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Fremde Welten (#1)

Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.
von

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Verfluchte Gabe

Hallo! Ich hab eine Folge fertig bekommen, weil ich immer dann daran geschrieben habe, wenn ich von japanischen Feldherren die Nase voll hatte! Ich weiß nicht, wann die nächste fertig sein wird, bitte geduldet euch. Ich musste den Abgabetermin für die Hausarbeit verlängern lassen, weil jetzt auch noch jemand von mir wollte, dass ich 6 Seiten eines japanischen Theaterstücks "lese". Ist also noch nichts wirklich fertig, außer ich mit den Nerven. Na dann... *drop*
 

Kapitel 18: Verfluchte Gabe
 

Die Feen hatten einen Garten in luftiger Höhe, inmitten der Mauern ihres Schlosses. Hier wuchsen Bäume, duftende Blumen und Kräuter, Springbrunnen sorgten für eine angenehme Atmosphäre. Wer sich hier aufhielt, kam kaum auf die Idee, dass es nicht weit entfernt steil in die Tiefe ging. Ab und zu flogen Vögel über den Garten hinweg in den Garten hinein - manchmal auch Feen.

"Hey, Yugi."

Der Junge sprang von dem Platz am Springbrunnen auf, wo er ein wenig eingedöst war. "Neo!" Er warf sich dem Blonden in die Arme, was diesen einigermaßen überraschte. "Es geht dir wieder gut, bin ich froh!"

Neo schaffte ein Lächeln. Er trug ein wallendes, weißes Gewand, das ihn sehr altertümlich aussehen ließ. "Vater ist noch bei Mava. Die Heiler sagen, dass er noch eine Weile schlafen wird. Er kommt wieder in Ordnung. Allerdings haben sie Probleme, die Armreifen abzukriegen, die Sorc ihm angelegt hat."

"Sorc?"

"Ja, so heißt der Kerl, der ihm das angetan hat. Mava trug noch mindestens acht andere Sachen, die die Stärke eines Magiers erhöhen. Sowas ist unverantwortlich. Ein Wunder, dass es ihn nicht gleich umgebracht hat."

Yugi trat ein wenig von Neo zurück und bemerkte, dass noch ein anderer Mann bei ihm war, ein muskulöser Krieger mit langem, schwarzem Haar, einer Narbe über dem rechten Auge und spitzen Ohren. Vielleicht gehörte er doch zu den Feen? Jedenfalls hatte er auch so ein Gewand an. Aber das traf hier wohl auf fast jeden zu. Yugi dachte noch darüber nach, ob er sich eins besorgen sollte.

"Darf ich vorstellen? Yugi, der Hüter des Millenniumspuzzles. Yugi, das ist Gerfried, mein Onkel," stellte Neo sie einander vor. "Er und mein Vater sind Halbbrüder mütterlicherseits."

Yugi hob eine Augenbraue und reichte Gerfried zur Begrüßung die Hand. "Freut mich. Im Reich der Schatten haben viele Leute Halbgeschwister, nicht wahr?" [Freed und Gerfried. Da war jemand äußerst kreativ...]

"Nun ja, die meisten kommen viel herum und haben deshalb die ein oder andere Affäre," grinste Gerfried. Er ergriff die Hand als Kriegergruß am Gelenk, so dass Yugi seines zu fassen bekam.

"Ich kenne dich nur mit Rüstung," bemerkte Darks Blutsbruder und musterte ihn erneut neugierig. Auch Gerfried trug einen Stirnreif, Genau wie Neo und Freed, wohl hauptsächlich, um seine Haarflut zu bändigen.

"Ich trage die Rüstung im Kampf, weil ich sonst zu gefährlich werden kann," erklärte der Krieger. "Meine eigene Gabe ängstigt mich... Wenn ich ein magisches Artefakt anlege, vernichte ich einen meiner Gegner. Es ist wie ein Fluch in der Familie: Auch Mava hat eine Gabe, die mit solchen Gegenständen zu tun hat, und sie kann ebenso grausam ausarten. Ich lebe hier bei den Feen, wo ich Ruhe und Frieden habe."

"Im Moment jedenfalls noch. Exodia ist irgendwo da draußen," gab Yugi zu bedenken.

"Dieser Sorc ist wahnsinnig, wie will er sie kontrollieren?" regte Neo sich auf. "Das ist unmöglich! Exodia wird nichts als Zerstörung bringen, aus diesem Grund war sie ja gefangen!"

Yugi sah Gerfried an. "Nimm ein magisches Schwert in die Hand und vernichte sie."

Der Krieger grinste schief. "Ich glaube nicht, dass der Effekt diese Wirkung hätte."

"Schade eigentlich. Aber vielleicht müssen wir Exodia ja gar nicht vernichten. Sie kann doch wahrscheinlich gar nichts dafür, dass sie so groß und mächtig ist," überlegte Yugi.

Neo tauschte einen Blick mit seinem Onkel aus. "Das meinst du jetzt nicht ernst!"

Yugi zuckte die Achseln. "Wieso? Stell dir vor, jemand würde Mava umbringen wollen, weil er eine gefährliche Fähigkeit hat."

Das saß. Neo ballte die Hände zu Fäusten. "Ich weiß, was du meinst. Aber es kommt doch immer darauf an, was man aus seinen Fähigkeiten macht!"

"Jemand könnte argumentieren, dass man Mava ausschalten sollte, damit er nicht wieder..." Yugi hielt plötzlich inne. "Verdammt! Das kann doch nicht wirklich passieren, oder?"

Die beiden anderen wurden bleich, sogar der sonnengebräunte Krieger. Doch ehe jemand etwas sagen konnte, stieß Appi zu ihnen, natürlich im weißen Gewand. "Da seid ihr ja. Neo, Onkel Gerfied, ihr solltet zu Vater gehen. Er ist völlig außer sich; es gab ein Problem mit Mava..."

Die Angesprochenen fragten nicht weiter, sondern eilten zu dem Zimmer, in dem sie den Verletzten Lichtmagier wussten.

Appi ließ sich stöhnend neben dem Brunnen zu Boden sinken und lehnte sich an den Rand. Er winkelte die Beine an und senkte seine Stirn auf seine Knie. "Mann, ich ertrage das nicht..."

Yugi setzte sich neben ihn. "Was... ist denn mit Mava..."

"Sie haben diese Armbänder nicht abgekriegt und probierten verschiedene Sachen aus. Dann ging etwas schief, ich weiß gar nicht, was. Aber Mavas Hände... es roch zuerst nach verbranntem Fleisch, ich konnte nichts erkennen... da war so viel Blut..." Seine Schultern zitterten, während er seine angezogenen Beine fest mit den Armen umschlang.

Yugi war zutiefst schockiert. War Mava jetzt etwa für immer verkrüppelt? Er wagte gar nicht, danach zu fragen. Allerdings musste er sich etwas für Appi einfallen lassen, der mit der Situation ein wenig überfordert war. Wenn er dem Zauberlehrling half, hatte er wenigstens etwas zu tun. "Appi... warum zeigst du mir nicht ein bisschen Magie, während wir warten? Ich kann noch fast gar nichts."

Darauf sprang er bereitwillig an. Er wischte sich mit einem Ärmel durchs Gesicht, ehe er auf die Beine kam. "Also wirklich, wie willst du eine Hilfe sein, wenn du nicht mal die einfachsten Sachen beherrschst?"

"Ich habe mal eine Tür zugehauen," verteidigte Yugi sich.

Appi verzog das Gesicht. "Ja, ja. Erstmal werde dir deiner Umgebung gewahr. Spüre all die vielen Leben." Er streckte einen Arm von sich, und sofort saßen vier kleine, zwitschernde Vögel darauf wie auf einem Zweig. "Sieh dich als Teil eines großen Ganzen, nicht als Zentrum deiner eigenen Welt."

"Und das von dir?" Yugi sah sich um, nahm bewusst Gerüche und Laute wahr. Der Brunnen plätscherte, die Vögel sangen, und man hörte den Wind. Es roch nach frischem Wasser, feuchter Erde und verschiedenen Blüten. Er bemerkte das Summen von Insekten. Aber als er den Arm ausstreckte, landete nichts darauf.

Appi näherte sich lächelnd und hielt seinen Arm dicht an Yugis, veranlasste die Vögel, ihren Sitzplatz zu wechseln. Der kleine Spielechampion staunte. Noch nie hatte er wilde Vögel aus solcher Nähe gesehen. Ihre dunklen Federn schillerten grün und violett. Sie schüttelten sich plusternd, setzten sich bequem zurecht oder putzten sich. Auf einmal landete ein größerer Vogel auf Yugis freier Schulter, so etwas wie eine Krähe. Eine Hummel sah nach, ob es an seinen blonden Strähnen Nektar gab. Yugi war das Brummen so dicht an seinem Gesicht nicht geheuer, aber er riss sich zusammen. Einer der Vögel knabberte an seinem Ohr.

"Siehst du? Total einfach," stellte Appi fest. Als Nächstes zeigte er Yugi die verschiedenen Pflanzen, sagte ihm ihre Namen und eventuell, welche Bedeutung sie für die Magie hatten, denn aus manchen konnte man Zaubertränke herstellen. So viel auf einmal konnte Yugi sich gar nicht merken.

Es dauerte Stunden, bis sie endlich wieder etwas von Mava hörten. Dark und Blacky, die den Heilern mit ihrer großen Zauberkraft hilfreich zur Hand gegangen waren, gesellten sich erschöpft zu den beiden Jungen. Yugi hatte es gerade geschafft, eine Taube auf seine Hand zu locken, was die beiden wohlwollend zur Kenntnis nahmen.

Appi stellte sich kerzengerade hin, wobei ein paar Schmetterlinge von seinem Haar aufflogen. "Meister, ich habe Yugi ein paar Grundlagen erklärt, es ist dir hoffentlich recht."

Der Schwarze Magier nickte ansatzweise. "Sehr gut. Übrigens ist deine Mutter unterwegs hierher, Appi. Aber sie wird noch eine Weile brauchen, ihr zwei könnt inzwischen kurz zu Mava gehen, wenn ihr wollt."

"Dark, wie geht es ihm?" fragte Yugi besorgt.

"Die Heiler der Feen sind jetzt mit ihm fertig. Blacky und ich haben ihnen unsere Kraft zur Verfügung gestellt, denn sie konnten nur schwer diese Armreifen von Mavas Handgelenken entfernen, die ihn kontrollierten. Leider... wurde er dabei verletzt. Wir haben alles getan, um seine Hände zu retten. Wir müssen vorerst abwarten, noch kann niemand sagen, wie es gelaufen ist," gab Dark Auskunft.

Yugi und Appi machten sich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf den Weg zu Mavas Krankenzimmer. Dieses befand sich im Erdgeschoss des Schlosses und hatte einen tollen Ausblick ins Tal. Ein Balkon vor dem Fenster war groß genug, dass die geflügelten Feen dort landen konnten. Es war groß, hell und luftig, ein Raum zum Wohlfühlen. Leider war das Bett von einem schwer verletzten, bewusstlosen Magier belegt. Als Appi und Yugi sich ihm näherten, standen Freed und Gerfried von zwei Stühlen neben dem Bett auf, während Neo die Stellung hielt.

"Komm, Bruder, wir gehen was essen," drängte der Schwarzhaarige den Blonden, der sich nur zögernd von der Seite seines Sohnes entfernte. Freed sah wirklich fertig aus. Er hatte auffällige dunkle Ränder unter den geröteten Augen.

Yugi und Appi nahmen ihre Plätze an Mavas Seite ein. Der junge Magier war blass wie eine Leiche. Seine Arme verschwanden von den Händen bis zu den Ellenbogen in dicken Verbänden. Es roch stark nach Medizinkräutern.

Neo saß auf der anderen Seite des Bettes. "Vater nimmt es sehr schwer. Für einen Krieger ist es eine Katastrophe, seine Hände zu verlieren."

"Aber... es ist doch noch nicht sicher, dass seine Hände zerstört sind, oder?" entsetzte Appi sich. "Mein Bruder..." Er strich sachte über Mavas Stirn. So hatte Yugi ihn noch nie erlebt.

"Die Feen verfügen über starke Heilkräfte. Sie werden es sicher schaffen, dass er zumindest teilweise gesund wird, wenn nicht sogar ganz. Sie sagen, dass es ihnen mehr Sorgen macht, ob er sich von seiner Erschöpfung erholt. Die Geistigen und seelischen Schäden könnten schlimmer sein als die körperlichen."

"Nein, er wird bestimmt wieder gesund, wir müssen daran glauben!" widersprach Yugi. "Wir müsst ihm das Gefühl geben, dass wir ihn zurückhaben wollen und ihm nicht böse sind! Er wäre fast gestorben, nur weil er sich selbst seine Tat nicht verzeihen kann!"

"Ich weiß, Dark hat es mir erzählt," murmelte Neo. "Sorc, dieser Mistkerl, hat ihn benutzt und dann weggeworfen! Weil er Mava die magischen Artefakte nicht wieder abnehmen konnte, ohne sich dabei in Lebensgefahr zu begeben, hat er ihm befohlen, sie zu zerstören, alle außer den Armreifen. Aber ich konnte ein paar retten. Und mit ihrer Hilfe ein Schutzfeld errichten, dass uns beide vor der einstürzenden Burg abschirmte..."

Neo wischte sich energisch über die Augen, aber seine Stimme klang weinerlich. "Wisst ihr, was? Mava hat Sorc bedroht. Er bekämpfte ihn mit all seiner Willenskraft und verlangte, dass alle sich in Sicherheit bringen dürfen, ehe er Exodia befreit. Sorc drohte damit, ihn dazu zu bringen, mich zu töten, aber Mava ging das Risiko eiskalt ein. Er wusste, dass ich, genau wie er, mein Leben jederzeit opfern würde, um viele andere zu retten.

Mava schwächte sich selbst durch seinen Widerstand. Sorc hatte die Wahl, auf seine Bedingung einzugehen oder sein wertvolles Werkzeug zu verlieren. Und so schloss er mit Mava einen magischen Packt: Sorc garantierte die Sicherheit der Burgbewohner, und dafür gab Mava seine Gegenwehr auf und unterwarf sich seinem Willen. Und ich glaube, das macht ihn so fertig. Dass er am Ende aufgegeben hat und dieses Monster auf die Welt losließ. Aber eins steht fest: Sorc hätte einen anderen Weg gefunden, wenn es mit Mava nicht geklappt hätte... Und deshalb bin ich stolz auf Mava. Er hat von allen Übeln das geringste gewählt, obwohl es leichter gewesen wäre, in den Tod zu fliehen. Aber er konnte auch nicht zulassen, dass dies einem anderen angetan wird..."

"Ich wünschte, ich könnte irgendwas machen," murmelte Yugi. "Aber ich muss immer nur beschützt werden..."

"Da ist was dran, du bist am ehesten entbehrlich," stellte Appi fest. Er hielt Neo mit einer Geste davon ab, energisch zu widersprechen. "Was ich damit sagen will ist, dass die anderen alle im Kampf gebraucht werden, sogar Mava. Aber er ist zu schwach, also könntest du ihm von deiner Energie geben."

"Was? Aber wie denn?" staunte Yugi.

Appi räusperte sich. "Also... ich bin nicht sehr stark, deshalb habe ich mich immer für Zauber interessiert, die meine Kräfte erhöhen, indem ich die von anderen anzapfe. Mein letzter Meister gab mir das hier..." Er nahm ein unscheinbares, dunkel angelaufenes Silbermedaillon von seinem Hals, das an einer langen Lederschnur hing. Mit einem Ruck brach er das Objekt in zwei Hälften, knotete die Schnur auf und zerteilte auch sie, um in jede Hälfte des Medaillons, die jeweils ein Loch hatten, eine Schnur führen zu können.

Yugi nahm eine der Hälften von ihm entgegen, die ihn an ein Freundschaftsamulett erinnerte, das aus zwei Teilen bestand.

"Ich werde die andere Mava umhängen, und du musst dich darauf konzentrieren, dass du *geben* willst. Es ist etwas gefährlich, denn du könntest genauso gut nehmen," warnte Appi.

"Warte!" rief Neo. "Das wird Mavas Gabe erneut aktivieren, das sollten wir nicht riskieren!"

"Aber Bruder, sie schadet ihm nur, wenn er angreift."

"Trotzdem, es ist zu riskant!"

"Ich mache es!" beschloss Yugi für die beiden. "Wenn wir nichts riskieren, werden wir nichts erreichen. Ich habe schon einmal bei einem Ritual zur Energieübertragung mitgemacht..." Er lief rötlich an.

"Nicht das, was ich denke, was du meinst," hakte Appi nach.

Der Kleinere räusperte sich. "Doch, das mit dem Körperkontakt. Dadurch haben wir Dark geheilt."

"Wir? He, warst du etwa mit meinem Meister im Bett? Und wieso wir?" regte Appi sich auf.

"Das ist etwas kompliziert, und nein, ich war nicht direkt mit ihm im Bett... Es passierte, nachdem du die Tür vor den Kopf gekriegt hattest."

"Häh?!"

"Ist doch egal! Mach!"

Appi runzelte die Stirn, gab es aber auf, eine Erklärung zu erwarten. Er hängte Mava die zweite Amuletthälfte um. "Jetzt denk nur noch daran, dass du ihm Energie geben willst, Yugi."

Yugi hielt seine Hälfte fest und konzentrierte sich darauf, dass er Mava helfen wollte. Er spürte eine Verbindung, ähnlich der Telepathie zwischen ihm und seinen beiden Magierbrüdern. Aber Mava öffnete sich ihm nur zögerlich. Oder lag es einfach daran, dass er mit ihm noch nie gedanklich gesprochen hatte? Oder vielleicht war Mavas Geist zu weit weg...

[Hörst du mich, Mava? Ich will dir helfen. Nimm dir ein bisschen Kraft von mir. Du kannst mehr damit anfangen als ich...]

Die Verbindung kam und kam nicht zustande. Yugi wagte es aber nicht, seine Konzentration aufzugeben, damit nicht noch irgendein Unglück passierte. Allmählich vermutete er, dass er vielleicht nicht genug geistige Fähigkeiten besaß, um so etwas zu tun. Er kam eben nicht aus dem Schattenreich.

"Mava, komm schon! Yugi will dir helfen, verweigere ihm das nicht!" flehte Appi. "Verweigere es dir selbst nicht..."

"Los doch... je schneller du auf die Beine kommst, desto eher kannst du deine Tat wiedergutmachen... dabei war es doch gar nicht deine Schuld, kleiner Bruder," murmelte Neo betrübt.

[Maha Vailo! Lass dir helfen! Bitte!] rief Yugi telepathisch. Hörte Mava ihn überhaupt?

[Yugi...]

[Mava! Ich will dir von meiner Kraft geben! Bitte nimm sie dir!]

[Nein, ich...]

[Ich kann mich einfach wieder ausruhen, du aber musst dich noch heilen. Maha Vailo, tu es.]

Yugi wusste nicht, warum er Mavas richtigen Namen benutzte, aber es schien, dass es wirkte, wie es bei Dark wirkte, wenn er in Schwarzer Magier nannte. Jedenfalls konnte er deutlich eine Reaktion feststellen. Sein Amulettstück leuchtete auf, und dann wurde ihm auf einmal ganz schwindelig...

"Du kleiner Narr, Yugi..." hörte er schwach Mavas Stimme, ehe es dunkel um ihn wurde.
 

***
 

"Uh..." Yami stürzte fast vor dem Eingang des Hotels, in dem Pegasus seine große Party veranstaltete. Seto konnte ihn gerade noch halten.

"Hey, jetzt zeig aber keine Schwäche," neckte dieser ihn.

"Ich... hatte plötzlich ein ganz seltsames Gefühl... als ob meine ganze Kraft mir genommen wird..."

Auch Großvater war nun aus dem Gefährt ausgestiegen. "Kann das etwas mit Yugi zu tun haben?"

Yami griff nach der Millenniumskette, die er in der Hosentasche hatte, aber sie sah ganz normal aus. "Ich weiß es nicht... aber es ist vorbei. Alles in Ordnung... mit mir zumindest..."

Sie betraten das Hotel, das komplett von Pegasus gemietet worden war. Einige seiner Gäste, die nicht in Japan lebten, übernachteten hier. Das Hotel war auf die Unterbringung von Spielern und die Veranstaltung von kleineren Turnieren spezialisiert. Es gab sogar einige kleine Duel Monsters Arenen, in denen man auch Dungeon Dice Monsters spielen konnte.

Ein Page führte die Neuankömmlinge in einen großen Festsaal, in dem zahlreiche runde Tische fein gedeckt waren. Einige waren bereits besetzt - entweder mit Personen oder nur mit deren Jacken. Yami, Seto, Mokuba und Großvater suchten sich einen aus. Sie setzten sich aber noch nicht, sondern blieben in der Nähe stehen, um zu schauen, ob sie Bekannte trafen. Zwei weitere Stühle an dem Tisch waren frei.

"Hey, das darf doch nicht wahr sein, bist du das, Yugi?"

Yami wandte sich um. "Oh! Marco Tsunami! Ich hätte dich fast nicht erkannt!" Was daran lag, dass der junge Mann einen sturmblauen Anzug trug und sein Haar einigermaßen ordentlich zusammengebunden hatte statt nur mit seinem Stirnband. Alle seine Knöpfe waren kleine Muscheln.

"Ist Thea nicht mit dir gekommen? Und Joey? Tristan?" Marco beäugte Kaiba. "Thea hat mir geschrieben, dass du jetzt deinen ehemaligen Feind in dein Bett lässt, aber das hätte ich nie geglaubt - bis jetzt!"

Yami lief rot an, denn sein Kumpel hatte nicht gerade leise gesprochen. Zum Glück tauchte Thea in diesem Moment auf. Sie trug das "Kleine Schwarze", was ihr sehr gut stand. Marco jedenfalls war begeistert, Yami blieb der Mund offen stehen (Großvater auch), und Seto hob anerkennend eine Augenbraue.

"Hey Jungs!" rief sie. "Boah, cooler Aufzug, Yugi und Seto." Wie alle nannte sie Yami in der Öffentlichkeit Yugi. Doch sie widmete ihm nicht lange ihre Aufmerksamkeit, sondern fiel Marco um den Hals. "Endlich sehen wir uns mal wieder!"

Er küsste sie schüchtern. "Ähm... ich bin für eine Weile in der Stadt, warum treffen wir uns nicht mal, damit ich dir... meine Duel Monsers Kartensammlung zeigen kann?"

Sie kicherte verlegen, und beide verschwanden in eine ruhigere Ecke.

"Die beiden passen ja echt zusammen wie die Faust aufs Auge," kommentierte Seto.

Yami wollte etwas erwidern, doch da stieß ein andrer Gast zu ihnen, jemand, den sie lieber nicht sehen wollten: Bandit Keith. Er trug unauffälliges Schwarz, aber eine Krawatte in den Farben der amerikanischen Flagge anstelle seines so gefärbten Kopftuchs.

"Sieh mal an, die ganze Losergang ist anwesend, hab Wheeler und seinen Busenfreund, diesen Tristan, auch schon kurz gesehen..." grinste der Typ.

"Ich kann mir nicht denken, dass du ne Einladung hast," bemerkte Seto.

"Ich brauche keine..." begann Keith, doch in diesem Moment erschienen vier Sicherheitsleute und komplimentierten ihn hinaus. Er verzog sich unter lautem Protest.

Yami atmete auf. "Mit dem wollte ich mich heute nicht abgeben müssen. Wie kommt der bloß immer überall rein?"

"Wheeler kommt doch auch überall rein, sogar in mein Battle City Turnier," bemerkte Seto schief grinsend.

"Du hättest ihn aber auch ruhig gleich einladen können," bemerkte Mokuba. "Joey ist nicht so schlecht, wie du ihn immer hinstellst."

"Ist ja auch egal," wehrte sein großer Bruder ab.

Sie erblickten Mai in einer Gruppe anderer Gäste am gegenüberliegenden Ende des Saales. Sie winkte ihnen kurz zu. Sie trug faszinierenderweise ein enges, weißes Kleid, das auf Kniehöhe weiter wurde und sich elegant um ihre Füße schmiegte. Oben herum war es ärmellos und recht knapp, ganz wie es ihre Art war. Sie trug dazu Handschuhe bis zu den Ellenbogen und eine Halskette mit passenden Ohringen in Silber mit kleinen Steinen darin. Ihre Haare waren hochgesteckt! Yami fragte sich gerade, ob er sie nicht verwechselte, doch dann sah er Joey, der daneben stand und sabberte, also musste die elegante Frau wohl wirklich Mai sein.

Joey und Tristan hatten sich ihre Anzüge geliehen, denn keiner von ihnen konnte sich so etwas Teures einfach so leisten. Tristans Geld ging für sein Hobby, das Motorrad drauf, und Joey weigerte sich, den Betrag anzurühren, der von Serenetys Operation übrig war. Hatte er seine Schwester eigentlich mitgebracht? Ja, als sich die Gruppe um Mai ein bisschen bewegte, wurde Serenety hinter ihr in einem hellblauen Kleid sichtbar. Die beiden waren ja gut befreundet und Joey hatte somit zugleich eine Ausrede, sich in Mais Nähe aufzuhalten.

"Ich frage mich, wo Bakura ist," überlegte Yami. "Vielleicht ist Ryou bei Duke und hat seine dunkle Hälfte noch nicht zum Zuge kommen lassen..."

Während er sich den Hals verrenkte, um den Saal zu überblicken, legte sich ihm plötzlich eine Hand auf die Schulter, dass er erschrocken herumfuhr. "Pharao..."

"Wah! Oh! Du bist es!" Er sah sich dem früheren Grabräuber gegenüber, erkannte ihn jedoch kaum wieder, denn Bakura sah so... vornehm aus. Gleichzeitig aber irgendwie geisterhaft, denn all seine Kleidung war weiß, sogar der Millenniumsring, den er offen trug und der den einzigen goldenen Kontrast bildete, hatte eine weiße Schnur erhalten. Sein voluminöses Haar war im Nacken zusammengebunden, trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ein paar Strähnen wie immer widerspenstig in die Höhe standen.

"Glotz nicht so," knurrte Bakura.

Yami schaffte ein Lächeln. "Sei doch froh, vielleicht wird dein Angebeteter dich auch so angaffen. Immerhin ist dieser Aufzug ungewohnt genug."

"Mach dich nicht über mich lustig, Pharao!"

"Ich meine das ernst, sei doch nicht immer so gereizt! Wo ist eigentlich Duke, bist du nicht mit ihm zusammen hergekommen?"

"Er hilft Maximilian bei irgendwas. In letzter Zeit hat er viel Zeit mit Malen verbracht und Devlin alles überlassen, deshalb gibt es jetzt ein paar Last-Minute-Probleme."

"Maximilian?" Yami hob fragend eine Augenbraue, wie es eigentlich Setos Art war.

Bakura blickte hochnäsig schnaubend weg, doch eine leichte Röte schlich sich auf seine Wangen. "Devlin nennt ihn so, ich hab mir das auch angewöhnt."

"Oh. Sicher."

Seto stöhnte genervt. "Nicht doch. Du hast nicht etwa was für den Kerl übrig? Ich dachte, sogar 5000 Jahre alte Geister haben einen besseren Geschmack. Trifft auf einen jedenfalls zu." Er lächelte hochmütig, wobei er Yami ans Gesäß griff.

Der Pharao stieß einen überraschten Laut aus und bemühte sich, Haltung zu bewahren. Gleichzeitig fragte er sich, wie Bakura wohl auf diese Bemerkung reagieren würde.

Jedenfalls anders als erwartet. "Ich zeig dir gleich meinen Geschmack an Liebhabern!" zischte er. Ehe es irgendjemand verhindern konnte, hatte er Yami am Hinterkopf gepackt und zwang ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf.

Alle Zeugen dieses Schauspiels gafften wie versteinert, der Betroffene selbst war vor Überraschung zu gar keiner Reaktion fähig. Bakura ließ von ihm ab und entfernte sich böse lachend.

Endlich erholte Seto sich von seinem Schock. "Was zum Teufel fällt dem ein? Dem werd ich's zeigen!" Er schnappte sich seinen allgegenwärtigen Koffer und hatte plötzlich den Millenniumsstab in der Hand.

Yami hielt ihn eilig zurück. "Nicht! Wenn du dich so mit ihm anlegst, landest du am Ende auch noch im Reich der Schatten, was soll ich denn dann machen?"

Seto hob mit dem Stab Yamis Kinn an. "Was ist los mit dir, hat es dir etwa gefallen?"

"Und wenn?" Der Pharao drehte sich um und strebte aus dem Saal.

"He, wo willst du hin?" rief der Braunhaarige ihm nach.

"Einen Ort suchen, an dem ich mir den Mund ausspülen kann," bekam er zur Antwort.

Seto grinste und folgte ihm.
 

***
 

Yugi fühlte sich total erschöpft, aber er öffnete trotzdem die Augen. Ein Gewicht lag auf seinen Oberschenkeln, und als er hinsah, erkannte er, dass es Blacky in seiner Katzengestalt war. Der Magier bemerkte den Blick und hob den Kopf, um ihn aus Katzenaugen mit roten Pupillen anzusehen. Yugi streichelte ihn automatisch und brachte ihn zum Schnurren. Offenbar befand er sich in einem Bett, aber es konnte nicht so viel Zeit vergangen sein, es sei denn, es handelte sich um einen ganzen Tag. Draußen schien die Sonne, und ein paar Strahlen fielen zum Fenster herein. Es war ein weiteres großes Zimmer, aber darin standen zwei Betten. Im anderen schlief Dark. Die Magier mussten auch sehr müde sein, immerhin hatten sie den Feen ihre Macht zur Verfügung gestellt. Yugi wünschte sich, er könnte so etwas auch tun. Aber im Moment kam er sich vor, als könnte er sich nicht einmal auf seinen Beinen halten vor Schwäche, und ihm fiel das kleine schimmernde Amulett um seinen Hals auf. Ach ja, etwas hatte er ja doch tun können. Er lächelte darüber erfreut. Mava schlief sicher noch, aber bestimmt ging es ihm ein bisschen besser.

Blacky stand auf, streckte sich und tapste zu Yugis Kopf, um ein bisschen mit ihm zu schmusen.

"Also wirklich, solltest du das nicht lieber mit Dark machen?" grinste der Junge.

Der Kater leckte ihn am Kinn, schnurrte noch lauter und rollte sich an seiner Seite wieder zusammen, so dass Yugi den Arm um ihn legen konnte. Im anderen Bett regte sich etwas, kurz darauf kam der andere Magier zu ihnen herübergetapst. Yugis Bett war groß genug, und er mochte die tröstende Gesellschaft seiner Brüder, also machte er Dark bereitwillig Platz. Mit der Katze auf einer, dem Magier auf der anderen Seite, schlief er beruhigt wieder ein. Die Gelegenheit musste er nutzen, solange sie bestand...
 

***

Fortsetzung folgt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  jyorie
2013-06-02T21:45:35+00:00 02.06.2013 23:45
Hallo ^_^

Das ist schön, das sich yugi und Appi langsam verstehen, auch das die beiden den tier-anlock-zauber machen ist süß :)
Nur was war als Mava die Energie von yugi bekam? Diese gehässige stimme und das yami simultan mit ihm zusammen gebrochen ist?

LOL was war den das mit yami und Bakura auf der Feier? Steht Baku auf den Pharao oder wollte er seto manipulieren, das er ein Portal zu den Schatten öffnet ??

CuCu Jyorie
Antwort von:  jyorie
06.07.2013 23:57
@ENS-Frage..

Ich müsste wegen der gehässigen Stimme noch mal im Text nach lesen ... aus dem Gedächtnis meine ich hat Yugi es ja angeboten ihm seine Kraft zu geben und Mava hat zögernd angenommen und wärend der Übertragung schien es so, als sei Mava ausgewechselt worden und hat sich darüber lustig gemacht, das Yugi so dumm ist seine Energie abzugeben und er würde schon sehen was er davon hat... zumindest hörte es sich für mich so an, als wenn vielleicht Sorc oder Marlice da noch eine Verbindung gehabt hatten und Yugi aussaugen könnten - er ist ja danach auch zusammen geklappt - mir kam die Situation schlimmer vor, als wie sie es nachher gewesen war.
Antwort von:  Purple_Moon
21.07.2013 14:31
Das murmelt Mava nur so schwach, und er meint es eigentlich auf nette Art etwas sarkastisch, so nach dem Motto: Du Dummerchen, jetzt bist du wieder müde, aber du wolltest es ja so.
Antwort von:  jyorie
21.07.2013 23:02
ach so war das gemeint ... dann hatte ich das falsch verstanden ^^"
Von:  SoraNoRyu
2005-05-11T19:31:54+00:00 11.05.2005 21:31
Danke für die ENS, freut mich, dass es weitergegangen ist.
Das Kapitel war wie immer super. Hat mich total überrascht, dass Appi so viel weiß, er scheint sich doch mehr anzustrengen als es sonst scheint. Mava tut mir Leid, ich hoffe wirklich dass es ihm bald wieder besser geht und dass er wieder ganz gesund wird. An dieser Stelle hilft die Erinnerung, wie hilflos Sorc dasteht, wenn man ihn wieder auf die Hand seines Besitzers zurückschickt und kein Lichtmonster mehr im Friedhof ist... (Er lebe der Penguin Soldier!)
Hab ich schon mal erwähnt, dass die Übergänge, bzw Sichtwechsel zwischen den beiden Welten total gut gewählt sind? Ist mir in diesem Kapitel wieder besonders aufgefallen, als Yami plötzlich umgekippt ist. Aber dass Bakura ihn einfach so küsst... Ich an Yamis Stelle hätte sofort ein Taschentuch oder sowas genommen um mir den Mund abzuwischen. Gut dass Seto das mit dem Reich der Schatten sein lassen hat, ob ers nun kann oder nicht, darauf wartet Sorc doch nur. Außerdem hätten die anderen Partygäste ja wohl ziemlich blöd geglotzt, wenn der hell erleuchtete Saal plötzlich dunkel wird...
Was mich ein bisschen gewundert hat war Mais Kleid. Immerhin trägt sie in der Serie grundsätzlich bauchfrei, und ihr Rock ist offensichtlich so kurz, dass man ihn ihr in der US-Version verlängern musste... -.-
Da herrscht bei der Party wohl ein Ausnahmezustand für ihre Kleiderordnung. Und Joey steht daneben und sabbert... Dass kommt davon, wenn der Ausschnitt zu groß ist ^^
Kann ich mir aber sehr gut vorstellen, dass sollte ich vielleicht mal zeichnen... wäre fast nen Versuch wert ^^°

Sagst du mir wieder Bescheid, wenn das nächste Kapitel kommt?
Bye, Sora
Von: abgemeldet
2005-05-10T23:55:02+00:00 11.05.2005 01:55
super das es weiter ging. als wenn ich yami gewessen wäre und bakura hätte mich geküsst dann hätte ich mich sicher ü.....
jetzt hat also yugi auch mal ein wenig helfen können.
das war wieder ein tolles kapi.
kann mich nur immer wieder das selbe sagen. mach so weiter.
ich freu mich schon auf das nächste.
Von: abgemeldet
2005-05-10T14:35:42+00:00 10.05.2005 16:35
Hallo,
schön, daß es doch so schnell weitergegangen ist. Deine Geschichte ist wirklich interessant und am Besten gefallen mir immer die Stellen, wo Yugi, Dark und Blacky "aufeinander treffen" bzw. zusammen sind. Was mich jetzt aber nun langsam wirklich mal interessieren würde: Wer zum Teufel hat Yugi geantwortet, als der in dem einen Kapitel mental nen Drachen rufen wollte??? *grübel* Und dann auch noch so nen Antwort von wegen "jetzt noch net" (oder so ähnlich) zu erhalten?!?
Wär schön, wenn Du da mal demnächst ne Erklärung liefern könntest.
Ich freu mich schon aufs nächste Kapi.
Liebe Grüße
daemona


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