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Schatten des Lichts

von

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Genre:

Freundschaft, Liebe, Verrat, der Gaube an sich selbst und an die Menschen, die man liebt, wird auf die Probe gestellt. Von witzigen Szenen bis zu denen für die man wohl doch eher starke Nerven braucht ist so ziemlich alles dabei, da ich versucht habe die Geschichte relativ abwechslungsreich zu gestalten.
 

Inhalt:

Die 17 jährige Misa beschließt nun endgültig ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Den Anstoß dafür gab die Entscheidung ihres Vaters sie in eine Verlobung zu zwingen, um seinen eigenen Interessen nachzukommen.

Doch warum besteht er auf diese Verbindung? Warum setzt er Misas Glück einfach so aufs Spiel?

Wird sich ihr Leben tatsächlich zum Besseren verändern, oder kehrt sie letztendlich reumütig nach Hause zurück?
 

Zeichenerklärung:

"..." gesprochenes

,...' gedachtes

#...# Erinnerung

* Ortswechsel

~~~ Traum

(...) die Kommentare der werten Autorin
 

Schatten des Lichts

Teil 1
 

Der Mond scheint hell vom Himmel herab. Doch niemand hört sein leises Wispern, das immer wieder vom Wind, der über die zarten Gräser streicht und diese in der kühlen, rauen Luft der Nacht hin und herwiegt, hinfort getragen wird. Still ruft er nach seinen Kindern, aber wie so oft vergeblich. Er liebt und bewacht jedes einzelne seiner zerbrechlichen Sternenkinder, damit sie nicht verloren gehen, doch so manches kommt dennoch von seinem Weg ab und irrt in der schier unendlichen Dunkelheit umher, bis es auf einem anderem Weg zurückfindet. Keine Angst. Auch du findest deinen Weg. Deinen Weg zurück ins Licht.
 

,Ich frage mich wirklich was Vater dazu gebracht hat so plötzlich nach Hause zu kommen. Ich habe ihn schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Das letzte Mal, als er so kurzfristig angerufen hat, dass er am Wochenende nach Hause kommt war.... keine Ahnung. Ich denke noch nie."

Mit einem leisen Aufseufzen rutschte das Mädchen das ihre braun, gelockten Haare nach oben gesteckt hatte, noch tiefer in das Wasser der Badewanne und kippte dabei noch etwas Badeöl mit süßem Erdbeergeruch in das bereits von einer dicken Schaumschicht überzogene Badewasser. Sie liebte diese sanft umhüllende Wärme und vergas darin nur allzu gern die Zeit, bis ihre Finger und Zehen völlig verschrumpelt waren und sie von Nanatsaja, ihrer Kinderfrau, daran erinnert wurde, dass sie schließlich auch irgendwann wieder rauskommen musste. Und so wie es aussah, war es auch schon wieder an der Zeit die Wanne zu verlassen, da sie bereits hinter dem Paravent ihr leicht genervtes auf und abgehen hören konnte. Nichts desto trotz schloss sie genießerisch ihre Augen, als sie noch einmal tief den süßlichen Duft einatmete.

"Jetzt komm schon! Trödle nicht so lange rum! Dein Vater dürfte inzwischen längst angekommen sein und du weißt doch genau, dass er es hasst lange warten zu müssen." "Schon gut, schon gut. Bin ja gleich fertig. Was gibt es eigentlich so wichtiges, das er extra aus Kurata zurückkommt? Er ist doch sonst kaum hier. Das finde ich schon höchst verdächtig. Du weißt nicht zufällig warum er so dringend persönlich mit mir unter vier Augen reden will?" "Tja tut mir Leid, ich weiß genauso wenig wie du." "Hmmmmm...Wegen meinem Geburtstag kann es nicht sein. Den hatte ich erst vor zwei Monaten." Seufzend klappte Nanatsaja nun den Paravent zur Seite und hielt ihr ein Handtuch hin. "Jetzt komm schon endlich aus der Badewanne raus! Du sitzt bereits seit einer Stunde drin. Das Wasser müsste schon längst kalt sein. Die Sachen zum Anziehen hab ich dir schon hingelegt." Erschrocken bedeckte die junge Frau ihre Blöße und rutschte noch tiefer bis knapp unter ihre Nase in das Wasser. Protestierend blubberte sie ein paar Luftblasen mit dem Mund, bevor sie sich eilig das Handtuch schnappte, das sie ihr noch immer vor die Nase hielt. "Danke, aber es hätte gereicht wenn du es mir auf den Wäschekorb gelegt hättest." Mit den Augen rollend drehte sich die bereits ergraute Frau um, um ihrem Schützling die gewünschte Privatsphäre zu gewähren.

Wenige Minuten später kam Misa fertig angezogen aus dem Bad. "Dann los beeil dich." "Bin schon weg."

Voller neugieriger Erwartung rannte Misa jetzt in die Richtung des Arbeitszimmers ihres Vaters. Ihr eigenes Zimmer befand sich am Ende der riesigen Villa, die in historischen Stil erbaut und mit ausgewählten Designermöbeln eingerichtet wurde. Das Anwesen an sich befand sich weit außerhalb jeglicher Zivilisation. Nur wenige Menschen verirrten sich in diese Gegend. Wobei verirren wohl auch das richtige Wort dafür war, da die Villa direkt an einer Küste angrenzte und sich ansonsten nur ein riesiger Wald um das Haus erstreckte. Es war mehr als ungewöhnlich wenn sich tatsächlich jemand in dieser Gegend blicken ließ, der nicht zum Personal der Wakabashis gehörte. Besonders da sich dieses Besitztum mit dem umliegenden Land im Privatbesitz der Familie befand.

,Ich habe Vater in den letzten Jahren kaum gesehen. Ich meine gut, Kurat ist mindestens 200 Meilen von hier entfernt, aber er könnte sich trotzdem mal öfter hier blicken lassen. Er kann mich doch nicht einfach ablegen wie einen gebrauchten Hut. Ich weiß, er hat seine Firma dort und viel zu tun, aber trotzdem... und dass ich ihn dort besuche oder auch nach Kurata ziehe lehnt er auch immer ab. Oh, ja. Wie konnte ich es vergessen? Es ist ja auch viiiiieeeel zu gefährlich für mich. Mir könnte schließlich etwas passieren, jemand könnte mich überfallen, blablabla... Oh Gott ja, wie ich seine Ausreden hasse! Manchmal denke ich, dass ist alles nur eine Ausrede, weil er mich nicht bei sich haben will... Aber ich hab doch niemanden mehr außer ihm! Und Seiji wohnt ja schließlich auch dort! Tja, mein Bruder darf mit, aber ich werde hier wie ein Vogel im goldenen Käfig gehalten. Aber er ist ja auch zu etwas zu gebrauchen, im Gegensatz zu mir.'

Keuchend kam Misa an der Tür des Arbeitszimmers an und holte nach den vielen Treppen noch einmal tief Luft. ,Also dann...' Leise kaum hörbar klopfte sie an, als sie die Stimme ihres Vaters hörte, der sie zum Eintreten bat. Vorsichtig steckte sie zuerst nur den Kopf in das Zimmer. Dieses war ihr schon immer unheimlich gewesen. Obwohl alles sehr stilvoll eingerichtet war und vom unvorstellbaren Reichtum des Wakabshi Klans zeugte, fehlte dem Raum irgendwie die Seele. Das dunkle Holz des Schreibtischs, der Regale und die hölzernen Ornamente entlang der Decke ließen das gesamte Zimmer sehr düster wirken.

Doch als sie ihren Vater erblickte, strahlte Misa über das ganze Gesicht, fiel ihm in die Arme und warf ihn durch die stürmische Begrüßung fast zu Boden. Vollkommen überrumpelt taumelte er ein paar Schritte zurück, ehe er zögernd einen Arm um sie legte und sie kurz an sich drückte, bevor er erfolglos versuchte sie von sich zu schieben.

"Hämm......hä... Misa...du schnürst...mir noch die Luft ab." Augenblicklich ließ sie ihn los. "Tschuldigung...aber hey, ich hab dich mindestens schon drei Monate nicht mehr gesehen!" "Ja, tut mir Leid, aber ich hatte in letzter Zeit viel zu tun." "Hmmhum..." Misa nickte nur und blickte erwartungsvoll zu ihrem Vater auf. "Was wolltest du eigentlich so dringend mit mir besprechen? Oh... lass mich raten! Du hast es dir noch einmal überlegt und ich darf nun doch mit nach Kurata. Ich bin schließlich schon 17! Also ein großes Mädchen, das auf sich selbst aufpassen kann." Eigentlich war es mehr ihr Wunschdenken, als dass sie wirklich erwartet hätte, dass er seine Meinung so plötzlich geändert hätte, nachdem sie ihn nun schon seit Jahren ohne Erfolg anbettelte.

Ein etwas schiefes Lächeln stahl sich über sein Gesicht, bevor er auf eine Ledercouch neben sich deutete. "Setz dich erst mal. Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen." Gespannt ließ sie sich in die Couch sinken und wartete, dass er nun endlich verraten würde, was denn nun sein unerwarteter Besuch zu bedeuten hatte. Nach kurzem Zögern lehnte er sich gegen seinen Mahagonischreibtisch und suchte wohl noch nach den richtigen Worten, ehe er begann.

"Es geht um deine Zukunft und vor allem darum, wie diese sich am besten Gestalten lässt. Du weißt doch, ich will nur das Beste für dich und aus diesem Grund, habe ich bereits einen Weg für dich gewählt, bevor du auf die schiefe Bahn gerätst und eine falsche Entscheidung triffst." Das klang nun schon einmal nicht nach dem, was sie sich erhofft hatte. Denn jede noch so wunderbar getroffene Entscheidung ihres Vaters über ihr Leben bedeutete nur noch weitere Ketten. Normalerweise war er auch nicht gerade der Mann vieler Worte und kam immer ohne jegliche Umschweife auf den Punkt, doch dieses Mal schien er sichtlich bemüht ihr diese Nachricht auf einfühlsamere Weise zu vermitteln, als sonst, was sie umso mehr beunruhigte.

"Was meinst du damit?" "Seiji ist ein großartiger Junge. Er wird es mit der Firma noch weit bringen und du kommst langsam in ein Alter in dem du dich für gewisse Dinge zu interessieren beginnst." Bei den Worten ,gewisse Dinge' schwante ihr bereits Unheilvolles, da ihr Vater immer besonders darum bemüht war, sie von jeglichem männlichen Kontakt fernzuhalten. "Ich glaube, ich verstehe noch immer nicht ganz." Sie wollte eigentlich gar nicht daran denken, worauf er möglicherweise hinaus wollte.

"Ich meine damit, dass du langsam ins heiratsfähige Alter kommst und ich gerne meine beiden Kinder glücklich sehen würde. Und da ihr keine wirklichen Geschwister seid, halte ich es für die beste Lösung, wenn ihr euch zusammentut." Ihre Augen weiteten sich, als sie langsam anfing zu begreifen. ,Seiji? Heiratsfähiges Alter?!!! Ich bin 17! Erst 17!!!!! Und hab gerade Mal einen einzigen Jungen geküsst!' Sie hoffte inständig, dass das alles nur ein verfrühter Aprilscherz sei und stotterte deshalb nervös lachend vor sich hin. "Du...du meinst doch nicht.. ich.... ich soll Seiji heiraten?! Ich weiß, ich bin nicht deine richtige Tochter, aber.... Seiji? Ich kann doch unmöglich...Ich meine, er... er ist mein Bruder. Nicht im biologischen Sinn, aber er ist...mein ...mein Adoptivbruder, aber...ER IST 23! Ich bin 17! .... Außerdem...nein, das kann ich nicht!" Sie griff nach jedem Strohhalm, denn der Altersunterschied war nun nicht wirklich ein Problem für sie, besonders da der Blick ihres Vaters sie verstehen ließ, dass es sich hierbei keineswegs um einen schlechten Scherz handelte.

"Ich kann mir vorstellen, dass du im Moment noch etwas verwirrt bist. Aber du wirst einsehen, dass es das Beste für dich ist. Und Seiji hat bereits zugestimmt." ,VERWIRRT!!!'

Völliger Unglauben stand in ihrem Gesicht geschrieben und sie versuchte verzweifelt einen klaren Gedanken zu fassen, während ihr bereits ergrauter Vater die Sache inzwischen schon für beschlossene Sache hielt. "Aber ich liebe ihn doch nicht! Nicht so, nicht auf diese Art... Ich habe auch längst nicht vor schon zu heiraten! Das kann doch unmöglich dein Ernst sein! Hast du...hast du was getrunken?! Wie kommst du überhaupt auf diese absurde....?!" Sie brachte vor Wut kein einziges Wort mehr über ihre bebenden Lippen. Ohne eine Antwort abzuwarten, wollte sie schon davonstürzten, als sie die Stimme ihres Vaters noch kurz innehalten ließ. "Es ist nicht so, als ob du eine Wahl hättest. Ich habe mich bereits entschieden. Du solltest mir dankbar sein, dass ich dich damals aufgenommen habe."

Mit ungläubig, aufgerissenen Augen drehte sie sich noch einmal um und versuchte ihren Vater, den sie immer so sehr bewundert hatte, unter den eisernen Gesichtszügen des Mannes vor ihr zu erkennen, bevor sie leicht den Kopf schüttelte und versuchte Luft in ihre wie zugeschnürte Lunge zu pressen. Sie erkannte ihn nicht wieder. Niemals hätte sie erwartet derartige Worte aus seinem Mund zu hören. Kurz nickte sie ihm zu, ehe sie ein leises ,Danke' murmelte und die Tür hinter sich schloss.
 

Hastig sah sie sich in aller Eile um und warf ein paar Kleider, Brot, eine Salami und Äpfel, die sie gerade erst aus der Küche gestolen hatte, zusammen auf einen Haufen, den sie schnell in ein großes Tuch wickelte. Sie war so wütend, dass sie alle paar Minuten die Zähne aufeinanderbiss um nicht laut aufzuschreien und machte ihrem Ärger letztendlich Luft indem sie hart gegen einen Bettpfosten trat, nur um mit einem unterdrückten Aufschrei auf einem Bein auf der Stelle zu hüpfen.

Sie würde hier nicht einen Augenblick länger bleiben. Sie hatte keinen blassen Schimmer wohin sie gehen würde, aber was genug war, war genug. Misa hatte sich schon oft vorgestellt, wie es wäre diesen trostlosen Ort zu verlassen. Vor einigen Jahren hatte sie sogar, als sie besonders wütend auf ihren Vater war, die möglichen Ruten, die sie gehen könnte, in einer Landkarte eingezeichnet, doch den Gedanken gleich wieder verworfen, als sie die großen Distanzen zwischen ihr und der nächsten Zivilsation berechnete.

Außerdem wusste sie nur allzu gut, auf welchen Luxus sie verzichten würde müssen, einen Standart den sie so gewöhnt war, dass sie sich nicht vorstellen konnte, wie sie jemals ohne Bedienstete überleben könnte. Auch das geliebte Klavier im Salon ließ sie nur schweren Herzens zurück. Es war oft das Einzige gewesen, das diesem Haus Leben einhauchte.

Aber dieses Mal gab es kein zurück, nur noch ein Forwärts. Es war ihr inzwischen gleich ob sie auf dem harten Boden schlafen musste, oder dass es vielleicht Tage dauern könnte, bis sie wieder auf einen Menschen traf. Die letzten Worte ihres Vaters und nicht zuletzt seine irrwitzigen Idee sie mit ihrem Adoptivbruder zu verheiraten, brachten das Fass zum überlaufen. Nicht nur dass er sie einfach monatelang alleine in dieser Einöde sitzen ließ, nein! er verlangte doch tatsächlich von ihr, dass sie ihr Leben nur nach seinen Vorstellungen lebte. Doch Misa hatte eigene Pläne und die gingen noch nicht einmal ansatzweise in dieselbe Richtung, wie die die er für sie vorgesehen hatte.

Sie würde nicht als kleines Frauchen neben ihrem Bruder enden und als sein nettes Assesoir bei Dinnerparties den Wakabashi Klan repräsentieren. Nein, sie würde leben und dieses Mal richtig.

Einen Moment lang hielt sie inne, als ihr Blick auf die Kommode fiel. Zögernd holte sie eine silberne Haarspange in der Form eines Schmetterlings mit kleinen Opalen besetzt aus einer der Schubladen und strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über die glatte Oberfläche, ehe sie die Spange umdrehte und ihre Finger über die filigrane Gravur wandern ließ. ,AKIKO' Wütend über sich selbst warf sie sie achtlos wieder zurück und schnappte sich stattdessen einen alten Kompass, den sie in einer kleinen Kiste mit anderem Krimskrams verstaut hatte und der wie sie hoffte noch funktionnierte, ehe sie das geschnürte Bündel packte und ihn zwischen die Kleidung stopfte.
 

Mit klopfendem Herzen lief Misa im Schatten der großen Eichen in die Abenddämmerung hinaus, ohne zu wissen wohin sie ihre Beine trugen, als sie plötzlich an einem ihr viel zu bekanntem Ort ankam. Auf der Klippe an der sie nun stand, befand sie ein großgewachsener Baum, der sich im Wind hin und her wiegte und dessen Blätter sich wie die Wellen der Gischt, die sich immer wieder gegen die Klippen warf, im selben Rhythmus bewegte.

So lange sie sich zurückerinnern konnte, hatte sie hier gesessen und den Sonnenuntergang beobachtet. Zuerst mit ihrer Mutter, die sie von hinten an sich drückte und ihr zärtlich einige wilde Strähnen aus dem Gesicht strich, später allein.

Ihr verklärter Blick richtete sich auf den schier unermesslich weiten Horizont, an dem sich die untergehende Sonne noch im Wasser spiegelte. "Kannst du dir eigentlich vorstellen, was du mir angetan hast? Antworte mir!" Zuerst noch flüsternd und dann mit tränenerstickter Stimme rief sie die letzten Worte dem Himmel entgegen. "Nein, natürlich nicht, wie könntest du auch. Dafür bist du viel zu egoistisch. Ich hasse dich! Das verzeih ich dir nie..."

Ihr ganzer Geist fühlte sich leicht benebelt, ihr Körper taub, so als wäre sie nur unglaublich müde. ,Warum...warum hast du das getan? Warum hast du mich allein zurückgelassen? Hast du mich denn nicht geliebt? Hast du mich einfach VERGESSEN!!!' Wie betäubt ließ sie sich auf die Knie sinken und die Tränen liefen ihr unaufhaltsam die Wangen hinunter. "Ich hasse dich."

Am Horizont tauchte das einst helle, wärmende Licht alles vor ihren Augen in eine blutrote Farbe. ,Blut...überall Blut, aber...'
 

#Als sie wieder an sich hinab sah, sah sie kleine Kinderhände, die sie als ihre eigenen erkannte und an ihren Händen klebte überall die noch warme Flüssigkeit. Ein Schreckensschrei erstarb noch in ihrer Kehle, als sie vor sich ihre tote Mutter liegen sah.

"Mama wach doch auf. Warum wachst du nicht auf Mama?" Unwillkürlich rüttelte sie an der leblosen Gestalt. "MAMA......" Schluchzend legte sie sich über den im eigenen Blut getränkten Körper. Noch im selben Moment veränderte sich das Bild wieder vor ihren Augen. Das Grab ihrer Mutter tauchte vor ihr auf und im Hintergrund konnte sie leise Stimmen flüstern hören.

"Das arme Kind, was wird jetzt aus ihr?"

"Hat sie den keine Verwandten?"

"Nein, soweit ich weiß, ist ihr Vater schon vor Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen und von anderen Verwandten ist nichts bekannt."

"Die arme Kleine. Erst 6 Jahre alt und schon völlig allein auf der Welt."

"Hmm..... Aber ich habe gehört, dass Herr Wakabashi sich um sie kümmern will. Sie haben ja schon vorher bei ihm in der Villa gewohnt. Wenn du mich fragst war ihre Mutter eine Art Mätresse."

"Hört auf..."

"Ja, die arme Frau Wakabashi! Sie hat ihren Mann offensichtlich wegen diesem, diesem billigem Flittchen verlassen."

"Nicht wahr! Unglaublich, dass sie sich einfach in seinem Haus eingenistet hat!"

"Hört auf ...bitte..."

"Allerdings." "Wahrscheinlich hat sie Gewissensbisse bekommen und hat sich deshalb umgebracht. Das wäre in diesem Fall sogar verständlich. Immerhin hat sie eine damit eine glückliche Familie zerstört. Aber das Kind kann ja nichts dafür. Man kann sich die Eltern ja schließlich nicht aussuchen. Und wenn er sie jetzt wirklich adoptiert, wird vielleicht sogar noch etwas aus ihr. Weiß doch jeder wie reich die Wakabashis jetzt sind."

"So gesehen hätte ihr gar nichts Besseres passieren können."

"HÖRT ENDLICH AUF!!!.....bitte...das ist nicht wahr..."#
 

Mit diesen schmerzlich geschrienen Worten, die in ein leises Flüstern übergangen waren, erwachte Misa aus ihrer Trance in die sie gefallen war. ,Es ist doch schon über 10 Jahre her. Warum kann ich nicht endlich vergessen. Es schien mir so real, als wäre es wirklich gerade erst passiert. Du hast mich hier allein zurückgelassen hast. Du hast mich einfach vergessen.... Dazu hattest du kein Recht! Niemand hat das Recht sich das Leben zu nehmen... Niemand! Das verzeih ich dir nie!' Die Tränen die sich zuvor aus ihren wütend zusammengekniffenen Augen gestohlen hatten, wurden ihr durch den beißend kalten Wind des Meeres bewusst. Hastig wischte sie mit ihrem Handrücken über ihr Gesicht, als sie bemerkte, das sie nun schon für geraume Zeit hier gestanden haben musste, da bereits die Nacht über ihr hereingebrochen war. Nicht ein wärmender Sonnenstrahl fiel auf ihren bereits vor Kälte zitternden Körper, als sie den Mantel den sie vorsorglich mitgebracht hatte überzog.

Noch einmal ließ sie den Blick über das nur noch schemenhaft erkennbare Anwesens schweifen, dessen Fenster nun das schwache Mondlicht reflektierten, oder aus denen das künstliche Licht der wenigen bewohnten Räume strahlte. Für einen Moment lang glaubte Misa sogar einen Schatten zwischen den großen Eichen huschen gesehen zu haben. Doch sie musste sich getäuscht haben, denn es war doch schließlich unmöglich, dass man ihre Abwesenheit bereits bemerkt hatte. Dafür hatte sie gesorgt, indem sie lautstark verkündet hatte, als jemand an ihre Tür klopfte, nachdem sie diese vor Zorn zugeschlagen hatte, dass sie für den Rest des Abends niemanden mehr sehen möchte.

Der Anblick der prächtigen Villa war alles andere als einladend und so sammelte sie noch einmal all ihren Mut um den nächsten Schritt zu wagen. Noch einmal ließ sie sich die letzten Worte ihres Vaters durch den Kopf gehen. ,Du hältst mich wie eine Gefangene hier eingesperrt! Ich sollte dir dankbar sein. Ich bin dir auch für so vieles dankbar, aber ich kann hier nicht länger bleiben. Ich muss endlich leben, atmen, bevor ich hier ersticke, bevor ich vergesse wie.

Nanatsaja bekommt morgen wahrscheinlich einen Schreikrampf, wenn sie sieht, dass ich nicht in meinem Bett geschlafen habe. Ich hätte mich wirklich von ihr verabschieden sollen. Sie ist eine unglaublich liebenswerte, alte Frau. Aber sie versteht nicht wovon ich träume. Das ich Freunde in meinem Alter brauche, neue Menschen kennenlernen möchte, mich verlieben. So richtig. Mit allem was dazu gehört.

Hier bin ich nur von Personen umgeben, die dafür bezahlt werden sich um mich zu kümmern. Es hat mir nie an etwas gefehlt.....außer vielleicht an Wärme, jemanden der mich liebt...bedingungslos liebt.

Es ist hier so kalt, so unendlich kalt, wie in einem Grab. Ja,... ich komme mir vor, als wäre ich bereits tot!

Aber das bin ich nicht. Ich will leben und ich werde leben........ Und Seiji? Nein, niemals könnte ich ihn lieben. Gott, wie könnte ich dir nur erklären, dass er mir eigentlich völlig fremd ist. Ich weiß nicht wie ich ihn beschreiben sollte. Er ist mir unheimlich, genauso wie dieses große dunkle Zimmer. Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber er macht mir Angst. Seine Augen sind so leblos, so leer. Wenn das meine Zukunft sein soll... Ich würde nur enden wie sie. Nein, nicht wie sie! Niemals wie sie!...

Aber ich könnte mich nicht in Seiji verlieben. Selbst wenn er versucht zu lächeln...es wirkt alles so...so falsch, unecht. Sein Lächeln erreicht nie die Augen, als würde er nur eine Rolle spielen. Ich mag ihn nicht wirklich kennen, falsch beurteilen, ich habe ihn in den letzten Jahren auch kaum gesehen, aber Vater, ich könnte ihn niemals lieben, nicht einmal für dich. Verzeih mir, aber ich werde gehen, noch heute Nacht. Ich bin dir dankbar, sehr sogar. Aber dieses Leben gehört mir.'



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BabyG2005
2005-11-05T18:43:00+00:00 05.11.2005 19:43
eine schönen guten tag... naja.. eher abend *grins*
wir kenn uns nich... is auch nich verwunderlich XD also. ich habe deine story komplett gelesen und kann hier schon sagen das ich die einmalig finde. aber stopp. das gehört ja nich zum ersten kapitel *grins*
also ich find es schade das du so wenig kommis hast. na ja. und ich will deine ff jetzt auch mal kommentieren. aber nich einfach zum letzten kapitel einfach ein kommi schreiben von wegen "hab alles gelesen. fand ich supertoll" oder so. klingt doof, ist auch doof.
daher werde ich jedes kapitel einzeln kommentieren. ich hoffe das is ok für dich. also fang ich einfach mal mit dem hier an *grins*

also ich find das schon ziemlich heftig. misa einfach mit ihrem stiefbruder verheiraten zu wollen. ich denk ma der vater is ja so ganz nett, aber trotzdem. man kann doch keinen heiraten mit dem man praktisch aufgewachsen ist. außerdem mag sie seiji doch gar nicht wirklich.
ich find gut das sie abgehaun is. hätte ich auch gemacht.
so.. mehr sag ich nich ^^
ich widme mich dann gleich den anderen kapitel ^^
ma schaun wie weit ich heute komme XD
bis denn dann ^^

babyG


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