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Schatten des Lichts

von

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Teil 24
 

Missmutig begutachtete Seiji seine nicht gerade exquisite Unterkunft, wie er sie ansonsten gewohnt war und legte angewidert seine Kleidung ab. ,Was tut man nicht alles. Aber ich könnte mich nun mal unmöglich mit diesen Delinquenten in der Öffentlichkeit zeigen. Gott sei Dank kann ich dieses Rattenloch morgen wieder verlassen. Hier bekommt man das Gefühl zu ersticken!' Mit einer ruckartigen Bewegung öffnete er das Fenster und atmete tief die frostige Luft, die seinen Körper umströmte, ein.

"Das sie ausgerechnet in diesem Moment hereingeplatzt ist... Ihr kleiner Liebling war so voller Hass und Abscheu, wie ein ungebändigtes Tier. Ich bin mir sicher, sie hat ihn gar nicht wiedererkannt. Wer hätte gedacht, dass er nach allem noch so viel Mut besitzt sich mir entgegenzustellen. Damit hat er mir nur eine Menge Arbeit abgenommen. Ich dachte schon, es würde schwierig werden sie von den Tatsachen zu überzeugen. Nun wird sie nichts lieber tun, als nach Hause zu kommen und ihre Kleinmädchenträume vom strahlenden Ritter vergessen wollen."

Seiji suhlte sich gerade in der Gewissheit seines glorreichen Sieges, als es plötzlich an der Tür klopfte. Etwas ungehalten über die späte Störung riss er die Tür auf und hielt gerade noch rechtzeitig inne, bevor er den ungebetenen Gast für seine Unverfrorenheit zur Raison bringen konnte. Schlagartig änderte sich seine Miene, als er geradezu entzückt seine Schwester erkannte.

,Ich hätte nicht gedacht, dass sie so bald zu mir kommen würde. Aber gut, ich habe schließlich lange genug gewartet.' Doch der Gaube an einen baldigen Triumph wurde innerhalb weniger Sekunden zerschlagen, als sie seine dargebotene Hand wegschlug und mit entschlossenen Augen den Schlüssel zu Kojiros Zimmer, oder besser gesagt Zelle, verlangte.

"Ich habe das Recht ihn noch einmal zu sehen, bevor er seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Ich habe ihm einiges zu sagen, ehe ich endgültig mit diesem leidigen Thema abschließe." Der kalte berechnende Ton in ihrer Stimme erstaunte selbst den abgebrühten Drahtzieher des geschickt eingefädelten Schauspiels. Trotz ihrer kühlen Art hegte er dennoch starke Zweifel an der Wahrheit ihrer angegebenen Gründe, um den Blondschopf wiederzusehen. Nachdenklich tippte er sich an das Kinn und bat sie für einen Moment herein.

"Ich weiß nicht, ob ich das verantworten kann. Immerhin ist er ein gefährlicher Verbrecher und..." "Und er ist gefesselt. Er stellt keine Gefahr für mich dar."

,Das ist mir neu. Seit wann zeigt das kleine Schmusekätzchen seine Krallen? Vielleicht sollte ich sie ihr erst noch stutzen.' Mit seinem charmantesten Lächeln näherte er sich seiner Beute und strich vorsichtig mit seinen Fingern ihren Arm entlang. "Du bist mir doch nicht böse, wenn ich dir sage, dass ich das unmöglich erlauben kann?" Mit einer ungestümen Bewegung wehrte Misa jeden Körperkontakt zu ihrem Adoptivbruder ab, während sie ihn mit drohend aufblitzenden Augen deutlich vor jedem weiteren Annäherungsversuch warnte. "Hältst du mich wirklich für so dumm?! Denkst du, ich wüsste nicht, dass du die ganze Sache geplant hast?! Ich habe nicht nur gehört, was Kojiro sagte, sondern auch jedes einzelne Wort aus deinem Mund. Wenn du also willst, dass ich mit dir nach Hause zurückfliege, gibst du mir jetzt den verdammten Schlüssel!"

Durch ihren unerwartet heftigen Widerstand, huschte beinahe unmerklich ein Lächeln über sein Gesicht, ehe er ihr den Schlüssel aushändigte und ihr bewundernd hinterher blickte. ,Das keine Mädchen ist wohl erwachsen geworden. Gut, ein zu leichter Sieg war mir schon immer zuwider. Ich weiß schließlich den Spaß an einer richtigen Jagd zu schätzen.'
 

Zögernd drehte Misa den Schlüssel vorsichtig im Schloss um und erstarrte für einen Moment, als im schwachen Lichtstrahl, des ansonsten dunklen Zimmers, sich der am Boden liegenden Körper langsam in eine sitzende Position aufrichtete und mit seinem widerstandslos hängendem Kopf aussah, als würde er seinen Henker erwarten. Nachdem sie mit einigen Schwierigkeiten den Lichtschalter gefunden hatte und die leicht flackernde Lampe notdürftig ein wenig Licht spendete, schloss sie hinter sich die Tür und betrachtete eine Weile, die noch immer in sich zusammengesunkene Gestalt.

"Ich werde Seiji morgen nach Hause begleiten und der Heirat zustimmen. Das war es doch was du wolltest, oder nicht?" Mit weit aufgerissenen Augen folgte er der Stimme, die ihn in kürzester Zeit aus seiner Apathie riss. ,Ist sie es wirklich, oder... ich muss träumen.' Ungläubig blickte er sie sprachlos an, ehe er sich sicher war, das sein Geist ihm keinen Streich spielte und Misa tatsächlich vor ihm stand.

"War alles nur ein Spiel für dich? Denn weißt du, ich...ich kann und ich will es auch gar nicht glauben, dass alles nur eine Lüge gewesen sein soll. Hast du mich denn nicht geliebt? Wenn...wenn du mich so getäuscht haben solltest, dann bist du der beste Schauspieler der Welt. Aber es ist auch egal. Ich wollte...mich nur von dir verabschieden." Bei diesen Worten krampfte sich augenblicklich sein Herz zusammen und er schluckte schwer den Kloß in seiner Kehle hinunter, ehe alle Gedanken die in seinem Kopf schwirrten aus ihm herausbrachen.

"Misa...ich muss...ich will mich für so vieles bei dir entschuldigen, aber niemals werde ich um Verzeihung bitten, dass ich mich in dich verliebt habe. Du bist mit Abstand das Beste, das mir in meinem ganzen Leben begegnete ist... Ich...ich wollte nur, dass du das weißt, bevor du gehst." Die Tränen brannten bereits in ihren Augen, während sie den scharfen Gegenstand in ihrer Manteltasche umfasste und ein paar kleine Schritte auf ihn zuging.

"Kojiro ich..." "Misa, ich weiß, ich habe dich verletzt, aber bitte hör auf mich, wenn ich dir sage, dass du Seiji nicht vertrauen darfst! Er hat nur vor dich zu benutzten! Diese ganze Geschichte von deiner Mutter... Halt mich für verrückt, aber ich glaube, dass sie dich aus genau diesem Grund nicht gehen lassen wollen. Du musst von hier..." Die Worte sprudelten nur so aus seinem Mund, als sie sich vor ihn kniete und ihn stürmisch küsste. Atemlos starrte er sie eine Weile aus großen Augen an, als sie ihm mit einem wehmütigen Lächeln die Haare aus dem Gesicht strich. "Man kann doch nicht von einem Tag auf den anderen aufhören jemanden zu lieben, oder? Ich werde dich vermissen...jeden Tag. Nun habe ich es am Ende doch verstanden... Die Liebe ist schon seltsam. Aber wir werden uns nie wiedersehen."

Damit umklammerte sie zitternd das glänzende Objekt fester, während Kojiros Blick nun vollkommen ruhig auf dem Gegenstand ruhte. Traurig schloss sie ihre Augen, als sie sich langsam nach vor beugte und sich gegen ihn lehnte. "Kojiro? Ich weiß jetzt, dass du es nicht so gemeint hast. Aber du warst so verändert, als du Seiji... Du hast deinen Vater nicht absichtlich getötet, habe ich Recht? Ich denke, es ist an der Zeit, dass du dir endlich selbst verzeihst.... Ich habe nichts zu bereuen. Es war eine schöne Zeit. Danke.", flüsterte Misa ihm leise ins Ohr, als sie ihre Hände seinen Rücken entlang wandern ließ und mit einem Ruck die Fesseln mit dem Brieföffner durchschnitt. Für einen Moment kniff Kojiro die Augen zusammen und hielt überrascht die Luft an, als er das kühle Metall an seinen Händen spürte.

"Du musst Hikari finden und mit ihr verschwinden! Ich traue hier niemandem. Ich habe sie seit wir getrennt wurden nicht mehr gesehen. Ich mache mir große Sorgen. Versprich mir, dass du auf sie aufpassen wirst! Sie hat mit dieser Sache nichts zu tun. Und sei bitte vorsichtig... Was siehst du mich so an? Hast du etwa geglaubt ich würde dich mit diesem Ding erstechen!?"

Die Stricke durchtrennt, rieb er sich erstmals die schmerzenden Handgelenke, bevor er die vollkommen entrüstet dreinblickende Misa fest an sich drückte und sich an ihr festklammerte, als würde sie jeden Moment vor seinen Augen verschwinden.

"Es tut mir Leid...es tut mir so Leid. Ich kann nicht ohne dich gehen. Ich lass dich nicht hier zurück. Ich bringe uns alle drei hier raus und dann..." "...wird uns Seiji unser ganzes Leben lang verfolgen, bis er uns gefunden hat. Es ist zu riskant. Für dich und Hikari. Du kannst mir nicht helfen. Außerdem brauche ich inzwischen keinen Aufpasser mehr. Ich komme gut alleine zurecht und mit Seiji werde ich schon fertig. Ich werde vorgehen und dir den Weg freihalten. Den Rest wirst du alleine schaffen."

Noch bevor er etwas erwidern konnte, verschloss sie seine Lippen mit den ihren und löste sich von ihm, bevor er bemerkt hatte, dass sie sich vorsichtig aus seinen Armen gewunden hatte. Hastig löschte sie das Licht, bevor sie sich aus der Tür schlich und sich nach allen Seiten umsah, ehe sie ihm ein Zeichen gab, dass die Luft rein war.
 

Das bitterliche Weinen eines Kindes, ausgehend von einem verborgenen Winkel des heruntergekommenen Hauses erweichte das schon lange erfrorene Herz ihres Peinigers nicht im Geringsten. ,...er kann mich nicht sehen.....nein, er wird mich hier nicht finden.... .es ist so dunkel.... hier wird mich niemand finden...niemand wird mir mehr weh tun....er darf mich nicht sehen...'

Der kleine geschundene Körper verkroch sich immer mehr in der dunklen Ecke, um den fehlenden Schutz zu suchen, während er sich unberührt eine Zigarette anzündete. "Hör endlich auf zu heulen, oder ich stopf dir das Maul!" ,...nein, er kann mich nicht hören....er meint nicht mich....er kann mir nichts tun...ich will nicht...ich will nicht....ICH WILL DAS ALLES NICHT!'

Wie ein Mantra murmelte Hikari leise, unzusammenhängende Worte vor sich hin, ehe diese in ihrem atemlosen Schluchzen untergingen und wiegte sich dabei zusammengekauert selbst hin und her, als sie grob aus der Ecke gezerrt wurde. Schreiend versuchte sie sich panisch aus seinem eisernen Griff zu lösen und trat, stieß und zog so fest sie nur konnte, bevor er sie wütend auf den harten Steinboden fallen ließ. "Kleines Biest, wer nicht hören will muss eben fühlen! Bisher habe ich versucht Verständnis zu zeigen und war noch sehr nett zu dir, aber ich werde dir wohl beibringen müssen, dass man...." "DAS WAS?!"

Kojiro hatte ihn von hinten überrascht und rammte dessen Kopf hart gegen die nächste Wand, während Misa zu Hikari rannte und sie hochheben wollte, als diese sich heftig wehrend mit ihren Fäusten auf sie einschlug. "Hikari, ich bin es! Erkennst du mich denn nicht?! Ich bin es doch, Misa! Jetzt ist alles wieder gut. Niemand wird dir mehr etwas tun. Hikari!" Verzweifelt versuchte Misa sie zu beruhigen, doch diese schlug nur immer weiter auf sie ein, bevor sie erschöpft in sich zusammensank. "Kojiro, was..." Ein leiser Verdacht beschlich Misa, der nicht niederschmetternder hätte sein können und von Kojiros entsetztem Blick nur bestärkt wurde.

"Nein.. nein... Hikari, sieh mich an, bitte...was hat er..." Aber anstatt einer Antwort, sah sie Misa nur aus leeren Augen an.

"Ich hasse dich." In Hikaris Stimme lag keine Wut, kein Zorn. Nur eine absolute Leere. Kein Kind, das sie unschuldig anblickte und nach immerwährender Aufmerksamkeit verlangte, wie bisher.

Lachend erhob sich der Mann und wischte sich das Blut von der Stirn, ehe er es genüsslich von seiner Hand leckte. "Keine Sorge, die Kleine hatte ihren Spaß. Ich habe sie nur ein bisschen eingelernt, bevor ich sie auf die Straße schicke." In Sekundenschnelle verschwand sein süffisantes Lächeln, als ihn Kojiros Faust mitten im Gesicht traf. Blind vor Wut schlug und trat er immer wieder auf die Mensch gewordene Ausgeburt des Teufels ein und gab ihm keine Zeit sich zu erholen, als Misa ihn plötzlich an der Schulter festhielt und ihn von der zusammengebrochenen Gestalt wegzog.

"Bring sie von hier weg! Bitte Kojiro, kümmere dich um sie." Erst jetzt fiel sein Blick auf Hikari, die wie in Trance auf dem Boden saß und nichts mehr um sich herum wahrzunehmen schien. Kurz nickte er Misa zu, umarmte sie noch flüchtig, bevor er sich vorsichtig der Kleinen näherte und sie hochhob. "Ich werde jetzt auf dich aufpassen, ok? Hörst du mich? Ich werde nicht zulassen, dass dir noch einmal jemand weh tut." Wie eine leblose Puppe ließ sie sich von ihm auf die Arme nehmen und machte nun auch keine Anstalten mehr ihn davon abzuhalten.

Gerade als sie den Ausgang in diesem Labyrinth gefunden hatten, stellte sich ihnen eine großgewachsene, schlanke Figur in den Weg. "Na sieh mal einer an. Wen haben wir den hier? Ich dachte, ich hätte dich bereits gewarnt, dass ich dir alle Knochen brechen werde, wenn du versuchen solltest zu verschwinden. Ich würde ja gerne sagen, dass es mir Leid tut, dass du es trotzdem probiert hast, aber ich war schon immer ein von Grund auf ehrlicher Mensch." Kojiro war mit seinem Bündel in den Armen unfähig sich den Weg freizukämpfen und warf einen hilflosen Seitenblick auf Misa, die ihm verstehend zunickte. Vorsichtig übergab er Hikari in ihre Arme und begab sich in Kampfposition, um sich seinem Gegner zu stellen, als er hinter sich Schritte hörte.

"Ich hätte wissen müssen, dass sich meine Schwester nicht so leicht geschlagen gibt. Es war offensichtlich ein Fehler dir zu vertrauen und dir den Schlüssel zu geben. Denkst du nicht eine Minute an Vater? Kannst du dir überhaupt vorstellen, was du ihm mit deinem Verschwinden angetan hast? Er wartet jeden Tag darauf, dass du zurückkommst."

Misa war mit ihrem Verständnis und ihrer Beherrschung schon lange an ihrer äußersten Grenze angelangt und kurz davor zu explodieren, als sie auch noch die Stimme ihres Bruders, der für all das verantwortlich war, hinter sich hörte.

"Komm mir besser nicht zu nahe, oder ich kann für nichts mehr garantieren!" Doch ungeachtete der ernst gemeinten Warnung, ging er gelassenen Schrittes auf die umzingelten Flüchtlinge zu, als Hikari begann wieder wild um sich zu schlagen, bis Misa sie schweren Herzens auf den Boden stellte, bevor diese sich ängstlich an Kojiros Bein klammerte und sich vor den fremden, unheimlichen Männern zu verstecken versuchte. Beschützend legte er einen Arm um die Kleine und beobachtete beunruhigt, als Misa in ihre Manteltasche griff.

"Was hat denn die Kleine? Sie vermisst doch nicht etwa ihre Mami?" Durch seinen gehässigen Unterton, den letzten Funken ihrer Selbstkontrolle verlierend zog Misa blitzschnell den messerscharfen Brieföffner, den sie noch immer bei sich trug, aus ihrer Manteltasche und setzte ihn, ehe Seiji wusste was geschah, unter seiner Kehle an.

"Misa! Er ist es nicht wert! Tu's nicht!"

"Du wusstest alles!...von Anfang an. Du schreckst noch nicht einmal davor zurück ein unschuldiges Kind... Du bist das Allerletzte! Gib mir nur einen Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle töten sollte!" Zuerst ihren Wutausbruch mit einem herablassenden Lächeln abtuend, trat ihm unversehens der Schweiß auf die Stirn, als sie bereits ansetzte und die ersten Blutstropfen seine Kehle entlang rannen.

"Du würdest doch nicht deinen eigenen Bruder... Misa..... Wir wollten doch heiraten." Beruhigend hob er seine Hände, um seine Männer vor einer unüberlegten Tat abzuhalten, die ihn in diesem Fall Kopf und Kragen kosten würde.

"Ich dich?! Bring mich nicht zum Lachen! Hast du gedacht, ich würde auf deine Spielchen noch einmal hereinfallen?! Ich liebe Kojiro und daran wird sich nichts ändern! Hast du diesen Kerlen Hikari versprochen, wenn sie ihren Auftrag erfüllt haben?! LOS, SAG ES!"

Vorsichtig wollte er ein paar Schritte zurücktreten, als sie bei Seijis Versuch ihr den Brieföffner aus der Hand zu nehmen nur unerbittlich weiter seine Haut durchbrach und ihn aus kalten Augen anfunkelte.

"Gut, was willst du hören?! Dieses Blumenmädchen...ein trauriges Schicksal, aber so ist das Leben! Sie war nun mal ein einfaches Mittel zum Zweck!" Schockiert über seine Worte ließ Misa die Waffe sinken, bis sie aus ihrer Hand glitt und dumpf zu Boden fiel.

Erleichtert wagte es Seiji wieder auszuatmen und gab seine Fassung wiedergewonnen den Befehl sie einzusperren. "Das wirst bereuen! Hast du vergessen? Ich bekomme immer, was ich will! Wenn du mich noch einmal abweisen solltest, werde ich die beiden hier, vor deinen Augen töten lassen. Hast du nun endlich verstanden?!", zischte er ihr gefährlich leise zu, bevor er den anderen das Zeichen gab sie nach oben zu führen.

"Das gilt im Übrigen auch für dich. Wenn du nur einen Mucks machst ist die Kleine die erste, die stirbt." Kojiro waren die Hände gebunden, wenn er verhindern wollte das Hikari etwas zustieß. Widerstandslos ließ er sich von den anderen Männern überwältigen, die eher enttäuscht über seine Gehorsamkeit, die neuen Fesseln anlegen wollten, als Hikari sich langsam von ihm löste und einige Schritte auf Misa zuwankte, die bereits von zwei Männern eskortiert die Treppe hinaufgeführt wurde.

"Misa! Ich....es..." Außer sich vor Freude, dass ihr kleiner Engel wieder mit ihr sprach, drehte sich Misa um, als ein markerschütterndes Geräusch das Blut in ihren Adern gefrieren ließ.
 

Ein Schuss. Laut. Ohrenbetäubend. Ein Lächeln verschwindet. Regungslose Erstarrung. Taumelnde Bewegung. Blut.

Die Welt steht für einen Moment still, bevor der Sturm über sie hereinbricht.
 

Unfähig sich zu bewegen in diesem wahrhaftigen Alptraum, zog das Geschehen an Kojiro vorbei, während sich Misa losriss und sich im nächsten Moment über den zitternden kleinen Körper beugte und ihn leicht anhob, um ihr das Atmen zu erleichtern, als das dunkle Rot aus ihren Mundwinkeln floss.
 

"Es wird alles wieder gut, mein Schatz... es ist alles in Ordnung."

Leise geflüsterte Worte ohne Bedeutung, um sich selbst zu beruhigen.
 

"Ich... Es tut so weh...ich wollte doch nur...nur sagen, dass....dass es mir Leid tut... Warum...warum tut es so weh... Bitte mach das es aufhört.....bitte...es tut so weh...."

Eine hilfesuchende Hand, die ins Leere tastet.
 

"Ich...Es tut mir so Leid... ich weiß nicht... ich weiß doch nicht...wie..."

Verzweifelte Hoffnungslosigkeit, ein Bekennen ohne Schuld.
 

"Misa?.......Kannst du...kannst du mich nach Hause bringen?... ...Ich will nach Hause.. bitte..... .ich bin auch ganz brav... .........versprochen...... .... ...."

Ein stiller Atem ohne Leben. Ein Lächeln ohne Gesicht. Die Augen blicken starr.

TOD
 

Von Tränen blind, nickte Misa nur während sie sich ein Lächeln auf die Lippen zwang und ihr beruhigend durch das feine blauschwarze Haar strich.
 

"Hikari? Hikari?! HIKARI!!!"
 

Aus Liebe geschaffen. Eine Glut von hellem Licht. Geboren aus der Dunkelheit der Verzweiflung, um zu zerstören und zu rächen.

Die Erde bebt.
 

Das Gebäude erzitterte unter der seltsamen Kraft die von Misas Körper Besitz ergriffen hatte. Ungläubig starrten die Anwesenden auf das fremdartige Wesen vor ihnen. Mit aller Kraft presste es den leblosen Körper des soeben getöteten Kindes an sich, während ihre golden glühenden Augen nach den Schuldigen suchten.

"Das ist nicht möglich! Sie gehört mir! DU...DU HAST ES GEWAGT..." Seiji zog außer sich einen Revolver aus dem Halfter des Mannes neben sich und zielte auf Kojiro, der noch immer wie erstarrt auf seine beiden Mädchen blickte. Das eine tot in den Armen seiner Geliebten, die durch eine glühende Aura, deren Macht er deutlich in sich selbst spüren konnte, umgeben war.

Mit zusammengekniffenen Augen fixierte Misa Seiji, als der Boden unter den Füssen der verängstigten Männer aufbrach und Teile der Decke auf diese zu stürzen drohten. Schnell ergriffen diese die Flucht, während Seiji wie durch Magie regungslos in der Luft hing, bevor er gegen die nächste Wand geschleudert wurde. Nach Atem ringend hielt er seine verletzte Schulter und kroch über den aufgerissenen Boden, um ein Versteck vor dem unberechenbaren Wesen zu suchen, das immer näher kam, um mit ihm abzurechnen.
 

#'Wenn sie jemanden töten sollte, wird sie ihre Seele verlieren.'#
 

Kaoris Worte hallten in Kojiros Erinnerung nach und die grausame Realität traf ihn mit einem Schlag, als Misa kurz davor war für Hikaris Tod Rache zu fordern. Aus seinem Dämmerzustand erwacht, stellte er sich Misa entgegen, um das schlimmste zu verhindern.

"Misa! Mach nicht den gleichen Fehler wie ich! Das bist nicht du!" Das Glühen in den Augen verschwand, doch die leuchtende Aura strahlte so hell wie zuvor.

"Kojiro?" Zweifelnd versuchte Misa ihren Blick zu klären und schien soeben erst zu erwachen, als ihr Blick auf Hikari fiel, die sie noch immer fest umklammert in ihren Armen hielt. Das noch warme Blut aus der Schusswunde am Rücken tropfte unaufhörlich zu Boden und haftete klebend an Misa, als diese sie nur fester an sich drückte und ihren Kopf schluchzend in dem zerbrechlich wirkenden Körper vergrub. "Ich bring dich nach Hause...ich bring dich nach Hause... versprochen... ich war so dumm... Ich habe gedacht, ich könnte mich um dich kümmern,... dir deine Familie ersetzten.... Es tut mir so Leid... so Leid. Bitte, verzeih mir..."

Die kleinen Arme und Beine hingen bleiern nach unten. Der Kopf an dessen Seiten sich blutverkrustete Spuren zogen, fiel leblos nach hinten.
 

#"Bist du jetzt böse auf mich?" "Wer könnte dir schon böse sein? Wo sind eigentlich deine Eltern?"

"Duuu...Trägst du mich?" "Warum sollte ich das tun? Du kannst doch wohl selber laufen."... "Hüüüüü"

"Hikari ist gerade Mal fünf Jahre alt. Sie ist selbst für ein so genanntes Blumenmädchen ungewöhnlich jung. Die meisten fangen erst mit sieben an."

"Wir gehen doch hin, oder? Ich darf doch." "Was fragst du mich?!" "Wer soll es mir denn sonst erlauben?"

"Ich mach dir eine neue Frisur." "Hi..Hikari, was ist DAS DA?!!!"

"Ich werde jetzt auf dich aufpassen, ok? Hörst du mich? Ich werde nicht zulassen, dass dir noch einmal jemand weh tut."#
 

Der entsetzliche Anblick des kleinen Engels, der sie die letzten Tage immer auf Trab gehalten hatte und den sie in ihr Herz geschlossen hatten, brannte sich tief in Kojiros Inneres, als er sich vorsichtig den beiden näherte.

"Nicht Kojiro! Bleib weg! Ich...ich bin ein Monster...ich bin ein Monster.... Geh weg...GEH!" Misa Aura erlöschte, als sie ängstlich ein paar Schritte zurückwich, bis sie stolpernd das Gleichgewicht verlor. Wimmernd hielt sie schützend das Kind an sich gepresst, dass sie selbst jetzt nicht losgelassen hatte.

Zitternd wischte er sich schnell die Tränen aus den Augenwinkeln und kniete sich vor die beiden hin, ehe er behutsam Hikaris Augen schloss und sie auf die Stirn küsste. "Wir müssen gehen." Kojiro suchte seinen letzten Funken an Standhaftigkeit, um wenigstens Misa vor ihrer Familie und deren Intrigen zu beschützen.

"Ich kann nicht.", flüsterte sie leise, mehr zu sich selbst. "Ich lass dich hier nicht zurück! HÖRST DU! Wir müssen von hier verschwinden!" Daraufhin schüttelte er sie, bis sie ihn aus leeren Augen ansah und zog sie mit Hikari zusammen hoch. Kojiro wagte es nicht ihr das kleine Bündel abzunehmen und hoffte inständig, dass sie ihm freiwillig folgen würde. Das kleine Mädchen in ihren Armen noch immer fest umklammert ließ sie sich unbewusst von Kojiro über all die Bruchstücke nach draußen führen, bis ihnen der kalte Wind der inzwischen sternenklare Nacht erbarmungslos entgegenschlug.
 


 

Also vielleicht werde ich jetzt doch noch von irgendjemandem geschlagen oder gewürgt... Aber ich sage zu meiner Verteidigung, es tut mir sehr, sehr Leid, dass die Kleine gestorben ist. Ich hatte nur einfach von Anfang an geplant, dass sie im Laufe der Geschichte stirbt.

Und sie ist mir ja auch sehr ans Herz gewachsen. Deswegen war das auch alles andere als leicht zu schreiben.

Und zu Seiji kann ich nur sagen: Bähhhh... da ist dir wohl einer zuvor gekommen, was?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  BabyG2005
2005-11-17T17:19:43+00:00 17.11.2005 18:19
Misa hat ihren "bruder" ja geschickt um den finger gewickelt. Bravo misa!
Ichhab echt schon beinahe gedacht, dass sie kojiro abstechen will. Ja, dass hab ich wirklich gedacht. Ich mein so verletzt wie sie war. Aba ich denke sie hat ihm verziehen. Immerhin liebt sie ihn noch. Aba kojiro wird ja eh nicht ohne misa verschwinden. Egal was sie gesagt hätte.
Hikari tut mir so unendlich leid. Die arme kleine. Wie kann man einem kind nur so etwas antun?
Na endlich bekommt der liebe (!) seiji auch mal so was wie angst. Ich muss sagen, misa is ganz schön abgebrüht. Von wem sie das wohl hat? *grins*
Hikari ist tot? Ich muss dir echt sagen, dass ich tränen in den augen hatte, als ich das gelesen hab. Das ging mir echt nahe. Gott sei dank hat misa seiji nicht getötet. Obwohl er es verdient hat. aba zumindest kriegt er nich mehr das, was er will ätsch XD
Das kommentar is wieder so kurz. Tut mir sorry
Von:  Bettyna
2005-05-12T15:59:06+00:00 12.05.2005 17:59
Waaaasss? *______* Oh, die arme kleine Hikari... Wie konntest du nur... Nein, Quatsch, es ist traurig, aber wahr. Ich glaube nicht, das Hikari nach ihrer Vergewaltigung noch ein leichtes und fröhliches Leben gehabt hätte... *snüff*
Hach, das find ich aber jetzt doch toll, dass Misa doch mit Kojiro gehen will! ^-^ Und ich hoffe so, dass sie entkommen können... =_= Und hoffentlich hat Kojiro sie soweit im Griff, dass er ihr ins Gewissen regen kann, damit sie niemanden tötet, auch wenn sie noch so wütend ist... Und, und, und! War wieder mal toll! ^^
Gruß, Bettyna


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