hat er mal wieder toll gemacht. Erst fährt er freiwillig mit hierher und dann versucht er sich umzubringen. Ich wüsste zu gerne, was schon wieder in ihn gefahren ist."

Ein abgrundtiefes Seufzen entrang Kaorus Kehle.

"Demo, lass uns lieber das Thema wechseln, sonst bekomm ich noch Kopfschmerzen. Wie läuft es mit Shinya?"

Die verschluckte sich. Mit einer solchen Frage hatte er nicht gerechnet. Überhaupt: Wie kam Kaoru darauf, es könnt etwas mit Shinya laufen?

"Mit Shinya?...Wie soll es mit dem Chibi schon laufen? Wie immer natürlich, wieso fragst du?" mühte er sich ruhig zu sagen, konnte aber einen Hauch von Verzweiflung nicht aus seiner Stimme verbannen.

//Alles ist wie immer und nichts wird sich je ändern, egal wie sehr ich es wollte.//

Kaoru musterte ihn ernst.

//Tu doch nicht so, Die! Meinst du etwa, ich hätte als dein bester Freund nicht mitbekommen, dass du mehr für unseren Chibi empfindest als du je zugeben würdest? Wieso versuchst du es vor mir zu verheimlichen?//

Doch dann zuckte er scheinbar unbeteiligt mit den Schultern.

"Naja. Mir kam es in letzter Zeit vor, als würden da zwischen euch gewisse - wie nenn ich's denn am besten - Spannungen stehen."

"Spannungen?"

Misstrauisch hob Die die linke Augenbraue.

"Also für mich schien es so, als würdest du ihn sehr sehr gern haben."

Kaoru konnte sich ein kleines Zwinkern nicht verbieten. Die jedoch wurde durch diese Aussage zum Schlucken gebracht. Dieses Gespräch verlief in eine äußerst heikle Richtung.

//Ist es etwa so auffällig? Es kann doch gar nicht sein, dass er es weiß. Ich versuche doch schon mein bestes, damit es keiner mitbekommt. Aber wenn Kao es weiß, weiß Shin es auch...//

"Ich mag euch doch alle und mache mir Sorgen. Wo wir gerade dabei sind, wie geht es dir heute?" fragte der Jüngere und hoffte inständig, das Gespräch in eine andere Richtung gelenkt zu haben. Währenddessen ließ er seine Hand vorsichtig auf Kaorus Stirn ruhen. Sie war auf jeden Fall schon kühler, als noch an dem Tag zuvor. Dass der Leader aber auch so leichtsinnig sein musste, mit einer derartigen Erkältung in den Urlaub zu fliegen, nur um keinem Sorgen zu bereiten und ihn den anderen nicht zu verderben.

"Die, du lenkst vom Thema ab." stellte eben dieser murrend fest und schob die Unterlippe nach vorn.

"Du kannst mir ruhig sagen, wenn du verliebt bist. Du brauchst es gar nicht erst zu leugnen. Sonst erzählst du mir doch auch immer alles."

Aufmunternd knuffte der Ältere Die in die Seite.

Für wahr, sonst erzählte er seinem besten Freund alles, aber für gewöhnlich drehten sich ihre Gespräche nicht um die Liebe zu diversen Bandmember.

Die versuchte die aufsteigende Röte zurückzuhalten und sah Kaoru entgeistert an. War er denn so einfach zu durchschauen?

Kaoru ließ ein schwaches Seufzen verlauten und rutschte zögernd zu seinem Freund heran. Vorsichtig tätschelte er seine Wange und sah ihm wie gebannt in die tiefbraunen Augen.

"Oder willst du mir erzählen, dass dir der Kuss gestern doch mehr bedeutet hat? Dann muss ich dich nämlich ent-"

"Nein! Um Himmels Willen, nein! Aber das heißt doch nicht gleich, dass ich in den Kleinen verschossen bin." schnitt der 2. Gitarrist ihm das Wort ab und hob beschwichtigend die Hände.

Kaoru rückte wieder ein Stück zurück, verschränkte mit einem neuen Schmollmund die Arme vor seiner Brust und wandte den Blick ab.

"So abstoßend bin ich nun auch wieder nicht!" murrte er und nahm sich vor, den Jüngeren in den kommenden Minuten nicht eines weiteren Blickes zu würdigen.

Die Durchgangstür war doch viel interessanter!

"So war das doch auch gar nicht gemeint! Du bist wirklich der beste Freund, den man sich wünschen kann, demo-" jammerte Die, wurde jedoch von einem leisen Klopfen unterbrochen.

Auch der zweite im Raum wand nun sein Gesicht der Tür zu, durch welche Shinya soeben den Kopf steckte.

"Du Kao, ich wollt gerade runter essen gehen, da hab ich jemanden vor deiner Tür eingesammelt. Er meinte, er wolle zu dir."

Der Chibi konnte gerade noch ausreden, als schon etwas an ihm vorbeigeschossen kam und zu Kaoru auf das Bett sprang.

Behutsam und mit einem sanften Lächeln schloss dieser den vierten im Bunde, welcher sofort fest die Arme um ihn geschlungen hatte, in eine zärtliche Umarmung.

"Tsuka-chan. Was machst du denn hier? Ich denke ihr hattet so viel zu tun, dass du da bleiben musst?" sagte er ruhig und wog den jungen Mann leicht.

"Dich vermissen." wisperte der Angesprochene daraufhin.

Die und Shinya warfen sich verwirrte Blicke zu.

Wer oder was war das?

Kaoru entging dieser Blick nicht. Er lächelte vorsichtig zu den andern beiden Dirumember im Raum und öffnete den Mund um etwas zu sagen, während er den Braunhaarigen etwas von sich schob.

"Ich möchte euch jemanden vorstellen. Die, Shinya - das ist Tsukasa, Tsukasa - Die und Shinya." sagte er ruhig und der Neuling sah neugierig in die Runde, nachdem er sich richtig umgedreht hatte.

Der fast scheue Blick widersprach irgendwie dem, was noch kurz zuvor geschehen war und auch noch jetzt hielt er schutzsuchend eine Hand von Kaoru fest umklammert.

Während Shinya, welcher bereits ganz in den Raum eingetreten war, ihn mit etwas Misstrauen musterte, setzte Die bereits sein allseits bekanntes Grinsen auf.

Munter streckte er dem Anderen die Hand entgegen.

"Hi, freut mich dich kennen zu lernen." plapperte er fröhlich drauf los, worauf Tsukasa etwas mutiger lächelte und die ausgestreckte Hand des Gitarristen schüttelte.

Noch kurz bevor er dort eingetroffen war, hatte er irgendwie Angst davor, wie Kaorus Freunde auf ihn reagieren würden, obwohl dieser ihm immer wieder gut zugeredet hatte. Deshalb war er aufgrund dieser freundlichen Begrüßung sehr beruhigt.

Shinya jedoch konnte sich nicht helfen. Irgendetwas kam ihm an der ganzen Sache eigenartig vor.

Wer war dieser Junge? Was hatte er mit Kaoru zu schaffen? Und in welchem Verhältnis stand er zu ihm, wenn er ihm sogar hinterher reiste?

Doch seine letzte Frage war schnell geklärt, als sich zwei Arme von hinten um die Taille des Neuankömmlings schlangen und Kaoru seinen Kopf mit zufriedenem Gesichtsausdruck auf dessen Schulter platzierte.

Tsukasa wand ihm sein Gesicht zu und ein breites Grinsen schlich sich auf seine feinen Züge.

//Kaoru? Hast du mir nicht bis eben noch gepredigt ich solle die solche Dinge nicht verheimlichen und jetzt so was? Wieso hast du mir das nie erzählt? Und wenn du mit ihm zusammen bist, wieso hast du dich dann gestern dazu hinreißen lassen?//

Die betrachtete die Szene eine Weile nachdenklich, doch dann grinste er.

"Na, sollen wir euch zwei vielleicht etwas alleine lassen?" fragte er gelassen und Shinyas ohnehin geweiteten Augen wurden noch größer.

//Was wird das hier? Ich dachte, Die und Kaoru...demo...//

Verwirrt schüttelte er den Kopf. Auf bizarre Art und Weise verschwommen allerlei Tatsachen vor seinem geistigen Auge und alles brach in sich zusammen, bis es ihm in stechender Klarheit wieder erschien.

Irgendwie verstand er gar nichts mehr, konnte die Zusammenhänge nicht erkennen.

Kaorus Nicken und der bittende Blick zu dem 2. Gitarristen durch einige der violetten Strähnen gaben ihm den Rest und er taumelte benommen zurück in sein Zimmer.

Seine Hände fuhren hinauf zu seinen Schläfen und er rieb diese mit leichtem Druck in dem Versuch, das eben Geschehene zu verarbeiten.
 

Als Shinya ging sah Die ihm neugierig hinterher.

Ihm fiel etwas ein, was er ihn schon am Tag zuvor hatte fragen wollen, es dann aber doch gelassen hatte, aus Angst vor der Reaktion.

Doch genau diese Frage gewann nun erneut an Aktualität, als Die sich den geschockten Blick des Drummers zurück ins Gedächtnis rief.

"Ich geh dann auch mal." murmelte er gedankenverloren und erhob sich vom Bett um Shinya zu folgen.
 

Tsukasa kicherte leise, als er Kaorus Zunge an seinem Hals spürte.

Doch kaum war die Tür geschlossen, ließ er von dem Jüngeren ab und legte lediglich den Kopf erneut auf dessen Schulter.

Mit einem Ruck zog er ihn noch näher zu sich heran.

"Hab dich so vermisst." sagte er und lehnte sich an den Leader zurück, während er sanft über dessen Finger strich.

"Ich dich erst. Aber du hättest doch auch anrufen können, die Nummer hab ich dir ja extra aufgeschrieben. Aber dann hättest du dir die anstrengende Reise gespart." gab Kaoru daraufhin treuherzig zurück.

"Ich wollte dich aber sehen und nicht nur hören. Man könnte meinen, du wärst nicht froh mich hier zu haben."

Mit diesen Worten schob der Drummer verletzt die Unterlippe vor und sah Kaoru beleidigt an.

"So war das doch gar nicht gemeint, Koi. Ich bin überglücklich, dass du da bist." flüsterte er hastig und wollte dem Anderen einen Kuss geben, doch dieser legte ihm vorsichtig den Zeigefinger auf die Lippen.

"Eine Frage."

"Hm?" Blinzelnd sah er zu ihm hinauf.

"Wieso bist du eigentlich nicht in deinem Zimmer sondern liegst in dem Bett von einem anderen der dann auch noch in Shorts neben dir hockt?" Der Braunhaarige wirkte wieder völlig ernst.

"Naja, das ist eine längere Geschichte." versuchte der Angesprochene auszuweichen.

Er wollte es dem Jüngeren nicht sofort auf die Nase binden, sodass dieser sich auch noch Sorgen machte. Denn dazu bestand wirklich kein Grund.

Doch der Jüngere blieb hartnäckig.

"Wir haben Zeit." drängte er sanft.

"Sagen wir es so: Bin umgekippt und Die kam ohne Schlüssel nicht in mein Zimmer. Auf die Idee an der Rezeption danach zu fragen ist er offensichtlich noch nicht gekommen. Und eben war er nur hier, weil er sich keine Sachen mitgenommen hatte." Kaoru grinste etwas schuldbewusst, wurde jedoch mit einem besorgten Blick bedacht.

"Warum bist du umgekippt?" fragte Tsukasa nach kurzer Zeit heiser und drehte sich nun völlig zum Violetthaarigen um.

"Naja, 'nen bisschen Fieber und so. Ne Erkältung halt." versuchte dieser seinen Freund zu beruhigen und schlang seinerseits erneut die Arme um den schlanken Körper.

"Wirklich nur eine Erkältung?" hakte der Drummer jedoch noch einmal vorsichtig nach.

"Wenn ich es dir doch sage."

"Na dann wollen wir dir das noch einmal abkaufen." lächelte er dann und gab seinem Liebsten einen kurzen Kuss.

"Du musst müde sein." murmelte dieser dann gegen die weichen Lippen seines Freundes.

Der Drummer schürzte die Lippen und schien nachzudenken.

"Ja. Schon etwas."

Kaoru lächelte sanft, legte sich zurück in das warme Bett und hob die Decke etwas für seinen Koi.

Dieser entledigte sich kurzerhand von störenden Dingen und kroch in Boxershorts darunter, um sich sofort darauf fest von dem Gitarristen einwickeln zu lassen.

Lächelnd schlang dieser den Arm um die schmale Hüfte und nach kurzer Zeit war der Jüngere bereits eingeschlafen und kuschelte sich zutraulich an den Violetthaarigen.

Dieser lächelte erneut und gab sich wieder seinen Gedanken hin, bis auch ihm vor Müdigkeit und Nichtstun die Augen zufielen.
 

~*~
 

"Wie bitte? Major? Wir? Sugoi!"

"Jap. Wär doch genial, ne?

"Aber ohne mich!"

"Wie bitte?"

"Du hast mich schon verstanden Kaoru. Entweder wir bleiben Indies oder ich gehe. Es überrascht mich, dass ich als Bandleader bei solchen Entscheidungen nicht einmal gefragt werde."

"Demo...Kisaki! Das kannst du nicht machen. Du bist Bassist UND Bandleader, du darfst nicht gehen!"

"Wieso nicht?"

"Genau. Wieso sollte er denn nicht gehen? Lasst ihn doch, wir finden schon noch einen anderen. Wir brauchen niemanden der unsere Entwicklung stoppt."

"Was soll das denn jetzt, Kyo?"
 

...
 

"Toll...und jetzt? So können wir doch nicht weitermachen. Wer springt da jetzt ein?"

"Hm...also Leader würde ich auch noch machen, aber als Bassist bin ich echt nicht zu gebrauchen..."

"Kyo? Du und Bandleader? Soweit kommt's noch. Wer ist denn Schuld, dass Kisaki weg ist und wir wie ein Fisch auf dem Trockenen hocken?"

"Also an mir solls nicht gelegen haben!"

"Nein! Natürlich nicht. Aber an der heiligen Jungfrau Maria."
 

...
 

"Also ich wär ja für Kao."

"Stimmt. Kao eignet sich als Bandleader von uns allen noch am besten."

"Werde ich vielleicht auch noch mal gefragt, ob ich das überhaupt machen will?!"

"Nö!"
 

...
 

"Hey, erinnert ihr euch an den Kleinen von GoSick?"

"So klein war der doch gar nicht?!"

"Na dass er nicht kleiner ist als du ist ja kein Kunststück."

"Nein, genauso wenig, wie einen Menschen mit mehr Hirn zu finden als du es hast."

"Na ist doch auch egal! Aber ich habe gehört, dass er ausgestiegen wäre und jetzt eine neue Band sucht."[1]

"Na das kommt doch wie gerufen."
 

...
 

"Iiek. Wer auch immer jetzt geklingelt hat, er wird es bitter bereuen, dass ich wegen dem jetzt den ganzen Text noch mal abschreiben muss!"

"Lass es lieber Kyo, sonst sind wir gleich den nächsten Bassisten wieder los!"

"Ach, und wieder bekomm ich die Schuld zugeschoben?! Danke Kaoru."

"Ach halt doch die Klappe!"

"Dann lass deinen Stress nicht an mir aus!"

"Könntet ihr mal aufhören zu streiten?"

"Zu Befehl, Herr Oberdrummer!"

"Ohayou, Toshiya desu."

"Hey - Hey, Erde an Kyo. Kannst du mal versuchen, deinen Speichelfluss wieder zu minimieren, du setzt mit deinem Gesabber gerade das ganze Studio unter Wasser."

"Ach, lass mich doch in Ruhe und nimm deine verfickte Hand vor meinem Gesicht weg und DU hör auf zu kichern!"
 

...
 

"Wie? Echt? DER Yoshiki will uns produzieren? Das wird ja immer geiler!"

"Hai, ich weiß."

"Wir haben einfach mehr Glück als Verstand..."

"Boah, Kyo-chan, jetzt hast du die ganze Stimmung versaut."

"Nur weil du dich in meiner Wohnung einquartiert hast, heißt das noch lange nicht, dass du mich auch Kyo-chan nennen darfst, Totchi!...Und guck nicht immer so."

"Was denn, wird der Fels in der Brandung etwa schwach?"

"Aua Kyo! Die kann echt von Glück reden, dass Blicke nicht töten können, ne Chibi."

"Ich glaub nicht, dass er dir in nächster Zeit antwortet Leader-san. Dazu müsste sein Mund erst mal wieder zu gehen."
 

...
 

"Was ist? Du willst ausziehen?!"

"Hai. Ich habe hier endlich eine Wohnung gefunden."

"ARGH, Mach doch was du willst!"

"Kyo, bist du jetzt etwa sauer?"

"Nein."
 

...
 

"He Kyo, wie geht's?"

"Wie solls mir schon gehen? Hat dir nicht zufällig jemand gesagt, ob es wieder besser werden wird? Dieses Gefühl ist einfach widerlich."

"Sie meinten, du wirst wahrscheinlich auf dem Ohr taub bleiben. Gomen nasai."

"Argh. Verdammte Scheiße!

... Aber trotzdem danke Toshiya."

"Wofür?"

"Dass du einfach nur da bist."
 

...
 

"Kyo! Hey Kyo, wach auf! Was machst du denn für Scheiße?"

"Fang jetzt bloß nicht an zu heulen, davon wird es auch nicht besser!"

"Machen sie doch endlich die Scheinwerfer aus!"

"Soll ich nen Arzt holen?"

"Iie, geht schon. Was ist passiert?"

"KYO!...Du bist mitten in den Aufnahmen einfach umgekippt."
 

...
 

"Kyo? Ist mit dir alles in Ordnung?"

Fest und doch mit Vorsicht rüttelte Toshiya an dem zitternden Körper.

"Was ist denn los? Komm schon, Kleiner, mach die Augen auf!"

Langsam öffnete der Angesprochene diese. Doch als er seine Umgebung realisierte, schob er den Größeren ruckartig von sich.

"Hör auf mich zu schütteln, ich bin kein Milchshake!" knurrte er giftig.

"Aber wenn du plötzlich so zitterst mach ich mir nun einmal Sorgen."

"Hör endlich auf damit!"

"Womit?"

Kyo verdrehte die Augen.

"Dir Sorgen um mich zu machen! So schnell geh ich schon nicht kaputt, es sei denn, du lässt mich nicht endlich in Ruhe!"

Er seufzte einmal tief und sah dann aus dem Fenster. Was war eigentlich passiert? Woher kam dieser verdammte Filmriss?

Toshiya jedoch konnte die Gedanken seines Freundes anhand seiner Mimik, seiner gesamten Gestik erahnen.

"Du bist mal wieder irgendwann zwischendurch eingepennt, als ich mit dir reden wollte. Hättest beinahe den ganzen heißen Kaffee über dir verteilt." grinste er verhalten.

"Aha." war darauf das einzige, was der Blonde von sich gab.

Erst jetzt bemerkte er den noch immer halb vollen Becher neben seinem Bett.

Aufmerksam beobachtete der Bassist seinen kleinen Freund.

"Ich glaube, der ist mittlerweile kalt. Soll ich dir einen neuen holen?" fragte er ruhig und wollte aufstehen, wurde jedoch von einer Hand an seinem Arm zurückgehalten.

"Iie, geht schon." sagte der Sänger, jedoch ohne sich zu dem Anderen umzudrehen.

//Lass mich nicht allein.//

Der Blauhaarige nickte knapp und ließ sich wieder auf seinen Stuhl neben dem Bett fallen.

Kurze Zeit herrschte Stille, bis einer der Beiden diese wieder durchbrach.

"Du, Kyo-chan, verrätst du mir, wovon du geträumt hast?"

"Wenn du mich noch mal ordentlich fragst, vielleicht." grummelte der Ältere und wandte den Blick mit einem ernsten Ausdruck nun doch dem Bassisten zu.

Dieser musste erst einen Moment überlegen, bevor er verstand, was der Andere mit diesem Satz gemeint hatte.

"Äh...gomen, ich meinte natürlich Kyo-KUN." gab er kleinlaut zurück und kurzzeitig schien ein zufriedenes Lächeln über die Züge des Älteren zu fliegen.

"Von uns."

"Uns?"

"Hai, von uns. Dir en grey. Obwohl man das, denke ich, nicht wirklich einen Traum nennen könnte. Eher - Naja, halt Gesprächsfetzen von Früher, die sich in meinem Hirn festgesetzt und jetzt beschlossen haben, einfach mal wieder rauszukommen."

"Ach so."

Ein verständnisvolles Nicken, ein Lächeln.

Keiner der Beiden realisierte in diesem Moment wirklich, dass Kyo inzwischen Toshiyas Hand fest in der seinen hielt.
 

~*~
 

Die schloss die Tür hinter sich und sah sich im Raum um.

Der Jüngere starrte noch immer aus dem Fenster, hielt sich den Kopf.

Wenige Zeit vorher war der Gitarrist einfach ins Bad gegangen, nachdem der Andere auf seine Worte nicht geantwortet, nicht einmal irgendwie anders reagiert hatte. Und es schien noch immer so, als hätte er für ihn keine Antwort parat.

Egal, einen Versuch war es wert.

"Shin?"

Keine Reaktion.

Langsam ging er auf ihn zu und folgte dem Blick des Drummers. Doch außer Himmel, Meer und einem Strand mit unzähligen Menschen konnte er nichts ausmachen.

Worüber also dachte der Kleinere nach?

Die zermaterte sich das Hirn. Vielleicht konnte er ja gar nicht wissen was los war. So gut kannte er den Anderen doch anscheinend nicht...genauso wenig wie sein weiteres soziales Umfeld.

Diesen Gedanken verwarf er sofort wieder. Shinya war immerhin nicht den ganzen Tag so gewesen, sondern erst...

//...seit das da drüben bei Kao passiert ist.//

Die ging ein Licht auf.

War der Drummer etwa deshalb so wütend auf ihn gewesen, als er dachte, Die hätte etwas mit Kaoru? War er nun enttäuscht, dass Kaoru bereits vergeben war? Wollte er vielleicht gar nicht von Die geliebt und geküsst werden, sondern einzig und allein von Kaoru?

Er musste es wissen. Am besten jetzt.

Jetzt sofort!

"Shin?!"

Er griff nach den schmalen Schultern und als der Jüngere auch weiterhin nicht reagierte, schüttelte er ihn vorsichtig, wiederholte immer und immer wieder den Namen seines Freundes.

Nach kurzer Zeit löste sich dessen Starre. Ruckartig machte er sich von Die los und sah ihn erbost an.

"Was soll denn das? Davon werden die Kopfschmerzen auch nicht besser!" rief er schlecht gelaunt.

"Gomen, aber woher soll ich wissen, dass du Kopfschmerzen hast wenn du nichts sagst oder machst?"

"Indem du mal deine nicht vorhandenen Gehirnzellen anstrengst?"

Die verzog verletzt das Gesicht.

"1. habe ich sehr wohl Gehirnzellen, 2. wie hätte ich denn nach deiner Theorie etwas anstrengen sollen was ich ja doch nicht besitze und 3. kann ich noch immer nicht hellsehen!"

Kurz, wirklich nur seinen sehr kurzen Augenblick, zeigte sich auf Shinyas Gesicht ein entschuldigender Ausdruck, dann wandte er sein Gesicht wieder dem Fenster zu.

"Aber ich dachte, du hättest Augen im Kopf."

"Na und? Ich kann nicht in dein Innerstes sehen, auch wenn ich es manchmal gerne wollte. Dann würden wir uns vielleicht auch etwas besser kennen!"

//Es ist besser wenn du es nicht kannst. Glaube mir, was du dort vorfinden würdest, würde dir nicht gefallen.//

Trotz dieses Gedankens ließ sich ein überraschter Ausdruck in dem Gesicht des Drummers ausfindig machen.

Er seufzte leise.

"Keiner kann einfach so in das Innere anderer Menschen sehen, ohne sie aufzuschlitzen. Aber man kann beobachten und Schlüsse ziehen."

"Argh, wie auch immer. Ich gehe jetzt essen. Du kannst meinetwegen auch mitkommen wenn du möchtest. Und danach wollte ich noch etwas die Gegend erkunden."

Shinya hob misstrauisch die Augenbraue und musterte Die eingehend.

War er etwa doch schon krank?

"Ja, das war eine Einladung, nun guck nicht so! Ich spendier dir auch ein Eis."

//Etwas süßes für meinen süßen Engel.//

Damit war sich Shinya ganz sicher: Die WAR krank, ganz eindeutig. Was tat er also überhaupt noch in seiner Nähe?

Weiterhin sah er seinen Bandkollegen nachdenklich an, erst dann nickte er vorsichtig.

"Ich wollte aber heute auch noch einmal ins Krankenhaus, sehen wie es Kyo geht."

"Kein Problem, da können wir doch auch noch hin. Also ich sehe darin kein Hindernis."

"Hm. In Ordnung."

Shinya lächelte vorsichtig, senkte dann jedoch den Blick.

"Na also, gehen wir!"
 

~*~
 

[1] ....nya...ich weiß das es net ganz so war, aber musste mal eben zu Gunsten der FF geändert werden ne ^.~

V

~ V ~
 

Die griff nach der Hand des Anderen und zog den erschreckten Drummer hinter sich her.

"Na? Fahrstuhl oder willst du Gesundheitsfreak doch lieber die Treppe nehmen?" fragte er belustigt und warf einen Blick über die Schulter, um in die tiefbraunen Augen des Anderen zu sehen.

Dieser überlegte kurz.

"Öhm...nö, heute wäre ich einmal für den Fahrstuhl."

Die sah ihn gespielt geschockt an.

"Shinya, bist du krank? Hast du dich etwa über Nacht an meiner Faulheit angesteckt?" ginste er und drückte den Knopf des Fahrstuhls.

"Nein, ganz sicher nicht. Du darfst dich nur meiner absolut großzügigen Gnade erfreuen." antwortete der Drummer sachlich ohne den Blick von der Aufzugtür abzuwenden.

"Ich fühle mich geehrt, oh Shinya-sama." kicherte Die und nun sah Shinya ihn an. Ein leichtes Grinsen schlich sich auch auf seine Züge, als der Fahrstuhl hielt und sich die Türen öffneten.

"Ladys first." sagte der Gitarrist ruhig mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und deutete dem Jüngeren mit einer Handbewegung an, den Aufzug zu betreten.

Shinya hob eine Augenbraue, ging aber dennoch mit einem gemurmelten "Baka" an seinem Freund vorbei. Dieser folgte. Er konnte sich nicht helfen, aber das breite Grinsen ließ sich einfach nicht von seinem Gesicht verbannen. Zu schön war es, mit dem Drummer einfach ungezwungen zusammen sein zu können.

Trotzdem brannte noch immer eine Frage auf seiner Zunge. Jedoch hatte er das Gefühl, dass jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt war, diese zu stellen.

Also standen sie beide ruhig nebeneinander im Fahrstuhl und warteten darauf, unten anzukommen.

Verstohlen musterte der Gitarrist seinen jüngeren Freund, welcher noch immer leicht lächelte.

//Du bist so hübsch, vor allem wenn du lächelst. Woran er wohl gerade denkt? Egal, demo...//

"...das solltest du viel öfter tun." murmelte er unbewusst und der Drummer sah verwirrt zu ihm auf.

"Hm?"

"Was?"

"Was hast du gesagt?"

"Wann?"

"Na gerade eben."

"Habe ich was gesagt?"

Ein Nicken.

"Oh das...war nicht so wichtig."

"Wirklich?"

"Hai!"

Misstrauisch sah Shinya ihn an. Doch dann zuckte er mit den Schultern und wandte den Blick wieder ab.

Erleichtert atmete Die aus. Das war gerade noch einmal gut gegangen, bevor er in den Augen des Anderen bis zum absoluten Gehirnexitus abgetaucht wäre und ihm am Ende doch noch die ganze Wahrheit erzählt hätte, ohne ein Detail auszulassen.

Das dürfte nie geschehen.

Er wusste, dass es nicht sein Recht war. Er würde nur ihre Freundschaft zerstören, die nach diesen unzähligen Jahren nun doch endlich zu einer richtigen heranreifen wollte.

Er war sich sicher, dann immer missachtet, für verrückt erklärt und mit abweisenden Seitenblicken bedacht zu werden.

Er hatte Angst. Angst vor den Reaktionen.

Immerhin war Shinya ein Mann. Ziemlich feminin zwar, aber dennoch ein Mann.

Außerdem war es doch, der seinen jüngsten Kollegen immer wieder ärgerte. Diese Tatsache allein machte die ganze Situation schon paradox.

Er war doch eigentlich froh, dass ihre Situation im Moment so war, wie sie war.

Natürlich wäre es anders noch viel schöner, aber er war sich sicher, dass es nie dazu kommen würde.

"Shin, worüber hast du vorhin nachgedacht?" fragte er nach einer kurzen Zeit ruhig.

Shinya sah verwundert zu ihm auf. Dann zuckte er wieder mit der Schulter.

"Über dies und das." war die ausweichende Antwort und der Drummer schlug die Augenlider nieder.

Was interessierte es Die, worüber er sich den Kopf zerbrach? Auch wenn diese Gedanken ihm galten. Es ging ihn doch nichts an!

Ein leises Seufzen war aus Dies Richtung zu hören.

Erst jetzt in dieser erneuten Stille bemerkten sie, dass der Fahrstuhl schon längst gestoppt hatte und vor den geöffneten Türen bereits die nächsten Fahrgäste warteten.

Der Drummer blinzelte kurz verwirrt als er in die ungeduldigen Gesichter sah. Doch schnell hatte er wieder einen klaren Gedanken gefasst und stieg aus dem Aufzug , wobei er Die am Handgelenk gepackt hatte und hinter sich herzog.

Die leichte Röte in seinem Gesicht war das einzige, was in diesem Moment verriet, wie peinlich ihm diese Situation war.

Wieso mussten auch gerade, wenn sie den Ausstieg verpassten, neue Passagiere darauf warten, dass der Aufzug endlich leer wurde? Und wieso hatten sie eigentlich nichts gesagt, sondern nur dagestanden und sie begafft? So interessant war doch ihre Unterhaltung wahrlich nicht gewesen. Andererseits hatten sie das Japanisch doch sowieso nicht verstanden, oder? Wieso also hatten sie dann nichts gemacht, um dann vielleicht auch etwas schneller an ihr Ziel zu kommen? Das war doch einfach nur schrecklich!

Mit diesem Gedanken betrat er mit Die den Speisesaal und ließ dessen Handgelenk wieder los.

Schnell verschwand er zum Buffet, verfolgt von Dies sehnsüchtigen Blick.

//Ob er wohl jemals richtige Gefühle zeigt und vielleicht auch einmal über sich redet, ohne auszuweichen?//

Ein weiteres Mal an diesem Tag entrang seiner Kehle ein tiefes Seufzen.

Erst dann riss er sich zusammen und folgte ihm.
 

~*~
 

Schweigend betrachtete er die Wirbel in seinem Cappuccino.

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er den Blick anhob und seinen Gegenüber ansah. Er sah noch immer müde aus, trotz der Stunden Schlaf.

Langsam stützte er den Kopf in die linke Hand, beobachtete den Anderen weiterhin lächelnd, während er sein Getränk weiterrührte.

"Jetzt sag mal, wieso bist du hergekommen?!" brach er nach einiger Zeit das Schweigen.

Der junge Mann hob den Kopf und betrachtete den Älteren kurz verwirrt.

"Das habe ich dir doch schon erklärt gehabt. Wir hatten nichts mehr zu tun und ich wollte unbedingt zu dir. Ich musste dich einfach sehen. Ich habe dich nach einiger Zeit einfach zu sehr vermisst."

"Was würdest du denn machen, wenn ich auf Tour gehe. Oder ihr? Dann sind wir noch länger getrennt. Ich habe schon jetzt Angst davor, dich so lange nicht sehen zu können."

Der Zweite nickte verständnisvoll.

"Glaubst du es geht mir anders? Aber da war noch etwas, was mich zu dir getrieben hat. Ich hatte da so ein komisches Gefühl. Ein Gefühl, das mir keine Ruhe gelassen und mir gesagt hat, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist mit dir."

"Da brauchst du dir keine Gedanken zu machen."

Er lächelte.

"Ach, brauche ich nicht? Kaoru, du bist zusammengebrochen, das hast du mir selbst gesagt! Ich mache mir doch einfach nur Sorgen um dich, weil ich dich liebe"

Vorsichtig streckte der Drummer seine Hand aus und berührte sanft die blasse Wange des Gitarristen.

Dieser lehnte sich gegen die Berührung, drehte dann kurz den Kopf, um die schlanken Finger zu küssen.

"Ich liebe dich auch." flüsterte er so leise, dass Tsukasa Probleme hatte, ihn zu verstehen.

"Du bist ganz warm. Vielleicht hättest du doch noch liegen bleiben sollen."

Kaoru schüttelte strikt den Kopf und ein zarter Hauch von Violett und Schwarz flog durch die Luft.

"Iie. Es geht mir soweit ganz gut und Die wird auch sein Bett wiederhaben wollen. Und ich denke, Shin ist auch recht froh, wenn er sein Zimmer wieder für sich allein hat."

"Aber ich dachte die beiden verstehen sich schon besser?"

"Hai. Natürlich verstehen sie sich immer besser. Sie verbringen viel Zeit miteinander und ihre Beziehung zueinander hat sich auch geändert, aber Shinya bleibt Shinya. Er ist nun einmal lieber für sich allein, wenn er sich bei seiner Gesellschaft nicht gerade um Miyu handelt. Aber trotzdem habe ich da so eine Vermutung, woran dieser Stimmungswechsel liegen könnte."

//Wahrlich. Seitdem Die angefangen hat, sich aufgrund meiner Bitte mehr mit Shin zu beschäftigen, hat sich bei ihm etwas ausgeprägt, was er zu verstecken versucht. Ich weiß nicht einmal genau was es ist. Ob es nur Freundschaft ist, oder ob er am Ende doch mehr für ihn aufgebaut hat, als nur dieses Gefühl. Ich weiß nicht einmal ob er es selber weiß und ob ich richtig liege, aber irgendwie finde ich die Entwicklung schon wieder beängstigend...//

"Und die wäre?"

Mit dieser Frage wurde er von seinem Koibito rabiat aus seinen Gedankengängen gerissen und das instabile Gestell fiel in sich zu Bruchstücken aus Satzteilen zusammen. Doch in sekundenschnelle hatte er sie wieder zusammengesetzt.

"Naja. Ich will keine Gerüchte verstreuen. Ich weiß ja nicht ob es stimmt. Sie reden ja nicht mit mir darüber und versuchen mir auszuweichen oder verneinen es einfach. Aber ich kann es ihnen nicht einmal übel nehmen."

"Wie darf ich das denn verstehen?"

"Ich habe ihnen ja auch nicht alles gesagt."

Ein schiefes Grinsen auf seinem Gesicht begleitete seine Worte und wurde von einem sanften Lächeln erwidert.

Kurze Zeit herrschte Stille, bis Kaoru erneut das Schweigen brach.

"Hast du den anderen eigentlich schon etwas gesagt?"

"Musste ich ja mehr oder weniger, als ich herfliegen wollte."

"Ach ja?"

Ein Nicken Tsukasas.

"Sie wollten wissen, wo ich so kurzfristig hinwollte, damit sie wissen, wie sie mich erreichen können, wenn etwas ist. Aber ich dachte, nach den vier Monaten Heimlichtuerei haben sie einfach ein Recht darauf den wahren Grund für mein ständiges Zu-spät-kommen und die kontinuierliche geistige Abwesenheit zu erfahren."

Tsukasa verzog schuldbewusst das Gesicht und der Gitarrist hob eine Augenbraue.

"Geistige Abwesenheit?" fragte er verwundert und wurde von einem etwas verträumten Blick beobachtet.

"Hai. Immer dann wenn ich mit den Gedanken mal wieder bei dir war. Manchmal sogar bis zu 50% der Probe." flüsterte der Andere und senkte den Blick.

Kaoru verfiel in glückliches Grinsen.

"Wie süß von dir!" gab er zurück und bekam als Antwort ein schüchternes Lächeln und die Röte, die in die Wangen des hübschen Drummers schoss.

"Wie haben sie denn eigentlich reagiert?" kam der Gitarrist dann zum Thema zurück.

"Naja. Sie schienen ziemlich geschockt und verwundert. Sie hatten sich zwar gedacht, dass meine momentane Verfassung etwas mit einem anderen Menschen in meinem Leben zu tun hatte, demo...sie hätten niemals gedacht, dass es ein Mann ist und dann auch noch jemand, der so bekannt und berühmt ist wie du." erklärte der Drummer leise, doch Kaoru verstand ihn.

In ihm kroch eine unverständliche Angst hoch. Angst, dass er als Tsukasas Partner nicht akzeptiert wurde. Angst ihn zu verlieren. Er bedeutete ihm doch alles, einfach alles!

"Ich glaube aber, dass sie im Endeffekt doch kein Problem damit haben. Ich denke, sie akzeptieren es und Karyu meinte auch, dass er sich für uns freut. Und ich glaube, er hat für alle gesprochen"

Langsam und mit dem Hauch eines Lächelns hob der Jüngere den Blick und sah seinen Koi an. Dieser war gerade dabei, einem Atomreaktor und Die in Sachen Strahlen Konkurrenz zu machen.

In dem kleinen Café wurde ein Stuhl verrückt und kurz darauf war ein freudiges Quietschen zu hören, da Kaoru seinen Freund glücklich umarmte und ihn in einen innigen Kuss zog.

Erst nach einiger Zeit hatte er sich von dem Schub der Glückshormone wieder halbwegs beruhigt und konnte wieder einen vernünftigen Gedanken fassen. Nur langsam ließ er den Größeren wieder los und sah ihn ernst an.

Tsukasa war von dem Ausbruch Kaorus so überrascht gewesen, dass er beinahe hintenüber vom Stuhl gefallen wäre. Nur knapp konnte er sich an seinem heißgeliebten Gitarristen festklammern.

Er wusste überhaupt nicht, was los war. So kannte er ihn gar nicht.

Doch noch mehr überraschte ihn der plötzliche Ernst. Litt sein Koibito etwa schon immer an solchen Stimmungsschwankungen?

Er sah ihm ernst in die Augen.

"Ich hoffe nur, Kyo und Totchi haben auch nichts dagegen. Das wäre nämlich schade und sie würden versuchen dich wegzuekeln. Das wäre nicht so schön. Obwohl ich bei To-chan keine ernsten Befürchtungen habe, außer, dass er dich niederknuddeln wird..."

"So wie du mich gerade?" unterbrach Tsukasa den Leader.

Dieser nickte.

"Jap. Wenn nicht sogar noch schlimmer." sagte er und zwinkerte dem Drummer zu. Dieser kicherte leise.

"Jedenfalls...ich hoffe, dass er nicht allzu sauer ist, weil ich nicht schon früher etwas gesagt habe. Aber bei Kyo bin ich mir nicht sicher wie er das aufnimmt. Er ist in mancher Beziehung etwas...komisch."

Der Drummer seufzte und senkte den Blick. Damit war seine Erleichterung über die Reaktionen von Die und Shinya im Null-Komma-Nichts zunichte gemacht.

Dabei war er doch so froh gewesen.

"Aber keine Angst, das wird schon." versuchte Kaoru ihn zu beruhigen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Egal was ist, uns bringt nichts auseinander. Ich lasse dich nie mehr allein." flüsterte er dem Jüngeren ins Ohr, als dieser seinen Kopf an seine Schulter legte.

Nachdenklich strich der Ältere durch das seidige Braun.

//Nie wieder. Du bist mir viel zu wichtig. Ich möchte für immer bei dir sein.//
 

~*~
 

Ein leises Klopfen ließ ihn aufschrecken.

Er wand den Blick von dem Gesicht ab und sah zur Tür, welche sich gerade öffnete.

Er konnte sich ein vorsichtiges Lächeln nicht verkneifen, als er seine Hand von der weichen Haut der Wange des Anderen nahm.

"Hey Shin. Da seid ihr ja endlich. Ich habe mich schon gefragt wo ihr bleibt."

"Gomen, aber wir haben uns verlaufen."
 

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Einige Zeit zuvor:

Kyo war gerade wieder eingeschlafen und Toshiya fragte sich, wie ein Mensch so viel schlafen konnte, als das Klingeln seines Handys ertönte.

Leise fluchend und so schnell wie möglich fischte er es aus seiner Tasche und hob ab.

Er wollte auf keinen Fall, dass Kyo wieder aufwachte, obwohl er daran zweifelte, dass so viel Schlaf und so wenig Nahrung gesund sein konnten. Aber vielleicht lag es ja auch an ihm - dass er einfach nur so einschläfernd wirkte.

"Moshimoshi?"

"Totchi?"

"Nein, Winnie Puh."

"Ha Ha. So niedlich bist du nun auch wieder nicht."

"Oh, der war gemein ShiShi. Aber jetzt raus mit der Sprache, wo drückt der Schuh?"

"Na ich wollte eigentlich wissen, in welches Krankenhaus Kyo gebracht wurde."

"Wieso das denn?"

"Aus Spaß an der Freude. Nee. Ich wollte mit Die mal vorbeikommen."

"Och, mit deinem Schätzchen?" flötete der Bassist fröhlich.

"Totchi, lass den Schwachsinn und sag mir endlich wo ihr seid!"

Nachdem Toshiya seinem jungen Freund den Namen des Krankenhauses und die Zimmernummer gesagt hatte, legte Shinya lieber nach einem knappen Abschied auf, bevor Toshiya noch mehr seiner Scherze machen konnte.
 

>> [ ] <<
 

"Habe ich mir fast gedacht. Wo hast du Die gelassen?"

"Der musste unbedingt noch eine rauchen."

Shinya seufzte. Wieso mussten denn auch alle rauchen? Sie brachten sich doch dadurch nur alle selber um.

"Ui, tolle Idee. Jetzt wo du da bist, könnte ich ja auch mal wieder raus. Vielleicht kann ich mir ja von Die ne Kippe schnorren." kicherte Toshiya.

"Du passt doch so lange auf Kyo auf, oder?"

"Der schläft doch sowieso."

"Er kann aber auch jeden Moment aufwachen und ich möchte nicht, dass er dann feststellen muss, dass er allein ist. Also, machst du es?"

"Bleibt mir denn etwas anderes übrig?"

"Okay, arigatô."

Dankbar lächelte der Bassist und gab seinem Freund einen Kuss auf die Wange bevor er ging.

Shinya sah ihm noch einen Moment hinterher, bevor er den Blick wieder auf Kyo richtete, welcher bei ihrem kurzen Gespräch aufgewacht zu sein schien und ihn nun mit einem leichten Aufblitzen in den Augen betrachtete. Doch so schnell wie der Funken erschienen war, so war er auch wieder verschwunden.

"He Kyo, wie geht es dir?" fragte er leise, doch Kyo antwortete nicht. Er starrte nur weiterhin auf den zierlichen Drummer.

Dieser sah ihn nur verwirrt an. Dass Kyo gar nicht reagierte war selten. Was hatte er ihm also getan?

Sein Blick wandte sich zur Tür.

Lag es am Ende etwa an Toshiya?

Im nächsten Moment wurde diese auch schon wieder geöffnet und ein genervt wirkender Die, gefolgt von einem bettelnden Toshiya traten ein.

"Biiiiiiiitte Die. Nur eine, eine einzige! Bitte, bitte, bitte, bitte! Ich muss seit gestern Abend darauf verzichten. Sei doch wenigstens einmal so gnädig." jammerte der Bassist steinerweichend und sah aus, als würde er im nächsten Moment niederknien und dem Größeren die Füße küssen, bevor er ihn weiter anflehte.

"Nein, wie oft denn noch? Die Schachtel soll noch eine Weile halten."

"Außerdem hat dich keiner gezwungen hier zu bleiben. Ich komme auch sehr gut alleine klar." mischte sich nun auch Kyo ein, woraufhin ihn der Jüngere erstaunt ansah.

"Du bist wach?"

"Nee, ich schlafe tief und fest den Schlaf der Toten. Meine Güte, warst du wirklich so sehr in dein Gespräch mit dem Kleinen vertieft, dass du nicht einmal mehr das mitbekommen hast."

"Oje. Ich hoffe wir haben dich nicht geweckt."

"Iie, habt ihr nicht. Weißt du, ich wache des Öfteren mal einfach so auf, weil mir nun halt gerade danach ist." zischte der Blonde sarkastisch und fixierte den Blauhaarigen.

Dieser senkte betreten den Kopf und bog nervös seine Finger hin und her.

"Gomen, Kyo. Das wollte ich nicht." murmelte er und Shinya warf dem Sänger einen giftigen Blick zu.

"Das musste nun doch wirklich nicht sein." mischte sich nun auch Die ein.

"Was denn, was denn, habt ihr euch jetzt gegen mich verbündet? Und ich dachte immer, Totchi wäre alt genug, um sich selber zu verteidigen." maulte der Vocalist und richtete seinen Blick wieder aus dem Fenster auf den großen, azurblauen Ozean.

Da musste er keinen wütenden Shinya und keinen enttäuschten Die sehen. Und vor allem keinen traurigen, ausgelaugten Toshiya, wissend, dass er an der Situation Schuld war.
 

~*~
 

Nachdenklich saß er vor dem Zimmer auf einem der blauen Plastikstühle.

Normalerweise mochte er blau, aber heute und hier?

Um ihn herum war alles steril. Weiß.

Mittlerweile durchflutete schon wieder stechendes künstliches Licht den Gang, obwohl die Sonne sich für diesen Tag noch nicht ganz verabschiedet hatte.

Noch immer brachte der Geruch einen fast zum Würgen. Der Geruch von Krankheit, Medikamenten und alten Menschen.

Wie in einem Krankenhaus eben.

Wo hatten sie Kyo bloß hingebracht?

In irgendein Zimmer zwischen Leuten, die mit einem Bein schon im Grab standen.

Leute mit alten, faltigen und eingefallenen Gesichtern. Mit weißer Haut, beinahe blutleer, die die Knochen überzog. Der glasige Blick aus den eingefallenen Augen ins Leere gerichtet.

Was sie dort sehen? Das wusste keiner so genau. Keiner außer ihnen selbst.

Aber sie erzählten es nicht, reden konnten sie nicht mehr.

Sie konnten gar nichts mehr alleine machen.

Zu alt. Zu schwach. Zu krank.

Vielleicht sahen sie ja die unendlichen Weiten des Universums.

Und zwischen diesen Menschen mussten sie Kyo platzieren? Seinen Kyo? Hatten sie ihn etwa schon von Anfang an aufgegeben? Waren sie überrascht, dass er doch noch lebt? Oder hatten sie es getan, weil Kyo sich schon aufgegeben zu haben schien?

Wenigstens hatte er ein Einzelzimmer und musste nicht mit ansehen, wie die Alten dahinvegetierten.

Er mochte diesen Ort nicht. Er hatte eine eigenartig unheimliche Ausstrahlung.

Er wollte nur weg und war froh, dass Kyo auch nicht mehr lange hier bleiben musste. Diese Vorstellung hatte etwas beruhigendes.

Rein theoretisch hätte er in die Cafeteria gehen können. Aber er wollte nicht.

Zurück in den Raum wollte er auch nicht. Die und Shinya passten schon auf Kyo auf. Auch wenn dem das vielleicht missfiel.

Aber er brauchte erst einmal eine Pause, eine neue Fassade zum betrachten. Doch irgendwie schien hier alles gleich auszusehen.

Nach draußen gehen wäre eine weitere Möglichkeit gewesen, dunkel war es auch noch nicht ganz, auch wenn ihn das in diesem Moment gerade recht gekommen wäre. Aber es wurde mit jeder Minute kälter und ein eisiger Wind wehte von Ozean herüber und zerrte an den Sachen.

Also, was blieb ihm anderes, als einfach sitzen zu bleiben und zu warten?

Jemand weiteres ließ sich neben ihm nieder und legte vorsichtig eine Hand auf seinen Oberschenkel, was ihn dennoch zusammenzucken ließ.

"He Kleiner, was machst du hier? Du siehst so fertig aus."

"Nachdenken."

"Worüber?"

"Kyo." murmelte er und sah aus dem Augenwinkel, dass er Andere eine Augenbraue hob.

"Was denn da?"

"Naja, ich wüsste nur zu gerne, warum er das gemacht hat. Weißt du, man braucht einen Grund um sich umbringen zu wollen. Und vor allem haben wir uns kurz vorher noch darüber unterhalten. Ich glaube, ich habe ihn zu sehr genervt. Er ist ausgerastet und wir haben uns gestritten...aber ich bezweifle, dass er es deshalb gemacht hat."

Die sah ihn ernst an und strich ihm sanft die Haare aus dem Gesicht.

"Mensch Totchi. Nu mach dir mal nicht son Kopp! Wir werden ab jetzt einfach besser auf ihn aufpassen."

"Ha! Das sagst du so einfach. Wir können nicht immer für ihn da sein." rief Toshiya mit leichter Verzweiflung und verzog ungläubig das Gesicht.

"Das wird schon. Egal ob man immer in der Nähe ist oder nicht. Du wirst ihn schon nicht verlieren." antwortete der Andere ruhig und schloss beschützend die Arme um die schmalen Schultern.

"Weißt du überhaupt wie knapp das diesmal war? Die hatten ja nicht einmal ordentliches Blut. Weißt du wie er aussah?" fragte er hektisch und mit erstickter Stimme.

Die schob ihn etwas von sich und sah ihm geschockt in die Augen.

"Wie, die hatten kein Blut?"

"Es war alle, alles weg." wisperte er und die ersten Tränen wollten seine Augen verlassen, doch er hielt sie krampfhaft zurück. Er wollte nicht schon wieder weinen.

"Und wie haben sie ihn dann wieder halbwegs auf die Beine bekommen?"

Toshiya machte sich aus Dies Griff los und sah auf den Boden zu seinen Füßen. Dann schob er ohne aufzusehen den linken Ärmel hoch, sodass Die das kleine, kaum noch sichtbare Einstichloch sehen konnte.

Dieser strich vorsichtig über Toshiyas Ellenbeuge und schnaubte verächtlich.

"Wie heruntergekommen sind die hier eigentlich? Müssen das Blut von den Freunden der halb Verbluteten abzapfen, weil sich sonst keiner dazu bereiterklärt."

"So darf man es, denke ich, auch wieder nicht sehen." antwortete der Bassist ruhig und zog den Arm wieder zurück.

"Es sah aus, als würde es ihnen wirklich leid tun. Sie meinten, irgendeiner habe die letzte Konserve wohl aufgebraucht und das nicht gemeldet. Zwar eigenartig, dass sie nur so wenige hatten, aber trotzdem. Der Verantwortliche soll wohl das Krankenhaus verlassen dürfen, sobald sie ihn gefunden haben. Ich würde sie also nicht alle verantwortlich machen. Ich meine, ich bin ihnen wirklich dankbar. Immerhin haben sie Kyo wieder zusammengeflickt bekommen, und das macht mich wirklich überglücklich."

Der Blauhaarige seufzte unterdrückt.

Wirklich, er war froh, dass Kyo überhaupt noch lebte.

"Aber ich will nicht mehr darüber reden, können wir nicht das Thema wechseln?"

Bittend sah der Größere vom Boden auf.

"Na schön, aber kann ich bei Kyo bleiben?"

Der Jüngere zuckte nach kurzem Überlegen mit den Schultern.

"Okay, wenn's denn sein muss."

"Wieso ist er eigentlich so komisch drauf?"

"Er ist doch immer komisch drauf. Aber warum er heute so wenig redet weiß ich auch nicht. Vielleicht hat er wieder Kopfschmerzen."

"Ich glaube er hat ganz woanders völlig andere Schmerzen."

"Stimmt, die Schnitte sind sicherlich ziemlich schmerzhaft, so tief wie die aussahen."

"Die meinte ich allerdings auch nicht." sagte Die mit Nachdruck.

"Was dann?"

"Vielleicht...seelische Schmerzen."

"Wie definierst du das?"

"In letzter Zeit ist er komischer als sonst. Und das, obwohl sich um ihn herum nichts verändert hat. Vielleicht ist in seiner Familie etwas passiert?"

"Kyos familiäres Umfeld kenne ich zwar kaum, aber trotzdem gut genug, um zu wissen, dass er sich nicht so sehr um sie schert, dass ihn ein Vorfall traurig stimmen könnte. Aber wenn seinen Geschwistern etwas passiert wäre, hätte er uns sicherlich etwas erzählt und wäre zu Hause geblieben."

"Naja, aber er hat doch auch noch andere Freunde außer uns. Wer weiß."

"Das ist es ja. Bei Kyo weiß man nie." seufzte Toshiya und erhob sich.

"Ich bin wieder drin, ne." sagte er leise und wurde auch noch von einem Magenknurren begleitet, welches ihn etwas rot anlaufen ließ.

Dies brachte Die zum Lachen und er stand auf, um den Bassisten an den Schultern in die entgegengesetzte Richtung zu schieben.

"Du gehst jetzt erst mal etwas essen und dann kannst du zurückkommen, okay?!" kicherte er, doch Toshiya schüttelte strikt den Kopf.

"Ich habe doch nicht einmal Geld. Das hab ich im Hotel vergessen."

"Geld, Zigaretten, was denn noch alles? Vielleicht auch deinen Kopf?"

"Ha Ha, wie witzig." antwortete der andere monoton und drehte sich zu dem Gitarristen um.

Dieser war gerade damit beschäftigt, in seinen Taschen zu wühlen. Dann zog er aus der einen seine Geldbörse heraus und wollte dem Jüngeren etwas Geld geben.

"Du nimmst jetzt das Geld und holst dir etwas zu essen, verstanden?"

"Nein Die, das kann ich nicht annehmen!" wehrte er ab, doch der Gitarrist blieb standhaft.

"Wieso denn nicht? Du musst was essen!"

"Iie, geht schon."

"Wie viel hast du heute schon zu dir genommen?" fragte der Rothaarige weiter und klang in diesem Moment etwas wie Kaoru.

"Einen Kaffee. Aber wir gehen doch sowieso bald zurück zum Hotel."

"Das ist doch jetzt egal. Ein Kaffee am Tag reicht nicht und ich habe keine Lust, dass du uns heute noch wegklappst und wir dich entweder zum Hotel oder hierher zurück tragen müssen."

"Keine Sorge, das müsst ihr schon nicht."

"Trotzdem. Das ist ja nicht zum aushalten, du benimmst dich genauso wie ein trotziges Kleinkind."

"Tu ich nicht!"

"Oh doch. Ich glaube, deinem Gehirn fehlen da ein paar ordentliche Nährstoffe. Außerdem geht's dir dann sicherlich wieder besser."

"Mir geht's doch gar nicht schlecht." protestierte der Blauhaarige weiter und Die rollte genervt mit den Augen.

"Nein, natürlich nicht. Du siehst nur aus wie der Tod auf Latschen." übertrieb der Ältere und sah wieder zu dem Anderen.

Dessen Augen weiteten sich.

"So schlimm?"

"Ganz ehrlich?"

Ein Nicken.

"Noch nicht, aber viel fehlt nicht mehr. Und genau deswegen nimmst du jetzt das Geld und schiebst deinen Hintern in die Cafeteria. Du darfst es mir später auch wiedergeben und eigentlich ist es auch wieder nicht so viel, dass es der Rede wert wäre." setzte Die noch hinzu, bevor Toshiya weiter protestieren konnte.

Ein tiefes Seufzen entrang der Kehle des Bassisten, als er endlich gehorsam die Hand ausstreckte, um sich das Geld geben zu lassen.

"Also schön, bis nachher dann, ne." sagte er noch leise, bevor er den Gang hinunter verschwand.

Ein zufriedener Blick folgte ihm, bis er aus dem Blickfeld des Gitarristen verschwunden war. Dann ging dieser zurück in den Raum zu Kyo und Shinya.

VI

Und da bin ich wieder....ging diesmal etwas schneller ne....
 

Und war das Diru-live nich einfach nur geil (mir tun bloß alle leid, die leider nicht viel mitbekommen haben...U.U

*selbst ja zum Glück alles weitesgehend gut überlebt hat*)

Hat Kyo nicht ein süßes Lächeln

*dahinschmelz*

Und noch was, egal wie kindisch das jetzt klingt...wer auch immer es war, der mir den Drumstick von Shinya geklaut hat(er hat ihn wegen MIR hochgeworfen!!! Außerdem hatte ich ihn zuerst!!! T_T): vielen Dank dass ich ihn wenigstens berühren durfte und ihr mir so ganz freundlich voll den Finger abgequetscht habt!!! >.<

*das alles andere als in Ordnung fand es aber jetzt ja leider sowieso nicht mehr ändern kann* (und wer weiß ob die betreffenden Leute das hier überhaupt lesen...*das jetzt aber loswerden musste* ~.~°°)

*seufz*
 

naja, auch egal ne...trotzdem viel Spass beim 6. Chapie ^^
 

~VI~
 

~*~
 

"He Chibi, wo habt ihr denn eigentlich Kao die Socke gelassen?"

"Kao?"

"Hai. Bist du taub oder was?!"

"Iie, bin ich nicht. Ich identifiziere Kao-sama nur nicht mit einer Socke, so wie du es tust." antwortete der Drummer sachlich und musste sich eine schwarz-weiß geringelte Socke mit violetten Haaren vorstellen. Er schüttelte kurz den Kopf, um diese Vorstellung loszuwerden und wandte sich dann wieder an Kyo.

"Und er ist im Hotel geblieben, ich denke er sollte sich noch etwas ausruhen."

"Ausruhen? Wieso das denn?"

Die linke Augenbraue des Sängers wanderte nach oben.

"Weißt du es denn nicht?"

Verwunderung.

"Was weiß ich nicht?"

"Kao ist gestern umgekippt."

Und die zweite Augenbraue gesellte sich zur ersten und Unglauben spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, gepaart mit etwas, das man als Sorge identifizieren konnte.

"Wieso kippt der Baka denn um?"

"Er hat sich pünktlich zum Urlaub ne saftige Erkältung mit ordentlich Fieber eingefangen. Und nur, um uns nicht nur alleine Spaß haben zu lassen hat er sich nicht ins Bett gepackt, sondern sich mit Medikamenten zugepumpt und hergeschleift."

Zwei Augenpaare lagen auf Die, welcher soeben durch die Tür eingetreten war und Shinya die Erklärung abgenommen hatte.

"Aber mach dir da mal keine Sorgen. Unser Opa ist ja nicht allein."

Bei dem verwirrten Gesicht des Sängers vergrößerte sich sein Grinsen unweigerlich.

"Mal abgesehen davon, dass ich nie gesagt habe, dass ich mir Sorgen mache: wer sollte denn bei ihm sein? Falls du nicht mehr zählen kannst, sonst sind alle hier, die mitgeflogen sind."

Belustigt schüttelte der Gitarrist den Kopf. Er sah nicht so aus, als wenn er in nächster Zeit die gesamte Situation aufklären wollte.

Deshalb erbarmte sich Shinya, bevor Kyo noch wütender werden konnte.

"Heute morgen ist Besuch für ihn angekommen. Ich habe vorher auch noch nicht gewusst, dass er in einer Beziehung ist, aber das hatte sich ja dann aufgeklärt."

"Er hat eine Beziehung? Und warum wird mir so etwas nicht gesagt?"

Beleidigt zog Kyo eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Wir haben es doch auch nicht gewusst, also mecker nicht rum. Und wenn, dann hätte ich ja wohl das Recht, das als erster zu erfahren und nicht du." mischte sich nun auch Die wieder ein.

"Ach ja? Und woher nimmst du dieses Recht?" zischte der kleine Blonde und funkelte den Größeren gefährlich an

"Weil ich ihn am längsten kenne und sein bester Freund bin. Deswegen."

//Hai. Du ist sein bester Freund, Die. Aber was sollte das dann? Wieso hast du ihn dann um diesen Kuss gebeten? Und warum hat er ihn dir gewährt? Ich verstehe die Welt nicht mehr und darf mir das nicht einmal anmerken lassen. Und dabei wüsste ich doch zu gerne, was ich zu erwarten habe. Außerdem hätte ich gerne eine Erklärung, warum du mich noch am selben Tag geküsst hast, und beteuert, dass du mich liebst. Ich kann dir das doch nicht glauben. Natürlich, du warst betrunken. Hast du mich dann in diesem Moment etwa für einen anderen gehalten? Wahrscheinlich. Es war alles einfach nur eine Lüge. Eine einzige große Lüge. So falsch und doch schmückte sie diesem Moment. Er blieb mir nur als schön in Erinnerung. Aber wie kann ein solcher Fehler schön sein und wieso kann ich ihn nicht einfach vergessen, dass es aufhört, weh zu tun.//

Geistesabwesend starrte der jüngste Diru aus dem Fenster und der Streit der anderen beiden flog einfach an seinem Ohr vorbei. Doch eben diese beiden anderen waren zu beschäftigt, um den Schmerz, der sich im Herzen des Drummers ausbreitete, zu bemerken.

"Ach. Nur deswegen ja?"

"Na klar."

"Und das soll reichen, um dir Riesenbaka als erstes bescheid zu geben ja?"

"Natürlich."

"Wieso lassen wir darüber nicht einfach einen Außenstehenden entscheiden?" fragte der Sänger und ein schiefes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

"Also Shin, was denkst du. Wem hätte Kao die tolle Neuigkeit zuerst sagen sollen?" fragte der Gitarrist siegessicher und stupste den Kleineren an. Dieser wurde dadurch entgültig aus seinen Gedanken gerissen und sah verwirrt zu dem Rothaarigen auf.

"Was ist los?"

"Na sieh sich das einer an. Da hört der uns nicht einmal zu. Wo warst du denn gerade eben, wenn du nicht mal bemerkst, wenn Kyo und ich über so wichtige Themen reden?"

"Wo anders?!"

"Na Mensch, da wären wir jetzt sicher nicht drauf gekommen."

"Also, was wolltet ihr von mir?"

"Wem Kao..."

Weiter kam der Sänger nicht, da der Jüngste ihn mit einem Seufzen unterbrach.

"Streitet ihr wirklich noch über diesen Schwachsinn?"

"Das ist kein Schwachsinn!" empörte sich der Gitarrist und sah auf den Drummer hinunter.

"Ich denke sehr wohl, dass es Schwachsinn ist. Es ändert doch nichts, wenn ihr darüber philosophiert oder? Sollte die Entscheidung nicht einzig und allein Kaoru selbst zustehen? Und wenn ihr mich fragt, hätte er doch einfach allen gleichzeitig etwas sagen können oder auch gar keinem. Aber wie gesagt, es liegt nicht an uns, wann und wem gegenüber Leader-san etwas über sein Privatleben ausplaudert, findet ihr nicht?"

Klare Worte vom Chibi. Das mussten auch die beiden Streithähne einsehen und so nickten sie nach einer Weile.

"Aber wer ist denn nu eigentlich die Glückliche?" wollte Kyo neugierig in Erfahrung bringen und sah die anderen beiden erwartungsvoll an.

"Ich weiß ja nicht, ob dir Tsukasa was sagt." antwortete der Drummer ruhig und sah den Sänger gelassen an.

Dieser schüttelte den Kopf.

"Iie. Nicht wirklich."

"Na ist ja nicht so schlimm. Ich denke du wirst ihn auch noch kennen lernen."

Vorsichtig lächelte der Jüngere.

Kyo nickte und sah sich dann mit großen Augen im Raum um.

"Kyo?"

Keine Reaktion.

Verwirrt sah Die zu Shinya. Dieser blinzelte zurück.

"Wohin ist der denn jetzt abgeflogen?" fragte der Gitarrist und sah dann wieder zu Kyo.

Der zierliche Drummer schüttelte nur unwissend den Kopf.

"He, Erde an Kyo!"

Weiterhin flog der Blick teilnahmslos durch den Raum und der Sänger reagierte immer noch nicht auf die Worte des Gitarristen.

"KYO!"

Erst jetzt, wo Die laut wurde, schreckte der kleine Mann auf und sah den Gitarristen geschockt an.

"Hast du was gesagt?"

"Nee, noch nicht. Ich wollte erst mal sichergehen, dass du mir wirklich zuhörst."

"Und? Was ist denn?"

"Ich wollte wissen, ob du hier irgendetwas bestimmtes suchst?"

"Äh, ich? Iie, nicht wirklich."

"Und was guckst du hier dann so verpeilt durch die Gegend?" fragte der Größere misstrauisch.

"Naja, ich wollte nur wissen, wo Totchi abgeblieben ist." wisperte der Kleine daraufhin.

//Ich dachte du wolltest rausgehen, um ihn wieder hierher mitzubringen. Wo ist er dann also. Und wieso habe ich nicht früher bemerkt, dass er gar nicht hier ist? Verdammt To-chan, lass mich doch nicht allein...//

Doch verwundert musste er feststellen, dass Die in Gelächter ausbrach.

"Den habe ich erst mal zum essen geschickt. War ja nicht mehr mit anzuhören, wie sein Magen gegrummelt hat."

Stumm nickte der Kleinste im Raum. Erst nach einiger Zeit der Stille wurde diese dadurch gebrochen, dass jemand an der Tür klopfte.

//Totchi...?//

Hoffnungsvoll sah der Sänger auf, wusste nicht, dass der Drummer ihn genau beobachtete.

//Er ist dir wohl auch sehr wichtig, was? Vielleicht sollte ich euch mal darauf hinweisen, dass ihr euch gegenseitig sehr viel bedeutet? Ich glaube, er könnte dich glücklich machen, oder?//

Kurz fixierte er den Gitarristen.

//Es wäre nur zu schön, wenn du dir auch so viele Gedanken um mich machen würdest, wie ich mir um dich. Oder auch wie Kyo es bei Toshiya zu handhaben scheint.//

Die schien seinen Blick bemerkt zu haben und wandte ihm sein Gesicht zu. Sein Blick war fragend und bohrte sich direkt in sein Herz. Doch noch bevor er rot werden oder anderweitig Schwäche oder Gefühle zeigen konnte, wandte der Jüngste seinerseits den Blick zur Tür, um zu sehen, wer vor wenigen Sekunden eingetreten war.

Doch entgegen seiner Vermutungen war es nicht Toshiya, der lächelnd in der Tür stand, sondern eine der Krankenschwestern.

Sie trug ein Bündel Kleider im Arm und ging zu Kyo ans Bett.

"Wie geht es ihnen?" fragte sie freundlich.

Die und Shinya schien sie gar nicht wahrzunehmen.

"Es geht so, danke."

Die junge Frau nickte lächelnd und besah noch einmal die Daten am Bett des Sängers, bevor sie die Geräte durchcheckte.

Erst dann wandte sie sich wieder zu Kyo selbst und hielt ihm die Sachen entgegen.

"Hier sind ihre Kleider. Die persönlichen Gegenstände, die sie bei sich hatten, finden sie dort drüben im Bad. Sie können sich dann also fertig machen und gehen, wenn sie möchten." erklärte sie freundlich, während sie ihn von den Maschinen losmachte.

Dankbar nahm der Sänger die gereinigten Sachen an, nickte kurz und ging dann damit in das kleine Bad im Zimmer, um sich umzuziehen.

Die Schwester sah ihm nach, bevor sie Die und Shinya noch einen schönen Abend wünschte und gehen wollte. Doch in der Tür stieß sie beinahe mit einem jungen Mann zusammen.

Nach einer kurzen Entschuldigung trat er ganz ein und sah sich etwas besorgt um, während er den Rest des Brötchens herunterschluckte.

"Wo ist Kyo?"

"Der ist gerade eben erst im Bad verschwunden, um sich umzuziehen. Obwohl er das auch hier vor uns hätte machen können. Immerhin saß er doch sowieso die ganze Zeit oben ohne da, wenn man von den Verbänden absieht. Oder schämt er sich jetzt etwa?" antwortete Die laut genug, dass der Vocalist ihn ohne Probleme verstehen konnte.

"Nein, er hat nur keine Lust von dir Spanner begafft zu werden. Das hast du heute schon zur Genüge getan." rief Kyo aus seiner Umkleide.

"Ich weiß überhaupt gar nicht, was du meinst." jammerte Die und schniefte theatralisch.

"Hm, vielleicht meine ich, dass du allem, was menschlich und auch nur irgendwie weiblich ist, ununterbrochen auf den Allerwertesten starrst." antwortete Kyo sarkastisch, nachdem er angezogen wieder zu den Anderen trat.

"Hey, das ist ja wohl immer noch Totchis Aufgabe!"

"Hey! Gar nicht. Und was ist außerdem mit dem Bauch?" protestierte der Bassist.

"Genau, und mit den Beinen?" ergänzte Shinya nachdenklich und tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn.

Die jedoch sah jeden einzelnen verletzt an, besonders den Drummer, und zog dann einen Schmollmund.

"Jetzt verbündet ihr euch schon gegen mich. Ihr seid ja so fies. Was für eine Ungerechtigkeit." wimmerte Die weiter und die anderen drei verfielen in Lachen. Dies sehnsüchtiger Blick blieb an einem seiner Freunde hängen.

//Du bist so süß. So unheimlich schön. Wie ein Engel. Besonders wenn du lachst. Komisch, ich habe es geschafft, den ganzen Tag bis jetzt halbwegs normal dir gegenüber zu verbringen, doch jetzt, wo ich dich so ansehe, wird die Sehnsucht wieder so groß. Ich muss aufpassen, dass sie mich nicht verschlingt. Wenn ich dich doch nur haben könnte.//

Doch plötzlich brach Kyos Lachen ab, als ihm kurzzeitig die Beine wegknickten.

Gerade noch rechtzeitig konnte Toshiya ihm unter die Arme greifen, um ihn vor einer Begegnung mit dem Boden zu bewahren.

"Alles okay?" flüsterte er und drückte den Sänger fest an sich, als wolle er ihn nie wieder loslassen. Doch dieser schob ihn von sich.

"Wenn du mich loslässt, ja." murrte der Kleinere und sah ernst auf den Boden.

Shinya beobachtete die beiden eingehend, erst dann fiel ihm etwas ein. Dass er es nicht vorher bemerkt hatte, kam ihm selbst komisch vor.

"Habe ich das vorhin richtig verstanden und du darfst heute schon wieder gehen?"

"Hai. Ich glaube die wollen mich so schnell wie möglich loswerden." kam als Antwort, während der Ältere aufsah und das Gesicht verzog.

//Auch sie wollen keine Selbstmörder in ihrer Nähe. Wieso also gebt ihr euch überhaupt noch mit mir ab und verachtet mich nicht einfach? Wieso habt ihr mich nicht einfach sterben lassen?//

Nachdenklich sah der Bassist zu seinem Freund hinab.

//Ich weiß nicht ob es so gut ist, dich schon jetzt wieder mit aus dem Krankenhaus zu nehmen, wenn du nicht einmal längere Zeit allein stehen kannst. Das alles hat doch sehr an deiner Kraft gezehrt. Ich wäre zwar froh, dich wieder weiter in meiner Nähe zu haben, aber es bringt nichts, wenn es zu riskant ist.//

"Vielleicht sollten wir doch noch einmal mit den Ärzten reden, dass sie dich wenigstens noch eine Nacht zur Beobachtung hier behalten." äußerte Toshiya seine Gedanken, doch sein Freund wehrte vehement ab.

"Und du glaubst das bringt was? Ich will hier nicht noch länger rumliegen, als unbedingt nötig. Also, gehen wir?" sagte der Sänger entschlossen, sah sich noch einmal um und ging dann vor.

Die anderen drei folgten mit etwas Abstand, nachdem sie sich vergewissert hatten, nichts im Raum vergessen zu haben.

Doch schon nach kurzer Zeit gaben die geschwächten Beine des Kleinsten immer und immer wieder nach. Ein ums andere Mal musste er sich von einem seiner Freunde aufhelfen lassen. Er bemerkte nicht, dass es eigentlich nur Toshiya war, da er immer als erster bei seinem Freund war.

Aber wie hatte immerhin der Arzt gesagt: Viel Ruhe!

Also trug Toshiya ihn kurzerhand trotz des heftigen Protestes.

Das Hotel war nicht weit entfernt, also sparten sie sich das Geld für ein Taxi und liefen das kurze Stück bis dorthin durch die frische Nachtluft. Mit der Zeit verebbten auch die Proteste und als sie endlich im Hotel angekommen waren, schlief der kleine Sänger schon wieder tief und fest in den schützenden Armen des Bassisten.
 

~*~
 

Ein leises Klopfen ließ ihn herumfahren.

Er warf einen Blick auf die Uhr.

Es war bereits kurz nach halb elf. Wer kam um diese Zeit noch vorbei?

Umso überraschter war er, als er erkannte, wer nach einem kurzen ,Ja' den Kopf ins Zimmer steckte.

"He. Ähm, bist du allein? Kann ich kurz mit dir reden?"

"Klar, komm rein. Tsuka-chan ist gerade im Bad, das dauert noch ne Weile." kicherte der Ältere, was den Anderen zum Lächeln brachte.

"Was denn, braucht er länger im Bad als du?"

Der Gitarrist nickte nur nachsichtig lächelnd.

"Wie habt ihr euch überhaupt kennen gelernt?" fragte der Jüngere und setzte sich zu dem Anderen, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

"Wie? Naja, das ist schon eine ganze Weile her. Fast ein Jahr."

"Ein Jahr? War das dann nicht die Zeit, wo Yumiko dich einfach sitzen gelassen hatte?"

Der Gitarrist verzog das Gesicht.

"Genau die Zeit war das. Du weißt ja, wie beschissen es mir zu dieser Zeit ging und auch, wie ich versucht habe, über den Verlust hinwegzukommen. Verdammt, dieses Mädchen hatte mir so viel bedeutet und ich dachte, ich würde nie mehr aus diesem verfluchten Tief rauskommen."

Sein Gesprächspartner nickte stumm. Damals hatte man mit ihrem Leader wirklich nichts mehr anfangen können. Immerhin hatte er nahezu jede Nacht in irgendeinem Club oder einer Bar verbracht. Hauptsache, er bekam etwas mit ordentlich viel Prozenten. Der Jüngere war sich sicher, dass sein Freund jeden Club in Tokyo schon einmal von innen gesehen hatte und nicht gegangen war, bevor er nicht um einige Yen leichter war.

Und als wenn das nicht schon gereicht hätte, so kam der sonst so vernünftige Mann jedes Mal mit einem gehörigen Kater zur Probe, sodass diese dann auch bald wieder unterbrochen werden musste, weil es dem Leader zu laut war.

Es dauerte nicht lange, bis auch Die die Witze im Halse stecken blieben und Kaoru nur noch mit schlechter Laune durch die Gegend grummelte.

"Naja, irgendwann habe ich ihn getroffen. Ich hatte ihn in dem Club zwar schon öfter gesehen gehabt und er mich auch. Unsere Blicke waren auch des öfteren aufeinandergetroffen, soviel weiß ich auch noch. Anfangs hatte ich mir nichts dabei gedacht, aber irgendwann hat es mich genervt und ich habe mich gefragt, warum er mich so anstarrt. Aber gesagt habe ich nichts, nur versucht ihm auszuweichen. Und doch hat es mich immer wieder in den Schuppen gezogen. Irgendwann kam er dann doch zu mir herüber und wir haben uns unterhalten. Danach haben wir uns auch noch öfter getroffen und unbemerkt hat er mich so auch ziemlich aus der ganzen Scheiße rausgeholt. Und so hat sich das dann alles entwickelt." erklärte Kaoru schlicht und musterte seinen Gegenüber.

Dieser nickte stumm und starrte auf den Boden.

"Ich habe mich schon seit längerem gefragt, was den Stimmungswechsel damals verursacht hatte. Und das ist jetzt schon fast ein Jahr her sagst du? So lange schon? Und du hast uns nichts darüber erzählt?"

Zögernd hob er dem Blick und sah in die braunen Lichter des Anderen.

"Hey Kleiner, wir sind erst seit vier Monaten zusammen. Und seit wann bin ich euch Rechenschaft schuldig? Ihr sagt mir doch auch nicht alles, oder? Ich will mich da nur an die Sache mit deiner Telefonnummer erinnern."

Der Vorwurf in der Stimme des Gitarristen konnte er nicht überhören.

Er suchte nach Worten, um sich zu verteidigen, doch alles was über seine Lippen kam war wirres Gestotter.

Nur schwer konnte Kaoru sich bei dem Anblick des Jüngeren ein Lachen verkneifen. Das war doch einfach zu niedlich.

"Was denn? Habe ich dich damit etwa so sehr aus dem Konzept gebracht?" brachte er mühsam beherrscht hervor.

Die wirren Satzanfänge des Anderen verstummten, als dieser sich vor Stolz aufplusterte.

"Das schaffst du ganz sicher nicht!"

"Wer dann?" giggelte er weiter.

"Keiner!" protestierte der Drummer, der von seinem Leader noch immer mit einem belustigten Blick betrachtet wurde, weiter.

"Sicher? Wie wäre es mit...Totchi?"

Strikt schüttelte der Zweite den Kopf.

"Kyo?"

"Soweit kommts noch!" entrüstete er sich und somit kam Kaoru seinem Ziel näher: er konnte endlich nach dem letzten fragen, welcher ihm vorschwebte.

"Aber Die?!"

Ein hinterlistiges Grinsen schlich sich auf die feinen Züge des Älteren, als er etwas Röte bemerkte, welche in die blassen Wangen seines jungen Freundes kriechen wollte.

Doch trotzdem stritt dieser den "Vorwurf" weiterhin ab.

"Der? Ganz sicher nicht! Das wäre ja noch schöner."

"Komm schon! Gib's zu!" stichelte der Gitarrist weiter und knuffte Shinya aufmunternd in die Seite.

"Püh. Warst du es nicht, der mir gerade eben noch erzählt hat, er wäre uns keine Rechenschaft schuldig?"

Entrüstet drehte er sich weg. Jetzt musste er sich schon vor Kaoru verteidigen, obwohl er doch wegen etwas ganz anderem gekommen war.

Andererseits. So anders war das wirklich nicht.

"Also doch."

Aber erst sollte der Gitarrist wieder erwachsen werden und mit seinen Anschuldigungen aufhören.

Also reagierte er einfach nicht weiter. Am Ende würde er sich nur noch mehr hereinreiten.

Erstaunlich schnell schien Kaoru auch zu bemerken, dass er aus dem Drummer nichts weiteres herausbekam, also gab er es auf und wurde wieder ernster.

"Über was wolltest du eigentlich mit mir reden?"

Na endlich.

Shinyas Blick wandte sich wieder in die andere Richtung, sodass er den Gitarristen ansehen konnte.

"Über Kyo."

"Über Kyo?" wiederholte der Andere.

Er erhielt ein Nicken als Antwort. Doch dies schien dem Leader nicht zu genügen, da er den Drummer weiterhin mit seinem fragenden Blick löcherte.

Diesen Blick fing der Jüngere auf, immerhin war er für ihn nicht zu übersehen.

"Naja, ich weiß nicht so recht, aber in letzter Zeit vermute ich immer mehr, dass er sehr an To-chan hängt." versuchte er zu erklären und der fragende Blick verwandelte sich in einen Nachdenklichen.

"Möglich. Aber wie kommst du darauf. Ich meine, immerhin verhält sich unser Warumono doch ganz normal, meinst du nicht?"

Shinya überlegte kurz, wie er seine Gedanken in Worte fassen konnte, bevor er antwortete.

"Ganz normal könnte man es ja wirklich nennen. Immerhin ist es ja ganz natürlich, wenn man sich zu jemanden hingezogen fühlt. Da kann man immerhin nicht entscheiden, wo dieses Gefühl der Zuneigung hinfällt, auch wenn es ein Mann und der auch noch in der gleichen Band ist. Auch wenn man es noch so sehr möchte, aber man kann es einfach nicht steuern. Aber wie ich darauf komme? Hast du es denn wirklich nicht bemerkt? Wer Kyo in letzter Zeit genauer beobachtet hat, der hat auch bemerkt, dass er sich anders verhält als sonst. Er war doch wirklich fertig, weil Totchi ihm aus dem Weg gegangen ist. Man hat es an seinem Blick gesehen. Er mochte es nicht und er verstand es nicht. Und du hättest ihn heute einmal sehen müssen. Kannst du dir vorstellen, wie verzweifelt er ausgesehen hat, als Die ohne Totchi wieder zurück in den Raum gekommen ist? Der Kleine hat sich völlig verwirrt und auch etwas besorgt nach ihm umgesehen und sich gewundert, wo er abgeblieben ist. Meinst du, das hätte er gemacht, wenn es sich dabei um jemanden anderen gehandelt hätte?" erzählte er Jüngere nachdenklich.

"Hm, verstehe. Und ihr wart heute alle Kyo besuchen und mir hat keiner etwas davon gesagt?" sagte der Gitarrist gespielt schmollend, doch der Drummer lächelte daraufhin nur.

"Wir dachten, du seiest anderweitig beschäftigt. Außerdem haben die Kyo gleich heute wieder rausgelassen, du kannst ihn also ruhig jetzt noch besuchen gehen." erklärte er schlicht.

Doch der Ältere runzelte die Stirn.

"Wie überaus verantwortlich von ihnen."

"Naja, wahrscheinlich brauchten die das Bett. Wer weiß." antwortete Shinya schulterzuckend und zog sich dann in seine Gedankenwelt zurück.

Während er wieder auf den Boden starrte und seine Finger nervös hin- und herbog, öffnete er zögernd den Mund.

"Kao, kann ich dich noch etwas fragen?"

"Natürlich."

Der Leader hob eine Augenbraue. Was war das denn gerade für eine komische Fragestellung?

"Was läuft eigentlich zwischen dir und Die?"

Ach von daher wehte der Wind.

"Nur eine sehr gute Freundschaft. Mittlerweile so gut, dass ich manchmal nicht mehr weiß, was ich ohne ihn machen würde."

Langsam nickte der Drummer. Doch etwas passte nicht ganz zu seinem Bild einer Freundschaft.

"Und...der Kuss?" hakte er leise und vorsichtig nach, doch in seiner Stimme ließ sich leicht ein kleiner Teil von Verzweiflung ausmachen.

Kaorus Augen weiteten sich und er sah sich nervös im Raum um. Tsukasa war noch immer im Bad. Zum Glück. Bis dahin konnte er das unmöglich gehört haben.

Etwas erleichtert atmete er auf. Erst dann wurde er sich bewusst, dass der Braunhaarige noch immer auf eine Antwort wartete.

"Ich schwöre dir, das hatte nichts zu bedeuten. Man könnte fast sagen, dass es eine Art Missverständnis war. Und ich kann dir garantieren, dass es nie wieder vorkommen wird. Aber woher weißt du überhaupt davon?"

Der zierliche Drummer sah auf und sein Leader konnte ihm direkt in die Augen sehen.

//Du armer kleiner Baka. Mach dir keine Sorgen, ich werde dir Die nicht wegnehmen. Geh lieber zu ihm und schnapp ihn dir, ich bin mir sicher, dich wird er nicht abweisen, auch wenn er es nicht zugeben will.//

"Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich es gesehen habe?" fragte der Jüngere etwas zurückhaltend und sein Mund verzog sich für den Bruchteil einer Sekunde zu einem schiefen Grinsen.

"Bleibt mir da etwa eine andere Möglichkeit?" entgegnete der Ältere daraufhin.

Shinya schüttelte nach kurzem Überlegen den Kopf.

"Demo...wirst du es ihm sagen?"

"Wem?"

"Tsukasa."

"Hai. Natürlich werde ich es Tsuka-chan sagen, wenn die Zeit gekommen ist, ja." flüsterte der Gitarrist und konnte beobachten, wie sein Freund aufstand und zur Tür ging.

//Ich muss es ihm sagen. Ich könnte das niemals für mich behalten, das wäre ein noch viel größerer Vertrauensbruch, als es jetzt schon ist. Aber ich habe Angst, Angst ihn zu verlieren.//

"Tu mir einen Gefallen und warte nicht allzu lange. So ist die Wahrscheinlichkeit noch geringer, dass er es von jemand anderes erfährt. Denn wer weiß, wer euch noch gesehen hat. Und wenn er es von dir erfährt, tut es wenigstens etwas weniger weh." sagte er ruhig und verließ das Zimmer.

Zurück ließ er einen traurig nachdenkenden Kaoru, der darauf wartete, dass sein betrogener Koi endlich aus dem Bad kam.
 

~*~
 

Der junge Mann versuchte seit einer geschlagenen halben Stund endlich einzuschlafen. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab.

Er fühlte sich beobachtet. Demo...

...wer sollte ihn schon beobachten? Wurde er am Ende noch paranoid?

Bisher war er einfach zu faul gewesen, einfach die Augen zu öffnen und nachzusehen, doch mit der Zeit wurde es ihm einfach zu viel.

Er wollte endlich schlafen.

Und tatsächlich stand jemand vor seinem Bett und sah auf ihn hinab, beleuchtet vom fahlen Mondlicht.

Er konnte diesen verlorenen Blick einfach nicht genau deuten. Was hatte er zu sagen?

Der Andere musste bemerkt haben, dass er wach war, denn er setzte sich ans Fußende des Bettes und strich behutsam über die Decke, den Blick auf seine Finger gerichtet.

"Hab ich dich geweckt?" fragte er leise und etwas besorgt.

"Iie. Ich habe noch gar nicht geschlafen. Irgendwer hat mich immerhin die ganze Zeit beobachtet, das hat mich davon angehalten." gab er mit einer gehörigen Prise Sarkasmus zurück.

Doch der Andere lächelte nur.

Irrte er sich, oder wirkte der Kleine tatsächlich verlegen?

Er schüttelte den Kopf und beschloss, dass dem nicht so war.

"Gomen, ich wusste nicht, dass es dich stört." wisperte der Ältere und sein Freund musste sich Mühe geben, um ihn zu verstehen.

"Ist doch nicht so schlimm. Aber wieso bist du hier? Du solltest dich lieber hinlegen und etwas schlafen, damit das alles wieder besser verheilt." antwortete er sanft und setzte sich auf.

"Ich konnte nicht schlafen." kam die ruhige Antwort, doch noch immer sah er seinen Gegenüber nicht an.

Verwirrt hob dieser eine Augenbraue.

"Wieso das denn nicht?"

Sein Freund bewegte kurz den Kopf, sodass einige Haarsträhnen das Gesicht verdeckten. Er wollte nicht, dass der Zweite es sehen konnte. Nervös knetete er seine Finger.

"Ich war...war so einsam."

Toshiyas Augen weiteten sich.

//Und dann kommst du zu mir?//

Jetzt, wo er ihn genau betrachtete, sah er wirklich sehr alleingelassen aus. Einsam und traurig.

Vorsichtig robbte er über das Bett und umarmte Kyo.

"Hey, ich bin doch gleich nebenan. Jetzt geh lieber und schlaf noch etwas." flüsterte er ihm ins Ohr und lächelte vorsichtig.

//Vermutlich nur ein Zufall, weil ich am nächsten war. Es hätte sicher auch jeder andere sein können.//

Sein Gegenüber überlegte kurze Zeit, dann nickte er schwach.

//Ich habe gewusst, dass du mich abweisen würdest.//

Nachdem Toshiya ihn losgelassen hatte, stand er auf und verschwand ohne ein weiteres Wort wieder in sein Zimmer.

Der Jüngere konnte die einsame Träne auf seiner Wange nicht sehen.

Er folgte Kyo mit einem besorgten Blick, bis der kleine Sänger hinter der Wand verschwunden war.

Die Tür hatte er offen gelassen und doch war es jene Wand, die sie unendliche Meilen voneinander trennte.

Toshiya ließ sich wieder zurück in die Kissen fallen und starrte an die Decke.

//Er ist einsam...//

Unruhig drehte er sich auf die Seite und starrte aus dem Fenster.

//Ich will nicht, dass er weiter allein sein muss. Aber ich kann ihm wahrscheinlich nie helfen. Er würde meine Hilfe nicht wollen, das hat er mir in den letzten beiden Tagen oft genug gezeigt.//

Nach einiger Zeit startete er einen neuen Versuch, endlich einzuschlafen. Vielleicht könnte er dann morgen endlich richtig mit dem Urlaub anfangen.

Plötzlich raschelte etwas und irgendetwas bahnte sich unter der Decke seinen Weg vom Fußende aufwärts.

Sofort riss der Bassist geschockt die Augen auf und hob die Bettdecke an und sah...

...sah in zwei tiefbraune, traurige Augen, die bittend zu ihm hinaufblickten.

"Totchi?"

Ein Hauchen.

"Hm?" antwortete der Angesprochene, nachdem er sich von seinem ersten Schock erholt hatte.

"Ich will nicht mehr allein sein."

Dieser Satz zauberte ein Lächeln auf die sanften Züge des Jüngeren.

"Das brauchst du auch nicht. Und das warst du auch nie. Ich werde immer für dich da sein. Wir alle werden das." sagte er leise und für kurze Zeit zierte ein Hauch eines Lächelns auch das Gesicht des Sängers.

"Danke Totchi." hauchte dieser müde, während er die Arme um die Taille seines Freundes schlang und den Kopf an dessen Brust lehnte.

"Hm? Wofür? Ich habe doch gar nichts getan?" wisperte der Bassist.

Doch in dieser Nacht sollte er keine Antwort mehr bekommen. Der Sänger war bereits eingeschlafen und kuschelte sich vertrauensvoll an seinen jüngeren Freund.

Dieser lächelte auch weiterhin verständnisvoll und legte seinerseits die Arme um den schmalen Körper des Sängers.

//Du brauchst nie mehr allein zu sein Kyo. Boku no Kyo.//

Er gab ihm einen vorsichtigen Kuss auf das weiche Haar und nach einiger Zeit gelang es ihm dann auch, endlich seinen Schlaf zu bekommen.
 

>>Without thinking I put my hand on your neck.

You say nothing and you do nothing.

I'm gonna sing the last lullaby for you while you smile at me.

I wonder why I fell in Love with you.<< [1]
 

~*~
 

[1] [KR] Cube, Lied 7 auf der Macabre ^.~

VII

~ VII ~
 

"Kaoru?"

Der Angesprochene hob den Kopf und sah lächelnd zu seinem Freund auf. Doch innerlich verspürte er einen Stich.

//Kaoru? Wieso Kaoru? Nicht Kao oder sogar Kao-chan?//

Ernst sah der Andere auf ihn hinab. Seine nassen Haare fielen glatt über seine Schultern, benetzten seinen Körper, welcher nur von einem Handtuch um die Hüfte bedeckt wurde.

"Wer war das eben?" fragte er ruhig und sah zur Tür.

"Das? Das war Shin-chan."

Nachdenklich nickte der andere Drummer.

"Und worüber habt ihr geredet?"

"Über Kyo. Ich werde ihn dir morgen vorstellen, okay Süßer?" sagte Kaoru sanft und zog seinen Koi an der Hüfte etwas näher zu sich.

Doch auch als er seinen Kopf an Tsukasas Brust lehnte, reagierte dieser nicht.

Dies brachte ihn dazu, verwundert aufzusehen und sein Blick traf auf einen ausdruckslosen, fast kalten und abweisenden Blick des Anderen.

//Verdammt, was ist los? Was hat er?//

"Das brauchst du nicht. Ich denke ich werde morgen früh wieder abreisen."

"Aber du bist doch erst angekommen. Wieso willst du schon wieder weg?"

Tsukasa schwieg und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Er wusste einfach nicht, wie er das, was er sagen wollte, in Worte fassen konnte.

"Weil - du mir sehr weh getan hast und - ich dich in nächster Zeit nicht mehr sehen will." durchbrach der junge Drummer nach einiger Zeit mit einem Wispern die Stille.

Kaorus Augen weiteten sich.

"Das - ich bitte dich Tsuka-chan, das kann nicht dein Ernst sein."

"Oh doch, Kaoru. Es ist mein völliger Ernst."

"Das kannst du doch nicht machen?! Bitte, tu mir das nicht an." flehte Kaoru und sah bettelnd in die braunen Tiefen seines Gegenüber, während er ihn noch etwas näher an sich zog. Er hatte einen bösen Verdacht und hoffte inständig, dass dieser sich nicht bestätigen würde.

Noch immer reagierte der Jüngere nicht, starrte ihn nur regungslos an. Doch seine Augen funkelten wütend.

"Ich kann dir das nicht antun, sagst du? ICH soll dir das nicht antun können?! Hast du dir schon einmal überlegt, wer hier wem was nicht antun kann?"

Verwirrt sah Kaoru zu seinem Liebling auf, wusste nicht genau, weshalb er in verlassen wollte. Immerhin konnte es doch gar nicht sein...oder doch?

"Demo - ich weiß nicht wovon du redest." stammelte er, doch sein Gegenüber zeigte keinerlei Emotionen, keine Gnade.

"Du weißt genau was ich meine." zischte er gefährlich leise und seine schönen Augen verengten sich zu Schlitzen.

//Das kann nicht sein. Das war zu leise, als das er es gehört hat. Ich muss auf Nummer sicher gehen. Am Ende meint er etwas anderes und ich verplapper mich. Ich will nicht, dass er es schon jetzt erfährt.//

Eine wiederholte Welle der Wut schüttelte Tsukasas Körper, als der Violetthaarige zögernd den Kopf schüttelte.

An den Schultern stieß er ihn von sich und stolperte ein paar Schritte zurück. Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Wütend und enttäuscht sah er in die schockierten Augen des Gitarristen.

"Du hast mit ihm doch nicht nur über Kyo geredet. Für wen hältst du mich?"

"Für den wunderbarsten Menschen dieser Erde." kam es leise über die Lippen des Älteren. Doch es war nicht leise genug.

"Sag doch so etwas nicht! Denkst du etwa ich wäre taub? Du kamst mir heute morgen schon so komisch vor. Dein ganzes Verhalten gegenüber deinem - deinem Die. Für wie blöd hältst du mich eigentlich?" schrie er aufgelöst.

Krampfhaft versuchte er die Tränen, welche in ihm aufstiegen, zu unterdrücken. Womit hatte er das verdient.

Fassungslos starrte Kaoru ihn an.

Er hatte es wirklich gehört. Aber das konnte doch einfach nicht sein. Er durfte das nicht gehört haben. Er wollte es ihm doch sagen. Aber ein anderes Mal und auf eine andere Art und Weise.

Aber das, was sein Freund gesagt hatte, das durfte auch nicht sein.

Das durfte alles nicht wahr sein. Es war alles nur ein Traum und gleich würde er in den Armen seines Drummers aufwachen.

Gleich. Vielleicht jetzt...

...oder jetzt

...oder jetzt

"Kaoru, es ist aus."

...oder auch nicht.

Es war nicht mehr als ein Flüstern und doch war es für den Gitarristen, als hätte der Jüngere ihm ins Gesicht geschrieen.

Kaorus Blick flog auf und mit großen Augen betrachtete er seinen Freund - seine Liebe. Die Welt, die er sich mit ihm erst wieder aufgebaut hatte, brach in sich zusammen. Und er musste einsehen, dass er selbst der war, der dies verursacht hatte.

//Ich habe alles kaputt gemacht...//

"Demo...Tsuka-chan..." kam es brüchig von Kaoru.

"Nenn mich nicht Tsuka-chan." unterbrach der Drummer ihn wieder lauter und ließ den Älteren so zusammenzucken.

"Ich - Tsukasa, das verstehst du völlig falsch. Die und ich, wir sind einfach nur sehr gute Freunde, die sich schon sehr lange kennen." versuchte der Gitarrist sich zu verteidigen.

Doch den Braunhaarigen beruhigte dies keineswegs.

"Natürlich. Ihr seid sehr gute Freunde und teilt euch alles, auch wenn es um die Zunge geht." empörte er sich.

"Nichts da Zunge. Was denkst du eigentlich von mir?"

Langsam wurde auch Kaoru laut und er erhob sich hektisch von seinem Bett und ging auf seinen Freund zu.

"Ich weiß auch nicht mehr, was ich von dir denken soll. Du hast es geschafft, das Bild, das ich von dir hatte ganz einfach über den Haufen zu werfen. DU HAST MIT DEINEM BESTEN FREUND RUMGEKNUTSCHT, SAG DU MIR DOCH, WAS ICH VON DIR DENKEN SOLL!" schrie der Jüngere Kaoru mit tränenerstickter Stimme an.

Doch dieser ließ sich nicht beirren und näherte sich ihm Schritt für Schritt. Er konnte ihn nicht einfach aufgeben und ihn einfach gehen lassen.

"Kann ich mich nicht wenigstens verteidigen?" presste er zögernd hervor. Was er genau sagen wollte, wusste er zwar selber noch nicht, aber dennoch.

Doch der Drummer wich weiter zurück.

"Was würde das bringen? Du hast mich hintergangen, was willst du mir da noch erklären? Welchen Teil an dem Satz ,Es ist aus' verstehst du nicht?" rief er und wandte den Blick vom Anderen ab.

Er konnte diesen flehenden Blick nicht weiter ertragen.

"Bitte, das hatte doch gar nichts zu bedeuten. Ja, ich habe ihn geküsst, aber doch nur, um ihm einen Gefallen zu tun."

"Küsst du jeden, der dich darum bittet. Gehst du auch mit den Leuten ins Bett, die dich einmal höflich fragen?" presste Tsukasa hervor, doch der Ältere umging dieses Kommentar.

"Es war ja nicht einmal lang genug, um Kuss genannt zu werden, weil ich es einfach nicht vereinbaren konnte. Ich wollte dich nicht verletzten und dich erst Recht nicht verlieren. Du musst mir glauben."

"Iie Kaoru, du irrst dich. Da hättest du früher dran denken müssen. Und ich bleibe dabei, dass ich morgen fahren werde. Und - könnten wir für diese Nacht das Bett auseinanderschieben?" war die Antwort des Drummers.

Doch so sicher wie er schien, war er nicht.

//Warum hast du das getan? Du wolltest mich nicht verletzen? Daran denkst du jetzt? Und ich dachte, ich würde dir etwas bedeuten.//

Kaoru sah ihn verletzt an. Es war, als würde ein Dolch ein ums andere Mal in sein Herz gerammt werden.

"Kannst du es dir nicht noch einmal überlegen. Ich bitte dich - nein, ich flehe dich an. Ich - ich kann nicht mehr ohne dich."

Aber Tsukasa schüttelte zögernd den Kopf.

"Iie Kaoru. Ich kann nicht. Es tut mir leid." wisperte er und ging zum Bad um sich endgültig fertig zu machen.

"Tsukasa, Aishiteru."

Der Angesprochene drehte sich in der Tür noch einmal um und sah zu dem Anderen, der allein und verloren im Raum stand.

"Findest du es nicht auch etwas - unangebracht, mir das jetzt zu sagen?" fragte er leise, bevor er die Tür hinter sich schloss.

Doch der Zurückgebliebene rührte sich nicht, starrte weiter auf die geschlossene Tür, hinter der nun leise Schluchzer erklangen.

Jetzt war er sich ganz sicher. Das war ein Traum.

Aber wieso weckte ihn dann keiner?
 

~*~
 

Er betrat das Zimmer und atmete tief ein.

Noch bevor er das Licht anschaltete bekam er einen groben Überblick darüber.

//Wow, er hat sogar das Bett gemacht.//

Er knipste das Licht an und sah sich um.

//Und das T-Shirt, das ich ihm gestern geliehen habe, hat er auch zusammengelegt.//

Eine weitere Tür schloss sich und durch die leicht geöffnete Durchgangstür konnte er beobachten, wie Shinya seine Sachen nahm und aus seinem Blickfeld ins Bad verschwand.

Er zog die Jacke aus und warf sie über den Sessel, bevor er die Taschen durchwühlte.

Nachdem er fand, wonach er suchte - Waren die Taschen etwa schon immer so groß gewesen? - zog er die Hand wieder zurück.

Er betrachtete die kleine, geknitterte Packung und ein Blick hinein sagte ihm, dass er noch 7 Zigaretten hatte. Auch, dass er sein Feuerzeug nicht mehr zu suchen brauchte.

Er ging zum Fenster, öffnete es und setzte sich auf das Fensterbrett.

Es war bereits zu kalt, als dass er auf den Balkon hätte gehen wollen.

Er sah hinauf zum nachtschwarzen Himmel und den leuchtenden Sternen.

Eine klare Nacht.

Erst dann zündete er sich einen der Glimmstängel an.

Einige Zeit später hörte er von nebenan laute Stimmen. Obwohl er auch des Öfteren seinen Namen hörte, interessierte er sich nicht dafür. Es ging ihn doch eigentlich nichts an, wenn Kaoru mit Tsukasa stritt!?

Würde er sich einmischen, wäre es am Ende nur noch schlimmer, das sagte ihm sein Gefühl.

Mit seinen Gedanken war er ohnehin woanders. Wo genau konnte er nicht genau sagen. Zu oft wechselte das Thema, während er immer wieder genüsslich an dem weißen Stängel zog. Doch genauso oft kam er wieder auf das eine zurück.

Shinya.

Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass im Nebenzimmer wieder das Licht anging und er schlussfolgerte daraus, dass Shinya wieder aus dem Bad gekommen war.

//Siehst du, ich kann es doch. Beobachten und daraus Schlussfolgerungen ziehen.//

Er drückte seine Zigarette aus und kurze Zeit später erschien Shinya schon in der Tür und wollte diese über Nacht schließen.

Vorsichtig lächelte Die.

"Oyasumi nasai ShiShi."

Der Angesprochene erwiderte das Lächeln leicht.

"Gute Nacht und schlaf schön."

Er wollte die Tür gerade ganz zuziehen, als er noch einmal aufgehalten wurde.

"Übrigens, der Tag mit dir war schön. Und der Pyjama steht dir." sagte er leise und mit einem Zwinkern, dann schloss sich die Tür.

Die sah wieder hinauf in den Himmel und seufzte leise.

//Wirklich. Ich bin mir sicher, keiner sieht in dem Ding hübscher aus als du.//

Er zündete sich eine neue Zigarette an und versank dann wieder in seinen Gedanken.
 

Vorsichtig lehnte er sich an die Tür und lächelte glücklich gen Fußboden.

Erst nach einigen wenigen Sekunden stieß er sich von der Tür ab und ging zu seinem Bett.

Nachdem er sich hingelegt hatte machte er das Licht aus und sah in das Dunkel.

Auch, wenn er Kaorus Worten nicht ganz glauben konnte, so machten ihn Dies Worte doch überaus froh.

Glücklich kuschelte er sich in die Decke und schlief sofort mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein.
 

~*~
 

Langsam erwachte Kyo aus seinem Schlaf. Doch er wollte die Augen nicht öffnen. Zu schön war dieses Gefühl, welches ihn umgab. Er wollte nicht die Augen öffnen und feststellen, dass die Umarmung, in welcher er sich befand und die Hand, welche immer wieder zärtlich durch sein Haar strich, nicht real waren.

...

Moment.

Der kleine Sänger riss die Augen auf und setzte sich blitzschnell auf.

Der Andere sah ihn nur verwirrt an.

Was war denn auf einmal los? Der Tag hatte doch so schön angefangen. Sollte das etwa schon alles gewesen sein?

Langsam erhob auch er sich, stützte sich mit der rechten Hand auf seinem Bett ab.

Der Kleinere folgte stumm und scheu jeder seiner Bewegungen, jedoch ohne den Kopf zu heben. Er konnte dem Anderen nicht ins Gesicht sehen, hatte Angst, zu viel Abweisung und Verwirrtheit darin erkennen zu können.

Dass Toshiya sein Verhalten komisch vorkommen musste, dessen war er sich bewusst. Immerhin verhielt er sich in diesem Moment nicht gerade wie er selbst. So eingeschüchtert kannte er sich selbst nicht einmal.

Und das schlimmste daran war, dass er es nicht einmal ändern konnte.

Er brauchte noch einen Moment um genügend Mut zu sammeln und dann aufzusehen.

Röte stieg ihm ins Gesicht, als er sich in den Augen des Bassisten verlor und er sich an den Abend zuvor erinnerte.

//Dammit. Warum habe ich das gemacht? Er ist jetzt garantiert total geplättet und wartet nur auf den richtigen Augenblick um mich rauszuwerfen oder darauf, dass ich von allein verschwinde. Am besten gleich für immer aus seinem Leben. Demo...ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll. Kami-sama, wieso hilfst du mir denn nicht?!//

Doch entgegen seiner Vermutung wirkte der Jüngere nicht aufgebracht. Im Gegenteil, er war besorgt und verwirrt, wusste nicht, wie er sich dem Kleineren gegenüber verhalten sollte.

Toshiya hob vorsichtig seine Hand und legte diese behutsam auf die Wange des Älteren. Doch dieser entwand sich der sanften Berührung und sah schüchtern in eine andere Richtung.

Wieder senkte er den Blick und ließ Haare vor sein Gesicht fallen, genauso wie schon einige Stunden zuvor, doch diesmal war dort die schlanke Hand des Bassisten, welche sie wieder zurückstrich.

//Hör auf damit, oder willst du mich dadurch töten, dass du mich gleich wieder abweisen wirst?//

Er versuchte, die aufkommenden Kopfschmerzen zu unterdrücken. Wieso mussten sie gerade nun wieder anfangen. Immerhin war er doch den ganzen gestrigen Tag davon verschont geblieben.

"Kyo, was ist los mit dir?" fragte der Bassist besorgt, doch Kyo schüttelte nur hastig den Kopf, während er weiter auf seine Finger starrte. Vielleicht zu hastig.

//Wieso bist du jetzt wieder so...so anders als gestern? Ich dachte, du hättest mir endlich eine Chance gegeben.//

Der Sänger krallte sich verzweifelt in die Bettdecke. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte, fühlte sich so hilflos wie ein kleines Kind.

//In gewisser Weise bin ich sogar noch eins. Ich verzehre mich nach dir, obwohl ich selber nicht einmal genau weiß, warum. Ich habe nur meine Vermutungen. Aber sind die richtig? War es nicht falsch, dir zu zeigen, wie es in mir aussieht, ohne es selber zu verstehen?//

Er wollte aufstehen, doch Toshiya griff nach seinem Arm und hielt ihn somit zurück, bevor er sich richtig vom Bett erheben konnte. Sein Blick schnellte herum und er sah in die tiefbraunen, fragenden Augen seines Freundes, doch er senkte ihn wieder. Er hatte Angst, zu ersticken.

"Kyo?!"

Es klang verzweifelt und flehend, doch Kyo hatte nicht den Mut, wieder aufzusehen.

//Wieso bin ich so? Was ist es, was mir allen Mut nimmt. Ich kann nicht mehr stark sein, nicht bei dir. Demo doshite?//

"Lass mich los." murmelte er flehend und befreite seinen Arm aus dem Griff des Größeren.

Dieser legte seine Hand auf die blasse Wange des Blonden und drehte dessen Kopf so, dass er ihn ansehen musste.

Verwundert musste der Bassist feststellen, dass eine einzelne Träne auf der Wange seines Freundes glänzte.

Er wollte sie wegwischen, doch noch ehe er die zweite Hand gehoben hatte, hatte der Kleinere den Kopf wieder abgewandt.

"Kyo was...?"

"Lass mich in Ruhe." unterbrach der Sänger ihn, doch seine Stimme war gedrückt und zitterte.

Er versuchte erneut, sich vom Bett zu erheben.

Doch auch diesmal war sein Freund schneller und schlang von hinten zärtlich seine Arme um den zierlichen Körper.

"Aber ich will dich nie mehr allein lassen." flüsterte er in das gesunde Ohr und der Sänger wandte den Kopf so, dass Toshiya den verwirrten Ausdruck in seinem Gesicht sehen konnte.

"Huh?"

Hatte der Jüngere das gerade wirklich gesagt, oder litt er schon unter Tagträumen? Wenn ja, dann sollten sie nie zu Ende gehen.

Einen Moment hatte Toshiya das Gefühl, etwas falsches gesagt zu haben, etwas falsches getan, doch dann erinnerte er sich wieder an ihr kurzes Gespräch in der Nacht zuvor.

,Ich will nicht mehr allein sein'

Kyo hatte so traurig und verloren gewirkt.

Ernst sah er den Sänger an, zögerte, doch dann gab er sich einen Ruck.

Entweder er machte jetzt alles kaputt, oder aber...

Zögernd beugte er sich vor und hauchte Kyo einen zärtlich Kuss auf die Lippen.

Dieser riss die Augen auf.

//To...Toshiya//

Das war wirklich einer der schönsten Träume, die er je gehabt hatte. Doch jeder Traum hatte einmal ein Ende.

Dass Kyo ihn nicht sofort von sich stieß, erleichterte den Bassisten etwas, doch auch anderweitig reagierte der Kleinere nicht.

Als er sich wieder von ihm löste, wollte er zunächst die Augen nicht öffnen. Er wollte nicht den Schock und den Ekel in dem Blick des Anderen wahrnehmen müssen. Doch dann hoben sich seine Lider wie von allein und er blickte in das fassungslose Gesicht des Älteren.

Er ließ ihn los und senkte den Blick. Einen so geschockten Ausdruck hatte er nicht erwartet.

Damit hatte er also alles zerstört, was sich jemals zwischen ihnen aufgebaut hatte.

//Toll gemacht. Du hast ihn wieder völlig falsch verstanden. Dafür wird er dich jetzt hassen bis an sein Lebensende und du wirst immer diesen Blick auf dir ertragen müssen. Was bist du auch so blöd und verknallst dich in einen deiner besten Freunde?!//

Doch er konnte die folgende Regung auf dem Gesicht seines Freundes nicht sehen, denn aus der ungläubigen Miene wurde ein glückliches Strahlen.

Langsam hob Kyo eine Hand.

Der Bassist nahm nur dies wahr und kniff die Augen zusammen. Er erwartete, dass Kyo ihm ordentlich eine reinschlagen würde, ihn anschreien und dann aus dem Zimmer rennen.

Doch stattdessen traf die Hand sanft auf seinen Kopf, strich ihm zärtlich durchs Haar.

Verwirrt sah er auf und wurde schon wenige Sekunden später von dem Lächeln des Sängers angesteckt.

Dieser gab ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor er ihn erneut anlächelte.

"Mein kleiner Baka." hauchte er vorsichtig.

//So habe ich es mir eher vorgestellt...//

"Wer ist hier klein?" fragte er leise und entlockte dem Sänger einen gespielten Schmollmund.

"Riesenbaka."

Der Bassist kicherte und auch auf Kyos Gesicht breitete sich wieder ein Lächeln aus.

"Darf ich jetzt endlich duschen gehen?" sagte er leise.

Irgendwie hatten sie beide Angst davor, laut zu sprechen. Angst, dass die Seifenblase platzen würde und sie feststellen mussten, dass dies nie geschehen war.

Toshiya kicherte wieder etwas und nach einem Nicken verschwand der Ältere in sein Zimmer, um wenig später seinen Weg ins Bad fortzusetzen.

Toshiya sah ihm glücklich nach. Erst jetzt schien er zu begreifen, was geschehen war.

//Kyo, mein kleiner Kyo. Wie konnte ich das nicht bemerken und mich so in dir täuschen. Ich dachte immer, du würdest mich verstoßen, wenn ich dir nur zu nahe komme.//
 

Kyo stand im Bad, mit beiden Händen auf das Waschbecken gestützt sah er ernst in dieses hinab.

Wieso kamen auf einmal Zweifel auf? Andererseits, hatte er nicht schon die ganze Zeit über welche gehabt? Immerhin war er sich doch nie sicher gewesen, was mit ihm los war. Sollte es das wirklich gewesen sein? Es war doch schon seit einiger Zeit das, wonach er sich so sehr gesehnt hatte. Doch er wusste nicht sicher wieso. War es denn falsch, Gefühlen nachzugeben, die man nicht mit 100%iger Sicherheit identifizieren konnte? Er hatte Toshiya doch so unheimlich gern. Er wollte ihm nie weh tun. Aber tat er das denn? Nein. Momentan nicht. Und so sollte es auch bleiben. Denn was sollte es sonst sein, wenn es keine Liebe war?
 

~*~
 

Der junge Mann saß allein am Tisch und rührte lustlos in seinem Kaffee.

Er sah auch nicht auf, als sich jemand zu ihm setzte.

Er wollte jetzt niemanden sehen. Was brachte ihm das denn alles noch? Er hatte das wichtigste in seinem Leben verloren. Und er war selber daran Schuld.

"Morgen." trällerte der Zweite fröhlich und grinste seinen Freund an.

Wie konnte man an einem solchen Tag so gut gelaunt sein?

Er griff nach seiner Zigarette, die er erst kurz zuvor auf dem Aschenbecher abgelegt hatte.

"Zigaretten am frühen Morgen?" fragte sein Gegenüber stirnrunzelnd.

"Wenn du mir jetzt erzählen willst, dass Zigaretten am Morgen ungesund sind, bekomm ich nen Lachkrampf." erwiderte der Ältere tonlos und sah wieder in seinen Kaffee.

Ein eindeutiges Indiz dafür, dass etwas nicht stimmte.

"Will ich doch auch gar nicht, es ist nur so...untypisch für dich. Aber sag an, was ist los?"

"Nichts."

"Sicher?"

"Hai."

Der Violetthaarige gab nicht mehr als ein Zischen von sich. Der Andere sah ein, dass es nichts bringen würde, weiter zu fragen. Wenn sich sein Freund einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, zeigte er für gewöhnlich die meiste Geduld.

Also zuckte er ergeben mit den Schultern.

"Also schön. Und wo hast du Tsukasa gelassen?"

Autsch.

Unweigerlich zuckte Kaoru zusammen.

"Er ist weg."

"Wie ,weg'?"

"Na weg halt."

Es war Kaoru anzumerken, dass er über dieses Thema nicht sprechen wollte und schlagartig war dem Jüngeren bewusst, was mit seinem Freund nicht in Ordnung war.

Doch da er nichts genaueres wusste und nicht nur mit seinen wildesten Phantasien Vorlieb nehmen wollte, blieb er dieses Mal hartnäckig.

"Nu sag schon!" drängte er daher.

Der Leadgitarrist sah auf und Die konnte in seinen Augen Tränen glitzern sehen.

"Ganz weg. Er - Er hat Schluss gemacht." wisperte er, als er die Entschlossenheit in den Augen seines Gegenüber sah und einsehen musste, verloren zu haben.

Dies Gesichtszüge entgleisten und er starrte seinen Freund ungläubig an. Er hatte vermutet, dass der Koi seines Freundes noch etwas zu erledigen hatte und deshalb nicht mehr dort war, aber das?

"Aber wieso das denn?"

Kaoru zuckte mit den Schultern.

"Verarsch mich nicht. Er muss dir doch einen Grund genannt haben."

"Ja, Mann, er hat das mit dem Kuss mitbekommen." maulte der Kleinere, welcher mittlerweile wieder seine Tasse fixiert hatte.

Dies Augen weiteten sich ein weiteres Stück.

"Oh Scheiße. Wie das denn?"

//Darum ging es also gestern bei eurem Streit.//

"Er hat es gehört."

"KAORU, hör endlich auf mit dem Schwachsinn und lass dir nicht alles einzeln aus der Nase ziehen. Du weißt doch ganz genau, dass ich sowieso nachfrage. Also, von wem?" fragte Die genervt weiter.

Es war unverkennbar, dass er langsam aber sicher seine Geduld verlor.

"Er hat mitbekommen, wie ich mich mit Shin darüber unterhalten habe."

"Du hast es Shinya erzählt?"

Die unendliche Fassungslosigkeit spiegelte sich in diesem Moment nicht nur in Dies Gesicht wieder, sondern auch in seiner Stimme.

"Spinnst du? Für wie blöd hältst du mich? Der Kleine hat uns gesehen, verdammt!" zischte Kaoru wütend, versuchte aber, sich so schnell wie möglich wieder zu beruhigen. Es war doch unglaublich, was ihm alles unterstellt wurde.

"Und er hat mich gefragt, ob wir beide etwas miteinander hätten. Vermutlich war er so verwirrt gewesen, als Tsuka-chan - Tsukasa plötzlich aufgetaucht ist." versuchte der 1. Gitarrist wieder ruhiger zu erklären.

Doch Die erwiderte nichts.

Alles, zu dem er in diesem Moment fähig war, war Kaoru weiterhin ungläubig anzustarren und irgendwann zu begreifen, was sein Freund soeben gesagt hatte.
 

~*~
 

"UWAH!"

Der laute Aufschrei aus dem Bad ließ ihn aufschrecken.

Er war gerade wieder halbwegs eingenickt und wollte von Kyo träumen, als...

Kyo!!!

Blitzschnell sprang er auf und sprintete in das kleine Bad des Nebenzimmers. Dass dieses nicht abgeschlossen war, realisierte er in diesem Moment nicht.

Suchend huschten seine Augen durch das Bad, bis sie an einer zierlichen Gestalt hängen blieben.

"Kyo, ist alles in Ordnung mit dir?" fragte er hastig und der Angesprochene drehte sich verschreckt zu ihm um.

Er sah aus, als wäre er gerade erst aus der Dusche gekommen. Das Wasser lief sogar noch.

"Hai hai, alles klar. Das Wasser wurde nur plötzlich eiskalt und dann wieder kochend heiß. Hab mich nur erschreckt." erklärte er wieder verhältnismäßig ruhig.

Wahrscheinlich hatte sich irgendwer im Nebenzimmer einen Scherz erlaubt und etwas an seinem Wasser herumgespielt. Der konnte sich schon mal auf etwas gefasst machen.

Erleichtert atmete der Bassist auf und ließ seinen Blick über den nassen Körper des Kleineren schweifen und ein leises, zufriedenes Seufzen entrang seiner Kehle.

Er konnte die Augen einfach nicht von ihm lassen, dabei war es überhaupt nichts besonderes, Kyo einmal oben ohne zu sehen, wenn man von den Wunden einmal absah.

Aber...

...

...

Toshiyas Augen weiteten sich und er lief augenblicklich rot an, dass eine Tomate auf diese Farbe eifersüchtig geworden wäre.

...Kyo war nicht nur OBEN ohne.

Der Bassist starrte ihm krampfhaft in die Augen und begann zu stottern, während er sich selbst verfluchte. Er stellte sich doch sonst nicht so an!

"Kyo...du...ich...äh...du bist..."

Es dauerte einen Moment, bis der Sänger verstand, was die Gestik und die Worte seines Freundes ausdrücken sollten.

Sofort verschwand der misstrauische Ausdruck auf seinem Gesicht und seine Augen nahmen Ausmaße von Suppentellern an. Hochrot griff er nach dem nächstbesten Handtuch, um es sich um die Hüfte zu binden.

Dann sah er wieder zu dem Jüngeren herüber, welcher noch immer regungslos auf die Stelle starrte, an welcher Kyo noch kurz zuvor gestanden hatte.

Diese Situation war dem Bassisten mehr als nur peinlich und er hätte sich am liebsten in sein Schneckenhaus verkrochen, hätte er in diesem Moment eines gehabt.

"Was machst du denn auch in meinem Bad, wenn ich duschen will." sagte der Kleinere ruhig, doch in seiner Stimme lag ein gewisser Anteil an Belustigung, obwohl ihm die Situation nicht minder unangenehm war.

"Na du bist doch selbst Schuld, wenn du nicht abschließt und dann schreist. Weiß ich denn, ob dir etwas schlimmes passiert ist?" entgegnete der Blauhaarige und lächelte vorsichtig, während er sich an den Schultern in Richtung Tür schieben ließ.

"Ist ja gut. Hat dir wenigstens gefallen, was du gesehen hast?" fragte der Blonde und lehnte sich mit einer Schulter an den Türrahmen, während er die Arme vor der Brust verschränkte.

Der Bassist tat, als müsse er nachdenken, dann nickte er. Doch auf dem Gesicht seines Gegenübers ließ sich keine Regung ausmachen, als dass er seine Lider senkte.

"Hm. Okay. Vergiss es trotzdem und damit hat sich das ganze okay." sagte er ernst und stieß sich von der Wand ab, um dem Bassisten einen kurzen Kuss zu geben.

Dann verschwand er wieder im Bad und schloss die Tür hinter sich.

Der Jüngere nickte abwesend und starrte auf das Holz vor seiner Nase.

Doch ob er es wirklich vergessen wollte, musste er sich noch überlegen. Dieses Bild war doch einfach zu herrlich gewesen und irgendwann würde er es wahrscheinlich ohnehin wiedersehen.
 

~+~
 

Der Tag plätscherte so dahin, ohne, dass etwas spektakuläres geschah.

Die und Shinya versuchten krampfhaft, Kaoru von Tsukasa abzulenken.

Dieser machte sich immer wieder Vorwürfe und war kurz davor, in Selbstzweifeln zu ertrinken.

Kyo und Toshiya hingegen bekamen von dem Leid ihres Leaders nichts mit. Zu sehr waren sie mit ihrem eigenen unglaublichen Glück beschäftigt.

Doch da die Anderen auch nichts von ihrem Glück erfuhren, da sie sich den ganzen Tag Weise nicht über den Weg liefen, hätte man sagen können, es herrschte ein ausgeglichenes Verhältnis.

Toshiya war überglücklich, dass Kyo nicht so reagiert hatte, wie er es immer gefürchtet und sich in letzter Zeit gehäuft bildlich vorgestellt hatte.

Doch was er nicht bemerkte war, dass eben dieser immer wieder daran zweifelte, das richtige getan zu haben.

Was allerdings auch keiner von ihnen wusste war, dass Tsukasa nicht zurückgeflogen war.

Auch wenn es ihm schwer fiel, aber es war für ihn noch schrecklicher, einfach davonzulaufen. Dies musste er sich auf dem Flughafen eingestehen und somit war er wieder umgekehrt und hatte sich ein Zimmer im selben Hotel gebucht.

Er konnte Kaoru trotz allem einfach nicht loslassen und wollte somit auch weiterhin in seiner Nähe bleiben.

Vielleicht hatte er ja doch die Wahrheit gesagt.
 

~+~
 

Shinya blieb mitten im Gang stehen und erst wenige Sekunden später realisierte Die, dass in ihrer Reihe irgendeiner fehlte.

Wäre er nicht stehen geblieben und hätte sich umgedreht, wäre Kaoru wahrscheinlich noch ewig so weitergelaufen.

"Shin-chan, was hast du denn? Ich habe Huuuunger!" jammerte Die und verdrehte gespielt genervt die Augen.

"Na meinst du nicht, die anderen beiden würden vielleicht auch gerne mitkommen?" erklärte der Jüngste ruhig und sah erwartungsvoll zu seinen beiden Freunden.

Immerhin war bereits der 3. Ferientag vergangen und sie hatten noch rein gar nichts wirklich miteinander unternommen.

Kaoru zuckte die Schultern.

"Wieso auch nicht? Aber kannst du mir sagen, wo die 2 stecken?"

"Genau weiß ich es auch nicht, aber ich bezweifle, dass sie viel draußen waren, wenn ich Kyos Verfassung nach gestern richtig beurteilen kann."

"Also sehen wir einfach mal in den Zimmern nach, meinst du?"

Shinya nickte zur Bestätigung und schlug den Weg zurück zu den Zimmern ein.

Dort angekommen, klopfte er zunächst an Kyos Tür.

Doch keiner antwortete ihm und keiner öffnete, es gab überhaupt keine Reaktion.

Die, der dies beobachtet hatte, stand bereits vor Toshiyas Tür. Er klopfte kurz und riss dann freudig strahlend die Tür auf.

Doch schon mitten in dieser Bewegung fror er ein und starrte in den Raum - war der etwa wirklich noch unordentlicher als sein eigener?

Aber daran störte er sich nicht.

Viel mehr galt seine Aufmerksamkeit den beiden Personen, die da gerade auf dem Bett saßen.

Toshiya saß neben Kyo, den Rücken zur Tür und eine frische Mullbinde in der einen Hand. Mit der anderen stützte er sich auf dem Bett auf.

Dass jemand zu ihnen wollte, schien er nicht bemerkt zu haben.

Im Gegensatz zu Kyo.

Dieser wurde zwar von Toshiyas Oberkörper halb verdeckt, doch es war zu erkennen, dass der Verband abgenommen war und dass es seine Hände waren, die sanft den Körper des Bassisten auf- und abstrichen.

Allein diese Sanftheit von Seiten Kyos war neu.

Doch der Blick, den er Die zuwarf gehörte ganz eindeutig zu ihm. Er war also noch nicht völlig verloren.

Denn als wenn es nicht reichen würde, dass das Warumono seine zärtliche Seite auf diese Art zeigte, konnte Die feststellen, dass die Beiden in einem innigen Kuss versunken waren.

Doch schon im nächsten Moment löste sich die gesamte, für den Gitarristen, merkwürdige Situation auf, da Kyo Toshiya vorsichtig aber bestimmt von sich schob und Die mit einem noch tödlicherem Deathglare bedachte, als er es bisher getan hatte.

In der Zwischenzeit waren auch Kaoru und Shinya in der Tür erschienen und versuchten verzweifelt, an Die vorbei einen Blick in das Zimmer zu erhaschen.

Es musste doch einen Grund geben, warum er sich nicht mehr bewegte und auch nichts sagte.

Der Bassist wandte seinen Blick zur Tür und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe.

Kyo hätte doch wirklich nicht so zubeißen müssen. Dass er aber auch so bissig sein musste. Aber trotzdem war es irgendwie kawaii.

Es war eben Kyo. Und Kyo war...halt Kyo.

Als er den bedepperten Blick des Gitarristen und die anderen beiden sah, welche auf die Idee gekommen waren, die Tür einfach weiter zu öffnen und nun auch ihre Köpfe ins Zimmer steckten, musste er grinsen.

"Was guckst du denn so Die-chan? Ich wollt doch Kyo nur den Verband wechseln."

Demonstrativ hielt er das weiße Verbandszeug nach oben.

"Gott Totchi, wie hast du bloß diese Unordnung hier hinbekommen? Du warst doch gestern den ganzen Tag nicht da." sagte Shinya leise und ließ seinen Blick über den Fußboden schweifen. Kaoru tat es ihm gleich, er sagte allerdings nichts, sondern seufzte nur.

Die sah entgeistert zu ihnen hinab.

Die konnten Probleme haben.

Dann sah er wieder zu Toshiya und Kyo.

"Und deshalb klebt ihr zwei aneinander?"

Die Blicke der anderen beiden schossen auf.

Was hatte Die gerade gesagt?

Dann sahen sie genau wie er zu den beiden jungen Männern, die noch immer gelassen auf dem Bett saßen und zu ihnen hinübersahen.

Kyo hatte die gesamte Zeit gar nichts gesagt, sah einfach nur ununterbrochen zu seinen Freunden.

Toshiya hingegen zuckte unbeteiligt mit den Schultern.

"Ist halt so passiert." sagte er ruhig und blickte kurz zu Kyo, welcher knapp beipflichtend nickte.

"Ist so passiert..." wiederholte Die leise, doch langsam schien er sich wieder zu fangen.

"Also eigentlich wollten wir fragen, ob ihr nicht mit essen kommen wollt."

"Essen?" fragte Kyo vorsichtshalber noch einmal und seine Augen begannen zu strahlen, als Kaoru zur Bestätigung nickte.

"Ja, klar. Gerne. Ich mach das hier nur noch schnell fertig, ne. Wenn ihr den Moment noch warten könnt." ergänzte Toshiya lächelnd.

Shinya nickte eifrig.

"Natürlich. Wir warten draußen, okay?" sprach er für die beiden Gitarristen, welche nun perplex den Drummer ansahen.

Erst jetzt bemerkten sie das zufriedene Lächeln auf dessen Gesicht.

Was hatte das zu bedeuten?

"Ach machen wir das?" fragte Die noch einmal nach. Es konnte ja sein, dass er sich verhört hatte. Doch im nächsten Moment wurde er schon von dem Chibi aus dem Raum geschoben.

"Ja, machen wir." wiederholte dieser und zog langsam die Tür zu.

"Und beeilt euch, sonst verhungert DieDie noch." sagte er noch einmal an Kyo und Toshiya gewandt, wurde dafür allerdings von einem beleidigten Die in die Seite geknufft.

"Und seid nicht zu laut." konnte sich dieser jedoch trotzdem nicht verkneifen, bevor die Tür endgültig ins Schloss fiel.

Neugierig sahen die beiden Älteren zu Shinya.

"Du hast es gewusst oder?" brach Kaoru nach einiger Zeit die Stille, doch der Drummer schüttelte nur lächelnd den Kopf.

"Iie, ich habe darauf gewartet."

VIII

GOMEN!!!

*verbeug*

Das hat diesmal wirklich ewig gedauert...>.<...aber ich hoffe ihr könnt mir verzeihen...und so ganz unter uns: ich bin unschuldig! Ganz ehrlich...mein Betareadermono hat wieder >etwas< länger gebraucht...>.>...

So, ich wünsch euch dann trotzdem noch viel Spaß beim Lesen und würde mich auch sehr über Kommentare von Nicht-Stammkommi-Schreiberlingen freuen...

*sich bei denen aber noch mal herzlichst bedank*

Also dann...genug gelabert! ^^...
 

~VIII~
 

"Was verschafft uns eigentlich die Ehre?"

"Was denn für ne Ehre?"

"Na, dass du uns eingeladen hast Die-chan." führte Toshiya das von Kyo begonnene Gespräch kichernd fort.

Die hingegen verzog empört das Gesicht.

"Wer sagt, dass ihr eingeladen seid? Ihr seid ganz auf eigene Kosten hier!"

"Och, schade." kicherte der Bassist weiter und griff unter dem Tisch instinktiv nach Kyos Hand.

Sie bemerkten nicht, dass sie beobachtet wurden.

Kyo seinerseits war zu sehr damit beschäftigt, Kaoru wachsam zu mustern. Und auch ihm entging nicht, dass irgendetwas nicht stimmte.

"Und was ist mit dir Kao? Hast du die ganze Nacht durchgesoffen oder warum siehst du aus wie ne Wasserleiche?" fragte er direkt und bekam dafür einen warnenden Stoß von Seiten Dies.

"Es ist nichts." murmelte der Angesprochene. Wieso mussten ihn auch alle fragen? War es nicht so schon schlimm genug? Warum stachen dann immer wieder alle in die blutende Wunde?

"Ach nichts?"

Misstrauisch hob Kyo die Augenbraue, doch bevor Kaoru antworten konnte, hatte Die schon das Wort ergriffen.

"Es geht ihm halt nicht so gut."

Warnend sah er den Sänger an. Er sollte endlich die Klappe halten, wenn er keine Lust hatte, einen See vom Boden zu wischen.

Kyo blinzelte ihn an, schien aber zu verstehen, da er wieder auf den Tisch sah und dieses Thema vorerst nicht mehr ansprach. Dazu wäre später immer noch genügend Zeit.

"Wo bleibt eigentlich die Bedienung? Wir sitzen jetzt bestimmt schon ne Stunde hier und haben immer noch nichts zu Essen." brummte er, um keine Stille aufkommen zu lassen.

Die nippte an seinem Bier und zucke unbeeindruckt mit den Schultern.

"Wer weiß, was die da hinten noch machen, wenn man vom kochen mal absieht."

Shinyas Augen weiteten sich und er prustete in sein Glas.

Warum musste Die so was auch sagen, wenn er gerade am trinken war?

Allerdings hatte er es durch diesen Zufall geschafft, alle zum Lachen zu bringen. Alle, einschließlich Kaoru, der bisher den ganzen Abend maximal den Hauch eines Lächelns gezeigt hatte.

"Man, Die du Riesenbaka! Bis eben hatte ich wirklich noch Appetit auf das Essen."

"Och, meinst du nicht, dass das bei solchen Nebenaktivitäten mal schnell in Vergessenheit gerät?" fragte der Rothaarige weiter und klimperte unschuldig mit dem Augen.

"Genau da liegt ja mein Problem." jammerte der Drummer weiter und seine Lippen kräuselten sich zu einem Schmollmund.

//Kami-sama, wie kann man nur so kawaii sein?//

Kyo sah sich indessen neugierig in dem Restaurant um.

"Ihr wisst nicht zufällig ob man hier rauchen darf? Ich hab Hunger und keinen Bock gleich wieder rausgeworfen zu werden." unterbrach er das weitere Gespräch und 4 Augenpaare richteten sich auf ihn.

"Keine Ahnung, frag doch einfach nen Kellner." riet Kaoru, wurde jedoch mit einem ironiegeladenen Blick bedacht.

"Du Scherzkeks. Siehst du hier irgendwo einen? Ich nicht." war die sarkastische Antwort und der Gitarrist zuckte mit den Schultern.

War doch nicht sein Problem. Er konnte immerhin auch noch warten, bis er wieder allein in seinem Zimmer war.

Doch plötzlich ängstigte ihn diese Vorstellung.

Er, allein, im Dunkeln. Nur er selbst mit seinen Gedanken, die unberechenbar und rücksichtslos über ihn hereinbrechen würden.

"Demo, selbst wenn du hier rauchen kannst, könntest du nicht trotzdem rausgehen?" fragte Shinya bittend. Er kannte die Angewohnheit des Kleineren, ihm immer wieder den Rauch ins Gesicht zu blasen...und er mochte sie absolut nicht.

"Och, wieso sollte ich?" kam die Gegenfrage und ein breites Grinsen zog sich über das Gesicht des Sängers.

"Wie konnte ich auch fragen? Totchi, sag doch auch mal was!" jammerte der Drummer weiter.

Immerhin hätte der Ältere wenigstens -einmal- nett zu ihm sein können.

Der Angesprochene sah zu dem Jüngeren herüber und überlegte kurz.

Dann beugte er sich zu seinem Koi, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.

"Komm schon, sei doch nett zu dem Chibi. Du bekommst nachher auch etwas von mir."

Kyos Augen blitzten einmal kurz auf, bevor er nickte.

"Also schön."

Die hob eine Augenbraue, während Shinya seufzte und Toshiya dem Sänger einen Kuss auf die Wange gab. Doch Kaoru betrachtete die ganze Szene nur schweigend. Er wollte sich für die beiden freuen, doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Wahrscheinlich lag es an dem ganzen Tag.

Im nächsten Moment war Kyo aufgestanden.

"Aber du kommst mit. Draußen ist es kalt und ich brauche jemanden, der mich wärmt."

Mit diesem Worten waren Kyo und Toshiya auch schon nach draußen verschwunden.

Sehnsüchtig sah Die ihnen nach.

Eigentlich konnte er auch mal wieder einen tiefen Zug gebrauchen. Andererseits, würde er die Zwei nicht vielleicht bei irgendwas stören?

Er zuckte mit den Schultern und erhob sich ebenfalls.

Konnte ihm doch egal sein, immerhin hatten sie später auch noch genug Zeit für sich.

"Ich geh auch eine rauchen." entschuldigte er sich und machte sich dann auf den Weg an die frische Luft.

Diesmal war es Kaoru der seufzte.

Ernst musterte Shinya den Älteren.

"Kao, meinst du nicht, sie haben ein gewisses Recht darauf, zu erfahren, was los ist?" fragte er nach einiger Zeit vorsichtig.

Kaoru sah nicht auf, als er nickte.

"Haben sie schon, aber ich weiß einfach nicht, wie ich es erklären soll." murmelte er erstickt und knetete seine Finger unter dem Tisch.

Krampfhaft versuchte er, die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten.

Und plötzlich waren da zwei starke Arme, die sich tröstend um seine Schultern legten.

"Ich denke, das brauchst du nicht. Sie werden es verstehen. Aber so fühlen sie sich sicher ausgeschlossen."

Kaoru lehnte sich in die Umarmung und ließ seinen Kopf auf Shinyas Schulter ruhen.

Der bebende Körper und die aufkommende Nässe an eben dieser sagten dem Drummer mehr als 1000 Worte.
 

~*~
 

Kyo hatte sich auf einer Mauer niedergelassen und kuschelte sich fest in die Arme des Bassisten.

Dass es kalt war, hatte er gewusst, aber so kalt? Wie konnte man überhaupt mitten im Juli in Florida frieren?

Ab und an ließ Toshiya ihn mit einem Arm los, um einen weiteren Zug von seiner Zigarette zu nehmen, und trotzdem ging weiterhin dieselbe Wärme von ihm aus.

Noch immer konnte Kyo sein Glück nicht fassen. Das Glück, von einem Engel geliebt zu werden.

Und doch war auch weiterhin eine gewisse Angst sein ständiger Begleiter.

"Er hat ihn uns immer noch nicht vorgestellt." murmelte Kyo nach einiger Zeit, nachdem er seine Kippe eines qualvollen Todes hatte sterben lassen.

"Wen meinst du?"

Der Bassist sah ihn nicht an, sondern betrachtete auch weiterhin die Sterne. Er war sich jedoch sicher, der, der am schönsten war, war hier auf der Erde, direkt in seinen Armen.

"Tsukasa."

Nun sah der Blauhaarige seinen ,Stern' doch an.

"Wer ist das?"

"Kaorus Freund. Allerdings weiß ich nicht, ob gerade der etwas mit Leader-sans Verfassung zu tun hat."

"Doch hat er, aber ich glaube, es ist besser, wenn Kao es euch selbst erzählt, ne?!"

Beide sahen auf. Sie hatten gar nicht bemerkt, dass Die zu ihnen gekommen war.

Ein irgendwie erleichterter Gesichtsausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit, als er das Nicken der beiden Angesprochenen bemerkte.

Doch plötzlich sprang Toshiya auf, meinte, dass er noch etwas zu erledigen hätte und sauste davon.

Verwundert sahen Kyo und Die ihm hinterher.

"Was war das denn jetzt?"

Kyo zuckte mit den Schultern und zog seine Jacke fester um den Körper.

Kalt.

Die setzte sich zu ihm und zündete sich eine weitere Zigarette an.

Er unterdrückte ein Seufzen und sah zu Kyo, der ebenfalls mit einem neuen Glimmstängel hantierte.

"Sag mal, wie lange geht das eigentlich schon mit dir und dem großen Kleinen?" fragte Die nach einiger Zeit.

Kyo zuckte mit den Schultern.

"Gestern Abend, heute Morgen? Wie mans nimmt." murmelte er unbeeindruckt und der Größere knuffte ihm ermunternd in die Seite.

"Versprich mir, dass wenigstens ihr beide zusammenbleibt." meinte er grinsend und fing sich einen schiefen Seitenblick von Seiten des Sängers ein.

"Werd mir Mühe geben. Aber wieso sollte ich das gerade dir versprechen?" erwiderte er trocken.

"Nicht nur ,werd mir Mühe geben' sondern versprechen. Und das ist doch ganz einfach: Ich weiß, dass du schon genug Scheiß durchgemacht hast, von dem du bisher noch niemandem außer Kao erzählt hast. Außerdem bist du tief im Inneren doch ein sehr sensibles Wesen und ich will dich wieder öfter so...na ja - glücklich? - sehen wie heute."

Kyos Augen hatten sich verengt und er sah ernst zum Gitarristen auf.

"Was hat er dir erzählt?"

"Wer?"

"Kaoru."

"Keine Sorge, er spricht mit niemandem über deine Vergangenheit. Er meinte, du solltest es selbst tun, wenn du denkst, dass wir es wissen sollten. Auch wenn er mich dadurch echt neugierig gemacht hat, er hat nichts weiter gesagt, als dass da nichts Schönes rauskommt."

"Das will ich auch für ihn hoffen." zischte der Jüngere und starrte ernst geradeaus.

So schnell wie möglich wollte er das Thema in eine etwas andere Richtung lenken, bevor Die anfing, ihn über das auszufragen, was Kaoru ihm verheimlicht hatte. Das war das letzte, was er jetzt brauchte.

Denn das, was er in diesem Moment nötig hatte, war jemand, mit dem er über ganz andere Probleme reden konnte.

Normalerweise wäre er damit zu Kaoru gegangen, aber das konnte er in solchen einer Situation vergessen. Und vor kurzer Zeit hatte Die ja selbst mit dem Thema angefangen.

"Ich kann dir trotzdem nichts versprechen."

"Wieso nicht?"

"Weil - ich nicht einmal weiß, ob ich das Richtige getan habe." murmelte er leise und schlang die Arme um die angewinkelten Knie ohne aufzusehen.

Doch er konnte Dies fragenden Blick förmlich spüren.

"Ich meine, Totchi ist so lieb und so hübsch, ganz anders als ich. Ich kann ihm doch gar nichts zurückgeben. Und irgendwann - irgendwann werde ich ihn verletzten und er wird mich dafür hassen." versuchte er, seine Gedanken in verständliche Sätze zu fassen, während er abwesend mit der Zunge an einem seiner Lippenpiercings spielte.

Die jedoch lächelte nur und legte vorsichtig einen Arm um die zitternden Schultern des Jüngeren.

"Sag mir eins: Liebst du ihn?" fragte er ruhig und Kyo sah in die wartenden Augen seines Gegenübers.

"Ich - Hai, ich glaube schon." murmelte er ehrlich und Die nickte verständnisvoll, während der Kleinere den Blick wieder sinken ließ.

"'Ich glaube' ist doch schon ein guter Anfang, ne." erwiderte der Ältere freundlich und entlockte Kyo so den Hauch eines Lächelns. Bis ihm jemand von hinten die Augen zuhielt und er vor Schreck zusammenfuhr.

Bei Die hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits sein typisches Grinsen ausgebildet, als Toshiya seinen Koi wieder losließ und von der Mauer hüpfte. Er stellte sich direkt vor seinen kleinen Freund, welcher vor Schreck auch seine Zigarette hatte fallen lassen. Dann grinste er Die an, während er etwas hinter seinem Rücken versteckte.

"Danke fürs warm halten Die-chan."

Dann wandte er sich wieder an Kyo.

"Und ich hatte dir doch etwas versprochen, ne?" fuhr er lächelnd fort.

Die Augen des talentierten Sängers begannen zu leuchten und er konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als Toshiya ihm eine rote Rose und eine XXL Tafel Schokolade entgegenstreckte.

Wo er beides um diese Zeit noch herbekommen hatte, interessierte Kyo in diesem Moment herzlich wenig.

Aber er war wahrlich ein Engel.

"Aishiteru Kyo-san." hauchte der Bassist lächelnd und Angesprochener konnte nicht anders, als seinen Freund an seiner silbernen Kette zu sich zu ziehen und zu einem langen Kuss zu verführen.

Die lächelte zufrieden.

Wenigstens die beiden waren glücklich.
 

~*~
 

"Die?"

"Hn?"

"Woran denkst du, wenn du die Sterne siehst?"

Der Angesprochene sah kurz verwirrt zu dem jungen Mann auf dem Nachbarbalkon, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder den hell leuchtenden Himmelskörpern zuwandte.

//Kaum zu glauben, dass das alles tote Planeten sind, die seit Ewigkeiten ziellos durchs All schweben, nur um irgendwann einfach so zu verschwinden.//

"An alles mögliche."

"Zum Beispiel?"

Er blies den Rauch aus und senkte die Hand wieder, bis sie auf der Armlehne des weißen Plastikstuhls zum Ruhen kam.

"Über Freunde und Familie. Ich erinner mich an Dinge, die zum Teil schon ewig her sind und überlege, was hätte passieren können, wenn es damals anders verlaufen wäre. Ab und zu denke ich aber auch wieder daran, was aus uns werden wird, erspinne mir manchmal Situationen, die sowieso nie eintreten werden. Man kann es also nie so genau sagen."

"Und im Moment?"

"Huh?"

"Woran denkst du heute?"

//...Shinya...//

Die schüttelte den Kopf und sah zu seinem Freund.

"Eigentlich an nichts bestimmtes. Und du?"

Der Andere verzog seine Gesicht zu einem bitteren Lächeln.

"Daran was wäre, wenn ich nicht so dumm gewesen wäre oder einfach den Mumm aufgebracht hätte, es ihm gleich zu sagen." Murmelte Kaoru und sein Blick fiel in die Tiefe.

Mit einer kurzen Handbewegung hatte er dem Zigarettenstummel das letzte Leben genommen.

Die stand auf und nahm seinen Freund über die Brüstung hinweg in die Arme.

"Gomen, das ist alles meine Schuld. Hätte ich dich doch bloß nie um solchen einen Gefallen gebeten."

Kaoru nickte an seiner Schulter.

"Dann würde ich jetzt sicherlich in seinen Armen liegen und, bei aller Freundschaft, das wäre mir mindestens 1000 mal lieber." murmelte er und noch immer zierte ein wehmütiges Lächeln sein Gesicht.

"Glaub mir, ich weiß, was du meinst. Es ist nicht schön, immer wieder nur vertröstet zu werden, obwohl man öfter schon die Chance hatte, das alles zu ändern und glücklich zu sein, aber diese Chance jedes Mal hat verstreichen lassen, aus Angst einen Fehler fürs Leben zu begehen." flüsterte er leise in das violette Haar.

"Du weißt, wovon du redest, hm?"

Ein Nicken.

Kaoru starrte noch einige Zeit ziellos Löcher in die Luft, bevor er sich wieder von Die losmachte und vorsichtig lächelte.

"Danke Die."

"Wofür?"

Verwunderung.

"Dass du da bist und dir den Müll anhörst."

"Hey, ist doch nicht der Rede wert. Außerdem, wer mimt denn mein Taschentuch, wenn's mir mal wieder so richtig scheiße geht?" fragte der Rothaarige daraufhin grinsend und gab seinem Freund einen Klaps auf die Schultern, bei dem dieser mehrere Zentimeter zusammensackte.

"Aber kannst du mir trotzdem eine Frage beantworten?"

"Ich kann es versuchen, aber für nichts garantieren."

"Wieso ist der Urlaub bis jetzt so vollgepumpt mit...negativen Stimmungen? Es ist, als würde ein riesiger, dunkler...Schatten über all den Ereignissen schweben und das ganze irgendwie...steuern." versuchte er langsam, seine Gedanken in Worte zu fassen.

Ernst sah Kaoru seinen Freund an, dann, nach einiger Zeit, nickte er.

"Du hast schon irgendwie recht. Wieso das so ist, kann ich dir auch nicht sagen. Aber, hey, über allem doch nu auch wieder nicht."

"Was meinst du?"

"Denk doch nur mal an Kyo und To-chan. Ich meine, die beiden haben doch ganz offensichtlich ihr Glück gefunden, ne?!"

Nachdenklich sah der 2. Gitarrist hinauf in den schwarzen Himmel.

Das, was Kyo ihm anvertraut hatte, beunruhigte ihn schon etwas.

"Und...wenn nicht?"

"Wie kommst du darauf?"

"Das tut nichts zur Sache. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass das nicht allzu lange hält."

"Wie auch immer du darauf kommst, aber solltest du das nicht eher den beiden überlassen? Sie sind doch alt genug und durchaus fähig, selbst Entscheidungen zu treffen."

"Stimmt schon, aber wenn sie im Streit auseinandergehen, geht es uns schon was an."

"Hai, dann schon. Aber hast du die Zwei heute Abend einmal beobachtet? Ich glaube nicht, dass das so schnell auseinandergeht."

"Hoffentlich. Trotzdem lässt mich das Gefühl nicht los, dass es da noch einmal ganz gehörig krachen wird."

Kaoru zuckte mit den Schultern.

"God knows."

"Außerdem hält nichts für ewig."

Beide Gitarristen fuhren erschrocken herum.

Sie hatten nicht bemerkt, dass Shinya in der Tür seines Balkons stand.

Ausdruckslos wie immer sah er sie an, an den Türrahmen gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt.

Wie lange hatte er schon mitgehört?

"Das schon. Aber es kann für ein Leben halten."

Der Drummer nickte auf Kaorus Worte hin und setzte sich dann auf einen der Stühle. Sein Blick wanderte von Kaoru zu Die.

"Hai, das kann es." sagte er leise und sein -auf unerklärliche Weise- trauriger Blick wandte sich gen Himmel.

"Aber ich fürchte, die beiden haben so unterschiedliche Charaktere, dass sie sich immer wieder in die Wolle kriegen werden. Das war schon immer so."

"Und doch haben sie sich immer wieder zusammengerafft." ergänzte Die, der, mit dem Rücken an die Brüstung gelehnt, den Drummer genau beobachtete.

Dieser sah ihn wieder an und nickte.

Ein Seufzen erklang von Kaoru und die Blicke beider, welche sich bis zu diesem Zeitpunkt gefangengenommen hatten, wandten sich nun zu ihm.

"Was die Zwei jetzt wohl machen?"
 

~*~
 

Die Beiden saßen gerade bei Kyo auf dem Bett und teilten sich die Schokolade, welche Toshiya ihm gekauft hatte, während sie sich einen Film ansahen.

Kyo gähnte genüsslich und sah hinab auf das Papier.

"Och Kuso. Schon das letzte Stück?!"

Toshiya sah ihn lächelnd an.

"Iss du ruhig, Kyo-chan." meinte er ruhig, während er seinen Blick wieder zur Mattscheibe schweifen ließ.

"Willst du mich mästen?"

"Iie, ist aber deine."

"Na und?"

"Na da steht dir das letzte Stück zu."

"Muss ich diese Logik jetzt verstehen?"

Der Ältere hob zweifelnd eine Augenbraue. Totchi-Logik war ganz eindeutig nichts für ihn.

"Nö, aber dir süßem Mono steht halt auch mehr Süßes zu." sagte Toshiya beiläufig und zwinkerte seinem Koi zu.

Dessen Augen verengten sich zu Schlitzen.

"Du stehst auf Schmerzen?!"

Toshiya blinzelte kurz.

"Nope. Ich sag nur, wie es ist."

Und schon hatte er ein Kopfkissen im Gesicht.

"Hey, das war unfair!" lachte er und warf es zurück.

Das ganze endete in einer einzigen riesigen Kissenschlacht, bis Toshiya sich noch immer lachend ins Bad rettete.

Das letzte Kissen prallte von der Tür ab und fiel zu Boden, als Kyo sich kopfschüttelnd auf sein Bett sinken ließ.

"Hast du schon mal etwas von ,teilen' gehört?"

Es war nicht mehr als ein Flüstern, welches den Raum erfüllte.
 

~*~
 

Sein Blick hing noch immer an den Sternen.

Er war verzweifelt und wusste absolut nicht weiter.

Er wollte ihn einfach nur zurück.

Er vermisste ihn.

Doch war es denn wirklich so einfach? Konnte er das tun? Würde er ihm je wieder vertrauen können?

Es tat so weh.

Ob er wohl genauso litt? Wahrscheinlich. Immerhin hatte er ihn die ganze Nacht vor sich hinbrabbeln gehört, dachte, leise Schluchzer und Vorwürfe zu vernehmen.

Mit der Zeit wurde es immer kälter draußen. Zunächst bemerkte Tsukasa es nicht, doch dann nahm die Kälte zu.

Langsam erhob er sich und ging mit einem letzten Blick in den Himmel zurück in sein Zimmer.

Allein.
 

~*~
 

"Sie sind schön nicht?"

Der Jüngere wandte den Blick vom Himmel ab und sah Kaoru an.

Er nickte.

"Und faszinierend."

"Hast du je einen so großen Mond gesehen?"

Er sah wieder auf und lächelte vorsichtig aufgrund dieser Frage.

"Noch nie so groß und so schön." antwortete er und sein Tonfall hatte etwas Verträumtes.

Dies brachte den Älteren zum Grinsen.

"Ist dein Mond rot?"

Verwundert sah Shinya zu dem Anderen und runzelte die Stirn.

"Nani? Worauf willst du hinaus?"

"Ich denke, das weißt du genau."

Sein Gegenüber grinste noch breiter, woraufhin der Drummer mit den Augen rollte.

"Fängst du schon wieder damit an?"

"Hm, offensichtlich. Ich mache mir doch auch nur Gedanken um euch."

"Mach dir lieber Gedanken um deine eigene Beziehung!"

Es hatte nicht so kalt klingen sollen, doch nun traf es einen sehr empfindlichen Nerv bei dem Zweiten und ließ ihn unwillkürlich verletzt zusammenzucken.

"Gomen, das war nicht so gemeint." wisperte er vorsichtig und sah den Anderen versöhnlich an.

Dieser seufzte und betrachtete den Betonboden unter seinen Füßen.

Er bräuchte nur zu springen und sein Leben wäre wieder in Ordnung. Mehr oder weniger.

Doch stattdessen zündete er sich mit zitternden Händen eine weitere Zigarette an.

"Ich frage mich schon lange, wie ein sonst so vernünftiger Mensch rauchen kann. Aber jetzt ist es ja noch extremer als sonst. Ich kenne niemanden sonst, der an einem Tag je so viel geraucht hatte wie du heute. Was meinst du, wie lange diese Schachtel noch hält, wenn du so weitermachst?"

"Nicht sehr lange, aber es ist die einzige Methode, um nicht abzudrehen."

Er grinste gequält.

"Hast du es schon mal mit Schokolade versucht? Die soll bekanntlich glücklich machen, erinnerst du dich?"

Der Ältere schüttelte den Kopf. Alzheimer hatte er doch nun wirklich noch nicht.

"Dann könnt ihr mich bald auf die Bühne rollen."

"Und mit ihm reden?"

Der Langhaarige strich sich einige wenige Strähnen aus dem Gesicht und seufzte erneut kaum vernehmlich. Nicht einmal sein Haar tat ihm heute den Gefallen, ordentlich zu sitzen.

"Er lässt mich nicht an sich ran. Ich habe es ja versucht, aber er hat abgeblockt. Und jetzt ist er weg. Wer weiß, ob ich ihn je wiedersehen werde."

Shinya sah ihn mitleidig an und erhob sich von seinem Platz. Tröstend legte er eine Hand auf die blasse Wange des Anderen.

"Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann wird er dir zuhören. Wenn er dich wirklich liebt, wird er gar nicht anders können." sagte er leise und sanft.

Kaoru lehnte sich leicht gegen die kühlen Fingerspitzen des Drummers.

"Ihr seid alle so lieb zu mir. Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe." fragte er sehr leise, doch die Worte erreichten die feinen Ohren des Jüngeren.

"Wir sind Freunde, weißt du noch?"

Kaoru nickte und fröstelte leicht.

"Wie sollte ich das vergessen."

Sein Blick wandte sich wieder zu dem sternenklaren Himmel.

"Und als Freund sage ich dir jetzt, dass du vielleicht reingehen solltest. Es ist kalt und du bist sowieso schon angeschlagen."

Der Blick des Gitarristen senke sich wieder und er sah den Anderen ernst an, bevor er nickte.

Mit einer kurzen Handbewegung löschte er seine Zigarette und ging dann zur Tür, bevor er sich noch einmal umdrehte.

"Danke Chibi. Bleib aber auch nicht mehr allzu lange hier."

Er war schon halb verschwunden, als ihm noch etwas einfiel.

"Und sorge dafür, dass du endlich wirklich glücklich wirst. Du hast es verdient."

Und schon hatte er die Balkontür hinter sich geschlossen, noch ehe der Drummer sich hätte verteidigen können.

Shinya starrte diese an und wandte dann den Blick Dies Zimmer zu, ohne dessen Hälfte des großen Doppelbalkons zu verlassen.

Die Vorhänge waren zugezogen, doch durch sie hindurch war die Silhouette des Größeren erkennbar.

//Ich würde gerne, Kaoru, aber das Schicksal lässt nicht zu, dass ich glücklich werde...//
 

>> I´m covered into sadness

but no one lets me out.<<

IX

GOMEN NE~

*verbeug*

Es tut mir wirklich leid, dass es doch wieder so lange gedauert hat, aber ich schwö~re, das liegt im Moment nicht an mir >.<°°

Etto...ja...was soll ich da noch großartig sagen?!...>.>...Ich freu mich halt wie immer riesig über jedes einzelne Kommi ^^...

*alle bisherigen Schreiberleins einmal ga~nz dolle knuddl*

und dann...

Viel Spaß mit dem neunten Kapitel ^^

~Yo~
 


 

~IX~
 

"Shin-chan, aufstehen!" rief der junge Mann fröhlich, als er in den Raum stürmte.

Sonnenlicht stahl sich bereits seit einigen Stunden zwischen den zugezogenen Vorhängen hindurch, doch der Angesprochene kuschelte sich mit einem Knurren nur noch weiter in seine Decke.

Die musste unweigerlich grinsen. Wie kawaii der Drummer doch war.

Er setzte sich zu dem Kleineren auf die Bettkante und beugte sich zu ihm herunter.

"Aufstehen, die Sonne lacht." flüsterte der Gitarrist ihm ins Ohr, doch Shinya drehte sich nur um und zog sich die Decke über den Kopf.

Dies Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. Das durfte doch nicht wahr sein! Normalerweise war er es doch, der von dem Chibi aus den Federn geworfen wurde.

"Menno ShiShi, du bist doch sonst nicht so!" jammerte er und riss die Decke an sich.

Erst jetzt bemerkte er, dass der Andere nur seine Boxershorts anstelle des Pyjamas trug. Es fehlte nicht viel und Die wäre rot geworden. Was für einen muskulösen Oberkörper der Kleinere doch hatte...

Eben dieser öffnete ein Auge und sah den Älteren beleidigt an.

"Ist doch noch so früh..." nuschelte er und versteckte seinen Kopf unter einem der Kopfkissen, nachdem er die Augen wieder lustlos zusammengekniffen hatte.

Die hob eine Augenbraue. Ihm kam das alles gerade mehr als spanisch vor.

Vorsichtig hob er eine Ecke des Kissens an und lugte darunter.

"Shin-chan, es ist schon weit nach 10. Nichts mit früh!"

"Müde, Kopfschmerzen." murmelte der Chibi, kniff die Augen noch weiter zusammen und versuchte seine Kissenecke wieder herunterzudrücken. Doch Die war einfach stärker.

"Hast wohl gestern zu viel frische Luft geschnüffelt."

"Äh Äh. War gestern noch mal in der Hotelbar..." murmelte er in sein Bettlaken bevor er die Augen wenige Millimeter weit öffnete und Die ansah.

"Na das erklärt natürlich alles." gab der Ältere daraufhin mit einer gehörigen Prise Sarkasmus zurück.

"Das muss ich mir gerade von dir anhören. Was machst du eigentlich hier?"

"Eigentlich wollte ich dich um einen Gefallen bitten." antwortete der Rothaarige nachdenklich.

Konnte er das dem Chibi denn wirklich antun? Bei dieser Verfassung? Wieso hatte er überhaupt so viel getrunken. Normalerweise war er es doch der am meisten vertrug und immer noch ein Auge auf die anderen werfen musste.

"Die da wäre?" riss der Drummer ihn mit einem Murmeln aus seinen Gedanken und setzte sich langsam auf.

Die, der das Kissen bereits an sich genommen hatte, sah ihm in die Augen und drückte dieses fester an sich.

"Naja. Könntest du Kao heute nicht etwas beschäftigen?"

Shinya hob eine Augenbraue. Ihm war schon klar, dass man ihren Leader jetzt nicht unbedingt allein lassen sollte, wenn man nicht wollte, dass dieser sich selbst fertig machte, aber wieso gerade er?

"Und was ist mit dir?"

"Wollt heut mal die Gegend etwas erkunden, in die Stadt und nen bisschen einkaufen."

"Und da kann er nicht mit?"

"Och Mensch. Ich wollt mir nicht wieder den ganzen Tag das traurige Gesicht ansehen mit dem Wissen, dass ich in gewisser Weise dran Schuld bin. Außerdem kannst du ihn viel besser trösten als ich." versuchte der Gitarrist sich herauszureden und erstaunlicherweise nickte der Jüngere. Wahrscheinlich war er einfach zu müde.

"Und Kyo und Totchi?"

Die sah ihn ungläubig an.

"Das ist jetzt nicht dein Ernst oder? Meinst du etwa die Beiden lenken Kao ordentlich ab?"

Shinya sah ihn zunächst verwirrt an, nickte dann jedoch verständnisvoll.

"Na schön, dann spiel ich halt heute mal den Babysitter." grummelte er und versuchte krampfhaft, seine Augen offen zu halten.

Die strahlte ihn an und gab ihm überschwänglich einen Kuss auf die Wange.

"Du bist ein Schatz, Kleines. Dafür hast du bei mir was gut." freute er sich, doch Shinya sah ihn nur misstrauisch an.

"Und was muss ich tun, damit ich dich wieder loswerde?" brummte er vor sich hin, doch der Andere kicherte nur.

"Versprich mir einfach, nicht mehr so viel zu trinken, dann bist du nicht so launisch."

"Leck mich, das ist meine Sache." maulte er, doch Die grinste noch mehr.

"Sag mir wo und ich mach's!" lachte er und der Drummer verzog das Gesicht.

"Bakayaro. Deine gute Laune ist ja widerlich ! Jetzt verzieh dich endlich!" knurrte der Kleinere und krallte sich sein Kissen.

Lachend erhob sich der Gitarrist.

"Du solltest echt nichts über den Durst trinken, sonst bist du ungenießbar."

Der Jüngere ließ sich auf sein Bett fallen und vergrub erneut sein Gesicht in den weichen Federn.

"Ich liebe dich auch okaa-san." knurrte er und Die verließ kopfschüttelnd das Zimmer.

Doch sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fiel die gespielte Fröhlichkeit wieder von ihm ab und er wurde schlagartig ernst.

//Schön wär's...Aber wenigstens du sollst dein Glück finden. Hoffentlich kann Kao es dir bringen.//
 

Langsam hob der Braunhaarige den Kopf und sah zur Tür.

//...Du wirst es wohl nie verstehen...//
 

~*~
 

Er kam gerade frisch geduscht aus dem Bad, als es an der Tür klopfte.

//Glück gehabt...//

Sofort hüpfte er zur Tür und öffnete.

Der Junge davor blinzelte kurz, als er die spärliche Kleidung bemerkte, welche nur aus einem Handtuch bestand, das sich um die Hüfte schmiegte.

"Ihr Essen, Sir." sagte er knapp und schob einen Wagen mit einigem Essen ins Blickfeld des Größeren.

Dieser lächelte freundlich, drückte dem Pagen noch etwas Trinkgeld in die Hand und schloss die Tür hinter sich, nachdem er den Wagen ins Zimmer gefahren hatte.

Er rieb sich schnell die Haare etwas trocken, bevor er das Tablett von dem Wagen nahm und wie auf Samtpfoten in das Nebenzimmer schlich.

Dort waren alle Vorhänge zugezogen und Dunkelheit herrschte.

Er ließ seinen Augen etwas Zeit, sich an diese zu gewöhnen, dann stellte er das Tablett ab und zog die Vorhänge auf.

Decken raschelten und ein leises Brummeln drang zwischen ihnen hervor.

Das brachte ihn nur noch mehr zum Strahlen.

Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante und strich über die Wange der kleinen Person, von der nur der Kopf etwas zu sehen war, wenn man die kleinen hellen Füßchen nicht mitzählte.

Er beugte sich herunter und küsste sanft die blasse Haut.

Nun öffnete der zweite vorsichtig erst ein Augen, dann das Andere.

"´hayou Koi." flüsterte er, doch der Angesprochene gab nur ein Knurren von sich und wandte sich mit wieder geschlossenen Augen von dem Größeren ab.

Dieser zog eine Schnute und sah den Anderen gekränkt an. Dann hob er die Decke an und kroch selbst mit darunter.

"Hab dir was zu Essen mitgebracht." murmelte er, als er die Arme um die Hüfte seines Lieblings schlang und sich von hinten an den schlanken Körper kuschelte.

"Essen?" nuschelte der Ältere und drehte vorsichtig den Kopf zu Toshiya.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass dieser lächelnd nickte.

"Hmmmmm...du Schleimer." murmelte er weiter und setzte sich grinsend auf.

Der Jüngere verzog gespielt schmollend das Gesicht.

"Was dagegen?"

Der Blonde schüttelte lächelnd den Kopf.

"Iie, ganz im Gegenteil. Das ist süß von dir." erwiderte er und küsste seinen Freund kurz.

Auch dieser setzte sich nun auf und stellte seinem Liebling das Tablett auf das Bett.

"Na dann...guten Appetit!"
 

~*~
 

Aufmerksam betrachtete er den jungen Mann, der auf der anderen Seite des Tisches saß und lustlos in seinem Kaffee rührte.

Er konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen, obwohl die Situation des Jüngeren eher bemitleidenswert war.

"Vielleicht hättest du doch im Bett bleiben sollen." stellte Kaoru ruhig fest und trank einen Schluck seines Cappuccino, ohne den Anderen dabei aus den Augen zu lassen.

Dieser hob leicht den Blick.

"Nani?"

"Naja, du siehst müde aus."

Der Jüngere lächelte vorsichtig und legte seinen Löffel neben die Tasse.

"Es geht schon wieder, du brauchst dir keine Gedanken zu machen."

Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern und sah seinen Freund durchdringlich an.

"Wo hast du eigentlich Die gelassen?" fragte er nach einiger Zeit neugierig.

"Der braucht auch mal nen Tag für sich. Ist es etwa Pflicht, dass wir die ganze Zeit zusammenhängen? Wir sind doch keine altes Ehepaar."

//Nicht einmal annähernd. Er will doch gar nichts von mir wissen. Ich bin doch nur gut genug, um Kao bei Laune zu halten, weil sonst keiner da ist.//

"Nein, natürlich nicht. Entschuldige die Frage, aber etwas würde mich doch noch interessieren."

"Und zwar?" hakte der Braunhaarige nach und führte seine Tasse an die Lippen.

"Wieso hat es dich interessiert, ob ich etwas mit ihm hätte?"

Aufmerksam wurde er von tiefbraunen Augen gemustert. Wollte Kaoru etwa schon wieder damit anfangen?!

"Wegen Tsukasa."

"Nur wegen ihm?"

Shinya nickte ruhig und platzierte das weiße Porzellan wieder auf der Untertasse. Seine langen Finger strichen behutsam über den Rand der Tasse.

Kaoru seufzte leise.

"Und dabei war ich so froh."

Der Blick des Jüngeren flog auf.

"Worüber?"

"Dass ihr zwei euch so gut versteht. Ich dachte schon das wird nie was, so wie er reagiert hat, als ich ihn um den Gefallen gebeten habe."

Shinyas Augen verengten sich kaum merklich.

"Welchen Gefallen?"

Aufmerksam sah Kaoru ihn an. Er musste aufpassen, was er sagte, das merkte er. Andererseits hatte er sich eh schon so weit reingeredet, dass er aus der Misere nicht mehr herauskam, ohne die Wahrheit zu sagen.

"Naja. Ihr habt euch dauernd in die Haare gekriegt und da hatte ich ihn gebeten, sich doch einmal etwas mehr mit dir zu beschäftigen, in der Hoffnung, ihr würdet endlich etwas besser miteinander zurechtkommen." sagte der Leader daher leise.

Doch entgegen seiner Befürchtungen umspielte die Lippen des Drummers der Hauch eines Lächelns.

"Hat ja geklappt, du kannst stolz auf dich sein."

Doch in seinem Inneren zog sich alles zusammen.

//Nur deswegen? Du hast mich nur wegen Kao-sama mehr beachtet? Ich dachte immer, das wäre von dir selbst ausgegangen?! Wie konnte ich mich so sehr in dir täuschen? Du bist ein verdammt guter Schauspieler Andô-san!//

Der Gitarrist schüttelte erleichtert lächelnd den Kopf.

"Iie, ich brauche nicht stolz auf mich zu sein, sondern eher auf euch."

Der Jüngere schien aus seinen Gedanken aufgeschreckt.

"Doshite?"

"Immerhin seid ihr es, die letzten Endes eine ehrliche Freundschaft aufgebaut haben."

//Wer´s glaubt!//

Doch trotzdem nickte er. Er wollte nicht, dass der Andere etwas von seiner Enttäuschung und inneren Zerrissenheit bemerkte.

Immerhin hatte der Ältere selbst genug Probleme...
 

~*~
 

Toshiya legte seinen Koe beiseite.

"Was hältst du von ner Runde Ping Pong?"

"Hm?"

"Ping Pong?"

Der Bassist sah auf und begann zu lachen.

"Du brauchst wohl ne Menge Selbstbestätigung. Du hast mich doch hier schon völlig platt gemacht."

Sein Gesprächspartner verzog sein Gesicht zu einem Schmollmund.

"Na und? Ich muss mich noch revangieren!"

//Weißt du überhaupt, wie süß du bist?//

"Revangieren? Wofür?"

"Zum einen, weil du mich mit deinem Koe halb aufgespießt hast..."

"Was kann ich dafür, dass du dich hinter mich gestellt hast?!" unterbrach der Jüngere kichernd, doch die Miene des Anderen verdunkelte sich etwas.

"Zum Anderen..." fuhr er lauter fort "weil ich nur noch gerade so ausweichen konnte, bevor ich diese verdammte Kugel an den Kopf bekommen hätte!" grummelte der Sänger und machte sich auf den Weg zu den Tischtennisplatten auf dem Außengelände.

"War doch nicht meine Schuld!" jammerte Toshiya, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

"Ach nein! Überhaupt nicht, die Dinger hüpfen von ganz allein über den Rand!" erwiderte der Sänger sarkastisch und rollte mit den Augen.

//Das hätte ordentlich Kopfschmerzen gegeben...Als wenn es so nicht schon reichen würde.//
 

Wenige Zeit später hatten sie sich bereits die Geräte besorgt und ihr Ziel erreicht. Toshiya sah den Kleineren lächelnd an.

Dieser grinste nur und hielt den kleinen Ball in Augenhöhe.

"Wetten, dass du Baka den nicht triffst?!"

"Wetten worum?"

Kyo überlegte kurz.

"Hm, der Gewinner darf die Abendgestaltung in die Hand nehmen."

"Hört sich fair an." grinste auch der Andere.

Toshiya sah sich noch einmal kurz um. Die Leute auf der Tennisanlage nebenan schienen ja richtige Profis zu sein, so wie die über das Feld hetzten...

Kyo nutzte diesen Moment der Unaufmerksamkeit und machte breit grinsend seinen Aufschlag.

Erst zu spät bemerkte der Bassist den näher hüpfenden Ball und eben, als er seine Kelle heben wollte, traf eben dieser ihn an der Stirn.

"UUUNFAIR!" rief er beleidigt und kniff seine Augen zusammen.

Doch Kyo brach in Gelächter aus. Dieses Bild war einfach zu herrlich.

"Gewonnen!" stieß er zwischen zwei Lachern aus und hob triumphierend seine Hand.

"Och nö! Das muss wiederholt werden!" protestierte der Jüngere schmollend, während Kyo weiterhin versuchte sich zu fangen.

"Iie! Wenn du das alles nicht koordiniert bekommst, kann ich auch nichts dafür!" kicherte er weiter und der Schmollmund seines Freundes wurde immer größer.

"Du hast genau bemerkt, dass ich abgelenkt war!"

"Ach, hab ich das?"

"Sicher!"

"Na und? Selber Schuld!" war die einzige Antwort, die der Sänger in dieser Hinsicht für ihn übrig hatte.

Toshiya jedoch sah ihn nur ungläubig an. Das war so fies und Kyo nahm nicht ein bisschen Rücksicht auf ihn.

"Weißt du, wenn ich mir aussuchen könnte, in wen ich mich verliebe, wärst das sicher nicht du!" gab er knurrend von sich und ging zurück in Richtung Hotel, nachdem er seine Tischtenniskelle auf die Platte geworfen hatte.

Kyos Gesicht verfinsterte sich schlagartig. Das war wie ein Hieb in die Seite gewesen.

"Du kannst es dir aber nicht aussuchen du Riesenbaka!" rief er ihm hinterher und schnaubte.

Was sollte das denn jetzt?

Schnell sammelte er den Ball und die Kellen zusammen, um seinem Koi ins Hotel zu folgen. Dort gab er die Sportgeräte ab und lief dann zur Treppe.

So, wie er Toshiya kannte, würde er den Aufzug nehmen und da dieser nicht gerade der Schnellste war, hatte der Sänger noch einen Grund zur Hoffnung, eher oben anzukommen.

Doch als er oben angekommen gerade in den Gang zum Zimmer des Bassisten abbog, sah er nur noch wie dieser ihm gespielt beleidigt die Zunge herausstreckte und dem Älteren dann buchstäblich die Tür vor der Nase zuschlug und den Schlüssel im Schloss drehte.

Perplex stand dieser vor der Tür, doch dann begann er auf das Holz einzuhämmern.

Dass sich in seinem Körper durch diese gewisse Anstrengung wieder ein leichter Schmerz ausbreitete bemerkte er nicht.

"Mach die Tür auf! Sofort!"

"Wieso sollte ich?" tönte es von innen, doch die Tür blieb verschlossen.

"Meine Güte, es ging doch nur um diesen einen Abend!"

"Auf den du genauso gut verzichten könntest. Aber mir geht es ja nicht darum!"

"Sondern?"

"Ums Prinzip! Du bist hinterhältig und gemein!"

Toshiya grinste listig vor sich hin, auch wenn dieses Thema sehr ernst war. Aber sein Liebster stellte sich einfach nur kawaii an. Immerhin stand die ganze Zeit die Verbindungstür zu seinem Zimmer weit offen.

"Du bist doch total überempfindl...!"

Kyo stockte plötzlich und spitzte die Ohren.

Das hörte sich schwer nach Schluchzen an. Er ließ von der Tür ab und folge den Geräuschen.

Schon als er um die nächste Ecke bog, sah er einen jungen Mann, der weinend und anscheinend nervlich am Boden die Wand herunterrutschte.

Er hob verwundert eine Augenbraue.

//...ein Japaner?!...//

Langsam ging Kyo auf den Unbekannten zu und hockte sich vor ihn. Er wartete noch einen Moment, bevor er den Mund öffnete, um etwas zu sagen.

"Sumimasen, etto, genki desuka?"

Erschrocken sah der Fremde auf und blickte den kleinen Sänger verwirrt mit tränennassem Gesicht an.

"Hai hai, geht schon...wieder..." stotterte er, während er sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht wischte und versuchte, sich an der Wand hinter sich wieder in eine stehende Position zu drücken.

Kyo sah zu ihm auf und hob erneut eine Augenbraue, bevor auch er sich wieder erhob.

Okay, wenn der meinte. Eigentlich gingen ihn die Probleme anderer gar nichts an. Außerdem konnte er sich dann wieder weiter um Toshiya kümmern.

"Okay, dann...Mata ne."

Er hob eine Hand und machte auf dem Absatz kehrt, um zu seinem Zimmer und dem des Bassisten zurückzukehren.

Er spürte jedoch auch weiterhin den Blick des jungen Mannes auf sich haften.

"Trotzdem danke, Kyo."

Wie erstarrt blieb Kyo stehen und drehte sich zu dem Unbekannten um.

Wachsam flog sein Blick über den schlanken Körper. Auch weiterhin lächelte der Andere vorsichtig.

Kyo jedoch wusste nicht, was er von der Situation halten sollte.

Es kam verdammt selten vor, dass Leute, die ihn offstage erkannten und die er nicht schon länger kannte, ihn auf diese Art und Weise behandelten.

Aber vielleicht hatte er auch einfach nur wieder jemanden vergessen?

"Kennen wir uns?" fragte er daher misstrauisch.

"Nein, persönlich nicht."

Kyo nickte nur knapp, musterte den Größeren jedoch weiterhin misstrauisch.

Der Braunhaarige seufzte leise und senkte den Blick.

"Sagen wir es so, ich bin ein...Bekannter...von Kaoru." brachte er nach einiger Zeit stockend und leise hervor.

Er war ein weiteres Mal an diesem Tag den Tränen nahe, zitterte und er wusste, es würde nicht das letzte Mal sein.

"...Kaoru?..." fragte Kyo leise und nachdenklich.

Dann sah er den Anderen fest an.

"Komm mal mit!"

Mit diesen Worten packte er den Größeren am Oberarm und zog ihn hinter sich her.

Er sagte kein Wort, bis er seine Zimmertür hinter sich zugezogen und den Braunhaarigen wieder fixiert hatte.

"So, du bist also ein Bekannter von Kaoru?"

Der Andere stolperte kurz durch das Zimmer, bevor er wieder zu Kyo aufsah und zaghaft nickte.

"Und ihr seid so gut befreundet, dass du ihm sogar in den Urlaub nachreist? Sonst wäre das doch ein sehr eigenartiger Zufall, findest du nicht?!"

Wieder nickte der Zweite unbeholfen.

"Dann kannst du mir sicher auch sagen, warum er so drauf ist." hakte Kyo weiter nach und ließ sich mit verschränkten Armen auf sein Bett fallen.

Wenn seine Vermutung richtig war, wusste der andere ganz SICHER, wie es Kaoru ging und auch wieso dem so war.

Dass die Verbindungstür offen stand und Toshiya alles mithören musste, realisierte er nicht.

Doch der Braunhaarige sah ihn verwirrt an und keiner hätte bemerkt, dass es nur gespielt war.

"Wie drauf ist?" fragte er und gab sich die größte Mühe, unwissend zu klingen.

Doch Kyos Augen zogen sich verärgert zusammen.

"Sag mal, willst du mich verarschen? Kao ist kurz vorm Nerventod und völlig am Boden zerstört. Die ganze Zeit versucht er stark zu sein und nicht in Tränen auszubrechen. Und dich habe ich in ungefähr dem gleichen Zustand vorgefunden. Und nur mal so eine Frage am Rande: Wie heißt du?" zischte Kyo und der Größere sah ihn groß an. Dann senkte er den Blick.

"Tsukasa." war die leise, aber ehrliche Antwort.

Kyo nickte nur stumm.

"Habe ich mir fast gedacht." sagte er ebenso leise, dann herrschte Stille im Raum.

"Dann kannst du uns ja sicher auch erklären, was da bei euch abgelaufen ist. Ich würde nämlich auch gerne Mal eingeweiht werden, sonst erklärt uns das ja keiner!"

Zwei Augenpaare richteten sich auf Toshiya, welcher in der schmalen Tür stand und sich mit verschränkten Armen an den dunklen Rahmen lehnte.

Der Blick des jungen Drummers war verblüfft, doch schon bald vermischte er sich mit Fassungslosigkeit.

"Ich weiß nicht, ob ich das wirklich machen sollte." wisperte er.

Am Ende zerstörte er nicht nur einen Teil von Kaoru, so wie dieser einen Teil von ihm zerstört hatte, sondern auch noch die Freundschaft zwischen den Bandmitgliedern.

"Ich würde es aber gerne verstehen wollen und auch mal wissen, was mit den Anderen los ist. Immerhin erzählt ja keiner mehr was, jedenfalls mir nicht und ich hasse es, zu leben wie hinterm Mond und dann vielleicht auch noch genau ins Fettnäpfchen zu treten." erklärte er Bassist schlicht und auch Kyo nickte zustimmend.

Dies brachte den Jüngsten unter ihnen dazu, ergeben den Blick zu senken.

Vielleicht wäre es ja sogar besser, sich endlich alles von der Seele zu reden.

Er setze sich auf den Sessel in Kyos Zimmer und begann leise und stockend zu erzählen.
 

~*~
 

Lustlos rührte er in seinem Eiskaffee und sah aus dem Fenster. Zu allem übel hatte es auch noch angefangen zu regnen. Was für ein Sommer.

Vorher war er etwas unterwegs gewesen, auf Souvenirsuche, auch wenn es allein nicht so viel Spaß machte, als wenn ihn jemand begleitet hätte.

Aber Kyo und Toshiya klebten jetzt voraussichtlich noch mehr aneinander, da machte es auch keinen Unterschied ob er allein war oder mit ihnen zusammen.

Aber er konnte sie verstehen, immerhin würde er sich auch nicht anders verhalten, wenn er in ihrer Lage wäre. Aber dazu müsste er jemanden lieben, der seine Liebe auch erwidern würde. Aber er war sich sicher, dass dessen nicht so war und er dem Drummer ewig hinterher trauern würde.

Ja, Shinya. Shinya und Kaoru...

Er hoffte, dass wenigstens die beiden zusammen ihren Spaß hatten und Shinya Kaoru auf andere Gedanken bringen würde. Immerhin hatte der Chibi das nötige Einfühlungsvermögen.

Außerdem würde er sicher froh drüber sein, einen Tag allein mit Kaoru zu verbringen.

Er wünschte sich einfach nur, Shinya glücklich zu sehen, aber das war das wichtigste für ihn, auch wenn er dafür zurückstecken und leiden musste.

Gedankenverloren kramte er in seiner Jackentasche und zog eine Schatulle daraus hervor, stellte sie auf den Tisch und öffnete sie.

Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge, als er den kunstvoll gearbeiteten Silberring darin betrachtete.

Er hatte sofort an Shinya denken müssen, als er ihn gesehen hatte.

Als wenn seine Gedanken nicht so schon oft genug bei dem Jüngeren verweilten.

Noch immer lächelnd strich er sich einige störende rote Strähnen aus den Augen und stützte sich anschließend mit dem Arm auf dem Tisch ab, um seinen Kopf auf seiner Handfläche ruhen zu lassen.

Er wusste zwar immer noch nicht, wie er dem Chibi erklären sollte, dass er einen Ring für ihn gekauft hatte, aber vielleicht musste er das ja gar nicht.

//Ich kann ihm den ja mit nem Riesenstrauß roter Rosen schicken mit einer Karte von einem anonymen Absender.//

Grinsend schüttelte er bei dieser Vorstellung den Kopf.

//Kami-sama, wie kitschig!//

Was hatte allein der Gedanke an den Drummer nur aus ihm gemacht?

Langsam griff er nach dem kleinen Kasten und steckte ihn geschlossen wieder in die Tasche, während er wieder aus dem Fenster sah und weiter den prasselnden Regen beobachtete.

//Mir wird schon irgendwas einfallen.//

Doch innerlich wurden die Zweifel immer stärker, ob der Jüngere sein Geschenk überhaupt irgendwann erhalten würde.
 

~*~
 

"He Kleiner, alles klar?"

Verwirrt sah der Angesprochene zu seinem Gegenüber.

"Ja klar, was sollte sein?"

"Ich frag ja nur. Du siehst die ganze Zeit so abwesend nach draußen, deswegen. Und wenn ich mich erinnere, was du heute morgen für nen Kopf hattest."

Der Jüngere lächelte leicht.

"Es ist nichts. Und die Kopfschmerzen sind auch so gut wie verschwunden. Ich finde es nur schade, dass die Sonne nicht scheint. Man hätte so viel unternehmen können." erklärte er etwas traurig und sah wieder aus dem Fenster.

"Naja, wo du recht hast."

Ein Seufzen und auch der Ältere sah hinaus.

Sie schienen abgeschlossen in ihrer eigenen Welt, hörten die Stimmen der anderen Menschen nicht, die mit ihnen in dem kleinen Café saßen. Nichts, als das Plätschern des Regens.

Plötzlich seufzte auch der Jüngere. Dies veranlasse Kaoru dazu, dem Anderen den Blick zuzuwenden.

Die Haare waren zurückgestrichen, der Ausdruck auf dem feinen Gesicht auf undefinierbare Art und Weise abwesend.

"Woran denkst du?" fragte er leise und wieder schien der Drummer aus seinen Gedanken aufgeschreckt worden zu sein.

"Eigentlich an nichts bestimmtes." gab dieser leicht lächelnd zurück.

//Nur daran, dass Die sich nie wirklich für mich interessiert hat. Ich wusste es doch sowieso immer in gewisser Weise und doch tut es so weh. Wie konnte ich das nur übersehen.//

"Wie kommst du darauf?"

"Du siehst meistens so abwesend aus, wenn du dir über irgendetwas Wichtiges dein Köpfchen zerbrichst."

Kaoru grinste hinterhältig, doch der Jüngere schüttelte nur lächelnd den Kopf.

//...Du hast ja recht, aber ich werde dir ganz sicher nicht auf die Nase binden, dass Die wieder meine Gedanken beherrscht...//

"Du willst es mir nicht sagen, hm?"

Der Gitarrist stützte sich auf den Tisch und beugte sich nach vorn, um seinen Kopf in die Handflächen zu legen.

Doch der Drummer blinzelte nur verwirrt.

"Was sagen?"

"Wo du mit deinen Gedanken warst?!"

"Aber ich habe dir doch schon gesagt, bei..."

"Ja Ja, bei nichts Bestimmten, schon klar! Und du glaubst, dass ich dir das abnehme?"

"Wenn es doch aber so ist?"

Der Ältere bemerkte, der Chibi wollte nicht weiter auf dieses Thema eingehen, egal wie oft er fragen würde. Er sperrte sich einfach. Also seufzte er leise und sah aus dem Fenster.

Wieso redeten seine Freunde eigentlich nicht mehr mit ihm?

Wieso versuchten sie allein mit ihren Problemen zurecht zu kommen?

War es denn so schlimm, dass sie nicht mit ihm darüber sprechen wollten?

Aber sie hatten doch sonst nie Geheimnisse voreinander gehabt. Was war es denn plötzlich, was zwischen ihnen stand?

Er wollte seinen Freunden doch nur helfen. Aber vielleicht hatten sie ja auch einen Ersatz für ihn gefunden, der ihnen besser zur Seite stehen konnte, als er selbst?

Immerhin hatte er selbst viel Zeit in den vergangenen Monaten mit Tsukasa verbracht und musste ihnen immer wieder absagen, ohne einen ordentlichen Grund nennen zu können. War er denn etwa so sehr mit seinem Koi beschäftigt gewesen, dass er es gar nicht mitbekommen hatte, wie sich seine anderen Freunde von ihm abwandten? Oder hatte sogar er sich von seinen Freunden abgewandt?

Aber sie hätten doch nach wie vor immer mit ihm reden können. Er hatte doch sein Handy immer mit und auch an gehabt.

Wieso redeten sie nicht mehr mit ihm? Ließen sich von ihm helfen?

Und wieso zerrte dieses Thema eigentlich so sehr an seinen Nerven?
 

~*~
 

Gedankenverloren hüpfte er von Stein zu Stein, welche dort die Küste säumten, den Blick auf den unebenen Boden gerichtet. Noch immer dachte er über das nach, was ihm eben erzählt worden war.

Doch eine Sache verstand er noch nicht.

"Totchi, wieso wollte er nicht, dass wir jemanden erzählen, dass er nicht zurückgeflogen ist?"

Der Angesprochene, welcher den Kleineren stützte, sah auf, ohne jedoch stehen zu bleiben.

"Vielleicht weiß er selbst noch nicht genau, was er will und möchte es ihnen beiden nicht unnötig noch schwerer machen, durch das Wissen, dass sie sich doch noch so nahe sind."

"Hm."

Mehr erhielt er von dem Älteren nicht als Antwort.

Sie gingen noch einige Zeit lang einfach so nebeneinander her, einfach nur die Nähe des Anderen genießend, bis Kyo die nächste Frage stellte, die ihm auf der Seele brannte. Wieder sah er seinen Gesprächspartner nicht an.

"Du, was hättest du an seiner Stelle getan?"

Es war nicht mehr als ein leises Wispern, und doch veranlasste es den Bassisten dazu, stehen zubleiben. Er hob den kleinen Sänger von den regennassen Steinen in seine Arme.

Ihn fest an sich drückend sah er ihm tief in die Augen.

"Ich will darauf nie eine Antwort finden müssen!" flüsterte er bestimmt, bevor er seinem Koi einen zärtlichen Kuss auf die Lippen hauchte, sie beide für diesen Moment, den sie nur ihr eigen nennen konnten, jegliche Zeit und alles andere um sie herum vergaßen und nur noch sich selbst hatten, zu einem verschmolzen.

Doch schon kurze Zeit später stoppte der Blonde das zärtliche Zungenspiel und sah ernst zu dem Anderen hinauf.

"Ich...Gomen, aber ich kann nichts versprechen..." wisperte er mit einem traurigen Ausdruck in den Augen und wandte den Blick gen Boden. Zu viel Angst hatte er vor der Reaktion, wollte den verletzten Blick nicht ansehen müssen, wollte nicht aus dieser wärmenden Umarmung gestoßen, vielleicht sogar angeschrieen werden.

Doch entgegen seiner Erwartungen drückte Toshiya ihn noch mehr an sich.

"Du kleiner Pessimist! Denk doch ein Mal positiv! Immerhin versuchst du es doch wenigstens, gibst uns beiden eine Chance und gibst es nicht gleich auf."

Ein sanftes Lächeln breitete sich auf den Lippen des Sängers aus, während er den Blick wieder anhob.

//Ich habe einen so lieben Menschen wie dich gar nicht verdient. Doch auch wenn ich zweifle, dass ich dir auf diese Art weh tun werde, so bin ich mir doch sicher, dass ich es auf eine andere Weise tun werde...Gomen...gomen nasai.//

"Ich kann gar nicht anders." gab Kyo endlich nach längerem Überlegen zurück und auch auf dem so ernsten Gesicht des Bassisten breitete sich nun ein Lächeln aus.

Langsam und vorsichtig beugte er sich zu dem gesunden Ohr des Sängers, während er die Augen schloss.

"Aishiteru Kyo-chan."

Das leise Flüstern ließ das Lächeln des Sängers noch breiter werden.

"Hey, nix Kyo-chan! Ich bin NICHT kawaii!" gab er grinsend zurück und zwickte seinem Freund in die Seite, was diesen quietschend zusammenzucken ließ.

"Oh doch, bist du!" kicherte der Bassist und nachdem er seinem Koi einen kurzen Kuss auf die Nase gegeben hatte, wandte er sich um und rannte so gut wie möglich über die Steine an der Küste entlang.

Kyo nahm diese Herausforderung nur zu gerne an.

"Das wirst du noch bereuen!" rief er ihm nach, bevor er ihm folgte.

Und trotz der kürzeren Beine hatte er den Bassisten schnell eingeholt.

Er hatte dem Jüngeren gerade von hinten die Arme um die Taille geschlungen und begonnen, genüsslich an ihm zu knabbern, was diesem allerdings nur ein Kichern entlockte, da dies eher kitzelte, als dass es schmerzte, als sein Blick auf jemanden einige Meter weiter am Strand entlang traf.

Verwundert ließ er vom Bassisten ab und stellte sich neben ihn.

"Ist das Die?" fragte er verwirrt und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.

Toshiya folge seinem Blick.

"Hai, sieht ganz so aus. Komm, wir gehen rüber, ok?!"

Und mit einem Lächeln griff er nach der Hand des Sängers und wollte mit ihm gehen. Doch dieser bewegte sich nicht, hielt ihn dadurch zurück.

Der Größere wandte sich wieder um und sah fragend in die ernsten Augen des Kleineren, welcher nun die Hand des Bassisten in der seinen hielt.

"Kyo, was ist denn los?"

Ein vorsichtiges Lächeln breitete sich wieder auf dem Gesicht des Blonden aus.

"Ich liebe dich auch." flüsterte er ihm entgegen und nachdem er dem Blauhaarigen einen kurzen Kuss auf die Lippen gehaucht und seine Hand kurz gedrückt hatte, ließ er diese los und ging in Dies Richtung.

Der Andere sah ihm noch einen Moment glücklich lächelnd nach, bevor er ihm folgte.

"He Die, was machst du hier?" fragte Kyo, als er bei dem Gitarristen angekommen war und sich neben ihm niederließ.

Dieser sah lächelnd erst zum Sänger, dann zu Toshiya, der sich an seine andere Seite setzte.

"Hab nur überlegt, ob wir vielleicht heute Abend alle zusammen in so einen Schuppen gehen könnten, den ich heute gefunden hab. War zwar zu der Zeit noch zu aber von außen sah der doch recht interessant aus." versuchte er zu erklären und sah dabei seine beiden Freunde fragend an.

"Hört sich doch gar nicht so schlecht an." grinste der Bassist und auch Kyo zeigte Zustimmung. Ihre Wette vom Nachmittag hatten sie längst vergessen. Außerdem hatten sie sich letzten Endes doch noch darauf geeinigt, diese nicht gelten zu lassen.

"Also dann, müssen wir nur noch die anderen Beiden überreden."

"Was heißt hier überreden? Die beiden Langweiler werden mitgeschleift, ob sie wollen oder nicht! Die haben es doch sicher auch mal wieder nötig!" kam sofort Kyos Antwort und die anderen verfielen in Lachen.

"Wo er Recht hat!"

//Auch wenn Shin sich offensichtlich schon gestern hat vollaufen lassen. Ich wüsste nur zu gerne, warum er sich so sehr hat gehen lassen.//

Doch dann fiel Toshiyas Blick auf etwas in Dies Händen.

"Hey, was hast du denn da?" fragte er neugierig und griff ohne eine Antwort abzuwarten nach der kleinen weißen Schachtel.

Ein Blick hinein brachte ihn zum Grinsen.

"Na, für wen ist der denn?" fragte er hinterlistig und beobachtete belustigt, wie Die hochrot nach dem kleinen Gegenstand griff.

"Das geht dich gar nichts an!" murrte er und starrte auf die Steine zu seinen Füßen.

"Also ist es wirklich ein Geschenk?!"

"An deine Angebetete? Oder ist es ein er?" mischte sich nun auch Kyo, der neugierig geworden war, ein.

"Was interessiert euch das?"

"Och Die, wir haben dich halt lieb." kicherte der Bassist weiter und drückte dem Gitarristen einen kurzen Kuss auf die Wange. Diesen wischte der Andere sofort mit einem verzogenen Gesicht weg. Doch auch Kyos Gesicht verzog sich kurzzeitig, jedoch vor Eifersucht, bevor er weiterfragte.

"Kennen wir die oder den Glücklichen?"

"Wenn ihr dann endlich Ruhe gebt, sag ich euch vielleicht mehr!" sagte Die fest und versuchte, hinterlistig zu grinsen, obwohl ihm in diesem Moment so gar nicht danach zumute war.

Die anderen Beiden sahen sich einen Moment in die Augen, dann legte der Bassist einen Arm um die Schultern des Rothaarigen und beugte sich etwas weiter zu dessen Ohr.

"Aber natürlich." sagte er und begann wieder leise zu kichern

Die jedoch hob nur eine Augenbraue.

"Ich meinte das ernst Totchi!"

"Was denn? Ich doch auch." giggelte der Jüngere weiter.

Die seufzte ergeben. Womit hatte er nur so neugierige Freunde verdient? Aber irgendwie war das auch lustig und niedlich.

"Meine Güte, ok. Ihr kennt ihn, zufrieden?" murrte er und sah wieder aufs Meer hinaus.

"Ist es Kao?"

Das konnte sich der Bassist dann doch nicht verkneifen. Und hatte Tsukasa ihnen nicht auch etwas von einem Kuss erzählt?

"Kami-sama, nein! Und jetzt lasst mich in Ruhe!" herrschte Die ihn an und stand auf, um zu gehen, ohne auch nur einen der Beiden noch eines Blickes zu würdigten.

//Wieso? Wieso denken denn auf einmal alle, dass ich etwas von Kao wollen würde?//

Doch Kyo hielt ihn am Handgelenk fest und sah zu ihm auf.

Als Die seinen Blick erwiderte, konnte Kyo Tränen in seinen traurigen Augen glänzen sehen.

Hatten sie ihn durch ihre Neugierde wirklich zum Weinen gebracht? Dabei war es doch nur Spaß gewesen und normalerweise verstand Die dies auch.

Oder steckte mehr dahinter? Aber was?

Doch bevor er sich weitere Gedanken machen oder nachfragen konnte, hatte Die sich schon losgerissen und entfernte sich langsam.

Toshiya sprang auf. So hatte er das doch gar nicht gemeint.

"Die?"

Der Angesprochene blieb in einiger Entfernung noch einmal stehen und drehte sich erneut um.

"Was ist mit heute Abend?"

Der Bassist konnte erkennen, wie der Gitarrist leise seufzte und dann vorsichtig lächelte.

"Ich sag euch dann bescheid, wenn Kao und Shin wieder da sind, ne! Bis dann!" rief er zurück, hob noch einmal die Hand, bevor er sich umdrehte und seinen Weg zum Hotel fortsetzte.

Toshiya sah ihm noch einen Moment nach, dann senkte er den Blick und versank in Kyos tiefbraunen, fragenden Augen.

"Was war das denn, wieso ist der so ausgeflippt?" fragte Kyo nach einiger Zeit verständnislos.

Toshiya jedoch konnte nur mit den Schultern zucken.

"God knows, ne."

//ShiShi...Irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass du doch eine Chance hast. Versuch es doch einfach mal. Wenn ich das Glück hatte, wieso solltest du es dann nicht auch haben?//

X

ES TUT MIR LAI~D ;^;

*sich ganz tief verbeug*

gomen ne~ dass das schon wieder so lange gedauert hat....hab momentan ne extreme schreibblockade, in der schule viel zu tun und nen Beta-reader-chan, dems net besser geht und dem ich zudem auch noch ständig auf die nerven gehe...

also vergebt uns...

*bettel*

würde mich trotzdem ga~nz riesig über Kommis freun ^^°°
 

jetzt aber erstmal viel spass beim 10. Kapitö~l ^o^
 

~ X ~
 

Der Fahrstuhl hielt und er war auf direktem Weg zu seinem Zimmer. Dort angekommen, sah er sich noch einmal kurz im Raum um, bevor er auf den Balkon ging.

Mittlerweile hatte er sich wieder halbwegs beruhigt.

Er konnte es einfach nicht verstehen. Was hatten plötzlich alle, dass sie dachten, er würde etwas von Kaoru wollen? Was gab ihnen einen Grund dafür? Wieso musste sein Leben nur so verdammt kompliziert sein?!

Hastig kramte er in seiner Hosentasche nach seinen Zigaretten und als er sie gefunden hatte, zündete er sich sofort eine an.

Erst das leise Räuspern neben ihm ließ ihn aufblicken. Er hatte bis zu diesem Moment nicht bemerkt, dass er nicht allein war.

Doch die Person neben ihm entlockte ihm ein vorsichtiges Lächeln.

"Hey Shin, ihr seid schon wieder da?"

Aber der Jüngere, welcher ihn bis dahin mit seinem Blick gelöchert hatte, lehnte sich nur weiter nach vor über das Geländer und wandte den Blick ab.

"Hai, wir haben eine Regenpause genutzt und sind zurück, bevor wir nass werden konnten. Aber das interessiert dich doch wahrscheinlich sowieso nicht wirklich." gab er kühl zurück und starrte stur zu dem Horizont.

"Hä? Wie kommst du denn jetzt darauf? Würde ich etwa fragen, wenn es mich nicht interessieren würde?"

Wütend sah Shinya ihn nun trotz allem an.

"Hör doch auf! Kao hat mir das alles heute endlich mal verklickert. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich tatsächlich darauf reingefallen bin!" rief er empört und funkelte den Gitarristen an.

Dieser allerdings wusste noch immer nicht, wovon der Jüngere sprach und sah ihn weiterhin fragend an.

Der Drummer verdrehte genervt die Augen.

"Tu nicht so! So blöd kannst selbst DU nicht sein! So schnell fall ich nicht wieder auf dich rein. Schon genug, dass du mir vorspielen konntest, dass du mich leiden könntest."

Erst jetzt fiel der Groschen bei dem Größeren und er hätte sich dafür schlagen können, dass er es nicht früher verstanden hatte...doch dafür würde später immer noch genug Zeit sein.

Vorsichtig hob er die Hand und berührte die schmale Schulter des Chibis, aber dieser zog sie sofort wieder zurück.

"Fass mich nicht an!" fauchte er den Anderen an, der seine Hand wieder sinken ließ und etwas näher an Shinya rutschte.

"ShiShi. Ich tu nicht nur so, als wenn ich dich mögen würde." sagte er ruhig, während er vorsichtig lächelte. Doch der Kleinere verzog ungläubig das Gesicht, bevor er dieses wieder dem Meer zuwandte.

"Das kann jeder erzählen. Macht es dir etwa so viel Spaß mich zu verarschen?" antwortete er kühl, doch dies schüchterte den Gitarristen keineswegs ein.

Er erreichte so eher das Gegenteil: Der Größere suchte den Blick des Drummers, erfolglos.

//Wieso lässt du mich nicht einfach in Ruhe, Die, und hörst auf in meinem Herzen rumzustochern?!//

"Hör mir mal zu Shinya. Ich habe dich nicht verarscht und ich habe es auch nicht vor. Ich weiß, ich hätte dir das schon viel früher sagen sollen, aber besser spät, als nie. Kao kam nach einer unserer Reibereien mal zu mir und hat mir ordentlich den Kopf gewaschen. Ich solle mal netter zu dir sein und mich einfach ein bisschen mehr mit dir beschäftigen, dann würde ich sicher auch merken, dass du gar nicht so schlimm bist, wie ich immer dachte. Zugegeben: Ich fand die Idee echt zum Kotzen, habe es aber letzten Endes doch noch, Kao zuliebe, getan. Und mit der Zeit habe ich bemerkt, dass er völlig Recht hatte und du echt ein total toller Mensch bist, mit dem ich auch noch einiges mehr an Zeit verbringen möchte." erklärte er ruhig, allerdings sah es in seinem Inneren wesentlich aufgewühlter aus.

//Shinya, Aishiteru...//

Nervös kaute er auf seiner Unterlippe. Er wusste, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um weiterzureden, aber er hatte Angst. Angst, dass es falsch war und vielleicht sogar ihre Freundschaft zerstören könnte.

Andererseits war ihm klar, würde Shinya ihm jetzt nicht glauben, wäre ihre Freundschaft sowieso ruiniert.

"Shin, ich hab dich echt lieb." sagte er deshalb leise und sah den Jüngeren ernst an.

Dieser hatte ihm nun den Blick zugewandt und sah ihn unsicher an. War das sein Ernst oder doch alles nur wieder ein Fake?

"Und das soll ich dir jetzt glauben?"

Ein stummes Nicken des Rothaarigen.

Darauf verdrehte der Drummer nur seine Augen und beugte sich zu dem Ohr des Älteren.

Er wollte nicht, dass Die bemerkte, wie durcheinander er war.

"Für wie naiv hältst du mich eigentlich?" flüsterte er in Dies Ohr, bevor er sich umdrehte und wieder in sein Zimmer gehen wollte.

Er hatte schon wieder einen Tropfen auf seiner Hand gespürt, wusste nicht, dass es die einsame Träne war, die über seine Wange lief.

Doch der Gitarrist, der bis zu diesem Zeitpunkt stillgehalten hatte, hielt ihn am Handgelenk zurück. Er konnte ihn nicht einfach so gehen lassen.

Bittend sah er in die braunen Lichter des Drummers und versuchte darin zu erkennen, was der Jüngere dachte.

Aber vergeblich. Dieser hatte wieder seine Maske aufgesetzt, versuchte, seine Gedanken und Gefühle zu verbergen. Und doch...

Vorsichtig hob Die auch seine zweite Hand und überwand den letzten Schritt, welcher noch zwischen ihnen lag. Er legte sie zärtlich auf die blasse Wange und strich vorsichtig die Tränen weg, welche der ersten gefolgt waren, beobachtete dabei jede seiner eigenen Bewegungen.

Er bemerkte nicht, dass der Blick des Drummers unentwegt an seinen Augen hing.

//Die, hör endlich auf mit deinen Spielchen! Merkst du nicht, wie sehr du mich damit verletzt? Macht es dir etwa wirklich Spaß?

Du bist so nah und doch so fern. Nur ein paar Zentimeter...Ich könnte...NEIN!//

Er schalt sich selbst in Gedanken und senkte den Blick. Noch immer strich Die über die weiche Haut des Jüngeren, obwohl die kleinen Rinnsale längst getrocknet waren.

Nur einen Moment wollte er ihm noch so nahe sein.

Fast wie von selbst glitt seine Hand über die Wange, durch das seidige Haar des Kleineren, ließ sein Blick nicht von seiner Hand ab.

Er wusste, dieser Moment würde nicht ewig dauern, deshalb wollte er ihn so lange wie möglich auskosten.

"Die...?"

Das fragende Flüstern ließ seinen Blick wieder zu den Augen des zierlichen Drummers wandern.

Er sollte vielleicht etwas sagen oder tun, wenn er sich nicht selbst verraten wollte. Aber war er dafür nicht ohnehin schon zu weit gegangen?

"Ich will, dass du weißt, dass ich nicht mit dir spiele. Ich meine das alles verdammt ernst und ich will dich als Freund nicht verlieren."

Allerdings blieb der Blick des Anderen fragend, bis er sich von Die losmachte und wieder seinen Weg in den Raum antrat.

In der Tür jedoch blieb er stehen und drehte sich noch einmal um.

"Dann solltest du vielleicht noch einmal nachdenken und endlich anfangen, dich selbst zu spielen. Oyasumi nasai Die-kun." sagte er leise und ging dann hinein, sich dem unverständlichen Blick, der ihm folgte, bewusst.

Er seufzte leise und drehte sich ein letztes Mal um, um mit dem Hauch eines Lächelns die Tür zu schließen und die Vorhänge zuzuziehen.

Doch der Rothaarige stand noch immer regungslos vor der Tür und starrte auf den hellen Stoff hinter der Scheibe, beobachtete die feine Silhouette und wusste, dass er seine Gelegenheit verpasst hatte.

//Ich hätte ihn einfach küssen sollen...//

Die verzweifelten Gedanken schwirrten ihm noch immer durch den Kopf, als er ein sehr leises Rascheln hinter sich vernahm.

Und doch war es deutlich genug, dass er sich umwand und in das lächelnde Gesicht seines Leaders blickte, welcher sich auf der Balkonbrüstung abstützte.

Auch er begann, vorsichtig zu lächeln.

"Na."

"Na!"

"Und, was habt ihr zwei Süßen heute gemacht?" fragte der Jüngere gespielt unbeschwert und ließ sich dann auf einem Stuhl in der Nähe seines Freundes nieder.

"Hat er dir nichts erzählt?"

Während seinen Worten nickte er in Richtung der Balkontür ihres Chibis.

"Nicht wirklich, und jetzt rate mal, woran das lag?!"

Ein gequältes Grinsen wurde von einem schuldbewussten erwidert.

"Es ist mir einfach so rausgerutscht...Gomen."

Die hob eine seiner Augenbrauen.

"So rausgerutscht? Na danke!"

"Hey Die, bitte, spiel jetzt nicht den Beleidigten, hai? Wann hattest du denn vor, ihm vielleicht von unserem Gespräch zu erzählen?"

Die zog einen Schmollmund und beschloss, Kaoru einfach nicht mehr anzusehen.

"Wie wäre es mit gar nicht?"

"Aha, toller Freund bist du. Irgendwann hätte er es sowieso erfahren und glaube mir, dann wäre er noch verletzter gewesen als jetzt."

//Glaub mir, ich habe es erst vor so kurzer Zeit am eigenen Leibe erfahren müssen, was das für Auswirkungen haben kann...//

Die seufzte kaum vernehmlich und sah mit einem traurigen Blick zu Boden. Nervös knetete er seine Finger in seinem Schoß.

"Ich wollte ihm nicht weh tun." wisperte er leise und doch verstand Kaoru ihn.

Dieser winzige Satz zauberte ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht.

"Wieso sagst du es ihm nicht einfach?"

Nun hob Die seinen Blick doch.

"Was?"

Kaoru verdrehte nur spielerisch genervt die Augen und schwang sich mit viel Schwung auf den Balkon seines Freundes. Dort hockte er sich vor ihn, nahm eine seiner kalten Hände und sah ihm direkt in die Augen.

"Was wohl? Dass du ihm nicht weh tun willst, dass du ihn liebst." antwortete er leise und strich beruhigend über die Wange seines besten Freundes.

Dessen Augen weiteten sich vor Schreck und beinahe hätte er sich verschluckt.

"Woher weißt du...?"

Weiter brauchte er nicht zu reden und Kaoru legte ihm seinen Zeigefinger auf die Lippen, brachte ihn so zum schweigen.

"Woher ich das weiß? Glaubst du, ich wäre blind? Hast du denn selbst nicht bemerkt, wie anders du dich in seiner Gegenwart verhältst? Deine Blicke und..."

"Kao hör auf!" wimmerte der Größere und sah den Älteren flehend an.

Das entlockte diesem abermals ein Lächeln und er drückte seinen Freund fest an sich.

Dieser schloss die Augen und genoss die Umarmung.

"Also, sagst du es ihm?"

"Und wenn er mich nicht will? Wenn er dich will?"

Sanft streichelte Kaoru ihm über den Rücken.

"Wie kommst du darauf, dass er etwas von mir wollen würde?"

"Naja, er sieht dich so eigenartig an und er hat auch so komisch reagiert als Tsukasa aufgetaucht ist und das alles. Außerdem war er stocksauer, weil ich dich...naja...geküsst habe" murmelte der Jüngere leise und sah nervös auf den Boden, doch Kaoru schob ihn etwas von sich und hob sein Gesicht wieder an.

"Vielleicht war er doch nur eifersüchtig auf mich und war bei Tsukasa nur so geschockt, dass ich mit jemandem zusammen bin und dir den Kuss trotzdem gewährt habe. Schon mal daran gedacht?"

Eingeschüchtert schüttelte der 2.Gitarrist den Kopf.

"Hab ich nicht, aber ich kann es mir nicht vorstellen. Er wird nichts von mir wissen wollen!"

"Daran darfst du nicht einmal denken. Schlimmer kannst du ohnehin nichts mehr machen und ich glaube fest daran, dass er dich sehr gern hat. Und genau das solltest du auch tun." flüsterte er ihm beruhigend zu und nachdem er den Größeren wieder an sich gedrückt hatte, vernahm er ein leises Schniefen an seiner Schulter.

Ungläubig blinzelte er, ließ den Jüngeren aber trotzdem nicht los.

Weinte Die etwa? Wegen Shinya? Oder war es einfach die Erleichterung, endlich mit jemandem darüber reden zu können?

"Pssst..."

"Und wie stellst du dir das vor? Soll ich etwa einfach hingehen und sagen:..."

Er machte eine kurze Pause, in der er sich von Kaoru losmachte, um ihn direkt ansehen zu können.

"...'Ich liebe dich.' ?"

Geschockt sah er auf, als plötzlich jemand neben ihnen anfing zu husten.

Alles was er in diesem Moment vernahm, war das geschockte Gesicht des Drummers, der neben ihnen stand und sich offensichtlich verschluckt hatte.

Sofort sprang der Rothaarige auf und wollte ihm helfen, doch Shinya stieß ihn von sich.

"Fass mich nie. wieder. an.!" fauchte er und griff nach einem Zimmerschlüssel, der auf dem zweiten Stuhl lag und den er offensichtlich dort hatte liegen lassen.

Dann funkelte er Die noch einmal an, nur für einen Moment.

"Ich glaub's nicht..." murmelte er nur, warf Kaoru noch einen verzweifelten Blick zu und verschwand dann wieder mit einem Türknallen in seinem Zimmer.

"SHIN!"

Die wollte ihm nacheilen, doch die Tür war schon verschlossen, die Vorhänge zugezogen.

Er fing an, mit der flachen Hand gegen das Glas zu hämmern, rief immer wieder verzweifelt den Namen des Chibis.

Warum hatte er das hören müssen? Doch wie viel hatte er mitbekommen?

Wusste er nun, dass Die ihn liebte? War es das, was ihn dermaßen abgestoßen hatte? Oder hatte er nur den letzten Satz vernommen und gedacht, er hätte Kaoru selbst angesprochen?

Doch als nichts geschah, als dass in umliegenden Zimmern das Licht anging und Beschwerden laut wurden, ließ der Gitarrist von dem empfindlichen Material ab.

"Shin..." wisperte er ein letztes Mal und ließ die Hände sinken.

Hilfesuchend sah er Kaoru an, welcher noch immer an derselben Stelle stand, wo er zuvor gehockt hatte.

Nun ging er zu seinem Freund und schloss ihn fest in seine Arme.

Alles, was zu hören war, war das leise Schluchzen des Drummers und nach nur kurzer Zeit schloss sich auch Die dieser Tätigkeit an.

Alle seine Gedanken in diesem Moment galten dem Drummer.

Er konnte die Schuldgefühle nicht verdrängen.

Er hatte Shinya schon wieder zum weinen gebracht und heulte sich jetzt bei seinem Freund aus.

Und Shinya...Shinya war ganz allein...
 

~*~
 

Zusammen hatten sie sich an den Strand gesetzt, hatten sich seit einiger Zeit kein Stück bewegt.

Vertrauensvoll hatte Kyo sich zwischen Toshiyas Beinen niedergelassen und kuschelte sich in eine liebevolle Umarmung.

Der Horizont war noch immer etwas rot gefärbt, jedoch erschienen schon die ersten Sterne am Firmament.

Während Kyo abwesend über die Hände seines Freundes strich, waren beide tief in ihren Gedanken versunken, sprachen kein Wort.

Doch plötzlich durchbrach etwas diese Stille.

Kyo blinzelte verwirrt. Irgendwie kam ihm diese Melodie bekannt vor.

//I loved you too much...at that time that´s all I did...// [1]

Er blinzelte noch einmal und sah dann lächelnd hinauf in das freundliche Gesicht des Bassisten.

Dieser hatte bereits nach seinem Handy gegriffen. Er lächelte Kyo noch einmal an und drückte dann auf die Rufannahmetaste.

"MoshiMoshi?!...Oh, hey, was gibts?...WAS? Och nö!...Wieso denn?...ach so...hm...ach so...ja...nee, schon gut...hm, mal sehen...okay...dann bis morgen ne...jap...Mata!"

Er legte mit einem Seufzen auf den Lippen auf und sah in die fragenden Augen des Älteren.

Dieser drehte sich nun in den Armen seines Liebsten, sodass er vor ihm hockte und ihn direkt ansehen konnte.

Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen.

"Du Egoist hast Raison detré als Klingelton?"

Mit diesen Worten piekte er den Jüngeren zwischen die Rippen, entlockte ihm so ein Quietschen.

"Na und? Was hat das mit Egoist zu tun?" gab er dann leicht schmollend zurück.

Kyo dachte jedoch gar nicht daran zu antworten. Er schüttelte nur gehässig grinsend den Kopf und fing an, Toshiya zu kitzeln.

Dieser versuchte, sich laut lachend zu wehren.

"Halt, Kyo!...Nein!...Stopp!...AAAAUFHÖREN!"

Doch es brachte ihm nichts. Der kleine Sänger stoppte erst, als sich der Blauhaarige zurückfallen ließ und er es sich auf seinem Schoß gemütlich machen konnte.

Noch einen Moment lächelte er ihn eigenartig sanft an, dann beugte er sich zu seinem Koi hinunter und beide versanken in einem langen, liebevollen Kuss.

"Was war denn nun eigentlich?" fragte der Blonde schließlich leise, als sich ihre Lippen wieder trennten.

Der Bassist rappelte sich zunächst etwas auf und stützte sich mit den Armen auf dem Sandboden ab.

Kyo jedoch blieb auch weiterhin auf ihm sitzen. Der Jüngere war einfach zu gemütlich.

"Naja, Die meinte, das mit heute Abend wird wohl nichts."

Kyo legte seinen Kopf schief und sah ihn fragend an.

"Doshite?"

"Er hat gesagt, dass es wohl irgendwelche Probleme gab, über die er im Moment nicht reden wollte und Shin nicht mit will und ihm selbst dadurch die Lust vergangen ist und Kao auch lieber da bleiben will und dass es ihm gaaaanz doll leid tut. Wir werden dafür wahrscheinlich mal alle zusammen frühstücken, morgen oder so. Um ehrlich zu sein, er hörte sich ziemlich verheult an."

"Toll, und was machen wir jetzt?"

Toshiya zuckte mit den Schultern.

"Er meinte nur noch, wir könnten uns ja zum ,Drifted Away' durchfragen..."

Kyo zog eine Schnute und sah sich etwas um. Er schien nachzudenken.

Plötzlich begannen seine Augen zu strahlen.

"Später vielleicht. Jetzt hab ich eine andere Idee."

Schwungvoll stand er auf und half auch Toshiya auf die Beine.

Lieb sah er ihn an und hielt seine Hände in den eigenen.

"So, und jetzt Augen zu und nicht schummeln!" befahl er sanft und zog ihn dann mit sich.

Wohin sollte Toshiya noch früh genug erfahren...
 

~*~
 

Ein leises Seufzen.

Kaoru war mit seinen Nerven schon fast am Ende.

Nun stand er allein auf Dies Balkon und sah sich wahllos in der Umgebung um. Den kühlen Nachtwind nahm er gar nicht wirklich wahr.

Die hatte sich schon wieder halbwegs beruhigt und war vor wenigen Minuten in einen leichten Schlaf gefallen.

Er konnte gut verstehen, dass sein Freund jetzt nicht allein sein wollte und trotzdem...

Sein Blick schweifte weiter am Strand entlang, als er versuchte, seine Zigarette anzuzünden.

Doch plötzlich stach ihm etwas ins Auge, das ihn stocken ließ. Obwohl er sich im dritten Stock befand und das Hotel nicht direkt am Strand stand, erkannte er die Person sofort.

"...Tsukasa..."

Sofort rannte er in den Raum und wollte zu ihm.

"Kao...?"

Das fragende Flüstern ließ ihn noch einmal stocken. Mit der Klinke in der Hand wand er sich zu Die um.

"Was ist denn los? Wo willst du denn jetzt noch hin?"

"Keine Sorge, ich will nur versuchen noch etwas zu retten. Ich bin gleich wieder da, denke ich." antwortete er mit einem vorsichtigen Lächeln, bevor er aus dem Zimmer hinunter zum Strand eilte.

Auch wenn er sich nicht sicher war, ob Tsukasa ihm überhaupt zuhören, ihm vielleicht sogar irgendwann verzeihen würde, aber immerhin war er nicht abgereist. Vielleicht sollte das eine Chance sein.

Unten angekommen sah er sich noch einmal um und als er den Drummer erspäht hatte, eilte er ihm nach.

"Tsukasa!"

Sofort blieb der Gerufene stehen und drehte sich erschrocken um.

"Kaoru?!..."

Er war so erstaunt, dass ihm beinahe sogar die Zigarette aus dem Mund gefallen wäre.

Nervös sah er sich nach einem Schlupfloch um, obwohl er genau wusste, dass es zu spät war, um sich zu verstecken.

Dabei sollte Kaoru doch gar nicht wissen, dass er noch dort war, sollte nicht wissen, wie schwer es ihm doch fiel, ihn loszulassen.

Kaoru wusste, er sollte etwas sagen. Bis eben hatte er doch auch noch gewusst, was, aber in dem Moment, in dem sich Tsukasa umgedreht hatte und er in seine Augen sehen konnte, waren jegliche Vorsätze in alle Himmelsrichtungen zerstoben.

"Tsukasa, ich...vermisse dich." sagte er leise und ging einen weiteren Schritt auf den Anderen zu.

Dieser nahm die Zigarette endgültig aus dem Mund und verzog ihn zu einem schiefen Grinsen, während er mit einer kurzen Drehbewegung das Leben der Kippe auslöschte.

"Wir haben uns zwei Tage nicht gesehen." gab er leicht spottend zurück und sah wieder zu seinem Gegenüber auf.

"Trotzdem, du weißt, wie ich es meine."

Der Gitarrist stand nun direkt vor dem Jüngeren und sah ihm fest in die Augen.

"Ach, weiß ich das?!"

"Hai, es waren vielleicht nur einige Stunden, aber es waren welche, in denen ich immer wieder daran denken musste, wie sehr ich dich verletzt habe und dass ich nicht einmal die Möglichkeit haben würde, alles zu erklären."

Der Violetthaarige wollte nach der Hand des Drummers greifen, doch dieser zog sie sofort zurück.

"Daran hättest du früher denken können. Andererseits, auf diesen Erklärungsversuch bin ich gespannt!"

Wartend verschränkte er die Arme vor der Brust und sah gespielt trotzig auf den Anderen hinab, versuchte, die Angst dahinter zu verstecken.

Doch Kaorus Herz machte einen Hüpfer. Immerhin bekam er wenigstens eine Gelegenheit, alles zu erklären. Also suchte er nach passenden Worten für das Gedankenwirrwarr, welches seinen Kopf durchflutete.

"Tsuka-chan, ich habe nie einen Menschen auf der Welt mehr geliebt als dich, nicht einmal annähernd so sehr. Ich liebe dich, und nur dich. Ich...ich weiß nicht genau, was in meinem Kopf vorging, als ich damit angefangen habe, aber ich weiß, dass es falsch war. Ich...habe nur dieses Flehende in seinen Augen gesehen und weiß nicht, was über mich gekommen ist. Aber ich schwöre dir, dass es nicht einmal als Kuss bezeichnet werden kann...Es war vielmehr eine Kollision unserer Lippen...viel zu kurz und gleich, nachdem ich realisiert hatte, was ich da überhaupt tat, hatte ich es auch gleich wieder beendet...Ich hatte solche Gewissensbisse und solche Angst...Ich wusste nicht, wie ich es dir erklären sollte, konnte nicht schlafen und habe vor allem die ganze Zeit über das Warum nachgegrübelt. Er ist für mich immerhin nicht mehr als ein guter Freund und ich habe...hatte doch dich! Wieso habe ich es getan? Ich weiß es bis heute nicht und dabei will ich doch nur dich küssen." versuchte er ruhig zu erklären, doch die Traurigkeit ließ sich nicht aus seiner Stimme verbannen.

Nervös spielte er mit seinen Fingern, wusste einfach nicht, was er sonst damit hätte tun sollen und wohin damit.

Er hoffte nur, Tsukasa würde ihn verstehen, ihn vielleicht sogar wieder näher an sich heranlassen.

Doch dieser blieb regungslos stehen und starrte nur weiter auf seinen Gegenüber. Das einzige, was nicht in seinem Inneren verborgen blieb, war eine einzelne Träne, die in seinem Augenwinkel glitzerte, dann eine feuchte Spur über das zarte Gesicht zog.

"Nicht! Nicht weinen!" flehte der Ältere hektisch.

Seine Augen hatten sich geweitet und wie im Reflex, strich er sanft über die kühle Haut des Drummers. Und zu seiner Verwunderung ließ dieser es zu, schloss lediglich die Augen für einen Moment, um sich gegen die wärmende Berührung zu lehnen.

Doch schon nach kurzer Zeit öffnete er sie wieder und sah den Violetthaarigen traurig an.

"Du weißt, dass ich dir nicht mehr vertrauen kann, egal, wie sehr ich es möchte. Nicht nach so etwas, nicht so schnell."

Traurig sah Kaoru ihn an, nickte dann jedoch ergeben.

"Ich verstehe dich schon, aber bitte, schließ mich nicht völlig aus deinem Leben aus." flehte er und zog den Jüngeren in eine Umarmung. Dieser ließ sie für einen Moment zu, doch dann schob er den Kleineren wieder von sich.

"Kaoru, bitte, du musst mir auch Zeit lassen. Ich denke, du hast auch besseres zu tun, als hier deine Zeit zu vergeuden, außerdem ist es kalt und ich bezweifle, dass deine Erkältung schon wieder völlig auskuriert ist."

"Nicht eine Sekunde, die ich bei dir verbringen kann, ist vergeudet." erwiderte der Gitarrist ruhig und sah dem Drummer fest in die Augen.

"Aber ich will dich zu nichts zwingen. Nur noch eins."

"Das wäre?"

"Können wir uns noch einmal sehen, bevor wir abfliegen? Bitte, nur ein einziges Mal."

Nachdenklich sah der Brauhaarige den Anderen an. Konnte er sich denn wirklich darauf einlassen?

"Okay, du hast ja meine Nummer." gab er leise zurück und wand sich zum Gehen.

"Bis dann."

Mit diesen Worten ließ er den Kleineren allein im Sonnenuntergang stehen.

Dieser sah ihm noch lange nach, auch, als er längst verschwunden war.

//Bitte Tsuka-chan! Du bist das Wichtigste in meinem Leben. Bitte, gib mir noch eine Chance. Nur eine. Du wirst sehen, ich werde dich nicht noch einmal enttäuschen.//
 

~*~
 

Er lag allein auf seinem Bett und ließ all seinen Frust aus.

Das weiche Kissen hatte er fest umklammert.

Dass er weinte, störte ihn nicht. Genau im Gegenteil. Es kam ihm vor, als würde es langsam zur Gewohnheit werden, auch wenn er dagegen ankämpfte.

Aber im Moment war sowieso keiner da, der ihn deshalb aufziehen konnte. Alle hatten ihn allein gelassen.

//Wieso hast du das getan? Musstest du erneut diesen Dolch in mein Herz rammen? Verdammt, er ist dein Freund und sein Koi hat erst mit ihm Schluss gemacht und schon wirfst du dich ihm wieder an den Hals. Wieder vor meinen Augen. Gefällt es dir, mich leiden zu sehen?//

Es klopfte, doch er ignorierte es. Auch, dass jemand eintrat wollte er nicht wahrnehmen, doch er musste bemerken, wie sich die Matratze etwas senkte, da sich jemand zu ihm setzte.

Was sollte das? Er hatte sich doch gerade wenigstens etwas abgeschottet, sich mit seinem Kissen zu einem kleinen Knäuel zusammengerollt und wollte niemanden sehen. Nichts und Niemanden.

Er zuckte leicht zusammen, als warme Finger auf seine blasse Wange trafen und zärtlich versuchten, die feuchten Spuren fortzuwischen, doch immer und immer wieder liefen neue Tränen nach.

"Shin-chan, wieso bist du mir böse?" fragte eine sanfte Stimme leise und unschuldig.

Vorsichtig wand das kleine schluchzende Knäuel seinen Blick zu dem Anderen, der bei dem feindseligen Ausdruck in den schönen braunen Augen unweigerlich zusammenzuckte.

"Warum wohl?"

Mehr als ein Zischen kam nicht über seine Lippen, bevor er sich langsam aufrichtete und dem Größeren offen ins Gesicht sah.

"Erst muss ich erfahren, dass ich Ewigkeiten von dir belogen und ausgenutzt wurde und dann die Scheiße vorhin!"

"Welche meinst du?"

"Tu doch nicht so naiv! Kaoru wurde gerade erst ordentlich vor den Kopf gestoßen und könnte unter Umständen vielleicht sogar noch etwas von seiner Beziehung retten, an deren Untergang DU schuld bist, und was machst du?! Du sagst ihm einfach ganz frech ins Gesicht, dass du ihn liebst. Wie stellst du dir das vor?" fragte er, doch Die lächelte nur etwas.

"Weißt du, das hast du falsch verstanden." sagte er ruhig und tätschelte die schmale Schulter des Drummers.

"Was gibt es daran falsch zu verstehen? Aber bitte, dann sag mir doch, wie ich es zu verstehen habe. Ob ich es dir abnehme ist eine andere Sache."

Wieder musste Die schmunzeln, bevor er anfing zu erklären.

"Weißt du, es gibt da eine Person, die ich sehr gern habe..."

//...Nein!...//

"...und Kaoru hat das bemerkt und versucht, mit mir darüber zu reden..."

//...Hör auf!...//

"...Irgendwann habe ich nachgeben und ihm erklärt, dass ich keine Ahnung habe, wie ich es diesem Jemand sagen soll..."

//...Genug!...//

"...und auch, dass ich Angst vor der Reaktion habe..."

//...Bitte quäl mich nicht weiter!...//

"...denn immerhin ist dieser Mensch etwas ganz besonderes..."

//...wie viel denn noch?! Soll mein Herz verbluten?...//

"...Und das ist das, was du vorhin mitgehört hast. Owari."

Dann herrschte zunächst Stille im Raum. Während der Gitarrist seinen Gegenüber nur sanft anlächelte, starrte dieser unentwegt geradeaus.

//Ich wusste, dass ich nie eine Chance haben werde. Ich bin ein Mann, was habe ich mir vorgestellt? Dass ich mit ihm wirklich glücklich werden könnte? Das passiert doch höchstens in meinen schönsten Träumen. Ich bin so ein verdammter Riesenidiot. Dabei habe ich doch von Anfang an gewusst, dass Die nie etwas für Männer...für mich...empfinden würde, was über eine normale Freundschaft hinausgeht. Aber wenigstens weiß ich jetzt, woran ich bin. Ich werde einfach nur ewig der Chibi bleiben!//

"Und sagst du mir...wer dieser jemand ist?" fragte der Drummer trotzdem nach einiger Zeit vorsichtig, leise und langsam.

Die tat, als müsse er nachdenken.

"Hm, vielleicht ein anderes Mal Chibi, okay?" kam letzten Endes als Antwort, während der Rothaarige besagtem Chibi auf die Nase tippte.

"Aber ich hätte da noch etwas für dich."

"Für mich?"

Unglauben spiegelte sich in der Stimme des Kleineren wieder.

"Hai, ein Versöhnungsgeschenk, wenn du mir versprichst, nicht mehr böse zu sein."

"Für wie lange?"

"Hm, eigentlich würde mir jetzt auch schon reichen, aber länger wäre wirklich ganz toll. Ich will mich nicht mehr mit dir streiten."

"Ich kann nichts versprechen!"

"Na nun komm schon! Lächle wenigstens Mal für mich!"

//Damit ich dich nicht immer nur weinen sehe!//

"Das ist nicht dein Ernst?"

"Doch!"

Ein Seufzen folgte, bevor der Jüngere die Augen verdrehte und sich ein Lächeln abrang. Zweifelnd sah Die ihn an.

"Nagut, das lassen wir noch einmal durchgehen, weil du es bist. Aber du solltest wirklich noch ein bisschen daran üben." sagte er schließlich und zog die Mundwinkel des Drummers ein weinig nach oben. Doch als dieser seine Hände stirnrunzelnd wegschlug, erhob sich der Gitarrist.

Es dauerte nicht lange, bis er die kleine Schachtel zu Tage befördert und dem Jüngeren gegeben hatte.

Als dieser sie öffnete, fielen ihm vor Staunen beinahe die Augen aus dem Kopf, was dem Gitarristen ein zufriedenes Grinsen entlockte. Er stand zu dieser Zeit bereits an der Tür und wollte gehen.

"Die?!" fragte der Braunhaarige verwirrt, doch dieser lächelte auch weiterhin.

"Ist schon gut, behalt ihn, ich habe doch gesagt, es ist ein Geschenk für dich."

"Das kann ich nicht annehmen!"

"Wirst du aber müssen, weil ich keinen Widerspruch dulde!"

"Und dein...dein Koi?" fragte er stockend und sah abwechselnd von dem Ring zu dem Rothaarigen.

"Mal sehen!" antwortete dieser mit einem Zwinkern und verschwand endgültig in seinem Zimmer.

Doch der Braunhaarige besah sich das Schmuckstück noch einige Zeit staunend.

Seine Sorgen und Tränen waren für diesen Moment vergessen.

//...Die...//
 

~*~
 

[1] Raison detré, Lied 4 auf der Gauze

XI

~ XI ~
 

"Kyooooo, wo bringst du mich denn hin?"

"Verrat ich nicht!"

"Kann ich denn wenigstens die Augen wieder aufmachen, es ist so finster?"

"Keine Sorge, es dauert nicht mehr lange! Vorsicht, Stufe!"

Der kleine Blonde führte ihn nun schon länger durch die Straßen. Der Bassist stolperte einige Stufen hinauf und wurde dann von seinem Koi an den Schultern hinunter in einen Sitz gedrückt.

"Hinsetzen!"

Darauf folgte Gemurmel, eine Tür flog zu und sie setzten sich in Bewegung.

Der Jüngere runzelte die Stirn.

"Darf ich jetzt endlich die Augen aufmachen? Es wird langsam unheimlich!"

"Noch nicht, nur noch einen Moment."

Der Bassist merkte, wie sich jemand neben ihn setzte und seine Hand nahm. Er musste augenblicklich lächeln.

Was auch immer sein Kyo wieder ausheckte, er meinte es wirklich gut.

Schon kurze Zeit später blieben sie wieder stehen.

"Äh, aussteigen?" fragte der Bassist verwirrt und wollte aufstehen, doch Kyo hielt ihn zurück.

"Wenn du das machst, bist du tot!..." gab er ernst zurück.

"...Aber du kannst jetzt die Augen aufmachen."

Kaum hatte er zu Ende gesprochen, riss Toshiya die Augen auf und...staunte.

"Na ein Glück, dass du mich nicht rausgelassen hast!" sagte er fasziniert und ließ seinen Blick weiter über die Umgebung schweifen.

Da saß er nun, allein mit seinem Kyo in einer Gondel, weit über dem großen Lichtermeer der Stadt, weit weg von jeglicher Hektik und irgendwelchen Pflichten.

Kyo beobachtete ihn ernst. Schon nach kurzer Zeit setzte er sich wieder dem Bassisten gegenüber und begann, seine Finger zu malträtieren.

Er sah aus dem Fenster. Draußen war es schon dunkel, aber der Mond spiegelte sich im Meer und es schien, als würden sie mitten unter den Sternen schweben.

"Und, gefällt es dir?" fragte er schließlich leise und ließ seinen Blick wieder zu seinem Gegenüber schweifen.

Dieser riss sich von dem Anblick außerhalb der Gondel los und sah den kleinen Blonden an.

Diese gesamte Situation entlockte ihm ein breites Lächeln.

"Klar, das ist wunderschön. Ich habe gar nicht gewusst, dass du so romantisch sein kannst."

"Hab ich auch nicht. Siehst du mal, du erweckst unentdecktes Potenzial in mir."

"Tja, wenn das so ist..."

Er grinste breit, wurde dann jedoch plötzlich wieder ernst.

"Ich lasse mich hier verwöhnen und du...wie geht es dir überhaupt?"

Toshiya wechselte nun auch die Gondelseite und ergriff Kyos Hand.

"Tut es noch weh?"

Doch der Kleinere schüttelte den Kopf.

"Ich merk es schon kaum noch. Bin eben gut abgelenkt." antwortete er mit einem Lächeln und sah in das erleichterte aber noch immer ernste Gesicht des Bassisten.

"Sag mal, machst du eigentlich alles, was ich dir sage?"

Diese Frage kam für Toshiya nun etwas aus der Luft gegriffen. Wie kam Kyo denn jetzt darauf?

Verwirrt blinzelte er.

"Kommt darauf an, wieso?"

"Du hast deine Augen wirklich den ganzen Weg über zu behalten, zwar gemeckert, aber du hast es getan."

"Och na ja, ich wollte mich halt überraschen lassen. Außerdem hätte es mir sowieso nichts gebracht, weil ich mich hier nicht auskenne."

"Was würdest du noch alles tun?"

Kyos Augen blitzten auf, doch der Bassist zuckte mit den Schultern.

"Mal sehen."

"Zieh dich aus."

Toshiyas Augen weiteten sich und er sah fassungslos in das grinsende Gesicht des Älteren.

"Das...das ist nicht dein Ernst!" sagte er ungläubig und der Sänger begann zu lachen.

"Nein, natürlich nicht. Wenn denn solltest du es freiwillig und von dir aus machen und nicht gleich einen halben Hustenanfall bekommen!"

"Hey, und bitte, nicht hier!" fuhr der Blauhaarige empört fort.

"Wieso? Was spricht dagegen?"

"Boah, ey Kyo?! Aber sonst gehts dir gut, ja?!"

Fassungslos sah er ihn an und beinahe glubschten ihm die Augen aus dem Kopf.

Im Moment zweifelte er ernsthaft am Verstand des Kleineren.

Dieser verzog jedoch nur gespielt beleidigt das Gesicht.

"Du willst mich nicht!" jammerte er theatralisch und veranlasste den jüngeren somit dazu, protestierend die Hände zu heben.

"Klar will ich dich, mehr als alles andere in der Welt. Das solltest du eigentlich wissen. Aber bitte nicht in Situationen wie dieser!"

"Wieso? Was ist denn so schlimm an dieser Situation?"

"1. habe ich keine Lust, dass uns jemand beobachtet und 2. hätten wir viel zu wenig Zeit."

"Ich verstehe dich nicht? Was findest du so schlimm daran? Sex wäre doch eine sehr erholsame Pausenbeschäftigung."

//Mehr oder weniger...//

"Möglich, aber ich will, dass wir es so richtig schön auskosten können und auch, dass du es genießt."

Vorsichtig lächelte Kyo und legte seinem Freund eine Hand auf die Wange.

"Hey, das werde ich sicher auch so. Glaub mir." sagte er sanft, woraufhin auch Toshiya lächeln musste.

//Solange ich nur bei dir sein kann, werde ich jede Sekunde mehr als alles andere genießen.//

"Hat es überhaupt einen Sinn, dir zu widersprechen?"

"Das glaubst du doch selber nicht." gab der Ältere, nun breit grinsend, zurück, setzte sich kurzerhand auf den Schoß des Bassisten und schlang die Arme um dessen Hals.

Dieser hob erneut die Hände, dieses Mal ergeben.

"Ich gebe mich geschlagen." sagte er lächelnd.

Mehr konnte er nicht sagen, auch wenn er es gewollt hätte, da der Sänger seine Lippen vorsichtig auf die seines Kois drückte.

Dieser erwiderte den Kuss nur zu gern, teilte sanft die Lippen des Kleineren mit der Zunge. Sie kämpften gegeneinander, bis Kyo schließlich nachgab und Toshiyas Zunge ganz in sich eintauchen ließ, nur um gleich danach einen eng umschlungenen Tanz mit ihr zu beginnen.

Erst der Mangel an Sauerstoff ließ sie wieder in die normale Welt zurückkehren, eine, in der es nicht nur sie beide gab. Sie sahen sich schwer atmend, aber lächelnd in die Augen und versanken nach und nach ineinander, bis schließlich jeder in dem braunen Pool des Anderen zu ertrinken drohte.

Doch schließlich legte Kyo müde seinen Kopf an die Brust des Größeren, unterbrach so den Blickkontakt. Er schloss die Augen und lauschte leicht lächelnd dem Herzschlag des Bassisten.

Toshiya hielt ihn derweil fest in seinem Arm und streichelte ihm abwesend über den Rücken. Er konnte einfach nicht den Blick von seinem Stern lösen.

Doch nach einiger Zeit seufzte er leise und wandte den Blick nun doch aus dem Fenster dem riesigen Lichtermeer zu.

"Du Kyo?"

"Hm?"

"Wollen wir nicht ein bisschen Amor spielen?"

Verwirrt sah Kyo auf und sah ein Leuchten in den Augen des Anderen.

"Wie meinst du das?"

Toshiya sah nun doch wieder hinab zu dem Kleineren.

"Hast du denn nichts bemerkt? Ich rede von Shinya und Die. Ich meine, Shin scheint in total in Die verschossen zu sein und andersherum doch genauso. Ich kann das einfach nicht mehr ertragen. Man braucht sich doch nur einmal ansehen, wie die beiden sich angucken. Das ist doch wirklich ein absolut verzweifelter Blick. Und erinnerst du dich, Die wollte heute nicht mit in diesen Club, obwohl er ihn ausgesucht hatte und meinte, er sähe ganz toll aus. Und das nur, weil er irgendwelche Probleme mit Shin hatte. Meinst du nicht, dass man bei den beiden nicht wenigstens etwas nachhelfen könnte?"

"Na wenn du mir sagst wie, ohne die zwei direkt mit der Nase darauf zu stoßen."

Der kleine Sänger schien wenig begeistert von dieser Idee. Wieso machte Toshiya sich nur so einen Kopf um die Beziehung anderer?

//...Weil er nicht so ein kaltes, eifersüchtiges Arschloch ist wie du!//

Toshiya überlegte derweil, doch umsonst. Ihm wollte einfach nichts einfallen.

"Also im Moment wüsste ich nichts."

"Na siehst du!"

Kyo richtete sich weiter auf und zwang sich zu einem Lächeln, das echt aussah. Er wollte nicht, dass Toshiya bemerkte, dass es ihn störte, wenn er sich auch noch um andere den Kopf zerbrach. Er verfluchte sich ja sogar selbst dafür, was würde der Bassist dann erst von ihm denken.

"Weißt du, ich denke die beiden schaffen das auch ganz gut alleine. Bei uns hat es doch auch funktioniert. Hat zwar etwas gedauert, aber besser spät als nie."

Auch Toshiya musste lächeln, doch seines war echt.

"Zum Glück!"

Einen Moment sah der Sänger ihn noch an, dann kuschelte er sich müde wieder auf den Schoß des Größeren. Er wollte ihn, wollte ihn nur für sich allein.

Gleichzeitig aber fragte er sich, ob das nicht vielleicht sogar schon krankhaft war.

War es denn nicht abnormal einen Menschen nur für sich besitzen zu wollen?

Aber daran wollte er in diesem Moment eigentlich keinen weiteren Gedanken verschwenden. Er wollte jetzt nur noch eins.

"Lass uns jetzt aber erst mal nach Hause gehen, hai?!" murmelte er verschlafen und noch ehe die Gondel wieder am Boden angekommen war, schlief er schon wieder tief und fest in den Armen seines Liebsten.

Dieser streichelte ihm abwesend über den Rücken und sah ernst auf ihn hinab. Mit den Gedanken war er woanders.

//Ach Kyo, du hast mich schon wieder erfolgreich abgelenkt. Ich weiß nicht, wie lange ich dich darin noch unterstützen werde. Wieso blockst du nur immer so, wenn es um dich geht? Wann wirst du endlich offen mir gegenüber sein?//
 

~*~
 

"Mh...Aaaah Toshiya, das ist gut, mach weiter...!"

"Es gefällt dir wohl?"

"Und wie!...Hngh...tiefer...jah...genau so...Du bist so gut!"

"Ich weiß, ich weiß!"

Die stockte. Eigentlich wollte er Kyo und Toshiya ja zum Essen abholen, aber bei den Geräuschen, die aus dem Zimmer drangen, war er nicht sicher, ob er wirklich klopfen wollte.

Doch genau in dem Moment, als er seine Hand wieder sinken ließ, stand Kaoru schon neben ihm.

Einen Moment sah er Ältere fragend zu ihm hinauf, bevor er an die Tür klopfte und sie öffnete, ohne eine Antwort abzuwarten.

Die wollte ihn gerade noch abhalten, doch es war schon zu spät.

Er kniff die Augen zusammen und erwartete, dass irgendjemand anfing zu schreien.

Als nichts dergleichen geschah, öffnete er erst vorsichtig das eine, dann das andere Auge.

Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn jedoch nur eine Augenbraue heben.

Zwar lagen die beiden Turteltäubchen zusammen im Bett, aber es war vollkommen anders, als er gefürchtet hatte. Er hatte sich die Szene erst gar nicht ausgemalt.

Kyo lag auf dem Bauch, mit einer Boxershorts bekleidet, und Toshiya hatte es sich, bereits angezogen, auf seinem Hinterteil gemütlich gemacht. Seine Hände massierten noch immer Kyos Rücken, obwohl sein Blick schon längst an Kaoru hing.

Der sah noch einmal zu Die auf und schüttelte dann lächelnd den Kopf. Was der schon wieder dachte.

Doch dann wand er sich wieder den beiden anderen zu.

"Hey, macht ihr euch fertig und kommt dann mit runter zum Essen?"

Toshiya stoppte in seiner Bewegung.

"Ja klar, wir kommen dann gleich, ne." antwortete er, während er sich von dem Sänger erhob und sich auf die Suche nach dem Verbandszeug begab.

Das musste hier doch irgendwo sein!

Kyo lag derweil einfach weiter mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen und geschlossenen Augen da. Er war schon längst wieder eingeschlafen.

Kaoru betrachte diese Szene nur noch einen Moment, bevor er die Tür hinter sich zuzog.

Nun kam ein verwirrter, verschlafen wirkender Rotschopf wieder in sein Blickfeld, der ihn nur bedröppelt ansah.

"Sagst du Shin noch bescheid? Ich geh solange runter und suche schon mal nen Tisch." murmelte dieser und machte sich nach einem Nicken auf den Weg in Richtung Fahrstuhl.

Kaoru sah ihm seufzend hinterher. Er hoffte, dass sein Freund nicht schon unterwegs wieder einschlief, dann ging er zur nächsten Tür.

Er klopfte kurz und ein leises "Ja?" sagte ihm, dass auch ihr Jüngster bereits wach war.

Er öffnete die Tür und sah seinen Freund an.

Dieser war offensichtlich gerade erst aus dem Bad gekommen, was die offene Badtür und die nassen Haare bestätigten.

Außerdem bestand seine Kleidung lediglich aus einem Handtuch, das um die Hüfte gebunden war.

Aufmerksam sah der Braunhaarige ihn an, wartete darauf, dass er etwas sagte.

"'hayô Chibi. Kommst du mit frühstücken?!"

Der Drummer lächelte.

"Gerne. Geh schon mal vor, ich komme dann gleich nach!"

"In Ordnung, bis gleich, ne!"

Mit diesen Worten zog er die Tür zu und machte sich dann auf die Suche nach seinem rothaarigen Freund. Er hoffte, dass er heil im Speisesaal angekommen war.
 

~*~
 

Es dauerte noch einige Zeit, bis auch der letzte der fünf Freunde endlich im Speisesaal ankam.

Shinya musste sich nur kurz umsehen, bevor er die anderen Vier entdeckte und sich zu ihnen setzen konnte.

Kaoru sah ihn mit großen Augen an und pfiff durch die Zähne.

"Für wen hast du dich denn so hübsch gemacht?" fragte er breit grinsend und so zog der Drummer auch die Aufmerksamkeit von Kyo und Toshiya auf sich, die bis zu diesem Moment leise über etwas diskutiert hatten. Irgendwie wirkte Toshiya angeschlagen.

Auch Die, der seinen Kopf auf seinen verschränkten Armen auf dem Tisch gebettet hatte, hob diesen an, blinzelte kurz zu dem Chibi neben sich, bevor er mit einem undefinierbaren aber leisem Kehllaut die Augen wieder schloss und sich an die Schulter des Braunhaarigen fallen ließ.

Dieser zuckte kurz zusammen und sah verschreckt zu dem Gitarristen, bevor er den Blick an sich selbst herunterwandern ließ.

Schwarze ärmellose Weste, schwarzer Lackminirock, Overkneestiefel. Was war daran denn besonders?

Auch seine Haare und das dezente Make-up trug er wie immer.

Verwirrt sah er Kaoru an.

"Wieso? Was ist denn? So sehe ich schon immer aus, falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, Leader-san. Aber sagt mir lieber, was ihr mit Die angestellt habt!" sagte er ruhig und knuffte den Rothaarigen dabei an der Schulter. Doch der dachte nicht im geringsten daran, seine Position zu verändern.

Viel lieber stellte er sich schlafend, um dem zierlichen Drummer noch länger so nah zu sein, seinen Geruch einatmen zu können, ohne sich dabeiverdächtig zu machen - nur noch einen Moment.

//Verdammt Die, hör endlich auf in deinen Schwärmereien zu versinken. Er ist ein Mann, verdammt. Er wird deine Gefühle nie erwidern, also hör endlich auf, dir Hoffnungen zu machen! Irgendwann wirst du schon über ihn hinwegkommen!....Aber eigentlich...will ich die Gefühle für ihn gar nicht aufgeben. Er ist einfach viel zu süß, als wenn es da so einfach wäre. Außerdem ist es hier gerade so schön gemütlich, und so warm und er riecht so gut...//

Doch Kaorus Grinsen wurde noch breiter anhand der Frage des Drummers.

"Der Ärmste hat so gut wie die ganze Nacht nicht geschlafen."

"Wieso das denn?" mischte sich nun auch Toshiya ein und hob eine Augenbraue.

"Und woher weißt du das überhaupt?"

Kaoru sah zu dem Bassisten und sein Grinsen wurde schief.

"Es ging ihm nicht so gut. Er hat sich gestern mit Shin gestritten und das zerrte ziemlich an seinen Nerven. Deshalb hat er mich gebeten, über Nacht bei ihm zu bleiben, damit er sich nicht so viele Vorwürfe machen kann. Und kaum verlässt man den Raum mal für 10 Minuten, wird aus einem Depri-Die einer, der über beide Ohren strahlt. Tja, und dann hat er mich die ganze Nacht zugelabert und Fragen gestellt."

"Was denn für Fragen?" kam es augenblicklich von Shinya, nachdem er sich von dem Anblick des Gitarristen an seiner Schulter endlich losreißen konnte.

Wie süß er doch war, vor allem wenn er schlief.

Kaoru überlegte kurz, wie er es sagen konnte.

"Naja, über jemanden, den er sehr mag, den ich aber doch schon etwas länger kenne, als er. Und jetzt hat ihn auf einmal der Wissensdurst ergriffen und obwohl er schon so vieles weiß hat seine Neugierde gereicht, noch hunderttausend Fragen zu stellen. Ich konnte die ja auch nicht alle beantworten. Ihr glaubt gar nicht, auf was für Ideen der manchmal kommt. Und bei 30 etwa habe ich aufgehört zu zählen, wie oft er erwähnt hat, wie süß dieser jemand doch ist und wie sehr er ihn liebt und wie gerne er es ihm sagen würde und sich doch nicht traut und all dies."

Kaoru entfuhr ein leises Seufzen, als er daran denken musste.

Gleich nachdem er wieder zu Die ins Zimmer gekommen war, fiel ihm dieser um den Hals und freute sich, dass Shinya ihm wenigstens für den Moment verziehen zu haben schien. Den Rest der Nacht hatte er nicht mehr aufgehört zu reden. Kaoru hatte die Vermutung, dass er nicht einmal bemerkt hatte, dass der Ältere irgendwann eingeschlafen war.

"Du kennst seinen Koi also schon länger?"

Shinya klang irgendwie enttäuscht. Aber hatte Kaoru dafür nicht auch die ganze Zeit von einem Mann gesprochen?

"Naja...jaaa. Ich könnte dir sogar sagen, wer es ist."

Kaoru grinste hinterhältig, doch kaum hatte er ausgesprochen, als er schon einen warnenden Tritt gegen das Schienbein bekam.

"AU!" jammerte er und sah von einem seiner Freunde zum nächsten, um so den Übeltäter herausfinden zu können.

Die hatte mittlerweile die Augen wieder etwas geöffnet und sah Kaoru feindselig an.

"Meinst du nicht, es reicht?" fauchte er. In seinen Augen war Kaoru eindeutig zu weit gegangen.

Dass Shinya nun auch bemerkten musste, dass er wach war, war ihm egal. Er realisierte es nicht einmal.

Ernst sah der Drummer auf Die hinab, der sich noch immer nicht von seiner Schulter löste.

"Ist es denn so schlimm, dass du daraus ein Geheimnis machen musst?

Die sah auf, ertrank direkt in dem warmen Braun des Jüngeren.

"Ich will halt nicht, dass es jeder weiß."

"Hey Shin, wenn es dich beruhigt: Kyo und mir wollte er auch nichts sagen."

Der Drummer sah auf. Die zwei hatten es also auch schon gewusst?!

Nur er, er war derjenige, der wieder nichts mitbekam.

Er seufzte leise und sah hinunter auf seine schlanken Finger, begann, wie aus Gewohnheit, nervös an seinen Ringen zu spielen.

Die folgte dem Blick des Kleineren. Er konnte sich schon denken, dass er sich nun ausgeschlossen fühlte, aber was hätte er denn tun sollen?

Immerhin liebte er doch ihn, hätte er es sagen sollen? Nein, das konnte er nicht!

Als er einen Ring an der Hand des Drummers bemerkte, musste er unweigerlich lächeln. Sein Ring. Das Symbol für ihre Versöhnung, ihre Freundschaft, seine Liebe.

Beruhigend hob er seine Hand und nahm eine von denen des Chibis. Es machte ihn nervös, wenn der Kleinere die ganze Zeit mit seinem Schmuck spielte.

Dieser sah verschreckt zu dem Gitarristen, der noch immer an ihm lehnte.

Die lächelte ihn nur warm an und kuschelte sich noch etwas an den Kleineren, der sich alle Mühe geben musste, nicht augenblicklich rot anzulaufen.

Musste Die ihm denn so nahe sein,hörte er nicht, wie sein Herz hart gegen seine Rippen schlug?

Auch Kyos Blick wandte sich nun zu Dies Hand, in welcher er die des Jüngsten umklammert hielt. Dieser Ring...

"Sag mal Die, war der Ring nicht für deinen Koi gedacht?"

Geschockt sahen die Beiden, aus ihren Gedanken gerissen, zu Kyo.

Die, weil er glaubte, er hätte sein Versteckspiel nun endgültig verloren, Shinya, weil er glaubte, sein Herz müsse zerspringen.

//Ich habe es gewusst. Er spielt nur mit mir. Ich wusste schon, weshalb ich diesen Ring nicht haben wollte. Er war doch von Anfang an nicht für mich gedacht, er hat ihn nur benutzt, um mich "besänftigen" zu können, mehr nicht! Er hatte doch einfach nur keine Lust auf Streit im Urlaub und der Band!//

Sofort senkte er wieder den Blick und nachdem er seine Hand von Dies losgerissen hatte, versuchte er, diesen Ring von seinen zittrigen Fingern zu bekommen.

Wieso verdammt saß der so fest? Das hatte er doch auch vorher nicht getan!

Doch ein weiteres mal nahm Die seine Hand. Er stand auf und zog den Jüngeren wortlos mit in den Flur.

Die zurückgebliebenen sahen nur überrascht hinterher.

"Kyo, was sollte das denn jetzt?" fragte Kaoru ihn ernst.

"Ich habe nur einen Stein ins Rollen gebracht und ich hoffe, dass es klappt und die beiden endlich den Mund aufbekommen!" antwortete Kyo nur mit einem Grinsen, woraufhin Kaoru jedoch nur seufzen konnte.

"Das hoffe ich auch!"
 

Shinya konnte nur hilflos hinterher stolpern und als der Gitarrist endlich stehen blieb, sah er ihn teils ängstlich, teils enttäuscht an.

"Die, was soll das?"

Der Ältere drehte sich um und versuchte zu lächeln, ohne dabei die Hand des Anderen los zu lassen.

"Shinya, ich habe dir gesagt, dass der Ring für dich ist und ich will, dass du ihn behältst, okay!"

"Aber Kyo hat gesagt..."

"Ist es nicht egal, was Kyo sagt? Glaube mir, ich habe dieses Teil gesehen und gleich an dich gedacht."

"Aber...ich denke dein Koi...?"

"Hey, hör auf zu denken, sonst platzt dein süßes Köpfchen noch irgendwann!" sagte der Redhead nur lächelnd und tippte dem Anderen an die Stirn. Doch innerlich seufzte er erleichtert auf.

//So ein Glück, offensichtlich hat er es nicht bemerkt.//

Shinya blinzelte nur kurz den Finger an, bevor er wieder zu dem Gitarristen aufsah.

"Aber nur noch eine Frage, bevor ich meine Hirnfunktion auf das selbe Niveau bringe wie deins."

Die lachte kurz auf.

"Der war fies ShinShin, aber okay, was hast du noch auf dem Herzen?"

"Stimmt es, dass es ein Mann ist?" fragte er nach einigem Überlegen. Die hob eine Augenbraue.

Sollte er darauf jetzt wirklich antworten? Aber er hatte es doch versprochen. Indirekt jedenfalls.

Kaum merklich seufzend senkte er den Kopf.

"Hai..." gab er nach einiger Zeit leise von sich. So leise, dass der Kleinere Probleme hatte, ihn zu verstehen.

Dieser wusste nicht, ob er nun weinen oder lachen sollte.

//Wenigstens weiß ich nun, dass er Männern nicht abgeneigt ist. Aber das bringt mir doch nichts. Er liebt mich nicht! Er wird es nie tun! Er hat sich jemand anderen verschrieben und dieser jemand ist wahrscheinlich auch nur eine Ausnahme...//

Mit gemischten Gefühlen sah er ihn an.

Als er auch nach einigen Minuten - wie es Die schien - nicht geantwortet hatte, schielte er den Jüngeren durch vereinzelte Strähnen hindurch an.

"Sag was!" murmelte er leicht beirrt. Er wusste einfach nicht, wie er diese Stille deuten sollte.

"Was soll ich denn sagen, Die?" fragte der Andere ruhig und sah ernst zu ihm auf, drückte unbewusst die Hand des Älteren fester.

//Mir um den Hals fallen und "Die, ich liebe dich!" wäre nicht schlecht.

Aber wenigstens verurteilt er mich nicht.//

"Ich weiß nicht."

"Na siehst du, ich auch nicht."

Beide mussten unweigerlich grinsen. Ihre Unterhaltung hatte ein unglaublich hohes Niveau.

Nach einiger weiterer Zeit, in der sie sich nur angeschwiegen und sich in die Augen gesehen hatten, seufzte Shinya leise.

"Was hältst du davon, wenn wir heute einfach mal alle zusammen schwimmen gehen? Noch mal gemeinsam die letzten Tage genießen?" fragte er lächelnd und auch Dies Grinsen wurde breiter.

"Gerne!"
 

~*~
 

Gesagt, getan.

Es dauerte nicht lange, bis man sie alle am Hotelpool wiedertraf.

Dieses Mal war ihnen das Wetter gnädig und die Sonne schien warm von dem wolkenlosen Himmel auf alle hinab, die sie genießen wollten.

Toshiya hatte sich auf einer Liege fest an Kyo gekuschelt. Um genauer zu sein, lag er halb auf ihm drauf, hatte den Kopf auf seine Brust gebettet und die Augen geschlossen. Ihre Hände waren ineinander verflochten und auf seinen Lippen lag ein glückliches Lächeln.

Auch der kleine Sänger lächelte etwas. Er genoss einfach die Nähe des Bassisten und beobachtete ihn dabei, wie er sich immer wieder weiter an ihn kuschelte und mit den Lippen die Worte ,Ich liebe dich' formte. Seine Hand strich abwesend immer wieder den Rücken des Jüngeren .

Shinya hatte sich auf der Liege neben ihnen niedergelassen, ein Bein angewinkelt, die Augen geschlossen. Er schien bei diesem Geräuschpegel tatsächlich schlafen zu können.

Die hatte es sich nicht nehmen lassen und war schon vor einige Zeit ins Wasser gegangen.

Auch Kaoru gab sich nicht damit zufrieden, den ganzen Tag nur rumzuliegen. Er war anscheinend irgendwo am Pool unterwegs. Wo wusste keiner der anderen vier.

Doch das hatte sich bald geklärt, da er voll bepackt wieder zu ihnen stieß.

"Shin-chan, aufwachen! Eis für alle." trompetete er fröhlich, während er sich auf der Liege neben Shinyas niederließ.

Sofort war auch Toshiya hellwach. Er hob den Kopf und sah mit leuchtenden Augen zu Kaoru herüber

"Eis?"

Auch Kyo musste grinsen.

In diesem Moment war sein Süßer einfach nur kawaii, wie ein kleines Kind.

Kaoru nickte nur lächelnd und reichte Toshiya eine der Waffeln.

Dieser nahm sie dankend an und setzte sich vollends auf. So konnte sich auch Kyo erheben und sein Eis entgegennehmen.

Shinya hingegen war noch immer im Traumland versunken. Rätselnd hob der Leader eine Augenbraue, doch schon einige Sekunden später brauchte er sich darüber nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.

Die hatte ihn gesehen und war ihm gefolgt. Unterwegs hatte er in seine Hände noch etwas des kühlen Nass geschöpft. Nun entleerte er diese direkt über den Bauch des Drummers.

Schlagartig saß der Jüngere kerzengerade auf der Liege und hielt sich sein rasendes Herz.

Verdammt, musste man ihn denn so erschrecken?!

Hektisch sah er sich um, auf der Suche nach dem Übeltäter und brauchte nicht lange, bis er in Dies grinsendes Gesicht sah.

"DIE!" empörte er sich, doch der Gitarrist nickte nur zu dem Älteren, neben dem er sich hatte fallen lassen.

Dieser streckte dem Chibi gerade entschuldigend sein Eis entgegen. Der Drummer seufzte nur resigniert kopfschüttelnd ,bevor er es annahm.

"Danke."

"Nicht der Rede wert!" war die einzige Antwort, bevor er auch Die das zugehörige Eis in die Hand drückte und anfangen konnte, das schon angeschmolzene Eis wegzuschlecken.

Toshiya und Kyo waren damit schon fast fertig, fanden sich jedoch gerade offensichtlich gegenseitig leckerer als die Waffel, an der sie abwesend knabberten.

Lächelnd beobachtete Kaoru seine Freunde und so entging ihm auch nicht, dass der Blick seines rothaarigen Freundes die ganze Zeit über an dem Drummer hing, der versuchte, die Augen auf seinem Eis zu behalten und nicht die ganze Zeit zu seinem Angebeten herüberzustarren.

Er setzte seine Zunge so geschickt ein, dass Kaoru bemerken musste, dass sich die Wangen des Akustikgitarristen leicht rosa färbten.
 

Die eine Kugel war schnell weg und alsDie sich gerade seiner Waffel zuwenden wollte, fing er an zu grinsen.

Seine Gedanken schienen bereits in ganz anderen Sphären zu verweilen, als er anfing, sein Vorhaben wahr zu machen und nebenbei sein Blick von Shinya zu Toshiya wanderte.

Kaoru ahnte nichts Gutes.

Auch Toshiya verstand und ein genauso hinterhältiges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, ale er in Richtung des Drummers nickte und Die mit einem Nicken bestätigte.

Kyo beobachtete die Szene misstrauisch und hob eine Augenbraue. Er sah einige Zeit zwischen Die und Toshiya hin und her, bevor er Kaoru nur fragend ansah.

Dieser erwiderte den Blick etwas sorgenvoll, als Toshiya das Wort ergriff.

"Na ShiShi? Wollten wir nicht noch etwas baden gehen?" fragte er scheinheilig und lächelte unschuldig.

"Hm?"

Verwirrt sah der Drummer auf und in ihm schrillten jegliche Alarmglocken.

Doch er konnte nichts weiter erwidern, da der Bassist ihn unter den Armen, Die ihn an den Beinen packte.

"Nein! Das wagt ihr euch nicht!" gab er laut zischend von sich und begann zu strampeln, als die beiden Älteren ihn zum Becken trugen.

Doch er hatte trotz aller Wehr- und Fluchtversuche gegen die Größeren gar keine Chance und schon landete er laut fluchend mit einem -PLATSCH- im Wasser.

Hustend und noch immer -oder eher schon wieder- Verwünschungen ausstoßend tauchte er wieder auf und fixierte die beiden Band-Member, die noch immer lachend an derselben Stelle standen.

Schnell war er bei ihnen und packte sie jeweils am Handgelenk und ehe sie sich versahen waren auch sie im kühlen Nass untergetaucht.

Breit grinsend sah er sie an als sie wieder auftauchten und die Flüssigkeit aus ihren Augen entfernten.

"Rache!" brachte er noch heraus, ehe er von Die wieder unter die Oberfläche verfrachtet wurde und er wie aus Reflex nach ihm griff und mit sich zog.
 

Toshiya beobachtete die beiden noch einen Moment zufrieden grinsend und stieg dann wieder aus dem Wasser, um zu Kyo und Kaoru, die die Szenerie mit gemischten Gefühlen -Belustigung, Schadenfreude, Sorge...Eifersucht- verfolgt hatten.

"Hey, kommt wer von euch noch mit rein?"

Kyos Gesicht verzog sich zu einem schiefen Grinsen. Was für eine Frage. Er würde ja gern eine Runde mit ihm schwimmen, aber...

"Ich darf nicht..." murmelte er gequält und sah seinen blauhaarigen Koi entschuldigend an.

Dieser griff nach Kaorus Hand.

"Dann kommst du mit!" sagte er entschlossen und zog seinen erschrockenen Bandleader hinter sich her.

Sie beide bemerkten nicht, wie sich Kyos Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde verfinsterte.
 

Tief Luft holend tauchten beide fast gleichzeitig wieder auf und sahen sich in die Augen, versunken förmlich unbewusst ineinander.

Fast automatisch griff Die unter Wasser nach der Hand des Drummers, zog ihn näher zu sich. Er wollte sich zu ihm herunterbeugen, endlich Gefühl offen zeigen, doch plötzlich trennte dieser den Blickkontakt und schwamm zum Rand.

Ihm war etwas kalt und er musste weg von Die, bevor er vollkommen den Kopf verlor.

"Shiny-chan?!"

Verwundert sah Die ihm nach, bevor er ihm hastig folge. Was war so plötzlich los?

Der Jüngere hielt sich an den hellen Fliesen fest und sah ihn ernst an.

"Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst."

"Wieso nicht?"

"Es ist...naja...ich mag es einfach nicht, wenn du das sagst."

"Aber Warum? Das muss doch einen Grund haben."

//Ich kann es dir auch nicht erklären, nicht genau jedenfalls. Aber für mich ist es einfach zu ...zu intim. Ich mache mir Hoffnungen, die ich mir nicht machen sollte. Genauso auch, wenn du manche Dinge tust. Was wäre passiert, wenn ich dir eben nicht ausgewichen wäre? Es muss dir doch Spass machen, mich zu verletzten, sonst würdest du es nicht immer und immer wieder tun, bis irgendwann die Spitze des Dolches abbricht und mein Herz noch schneller elendig verendet.//

Doch er sagte nichts, senkte lediglich den Blick, nahm nur unbewusst wahr, dass er Dies Körper so genau betrachten konnte.

//Er ist so gut gebaut und ich...ich bin so mager...Was sollte jemand wie er schon an mir finden?//

Weitere Verbitterung machte sich in ihm breit, wollte ihn vollends verschlingen, während Die nur ernst auf den traurigen Drummer hinabsah.

Er suchte nach Worten, doch er konnte einfach keine finden.

Er nahm all seinen Mut zusammen und hob vorsichtig eine Hand.

//Jetzt oder nie! Ich halte dieses Versteckspiel nicht mehr aus. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, habe ich das Gefühl, mein Herz würde zerspringen und mein Körper unter all den Gefühlen zerbrechen, vor allem wenn er so hilflos wirkt wie jetzt, so ratlos. Ich will ihn einfach nur in die Arme nehmen und auf Ewig beschützen.//

Langsam hob er den Kopf des Anderen, sah in die traurigen Augen, die vor Verzweiflung und Angst schier schrieen.

"Erinnerst du dich an den ersten Abend, an dem wir hier waren?"

Es war nicht mehr als ein Wispern.

//Wie sollte ich den vergessen? Es war so schön und gleichzeitig so schrecklich. Ich hätte mich niemals darauf einlassen dürfen, du hättest das nie tun und sagen dürfen...//

Zaghaft nickte er und versuchte, den Blick weiterhin abzuwenden, doch Die hielt seine Augen gefangen, seine Hand hielt sanft sein Kinn in seinen Fängen.

"Was wäre, wenn ich nie vergessen hätte, was ich gesagt und getan habe..." fragte er ruhig, sprach so leise, dass der Drummer Probleme hatte, ihn zu verstehen.

Shinyas Augen weiteten sich. War Die an diesem Abend nicht stockbesoffen gewesen?

"...dass ich alles, was passiert ist, keineswegs bereue und alles die Wahrheit war?"

Er schluckte, als er den geschockten Ausdruck auf dem Gesicht des Drummers bemerkte.

//Ich hätte es nicht sagen sollen...!//

"Aber...ich denke...dein Koibito...wer...du..." stotterte der Braunhaarige, doch Die lachte ironisch auf.

"Damit warst du gemeint. Und nur du, niemand anderes. Meine Gefühle gelten nur dir, Shinya. Ich liebe dich. Und nur dich."

Er versuchte, dem Drummer fest in die Augen zu sehen, doch er hielt diesem Blick nicht lange stand.

//Ich habe es gewusst. Ich habe es immer gewusst, dass du mich so ansehen würdest. Hör auf damit! Das ist schlimmer für mich als ein Schlag ins Gesicht. Ich bin so ein Idiot: Ich hätte auf meinen Kopf und nicht auf mein Herz hören sollen. Ich habe doch schon so lange geahnt, dass du mich verstoßen und verurteilen würdest, aber ich konnte auch nicht dieses eine Mal auf mein Hirn hören!//

Enttäuscht ließ er seine Hand sinken und nun war er es, der die spiegelnde Wasseroberfläche betrachtete.

"Gomen, aber du wolltest doch wissen, wem mein Herz gehört." rechtfertigte er sich mit einem bitteren Murmeln und wand sich um, um zur nächsten Leiter zu schwimmen.

Alles in seinem Körper hatte sich zusammengezogen und schmerzte. Verzweifelt versuchte er, die Tränen, die unerbittlich in ihm aufstiegen, herunterzuschlucken, doch es wollte einfach nicht funktionieren, sodass sie sich in seinen Augenwinkeln sammelten.

Wie erstarrt sah Shinya ihm nach. Er musste sich erst wieder fangen, obwohl Glückshormone unaufhörlich auf ihn einströmen wollten.

"Die..."

Nicht mehr als ein Wispern.

"Die!" wiederholte er, diesmal lauter, erst danach konnte er sich aus seiner Starre lösen und hielt den Gitarristen dann am Handgelenk fest, drehte ihn wieder herum.

Die versuchte, seinem Blick auszuweichen, wollte nicht noch einmal in diese abweisenden Augen sehen, und doch bemerkte er erschrocken, das Tränen in den Augen des Anderen glänzten.

"Die? Du hast mich gemeint? Du hast die ganze Zeit mich gemeint?"

Shinyas Stimme klang brüchig, ließ Die doch den Blick heben.

Nur kurz erwiderte er den fragenden Blick, dann sah er wieder wo anders hin und nickte nur knapp.

Er wollte nicht, dass der Jüngere seine Schwäche bemerkte, wusste nicht, dass es bereits zu spät war.

Doch dieser hob zitternd seine Hand und strich zärtlich über die Wange des Größeren.

"Wieso hast du nicht schon früher etwas gesagt?" fragte er sanft und konnte sich ein Lächeln nicht verbieten.

Überrascht hob Die den Blick erneut. Was wollte der Drummer damit andeuten? Etwa...?

"Heißt das etwa, du...?"

Weiter brauchte er nicht zu sprechen und Shinya unterbrach ihn mit einem Nicken.

"Hai. Aishiteru mo, Die-chan." Wisperte er, bevor er den letzten Abstand überwand und seine Lippen zärtlich auf die des Gitarristen legte.

Auf diesem Moment hatte er so lange gehofft, doch nie dran geglaubt, dass er je wahr werden könnte.

XII

GO~~~MEN...

*niederknie*

Es tut mir leid, dass es schon wieder so~ lange gedauert hat, aber in letzter Zeit hatte ich kaum Zeit und auch mein Betareader ist mal wieder nicht aus dem Knick gekommen...

Und da ich euch nicht so lange warten lassen wollte, bis sie sich doch mal dazu duchringt, das hier alles durchzusehen, habe ich es einfach so hochgeladen.

Wer also einen Fehler findet darf ihn behalten ^^°°

Und ich hoffe, dass es mit den nächsten Kapiteln schneller gehen wird...
 

Aber trotzdem noch vi~~el Spass beim Lesen

Yo
 

~ XII ~
 

Toshiya hatte Kaoru zu einem flacheren Becken gezogen, in dem ein -für ihn- kleiner Kaoru auch noch stehen konnte.

Sie hatten einige Zeit rumgealbert, doch dann stemmte der Bassist sich aus dem Wasser und setzte sich auf den Beckenrand. Er klopfte neben sich auf den, von der Sonne angeheizten, Boden, um anzudeuten, dass Kaoru es ihm gleich tun sollte.

Dieser tat, wie ihm geheißen und setzte sich lächelnd zu Toshiya, als dieser mit einem Kopfnicken in eine bestimmte Richtung deutete.

"Guck mal, süß oder?"

Kaoru folgte seinem Blick und sein Lächeln wurde wärmer.

"Haben sie sich endlich gefunden?!"

"Scheint so. Aber ich wollte mit dir über etwas anderes reden."

Der Leader wandte den Blick wieder ab und sah zu Toshiya.

"Worüber denn?"

"Über Kyo."

Kaoru hob eine Augenbraue.

"Kyo?"

Toshiya nickte ernst und sah zu dem kleinen Sänger herüber.

"Hai, ich meine...er ist so...hast du das mit dem Ritzen gewusst?"

Leicht betrübt schüttete der Ältere den Kopf.

"Ich fürchte, das haben wir alle erst mitbekommen müssen, als es zu spät war."

Toshiya seufzte tief.

"Hätte ja sein können, dass er dir wenigstens etwas davon erzählt hat."

Kaorus zweite Augenbraue gesellte sich zu der ersten. Was wollte der Jüngere damit andeuten?

"Wie meinst du das?"

"Naja, ich wollte ihm doch immer nur helfen, für ihn da sein, ihm zuhören und all das. Aber nicht einmal jetzt ist er offen mir gegenüber."

"Aber er weiß doch sicher auch nicht, wies dir manchmal geht, oder? Hast du ihm denn erzählt, dass du dir seinetwegen schon öfter die Augen aus dem Kopf geheult hast?"

"Nein, hab ich nicht, aber das ist doch was vollkommen anderes."

"Inwiefern?"

"Ich meine, im Moment geht es mir doch gut und ich könnte ihn ohnehin nur mit Glücksgefühlen überschütten. Aber ich merke doch, dass etwas bei ihm nicht stimmt. Nur leider blockt er jedes mal, wenn es um ihn geht oder er lenkt ab. Ich weiß nicht einmal, was er manchmal denkt und über seine Vergangenheit weiß ich eigentlich auch nichts. Manchmal habe ich das Gefühl, ich kenne ihn gar nicht!"

Beruhigend legte der Gitarrist einen Arm um die schmalen Schultern des Größeren und lächelte ihn ermutigend an.

"Das wird schon alles noch. Du musst ihm nur Zeit lassen. Er ist ein Mensch, bei dem sich nicht von einem Tag zum Nächsten die Zunge lockert."

Toshiya sah ihn ernst an und seufzte leise.

"Vermutlich hast du sogar recht, aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Was ist, wenn ihm wieder alles über den Kopf wächst und er sich wieder etwas antut?!"

"Toshiya, mach dich nicht verrückt. Ich glaube nicht, dass so etwas noch mal passiert. Immerhin hat er doch dich, an den er sich klammern kann."

//Und ich hoffe, dass das ausreichend ist. Ich hoffe es wirklich.//
 

Kyo ließ die Beiden die ganze Zeit nicht ein Mal aus den Augen. Doch in ihm krampfte sich alles zusammen.

//So ist das also? Wenn ich mal nicht kann, suchst du dir einfach den nächstbesten Ersatz.

Aber du Armer kannst ja nichts dafür. Es ist ja alles meine Schuld!

Weißt du, eigentlich hast du ja sogar recht.

Wieso Kyo, wenn Kaoru doch zum Greifen nah ist.

Aber merkst du denn nicht, dass du mir so weh tust? Oder beabsichtigst du das vielleicht sogar?

Ich kann es nicht ertragen, wenn du für andere lächelst, merkst du das denn nicht?

Ist das denn noch gesund, dass mich die Eifersucht schier zerreist, wenn du dir auch nur um jemand anderes als mich Gedanken machst? Ist das wirklich Liebe? Und wieso wird es immer schlimmer?

Aber ist es denn falsch, wenn ich mich wie das 5. Rad am Wagen fühle?//

Ruckartig setzte er sich auf und suchte in ihren Sachen nach Stift und Zettel.

Er hatte Glück und wurde sogar fündig. Immerhin mussten sie doch Schreibzeug mitnehmen, falls er als Songwriter einen Gedankenblitz bekam und wenigstens das tun konnte, wozu er eigentlich da war und wofür er überhaupt irgendwelches Talent hatte, außer zu schlafen: Schreiben.

> Ich gehe rein. Kopfschmerzen.<

Er betrachtete sich die Worte noch einmal. Was für ein Ausbruch an Kreativität! Anschließend legte er den Block auf die Liege, während er aufstand und sich dann mitsamt seinem Handtuch auf den Weg ins Hotel machte.

Was sollte er denn noch hier?
 

Nur widerwillig löste Shinya sich von Dies Lippen. Wie lange hatte er auf diesen Moment warten müssen? Deshalb ließ er es sich auch nicht nehmen, noch einmal sanft über sie zu streichen.

Sie waren so herrlich weich und warm.

Verträumt lächelte er den Anderen an, bis er aus den Augenwinkeln bemerkte, wie eine ihm bekannte Person sehr schnell an ihnen vorbeihuschte.

Sofort ließ er von Die ab, der daraufhin seinen Mund zu einem Schmollmund verzog, und sah Kyo hinterher.

Was hatte der denn?

"Kyo? Ist alles okay? Wo willst du denn hin?"

Der Sänger blieb abrupt stehen und drehte sich auf der Stelle zu den anderen Beiden um.

"Nein, es ist nicht alles okay! Ich geh rein, ist das verboten?" knurrte er genervt. Die ließ dies zwar kurz verschreckt zusammenzucken, doch der Chibi ließ sich nicht beirren, zog sich nur etwas weiter an den Fliesen hinauf.

"Was ist denn los?" fragte er besorgt, doch Kyo beruhigte sich nur etwas und lächelte beruhigend.

"Ich hab Kopfschmerzen, ich denke ich habe einfach nur zu lange in der Sonne gelegen."

Auch Shinya musste lächeln. So war Kyo ihm doch gleich wieder viel sympathischer. Und wenn es nur das war?

Er wollte etwas erwidern, doch er kam nicht mehr dazu, da ihm jemand mit einem freudigen Quietschen von hinten auf den Rücken sprang.

"WUAH!"

Erschrocken riss der Drummer seine Augen auf, als er schon ,aufgrund des überzähligen Gewichtes, zurück ins Wasser fiel.

Kyo konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen und gab sich damit zufrieden, lächelnd den Kopf zu schütteln und seinen eigentlichen Weg fortzusetzen.

Die Beiden hatten offensichtlich genug Spass miteinander, auch ohne ihn, so wie jeder andere auch. Ein Wunder, dass sie nicht schon früher zueinander gefunden hatten...

Keuchend tauchte Shinya wieder auf und sah empört zu der Stelle, an der auch Die untergetaucht war.

Als der wieder auftauchte und den Kopf schüttelte, konnte er nur einen tiefen Atemzug nehmen, bevor er sich erneut unter Wasser wiederfand.

Hustend und gleichzeitig lachend tauchte er nach einiger Zeit wieder auf und ließ sich nur zu gerne von dem Drummer umarmen.

"Danke Die." murmelte dieser und legte mit geschlossenen Augen den Kopf an die Brust des Größeren.

Der blinzelte verwirrt lächelnd und legte seinerseits auch die Arme um den schlanken Körper des Jüngeren. Im Moment war für ihn die Welt in Ordnung. Das hatte er sich schon so lange gewünscht und nun sollte es für immer so bleiben.

"Wofür?" fragte er nach einiger Zeit leise.

"Dafür, dass es dich gibt."
 

Kaoru sprang so schnell auf, dass Toshiya zusammenzuckte.

Dann sah er der kleiner werdenden Person nach. Kaorus Lächeln war doch etwas sehr breit gewesen.

Mit wem sich der Ältere unterhielt, konnte er zunächst nicht erkennen, da Kaoru genau vor diesem Jemand stand und ihn so verdeckte.

Doch er konnte erkennen, dass er nach nicht allzu langer Zeit die Hand des Anderen nahm und ihn hinter sich her zum Bassisten zog.

"Ich möchte dir jemanden vorstellen. Toshiya, das ist Tsukasa. Tsukasa - Toshiya."

Kaoru lächelte fröhlich. Er hatte seine Chance nicht verstreichen lassen und Tsukasa gefragt, ob er nicht mit ihnen baden gehen wollte. Und offensichtlich war er tatsächlich gekommen. Das sollte schon etwas bedeuten.

Diese Chance wollte er nutzen. Er wollte ihm beweisen, dass er ihm wirklich vertrauen konnte, dass es nicht falsch war und der Gitarrist alles tun würde, um ihn nicht noch einmal zu verletzten.

Toshiya erhob sich und sein Grinsen wurde breiter.

Andererseits war er sich sicher, Tsukasa wollte nicht, dass Kaoru wusste, dass sie sich bereits kannten. Immerhin waren die anderen der Meinung, sie wüssten noch nicht einmal, wieso sie sich getrennt hatten.

Also beschloss er, das Spiel mitzuspielen und streckte dem Drummer fröhlich die Hand entgegen.

"Hi, hajimemashite dôzo yoroshiku." sagte er lächelnd. Tsukasa nickte ebenfalls lächelnd und erwiderte die Geste.

"Kochira kozo."

"Na wenn du schon hier bist, kann ich dich ja auch gleich Kyo vorstellen." sagte Kaoru aufgeregt und zog den Anderen abermals hinterher.

Toshiya sah den Beiden nur lächelnd nach und bedachte Tsukasa mit einem mitleidigen Blick

//Vielleicht gibt es ja bei den Zweien auch noch ein Happy End...// dachte er sich und folgte ihnen dann.

Schon bevor sie ihre Plätze erreichten mussten sie feststellen, dass Kyo nicht mehr da war.

Verwirrt blinzelte er Blauhaarige.

"Wo ist Kyo?"

"Der ist vorhin gegangen, er meinte, er hätte Kopfschmerzen. Er sah allerdings auch ein bisschen sauer aus." beantwortete Shinya, der gerade vom Beckenrand auf sie zukam, die Frage.

Als er Tsukasa bemerkte, nahm sein Gesicht einen überraschten Ausdruck an.

"Oh, ohayou gozaimasu." sagte er ruhig und verbeugte sich höflich.

Der andere Drummer erwiderte auch diese Geste nur lächelnd.

"A-Ach so?! Naja, er wird schon seine Gründe haben. Und wo ist Die?" fragte Kaoru und verfiel in Grinsen, als sich zwei Arme zärtlich um die Hüfte ihres Chibis schlangen.

"Anwesend." sagte der Rothaarige nur grinsend und platzierte seinen Kopf kurzerhand auf der Schulter des Drummers.

,Er ist so süß!' formte er tonlos mit den Lippen und konnte einfach dieses Grinsen nicht von seinem Gesicht bekommen.

Doch Toshiya stand noch immer mit einem ernsten Ausdruck bei ihnen, knetete nachdenklich und mit gesenktem Blick seine Finger.

"Ich sehen am besten mal nach ihm." murmelte er abwesend, als er sich auch auf den Weg zum Hotelgebäude machte, verfolgt von 2 fragenden und 2 besorgten Blicken.
 

~*~
 

Unterwegs malte Toshiya sich die schlimmsten Dinge aus.

Er wusste nicht, was es war, doch etwas sagte ihm, dass mehr dahinter steckte, dass Kyo gegangen war.

Was war, wenn es nicht nur die Kopfschmerzen waren, die ihn dazu veranlasst hatten.

Es könnte alles Mögliche los sein.

Er musste einfach wissen, was.

Er wollte einfach nicht, dass Kyo litt.

Allein.
 

~*~
 

"Aber wolltest du nicht eigentlich fliegen?"

Shinya rieb sich noch immer die Haare trocken, während Die beschlossen zu haben schien, ihn nie wieder loszulassen. Er saß hinter ihm und hatte die Arme um den zierlichen Körper geschlungen. Doch den Drummer störte das keineswegs.

Endlich legte Shinya das Handtuch neben sich auf die Liege und lehnte sich zurück in die Umarmung des Gitarristen.

Diesen kitzelten so aber die weichen Haare des Chibis, was ihm schon nach kurzer Zeit ein Niesen entlockte.

Lächelnd drehte der "Übeltäter" sich um.

"Gomen." flüsterte er.

"Nicht der Rede wert." gab der Ältere zurück, bevor er ihm nur einen kurzen Kuss auf die Wange gab.

Dann wandte sich der Drummer wieder um und sah den Jüngsten unter ihnen fragend an. Eine Antwort hatte er immerhin noch nicht erhalten.

"Naja, eigentlich wollte ich schon, aber irgendwas hat mich davon abgehalten. Ich weiß auch nicht." antwortete er ruhig.

Er hatte zunächst nicht die Zweisamkeit der zwei Liebenden auf der Liege sich und Kaoru gegenüber stören wollen, auch wenn dieses Bild an seinem Herzen nagte.

Der Mann, den er liebte, saß neben ihm und er könnte ebenso in seinen Armen liegen, wenn er sich selbst nur dazu durchringen könnte.

Schüchtern schielte er , wie er es schon öfter an diesem Tag getan hatte, zu Kaoru hinüber und knetete nervös seine Finger.

Doch schon griff der nach seinen Händen und drückte sie vorsichtig.

Erschrocken sah der Andere vollends zu ihm herüber und sein Blick wurde von einem Kopfschütteln seitens des Leaders erwidert.

"Das macht mich nervös." sagte er so leise, dass nur der jüngere Drummer ihn verstand.

"Und du machst mich nervös." murmelte dieser ebenso leise, doch ehe er in dem dunklen Sternen Kaorus ertrinken konnte, wand der den Blick wieder dem Drummer zu.

Dieser sah nachdenklich zu ihnen herüber.

Tsukasa überlegte (überrascht). Hatte er vielleicht tatsächlich mitbekommen, was sie gesagt hatten?

Shinya hob den Kopf und sah ernst zu Die hinauf, dann sprang er plötzlich auf.

"Komm Die, lass uns mal die Gegend nen bisschen mehr erkunden. Gehen wir zu der Bar da hinten? Du bekommst auch was tolles von mir!" sagte er überschwänglich, nahm sich seine Portemonnaie und ging zielstrebig zu der besagten Bar. So konnten Tsukasa und Kaoru vielleicht einfach mal unter 4 Augen miteinander reden.

Doch schon nach wenigen Schritten blieb er noch einmal stehen, um zu sehen, wo Die blieb.

Der sah ihm zunächst nur verwirrt hinterher. Was wollte der Chibi doch gleich?

Aber es dauerte nicht lange, bis er sich wieder vollkommen gefangen hatte und aufstand.

"Naja, dann lass ich euch zwei mal auch alleine, ne." war alles, was er grinsend von sich gab, bevor er zu Shinya ging und die beiden Hand in Hand ihren Weg fortsetzten.
 

~*~
 

>> 5. August, Samstag nicht eine Wolke am Himmel

Vom Dach dieses Gebäudes wenn ich es bemerke, werde ich über unsere Trennung informieren

3. August, Donnerstag in meinem Herzen, eine Wunde

Die 6. Wunde es wird zerrissen, alles ist zerbrochen alles
 

Als wir uns das erst Mal sahen, bemerkte ich meine eigene Dummheit

Niemals an Menschen zu glauben Menschen verletzten

Wieso lernte ich nicht aus meiner Liebe zu dir?

Dies getan zu haben ich scheine nicht, als könnte ich diese Liebe vergessen

Aber

Ich glaube an Glück ich scheine es nicht zu bemerken

Ich weinte allein ich schien dich nicht zu verstehen
 

Mehr als das Mehr als das Ich will nicht verletzt werden

Aber gerade jetzt, bist es nur du, den ich lieben will
 

Es gab eine Zeit, da war ich sicher zu vergessen aber nun will ich dich nahe bei mir halten.<<[1]
 

Ein leises Klopfen. Doch Kyo störte sich nicht daran, versuchte es zu überhören und schrieb weiter.
 

>>Ich glaube an Glück ich kannte deine Vergangenheit

Ich kann nicht vergessen im Gegensatz zu dir << [1]
 

Wieder dieses Geräusch.

"Kyo?"

Der Gerufene sah auf. Was wollte Toshiya denn hier? Hatte er etwa mit den anderen nicht mehr genug Spass?

"Was denn?" rief er genervt.

Zaghaft öffnete sich die Tür und der Bassist steckte den Kopf ins Zimmer, sein Gesicht von einem leicht besorgtem Lächeln geziert.

"Wusste ich doch, dass du nicht woanders bist." sagte er und trat ganz ein, bevor er die Tür hinter sich schloss.

Kyo hob eine Augenbraue.

"Wo sollte ich denn sonst sein? Ich habe doch auch aufgeschrieben, dass ich drinnen bin."

"Naja, wo drinnen hast du aber nicht geschrieben, glaub ich. Ich habe ja nur von Shin gehört, dass es dir nicht so gut ging. Aber du hast mir ja nicht geantwortet."

Kyos Augen verengten sich kaum merklich. Auf einmal war es also wieder wichtig, wie es ihm ging?

"Es war nichts. Nur Kopfschmerzen halt." gab er mit einem knurrigen Unterton zurück.

Toshiya blinzelte kurz verwirrt. Wieso war ihr Sänger denn so gereizt? Hatte er ihm etwas getan?

Trotzdem ging er durch das Zimmer und setzte sich zu Kyo auf die Couch, die in dessen Zimmer quer zum Fenster stand.

Erst jetzt bemerkte er einige wenige Kippen in dem Ascher auf dem Tisch.

Er runzelte die Stirn, dann sah er Kyo wieder an. Der war gerade dabei, sich eine weitere Zigarette anzuzünden.

"Ja, das hatte ich auch schon gehört. Aber in letzter Zeit hattest du doch immer nur dann Kopfschmerzen, wenn es dir auch sonst nicht so gut ging."

"In letzter Zeit habe ich aber auch nicht Ewigkeiten nutzlos in der Sonne gelegen."

Die Worte ließen den Bassisten aufgrund der aggressiven Tonlage zusammenzucken.

"Aber wir hatten doch Spass."

"Ja, IHR hattet welchen. Was konnte ich denn schon machen?!" fuhr der Ältere den Anderen mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

"Du hättest etwas sagen können, dann hätten wir etwas anderes unternommen."

"Ach, was denn? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass die anderen nur wegen mir ihren Plan umstellen?"

"Daran zweifle ich nicht. Außerdem habe ich von uns beiden gesprochen."

Kyos Augen verengten sich und den Nachsatz überhörte er gekonnt. Was sollte diese Aktion denn jetzt? Toshiya hatte ihm doch vorher auch schon gezeigt, wie viel er ihm wert war.

"Na und, auch wenn schon! Bei 5 Leuten ist immer einer zu viel."

Fassungslos sah der Bassist ihn an. Hatte er denn nicht richtig zugehört?

"Und du glaubst wirklich, ich hätte mich mehr um die anderen gekümmert, als um dich?"

"Hast du doch unten auch so gehandhabt. Deswegen wundert es mich, dass du jetzt hier oben sitzt und dich nicht einfach weiter mit den anderen amüsierst."

"Kyo? Wieso hast du nicht gesagt, dass du dich ausgeschlossen fühlst? Und wieso ich hier bin? Ich liebe dich, ich habe mir Sorgen gemacht! Wieso verdammt redest du nie mit mir, sondern versuchst, dich zu verstecken?"

Langsam aber sicher verlor auch Toshiya die Geduld. Eigentlich wollte er sich gar nicht streiten und hätte Kyo wenigstens dieses Mal den Mund aufgemacht, hätten sie sich das auch sparen können. Dann hätte sich das früher vielleicht von ganz allein gelöst.

Kyos Augen verengten sich noch weiter und er presste die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen.

"Wieso hast du dich eigentlich nur Kao gegenüber geöffnet? Ich hätte dir auch geholfen! Aber wieso erfährt man eigentlich nichts von deinen Gefühlen und WAS, bitte, habe ich getan, dass du dich zurückgesetzt fühlst?!" fuhr der Blauhaarige aufgebracht fort, als Kyo nicht antwortete.

Doch nun brachen in dem alle Barrieren.

"Ach?! Als wenn du mal bei jemanden außer Kao und Shin die Klappe aufbekommen hättest, wenn was war. Und tut mir leid, dass nicht jeder seine Gefühle so offen zeigt, ohne dass andere den Grund dafür wissen und sich selbst am Ende dafür verantwortlich machen, wenn du mal wieder in der Ecke sitzt und dir die Augen aus dem Kopf flennst. Und man kann dir nicht einmal helfen, weil man nicht weiß wie und das Geheule unter Umständen nur noch schlimmer wird, weil man genau in ein Fettnäpfchen getreten ist und dann fühlt man sich noch mehr am Boden! Weißt du, ich kann darauf verzichten, mich so aufzuspielen und vor allem auf die andauernde Fragerei: ,Wie geht's dir denn?' ,Was ist denn los?' ,bla bla bla...' . Da halte ich lieber meine Klappe.

Und was du getan hast? Streng doch mal dein Köpfchen etwas an! Der arme kleine dumme Kyo ist ja behindert, aber er ist ja auch selbst dran Schuld. Also nehmen wir uns den Nächstbesten! Und schon seid ihr weg, vergnügt euch, lacht und keine Ahnung was. Was Kyo dann machen kann, wie der mit sich selbst umgeht, geht euch doch völlig am Arsch vorbei!"

Kyo schrie beinahe, als er die Zigarette eines qualvollen Todes sterben ließ, bevor er aufstand und sich dann ans Fenster stellte, um hinauszusehen.

Toshiya schnaubte verächtlich und sah ihm enttäuscht hinterher. Er konnte seinen Ohren nicht trauen. War Kyo nur deswegen eifersüchtig? Aber da war noch etwas an seinen Worten, was ihn zutiefst verletzte.

"Ach so siehst du das also? Ich spielen mich auf und lasse dich im Stich, ja?! Siehst du denn überhaupt etwas positives an mir?"

Kyo betrachtete Toshiyas Spiegelbild in der Fensterscheibe.

"Hai, ich mag es, dir nahe zu sein, in deinen Armen zu liegen, mit dir allein zu sein und dich nur für mich allein zu haben. Ich liebe dein Lächeln, wenn es nur für mich ist. Es zerreißt mich beinahe, wenn dein Lächeln anderen gilt. Ich ertrage es nicht, wenn du dich mehr um andere kümmerst, als um mich," erwiderte er wieder verhältnismäßig ruhig.

//Ist es das, was du wolltest? Du wolltest, dass ich mich dir öffne. Bist du jetzt glücklicher?//

Doch die Worte ließen Toshiya die Stirn runzeln.

"Kyo, ich gehöre dir nicht. Ich liebe dich und würde alles für dich tun, aber ich gehöre dir einfach nicht. Du kannst mich doch nicht so einengen!" stellte er fest.

"Ich wünschte aber, es wäre so." murmelte der Blonde und sah zu Boden.

Der Bassist dachte nach.

"Beantworte mir eine Frage!"

"Stell sie!"

"Liebst du mich oder willst du mich nur besitzen?"

Kyo kaute auf seiner Unterlippe, während Toshiya ihn weiter unverwandt ansah.

Er machte sich auf alles gefasst und wusste, dass die Antwort vielleicht das schmerzvollste Erlebnis der letzten Jahre werden konnte.

"Ich...weiß es nicht. Aber ich glaube...fürchte...es ist keine wirkliche Liebe..." murmelte Kyo, überlegte wie er fortfahren konnte.

Wie sollte er das auch erklären? Er wusste doch nicht einmal, wie sich Liebe anfühlt, hatte es nie erfahren. Er konnte es doch aber lernen! Und mehr als Freundschaft empfand er doch schon! Er war sich lediglich noch nicht sicher, ob es Liebe war.

Doch Toshiya verspürte einen tiefen Stich in seinem Herzen, er musste schlucken.

"Du weißt, was das bedeutet, oder?" wisperte er, bevor Kyo weitersprechen konnte, versuchte, seine Stimme fest klingen zu lassen.

Kyos Blick flog auf, zunächst zu dem Spiegelbild, dann wandte er sich um und sah den Bassisten direkt an.

//Nein!//

Dieser jedoch hielt den Blick gesenkt, versteckte die aufsteigenden Tränen und verbog ängstlich seine Finger.

Das war keine Beziehung. Was war eine Partnerschaft ohne Liebe? Es war noch nie etwas gewesen und er wusste, dass er diesen Gedanken nicht ertragen konnte.

Der Jüngere stand nach einiger Zeit der Stille zögernd auf und ging zur Tür. Dort drehte er sich, mit der Klinke in der Hand, noch einmal zu dem Sänger um.

"Ich will nicht der Besitz von jemandem sein. Partner gerne, aber Schoßhündchen nicht!" sagte er erschreckend ruhig und verließ den Raum.

Er wusste nicht, wohin, doch eines wusste er genau: Weg von Kyo. Irgendwie musste er seine Tränen verstecken.
 

Der kleine Blonde sah gebrochen zur Tür. Wieso konnte er sich nicht bewegen?

Das durfte doch nicht wahr sein!

Er flehte den Himmel an, er wollte Toshiya nicht verlieren, seine Nähe...

//Bitte! Bitte, komm doch zurück und nimm mich in den Arm und lass mich nie wieder los, bevor ich verblutet bin...//
 

>>Mehr als das Mehr als das Ich will nicht verletzt werden

Aber es bist nur du, den ich nicht halten kann, sicherlich
 

5. August ein sonniger Himmel ohne Wolken

das ist bereits das Ende Erstreckt über den Boden, mich selbst anstarrend
 

"Ich umarme dich" "Ich starre dich an" "Ich liebe dich" "Ich werde mich an dich erinnern" <<[1]
 

~*~
 

Shinya grinste Die nur an, als er sich von ihm löste, dann wandte er sich wieder seinem Glas Wasser zu, betrachtete angestrengt die aufgereihten Flaschen und Gläser hinter der Theke.

Doch der Rotschopf verzog gespielt schmollend seinen Mund. Als der Jüngere immer noch nicht weiter reagierte, packte er ihn an der Hüfte und zog den erschreckt aufquietschenden Drummer kurzerhand auf seinen Schoß.

Dieser hätte auch beinahe sein Glas fallen lassen und versuchte nun, den übrig gebliebenen Inhalt zu beruhigen, während der Gitarrist grinsend den Kopf auf seine Schulter legte.

Lächelnd wandte der Braunhaarige ihm den Kopf zu, so gut dies in seiner Position möglich war.

"Sag mal, warst du schon immer so anhänglich?"

Die grinste noch breiter.

"Klar, hätte nie gedacht, dass gerade du zu blind wärst, das zu bemerken."

Shinya begann zu lachen.

"Boah, der war fies!"

Die sah hinterhältig grinsend zu seinem Drummer auf. Wie süß er doch war, wenn er lachte.

"Tja, jedem das, war er verdient."

Die Lippen des Kleineren kräuselten sich beleidigt.

"Was soll das denn jetzt heißen?"

"Dass du gar nichts besseres verdient hast!?"

Der Drummer schnaubte beleidigt und plusterte sich auf.

"Nein! Ich muss mich mit dir zufrieden geben!" jammerte er und drehte sich einfach wieder weg, um sich genüsslich seinem Getränk zu widmen. Das war wenigstens nicht gemein zu ihm.

Die lächelte warm und streichelte seinem Koi kurz zärtlich durchs Haar.

"Und? Hast du dann noch etwas besseres nötig?" flüsterte er ihm dann ins Ohr.

Shinya schluckte den Rest und stellte sein Glas endlich ab, bevor er sich wieder zu dem Älteren umwandte.

"Gibt es denn was besseres?" fragte er ernst und hob eine Augenbraue.

"Sicherlich." kam prompt die resolute Antwort.

Der Chibi jedoch schüttelte den Kopf und ehe Die widersprechen konnte, verschloss er dessen Lippen mit den seinen.

"Für mich bist du das Beste!" flüsterte er, doch dann wandte er den Blick wieder ab.

"Hoffentlich reden die bald miteinander, sonst habe ich meinen gemütlichen Platz umsonst aufgegeben." jammerte er wieder und Die folgte seinem Blick.

"Als wenn du jetzt nicht bequem sitzen würdest...aber die zwei sollten sich echt wieder zusammenraufen. Sie sahen so glücklich aus."

Shinya nickte nur und seufzte leise, bevor er sich in die starken Arme seines Gitarristen zurücklehnte, seine Hände auf die des Anderen legte und die Augen schloss.

Er wünschte Kaoru und Tsukasa, dass es bei ihnen auch bald wieder so wäre und der andere Drummer sich auch sehr bald dort wiederfand, wo er hingehörte: In den Armen dessen Gitarristen.

Shinya und Die wurden einige Zeit eingehüllt von angenehmer Stille, bis Die etwas einfiel.

"Sag mal, Shin."

"Shin..."

"Ha, Ha. Was ich eigentlich fragten wollte: Hast du mir nicht etwas versprochen?"

Shinya nickte nur abwesend.

"Und wann bekomm ich das?"

Der Drummer konnte nicht anders. Die kam ihm gerade vor, wie ein Kind, dem man ein Eis versprochen hatte.

"Wenn ich dir nicht reiche, werde ich dir wohl doch noch etwas spendieren müssen, ne." murmelte er und wollte sich mit einem leisen Seufzen wieder aufsetzten, doch ein Paar muskulöser Arme hielt ihn davon ab.

"Nein, eigentlich...reichst du mir voll und ganz..."
 

~*~
 

Verblüfft sah Kaoru zu Tsukasa.

Die anderen Beiden hatten sie schon vor einiger Zeit allein gelassen und seitdem saßen sie schweigend nebeneinander.

Der eine blickte fragend, der andere zurückhaltend zu Boden und überlegte, was er sagen konnte.

Schließlich hob er den Blick und sah Kaoru in die Augen.

Er wusste schon, warum er sich in diesen Mann verliebt hatte, doch genau das machte es ihm nun so schwer.

Er hatte die ganze letzte Nacht nachgedacht. Über Kaoru, ihre Beziehung und seine Gefühle.

Wieso musste Kaoru ihn nur so traurig ansehen? Er wollte ihn doch fröhlich sehen!

Um dies zu tun, kannte er nur einen Weg. Der Richtige?

Das würde er herausfinden müssen.

"Kaoru, ich denke, du hättest das wissen müssen. Also sieh mich bitte nicht so an!"

"Naja aber, es ist nur so...die ganze Situation ist so verfahren...ich habe dich so sehr verletzt, obwohl ich es nie wollte...ich hätte es einfach nicht...erwartet..."

Tsukasa sah ihn an. Eigentlich hatte er wirklich recht. Immerhin war er es selbst gewesen, der den Schlussstrich gezogen hatte und nun sagte er solche Dinge.

Dabei wollte er ihn doch nur noch zurück!

Sein Blick wanderte tiefer und blieb an ihren Händen haften.

Seine Hand lag noch immer in Kaorus. Er hatte es gar nicht bemerkt...

"Würdest du dann trotzdem bitte...meine Hand loslassen?" fragte er zögernd und hob stockend wieder den Blick.

Er sah geradewegs in das ernste Gesicht seines Gegenübers, dessen Augen ihn genau musterten. Er schien nachzudenken.

Doch plötzlich -vollkommen unerwartet- zog er den überraschten Drummer in seine Arme.

"Demo, Tsukasa, verstehst du nicht? Ich will dich nie wieder loslassen..."

"Bitte Kaoru, lass mich los. Ich...ich will das nicht." bettelte der Jüngere leise, doch Kaoru hielt ihn weiterhin in seiner zärtlichen Umarmung, ließ sein Herz bis zum Hals schlagen.

"Tsukasa, ich möchte, dass du weißt, dass ich nie wollte, dass es bei uns jemals so weit kommen muss. Ich liebe dich, du bist alles für mich und ich will dich nicht verlieren, aber ich habe Angst, dass es schon zu spät ist." flüsterte der Gitarrist weiter, doch der Andere versuchte vorsichtig, ihn von sich zu schieben.

"Kaoru, lass das! Das sollte nicht sein!" wimmerte er weiter und brachte mit sanften Druck wenige Zentimeter Abstand zwischen ihre Körper.

"Wieso? Bitte sage mir wieso? Ich wollte das alles nicht, ich wollte dir nicht weh tun und ich verspreche, schwöre dir, dass das nie nie wieder vorkommen wird." sagte der Leadgitarrist leise, beinahe weinerlich, ließ den Drummer endgültig in seiner Bewegung innehalten.

Ruhig, auch etwas verblüfft, sah er in die traurigen tiefbraunen Augen seines Gegenübers.

"Weil...weil mir mein Verstand sagt, dass es falsch ist, obwohl..." flüsterte er schließlich brüchig, während er noch immer in den starken Armen des Anderen lag.

"Obwohl...?" wiederholte dieser und erwiderte den undurchsichtigen Blick voller Sehnsucht. Wie hatte er es auch nur wenige Stunden ohne ihn ausgehalten?

"Obwohl..." hauchte der Drummer erneut, bevor er sich etwas weiter aufrappelte.

"...mein Herz...etwas anderes sagt."

Vorsichtig und mit Bedacht näherte er sich dem Gitarristen, nur wenige Millimeter, bis er erneut zweifelnd innehielt. Konnte er das wirklich tun? Er hatte ihm doch eigentlich schon längst verziehen. Und sagte ein Blick in diese tiefgründigen Augen nicht viel mehr als tausend Worte? Und hatte Kyo nicht gesagt, dass Kaoru völlig am Boden zerstört ist?

"Du hast mir einmal gesagt, man soll auf sein Herz hören, um glücklich zu sein." wisperte der Ältere, versuchte, dem Blick des Jüngeren standzuhalten.

Der lächelte nur vorsichtig.

"Und dann hast du mich geküsst. Das erste Mal." flüsterte er und Kaoru hatte Angst, sein Herz würde aus seiner Brust springen, als er weiter in den Tiefen des Anderen versank und hypnotisiert wurde.

Tsukasa überlegte einen Moment, wog ab, doch dann legte er vorsichtig seine Lippen auf die des Anderen.

Die Hypnose brach und sofort hob Kaoru eine seiner Hände in den Nacken des Jüngeren, zog ihn etwas näher heran.

Er wollte nicht, dass es jemals wieder vorbeiging, wollte nicht, dass das nur ein Traum war und die Seifenblase platzen würde, wenn er die Augen öffnete. Doch die Zunge, die sanft seine Lippen teilte und die Hand, die zärtlich über sein Haar strich, überzeugten ihn vom Gegenteil.

Gemeinsam, endlich wieder vereint, teilten sie sich diesen Kuss, diesen Augenblick, dieses Leben...
 

~*~
 

Er hatte sich an den Strand geflüchtet.

Traurig und gleichzeitig wütend kaute er an seiner Unterlippe. Die Hände in den Hosentaschen vergraben kickte er schon seit einiger Zeit ein Steinchen vor sich her.

Seufzend blieb er stehen und ließ seinen Blick über den Strand schweifen.

Hier war er gestern schon einmal gewesen. Doch zu dieser Zeit war er nicht allein gewesen und vor allem war er glücklich, musste nicht diesen Schmerz ertragen und mit einer solchen Gewissheit leben.

Schwer schluckend ließ er sich auf den Boden sinken und kramte seine Zigaretten hervor.

Wieso musste das alles nur so schwer sein?

Während er sich eine Kippe anzündete, versuchte er krampfhaft, die Tränen zurückzuhalten.

Es war so kalt, wenn man allein war.

Seine Virginia Slim zwischen die Lippen geklemmt schlang er die Arme um sich selbst, um nicht von innen heraus zu zerreißen oder zu erfrieren.

Wessen Schuld war es eigentlich gewesen?

Kyos, weil er ihn nie wirklich geliebt hatte, oder seine, weil er nicht das Spielzeug von jemandem sein wollte? Waren nicht sogar beide beteiligt?

Liebe. Wieso musste gerade dieses Gefühl -das, das viele das schönste Gefühl überhaupt nennen- wieso musste es so weh tun?

Wieso nur musste er sich so einsam fühlen.

Wieso fühlte er sich, als würde sein Körper in tausende Fetzen zerrissen?

Wie es wohl Kyo ging? Was er wohl gerade in diesem Moment tat? Ging es ihm vielleicht genauso?

//Iie, sicherlich nicht. Immerhin hat er mich doch nur benutzt. Er hat mich nie geliebt. Ich war nicht mehr als ein Ein-Weg-wegwerf-Artikel für ihn, nichts von Bedeutung, was man nicht schnell vergessen und ersetzen könnte.//

Er blinzelte, versuchte weiter, gegen die Tränen anzukämpfen.

Er kauerte sich weiter zusammen. Er wollte so klein wie möglich sein, von niemandem gesehen werden. Sein Griff um den Körper wurde fester und als er wieder weiter in Gedanken versank, verlor er den Kampf.
 

~*~
 

[1] Wake, Lied 3 auf der Macabre

XIII

So~~...

Ich habe es also endlich geschafft, den 13. Teil hochzuladen.

Leider wird das mit den nächsten Kapiteln nicht schneller gehen, eher im Gegenteil...

Etwas dazu steht in meinem Steckbrief und außerdem hat meine Beta-readerin offensichtlich keinen Bock mehr.

Und da sie mir nichts gesagt hat, habe ich auf die korrigierte Version so lange gewartet, bis ich hier jetzt einfach ohne ihre Kontrolle das Chap hochlade...also verzeiht mir bitte die Fehler, die sich hier und in den nächsten Teilen versteckt haben werden ^^°°...

Schon einmal ein ganz großes GOMEN auch im Voraus wegen den nächsten Chappies und jetzt erst mal viel Spass mit dem 13. Teil...

Und Kommis sind natürlich gerne gesehn ^.~

Yo
 

~ XIII ~
 

Er lag mit ausgestreckten Armen, wie ein toter Käfer, auf dem Rücken auf seinem Bett und starrte ausdruckslos an die Decke.

Ebenso fühlte er sich: tot, hilflos, leer.

Er hob den Kopf und sein Blick flog durch den Raum. Aber egal wo er auch hinsah, überall war nur das lächelnde Gesicht des Bassisten vor seinem Auge.

Ein Kloß bildete sich erneut in seinem Hals, als auch ihn die Tränen heimsuchten.

„Verdammt, hau ab!“ schrie er aufgelöst und warf eines seiner Kissen nach den Illusionen, bevor er sich auf den Bauch drehte und seinen Kopf in das andere drückte.

Wieso hatte er ihn denn nicht einfach ausreden lassen?

Er fühlte doch mehr als Freundschaft, aber woher sollte er denn wissen, ob es Liebe ist?

Er wollte ihn doch nicht nur ausnutzen!

Außerdem hatte er gewollt, dass er sich ihm öffnete und etwas über seine Gefühle preisgab!

Er hatte es versucht, aber er hatte damit alles kaputt gemacht.

Wieso konnte er denn nichts richtig machen?

Durfte er nicht auch einmal glücklich sein?

Und vor allem: nicht mehr allein.
 

~*~
 

Heimlich schlich er sich an die zwei heran. Insgeheim fragte er sich jedoch, wie sie es geschafft hatten, bei dieser Hitze tatsächlich einzuschlafen. Und dann auch noch so aneinander gekuschelt.

Er dachte immer, so etwas könnte nur Kyo.

Aber wenigstens sollten sie keinen Sonnenbrand bekommen.

Langsam und breit grinsend schraubte er die Flasche Sonnenmilch auf und hielt sie dann über die Brust des Älteren, wollte gerade zudrücken und...

„Wag es dir und du bist gleich sehr tot!“ murmelte das vermeintliche Opfer und öffnete ein Auge, um den Anderen, der erschrocken zusammenzuckte, ansehen zu können.

„Mou~ du Spielverderber! Ich dachte du schläfst.“ gab er mit einem Schmollmund zurück und ließ sich enttäuscht auf die Nebenliege fallen.

„Ich nicht, aber er.“

Lächeln deutete Kaoru mit einem Kopfnicken auf Tsukasa, der noch immer in seinen Armen lag und sich leise murrend noch weiter an die Brust des Gitarristen kuschelte.

„Darf ich?“ fragte der Rothaarige daraufhin vorfreudig grinsend und deutete auf die Fasche in seiner Hand.

Doch Kaorus Gesicht verfinsterte sich erneut.

„Nur, wenn Shin mir erlaubt, dass ich dich dann eines langsamen und qualvollen Todes sterben lasse.“ knurrte er gespielt grimmig und brachte den Jüngeren damit zum Lachen.

„Da musst du ihn schon selbst fragen. Aber ihr solltet euch trotzdem eincremen oder am Besten gleich ganz aus der Sonne raus, bevor ihr euch was wegholt. Du weißt, rot steht dir im Gesicht nicht ganz so.“

Kaoru seufzte leise und überhörte großzügig Dies letzten Kommentar. Er strich dem Drummer sanft durchs Haar und richtete sich dann vorsichtig auf, wobei Tsukasas Kopf auf Kaorus Oberschenkel hinabrutschte.

„Wo du recht hast.“ sagte er und beugte sich zum Ohr des Braunhaarigen hinab.

„Tsuka-chan, aufwachen Süßer!“ flüsterte er und tatsächlich rührte der Angesprochene sich.

„Ich will noch nicht aufstehen, das Bett ist heute so schön weich.“ gab er grinsend von sich und kraulte kurz demonstrativ Kaorus Oberschenkel, ohne die Augen zu öffnen.

„Aber es ist warm, Koi.“

„Ist ja gut.“ murrte der Jüngste und setzte sich dann ebenfalls auf.

Die betrachtete die Szene nur grinsend.

Einfach zu süß die Beiden.
 

„Wo ist eigentlich Shin-chan geblieben?“ fragte Kaoru kurze Zeit später, als sie sich bereits zu dritt an einen Tisch im Schatten gesetzt hatten und eisgekühlten Eistee schlürften.

„Der wollte mal nach Kyo und To-chan sehen.“

„Meinst du nicht, die kommen auch ganz gut allein zurecht?“ fragte er verwundert und lächelte Tsukasa an, als der unter dem Tisch nach seiner Hand griff.

Sein Gespräch mit Toshiya versuchte er dabei zu verdrängen. Immerhin konnte ihnen nicht immer jemand zur Seite stehen, sobald es Probleme gab.

„Naja, eigentlich schon, aber Kyo ist ganz schön abgedampft und wenn´s bei den beiden Zoff gibt, ist es schon besser, ein Unbeteiligter wäre zum Schlichten dabei, oder?“

„Ja, aber sie sollten Probleme eigentlich auch selber in den Griff bekommen, ohne fremde Hilfe. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie sich gestritten haben. Die beiden schienen doch untrennbar zu sein. Totchi ist total verliebt und bei Kyo sieht es meiner Meinung nach auch nicht viel anders aus. Vor allem sind sie alt genug, um selbst zu wissen, was sie tun und was nicht.“

„Hai hai, du hast ja recht. Aber es kann ja nicht falsch sein, wenn mal jemand nachsieht. Nur um sicher zu gehen, ne.“ antwortete der 2. Gitarrist und lächelte vorsichtig.

//Kao, wenn du wüsstest! Immerhin hat Kyo ausnahmsweise mal mir anvertraut, wie es in ihm aussieht und welche Angst er bei der Beziehung mit To-chan hat. Wahrscheinlich, um dich in diesem Moment zu schonen. Aber genau das, was er mir gesagt hat, ist das, was mir jetzt Sorgen macht.//
 

~*~
 

Er wollte gerade klopfen, als er ein leises Schluchzen von der anderen Seite der Tür vernahm.

Verwirrt und besorgt blinzelte er, sah sich noch einmal auf dem Flur um und klopfte schließlich doch.

„Kyo?!“

„Hau ab!“ war die gedrückte Antwort.

Das hörte sich alles andere als in Ordnung an.

Er blinzelte noch einmal und legte seine Hand auf die Klinke.

„Kyo, ich komme jetzt rein.“ sagte er ruhig und betrat den Raum.

„Ich hab gesagt, du sollst verschwinden! Ich will niemanden sehen! Lass mich in Ruhe!“ schrie der kleine Sänger aufgebracht und sofort, als der Andere den Raum betreten hatte, wurde er von der Wucht des Kissens, das der Blonde nach ihm warf, an die Wand zurückgedrängt.

Doch er ließ sich nicht beirren und sah den Kleineren ernst an, während er die Tür hinter sich schloss.

„Was ist denn los?“ fragte er ruhig und sah zu ihrem Vocal herüber.

Der saß zusammengekauert in einer Ecke seines Bettes, die Hände zu Fäusten geballt presste er mit zusammengekniffenen Augen an seine Schläfen. Seine Wangen zeichneten feuchte, verräterisch glänzende Spuren.

Also hatte er sich nicht verhört und Kyo hatte tatsächlich geweint.

Der öffnete ganz langsam seine geröteten Augen und warf dem Chibi einen vernichtenden Blick zu, obwohl sie von dem vielen Weinen höllisch brannten.

„Das geht dich nichts an!“ presste er hervor und kniff seine Augen wieder so fest zusammen, wie es ihm möglich war.

//Diese Kopfschmerzen, sie sollen endlich aufhören! Alles soll aufhören wehzutun!//

Shinya ließ das Kissen sinken, welches er bis zu diesem Zeitpunkt fest in der Hand gehalten hatte, und ging festen Schrittes auf den Sänger zu, hockte sich vor ihn. Besorgt strich er ihm über die Schulter, ließ den Blick über den zerbrechlichen Körper schweifen.

Doch Kyo zuckte bei jeder der Berührungen zusammen.

Niemand sollte ihn so berühren! Niemand außer...

Unaufhaltbar stiegen wieder Tränen in ihm auf, doch er versuchte krampfhaft, sie wieder herunterzuschlucken.

Plötzlich hielt der Drummer in seiner Bewegung inne, als er einen zerknüllten Zettel in der Hand des Vocals wahrnahm.

„Was ist das?“ fragte er ruhig und nahm dem Blonden das Stück Papier problemlos aus der Hand. Dann setzte er sich zu dem Sänger auf das Bett.

Er faltete den Zettel auseinander, strich ihn glatt und sah nur kurz hinab auf die zittrigen Kanji, während ihr Verfasser neben ihm aufgelöst hin- und herwippte und sich auf die Unterlippe biss.

Unruhig sah der Drummer den Sänger an. So konnte er sich unmöglich konzentrieren.

Er überlegte einen Moment, doch dann stand er zögernd auf und setzte sich mit dem Blatt auf die Couch, um sich dann in den Text zu vertiefen.
 

>> -Insekt-
 

Ich kann mich niemandem öffnen Ich kann in niemanden vertrauen

Ich kann nichts sehen das leuchtende Licht erlischt, bald wird es verschwunden sein

Unfähig mich jemandem zu öffnen dies ist meine Schwäche, meine Vergangenheit

Ich kann jetzt bekommen, was ich will wenn ich es tue, wird meine aufrecht erhaltene Freundlichkeit verblassen

Die typische Antwort ist wenn du stirbst, wirst du wiedergeboren, wieder zurückkommen
 

Mein Herz ist verschlossen, bald wird es auseinanderbrechen

Meine Tränen erstickend lache ich Tag für Tag

Mein Herz zeigte mir, dass Glauben nichts ist

Diese Heuchler töteten mich
 

Mein Herz ist verschlossen, bald wird es zerbröckelt sein

Meine Tränen erstickend schreie ich Tag für Tag

Mein Herz ließ mich zurück mit dem Glauben an Stärke

MEIN EIGENES HERZ TÖTETE MICH!<< [1]
 

Sein Blick flog auf.

Noch immer saß Kyo mit angezogenen Beinen auf dem Bett, massierte mittlerweile seine Schläfen.

Erwartungsvoll sah er den Drummer aus feuchten Augen an.

Er wusste, dass sich in seinen Texten widerspiegelte, wie er sich fühlte und für gewöhnlich erkannte der Drummer dies.

„Kyo, das...“ fing er stockend an und sah wieder hinab auf die Worte, strich beinahe sanft über das Papier.

An einigen Stellen war die Tinte verwischt und das Papier kräuselte sich wegen den schon getrockneten Spuren.

Beunruhigt sah er auf. Noch immer war Kyo den Tränen nahe.

„Kyo, komm mal her.“ sagte er sanft und legte den Zettel vorsichtig auf den Tisch, bevor er wieder den Älteren ansah.

Dieser sah ihn einen Moment verwirrt an, dann erhob er sich jedoch zögernd und ging mit leicht schwankenden Schritten zu dem Braunhaarigen, setzte sich neben ihn.

Sofort legte der die Arme um die Schultern seines kleinen Freundes und strich ihm beruhigend über den Rücken. Auch diesmal ging ein Zucken durch den Körper.

„Ärger mit Totchi?“

Ein zaghaftes Nicken.

„Hey, das wird schon wieder -“ flüsterte er.

„Iie, nichts wird mehr. Nie mehr...“ unterbrach ihn der Vocal jedoch brüchig.

//Er wird mich hassen. Hassen dafür, dass ich ihm das angetan habe, dass ich ihn so sehr verletzt habe. Dafür, dass ich ihm anscheinend nur etwas vorgespielt habe. Dabei war es doch alles echt!

Es tut mir so leid! Ich wollte das doch gar nicht. Ich hasse mich selbst dafür.

Und dabei will ich doch nur dich - nur dich! Siehst du es denn nicht? Ich will dich lieben, mit dir zusammen sein, du musst es doch nur zulassen, mir ein klein wenig Zeit und eine Chance geben. Ich weiß, dass ich es kann. Onegai...//

„Wieso sollte es nicht?“ durchbrauch der Andere nach kurzer Zeit erneut die Stille und somit auch die Gedanken des Vocals.

„Weil - er mich hassen wird...“ wisperte der und biss sich verkrampft auf die Unterlippe, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Er wollte nicht schon wieder weinen, nicht vor dem Chibi.

Wieso konnte er ihn nicht einfach loslassen? Bemerkte er denn nicht, wie sehr ihn diese Geste verletzte?

„Kyo, Totchi hasst dich doch nicht! Wie kommst du kleiner Baka denn auf so etwas?“ fragte er erstaunt und schob den Kleineren soweit von sich, dass er ihm ungehindert in die Augen sehen konnte. Augen voller Schmerz und Trauer.

„Weil – ich ihn verletzt habe. Er – er hat...“ murmelte der Sänger mit zittriger Stimme, bis diese nachgab. Er konnte ein Schluchzen nicht weiter unterdrücken. Mit dem Ärmel wischte er sich einmal über die Augen, ein verzweifelter Versuch, die Tränen zurückzuhalten.

„Oh Kyo-chan, so schlimm wird es schon nicht sein.“ sagte der Drummer beruhigend und nahm den Blonden wieder in den Arm.

Er kannte Kyos Hang zu Übertreibungen, aber er wusste einfach nicht mehr weiter.

Er hatte ihn noch nie weinen gesehen und nun wusste er nicht einmal, was zwischen den Beiden vorgefallen war, dass der Sänger so aufgelöst war.

Doch der schob ihn nur von sich und sah Shinya wütend an.

„Nenn mich nicht Kyo-chan! Das darf nur –“ er stockte und sah wieder traurig zu Boden, während er den immer größer werdenden Kloß herunterzuschlucken versuchte „ – nur Totchi.“

Nervös knetete er seine Finger. Er hatte das Gefühl, einfach nur noch zu zerbrechen. Seine Seele schmerzte, ebenso sein Körper. Er wusste nicht mehr weiter.

Würde Toshiya ihn jemals wieder so nennen?

Würde er ihn jemals wieder anlächeln? Ihn überhaupt ansehen?

Würde er wieder mit ihm reden?

Ihn vielleicht sogar umarmen?

Könnte er ihm irgendwann wieder in die Augen sehen, in seiner Nähe sein?

Würde er ihn jemals wieder küssen können?

//Verdammt, wieso muss das nur so schwer sein? Totchi, wo bist du? Wieso bist du nicht hier? Wieso hast du mich allein gelassen?

Wieso hast du mir nicht einfach bis zum Ende zugehört?//

„Hey, rede doch noch einmal mit ihm. Er wird dir bestimmt nicht böse sein. To-chan weiß doch gar nicht, wie das geht.“ Versuchte der Drummer den Anderen wieder aufzuheitern, als er bemerkte, dass bereits wieder die ersten Tränen dessen Wangen benetzten, und knuffte ihn in die Seite.

Der jedoch sah auch weiterhin betrübt auf seine Finger, als er schwach nickte.

„Wenn er mir überhaupt zuhört...“

Es war nicht mehr als ein Wispern, als alle Dämme bei dem Vocal brachen und diesmal war es ihm nicht unangenehm, dass der Andere dort war, ihn in seine Arme schloss und versuchte, ihn zu trösten.

//Es scheint vielleicht normalerweise so, als wenn Totchi nicht wüsste, wie man auf jemanden wütend ist. Aber so etwas könnte niemand verzeihen. Nie! Ich habe alles zerstört, alles.

Und dabei wollte ich doch einfach nur einmal mit ihm glücklich sein. Wenigstens dieses eine Mal. Aber ich kann seine Entscheidung verstehen. Ich würde mich auch nicht wollen.

Wenigstens ist alles vorbei, bevor es richtig anfangen konnte. Das lindert den Schmerz wenigstens etwas...vielleicht.//
 

~*~
 

Seit Stunden saß er nun schon am Strand, betrachtete den Himmel und suchte die Einsamkeit.

Doch wirklich wahr nahm er den azurnen Teppich nicht, zu tief war er in Gedanken, als sich jemand zu ihm setzte.

Er sah nicht auf, wollte nicht wissen, wer ihm den Wunsch nach Alleinsein verwehrte.

„Jemand, der so hübsch ist, sollte nicht so alleine und vor allem nicht so traurig aussehen.“ sagte der Andere ruhig und hielt ihm ein Taschentuch ins Blickfeld.

Sein Tonfall verriet, dass er lächelte.

Dass er japanisch gesprochen hatte, obwohl sie in Amerika waren, realisierte er in diesem Moment gar nicht.

Schniefend nahm er das Taschentuch entgegen.

„Arigatou.“ murmelte er, schwieg sonst allerdings auch weiterhin.

„Du bist Toshiya von Dir en Grey, richtig?“

Ein schwaches Nicken, als der Bassist sich die Tränen von den Wangen wischte und merkte, wie sich der Andere zurücklehnte, mit den Händen hinter dem Rücken auf dem steinigen Untergrund abstützte und ihn trotzdem weiterhin beobachtete.

„Es ist selten, dich einmal nicht fröhlich zu sehen, oder?“

Nun sah Toshiya doch zu dem Zweiten auf und der Anblick ließ ihn für einen Moment stocken.

Hübsch.

Das war das erste, was ihm bei dem lächelnden Gesicht, eingerahmt von schwarzen Strähnen, in den Sinn kam. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass er ursprünglich etwas sagen wollte.

„Das ist ein Vorurteil. Man kann nicht immer nur glücklich sein und lächeln, weißt du.“ antwortete er schließlich leise.

Der Andere nickte verständnisvoll.

„Das wäre für mich auch äußerst schwer vorstellbar. Irgendwann gerät jeder einmal in die Situation, in der ihm das Lächeln vergeht. Selbst bei Menschen mit dem unerschütterlichsten Gemüht.“

Die Lippen des Schwarzhaarigen zierte ein wehmütiges Lächeln.

„Hört sich an, als würdest du aus Erfahrung reden.“

„Damit hat doch so ziemlich jeder schon einmal Erfahrungen gemacht, oder?“

Kurz blinzelte der Andere verwirrt.

„Stimmt auch wieder.“ gab der Bassist seufzend zurück und lächelte traurig, bevor er seinen Blick wieder dem Meer und dem angrenzenden Horizont zuwandte.

Meer und Himmel. Das beides gehörte zusammen, wie Feuer und Wasser. Die waren wie miteinander verwachsen und nichts konnte sie einander nehmen.

„Ich weiß, es geht mich ja nichts an, aber...wieso bist du so traurig?“

Toshiya blinzelte, aus seinen Gedanken aufgeschreckt, und hob eine Augenbraue, als er den Fremden wieder ansah.

„Ganz schön neugierig, findest du nicht?“

Doch der Andere lächelte nur verschmitzt.

„Naja, man hat nicht jeden Tag die Gelegenheit, da fragt man schon einmal. Wann trifft man im Urlaub im Ausland schon einmal einen so bekannten Japaner wie dich?“

Nachsichtig lächelnd schüttelte Toshiya den Kopf und sah dann auf seine Hände, die er in seinem Schoß gefaltet hatte, ohne es zu bemerken.

Wer war der Andere eigentlich?

Er öffnete den Mund um zu fragen, als ihn das Klingeln seines Handys unterbrach.

Er sah auf das Display und ihm leuchteten 3 kleine Buchstaben entgegen.

3 kleine Buchstaben, die er ebenso sehr liebte, wie sie ihn seit neuestem verletzten.

-K-Y-O-

Er seufzte gedämpft und drückte das Gespräch weg.

Der Zweite sah ihn nur fragend und mit gehobener Augenbraue an, bevor er sich wieder richtig aufsetzte.

„Der Grund für dein Gefühlstief?“ fragte er ruhig und Toshiya fragte sich, wie er es schaffte, dass diese Frage nicht aufdringlich klang.

Er überlegt noch einen Moment, dann nickte er traurig und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter.

Mitfühlend sah der Schwarzhaarige ihn an, dann legte er vorsichtig die Arme um die schmalen Schultern des Bassisten und drückte ihn sanft an sich.

//Warm...und er riecht gut.// schoss es Toshiya durch den Kopf, als ihm etwas anderes wieder einfiel.

„Sag mal, wie heißt du eigentlich?“ fragte er leise und der Fremde kicherte kurz, bevor er den Blauhaarigen wieder losließ.

„Habe ich mich gar nicht vorgestellt?“ fragte er entschuldigend lächelnd, während er aufstand.

//Er ist ja fast genauso groß wie ich.//

„Nenn mich einfach Kei, wenn wir uns noch ein Mal sehen sollten, okay.“

Toshiya nickte knapp.

„Und ich muss dann leider auch schon wieder weiter. Auf bald und ... Kopf hoch!“ sagte der Andere, als er weiterhin ermutigend lächelnd die Hand noch einmal zum Abschied hob und dann verschwand.

//Danke! Du hast es wenigstens für ein paar Minuten geschafft, mich abzulenken.//

Er lächelte dankbar und wandte sein Gesicht wieder dem Horizont zu, während er sich eine seiner Zigaretten anzündete.
 

~*~
 

Die Sonne sank bereits, wollte sich wie jeden Abend im Ozean ertränken und somit dem Tag ein Ende bereiten, als er endlich fand, wonach er suchte.

Langsam setzte er sich zu seinen Freunden und seufzte leise.

„Hey ShiShi, was ist los?“ fragte Die und legte einen Arm um die Taille des Jüngeren.

Er zog ihn etwas näher zu sich und hauchte ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange.

Als Antwort lächelte der Kleinere nur traurig in die Runde.

„Sie haben sich tatsächlich gestritten.“ sagte er leise und bedrückt, während er seinen Blick auf seine Hände senkte, die er unter dem Tisch verflochten hatte.

Kaoru kaute währenddessen auf seiner Unterlippe. Er schien nachzudenken.

„Ist es schlimm?“ fragte er schließlich leise und stellte sein Glas auf den Tisch.

Shinyas Blick flog auf. Ein gequältes Lächeln zierte seine vollen Lippen.

„Das kann man wohl sagen! So aufgelöst habe ich Kyo noch nie gesehen. Und wo Totchi ist, weiß ich nicht.“ antwortete der zierliche Drummer und begann, unruhig mit seinen Fingern auf den Knien zu trommeln.

Er wusste nicht warum, aber die Situation machte ihn nervös.

Die beobachtete ihn genau, begann unbewusst, über die Hüfte des Jüngeren zu streicheln.

//Du wirst immer Schlagzeuger bleiben, was? Und du bist so lieb und kümmerst dich um alle anderen. Aber wann denkst du einmal an dich?

Ich will dir helfen, daran nicht kaputt zu gehen und auch endlich einmal abschalten zu können.//

„Warum hast du Kyo dann nicht mit hierher gebracht? Ich kenne ihn zwar nicht so gut, aber ich weiß nicht, ob es ratsam ist, ihn jetzt allein zu lassen.“ meldete sich nun auch der zweite Drummer zu Wort.

Shinya sah ihn ernst an, schüttelte dann allerdings den Kopf.

„Er braucht erst mal seine Ruhe und wollte dann auch Totchi noch mal anrufen, wenn er sich wieder halbwegs beruhigt hat und sich wenigstens irgendwie in der Verfassung dazu fühlt.“ versuchte er ruhig zu erklären und lächelte dann zu dem Rothaarigen neben sich, dessen Blick er immer noch auf sich spürte.

Es war schön zu wissen, dass er ihm endlich so nahe sein konnte, wie er es sich seit Ewigkeiten gewünscht hatte, doch noch immer war eine gewisse Angst präsent. Vor allem, wenn schon 2 andere seiner Freunde solche Probleme hatten.

„Weißt du, was los ist?“ riss ihn Kaoru wieder aus seinen Gedanken.

Shinya verneinte und rutschte noch etwas weiter zu seinem Koibito, um sich leicht an ihn zu lehnen, Halt zu suchen.

„Er hat es nicht gesagt und ich wollte auch nicht nachfragen. Ich glaube, es ist so schon schlimm genug, als dass ich dann noch Salz in die Wunde streuen müsste.“ murmelte er und genoss es, dass Die nun auch den zweiten Arm sanft um ihn schloss, ihm somit das Gefühl von Sicherheit vermittelte.

Kaoru hingegen seufzte betreten.

„Schöne Scheiße. Wie konnte das nur passieren?“

Unwissend schüttelte der Braunhaarige den Kopf.

Doch gleich darauf fuhr er erschrocken zusammen, als sein Handy klingelte.

„Moshi Moshi?“ meldete er sich hektisch, sich nur langsam von dem Schock erholend.

„Er geht nicht ran.“ kam es gedrückt vom anderen Ende.

Ein Schniefen.

Shinya wusste sofort, von wem die Rede war, konnte das allerdings einfach nicht verstehen. Das war doch sonst nicht seine Art. Was sollte das also? Sollte Kyo am Ende doch recht gehabt haben?

//Nein! Ganz sicher nicht! Das kann nicht sein!//

Innerlich schüttelte der Drummer den Kopf. Das konnte, durfte einfach nicht sein.

„Hey, beruhige dich.“ sagte er beschwichtigend, doch die Sorge war genau herauszuhören.

„Wenn das so einfach wäre! Ich sage doch, er hasst mich! Er will nichts mehr mit mir zu tun haben!“ wimmerte Kyo brüchig, erneutes Schluchzen.

Sofort sprang der Jüngere, ungeachtet der Umarmung, auf und wollte gehen, beachtete die fragenden und besorgten Blicke, die auf ihm ruhten nicht.

„Komm schon! Du weißt, dass das nicht stimmt. Warte einen Moment, ich bin gleich da.“ sagte er schnell und wollte sich auf den Weg machen, aber –

„Nein – Nein, bleib ruhig unten. Bitte, ich will euch den Tag nicht auch noch mehr versauen.“ kam es von dem Vocal.

„Aber...“

„Nichts aber! Bleib unten, okay!“

„Ja, und was ist mit dir?“

Fragend hob der Drummer den Blick, sah hinauf zu Kyos Fenster, als wenn er dort eine Antwort bekommen würde.

„Ich komme schon klar. Ich bringe mich schon nicht um.“ war diese nach kurzer Zeit. Eine Antwort, die vor lauter Sarkasmus aus allen Nähten platzte.

„Okay, aber Kyo, versprich mir, dass du nichts Dummes tust!“

„ShiShi, ich mache nur dumme Dinge!“ gab der Sänger gedrückt zurück.

Shinya seufzte.

„Nichts Unüberlegtes, in Ordnung.“

„Ich verspreche es dir, Chibi. Und...danke.“ flüsterte der Kleinere ehrlich.

„Nichts zu danken.“ konnte Shinya gerade noch antworten, bevor das monotone Tuten die Stimme des Sängers ersetzte.

Ernst drehte er sich wieder zu den anderen um.

„So geht das doch nicht weiter!“

Ein Blick zu Kaoru und Tsukasa.

„Erst seid ihr Zwei im Beziehungsstress und jetzt haben die Beiden Ärger.“

//Ich will nicht der Nächste sein...!//

„Ich will nicht untätig zusehen müssen, wie sie daran zerbrechen. Woran auch immer.“

//Und am Ende vielleicht sogar die Band mitreißen oder ich mich für einen von den Beiden entscheiden muss.//

„Und was schlägst du vor?“ fragte der Leader und hob eine Augenbraue, während er Tsukasas Hand fest in der seinen hielt.

Shinya überlegte.

„Was haltet ihr von Billard?“
 

~*~
 

„Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“

Der Andere blieb stehen und drehte sich um.

„Hast du etwa eine bessere?“

“Nein, aber ich verstehe nicht, warum ich mit zu Kyo kommen soll.“ verteidigte sich der Größere und verschränkte die Arme vor der Brust.

Als Antwort erhielt er ein Schulterzucken.

„Du hättest auch gerne bei den Anderen mitgehen und Totchi suchen können!“ erwiderte er ruhig, doch der Zweite zog die Nase kraus.

„Bloß nicht! Die halten die ganze Zeit Händchen und wenn sie sich nicht gerade mit Nettigkeiten überschütten, knutschen sie rum! Ein Wunder wenn, sie unseren Bambi überhaupt finden!“ jammerte der Größere weiter, woraufhin die Lippen des Anderen ein flüchtiges Lächeln überflog, als er die Arme in die Hüfte stemmte.

„Sollte das eine Anspielung sein?“

“Anspielung worauf?“

Unverständnis.

„Darauf, dass ich mich nicht ausreichend um dich kümmere, Koibito.“ fuhr der Jüngere ruhig fort, als wäre es selbstverständlich.

Doch zur Antwort kniff der Andere missverstanden die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.

„So hatte ich das nun wirklich nicht gemeint!“ protestierte er.

//Ich würde dich nur viel zu schnell vermissen, wenn ich dich nicht in meiner Nähe haben kann. Jetzt, wo ich dich endlich habe, nachdem ich so lange auf dich warten musste.//

„Na also! Dann hör jetzt auf zu meckern und komm! Kyo reißt dir schon nicht den Kopf ab, auch wenn es schon etwas später ist.“ fuhr der Kleinere fort, wandte sich um und ging weiter seinen Weg durch den langen, beleuchteten Flur.

„Meinst du wirklich, dass er mitkommen will?“ fragte der Größere erneut und tippelte seinem Liebling hinterher, versuchte, ihn wieder einzuholen.

Dieser sah zu ihm auf.

„Auch wenn nicht. Ich will ihn jetzt nicht allein lassen, damit er sich nicht vollkommen zurückgesetzt und nutzlos fühlt, verstehst du?“

„Ja schon, aber...“

“Nichts aber! Versuchst du hier gerade, ihn loszuwerden, oder was?“ fragte der Kleinere empört und blieb vor der Tür ihres Gesprächsthemas stehen, verschränkte die Arme vor der Brust.

War er am Ende vielleicht sogar noch eifersüchtig oder wie sollte er sein Verhalten interpretieren?!

„Nein, versuche ich nicht!“ versuchte der Andere sich weiter zu verteidigen und zog einen Schmollmund.

„Und wieso diskutierst du dann die ganze Zeit mit mir, ob er nicht doch besser allein in seinem Zimmer bleiben sollte? Hast du Angst vor ihm?“

„Nein, habe ich nicht! Ich mache mir lediglich Gedanken!“

„Ich mir auch. Und ich habe keine Lust, ihn vergammeln zu lassen!“ sagte er verhältnismäßig sanft, doch der ausgesprochen gereizte Unterton ließ keine weitere Widerrede zu.

Der Jüngere gab seinem Koibito noch einen kurzen Kuss auf die Wange, dann klopfte er.

Einige Zeit geschah nichts, dann drehte sich der Schlüssel im Schloss und die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet.

Ein kleiner Blondschopf sah vorsichtig heraus.

„ShiShi?“

Verwundert hob er eine Augenbraue. Dann wanderte sein Blick weiter zu dem Gitarristen neben dem Chibi.

„Was macht ihr hier?“ fragte er sichtlich verwirrt und öffnete die Tür weiter.

Die runzelte die Stirn.

„Du hast schon Schlafsachen an?“

Ein schwaches Nicken.

„Hai, ich wollte mich eigentlich gerade hinlegen, bin müde.“

Er sah wieder zu dem Drummer.

„Und ich habe dir doch gesagt, du sollst unten bleiben!“

„Kyo, das war vor –“ ein Blick auf die Uhr „- knapp 3 Stunden. Es ist noch nicht einmal 9 und du willst schon schlafen?“

Der Sänger nickte zaghaft, veranlasste Die dazu, eine Augenbraue zu heben.

„Also, was wolltet ihr hier?“ erhob Kyo wieder die Stimme, bevor sie sich noch länger anschweigen konnten.

„Wir wollten dich eigentlich abholen.“ ergriff nun auch der Rotschopf das Wort.

„Abholen wozu?“

„Wir wollten ne Runde Billard spielen, etwas trinken und einfach mal ein bisschen Spaß haben und so.“ redete der Ältere weiter und lächelte auf ihren Vocal herab.

„Kommt...Kommt Totchi auch mit?“ fragte der Blonde leise und biss sich unmerklich auf die Unterlippe.

Er wusste nicht, ob er Toshiya nun ansehen konnte, ohne in Tränen auszubrechen und vor Sehnsucht zu zerbrechen.

Der Chibi betrachtete ihn und überlegte einige Zeit, bevor er nickte.

„Hai, eigentlich sollte er auch mit. Aber ich weiß nicht einmal, ob Kao und Tsukasa ihn überredet kriegen.“

Mit glasigem Blick sah der Blonde zu dem Jüngeren auf, während er von Die genau gemustert wurde.

Dieser zweifelte ernsthaft, dass der Sänger mitkommen würde. So wie der schon aussah.

Vor allem, wenn Toshiya dabei war.

Keiner der Unbeteiligten wusste, worum es in dem Streit ging, nicht einmal Shinya, aber dass er heftig gewesen sein musste, das wussten sie alle.

Doch entgegen seiner Vermutung nickte der kleine Blondschopf.

„Okay, ich komme mit. Ich ziehe mich nur schnell um.“

Vielleicht war das die Gelegenheit, noch einmal mit ihm über alles zu reden.
 

~*~
 

Sie hatten Teams gebildet. Bei sechs Leuten ging das immerhin genau auf.

Toshiya spielte mit Kaoru uns Tsukasa zusammen, während Kyo mit Die und Shinya eine Mannschaft bildete.

Jedoch eine unvollständige.

Kyo beteiligte sich nicht am Spiel.

Er hatte sich in eine der dunklen Ecken des kleinen, stickigen und lauten Clubs verzogen. Und davon gab es dort immerhin genug. So konnte ihn wenigstens keiner sehen. Sehen, wie er zusammengekauert auf einer Bank in der Nähe seiner Freunde saß, in einer Hand eine seiner Philip Morris, seinen Blick beinahe durchgängig auf seinen Freund geheftet.

Er wurde ignoriert und auf bizarre Weise zerriss es ihm das Herz.

Immerhin wollte er doch eigentlich nur seine Ruhe.

Nur nicht vor –ihm-.

Trotzdem handelte er doch genauso, ignorierte alles um sich herum.

Er hatte doch auch nur Augen und Gedanken für –ihn-, den Rest der Welt gab es nicht mehr. Er war verloschen, in dem Moment, als –er- ihm wieder vor die Augen trat.

Außer...

Außer der Person, zu der –er- immer und immer wieder herübersah.

Nachdenklich zog er an seiner Zigarette. Er bemerkte nicht, dass seine Finger etwas zitterten.

Er überlegte schon die ganze Zeit, was der Fremde mit dem Bassisten zu tun haben könnte. Immerhin wirkte Toshiya so...interessiert.

Die ganze Zeit beobachtete der Bassist den Schwarzhaarigen und schien nicht zu bemerken, dass das Gleiche auch durchgängig mit ihm getan wurde.

Der Blauhaarige nippte noch einmal mit einem nachdenklichen Blick zu dem jungen Mann an seinem Getränk und wollte zu ihm gehen, als Kaoru ihn in die Seite knuffte.

Was genau er ihm sagte, konnte Kyo nicht verstehen, doch Toshiya nickte nur knapp.

Doch dann sah er, anscheinend wie aus Reflex zu Kyo herüber.

Ertappt zuckte der zusammen und in ihm verkrampfte sich alles, als er in die verzweifelten Augen des Bassisten sehen konnte.

Doch sofort wandte dieser den Blick wieder ab und schenkte dem Billardtisch seine Aufmerksamkeit.

Ein weiteres Mal musste Kyo schwer schlucken.

//Du wirst mich also weiter missachten, weitermachen wie vor dem Urlaub und mich so lange leiden lassen, bis ich daran zerbreche, als Strafe für das, was ich dir angetan habe. Aber soll es wirklich so weitergehen? Wann wirst du mir endlich einfach zuhören?//

Die Trauer und die Verständnislosigkeit in dem Blick des Größeren, hatten alles nur noch schlimmer gemacht, als es ohnehin schon war. Wieso nur musste die Welt so ungerecht zu ihm und seinem Bassisten sein?!

Doch gleich nachdem der seinen Stoß gemacht hatte, legte er seinen Koe beiseite und entschuldigte sich für einen Moment.

Der Sänger zog seine Beine noch enger an seinen Körper und sah ihm sehnsüchtig hinterher.

Wohin ging er?

Lagen die Toiletten nicht in der anderen Richtung?

Der kleine Vocal konnte nur noch erkennen, wie sich Toshiya mit dem Fremden unterhielt, lächelte, dann drückte er verzweifelt aufschluchzend sein Gesicht gegen die Knie.

War er denn so leicht zu ersetzen?

...

Was hatte er denn erwartet?

Es sollte doch einfach nur aufhören wehzutun!
 

Er beobachtete ihn, das spürte er genau.

Dieses seltsame, warme Gefühl auf der Haut konnten nur seine Blicke auslösen. Trotz allem...

Und genau diese Blicke machten ihn nervös, also kam es ihm gerade recht, dass er sich ablenken konnte.

Denn am anderen Ende des Clubs hatte er eine Person entdeckt, die er kannte.

Und genau diese Person zog nun seine Aufmerksamkeit auf sich, denn diesmal war er es, der traurig und allein aussah.

Vielleicht sollte er einfach rübergehen und ihn zu sich und den anderen holen? Dann hätten Die und Shinya auch einen Ersatzspieler und es würden ausgeglichene Verhältnisse gelten.

Wenigstens in dieser Hinsicht.

Verstohlen nippte er an seinem Glas, doch ein Stoß in die Seite ließ ihn aufschrecken.

„Du bist dran.“ sagte ihm der Leader leise und zog Tsukasa weiter in seinen Arm.

Der Bassist sah nur ausdruckslos in das lächelnde Gesicht vor sich und nickte kurz.

Dann sah er zu Kyo hinüber.

Dieser Blick, dieser sehnsüchtige Blick schien ihn förmlich anzuflehen.

Zu betteln nach wenigstens etwas Wärme.

Schnell wandte er seine Aufmerksamkeit wieder anderen Dingen zu und ihm wurde klar, dass es wahrscheinlich ewig dauern würde, ehe er mit Kyo wieder normal umgehen konnte. Jetzt nachdem er ihm so diese Seite von sich gezeigt hatte und es eigentlich nur wieder tun wollte.

//Verdammt, er liebt dich nicht, das hat er selbst gesagt.

Und trotzdem sieht er mich so an.

Logisch, ich war auch immer traurig, wenn ich was verloren habe, manchmal auch nur, weil es mir gehört hat, nicht, weil es mir wirklich etwas bedeutete.//

Nachdem er beinahe frühzeitig die schwarze Acht versenkt hatte, grinste er noch einmal entschuldigend und drängte sich dann, nach einer Ausrede an Die und Shinya, vorbei zu dem Schwarzhaarigen nur wenige Meter weiter.

Er war sich sehr wohl bewusst, dass der Blick des kleinen Sängers ihn nicht loslassen würde und genau diese Tatsache war es, die sein Herz weiterbluten ließ.

Wieso hatte es nicht einfach so weitergehen können? Es war doch so schön gewesen.

Wieso hatte Kyo ihn als Besitz ansehen müssen? Er wollte geliebt werden und nicht ein Spielzeug von vielen sein.

Wieso konnte Kyo ihn nicht einfach lieben?

Aber jetzt war es sowieso zu spät. An Kyos Einstellung –an allem- würde sich sowieso nichts mehr ändern...oder?

„Hey Kei.“ erschrocken sah der Angesprochene auf, dann lächelte er leicht.

„Hey, ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen.“

Auch Toshiya lächelte nun leicht und setzte sich zu dem Jüngeren.

„Ich auch nicht. Und vor allem nicht mit vertauschten Rollen.“

Kei hob eine Augenbraue.

Vertauschte Rollen?

„Wie meinst du das jetzt?“

„Naja, diesmal bist du alleine. Ich bin mit den anderen hier.“

Mit einem Kopfnicken deutete er zu den anderen 5, die schon wieder mit sich selbst beschäftigt waren und nicht auf ihn achteten.

Alle bis auf einen...

Er schluckte schwer doch dann wurde er von Kei wieder aus den Gedanken gerissen.

„Ach so? Ihr macht zusammen Urlaub? Oder habt ihr hier etwas Geschäftliches zu tun und heut nur mal einen freien Tag oder Abend?“

„Nein nein, wir machen ausnahmsweise mal zusammen Urlaub. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir auf die Idee gekommen sind. Ich glaube, Die wollte nicht allein sein und da hat Kao eher aus Spaß den Vorschlag gemacht.“

Toshiya grinste.

Das war derzeit schon so eine Sache gewesen, alle von dieser Idee zu überzeugen und dann auch noch Kyo dazu zu bewegen, nach Amerika zu fliegen.

„Das stelle ich mir irgendwie lustig vor. Den Vorschlag könnte ich bei uns auch einmal anbringen. Dann wäre ich jetzt nämlich auch nicht so alleine und hätte etwas mehr zu tun.“

Auch Kei grinste. Offensichtlich hatte er sich bei Toshiya angesteckt.

„Naja, so lustig ist es auch nicht immer. Aber wen meinst du mit ‚wir’?“

Kei lachte kurz.

„Kannivalism. Die Band in der ich spiele. Noch nie gehört?“

Der Bassist bekam große Augen.

„Nein, komischer Weise noch nicht. Was spielst du denn?“ fragte er neugierig weiter.

„Gitarre. Überrascht?“

Kei grinste. Toshiya sah doch einfach zu niedlich aus, wenn er so völlig überrumpelt war.

„Ehrlich gesagt, ja. Du siehst so jung aus, das hätte ich dir gar nicht zugetraut.“

„Hey, ich bin zwar erst 18, aber das heißt doch nicht, dass ich nicht in einer Band spielen darf. Es gibt mehr als genug, die noch viel jünger sind als ich.“

Kei lächelte und doch schwang in seiner Stimme ein gewisser Vorwurf mit und Toshiya musste feststellen, dass er wirklich richtig lag.

„Hai, du hast ja Recht. Naja, auch egal, oder?! Aber sag mal, willst du nicht mit zu den anderen rüberkommen?“

„Klar, gerne. Ich habe hier sowieso nicht viel zu tun.“ kam prompt die Antwort, bevor sich Kei noch einmal umsah und dann aufstand, um dem Bassisten zu folgen.
 

Noch immer lag der Blick des kleinen Sängers auf seinem blauhaarigen Freund.

Warum musste er sich so sehr vergraben?

Und waren es wirklich Tränen, die er auf den Wangen des Vocals erkennen konnte?

Wieso sagte er niemandem, was passiert war, sondern starrte Toshiya stattdessen die ganze Zeit aus glasigen Augen hinterher?

Das würde ihm doch sicherlich weiterhelfen, oder nicht?

Fragen über Fragen prasselten auf den zierlichen Körper ein.

Doch so fand er einfach keine Antwort und das ließ ihn schier verzweifeln.

Starke Arme schlangen sich um seine Taille und zogen ihn an einen anderen Körper. Einen, der fremd und gleichzeitig doch so vertraut war.

Vorsichtig lächelnd legte er seine Hände auf die, die seinen Bauch streichelten, dann sah er auf in die wärmenden braunen Augen des Anderen.

„He Chibi, was ist los?“ fragte der Größere ruhig, doch der Angesprochene schüttelte nur den Kopf.

„Nichts, ist schon gut.“ versicherte er ebenso leise, woraufhin der Rotschopf gedämpft seufzte.

Zwar war er mit der Antwort alles andere als zufrieden, aber dennoch fragte er nicht weiter.

Irgendwann würden sie sich sicher darüber unterhalten können.

Irgendwo, wo es nicht so dunkel, nicht so laut und nicht so stickig war.

Und vor allem allein.

Auch weiterhin lächelte Shinya ihn vorsichtig an, dann drehte er sich völlig zu dem Gitarristen um und legte seine Arme um dessen Hals. Er gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss, bevor er sich zu seinem Ohr beugte.

„Entschuldigst du mich kurz? Nur einen Moment.“ flüsterte er sanft, dann ließ er Die los und ging zu ihrem Vocal herüber, ohne auch nur eine Antwort abzuwarten.

Der Größere konnte nichts weiter tun, als ihn widerwillig gehen zu lassen und ihm hinterher zu sehen.

Shinya –sein Shinya- kümmerte sich liebevoll und oft um seine Freunde, weil er sie nicht leiden sehen wollte, das wusste er und hatte das auch ab und zu einmal selbst erfahren.

Aber nun, wo er sich so sehr um Kyo kümmerte konnte er beinahe eifersüchtig werden.

Er biss sich auf die Unterlippe und drehte sich wieder zu den anderen um, die bereits darauf warteten, dass er weiterspielte.

Also tat Die ihnen diesen Gefallen und versenkte eine Kugel nach der anderen, während er versuchte, jegliche Gedanken dieser Art aus seinem Kopf zu verbannen.

Er wusste doch eigentlich ganz genau, dass Shinya ihn liebte und er nicht zu zweifeln brauchte.

Oder?
 

~*~
 

[1] -Mushi-, Lied 12 auf der Kisou

XIV

So~...da ist es also, das 14. Chap.

Ich wollte es noch hochladen, bevor ich vorerst die meiste Zeit kein Internet mehr habe, damit ihr nicht noch länger warten müsst.

Mein KreaTief scheint zwar immer noch nicht vorbei zu sein und ich fürchte das merkt man auch..>.>...aber ich geb mir Mühe und werd auch weiter fleißig weiterkritzeln...^^

Also dann viel Spass beim lesen ^^
 

~Yo~
 

~XIV~
 

„Hey.“

Vorsichtig setzte er sich zu dem Anderen.

„Hey.“ nur ein leises Murmeln. Keine weitere Reaktion.

Langsam beugte Shinya sich vor und suchte vergeblich nach dem Blick des Älteren.

Doch so bemerkte er, dass noch immer Tränen aus den Augen des Sängers traten.

Zaghaft hob er die Hand und wischte sie ab. Nun sah Kyo ihn doch an und lächelte gequält.

„Chibi, hör auf, dir Sorgen zu machen. Kümmere dich lieber um Die, sonst wird er noch eifersüchtig.“

//So wie ich es war, auf Dinge, auf die ich es nie hätte sein müssen. Ich habe Sachen gesagt und getan, die ich nie wirklich so gemeint hatte, über die ich nicht nachgedacht hatte, und habe so unsere ganze Beziehung kaputt gemacht... Und vielleicht auch einen sehr lieben Menschen, der mir verdammt viel bedeutet...//

Traurig wandte er den Blick wieder ab und der Drummer seufzte leise.

„Kyo, ich kann mir momentan aber nur Sorgen um dich machen, so wie du dich auf einmal vor uns verschließt. Hast du denn jetzt schon einmal wieder versucht, mit ihm zu reden? Er kann dir doch nicht ewig ausweichen.“ sagte er etwas vorwurfsvoll und sah den Sänger ernst an, während er ihm beruhigend durch das Haar strich.

Doch Kyo schüttelte nur den Kopf.

„Und ob er das kann!“

Er hob den Blick und sah zu dem Blauhaarigen herüber.

„Sieh ihn dir doch an. Für ihn ist es nicht schwer, einen Ersatz für mich zu finden.“

//Kein Wunder. Es ist kein Kunststück, einen Menschen aufzutreiben, der wertvoller ist als ich...//

Doch nun war es an dem Drummer den Kopf zu schütteln.

„Unsinn, ich glaube kaum, dass er so schnell überhaupt nach einem Ersatz sucht. Ich denke du bedeutest ihm wirklich sehr viel, egal wie es scheint. In gewisser Weise ist er wie du. Er versteckt seine Probleme, um niemanden wissen zu lassen, wie es ihm geht und wie schwach er in Wirklichkeit ist.“

Kyo sah ihn ausdruckslos an und wollte nicht glauben, was er hörte.

Toshiya war auf keinen Fall wie er. Er war anders. Viel offener und normalerweise zeigte er es doch nach Außen, wenn es ihm nicht gut ging. Oder hatte er etwas verpasst?

Aber Shinya seufzte nur erneut.

„Weißt du, eigentlich wollte ich dir das nicht sagen, aber er liebt dich schon so lange. Er hat mir immer wieder vorgeschwärmt, wie schön es doch sein müsste, mit dir zusammen zu sein. Und nur kurze Zeit später war er wieder am Boden zerstört und ist auch nicht selten in Tränen ausgebrochen und das nur, weil er dachte, das mit euch Beiden könnte nie etwas werden. Aber all das hat er vor euch versteckt, oder hast du mitbekommen, wie er fühlt?“

Kyo senkte den Blick und schüttelte den Kopf.

Shinya hatte recht. Er hatte nie etwas bemerkt. War Toshiya denn tatsächlich so? Aber...

„Und jetzt kannst du dir sicherlich auch denken, wie glücklich er gewesen sein muss, als sein Traum jetzt vor ein paar Tagen endlich wahr geworden ist.“

“Und ich habe ihm dieses Glück sofort wieder genommen.“ brachte Kyo brüchig hervor und sah wieder in die braunen Augen des Anderen.

Doch der schloss diese nur kurz.

Verstand Kyo denn nicht, was er ihm sagen wollte?

„Aber es liegt auch in deiner Macht, dass er es zurück bekommt und du weißt, dass er es verdient hat! Und alles, was du tun musst, ist den Mund aufmachen!“

Hilfesuchend sah Shinya zu dem Bassisten auf, der mit Kei schon längere Zeit wieder am Billardtisch stand und sich mit den anderen unterhielt. Doch er schien der Einzige zu sein, der die heimlichen Blicke in ihre Richtung wahrnahm.

Aber als er den Blick des Braunhaarigen bemerkte, wandte er ihn sofort wieder ab.

„So wird er mir nicht zuhören. Er wird mir ausweichen!“ murmelte der Sänger in seine Knie und hob nun ebenfalls den Blick zu Toshiya.

Wie sehr er ihm doch schon jetzt fehlte. Er machte sich solche Vorwürfe, wegen allem, was passiert war.

„Und woher willst du es wissen, wenn du es noch nicht einmal versucht hast?“ riss Shinya ihn aus seinen Gedanken.

„Ich weiß es einfach!“ verteidigte sich der Vocal und schielte zu dem Jüngeren hinüber.

„Und was gedenkst du dann zu tun? Weiter hier rumsitzen und warten was kommt?“ fragte eben dieser scharf.

Kyo sah ihn groß an. Das war er von ihm nun gar nicht gewöhnt!

Doch dann ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen.

„Nein, ich habe eine bessere Idee.“

Und im nächsten Moment war er aufgesprungen und in der Masse verschwunden.
 

~*~
 

„Toshiya, willst du uns nicht einmal vorstellen?“ fragte der Rothaarige.

Es war schon eine Zeit her, dass ihr Bassist mit dem schwarzhaarigen Fremden wieder zu ihnen gestoßen war und sie hatten sich auch schon etwas unterhalten. Aber den Namen kannte er auch weiterhin nicht.

Doch Die war neugierig und wollte endlich wissen, mit wem sie es zu tun hatten.

Der Bassist lächelte nur entschuldigend. Wie konnte er das nur vergessen?!

„Natürlich, hab nur nicht dran gedacht. Also: Das ist Kei – Kei, das sind Die, Kao, Tsukasa und...“ verwirrt sah er sich um, bevor er wieder seine Freunde fixierte.

„Wo ist Shin?“

„Der ist vorhin zu Kyo gegangen.“ erklärte Kaoru ruhig.

Doch so ruhig, wie er schien, war er nicht. Es verwirrte ihn, dass der Blauhaarige nicht nach Kyo gefragt hatte, denn dieser war vor gar nicht allzu langer Zeit auch verschwunden.

War ihr Streit denn so heftig gewesen, dass selbst Toshiya jemanden ignorierte? Und dann auch noch gerade Kyo?

Toshiya allerdings schien die Verwunderung des Leaders nicht zu bemerken. Immerhin hatte er einen Grund, Kyo diese Ignoranz zukommen zu lassen, oder es jedenfalls zu versuchen.

Denn was niemand bemerkte war, wie sein Herz jedes Mal zu schmerzen begann, wenn er nur an den Blondschopf dachte.

Immer und immer wieder hörte er seine Worte und musste daran denken, dass er von dem Kleineren nur ausgenutzt worden war. Auch daran, wie naiv er selbst gewesen war, dass er darauf hereinfiel.

Aber wie heißt es so schön: Liebe macht blind.

Kei hatte inzwischen die Anwesenden begrüßt und unterhielt sich auch weiter mit ihnen, als Toshiya von einem Knuffen in die Seite aus seinen Gedanken gerissen wurde.

Ruckartig drehte er sich um und sah in ein Paar fragender haselnussbrauner Augen.

„Ich habe dich gefragt, wer das ist.“ wiederholte Shinya ruhig und deutete in die Richtung des Schwarzhaarigen.

Der Bassist blinzelte.

Hatte Shinya ihn vorher wirklich schon einmal angesprochen?

Er schüttelt den Kopf, um den Gedanken loszuwerden, bevor er den Drummer wieder ansah. Immerhin wartete dieser auf eine Antwort.

„Das ist Kei.“

Er lächelte vorsichtig.

„Und woher kennt ihr euch?“ hakte der Kleinere weiter nach.

„Naja...wir haben uns heute am Strand getroffen.“ erklärte der Andere daraufhin schlicht.

Shinya wollte gerade zu weiteren Worten ansetzten, als ein Quietschen Toshiya herumfahren ließ und er sah, wie Kei, die Arme schützend über den Kopf hielt und auf ihn zukam.

„Totchi, hilf mir!“ jammerte er gespielt und versteckte sich hinter dem Älteren.

Zunächst begriff der nicht, was los war, doch Dies und Kaorus Lachen sagten ihm schon alles und auch er musste grinsen, als ihm klar wurde, dass einer von den Beiden mal wieder nicht die Finger von den Haaren anderer lassen konnte.

Doch niemand beachtete Tsukasa in diesem Moment.

Er stand mit seinem Getränk neben dem Geschehen und hatte den Mund zu einem schiefen Grinsen verzogen.

Niemand hatte bemerkt, dass er das Verhalten der anderen in diesem Moment einfach nur kindisch fand.

Er beobachtete Kaoru schon die ganze Zeit und dachte über ihre Beziehung nach.

Zwar liebte er Kaoru, dessen war er sich sicher, aber wie weit diese Liebe wirklich noch reichte war ihm nicht klar.

Er vermisste ihn und wollte einfach nur in seiner Nähe sein und ihn glücklich sehen.

Doch das war dann, wenn er ihn nicht in seiner Nähe hatte, auch wenn es nur für einige Stunden war.

In diesen Momenten rief er den Älteren meist an oder besuchte ihn, so wie er es auch dieses Mal getan hatte. Aber auch nun erging es ihm wie immer.

Er war einige Zeit bei seinem Koibito und schon änderte sich die Situation. Er mochte ihn zwar, doch irgendwie zog Kaorus Nähe auch an seinen Nerven und er fühlte sich, als bräuchte er einfach nur eine Auszeit.

Und das, obwohl er wusste, dass er sich dann wieder nach seinem Gitarristen sehnen würde.

Es was, als empfände er für ihn so etwas wie...Teilzeitliebe.

Aber konnte er Kaoru denn mit einer solchen Teilzeitliebe, wie er es für sich im Geheimen in diesem Moment getauft hatte, überhaupt glücklich machen? Konnte er ihm wirklich geben, was er verdiente, wenn er ihm aus dem Weg ging, nachdem sie längere Zeit miteinander verbracht hatten, um nur einige Zeit später wieder aus Sehnsucht zu ihm zu krauchen?

Und er selber? Ja, wie fühlte er sich selber eigentlich?

Er wusste einfach nicht weiter? War es denn wirklich der richtige Weg, Kaoru nichts davon zu erzählen? Wie würde es weitergehen?

Was wäre denn das beste, was er für sie beide tun konnte? Irgendetwas musste ihm doch einfallen!

Er war verzweifelt, doch an diesem Abend sollte er nicht mehr dazu kommen, eine Lösung zu finden.

Plötzlich herrschte Stille im Raum, keine Musik dröhnte mehr aus den Boxen und ließ den Boden unter den Füßen vibrieren. Alle Blicke wandten sich in die Richtung des DJ´s und Protest wurde laut.

Doch von ihrer Position aus konnten die 6 Freunde nicht erkennen, was geschehen war.

Dann ertönte eine ihnen bekannte Stimme aus den Lautsprechern.

“Entschuldigt die Störung...“ begann er in gebrochenem Englisch, bevor er auf Japanisch fortfuhr.

„Ich...weiß mir einfach nicht mehr anders zu helfen. Ich habe heute einem Menschen sehr weh getan, das wollte ich nicht. Aber ich hatte nicht einmal die Chance, alles zu erklären...“

Toshiyas Gesichtsausdruck wechselte von Verwirrung zu Fassungslosigkeit.

Wollte Kyo ihm am Ende die Schuld für seine Worte geben?

Den Blick nach vorn geheftet schob er sich langsam unbewusst durch die Massen in Richtung des Mischpultes.

„...Doch genau diese Möglichkeit hätte ich nur zu gern. Ich würde zu gerne die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen, aber leider liegt das nicht in meiner Macht, aber ich möchte nicht, dass er weiterhin traurig ist...“

Der Bassist sah den kleinen Sänger, wie er da stand, das Mikro nervös in seinen Händen hielt. Er schien bemerkt zu haben, dass Toshiya in seiner Nähe war, denn er sah ihn direkt an. Der traurige Blick bohrte sich direkt in Toshiyas Augen und löste einen stechenden Schmerz in seinem Herzen aus.

„...Ich weiß nicht, was aus mir wird und es ist mir auch egal. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich trotzdem sehr gern habe. Und das werde ich immer tun, egal ob du mir verzeihen kannst oder nicht. Ich möchte nur, dass du mir ein paar Minuten gibst, in denen ich vielleicht alles erklären kann. Ich will dich wieder lachen sehen. Bitte!“

Wieder dieser flehende Blick, gemischt mit abgrundtiefer Trauer und Reue.

Der Blauhaarige schluckte, bemerkte nicht, wie ihm eine Träne über die Wange lief, als er den Blick abwand und aus dem Raum flüchtete.

Der kleine Blondschopf sah ihm nach und seufzte tief.

Würde Toshiya ihm trotzdem zuhören?

Gegen die Zweifel ankämpfend, gab er das Mikro an seinen Besitzer zurück, der noch eine Durchsage machte und dann wieder die laute Musik einschaltete.

Doch all dies bekam Kyo nicht mehr mit, da er völlig in Gedanken dem Jüngeren aus dem stickigen Club folgte.
 

~*~
 

Kei sah Toshiya verwirrt hinterher, als dieser sich zwischen den Menschen hindurchquetschte.

Was war denn jetzt los?

Er streckte sich und versuchte zu erkennen, wohin der Größere verschwunden war.

Doch alles, was er sah, war ein kleiner Blondschopf, der ihm auf irgendeine Art und Weise bekannt vorkam.

Aber es dauerte nicht lange und auch dieser war verschwunden und die Musik ging wieder an.

Fragend drehte er sich um und musste feststellen, dass auch die anderen recht überrascht waren.

Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und er runzelte die Stirn etwas, bis ihm eine Idee kam, als ihm Kyos Worte noch einmal durch den Kopf schossen.

„Sagt mal, sind die beiden zusammen?“ fragte er so laut, dass die anderen ihn verstehen konnten.

Shinya sah ihn an und schien nachzudenken, ob er ihm darauf wirklich eine Antwort geben sollte, als Die jedoch schon anfing herumzudrucksen.

„Etto...na ja...wie soll man das erklären...“

„Es geht dich zwar nichts an, aber sie waren es, bis sie sich heute gestritten haben.“ ergriff nun Kaoru das Wort.

Der Leader überlegte einen Moment, ob dies schlau gewesen war, doch dann kam er zu dem Entschluss, dass es weniger schlimm war, wenn ein Mensch mehr wusste, dass es Paare in der Band gab. Und immerhin wusste er nur von dem einen.

Doch Kei ging ein Licht auf.

Deshalb war Toshiya am Nachmittag so traurig und niedergeschlagen gewesen.

Es war zwar unhöflich, allerdings lag ihm eine Frage noch auf der Zunge.

Er kaute auf seiner Unterlippe, aber dann fragte er einfach.

„Wieso haben sie sich gestritten?“

Der Violetthaarige hob eine Augenbraue.

„Ganz schön neugierig, meinst du nicht? Aber wir wissen alle nichts, also können wir dir in dieser Hinsicht sowieso nichts sagen.“

Kei nickte nur verständnisvoll.

Kaoru hatte Recht. Er selbst würde es auch nicht so toll finden, wenn man ihn in dieser Richtung über seine Band ausfragen würde. Das taten die Reporter immerhin schon zur Genüge.

„Aber mal was anderes, wie lange bleibt ihr denn noch hier?“ versuchte er das Thema zu wechseln und die Dirus gingen nur zu gerne auf dieses versteckte Angebot ein.
 

~*~
 

Es war kalt.

Das realisierte er erst, als er einige Meter von dem Club entfernt zum stehen kam. Er bereute es, ihn ohne Jacke verlassen zu haben.

Was war das aber auch für ein schreckliches Wetter?

Sie hatten Japan nicht verlassen, um in die Kälte zu fliegen. Er hatte sich so sehr Sonne gewünscht.

Die Arme fest um seinen Oberkörper geschlungen, bemerkte er erst jetzt die Tränen, die lautlos ihre Bahnen über seine Wangen zogen. Fahrig wischte er sie mir einer Hand weg, nur um im nächsten Moment seine Fingerspitzen zu betrachten.

Wenn er es sich so überlegte. Was würde es ihm nutzen, wenn außerhalb die Sonne scheinen würde, doch in ihm herrschte ein einziger Orkan. Oder war es nicht doch eher ein Blizzard, der sich eiskalt seines Inneren bemächtigte?

Dabei wollte er das gar nicht. Er wollte auch nicht weinen, der Welt so seine Schwäche zeigen.

Er hatte versucht, Kyos Worte nicht allzu sehr auf sich wirken zu lassen.

Aber wieso hatte er nicht bemerkt, wie sehr sie sein Herz aufgewühlt und das Gefühl nach Außen getragen hatten?

Plötzlich nahm er eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und sah auf. In ihm zog sich alleszusammen, als er bemerkte, wie ihm ein gewisser Blondschopf genau in diesem Moment sein eigenes Hemd, das er bis dahin noch über seinem Shirt getragen hatte, über die Schultern legte.

Verwirrt sah er ihn an.

Hatte er etwa auch noch gezittert, sodass auch Kyo bemerkte, dass er fror? Aber er hatte ihn doch gar nicht um diesen Gefallen gebeten!

Außerdem musste der Vocal doch nun selbst frieren!

//...Wahrscheinlich macht er das nur, um mich wieder gut zu stimmen...//

„Totchi, ich...“ fing der Kleinere leise an, wurde aber von dem Bassisten forsch unterbrochen.

„Bild dir bloß nicht ein, dass ich wegen dir heule. Das tue ich ja, laut dir, sowieso andauernd nur, um irgendwie die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.“ fuhr er ihn an, doch Kyo senkte nur betreten den Kopf und schüttelte ihn kurz.

„So hatte ich das nicht gemeint...“sagte er leise, aber Toshiyas Antwort bestand lediglich aus einem verächtlichem Schnauben, während er sich unbemerkt weiter in das Hemd des Sängers kuschelte und unbewusst den geliebten Geruch einsog.

Schließlich rang er sich dennoch dazu durch, etwas zu entgegnen.

„Ach hast du nicht? Wie denn dann bitte?“

„Ich...ich habe Dinge gesagt, die ich nie so gemeint habe.“ gab der Sänger leise zurück, bevor er zaghaft den Kopf anhob und ihn aufrichtig ansah.

„Ich war nur so eifersüchtig.“ setzte er schließlich allerdings noch leise, aber mit Nachdruck hinzu.

Man merkte ihm deutlich an, dass er verzweifelt war und nicht mehr weiter wusste. Was sollte er denn tun, damit Toshiya ihm Glauben schenken würde?

Dieser sah ihn aber trotz allem zweifelnd an. Er überlegte, musterte den Kleineren ernst. Irgendwas gab ihm einfach das Gefühl, unsicher sein zu müssen.

„Aber du liebst mich trotzdem nicht.“ stellte er nach einer ewig scheinenden Zeit der Stille leise und traurig fest.

Ertappt wandelte sich der Blick des Sängers sofort. Er suchte nach Worten, wusste nicht, wie er das, was er dachte und fühlte in Worte fassen sollte, während er nervös seine Finger hin und herbog.

„Wie soll ich sagen...“ fing er nach einiger Zeit an, wandte jedoch den Blick ab und sah auf die Weiten des Ozeans, während er, für den Bassisten unbemerkt, fröstelte.

Was sollte er denn sagen? Er wusste es nicht, aber er konnte ohnehin nur hoffen, dass der Andere ihm bis zum Schluss zuhören würde, also sprach er weiter.

„...ich weiß nicht, wie es ist zu lieben. Ich hatte zwar schon einige Beziehungen bisher, aber wirklich Partnerschaft kann man das nicht nennen. Ich mochte die Mädchen zwar, aber sie waren nichts Besonderes für mich. Ich fand sie nett und hatte Spass mit ihnen. Aber irgendwann wurden sie mir alle zu langweilig und ich habe sie einfach fallen gelassen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Wenn ich ihnen überhaupt eine Art der Liebe entgegen gebracht haben sollte, dann war es nur die der körperlichen. So habe ich das jedenfalls bisher immer gesehen...“ sagte er leise, wurde von dem Blauhaarigen mit jedem weiteren Wort fassungsloser angestarrt.

Das war also Kyos Art, sich mit ihm versöhnen zu wollen? Er erzählte ihm solche Dinge, damit nicht diesmal ER fallengelassen wurde?

„Also war ich nur zu deiner persönlichen Unterhaltung gut und soll das jetzt tatsächlich so weiterführen? Tut mir leid Kyo, so läuft das nicht. Ich habe auch Gefühle und die hast du schon genug verletzt, findest du nicht?! Ich lasse nicht genauso mit mir spielen, wie alle, die du vor mir hattest. Nur dein Pech, dass du bei mir noch gar nicht zum Punkt gekommen bist, was?!“ gab er nur giftig zurück.

Für ihn war an dieser Stelle das Gespräch beendet und er wollte gehen und nicht ein weiteres Wort aus dem Mund des Sängers hören.

Doch in dem Moment, in dem er sich umdrehte, hörte er ein lautes und geschocktes „NEIN“ und bemerkte eine Hand, die ihn am Ärmel zurückhielt und wieder zurückdrehte. Genau in diesem Moment sah er direkt in zwei große, erschrockene und doch abgrundtief traurige braune Tiefen die sich regelrecht in seine bohrten und ihm einen Stich verpassten.

Er bemerkte, Kyo würde ihn nicht wieder gehen lassen, bevor er nicht wirklich alles geklärt hatte. Was auch immer noch folgen würde, er müsste es sich anhören.

Doch der abschätzende Blick des Bassisten ermutigte den Kleineren nicht sonderlich zum Weitersprechen.

Er schluckte schwer und suchte nach seiner Stimme. Was sollte er denn noch großartig falsch machen? Zerstört hatte er ohnehin schon alles, also konnte er nichts noch schlimmer machen. Doch dazu musste Toshiya ihm zuhören.

„Lass...lass mich doch erklären. Bitte!“ flüsterte er flehend, brachte den Angesprochenen jedoch lediglich dazu, die Arme vor der Brust zu verschränken.

„Was willst du mir bitte noch erklären? Ich weiß nicht, was du mir jetzt noch zu sagen hättest und auch nicht, wie sich das auf die Band auswirken wird, auch wenn es mir darum leid tut. Aber du hast mir klar gemacht, dass ich für dich nichts besseres als ein Spielzeug gewesen bin und jetzt halt endlich den Mund! Meinst du nicht, du hast mir schon genug weh getan?“ fragte er kalt. Doch auch wenn er es nicht zeigte, war es schwer für ihn, diese Kälte zu zeigen, das Zittern aus der Stimme zu verbannen und die Tränen zurückzuhalten.

Doch es gelang ihm, ganz anders als dem Sänger.

Er hatte Kyo noch nie weinen gesehen. Es war das erste Mal in der gesamten langen Zeit, in der sie sich nun kannten...Und Kyo weinte wegen ihm?

Der Vocal ließ verzweifelt die Hand sinken. Hatte es denn überhaupt einen Sinn, hartnäckig zu sein?

Hatte es denn einen Sinn, die Tränen und Wunden zu verstecken?

Er war nicht stark und das wusste er. Und es tat weh.

Doch schnell machte er sich klar, dass nicht nur er leiden würde, wenn er es nicht weiterhin versuchte, sondern auch weiter schwieg.

„Toshiya, bei dir ist es nicht wie bei den anderen.“ sagte er leise, doch mit Nachdruck, der den Bassisten dazu brachte, die Augenbraue zu heben.

Er war ernsthaft gespannt, welche Gemeinheit sich Kyo nun wieder ausgedacht hatte, wie er ihn dieses Mal wieder verletzen wollte und ihm mit Worten ins Gesicht schlug. Doch er beschloss, ihm einfach zuzuhören. Nicht nur Kyo und Shinya konnten eine Maske aufsetzten und so tun, als würde nichts und niemand sie berühren können.

Also sah er ihm direkt in die Augen und versuchte, ihm die Ablehnung förmlich ins Gesicht zu sprühen.

Doch Kyo senkte den Blick. Es machte Toshiya nervös, wie der Sänger seine Finger malträtierte, aber er blieb stur und wartete darauf, dass der Kleinere fortfuhr.

„Ich...weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es...es ist so anders eben. Ich weiß nicht, ob es dir zeigt, wie es mir geht, aber ich will es versuchen...“ sagte er leise und wandte nun den Blick zu den Sternen über ihnen und sie spiegelten sich in seinen braunen Tiefen, die von den Tränen traurig glänzten.

„Ich genieße deine Nähe mehr als alles andere und würde gerne jede freie Minute mit dir zusammen verbringen. Dabei ist es mir egal, was wir machen. Nur deine Gegenwart zählt und...beruhigt mich. Es...tut so weh, wenn du so abweisend bist wie in diesem Moment und ich dich nicht lächeln sehen kann, auch wenn ich das sehr gut nachvollziehen kann. Lange Zeit hat mich auch deine Anwesenheit glücklich...aber gleichzeitig auch nervös gemacht. Ich weiß, wie es ist, freundschaftlich zu jemandem zu stehen, das habt ihr mir in all den Jahren beigebracht. Aber bei dir...das...das ist keine Freundschaft mehr...ich weiß nicht, was es ist und wie weit es reicht, aber ich weiß, dass es keine Freundschaft mehr ist.“ endete er leise und sah nun den Bassisten an, versuchte herauszufinden, wie er reagieren würde. Doch dessen Gesichtsausdruck war unverändert.

Dabei wusste er doch nur selber nicht, wie er reagieren sollte.

Doch da er nichts tat, versuchte Kyo leise weiterzureden, um wenigstens eine Regung hervorrufen zu können. Es tat so weh, dass ausgerechnet Toshiya ihn so abwies.

„Ich will nicht, dass du so traurig bist, vor allem nicht, wegen mir. Ich will lernen, dich zu lieben. Dir einfach ohne übergroße Eifersucht und ohne dir wehzutun die bedingungslose Liebe schenken, die du verdienst. Und ich weiß, dass ich es kann, wenn ich nur will. Und ich will es wirklich. Du musst mir nur die Chance dazu geben. Nur eine.“

Mehr als ein Wispern brachte er allerdings nicht über die Lippen.

All dies überraschte Toshiya und verwirrte ihn. Er hatte sich vorgenommen, Kyo zu hassen, egal wie viel es ihn koste und wie sehr es ihn selbst zerstören würde. Er wollte ihn hassen, für all den Schmerz, den die wenigen Worte des Sängers ihm in dieser kurzen Zeit gebracht hatte.

Doch er bemerkte, dass genau das unmöglich war. Er konnte Kyo einfach nicht hassen...weil er ihn liebte.

Es tat immer noch weh, doch er hatte eine Möglichkeit, das zu vergessen und irgendwann den Schmerz gelindert zu haben. Kyo gab ihm diese Möglichkeit. Er musste sich nur überwinden und die Hand ausstrecken, damit der Sänger nach ihr greifen konnte.

„Kyo, für eine Beziehung muss man sich 100% vertrauen können...“ sagte er leise und um einiges sanfter.

Er erkannte genau, wie sich Kyos Blick schlagartig traurig verdunkelte. Er hatte es von Anfang an gewusst, und doch kam es dem Sänger vor, als würde der Teufel persönlich kommen und ihm unter höhnischem Gelächter das Herz aus der Brust reißen.

„...aber trotzdem könnten wir es versuchen. Irgendwann wäre auch sicher dieses Vertrauen ganz aufgebaut. Ich liebe dich einfach zu sehr, als dass ich dir ewig böse sein könnte. Nicht, wenn du das, was du eben gesagt hast, ernst meinst und es wahr machen wirst. Ich will nur hoffen, dass so etwas nie wieder passiert, verstanden?“ sagte er und grinste schief.

Er wusste, es war noch lange nicht vorbei und würde weiter weh tun, doch der Schmerz würde langsam verschwinden und dies war der Anfang vom Ende.

Sofort hellte sich auch der Blick des Sängers auf und er umarmte ihn impulsiv, als der Teufel ihm letzten Endes sein Herz zurückgeben musste, wegen eines Engels mit dem Namen Hara Toshimasa.

Seine Schultern bebten unregelmäßig, als seine innere Anspannung nachließ und er nun auch wieder den vergessen geglaubten Schmerz seiner Wunden spürte.

Doch all dies war ihm egal, als der Bassist ebenfalls seine Arme um den zierlichen Körper legte und ihn vorsichtig an sich drückte.
 

~*~
 

Es war spät, als auch Die ins Hotel zurückkehrte.

Schon, als er sein Zimmer betrat, bemerkte er, dass Shinya noch nicht schlief, obwohl er schon einige Zeit zuvor zurückgekehrt war.

Kurzerhand trat er zu dem Drummer auf den Balkon und kramte in seiner Tasche nach Zigaretten.

„Hey, ich hatte gedacht, du würdest schon schlafen.“ sagte er ruhig und zündete sich eine seiner Salem Light an.

Erst jetzt warf der Andere ihm einen Blick zu und lächelte vorsichtig.

„Du gewöhnst dir das wohl nie ab.“ fing er leicht strafend an, sah dann nach einem leichten Kopfschütteln wieder auf das Meer.

„Ich konnte nicht schlafen.“ antwortete er aber schließlich auf die Frage des Älteren.

Dieser sah seinen Liebling fragend an.

„Wieso nicht?“

„Ich...mache mir irgendwie Sorgen.“ sagte er leise und als er den Rotschopf ansah, bemerkte er, dass dieser ihm nicht folgen konnte. Also fuhr er fort.

„Den ganzen Rest des Abends habe ich weder etwas von Kyo, noch von Toshiya gehört. Ich wüsste gerne, ob sie sich wieder vertragen haben.“

Als er geendet hatte, hatte Die seine Zigarette zuende geraucht und beförderte sie über die Balkonbrüstung ins Jenseits.

Der Gitarrist seufzte leise.

„Shin-chan, kannst du nicht wenigstens für einen Abend aufhören, immer nur an die anderen zu denken?“

Er bemerkte durchaus den verständnislosen Blick und legte vorsichtig die Arme um den zierlichen Körper des Anderen, der sich auch sofort in die Umarmung lehnte.

„Wann fängst du endlich an, auch einmal einfach nur an dich selbst zu denken?“ flüsterte er, als er seinen Kopf auf der Schulter des Kleineren platzierte und ihn versöhnlich ansah.

Shinya verstand, was Die sagen wollte, doch wie aus Reflex senkte er den Kopf.

Der Rothaarige trat einen Schritt zurück, zog den Jüngeren etwas mit sich, und ließ sich schließlich, mit einem auffordernden Blick, auf einem der Stühle nieder.

Der Drummer lächelte und kam der Aufforderung gern nach.

Sobald er sich auf den Schoß des Größeren gesetzt hatte, legte dieser auch schon die Arme um die Taille des Jüngeren, der sich leicht an ihn lehnte.

„Sieh einfach mal dort hinauf, Shin!“ sagte er leise und sah hinauf in den sternenklaren Himmel. Während Shinya es ihm gleichtat, legte er vorsichtig eine Hand in den Nacken des Gitarristen und begann, ihn sanft zu kraulen.

„Stell dir doch einfach mal vor, die Sterne würden nur für dich scheinen.“ fuhr der Ältere fort und zog den leichten Körper näher an sich.

Doch er erreichte nur, dass der Drummer den Kopf schüttelte und kurz den Blick senkte, um seinen Koibito anzusehen.

„Ich will aber nicht, dass sie nur für mich scheinen. Ich will, dass sie es für uns tun!“ sagte er ruhig und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, bevor diese von einem zarten Kuss verschlossen wurden.
 

~*~
 

Es war schon spät und vor einigen Minuten war auch Tsukasa gegangen und hatte Kaoru mit Kei allein gelassen.

Auch einer der Beiden war bereits müde, doch er hatte seine Chance, den Abend mit dem Anderen zu verbringen, so einen heimlichen Traum seit langer Zeit zu erfüllen. Diese Chance wollte er sich nicht entgehen lassen.

Eingehend studierte er die Kugeln, die noch auf dem Billardtisch lagen, während er vorsichtig an seinem Glas nippte.

Unauffällig wanderte sein Blick immer wieder über den Körper des Anderen, über die feinen Züge des hübschen Gesichts.

Einen solchen Anblick hatte er sich nie träumen lassen. Jedenfalls hatte er nie damit gerechnet, dass er ihn jemals in Realität erleben könnte.

Ein verstecktes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, doch im nächsten Moment zuckte er zusammen, als ihm jemand auf die Schulter tippte.

Als der Gitarrist sich überrascht umdrehte, lächelte ihn ein Mädchen an. Zwar war sie jung und gut gebaut, doch es war spät und er war es gewöhnt, dass viele mit jeder weiteren Minute und jedem weiteren Glas am Abend ihre Schüchternheit ablegten und sich dann von jedem potentiellen Opfer begleiten ließen. Doch er wollte nicht zu solchen Opfern gehören.

Als sie bemerkte, dass ihr die gewollte Aufmerksamkeit geschenkt wurde, lehnte sie sich rücklings an den Billardtisch und strich die langen hellen Haare über ihre Schulter zurück, die im Licht des Clubs rötlich schimmerten.

„Na Kleiner, hast du heute Abend schon was vor?“ kam sofort die direkte und schon erahnte Frage und sie sah ihn mit einem verschmitzten Lächeln verführerisch an.

Doch ihr glasiger Blick und der süßliche Geruch von Alkohol bestätigten seine Vermutung, dass sie diese Nacht schon mehr, als nur ein Glas zuviel gehabt hatte.

Hilfesuchend wanderte sein Blick von ihr flüchtig zu dem Älteren, doch auch dieser sah ihn nur erwartungsvoll an.

„Nein danke!“ wehrte er die Fremde schließlich nur kühl ab und fuhr fort, die Lage der einzelnen Billardkugeln zu analysieren.

Das empörte Schnauben und das gemurmelte ‚Wichser’ überhörte er gekonnt und stellte sein Glas wieder auf den Rand des Tisches, als die „Lady“ verschwunden war.

„Wieso bist du nicht mitgegangen? Schlecht sah sie ja nicht aus, finde ich jedenfalls.“ kam plötzlich die Frage von der Seite, wobei Kaoru den amüsierten Unterton nicht verbergen konnte.

Erschrocken zuckte Kei ein weiteres Mal in so kurzer Zeit zusammen und sah vom Billardtisch auf. Eben hatte der Ältere doch noch am anderen Ende des Tisches gestanden!

Doch nach einem kurzen Blickwechsel mit dem nun leeren Platz beschloss er, wieder in die braunen Lichter des Anderen zu sehen.

Er zuckte mit den Schultern und setzte ein schiefes Grinsen auf.

„Sie war besoffen und nicht mein Typ.“ antwortete er also und versuchte, denselben Unterton zu treffen, wie der Kleinere zuvor, während nun auch Kaoru, wie die junge Frau zuvor, den Tisch als Lehne benutzte.

„So? Wie sollte dein Typ denn sein?“ war die Frage, die unweigerlich folgen musste und den Schwarzhaarigen einen Moment erstarren ließ.

//Wie du...//

Doch im nächsten Moment hatte er sich bereits wieder gefangen und sich am liebsten für die eigenen Gedanken geschlagen, die er nun allerdings auf den Alkohol schob.

Er fand den Älteren zwar schon länger toll, aber er kannte ihn nicht einmal richtig und er mochte ihn eigentlich mehr als Idol, als als irgendetwas anderes.

Doch nun tat er erst einmal, als müsste er nachdenken, bevor er erneut mit den Schultern zuckte.

„Wenn er kommt, erkenn ich ihn.“ sagte er nur gelassen. Ein ausgiebiges Strecken folgte.

“Außerdem bin ich müde...“ sagte er und setzte noch ein Gähnen hinzu, dann lächelte er den Gitarristen entschuldigend an.

Kaorus Augen weiteten sich etwas.

„Wieso hast du denn nicht vorher etwas gesagt? In welchem Hotel bist du denn? Vielleicht kann ich dich noch ein Stück begleiten.“ kam seine prompte Antwort.

Irgendwie mochte er den Jungen und bevor er noch unterwegs einschlief...

Doch eben dieser schüttelte, noch immer entschuldingend lächelnd, den Kopf.

„Danke, lieb gemeint, aber ich finde den Weg noch allein.“ sagte er und kratzte sich am Hinterkopf.

Er schien etwas zu überlegen.

Plötzlich griff er nach einem Stift und einem Zettel aus seiner Tasche und schrieb etwas auf, was er dem Älteren anschließend in die Hand drückte.

„Ich würde mich aber freuen, wenn du dich, oder irgendjemand anderes von euch, sich mal wieder bei mir meldet.“ sagte er noch lächelnd, dann drehte er sich um und verschwand in der Masse in Richtung Ausgang.

Kaoru sah in seine Hand hinab und lächelte.

Kei hatte ihm tatsächlich seine Handynummer gegeben.

XV

Heyo~

Das Yo is mal wieder im Lande und hat ein neues Chap mitgebracht.
 

Aber kaum is man mal ne Weile nicht da, da is auch schon wieder der Comp geschrottet ;^;

*schnöff*

Ihr habt wirklich Glück, dass ich das hier schon einer Freundin geschickt hatte und das deswegen nicht noch mal abtippen muss (das hätt ich selbstverständlich extra für euch gemacht, ich bin ja nicht so, aber es hätte auch dementsprechend lang gedauert...>.>...dafür ist das hier aber ganz und gar nicht kontrolliert, auch nicht von mir, weil ich das hier nur über Internetcafé machen kann...vielleicht kommt die verbesserte Variante dann später noch mal ^^°°)
 

Aber leider is nicht nur meine FF unwiederbringlich gelöscht sondern auch alle meine Bilder und Lyrics und Favoriten...

*bla*

*aufzählt*

*heul*
 

Ich glaube ihr könnt euch denken was jetzt kommt, ne...o.o

Ein verzweifelter HILFERUF!!!!
 

Da ich ja jetzt nicht mehr so oft ins Netz kann, weil ich ja nicht das Geld habe um jedes Mal die 300km und/oder mehr nach Hause zu fahren und ich schlecht XXX Stunden hier im Internetcafe nach Bildern etc. suchen kann (weil das auch viel zu teuer kommen würde und ich nicht mal wüsste, wie ich die denn auf dem Comp in der WG bekomme, um sie bei Gelegenheit noch mal anzusabbern XD) brauch ich jetzt ganz ganz dringend eure Hilfe...

*puppie eyes*

*fleh*
 

Die Sache is die: Ich wäre euch mehr als nur dankbar, wenn ihr mir ganz toll ganz viele Links schicken könntet (mit Bilder und Lyrics und allem was so dazugehört)...>Ö<

*bettel*

(bevorzugt (heißt aber nicht ausschließlich...*gg*): Déspairs Ray(was auch immer man da finden kann...bitte bitte schickt es mir(bzw. den Link dazu...), Dir en Grey (immer her damit ^^°°), Gazette (alles *-*); Miyavi(Bilders reichen erst mal bei ihm und denen, deren Name ich nicht noch mit einer Bemerkung verschandel...u///ú *schäm*), Nightmare, Ayabie, Baroque, SID, Mana-sama...mehr fallen mir spontan net ein...o.o°°)
 

Ihr wärt meine Lebensretter *süchtel* und ich würde mir auch noch ganz ganz viel Mühe geben, damit die nächsten Chaps so schnell wie möglich fertig werden und auch noch um einiges besser, als das was ich hier fabriziert hab...>.>
 


 

Und jetzt kommt gleich noch was wichtiges: DANKE!!! Für die ganzen Kommis die ich bisher bekommen habe...ich freu mich echt über jedes einzelne und ich werde mich auch weiterhin freuen (ihr dürft mir übrigens auch sagen, dass dieses Chap absolut misslungen ist, aber ich habs einfach nicht besser hinbekommen...ich gelobe besserung...^^°°°)

So, das musste jetzt einfach mal sein ^^...
 

Und jetzt genug gelabert:

Viel Spass beim Lesen und bis zum nächsten Mal ^^/))))
 


 

~XV~
 

Ein leises Schmatzen.

Noch einmal umdrehen, die Augen zusammenkneifen.

Sollte er sie wirklich öffnen?

Was war, wenn er nur geträumt hatte?

Was, wenn Toshiya ihm nicht verziehen hatte?

Würde er daran nicht zerbrechen?

Er musste es riskieren.

Also öffnete er vorsichtig ein Auge, sah sich kurz um, dann das andere, während er sich aufsetzte.

Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und plötzlich durchzog einen Schmerz seinen Körper und er dachte, alles in ihm würde sich zusammenziehen.

Er war allein.

Toshiya war also wieder gegangen, hatte ihn nach den stundenlangen Gesprächen in der Nacht doch wieder allein gelassen.

Er spürte den Kloß in seinem Hals von Sekunde zu Sekunde wachsen und schluckte schwer. Doch schließlich gewannen die Tränen den Kampf, nachdem er sich noch einmal genauer umgesehen hatte und bestätigt wurde, was er doch schon festgestellt hatte. Er legte sein Gesicht in die Hände und ließ der salzigen Flüssigkeit freien Lauf.

Warum musste das auch so wehtun?

Wieso musste er denn auch so dumm sein?

War es nicht logisch, dass sich der Bassist jeden nehmen könnte? Wieso sollte er ihn dann überhaupt wollen?

Plötzlich senkte sich das Bett neben ihm etwas und er zuckte leicht zusammen.

Er hatte gar nicht bemerkt, wie jemand den Raum betreten hatte. Und auch wenn, er wollte jetzt niemanden sehen.

Er sah nicht auf, sondern drehte sich von der Person weg.

Es wäre sowieso nicht Toshiya und er wollte nicht, dass die anderen ihn so sehen mussten.

Eine Hand an seiner Schulter ließ ihn erneut zusammenzucken.

„Kyo, was ist los? Tut dir etwas weh?“, fragte eine sanfte Stimme leise und man hörte die Sorge, die in ihr mitschwang sehr deutlich.

Sofort öffnete der Sänger die Augen und sah nun doch zu dem Anderen.

Vorsichtig strich ihm eine Hand durch das Haar und er lehnte den Kopf leicht gegen sie, er schloss die Augen etwas, als die Finger ihm liebevoll die Tränen von den Wangen wischten.

Als er sie wieder öffnete und in die besorgten Augen des Größeren sah konnte er gar nicht anders und legte impulsiv deine Arme um den warmen Körper.

Der Bassist erwiderte die Umarmung sofort und noch immer wich die Sorge nicht.

Wieso saß Kyo hier und weinte? Wieso sagte er denn nichts?

Vorsichtig strich er dem zitterndem Etwas in seinen Armen über den Rücken.

„Was ist denn los?“, fragte er nach kurzer Zeit leise und musterte dem Kleineren eingehend, der sich noch immer hilflos an ihn klammerte.

„Ich- Ich habe gedacht, du würdest mich doch...alleine lassen.“, brachte der nur leise hervor, bevor er seinen Blick zu dem Bassisten hob, der ihn nun erleichtert anlächelte.

„Ich hatte nicht vor, einfach zu verschwinden.“, kam die leise Antwort.

„Ich habe nur neues Verbandszeug geholt. Der müsste nämlich mal gewechselt werden.“, fuhr er nun wieder völlig ernst fort, als er den Vocal so weit von sich schob, dass er ihn problemlos mustern konnte.

„Der sieht nämlich ziemlich schlimm aus, als wäre das alles wieder offen. Das ganze ist ja völlig durchgeblutet.“

Die besorgten Worte brachten den Blonden dazu, mit geweiteten Augen an sich herunterzusehen und er fühlte sich wie vom Blitz getroffen, als er bemerken musste, dass der Bassist recht hatte.

Angstvoll sah er wieder zu dem Jüngeren auf, der kläglich daran scheiterte, ihn ermutigend anzulächeln.

„Vorsicht, ich mach ihn ab.“, sagte er leise, als er die Hände hob und Kyo von den Bandagen befreite.

Dieser schloss die Augen und presste seine Lippen zusammen. Wieso hatte er das denn selber nicht schon früher bemerkt?

Toshiya atmete erleichtert aus und erst da riskierte der Sänger es, ein Auge zu öffnen.

„Was ist?“, fragte er zögernd und öffnete auch das zweite Auge, als der Bassist lächelte.

„Es sieht jedenfalls nicht so aus, als wäre es entzündet oder aufgerissen. Tut es denn sehr weh?“

„Ich hatte nichts bemerkt, bis du etwas gesagt hast.“

Erleichtert nickte der Größere.

„Das ist gut. Ich bin zwar kein Arzt, aber ich würde sagen, wir machen das jetzt erst mal sauber und einen neuen Verband drum und dann sehen wir weiter, wie es sich entwickelt.“, sagte er nur fachmännisch und nickte zur Bestätigung.

Als er dann wieder in das Gesicht des Blonden sah, bemerkte er, dass er auch diesen mit seinem Lächeln ansteckte.

Im Moment war wirklich wieder alles in Ordnung.
 

~*~
 

„Ah! Aua! Das brennt!“

Grummelnd kniff er die Augen zusammen.

„Hab dich nicht so!“

“Aber...!“

Er drehte sich um und zog sich die Decke über den Kopf.

„Nichts aber! Das muss gemacht werden, sonst entzündet sich das doch noch!“

Ein weiteres Grummeln.

Kyo und Toshiya konnten auch kein bisschen Rücksicht darauf nehmen, dass andere noch schlafen könnten.

Doch plötzlich war er hellwach.

Wie spät war es, wenn selbst Kyo wach war?

Sofort sprang er aus dem Bett und durchsuchte sein Zimmer nach einer Uhr.

Er war kurz nach 11.

„Verdammt!“, murmelte er, war er doch bereits zu 10 mit seinem Freund zum Frühstück verabredet gewesen.

Unter Panik zog er sich so schnell es ging an und eilte dann zu dem verabredeten Café.

Auch wenn sie gering war, aber seine Hoffnung, dass der Andere noch dort sein würde, war noch nicht ganz geschwunden.

Und sie wurde belohnt.

Bereits als er atemlos das Gebäude betrat, konnte er ihn allein an einem Tisch ausmachen, den Blick aus dem Fenster gerichtet und die Tasse in beiden Händen.

Dass er nicht besonders fröhlich aussehen würde, hatte er bei seinen etwa 1 ½ Stunden Verspätung bereits gedacht.

So schnell es ging durchquerte er also das Café und ließ sich mit einem entschuldingenden Lächeln auf den Stuhl gegenüber seines Koibitos fallen.

Dessen Blick wandte sich nun von dem Panoramafenster zu seinem Gegenüber, dann zu seiner Armbanduhr.

„Du bist so ziemlich zu spät.“, bemerkte er trocken und mit gehobener Augenbraue.

Doch der Angesprochene griff nur über den Tisch nach der Hand des Anderen und sah ihm flehend in die Augen.

„Ich weiß und es tut mir leid, aber ich habe total verschlafen.“, beteuerte er, worauf sein Liebling den Blick senkte und nickte, als er die Tasse abstellte.

„Das habe ich mir beinahe gedacht. Du weißt, dass das ein schlechtes Omen ist? Aber immerhin ist es das erste Mal in der ganzen Zeit, in der wir uns kennen. Sonst bist du ja auch immer pünktlich, ne Kao-chan.“, kam die Antwort und der Jüngere sah nur mit einem Lächeln auf den Lippen auf.

„Hai! Sonst war ich immer pünktlich und werde es auch immer sein. Jedenfalls bei dir.“, sagte er und erwiderte das Lächeln warm. Vorsichtig führte er die Hand des Drummers zu seinen Lippen und hauchte einen zarten Kuss darauf.

„Aber guten Morgen erst einmal.“, fuhr er dann leise fort.

Auf den Wangen Tsukasas ließ sich ein leichter Rotschimmer ausmachen, als er schüchtern den Blick abwandte.

„Hai, guten Morgen.“, war seine gemurmelte Antwort.

Vorsichtig zog er die Hand wieder zurück und schielte zwischen ein paar Strähnen hindurch zu seinem Leader.

„Aber sag mal, hast du eigentlich schon etwas gegessen?“, kam von dem die nächste leise Frage, woraufhin der Drummer mit dem Kopf schüttelte.

„Ich habe darauf gehofft, dass du noch auftauchst und mir als Entschädigung etwas spendierst.“, grinste er verschmitzt und Kaoru musste leise lachen.

„Hilfe, ich werde gerade von einem Zaunpfahl erschlagen. Aber das mache ich doch glatt.“ , sagte er breit grinsend und griff nach der Karte, um ein schönes Frühstück für sich und seinen Freund auszusuchen.
 

~*~
 

Er tat ausnahmsweise was ihm gesagt wurde und stand einfach still und mit ausgebreiteten Armen im Raum.

Aber auf irgendeine Art und weise fand er das gerade sehr eigenartig.

„Meinst du nicht, dass es eine einfachere Möglichkeit gibt?“, fragte er zweifelnd und folgte dem Anderen, der gerade eine weitere Runde um ihn herum antrat.

Dieser blieb kurz stehen und sah mit einem breiten Grinsen zu ihm auf.

„Natürlich, aber das wäre nicht so lustig.“, stellte er fest und kicherte, als er weiterlief.

Kyo schüttelte nur mit gehobener Augenbraue den Kopf.

Na wenn das komisch war? Er hätte jedenfalls schon längst einen Drehwurm.

„Na wenn du meinst.“, sagte er nur ruhig, musste aber trotz allem ebenfalls grinsen.

Toshiyas Ideen waren manchmal wirklich eigenwillig. Und dennoch entlockten sie ihm meist wenigstens ein Lächeln.

Das sollte immerhin schon etwas heißen!

Und immerhin waren sie nun sowieso schon fast fertig und schon im nächsten Augenblick fixierte der Bassist den Verband entgültig.

„So, fertig!“, verkündete er strahlend und stemmte zufrieden die Hände in die Hüften, als er stolz Kyos neuen Verband betrachtete.

Dieser sah zunächst an sich hinunter, bevor sein Blick wieder zu dem Blauhaarigen wanderte.

„Meine Arme sind erstarrt, ich kann sie nicht mehr bewegen und bekomm sie auch nicht mehr runter.“, gab er sarkastisch von sich, doch es ließ das Grinsen vom Gesicht des Größeren nicht verschwinden.

Langsam näherte er sich dem Vocal.

„Na dann werde ich dir wohl helfen müssen.“, sagte er leise, als er direkt vor ihm stand und langsam und vorsichtig dessen Arme herunterdrückte und dann seinerseits seine Arme sanft um den kleinen Körper legte.

„Du bist mein Held.“, erwiderte eben dieser leise und lehnte sich leicht an den Jüngeren.

Ein flüchtiges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er wollte dem Anderen einen sanften Kuss auf die Lippen hauchen, als dieser den Kopf etwas zurückzog und ihn so davon abhielt.

„Du hast sicher Hunger, so wie ich dich kenne.“, sagte er nur leise und ließ Kyo wieder los.

Egal wie sehr er es wollte, doch irgendetwas in ihm sträubte sich noch dagegen, den Sänger schon wieder so nahe an sich heranzulassen., auch wenn den das offensichtlich verletzte.

„Lass uns runtergehen. Es ist sicherlich noch etwas da.“, fuhr er fort und hielt dem Sänger sein Shirt entgegen.

Diesem war das Lächeln bereits vergangen und er nickte lediglich ernst, als er das Oberteil entgegennahm und sich vollständig anzog.

Währenddessen war der Bassist bereits zur Tür gegangen und wartete nur darauf, dass der Kleine fertig wurde.

Dieser ging schließlich zu ihm und stellte sich etwas auf die Zehenspitzen, um dem Bassisten einen zarten Kuss auf die Wange zu hauchen, während seine Hand auf der anderen Seite ruhte.

„Ich weiß, dass du mir nicht gleich verzeihen kannst. Du hast alle Zeit der Welt, aber bitte lass mich trotzdem nicht allzu lange warten.“, flüsterte er ihm sanft ins Ohr, bevor er vorsichtig lächelnd die Hand von der Wange des Bassisten gleiten ließ und dann mit gesenktem Blick den Raum in Richtung Speisesaal verließ und einen ebenfalls lächelnden Bassisten zurückließ.

Egal was alle sagten, tief in seinem Inneren war sein Kyo wirklich ein Schatz.
 

~*~
 

Helles Sonnenlicht kitzelte seine Nase und er wackelte leicht mit dieser.

Er sog den bekannten und doch fremden Geruch ein und ein glückliches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.

Vorsichtig öffnete er die Augen und richtete sich leicht auf.

Er betrachtete die Person, an deren Rücken er sich die ganze Nacht über gekuschelt hatte und strich sanft über den Oberarm des Jüngeren, wollte ihn nicht wecken.

Und ein weiteres Mal kam ihm der Gedanke, wie süß der Drummer doch in diesem Winnie Pooh- Pyjama doch aussah, vor allem wenn er schlief.

Bei anderen 23-Jährigen hätte er es wahrscheinlich zu kitschig gefunden, doch bei Shinya fand er ihn einfach niedlich.

Seinem Shinya.

Plötzlich regte sich der Herrscher seiner Gedanken und sah ihn müde lächelnd an, während er sich auf den Rücken drehte.

„Morgen.“, hauchte er leise und strich einige von Dies Strähnen zurück, der sich nun auf beiden Seiten des Drummers auf dem Bett abstützte, den Drummer so, aber auch mit seinem liebevollen Blick gefangen hielt.

Wie oft hatte er sich gewünscht, neben ihm aufwachen zu können und ihn in seiner Nähe zu wissen.

Und nun war es endlich real.

„Morgen. Habe ich dich geweckt?“, fragte der Gitarrist leise, doch der Angesprochene schüttelte lediglich den Kopf.

„Ich war schon länger wach.“, sagte er noch leise, bevor er seine Hand in den Nacken des Rothaarigen legte und ihn zu sich zog, um ihm einen Kuss zu rauben.

So oft hatte er davon geträumt, sich vorgestellt, wie warm und weich die Lippen des Gitarristen doch sein mussten, nun konnte ihn nichts mehr davon abhalten.

Die erwiderte den Kuss nur zu gern, ließ dabei seine Hand etwas an der Seite des Drummers hinunterwandern.

Er kannte Shinya und er wollte ihn nicht bedrängen, doch seine Hand tat einfach was sie wollte, bis er sie wieder unter Kontrolle hatte und sie an der schmalen Taille des Jüngeren zum liegen kam.

Dieser gab lediglich einen verneinenden Laut von sich, als besagte Hand ihre Reise antrat, wusste er doch nicht, wo diese enden würde, und doch genoss er es, dem Rothaarigen endlich so nahe sein zu können, wie er es schon so lang gewollt hatte.

Doch genauso plötzlich, wie der Kleinere angefangen hatte, beendete er es auch wieder und drückte Die sanft etwas von sich.

Beinahe erschrocken bemerkte der Gitarrist den fragenden zurückhaltenden Blick des Anderen.

„Shin, was...?“, fing er verwundert an.

„Bist du dir sicher, dass das keine Eintagsfliege ist?“, unterbrach Shinya ihn leise, doch Die runzelte die Stirn.

Er verstand nicht recht, was der Chibi damit meinte.

„Ich...Ich meine, immerhin....warst du es, der Kao um...“, wollte er erklären, doch Die verdrehte die Augen und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen, damit er nicht weitersprach.

„Shin-chan, können wir das nicht endlich vergessen? Ich wollte eigentlich nicht, dass mich das jetzt Ewigkeiten verfolgt. Was passiert ist, ist passiert und ich kann es nicht ändern, auch wenn ich es wollte. Außerdem war das nur ein Ausrutscher, nichts von Bedeutung. Hast du denn noch nie etwas gemacht, weil du einfach nur vollkommen verzweifelt bist. Weil du denkst, du würdest die Nähe, die du dir so sehnlichst wünschst, niemals von der Person bekommen, von der du sie doch eigentlich nur brauchst? Ich hatte einfach nur ein Blackout und wollte niemandem weh tun, am allerwenigsten dir! Wirklich! Das einzige was ich wirklich brauche bist du, und nur du.“, erzählte er aufrichtig und sah dem Drummer sanft in die Augen, bemerkte, wie langsam der misstrauische Ausdruck in dessen Augen verschwand und ein vorsichtiges ehrliches Lächeln schlich sich auf die vollen Lippen des Braunhaarigen.

Langsam hob er eine Hand und strich dem Rothaarigen sanft über die Wange.

„Danke.“, flüsterte er und küsste seinen Schatz auf die andere., bevor er sich schließlich unter ihm herausgrub und sich ein paar Sachen für den Tag zusammensuchte.

Er lächelte Die noch einmal an und wuselte dann ins Bad.

Die sah ihm nach und lächelte glücklich, als er sich auf den Rücken drehte und die Arme ausstreckte.

Er hätte nie gedacht, wie glücklich ihn auch nur ein Wort, nur ein leises geflüstertes ‚Danke’ ihn machen würde.
 

~*~
 

Sie saßen sich schweigend gegenüber, denn beide waren in ihr Frühstück vertieft.

Und doch lag der Blick des Kleineren beinahe durchgehend auf dem Zweiten.

Er schluckte sein Essen hinunter, als er von einem Gedankenblitz heimgesucht wurde.

„Sag mal, was wollen wir heute machen? Hast du schon eine Idee?“, fragte er leise und blies sich ein paar der blonden Strähnen aus dem Gesicht.

Sein Gegenüber blinzelte und legte sein Brötchen auf dem Teller ab, bevor er nach seiner Kaffeetasse griff.

„Nun ja, es ist unser letzter Tag hier und wirklich viel herumgekommen sind wir in der ganzen Woche nicht. Irgendwo schade, aber wir können es nicht ändern. Ich wäre ja für Disneyland, aber ich bezweifle, dass das etwas für sich ist.“, sagte er ruhig und nippte an der Tasse.

Kyo hob eine Augenbraue.

„Schon möglich, aber ich habe nicht umsonst gefragt, wo DU heute hinmöchtest. Eigentlich solltest du dabei nicht so viel Rücksicht auf mich nehmen.“, sagte er ernst.

Immerhin wollte er alles wiedergut machen, was er angestellt hatte. Außerdem hatte er doch versprochen, sich zu ändern, zu bessern. Das gehörte nun einmal für ihn dazu.

„Ich will nicht, dass du dir weh tust. Zu dem habe ich gesehen, wozu das letztes Mal geführt hat und da vergeht mir die Lust nach Disneyland ehrlich gesagt.“, verstärkte Toshiya Kyos schlechtes Gewissen nun noch mehr und der Sänger senkte beschämt den Blick.

„Ich habe dir versprochen, dass das nicht wieder vorkommt und ich hatte nicht vor, mein Wort zu brechen.“, sagte er leise.

Der Bassist sah ihn ernst an und seine Augen blitzen kurz traurig auf.

Er hatte Kyo nicht verletzten wollen, es war ihm einfach nur so herausgerutscht.

„Ich weiß...tut mir leid.“, erwiderte er genauso leise und auch er sah nun lieber auf den Tisch, während er die Tasse auf der Untertasse abstellte.

„Hm.“, kam es nur von dem Kleineren und wieder herrschte Stille zwischen ihnen.

//Verdammt, es tut mir doch leid und ich gebe mir Mühe, mich zu ändern. Aber ich weiß, dass ich es nicht alleine schaffe. Ich brauche deine Hilfe, siehst du das denn nicht? Wieso hilfst du mir nicht?//

„Wohin...willst du dann?“, erfolgte nach einiger Zeit ein erneuter verzweifelter Versuch, eine normale Unterhaltung anzuzetteln, die länger als 3 Sätze war.

„Naja, ich habe da schon so eine Idee.“, antwortete der Bassist und sah Kyo nun mit einem verschmitzten Grinsen in die Augen, das auch ihn zu einem vorsichtigen Lächeln verleitete.
 

~*~
 

//Irgendwie...ist er komisch heute. Ich meine, wir sind zwar hier, wo keiner etwas dagegen hat, wenn wir auch einfach mal offen zeigen würden, dass wir zusammen sind und trotzdem...hält er nicht einmal meine Hand. Wieso gibt mir das ein Gefühl, dass mich so tief verletzt?//

Kaoru versuchte, seine Verzweiflung zu verstecken und doch schlich ein abgrundtiefes Seufzen über seine Lippen.

Tsukasa blieb stehen und sah den Leader fragend an, während er seine Zigarette sinken ließ.

„Was hast du?“, fragte er ruhig und der Gitarrist brachte ein Lächeln zustande, das echt wirkte.

„Es ist nichts. Aber komm mal her.“, war die Antwort.

Der Ältere lobte sich selbst, dass er ein so guter Schauspieler sein konnte und sich seine Unsicherheit und Aufgewühltheit sich nicht in seiner Stimme widerspiegelten.

Zunächst blinzelte der Drummer verwirrt, ging dann aber zu seinem Koibito.

Dieser streckte sich etwas, legte dem Braunhaarigen sanft eine Hand auf die Wange und hauchte ihm zärtlich einen kuss auf die Lippen.

Zwar wurde er von dem Jüngeren erwidert und doch...

Kaoru konnte sich nicht helfen. Er wusste nicht was, doch irgendwas war anders und alles in seinem Körper zog sich zusammen.

Was hatte das zu bedeuten?

Warum fühlte er sich, als würde alles zerbrechen?
 

~*~
 

Das faszinierte Lächeln des Anderen zauberte ein sanftes auf das Gesicht des Größeren und brachte ihn dazu, bereits seit einer halben Stunde den Blick nicht mehr von ihm lassen zu können.

Er war so hübsch, nicht nur wenn er lächelte, doch dann besonders.

Ein weiteres Mal dachte er daran, dass ihr Jüngster das einfach viel zu selten tat.

„Es ist einfach wunderschön hier.“, kam es nach dieser angenehmen Zeit der Stille über dessen Lippen und er riss sich von dem Anblick los, den er nun schon die ganze Zeit betrachtet hatte.

Der Drummer hatte einfach nicht damit gerechnet, dass sie ausgerechnet an diesen Klippen ein kleines Café finden würden und eine Aussicht, die dem schlanken Mann einfach den Atem raubte.

„Siehst du mal, selbst ich finde mal ein schönes Plätzchen, wenn ich den ganzen Tag allein bin.“, kam auch prompt die Antwort des Rothaarigen und er stützte seinen Kopf auf beide Hände, um seinen Liebling besser betrachten zu können.

Er konnte noch immer nicht glauben, dass dieser Engel ausgerechnet seine Gefühle erwidern würde.

Dieser Engel lachte nun etwas und er sah dem Gitarristen in die Augen.

„Das hätte ich nicht von dir erwartet.“, ergriff er das Wort und ein leichtes Grinsen zierte sein Gesicht, als er seine Tasse abstellte, die er bisher in beiden Händen gehalten hatte und dieser mit seinem Blick folgte.

Sachte strich er über das helle Porzellan, bevor er erneut den Blick hob.

„Aber noch weniger hätte ich von dir erwartet, dass du auf Männer stehst.“

Das Grinsen war so plötzlich verschwunden, wie es aufgetaucht war und er sah Die wieder so neutral an, wie er es immer getan hatte. Doch diese Worte ließen ihn verwirrt blinzeln.

Langsam hob er seinen Kopf etwas und musterte seinen Gegenüber genau. Wollte er damit etwas bestimmtes sagen?

Er entschied sich dagegen und ihm fiel in diesem Moment nicht einmal auf, dass er diese Aussage ebenso erwidern könnte.

„Mach ich ja auch nicht!“

„Bitte?? Bin ich denn keiner oder hast du das eben nur vergessen?“, kam die haltlose Antwort über die gekräuselten Lippen des Schmollmundes des Kleineren.

Verlegen kratzte sich der Gitarrist am Hinterkopf.

„Naja, doch. Aber du bist auch etwas ganz besonderes. Ich liebe dich eben so sehr, so wie du bist, dass ich meine Prinzipien einfach über Bord geworfen habe.“

Diese Worte schienen Shinya wenigstens etwas milde zu stimmen, denn er nickte und griff wieder nach seiner Tasse.

Er zuckte leicht zusammen, als Die plötzlich seine Hand leicht auf seine legte und etwas näher rutschte.

Als er aufsah, bemerkte er das versöhnliche Lächeln auf dem Gesicht des Größeren.

„Nicht böse sein.“, flüsterte er, von der Reaktion offensichtlich nicht gänzlich überzeugt, und gab ihm einen zarten Kuss auf die Wange, der den Drummer für einen Moment die Augen schließen ließ.

Als er sie wieder öffnete sah er direkt in die Puppie eyes seines Freundes.

Shinya konnte gar nicht anders. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er nickte.

//DieDie, du bist einfach nur ein so süßer Idiot...man muss dich einfach lieben.//
 

~*~
 

Kyo war von Toshiya nach Seaworld gelotst worden.

Es war nicht lange her, dass sie sich ein paar kleinere tote Fischchen gekauft hatten, nachdem man ihnen erzählte, dass es erlaubt war, die Fische in einigen Becken damit zu füttern.

Da sie keinen Plan des Geländes gekauft hatten, hatte der Verkäufer ihnen den Weg zu dem Delfinbassin beschrieben.

Nun blieb der Bassist stehen und sah sich neugierig um.

„Hier müsste es eigentlich irgendwo sein.“, sagte er und auch Kyo blieb stehen.

Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und nach einem Blick zu dem Größeren sah auch er sich um.

Sein Blick blieb an einem Schild an einem weiß ummauerten Becken hängen.

Zwar stand vor diesem Schild ein kleines Mädchen, dass mit einer Hand an seiner Mutter zerrte und mit der anderen eine Traube roter Luftballons hielt, doch es war eindeutig, dass auf der Tafel in Großbuchstaben die Aufschrift :’BITTE FÜTTERN!’ prangte.

„Ich denke, das ist es.“, sagte er mit einem Leuchten in den Augen und griff nach dem Papier, in dem der Fisch eingepackt war und rannte zu dem Becken. Dort wickelte er ihn auch gleich aus und ihm stieg ein Gestank in die Nase, die ihn diese rümpfen ließ.

Toshiya lächelte nachsichtig.

Manchmal war selbst Kyo noch ein Kind.

Wieso nur konnte er nicht öfter so ausgelassen sein?

Er beobachtete ihn einen Moment von seinem Standpunkt aus, wie der kleine Vocal den Fisch möglichst weit über die klare Flüssigkeit hinaushielt, als endlich das kleine Mädchen mit seiner Mutter weiterging.

Was auf dem Schild zum Vorschein kam, ließ den Bassisten geschockt die Augen weiten und er zog scharf die Luft ein.

Denn erst jetzt fiel auf, dass durch die Luftballons das Wort ‚nicht’ verdeckt wurde, ebenso die deutliche Information, dass in diesem Bassin Haie untergebracht waren.

„Kyo!“; rief er und lief schnell zu ihm.

Dieser drehte sich nur überrascht zu dem Größeren um.

Was hatte Toshiya denn plötzlich?

Ohne, dass er realisierte, was geschah, stand er plötzlich hinter ihm und zog den erschrockenen Sänger an sich, ließ ihn einem Moment verwirrt taumeln. Ein weiteres Mal stieg dem Blonden der Geruch des Fisches in die Nase und im gleichen Moment hörte er das Geräusch des Wassers und als er seinen Blick wieder zu diesem wandte musste er erkennen, dass es sich bei diesem Meeresbewohner keinesfalls um einen friedliebenden Delfin handelte.

Er stand unter Schock und sein Herz raste. Wäre Toshiya nicht gewesen...

Toshiya...

Erst jetzt bemerkte er, dass der ihn noch immer so fest es ging an sich drückte. Er hatte sich nicht weiter bewegt, doch Kyo merkte deutlich, dass dessen Herz noch schneller schlug, als sein eigenes, und dass er ebenso schnell atmete.

Langsam hob der Kleinere den Blick und sah, dass der Bassist noch immer ungläubig auf das Wasser starrte.

„Danke.“, flüsterte er und nun erwachte auch der Blauhaarige aus seiner Trance.

Er konnte einfach nicht fassen, dass um diesen Bereich keine Absperrung zur Sicherheit vorhanden war.

Doch nun schüttelte er einmal kurz den Kopf.

„Was?“, fragte er verwirrt zu dem Anderen hinunterblinzelnd.

„Ich sagte: Danke.“, wiederholte jener daraufhin und lächelte vorsichtig, als er eine Hand sanft auf die Wange des Größeren legte und darüber strich.

Auch Toshiya lächelte etwas und zum ersten Mal, seit dem Vorfall am Vortag beugte er sich zu dem Kleineren, um ihm einen sanften Kuss zu rauben.
 

~*~
 

Er lag mit ausgebreiteten Armen auf seinem Bett.

Irgendwie war er total K.O. von dem ganzen Tag und er vermerkte in seinem Gedächtnis, dass Wandern absolut nicht sein Ding war.

Er hatte auch schon angefangen zu packen, doch schon nach wenigen Minuten beschlossen, eine Pause einzulegen.

Es klopfte leise.

“komm rein!“, sagte er nur, ohne sich zu bewegen.

Er wusste, dass es Kaoru war, denn der hatte ihn einige Zeit zuvor angerufen, um sich zu erkundigen, ob er schon wieder in dem Hotel zurückwar.

Nun streckte der Ältere, wie erwartet, den Kopf durch den Türspalt, bevor er ganz eintrat.

„Wo ist Shinya?“, fragte er, während er die Tür hinter sich schloss.

„Drüben, packen.“, antwortete er knapp und deutete mit einer Handbewegung auf die geschlossene Durchgangstür.

Kaoru nickte.

„Solltest du das nicht auch langsam machen? Immerhin fliegen wir morgen früh und hier ist immer noch ein heilloses Chaos.“, fuhr der Leader an den Redhead gewandt fort.

Dieser verzog das Gesicht und überhörte die Bemerkung, die das Zimmer anging, gekonnt.

„Mach doch nur ne Pause. Wir waren doch heute da oben bei der Sternwarte und mussten den ganzen Berg allein hochklettern...wandern...was auch immer. Jedenfalls kann ich jetzt nicht mehr.“, murrte er, während er den Kopf leicht anhob, um Kaoru ansehen zu können.

Dieser war gerade damit beschäftigt, einige von Dies Sachen von dem Sessel zu zupfen, um sich auf diesem niederzulassen.

Dann sah er wieder zu seinem Freund.

„Außerdem könnte ich diese Frage genauso gut zurückstellen.“, fuhr der Jüngere fort.

Nun senkte der Andere den Blick auf seine Hände, die er in seinem Schoß faltete.

„Nun ja, ich wollte erst mal mit dir reden, das ist alles.“, sagte er leise und grinste gequält.

Eine der Augenbrauen des zweiten Gitarristen wanderte in die Höhe.

„Lass mich raten, du wolltest nicht über Shinya oder mein Zimmer reden, habe ich recht?“

Stille trat ein. Kaoru wusste nicht recht, was er sagen sollte, also nickte er schließlich nur.

Das ganze kam dem größeren ziemlich spanisch vor.

Was hatte der Leader denn plötzlich?

Wieso war er so ruhig, fast besser gesagt, zurückhaltend?

Er stützte sich auf dem Bett ab, um sich aufsetzten zu können.

„Sondern?“, fragte er also weiter, als Kaoru auch weiterhin schwieg und den Blick senkte, einen Punkt auf dem Boden fixierte.

„Es geht um Tsukasa.“, erwiderte dieser schließlich nach weiterem schweigen und sah hilfesuchend durch ein paar violette Strähnen zu seinem langjährigen Freund herüber.

„Was ist denn mit dem?“, kam auch gleich die nächste Frage von diesem.

„Wurmt es dich, dass er nicht gleich morgen mit uns zurückfliegt?“, fragte er schnell weiter.

Doch Kaoru schüttelte den Kopf, während er ihn wieder senkte.

„Es ist nicht nur das. Weißt du, ich habe das Gefühl, dass er sich immer weiter von mir entfernt und als wäre es für ihn eher wie eine Pflicht, mit mir zusammen zu sein. Das macht mir Sorgen.“, kam endlich die ehrliche Antwort, doch Die lächelte daraufhin nur.

„Bist du dir sicher, dass du dir das nicht nur einbildest? Ich meine, im Moment scheint vieles einfach nur super zu laufen. Ich meine, Totchi und Kyo scheinen sich wieder vertragen zu haben, jedenfalls halbwegs, und Shin und ich...na ja, wir sind auch einfach nur glücklich. Das letzte Mal, als ich dich zusammen mit ihm gesehen habe sah es auch nicht so aus, als würden sich in absehbarer Zeit Probleme anbahnen.“, erklärte er ruhig und sah den Älteren ermutigend an.

Das war Kaoru, wie er ihn kannte.

Wenn alles glatt lief, war er nicht zufrieden. Das wäre ihm unheimlich, hatte er einmal gesagt.

Nun seufzte der Leader nur einmal tief, während er seine Finger im Schoß malträtierte.

„Meinst du wirklich? Ich meine, er kam mir heute so...anders vor. Zwar nicht direkt abweisend, aber...argh! Du weißt schon, was ich meine!“, erklärte er mit verzweifeltem Unterton und suchte den Blick seines Gegenüber.

Dieser überlegte einen Moment.

„Hai, ich verstehe. Aber ich bin mir ganz sicher, dass du Gespenster siehst. Immerhin lebst du doch dein Motto: ‚Wo keine Probleme sind, müssen halt welche gemacht werden.’ “, sagte er dann lächelnd, bevor er aufstand.

„Aber genug davon. Hast du schon gegessen?“, fragte er den Kleineren und rieb sich voller Vorfreude die Hände.

Dieser schüttelte nur hilflos den Kopf.

„Okay, dann kommst du jetzt mit! Ich hab nen tierischen Kohldampf!“, lächelte der zweite Gitarrist fröhlich und zog seinen verdutzt dreinschauenden Freund kurzerhand hinter sich her.
 

~*~
 

„Totchi?!...Toshiya...?“

Es war tiefe Nacht, der Mond stand schon seit Stunden am Himmel.

Schlief er oder war er wach?

„Totchi...?“

Wieder dieses vertraute Flüstern.

Vorsichtig blinzelte er und es dauerte etwas, bis der verschlafene Schleier sich legte.

Sein müder Blick fiel direkt in zwei braune Tiefen, ein fragenden Gesicht, eingerahmt von blonden Strähnen.

Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge.

Er träumte also von Engeln, die mitten in der Nacht zu ihm kamen und ihm seinen Namen ins Ohr wisperten?

Der Andere schien bemerkt zu haben, dass er wach war, denn er strich Toshiya ein paar der blauen Strähnen aus dem Gesicht.

„Kann ich heute Nacht bei dir bleiben?“, war die nächste, beinahe schüchterne Frage.

Es dauerte nur einen Moment, ehe der Bassist mit einem, noch immer verschlafenen, aber zustimmendem Brummeln seine Bettdecke etwas für den Kleineren hob.

Dieser lächelte zurückhaltend, schlüpfte aber sofort darunter, wo er sich nähesuchend an den größeren, warmen Körper kuschelte. Nach einer leisen Bedankung war er fast augenblicklich eingeschlafen.

Der Größere konnte sich ein Grinsen nicht verbieten.

Er kannte wirklich niemanden, der so schnell einschlief, wie ihr Sänger.

Beinahe im gleichen Moment schoss ihm eine Frage durch den Kopf, die ihn eine Augenbraue heben ließ: Seit wann fragte Kyo denn?

Doch als er auf den zierlichen Körper hinabsah, war ihm das vollkommen egal.

Was zählte war der Augenblick und so legte er sanft seine Arme um den Kleinen, während er eine seiner Hände vorsichtig durch dessen Haare gleiten ließ.

Kyo war eben manchmal ein wandelnden Mysterium.

Toshiya no Kyo.
 

~*~
 

“Seht mich nicht so an, ich weiß selber, dass mir diese Augenringe bis auf den Boden nicht stehen.”, murrte ein müder Leader, der diesem Morgen tatsächlich als letzter zu ihrem Abschiedsfrühstück erschien.

Kyo hob die Augenbraue und beobachtete, wie ihr Senior sich auf den letzten freien Stuhl an diesem Tisch fallen ließ.

„Vielleicht solltest du das nächste mal einfach mit der Absicht zu Schlafen ins Bett gehen, wenn du weißt, dass du am nächsten Tag früh raus musst. Und das rechtzeitig und mit geschlossenen Augen, ganz tief und fest.“ , zwitscherte er schließlich und grinste schief.

Das brachte ihm jedoch nur einen vernichtenden Seitenblick von dem Angesprochenen ein, worauf sich Toshiya ein Kichern nicht weiter verkneifen konnte.

„Stell dir vor, das habe ich gestern auch gemacht. Nur leider bin ich nicht so narkoleptisch veranlagt, wie manch andere Personen an diesem Tisch, die auch noch sexuell nicht ausgelastet zu sein scheinen. Demnach habe ich also viel zu lange kein Auge zubekommen.“

Während Kyos Grinsen nur noch breiter wurde – er dachte sich seinen Teil, immerhin musste er noch beinahe die Hälfte des Tages mit Kaoru und den anderen verbringen, und dieser konnte sehr ungemütlich werden – sah Shinya etwas besorgt zu dem Violetthaarigen.

„Woran lag das?“, wollte er ruhig wissen und der verschlafene Blick des Ältesten wandte sich zu ihm.

Er lächelte vorsichtig.

„Ich habe nur etwas nachgedacht. Also nichts weiter Weltbewegendes.“

Doch nun wurde auch er zweite Gitarrist aufmerksam.

„Wieder über Tsukasa?“

Ein leichtes Nicken.

“Aber das ist ja nicht so wichtig. Ich denke, das sich das alles noch klären wird. Aber jetzt habe ich erst mal Hunger!“, sagte er gezwungen fröhlich und setzte ein Lächeln auf, während er seinen Teller schnappte und sich auf den Weg zum Buffet machte.

Fragende Blicke legten sich auf Die.

„Was ist mit Tsukasa?“, fragte Toshiya vorsichtig, hatte seine Neugierde jedoch nicht weiter zurückhalten können.

Der Rothaarige hob den Blick, zögerte einen Moment.

Er sah noch einmal zu Kaoru, bevor er anfing, den restlichen Diru´s zu berichten, was ihr Leader ihm am Abend zuvor anvertraut hatte.
 

~+~
 

Nach dem Frühstück blieb ihnen nicht viel Zeit.

Das Taxi traf pünktlich am Hotel ein und da sie für einmal alle fertig für die Abreise waren, auch rechtzeitig am Flughafen.

Niemand wollte schlechte Stimmung aufkommen lassen, also alberten sie die ganze Zeit über miteinander herum oder holten – im Falle von Kaoru und Kyo – ihren Schlaf einfach im Flugzug nach.

Wie durch Zufall hatten sie auch bereits vor Einstig ein bekanntes Gesicht entdeckt und Kei hatte sich auch im Flieger zu ihnen gesellt.

Bereits als sie wieder in der Heimat eintrafen, waren sie sich sicher, dass Kaoru sich einfach mit deinem Koibito aussprechen würde und bei ihrer nächsten Probe – sie hatten zunächst 3 Tage Zeit, um sich von dem Urlaub zu erholen – würde ihr Ältester in dieser Hinsicht wieder unbeschwert und fröhlich auftreten.

Und so trennten sie sich nach wenigen Absprachen am Flughafen und jeder machte sich auf den Weg in seine eigenen vier Wände.

Sie waren wieder zu Hause.

XVI

~XVI~
 

Die Stunden zogen dahin und machten Tagen Platz, welche wiederum Wochen wichen.

Mittlerweile hatten sie auch wieder mit den Proben angefangen und die fünf Freunde machten sich an die Arbeit für ihr neues Album.

Doch an manchen Tagen waren sie nicht nur zu fünft, sondern dann unterstützte sie auch Kei für einige Stunden. Er hatte vor allem zu Toshiya Kontakt gehalten und war auf dem besten Weg, ein Dir-en-grey-Familienmitglied zu werden.
 

Es war ein Donnerstag Morgen und in weniger als einer halben Stunde sollte die Probe beginnen.

Doch Die störte sich nicht daran, immerhin war er nur noch wenige Minuten vom Proberaum entfernt und konnte sich somit Zeit lassen. Genau das tat er auch und sah sich noch etwas in seinem Lieblingsladen dieser Gegend um.

Als er allerdings nichts weiter interessantes auf den Covern der Zeitungen und Zeitschriften entdecken konnte – etwas anderes benötigte er immerhin im Moment nicht – kaufte er schließlich nur sein Lieblingsmagazin und setzte seinen Weg ins Studio fort.

Schon unterwegs vertiefte er sich etwas in einen der Artikel und hoffte inständig, Kaoru würde heute etwas bessere Laune haben, als an den Tagen zuvor.

Er war zwar der einzige der Band, der wusste, was Grund für die Launen des Leaders war und konnte ihn auch verstehen, immerhin hatte er den Kontakt zu Tsukasa seit ihrem Urlaub verloren, doch er konnte es nicht akzeptieren, dass er alles an den Bandmitgliedern ausließ.

Immerhin konnte er sich doch immer noch einen Sandsack kaufen!

Nur langsam betrat er den Flur zum Proberaum, als er schon gedankenverloren in jemanden hineinlief. Er zuckte zusammen und sah auf, während er die Zeitschrift sinken ließ, um sich zu entschuldigen, als er auch schon in das ernste Gesicht seines Koibitos blickte.

Unwillkürlich musste er lächeln.

„Morgen!“, trällerte er fröhlich, doch Shinyas Gesicht blieb wie versteinert, er nickte lediglich.

Das machte den Rothaarigen stutzig. Hatte er denn etwas falsch gemacht? Sonst bekam wenigstens er immerhin eines der viel zu seltenen Lächeln des Jüngeren.

Verwundert runzelte er die Stirn.

„Was ist denn los? Habe ich wieder etwas verbockt?“, fragte der daher lieber verwirrt und rollte die Zeitschrift in seiner rechten Hand zusammen.

Doch der Drummer schloss nur die Augen, während er den Blick senkte und mit einem Seufzen den Kopf schüttelte.

„Du nicht, aber Kaorus Laune ist mal wieder unschlagbar! Ich habs nur einfach nicht mehr ausgehalten, wie er da drin hockt, eine nach der anderen raucht und uns wegen jeder Kleinigkeit anmacht.

Seit neuestem will er sogar, dass wir da drin doch die Straßenschuhe ausziehen!“, brummelte der Kleinere schließlich, als er wieder zu dem Gitarristen aufsah.

Der verdrehte jedoch die Augen. Das durfte doch alles nicht wahr sein!

Er schnaubte aufgebracht. Das ging langsam aber sicher wirklich zu weit.

„Ich rede mal mit ihm!“, sagte er und ging, nach einem zweifelnden Blick seitens des Drummers, entschlossen zu den anderen im Aufenthaltsraum.

Zielsicher ging er zu dem Leader, der inmitten einer Rauchwolke in der Ecke der gemütlichen Couch saß und Toshiya und Kyo mit einem mürrischen Blick beobachtete, während er, wie Shinya schon gesagt hatte, eine seiner heiß geliebten Zigaretten inhalierte.

Der Ältere zuckte aufgeschreckt zusammen, als etwas auf den Tisch vor ihm traf.

Er sah darauf hinab und erkannte in diesem Etwas Dies Lieblingsmagazin.

Doch eine Überschrift auf dem Titelblatt ließ ihn die Augenbraue heben.

Er dachte nicht im geringsten daran, dass der Andere mit dieser Aktion etwas anderes bezweckt haben könnte, sondern legte seinen Glimmstängel im Aschenbecher ab und griff blitzschnell nach der Zeitschrift, um die angegebene Seite aufzuschlagen.

Die hatte die ganze Aktion überrascht beobachtet –sonst interessierte sich keiner der anderen für das, was er las- und hatte nach wenigen Sekunden den Mund, den er zum Sprechen geöffnet hatte, wieder geschlossen.

Verwirrt betrachtete er den Wandel auf dem Gesicht des Älteren, der von mürrisch zu verblüfft oder auch schlichtweg geschockt oder platt wechselte, und ging dann einmal um die Couch herum, um dem Leader über die Schulter sehen zu können.

Als er erkannte, was Kaorus Aufmerksamkeit auf sich zog, biss er sich auf die Unterlippe.

Er konnte förmlich spüren, wie das Blut in den Adern des 1. Gitarristen schockgefrostet wurde.

„Übriges wollte Kei...“, kam es von der anderen Seite des Raumes, doch Toshiya wurde in seinem beginnenden Redeschwall unterbrochen, als Kaoru gezwungen beherrscht die Zeitschritt auf den Tisch legte und mit einer gemurmelten Entschuldigung den Raum verließ.

Etwas verstört sah der Bassist zu Die, der die Frage in den braunen Augen praktisch spüren konnte.

„Lies selbst!“, forderte er allerdings nur und hielt dem Blauhaarigen die noch immer aufgeschlagene Zeitschrift entgegen.

Sofort kam der zu ihm und nahm ihm das Papier aus der Hand, um sich anzusehen, was auf der Seite stand.

„»Ein Mann an Tsukasas Seite!

Schon des Öfteren wurde der junge Drummer der Band D’espairs Ray in sehr eindeutiger Zweisamkeit mit einem Unbekannten gesehen, bla bla bla...«“, zitierte er und sah Die dann mit gehobener Augenbraue an.

„Eindeutige Zweisamkeit?! Also bitte, nur weil die hier Bilder davon haben, wie Tsukasa diesen Typen küsst, hat das doch noch lange nichts zu bedeuten!“, gab er nur von sich.

Kyo hatte sich bereits zu dem Jüngeren gesellt und ihm über die Schulter gesehen.

Nun sah er zu ihm auf.

„To-chan, darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass er den nicht nur küsst, sondern gerade offensichtlich dabei ist, den gesamten Rachraum des Kerls zu untersuchen!“, gab er nur trocken von sich, woraufhin Toshiya nur ein Schnauben von sich gab und Die leise seuftzte.

„Und ich habe noch versucht, ihm klar zu machen, dass alles in Butter wäre und er sich die Probleme nur einbildet. Und jetzt leg ich ihm auch noch diesen Wisch direkt vor die Nase“, sagte er leise und stützte sich mit den Unterarmen auf die Lehne der Couch.

Er zuckte allerdings zusammen, als sich ein paar starke Arme um seine Taille schlagen.

Er hatte immerhin nicht einmal bemerkt, dass jemand hinter ihm stand.

„Du kannst aber nichts dafür.“, flüsterte eine sanfte Stimme und er lehnte sich entspannt in die Umarmung, auch wenn er nicht wusste, wann der Drummer den Raum betreten hatte.

Doch in diesem Moment gab er ihm einfach das Gefühl, unter Umständen doch nicht einen so großen Fehler begangen zu haben, wie er gedacht hatte.
 

~*~
 

So schnell es ging, war Kaoru den kurzen Gang entlanggeeilt.

Doch an diesem Tag kam es ihm wie eine Ewigkeit vor, ehe er endlich die Tür an dessen Ende erreichte und einen tiefen Atemzug nehmen konnte.

Shinya hatte er in diesem Moment nicht einmal bemerkt, hatte nicht auf seine Umwelt geachtet.

Er musste einfach nur raus, fühlte sich, als würde er erdrückt werden.

Als er die Tür hinter sich schloss und ins Freie trat, war es, als lockere jemand eine viel zu eng geschnürte Korsage und doch spürte er noch immer die viel zu locker sitzende Flüssigkeit hinter seinen Lidern.

Er schloss die Augen kurz, hoffte, sie so verdrängen zu können, doch seine Augen waren noch immer feucht, als er sie wieder öffnete.

Er hatte es gewusst.

Schon die ganze Zeit über, in der Tsukasa sich nicht gemeldet hatte und er ihn nicht erreichen konnte, wurde er von einer Ahnung beschlichen.

Er hatte seinen Koibito gesucht, war auch in dessen Wohnung gewesen, doch alles war leer und einsam gewesen und etwas hatte ihm zugeflüstert, dass er dort nicht mehr so willkommen war, wie noch einige Zeit zuvor.

Doch Die hatte ihn immer wieder beruhigt, es wäre nichts, Tsukasa würde sich melden, sobald er Zeit hätte. Er könne ihm immerhin nicht ewig aus dem Weg gehen.

Kaoru lachte bitter, während er sich über die Augen wischte, hatten sich die Tränen nun immerhin doch gelockert.

Vielleicht wäre er es nun, der dem Jüngeren aus dem Weg gehen würde, damit er ihm das Herz nicht noch weiter durchbohren konnte.

Doch es war nicht nur die Tatsache, dass er Tsukasa nicht mehr so wichtig war, die schmerzte, sondern auch, dass ihm der Drummer nicht selbst erzählt hatte, woran er war.

Es war eine schreckliche Art und Weise, erst von der Presse erfahren zu müssen, dass der eigene Partner schon längst eine neue Beziehung hatte.

Wieder ein Mann, doch dieses Mal nicht unter vollkommenem Ausschluss der Öffentlichkeit.

Vielleicht war es genau das gewesen?

Während Kaoru seinen Gedanken nachhängend an der Wand des Proberaumes lehnte, den Blick zum Himmel gerichtet und hoffend, dass niemand seine Tränen bemerkte, realisierte er nicht einmal die Person, die nur wenige Sekunden zuvor um eine nahegelegene Häuserecke getreten war und ihn nun aus einigen Metern Entfernung besorgt musterte.

Kei war nicht entgangen, dass etwas mit Kaoru nicht stimmte.

Ohne nachzudenken ging er zu ihm hinüber und zündete sich wortlos eine Zigarette an. Anschließend hielt der die geöffnete Schachtel zu dem Älteren hinüber.

Der schien ihn erst jetzt zu bemerken und blinzelte verwirrt.

Schnell wischte er sich noch einmal über die Wangen, nahm sich dann allerdings einen der angebotenen Glimmstängel und sofort half ihm der jüngere Gitarrist, diesen anzuzünden.

„Danke.“, bracht der Violetthaarige heraus, nachdem er den blaugrauen Dunst der Atmosphäre freigegeben hatte.

Kei lächelte nur flüchtig.

„Kein Problem, aber was hast du?“, fragte er leise und ließ die Zigarette zwischen seinen Fingern wandern.

Kaoru seufzte tief und fixierte einen Punkt auf dem Boden zu seinen Füßen.

Er wusste nicht, was er hätte sagen sollen.

Eigentlich wäre es einfach zu erklären gewesen, doch er wollte in diesem Moment einfach nicht darüber reden, obwohl er Kei mittlerweile wenigstens soweit kannte, dass er es problemlos hätte tun können.

„Schon gut.“, kam es schließlich nach einiger Zeit der Stille von dem Schwarzhaarigen und Kaoru sah auf, überrascht, dass Kei ihn offensichtlich auch ohne Worte verstanden hatte.

Doch anders als erwartet traf er an diesem Tag nicht auf den Blick des Größeren, wie es wahrscheinlich an jedem anderen Tag der Fall gewesen wäre, wenn man sich mit ihm unterhalten hätte, da er die Wolken am Himmel fixiert hatte und ein weiteres Mal an seiner Zigarette zog.

Und doch konnte der Ältere den traurigen Ausdruck in den dunklen Augen erkennen.

Er unterdrückte ein weiteres Seufzen und hoffte, Kei so nicht allzu sehr verletzt zu haben.

Doch genau der schien den fragenden Blick des Älteren bemerkt zu haben und sah zu dem Violetthaarigen, der unter dem plötzlichen Augenkontakt zusammenzuckte.

„Tut...tut mir leid...“, stotterte er verwirrt.

Er bemerkte etwas in dem Blick des Jüngeren, was er zuvor nie bemerkt hatte und er konnte es auch nicht deuten.

War es ein stummer Vorwurf?

Auch als sich ein Lächeln auf das Gesicht des Größeren stahl, lächelten dessen Augen nicht.

Aber genauso schnell, wie er Kaoru den Blick zugewandt hatte, richtete er ihn nun auch auf seine Hand, während er seine Zigarette ausdrückte.

//...Verdammt Kei, reiß dich doch zusammen! Er will nichts von dir und immerhin hat er doch immer noch Tsukasa! Wie hast du es nur wieder geschafft, dich in so eine verzwickte Situation zu bringen?!...//

Er bemerkte, dass der Leader nun seinetwegen ein schlechtes Gewissen hatte und das war wirklich das letzte, was er wollte.

Umso überraschter war er, als Kaorus verlegen wirkende Stimme erneut an sein Ohr drang.

„Weißt du...es ist nur so...ich...du...würdest es sowieso erfahren, wenn zu rein zu den anderen gehst und ich wollte...“

Er verstummte, als Kei ihm plötzlich sanft lächelnd Zeige- und Mittelfinger auf die Lippen legte.

„Ich habe dir doch gesagt, dass es okay ist, wenn du nicht darüber reden willst.“, sagte er nur leise und ertrank in den verblüfften Augen des älteren Gitarristen, war für den Moment unfähig sich zu bewegen.

Ihm wurde heiß und kalt zugleich und ihm war egal, was Kaoru in diesem Moment denken musste, doch er konnte sich einfach nicht losreißen.

Doch so schnell dieser Augenblick gekommen war, wurde er auch schon wieder unterbrochen, als die Tür geöffnet wurde und Die auf sie zukam.

Erschrocken sah Kei zu ihm und zog die Hand zurück, während Kaoru sich überrascht zu seinem besten Freund umdrehte, die Zigarette in seiner Hand schon längst vergessen und ausgeglüht.

Der Rothaarige fing den Blick des Ältesten auf und trat mit eigenartig ernstem Gesichtsausdruck auf ihn zu.

Ein Zeichen mehr für Kei, dass das, was auch immer geschehen war, alles andere als gut war.

Und schon im nächsten Augenblick hatte Die den Leader in die Arme genommen und dieser lehnte sich leicht an ihn.

Für den Moment flammte Eifersucht in Kei auf, als er erkannte, dass er selbst überflüssig war und Kaoru bereits wieder mit den Tränen kämpfte.

Er schluckte schwer und senkte den Blick.

Wieso sollte er denn eifersüchtig sein? Die war seit Jahren Kaorus bester Freund und er selbst nur irgendein dahergelaufener 18-jähriger.

Kaoru interessierte sich nicht für ihn, genauso wie auch alle anderen Bandmitglieder.

Sie akzeptierten ihn, mehr nicht.

Und trotzdem machte er sich auf den Weg in das Gebäude.

Vielleicht wartete dort doch jemand auf ihn, der ihm mehr Interesse vorspielte als Kaoru.
 

~*~
 

Weit waren sie nicht gekommen, das musste man ihnen lassen.

Nun saß er hier neben Kaoru und brachte ihn nach Hause.

Doch obwohl er auf die Straße achten sollte, warf er immer und immer wieder verstohlene Blicke zu seinem Beifahrer.

Er hatte erst gar nicht weiter versucht, herauszufinden, was passiert war. Kaoru sollte es ihm selbst sagen, wenn er so weit war.

Aber was auch immer, Kaoru litt sichtlich darunter.

//Boku no Kao...Er hat die ganze Zeit über noch nicht ein Wort gesagt und sieht die ganze Zeit nur aus dem Fenster. Sag mir doch bitte, was ich machen soll, damit du nicht mehr ganz so geknickt bist!//
 

~[«]~
 

„STOPP!!!!“, schrie Kyo ins Mikrophon und drehte sich zu dem Rest der Band um.

Er war sichtlich genervt und steuerte mit böse funkelnden Augen auf ihren verschreckt blickenden Leader zu.

„Du. Hast. Mal. Wieder. Den. Einsatz. Ver. Passt!“, knurrte er und tippte dem Anderen bei jedem seiner Worte auf die Brust, was diesen zum Zurückweichen brachte.

Er wusste nicht einmal was er sagen sollte, doch Shinya kam ihm zur Hilfe.

„Ich glaube nicht, dass du ihm heute die Schuld dafür geben solltest. Außerdem hat jeder einmal einen schlechten Tag, ich will mich da nur einmal an letzte Woche erinnern!“, gab er nur ruhig zum Besten, fing sich jedoch einen Death-Glare von ihrem kleinen Sänger ein.

„Halt du dich lieber da raus! Oder willst du mir erzählen, dass dich diese ewige Patzerei nicht total annervt?! Oder ist dir dein Koi einfach zu Kopf gestiegen?“, zischte er.

„Hey!“, kam es von Die, doch Shinya und der Blonde waren zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig mit Blicken zu erdolchen, als dass sie ihn bemerkt hätten.

Toshiya hingegen seufzte leise und schüttelte innerlich den Kopf, während er seinen Bass abschnallte und Kaoru sich noch immer nicht rührte.

Kei traute sich sowieso nicht im geringsten, sich mit einem der anderen anzulegen, schon gar nicht mit Kyo. Vor allem bei dem hitzigen Sänger lief er Gefahr, im hohen Bogen aus dem Studio zu fliegen.

Er beobachtete nur mit geöffnetem Mund, wie Toshiya seine Hand beruhigend auf die Schulter des Kleineren legte.

„Beruhige dich Kyo. Ich denke, es wäre sowieso besser, die Probe für heute zu unterbrechen.“, sagte er ruhig und als Kaoru den Mund öffnete um zu widersprechen warf er ihm einen Blick zu, der ihn verstummen ließ.

Auch Die schnallte nun seine Gitarre ab und legte sie in ihren Koffer, bevor er zu Kaoru ging.

„Ich bring dich nach Hause, okay?! Dann musst du nicht allein sein und ich fahr dich auch!“, meinte er leise, doch schon richtete sich Shinyas Aufmerksamkeit auf ihn.

„Aber wir wollten doch heute essen gehen!“, warf er empört ein, während er noch immer seinen Platz hinter dem Drumset nicht verlassen hatte.

Ein einmonatiges Jubiläum hatte man immerhin nur ein Mal!

Schuldbewusst und zugleich entschuldigend wandte Die sich um und wollte etwas erwidern, da mischte sich nun doch der Jüngste unter ihnen ein.

„Ist schon gut, fahrt ruhig essen. Ich kümmere mich schon um Kaoru.“
 

~[»]~
 

Der Wagen hielt, doch Kaoru sah noch immer regungslos aus dem Fenster.

Es war deutlich zu erkennen, dass es ihm nicht sonderlich zusagte, plötzlich so bemuttert zu werden.

Überhaupt, hatten denn alle Angst, dass er von der nächsten Brücke sprang, wenn man ihn nicht die ganze Zeit über im Auge behielt?!

Gedankenverloren wurde er von Kei beobachtet.

Der hätte zu gern gewusst, was los war. Aber er traute sich nicht zu fragen, hatte Angst, Kaoru in ein noch tieferes Loch zu ziehen.

Schließlich atmete er tief durch und stieg aus, um das Auto zu umrunden und die Beifahrertür zu öffnen.

//Wenn es so bleibt, kann das heute ja ein sehr unterhaltsamer Abend werden.// dachte er nur ironisch, während er dem Älteren die Tür aufhielt und darauf wartete, dass Kaoru den Wagen verließ.

Dieser sah verwirrt auf. Er hatte die ganze Zeit über seine Umgebung nicht wirklich wahrgenommen.

„Kao, wir sind da.“, sagte Kei deshalb leise und sah Kaoru auffordernd an.

Dieser blinzelte kurz, nickte dann aber und stieg aus, damit der Jüngere das Auto abschließen konnte.

Währenddessen schloss er selbst schon einmal den Haupteingang auf.

Er wartete einen Moment, bis auch Kei eingetreten war und machte sich dann auf dem Weg, um die letzte Hürde in Form der Treppen zu seiner Wohnung in der 5. Etage zu nehmen.

Kei folgte ihm nur still, doch die Stille, die zwischen ihnen herrschte machte ihn schier verrückt. Er fühlte sich eingeengt, wusste aber einfach nicht, was er sonst hätte tun oder sagen sollen.

Es war das erste Mal, dass er bei Kaoru zu Hause war und er hatte nur Glück gehabt, dass Die ihm den Weg so gut beschrieben hatte, doch er hätte sich die Umstände eines Besuches um einiges anders vorgestellt.

Immerhin war Kaoru im Moment einfach nur am Boden zerstört und nahm eigentlich nichts und niemanden um sich herum wahr.

Aber er hatte den restlichen Dirus versprochen, ein Auge auf ihren Leader zu werfen und das würde er auch tun, damit der sich nicht in seinem Mauseloch verkriechen konnte.

Er wusste zwar nicht wie, aber er wollte die Laune des Älteren um jeden Preis der Welt heben.

Bevor er es richtig bemerken konnte, war Kaoru schon stehen geblieben und öffnete die nächste Tür für ihn.

Er hielt sie für den Jüngeren offen, der mit einem schwachen Lächeln eintrat und sich seiner Jacke und Schuhe entledigte und sich dabei neugierig umsah.

Kaoru schloss die Tür hinter sich und entledigte sich ebenfalls seiner Straßenkleidung.

„Du kannst dich schon einmal ins Wohnzimmer setzen, ich mache uns eben einen Kaffee, okay?“, fragte der Ältere und deutete in eine Richtung.

Kei sah ihn an und lächelte, während er den Blick des Anderen suchte.

„Hai, danke.“, war seine ruhige Antwort, bevor er sich in die gezeigte Richtung begab.

Er konnte nicht genau sagen warum, aber irgendwie kam er sich auf unbestimmte Art blöd vor.

Seit sie unterwegs waren, schwiegen sie sich nur an und auch wenn er sich dafür schlagen konnte, aber ihm fiel einfach kein Thema ein.

Kaoru ging es ähnlich, aber eigentlich hatte er auch gar keine Lust, sich mit irgendwem zu unterhalten.

Natürlich war er höflich und sagte es nicht, außerdem hatte er auch gar nichts gegen den Jüngeren oder etwas Gesellschaft, trotzdem war er mit seinen Gedanken offensichtlich wo anders.

Er seufzte leise und ließ seinen Blick durch seine kleine Küche schweifen.

Er wusste nicht einmal warum. Immerhin würde ihn hier kein neuer Anblick erwarten. Dieselbe triste Küche wie die letzten 5 Jahre, die er schon hier wohnte.

Weiße Schrankwände, beinahe unbenutztes Cerankochfeld, dunkle Arbeitsplatte, seine kleine Sitzgruppe und helle Bodenfliesen.

Nichts neues.

Wie sollte es auch.

Er nahm einen tiefen Atemzug, bevor er für einen Moment seine Augen schloss und den Raum durchquerte, um die Kaffeemaschine in Gang zu bringen.

Ein weiterer, fast automatischer Griff in den Hängeschrank zu seiner Linken, um 2 Tassen zutage zu fördern.

In seinem Leben würde sich eben nie etwas ändern, auch wenn er es dachte und hoffte.

Er hatte es gehofft, sich gewünscht, für immer mit Tsukasa glücklich sein zu können.

Und ein weiteres Mal in seinem Leben wurde er schmerzhaft vom Gegenteil überzeugt, wie auch all die Male zuvor.

Er konnte sich nicht erinnern, dass er selbst jemals jemanden verlassen hatte. Immer war er es gewesen, der sitzen gelassen wurde.

Diese Erkenntnis trieb ihm die Tränen in die Augen, doch er versuchte verzweifelt, sie herunterzuschlucken.

War es denn so schlimm, davon zu träumen, endlich die Liebe fürs Leben zu finden?!

Aber vielleicht war es einfacher, sich gar nicht mehr zu verlieben?!

Seine Hände begannen zu zittern, doch er redete sich ein, stark genug zu sein.

Der Violetthaarige stellte die Tassen auf die Arbeitsfläche und stützte sich mit einer nun freien Hand ab, versuchte sich zu beruhigen.

Der Gitarrist atmete tief durch und begann, in seinen Taschen nach seinen Zigaretten zu kramen.

Auch wenn er es sonst nie tat, aber heute konnte er eine Ausnahme machen und in der Küche rauchen.

Schnell zog er die Schachtel aus seiner Tasche hervor, als er sich gefunden hatte, doch sie war eigenartig leicht. Ein Blick hinein bestätigte ihm seine Befürchtung.

„Shimatta!“, fluchte er leise und warf die leere Schachtel auf die Ablage.

Nervös fuhr er sich durch die Haare.

Er musste unbedingt neue Kippen kaufen gehen!

Und gerade heute musste ihm auffallen, dass er von dem Geräusch der Kaffeemaschine Kopfschmerzen bekam.

Vielleicht konnte er sich bei der Gelegenheit gleich noch ein paar Kopfschmerztabletten besorgen.

Doch für den Moment musste es ein Death-Glare, der denen Kyos in Nichts nachstand, in die Richtung des Apparates auch tun.

Der wurde dadurch allerdings nicht einmal etwas leiser.

Sein Blick fiel noch ein paar Zentimeter weiter und er stockte als er ein Blatt Papier sah.

Er wusste sofort, was es war, immerhin hatte es ihn erst am Morgen dorthin gelegt.

Eine Komposition.

Er schluchzte auf, schaffte es nicht, die Tränen weiter zurückzukämpfen.

Nur wenige Tage zuvor hatte Kaoru angefangen, an ihr zu schreiben. Er verfasste sie extra für Tsukasa.

Es sollte ein Geschenk sein, doch offensichtlich verzichtete der Drummer nur zu gern darauf.

Genauso wie auf ihn.

Und plötzlich ging alles ganz schnell.

Er schlug sich die Hand vor den Mund und zuckte nur einen Augenblick später zusammen.

Er hatte nicht bemerkt, dass er mit der Bewegung eine der Tassen von der Arbeitsplatte gefegt hatte, doch nun ließ der Schock seine ohnehin wackligen Knie endgültig nachgeben und er sank auf den Boden, versuchte sich irgendwie auf ihm abzustützen, als ein Schmerz seine Hände durchfuhr, doch er beachtete ihn nicht.

In diesem Moment war es ihm egal, wie tief sich der Porzellanscherben in seine Haut bohrten, die Wunde in seinem Herzen war tiefer!
 

Kei hatte sich etwas im Wohnzimmer umgesehen.

Er saß auf der Couch und ließ den Blick noch immer durch das Zimmer schweifen, während er mit seinen Fingern auf seinen Oberschenkeln trommelte und leise ein Lied vor sich hinsummte.

Er fuhr erschrocken zusammen, als er ein Klirren vernahm und zögerte nicht lang.

Sofort sprang der junge Gitarrist auf und rannte in das Zimmer, aus dem er das Geräusch vermutete.

Als er die Küche betrat und Kaoru inmitten der Scherben auf dem Boden knien sah, erstarrte er augenblicklich.

Er sog geräuschvoll Luft ein und eilte zu dem Älteren, der ihn nicht zu bemerken schien und dessen Schultern unaufhörlich unter verzweifelten Schluchzern bebten.

Er schlang im Stehen die Arme von hinten um die Brust des anderen Gitarristen, der unter der plötzlichen Berührung zusammenzuckte und kurz die Luft anhielt, dann zog er ihn auf die Beine und in seine Arme.

Eigentlich wusste der junge Mann nicht, was er tun sollte, doch er folgte seinem Instinkt und zog Kaoru weg von den Scherben, aus der Küche und brachte ihn ins Wohnzimmer.

Dort drückte er ihn auf die Couch, setzte sich neben ihn und zog sanft die verletzten Hände zu sich heran.

Er betrachtete die Innenflächen und befreite sie, das Schluchzen missachtend von größeren Scherben.

Erst dann sah er Kaoru ins Gesicht, der den Blick traurig auf seine Hände gerichtet hatte.

Noch immer wurde der schlanke Körper von Tränen geschüttelt und sie bahnten sich ihren Weg über die bereits leicht geröteten Wangen.

Vorsichtig hob der Schwarzhaarige die Hand zur Wange des Kleineren und strich ein paar der glitzernden Spuren fort. Doch Kaoru zuckte erneut zusammen. Sein Blick flog sofort auf und er sah dem Jüngeren in die Augen.

Es war, als würde er den Größeren anflehen, betteln nach Wärme und Zärtlichkeit, egal von wem. Hauptsache irgendwer würde ihn einfach nur in den Arm nehmen und ihn festhalten.

Sanft strich Kei ein paar Strähnen des Älteren zurück, bevor er leicht lächelte und Kaoru seinen stillen Wunsch erfüllte und ihn in seine Arme zog, um ihn an sich zu drücken und ihm einfach nur irgendwie Trost zu spenden.

//Keine Angst Kao-chan. Egal was auch los ist, ich bin für dich da. Du brauchst nur zu mir zu kommen und ich werde alles für dich tun. Dafür, dass du einfach wieder lächeln kannst!//
 

~*~
 

Kyo betrachtete sich noch einmal im Spiegel und zupfte seine Sachen zurecht.

Er sah sein Gesicht, die Einstichlöcher der Piercings, die er erst vor kurzem herausgenommen hatte, die blonden Strähnen, die ihm nun wieder länger in den Augen hingen.

Mit einer Hand fuhr sich der kleine Sänger über die Brust.

Durch den dünnen Stoff seines Hemdes konnte er noch immer die Narben spüren und er wusste, dass sie wahrscheinlich immer dort sein würden.

Eigentlich war er doch gar nichts besonderes, launisch und unberechenbar.

Und doch liebte Toshiya ihn, das zeigte er ihm immer wieder. Dabei hatte er ihm bisher nie das gleiche sagen können.

Es war zum verzweifeln. Seit etwas mehr als einem Monat lebten sie eigentlich nur nebeneinander her, waren einerseits ein Paar, andererseits aber doch nicht. Und das nur, weil er, der sonst so vorlaute Sänger, der eigentlich immer wusste, was er wollte, in diesem einen Punkt nicht sicher sein konnte und den Anderen auch nicht wieder verletzen und verlieren wollte.

Bis vor einiger Zeit wusste Toshiya auch noch, was in dem Blonden vorgegangen war, doch dieser hatte den Bassisten nicht spüren lassen, wie sich etwas in seinem Inneren veränderte, weil er sich nicht sicher gewesen war.

Doch er hatte lang genug gewartet und er wollte heute Abend unbedingt noch mit Toshiya reden, aber bisher fehlten ihm sowohl die richtigen Worte, als auch der passende Zeitpunkt.

Er atmete noch einmal tief durch und ging dann zurück ins Wohnzimmer, in dem Toshiya, wie schon einige Zeit zuvor, auf der Couch saß und auf ihn wartete und nebenbei fern sah.

Als er bemerkte, dass die Badtür geöffnet wurde, sah er auf und blickte dem Kleineren mit einem Lächeln entgegen, während er auffordernd die Arme für ihn ausbreitete.

„Ich habe schon gefürchtet du wärst ins Klo gefallen und würdest jetzt durch die Kanalisation irren. Was hast du denn so lang da drin gemacht?“, fragte er mit einem Grinsen.

Kyo musste lächeln und setzte sich nur zu gern auf den Schoß des Blauhaarigen, der ihn sofort in eine Umarmung schloss, und kuschelte sich an den warmen, schlanken Körper.

„Aber wie du siehst, bin ich sehr lebendig und auch trocken hier. Und was macht mal wohl im Bad, hm?! Ich hab mich natürlich für dich schick gemacht!“, kam die leise und doch freche Antwort des Sängers, während er genießerisch die Augen schloss und den Kopf an die Brust des Größeren lehnte.

Toshiya musste leicht lächeln. Kyo war manchmal wirklich zu niedlich.

//Für mich brauchst du dich doch nicht hübsch zu machen! Oder hast du etwa immer noch nicht begriffen, dass du für mich das schönste Wesen der Welt bist?//

Einige Zeit herrschte Stille, in der sich der Bassist wieder der Serie im Fernsehen widmete.

Doch seit Kyo wieder da war, konnte er sich nicht mehr darauf konzentrieren, driftete er doch mit seinen Gedanken zu der heutigen Probe zurück.

In diesem Moment war der Kleine so anders gewesen...

„Weißt du Kyo-chan, du bist heute nicht sehr nett gewesen.“, sagte er nach einiger Zeit leise.

Vielleicht gab es ja einen Grund dafür, dass er in einem Moment wie ein störrisches Kind war, im nächsten Moment aber auf eine so liebenswerte Art und Weise wieder die Nähe des Anderen suchte.

Doch Kyo runzelte nur die Stirn und sah verwundert zu ihm auf.

„Zum Einen sollst du mich nicht immer Kyo-chan nennen und zum Anderen...was meinst du?“

„Wir sind doch unter uns!“, protestierte Toshiya und zog einen Schmollmund.

Doch Kyo ließ sich davon nicht beirren.

„Trotzdem! Also raus mit der Sprache, zu wem soll ich heute nicht nett gewesen sein?!“

„Zu Kaoru. Das verstehe ich ja auch noch, mich hat das auch angepisst. Aber du hättest nicht gleich so ausrasten müssen. Und vor allem hättest du Die und Shin-chan nicht so anmachen müssen!“

Verwundert schüttelte Kyo den Kopf.

„Ich habe sie doch gar nicht angemacht!“, erwiderte er. Er wusste nicht einmal, worauf Toshiya in diesem Moment hinauswollte.

„Was sollte dann die Bemerkung, dass Die dem Chibi zu Kopf steigt?!“

Kyo schnaubte kurz und verzog das Gesicht. Manchmal konnte der Bassist ihn wirklich ankotzen.

Trotzdem kuschelte er sich noch etwas weiter an den anderen Körper.

„Ach, ich weiß auch nicht. Mir war einfach so. Die beiden sind einfach nur....komisch, seit sie zusammen sind.“

Toshiya musste seufzen.

„Ich finde das alles andere als komisch! Im Gegenteil, ich find sie niedlich. Und wenigstens sind sie wirklich zusammen, weil sie sich eben lieben!“

-BAMM-

Da war er wieder, der stumme Vorwurf, der auf Kyo einprasselte wie ein Hagelschauer und ihn ein ums andere Mal zusammenzucken ließ.

Auch dieses Mal.

„Weiß ich doch.“, murmelte er schuldbewusst und senkte den Blick auf seine Knie.

Er überlegte einen Moment. Sollte er ihn jetzt darauf ansprechen?

Es war doch der passende Augenblick und wenn Toshiya schon selbst eine so schöne Überleitung machte!

Er kratzte all seinen Mut zusammen und sah wieder zu Toshiya auf, der ihn ernst ansah.

„Deswegen wollte ich auch noch einmal mit dir reden.“, kam es schließlich so leise über seine Lippen, dass der Bassist sich näher zu ihm lehnen musste, um ihn zu verstehen.

„Worüber wolltest du reden? Shinya und Die?!“, fragte er verwundert. Was wollte Kyo denn mit ihm über die Beiden reden?

Doch der Sänger schüttelte den Kopf.

„Das meinte ich nicht. Ich wollte mit dir über die Liebe reden. Und über uns.“

Der Blauhaarige hob die Augenbraue. Das war jetzt noch eigenartiger. Worauf wollte Kyo denn hinaus?

Doch nicht etwa...?!

„Kyo, wir waren uns einig, dass wir warten, bis du endlich weißt, woran ich bei dir bin!“, gab er empört von sich.

Wenn Kyo spitz war, sollte er das anders lösen, aber er würde dafür definitiv nicht herhalten.

Der zog allerdings nur die Augenbrauen zusammen.

„Unsinn, so meinte ich das nicht! Ich habe doch nicht über körperliche Liebe gesprochen!“

Es war komisch, denn trotz der Worte schaffte der Sänger es, ungewohnt kleinlaut zu klingen.

So kannte nicht einmal er ihn.

Doch er sagte nichts weiter, wartete nur geduldig darauf, dass der Sänger fortfuhr.

„Naja, es ist doch so, dass ich immer gesagt habe, dass ich nicht genau sagen kann, was ich für dich fühle...weil es keine Liebe war, aber eben auch keine rein freundschaftlichen Gefühle mehr...“, fing der Blonde nach einigem Überlegen wieder an.

Toshiya hielt die Luft an. Wollte Kyo ihm etwa das sagen, worauf er nicht einmal zu hoffen wagte? Oder lag er mit seiner Vermutung ein weiteres Mal falsch?

„... Es ist jetzt einiges an Zeit vergangen und mit ihr haben sich auch meine Gefühle für dich verändert, sind klarer geworden, weißt du. Es ist so....argh, verdammt!“

Kyo kniff die Augen zusammen und fuhr sich nervös mit einer Hand durch die Haare. Wieso konnte er denn nicht einfach sagen, was ihm auf dem Herzen lag?

Er wusste doch, dass er nicht abgewiesen werden würde und doch hatte er genau davor Angst.

Toshiya sah ihn die ganze Zeit über erwartungsvoll an, doch er wollte den Kleineren nicht hetzen.

„Ganz ruhig Kyo, lass dir Zeit!“, sagte er schließlich leise, als auch er die Nervosität des Anderen bemerkte.

Dieser holte noch einmal tief Luft und hob dann den Blick, um Toshiya in die Augen sehen zu können.

„Was ich sagen will...To-chan, ich liebe dich!“, wisperte er mit einem dicken Kloß im Hals.

„Wirklich? Ich meine, sagst du das jetzt nicht nur einfach so?“, kam allerdings zunächst die teils hoffnungsvolle Antwort und augenblicklich nickte der Blonde heftig.

„Hai, das ist mein Ernst. Ich habe viel zu viel Angst, dass du wieder gehen könntest und traurig bist, wenn ich dich in dieser Hinsicht wieder anlügen würde. Ich habe diesen Fehler schon einmal gemacht und das war ein Mal zu viel!“, erwiderte er ehrlich und ein glückliches Lächeln stahl sich auf die Lippen des Bassisten, der seine Hand zu der Wange des Kleineren hob.

Dies nahm dem auch die letzte Angst und er seufzte erleichtert auf, lehnte sich gegen die sanfte Berührung.

„Ich bin so froh, das endlich von dir zu hören. Aishiteru mo Kyo-chan.“, hauchte der Blauhaarige und fing den Blick des Blonden ein, der ihn gespielt böse anfunkelte.

Doch schon wenige Sekunden später war der Ausdruck einem echten Lächeln gewichen.

„Und ich bin froh, dir das endlich sagen zu können. Auch wenn ich dir manche Dinge einfach noch abgewöhnen muss!“, lachte er leise und versiegelte dann zärtlich die Lippen seines Koibitos mit den eigenen.

Er hoffte, Toshiya spätestens jetzt endlich so glücklich machen zu können, wie er es wollte und der Bassist es verdient hatte.

//Aus Fehlern kann man lernen. Ich habe gelernt, wie man einen Engel nicht nur zu schätzen weiß, sondern ihn auch wirklich und aufrichtig liebt.

Und dieses Mal bin ich mir sicher, dass es Liebe ist!//

XVII

So...und pünktlich zu Weihnachten gibbet 2 Kapitel...(leider beide unkontrolliert, da es mit dem hochladen noch länger dauern würde, wenn ich noch einen Beta-reader zurate ziehen würde...uu°°)
 

allerdings gibt es dazu auch eine Auflage...

ich bin mir nicht sicher, ob es sich wirklich lohnt, die FF ab hier noch weiterzuschreiben...

deswegen habe ich mir als "Grenze" gesetzt, dass ich dann weitermache, wenn ihr toll mitarbeitet und mir mehr als 3 Kommis hinterlassen werden...

immerhin weiß ich sonst nicht, wie viele das hier sonst noch lesen...
 

bitte nehmt mir das nicht übel okay...

und trotzdem noch viel Spass mit Chap 17...
 

Yo
 


 

~XVII~
 


 

Es schien wie eine Ewigkeit, in der sie sich einfach nur gegenüber saßen und nichts sagten, sondern einfach nur eine angenehme Stille herrschte.

Doch plötzlich schreckte der Ältere auf, entriss dem Anderen so die wohlige Wärme, die er so genossen hatte.

Kei öffnete die Augen und sah Kaoru fragend an, suchte nach einem Grund.

Es konnte doch nicht sein, dass er etwas bemerkt hatte...oder doch?!

„Der Kaffee!...Der ist bestimmt schon fertig durchgelaufen.“, erklärte der Violetthaarige jedoch nur hastig und wollte aufstehen, als der andere Gitarrist ihn jedoch am Handgelenk festhielt.

„Du bleibst hier! Ich hol den schon.“, rechtfertigte er sein handeln und stand nun seinerseits auf, um in die Küche zu gehen.

Er wollte nicht, dass Kaoru noch etwas geschah.

Doch als er bereits in der Tür stand, hielt dieser ihn noch einmal auf.

„Aber ich muss doch die Scherben noch weg machen!“

Der Jüngere drehte sich um und sah dem Gitarristen in die Augen, was diesen verschreckt zusammenzucken ließ, als er den entschlossenen Ausdruck in den braunen Tiefen des Schwarzhaarigen bemerkte.

„Vergiss es Kaoru! Ich kann auch sauber machen und dann werden wir deine Hände verbinden! Ich will nicht, dass dir noch etwas schlimmeres passiert!“, sagte er nur kurz und setzte dann seinen Weg fort.

Kaoru seufzte tief.

Was sollte ihm denn noch schlimmeres passieren, als von seinem Freund einfach so. auf diese Art und Weise abserviert zu werden?!

Und jetzt konnte er sich nicht einmal mehr durchsetzen, obwohl Kei um einiges jünger und sie in seiner Wohnung waren.

Er lehnte sich an seine Couch zurück und fixierte einen Punkt an seiner Decke.

//Vielleicht sollte ich meine Decke mal wieder streichen. Eventuell schwarz. Das ist doch eine wunderbare Farbe! Aber sagt man nicht, dass dunkle Farben den Raum niedriger erscheinen lassen?! Egal, mir wird hier mit der Zeit sowieso die Decke auf den Kopf fallen, da ist die Farbe doch vollkommen irrelevant!//

Während der Ältere versuchte sich abzulenken, bemerkte er nicht, wie der Größere schon wieder den Raum betrat und 2 Tassen dampfenden Kaffees auf dem Couchtisch abstellte.

Er sah Kaoru einen Moment lang nachdenklich an, bevor er schließlich doch die Gedankengänge des Kleineren durchbrach.

„Wo hast du denn das Verbandszeug? Und hast du eventuell auch etwas zum desinfizieren da?“

Mit großen Augen sah Kaoru ihn an, bis er die Frage realisierte und dem Anderen kurz angebunden erklärte, was er wissen wollte und dieser ein weiteres Mal den Raum verließ.

Der ältere Gitarrist sah ihm nach, bevor er seinen Kopf wieder langsam zurück auf die Lehne sinken ließ.

Erst jetzt bemerkte er, wie seine Hände durch die offenen Wunden brannten, doch er ignorierte es.

Sollten sie doch brennen, auch wenn sie irgendwann in Flammen ausbrachen, es war ihm egal.

Er spürte, wie sich die Sitzfläche senkte, als sich jemand neben ihm niederließ, doch er sah nicht auf.

Er wusste, es konnte niemand anderes als Kei sein, der vorsichtig seine Hand nahm.

Besorgt betrachtete dieser den Älteren.

Es machte ihm Angst, dass dieser so gleichgültig wirkte, so anders, als er ihn bisher kennen gelernt hatte.

//Wer hat dir das nur angetan?! Was muss passiert sein, dass du nicht einmal mehr lächeln kannst?//

Er seufzte innerlich verzweifelt auf und senkte den Blick auf die verletzte Handfläche. Das Blut war schon etwas getrocknet und doch hatte es noch immer die gleiche Farbe, als wäre es frisch.

Er griff nach dem vorbereiteten Desinfektionstuch und sah noch einmal kurz zu dem Gesicht des Älteren.

„Es könnte jetzt etwas brennen.“, warnte er leise vor und machte sich dann so sanft es ihm möglich was an die Arbeit, während er wieder in Gedanken versank.

Und doch bemerkte er, dass Kaorus Hand nur gelegentlich zuckte.

Kei wusste, dass er Kaoru noch nicht allzu lang kannte und er wusste auch, dass es alles andere als gut war, was sich trotz der kurzen Zeit bei ihm entwickelt hatte.

Eigentlich hatte er sich vorgenommen, etwas Abstand zu dem Anderen zu gewinnen, doch es hatte nie geklappt.

Und nun? Er konnte ihn doch nicht einfach allein lassen! Nicht gerade in diesem Moment!

Die nahm sich zwar einiges an Zeit für ihren Leader, doch er hatte immerhin auch noch seine eigene Beziehung und Kei wusste nicht, ob die freie Zeit für den Violetthaarigen ausreichen würde.

Natürlich, Kaoru brauchte auch etwas Zeit für sich, doch wenn er zu viel davon hatte, würde er doch nur daran kaputt gehen, oder?!

Also gab es doch nur eine Möglichkeit: Er selbst musste sich einfach etwas mehr zusammenreißen - er wusste immerhin, dass Kaoru nie etwas von ihm wollen würde, vor allem, so lang es noch Tsukasa für ihn gab – und sich die Zeit nehmen, um Kaoru ablenken zu können.

„Wie lang willst du eigentlich noch an einer Stelle rumtupfen. Ich glaube, mittlerweile ist die sauber.“, kam es leise, aber ohne Vorwurf nach einiger Zeit.

Verschreckt zuckte der Jüngere zusammen und sah auf in das leicht lächelnde Gesicht des Anderen.

Schüchtern senkte er den Blick wieder und hoffte inständig, nicht rot geworden zu sein.

„Gomen, ich war gerade nur etwas in Gedanken.“, sagte er nur gezwungen ruhig und widmete sich der 2. Hand, als wäre nichts geschehen.

„Das habe ich bemerkt. An wen hast du denn gedacht?“, folgte auch gleich die nächste Frage und nun doch aus dem Konzept gebracht hielt der jüngere Gitarrist inne.

„Wie kommst du darauf, dass ich an jemand bestimmtes gedacht habe?“, fragte er scheinheilig, sah allerdings nicht auf.

Er wusste genau, dass er spätestens jetzt die Farbe einer überreifen Tomate annehmen würde.

Doch Kaoru zuckte lediglich mit den Schultern.

„Es kam mir so vor. Also, sagst du es mir?“

//Es tut mir leid Kao-chan. Ich denke, ich würde alles für dich tun, aber ich kann dir doch nicht sagen, dass ich mit meinen Gedanken andauern bei dir bin?!//

Zögernd schüttelte Kei also den Kopf und sah dann doch mit aufgesetztem Lächeln auf.

Doch ansehen konnte er Kaoru trotzdem nicht, sondern sah nur an ihm vorbei.

„Ich habe eigentlich nur an unsere letzte Probe gedacht. Ryou hat es geschafft, wirklich in eine Wespe zu fassen, die sich an sein Mirko gesetzt hatte. Danach ist seine Hand auf fast das doppelte angeschwollen.“, erzählte er.

Irgendetwas hatte er doch sagen müssen und dieses Ereignis einige Tage zuvor war ihm als erstes in den Sinn gekommen.

Und es entlockte Kaoru ein leichtes Grinsen.

„Der arme Kerl. Aber er musste doch nicht ins Krankenhaus, oder?“, fragte er schließlich weiter.

Er war froh, einfach über etwas anderes reden zu können.

Kei ging nun auch weiter seiner Beschäftigung nach und sah deshalb auch wieder auf die Hände hinab.

„Nein, er hat Glück gehabt. Wir haben das etwas gekühlt und nach einer Weile ging das dann auch wieder.“, fuhr er lächelnd fort, froh darüber, sich aus der Situation gerettet zu haben.

„Dann kann er wirklich von Glück reden, dass er keine Allergie hat. Ein Bekannter von mir musste deswegen schon einmal mit Blaulicht eingeliefert werden!“

Kei schluckte, obwohl ihm klar war, wie sinnlos ihr Thema gerade war und er bemerkte nicht, wie Kaoru ihn genau beobachtete.

„Wow, da haben wir wirklich Glück gehabt.“, kam schließlich seine Antwort, während er seine Arbeit abschloss.

„Das war’s!“, verkündete er mit einem leisen Seufzen und sah im selben Moment auf, in dem es auch der andere Gitarrist tat.

Sofort hielt er die Luft an, als er dem Älteren direkt in die Augen sehen konnte und die Zeit blieb für diesen Augenblick stehen.

Doch ein weiteres Mal an diesem Tag verschwand die Wärme von einem Moment zum anderen, als er Andere seine Hände zurückzog.

„Danke.“, kam von den Kleineren und er blinzelte nervös, bevor er den Blick wieder senkte und sich an die Couch zurücklehnte.

Irgendwie hatte ihn ein eigenartiges Gefühl beschlichen, als der Jüngere ihn so angesehen hatte.

Dieser konnte nicht anders, er verspürte einen schmerzhaften Stich in seinem Inneren.

Doch er riss sich zusammen und lächelte unbeholfen.

„Ist doch gar kein Problem! Aber versprich mir, demnächst besser aufzupassen, okay!“

„Ich werde es versuchen. Sonst wirst du das wohl für mich machen müssen.“ , versuchte Kaoru mit einem schiefen Grinsen die Situation aufzulockern. Und auch Kei konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

//Du weißt gar nicht, wie gern ich das für dich tun würde...ob du es überhaupt irgendwann bemerken wirst?!//
 

~*~
 

„Woran denkst du eigentlich die ganze Zeit?“

Ertappt zuckte der Ältere zusammen und sah schuldbewusst zu dem Anderen herüber.

„Was meinst du?“, fragte er trotzdem anscheinend unschuldig, erreichte damit aber nur, dass sich die Augenbrauen des Kleineren fast unmerklich zusammenzogen.

„Du starrst die ganze Zeit aus dem Fenster und hast noch nicht einen Bissen angerührt! Und jetzt erzähl mir noch einmal, dass du nicht weißt, was ich meine!“, versuchte er sachlich zu erklären, doch unter der Oberfläche brodelte es schon seit einiger Zeit gefährlich.

Er ignorierte sogar das kleine Hünchen, das um seine Beine schlich.

Resignierend seufzte der Ältere. Wie immer hatte es keinen Sinn zu leugnen, schien der Kleinere doch direkt durch seine Oberfläche hindurch sehen zu können.

Schuldbewusst blickte der auf den Teller.

„Hai Hai Shin-chan. Du hast ja Recht. Ich mache mir nur Sorgen um Kaoru.“, sagte er nur leise.

„Kaoru?!“, fragte der Drummer noch einmal tonlos und Die nickte nur und sah vorsichtig auf.

Er wusste nicht, wie Shinya reagieren würde, hatte er doch in letzter Zeit lange mit seinem besten Freund anstatt mit seinem Koibito verbracht.

Doch nie im Leben hatte er mit dem Kommenden gerechnet.

Bemüht beherrscht schloss der Jüngere die Augen und atmete noch einmal tief durch, bevor er seinem Liebling mit einen durchdringlichen Blick direkt in die Augen sah.

„Du kannst gehen!“, presste er hervor und Die zuckte unwillkürlich zusammen. So etwas war er von ihrem Chibi gar nicht gewohnt.

„Wie meinst du das?“, fragte er noch einmal vorsichtig nach, doch der Blick des Jüngeren verfinsterte sich nur noch mehr.

„Du hast in letzter Zeit nichts anderes mehr als nur noch Kaoru im Kopf! Kaoru hier, Kaoru da! Mir reicht es Die! Vollkommen! Ich habe gedacht, dass ich wenigstens diesen Abend davon verschont bleiben würde! Leader-san ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen und außerdem ist Kei bei ihm! Du schaffst es ja nicht einmal so zu tun, als wäre dieser Tag irgendwie besonders. Und falls du es vergessen haben solltest, kannst du gerne Totchi oder Kyo fragen , die erinnern sich sicherlich noch! Oder du gehst gleich zu deinem Kaoru!“, fuhr der Kleinere den Rothaarigen an, der seinen Drummer nur ungläubig anstarren konnte, auf seinem Stuhl aber immer weiter zusammenschrumpfte.

Doch sein Gegenüber stand so plötzlich auf, dass er automatisch zusammenzuckte.

Und schon hatte Shinya ihn von seinem Platz zur Tür gezerrt.

„Und bis du wieder weißt, dass wir beide eigentlich zusammen waren, kannst du mir gestohlen bleiben!“

Damit wurde der Gitarrist ins Treppenhaus befördert und konnte im sich im nächsten Moment seine Jacke vom Kopf fischen und seinen Schuhen nur ganz knapp ausweichen.

Er wusste nicht, was er sagen sollte, konnte Shinya, der noch immer in der Tür stand und ihn mit verletztem Blick musterte, nur vollkommen überrumpelt ansehen.

„Und wenn du mich nicht mehr liebst, dann sag mir das ins Gesicht!“

Und mit diesen letzten leisen Worten fiel die Tür laut krachend vor der Nase des Rothaarigen zu.

Es war, als wäre die Starre von diesem gebrochen und er eilte zur Tür, rüttelte daran und hämmerte dagegen.

„Shin-chan! So ist das doch gar nicht! Shin!“

Doch die Tür blieb für ihn verschlossen, während der Drummer nur kraftlos an der anderen Seite herabrutschte.

Die Tränen, die er nur schwer hatte zurückhalten können, liefen nur erbarmungslos über seine Wangen.

Miyu sah mit ihren großen Augen fragend zu ihm herauf, entlockte ihm ein trauriges Lächeln.

Sanft kraulte er sie hinter den Ohren, wischte sich mit der anderen Hand die feuchten Spuren von den Wangen.

„Ich weiß, dass das hart gewesen ist...Aber irgendwie muss er doch lernen, dass ich wenigstens ein paar seiner Gedanken wert bin...“
 

~*~
 

„...drei, vier, fünf. Gewonnen!“, jubelte der Bassist, doch Kyos Blick verfinsterte sich lediglich. Er verschränkte die Arme vor der Brust und warf dem Spielbrett einen Deathglare zu.

„Das darf doch nicht wahr sein! Du hast das 4. Mal in Folge gewonnen. Gib’ s doch zu, du bescheißt!“, grummelte er und hob den finsteren Blick nun zu seinem Koibito.

„O~ch Kyo-chan! Was kann ich denn dafür, dass du nicht verlieren kannst? Hast du außerdem schon einmal über den tieferen Sinn nachgedacht, warum das Spiel ‚Mensch ärgere dich nicht’ heißt?“, fragte Toshiya gut gelaunt und strahlte seinen Gegenüber begeistert an.

Solche Spiele mit Kyo waren doch immer wieder herrlich. Vor allem, weil der kleine Blonde immer wieder so einen entzückenden Blick drauf hatte, wenn er beleidigt war, weil er verloren hatte.

Eben dieser hatte auch dieses Mal nicht mehr als ein Brummeln für diese Aussage übrig und so hielt Toshiya es für nötig, den Kleineren noch etwas aufzumuntern.

„Siehst doch einfach mal so: Pech im Spiel, Glück in der Liebe.“

Und schon kniff er seinem Liebling mit einem Strahlen und einem Zwinkern vorsichtig in die Wange.

Doch dieser schien nicht so begeistert wie erhofft und verengt seine Augen nur noch mehr, bevor er sich auf den Bassist stürzte, dessen Stuhl dabei gleich mit umfegte und einen lachenden Blauhaarigen an den Handgelenken an den weichen Teppich pinnte

„Das lässt sich auch auf dich übertragen! Glück im Spiel, Pech in der Liebe!?“

Doch auch das konnte das fröhliche Grinsen nicht von Toshiyas Gesicht wischen.

„Unsinn!“, sagte er nur leise und mit einem Kopfschütteln, bevor er sich etwas streckte und den Lippen des Sängers einen sanften Kuss rauben konnte, ihn so den düsteren Gedankengängen entriss.

„Na gut. Überzeugt.“, flüsterte der Ältere gegen die Lippen des Größeren, bevor auch er leicht lächelte und in den braunen Tiefen seines Gegenübers versank.

Doch als er sich erneut zu dem Braunhaarigen hinunterbeugen und dessen Lippen mit den seinen versiegeln wollte, durchhallte das Läuten der Türklingel die kleine Wohnung.

Verwirrt hob er seinen Oberkörper wieder und sah in die Richtung, aus der das – für ihn- störende Geräusch herrührte.

„Erwartest du noch jemanden?“, fragte er teils verwirrt, teils sogar enttäuscht.

Doch auch Toshiya schien nicht damit gerechnet zu haben und blinzelte nur verwirrt.

„Eigentlich nicht. Aber wenn du von mir runtergehst, dann würden wir sehen, wer das ist.“, meinte er nur leise und sah zu dem Sänger herauf.

Dieser erwiderte den Blick nur perplex , bevor er sich dann doch, wenn auch widerwillig, von dem Bassisten erhob.

Dieser warf ihm nur noch einen entschuldigenden Blick zu, dann rappelte er sich auf und nach dem richten seiner Sachen, schlich er zur Tür.

„Hey, stör ich?“, vernahm der Blonde nur kurz darauf eine ihm bekannte Stimme und ging deshalb mit gerunzelter Stirn ebenfalls in den Flur.

Auch der Bassist schien verwirrt, als er Die entdeckt hatte und machte diesem nun nur mit einem Kopfschütteln etwas mehr Platz, damit er eintreten konnte.

„Müsstest du nicht eigentlich gerade bei Shinya sein?!“, fragte schließlich der Kleinst und zog damit den Blick der anderen Beiden auf sich.

„Etto...Hi Kyo...ehm...ja...eigentlich.“, gab Die dann doch endlich von sich und erhielt nur 2 fragende Blicke als Antwort, woraufhin er nur den seinen senkte und sich nervös am Hinterkopf kratzte.

„Die Sache ist nur die,...Shin-Shin hat mich rausgeschmissen...“, druckste er herum und veranlasse Toshiya dazu, die Augenbraue zu heben.

„Was hast du angestellt, dass unser Chibi gerade dich vor die Tür setzt?“, brachte er, offensichtlich noch verwirrter sofort hervor, sodass der Gitarrist ihn nur schuldbewusst ansah.

„Ich denke offensichtlich zu viel über Kaoru nach. Ich meine, er ist seit Ewigkeiten mein bester Freund und ich mache mir nur Sorgen. Dabei hatte Shin-chan heute extra etwas schönes gekocht und alles und ich Depp hatte natürlich nichts besseres zu tun, als gerade zu unserem ersten Jubiläum darüber nachzudenken, ob bei Leader-san wirklich alles okay ist.“

„dann bewegst du deinen Hintern jetzt einfach wieder gen Süden und erklärst das Shin-chan und entschuldigst dich, bevor das hier alles noch schlimmer wird! Kao ist immerhin noch etwas älter als du und um einiges besser in der Lage, Probleme zu bewältigen und allein ist er auch nicht. Und jetzt los, mach schon!“, drängte Kyo daraufhin und war drauf und dran, den Gitarristen wieder aus der Tür zu schieben, als er sich dem strafenden Blick seines Koibitos bewusst wurde.

„Meinst du nicht auch, dass das das beste wäre?“, fragte er deshalb noch einmal an diesen gewandt, woraufhin der Bassist nur resignierend seufzte.

„Gomen Die, aber in diesem Punkt muss ich Kyo-chan einmal Recht geben. Du solltest das lieber so schnell wie möglich klären, bevor der Kleine sich in seiner Annahme bestätigt fühlt und am Ende genauso beleidigt ist, wie mein kleiner Dockkopf hier.“, gab Toshiya demnach vorsichtig zu bedenken und pattete den Sänger leicht, der dem Blauhaarigen nur einen giftigen Blich zuwarf und leise knurrte.

Die’s hilfloser Blick wich durch diese gut gemeinten Worte nicht, doch er nickte ergeben.

„Hai. Ich wird dann mal mein Glück versuchen.“, sagte er nur leise und wandte sich zum Gehen.

Er bemerkte schon, wann er überflüssig war, also hob er die Hand, bevor er die Tür hinter sich schloss.

„Bist du heute irgendwie lebensmüde?“, zischte es, sobald die Tür ins Schloss gefallen war und Toshiya wandte seinen Blick zu dem Blonden, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Ich weiß gar nicht, was du meinst, Koi~!“, flötete er scheinheilig und schon hatte Kyo ein animalisches Geräusch von sich gegeben und stürzte sich ein weiteres Mal innerhalb weniger Minuten auf den Basslisten.

Doch dieser hatte bereits damit gerechnet und flüchtete nun lachend Richtung Schlafzimmer.
 

~*~
 

Es schien ihm, als tröpfele die Zeit nur so vor sich hin. Ganz langsam, Tropfen um Tropfen.

Während er den Film auf dem Bildschirm verfolgte, sah er immer wieder auf die Uhr, doch die Minuten vergingen so schleppend, dass er das Gefühl hatte, die Zeiger würden sich rückwärts drehen.

Er seufzte leise und sah zudem Älteren herüber. Der war schon vor einiger Zeit eingeschlafen und zur Seite gerutscht, sodass seine Kopf auf der Schulter des Größeren gebettet war.

Er wusste, er hätte längst gehen sollen, immerhin war es schon weit nach 22 Uhr, doch er wollte Kaoru nicht wecken. Und ihn allein aufwachen lassen, einfach verschwinden, ohne ein Wort?! Da kam für ihn gar nicht in Frage.

Etwas zögernd hob er die Hand, strich dem Leader einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht, doch er zuckte sofort zurück, als Kaoru leise grummelte und die Augen zusammenkniff.

Kei betrachtete ihn einige Zeit, hoffte, ihn so nicht geweckt zu haben, doch der Violetthaarige kuschelte sich nur noch etwas weiter an die warme Schulter und schlief weiter.

Ein vorsichtiges Lächeln schlich sich auf die Züge des jüngeren Gitarristen.

Wahrscheinlich hatten Kaoru schon so viele gesagt, wie hübsch er doch eigentlich war, wie attraktiv und anziehend.

Vor allem Tsukasa.

Bei dem Gedanken an den Drummer verdunkelte sich das Gesicht des Schwarzhaarigen.

Ja, Kaoru hatte Tsukasa! Wozu sollte er dann ihn brauchen? Er war nur jung und unerfahren, was das leben anging.

Und doch schmerzte der Gedanke höllisch. Andererseits wunderte es ihn, dass Kaoru an diesem Tag noch nicht ein Wort über seinen Koibito verloren hatte. Jedenfalls nicht in seiner Gegenwart.

Und wieso war der Ältere nicht bei dem Anderen, sondern gab sich mit seiner Gegenwart zufrieden, wo es ihm doch so schlecht zu gehen schien und der ihn garantiert besser hätte trösten können?!

Er senkte den Blick kurz, bevor er wieder aufsah und auf das schlafende Gesicht sah.

Es sollte ihn nicht stören.

Er zögerte noch etwas, wägte ab, doch schließlich legte er einen Arm um die Schultern des Kleineren, drückte ihn so unbewusst noch ein wenig weiter an sich, während er seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zuwandte.

Unbemerkt war der Film bereits zu Ende gegangen und die Nachrichten liefen.

Kei runzelte die Stirn. War er wirklich so tief in Gedanken gewesen?

Doch er beschloss, nicht weiter darauf einzugehen und lehnte sich stattdessen weiter an die Polster, während er dem Nachrichtensprecher lauschte..

Politik- Immer wieder ging es um Politik. Aber was interessierte es ihn schon, wenn wieder einmal groß diskutiert wurde? Viel geredet, ohne viel zu sagen und wenn doch einmal etwas heraus kam, konnte er als einzelner Otto-Normal-Verbraucher sowieso nichts daran ändern, sondern nur seine Meinung dazu sagen.

Und wenn es nicht gerade um Politik ging, dann um Katastrophen oder irgendwelche Skandale.

Und wie vermutet, wurde auch schon aufs nächste uninteressante Thema umgelenkt, doch er hörte ohnehin nur noch halb zu.

Irgendwer führte also eine gleichgeschlechtliche Beziehung? Schön für den!

Es wunderte den Gitarristen überhaupt, dass Japan in dieser Hinsicht manchmal noch so konservativ war.

Menschen verliebten sich nun ein mal. In wen konnten sie doch meist nicht entscheiden!

Doch als der Name fiel, verspanne sich jeglicher Muskel im Körper des Schwarzhaarigen und er konnte nicht anders, als nun doch aufmerksam und fassungslos auf den Bildschirm zu starren und jedes gesagte Wort zu verfolgen.

Tsukasa.

//Das darf doch nicht wahr sein! Er hat doch Kaoru! Wenn man jemanden wie ihn hat, braucht man doch nie wieder einen anderen! Kein wunder, dass Leader-san so schlecht drauf ist, wenn er das mitbekommen hat. Das darf man doch nicht mit einem so wundervollen Menschen wie ihm machen. Er ist doch so wertvoll und offensichtlich so zerbrechlich. Ich weiß gar nicht , wie man ihm so etwas antun kann!!//

Und plötzlich erschien ihm alles so klar. Kaorus Verhalten, seine Laune und einfach alles, was an diesem Tag geschehen war.

Doch ohne, dass er es wollte, flammte ein kleines Licht der Hoffnung in ihm auf.

Dabei wusste er doch, dass Kaoru, auch wenn Tsukasa ihn im Stich gelassen hatte, sehr an dem Braunhaarigen hing und dass er ihn nicht so schnell vergessen würde, somit jegliche Hoffnung auf eine Chance eigentlich aussichtslos war.

Kei war ein weiteres mal so tief in Gedanken, dass er nicht einmal bemerkte, dass der Gitarrist an seiner Schulter nun doch ach war und traurig den Bildschirm betrachtete, wo nun die Bilder von dem neunen, anscheinend glücklichen Paar gezeigt wurden.

Langsam gruben sich Tränen ihren Weg über seine Wangen und doch regte er sich nicht mehr, als dass er sich nähesuchend an den Körper neben sich kuschelte.

In diesem Moment war es ihm egal, um wen es sich handelte, solange er ihm nur etwas Wärme und Geborgenheit schenken konnte.

Und von einem Moment zum anderen schreckten beide auf ihren Gedanken auf, als es an der Tür klingelte.

Kaoru sah nur etwas verwirrt auf die Uhr, bevor er auch schon aufstand, sich die Tränen von den Wangen wischte und gefolgt von Kei, die Tür öffnete.

Er erstarrte in dem Augenblick, in dem er den Drummer auf der anderen Seite entdeckte, der ihn mit beinahe traurigem Gesichtsausdruck musterte.

„Hey...Ich wollte nur...meine restlichen Sachen von dir abholen.“, sagte Tsukasa nur leise, fast schuldbewusst, als er festgestellt zu haben schien, dass Kaoru bereits bescheid wusste.

Und obwohl beide Gitarristen Probleme hatten, ihn zu verstehen, trat Kaoru einen Schritt zur Seite und ließ den Braunhaarigen so den Eintritt, damit der sein Zeug zusammensuchen konnte. Der Ältere versuchte, seine ausdruckslose Maske zu wahren, während Kei seine Fassungslosigkeit über das Auftauchen des 2. Leaders nicht verbergen konnte.

Tsukasa jedoch verstand die stumme Aufforderung und ging mit gesenktem Blick an Kaoru vorbei in die Wohnung, um zu tun, weshalb er gekommen war.

Trotz allem tat es ihm weh, Kaoru so zu sehen, doch er wusste, es musste sein.

Er liebte ihn nicht wirklich und konnte ihn nicht glücklich machen. Außerdem hatte er einen anderen an seiner Seite.

Es dauerte auch nicht lang, bis er alles hatte und als er den Flur erneut betrat, standen die beiden anderen Männer noch genauso dort, wie er sie zurückgelassen hatte.

Doch langsam wandte Kaoru ihm den Blick zu, sah ihm in die Augen und schien nach dem ‚Warum’ zu fragen. Aber er konnte nicht antworten, senkte den Blick lediglich wieder.

Kaoru allerdings schien das Antwort genug und er ging an den beiden Jüngeren vorbei wieder ins Wohnzimmer, gefolgt von 2 Augenpaaren.

Tsukasa seufzte nur leise, als die Zimmertür verschlossen war und sah zu Kei, sah ihm direkt in die Augen.

„Pass gut auf ihn auf und tu das, was ich nie richtig konnte und können würde: Mach ihn glücklich. Okay.“, wisperte er nur, bevor auch er den Flur verließ und mit einem traurigen und doch gleichzeitig aufmunterndem Lächeln zu dem Jüngeren wahrscheinlich zum letzten Mal die Wohnungstür hinter sich schloss.

Nun vollkommen verwirrt blieb Kei allein zurück und starrte auf die Tür, als würde dort ein pinker Elefant im Tutu Lambada tanzen.

Was sollte er nun davon halten? Was sollte er tun?

Minuten vergingen, doch er kam in seinem Denken nicht einen Millimeter weiter und so drehte er sich um und folgte dem Violetthaarigem leise ins Nebenzimmer.

Dieser sah von der Couch auf und konnte die feuchten Suren auf den Wangen nicht verbergen. Sein trauriger Blick bohrte sich direkt in Keis Herz.

„Bleibst du hier heut Nacht? Bitte.“
 

~*~
 

Seit über einer Stunde stand er nun da und sah unentwegt nur zu dem einen Fenster hinauf.

Er hatte geklingelt und geklopft, doch niemand hatte ihm die Tür zu der kleinen aber gemütlichen Wohnung geöffnet.

Schließlich hatte er aufgegeben, nachdem er vom Treppenhaus aus versucht hatte, alles zu erklären ohne eine Reaktion zu erhalten, und war wieder aus dem Haus gegangen. Der Himmel war klar und es war Vollmond, aber vor allem war es viel zu kalt für diese Jahreszeit.

Erneut nahm er einen tiefen Zug von seiner, mittlerweile 4. Zigarette, bevor er wieder aufsah.

Er hatte sich in dieser Hinsicht zwar inzwischen reduziert –Shinya zuliebe- doch ganz aufgeben würde er es wohl nie können.

Und jetzt nahm es doch wieder zu, von einer Sekunde zur nächsten war das Bedürfnis nach einer Kippe wieder da gewesen, und das nur, weil er so nervös war, was Shinya anging. Er hatte Angst, alles kaputt gemacht zu haben.

Die wusste, dass der Drummer zu Haus war, denn noch bis vor ein paar Minuten hatte in dessen Schlafzimmer noch Licht gebrannt.

Doch nun war alles dunkel.

Die trat seine Zigarette aus und stopfte dann seine Hände in die Jackentaschen, während sein Blick auch weiterhin auf den Boden gerichtet war.

Zwar hatte er einen Ersatzschlüssel, aber sollte er wirklich einfach so hineingehen?

Bisher hatte er sich nicht getraut, doch allmählich gewann der Gedanke überhand, dass er doch nichts zu verlieren hatte.

Also atmete er noch einmal tief ein und kratzte all seinen Mut zusammen, bevor er das Wohnhaus ein weiteres Mal an diesem Tag betrat.

So leise wie möglich stieg er die Treppenstufen hinauf und zum ersten Mal bemerkte er, dass es genau 80 waren. Er schloss möglichst geräuschlos die Tür auf und schlich in die Wohnung, als ihn eine neue Welle der Angst flutete.

Was, wenn der Chibi ihm dafür de Kopf abriss?

//Dann redet er wenigstens wieder mit mir...//

Also wagte er sich weiter vorwärts, obwohl er bereits beim Eintreten das Knurren von Miyu aus dem Schlafzimmer vernommen hatte.

Wie immer wollte sie ihr Herrchen beschützen, auch wenn es bei Die eigentlich nicht nötig war und sie den Gitarristen schon seit etwas mehr als einer Woche endlich zu dulden schien.

Also öffnete er leise und vorsichtig die Tür zu Shinyas Schlafzimmer und trat ein, als er auch schon, wie aus heiterem Himmel, gepackt und in den Schwitzkasten genommen wurde.

Erschrocken weiteten sich seine Augen und seinen Lippen entkam ein geschocktes Japsen.

Wie aus Reflex griff er nach dem Arm, der sich um seinen Hals gelegt hatte und ihn hielt, als sich der Griff auch schon wieder etwas lockerte.

“Die?!“, vernahm er die mehr als überraschte Frage des Drummers und plötzlich wurde das Licht eingeschalten.

Der Gitarrist blinzelte geblendet und schon war er wieder frei und konnte sich, den Hals reibend, aufrichten.

„Dein Krafttraining macht sich echt bezahlt, Chibi.“, röchelte er nur.

„Du solltest mich eben nicht so erschrecken. Schon gar nicht mitten in der Nacht!“, kam trocken die verteidigende Antwort und genauso plötzlich, wie es angegangen war, war das Licht auch wieder aus.

Die bemerkte nur, wie Shinya wieder an ihm vorbei zu seinem Bett ging und sich, kurz darauf gefolgt von Miyu, hinlegte.

Es dauerte einiger Sekunden, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, als ihn auch schon etwas Weiches am Kopf traf.

Heute war offensichtlich nicht sein Tag.

„Die Couch ist noch frei. Gute Nacht Daisuke!“, hörte er nur und etwas sagte ihm, dass er trotz der Nennung seines vollständigen Namens wenigstens eine kleine Chance bekam, wenn er diese Nacht nicht weiter diskutieren würde.

Wenigstens wurde er nicht gleich wieder vor die Tür gesetzt.

Also nahm er das Weiche, was sich als Kopfkissen entpuppte, und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer, um sich dort Schlafen zu legen.

Er ließ den gesamten Tag noch einmal Revue passieren und vermerkte sich dazu nur zwei Worte in seinem Hirn:

Nie. Wieder!
 

~*~
 

Langsam dämmerte er vor sich hin und als er vorsichtig blinzelte, stellte er fest, dass es bereits Morgen war. Warme Sonnenstrahlen fielen durch die Jalousie, tauchten den Raum in diffuses Licht.

Er richtete sich etwas auf und konnte sich ein glückliches Lächeln nicht verkneifen, als er seinen Koibito entdeckte.

Er betrachtete ihn, sog jedes Detail in sich auf, wie er dort, nur mit einem lose sitzendem Hemd und einer Boxershort bekleidet, am Bettrand saß und seine Beachtung offensichtlich etwas anderem widmete.

Leise stemmte er sich auf alle Viere, krabbelte zu dem kleinen Mann herüber.

Sachte legte er ihm von hinten die Hände an die Schultern und hauchte ihm zärtlich einen Kuss an den Hals.

„Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich dir.“, flüsterte er und lehnte sich leicht an den Anderen, doch der reagierte nicht.

Etwas verwirrt runzelte er die Stirn.

„Was machst du da?“, fragte er deshalb weiter und sah hinunter auf das helle Blatt in den tiefschwarzen Händen seines Koibitos.

»Bye Bye«

Plötzlich fingen seine Hände an zu brennen, seine Augen weiteten sich vor Schreck und als er von dem Kleineren abließ, zerfiel dieser zu grauem Staub.

Er wollte schreien, doch seine Hals war wie Feuer und kein Ton kam über seine Lippen.

Plötzlich wirbelte der Staub auf, hüllte ihn in eine undurchdringliche Wolke, bevor er sich dort sammelte, wo zuvor noch ein Mensch gesessen hatte, und etwas Schwarzes formte, das aussah, wie ein Holzkohlebrikett.

Er konnte nicht anders, starre nur darauf, als es auch schon anfing zu pulsieren und ein paar Augen ihn hinterhältig anfunkelten.

Dann begann sich das Etwas zu bewegen, hinterließ eine dunkle, fleckige Schleimspur auf der hellen Bettwäsche, während es immer weiter auf ihn zukroch.

Sein Atem ging schneller.

Das durfte nicht wahr sein!

Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, während er sein Herz rasend schnell schlagen hören konnte. Und dann ein Surren um seinen Kopf.

Verschreckt riss er die Augen auf und sah sich um, entdeckte Dutzende von Mücken, 10 Mal größer als normal, die um seinen Kopf schwirrten.

Wie aus Reflex duckte er sich, hörte auch schon ein höhnisches Lachen von seinem Bett aus, von dem schwarzen Klumpen, der darüber wandelte und schon wurde er von den Insekten gepackt und von seinem Bett gezerrt, in einen See von Maden geworfen, der auf seinem Boden herrschte.

Panisch sah er sich um, versackt immer tiefer in der lebenden Falle, ohne einen Ausweg finden zu können, während die Mücken triumphierend über ihm schwebten.

„Toshiya?! Hey Totchi, wach auf! Was hast du denn?!“

Er wurde von den Maden gerüttelt und der Klumpen starrte ihm vom Bettrand auf fragend an und plötzlich herrschte Stille, nur noch die bekannte Stimme, die ihn panisch beruhigen wollte.

Und mit einem weitern Blinzeln waren all die Bilder vor seinen Augen verschwunden.

Die Sonne schien ungehindert in das Zimmer und er bemerkte zunächst nur die glänzend rote Satinbettwäsche, in der er lag.

Dann war da eine Hand, die ihm beruhigend durch die Haare strich, gehörig zu einem warmen Körper, nur wenige Zentimeter von seinem eigenen entfernt.

Nähe suchend kuschelte der Bassist sich sofort an diesen, klammerte dich an ihn, wie ein Ertrinkender und wurde auch gleich in eine sanfte Umarmung geschlossen.

„Hey, psch....es ist alles okay. Es war nur ein Traum To-chan. Du brauchst nicht zu weinen.“, hörte er weiter Kyos Worte und spürte weiche Lippen, die ihm vorsichtig die Tränen von den Wangen küssten.

Er hatte gar nicht bemerkt, dass er weinte, aber er wusste, der Sänger würde es verstehen.

Und ohne weiter darüber nachzudenken, suchte er die tröstenden Lippen des Kleineren, wo er auch sofort aufgenommen wurde in einen Kuss, so sanft, dass er ihn alles, was eben noch real gewesen schien, vergessen lassen wollte.

„Wieder gut?!“, fragte der Kleinere vorsichtig, als sie sich wieder voneinander trennten und sah den Bassisten besorgt an, während er ihm einige Strähnen aus der Stirn strich.

Doch Toshiya sagte nichts, sah ihm nur verzweifelt in die Augen und zuckte mit den Schultern.

Kyo seufzte leise und schien nachzudenken, bis er sich schließlich etwas drehte und nach etwas griff, was hinter ihm gelegen hatte.

„Hier, vielleicht lenkt dich das etwas ab.“, erklärte er sanft und drückte dem Jüngeren einen Zettel in die Hand, auf dem fein geschwungene Schriftzeichen prangten.

„Was ist das?“

Fragend sah er von dem Blatt zu dem Vocal.

„Ein Text.“, kam die knappe, aber vorwurfslose Antwort von diesem und Toshiya begann zu lesen.
 

» Raum 304 – Kirschblüten des weißen Todes
 

Vor dem Fenster die immer unveränderbaren Kirschblüten

Flattern flattern flattern flattern und tanzen in der Brise
 

Auch heute driftet mein Bewusstsein davon

Wer bist du? Ich kann mich an nichts erinnern

Meine Tränen laufen über und fallen

Auf deine Hand, die beruhigend nach meiner greift
 

Deine unendlichen Ströme aus Tränen erzählten mir etwas

Aus irgend einem Grund, bringt dein Geruch die Erinnerungen...

Sicherlich werde ich mein Leben in diesem Raum verlieren, ganz allein

Diese Blumen, die niemand finden kann...
 

Die Blüten fallen schnell, schweben in der Brise Das weiße Krankenzimmer blüht mit der Brise
 

Der Schmerz, der sich Tag für Tag aufbaut

Du hältst meinen schwindenden, hässlichen Körper nahe bei dir
 

Im Moment meines Todes, war nur eine besondere Person, an die ich mich erinnerte

Morgen werde ich zu Asche werden, zum Staub zurückkehren

Vom Fenster aus kann ich die Kirschblüten sehen unter diesen Kischblüten will ich schlafen

Gehüllt in Wärme in deiner Hand...

Sie tragen mich leise aus dem Raum 304

Sodass ich dich nie vergessen werde
 

Von hier an, schwebe ich in der Brise, zusammen mit den Kirschblüten, mich an dich erinnernd
 

Flattere flattere

Flattere flattere« [1]
 

Vorsichtig sah der Bassist zu Kyo auf und reichte ihm den Zettel zurück.

„Warum musst du immer so etwas trauriges schreiben? Warum nicht einfach mal etwas schönes?“, frage er leise und schlang seine Arme um den schlanken Körper des Älteren.

„Weil ich eben so bin, Totchi. Und dieser Text soll dir nichts anderes sagen, als dass ich immer an dich denken werde, egal was passiert.“, versuchte Kyo zu erklären und strich sanft über die blasse Wange seines Bassisten.

„Das ist doch etwas Schönes, oder etwa nicht?“, fuhr er leise fort und Toshiya musste leicht lächeln.

„Hai, das ist es.“, flüsterte er leise und lehnte seinen Kopf an die Brust des Blonden, der ihm auch weiterhin beruhigend durch die Haare strich.

//Manchmal, wenn deine harte Blockade bricht, bist du wirklich der wunderbarste und sensibelste Mensch, den ich kenne, Kyo-chan. Bitte bleib, wie du bist und lass mich nie allein. Ich liebe dich.//
 

~*~
 

[1] 304 goushitsu – hakushi no sakura

XVIII

*gg*

...und das Yo ist wieder zu hause und hat einen neues Chap mitgebracht...
 

ein ganz großes danke an die Kommis...sind ja nun doch 4 geworden XDDD

danke danke danke....^^°
 

Jetzt bleibt mir net mehr viel zu sagen als: Viel Spass mit chap. 18

und das ist glaub ich auch das längste, das ich hier je geschrieben hab XDD

(fehler bitte wieder einfach ganz großzügig übersehen ^^°°)
 

Yo
 

~ XVIII ~
 


 

Er war aufgewacht, als die Wohnungstür ins Schloss fiel.

Nur wenige Momente später hatte er eine Nachricht von Shinya gefunden.

»Bin mit Miyu draußen. Vielleicht können wir nachher reden.«

Das würde er sich garantiert nicht zweimal sagen lassen! Und vielleicht hatte er ja heute auch etwas mehr Glück als noch am Vortag.

Inzwischen hatte er sich angezogen und frische Brötchen vom Bäcker geholt, bevor er auch den Tisch deckte.

Die war gerade fertig geworden, als sich die Tür auch schon ein weiteres Mal an diesem Tag schloss.

Der Gitarrist atmete noch einmal tief durch. Das war jetzt also seine Chance und die würde er nicht einfach so verstreichen lassen!

Doch als der Drummer den Raum betrat, blieb ihm jegliches zurechtgelegtes Wort im Halse stecken.

„Eh...du...siehst müde aus.“, stellte er nach wenigen Sekunden fest und der Jüngere warf ihm einen undeutbaren Blick zu.

Beinahe wäre der Rothaarige zusammengezuckt, doch stattdessen fing er nur an, nervös seine Finger hin und herzubiegen, bevor er sich abwandte, um den Kaffee in 2 Tassen zu gießen.

Er hörte, wie hinter ihm ein Stuhl verrückt wurde und schlussfolgerte daraus, dass der schlanke Drummer sich gesetzt hatte.

Es dauerte auch nicht lang, dann konnte er sich wieder zu seinem Freund umdrehen und ihm eine Tasse dampfenden Kaffees hinstellen, während ihm sein Herz unaufhörlich bis zum Hals klopfte. Er hatte versucht, sich zu beruhigen, doch es wollte einfach nicht gelingen, hatte er doch zu viel Angst, einen weiteren folgenschweren Fehler zu begehen.

Er realisierte, wie Shinya mit müdem Blick zu ihm aufsah, während er seinen Kopf auf eine Hand stützte.

„Danke.“, kam es leise über dessen Lippen und mit der anderen, freien Hand griff er nach der Tasse.

Die beobachtete ihn genau, setzte sich dann aber letztendlich dem Kleineren gegenüber.

Unsicher klammerte er sich mit beiden Händen an seiner Tasse fest und sah zu dem Anderen herüber, der etwas verschlafen auf seine Tasse hinabblickte.

Er wollte ihn nicht drängen oder nerven, aber sollte er einfach anfangen? Oder würde Shinya ihm ein Zeichen geben?

Doch auch diese Entscheidung wurde ihm abgenommen, als der Drummer von seinem Getränk aufsah und sein auffordernder Blick sich genau in Dies Augen bohrte.

Sofort wandte der Größere den Blick ab und begann erneut, nervös seine Finger zu kneten. Jetzt hieß es, einmal Feingefühl zu zeigen.

„Shinya...ich...“, fing er zaghaft an und zwang sich dazu, wieder aufzusehen.

„Es tut mir wirklich leid. Es war so dumm von mir, mit den Gedanken immer wo anders zu sein. Vor allem gestern. Ich meine, so einen Schwachsinn muss man erst einmal schaffen...“

Er grinste unbeholfen.

„Da sitzt man dem wundervollsten und wichtigsten Menschen in seinem ganzen Leben gegenüber und ist gedanklich nicht einmal anwesend. Dazu muss man schon arg seltendämlich sein! Kannst du so einem idiotischen Riesentrampel wie mir trotzdem noch einmal verzeihen?“, fragte er leise und sah den Jüngeren aufrichtig an.

Die folgenden Sekunden der Stille schienen dem Rothaarigen wie eine Ewigkeit und sein Herz wurde immer schwerer.

Was wäre, wenn Shinya ihm nach so einer kurzen und lumpigen Entschuldigung doch nicht verzeihen würde? Verstehen würde er ihn fast auf gewisse Art und Weise.

Immerhin hatte er wirklich Mist gebaut und das bis zum Vorabend nicht einmal bemerkt.

Ungeduldig bog er noch immer seine Finger hin und her, versuchte aber verbissen, den Blick nicht abzuwenden, obwohl die ungewisse Angst in ihm zu einem riesigen Ungetüm heranwuchs.

Doch dann bemerkte er das leichte Lächeln auf den vollen Lippen des Drummers.

„Na komm schon her, du Riesenei! Und mach so etwas nie wieder.“, sagte der nur leise und breitete seine Arme aus.

Die hatte offensichtlich begriffen, dass er wenigstens etwas mehr Aufmerksamkeit brauchte als Kaoru.

Und der Gitarrist ließ sich erst gar nicht lang bitten und rückte mit einem, für ihn schon eher typischen Strahlen zu den Kleineren herüber, um ihn fest an sich zu drücken.

„Nie im Leben!“, flüsterte er und schloss die Augen.

So einfach würde er ihn nie aufgeben!
 

~*~
 

Verschlafen wischte er sich über die Augen und lächelte leicht, als er den warmen Körper neben sich spürte.

Es war so schön, den anderen immer in seiner Nähe zu wissen!

Doch langsam krochen Gedanken und Erinnerungen in ihm hoch, die er mit aller Kraft zu unterdrücken versuchte. Erinnerungen an den vorigen Tag und plötzlich war ihm klar, dass der, der in diesem Moment neben ihm lag, nicht der war, den er sich so sehnlich wünschte.

Sein Lächeln schwand und er öffnete langsam seine Augen, auch wenn es ihm schwer fiel.

Sie waren schrecklich geschwollen. Er musste grausam aussehen, also sollte er heute wohl besser den Blick in den Spiegel vermeiden.

Ruhig sah er zu dem schwarzen Haar, welches unter der Decke hervorschaute.

Kei war also tatsächlich die ganze Nacht geblieben.

Dabei hatte es noch Stunden gedauert, bis er selbst eingeschlafen war, aber er wusste, dass der Jüngere noch immer wach gewesen war und ihn im Arm gehalten hatte.

Daran erinnerte er sich noch, doch sonst war alles, was am Abend geschehen war, wie verschwommen.

//Vielleicht auch besser so!...//

Mit einem knurren wandte er den Blick ab und setzte sich am Bettrand auf.

Erst jetzt bemerkte er den Arm, der um seine Taille gelegen hatte und er runzelte die Stirn. Hatte er die Nacht vielleicht auch nur deshalb durchgeschlafen, weil Kei ihn die ganze Zeit festgehalten hatte?

//Unsinn!//

Sich über sich selbst ärgernd schüttelte er den Kopf, obwohl es ihn schon erstaunte, dass der andere Gitarrist noch immer seinen Arm um ihn gelegt hatte.

//Wenn denn nur, weil ich dachte, er wäre Tsukasa...//

Leise stand er auf und suchte sich ein paar frische Sachen aus dem Schrank.

Eine Dusche konnte er jetzt sicher gut gebrauchen. Und sicherlich hatte er danach auch wieder einen freien Kopf.

Also tapperte er ins Bad und machte sich fertig. Wie erwartet ging es ihm danach auch gleich viel besser, obwohl er noch immer müde war.

Aber wenigstens lief etwas so, wie er es wollte!

Verschlafen schlurfte er zu seiner Küche. Noch ein Kaffee und auch die Müdigkeit wäre verschwunden.

Langsam öffnete er die Tür und im nächsten Moment durchfuhr ihn ein Schock, der ihn zusammenfahren ließ, ihm aber ohne weiteres einen Kaffee hätte ersetzten können.

„Hey hey, ganz ruhig!“, versuchte Kei ihn zu beruhigen, der Grund für den Schrecken.

Schnell atmend sah Kaoru ihn an.

„Du kannst doch nicht einfach so plötzlich auftauchen!“

„Gomen ne, ich wollte dich nicht erschrecken. Guten Morgen erst mal. Kaffee?“, fuhr er fort und lächelte versöhnlich.

Kaoru seufzte erst einmal tief, dann nickte er nur.

„Dann setz dich!“, forderte Kei ihn ruhig auf und stellte 2 Tassen auf den Tisch, in die er den Kaffee goss.

„Wie geht es dir heute?“, fragte er, als der Ältere seiner Aufforderung folgte und er sich neben ihn setzte.

„Wie soll es mir schon gehen?“, war die träge Antwort und Kaoru lächelte müde.

Doch Kei ließ sich nicht beirren.

„Lass mich raten: beschissen. Aber Kao, bitte versprich mir, dass du nicht vergisst, dass das Leben weitergeht.“, sagte er nur leise, woraufhin der Ältere ihn nur mit gehobenen Augenbrauen ansah.

„Das sagst du so einfach!“, war die ironische Antwort, doch Kei schüttelte den Kopf.

„Ich weiß doch, wie du dich fühlst. Natürlich tut es weh, verlassen zu werden. Erst recht so. Das wird es auch noch eine ganze Weile. Aber irgendwann wirst du feststellen, dass der Gedanke an Tsukasa nicht mehr schmerzt. Und dann ist dein Herz wieder frei für jemand anderes. Und wenn du Glück hast, wird dich dieser jemand endlich so glücklich machen, wie du es verdient hast.“, erklärte er ruhig und lächelte beruhigend, woraufhin der Ältere den Kopf schief legte.

„Offensichtlich weißt du, wovon du redest.“, flüsterte er und der Jüngere senkte leicht den Blick.

„Natürlich weiß ich das. Kaum jemand hat das noch nicht mitgemacht.“

„Aber du bist noch so jung. Hast du denn schon wieder jemanden gefunden? Bist du glücklich?, fuhr Kaoru daraufhin fort.

„Naja, in Aussicht vielleicht...“

//Hoffnungslose Aussichten...du wirst mich nie lieben...//

„...Aber glücklich bin ich trotzdem. Alles dauert seine Zeit und bis du so weit bist, werde ich dich einfach etwas ablenken!“

„Das ist lieb von dir, aber das brauchst du doch nicht zu machen.“, war Kaorus leise Antwort, doch Kei lächelte nur.

„Das mache ich doch gerne. Und nebenbei kann ich auch noch etwas aufpassen, dass du dein Leben weiterlebst.“

Kaoru konnte nicht anders und lachte leise.

„Danke Kleiner, auch wenn ich glaube, dass ich deine Mühe nicht wert bin.“, war seine leise Antwort, bevor er einen Schluck Kaffee trank.

„Glaub mir, keiner hat es im Moment mehr verdient, dass man sich gerade jetzt gut um dich kümmert.“, flüsterte er und diesmal warf Kaoru ihm nur einen langen fragenden Blick zu, auf den er aber an diesem Tag keine Antwort mehr erhalten würde.
 

~+~
 

„Hey Totchi.“

Die gesellte sich zu dem Bassisten auf die Mauer vor ihrem Proberaum und zündete sich eine Zigarette an.

Endlich hatte ihnen Kaoru eine Pause gegönnt, er spürte schon seine Finger gar nicht mehr!

Auch der Angesprochene schien mitgenommen zu sein, denn er wandte seinem Freund nur langsam den Blick zu und lächelte müde.

„Hey.“, war die leise Antwort, bevor er sich wieder voll und ganz seiner Kippe widmete.

Er bemerkte den ernsten Blick, der auf ihm ruhte, nicht.

„Sag mal, was ist eigentlich mit dir los?“, fragte der Ältere etwas besorgt, doch der Bassist sah ihn nur unwissend an.

„Was meinst du?“

Als hätte er es gewusst! Die verdrehte nur die Augen und seufzte.

„Sagen wirs so: du bist blass wie ne Kalkwand, hast Augenringe, mit denen du den Boden wischen könntest und deine Sachen fangen auch langsam aber sicher an, an dir rumzuschlabbern!“

Der Jüngere hob eine Augenbraue. Sah er denn wirklich so schlimm aus?

„Ach echt?“, fragte er deshalb und Die nickte bestätigend.

„Echt! Und jetzt raus mit der Sprache! Was ist los? Gibt es Ärger mit Kyo?“

Resignierend ließ Toshiya den Kopf hängen und schüttelte ihn leicht.

„Nicht direkt. Es ist nur so...argh! Das hört sich total verrückt an!“, murmelte er und kniff die Augen zusammen., während er sein Gesicht in eine andere Richtung drehte.

Die hob eine Augenbraue und blinzelte verwirrt.

Was sollte das denn?

„Wenn du nichts sagt, kann ich nicht beurteilen, ob was-auch-immer verrückt ist oder nicht.“

Scheu schielte der Bassist durch ein paar Strähnen zu dem Rothaarigen und fing an, seine Finger hin- und herzubiegen.

„Naja, wahrscheinlich wirst du mir gleich erklären, dass ich total überreagiere, aber ich habe...irgendwie verdammte Angst, Kyo zu verlieren, weißt du?“, fing er stockend an und sah nun unsicher zu dem Älteren herüber. Er konnte genau erkennen, dass er ihm nicht folgen konnte, also atmete er einmal tief durch und schloss die Augen, bevor er leise, fast ängstlich fortfuhr.

„Ich...hatte so einen Traum...Kyo...Er...Er ist einfach plötzlich zu Staub zerfallen, als ich ihn angefasst habe...und...dann...dann war er auf einmal so...so ein...ein schwarzes Ding...das heißt...ich weiß nicht ob er...und dann...dann waren da diese...diese Viecher und...und die haben mich rumgezerrt...und...und ich...ich hatte solche Angst...und...“, er konnte und wollte nicht mehr daran denken, doch genau, wie jedes Mal zuvor, als er sich daran erinnerte, kämpften sich Tränen an die Oberfläche, die er die ganze Zeit über zurückzuhalten versucht hatte.

Umso lieber lehnte er sich in die Umarmung, die ihm Trost spenden sollte, wie die von Kyo an diesem Morgen.

„Psch, ganz ruhig Totchi. Was...ist dann passiert?“, fragte der Rothaarige nach einiger Zeit vorsichtig.

Er war sich nicht sicher, ob Toshiya weiterreden würde, doch um ihm helfen zu können, musste er doch alles wissen!?

Und der Gitarrist war erleichtert, als der Jüngere wirklich fortfuhr.

„Kyo...Er hatte in dieser Nacht auch noch einen Text geschrieben.“, flüsterte er und machte sich vorsichtig von dem Kleineren los.

Etwas verwirrt beobachtete Die, wie er anfing, in seinen Taschen zu wühlen und ihm anschließend einen Zettel in die Hand drückte.

Er war sich des auffordernden Blickes bewusst und so faltete er das Blatt auseinander und las sich die Zeilen durch.

Anschließend sah er wieder zu Toshiya auf, fuhr ihm kurz durch die Haare und lächelte dann aufmunternd.

„Das sind kyo-typische Lyrics, Totchi, da brauchst du dir doch keine Sorgen zu machen!“, versuchte er ihn zu ermutigen, doch Toshiya warf ihm einen strafenden Blick zu.

„Ich habe doch gewusst, dass du es nicht verstehen würdest!“, murmelte er und zog eine Schnute.

Doch Die zuckte nur mit den Schulter.

“Mag sein, aber nur wegen einem Traum und einem Text siehst du doch nicht so krank aus!?“, kam er zum Thema zurück und legte den Kopf schief.

Toshiya schnaubte nur kurz und griff nach dem Papier, das er schon die ganze Zeit über bei sich trug.

„Natürlich nicht! Aber es trägt dazu bei. Ich kann nicht mehr richtig schlafen, weil ich mit den Gedanken immer wo anders bin und auch mit dem Essen ist das so eine Sache. Ich bekomme nur dann etwas runter, wenn ich weiß, dass es Kyo gut geht. Heißt, wenn wir zusammen essen oder telefonieren. Aber er hat in letzter Zeit immer so viel zu tun, dass wir uns eben nicht so oft sehen können und das verstehe ich ja auch, aber...“

„...aber deine Verlustangst ist größer!“, unterbrach der Ältere seufzend das Murmeln des Anderen und brachte es so auf den Punkt.

Das durfte doch nicht wahr sein!

„Wie lange geht das schon?“, fragte er weiter und der Bassist sah ihn nicht an, als er antwortete.

„So etwa...2-3 Wochen?!“

Auch wenn Die ihn kaum verstand, aber er hörte das Schuldbewusstsein genau heraus.

„Und jetzt sag mir noch, dass du es in der ganzen Zeit fertig gebracht hast, Kyo nichts davon zu erzählen!“, fuhr er streng fort und begegnete dem Kopfschütteln nur mit einem Augenrollen.

„Meine Güte, meinst du etwa, unser Vocal bekommt das alles nicht mit?“

„Wovon bekomme ich nichts mit? Dass er immer weniger wird, sowohl in Hautfarbe als auch an Gewicht?“, kam plötzlich Kyos Stimme aus der Richtung der Tür und 2 Augenpaare richteten sich auf den kleinen Blonden, der die Hände in seine Taschen stopfte und mit einem ernsten Gesicht auf die beiden Größeren zukam.

„Doch. Das habe ich allerdings schon bemerkt. Allerdings habe ich gehofft, dass er von allein mit mir darüber redet.“

Obwohl er mit Die sprach, war sein kühler, strenger Blick die ganze Zeit über auf Toshiya gerichtet, der seinen Bambiblick aufgesetzt hatte und heftig schluckte.

Er hatte Kyo nicht verärgern wollen, aber...

„Es ist nichts weiter. Das legt sich schon irgendwann wieder. Kao wartet doch jetzt sicher schon, dass wir endlich weiterproben können.“

Entsetzt und mit offenem Mund bemerkte Die, wie Toshiya sein Lächeln aufsetzte, Kyo noch einmal durch die Haare strich und dann wieder in das Gebäude ging.

Kyo hingegen sah dem Jüngeren nur finster hinterher.

„Und wann soll das sein? Wenn du im Krankenhaus liegst?!“, rief er dem Bassisten nach, doch schon war die Tür ins Schloss gefallen und Kyo seufzte tief, als er seinen Blick auf seine Füße richtete.

//Verdammt, ich mache mir doch nur Sorgen!//

Unsicher biss er sich auf die Unterlippe, als er sich wieder Dies Blick bewusst wurde.

Er versuchte sich zu fangen und sah zu dem Älteren auf.

„Was ist?“, knurrte er und ließ Die so zusammenzucken.

„Nichts weiter. Ich wollte dich nicht anpissen.“, gab der nur beschwichtigend von sich und hob ergeben die Hände, bevor er seine Zigarette wegwarf und Toshiya folgte.

Kyo sah auch hinter ihm her und schluckte hart.

In Gedanken war er noch immer bei seinem Bassisten.

//Was habe ich denn getan, dass du mir nicht sagst, was ich falsch mache?!//
 

~*~
 

„Kao?“

„Hm?“

„Sei ehrlich: Wie geht es dir heute?“

Kaoru sah von seiner Arbeit auf und wollte gerade antworten, als die Tür aufgerissen wurde.

„Wo ist Totchi?“

„Etto...hier ist er nicht. Wieso fragst du?”

Der Leader war offensichtlich verwirrt und runzelte die Stirn.

„Damit ich ihm in den Arsch treten kann! Ich wusste gar nicht, dass der so lügen kann. Unglaublich, wie souverän der Kyo grad erzählt hat, dass alles okay ist.“

Der Drummer legte den Kopf schief.

„Wie alles in Ordnung sieht er aber nicht aus. Vielleicht ist er im Bad oder auf dem Dach.“, gab er zu bedenken und schon war der Gitarrist wieder verschwunden.

Verwirrt blinzelte Shinya.

„Was war das denn?“

Kaoru sah zu dem Chibi und zuckte mit den Schultern.

„Wenn du das nicht weißt.“, antwortete er und wollte sich wieder seiner Komposition zuwenden, als Shinya zu ihm kam und die Hand auf die Schulter legte.

„Du wolltest mir noch eine Antwort geben.“, sagte er leise. Ihm war nicht entgangen, dass Kaoru versucht hatte, dem Gesprächsthema zu entgehen.

Der seufzte ergeben.

„Um wirklich ehrlich zu sein: besser. Ich muss zwar immer wieder an Tsukasa denken –wie sollte es auch nach 3 Wochen anders sein- aber Kei gibt sich wirklich Mühe. Mal geht er mit mir da hin, mal wo anders, dann kommt er mich einfach so mal besuchen oder ruft spontan an. Kaum zu glauben, aber teilweise habe ich nicht einmal noch für Die Zeit.“, sagte er und musste bei dem Gedanken tatsächlich grinsen.

Auch Shinya lächelte.

„Er hat dich wirklich gern, was?“

„Wie kommst du darauf?“

„Wenn er so einen Zauber für dich macht. Ich meine, nichts gegen dich, aber eigentlich hat er doch auch noch ein eigenes Leben.“, sagte der Jüngere ruhig.

Kaoru biss sich leicht auf die Unterlippe. Er selbst hatte natürlich auch schon öfter darüber nachgedacht, doch gefragt hatte er nie.

Also nickte er zunächst nur.

„Ich weiß nicht einmal, warum er das macht. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, als würde er sich dafür verantwortlich machen. Dabei kann er doch gar nichts dafür. Vielleicht legt sich das aber in einer Weile wieder. Davon gehe ich eigentlich auch aus.“, versuchte er nachdenklich zu erklären.

Wirklich daran glauben konnte er jedoch selber nicht. Wieso musste ihm das gerade jetzt auffallen?

Auch der Drummer schien damit nicht zufrieden.

Einige Zeit dachte er ruhig nach.

„Weißt du, wenn ich mir das so anhöre, kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass das wieder nachlässt und ich traue dir zu –so schätze ich dich eigentlich ein- dass du das eigentlich auch weißt. Du hast vielleicht nur noch nie weit genug drüber nachgedacht.“

Kaoru sah ruhig zu dem Jüngeren auf, in seinem Blick lag etwas undefinierbares.

„Willst du denn, dass er sich irgendwann wieder weniger um dich kümmert?“, fragte der Drummer deshalb weiter.

Doch Kaoru wandte den Blick ab und atmete tief durch, während er aus dem Fenster sah.

Es war windig, die Wolken zogen schnell, verdeckten die Sonne und gaben sie wenig später wieder frei.

Er versank in Gedanken und schloss die Augen, als ihm Keis Worte wieder in den Sinn kamen.

//» Aber irgendwann wirst du feststellen, dass der Gedanke an Tsukasa nicht mehr schmerzt. Und dann ist dein Herz wieder frei für jemand anderes.«//

Ein leises Seufzen kam über seine Lippen und er sah zu dem Chibi auf.

„Ganz offen und ehrlich...bin ich mir da nicht mehr ganz sicher. Immerhin ist es schön zu wissen, dass da draußen immer jemand ist, der für dich da ist, wenn du mal jemanden brauchst.“

//Auch wenn man den Grund dafür höchstens erahnen kann...//
 

~*~
 

Der Gitarrist stapfte durch die Gänge in Richtung Toiletten.

Er hoffte, Toshiya dort zu finden, konnte einfach nicht verstehen, dass der nicht über sein offensichtliches Problem redete, sondern es lediglich herunterspielte.

Kyo war doch nicht dumm. Ihm war doch längst klar, dass nicht „Nichts“ war.

Doch Die wusste nicht einmal, ob er einfach wütend sein sollte oder geplättet, enttäuscht oder ob er Mitleid haben sollte.

Er sah auf und sah schon von weitem, dass Kyo ihm entgegenkam. Der Gitarrist war sich sicher, dass der Kleinere ihn noch nicht gesehen hatte, doch er wusste nicht, ob er einfach warten und ihm erklären sollte, was mit Toshiya los war.

Aber hatte der nicht einen Grund, weshalb er seinem Koi nichts davon erzählte? Wahrscheinlich würde er ihm nie verzeihen, wenn er es dann einfach ausplauderte.

Also beschloss der Rothaarige, einfach so schnell und unauffällig wie möglich im Bad zu verschwinden in der Hoffnung, den Bassisten dort zu finden.

Leise schloss er die Tür hinter sich und sah sich in dem dunklen Raum um, soweit ihm sein Sehvermögen dies erlaubte.

Ein Griff nach links und die hellen Deckenlampen flackerten. Wieder brauchten seine Augen einen Moment, um sich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen.

„Toshiya?“, fragte er laut genug, dass es im ganzen Raum zu hören war, dann herrschte wieder Stille.

Doch dann erhielt der Gitarrist seine Antwort in Form eines Schluchtzens, das aus einer der Kabinen kam.

Mitleid ergriff ihn und er ging langsam auf die Tür zu. Als er die Klinke herunterdrückte, bemerkte er, dass aufgeschlossen war.

„Ich komme rein.“, sagte er leise und öffnete die Tür.

Er sah auf den Bassisten hinab, der sich auf dem Toilettendeckel so klein wie möglich zu machen versuchte und aus glasigen Augen zu ihm aufsah.

„Totchi, was ist los? Wieso sitzt du jetzt hier und weinst, anstatt deinen Arsch hier raus zu bewegen und mit Kyo mal Klartext zu reden?“

Der Bassist schluckte, als sich der Rothaarige an den Türrahmen lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte.

„Genau da liegt doch das Problem! Ich mache ihm doch nur Probleme, aber ich weiß, dass es sicher bald vorbei ist. Ich...Ich kann ihm doch von so einer Kleinigkeit nichts erzählen! Das wäre unsinnig. Was soll er denn dann von mir denken? ‚Oh, der Kleine hatte einen bösen Traum und kommt mit meinen Texten nicht mehr klar. Jetzt leidet er unter Paranoia und vielleicht sollte ich da mal etwas mehr Papi spielen!’? Damit würde ich einfach nicht klar kommen, verstehst du mich, Die?“

Der Angesprochene seufzte tief.

„Okay, schön und gut. Du willst also nicht mit dem Menschen, der dich liebt, darüber reden. Gibt es denn dann einen Grund, warum du mir davon erzählt hast? Ich kann doch auch nichts tun.“

Der Jüngere dachte kurz nach, bevor er dem Anderen in die Augen sah.

„Doch kannst du: Behalte bitte für dich, was ich dir erzählt habe, okay. Oder noch besser: vergiss es gleich wieder! Irgendwann legt sich das auch wieder und wann nicht, dann verspreche ich dir, dann werde ich doch mit Kyo darüber reden, hai?“, antwortete er ehrlich und sein Blick bohrte sich bittend in den des Älteren.

Beruhigend legte dieser ihm die Hand auf die Schulter.

„Okay. Aber warte nicht mehr so lange. Wir machen uns alle nur Sorgen um dich und meinen es gut. Besonders Kyo.“

Und mit einem leisen Seufzen senkte der Bassist den Blick zum Boden.

//Und genau das will ich doch gar nicht!//
 

~*~
 

Völlig außer Atem kam er zum Proberaum gerannt.

Er war zu spät, das wusste er, aber er konnte doch nichts dafür, dass seine Leute unbedingt heute länger Proben mussten!

Suchend sah er sich um, in der Hoffnung, ein bekanntes Gesicht zu entdecken und dieses Mal wurde seine Hoffnung belohnt.

Sein Gesicht hellte sich augenblicklich auf, als er den violetten Haarschopf entdeckte, der sich in den Massen Richtung Parkplatz bewegte.

Obwohl er die letzten Kilometer bereits gerannt war, schaffte er es doch irgendwie, die Kraft aufzubringen, dem Anderen hinterher zu eilen.

„Kaoru!“, rief er über die Menge hinweg und der Gerufene blieb stehen, um sich verwirrt umzusehen.

Vollkommen erschöpft kam Kei vor ihm zum Stehen und stützte vorgebeugt die Arme auf die Oberschenkel, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen.

„Ich dachte schon, ich hätte dich verpasst.“, japste er und sah entschuldigend lächelnd zu dem Anderen auf.

„Und ich dachte du kommst nicht mehr und ich muss allein ins Kino fahren.“, kam die ruhige Antwort und auch Kaorus Lippen zierte ein Lächeln.

„Komm, es sind nur noch ein paar Meter bis zu meinem Auto, da habe ich dann auch was zum Trinken. Du siehst fertig aus.“

Und damit schob Kaoru den Jüngeren weiter.

„Naja, Ryou wollte einfach nicht aufhören zu singen und wir haben auch etwas die Zeit vergessen. Deshalb musste ich hierher rennen.“, versuchte der Schwarzhaarige zu erklären und wurde etwas rot.

Eigentlich hätte er auch einfach anrufen können, doch diese Idee kam wohl etwas zu spät.

Kaoru hingegen schob die Röte darauf, dass Kei so ausgelaugt war und schloss sein Auto auf.

„Es ist doch aber schrecklich weit bis zu eurem Proberaum?, antwortete er, während er seinen Wagen durchsuchte.

Irgendwo hatte er doch eine Flasche Wasser gehabt?!

„Etto, mit Abkürzungen vielleicht so...2-3 Kilometer. Glücklicherweise nicht mehr, sonst hättest du mich wahrscheinlich erst mal vom Gehweg wischen können.“, grinste er frech, nahm dann aber dankend die angebotene Flasche an und trank einen großen Schluck.

„Sicher? In deinem Alter kann man doch so was noch ab!“, konterte der Ältere und Kei musste sich in eine andere Richtung drehen, um ihm nicht eine unfreiwillige Dusche zu verpassen.

Er wischte sich über den Mund und sah dann doch wieder zu Kaoru, der sich grinsend mit verschränkten Armen an sein Auto lehnte.

„Jetzt tu nicht so, als wärst du der Knacker vom Dienst!“, gluckste er, bevor er sich neben den Älteren lehnte und ihn ansah.

„In der Band bin ich der Älteste.“, kam spontan die Antwort, doch Kei schüttelte den Kopf.

„Ihr seid aber auch nur zu fünft. Hier draußen gibt es so viele und dementsprechend viele sind auch noch älter als du. Du bist noch nicht einmal 30!“

„Noch nicht. Und du bist noch nicht einmal 20!“

Kaoru grinste breit, als Kei erneut den Kopf schüttelte.

Der Ältere war doch wirklich unverbesserlich, es machte ja doch keinen Sinn, mit ihm darüber zu diskutieren.

„Deine Flasche.“, fiel es ihm wieder ein und er wollte sie dem Kleineren reichen, doch der lehnte dankend ab.

„Ich glaube, du brauchst die gerade dringender als ich. Behalt sie ruhig und steig ein, der Film fängt bald an.“, erklärte er lächelnd und öffnete die Fahrertür.

Doch er zögerte, als Kei sich nicht bewegt, sondern ihn nur undurchsichtig ansah und die Flasche anscheinend nervös zwischen seinen Händen hielt.

Als er aufsah, traf er genau auf den Blick des Jüngeren.

Fragend legte er den Kopf schief.

„Sagst du es mir?“, fragte der schwarzhaarige Gitarrist darauf vollkommen zusammenhangslos.

Und auch Kaoru verstand nicht.

„Was meinst du? Was soll ich dir sagen?“, fragte er deshalb.

„Wenn du bereit bist, wieder einen anderen Menschen Platz 1 in deinem Herzen werden zu lassen?“, war die leise Antwort, doch Kaoru verstand sie.

Er wusste nicht genau, wie er die Frage aufnehmen sollte und zunächst nicht, wie er reagieren sollte, doch dann lächelte er sanft.

Er strich dem Größeren vorsichtig über die Wange und verstand sich in diesem Moment selbst nicht.

Dann nickte er.

„Das werde ich, versprochen.“
 

~*~
 

Entnervt strich er die geschriebenen Zeilen durch und warf den Zettel zielsicher zu den anderen im Papierkorb.

Er lehnte sich an seinen Stuhl zurück und schloss für den Moment die Augen, bevor er seinen Blick aus dem Fenster warf. Er hatte gar nicht bemerkt, dass es schon so dunkel war und Mond und Sterne bereits hoch am Himmel standen.

Seit Stunden versuchte er sich nun schon an neuen Lyrics, doch in seinen Gedanken war er eigentlich die ganze Zeit über wo anders.

Mit einem leisen Seufzen wischte er sich über die Augen und griff nach dem Telefon, welches er sich mit in sein Arbeitszimmer genommen hatte.

Während er die vertraute Nummer wählte, schaltete er die helle Schreibtischlampe aus und ging in sein Wohnzimmer, wo er sich in die weichen Polster seiner Couch sinken ließ.

Enttäuscht musste er feststellen, dass dem monotonen Tuten nur die vertraute Anrufbeantworter-Ansage folgte. Und doch lauschte er den Worten aufmerksam, bemerkte dabei nicht, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen.

Er holte noch einmal tief Luft und wartete auf den Piepton.

„Hey To-chan…Eigentlich…wollte ich nur deine Stimme hören, um zu wissen, dass es dir gut geht...Verdammt, ich mache mir doch nur Sorgen! Ich habe Angst um dich, verstehst du das denn nicht? Ich sehe doch, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt. Was ist los mit dir? Warum redest du nicht mit mir? Ich will dir doch nur helfen. Ich weiß, dass wir es schaffen! Wir schaffen doch alles Totchi...zusammen! Ich lie...“

Doch ein weiteres Piepen unterbrach ihn, deutete das Ende der Aufzeichnung an.

Nur langsam ließ er das Telefon sinken, starrte nur auf einen Punkt an seiner Wand.

„Ich liebe dich doch...“, wisperte er das, was er zuvor nicht mehr dem sagen konnte, für den die Worte bestimmt waren und schluckte hart.

//Wie weit ist es nur mit uns gekommen?!//
 

~*~
 

Die Dunkelheit der Nacht umgab den jungen Bassisten, schien ihn förmlich zu verschlingen.

Schon seit einiger Zeit versuchte er zu schlafen, doch wie so oft in letzter Zeit wollte es ihm einfach nicht gelingen. Sobald er die Augen schloss, fing es an, in seinem Kopf zu surren und dunkle Spiralen fingen an, sich vor seinen Lidern zu drehen.

Verzweifelt krallte er sich an seine Zudecke und öffnete sie, sah sich ein weiteres Mal wachsam um.

Sein Zimmer lag ruhig da, nichts hatte sich verändert, seitdem er die Augen geschlossen hatte.

Wieso nur hatte er solche Angst?

Hier konnte ihm niemand etwas anhaben! Es waren seine vier Wände! Nur 1 würde unbemerkt eindringen können und vor dem brauchte er sich wirklich nicht zu fürchten.

Und doch war ihm die Dunkelheit so unheimlich, als würden die Schatten jeden Moment zum Leben erwachen und sich auf ihn stürzen.

Er biss sich auf die Unterlippe und versuchte, sich klar zu machen, dass alles nur Einbildung war, doch schon im nächsten Moment zuckte er wimmernd zusammen und zog sich die Decke über den Kopf, als eine der Dielen im Flur knackte.

Das war schon früher so gewesen, doch da hatte ihm das doch keine Angst gemacht!

Eigentlich hatte er nie Probleme gehabt, wieso aber jetzt? Wieso konnte er den Traum nicht vergessen und warum konnte in diesem Moment nicht einfach Kyo bei ihm sein und ihn beschützend in seine Arme nehmen?!

Aus weiter Ferne hörte er ein Telefon klingeln und er riskierte einen Blick unter der Decke hervor. War es seins?

Er lauschte in die Stille, das Klingeln hatte bereits aufgehört.

War vielleicht schon der Anrufbeantworter angesprungen?

Also fasste er all seinen Mut zusammen und schlich durch die dunkle Wohnung in das Wohnzimmer, wo ihm ein Lämpchen aus der Richtung des Telefons entgegenblinkte.

//Komm schon, sein nicht so ein Weichei! Was ist denn mit dir los?//

Als er Kyos Stimme realisierte, lächelte er zunächst leicht. Sein Kyo.

Doch als er nach dem Hörer griff und abheben wollte, war der Anruf von der anderes Seite bereits beendet worden.

Das Band hatte einfach mitten im Satzein Ende gesetzt!

Er seufzte leise und drückte einen Knopf, um die Nachricht abzuhören und sie ließ ihn schlucken.

Müde und traurig sah er auf seine Hand, die noch immer auf dem Gerät lag. Und doch sah er nichts, war zu tief in Gedanken.

Er wollte nicht, dass Kyo sich Sorgen um ihn machte!

Aber genauso unmöglich konnte er ihm doch erzählen, wie kindisch es ihm zu Zeit ging.

Er überlegte noch einige Zeit, bewegte sich nicht vom Fleck.

Wirklich zu einem Entschluss kam er dabei nicht, doch er machte sich Mut. Zwar würde er seinen Koibito nicht zurückrufen, doch würde der sich in dieser Nacht noch einmal melden, dann würde er da sein und ihm alles erzählen.

Er hob den Kopf und sah sich etwas um. Sein Wohnzimmer war nicht ganz so dunkel wie sein Schlafzimmer und so brauchte er kein Licht, um sich ausreichend orientieren zu können.

Es war Vollmond und dessen Licht schien direkt in den gemütlichen Raum.

Der Bassist atmete noch einmal tief durch, dann setzte er sich auf seinen Sessel und zog die Beine an, um die Arme um sie legen zu können.

Vorsichtig legte er seinen Kopf auf die Knie und fixierte den Apparat, wartete darauf, dass es wieder klingelte, doch kein weiterer Anruf kam.

Seine Augenlider wurden schwerer, doch er wollte wach bleiben. Was war, wenn Kyo es noch einmal versuchte und er wieder nicht ran ging, weil er eingeschlafen war?

Doch die Müdigkeit der letzten Tage gewann schließlich doch und so fiel er nach einigen weiteren Stunden in einen traumlosen Schlaf.
 

~*~
 

Lächelnd sah Kaoru zu dem Schlafenden neben sich.

Es war spät geworden. Nach dem Film waren sie noch zusammen in einen Club gegangen und nun hatte er Kei nach Hause gefahren.

Schon seit einigen Minuten überlegte er nun schon, ob er ihn wecken sollte.

Er sah auf die Uhr. Es war kurz nach 2. Dann hob er den Blick wieder zu dem Jüngeren.

Nur noch einen Moment!

Aber dann hob er doch langsam die Hand und rüttelte vorsichtig an der Schulter des Jüngeren.

„Kei, hey. Wach auf. Du bist zu Hause.“

Es dauerte einen Moment, bis der Schwarzhaarige blinzelte und leicht lächelte, als er den Älteren erblickte.

Er streckte sich und rieb sich die Augen, als sich sein Blick nach draußen richtete.

„Danke fürs fahren.“, murmelte er leise und er schnallte sich ab.

„Ist doch gar kein Problem, du bist heut doch schon weit genug gelaufen.“, sagte Kaoru lächelnd und wuschelte dem Jüngeren kurz durch das Haar, was diesen zum Lachen brachte.

„Hey! Jetzt hast du meine Frisur durcheinander gebracht. Jetzt hab ich was bei dir gut! Heißt: Du kommst jetzt noch mal mit rein!“, sagte er und sah Kaoru auffordernd an, bevor er ausstieg.

Doch er schloss die Tür nicht hinter sich, wartete, bis auch der Andere ausstieg.

„Wie kommts denn? Findest du den Weg zur Tür nicht mehr allein?“, witzelte er und schloss die Tür hinter sich ab.

„Ha ha. Lass dich einfach überraschen!“, gluckste Kei und knuffte den Älteren in die Seite, als dieser in Reichweite war und auch die Beifahrertür abgeschlossen hatte.

Zusammen gingen sie so leise wie möglich die wenigen Stufen zu Keis kleinen aber gemütlichen Wohnung hinauf.

Er lebte noch nicht lang dort, doch vor einigen Wochen hatte er sich entschlossen, aus dem Haus seiner Eltern auszuziehen und sich eine eigene Bleibe zu suchen.

Zwar war die nicht groß und es lebten einige Leute im Haus, die sich anscheinend nur zu gern bei ihm beschwerten, doch für ihn reichte es trotzdem aus.

Nachdem auch Kaoru eingetreten war, schloss er die Tür hinter diesem und legte seine Jacke ab, während er seine Schuhe einfach irgendwie in eine Ecke stellte.

Der Ältere kannte dies bereits, doch wie immer beobachtete er es nur mit einem Kopfschütteln, auf welches Kei mit einem verlegenen Lächeln reagierte.

Doch schon war der Schwarzhaarige in einem der anliegenden Zimmer verschwunden und es schien, als würde er nach etwas suchen.

Verwirrt runzelte Kaoru die Stirn und sah ihm unschlüssig nach. Aber noch ehe er weiter reagieren konnte, war der jüngere Gitarrist wieder bei ihm und lächelte verschmitzt, als er mit einem Nicken auf das kleine, weiche Etwas mit den großen Augen in seinem Arm deutete.

„Deswegen solltest du mitkommen. Sie ist für dich. Ich kann nicht immer für dich da sein und so hast du immer jemanden, der dich tröstet und mit dem du auch einmal kuscheln kannst.“, erklärte er lächelnd und Kaoru betrachtete fasziniert die kleinen Pfötchen und das weiche dunkle Fell des kleinen Kätchens in den Armen des Anderen.

Vorsichtig streichelte er durch das seidige Schwarz und das kleine Tierchen schmiegte sich sofort mit geschlossenen Augen an seine Hand.

Mit strahlenden Augen sah er auf und traf auf Keis Blick.

In diesem Moment waren überflüssig, denn das glückliche Funkeln verriet noch besser, wie dankbar er für das Geschenk und die Zuneigung der letzten Wochen war.
 

~*~
 

Er hielt die Tasse dampfenden Kaffees fest umklammert und beobachtete den Jüngeren.

Eigentlich hätten sie schon längst Proben wollen, doch entgegen seiner Gewohnheit war Kaoru als letzter noch nicht da.

Also hatte er alle Zeit der Welt, seine Aufmerksamkeit den anderen zu schenken.

Bisher hatte Toshiya ihn noch nicht auf seinen nächtlichen Anruf angesprochen. Zurückgerufen hatte er auch nicht.

Kyo schluckte.

Traute der Andere sich nicht, weil er dachte, der Vocal wäre wütend?

Oder hatte er bisher noch nicht einmal bemerkt, dass er ihm eine Nachricht hinterlassen hatte?

Toshiya sah müde aus –nichts neues in der letzten Zeit- und doch schien er wacher als sonst.

Was wäre wenn er die letzte Nacht nicht einmal zu Hause verbracht hatte? Vielleicht hatte er jemanden gefunden, in dessen Armen er endlich wieder richtig schlafen konnte, weil der ihm Sicherheit und Wärme bot.

Der Druck auf die Tasse verstärkte sich.

Der Gedanke machte ihn nicht einmal mehr wütend, sondern eher enttäuscht und es tat weh.

Krampfhaft nahm er einen kleinen Schluck, starrte dabei weiter auf den Bassisten, der sich mit Die unterhielt und ich nicht zu beachten schien und das versetzte ihm einen weiteren Stich.

Es wäre so viel einfacher für ihn, wenn Toshiya sich ihm anvertrauen würde.

Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen, doch schon im nächsten Moment zuckte er erschrocken zusammen, weil die Tür aufflog und endlich Kaoru eintrat.

„Entschuldigt die Verspätung, ich musste noch unbedingt meine Katze füttern. Jetzt können wir aber Proben und als Entschädigung gebe ich euch nachher eine Kleinigkeit zu essen aus.“, verkündete er gut gelaunt, während er sich seiner Jacke entledigte.

Erwartungsvoll blickte er in die verwunderten Gesichter und ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als die anderen Bandmitglieder endlich nickten.

Also nahm er auch mit Leichtigkeit die letzten Schritte und begann, seine Gitarre zu stimmen.

Vielleicht würden sie es sogar schaffen, die verlorene Zeit wieder aufzuholen!
 

~*~
 

„Sag mal, wieso bist du heute eigentlich erst so spät hier angetanzt?“

Mit einem Ächtzen ließ sich der Gitarrist neben seinen älteren Bandkollegen fallen.

„Du hast vorhin etwas von einer Katze erzählt. Aber du hast doch gar keine. Jedenfalls war das bis gestern noch der Fall.“

Amüsiert sah Kaoru von seinem Kaffee erst auf seine Uhr und grinste dann seinen Freund an.

„Seit knappen 10 Stunden hat sich das aber geändert. Sie hat zwar noch keinen Namen, dafür aber umso mehr Hunger.“

Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich dann weiter an die Couch zurück, während er beobachtete, wie Die eine Augenbraue hob.

„Wie kommts denn?“, war seine verwirrt Frage und Kaoru musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen.

Ein weiteres Zeichen, dass es Kaoru in letzter Zeit immer besser zu gehen schien, wie alle in seiner Umgebung mit Freuden zur Kenntnis nahmen.

//Der Kleine tut dir offensichtlich wirklich gut. Ich war mir nicht ganz so sicher, ob Shin-chan wirklich Recht hatte, dass er der Grund ist, dass du wieder richtig lachen kannst, aber sicherlich trägt er einen großen Teil dazu bei. Es ist gut zu wissen, dass er es geschafft hat, dich vor dem Sturz in ein tiefes, dunkles Loch bewahrt hat.//

„Ich glaube, ich habe ungefähr genauso blöd geguckt, wie du gerade, als Kei mir das kleine Wollknäuel vor die Nase gehalten hat und meinte, sie wäre für mich.“, riss Kaoru ihn aus seinen Gedanken und tippte Die mit dem Zeigefinger auf die Brust.

Verwirrt blinzelte der Rothaarige.

„Wie jetzt? Du hast dir von dem Kleinen einfach so ne Miezekatze andrehen lassen?“

Kaoru zuckte mit den Schulter.

„Sieht wohl so aus. Er meinte, sie sei dafür, dass ich immer jemanden habe, mit dem ich kuscheln kann und der mich tröstet, wenn er selbst mal keine Zeit hat.“, erklärte er und seine Lippen umspielte ein sanftes Lächeln, wie Die es schon lang nicht mehr bei ihm gesehen hatte.

Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und er knuffte Kaoru in die Seite.

„Wie romantisch!“, giggelte er, doch die Miene des Älteren verfinsterte sich etwas, als er Dies Hand zur Seite schlug.

„Nichts da ‚romantisch’. Spinner!“, knurrte er, doch Die grinste nur gehässig und anstatt ihm seine Ruhe zu lassen, stürzte er sich auf ihn und begann, ihn durchzukitzeln.

“Oh doch, ist es. Gib es doch zu!“, trällerte der Größere, während Kaoru lachend versuchte sich zu wehren.

Wie er das hasste, kannte Die doch alle Stellen, an denen er so kitzlig war.

„Hilfe! Die, hör auf!“, japste er und versuchte weiterhin, die von sich zu schieben, doch der dachte nicht im Traum daran, dieser Bitte nachzukommen.

Währenddessen schüttelte der kleine Vocal im Nebenraum nur den Kopf, während er seine Beine weiterhin von der Box baumeln ließ, auf die er sich für die Pause gesetzt hatte. Toshiyas Box.

„Idioten! Kaum zu glauben, dass sie die ältesten hier sein sollen.“, grummelte er nur und griff nach der Colaflasche, die neben dem Lautsprecher auf dem Boden stand.

Dabei fiel sein Blick auf den Bass, den der Bassist an die Wand gelehnt hatte, während er selbst zum Rauchen das Gebäude verlassen hatte.

Er betrachtete das Instrument einen Moment lang, doch dann wandte er den Blick seufzend ab und nahm einen Schluck aus der Flache.

Auch Shinya legte seine Drumsticks zur Seite, um aufzustehen und selbst einen Blick durch die Tür zu ihren beiden Ältesten zu werfen.

Er schüttelte nur den Kopf.

„Wirklich unglaublich.“, murmelte er bestätigend und sah dann wieder zu Kyo.

Der Kleine schien bedrückt, schon seit einigen Tagen. Bisher hatte er nicht nachgefragt, weil es doch normal war, wenn Kyos Laune nicht auf dem höchsten Stand war.

Doch heute zog er sich nur einen Stuhl heran und betrachtete Kyo ernst, als er sich darauf niederließ.

Doch der war schon wieder zu tief in seiner eigenen Gedankenwelt versunken, als dass er es bemerkte.

„Ist alles okay bei dir?“, fragte der Drummer vorsichtig und riss Kyo so aus seinen Tagträumen.

Zunächst blinzelte er nur verwirrt, bevor er wieder seine kalte Maske aufsetzte, obwohl er sich selbst verrat, da er die Flasche unruhig zwischen seinen Händen drehte.

„Eigentlich schon. Wenn man davon absieht, dass ich nicht weiß, ob Totchi mich überhaupt noch braucht oder will.“, sagte er ruhig und grinste gequält.

Er wusste, Shinya hätte ihn ohnehin irgendwann durchschaut und so musste er sich selbst nicht allzu lang mit unerwünschten Gedanken quälen. Außerdem war ihm in diesem Moment einfach nicht nach diskutieren.

Auch der Drummer bemerkte, dass es ihrem Vocal doch wesentlich mehr ausmachte, als er durchblicken lassen wollte.

„Wie kommst du darauf?“, fragte er deshalb weiter und Kyo warf ihm einen undurchsichtigen Blick zu, bevor er mit den Schultern zuckte.

„Nur so ein Gefühl.“, murmelte er und Shinya hatte das Gefühl, die Stimme des Sängers würde verdächtig zittern und wäre etwas belegt.

Doch ehe er noch etwas sagen konnte, war der Kleinere schon aufgestanden und auf dem Weg durch den Aufenthaltsraum zum Flur.

Der Blonde zuckte zusammen, als er die Tür offenen wollte und hinter sich ein verzweifeltes Quietschen hörte.

Erschrocken drehte er sich um und sah, wie Kaoru versuchte, sich hinter dem Sessel vor dem Riesenbaby Die in Sicherheit zu bringen.

Zielsicher griff Kyo nach dem nächsten Kissen und warf es dem Rothaarigen an den Hinterkopf.

„Hey!“

Empört drehte der Getroffene sich in die Richtung, als der das weiche Wurfgeschoss gekommen war und hielt sich die Hand an den Kopf, wo er getroffen worden war, doch Kyo warf ihm nur einen neutralen Blick zu, obwohl seine Augen gefährlich glänzten.

„Lass Leader-san am Leben, okay.“, war seine schlichte Verteidigung und damit verließ er das Zimmer.
 

~*~
 

Die Stimmung am Tisch schien trotz allem unangenehm gespannt.

Jedenfalls empfand er es so.

Kaoru, Die und Kei bemerkten das offensichtlich nicht, sie alberten schon die ganze Zeit ausgelassen miteinander rum.

Doch der Drummer bemerkte, dass Kyos Blick immer wieder zu ihrem Bassisten schweifte.

Dieser wiederum hörte mit einem Grinsen dem Gespräch der anderen zu. Doch es kam ihm vor, als würde Toshiya so nur versuchen, die Blicke des Älteren zu ignorieren.

Nur ab und an sah er sich um und wenn er zu dem Blonden sah, lächelte er nur vorsichtig, bevor er den Blick wieder abwandte.

Shinya fragte sich, ob er die momentane Verfassung des Blonden nicht bemerkte, oder ob er sie bewusst übersah.

Eigentlich hatte er auch den Blauhaarigen auf dem Weg noch einmal wegen dem ansprechen wollen, was Kyo ihm anvertraut hatte, doch dazu war er nicht mehr gekommen.

„Warum nennst du sie nicht einfach Kei?“, schlug Die vor.

Fragend sah Kaoru zu ihm und hob eine Augenbraue.

„Warum sollte ich sie Kei nennen?“

„Na weil du sie von ihm hast. Ist doch so, ne?“

Bestätigung suchend wandte Die sich an den 3. Gitarristen in der Runde, der zustimmend nickte.

„Stimmt genau!“

„Und so wie ich das verstanden habe, soll sie eine Art Ersatz für dich sein?“, fragte Die weiter und wieder nickte Kei eifrig.

„Jau!“, erwiderte er und sah dann, wie auch Die, grinsend zu dem Leader.

„Wieso solltest du sie dann nicht so nennen?“

Shinya fragte sich einmal mehr, ob Die an diesem Tag Quasselwasser getrunken hatte und schüttelte nur den Kopf, während er unmerklich seufzte.

Kaoru hingegen rollte mit den Augen.

„Die, sie ist eine Katze, kein Kater! Sie ist also weiblich und ich glaube, jemand hätte sicher ein Problem damit, wenn wir das gleiche über ihn sagen würden, oder Kleiner?“, sein Grinsen richtete sich auf Kei, dessen Augen sich unter plötzlicher Erkenntnis augenblicklich weiteten.

Er lief rot an und nickte heftig.

„Und wie ich was dagegen hätte!“, verteidigte er sich und seine Männlichkeit, woraufhin fast alle am Tisch lachen mussten.

Doch Kyo schob sich nur langsam ein weiteres Sushiröllchen in den Mund, während er zu Toshiya sah.

Er schluckte.

//Schön, dass du noch lachen kannst...//

War er der einzige, dem aufgefallen war, dass der Bassist nicht einen Bissen angerührt hatte?

Er würde es verstehen, immerhin waren die anderen mit besseren Dingen beschäftigt, als dass sie auf so etwas achten würden.

Vorsichtig streckte er die Hand aus und legte sie sanft auf den Arm des Bassisten.

Dieser zuckte unter der unerwarteten Berührung leicht zusammen, bevor er auf die Hand sah und dann zu ihrem Besitzer.

Er lächelte unbeholfen und sah Kyo fragend an.

„Willst du nichts essen?“, fragte der leise und doch laut genug, dass Toshiya ihn trotz der Gespräche verstehen konnte.

Doch der Blauhaarige schloss nur kurz die Augen und schüttelte leicht den Kopf.

„Hab keinen Hunger.“, antwortete er leise und drückte Kyos Hand kurz mit seiner, bevor er den Blick wieder abwandte.

Er hatte zwar schon seit einiger Zeit nicht mehr gegessen und wusste, wie ungesund es war, doch sein Körper schien sich mittlerweile an die wenige Nahrung gewöhnt zu haben, sodass er nicht einmal Appetit hatte.

Allerdings wusste er nicht, dass er damit das Brodeln unter Kyos Oberfläche zum Ausbruch bringen würde.

Der Kleine zog die Hand zurück und ballte sie zur Faust, sein Körper verspannte sich, während er Toshiya anstarrte und versuchte, seinen Atem normal zu halten. Doch es gelang ihm nicht.

Seine Augen verengten sich und er stand so plötzlich auf, dass das Gespräch am Tisch verstummte und alle Blicke ihm galten. Zwar bemerkte er es, doch es war ihm egal.

In diesem Moment gab es nur noch Toshiya und ihn.

Der Bassist sah ihn verwirrt an. Wie die anderen auch schien er nicht zu begreifen, was los war.

„Kyo?“, fragte Die vorsichtig, doch der Vocal beachtete ihn gar nicht.

Stattdessen ging er zielstrebig um den Tisch zu Toshiya und zerrte den verschreckten Bassisten auf die Beine und aus dem Restaurant.

Der Größere konnte gerade noch so nach seiner Jacke greifen und wusste nicht, was in Kyo gefahren war.

Die Zurückgebliebenen sahen nur hin- und hergerissen zwischen Verblüffung und Verwirrung auf den Ausgang.

„Was war das denn?“, fand Kei als Erster die Sprache wieder, doch keiner konnte ihm darauf eine Antwort geben.

Währenddessen plagten Shinya andere Sorgen.

„Wenn das mal nur gut geht!“
 

Kyo zog den Bassisten um mehrere Hausecken, doch der wagte sich nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Er starrte einfach nur wie gebannt auf den blonden Hinterkopf, während er sich an seine Jacke klammerte.

Doch plötzlich blieb der Vocal in einer Seitenstraße stehen und drückte Toshiya an die nächste Wand.

Der zuckte erneut zusammen, als er die Wut in den trotz dem schönen Augen sah und bekam es mit der Angst zu tun.

„Kyo, was...“

„Wie viel hast du in letzter Zeit überhaupt gegessen?“, unterbrach der Angesprochene ihn zischend.

„...Kaum?“, kam zögernd die verunsicherte Antwort und die schlanken Finger des Bassisten gruben sich noch tiefer in den Stoff der Jacke.

„Und wie oft hast du in letzter Zeit geschlafen?“

„So gut wie gar nicht?“, sagte der Bassist noch leiser und wich weiter an die Wand zurück.

Er wusste nicht, worauf Kyo hinaus wollte!

Doch der Verstärkte den Druck noch etwas und Toshiya spürte deutlich das kühle Mauerwerk in seinem Rücken.

„Warum nicht?“

Toshiya krallte sich in seiner Jacke fest, sodass seine Fingerknöchel weiß wurden und er sah Kyo unsicher, sogar ängstlich in die Augen.

Er schluckte. Jetzt gab es kein Zurück mehr, auch wenn er nicht mehr als ein Wispern über die Lippen bringen würde!

„Weil du nicht da warst!“

XIX

Sooo...endlich der 19. Teil....uû...is etwas kurz geraten, aber ich fand das ende so passend...o.o....gomen ne...

und dann hab ich das auch noch nicht einmal geschafft, das ordentlich abzuschreiben und hab es eben gerade erst fertig gestellt (weil der andere Comp der meinung war, nicht mehr angehen zu müssen)...deswegen wie in allen letzten teilen...einfach fehler gekonnt überlsen...uû°°

und ich hoffe auch, die bald zu ende bringen zu können...das zeiht sich ja doch alles arg in die länge und ich fürchte das wird auch langsam langweilig, oder?!...oO...

naja...außerdem gehen mir die Ideen aus...
 

aber wie immer freue ich mich über jedes einzelne Kommi, Kritig mehr al erwünscht (vor allem, weil ich selbst immer unzufriedener werd, aber nit mal weiß, worans genau liegt)....

also dann...
 

ich wünsch euch mal einfach viel Spass mit Chap. 19
 


 

~ XIX ~
 


 

Die Sekunden vergingen und Kyo starrte seinen Gegenüber nur ungläubig an, während dessen Worte immer und immer wieder in seinem Kopf wiederhallten.

//Wegen mir?! Aber wieso hat er nie etwas gesagt?!//

Nur langsam lockerte er seinen Griff und auch Toshiyas erwartungsvolle Haltung entspannte sich etwas.

Der kleine Vocal schluckte schwer, doch dann ließ er vollends von dem Bassisten ab, nur um ihn keine Sekunde später in seine Arme zu ziehen und ihn sanft aber bestimmt an sich zu drücken, während sich seine Finger in dessen Oberteil krallten.

Diese plötzliche Bewegung ließ den Größeren jedoch zusammenzucken und er kniff die Augen zusammen, als er sich zunächst etwas verspannte.

Doch als er Kyos Umarmung bemerkte, blinzelte er verwirrt.

Was war passiert?

Langsam entspannte er sich wieder, als er den kleinen warmen Körper realisierte und vorsichtig legte er seine Arme darum, schloss erneut die Augen.

Der Sänger hatte sein Gesicht an die Schulter gedrückt und der Bassist spürte durch den dünnen Stoff des Hemdes, dass die Haut des Sängers ausgekühlt war.

Vorsichtig schob er den kleinen Körper also von sich und legte ihm seine Jacke um die Schultern.

Sanft strich er ihm über die Wange, als er die feuchten Augen bemerkte.

„Was ist denn los?“, fragte er zurückhaltend und versank in den traurigen braunen Tiefen des Kleineren.

„Wieso hast du nichts gesagt Totchi? Ich wäre doch immer für dich da gewesen! Du solltest wissen, dass du jederzeit zu mir hättest kommen können. Oder ich wäre bei dir gewesen, sobald du angerufen hättest!“, wisperte der Blonde und zog die zu große Jacke eng um seinen Körper, atmete unbewusst den vertrauten Geruch ein.

Doch Toshiya atmete tief durch.

„Ich hatte Angst, du könntest mich deswegen auslachen.“, flüsterte er die Wahrheit und war froh, dass Kyo nicht weiter nachfragte.

Dieser jedoch schüttelte vehement den Kopf.

„Wie auch immer du darauf kommst, ich würde dich deswegen nie im Leben auslachen! Wir hätten zusammen nach einer Lösung suchen können, aber stattdessen....du hast mir weh getan!“, kam es leise über die vollen Lippen des Vocals und Toshiya zog ihn wieder an sich, als er sogar Tränen auf Kyos Wangen glänzen sah.

//Und nicht nur du hast es getan...Ich selbst habe mich vielleicht sogar noch mehr verletzt, damit es nicht mehr so schlimm war Ist es schlimm, wenn es geholfen hat?//

„Die ganze Zeit habe ich gewusst, dass es meine Schuld ist, dass es dir schlecht geht. Aber ich wusste einfach nicht, wie ich dir helfen sollte. Ich hatte jedes Mal Angst, du könntest zerbrechen. Du bist viel zu dünn geworden, To-chan.“, wisperte der Sänger weiter und drückte sich an den Anderen.

Er würde ihn nie wieder allein lassen!

Und Toshiya konnte gar nicht glauben, wie schnell Kyos Laune wieder umgeschlagen hatte und strich ihm nur weiter beruhigend über den Rücken.

Der Blonde sah schweigend zu ihm hinauf, bevor er sich etwas streckte und dem Bassisten einen sanften Kuss auf die Wange hauchte – seinem Bassisten.

„Mach so etwas nie wieder, hörst du?!“, flüsterte er ihm ins Ohr und Toshiya nickte.

„Nie wieder. Versprochen.“

„»Wenn ich für immer mit dir zusammen sein kann, bin ich glücklich.

Dankbar greife ich nach deiner Hand, starre für immer in diesen Himmel.

Wenn du für immer lächelst, werde ich wahrscheinlich glücklich sein und das nächste mal sehen wir uns gemeinsam den blauen Himmel an.

Für immer.«“ [1]
 

~*~
 

„Ich kenne wirklich nur eine Person, die Kyo zum weinen bringen kann.“

Leise hingen diese Worte in der Luft, doch sie hatten ohnehin keine weite Distanz zu überbrücken, denn Shinya hatte seinen Kopf an Dies Schulter gebettet und sah zu den Sternen hinauf, während sie gemeinsam im Park auf einer Bank saßen und Die seinen Arm um ihn gelegt hatte.

Ein leises Seufzen kam über die Lippen des Rothaarigen.

„Du fängst schon wieder damit an!“, murrte er und sah zu seinem Koibito hinab.

Dieser erwiderte seinen Blick verwirrt blinzelnd.

„Womit?“

„Dass du dir mehr Gedanken um alle anderen machst, als um dich selbst.“, versuchte der Gitarrist zu erklären und strich mit der freien Hand über die Wange des Jüngeren, in dessen Augen sich die Sterne spiegelten.

//Wie eigentlich immer. Du hast nie damit aufgehört, immer über andere nachzudenken...//

„Sie sind meine Freunde und es kann auch nicht jeder in dieser Hinsicht so egoistisch sein wie du.“, grinste der Kleinere jedoch und der Ältere verzog beleidigt das Gesicht.

„Das ist kein Egoismus, sondern ein gesundes Maß an Eigeninteresse!“, gab er zur Antwort und zog seine Hände zurück, in denen der Drummer sich so wohl gefühlt hatte.

Aber das Grinsen auf Shinyas Lippen verwandelte sich sofort wieder in ein sanftes Lächeln und er legte nun seinerseits die Arme um den Größeren, als er sich ankuschelte.

„Gomen Koi, ich wollte dich nicht beleidigen.“, sagte er leise und Die sah ihn misstrauisch an.

//Das hast du aber getan ShiShi...Und es tat weh!//

Doch trotzdem war auch das Misstrauen im nächsten Moment aus seinen Augen gewichen und er seufzte ergeben.

„Warum kann ich dir eigentlich nicht böse sein?“, fragte er und schon hatte er den Jüngeren noch ein wenig näher zu sich gezogen.

„Weil du mich liebst?“

„Wahrscheinlich.“, flüsterte der Rothaarige und erwiderte das Lächeln des Drummers, bevor er dessen Lippen mit einem sanften Kuss verschloss.

„Was meinst du, wie lang das mit Kao und Kei noch dauert?“, wisperte der Jüngere jedoch nach einiger Zeit gegen die weiche Haut des Anderen, während er ihm über die Wange strich und seinen Blick suchte.

Die hingegen zog nur empört die Augenbrauen zusammen und seine Lippen kräuselten sich zu einem Schmollmund.

„ShiShi! Worüber haben wir gerade geredet?!“, fragte er gespielt beleidigt, zog den Kleineren aber noch näher an sich.

Dieser lachte leise und strich einige verirrte rote Strähnen hinter Dies Ohr.

„Jetzt tu doch nicht so! Ich weiß doch, dass dich das auch interessiert.“, gab er zurück und Die konnte seinen Blick nur verdutzt erwidern.

„Was du alles weißt.“, war seine Antwort und auch er musste grinsen, als er in das glückliche Gesicht seines Koibitos sah.

Dieser tat, als müsse er überlegen, bevor er sich entschied, seinen Sitzplatz auf den Schoß des Rothaarigen zu verlegen.

Sanft strich er ihm durch das Haar und genoss, wie Die seine Arme erneut um ihn legte.

„Siehst du mal. Ich kenne dich eben.“, flüsterte er und lehnte seine Stirn an Dies.

//Endlich. Endlich habe ich wirklich das Gefühl, dich zu kennen. Vor ein paar Wochen war ich mir nicht sicher, aber nun. Du schaffst es wirklich mich glücklich zu machen und mir ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Dafür danke ich dir, DieDie.//

Allerdings schaffte Die es nicht, etwas Verwirrung aus seinem Blick zu verbannen.

„Was ist los mit dir? Du bist so anhänglich heute Abend.“, stellte er leise fest und begann, sanft die schmale Taille zu streicheln.

Shinya konnte sich aufgrund dieser Aussage ein leises Kichern nicht weiter verbieten und schüttelte leicht den Kopf.

„Falsch Die. Ich bin nur genauso liebebedürftig wie sonst auch.“, flüsterte er und gab dem Größeren kurzerhand einen Kuss auf die Wange.

„Ach bist du? Sonst merke ich aber nicht so viel davon!“

Die grinste hinterhältig, als es nun an dem Drummer war, eine Schnute zu ziehen.

//Du hast recht, ich zeige es nicht immer. Trotzdem...Sollte das eine Aufforderung sein?!//

„Weil du sonst auch immer mit den andern beschäftigt bist. Und außerdem kann ich dir nicht immer zeigen, wie sehr ich dich brauche, sonst platzt dein Ego!“, antwortete er unterwürfig und sah den Größeren von unten an, als er begann, an dessen Shirtkragen herumzuspielen.

Der jedoch musste lachen. Was sein Shinya nicht manchmal für ein „Schatz“ sein konnte!

Doch dessen Schmollmund wurde noch ein Stück größer.

„Außerdem hast du mir noch keine Antwort gegeben.“, jammerte er weiter und Die versuchte, wieder zu Atem zu kommen.

Dann lächelte er den Jüngeren an und strich ihm sanft über die Wange.

„Süßer, das kann ich auch nicht. Hör zu: Lass den Beiden doch einfach die Zeit, die sie brauchen, okay. Und wir beide gehen jetzt zu dir nach Hause, damit Miyu nicht so allein ist und wer als letzter da ist, muss morgen früh Kaffee kochen.“, schlug er vor und sah erwartungsvoll in die Braunen Augen des Anderen.

Dieser zögerte kurz, doch dann nickte er zustimmend und fing an, zu grinsen.

„Dann wirst du wohl früher aufstehen müssen.“, lachte er und schon hatte er seinen gemütlichen Platz aufgegeben und rannte in die Dunkelheit davon.

Die konnte gar nicht so schnell reagieren und blinzelte zunächst nur verwirrt. Doch dann schlich sich auch auf sein Gesicht ein Grinsen.

„Na warte du kleines Biest! Ich krieg dich schon noch!“
 

~*~
 

„Danke, dass du mich noch nach Haus gebracht hast.“

Kaoru drehte sich zu dem Jüngeren um und musterte ihn lächelnd.

Er dachte nach.

„Isch doch ga~r kein Problem, Kao-schan.“, kam schließlich die Antwort und der Jüngere winkte breit grinsend ab.

Doch Kaoru hob die Augenbraue.

„Willst du nicht lieber hier schlafen? Ich weiß auch nicht, wie ich darauf komme, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass du in dem Zustand nicht mehr allein nach Hause kommst.“, gab er mit leicht ironischem Unterton zu bedenken und ließ Kei dadurch verwirrt blinzeln, bevor er mit den Schultern zuckte und dann an dem Älteren vorbei in dessen Wohnung wankte.

Er hielt sich am Türrahmen fest und drehte sich noch einmal zu dem Violetthaarigen um.

Mit todernstem Blick hob er den Zeigefinger.

„Aber wehe du machscht düsch lustisch über misch! Isch hab misch nämlisch noch beschtensch under Kondrolle und weiß genau, wasch isch machö.“, mahnte er und Kaoru rollte nur mit den Augen.

„Natürlich. Ich würde es nie wagen.“, murrte er, doch Kei schien mit der Antwort trotz der geballten Ladung Sarkasmus zufrieden zu sein und begann, sich aus Schuhen und Jacke zu schälen, während er gefährlich schwankte.

Kaoru verkniff sich ein Seufzen und schloss die Tür hinter sich.

Hätte er gewusst, dass der Schwarzhaarige deswegen immer nichts Alkoholisches trank, weil er nichts vertrug, hätte er nach dem 2. Desperados einen Schlussstrich gezogen.

Er könnte sich selbst verfluchen, dass er das nicht mitbekommen hatte.

Er machte sich gerade daran, seine Schuhe zu öffnen, als er aus dem Augenwinkel bemerkte, dass Kei sich plötzlich panisch und mit unübertrefflichen Gleichgewichtssinn ins Bad flüchtete.

Er hob den Blick und sah ihm mitleidig nach. Dieses Mal konnte er ein Seufzen nicht unterdrücken.

Das konnte eine lange Nacht werden.
 

~*~
 

Er hatte sich auf den Balkon zurückgezogen und hielt die Zigarette fest zwischen seinen Fingern, während er dich Lichter der Stadt vor sich betrachtete.

Noch immer schwirrte das ‚Warum’ in seinem Kopf herum.

Warum hatte Toshiya solche Angst, ihn zu verlieren?

Ihm war klar, dass es Situationen gegeben hatte, in denen seine Sorgen berechtigt gewesen wären, aber das war schon lang vorbei!

Jedenfalls war es das gewesen, bevor Toshiya sich von ihm abgekapselt hatte, aber er war sicher, dass niemand etwas bemerkt hatte.

Doch warum aß oder schlief der Bassist deshalb nicht?

Weshalb hatte er sich von ihm abgekapselt?

Hatte er nicht bemerkt, dass er so nur alles schlimmer machen würde?

Und warum hatte er niemandem etwas davon erzählt?

Warum hatte er IHM nichts davon erzählt?

Er seufzte leise und schlang die dünne Trainingsjacke, die er außer der Boxershort als einziges am Körper trug, enger um sich, als er einen weiteren Zug nahm.

Er hatte nicht bemerkt, dass es kälter geworden war und wie der Wind an ihm zog.

Doch er lächelte leicht, als 2 Arme eine Decke um ihn legten, unter der bereits ein anderer Körper Platz gefunden hatte.

Für einen Moment schloss er die Augen, dann nahm er seiner Philip Morris das ohnehin viel zu kurze Leben und drehte sich um, um die Arme um die Taille des Jüngeren legen zu können und sich an den warmen Körper zu kuscheln.

Vorsichtig legte er den Kopf an die Brust des Anderen und lauschte dessen Herzschlag.

„Es ist kalt hier draußen, Kyo. Du holst dir noch den Tod.“, flüsterte Toshiya und fröstelte kurz, während er seine Hände sanft über den Rücken des Blonden wandern ließ.

Doch der Angesprochene lächelte nur unschuldig zu ihm hinauf, bevor er sich etwas streckte und den Lippen des Bassisten einen sanften Kuss raubte.

„Lass uns nicht vom Tod reden, okay.“, gab er nur leise zurück und drückte den Größeren vorsichtig.

//Darüber habe ich in letzter Zeit genug nachgedacht...//

Toshiya blinzelte zunächst nur, nickte dann aber.

„Okay, aber – erzählst du mir dann etwas mehr...über dich?“, fragte er zaghaft und Sänger so dazu, den Kopf schief zu legen.

„Was genau meinst du?“

„Naja, warum darf zum Beispiel niemand etwas über deine Vergangenheit wissen? Nicht einmal ich.“

//Weil ich nicht gern daran denke. Und das müsste ich, wenn ich davon erzählen wollte. Es tut mir leid.//

Kyo sah seinen Gegenüber ernst an. Was sollte er nur antworten. Doch er versuchte, seine Emotionen zu verstecken und zauberte einen belustigten Blick auf sein Gesicht, der echt aussah, bevor er leise lachte.

„Dir habe ich nichts erzählt, weil du nicht noch einmal gefragt hast. Und sonst darf niemand etwas wissen, weil ich sonst auffliege. Deswegen musste Kao auch versprechen, die Klappe zu halten.“, versuchte er sich amüsiert und mit leichtem Grinsen herauszureden, während Toshiya ihn nur verwirrt ansah. Er verstand die Welt nicht mehr.

„Was meinst du damit?“, fragte er deshalb durcheinander nach.

„Damit meinte ich, dass ich keine Ahnung habe, weshalb alle der Meinung sind, ich hätte eine dermaßen grausige Vergangenheit. Denn eigentlich bin ich relativ normal aufgewachsen. Keine Vergewaltigung, keine extreme Dominierung, selten Schläge, vor allem nie mit Gürteln oder so. Ich war nie Stricher oder extrem einsam und habe nie andere Drogen genommen, als meine geliebten Kippen.“, zählte er auf und zuckte mit den Schultern, hoffte, dass Toshiya ihm das abnehmen würde.

Denn er wusste, dass das, was er gerade gesagt hatte, nicht ganz der Wahrheit entsprach.

Toshiya sah ihn noch immer verwirrt an und Kyo musste bei diesem Anblick unweigerlich wirklich kichern.

„Du bist süß.“, sagte er und stubste mit dem Zeigefinger auf Toshiyas Nasenspitze.

Dieser rümpfte sie leicht und blinzelte sie kurz.

„Danke...eh...aber – was heißt das alles, Kyo?“, fragte er verwirrt und lehnte den Kopf an die Brust seines Koibitos, als er leicht die Schultern zuckte.

„Was soll das schon heißen? Ich bin ein vollkommen normaler Mensch, der vielleicht nicht unbedingt das beste Verhältnis zu seinen Eltern hat, mehr nicht.“, sagte er leise und schloss die Augen.

Er wusste, er hatte Toshiya gerade eine glatte Lüge aufgetischt, doch was sollte er tun?

Zwar tat es ihm leid, doch irgendwann würde er ihm schon die Wahrheit erzählen können.

Er war sich sicher, Toshiya würde ihn nicht verurteilen, wenn er ihm den Grund seines Schweigens klar machen konnte.

Es lag immerhin nicht am mangelnden Vertrauen oder Gefühlten zu ihm, sondern einzig und allein an seiner eigenen Angst vor der Erinnerung.

Kyo unterdrückte ein leises seufzen, wollte sich nicht so verraten, und kuschelte sich weiter in die liebevolle Umarmung des Bassisten.

„Und wieso...hast du so viele Narben?“, wagte sich dieser erst nach einiger Zeit weiterzufragen und sah in Kyos Augen, als dieser den Blick hob und ihn undefinierbar ansah.

Sanft strich er über die kühle, blasse Wange des Blonden und hoffte, dass der ihm überhaupt antworten würde.

„Weil – ich dazu neige, über kleine Probleme so lang nachzudenken, bis sie zu groß und unüberwindbar für mich erscheinen.“, war die leise Antwort nach einiger Zeit.

//Und wahrscheinlich wird das auch immer so bleiben.//

Toshiya blinzelte kurz.

„Mein armer Kleiner.“, sagte er leise, doch Kyo murrte nur leise.

„Bemitleide mich jetzt bitte nicht für meine eigene Dummheit, okay.“, knurrte er unwollend und verzog das Gesicht, was Toshiya ein leises Lachen entlockte.

Doch darauf zog Kyo nur eine Schnute und fröstelte leicht.

„Ich bin müde.“, stellte er fest und Toshiya lächelte nachsichtig.

„Dann sollten wir reingehen. Da ist es warm und da steht ein schönes großes, weiches Bett.“, erklärte er ruhig und wehrte sich nicht, als Kyo nickte und nach seiner Hand griff, um ihn hinterher zu ziehen.

Nur kurz blieb der kleine Sänger noch einmal stehen, um die Jacke auszuziehen und einfach in die nächste Ecke zu werfen, was Toshiya ein Kopfschütteln entlockte.

„Und ich darf nachher wieder aufräumen.“, gab er scherzend von sich und Kyo zuckte die Schultern.

„Ist ja auch deine Bude.“, grinste er und der Bassist hob eine Augenbraue.

„Wir müssen ja auch nur zu mir, weil man bei dir ja nicht einmal mehr einen Schritt machen kann, ohne über irgendwas zu stolpern.“, stellte er fest, doch Kyo grinste auch weiterhin frech.

„Laufen will halt gelernt sein.“, stichelte er und Toshiya verzog beleidigt das Gesicht.

„Der war fies, Kyo.“, murrte er und legte die Decke beiseite, bevor er in sein Schlafzimmer ging und die Tür buchstäblich vor Kyos Nase ins Schloss fallen ließ.

Er machte es sich schon grummelnd in seinen weichen Federn gemütlich, als der Vocal es wagte, leise und langsam die Tür zu öffnen.

Zögernd streckte er seinen Kopf in den Raum, der nur von der kleinen Nachttischlampe des Größeren beleuchtet wurde.

„Gomen ne. Bist du mir jetzt sehr böse?“, fragte er – völlig untypisch – zurückhaltend und Toshiya schmunzelte.

„Wie soll ich dir schon böse sein, mein kleiner Chaot. Und jetzt komm her, oder willst du auf dem Flur schlafen?“, fragte er ruhig und hob die Decke etwas für den Kleineren an. Dieser fing an, wie ein Kind zu strahlen und hüpfte dann zu dem Jüngeren ins Bett, um sich sofort an ihn zu kuscheln.

„Ich weiß schon, warum ich dich liebe.“, schnurrte er, hatte nicht einmal bemerkt, wie Toshiya ernst geworden war.

So plötzlich, dass der Sänger nicht mehr reagieren konnte, hatte der Blauhaarige nach seinem rechten Arm gegriffen und so gedreht, dass er die Innenseite betrachten konnte.

Kyo schluckte schwer. Er wollte nicht, dass Toshiya das sehen musste, hatte gehofft, die neuen Narben gut genug verstecken zu können. Immerhin sah man sie schon kaum noch, wenn man saran dachte, wie tief sie dieses Mal gewesen waren.

Doch der stieß nur unwollend Luft aus, als er seine Befürchtung bestätigt sah.

„Kyo!“, tadelte er und sah den Kleineren streng an.

„Ich hatte gedacht, du hättest damit aufgehört!“, fuhr er fort und suchte den Blick des Sängers.

Zwar erwiderte der diesen schuldbewusst, sagte jedoch nichts.

„Sag jetzt nicht, dass du das wegen mir gemacht hast!“, sagte er leise und seine Augen weiteten sich, als der Blonde leicht nickte und seinen Blick abwandte.

„Oh Kyo, mein kleines Dummerchen!“, fuhr er leise fort und drückte Kyo fest an sich.

„Ich habe doch gesagt, ich neige dazu, mich in Dinge hineinzusteigern.“, flüsterte der und kuschelte sich hilfesuchend an den Bassisten.

Der seufzte leise.

„Daran müssen wir beide unbedingt noch arbeiten.“

Ein leichtes Nicken als Antwort und der Größere strich sanft durch das Blond.

//Mein armer Koibito. Das ist alles meine Schuld, weil ich so dumm war und dir ausgewichen bin. Ich weiß gar nicht, weshalb ich mich so sehr in dir täuschen konnte. Aber bei einem bin ich mir sicher: Wir schaffen es, dich aus diesem Teufelskreis herauszuholen. Gemeinsam.//
 

~*~
 

Er legte die letzten Sachen beiseite und warf erneut einen Blick zum Bad.

Es war bereits einige Zeit vergangen, seit der Andere hinter der Tür verschwunden war, doch erst seit kurzem war es ruhig.

Mittlerweile hatte er selbst die Couch mit Bettzeug ausgerüstet und dem Anderen ein paar Sachen für die Nacht herausgesucht, die ihm passen könnten.

Sein Blick schweifte zur Uhr und er seufzte tief., als sich seine Schritte Richtung Küche wandten.

Er füllte ein Glas mit Wasser, dann ging er zu seinem Arzneischrank und suchte ein paar Tabletten für den Jüngeren heraus.

Ein weiterer Blick durch den Raum, dann löschte er das Licht und ging mit dem Glas und der Medizin zum Bad, wo er leise klopfte.

„Kei? Kann ich reinkommen?“, fragte er vorsichtig und erhielt als Antwort nur ein ersticktes „Hm.“, das er als ‚Ja’ deutete.

Leise schob er die Tür auf und er brauchte auch nicht lang zu suchen, bis er den Schwarzhaarigen an die Badewanne auf dem Fußboden sitzend sah.

Er lächelte mitfühlend.

„Du siehst fertig aus.“, flüsterte er und hockte sich neben ihn.

Kei schloss nur den Moment die Augen und gab einen undefinierbaren Kehllaut von sich.

„Glaub mir, so fühl ich mich auch! Ein Wunder, wenn ich auch nur noch das letzte bisschen Nahrung der letzten Tage drin haben sollte.“, murrte er und betrachtete argwöhnisch das entgegengereichte Glas, bevor er Kaoru unsicher ansah.

„Auf dass es drinnen bleibe.“, erklärte der nur und Kei verzog das Gesicht.

„Wie aufmerksam von dir. Ich schwöre, ich werde nie wieder etwas alkoholisches Trinken!“, knurre er weiter und griff nach den weißen Tabletten und spülte sie mit dem Wasser hinunter, bevor er sich schüttelte.

Kaoru jedoch lachte nur leise und nahm das Glas wieder an sich.

„Ich habe dir ein paar Sachen ins Wohnzimmer gelegt. Vielleicht kannst du ja wenigstens etwas schlafen.“, sagte er ruhig und wollte nach dem leichten Nicken des Schwarzhaarigen gehen, doch der hielt ihn am Handgelenk fest.

Verwirrt blinzelte er.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt und kniete sich wieder neben den Jüngeren.

Dieser nickte erneut und atmete tief durch.

„Schon, es ist nur...“, er sah auf und in die braunen Augen des Älteren, während er nach Worten suchte.

Wie sollte er nur das sagen, was er sich schon seit längerem nicht wagte?

„Kao, ich will diese Nacht nicht allein verbringen.“, fuhr er nach kurzer Zeit leise fort und schluckte schwer, als er die Unsicherheit im Blick des Kleineren bemerkte.

„Wie genau meinst du das?“, fragte der ernst, wusste nicht, ob er ihn richtig verstanden hatte.

Doch Kei lächelte nur traurig. Er hatte es gewusst – Er hatte es ganz genau gewusst!

Er hob die Hand und strich dem Violetthaarigen sanft über die Wange, während der es nicht wagte, sich zu bewegen.

„Wie soll ich es denn gemeint haben? Ich – will einfach nicht mehr länger ohne dich leben.“, versuchte er, seine Gefühle in Worte zu fassen, ließ seine Hand dabei in den Nacken des Älteren wandern.

Der reagierte auch nicht, als der Jüngere ihn näher zu sich zog und noch einmal schwer schluckte, bevor er seine Lippen sanft auf die des Älteren legte und die Augen schloss.

Wenigstens dieses eine Mal wollte er den Moment auskosten, auch wenn er nicht ewig dauern würde.

Er genoss die Wärme und das wohlige Kribbeln, doch schon viel zu früh hob Kaoru seine Hand und legte sie dem Jüngeren auf die Wange, um ihn vorsichtig, aber bestimmt wenige Zentimeter von sich zu schieben.

Verunsichert musterte er den Schwarzhaarigen, erkannte den Schmerz in dessen Augen. Vorsichtig ließ er seine Finger über die blasse Haut gleiten, während er nach Worten suchte.

„Kei ich – ich bin noch nicht so weit...“, flüsterte er leise und sah den anderen Gitarristen entschuldigend an.

Dieser biss sich auf die Unterlippe und nickte leicht, während er seinen Blick auf seine Finger senkte, die er in seinem Schoß verknotete.

Er kam sich so jämmerlich vor. Was hatte ihn eigentlich dazu geritten? Er hatte doch ganz genau gewusst, wie Kaoru reagieren würde!

„Es tut mir lei-“, fing der Ältere erneut an, doch ein leises Klingeln unterbrach ihn.

Verwundert sah er auf, bevor er sich langsam erhob. Denn im Gegensatz zu dem Jüngeren war er froh, dass er sich so aus dieser Situation retten konnte.

Noch einmal sah er zu dem Jüngeren am Boden, doch der sah noch immer nicht auf.

Es machte ihn traurig, ihn so zu sehen und doch wusste er, dass er sichtig gehandelt hatte.

Oder doch nicht?

Kaoru kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.

Er hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken!

„Du – solltest dich dann anziehen. Morgen früh nach etwas Schlaf geht es dir sicherlich besser.“, versuchte er es erneut, doch wieder nickte Kei nur kurz.

Ein leises Seufzen verkneifend, wandte er schließlich den Blick doch ab und verließ das Bad.

Nun endlich sah auch Kei wieder auf und betrachtete bitter die nun geschlossene Tür.

Er war froh darüber, dass Kaoru seine Tränen nicht sehen konnte.

Er unterdrückte ein verzweifeltes Schluchtzen und sah wieder auf seine Hände hinab.

Er hatte lang nicht mehr geweint.

//Morgen früh soll es mir besser gehen?! Tut mir leid, Kao, aber daran kann ich leider nicht glauben! Ich brauche nur eins, um mich wirklich wohl zu fühlen, doch das werde ich nicht bekommen...Das bist du.//
 

Kaoru war geradewegs zur Tür gegangen.

Es verwirrte ihn, dass noch jemand gekommen war, denn es war bereits spät. Sehr spät, um genau zu sein.

Er stellte das leere Glas in seinen Händen auf die Komode und zog die Tür etwas auf.

Als er das Gesicht dahinter entdeckte, weiteten sich seine Augen.

Er widerstand dem Drang, die Tür gleich wieder zu schließen nur schwer und sah den Braunhaarigen nach einem Schlucken fest in die Augen.

„Was willst du hier?“, fragte er so kalt es ihm möglich war und der Andere seufzte leise.

„Warum kann ich dich nicht vergessen, Kao-chan?“
 

~*~
 


 

[1] Aoi Tsuki

XX

~ XX ~
 

Es dauerte lang, bis er sich aufrappeln konnte.

Nur langsam verließ er das Bad, bedacht darauf, nicht einen Laut von sich zu geben.

Aufmerksam sah er sich vor jedem weiteren Schritt um. Er wusste nicht, was passieren würde, wenn er dem Anderen über den Weg laufen würde.

Doch wo er auch hinsah, überall war es dunkel, nur das kalte Mondlicht tauchte die Räume in ein fahles Licht.

Ob Kaoru schon schlief?

Er schlich sich ins Wohnzimmer und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, wagte es nicht, den Lichtschalter zu betätigen.

Aber auch so fand er die Sachen, die der Ältere ihm für die Nacht zurechtgelegt hatte.

Als er sie sich griff und wieder zum Gehen wandte musste er jedoch feststellen, dass der Gitarrist offensichtlich noch nicht schlief. Und dass er nicht allein war.

Elektrisches Licht fiel durch den schmalen Spalt unter der Küchentür ins Wohnzimmer und gedämpfte Stimmen drangen an sein Ohr.

Eine die Kaorus, die andere konnte er nicht zuordnen, auch wenn er sich sicher war, dass er sie schon einmal gehört hatte.

Wie gebannt starrte er auf die geschlossene Tür und überlegte, unfähig sich zu bewegen.

Er ahnte nichts Gutes und ein unangenehmes Kribbeln breitete sich in ihm aus.

Und plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag.

Er schluckte und presste das zusammengelegte Shirt auf seine Lippen, um unbemerkt zu bleiben, als sich seine Augen weiteten.

Die zweite Stimme gehörte zu Tsukasa!
 

„Natürlich bin ich glücklich. Und trotzdem – wie soll ich es erklären? Es ist nicht das erste Mal, dass ich einfach nur etwas frische Luft schnappen will und plötzlich stehe ich vor deiner Wohnung und muss an dich denken. Wie schön es mit dir war, Kao.“, versuchte er verzweifelt klar zu machen und legte seine Hand an Kaorus Wange, der ihm am Küchentisch gegenübersaß, ihn aber nicht ansah.

Doch für einen Moment lehnte er sich gegen die liebkosende Wärme, nur um im nächsten Moment leise zu seufzen und sich von ihr abzuwenden.

„Aber dann kannst du nicht so glücklich sein, wie du versuchst mir weis zu machen. Sonst wärst du in Gedanken bei ihm und nicht bei mir.“, sagte er leise und klammerte sich fest an seine Tasse.

Es fiel ihm immer noch schwer, Tsukasa gegenüber zu sitzen, mit ihm allein zu sein. Es tat so weh, wenn er daran dachte, dass er es vielleicht nie ernst gemeint hatte und nun doch wieder bei ihm war. Doch er hatte lang genug geweint, wollte nicht noch länger Schwäche zeigen und rang sich nun doch dazu durch, den Blick zu heben.

„Genauso wie es bei uns nicht gestimmt haben kann.“

//Dabei hätte ich dir die Sterne vom Himmel geholt, während du hinter meinem Rücken schon wieder einen Anderen hattest, auch wenn du mir gesagt hast, dass ich der Einzige für dich bin...//

Tsukasa schluckte schwer und zog nun endgültig seine Hand zurück. Nun war es an ihm, den Blick zu senken und den Kopf zu schütteln.

„Im Gegenteil. Eigentlich hat bei uns alles gestimmt. Es war perfekt. Du bist ein so liebenswürdiger Mensch, Kao.“, sagte er so leise, dass der Gitarrist ihn kaum verstand.

Doch der lachte nur höhnisch auf, ließ den Drummer zusammenzucken.

„Es war perfekt? Das fällt dir jetzt ein? Du bist gegangen, hast dich Wochen nicht bei mir gemeldet und ich musste aus irgendeinem Klatsch-Blatt erfahren, dass ich dir nichts mehr bedeute – es vielleicht noch nie getan habe – und jetzt stehst du plötzlich mitten in der Nacht vor meiner Tür und sagst, dass es perfekt gewesen wäre?“, fragte er und ein wehmütiges Grinsen zierte seine Lippen.

Verschreckt sah der Jüngere zu Kaoru auf.

„Ja für mich war es perfekt! Ich war nur zu dumm, es rechtzeitig zu schätzen zu wissen! Ja, ich gebe zu, sobald ich mit dir einige Zeit allein war, war es so selbstverständlich für mich, dass ich vergessen habe, wie besonders jeder Augenblick war. Ich vermisse dich Kaoru! Es ist schlimm genug, dass ich es erst jetzt bemerke, das weiß ich. Aber ich hatte Angst, dass ich dich so nie auf Dauer hätte glücklich machen können.“

„Aber ich war glücklich Tsukasa. Ich war der glücklichste Mensch auf Erden, bis du alles kaputt gemacht hast!“, war die ruhige aber verletzte Antwort des Gitarristen und er sah, wie die Augen des Braunhaarigen immer feuchter wurden.

Er wusste, es war nicht ganz fair so etwas zu sagen, doch es tat so weh. All der vergessen geglaubte Schmerz war mit einem Mal wieder da und er fühlte sich, als müsse er jeden Moment zerreißen, war zu mehr als einem Wispern nicht mehr im Stande.

„Ich habe dich geliebt, Tsuka-chan. Ich hätte alles für die getan und das vielleicht für immer, aber du hast mir mit einem Mal das Herz aus der Brust gerissen.“

„Ich liebe dich Kao.“, flüsterte Tsukasa erstickt, während er unruhig seine Finger malträtierte.

Er wusste nicht, was er sich davon versprach, aber er wusste es war die Wahrheit, so wie auch Kaorus Worte wahr waren.. Natürlich war er mit einem Anderen zusammen, doch viel zu schnell hatte erkennen müssen, dass er Kaoru nicht ersetzten konnte. Niemand konnte das. Er brauchte ihn.

Doch der sah ihn nur neutral an, sagte lange nichts und der Jüngere erkannte nicht, woran er dachte, obwohl Kaoru ihm genau in die Augen – seine Seele – sah.

„Es ist zu spät.“

Tsukasa konnte nicht anders, konnte die Tränen nicht weiter zurückhalten und nun liefen sie ihm unaufhaltsam über die Wangen, während er sich auf die Unterlippe biss und nicht fähig war, den Blick abzuwenden.

Doch das tat Kaoru an seiner Stelle. Er konnte die Tränen nicht ertragen, wusste nicht, wie er es schaffte, dass nicht auch bei ihm alle Dämme brachen.

„Du hast mich sehr verletzt und ich weiß nicht, ob ich dir je wieder so vertrauen könnte, wie ich es getan habe – wie es für einen Neuanfang nötig wäre.“, versuchte Kaoru zu erklären.

„Können – wir es – nicht trotzdem noch einmal – versuchen? Ich verspreche dir – schwöre dir – dass so etwas nie wieder vorkommen wird.“, fragte der Drummer trotzdem leise weiter, hatte das letzte Fünkchen Hoffnung noch nicht verloren.

//Lieber würde ich sterben, als dir noch einmal so weh zu tun.//

Doch Kaoru atmete tief durch, schloss für einen Moment die Augen.

„Nein.“

//Ich wüsste nicht, ob du zu deinem Wort stehst. Ob du es nicht vielleicht doch noch einmal tust. Ein weiteres Mal würde ich das nicht durchstehen.//

Leise schluchzte der Braunhaarige auf, als auch das letzte Fünkchen erlosch.

„Es ist spät. Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst.“

„Kann ich dich wenigstens wiedersehen?“, murmelte der Braunhaarige jedoch noch, während er langsam aufstand und sich mit dem Handrücken über die Wange wischte.

Endlich sah Kaoru ihn wieder an.

„Du weißt genauso gut wie ich, dass das wahrscheinlich das Schlechteste ist, was wir jetzt tun können. Irgendwann sicherlich. Aber nicht in nächster Zeit.“, erklärte er und folgte dem Jüngeren zur Küchentür, der zur Antwort nur leicht nickte, während sein Blick auf den Boden geheftet war.

//Ich wünschte, ich könnte es trotzdem tun...//

Kaoru legte die Hand an die Klinke und sah traurig zu dem Drummer. Zögernd hob er die zweite Hand, um ihm durch die Haare zu fahren.

Verwirrt sah Tsukasa auf und Kaoru lächelte traurig.

„Wir sehen uns irgendwann wieder und du hast doch jemanden, der dich sicher gern tröstet. Also sei nicht ganz so traurig.“; sagte er leise und öffnet die Tür, als Tsukasa verzweifelt lächelnd nickte.

Doch als er sich gerade auf den Weg zur Wohnungstür machen wollte, stockte er kurz, blinzelte leicht, als er Kei erkannte, der nur kurz zusammengezuckt war, als sich die Tür öffnete, sich aber sonst nicht bewegte und sie beide aus glasigen Augen ansah.

Doch dann lächelte er leicht.

//Jetzt verstehe ich. So ist das also Kaoru, deswegen willst du mich nicht zurück. Der Kleine hat also tatsächlich geschafft worum ich ihn gebeten habe – macht er dich glücklicher als ich? Bestimmt. Ich wünsche euch beiden viel Glück, wenigstens Kao soll es wieder gut gehen...//

So sehr der Gedanke auch schmerzte, doch er hatte das Gefühl, dass Kei Kaoru nicht verletzen würde und hoffte, dass er ihn glücklich machen konnte.

Und mit dieser Hoffnung wandte er den Blick ab und machte sich dann auf den Weg, die Wohnung zu verlassen, nicht sicher, ob er sie wirklich so schnell nicht wieder sehen würde.

Für ihn war zwar der Zug abgefahren – das schien ihm nun noch deutlicher, glaubte er doch Kaoru wieder in festen Händen – doch das eine war ihm in diesem Moment wichtiger als alles andere.

Kaoru sollte endlich wieder –wirklich- glücklich werden.
 

Verblüfft sah Kaoru den anderen Gitarristen an.

Stand er schon lange dort? Hatte er etwas mitgehört? Und weshalb glänzten seine Augen so?

War es noch immer wegen...

„Kei, alles in Ordnung mit dir?“, fragte er vorsichtig um sich abzulenken und lächelte leicht, doch in die Augen sehen konnte er dem Schwarzhaarigen nicht.

//Rein gar nichts ist in Ordnung. Ich liebe dich Kaoru!//

„Hai hai, alles okay.“, nuschelte der Angesprochene nach wenigen Sekunden hektisch und setzte ein schiefes Lächeln auf.

„Ich bin manchmal eben etwas komisch, wenn ich zu viel getrunken habe, mach dir keine Sorgen.“, versuchte er sich weiter herauszureden, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass Kaoru ihm glauben würde.

Er versuchte, dessen Blick zu finden, doch vergeblich.

Der Kloß in seinem Hals wuchs immer mehr und er versuchte, die aufsteigenden Tränen wegzublinzeln, aber auch das gelang ihm nicht.

Er wusste nicht, was er tun sollte, wollte nicht, dass Kaoru sie sehen konnte, also wandte er den Blick ab.

Warum musste er auch immer so sentimental werden, wenn er Alkohol in der Blutbahn hatte.

Er zuckte zusammen, als er eine warme Hand an seiner Wange spürte, hatte weder damit gerechnet, noch bemerkt, wie Kaoru auf ihn zugekommen war.

Stand er nicht eben noch einige Meter weiter? Und wieso musste sein Herz nun wieder so kräftig schlagen?

Er schluckte hart, als er den besorgten Blick des Leaders auf sich spürte und nur schwer widerstand er dem Drang, sich gegen die warme Berührung zu lehnen.

Er wusste doch, dass Kaoru nie das selbe für ihn fühlen würde, dass er nur aus Mitleid handelte.

„Es tut mir leid.“, hörte er die leisen Worte des Violetthaarigen und biss sich auf die Unterlippe, als er den Kopf schüttelte.

„Es muss dir nicht leid tun, du kannst doch nichts dafür. Ich bin doch selbst Schuld, wenn ich so blöd bin, mich in einen meiner Freunde zu verlieben.“, flüsterte er ehrlich und konnte nicht anders, als den Älteren mit traurigem Blick anzusehen.

Als dieser den Mund öffnete um zu antworten, kam er ihm jedoch zuvor und legte ihm vorsichtig seinen Zeigefinger auf die Lippen.

„Du bist nicht schuld.“, hauchte er und ehe Kaoru sich wehren konnte, küsste er ihn kurz und federleicht.

Noch einmal strich er sanft über die weichen Lippen des Kleineren, bevor er sich ohne ein weiteres Wort, ohne einen weiteren Blick, wieder ins Bad rettete.

Der Leadgitarrist konnte nichts tun, als ihm mitleidvoll nachzusehen.

Er hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und egal, wie sehr Kei versuchte es zu verstecken, er hörte die leisen Schluchzer dennoch.

„Es tut mir trotzdem leid.“
 

~*~
 

Nachdenklich stich er einige Strähnen aus dem Gesicht des Anderen.

Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Nie im Leben wäre er auf die Idee gekommen, welche Probleme hinter der feinen Fassade lagen, wie verletzlich und feinfühlig der Kleinere doch war.

Er seufzte gedrückt und beschloss, aufzustehen.

Nach einem leichten Kuss auf die Stirn des Anderen, versuchte er also so leise und unauffällig wie möglich aus dem Bett zu kommen – gar nicht so einfach, lag der Ältere doch immerhin an ihn gekuschelt mit dem Kopf auf seiner Brust.

Er schaffte es dennoch, ohne ihn zu wecken und ging sofort in die Küche.

Langsam tapperte er zum Kühlschrank und mit einem ausgiebigen Gähnen öffnete er ihn.

Er hob eine Augenbraue und streckte sich, während er den wenigen Inhalt betrachtete. Sie mussten auf jeden fall mal wieder einkaufen gehen.

„Hm.“, machte er leise und kratze sich am Hinterkopf.

Er hatte keine Lust, auf das übliche Frühstück – so weit er wusste war ohnehin weder Brot noch Brötchen im Haus – und so griff er zielsicher nach den letzten Eiern.

Es dauerte nicht lang und schon waren sie mit wenigen weiteren Zutaten in der Pfanne und auf dem besten Weg, Rühreier zu werden, während im Kühlschrank nur ein einsames Glas Minimais zurückgeblieben war.

Trotzdem lächelte er zufrieden und rührte ein weiteres Mal an diesem Morgen um, als er zusammenzuckte und ein erschrockenes Quietschen von sich gab, da sich wie als dem Nichts 2 Arme um seine Taille gelegt hatten und sich ein warmer Körper auf der Suche nach Nähe an ihn lehnte.

„Mach doch nich son Grach.“, nuschelte der Übeltäter müde und der Größere brauchte einen Moment, um sich wieder zu beruhigen.

„Ich dachte du schläfst noch.“, rechtfertigte er sich dann und konnte, so gut es aus dem Augenwinkel möglich war, erkennen, dass der Kleinere leicht Lächelte.

„Das würde ich wahrscheinlich auch noch, wenn es hier nicht so unheimlich lecker riechen würde, dass ich unmöglich liegen bleiben konnte. Und jetzt brauch ich einfach was zum festhalten und kuscheln und was wäre da besser geeignet als du.“, murmelte der Blonde weiter und öffnete leicht die Augen, um zu Toshiya aufzusehen, der bei den Worten einen leichten Rotschimmer auf den Wangen unmöglich leugnen konnte.

Dieser erwiderte den Blick, bevor er lächelnd den Kopf schüttelte und sich wieder dem Essen zuwandte.

Nun sah auch Kyo neugierig an dem Bassisten vorbei in die Pfanne. Unbewusst leckte er sich über die Lippen.

„Sieht lecker aus. Dauert es noch lang, bis es fertig ist?“, fragte er und sah gierig zu dem Größeren auf.

Der konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Wieso? Hast du etwa Hunger?“, fragte er hinterhältig, fuhr aber auch weiter unschuldig lächelnd mit dem Löffel durch das Ei.

Der Vocal hingegen zog nur eine beleidigte Schnute und kniff den Bassisten in die Seite, was den wieder zusammenzucken ließ.

„Ich hab immer Hunger, schon vergessen?“, fragte er gespielt schmollend und lehnte sich mit interessiertem Blick an die Arbeitsplatte neben dem Blauhaarigen.

„Schneller würde es gehen, wenn du schon Mal den Tisch decken würdest.“, antwortete er ruhig und nachdem der Blonde ihm einen verwirrten Blick zugeworfen hatte, salutierte er grinsend.

„Aye aye Sir.“, lachte er nur und begann, Geschirr und Besteck rauszusuchen und auf den Tisch zu stellen.

Auch Toshiya kicherte leise. Er war wahrscheinlich der einzige, von dem der Kleinere sich etwas sagen ließ.

Als eben dieser fertig was, sah er wieder zu dem Größeren herüber und überlegte.

Verwirrt nahm der wahr, wie Kyo hinter ihm noch immer hantierte und drehte sich dann um.

Da hatte sich der Sänger doch tatsächlich einfach schon ein Brötchen geschnappt –wo war das denn versteckt gewesen?! – und bestrich die Hälften gerade mit Schokolade. Er hatte es ja noch nicht einmal geschafft, gleich große Teller auf dem Tisch zu platzieren.

Verzweifelt seufzte Toshiya. Würde er Kyo denn jemals erwachsen bekommen?

„Kannst du nicht noch den Moment warten, bis alles fertig ist? Und wieso hast du nicht wenigstens gleich große Teller?!“

„Die Brötchen sind für dich und die Teller im Abwasch.“, antwortete der Blonde jedoch nur ausdruckslos ohne aufzusehen.

Toshiya runzelte die Stirn. Er hatte doch erst gestern abgewaschen! Und was meinte Kyo damit, dass die Brötchen für ihn wären?

Der Sänger bemerkte die Verwirrtheit des Blauhaarigen und sah ihn nun doch ernst an.

„Du hast in letzter Zeit kaum gegessen, du hast etwa aufzuholen. Du bist so abgemagert, dass ich mich kaum traue dich anzufassen.“, erklärte er und legte die fertigen Hälften auf den größeren Teller auf der anderen Seite des Tisches.

„Auf einen größeren Teller passt mehr Essen, so einfach ist das.“

Der Bassist zog die Augenbrauen zusammen und nahm das fertige Ei vom Herd.

Hatte er denn gar nichts mehr zu sagen?“

„Nein hast du nicht!“, fuhr Kyo fort, noch ehe er selbst etwas sagen konnte und ihm lief ein kalter Schauder über den Rücken.

„Manchmal bist du mir echt unheimlich.“, sagte er und beobachtete, wie sich Kyo an der Pfanne bediente, die er eben auf den Tisch gestellt hatte und setzte sich dann selbst.

Für einen Moment hielt der Blonde inne und sah den Jüngeren an.

Dann grinste er frech.

„Ich weiß!“
 

~*~
 

Kaoru kritzelte abwesend Noten auf ein Blatt Papier, während er nebenbei der Macabre und dem monotonen Tuten des Telefons lauschte.

//Da soll uns noch mal jemand nachsagen, Männer wären nicht Multi-tasking-fähig---//

Soeben lief „Berry“ an und noch immer hob am anderen Ende niemand ab.

Dafür begann ein kleines schwarzes Kätzchen, dass soeben von seinem Frühstück kam, um seine Beine zu schleichen und seine Streicheleinheiten zu fordern.

Es entlockte ihm ein leichtes Lächeln, aber wie immer begann er nachzudenken.

Sie hatte noch immer keinen Namen.

»Daddy Mommy sad...«

Langsam nervte es ihn, dass das Klingeln offensichtlich ignoriert wurde.

Er wusste, der gewünschte Gesprächspartner hatte sein Handy immer dabei und immerhin war es schon 8 Uhr(!!!), da musste er doch wach sein!

„Geh doch endlich ran, ich muss mit dir reden!“, murrte er gen Tuten, doch nichts geschah.

»...the name of the kitten I love is StrawBerry...«

Kaoru runzelte die Stirn, bevor er anfing zu strahlen.

„Ich hab’s!“, freute er sich, hatte nicht einmal bemerkt, dass endlich abgehoben wurde.

„Was hast du?“, fragte eine verwirrt Stimme am anderen Ende und ließ den Bassisten wieder blinzeln.

„Eh – morgen. Mir ist nur eben ein Name für das Kätzchen eingegeben worden.“

„Ah ja, wie soll sie denn heißen?“

„Ishigo.“

„Du nennst deine Katze „Erdbeere“?“

Der Violetthaarige konnte das Stirnrunzeln des Anderen förmlich sehen und musste leicht grinsen.

„Jup, wenn du den Worten bei „Berry“ mal genau lauschst, wirst du verstehen“, grinste er und hörte ein Gähnen am anderen Ende der Leitung.

„Werd ich bei Gelegenheit machen. Aber deswegen hast du mich doch nicht aus dem Bett geworfen? Wenn doch werde ich dich grillen, wenn wir uns mal wieder sehen. Sei übrigens froh, dass Shin das Klingeln gehört hat, sonst hättest du noch lange warten können. Und hätt ich keine Nummernanzeige, hätte ich auch gleich wieder aufgelegt. Fühl dich also geehrt.“, murrte der Jüngere und Kaoru wurde schlagartig ernst.

„Naja, ich muss unbedingt mit dir reden und wollt fragen, ob du nicht nachher mal vorbeikommen kannst.“, fragte er nach einer kurzen Pause und hörte ein leises Seufzen.

„Hai hai, wenn ich ausgeschlafen habe, komme ich vorbei, okay?!“

Abwesend nickte Kaoru und beobachtete, wie es sich das kleine schwarze Fellknäuel auf dem Kratzbaum gemütlich machte.

„Okay, bis dann. Und gomen, dass ich dich geweckt habe. Bis dann ne.“, verabschiedete er sich.

„Hn, bis dann“, murmelte der Andere und schon hatte er aufgelegt.

Kaoru tat es ihm gleich und seufzte leise, während sein Blick durch das Wohnzimmer glitt.

Bis Die irgendwann bei ihm auftauchen würde, konnte er wenigstens das Bettzeug wegräumen.

Zusammengelegt hatte Kei es bereits, bevor er gegangen war.

Kaoru hatte er nicht bemerkt und der Jüngere hatte ihm noch nicht einmal eine Nachricht hinterlassen.

Verzweifelt seufzte er.

Wie sollte es nun weitergehen?

Doch sein Blick blieb an dem blinkenden Lämpchen des Anrufbeantworters hängen. Wann hatte ihn denn jemand angerufen? Er bekam es doch sonst immer mit, wenn er zu Haus war.

Also stand er langsam auf und drückte den Knopf, um die Nachricht abzuhören.

“Eine neue Nachricht. Empfangen Heute 4 Uhr 37 Minuten...“, hörte er die abgehackte Frauenstimme und verdrehte die Augen.

Er hasste diese Ansage.

„Hey Kao. Ich weiß, du schläfst noch und ich hoffe nur, dass ich dich jetzt nicht wecke und auch, dass du mir nicht allzu böse bist, dass ich einfach abgehauen bin. Aber ich wollte dir nicht noch mehr zur Last fallen oder dir auf die Nerven gehen. Außerdem weiß ich nicht, wie ich dir nach gestern Abend in die Augen sehen sollte. Ich will dich zu nichts drängen und was passiert ist, tut mir leid. Ich kann verstehen, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Aber ich will, dass du weißt, dass ich es ehrlich meine. Jedenfalls würde ich mich trotz allem über einen Anruf von dir freuen, wenn du mir verzeihen kannst. Jetzt wünsche ich dir erst einmal noch weiter süße Träume. Bye.“

Kaoru war wie erstarrt.

Deswegen war Kei gegangen? Nur deswegen war er so enttäuscht, als er am Morgen ein leeres Wohnzimmer vorgefunden hatte.

Er schluckte und griff wie automatisch nach dem Telefon und wählte die Nummer des Schwarzhaarigen.

Diesmal musste er nicht so lang warten.

„Ohayou Kaoru~“, durchbrach eine Stimme am anderen Ende der Leitung das Freizeichen und Kaoru runzelte die Stirn.

Diese Stimme gehörte definitiv nicht Kei!

„Man Ryou, lass den Scheiß und gib mein Handy her!“, hörte er ihn dann jedoch aus dem Hintergrund und nach einem gejammerten „Au, musst du immer gleich hauen?“ hörte er, wie das Telefon den Besitzer wechselte.

„Moshi Moshi?“, fragte nun Kei und Kaoru atmete fast erleichtert auf.

„He Kei.“

“Oh Kao, hey.“, kam es, schon etwas leiser, zurück und Kaoru hörte, wie eine Tür geschlossen wurde.

Ihm viel auf, dass er noch nie bei dem Schwarzhaarigen in der Wohnung war.

„Was war das eben!“, lenkte er aber an und erleichtert stellte er fest, dass Kei leise lachte.

„Ich habe dir doch erzählt, dass ich mit Ryou in einer WG lebe. Gerade hast du ihn kennengelernt-„, erklärte er amüsiert und auch Kaoru lachte leise.

„Hat er dir dein Handy geklaut?“, fragte er weiter und Kei gab ein Seufzen von sich.

„Mal wieder. Hab ihm ne Kopfnuss verpasst, aber ich wette morgen holt er es sich wieder, auch wenn ich ihm schon so oft gesagt habe, er soll das lassen. Ich weiß gar nicht, was er daran so lustig findet. Eto, warum rufst du an?“

Kaoru schluckte.

„Naja, ich habe gerade meinen AB abgehört und wollte, dass ich dir nicht böse bin-...wegen allem.“, sagte er leise.

„Wirklich?“, kam sofort die leise und doch hoffnungsvolle Antwort und Kaoru lächelte erleichtert.

„Wirklich.“

„Danke.“, hauchte Kei und der Ältere bemerkte den Kloß im Hals des Schwarzhaarigen.

„Nicht weinen, okay.“, sagte er deshalb leise und Kei lachte leise.

„Ich gebe mir Mühe. Ich bin nur so – erleichtert.“, erklärte er und ein leises Schniefen drang durch die Leitung.

„Freut mich zu hören.“, gab Kaoru drauf ehrlich zurück und begann lächelnd, eine Strähne um seinen Finger zu wickeln.

Einige Zeit herrschte Stille, doch dann kicherte Kei leise, was Kaoru die Stirn runzeln ließ.

„Was ist los?“, fragte er leise, woraufhin Kei endgültig die Beherrschung verlor und haltlos losprustete.

„Merkst du nichts?“, kam die Gegenfrage und der Violetthaarige schüttelte mit einem Blick aus dem Fenster den Kopf.

„Nein, was soll ich denn bemerken?“

„Wir schweigen uns an, Kao.“

„Oh.“

„Ja, oh.“, kam es amüsiert zurück und Kaoru begann zu grinsen.

„Ja, dann wird ich wohl doch lieber aufpassen, dass ich meine Rechnung nicht überziehe.“, konterte er und bemerkte, wie Kei zu überlegen schien.

„Können wir uns heute noch einmal sehen?“, fragte er nach einer Weile leise und der Leader senkte den Blick.

„Gomen, aber ich habe heute schon etwas vor. Vielleicht morgen.“, war die entschuldigende Antwort des Älteren und ein enttäuschtes Seufzen drang an sein Ohr.

„Da habe ich Probe. Aber ich kann mich melden, wenn wir fertig sind.“, sagte Kei leise und gedrückt und Kaoru schluckte.

Er hatte den Jüngeren nicht vor den Kopf stoßen wollen.

„Okay, bis dann. Pass auf dich auf.“, verabschiedete er sich ein zweites Mal an diesem Tag.

„Mach ich. Und danke, dass du mich nicht verurteilst.“

„Wieso sollte ich dich für etwas verurteilen, für das du nichts kannst?“

„Na weil...egal. Bis morgen, ne. Mata.“, verabschiedete sich nun auch Kei.

„Mata“

Und schon hatte Kei aufgelegt.

Kaoru tat es ihm gleich und ließ sich auf seine Couch sinken, während er erneut aus dem Fenster sah, das Telefon zwischen seinen Fingern drehte.

Er wollte Kei nicht weh tun. Er wollte nicht, dass zwischen ihnen ein so angespanntes Verhältnis herrschte.

Er wollte doch eigentlich nur, dass alles wieder wie vorher war.

Aber je länger er darüber nachdachte, desto unsicherer wurde er.

Wollte er das wirklich?
 

~*~
 

„Aufstehen mein Schatz“

Eine sanfte Stimme drang an sein Ohr, während ihm ein unwiderstehlicher Geruch in die Nase stieg.

Doch er knurrte nur leise und drehte sich auf die andere Seite.

Die Matratze senke sich und der Andere strich ihm einige Strähnen zurück, bevor er mit der Nase vorsichtig seine Wange anstupste.

„Hey, willst du etwa den ganzen Tag durchschlafen?“

„Hm...“

Doch auf diese leise Zustimmung und das freche Grinsen folgte nur ein Schnauben.

„Spinner!“

Ein liebevoller Klaps auf die Schulter und die Matratze hob sich wieder.

„Jetzt beweg deinen Hintern gefälligst aus dem bett, das Mittag ist schon längst fertig und ich hatte nicht vor, ewig mit dem Essen zu warten, wo ich doch schon allein frühstücken musste.“

Der Angesprochene murrte nur leise, doch der Andere hatte den Raum schon verlassen, als er sich umdrehte und auf die Tür sah, aus der der Drummer eben erst verschwunden war. Er lächelte leicht, als seine Gedanken abschweiften, doch schon im nächsten Moment zuckte er zusammen, weil eine kleine feuchte Zunge wieder und wieder über seine Wange glitt.

Sofort wandte er den Kopf dem Übeltäter zu, während er ihn zurückzog und eine fröhlich hechelnde Chiuauadame sah ihn an.

„Bäh, Miyu, das sollst du doch nicht dauernd machen.“

Nachdem der Rothaarige sich die Wange abgewischt hatte, stütze er sich mit dem Ellenbogen auf dem Bett ab.

„Weißt du, ich bin ja ganz froh, dass du mich anscheinend magst und du weißt, dass ich dich liebe, aber weißt du eigentlich, wie unhy...“

„Und ich dachte immer, du liebst mich!“, unterbrach eine gespielt enttäuschte Stimme aus Richtung Tür seine Moralpredigt an den Hund und ließ ihn aufsehen.

„Mach ich doch auch.“, beteuerte er, als er in das theatralisch traurige Gesicht des Drummers sah.

Doch der schüttelte den Kopf.

„Gar nicht, du hast dich gerade geoutet, dass du nur wegen Miyu mit mir zusammen bist.“, schniefte er glaubwürdig und brachte Die so dazu, verwirrt zu blinzeln. Doch schon im nächsten Moment schlich sich ein dreckiges Grinsen auf seine Lippen und er stand auf.

„Ich habe mich doch erst geoutet, dass ich auch auf Männer stehe – auf dich um genau zu sein.“

Mit nur wenigen Schritten war er bei dem Kleineren, legte seine Arme um die schmale Taille, schickte seine Finger auf Wanderschaft.

„Soll ich dir beweisen, wie sehr ich dich liebe?“, raunte er mit dunkler Stimme ins Ohr des Braunhaarigen. Doch schon im nächsten Moment bekam er einen Klaps auf die Finger.

„Nichts da! Anziehen und dann kommst du essen, sonst wird es kalt.“ Und nach einem kurzen Kuss auf die Nasenspitze war Shinya schon wieder in der Küche verschwunden.

Die verzog sein Gesicht daraufhin allerdings nur zu einem Schmollmund und drehte sich, mit in die Hüften gestemmten Armen, zu Miyu um, die mittlerweile auf der Bettecke saß, die ihrem Ersatzherrchen am nächsten war und fröhlich mit dem Schwanz wedelte.

„Er kann ja manchmal so gemein sein!“, stellte er fest und erhielt ein freudiges Kläffen als Antwort.
 

Es dauerte nicht lang, bis er sich angezogen hatte und in die Küche ging. Er sah sich einen Moment um und runzelte die Stirn.

Shinya war nicht da.

Also drehte er sich wieder um und begab sich auf die Suche nach seinem Koibito.

„Shishi?“, rief er, doch in der ganzen Wohnung was der Drummer nicht auffindbar, also setzte er sich zurück in die Küche und dachte nach.

Wo konnte er hingegangen sein?

Aber schon bald verrauchten seine Sorgen, als die Haustür ins Schloss fiel.

Er hörte, wie Shinya seinen Schlüssel ablegte, stützte den Kopf auf die Hand, deren Ellenbogen er auf dem Tisch abstützte und lächelte fröhlich gen Tür.

Als der Jüngere eintat, blinzelte der zwar zunächst verwirrt, doch dann erwiderte er das Lächeln sanft.

„Ging ja mal richtig schnell.“, stellte er fest und ging an dem Gitarristen vorbei zum Besteckkasten – nicht, ohne ihm liebevoll durchs Haar zu fahren, was Die seinen Kopf der sanften Berührung mit geschlossenen Augen entgegenstrecken ließ, bevor er dem Braunhaarigen mit dem Blick folgte.

“Wo warst du?“, fragte er neugierig und der Drummer sah ihn kurz lächelnd an.

„Ich dachte du brauchst noch etwas und habe etwas zu Trinken geholt.“, sagte er leise und befreite die Saftflasche von dem Kronkorken.

Nachdem er sie auf dem Tisch abgestellt hatte, setzte er sich zu dem Rothaarigen und sah ihn an.

„Was ist denn heute los mit dir? Du strahlst so.“, sagte er ruhig und verteilte nebenbei das Essen auf den Tellern. Doch Die lachte nur leise.

„Als wenn du das nicht schon längst gewöhnt wärst. Ich meine, ich kann doch gar nicht anders, wenn ich aufwache und du das erste bist, was ich sehe.“

Unschuldig klimperte er mit den Wimpern, als er bemerkte, wie Röte in die blassen Wangen des Jüngeren kroch und er schüchtern den Löffel in seiner Hand fixierte.

„Schleimer“, murmelte er nur, doch im nächsten Moment zuckte er zusammen und zog hektisch die Hand zurück, was Die erschrocken zusammenfahren ließ.

„Scheiße, was muss der Topf auch so heiß sein? Blödes Teil!“, fluchte Shinya und entlockte Die trotz der Situation ein leises Lachen.

„Also nein, solche Worte aus deinem Mund!“, tadelte er spielerisch und rückte dann zu dem Kleineren hinüber, den bösen Blick ignorierend.

„Zeig mal her.“, sagte er nur und hatte schon nach der schmalen Hand des Drummers gegriffen.

Nach einer kurzen kritischen Begutachtung hatte der verbrannt Finger jedoch schon eine weitere Reise, diesmal direkt in den Mund des Größeren, angetreten und nun ließ sich die Röte auf Shinyas Wangen erst Recht nicht mehr leugnen.

„Die, ich habe mir doch nur den Finger verbrannt. Mach doch nicht so ein Drama draus.“, protestierte er mit ungläubigem Blick und zog seine Hand dann sofort zurück.

Verwirrt blinzelte Die, dann sah er den Drummer vorwurfsvoll an.

„Ich habe mir doch nur Sorgen gemacht!“, verteidigte er sich und sein Handeln und noch ehe der Andere darauf reagieren konnte, war er mit beleidigtem Blick aus dem Raum verschwunden.

“DieDie?!“

Fassungslos sah Shinya ihm nach, bevor er aufstand und dem Größeren ins Bad folgte.

Dort blieb er in der geöffneten Tür stehen und beobachtete, wie der Rothaarige am Waschbecken hantierte.

„So war das doch gar nicht gemeint. Was machst du eigentlich da?“, fragte er mit gehobener Augenbraue und streckte sich, um etwas erkennen zu können, als sich der Ältere auch schon umdrehte und auf ihn zukam.

Shinya konnte gar nicht so schnell reagieren, wie er einen kalten, nassen Lappen um den Finger gewickelt bekam.

„Du kannst manchmal ganz schön unsensibel sein, weißt du das?“, fragte Die nur ernst und sah dann auf, sein Blick bohrte sich förmlich in die Augen des Kleineren, hinderte ihn so daran, den Blick abzuwenden.

„DieDie...ich...das...“, fing er stotternd an, stockte jedoch, als Die die Augen schloss und den Kopf schüttelte.

„Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, das ändert immerhin auch nichts. Es wäre mir viel lieber, wenn du wenigstens versuchen würdest, daran zu arbeiten. Ich gebe mir ja auch alle Mühe, möglichst viel Zeit mit dir verbringen zu können, so wie du es dir gewünscht hast. Immerhin bist du mir so was von wichtig. Ich will dich nicht verlieren.“, erklärte er leise und mit sanftem Lächeln, bevor er dem Jüngeren mit dem Zeigefinger auf die Nase stupste.

Nun war es an Shinya, verwirrt zu blinzeln – Jetzt lächelte der schon wieder!

„Jetzt lass uns essen, sonst wird es wirklich kalt.“, fuhr Die fort, als Shinya nicht reagierte und zog ihn einfach hinter sich her zurück in den Raum, aus dem sie gekommen waren.

Er bemerkte nicht, wie der Kleinere nach etwas auf der Komode griff, als sie im Flur an ihr vorbeikamen, und dies mitnahm.

„Die, da ist noch etwas, worüber ich mit dir reden muss.“, sagte er leise und sofort stockte der Größere, als er die leisen ernsten Worte vernahm. Er drehte sich zu dem Drummer um und sah ihn erwartungsvoll an. Das hörte sich wichtig an.

„Wir müssen demnächst aufpassen, vor allem draußen.“, fuhr Shinya jedoch lediglich fort und gab Die die Zeitschrift, die er am Morgen gekauft hatte, als er die Schlagzeile gelesen hatte.

Das würde alles sicher besser erklären, als er selbst es könnte.

„Du musst sie aufschlafen.“, wies er den Größeren an, als der ihn nur verwirrt angesehen hatte, als hätte er noch nie so etwas in den Händen gehalten und sofort kam der Gitarrist der Aufforderung nach.

Lang brauchte er auch nicht zu suchen.

„»Pärchenbildung bei Dir en Grey – wer mit wem?«?“, las er nur verwirrt vor, bevor er sich mit gehobener Augenbraue in den Artikel vertiefte, während Shinya sich setzte und ihn aufmerksam und ernst beobachtete.

„Was soll das denn?“, fragte Die, als er fertig gelesen hatte und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zu Shinya.

Dieser seufzte nur resignierend.

„Du weißt, dass sie recht haben und genau das ist das Problem: Wir müssen auch Kyo und Toshiya bescheid sagen.“

„Und du glaubst, die beiden werden sich verstecken? Die werden das genauso einsehen wie ich. Nämlich gar nicht! Vor allem nach so einem Artikel werden wir aus der Beobachtung gar nicht mehr raus kommen und du denkst doch nicht wirklich, dass ich nur deswegen meine Finger von dir lasse!“, fuhr Die ihn darauf jedoch aufgebracht an, bemerkte nicht einmal, wie der Drummer unter der heftigen Reaktion zusammenzuckte.

„Die bitte, unsere Lebensgrundlage hängt davon ab!“, verteidigte er sich, doch Die verdrehte die Augen und rollte die Zeitschrift in seinen Händen zusammen.

„Tut sie das? Mir ist auch klar, dass wir unsere Fans nicht ausschließlich wegen unserer Musik haben, aber nur, weil einige irreale Hoffnungen auf Eis gelegt werden, heißt das noch lang nicht, dass wir morgen arbeitslos auf der Straße sitzen. Okay, hier ist es nicht gerade die Regel, in einer schwulen Beziehung zu leben, aber entweder sie akzeptieren das, oder sie lassen es!“, erklärte er schroff.

Shinya jedoch sah ihn nur verletzt an.

Einerseits wollte er sich freuen. Immerhin wollte Die auch in aller Öffentlichkeit zu ihrer Liebe stehen.

Aber musste er ihm das auf diese Art und Weise klar machen?

War er es nicht eben noch gewesen, der ihn gebeten hatte, freundlicher zu sein? Und wieso wollte er seine Einwände nicht verstehen?

Er schluckte hart und wandte den Blick ab, sah hinab zu der kleinen Hündin, die ihn bittend ansah.

Wahrscheinlich hatte es keinen Sinn, allen mit ihm zu diskutieren und sicherlich würden die anderen den Gitarristen zur Vernunft bringen.

Er gab keinen Ton von sich, als er sich zu Miyu beugte und ihr ihren Wunsch erfüllte, sie auf seinen Schoß zu heben.

„Ich geh rauchen!“, hörte er in diesem Moment jedoch nur noch ein Knurren und schon war Die wieder aus der Küche verschwunden.

Der Drummer konnte ihm nur fassungslos nachsehen.

„Aber das Essen...“
 

~*~
 

Ein Lachen hallte durch die Wohnung.

„Was ist denn mit dir los?“

„If haf gusche Launge. Fiescho?“, fragte der Angesprochene grinsend und entlockte dem Anderen wieder ein Lachen.

„Nimm die Zahnbürste aus dem Mund, dann verstehe ich dich besser.“

Noch immer grinsend kam der Kleiner der Aufforderung nach und wiederholte seine Frage.

„Wieso fragst du?“

„Weil du selten das Radio so laut aufdrehst und mit der Zahnbürste und nicht mehr als einem Handtuch durch die Wohnung tanzt.“

Und schon schlangen sich 2 Arme um seine Taille.

“Jetzt behaupte noch, dass dich das stört.“, grinste der Blonde und sah frech zu dem Anderen auf.

Der schüttelte jedoch den Kopf.

„Nein, aber so niedlich es auch ist, die Läden machen heute früh zu und wir brauchen dringend etwas essbares. Wie ich dich kenne, wird bei dir zu Haus nämlich noch weniger sein als bei mir. Außerdem: Wehe du beschmierst mich mit Zahnpasta.“, neckte er und der kleine Blonde gab ein Knurren von sich, als er beleidigt das Gesicht verzog.

„Ich liebe dich auch!“, murrte er und zog sich schmollend wieder ins Bad zurück. Schon war seine gute Laune wieder gebremst.

„Das war ein Scherz Kyo. Aber wenn du noch lang brauchst, haben wir morgen nichts mehr zu essen.“, hörte er, wie sich Toshiya verteidigte und ebenfalls zum Bad kam, sich an den Türrahmen lehnte und ihn beobachtete.

„Als wenn dich das so stört. Du bist es doch aus letzter Zeit sowieso gewohnt, nichts zu essen. Nicht einmal das Frühstück hast du geschafft! Und jetzt lass mich in Ruhe, wenn du mich begaffst werde ich auch nicht schneller!“, gab der Kleinere giftig zurück und schlug dem Bassisten die Tür vor der Nase zu, der gerade noch rechtzeitig einen Schritt zurückgehen konnte, da er sonst wahrscheinlich umgefallen wäre.

Resignierend seufzend schüttelte er den Kopf und ging ins Schlafzimmer, um das Bett zu machen. Manchmal waren Kyos Stimmungsschwankungen echt heftig. Er war teilweise wirklich überempfindlich.

Und wieder hatte er es so geschafft, dass er sich schuldig fühlte.

Es hätte ihm klar sein müssen, dass Kyo so reagiert und offensichtlich hatte er selbst es übertrieben.

Noch einmal sah er sich um, dann ging er auf den Balkon und zündete sich eine Zigarette n, während er auf Kyo wartete.

Er inhalierte den Rauch des ersten Zuges und schloss die Augen, vorsichtig lehnte er sich nach vorn über das Geländer, stützte sich mit beiden Händen ab.

Er zuckte zusammen, als er unerwarteter Weise eine Zweite Hand an seiner spürte.

Schnell öffnete er die Augen wieder und sah neben sich, direkt in zwei tiefbraune Augen, die ihn ehrlich ansahen.

„Tut mir leid.“, flüsterte der kleine Blonde und nahm die Hand des Bassisten in seine.

Der sah ihn nur verblüfft an, wusste nicht, wie er reagieren sollte-

Doch schließlich lächelte er sanft und drückte die kleine Hand vorsichtig, als er den Kopf leicht schüttelte.

„Ich bin doch selbst schuld. Ich weiß doch, dass du eigentlich ein kleines Sensibelchen bist. Boku no tenshi.“, erwiderte er und auch Kyo lächelte ein wenig, als er verlegen den Blick senkte.

Toshiya legte seine Zigarette auf dem Ascher ab, bevor er die Hand unter das Kinn des Älteren legte, vorsichtig seinen Kopf anhob.

„Wirst du etwa rot?“, fragte er fast amüsiert und Kyo grinste leicht. Seine Augen schossen zu dem Größeren auf. Er nickte leicht, bevor er schnell seine Lippen auf die des Anderen legte und dann wieder durch die Balkontür in die Wohnung ging.

„Du wolltest einkaufen gehen.“, rief er von drinnen, bevor er mit zwei Jacken wieder im Blickfeld des Bassisten auftauchte.

Toshiya drückte schließlich fast ungebraucht aus und griff lachend nach seiner Jacke, die Kyo ihm entgegenhielt.

„Ich liebe dich.“

Und nachdem er seinem Blondschopf durch die Haare gewuschelt hatte, schnappte er nach seinen Hausschlüsseln und machte sich aus den Weg aus der Wohnung.
 

~*~
 

„Da bist du ja endlich!“

„Ja, gomen, es ging nicht schneller.“

„Komm rein und setz dich. Willst du einen Kaffee?“

„Nee danke. Ist Kei schon weg?“

„Hai, ist mitten in der Nacht abgehauen. Wie kommst du darauf, dass er hier war?“

„Geraten. Habt ihr euch gestritten?“

„Nicht wirklich.“

„Aber?“

„Du bist zu neugierig!“

„Nun sag schon! Oder willst du mir weis machen, dass ich wegen etwas anderem kommen sollte?!“

„Eto – jein. Aber sag mal, ist mit dir alles klar? Du klingst so genervt. Stress mir Shinya?”

“Mehr oder weniger. Ist aber nicht der Rede wert.“

„Wirklich?“

„Erkläre ich dir später. Und jetzt lenk nicht ab!“

„Er hat mich geküsst.“

„Was hat er?! Wurde ja auch langsam Zeit.“

„Findest du es auch so lustig, dass Tsukasa dann aufgetaucht ist?“

„Oh!“

„...“

„Was wollte er?“

„Er...wollte mich zurück.“

„Fällt ihm ja früh ein! Du hast aber nicht wirklich ja und Amen gesagt oder?“

„Habe ich nicht. Dafür hat er mir zu sehr weh getan.“

„Liebst du ihn noch?“

„Frag mich etwas einfacheres!“

„Weißt du was? Du nutzt jetzt deinen freien Tag, denkst darüber nach und wir beide gehen heute Abend zusammen einen Trinken. Einfach etwas um die Häuser ziehen und dann erkläre ich dir auch, was bei mir und Shin los ist.“

„Ich habe eine bessere Idee. Ich denke nach und du gehst zu deinem Schatz und wenn wir uns heute Abend sehen, dann habt ihr das geklärt, klar!“

„Uhm...das ist auch ne gute Idee. Werd ich machen.“

„Na dann beweg mal deinen Hintern gen Süden und stell was ordentliches an!“

„Werde ich machen!“

„Du bist eine unverbesserliche Grinsebacke, weißt du das?!“

„Klar, immer doch! Und jetzt setz dich hin und mach deine Hausaufgaben! Die Tür finde ich alleine!“

„Hai, und danke fürs Zuhören.“

„So viel hast du auch gar nicht erzählt.“

„Trotzdem.“

„Na gut. Ich bin um 8 bei dir und wehe du bist nicht fertig“

„Okay, bis dann.“

„Bye!“
 

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, seufzte Kaoru leise.

Die hatte Recht. Viel hatte er nicht gesagt. Lange hatte er ihn auch nicht abgelenkt. Und doch ging es ihm besser.

Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sein bester Freund ihm gezeigt hatte, dass er immer für ihn da war, wenn er ein Problem hatte.

Und schon ließ ihn ein Klingeln zusammenzucken.

Erst dachte er, es wäre an der Tür und Die hätte etwas vergessen, doch dann wurde ihm klar, dass es der Klingelton seines Telefons war.

War er denn vollkommen verrückt? Das beides hörte sich doch vollkommen unterschiedlich an!

Andererseits sollte er im Augenblick nicht darüber nachdenken, sondern endlich abheben.

Wieso war er nur so durch den Wind?

Und wer rief ihn denn jetzt an?

Mit wenigen Schritten war er am Telefon und nahm den Anruf mit einem Drücken auf den kleinen grünen Hörer ab.

„Moshi Moshi? Niikura desu.“

“Konnichiwa Niikura-san. Es gibt eine Terminänderung. Ich weiß, sie haben heute ihren freien Tag, aber ich muss ihnen mitteilen, dass sich ihr Shooting-Termin auf morgen verlegt werden musste. Das kommt vielleicht etwas plötzlich, aber anders war es leider nicht möglich. Heute Abend werden sie 5 vor dem Studio abgeholt. Sein sie also heute um 19 Uhr da. Sagen sie Ihren Kollegen bescheid?“

Kaoru schluckte. Dass der Typ auch immer so schnell reden musste.

„Heute Abend also schon?“, fragte er noch einmal nach und erhielt ein Seufzen zur Antwort.

„Ja, heute Abend 19 Uh am Studio.“, wiederholte die Stimme am anderen Ende und nun war es an Kaoru zu Seufzen.

Musste das denn sein? Er wollte sich doch die heutige Nacht mal wieder ordentlich einen hinter die Binde kippen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was das für Auswirkungen auf ihre Bilder haben würde.

„In Ordnung. Ich sage den anderen Bescheid.“, sagte er leise.

„Okay, danke. Und sein sie bitte pünktlich.“

Und schon war aufgelegt.

Kaoru blinzelte den Hörer an. Wenigstens verabschieden hätte er sich können!

Er schüttelte den Kopf und schloss einen Moment die Augen.

Dann würde er den anderen die „gute“ Nachricht mal überbringen.
 

~*~
 

„Warum hast du mich überhaupt mitgenommen? Du bist doch mit den Gedanken sowieso ganz wo anders!“, fragte der Kleinere mit gehobener Augenbraue und schloss die Haustür hinter sich.

Der Größere drehte sich um und sah ihn an.

„Genau deswegen. Du solltest mich ablenken!“, war die ruhige Antwort, als er lächelte.

Der Andere verdreht die Augen.

„Mission misslungen. Ganz offensichtlich.“, seufzte er resignierend.

„Wo bist du eigentlich die ganze Zeit?“

Der Größere hatte ihn wirklich neugierig gemacht.

Doch genau der blinzelte verwirrt.

„Na hier, siehst du doch!“

Der kleine Vocal gluckste leise.

„Bist du über Nacht verblödet oder was? Du bist zwar körperlich anwesend, aber ich meinte das hier!“, sagte er amüsiert und tippte sich an die Schläfe.

Er wusste zwar, worüber der Dunkelhaarige nachdachte, aber es machte einfach zu viel Spaß, ihn immer wieder aufzuziehen.

„Das werde ich dir sicher nicht sagen. Du bist viel zu frech!“, konterte der nur beleidigt und zog einen Schmollmund.

„Kaoru, richtig?“, grinste der Kleine jedoch nur hinterhältig und bekam darauf einen bösen Blick.

„Ryou! Wieso fragst du Idiot überhaupt?“

Angesprochener konnte gar nicht anders. Er brach in schallendes Gelächter aus.

„Es ist so geil, wenn du rot wirst.“, grinste er frech und ging in die Küche.

Kei schnaubte nur wütend. Ihr Sänger war manchmal echt nicht zu helfen. Da ging er lieber in sein Zimmer!

Er schloss die Tür hinter sich und seufzte leise, als er einen Blick durch den Raum warf.

Plötzlich stockte er und runzelte die Stirn. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sein Handy vergessen hatte.

Also ging er zu dem Apparat herüber und warf einen Blick auf den Display.

Er hatte tatsächlich eine Nachricht bekommen, während er und Ryou im Café gewesen waren.

Nach wenigen Klicken konnte er die SMS einsehen und guckte nicht schlecht.

„Kaoru?!“

Wieso schrieb der Ältere ihm?

Er vertiefte sich in den kurzen Text.

»Gomen ne Kei, aber das morgen wird leider nichts. Wir fahren heute noch zu einem Fototermin. 19Uhr geht’s am Studio los. Kaoru.«

Er seufzte resignierend.

Er wusste, dass die Band gleich im Anschluss mehrere Promotermine hatte.

Aber wenigstens konnte er sich verabschieden.
 

~*~
 

Er war in eine leere Wohnung gekommen. Weder Shinya noch Miyu war auffindbar gewesen.

Ein leises Seufzen.

Und dann hatte auch noch Kaoru angerufen, ihm gesagt, er könne den Drummer nicht erreichen und dass aus ihrer Tour am Abend wohl doch nichts werden würde.

Dabei hatte er sich doch schon so sehr gefreut.

Immerhin war es lange her, dass sie zusammen einfach mal um die Häuser gezogen waren.

Sie wurden eben auch nicht jünger.

In diesem Moment tat es ihm leid, dass er nicht wenigstens etwas länger bei seinem besten Freund geblieben war.

Aber das konnte er jetzt auch nicht mehr ändern.

Jetzt musste er erst einmal versuchen, Shinya anzurufen, sonst müsste er warten, bis der Jüngere wieder da war, um mit ihm persönlich reden zu können – und immerhin hatte er auch noch eine weitere Kleinigkeit mit ihm zu bereinigen. Vielleicht hatte er doch ein wenig überreagiert. Shinya war schließlich nicht verantwortlich für diesen Artikel und die Auswirkungen.

Er wählte die Nummer des Handys des Jüngeren und wartete.

Dann war ihm klar, warum Kaoru ihn nicht erreicht hatte.

Shinya hatte das Telefon gar nicht dabei, denn aus der Küche vernahm er den Klingelton des Braunhaarigen.

Seufzend legte er auf und sah sich um. Was sollte er jetzt allein in der Wohnung des Kleineren machen? Er hatte schon mitbekommen, dass es teilweise ewig dauern konnte, wenn Shinya mit Miyu Gassi ging.

Und wäre es ihm nicht so verdammt wichtig gewesen, mit dem Drummer zu reden, hätte er ihm wahrscheinlich lediglich eine Nachricht hinterlassen und wäre gegangen.

Aber er liebte ihr Nesthäkchen nun einmal und wollte einfach geklärt haben, sie weiter verfahren würden.

Natürlich, seine Meinung hatte sich nicht geändert. Für kein Geld der Welt würde er sich den Kleineren verbieten lassen. Aber für ihn war er bereit, sich auch einmal etwas einzuschränken, wenn er sich dann besser fühlen würde. Egal wie schwer es ihm fallen würde, hatte er sich doch schon so lang von ihm fernhalten müssen, weil er Angst gehabt hatte, seine Gefühle würden nicht erwidert werden. Immerhin waren sie beide Männer, spielten in einer Band und man hätte wahrscheinlich nie behaupten können, dass sie beste Freunde gewesen waren.

Und doch hatte er sich in ihn verliebt, bis in die kleinste Faser seines Körpers.

Und nun, wo er so unglaublich nahe an seinem Koibito war, wollte er ihn für kein Geld der Welt wieder aufgeben.

Und mit einem leise seufzen ließ er sich auf die Couch fallen und fast schon automatisch wanderte sein Blick zu dem kleinen Beistelltisch daneben.

Die Fotos, die dort standen, konnte er sich einfach immer wieder ansehen.

Zwar war Shinya nicht wirklich damit einverstanden gewesen, als er sie geschossen hatte – so dämlich wie er dachte sah er doch gar nicht aus! – aber nachdem er sie geschenkt bekam, hatte er sie sich eingerahmt.

Er wusste ja nicht, dass noch sehr viel mehr Bilder weiter im Besitz des Gitarristen waren.

Die griff nach einem Bild, das er besonders mochte.

Nur er und Shinya und ein Kuss. Und eine von vielen schönen Erinnerungen.

Sie waren erst wenige Tage aus dem Urlaub zurück gewesen und er hatte den Drummer auf einen schönen Abend in seine Wohnung eingeladen.

Zwar hatte er einige Mühe gehabt, alles vorzubereiten, aber Shinya hatte sich über das Candle-Light-Dinner gefreut, egal wie kitschig es war. Und das war es ihm allemal wert gewesen.

Er lächelte sanft. Sie hatten sich noch einen Film angesehen, gekuschelt und dann...hatten ihre Gefühle sie einfach übermannt.

Es war so ungewohnt gewesen und doch so unglaublich wunderbar.

Sanft und in Erinnerungen versunken strich er über das Bild, bevor er die Augen schloss und sich an die Couch zurücklehnte.

Er lächelte, als er den Kopf auf die Lehne zurücklehnte.

Doch schon im nächsten Moment zuckte er erschrocken zusammen, als er plötzlich einen schüchternen Kuss auf die Wange bekam.

Sofort schlug er die Augen auf und sah, wie sich Shinya leise auf dem Sessel neben ihm niederließ.

Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er die Wohnung betreten hatte.

„Was machst du hier?“, fragte der Drummer leise, aber ohne jeglichen Vorwurf.

Er war es nicht gewohnt, dass Die die Zeit allein in seiner Wohnung verbrachte. Er hatte zwar einen Hausschlüssel, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass Die sich hier einfach fremd fühlte.

Der Gitarrist fuhr sich durch die Haare, sah den Braunhaarigen dann wieder an.

„Ich habe auf dich gewartet.“

„Das hört sich an wie in einem billi8gen Horrorstreifen.“, warf der Jüngere ein und brachte Die damit zum Grinsen.

„Du hast mich durchschaut, jetzt muss ich dich leider fressen.“, erwiderte er frech, bevor er aufstand und zu den Drummer ging, der ihn vorsichtig lächelnd aufmerksam musterte.

Langsam sank der Rothaarige vor ihm in die Knie und legte sanft eine Hand auf den schmalen Oberschenkel.

„Im Ernst. Ich wollte mich entschuldigen, dass ich vorhin so ausgerastet bin. Ich meine, du kannst ja nichts für den Artikel und wenn es dir lieber ist, wenn...“

Doch der Braunhaarige unterbrach ihn, indem er ihm vorsichtig einen Finger auf die Lippen legte.

„Psch, schon gut.“, sagte er sanft.

„Ich war vielleicht erst verletzt, weil du mich so angeschrieen hast, aber ich habe etwas darüber nachgedacht und eigentlich sollte ich mich geehrt fühlen, dass du einfach nicht die Finger von mir lassen kannst.“, erklärte er und beobachtete, wie der fragende Ausdruck in den Augen des Gitarristen wich und sie so wundervoll glücklich anfingen zu leuchten, wie er es am meisten liebte.

„Und du bist wirklich nicht böse?“, fragte der Rothaarige noch einmal, sah hoffnungsvoll zu dem Jüngeren auf, der nur sanft lächelnd nickte.

Wirklich nicht.“, bekräftigte er seine Geste und schon im nächsten Moment fand er sich überrascht in einer warmen Umarmung wieder.

„Du bist der Beste Shin-chan!“, hauchte der Rothaarige ihm sanft ins Ohr und erhielt darauf ein leises Lachen.

„Das will ich hoffen, mein Großer.“, sagte der Kleinere und lehnte sich vorsichtig an den starken Körper.

„Hast du überhaupt noch etwas gegessen, nachdem du einfach abgehauen bist?“, fuhr er leise fort und spürte, wie Die den Kopf schüttelte.

Sofort schon er den Rothaarigen vorsichtig von sich.

„Das kannst du doch nicht machen! Hättest du dir doch unterwegs etwas geholt oder so.“, murrte er, doch die Sorge schwang hörbar mit.

Umso verwunderter musste er feststellen, dass Die in leichtes Grinsen verfiel.

„Ich hatte gehofft, du hast mir etwas übrig gelassen. Son Ekel-Fertig-Fraß werde ich in den nächsten Wochen genug bekommen.“, erklärte er und Shinya hob eine Augenbraue.

„Natürlich ist noch etwas da. Aber was meinst du?“

„Wir können packen. Es geht schon heute Abend los zu einem Shooting.“
 

~*~
 

„Was?“

Überraschung? Empörung? Es war nicht erkennbar, welche Emotion in der Stimme des Bassisten mitschwang, doch dann begann er zu kichern.

„Unglaublich, dass Kao noch nicht da ist. Unser Mister Pünktlichkeit-in-Person.“, grinste er und sah sich um, als er seine Zigarette austrat

Da war er selbst schon einige Minuten über die Zeit und weit und breit keine Spur von ihrem Leader.

Stattdessen sah er direkt in das Gesicht von Kei.

Irgendwie sah er traurig aus.

Er blinzelte verwirrt und ging zu dem Schwarzhaarigen und legte seine Hand auf die Schulter des Jüngeren.

„Kei, alles klar bei dir?“, fragte er besorgt und Kei sah zu ihm auf, während er leise seufzte.

„Ich find es schade, dass ihr doch schon fahren müsst.“, sagte er leise und Toshiya lächelte ermutigend.

„Das ist doch ganz normal. Du weißt doch, dass wir sowieso bald gefahren wären.“

Kei schüttelte den Kopf.

Er wollte Toshiya nicht sagen, dass Kaoru ihm schon jetzt fehlte, dass er Angst hatte, wenn er die ganze Zeit ohne Kaoru verbringen musste, dass er ihre Freundschaft zerstört hatte.

„Das stimmt schon, aber trotzdem.“, versuchte er seine Meinung weiter zu verteidigen.

„Liegt das wirklich daran, dass wir alle fahren oder nur an Kao?“, fragte der Ältere jedoch plötzlich und Kei sah ihn überrascht an.

“Wie kommst du darauf?“, fragte er kaum hörbar und der Bassist zuckte die Schultern.

„Ihr habt viel zusammen unternommen.“, erklärte er sachlich, bevor sich ein breites Grinsen auf seine Züge schlich.

„Und du musst schon zugeben, dass unser Leader-san eine verdammt heiße Schnitte ist.“, scherzte er und knuffte dem Schwarzhaarigen in die Seite, als ein Knurren hinter ihm erklang.

„Pass gut auf, was du sagst!“, fauchte das kleine blonde Wesen und sah ihn durchdringlich an, bevor sich sein Blick auf etwas anderes richtete.

„Da kommt der ja endlich. Ich verzieh mich schon mal in den Bus, ist mir zu kalt hier draußen.“

Und schon war er verschwunden.

Toshiya sah ihn nur blinzelnd nach, ehe er in die Richtung sah, auf die ihn sein Koibito aufmerksam gemacht hatte.

Er konnte sich ein Grinsen einfach nicht verbieten, Kaoru sah einfach so abgehetzt und vollbepackt aus.

„Dann werde ich euch mal allein lassen und Kyo etwas wärmen.“, sagte er, bevor er Kao noch einmal ansah und sich mit einem Zwinkern von ihm verabschiedete, als er sich auf den Weg in den Bus machte.

Kaoru hatte inzwischen seine Taschen dem Fahrer übergeben und sich mit einem gemurrten „Berufsverkehr!“ bei ihm entschuldigt.

Sein aufmerksamer Blick lag auf Kei, als er auf den Jüngeren zukam.

Er lächelte schief und fuhr sich durch die Haare.

„Sorry, aber manche Leute haben ihren Führerschein offensichtlich aus dem Kaugummiautomat.“, sagte er leise und sah Kei an.

Der lächelte vorsichtig. Immerhin hatte es sich doch gelohnt, etwas länger zu warten.

„Du kannst ja nichts dafür. Wie lang genau seid ihr jetzt eigentlich weg?“, fragte er leise. Daraus hatte Kaoru bisher ein schreckliches Geheimnis gemacht.

Nun seufzte der Ältere leise.

„Etwa 3 Wochen. Wenigstens sind wir genau zu Weihnachten wieder zu Haus.“, sagte er ruhig und schloss für einen Moment resignierend die Augen. Keis hingegen weiteten sich.

„3 Wochen?“, fragte er fassungslos.

Wie sollte er das nur aushalten?

Doch der Violetthaarige nickte nur leicht, als er den anderen Gitarristen wieder ansah.

„Aber ich habe noch eine Bitte an dich.“, sagte er leise und Kei erwiderte seinen Blick aufmerksam.

“Kannst du Ishigo füttern, wenn ich nicht da bin?“, hauchte Kaoru und beobachtete, wie Keis Augenbrauen nach oben wanderten.

„Wer ist Ishigo?“, fragte der Jüngere verwirrt und der Leader lachte leise.

„Das kleine Kätzchen, das du mir geschenkt hast.“, erklärte er und zog seinen Wohnungs-Zweitschlüssel aus der Tasche und ließ ihn vor den Augen des Jüngeren baumeln. Kei begann, vorsichtig zu lächeln und schnappte den Schlüssel.

„Natürlich füttere ich sie.“

„Danke.“, hauchte Kaoru und sah dann lächelnd zu dem Bus, von dem aus Die ihn aufmerksam beobachtete.

Als er den Blick des Älteren auf sich spürte, erwiderte er das Lächeln vorsichtig.

„Beeil dich. Der Fahrer beschwert sich schon, weil wir so spät loskommen.“, rief er zu den beiden kleineren herüber, bevor er sich wieder in die Tiefen des Autos zurückzog.

Kaoru nickte, sah dann wieder zu Kei, kratzte sich am Hinterkopf.

„Ja also dann...Wir sind erst am 25. gegen 8 Abends zurück, aber...“

„Ich versteh schon, du musst los.“, erwiderte der Jüngere verständnisvoll und der Violetthaarige nickte zustimmend.

„Wir sehen uns ja bald wieder.“, versuchte er ihn zu ermutigen, doch der Schwarzhaarige lachte nur ironisch auf.

//Bald?! 3 Wochen können doch so unglaublich lang sein.//

Vorsichtig legte Kaoru noch einmal die Arme um den jungen Gitarristen und drückte ihn vorsichtig an sich.

„Sei nicht traurig, okay.“, sagte er leise und Kei schluckte schwer.

Musst Kaoru das ausgerechnet jetzt sagen? Nun stiegen ihm die Tränen erst recht in die Augen und er schloss sie, um dem salzigen Nass die Chance zum Ausbruch zu nehmen.

Vorsichtig lehnte er sich an den warmen Körper, bemerkte etwas verwundert, dass nicht nur sein Herz unnatürlich schnell schlug

Und plötzlich hatte er das Gefühl, irgendetwas würde ungeklärt zwischen ihnen stehen.

War es denn nicht auch so?

Sie hatten immerhin nicht ein weiteres Wort über den gestrigen Abend verloren,

Und doch wusste er, dass es nicht der passende Moment war, darüber nachzudenken.

„Ruf mich an, wenn ihr angekommen seid, okay?“, fragte er so leise, dass Kaoru ihn kaum verstand.

Und doch nickte der Ältere bestätigend.

„Werde ich machen.“, ergänzte er noch flüsternd, bevor er den Größeren losließ und ernst zu ihm aufsah.

Er hob die Hand, strich vorsichtig über die Wange des Schwarzhaarigen, der ihm fragend in die Augen sah.

Doch plötzlich wandte der Kleinere den Blick an, zog die Hand zurück und machte sich auf den Weg zu den anderen.

Kei konnte ihm nur nachsehen und ballte die Hände zu Fäusten, während er die Lippen aufeinander presste.

Wieso hatte er das Gefühl, dass etwas Wichtiges ungesagt blieb.

Er biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen, als sich die Tür hinter dem Violetthaarigen schloss.

Wie sollte er das überleben?
 

~*~
 

„...Er hat mich geküsst und alles, was ich zu sagen habe war »Ich bin noch nicht so weit.« oder so etwas! Und vorhin habe ich ihn einfach stehen lassen. Nicht einmal eine ordentlicher Abschied oder so – was grinst du so?!“

Die musste sich ein Lachen ernsthaft verkneifen und nahm einen weiteren Schluck seines Bieres, ehe er antwortete-

„Ist dir aufgefallen, dass du schon den ganzen Abend nur von dem Kleinen redest?“, fragte er und grinste auch weiterhin.

Kaoru hob eine Augenbraue und blinzelte verwirrt.

„Wirklich?“, fragte er durcheinander.

Er hatte selbst gar nicht bemerkt, doch nun, wo der Rothaarige es sagte, musste er bemerken, dass er Recht hatte.

Er bemerkte, wie er langsam rot anlief und griff schnell nach seinem Glas, als Die anfing zu lachen.

„Weißt du, ich glaube, er hat e dir doch mehr angetan, als du bereit bist, zuzugeben. Vielleicht sogar dir selbst gegenüber.“, erklärte er weise und klopfte dem Leader auf die Schulter.

Sofort schoss dessen Blick auf und er hob eine Augenbraue.

„Die, er ist nett und höflich und talentiert, sieht gut aus und wir haben in letzter Zeit viel miteinander unternommen. Er ist einfach ein sehr guter Freund geworden. Und ich will ihn nicht ausnutzen nur wegen irgendwelche waghalsigen Vermutungen.“, sagte er und Die legte den Kopf schief.

„Du würdest ihn nicht ausnutzen. Du würdest ihm eine Chance geben.“, widersprach er ruhig und Kaoru seufzte leise, als er den Blick auf sein Glas senkte.

„Und wenn sich herausstellt, dass ich ihn doch nicht liebe? Ich will ihm nicht wehtun.“

„Er würde es verstehen. Wenn du ihm vorher alles erklärst, wird er dir nicht böse sein. Und du tust ihm viel mehr weh, wenn er die ganze Zeit nicht genau weiß, woran er bei dir ist. Meinst du nicht, er hätte es verdient, dir zu zeigen, wie wichtig du ihm bist?“, fragte Die leise und Kaoru fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.

„Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.“, wisperte er und der Jüngere strich ihm beruhigend über den Rücken.

„Mach dich nicht fertig. Du hast jetzt erst mal 3 Wochen Zeit. Du kannst also jede freie Minute nutzen, um dir darüber klar zu werden, was du nun weiter tun willst- Über Telefon lässt sich so etwas ohnehin nicht gut regeln.“, sagte er leise und Kaoru sah ihn verblüfft an.

„Shin tut dir gut, was?“, fragte er leise, doch seine Augen weiteten sich plötzlich, als er vom Stuhl aufsprang und in seinen Taschen nach seinem Handy wühle.

„Verdammt, ich hab vergessen Kei anzurufen!“, fluchte er und Die verfiel erneut in Grinsen, als sein Freund hektisch die Nummer wählte und mit seinem Gespräch an einen ungestörten Platz zurückzog.
 

~*~
 

Er sah durch das fast leere Hotelbistro.

Nur wenige Tische waren um diese Zeit nicht besetzt und es wunderte ihn nicht, immerhin war es schon spät und selbst ihr kleiner Sänger schlief bereits.

Gern hätte er es ihm gleich getan, aber er war einfach noch nicht müde genug.

Zielstrebig ging er zu einem der besetzten Tische und setzte sich zu dem Anderen.

„He Shin-chan. Auch noch wach?”

Beinahe erschrocken sah der Jüngere von seiner Tasse Cappuccino auf. Er hatte nicht damit gerechnet, an diesem Abend noch Gesellschaft zu bekommen,

Doch nun lächelte er vorsichtig.

„Sieht wohl so aus.“, sagte er leise und rührte vorsichtig durch sein Getränk.

Toshiya beobachtete ihn und lächelte.

„Wo hast du Die gelassen? Man sieht euch in letzter Zeit so selten nicht als Doppelpack.“, erklärte er und der Drummer hob eine Augenbraue.

„Die ist nicht gezwungen, immer bei mir zu sein. Er hat noch etwas mit Kaoru zu besprechen und immerhin sehen wir uns nachher wieder.“, erklärte er sachlich und der Bassist legte den Kopf schief.

„Ihr habt aber nicht gestritten, oder?“, fragte er und zog eine Schnute.

Er fand die beiden zusammen einfach zu niedlich. Er wollte nicht, dass sie sich stritten und sich vielleicht auch noch aus dem Weg gingen.

Doch Shinyas Lächeln beruhigte ihn etwas.

„Nicht wirklich.“, sagte er, doch Toshiya blinzelte. Was hieß denn hier ´nicht wirklich´?! Das hieß ´Selbstverständlich, was denkst du von mir?1!

„Totchi, kleiner und größere Meinungsverschiedenheiten gibt es in jeder Beziehung.“, fuhr der Jüngere fort, hatte er doch deutlich sehen können, dass Toshiya mit seiner Antwort so gar nicht zufrieden gewesen war.

Doch nun wurde der Schmollmund des Bassisten noch etwas größer.

„Aber doch nicht bei euch!“, protestierte er und Shinya hob eine Augenbraue.

„Ich wusste nicht, dass Die und ich unfehlbar sind. Wieso sollten wir immer einer Meinung sein? So etwas gibt es nicht und ich weiß auch nicht, wie du darauf kommst.“

Der Blauhaarige seufzte leise und schüttelte den Kopf.

„Ihr beide seid eben zusammen einfach so knuffig. Ich will nicht, dass ihr euch streitet oder trennt oder sonst was., erklärte er und der Drummer kam nicht umhin, verwirrt zu lächeln.

„Wir trennen uns doch auch gar nicht. Ich hatte es für meinen Teil jedenfalls nicht vor. Ich liebe ihn und er ist das wichtigste für mich, was es auf der Welt gibt. Und er hat mir erst heute gezeigt, dass ich eigentlich keine Angst zu haben brauche, ihn zu verlieren. Auch wenn die Art und Weise nicht die Beste war.“, erklärte er und ein leichter Rotschimmer ließ sich auf seinen Wangen erkennen, ließ den Bassist beruhigt lächeln.

„Was hat er denn gemacht?“, fragte er nun eher neugierig. Es war immerhin nicht häufig, dass Shinya von sich aus über seine Beziehung sprach und wenn er schon selbst damit anfing, musste er das doch immerhin um jeden Preis ausnutzen.

Doch der Drummer wunk ab.

„Das war nicht der Rede wert. Es ist nur, dass die Presse irgendwie Wind von unserer und eurer Beziehung bekommen hat und ich hatte einfach Angst vor den Folgen für uns und wollte, dass wir uns demnächst in der Öffentlichkeit mehr zusammenreißen, Er hat mich ordentlich zusammengefaltet, weil er das natürlich nicht wollte.“, sagte er und sein Blick wirkte irgendwie abwesend.

„Wie süß!“, quietschte der Bassist je4doch und drückte den Kleineren überschwänglich, der erst erschrocken blinzelte, dann aber leise lachte.

!Wo hast du eigentlich deine bessere Hälfte geparkt?“, fragte er stattdessen und hörte, wie Toshiya leise kicherte, als er ihn wieder losließ.

„Liegt im Bett und pennt. Was fragst du überhaupt?!“, lache er und der Braunhaarige zuckte mit den Schultern.

„Man weiß ja nie. Ist eigentlich alles wieder okay?“, fragte er besorgt und Toshiya bog seine Finger hin und her und nickte leicht.

„Ich denke schon. Ich meine, ich habe immer noch Angst, ihn irgendwann zu verlieren, aber er hat sich vorgenommen, mich abzulenken und durchzufüttern. Und das mit allen Mitteln!“, sagte er und verzog das Gesicht.

Er wusste, Kyo meinte es gut, aber deswegen musste er ihn doch nicht beinahe zum Essen zwingen.

Doch Shinya lachte leise.

„Ich finde das süß von ihm.“, stellte er fest, legte dann den Kopf schief.

„Aber ehrlich gesagt, du siehst müde aus.“, sagte er leise und Toshiya streckte sich.

„Willst du mich etwa los werden?, grinste er und der Drummer schüttelte schnell den Kopf.

„So war das nicht gemeint!“, wehrte er ab und der Blauhaarige lachte leise.

„Schon gut, ich lasse euch trotzdem mal allein.“, sagte er ruhig und stand auf, als Shinya die Stirn runzelte.

„Wieso uns?“, fragte er, doch seine Frage wurde schnell beantwortet, als sich 2 Arme von hinten um seine Schultern legten.

Überrascht sah er auf, bekam nicht einmal mehr mit, wie Toshiya den Raum verließ.

Die lächelte ihn an, bemerkte, dass der Drummer sichtlich verwirrt war.

„Was machst du hier?“, fragte der Jüngere und bestätigte so sein Vermutung.

Die lachte kurz und ließ sich dann auf den Stuhl fallen, au dem bis noch vor einen Moment der Bassist gesessen hatte.

„Wenn dir das nicht recht ist, dann kann ich auch wieder gehen.“, sagte er grinsen und beobachtete, wie die Züge des Jüngeren entgleisten.

„Wieso glauben eigentlich alle, dann ich sie loswerden will.“, seufzte der Drummer theatralisch und verdrehte die Augen, ehe er den Gitarristen wieder ansah.

„Du bist der letzte, von dem ich will, dass er geht.“, fuhr er leise fort und lächelte sanft.

Auch Die erwiderte sein Lächeln.

„Weißt du, Kaoru hat mich allein sitzen gelassen und ich dacht, ehe ich mich nach oben in mein Bett verziehe, kann ich ja noch einmal hier vorbeischauen, in der Hoffnung, dass du noch hier bist.“, erklärte dieser darauf und Shinya hob eine Augenbraue.

„Also bist du nur hier, weil Kaoru weg ist?“, protestierte er, doch Die stand auf und nahm ihn in den Arm.

„Nein, ich bin hier, weil ich dich vermisst habe.“, beteuerte er leise und gab dem Jüngeren einen sanften Kuss.

Dieser erwiderte ihn vorsichtig, ehe er den Größeren ansah.

„Aber weißt du, eigentlich bin ich ja doch schon etwas müde.“, hauchte er und lehnte sich an den Rothaarigen, begann, vorsichtig seine Brust zu kraulen.

Dieser begann zu grinsen.

„Dann gehen wir doch nach oben und machen uns da noch einen schönen Abend.“, sagte er ruhig und Shinya nickte.

„Hört sich verlockend an.“, antwortete er leise und schob den Größeren vorsichtig von sich.

Schnell bezahlte er seinen Cappuccino und stand dann auf.

Sanft strich er Die durchs Haar, als er ihm noch einen eindeutigen Blick zuwarf und dann ebenfalls den Raum verließ.

Die sah ihm lächelnd nach.

Erst wenig später stand er auf, nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte und folgte dann dem Braunhaarigen.

Sein Shinya war wirklich eben einfach nicht so zurückhaltend, wie viele immer dachten.
 

~+~
 

„Man bin ich froh, dass wir endlich wieder da sind.“, knurrte Kyo und stieg aus dem kleinen Bus und streckte sich.

3 Wochen waren vorbei und dank eines Staus waren sie auch noch über 1 Stunde zu spät am Studio angekommen.

Jeden Tag hatten sie viel zu tun gehabt, mussten von A nach B hetzten und mit Kaoru war nicht allzu viel anzufangen gewesen. Dauernd war er in Gedanken vertieft gewesen!

Aber wenigstens war die Zeit schnell vergangen und die hatten jetzt erst einmal nichts weiter zu tun.

Und vor allem aß und schlief sein Toshiya wieder normal.

Er sah sich um. Die anderen hatten alle bereits ebenfalls das Auto verlassen, sie waren offensichtlich froh, endlich wieder auf ihren eigenen Beinen zu stehen. Ihr Fahrer war bereits dabei, ihre Taschen auszuräumen und er war sich sicher, dass der Mann diesen Abend einfach nur noch nach Haus wollte. Genau wie sie alle.

Er freute sich schon auf den Abend mit Toshiya.

Er zündete sich eine Zigarette an, sein Blick streifte Kaoru, der sich aufmerksam umsah, irgendwie traurig wirkte, dann sah er zu ihrem Bassisten.

Er lächelte sanft und versenkte eine Hand in seiner Hosentasche. Es war kalt.

Aber es war ihr erstes gemeinsames Weihnachten und sie waren zu Haus, konnten den Abend allein genießen.

„Wir gehen dann!“, hörte er Dies Stimme hinter sich und drehte sich zu dem Rothaarigen um, der einen Arm sanft um den Drummer gelegt hatte, welcher sich nur müde an den Gitarristen lehnte.

Er fragte sich, ob sich die beiden überhaupt irgendwann nicht verstanden.

Die Angelegenheit mit dem Artikel hatten sie alle gemeinsam besprochen und wie Die erwartet hatte, würden sie alle einfach keinen weiteren Wert darauf legen und weitermachen wie bisher.

Es war egal, was die Gesellschaft dacht. Sie liebten sich und sie hatten genügend Fans, die sie nur deswegen nicht fallen lassen würden.

Und auch wenn, hatten sie immer noch sich und das war alles, was zählte.

Doch nun hob er nur zum Gruß die Hand, nahm währenddessen einen tiefen Zug von seiner Zigarette.

„Und vergesst nicht, den Geburtstag ordentlich nachzufeiern.“, sagte Toshiya plötzlich neben ihm amüsiert und Shinya lächelte nur leicht und Shinya lächelte nur leicht, bevor sich die Beiden auf den Weg machten.

Eine Hand auf seiner Schulter ließ den Sänger aufsehen.

Toshiya sah ihn lächelnd an. Durch die Kälte war seine Nase gerötet und der Wind wehte einige Strähnen in sein Gesicht.

„Wollen wir auch langsam gehen?“, fragte er leise und klaute dem Blonden die Zigarette aus dem Mund.

„Hey!“, lachte er Vocal und knuffte den Größeren in die Seite.

„War das ein ja?“, fragte der belustigt.

Kyo lächelte leicht und drehte sich zu ihrem Leader um.

„Sollen wir dich ein Stück mitnehmen?“, fragte er und Kaoru sah ihn an, als wäre er gerade aus seinen Tagträumen erwacht. Doch schnell hatte er sich wieder gefangen und lächelte aufgesetzt.

Doch seine Augen lächelten nicht. Irgendwie konnte der Sänger ihn verstehen.

Alle seine Freunde konnten den restlichen Abend gemeinsam mit dem Menschen verbringen, den sie liebten, doch er würde gleich auf den Weg in seine leere Wohnung sein.

„Danke Kyo. Aber fahrt nur, macht euch um mich keine Sorgen.“, sagte er beruhigend und Toshiya erwiderte sein Lächeln.

„Okay, dann mach dir trotzdem noch einen schönen Abend und lass dir die Zeit nicht lang werden.“, verabschiede er sich hektisch und nachdem er die Zigarette weggeworfen hatte, zog er den Sänger hinter sich her, um mit ihm und ihrem Gepäck zu dem Parkplatz zu gehen, an dem sie ihr Auto abgestellt hatten.

Kaoru blieb allein zurück und von einem Moment zum nächsten war sein Lächeln verschwunden.

In den letzten Wochen hatte er viel nachgedacht, hatte versucht, sich über einiges klar zu werden – wie er Die versprochen hatte. Er hatte auch viel mit ihm geredet und sein bester Freund hatte versucht, ihm zu helfen.

Und er hatte gehofft, dass Kei auf ihn warten würde.

Irgendwie tat es weh, dass der Schwarzhaarige nicht da war, hatte er ihn doch vermisst, wo er doch auch viel zu selten mit ihm telefonieren konnte.

Seine Augen brannten und schnell wischte er sich über die Augen.

In diesem Moment spürte er etwas Nasses an seiner Haut.

Er blinzelte und sah auf seine Hand, wischte vorsichtig den Tropfen weg. Nachdenklich sah er darauf, als doch immer wieder kühle Tropfen seine Haut benetzten. Sein Blick wandte sich nach oben und wieder musste er blinzeln, als ihm Schneeflocken in die Augen fielen. Er schloss sie vollständig, legte den Kopf in seinen Nachen und genoss das Gefühl des kühlen Nass auf seiner Haut.

„Niikura-san. Ich fahre jetzt. Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten.“, hörte er ihren Fahrer und nickte leicht, bevor er zu dem jungen Mann sah.

„Wünsche ich ihnen auch.“, sagte er leise und der Japaner nickte, bevor er in sein Auto stieg und fortfuhr.

Traurig sah Kaoru ihm nach. Sicherlich hatte auch er zu Haus jemanden, der auf ihn wartete.

Er überlegte.

Was sollte er jetzt tun? Es hatte doch keinen Sinn, weiter allein hier im Schnee zu stehen und zu warten, bis der Abend vorbei ging. Die einzige weitere Option war jedoch, in seine Wohnung zu fahren. Zwar hatte er darauf auch nicht viel Lust, aber was blieb ihm anderes?

Gern hätte er Kei angerufen, mit ihm geredet, doch hätte der es gewollt, wäre er doch hier gewesen?

Er schluckte und atmete tief durch. Allein der Gedanke an den Jüngeren löste ein Kribbeln in seinem Bauch aus.

Er biss sich auf die Unterlippe.

Dann wollte er mal. Ein Abend mit Katze, Bier, Chips und seinem treuen Fernseher wartete auf ihn.

Langsam nahm er seine Taschen und brachte sie zu seinem Auto, mit dem er wenig später auf dem Weg in seine Wohnung war.

Der Schnee fiel immer stärker und die Straßen waren wie leergefegt, kein Anzeichen von dem sonst so hektischen Alltag in Japans Hauptstadt.

Er genoss die Ruhe und schaltete auch das Radio nicht an. Trotzdem dauerte es nicht lang, bis er seine Wohnung erreicht hatte.

Er schaltete den Motor ab und sah an dem Haus empor.

Sicherlich waren die anderen schon zu Haus und genossen den Rest des Tages jeweils auf ihre Art.

Und er selbst gönnte es ihnen. Es war wunderbar zu wissen, dass sie glücklich waren und bei ihnen alles glatt lief.

Noch einmal seufzte er tief, dann stieg er aus und ging mit seinen Taschen das dunkle Treppenhaus hinauf, nachdem er seinen Wagen abgeschlossen hatte.

Er überlegte, was ihn eigentlich so traurig machte. Immerhin hatte er auch das Jahr davor diesen einen besonderen Tag im Dezember allein verbracht, wohl wissend, dass Millionen Menschen auf der Welt dies nicht taten.

War es vielleicht die Tatsache, dass er die Gelegenheit, dieses Mal den Abend mit einem anderen besonderen Menschen verbringen zu können, verpasst hatte?

Er steckte den Schlüssel in das Schloss, lehnte jedoch die Stirn gegen die Tür, atmete tief durch.

Er war doch gar nicht allein, er hatte doch Ishigo!

...

Ein kleines schwarzes Kätzchen, was ihn vermutlich die ganze Zeit über an einen großen schwarzhaarigen Gitarristen denken lassen würde.

Aber was sollte er tun? Es änderte nichts, wenn er in Selbstmitleid zerfloss, also drehte er endlich den Schlüssel und schob die Tür auf.

Wie erwartet empfing ihn ein dunkler Flur und er nahm seine Taschen, um sie ins Schlafzimmer zu bringen.

Er sah sich um. Auspacken konnte er später immer noch.

Also machte er sich auf den Weg in sein Wohnzimmer, in der Hoffnung, dort auf seine „Lieblingserdbeere“ zu treffen.

Doch als er den Lichtschalter betätigte tat sich nichts.

Er versuchte es noch einmal, doch wieder blieb die gewünschte Erleuchtung aus.

Er runzelte die Stirn, doch auch nach weiteren Versuchen blieb es dunkel.

Er ging zum Fernseher, doch auch der funktionierte nicht, was ihm zu leisem Fluchen veranlasste.

Toll! Und das am Weihnachtsabend!

Er fuhr sich durchs Haar und lauschte der Stille, die seine eigenen vier Wände nun wieder erfüllte, als ein leises Klicken diese wieder durchbrach.

Er sah auf und in die Richtung, aus der es kam.

Ihm stockte der Atem und sein Puls beschleunigte sich.

Da stand er, hinter ihm drang fahles Kerzenlicht aus der Küche und in seinem Arm hielt er Ishigo, die sich vertrauensvoll an ihn schmiegte.

Der schlanke Körper lehnte gegen den Türrahmen und ein schüchternes Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Willkommen zu Hause.“, hauchte der dunkelhaarige Japaner und nun musste auch Kaoru lächeln.

„Hast du die ganze Zeit hier gewartet?“, fragte der Leader verblüfft, doch Kei zuckte nur mit den Schultern.

„Wie du siehst. Übrigens gab es einen kleinen Stromausfall. Keine Ahnung, wann sie das wieder gebacken bekommen. Aber du kannst ja erst mal herkommen, die Küche ist angewärmt.“, erklärte er und setzt Ishigo ab, die sofort zu ihrem Kratzbaum rannte.

Kaoru streift seine Jacke ab und ging zu dem Jüngeren, der ihm lächelnd die Tür aufhielt und anschließend hinter ihm schloss.

Die Augen des Älteren weiteten sich. Hatte Kei sich wirklich so viel Mühe gemacht? Für ihn?

Überall standen Kerzen, eine kleine Traube Luftballons und wenige Blumen zierten den sonst so kahlen Raum und auf dem Tisch stand einladend eine riesige Pizza und 2 Flaschen Bier.

Verzückt wandte sich sein Blick zu dem Schwarzhaarigen, der sich verlegen den Hinterkopf kratzte und dessen Wangen selbst in Kerzenlicht leicht rot leuchteten.

„Ich hoffe es gefällt dir.“, murmelte er und setzte sich dann.

Kaoru tat es ihm gleich und war so gefesselt, dass er nur nicken konnte.

„Ich – wollte ja auch noch Tsukasa fragen, ob er kommen will...“, begann der Größere herumzudrucksen und drehte seine Flasche zwischen den Händen, nicht im Stande, den Älteren anzusehen. So bemerkte er auch nicht den ungläubigen Blick, den dieser ihm zuwarf.

„Wieso wolltest du das?“, fragte er tonlos, konnte er doch keinen Zusammenhang erkennen.

Kei jedoch bewegte den Kopf leicht, ließ noch einige Strähnen vor sein Gesicht fallen.

„Du liebst ihn doch noch und als er letztes Mal hier war, kam es mir vor, als würde es ihm nicht anders gehen und ich dachte...“

„Du dachtest, wir hätten wieder etwas miteinander?“, fragte Kaoru unsicher und beide Augenbrauen schossen in die Höhe, ebenso wie Keis Blick.

„Etwa nicht?“, hauchte er und Kaoru lachte leise.

Er konnte nicht verstehen, wie der Jüngere darauf kam. Gerade er!

„Bei uns läuft nichts! Gar nichts. Und ich will das ehrlich gesagt nicht mehr.“, sagte er grinsend, worauf Kei den Kopf fragend schief legte.

„Wieso?“

„Weil ich ihm nicht vertrauen kann und nicht mehr genug für ihn empfinde. Außerdem mag ich jemand anderes viel mehr als ihn. Und dieser Jemand hat mein Vertrauen sicher.“, sagte er ruhig und sah Kei in die Augen, hoffte, nichts falsches zu tun.

Doch der Jüngere wandte den Blick ab, versetzte dem Violetthaarigen so ungewollt einen Hieb in die Seite.

„Aha. Hast du diesen Jemand etwa in den 3 Wochen kennen gelernt?“, fragte der junge Gitarrist verletzt und Kaoru legte den Kopf schief, während seine Augen ängstlich aufblitzten.

Verstand er denn nicht?

Also schüttelte er den Kopf, als er sich an seinem Stuhl zurücklehnte und einen Schluck aus seiner Flasche nahm.

„Nein, ich kenne ihn schon länger. Du übrigens auch. Er ist ein wunderbarer Mensch, dem auch viel an seinen Freunden liegt. Er ist gefühlvoll, nett und sehr hübsch noch dazu.“, zählte er auf und warf dem Jüngeren einen durchdringlichen Blick zu.

Dieser hob nun langsam seinen Kopf, sah dem Leader direkt in die Augen.

Sein Blick war traurig und schien sich direkt in das Herz des Älteren zu bohren, ließ es einen Moment aussetzen.

„Kaoru, musst du mir so weh tun? Gerade heute? Ich hatte mich wirklich gefreut, dass du endlich wieder da bist, weil ich dich vermisst habe. Und jetzt das! Du weißt genau, dass...ich dich liebe.“, wisperte er und nachdem er die Ellenbogen auf den Tisch stützte, vergrub er sein Gesicht in seinen Handflächen, fragte sich, was ihn eigentlich davon abhielt, einfach zu gehen.

Er hörte nur, wie der Andere seine Flasche auf dem Tisch abstellte, aufstand und auf ihn zukam, spürte, wie er vorsichtig eine Hand auf seine Oberschenkel legte und seinen warmen Atem an seinem Ohr.

Ein Zittern durchfuhr seinen Körper und jeder Muskel spannte sich an, bis er leise Worte vernahm.

„Ich dich auch...Kei-chan.“

Sofort drehe er sein Gesicht dem Älteren zu, konnte nicht glauben, was er da hörte, doch auch Kaorus Augen sagten ihm, dass die Worte nicht gelogen waren.

Er biss sich leicht auf die Unterlippe, um ein Schluchzen zu unterdrücken, konnte den Blick nicht von dem wundervollen Mann abwenden, der vor ihm auf dem Boden kniete und die Hand sanft über seine Wange gleiten ließ.

Dann ging alles so schnell und wie von allein.

Seine Hände, die sich bis dorthin ineinander verkrampft hatten, legten sich sanft um den Körper des Kleineren, zogen ihn vorsichtig an sich, während er sich selbst zu ihm auf den Boden gleiten ließ.

Die Tränen konnte er jedoch nur unterdrücken, bis sich 2 starke Arme um ihn legten und ihn beschützend hielten, ihm sagen wollten, dass er keine Angst mehr zu haben bräuchte.

Träumte er? Dann sollte dieser Traum nie zu Ende gehen.

Plötzlich jedoch lockerte sich Kaorus Griff und war er es, der dem Größeren in die Augen sah, ihm sanft die einsamen Träne von der Wange wischte.

Niemand sollte heute einsam sein.

Kyo hatte Toshiya.

Die hatte Shinya.

Die Sonne hatte den Mond.

Die Schneeflocken fanden sich zu Tausenden.

Und nun hatte er Kei.

Vorsichtig lächelte er. Er wusste, er tat das Richtige und es fühlte sich so gut an.

Vorsichtig beugte er sich zu dem Schwarzhaarigen, der ihn aufmerksam, aber glücklich ansah, sich leicht in seine Sachen krallte, stoppte jedoch kurz vor seinen Lippen.

„In letzter Zeit war es mein größter Wunsch, Weihnachten mit dir verbringen zu dürfen. Danke dafür. Bitte lass es nicht zu Ende gehen.“, flüsterte er und Kei lächelte gegen seine Lippen.

„Nie wieder!“, hauchte er, bevor Kaoru auch den letzten Abstand überwandt.

//Nie wieder, Das verspreche ich dir...//
 

~*~
 

...
 

~*~
 

to be continued...

by destiny…
 

~+~
 

So, das wars also nach einigen Jahren schreiben, auch wenn es vor allem beim letzten Teil arg lang gedauert hat.

Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen und auch, dass ich dieses Mal vielleicht doch noch ein paar Kommis mehr bekommen werde ^.~
 

Ich möchte mich auch entschuldigen, wenn Erwatungen nicht erfüllt wurden, zum Beispiel, dass doch nicht Kaoru und Tsukasa zusammengekommen sind und auch, dass es hier zu keinem Lemon gekommen ist, aber glaubt mir, das ist auch besser so ^^°

und auch wenn es vielleicht so aussieht, als wenn ich einfach nur noch etwas zusammengeschmiert habe, ich hab mir wirklich Mühe gegeben, auch wenn ich immer noch nicht aus diesem elendigen KreaTief raus bin...o.o
 

Jedenfalls hier noch einmal ein Danke an alle Leser und vor allem an alle Kommischreiber. ^^
 

Also dann vielleicht bis zur nächsten Fanfic ^^
 

~Yo~



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Kommentare zu dieser Fanfic (46)
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Von: abgemeldet
2007-10-06T19:18:45+00:00 06.10.2007 21:18
Ich finde dein Ende wirklich gelungen, zwar nicht wie gewünscht aber trotzdem toll. Kao hat es verdient glücklich zu sein. Der Name der Katze, und wie er Kao eingefallen ist, ist eine super Idee.
Von: abgemeldet
2007-05-27T10:45:45+00:00 27.05.2007 12:45
also ich habe mich jetzt durch alle 19 kapitel gelesen. Ich finde die Story wirklich gut, mag die charaktere und deine beschreibung von ihnen. auch wenn ich möglicher weiße die einzige bin, ich hoffe kao und tsukasa kommen wieder zusammen.
Von: abgemeldet
2007-02-13T14:29:03+00:00 13.02.2007 15:29
So ein tolles Kapitel *__*
Du schreibst so genial
Ich liebe deine FF ;___;
Toshiya tut mir so leid,er soll doch endlich mit Kyo reden
Ich will wissen wie es weitergeeeeht ;_;
Schreib bald weiter,ja?
Von:  Rabbid
2007-01-22T23:36:24+00:00 23.01.2007 00:36
aah~ *dahinschmelz*
Endlich kyo, endliich >_<

xD~

aba Die und Shin sollen keine probs haben ;_;~
und der arme kao erst~~ o( >_______<)o
...bin aba so gespannt, wie das mit kei wird *__*~
*thehe*
Von:  Rabbid
2007-01-22T23:31:35+00:00 23.01.2007 00:31
meehr? ich find die ff so toll~ ;_;
Von:  Ryouga
2006-12-24T17:46:59+00:00 24.12.2006 18:46
ups bin ausversehen schon auf speichern gekommen,sorry

aber mir tut die sache mit tsukasa und kao richtig leid, und von shin und dai will ich erst gar nich anfangen -.-
aber toll geschrieben ,ehrlich ;-)
Von:  Ryouga
2006-12-24T17:45:09+00:00 24.12.2006 18:45
oh kyo und toshiya sind so kawaii!!!!
aber mir
Von:  Rabbid
2006-11-04T16:07:41+00:00 04.11.2006 17:07
meehr~
aww~ ich maag diene ff * 3*
so sweet~
Die und shin sollen sich mal endlich näher an einander heranpirschen~ x3333 *thehe*
und bon so gespannt, wie's mit kao und Tsukasa weitergeht~ ^0^/)
hoffe du schaffst es bald zu updaten~ *.*
Von: abgemeldet
2006-10-30T09:15:36+00:00 30.10.2006 10:15
Tolles Kapitel *__*
Ich liebe deine FF^^
Kyo und Toshiya sind so waiii^^
schreib bitte schnell weeeeiter^--^
Von:  Rabbid
2006-09-23T16:42:10+00:00 23.09.2006 18:42
endliiich~ o(; __ ;)o
ich dachte schon Toshiya würd's mal wieder in den falschen hals bekommen~ ><; *aufatem*

mauz.. ohaa~ kai... und kao? *__*
klingt net schleecht~ XDDDDDDDDDDDDDD


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