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Fremde Welten (#1)

Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.
von

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Slifer als Spezialbeschwörung

Das Warten hat ein Ende! Ich hab den ersten Teil meiner Zwischenprüfung Japanologie hinter mir, und auch wenn der mündliche Teil noch vor mir liegt, gibt es jetzt erst einmal ne neue Folge FW! Ich hab auch schon 32 angefangen, nur muss ich mich in der Woche dann noch mal auf die Prüfung konzentrieren... und danach ne Hausarbeit schreiben... also erwartet keine Wunder.^^°

Viel Spaß!
 


 

Kapitel 31: Slifer als Spezialbeschwörung
 

Großvater verzog das Gesicht, während er das zweite von vier Pflastern von seinem Gesicht löste, wo ihn Wespen gestochen hatten. Seufzend blickte er in den Spiegel. Er war ja noch gut davongekommen. Die Wespen waren hinter Joey hergeflogen, hatten sich im ganzen Haus verteilt und jeden gestochen, der ihnen unter den Stachel gekommen war. Bis sie plötzlich alle tot zu Boden gefallen waren.

Marik, Tristan und Mokuba waren mit wenigen oder gar keinen Stichen davongekommen, ebenso Thea, Ryou und Duke. Joey, der sofort die Flucht ergriffen hatte, ging es relativ gut - die Ärzte hatten ihm ein Medikament gespritzt und ihm eine Salbe gegeben, ehe er nach Hause entlassen worden war.

Yami war bei Bewusstsein - sein Rücken war zerstochen, sein Hals gefährlich angeschwollen, aber da Seto ihn mit der Decke beschützt hatte, war er noch in ganz guter Verfassung. Nicht so Seto selbst. Er hatte sich ungeschützt den Angriffen der Insekten ausgesetzt. Da er einen Pyjama getragen hatte, waren die Tiere zwar unter den Stoff gekrochen, hatten aber erst einmal seinen Hals dermaßen zerstochen, dass er fast erstickt wäre. Sein Gesicht war kaum wiederzuerkennen, Hände und Unterarme waren komplett geschwollen, ähnliches galt für Füße und Knöchel. Zum Glück war er nicht allergisch, aber die Menge an Wespengift war allein schon bedenklich. Jedoch war er ein hochgewachsener, junger Mann, was das Risiko für ihn doch um einiges verringerte. Mokuba wäre nicht so glimpflich davongekommen, es war also gut, dass er sich unter seinem Schlafsack versteckt hatte.

Sugoroku rieb sein Gesicht mit der Salbe gegen Insektenstiche ein. Er hoffte wirklich, dass die Krankenhausaufenthalte bald aufhörten, auch wenn es sich dieses Mal um ein Privatzimmer in Kaibas Villa handelte. Es war irgendwie trotzdem ein Krankenhaus. Aber vielleicht war es gut, dass Yami dort war, denn wenn es zu Problemen mit seiner Wunde kam, konnte er gleich behandelt werden. Sofern das eine Verletzung war, bei der das was nützte.

"Herr Mutou, Mokuba hat die Limousine geschickt, wir können jetzt zu Yami fahren," rief Thea ins Bad.

Großvater riss sich von seinem unästhetischen Spiegelbild los, zog sich eine Jacke über und vergewisserte sich, dass der Spieleladen noch das "Geschlossen"-Schild zeigte, ehe er mitfuhr.

Joey blieb zurück - er war nicht zu sich nach Hause gegangen, sondern wollte bei seinen Freunden bleiben, aber sie bestanden darauf, dass er sich auf dem Sofa ausruhte. Dafür wurde Großvater von Thea und Marik begleitet.

In Kaibas Villa führte Mokuba sie zu ihren Freunden. Diese waren in einem eigentlich normalen Zimmer untergebrecht, das mit medizinischen Geräten ausgestattet war. Seto war bewusstlos, aber in stabilem Zustand. Yami hingegen blickte den Besuchern entgegen, von seinem eigenen Bett aus, wohlgemerkt. Aber Mokuba hatte ihm auch lange genug vorgebetet, dass Seto nun Ruhe brauchte. Davon abgesehen hatte er vermutlich selber Schmerzen - obwohl ihn das noch nie von seinem Geliebten ferngehalten hatte.

Großvater zog sich sofort den bereitstehenden Stuhl heran, Thea setzte sich aufs Bett und Marik blieb stehen. "Ich habe die Feuerwehr verständigt, sie haben ein Wespennest unter dem Dach entfernt," sagte der alte Mann. "Aber ich verstehe nicht, wieso wir es vorher nicht bemerkt haben."

"Oder warum die so aggressiv geworden sind," ergänzte Thea. "Dafür gibt es keine sinnvolle Erklärung. Sie greifen doch normalerweise nur dann im Schwarm an, wenn ihr Nest bedroht wird."

"Im Zimmer war erst nur eine," erinnerte Yami sich. "Ich wollte sie doch nur nach draußen scheuchen..."

"Das ist völlig unsinnig," sinnierte Marik, der mit verschränkten Armen auf und ab ging. "Man könnte fast meinen, jemand hätte die Wespen aufgehetzt. Aber dass sie euch so gezielt angegriffen haben, ist trotzdem nicht normal."

"Bakura wird es doch wohl nicht gewesen sein, oder?" überlegte Yami. "Der hätte doch uns alle einschließlich Ryou, also sich selbst gefährdet."

"Ryou hatte ihn recht gut unter Kontrolle," befand Marik. "Außerdem hab ich gesehen, dass er ziemlich verwirrt war, als das Spektakel losging. Naja, kann Tarnung gewesen sein, aber ich glaube, ich kenne ihn ganz gut - wir waren ja mal verbündet..."

Yami streichelte geistesabwesend sein Puzzle. "Aber es kann doch nicht vom Reich der Schatten ausgegangen sein, oder? Vielleicht ist das Tor schon zu weit offen."

"Meinst du, Yugi spürt deine Schmerzen ebenfalls?" erkundigte Thea sich.

"Ich nehme es stark an," murmelte Yami bedauernd.
 

***
 

Yugi hielt sich tapfer aufrecht, was seine Freunde besorgt beobachteten. Aber er konnte jetzt nicht schlapp machen, auch wenn sein Rücken bis zum Hals mit brennenden kleinen Schwellungen übersäht war und er vor kurzem fast erstickt wäre. Aber eben nur fast. Jetzt lief er mit freiem Oberkörper herum, und Dark rieb ihn alle paar Minuten neu mit kühlender Salbe ein. Da es keine Erklärung im Reich der Schatten für das Phänomen gab, blieb nur die Annahme, dass der Grund bei Yami zu suchen war. Yugi machte sich große Sorgen um ihn.

Indessen waren Freed und Mad zurückgekehrt, die dabei geholfen hatten, die Verletzten in die andere Zuflucht zu bringen. Magi und Shadow waren zu schwer verletzt, um schon wieder zu kämpfen, aber Gerfried war wieder auf den Beinen und wollte bald nachkommen. Blacky, Mava und Neo hatten ihre Drachen herbeigerufen.

Freed schritt zielstrebig auf seinen zweitjüngsten Sohn zu und packte dessen Handgelenk. Darunter kam ein funkelndes Armband zum Vorschein. Streng sah er Mava an. "Wie viel Zeug trägst du insgesamt?"

Der Lichtmagier riss sich von ihm los. "Genug, um zu verhindern, dass du es mir wegnimmst!"

"Junge, ich mache mir doch nur Sorgen um dich!" beharrte Freed, nun in einem flehenden Tonfall.

Mava wich seinem Blick aus. "Versteh mich doch, Vater... Ich habe Exodia auf die Welt losgelassen. Ich fühle mich dafür verantwortlich, sie nun auch unschädlich zu machen."

"Überlass das den stärkeren Magiern! Beim nächsten Mal wirst du das nicht überleben, dein Körper ist noch nicht ausreichend genesen! Das weißt du so gut wie ich!"

"Ja. Ich weiß."

Blacky hatte die Unterhaltung mitverfolgt und mischte sich ein. "Mava. Eins reicht, nimm das andere Zeug ab. Dein Vater hat Recht, du brauchst noch eine längere Pause, um wieder ganz der alte zu werden. Überlass Exodia mir und Dark."

"Du kannst mich nicht aufhalten, Blacky!" erwiderte der Blonde entschlossen.

"Ach." Blacky verzog den Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. Dann überkreuzte er die Arme vor der Brust und schloss in Konzentration die Augen.

Sofort wurde Mava von einem Luftwirbel eingehüllt, und verschiedene Teile fielen zu Boden, darunter unter anderem Armbänder, Halsketten, ein Gürtel und ein Dolch. Der Lichtmagier schrie protestierend auf, doch sein Vater und Neo waren schneller. Sie nahmen die Sachen an sich, ehe er sie sich wiederholen konnte.

Blacky packte Mava und warf ihn sich über die Schulter, nicht auf das Gezeter achtend, das der Kleinere an ihn richtete. "Ich bringe dich zu den Bogenschützen, da bist du zur Zeit besser aufgehoben. Dein Vater kann Silberschwinge nehmen."

Das Drachenweibchen schien nichts dagegen zu haben, als Freed neben sie trat und ihren Hals tätschelte. Er hängte ihr eine der Halsketten um, steckte sich selbst den Dolch ein und gab Neo ein Armband. "Das Zeug, das Mava am Leibe hatte, reicht ja fast aus, um eine Armee auszurüsten!" Und er versorgte auch Schattensturm, Diamantkralle, Appi und andere, die ihm über den Weg liefen, mit passenden Stücken.

So kam es, dass Appi ganz stolz mit einem goldenen Ring herumlief, an dem ein roter Stein blitzte, der, wie er fand, zu seinem restlichen Kampfoutfit passte. Er gesellte sich wieder zu Yugi, der sich gerade in ihrem gemeinsamen Zimmer wieder anzuziehen versuchte, was sich etwas schmerzhaft gestaltete. "Mava wurde all seiner kleinen Verstärker beraubt, so dass ich den hier bekommen habe!"

Yugi betrachtete das Schmuckstück. "Was bewirkt er? Ich glaube, den gibt es nicht als Spielkarte." Er selbst trug Mavas Schwarzen Anhänger.

"Nun... ich hoffe, dass er mich stärker macht!" meinte Appi.

Der andere Junge sah ihn schief an. "Also weißt du es nicht genau?"

"Naja... auf jeden Fall ist das Teil doch wohl voll cool!"

Nun, zumindest das musste man ihm zugestehen. Yugi gab es auf und konzentrierte sich darauf, in seine Lederkluft zu kommen, ohne sich dabei allzu sehr wehzutun. "Wenigstens kann Mava sich jetzt nicht mehr durch seine eigene Gabe umbringen, nicht wahr?"

Appi nickte. "Blacky hat ihm die Teile mit irgendeinem genialen Zauber abgenommen!"

Yugi runzelte die Stirn. "Vielleicht *Riesentrunade*," murmelte er. "Faszinierend, dass ein Magier den loslassen kann." Andererseits... er hatte ja auch schon die praktische Anwendung von Spalt, Diffusion Wave Motion und Spiegelkraft erlebt.

Während Yugi noch sein Oberteil zurechtzupfte, kam Dark in das Zimmer. Er hatte einen länglichen Gegenstand dabei, der in ein staubiges Tuch eingewickelt war. "Hey, Yugi! Schau mal, was ich gefunden habe!" rief er den beiden Zauberschülern zu und packte einen Stab aus, der Appis nicht unähnlich war. "Mein erster Zauberstab! Den hab ich auf der Zauberschule bekommen, ehe ich einen privaten Tutor bekommen habe. Ich dachte, du könntest ihn vielleicht verwenden!"

Yugi nahm das Artefakt staunend entgegen. "Wirklich?"

Der Magier lächelte etwas verlegen. "Wäre schade, ihn einrosten zu lasen, und Appi hat ja schon einen. Eigentlich hätte Blacky dir seinen alten geben sollen, aber der existiert wohl nicht mehr. Er benutzt seine Stäbe immer, bis sie ihm um die Ohren fliegen und er einen neuen braucht. Davon abgesehen... was er mal benutzt hat, sollte man niemandem mehr antun. Wer weiß, was sonst passiert."

"Das kann ich mir vorstellen!" rief Appi aus, und die drei lachten ausgelassen.

Doch lange dauerte die heitere Stimmung nicht an. Sie hörten den durchdringenden Klang einer Glocke.

"Alarm! Es geht los!" erkannte Dark. Er legte seinem Schüler die Hände auf die Schultern. "Ich werde nicht an deiner Seite sein können. Pass ein bisschen auf Yugi auf."

Appi nickte entschlossen. "Ja, Meister." Wenn er ein bisschen Schiss hatte, merkte man es ihm nicht an.

Der andere Zauberschüler dagegen sah auf einmal sehr unsicher aus. "Moment! Wie kann ich den Stab benutzen?"

"Er wird dir helfen, deine Kräfte zu bündeln, es ist eigentlich kein großer Unterschied, nur dass deine Zauber dann vielleicht stärker ausfallen."

"Um... ist gut." Yugi war erleichtert, dass es keine komplizierte Bedienungsanleitung gab.

Dark wuschelte ihm durchs Haar. "Du packst das schon."

Nun kam auch Blacky zu ihnen. "Ah, da seid ihr ja. Seid ihr bereit zum Kampf? Yugi, Appi? Ich hab Mava zu den Bogenschützen gebracht. Und wir haben ein Problem. Es sind keine Zombies."

Die drei starrten ihn an. "Was denn dann?" fragte Appi als Erster.

"Insekten," informierte Blacky sie. "Vielleicht waren die seltsamen Male auf deinem Rücken so ne Art Vorwarnung, Yugi."

"Aber warum... was kann denn in meiner Welt nur passiert sein?"

"Wir können uns später darüber Gedanken machen. Gehen wir."

Das taten sie.
 

Yugi kannte einige der Viecher aus seinen Duellen mit Weavil Underwood. Vorherrschende Vertreter der Angreifer waren Wespen oder Hornissen, so groß wie Männer. Weiter hinten flogen, eigentlich schön anzusehen, etliche Riesenmotten, die gerade von einem Heuschreckenschwarm überholt wurden. Zu seinem Entsetzen bemerkte Yugi einige Menschenfresserkäfer zwischen den anderen Insekten, außerdem einige weitere lästige Vertreter mit hartem Panzer, die er so schnell nicht einordnen konnte. Hatte sich auch Yami einer Insektenarmee gegenüber gesehen?

Er schlug sich den Gedanken aus dem Kopf und konzentrierte sich auf sein eigenes Problem. Konnten Insekten in einen Spalt fallen? Im Kartenspiel schon, aber hier... Auf diese Monster war er nicht vorbereitet, hatte sich geistig auf Zombies eingestellt.

Neben ihm erhob sich Dark auf seinen dunklen Schwingen in die Luft. Im Licht sah man, dass sie Schwarz waren, aber in vielen Farben schillerten. Einige violette Federn waren auch dazwischen. Appi, der sich in Yugis Nähe gehalten hatte, starrte seinem Lehrer erstaunt und bewundernd nach. Blacky stieß einen anerkennenden Pfiff aus, ehe er sich auf die vorderste Reihe stürzte.

Die beiden Lehrlinge blieben zusammen mit einigen Feen als Verteidiger am Boden. Yugi hatte ein bisschen Angst vor den Insekten, seit er auf seinem Rücken so viele Stiche spüren konnte. Entgeistert erkannte er, dass dies vielleicht gewollt gewesen war. Aber nein, Sorc konnte doch nicht... oder? Jedenfalls hatte Yugi keine Lust, sich von diesen Viechern erwischen zu lassen. Die Riesenwespen hatten Furcht erregende Stachel.

Mittlerweile fielen die Insekten bereits massenweise vom Himmel, weil Dark, Zerato und die Sendboten mit ihrer Armee unter ihnen wüteten. Auch Joan war an der Schlacht beteiligt, sie sah aus wie eine Göttin aus der griechischen Mythologie. Am Boden schlug Blacky mit seinem Stab auf die Angreifer ein. Es erinnerte Yugi an die erste Begegnung mit ihm, auch jetzt sah er aus, als hätte er Spaß. Sein kleiner Schüler machte es ihm nach und schlug ebenfalls mit seinem neuen Zauberstab um sich. Er konnte Chitin knacken hören, als er eine Wespe erwischte. Sie fiel auf den Boden und zappelte noch. Die Viecher waren ganz schön massig! Seine Arme schmerzten nach dem Treffer. Er musste zwei weitere Male auf sie einschlagen, ehe sie tot war, und erschrak dann. Wenn das nun keine Insekten wären? Wie viele Fliegen und Mücken erschlug ein Mensch in seinem Leben, ohne darüber nachzudenken? Wespen von dieser Größe ließen Yugi jedoch unwillkürlich daran denken, dass es auch ein Mensch hätte sein können. Wo war der Unterschied? Er war entsetzt über das, was er tun musste. Aber wenn er aufhörte, würden sie ihn töten, also schlug er auch die nächste Wespe tot.

Appi stach nach ihnen, denn sein Stab hatte ja eine Spitze. Wenn er traf, jagte er Magie hinein, was eine ziemliche Sauerei zur Folge hatte. Yugi wurde ein wenig schlecht. Tote Insekten begannen sich zu sammeln, teilweise in Einzelteilen. In dieser Größe war das nicht gerade angenehm. Auch Feen wurden verletzt, aber da sie so viele Heiltränke gebraut hatten, waren sie schnell zu behandeln.

Bald waren die Riesenmotten näher gekommen und drohten, alles mit ihrem giftigen Flügelstaub einzudecken. Dark erkannte das Problem auch und stellte sich ihnen zusammen mit Joan und anderen Feen. Inzwischen hatte Blacky Schattensturm zu sich gerufen und wütete mit ihm unter den Angreifern. Freed kämpfte erst von Silberschwinges Rücken aus, entschied dann aber, dass er am Boden besser aufgehoben war, wo er auch mit dem Schwert besser ausholen konnte.

Yugi war dazu übergegangen, seine Gegner mit Magie zu bekämpfen. Sein Raigeki war sehr wirkungsvoll, und als er einmal dachte, es würde Appi mit erwischen, stellte er erleichtert fest, dass seine Verbündeten davon verschont blieben.

Neo nutzte sowohl Magie als auch das Schwert von Diamantkralles Rücken aus. Gerfried war am Boden geblieben, doch Yugi konnte einmal Zeuge seines Effekts werden. Freed warf ihm einen der Gegenstände zu, die Mava getragen hatte, eine Art Gürtel. Gerfried band ihn sich um und vernichtete durch einen unkontrollierten Ausbruch von Kraft einen großen Teil der Wespen und Motten in seiner Nähe. Yugi war fasziniert, im Spiel bezog sich Gerfrieds Effekt nur auf ein Monster. Der Schwertmeister war wirklich gefährlich, wenn er wollte. Aber normalerweise versuchte er ja, seine Kraft nicht freizusetzen.

Aber es war keine Zeit, andere zu bewundern. Ein Menschenfresserkäfer kam auf Yugi und Appi zugesprungen. Er war schon zu nah für eine Attacke, und sie wurden nur durch Zerato gerettet, der das Insekt von hinten erstach. Im nächsten Moment wurde er um ein Haar von einer Heuschrecke zerfetzt, die fast doppelt so groß wie er war, aber er drehte sich rechtzeitig um und schlitzte sie mit dem Schwert auf.

"Ich glaube, wir haben hier echt nichts verloren," sinnierte Yugi.

"Ich will noch gerne wissen, was mein Ring kann!" widersprach Appi. "Das Teil kann uns bestimmt helfen! Außerdem können wir nicht einfach abhauen!"

"Aber diese Viecher können fliegen und praktisch von allen Seiten kommen!"

"Haste Schiss? Dann ruf doch deinen Drachen!"

Ja, darauf lief es wohl hinaus. "Ich hätte das gleich machen sollen," überlegte Yugi.

Auf einmal bebte die Luft von einer unheimlichen, großen Präsenz. Die beiden Jungen blickten verwundert auf - und erstarrten. In der Ferne und doch viel zu nah konnten sie Exodia sehen. Wann war sie da aufgetaucht? Oder hatte sie sich gerade materialisiert, sichtbar gemacht? Jetzt hatte Yugi wirklich Schiss. Gegen Exodia konnten sie nicht mit einer normalen Armee ankommen. Da musste wohl wirklich Slifer her. Aber wie?

Während Yugi nachdachte, wurde er beinahe von einer Ladung Giftpollen erwischt, doch er errichtete instinktiv eine Spiegelwand. Aber wie lange würde sein Glück anhalten?

[Slifer! Ich brauch dich jetzt!]

[MACH DICH BEREIT, STERBLICHER!!!]
 

***
 

"Uaaaaaaaah!" Yami schrie unter Schmerzen auf und wand sich in seinem Bett. Seine Freunde starrten ihn entgeistert an.

"Oh nein! Etwas passiert mit Yugi!" begriff Thea.

"Seht doch mal!" rief Marik. Er zeigte auf Yamis Rücken, als der Duel Monsters Champion sich auf die andere Seite wälzte. Die Stelle mit der Brandwunde war erneut blutig, obwohl ein dickes Pflaster darauf klebte.

"Nicht das wieder!" erschrak Großvater.

"Wir müssen doch was tun können!" jammerte Mokuba.

Während alle noch entsetzt dastanden, hörten sie plötzlich etwas poltern. Seto war aus dem Bett gestolpert und hatte einen Stuhl umgeworfen. Mokuba eilte an seine Seite. "Bruder! Du kannst noch nicht aufstehen!"

Doch Seto konnte über sich hinauswachsen, wenn es um jemanden ging, der ihm viel bedeutete. Er arbeitete sich auf die Füße und wankte zu seinem Geliebten. "Yami..."

Der Kleinere bemerkte ihn und drehte sich zu ihm. "S-Seto..!" Er klammerte sich ans Hemd des anderen, als eine neue Schmerzwelle ihn wiederum zum Schreien brachte. Seto hielt ihn fest, damit er sich nicht noch selbst verletzte. Die anderen mussten hilflos vor Entsetzen zuschauen.

Nach knapp drei Minuten, die ihnen ewig erschienen, war es vorbei. Yami lag bebend in Setos - in Anbetracht seines Zustandes - erstaunlich starken Armen. Er hatte Tränen in den Augen und murmelte immer wieder Yugis Namen.

"Was ist mit Yugi? Yami, sag was! Ist ihm was zugestoßen?" Großvater flehte regelrecht um eine Antwort.

"Es war... ein Gefühl... als würde mein Körper zerrissen..." presste Yami hervor. Er griff an das Millenniumspuzzle. "Aber... Yugi lebt... sorgt euch nicht..."

"Yami! Deine Hand!" Aller Augen folgten Mokubas Fingerzeig. Zuerst glaubten sie, es sei Blut, aber...

"Rote Drachenschuppen?!" Seto hielt Yamis Hand vor sein Gesicht. Er erkannte so etwas natürlich als Erster.

Marik beugte sich hinunter und zog dem Pharao das Oberteil aus. Darunter kamen noch mehr Schuppen zum Vorschein. Dafür war keine Wunde mehr zu sehen, obwohl das Kleidungsstück mit Blut durchtränkt war. Entlang des Rückgrades wuchsen Ansätze von Zacken heraus, wie Drachen sie meistens auch hatten. Die Schuppen reichten bis fast an Yamis Kinn. Unwillkürlich fragten sie sich, wie es nach unten hin weiter ging. Großvater zog die zerknautschte Decke von Yamis Füßen und streifte seine Pyjamahose nach oben. Aber das war kaum nötig, denn auf dem Fuß war bereits der rote Ansatz zu sehen. Mehr noch. Bei genauerem Hinsehen merkten die Freunde, dass Finger- und Fußnägel fast wie Krallen aussahen.

Yami starrte schockiert auf seine eigene Brust, wo das goldene Millenniumspuzzle einen hübschen Kontrast zu den Schuppen bildete, die an dieser Stelle schwarz waren. "Was... bedeutet das?!"

"Fehlt nur noch, dass ihm ein Horn wächst," kommentierte Seto trocken.
 

***
 

Appi saß mit offenem Mund auf dem Hosenboden und gaffte Slifer an. Dieser hatte seinen Körper schützend um ihn herum aufgebaut. Das allein war ja noch in Ordnung. Aber was Appi so sprachlos machte, war das Ereignis, das er eben hatte bezeugen dürfen.

Yugi hatte die Arme nach oben gestreckt und nach Slifer gerufen. Doch statt dass der Drache erschienen war, hatte sich Yugi in ihn *verwandelt*. War der Junge noch am Leben, oder hatte es ihn umgebracht? Seinen Schreien nach zu urteilen, die er zu Beginn ausgestoßen hatte, war es jedenfalls keine angenehme Erfahrung gewesen.

"Äh... Yugi, kannst du mich noch hören? Bist du da noch drin?" wagte Appi zu fragen.

Slifer wandte ihm seinen riesigen Kopf zu. Der Zauberlehrling wich zurück, doch schon stieß er gegen die Windungen von Slifers mächtigem Leib. Er fühlte heißen Atem auf seiner Haut und konnte einen scharfen Brandgeruch wahrnehmen.

[Appi? Bist du das? Du bist so klein!] erklang Yugis Stimme in seinem Kopf.

Der Blonde war erleichtert und entsetzt zugleich. Das war wirklich Yugi. Er lebte offenbar, aber konnte er später seine richtige Gestalt wieder annehmen? Appi arbeitete sich zitternd auf die Füße. So nah an einem so großen Drachen war er noch nie gewesen. Vor allem war dieser hier auch noch ein Gott... oder?

[Kletter auf meinen Rücken!] forderte Yugi ihn auf. [Ich hab sonst Angst, dass ich dich zerquetsche, wenn ich mich bewege. Der Blickwinkel ist so komisch, wenn man die Augen plötzlich seitlich am Kopf hat...]

Appi betrachtete das rote Wesen zweifelnd. Wo bei der langen Gestalt war da der Rücken und wo schon das Schwanzende? Er näherte sich schließlich dem Nackenbereich des Kopfes. Slifer hatte eine Art Kamm, vielleicht konnte man sich dort hinsetzen? Falls es etwas zum Festhalten gab.

Yugi wartete, bis Appi auf dem mittleren Zacken an seinem Nacken saß. Er konnte sich mehr schlecht als recht an einem kleinen Huckel vor sich festhalten. Aber er war ein Magier und bestimmte einfach, dass er oben bleiben würde. Yugi hätte gelächelt, wenn es ihm in dieser Gestalt möglich gewesen wäre, aber er hatte genug damit zu tun, seinen Körper zu kontrollieren. Slifer konnte nicht selbst erscheinen, ohne drei Opfer zu fordern, aber er hatte ihm diesen Weg anbieten können. Da es das beste war, das Yugi tun konnte, um seinen Freunden zu helfen, hatte er den Vorschlag angenommen. Appis Gesellschaft machte es irgendwie leichter.

Der Zauberschüler musste sich gut festhalten, als der Drache sich in die Luft erhob. Yugi flog noch etwas holprig. Er musste nicht mit den Flügeln schlagen dafür. Trotzdem, es war gewöhnungsbedürftig. Zum Glück wussten seine Feinde nicht, dass er das war. Er schaffte einen recht imposanten Auftritt. Die Feen flogen ehrfürchtig aus seiner Reichweite, während die Insekten einen wenig wirksamen Angriff versuchten. Slifer konnte über ein paar Hornissen und Motten nur lachen. Der Gedanke gefiel Yugi. Er spie eine Flamme in eine Richtung, in der sich gerade keine seiner Verbündeten befanden, und erwischte etliche Käfer und andere Feinde. Seltsamerweise tat es ihm überhaupt nicht Leid, als er sie tötete.

Dark kam zu ihnen geflogen, als er gerade nicht in einen Kampf verwickelt war. "Appi, wo hast du Yugi gelassen?"

Sein Schüler grinste ihn an. "Na ich sitze auf ihm!"

[Hey, Dark, ich bin ein Drache!] teilte der Junge ihm mit. An seinem Gesicht war schwer zu erkennen, ob er sich freute, aber seine Gedankenstimme klang recht begeistert. [Endlich kann ich richtig mitkämpfen, auch gegen mächtige Feinde! Aber... ich muss immer daran denken, dass ich Feinde töte... In dieser Gestalt scheint es mich nicht zu kümmern, doch was wird später?]

[Sie haben die Wahl,] entgegnete Dark nun auch telepathisch. [Sie haben die Wahl, sich dir zum Kampf zu stellen und ihr Leben zu riskieren, oder die Flucht zu ergreifen. So ist das im Krieg. Wer mitmischt, muss mit dem Tod rechnen.]

[Aber vielleicht werden sie von Sorc kontrolliert,] gab Yugi zu bedenken.

[Mag schon sein, Insekten sind ja meistens nicht sehr schlau,] gab Appi zurück. [Aber darauf können wir keine Rücksicht nehmen, wenn uns was an unseren Leben liegt.]

Yugi schlug nebenbei mit dem Schwanzende, das sich im Moment vier Meter vor seinem Kopf befand, eine Riesenheuschrecke nieder. [Wie gesagt, zur Zeit habe ich kein Problem damit. So kenne ich mich gar nicht.]

[Denk später darüber nach, wir haben jetzt ein dringenderes Problem,] stellte der Schwarze Magier unnötigerweise fest. Exodia war nicht mehr weit von der Feenburg entfernt...
 

***

Fortsetzung folgt



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  jyorie
2013-06-09T00:47:45+00:00 09.06.2013 02:47
Hallo ^_^

Ich glaube es auch nicht, das die Wespen auf natürlichem weg angegriffen haben, entweder hat sorc einen weg in die reale Welt gefunden, oder es es sich durch Yugis Verbindung so nieder geschlagen ... Das die Wespen den Befehl für die Zombies übernommen haben??

Aha ... Also keine Zombies ... Aber ob man mit Insekten glücklicher sein kann? Hm ... Yugi und die anderen schlagen sich sehr tapfer!

Das sich yugi selbst in ein Abbild von sliffer verwandelt, damit habe ich nicht gerechnet! Aber wie sieht es bei yami aus, ich hoffe er teilt nur das aussehen und nicht die Größe. >,<

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
07.07.2013 14:24
Haha, nein Yami kriegt nur ein paar Schuppen. :) Naja... viele.
Ich hab mich schon lange auf die Verwandlung von Yugi gefreut, und jetzt hat er endlich mal Gelegenheit.
Von:  TeaGardnerChan
2005-11-25T10:22:58+00:00 25.11.2005 11:22
WOW!!!
Bin schwer beeindruckt.
Das muss ja auch Aussehn. Yami und die Schuppen.
*sich das vorstellt*
Echt super gut gelungenes Kapitel.
^^

Freue mich schon auf das nächste.
Von:  SoraNoRyu
2005-11-18T18:54:13+00:00 18.11.2005 19:54
So, jetzt komm ich endlich auch noch dazu, mich über den Inhalt zu äußern.

Für Yami ist es sicher gut, dass er diesmal nicht allein in ein richtiges Krankenhaus gekommen ist, sondern in Kaibas Villa bleiben kann. Außerdem hat er Seto so in seiner Nähe und ist nicht ganz so allein.


Zum Schattenreich:
Dass Mava sich nicht freiwillig aus dem Kampf heraushalten würde war irgendwie vorhersehbar... aber dann gleich die halbe Waffenkammer leerzuräumen... *g*
Ein bisschen unvorsichtig. Mir gefiel irgendwie die Szene, als Blacky ihn mal eben so entwaffnet und weggebraucht hat.

Mit dem Ring, den Appi bekommen hat, hat es noch irgendwas auf sich, oder? So oft, wie der nebensächlich erwähnt wurde... Und Yugi hat jetzt auch einen eigenen Stab bekommen.
Dass Blackys Stäbe nach ausgiebigem Gebrauch nicht mehr einsetzbar sind, ist verständlich, so, wie er mit seinen Waffen und Gegnern umgeht. Einfach solange drauf, bis der Gegner nicht mehr aufsteht, da kommt der Stab auch nicht ohne Schaden davon...

Dass statt den erwarteten Zombies nun Insekten gekommen sind, war trotz der Vorwarnung in der anderen Welt eine Überraschung. Ich hatte ja angenommen, es wurde so allgemein ein Angriff angekündigt, und in "unserer" Welt können ja nicht einfach so Zombies angelaufen kommen.

Weevil wäre bei dem Aufgebot an Krabbelgetier sicher begeistert gewesen, ich bin schon froh, dass keine Mücken und Schnaken dabei sind *graus*.
Ich hab nichts gegen Insekten, nur in Ruhe lassen müssen sie mich...
Die Riesenmotten dürften ohne Slifers Hilfe sicher ein Problem darstellen, schließlich haben die Biester eine Angriffskraft von 3500 - also mehr, als ein weißer Drache. Gut, dass Mava vorgesorgt hat... Mit der zusätzlichen Ausrüstung kommen vielleicht die Drachen mit den Motten klar.

Die Wespen wären mir aber auch nicht geheuer... Ich meine, wenn einen ne normale Wespe sticht ist es eben unangenehm, aber bei der Größe ist das Jucken das geringste Problem.

Yugis moralische bedenken kann ich auch verstehen. Ich töte normal nichtmal kleine Insekten, es sei den sie gehen mir sehr auf die Nerven (Mücken und Schnaken ausgenommen). Und bei der Größe ist der Schritt zum Menschen bedeutend geringer...
Zumindest Yugis Idee mit den Heiltränken erweist sich nun als großer Vorteil, da können sich ja jetzt alle bedienen ^^


Slifers auftauchen war auch sehr eindrucksvoll, vor allem, da keiner Erwartet hätte, dass Yugi sich in ihn verwandeln würde. Also hatten die Leute vom Friedenslicht-Orden Recht damit, dass er Slifers Avatar ist. Vielleicht wussten sie sogar, was das Brandmal zu bedeuten hatte?


Dass Seto sofort wieder auf den Beinen war, als Yami anfing sich zu quälen war auch irgendwie lieb... Zumal er früher der letzte gewesen wäre, der irgendwas für einen anderen getan hätte...

Die Beschribung von Yami als halber Drache war auch sehr gut, ich habe inzwischen versucht ihn zu zeichnen und habe das auch recht gut hinbekommen. Schicke ich dir dann späte mal, wenn ich wieder den Scaner angeworfen habe ^_-


Dass du den Teil später aus Appis Perspektive geschrieben hast war zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber doch geschickt eingesetzt. Etwas seltsam kam es mir vermutlich nur deshalb vor, weil das Geschehen im Reich der Schatten sonst immer aus Yugis Sichtweise beschrieben waren.

Für Yugi ist es sicher auch eine tolle Erfahrung, die Welt mal von so weit oben zu sehen; ich kenne das von mir selbst, es ist schon ein tolles Gefühl nur von einem Pferd aus plötzlich auf die anderen herabsehen zu können, auch wenn das natürlich ein völlig anderer Maßstab ist.

Dafür, dass du für das Kapitel so lange gebraucht hast ist es jedenfalls sehr gut geworden.
Bye, Sora
Von: abgemeldet
2005-11-18T13:19:27+00:00 18.11.2005 14:19
das ist so toll.
die beiden mussten sicher sehr starke schmerzen haben.
das seto obwohl er eigentlich bewusstlos ist aufwacht um seinen geliebten zu schützen finde ich toll.
kann es schon fast nicht mehr erwarten das es weiter geht.
aber das yugi zu einen drachen wird das hätte er sich auch nicht gedacht.
Von:  Pheline
2005-11-17T19:44:49+00:00 17.11.2005 20:44
Juhu endlich ein neues Kapitel! Darauf hab ich sehnsüchtigst gewartet!
Die Idee, dass sich Yugi in Slifer verwandelt, finde ich echt gut! Ich hab mich schon gefragt, warum Yami auf einmal Drachenschuppen wachsen o.o"
Auf jeden Fall wieder gut geschrieben und das Warten hat sich gelohnt!

Mach weiter so!
Pheline


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