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Schatten des Lichts

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Schatten des Lichts
 

Teil 8
 

Leise Geräusche in der Finsternis. Verursacht von einer Gestalt, die durch die Schwärze der Nacht huscht und sich langsam vorantastet. Das Knarren der Holzdielen bei jedem seiner Schritte drohte ihn zu verraten und so schlich er sich vorsichtig wie eine Katze immer weiter voran.

,Verdammt, wo sind nur meine Sachen? Ich hätte sie bestimmt schon längst gefunden, wenn sie nicht.... Argh! Jetzt kann ich sie natürlich nicht finden. Dann gehe ich eben in diesen Klamotten.Vielleicht sollte ich mir etwas zu essen mitnehmen. Es dauert bestimmt noch länger, bis ich wieder etwas zwischen die Zähne kriege. Wo ist nur die Küche? Ahh...' Er hatte gefunden, wonach er suchte und so kramte er zwischen den Töpfen und anderen Gegenständen, die sich in den Schränken befanden, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.

"Sucht du etwas?" Erschrocken zuckte er zusammen und drehte sich schnell um. "Du hast doch nicht vor, schon wieder abzuhauen?! Dafür bist du zu schwer verletzt." Durch die Dunkelheit konnte Kojiro die Gestalt vor ihm nicht erkennen und kniff die Augen zusammen. "Wer sind sie?" "Derjenige, der dich hier hergebracht hat, Kurauchi Kasuragi. Du solltest dich schnellstens wieder ins Bett begeben, bevor meine Frau erfährt, dass du bereits nächtliche Spaziergänge durch unser Haus unternimmst."

"Keine Angst, dass wird nicht wieder vorkommen. Ich verschwinde von hier." "Und warum so plötzlich? Wegen des kleinen Streits mit Misa?" "Wegen dieser kleinen Göre pfh....... Woher...." "Es war nicht zu überhören." Herr Kasuragi wartete vergeblich auf eine weitere Erklärung. Kojiro schob sich an ihm vorbei, geradewegs zum Ausgang des Hauses, bis er von hinten festgehalten wurde. Wütend schüttelte er den Arm ab. "NIEMAND kann mich zwingen zu bleiben!" "Schon gut. Das wollte ich auch gar nicht. Aber wenn du trotz meines gut gemeinten Rats aufbrechen willst, solltest du wenigstens warten bis es Morgen ist. Ich nehme dich dann in die nächste Stadt mit und du kannst dir etwas zu essen und zum Anziehen mitnehmen." Sogar im Finstern konnte Herr Kasuragi den argwöhnischen Blick seines Gegenübers auf sich spüren. "Was hast du schon zu verlieren?" Die Anspannung in Kojiros Körper ließ nach und ohne ein weiteres Wort, ging er auf sein Zimmer zurück.
 

Im Schatten der Dunkelheit verborgen, hatte Frau Kasuragi die Szene beobachtete. "Du willst ihn doch nicht wirklich gehen lassen?! Du kannst doch nicht...." "Wir können ihn nicht hier festhalten. Wenn er gehen will, können wir nichts dagegen tun. Du kannst niemanden einsperren, auch wenn......" Herr Kasuragi umarmte seine Frau fest, deren Körper durch heftiges Schluchzen geschüttelt wurde. "Ich hätte ihn.....zurückhalten müssen......ich...hätte..." "Ssssch...wir konnten nichts dagegen tun. Und egal wie ähnlich er ihm sehen mag, ist er nicht unser Sohn. Wir sind nicht für ihn verantwortlich." "Aber... die Beiden sind doch fast noch Kinder, oder etwa nicht? Genauso wie Nanami.....und Yuichi....... ganauso alt wie die beiden heute wären... Es ist nicht gerecht. Es ist einfach nicht fair!" Beruhigend strich er über ihren Rücken, ließ seine Hand sanft auf und ab gleiten, bis ihr Schluchzen zu einem leisen Wimmern wurde.
 

Eine zierliche Person machte sich auf den Weg in die Küche aus der die Stimmen kamen, die sie geweckt hatten und ging schlaftrunken die Treppe hinab, um nachzusehen, wer zu so später Stunde noch auf war. Dabei kreuzte eine große Gestalt ihren Weg, die ohne sie weiter zu beachten die Stufen hinaufstieg. ,War das nicht Kojiro? Was sucht er um diese Zeit hier unten? Mit dir habe ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen!' Doch noch bevor sie sich weiter Gedanken darüber machen konnte, hörte sie leise Geräusche und eine tiefe, sanfte Stimme, die beruhigend auf die am Boden kauernde Person einredete.

"Was ist passiert? Kann ich irgendwie helfen?" Unsicher, ob sie nicht doch besser wieder gehen sollte, sprach sie so leise, dass man sie kaum hören konnte, jedoch laut genug um von den Beiden bemerkt zu werden. "Misa?" Die erstickte Stimme war der, die sie kannte kaum ähnlich und doch bemerkte Misa besorgt, dass diese Saoko gehörte.

Stockend richteten sich beide auf, wobei Herr Kasuragi seine Frau leicht stützte. "Nein, nein. Es ist alles in Ordnung." Hastig wischte sie sich über das Gesicht, um die Tränen, die ihre Spuren zurückgelassen hatten, zu verbergen.

,Ob Kojiro etwas damit zu tun hat? Nein, bestimmt nicht... Aber wieso war er hier unten....' Ihre Gedanken wurden durch Herrn Kasuragis tiefe Stimme unterbrochen. "Es ist besser du gehst wieder schlafen. Morgen wird ein langer Tag, wenn du wirklich in die Stadt mitfahren willst. Da solltest du ausgeruht sein." Ein zaghaftes Nicken, das nur durch die schemenhaften Umrisse zu erkennen war, war alles was sie darauf erwiderte.

"Ja, geht schon mal ins Bett. Ich komme dann nach. Ich mache mir nur noch einen heißen Tee." Frau Kasuragis Stimme klang nicht mehr ganz so verzweifelt, hörte sich jedoch immer noch gebrochen an. Besorgt folgte ihr Misa in die Küche, als Saoko den Lichtschalter betätigte. Ihre Augen schmerzten unter dem künstlichen grellen Licht, weswegen sie sie fest zusammenkniff, bis sie sich langsam daran gewöhnt hatte. "Kann ich nicht doch irgendetwas tun?" "Danke, aber leg dich besser schlafen, bevor du noch kalte Füße bekommst." Dabei zeigte auf ihre nackten Zehen, die unter der viel zu großen Pyjamahose hervorlugten. "Schon in Ordnung, der Holzboden ist gar nicht so kalt." Seufzend musste Saoko einsehen, dass sie sie wohl nicht so schnell wieder in die Federn bekommen würde und holte ihr deshalb ein paar Hauspantoffel aus dem Vorraum, die Misa sogleich dankbar anzog. ,Ist vielleicht doch ein bisschen kühl so ohne Socken. Oder besser gesagt eisig...'

Schweigend beobachtete Misa Frau Kasuragi, die gerade Wasser für den Tee aufstellte. "Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen, es geht mir wieder gut." "Es war doch nicht wegen Kojiro, dass du..." "Nein.....Oder vielleicht doch. Aber es ist nicht seine Schuld." Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Er erinnert mich nur ein wenig an meinen Sohn." Fragend blickte Misa auf. "Ich wusste gar nicht, dass hier noch jemand wohnt." "Wir leben auch alleine hier." Misa war sichtlich verwirrt. ,Wieso hat sie ihn nie erwähnt. Ich wusste gar nicht, dass sie einen Sohn haben. Wahrscheinlich lebt er in einer eigenen Wohnung, in der Stadt aus der sie hergezogen sind. Vielleicht haben sie sich auch gestritten.'

"Wie alt ist er denn?" "Yuichi war 17. Er war erst 17." Mit einer üblen Vorahnung biss sich Misa auf die Lippen, als sie üblerlegte, ob sie fragen sollte, was passiert war. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, las Saoko ihren fragenden Blick und begann schweren Herzens zu erzählen. "Er ist gestorben. Nein, das ist wohl nicht das richtige Wort. Er wurde ermordet. Von einer dieser Gangs in der Stadt... Er wollte Nanami, seine Schwester rächen. Er hat sie über alles geliebt. Sie war seine Zwillingsschwester, hatte lange, glatte schwarze Haare und war immer einen Kopf kleiner, als die anderen Kinder in ihrem Alter. Sie waren von Grund auf verschieden. So dickköpfig und streitsüchtig wie er war, so sanft und freundlich war ihr Wesen. Es fehlte ihr immer an Selbstvertrauen. Das war wiederum seine große Stärke. Was er sich vorgenommen hatte, dass setzte er auch durch. Obwohl er bloß ein paar Minuten vor ihr auf die Welt gekommen ist, spielte er sich immer als ihren großen Bruder und Beschützer auf. Als sie noch klein waren, hat niemand von den anderen Kindern es gewagt sie zu ärgern, weil sie Angst hatten, Yuichi würde sie verprügeln. Etwas, das er auch öfter gemacht hat, sobald ihr jemand zu nahe kam." Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie die Erinnerung noch einmal revû passieren ließ. Doch plötzlich verdunkelte sich ihr Gesichtsausdruck, als sie ihre Erzählung fortführte. Tiefe Schatten verdeckten ihre Miene, während Misa aufmerksam zuhörte.

Frau Kasuragis Stirn war in tiefe Falten gelegt und ihr Gesicht bekam einen verbitterten Ausdruck, wie ihn Misa noch nie bei ihr gesehen hatte. Sie atmete tief durch, bevor sie mit einer völlig emotionslosen Stimme erzählte, was weiter geschah.

"Nanami war am Abend bei einer Freundin eingeladen, aber sie kam niemals dort an. Auf dem Weg zu ihr wurde sie von einer Gruppe Halbstarker angegriffen, die bereits zuvor bekannt dafür waren, dass sie nur Ärger machten. Doch die Polizei hat nie etwas gegen sie unternommen, weil ihnen, wie sie mir später sagten die Beweise dazu fehlten. Vor Angst hatte sie wohl nicht auf den Verkehr geachtet, als sie über die Straße gelaufen ist... Sie hatte ihren Rucksack mit der ihrer Geldbörse zu Hause liegen lassen. Yuichi wollte sie einholen, um sie ihr zu bringen. Sie starb noch vor seinen Augen. Er konnte nichts mehr für sie tun.

Seine Kleider waren blutbeschmiert, als er nach Hause kam. Yuichi stand unter Schock und erzählte uns nur unzusammenhängende Fetzten von dem was geschehen war. Ich war außer mir, als ich verstand, was er versuchte uns zu sagen. Begann zu Schreien und zu weinen und dann..."

Tränen traten in Frau Kasuragis Augen, als sie nur noch stocken erzählte. "Ich habe ihm Vorwürfe gemacht..... Wieso er nicht auf sie aufgepasst hat.....wieso er....... Ich habe ihm die Schuld dafür gegeben........" Zitternd ballte sie ihre Hände zu Fäusten und versuchte ein weiteres Schluchzen zu unterdrücken. "Es war meine Schuld....... Als ich bemerkte, dass ich ihm unrecht tat, war es bereits zu spät........ Ich konnte ihn nicht mehr zurückhalten....... Er...wollte sie rächen, konnte es nicht ertragen,... wollte...... Er suchte die Bande, doch die wollten nichts davon wissen........ In blindem Hass ging er auf sie los, aber es waren zu viele..... Einer von ihnen zückte das Messer und.........." Vor Trauer und Wut geschüttelt, presste sie atemlos die nächsten Worte hervor: "Ich habe in jener Nacht meine beiden Kinder verloren. Das ist jetzt fünf Jahre her."

Kraftlos sank sie nun auf dem Stuhl zusammen und sie wischte sich schnell die gefallenen Tränen aus dem Gesicht.

Nach dem Schock über den unerwarteten Gefühlsausbruch umarmte Misa sie sanft, während ihr selbst eine einzelne Träne über die Wange lief. "...es tut mir Leid. Es tut mir so Leid..." Leise murmelte Misa diese Worte immer wieder, bis der Teekessel pfiff und sich Frau Kasuragi aus ihren Armen wand, um die Herdplatte auszuschalten. Noch immer zitternd schenkte sie sich und Misa ein.

"Das war der Grund, warum wir hierher gezogen sind. Ich konnte es dort nicht länger ertragen. Ich hielt jeden Menschen für meinen Feind und ging keinen Schritt mehr vor die Tür. So hauste ich mehr, als ich lebte ein halbes Jahr lang in unserer Wohnung, bis mein Mann sich entschied einen Dienst weit außerhalb der Stadt zu übernehmen. Von da an ging es mir wieder besser. Früher hatte er nur vom Schreibtisch aus versucht die Welt ein kleines Stück zu verbessern. Aber als er dann hierher kam und aus eigener Erfahrung sah, wie die Natur Stück für Stück zerstört wird, vergrub er sich in seiner Arbeit. Vielleicht ist es aber auch nur seine Art mit dem Tod unserer Kinder fertig zu werden."

Schweigend saß ihr Misa gegenüber und suchte vergeblich nach helfenden Worten. Aber dafür gab es keinen Trost. "Es tut mir leid, ich hätte dir das gar nicht erzählen dürfen. Jetzt bist du auch noch traurig. Das wollte ich nicht. Es ist schon lange her. Nur als ich Kojiro gesehen habe.....Er hat so große Ähnlichkeit mit Yuichi und als er gehen wollte...." "Er wollte..."

Frau Kasuragi nickte ihr nur schwach zu. "Ja, er wollte sich klammheimlich aus dem Staub machen und das mit seinen Verletzungen. Mein Mann konnte ihn nur davon abhalten, als er ihm versprochen hat ihn morgen in der Stadt abzusetzen." Misa schluckte schwer. ,Er hat ja gesagt, dass er so schnell wie möglich von hier weg will. Ich hätte nur nicht gedacht, dass er sooo eilig hat... Er hätte sich nicht einmal von mir verabschiedet. Will sich einfach davonschleichen ohne ein Wort zu sagen.... DIESER IDIOT!'

Ihr vorhergehender Anflug von Niedergeschlagenheit wurde von unbändiger Wut abgelöst. ,Das hast du dir so gedacht! Einfach abhauen! Na du kannst was erleben.' "Ich werde mir etwas einfallen lassen. So schnell kommt er mir nicht davon." Frau Kasuragi sah verwirrt zu Misa, die schon wieder diesen entschlossenen Ausdruck in ihrem Gesicht hatte und musste leicht Lächeln.

"Versuch nicht ihn anzubinden. Er lässt sich nicht gern einsperren. Sonst läuft er dir noch weg." Nachdenklich starrte Misa in ihre Tasse, bis ihr etwas an ihren letzten Worten auffiel, das sie stutzig machte. "Mir?! Wieso denn mir? Es kann mir doch egal sein, was er macht." Schmunzelnd stand Frau Kasuragi auf und stellte die beiden leeren Tassen zum Abwasch. "Wir gehen jetzt besser schlafen, sonst kommst du morgen erst gar nicht aus den Federn."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BabyG2005
2005-11-05T21:07:48+00:00 05.11.2005 22:07
warum willst du denn weg kojiro. bei den kasuragis hast du es doch nett. vergiss doch deinen auftrag und bleib da. na zumindest bleibt er noch die nacht über. is doch auch mal was. is voll trauig die geschichte von den kasuragis. die tun mir voll leid. irgendwie werde ich das gefühl nicht los, das kojiro was damit zu tun hat. hab ich recht oder nich?
mehr weiß ich nich zu schreiben... sorry ^^


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