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Fremde Welten (#1)

Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.
von

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Die Magie findet einen Weg

So, das versprochene nächste Kapitel! Bei Yami und den anderen ist nicht viel los, aber wenn's nach mir geht, wird es bald rund gehen! Diese Geschichte hat jetzt 98%, ich fürchte, insgesamt werden es 110 oder so. LOL

Ich hab das hier letzte Woche korrigiert, nachdem ich 6 Tage ohne frei gearbeitet habe und immer um 4 oder so aufstehen musste, also hoffe ich mal, dass es einen Sinn macht. Sagt es mir, wenn was nicht stimmt.
 


 

Sonntag
 

Fremde Welten 49: Die Magie findet einen Weg
 

Yugi ging es nach einer Nacht wieder besser. Seine Verletzung schmerzte und zog, aber sie war gut verbunden worden und nicht besonders gefährlich – eine Fleischwunde eben. Er musste nur darauf achten, dass er keine Infektion bekam.

Seit Körper hatte wie beim letzten Mal Schuppen behalten, und er hatte auch wieder ein verlängertes Steißbein. Er fand, dass seine Fingernägel wie Krallen wirkten, und am Haaransatz war ein harter, gewölbter Bereich zu spüren, Ansätze von Slifers Gehörn. Großartig, es wurde anscheinend schlimmer. Dieses Mal waren auch seine Wangen vom Hals aus zur Hälfte rot geschuppt.

Er hatte die Zeit seit dem Kampf gegen den Fünfgötterdrachen im Bett verbracht und sich erholt. Heute früh hatte er etwas gegessen und sich dann Kleidung aus einer Ansammlung von Spenden ausgesucht, die ihm angeboten wurden. Anscheinend hatte jemand alle Krieger, die annähernd seine Statur hatten, dazu aufgefordert, ihm etwas zu überlassen, was sie entbehren konnten. War ja nicht so, als besäßen Krieger nichts zum Wechseln.

Eine Kriegerin hatte ihm eine braune Hose zur Verfügung gestellt, die ihm peinlicherweise trotzdem noch zu groß war, so dass er den Gürtel eng schnallen musste. Ihre Stiefel gingen einigermaßen. Das schwarze Oberteil gehörte einem Ninjakrieger und saß ganz gut, wenn auch etwas locker. Das war aber für den Verband gut.

Im Lager herrschte eifrige Betriebsamkeit. Es sah nicht so aus, als würde der Orden aufbrechen wollen, obwohl der geplante Aufenthalt hier wohl bald vorbei war. Aber man war da flexibel. Die Krieger untersuchten die untere Höhle, als hätten sie eine heilige Stätte entdeckt. In gewisser Weise war es ja auch so. Yugi musste daran denken, dass sein Großvater, der Archäologe, das auch sehr interessant gefunden hätte.

Für ihn gab es nicht sehr viel zu tun, daher sah Yugi sich einfach nur mal um. Appi war hier auch irgendwo, vielleicht bei Crimson und den Frauen, die sie mit ihm befreit hatten. Wegen seiner eigenen Verletzung war Yugi noch nicht dazu gekommen, Darks Rivalen einen Besuch abzustatten.

Während Yugi so durch das Camp wanderte, stieß er plötzlich auf eine seltsame Szene. Er war neben einem der Zelte, wo nicht so oft jemand hin kam. Dort stand ein unscheinbares, harmlos aussehendes Mädchen mit roten Haaren. Sie hielt eine Kugel in der Hand, die wohl aus Kristall oder Glas bestand, und redete damit. Die Kugel schimmerte verschiedenfarbig. Aber was das seltsamste daran war... Mystic stand vor ihr und bedrohte das Mädchen mit einem Schwert, das sie auf den Unterleib gerichtet hatte. Bei Mystic standen Appi und einer der Gilfords.

Yugi näherte sich vorsichtig. Als Appi ihn bemerkte, löste er sich von der Gruppe und kam zu ihm. „Leise, Yugi. Wir haben eine Spionin entdeckt.“

„So? Wie denn das?“

„Mystic. Sie wusste es einfach... durch ihren Bruder. Blacky muss noch irgendwie mit Sorc Kontakt haben, aber ohne dass der es merkt.“

Yugi war nahe genug, um etwas zu hören: „... und haben beschlossen, den Ort hier gründlich abzusuchen. Sie wollen den Drachen finden und unschädlich machen.“ Es gab eine Antwort, aber die war zu leise für Yugi. Anscheinend war die Kugel ein Kommunikationsmittel. Mytic stand wohl so, dass sie am anderen Ende nicht gesehen wurde, sofern das Ding Bilder übertrug. „Nein, sie denken, dass er noch in der Nähe sein muss. Es sind Krieger, die sind recht einfach gestrickt...“ sagte das Mädchen gerade. „Wie lange muss ich noch bleiben? Ich bin es Leid, die Bande zu bekochen! Seid Ihr denn nicht schon für den Angriff bereit?“

Yugi blieb ganz still stehen. Er konnte undeutlich Sorcs Stimme vernehmen, aber die Worte nicht verstehen. Soso... er hatte also auch Spione, die freiwillig für ihn arbeiteten. So wie das Gör mit ihm umsprang, hatte sie keine große Angst vor ihm und war wohl nicht dazu gezwungen worden, sondern eher angeheuert.

Jetzt verdrehte sie theatralisch die Augen. „Ja, die leben alle noch. Ich hab sie aber nicht besucht. Meister, ich muss jetzt wieder zum Kochtopf, also entweder sagt Ihr mir, dass Ihr mich nicht mehr braucht, oder ihr lasst mich besser dafür sorgen, dass meine Tarnung nicht auffliegt...“ Sie seufzte genervt. „Ja, ja...“ Dann wurde die Kugel matt und durchsichtig. Das Mädchen steckte sie in ihre Gürteltasche und sah Mystic fragend an.

Mystic nickte langsam und ließ das Schwert sinken. „Fein. Du wirst ihm jetzt nicht bei nächster Gelegenheit sagen, was wirklich war, verstanden?“

„Pah!“ Das Mädchen machte eine abwinkende Handbewegung. „Mir doch egal. Ich arbeite für ihn, weil er dafür bezahlt. Meine Schwester auch. Aber ob er einen drauf kriegt, interessiert mich nicht weiter, Hauptsache, er gibt meiner Schwester das Geld, ehe er draufgeht.“ Sie schlenderte davon, um sich wohl wirklich wieder dem Kochtopf zuzuwenden.

„Sowas,“ meinte Gilford kopfschüttelnd. „Sie kam her und tat so, als wäre sie in Not, deshalb haben wir ihr das Kochen überlassen... oder besser gesagt, sie wollte kochen, um sich zu bedanken. Naja... im Grunde kann uns ein Spion egal sein. Was werdet ihr jetzt unternehmen?“

Mystic hielt noch das Schwert, das sie aber hatte sinken lassen. „Sorc will als nächstes die Feenburg angreifen, und er wird nicht warten, bis wir uns neu formiert haben. Wir sollten so schnell wie möglich dorthin zurück fliegen. Helft ihr uns? Ich weiß, dass der Orden neutral ist, aber vielleicht der ein oder andere...“

„Ich rede mal mit den anderen. Vielleicht kommt Blacky mit, der fühlt sich persönlich gekränkt, weil er nicht als Opfer dienen durfte. Das wäre ein Grund, sich an Sorc zu rächen.“ Gilford lachte amüsiert und schritt davon, Mystic im Gefolge.

Yugi hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass sie Black Luster auch Blacky nannten. Jedenfalls war er auch sehr dafür, dass sie bald aufbrachen, denn inzwischen waren noch weitere seiner Freunde hier: Mad und Shiro, sowie einige Amazonen, die mit ihren Vögeln Nachrichten hin und her trugen. Soweit Yugi wusste, war Amazia selbst schon einmal hin und her geflogen, um die Nachricht von der Befreiung der Gruppe zu überbringen und dann zu ihrem Sohn zurück zu kehren.

Während Yugi sich nun seinerseits aufmachte, um Crimson einen Besuch abzustatten und die anderen kennen zu lernen, wurde am Himmel ein fliegendes Wesen gesichtet. Nur Minuten später erreichte den Ort ein beeindruckender, geflügelter Mann in einem grünen Anzug wie aus einem Heldencomic. Er sah Yugis Gruppe und fragte sogleich: „Ihr da, wo finde ich Burstinatrix?“

Appi, der Yugi an den Fersen geklebt hatte, übernahm die Führung. „Hier lang, zu dem Zelt da.“

Der Mann folgte, und indessen konnte Yugi sich ihn genauer ansehen. An den Armen und Beinen hatte er Rüstungselemente, die aussahen, als bestünden sie aus organischem Material, links endete das sogar in einer Art Klauenhandschuh. Er trug einen Helm, der schon fast wie eine Krone aussah. Seine Flügel waren ebenfalls mit Metall versehen, was auch noch sehr dekorativ aussah, während es wohl hauptsächlich einen Rüstungszweck erfüllte. Yugi erkannte ihn ganz deutlich wieder: Elementarheld Avian. Vermutlich wollte er Burstinatrix besuchen, die einzige Frau unter den Elementarhelden. Yugi hatte sie noch nicht kennen gelernt, nur davon gehört, dass sie auch dabei war.

Als sie das Zelt erreichten, stießen sie fast mit einem weißhaarigen Krieger zusammen. Aber nein – es war Crimson! Yugi und Appi starrten ihn an, während Avian sich an ihnen vorbei drängelte und ins Zelt schlüpfte. Appi und Yugi starrten gleichermaßen mit offenem Mund.

„Was gibt’s zu glotzen?“ moserte Crimson. Dabei konnte er es sich wahrscheinlich denken, denn er war nicht wieder zu erkennen. Seine Kleidung bestand aus schuppigem, rotbraunem Leder, eventuell von Drachen. Es war im Amazonenstil verarbeitet, also zu einem Lendenschurz und einem Oberteil, das die Brust bedeckte, aber bauchfrei und ärmellos war. Seine langen Haare waren im Nacken zusammengebunden. Einige Zierbändchen aus demselben Leder hielten Federn und Perlenschnüre an seinen Oberarmen. Schuhe gehörten nicht dazu, aber ein breites Lederbändchen am linken Knöchel, damit die Beine nicht so nackt aussahen.

„Geht da vor dem Eingang weg, ihr steht im Weg,“ grummelte Crimson und schob die beiden zur Seite. Er wirkte noch ein bisschen schwach auf den Beinen, aber immerhin ging es ihm wohl ganz gut.

„Wir wollten eh gerade zu dir,“ bemerkte Appi, der bereitwillig etwas vom Zelt weg ging.

Crimson musterte den Blonden von oben bis unten. „Appi, du wirkst fünf Zentimeter größer! Hast du den aufrechten Gang gelernt? Deine Frisur scheint anders zu sein...“

Huh? Das war Yugi noch gar nicht so aufgefallen, aber er war eh so klein, dass es kaum einen Unterschied machte.

„Ich hab's!“ rief Crimson. „Du warst bei Lord Genesis!“

„Wir waren alle da,“ bemerkte Yugi. „Also Appi und ich, Shiro, Amazia, Gerfried, Chani und Neo...“ Aus den Augenwinkeln sah er, dass Appi knallrot angelaufen war.

Crimson lächelte belustigt. „Soso... ihr alle wart da, aber dich hat er vernascht,“ stellte er an den Blonden gewandt fest.

„Vernascht?“ Yugi fragte sich, ob das Wort Zufall war oder eine tiefer gehende Bedeutung hatte.

Crimson drehte ihnen lachend den Rücken zu und entfernte sich ein paar Schritte. Dabei konnten Yugi und Appi den Kreis aus Hyroglyphen und Symbolen sehen, der unter seinem Oberteil hervorschaute. Also stimmte das Gerücht wohl auch, das sie über die Ereignisse in Sorcs Kerker gehört hatten... Die beiden angehenden Magier wechselten einen kurzen Blick und waren sich einig, ihn vorerst nicht darauf anzusprechen. Crimson schlenderte etwas umher, probierte seine Beine aus und streckte seinen Körper. „Aaaah... ich werde Genesis mal einen Besuch abstatten, soll ich ihm was von dir ausrichten, Appi?“

Appi zuckte mit den Augenbrauen und räusperte sich. „Du redest gerade so, als würdest du ihn schon länger kennen... aber soweit ich das verstanden habe, kennt er dich auch.“

Crimson wandte sich in einer schwungvollen Bewegung um und schenkte den beiden ein hochmütiges Lächeln. „Ich bringe ihm manchmal... das Essen.“

Das Essen? Fein, Yugi fragte lieber nicht nach. Hörte sich jedenfalls so an, als würde Crimson den Vampir öfter mal besuchen. Und sich dann beißen lassen... oder vernaschen, wie auch immer... irgendwie passte das zu seinem Character. Schließlich machte er ja auch sonst, was er wollte. Ein bisschen wie Blacky... also der Magier Blacky.

„Ähm... sollen wir dich begleiten?“ erkundigte Yugi sich. Immerhin war Crimson für ihn und Appi sowas wie ein Ersatzlehrer. Aber diese Begründung wollte er im Moment sicher nicht hören, mit seinen gesperrten Kräften. „Du könntest mit uns auf Schattensturm fliegen. Und bist du denn schon wieder stark genug?“

„Ich komme schon klar, ich werde den Vogel meiner Mutter ausleihen,“ winkte Crimson ab. „Aber danke für das Angebot.“

„Warte...“ Appi zog ein Band unter seinem Shirt hervor. „Hier, nimm diesen Ring. Er kann deinen Monstertyp verändern, vielleicht nützt er dir was...“

„Meinen Monstertyp?“ Crimson kam neugierig näher und nahm den Ring an sich. Er knotete das Band auf und steckte ihn sich an den linken Ringfinger. „Hmmm... ah, ich hab's. Ich will eine Fee sein.“

Von dem Ring gingen kurz ein paar Lichtwellen aus und hüllten den Magier ein, um ihn zu einer noch schlankeren Gestalt zu machen, die geradezu zerbrechlich wirkte. Die Haare waren länger, fast bis zum Hintern reichten sie. Dazu hatte er ein Paar weiße Federflügel auf dem Rücken. „Wow! Hahaha! Jetzt kann ich selber hinfliegen! Dann wäre aber vielleicht sogar Drache besser gewesen.“ Er schlug ein bisschen mit den Flügeln und flog erstmal unkontrolliert zur Seite. „Woooaah!“

Appi lachte, er hatte ähnliche Probleme damit gehabt, aber es machte ja auch Spaß. „Leider dauert es ein bisschen, bis man den Ring wieder nutzen kann, du musst warten, bis der Stein wieder rot ist...“

„Ach ja?“ Crimson hielt die Hand so, das sie den Ring sehen konnten, und den Stein auch... er war rot, ganz normal.

„Was? Hey, bei mir dauert es ne Stunde!“ regte Appi sich auf.

„Wirklich?“ Crimson bekam einen nachdenklichen Gesichtsausdruck, während er dastand und auf seine beringte Hand blickte. „Nun... es könnte eine Erklärung dafür geben. Meine Magie ist gesperrt. Aber sie hat mir dennoch geholfen, Energie an Eria zu übertragen, damit sie das Ritual übersteht. Es könnte sein, dass... dass sie noch da ist, aber nur nicht von mir benutzt werden kann... und so macht sie sich halt anders nützlich.“ Er umklammerte seine Linke wie einen wertvollen Schatz. „Mach mich zu einem Drachen.“

Yugi und Appi wichen schnell ein paar Schritte zurück. Crimson verwandelte sich in einen eher kleinen, aber dennoch beeindruckenden Drachen, auf dem man sicher auch gut reiten konnte. Er war von schlanker Gestalt mit einem länglichen Kopf, gefährlichen Zähnen im Maul und einem imposanten Gehörn, das nach hinten zeigte. In Weiß.

„Hey, du siehst aus, als wärst du der 'Heilige Drache' oder so,“ grinste Yugi.

Der Drache brüllte frustriert. [Das war nicht der Sinn der Sache!] übermittelte er telepathisch.

„Also ich find's cool,“ meinte Appi, aber das zählte anscheinend für Crimson nicht. Er überlegte offenbar schon wieder, was er noch machen konnte.

„Ungeheuer-Krieger?“ schlug Yugi vor. „Oder geflügeltes Ungeheuer? Vielleicht wirst du zu einer männlichen Harpyie!“ Die Vorstellung hatte zumindest etwas sehr Verlockendes, das hätte er gerne gesehen.

Man konnte sehen, dass der Drache die Augen verdrehte. Dann nahm er wieder menschliche Gestalt an. Aber halt – er sah etwas blasser aus als sonst, und er hatte wieder Flügel. Lederne dieses Mal, wie eine Fledermaus, nur weiß. „Hach, die Farbe kann man wohl nicht ändern,“ seufzte er. „Aber es scheint gut zu sein, um einen Vampir zu besuchen...“ Er grinste und sah dabei so aus, als sei er selber ein Vampir... wenn die verlängerten Eckzähne irgendwas dazu zu sagen hatten... Die Kleidung war noch ähnlich, hatte sich aber schwarz verfärbt und sah ein bisschen gotisch aus.

„Ein Vampir im Gothic-Amazonen-Look,“ kommentierte Yugi.

„Nur keinen Neid.“ Crimson bewegte probeweise die Flügel. Es schien leichter zu gehen als in Feengestalt, weil die normale Masse seines Körpers sich nicht nennenswert verändert hatte.

„In dieser Gestalt kannst du Genesis aber kaum das Essen bringen, oder saugen Vampire sich gegenseitig aus?“ merkte Appi spitzfindig an. „Was ist eigentlich mit dem Licht? Schadet das nicht?“

„Licht wird überbewertet!“ prahlte Crimson, jedoch verwandelte er sich kurz danach wieder in einen Magier, also seine normale Gestalt. Diese Verwandlung ließ ihn erschrocken aufkeuchen und zwang ihn in die Knie.

Yugi wollte schon zu Hilfe eilen, doch Appi streckte einen Arm seitlich aus und stoppte ihn damit. „Lass ihn.“

Er hatte Recht – Crimson kämpfte sich wieder auf die Füße und sah nicht so aus, als hätte er sich gerne bemuttern lassen. „Verflixt... anscheinend hat das Artefakt Probleme, mich zu einem Magier zu machen, weil... naja ihr wisst schon... Trotzdem danke für den Ring, Appi, diese Kleinigkeit wird mich nicht davon abhalten, ihn zu benutzen.“

Appi nickte einfach, und er wirkte nicht mehr wie ein Junge zwischen Männern, sondern wie ein Mann unter seinesgleichen. Yugi fand es faszinierend.

„Wann willst du zu Genesis aufbrechen?“ erkundigte der Blonde sich sachlich. „Im Moment würde ich dir empfehlen, dich noch zu erholen.“

Crimson winkte ab. „Ich bin ja nicht blöd! Eigentlich war ich auf dem Weg, um was zu essen zu finden, weil ich nur ne Suppe mit trocken Brot hatte. Krieger sind leider nicht für ihre herausragenden Kochkünste bekannt.“

„Wie wahr,“ kommentierte Yugi, der von dem Essen in der Feenburg wesentlich angetaner war als von der Feldration. Nachdenklich schaute er zu Crimson hoch. „Du... nimmst es relativ gelassen... scheint jedenfalls so. Ist alles in Ordnung?“

Der Weißhaarige bekam ein ernstes Gesicht und ließ die beiden für kurze Zeit seine wahren Gefühle sehen. „Es muss, Yugi. Ich finde einen Weg, dieses... Ding unschädlich zu machen. Allerdings muss ich mich wohl mit dem Tattoo an sich abfinden. Die anderen sagen, es ist dekorativ. Naja. Das ist mir egal, wenn es keine Wirkung mehr hat. Ich bin zuversichtlich, dass Genesis was in seiner Bibliothek hat. Mein Vater ist schon unterwegs zum Kristallschloss, um die dortige zu durchsuchen. “

Hinter der Gruppe verließ noch jemand das Zelt, die blonde Amazone Paladia. Ihre Schwestern mussten ihr neue Kleidung besorgt haben, denn sie trug nicht mehr die notdürftigen Kleidungsstücke, die es im Lager gab, sondern ein typisches Amazonenoutfit. Außerdem trug sie einen Bogen bei sich.

Alles andere als männerfeindlich näherte sie sich Crimson. „Ah, da bist du also! Ich möchte jagen gehen... begleitest du mich?“

Er nickte und schlenderte Hand in Hand mit ihr davon. „Bis später, ihr zwei... wenn wir was größeres fangen, geben wir euch was ab!“

Appi und Yugi warteten, bis das Pärchen außer Hörweite war. „Anscheinend hat er schon eine alternative Karriere gefunden. Der Typ ist schon irgendwie seltsam.“ Appi kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Und warum kriegen alle eine ab, bloß ich nicht?!“

„Erzähl doch jetzt mal was darüber, wie der Vampir dich vernascht hat,“ neckte Yugi ihn. Er war ja schon neugierig. War da echt nur der Biss gemeint? „Sag schon, wo waren seine Zähne außer an deinem Hals?“

Doch Appi ließ sich nicht erweichen. „Das geht dich nichts an.“

Schade, aber anscheinend hatte Appi sich wirklich weiter entwickelt. Er ließ sich nicht mehr zu unbedachten Äußerungen provozieren. Nun, das war vielleicht eine gute Sache.

Während Appi und Yugi da herum standen, gesellte sich Amazia zu ihnen, die gerade aus dem Zelt kam. Sie sah zufrieden aus. „Na, ihr beiden? Hach, ich kann der ganzen Sache noch einen Vorteil abgewinnen; mein Sohn wird sein Blut an eine junge Amazone weitergeben! Außerdem hat Rohka ihre Tochter gefunden, allein dafür hat es sich gelohnt... Bedauerlich ist nur, dass wohl eine aus der Gruppe gestorben ist, eine Fee namens Runa. Aber vielleicht gibt es noch Hoffnung, denn sie ist anscheinend mit dem Drachen fusioniert...“

Yugi warf Appi einen Blick zu. Das hatte man ihnen noch nicht gesagt. „Aber... es gibt keine bekannte Fusion mit dem Fünfgötterdrachen...“ Im Grunde sprach nichts dagegen, dass es im Reich der Schatten trotzdem funktionierte, aber warum sollte man sowas machen?

Amazia hob nur ratlos die Schultern. „Ich weiß es auch nicht, aber so haben Crimson und seine Gruppe es erzählt. Yugi, du kommst doch aus der Welt des Blauen Lichts, kann man eine solche Fusion nicht wieder rückgängig machen? Das Schlimme ist nämlich, dass der Drache dadurch wahrscheinlich unempfindlich gegen Lichtmagie geworden ist.“

Oha, das war sehr bedenklich, erklärte aber Sorcs Motiv. Yugi fröstelte. „Wir sollten ganz schnell zur Feenburg fliegen. Und dort tun, was wir können... Ich weiß aber nicht, ob wir Runa helfen können, aber wir sollten es versuchen.“

Burstinatrix und Avian traten aus dem Zelt und hatten die letzten Sätze gehört. „Wir werden euch beistehen,“ verkündete der geflügelte Krieger. Er war zwar auch Mitglied im Orden, aber momentan schien er sich mehr als Burstinatrix' Teamkollege zu fühlen. Die Hilfe wurde natürlich sehr gerne angenommen.

Amazia hatte nun wohl eine freundlichere Einstellung zu Yugi und Appi, aber das bedeutete nicht, dass sie ein Kind von ihnen wollte oder die beiden ihren Schwestern empfahl. Zumindest hatten die beiden aber das Gefühl, dass sie nun besser mit ihr auskommen würden. Die Gesamtstimmung im Lager war allerdings etwas bedrückt, oder vielleicht war es auch Anspannung? Die Krieger liefen öfter in ihrer Rüstung herum und kümmerten sich besonders fürsorglich um ihre Waffen. Es war nicht mehr zu übersehen, dass es mal wieder sehr ernst wurde...
 

***
 

In der Welt des blauen Lichts bewirkte Yugis erneute Verwandlung freilich ein vorläufiges Ende sämtlicher Theaterproben. Jedenfalls, bis Yami aufhörte, sich stöhnend und manchmal schreiend am Boden zu wälzen. Danach meinte Tristan, dass er ja nun viel besser dafür geeignet sei, den Roten Stier zu spielen, und schlug vor, dass man doch statt des Stiers Slifer nehmen könnte. Eine Idee, die durchaus Anklang fand, gleich nachdem Seto Tristan fast eine reingehauen hätte.

Yami sah nun ungefähr so aus wie Yugi... auch bei ihm war am Haaransatz eine Verdickung zu erahnen. „Oh nein... beim nächsten Mal bekomme ich wirklich Hörner!“ jammerte er.

„Naja... warten wir erstmal bis morgen,“ schlug Thea vor. „Aber wenn das so bleibt, kannst du wieder nicht zur Schule gehen... das ist zuviel, als dass man es irgendwie verstecken könnte.“

„Da wird die Morikawa aber wieder sonstwas denken,“ meinte Joey. „Vielleicht sollten wir ihr einfach mal alles erzählen, für viel verrückter kann sie uns ja dann auch nicht halten.“

Seto legte den Kopf schräg und sah ihn an. „Hm... das hat was für sich.“

„Was?“ Yami war fassungslos, und auch die anderen glotzten ganz verdattert.

„Denkt doch mal nach,“ beharrte Seto. „Wir bestellen sie zu uns nach Hause und zeigen ihr Yami, erzählen ihr die Geschichte und dann kann sie ja mal sehen, was sie glauben soll.“

Keiner widersprach. Manchmal waren eben extreme Maßnahmen vonnöten.

Sie verbrachten den Rest des Abends mit halbherzigen Proben von Szenen, in denen der Stier nicht vorkam, und beschlossen schließlich, lieber einen Film zu schauen.

In der Nacht gab es freilich keine Annäherung von Seto und Yami... obwohl der Firmenchef nichts dagegen gehabt hätte, bestand der König der Spiele darauf, in getrennten Betten zu schlafen, denn er wollte seinen Liebhaber nicht wieder verletzen. Und er hatte jetzt sogar größere Krallen als beim letzten Mal. Um gar nicht erst in Versuchung zu geraten, fuhr er sogar mit Großvater Mutou nach Hause, sehr zu Setos Verdruss. Mokuba hingegen war sehr dafür, dass sein Bruder sich keiner unnötigen Gefahr aussetzte.

Yami fühlte sich aber auch viel zu müde, um irgendwas zu machen außer zu schlafen. Vielleicht kam das von der Verwandlung oder davon, dass Yugi ebenso erschöpft war. Jedenfalls schlief er schnell ein und träumte nichts, bis er am nächsten Morgen von den singenden Vögeln geweckt wurde. Es war noch recht früh. Nach wenigen Minuten klingelte dann auch der Wecker. Yami musste über diese Tatsache direkt lächeln. Er musste so fest geschlafen haben, dass sein Schlaf von hervorragender Qualität gewesen war.

Leider waren seine Krallen noch da, wie er merkte, sobald er sich gedankenverloren am Kopf kratzte. Ein Blick in den Spiegel brachte dann Gewissheit: Es hatte sich nicht viel verändert und die Schuppen schienen generell dieses Mal besonders langsam wieder weg zu gehen. Er seufzte und versuchte, sich anzuziehen, ohne seine Kleidung zu zerstören. Es ging ganz gut. Er suchte jedoch Teile aus, die nicht so teuer aussahen. Nur für den Fall.

Bevor er zum Frühstück hinunter ging, nahm Yami das Millenniumspuzzle in die Hand und betrachtete es, als könne es ihm Antworten nennen. Seine Verwandlung war dieses Mal schlimmer. Nächstes Mal, nahm er sich vor, würde er Yugi helfen und das Tor ins Reich der Schatten öffnen, denn wenn Yugi sich in Slifer verwandelte, musste es dafür einen dramatischen Grund geben. Da hielten ihn auch irgendwelche ominösen Warnungen nicht auf. Yami spürte keine Angst oder dergleichen, eher eine gewisse Anspannung, die er sich nicht anders erklären konnte als damit, dass sie von Yugi auf ihn überging. Er hielt das Puzzle an seine Brust wie ein lebendes Wesen. [Yugi... ich hoffe, bei dir ist alles in Ordnung...]

Er entschied sich aber, seinen Entschluss vorläufig für sich zu behalten, denn er wusste ja, dass es unklug war, und hatte keine Lust, sich vor den anderen zu rechtfertigen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es irgendwann unausweichlich zu einer Konfrontation mit ihrem Gegner kommen musste...
 

***

Fortsetzung folgt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2013-06-13T14:55:29+00:00 13.06.2013 16:55
Hallo ^^

ei ei … sowas :DDD Crimson und Genesis haben also auch ein Tächtelmächtel. *grummelt* schon wieder eine Andeutung, was da mit Appi und dem Lord war und er verrät nichts, ich will das auch wissen!

Die Spionin, die im Lager entdeckt wurde ist ja auch krass drauf, sie hält halt zu dem woher sie ihr Geld bekommt und sonst ist sie illoyal … na toll – was ist den dann mit den anderen Leuten, es können doch nicht alle so sein, wie diese Rothaarige?!

Armer Yami, in der Realen Welt ist das natürlich schon blöd, wenn er da mit den resten eines Drachen herum läuft. … Verwandelt er sich eigentlich Simultan mit Ygui auch komplett in einen Drachen, oder behält er immer nur die Reste der Verwandlung? … LOL die Arme Lehrerin bekommt einen Schreck, wenn sie Yami sieht :P

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
07.07.2013 18:38
Yami bekommt simultan zu Yugi wieder Schuppen, die langsam weggehen, wenn sich Yugi zurückverwandelt hat. Aber natürlich verwandelt er sich nicht wirklich.
Höhö die Rothaarige hat noch ne Schwester... kann ja auch nicht jeder so lieb sein wie zum Beispiel Yugi, ne?
Antwort von:  jyorie
09.07.2013 23:10
Danke für die Re-Kommis - macht Spaß, sich die Geschichte nochmal durch den Kopf gehen zu lassen :D

(... ich freu mich jetzt erstmal auf den Urlaub ... was aber auch heißt ne Woche kein Internet...)

CuCu
Von:  SoraNoRyu
2010-06-27T11:06:50+00:00 27.06.2010 13:06
Wow, diesmal ging es wirklich schnell mit dem neuen Kapitel!
Ich finde es wirklich toll, dass du dir neben der Arbeit noch so viel Mühe machst, weiterzuschreiben.

Crimson scheint gut mit seiner Situation umgehen zu können - klar hoffen wir alle noch, dass das Sigel gebrochen wird, aber ist ist gut zu wissen, dass er auch ohne seine Magie leben können würde.
Wirklich toll fand ich ja, dass Appi ihm so einfach seinen Ring abgetreten hat. Von der Geistesgegenwart, überhaupt auf die Idee zu kommen, mal ganz abgesehen, ist es wirklich echt nett von ihm ihn Crimson einfach so zu überlassen.
Appi hat sich echt gemacht seit er genesis 'getroffen' hat.

Yami tut mir dagegen irgendwie Leid. Es muss furchtbar sein, nicht zu wissen was mit Yugi passiert und dann trotzdem ständig mit reingezogen zu werden - die Verwandlungen und all das erinnern ihn ständig wieder an Yugis Situation, mit konkreten Hinweisen halten sie sich aber doch extrem zurück.
Dass ihm zudem noch jede Verbindung ins Schattenreich untersagt ist, macht es sicher auch nicht leichter...
Von den ganzen anderen Problemen in der fremden Welt mal ganz zu schweigen.

Ich hoffe mal, die Lehrerin hat starke Nerven... aber so ist das im Leben, wenn man zu sehr nachharkt wird man entweder angelogen oder mit einer unangenehmen Wahrheit konfrontiert.


Was die Fusion mit dem Götterdrachen angeht sollte es ja die Zauberkarte Defusionierung/Depolimerisation geben - vielleicht findet sich der Zauberspruch ja in irgendeinem Buch?
Vielleicht stolpern Crimson oder sein Vater ja darüber, während sie nach dem Spruch gegen das Bannsiegel suchen.


Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel und hoffe, du machst dir nicht zu viel Stress neben der Arbeit. das Schreiben soll ja schließlich Spaß machen.

~SoraNoRyu
Von:  Sephira
2010-06-25T08:58:59+00:00 25.06.2010 10:58
Oh man in zwei tagen deine ganzen Kapitel durchgelesen XD
Bin super begeistert und frage mich wie du das blos schaffst so ne lange Geschichte zu schreiben. ^^
Weiter so :D


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