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Der Jadejunge

Die Erzählungen, Teil 1 - Shounen-Ai
von

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Guter Rat

Mehrere Wochen waren vergangen seit dem Tag, als Dakkas im Zelt des Drachen Molokosh aufgewacht war und bestürzt hatte feststellen müssen, dass er sein komplettes bisheriges Leben verloren hatte. Mehrere Wochen waren vergangen, in denen die Anzahl von offenen Fragen für ihn jeden Tag größer wurden und die Antworten immer weniger und weiter entfernt schienen.
 

Der einzige Lichtblick war die Tatsache, dass er so langsam anfing, seine Begleiter zu verstehen.
 

Er hatte sich dumpf an Allgemeinheiten über Drachen erinnern können – ihr Stolz, ihre Arroganz, ihre Fähigkeiten mit Waffen und Magie. Aber die andauernde Nähe zu einigen von ihnen schien sein Gedächtnis aufzufrischen.
 

Er wusste jetzt definitiv, dass er schon früher mit Drachen zu tun gehabt hatte. So wusste er zum Beispiel, dass der derzeitige Drachenkaiser Heliash Hekates hieß – und er ihn aus irgendeinem Grund nicht leiden konnte, wobei er den Grund in seinem löchrigen Gedächtnis noch nicht finden konnte. Auch an den vollen Namen des Engelsherrschers – König Hepai Hohensonn – und sein Aussehen erinnerte er sich wieder. Ein hochgewachsener Engel, mit kurzen, stoppeligem braun-blondem Haar und einem ebenso kurzem, stoppeligem Bart. Und einer Arroganz, die wahrscheinlich nur von einem Drachen übertroffen werden konnte.
 

Molokosh war ein typischer Drache: Er wurde schnell wütend, vor allem dann, wenn man ihn, seine Familie oder seinen Klan beleidigte. Nach einer nächtlichen Begegnung mit einem Wolfsrudel wusste Dakkas auch, dass er gut mit seinem Schwert umgehen konnte. Das wenigstens beruhigte ihn.
 

Aber trotz der vielen eher negativen Charaktereigenschaften war Molokosh dennoch freundlich. Er war bereit, Dakkas zu helfen, wenn auch nicht begeistert von der Idee und er schien einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zu haben. Alles in allem war er kein schlechter Reisegefährte und Dakkas beglückwünschte sich, den adligen Drakonier getroffen zu haben.
 

Nostradamus war eine andere Geschichte. Der Seher ignorierte ihn seit einigen Tagen völlig. Je näher sie nach Halmsdorf kamen, desto abwesender und stiller wurde der Grauhaarige und sprach seit zwei Tagen nicht einmal mehr mit seinem Bruder. Traurig war Dakkas darüber jedoch nicht – ignoriert zu werden erschien ihm besser, als dass man ihm kryptische Beleidigungen an den Kopf warf.
 

Und Daniel… der Heiler war der freundlichste der drei. Aufgeschlossen, höflich, zuvorkommend… und einer der besten seines Faches, wenn Dakkas die Zeichen richtig deutete. Daniel hatte zugegeben, seit vielen Jahren im Dienste der de’Sahrs zu stehen und die Stelle ihres persönlichen Arztes und Heilers einzunehmen. Die beiden Drachen würden dies nicht jedem Beliebigem anvertrauen.
 

Inzwischen waren auch die Kopfschmerzen und Schwindelanfälle verflogen, die den Grünäugigen gequält hatten. Es war ein sonniger Morgen und die Hitze der vergangenen Tage war etwas abgeklungen.
 

Nach Dakkas Berechnungen musste es ungefähr Sommeranfang sein, der fünfte Monat des Jahres. Die Temperaturen der letzten Wochen, in denen sie gereist waren, waren eher untypisch für diese Jahreszeit, sagte ihm sein Gedächtnis. Er hoffte, dass es nicht noch heißer werden würde. Während seine Begleiter nichts dagegen hatten, schwitzte er tierisch und fühlte sich schnell müde.
 

„Kurz nach Mittag sollten wir in Halmsdorf ankommen.“, kommentierte Daniel von seiner Linken und mit einem Nicken zeigte Dakkas, dass er verstanden hatte.
 

Die letzte Zeit waren sie einem kleinen Fluss gefolgt, der neben der Straße her verlief und vor sich hin plätscherte. Es war der Süßstrudel, der bis kurz vor Halmsdorf ging und dann einen Bogen um die Stadt machte und weiter nach Westen floss, zum Brachmeer. Er war nicht sonderlich tief an dieser Stelle, doch schon kurz nach Halmsdorf sollte er angeblich so tief und breit werden, dass man ihn nicht mehr ohne Hilfsmittel überqueren konnte.
 

„Ich hoffe ja, die Reise hatte auch einen Sinn…“, murmelte der Grünäugige und wandte seinen Blick danach von Daniel ab, als der Heiler nur stumm lächelte. Nostradamus Kräfte als Seher waren anscheinend unbezweifelt und seine Worte von großer Bedeutung. Nun, wenn es etwas brachte…
 

Schon wenige Stunden später tauchten die Umrisse der Stadt am Horizont auf. Nach einem tagelangen Marsch ohne ein Anzeichen von Zivilisation löste der Anblick der Silhouette große Freude in Dakkas aus.
 

Er war kein Freund vom Leben in der Wildnis, so viel war klar.
 

Je näher sie der Stadt kamen, desto größer wurden ihre Umrisse. Die typischen, steinernen Stadtmauern einer Engelsstadt zeichneten sich bald am Horizont ab und über den Dächern der Steinhäuser thronte das runde Dach eines Sonnentempels.
 

Um die Stadt herum lagen, ähnlich wie in Kish-Laro, mehrere Gehöfte, Felder und Äcker. Auch diesmal konnte Dakkas das geschäftige Treiben der Stadt hören, bevor ihre Gruppe dort ankam.
 

Als sie das große hölzerne Stadttor passierten und von den Stimmen der Einwohner begrüßt wurden, musste Dakkas seufzen. Leicht grinsend sah er sich um. Auch hier erkannte er zwar nichts wieder, aber allein die Tatsache, dass er wieder in einer Stadt war, ließ ihn fröhlicher werden.
 

Halmsdorf war in der Architektur und in den verwendeten Materialien grundlegend anders. Als erstes gab es hier bei den Bauten viel Holz und Holzkonstrukte, was in der spärlich bewaldeten Gegend von Kish-Laro natürlich nicht möglich gewesen war. Ebenso waren die Steine der Häuser in einer normalen hellgrauen Farbe und nicht ausgebleicht von der Sonne, wie die Lehmziegel in dem ehemaligen drakonischem Dorf. Die Straßen waren anders angelegt, im Zentrum kreisförmig um den Sonnentempel gebaut und davon, sich entfernend, in klaren quadratischen Häufchen.
 

Die Einwohner, welche Dakkas erblickte, waren größtenteils in leichte Woll- und Lederkleidung gekleidet und betrachteten die Neuankömmlinge neugierig. Halmsdorf lag nah genug an den Grenzen, um Besucher und Reisende aller Völker anzulocken, war aber stark genug von Engeln kontrolliert, dass man solche ‚Andersartigen’ argwöhnisch beäugte.
 

Daniel quittierte Dakkas fröhliches Gesicht mit einem Lächeln, Molokosh mit dem Ansatz eines Grinsens. Nostradamus war wie immer halb weggetreten und blickte emotionslos die Straße entlang.
 

„Du erinnerst dich nicht zufällig schon an etwas?“, brummte der schwarzhaarige Drache, als sie an einer nahen Hauswand unweit des Tores eine Rast machten.
 

Der Grünäugige sah sich um und konzentrierte sich. Aber nichts kam ihm hier bekannt vor, weder Häuser noch Menschen. Die am Tor stehenden Engelswachen erweckten das ihm inzwischen bekannte abstoßende Gefühl von Ekel, aber ansonsten tat sich nichts.
 

Entmutigt schüttelte er seinen Kopf.
 

„Aber… wenn mich hier jemand kennt, sollte dieser jemand doch eigentlich mich erkennen, oder?“, sprach er dann zögerlich, während er kurz zu Nostradamus schielte.
 

Stirnrunzelnd nickte Molokosh und beließ es vorläufig dabei.
 

„Dann sollten wir zuerst eine Unterkunft besorgen.“, erklärte der Drache. „Es gibt einige Tavernen hier, wenn ich mich richtig erinnere… aber ich war längere Zeit nicht mehr hier…“
 

Nachdem Molokosh sich wieder das ungefähre Bild der Stadt vor Augen gerufen hatte, liefen sie wieder los, der schwarzhaarige Drache an ihrer Spitze.
 

Obwohl es sich bei Halmsdorf um eine andere Art von Dorf handelte als Kish-Laro stellte Dakkas doch einige Ähnlichkeiten fest. Die Marktschreier priesen ihre Waren auf die gleiche aufdringliche Art und Weise an, die Bewohner gingen ebenso eilig und konzentriert ihren Geschäften nach. Was störte waren jedoch die vielen versteckten und offenen Blicke, die er auf sich ruhen fühlte.
 

Er hatte das Gefühl, sich in dieser Stadt nie ganz sicher fühlen zu können. Jede Blöße wäre hier ein Risiko.
 

Der Straßenverlauf war nicht so verwirrend wie in Kish-Laro, allerdings bewegten sie sich auch nicht durch keine so kleinen und engen Gässchen, wie sie es in der Ödlandsstadt getan hatten. Stattdessen führte Molokosh sie auf einen Abzweig der Hauptstraße und danach an einem Brunnen vorbei. Nachdem sie dann eine letzte Ecke umrundet hatten, standen sie auf einem kleinen gepflasterten Platz. Ein einzelner Baum stand in der Mitte und hellte die triste Stadtgegend mit seinen rosafarbenen Blüten auf. Einige der zarten Blütenblätter waren vom Wind herab gerissen worden und lagen um den Baum herum auf dem Platz verteilt.
 

Ein paar Kinder saßen unter ihm und spielten mit einer Reihe von kleinen, hölzernen Kugeln. Eines von ihnen sah auf, als die Gruppe den Platz betrat und wisperte etwas zu seinen Spielkameraden. Mit neugierigen Blicken wurden Dakkas und seine Reisebegleiter gemustert.
 

Den Kindern schenkte der Grünäugige seinerseits keine große Beachtung, sondern viel mehr den drei großen Gebäuden, die um den kleinen Platz gruppiert waren.
 

Zu seiner linken stand ein Haus in der typischen Holz- und Steinbauart, mit spitz zulaufendem Dach und kleinen Fenstern. Es war jedoch etwas größer als die umherstehenden und hatte einen kleinen, mit einem Eisenzaun umringten Hof an sich angeschlossen.
 

Zu seiner rechten war ein etwas verziertes Haus, über dessen Doppeltür sogar ein bronzefarbenes Schild hing und mit großen Buchstaben „Gesellschaft Wellert“ verkündete. Zwei kleine Statuen standen links und rechts von dem Eingangsportal und schwere Vorhänge waren hinter den etwas größeren Fenstern sichtbar.
 

Worauf Molokosh jedoch zusteuerte, war das Gebäude ihnen direkt gegenüber.
 

Ein hohes Haus dominierte die gegenüberliegende Seite des Platzes. Es hatte keine Verzierungen oder Statuen vor sich und wirkte dennoch imposant. Beim Errichten war zwischen die normalen Steine eine kleine Menge dicker rötlicher Steine eingefügt worden, die es so erschienen ließen, als wenn hier und da ein Farbklecks an der Wand war.
 

Ein Schild war über der großen, aber einfachen, Eingangstüre angebracht, dass an einer Stange über der Straße baumelte. „Die Kirschblüte“, stand in großen Buchstaben quer darüber geschrieben.
 

Er spürte einen leichten Druck an seiner Schulter und bemerkte, dass die beiden Drachen bereits fast vor der Eingangstür waren und Daniel ihn zum Weitergehen auffordern wollte. Schnell schlossen sie zu den de’Sahr Brüdern auf.
 

Das innere der Taverne war nichts wie das des Salzkessels.
 

Die Luft war nicht annähernd so heiß und roch nicht so komisch, wie sie in der drakonischen Unterkunft getan hatte. Ebenso war die Inneneinrichtung verschieden, die Tische und Stühle nahmen nicht fast den ganzen Raum ein und waren sogar in einer festen Ordnung aufgestellt. Zwischen ihren Reihen gingen zwei Kellnerinnen auf und ab und ein sauertöpfisch dreinblickender Mann stand hinter der Theke.
 

Die Geräusche in der Taverne waren vorher schon leise gewesen, doch als das kleine Grüppchen zur Tür herein kam und Dakkas sich im Raum umsah, verstummten die Gespräche völlig, nur um danach in einem Flüsterton wieder anzufangen.
 

Es saßen nur wenige Gäste in der Wirtstube und anhand der Kleidung erkannte der Grünäugige sofort, dass sie Einheimische waren. Hatte diese Taverne keine Gäste von außerhalb?
 

Mit einem stoischen Gesichtsausdruck und einem finsteren Blick in den Augen bahnte Molokosh sich einen Weg bis zur Theke. Anscheinend bekam er diese Reaktion öfters zu sehen und war darauf vorbereitet, mit ihr umzugehen.
 

Neben sich bemerkte Dakkas, wie Daniel sich anspannte und subtil den Raum absuchte. Was bedeutete das? Rechneten sie mit Problemen?
 

„Zwei Zimmer bitte.“ Molokosh sagte ‚bitte’ aber sein Tonfall sagte: Zwei Zimmer, sofort. Stirnrunzelnd fragte der Grünäugige sich, ob das die beste Vorgehensweise war. Er selbst hätte in einer so angespannten Umgebung höflich und freundlich gehandelt, nur um die Spannung zu vertreiben.
 

Der Wirt musterte die vier eindringlich und grummelte dann etwas vor sich hin, während er zwei Schlüssel aus einer Schublade herausholte. „Letzten beiden Türen im rechten Gang, gegenüberliegend.“, murrte er, während er die Schlüssel überreichte. „Macht 11 Goldstücke.“ Daniels sanftes Seufzen verriet Dakkas, dass dieser Preis nicht der eigentliche war, doch kommentierte keiner von ihnen dies und stoisch überreichte Molokosh die geforderte Menge.
 

„Können wir das Bad benutzen?“ Der Mann mit dem kurzen, schmutzig blondem Haar schien diese Frage nicht wirklich hören zu wollen, stieß dann jedoch ein ‚ja’ heraus und machte ihnen deutlich, dass sie aus seinem Blickfeld verschwinden sollten.
 

Sofort führte Daniel den wieder einmal verwirrten Dakkas hinter seinen Herren her eine Treppe hinauf und einen Gang hinunter. „Immer das Gleiche…“, hörte er den Heiler neben sich murmeln, während sie die letzten beiden Zimmer im Gang erreichten. Molokosh schloss eines von beiden auf und bat die anderen herein.
 

Von der Einrichtung her war das Zimmer annehmbar. Zwei Betten, ein Schrank, ein Stuhl und zwei normalgroße Fenster bildeten die Grundausstattung, die durch einen etwas farblosen Teppich vervollständigt wurde. Das Zimmer war bedeutend größer als die kleinen Kammern in ihrer vorherigen Gaststätte, was Dakkas freute.
 

Nostradamus stellte den Stuhl mit einem Handgriff ans Fenster und ließ sich darauf nieder, während Molokosh eines der Betten belegte. Daniel blieb stehen und Dakkas, der nicht einsah, warum er nach dem langen Marsch noch unnötigerweise herumstehen sollte, setzte sich auf das andere Bett. Da Stirnrunzeln im Gesicht des Heilers zeigte ihm danach genau das, was er vermutet hatte: Für ihn war es nicht schicklich, sich auf ein bett der de’Sahr Brüder zu setzen, auch wenn es nur ein gemietetes war.
 

Nun, das interessierte Dakkas herzlich wenig.
 

„So unfreundlich hatte ich die Bewohner nicht in Erinnerung.“, kommentierte Molokosh dann. Der Heiler nickte und Nostradamus blieb, wie immer, still.
 

„Du sagtest, dass du länger nicht mehr hier warst…“, meinte Dakkas dann, „vielleicht hat sich in der Zwischenzeit etwas verändert.“
 

„So sieht es aus… obwohl mich das wundert. Normalerweise sieht man in Halmsdorf genug Wildblüter, dass die Bewohner daran gewöhnt sind. Und jetzt? Habt ihr auf die Leute geachtet, welche durch die Straßen gehen? Ich habe fast nur Engel und Elfen gesehen.“
 

Der Begriff ‚Wildblüter’ sagte Dakkas zwar nichts, aber er verstand, was Molokosh sagen wollte.
 

Und jetzt wo er daran zurück dachte, stimmte es tatsächlich. Ihnen waren auf dem Hinweg kaum Werwölfe, Drachen oder ähnliches begegnet. Selbst Mischlinge hatte er nur selten gesehen. Aber warum sollten diese Einwohnergruppen plötzlich verschwinden?
 

„Ich finde es sehr unwahrscheinlich, dass ein Teil der Einwohner dieser Stadt einfach weg gehen.“, sprach er dann, „Vielleicht halten sie sich nur woanders auf als auf den Straßen, die wir hierher benutzt haben?“
 

„Das lässt immer noch die Frage offen, was los ist. Irgendetwas stimmt hier nicht. Etliche Tagesreisen weiter in die Herzlande hinein, da wäre diese Begrüßung ja normal, aber noch so nah an den Grenzen?“ Daniel schüttelte seinen Kopf. „Nein, da muss etwas passiert sein.“
 

Molokosh nickte bekräftigend und Dakkas rieb sich am Kopf. Vom Herumsitzen würden sie nichts herausfinden – und waren es jetzt nicht schon wieder mehr Fragen, die ihm entgegen winkten und ihn belästigten? Wann würde er endlich ein paar Antworten bekommen?!
 

„Nostradamus? Gromaresh…“ Molokosh war aufgestanden und berührte den Seher sanft an der Schulter. Der Grauhaarige zeigte nicht, dass er den Kontakt spürte, aber der Schwarzhaarige begann trotzdem, in leisen Tönen in ihrer Sprache auf ihn einzureden.
 

„Er fragt ihn, wohin wir gehen sollen und ob er etwas über das komische Verhalten der Leute weiß.“, übersetzte Daniel leise für Dakkas. Der Grünäugige nickte dankend. Jedes Mal, wenn die Drachen unter sich Drakonisch sprachen, wollte er am liebsten seine Ohren spitzen und alles verstehen können. Leider war das nicht der Fall.
 

Dakkas hatte sich bereits auf eine längere Wartezeit bereit gemacht und im Stillen überlegt, wie sie ohne die Hilfe des Sehers an Informationen herankommen konnten, als Nostradamus plötzlich seine Stirn ans Fenster legte und „Dakosh“ seufzte.
 

Mehrere Dinge passierten auf einmal. Daniels Körper durchfuhr ein Ruck und die Hände des Heilers zitterten, als wenn etwas Furchtbares geschehen war. Molokosh riss seine Hand von der Schulter seines Bruders herunter, als wenn er verbrannt worden wäre. Wut stand dem Drachen aufs Gesicht geschrieben und seine Schulter strafften sich. Mit einem finsteren Blick in den Augen starrte er auf seinen Bruder und zischte einige leise, aber bedrohlich klingende Wort auf Drakonisch.
 

Dakkas war aufgesprungen, verwirrt von dem Wandel, der durch seine Reisegefährten gegangen war. „Was-?“ Er wollte sich danach erkundigen, was los war, doch Daniel griff nach seiner Schulter und zerrte ihn aus dem Raum. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel sah er noch gerade, wie Molokosh seinen Bruder am Handgelenk packte und vom Stuhl hoch riss. Dann versperrte ein Stück Holz die Sicht auf das Zimmer.
 

Draußen im Gang ließ Daniel ihn erst los, als klar war, dass er nicht wieder ins Zimmer stürzen wollte. Hinter der Türe drangen die leisen Geräusche von Molokoshs wütender Stimme hervor.
 

„Was… was ist denn los?“ Verwirrt und auch etwas besorgt starrte der Grünäugige dann den Heiler an. Dieser schüttelte jedoch nur den Kopf. „Das… Dakkas, das kann ich dir nicht erklären. Sei… Tu bloß eins nicht: Frage Molokosh nie nach ‚Dakosh’ oder um was es sich dabei handelt, bitte? Er… Es wäre nicht gut.“
 

Das Gesicht des Heilers war blass und seine Augen huschten immer wieder nervös zu der Holztüre. Eine seiner Hände zupfte am Ärmelsaum seines Hemds herum und Dakkas lief ein kalter Schauer den Rücken herunter.
 

„Er wird Nostradamus doch nicht ernsthaft verletzen?“ Ihm war gerade eingefallen, warum es für die de’Sahr Brüder vielleicht so wichtig sein konnte, ihren persönlichen Heiler immer dabei zu haben. Und diese Schlussfolgerung passte ihm gar nicht.
 

Daniel schüttelte den Kopf. „Nein. Molokosh wird manchmal vielleicht etwas… ausfallend, aber er hat Nostradamus noch nie verletzt.“
 

Der Grünäugige beruhigte sich etwas. Er mochte den Seher ja nicht besonders, aber bei dem Gedanken, dass dessen eigener Bruder ihm vielleicht etwas antun könnte, wurde ihm doch etwas mulmig.
 

„Und was machen wir jetzt? Sie haben unseren Schlüssel?“, fragte er schließlich den Heiler.
 

Der Braunhaarige seufzte leicht. „Wir können hinunter in die Wirtsstube gehen. Das wird hier oben vielleicht noch länger dauern…“ Achselzuckend willigte Dakkas ein und folgte dem Halbdrachen wieder den Gang und die Treppe hinunter. Für ihn gab es eh nicht sehr viele Optionen. Natürlich konnte er auf eigene Faust losgehen und schauen, ob er etwas wieder erkannte, doch war ihm in dieser Stadt etwas Gesellschaft lieber. Die Blicke der Stadtbewohner hatten auch ihn getroffen und er wollte nur ungern alleine unterwegs sein in einer Gegend, die ihn misstrauisch beargwöhnte.
 

Die Tavernengäste starrten auch diesmal, als sie den Tavernenraum betraten, doch waren die Blicke nicht mehr so bohrend und stark wie beim ersten Mal.
 

Daniel besorgte für sie etwas zu trinken, während Dakkas an einem etwas abseits stehendem, kleinen Tisch zurück blieb. Die Atmosphäre und Klientel des Salzkessels hatte im weitaus besser gefallen als die Besucher und Einrichtung der Kirschblüte, stellte er dann missmutig fest. Er konnte nur hoffen, dass sie möglichst bald herausfanden, was es über ihn hier herauszufinden gab und dann der Stadt auf Wiedersehen sagten.
 

Was hatte er in dieser Stadt überhaupt zu tun gehabt? Selbst wenn die Einwohner diese feindliche Einstellung nicht immer hatten, kam sie ihm nicht wie der perfekte Ort für sich selbst vor. Oder lag das nur daran, dass er im Moment nicht wirklich er selbst war? Würde er die Stadt unter anderen Umständen vielleicht doch ganz schön finden?
 

Das ganze Grübeln brachte ihm ja doch nichts. Innerlich seufzend legte er seine Arme auf den Tisch und ließ den Kopf darauf nieder sinken. Hoffentlich würde Daniel bald mit etwas zu trinken kommen, vielleicht wusste der Heiler noch etwas über die Stadt.
 

Wo blieb Daniel überhaupt?
 

Müde blickte Dakkas wieder auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
 

Der braunhaarige Halbdrache war nirgends zu sehen. Alarmiert richtete der Grünäugige sich wieder gerade auf und musterte das Geschehen in der Taverne eindringlicher.
 

Die meisten Leute saßen an ihren Tischen, tranken und aßen etwas. Wahrscheinlich kamen sie zum Mittagessen hierher und gingen danach wieder. Der Wirt polierte ein Glass hinter seiner Theke und blickte immer wieder ärgerlich zu Dakkas. Der Schwarzhaarige bemerkte diese Blicke, ließ sich jedoch nichts anmerken.
 

Wo steckte Daniel? War er vielleicht wieder hochgegangen, um nach den Brüdern zu sehen? Nein, da war eher unwahrscheinlich, dann hätte er ihm bescheid gesagt. Wohin sonst hätte der Braunhaarige gehen können, ohne dass er seinem Begleiter etwas sagte? Nirgends. Der Heiler fühlte sich schnell verpflichtet und Dakkas war in seinen Augen noch ein Kranker, dem er sowieso helfen musste. In der kurzen Zeit, die der Grünäugige mit ihm verbracht hatte, war klar geworden, dass Daniel ein hohes Ehr- und Pflichtgefühl hatte.
 

Dann blieb nur noch offen, dass der Halbdrache unfreiwillig irgendwo hin gegangen war. Aber hätte Dakkas da nicht etwas von mitkriegen müssen? Es war nicht lauter oder leiser geworden in der Taverne und er hatte auch keine komischen Geräusche mitgekriegt.
 

Der Heiler konnte doch nicht einfach so verschwinden!
 

„Hallo Kleiner.“ Die Stimme schreckte ihn auf und er konnte nicht verhindern, dass er etwas zusammenzuckte, als ein stämmiger Mann mit aschblondem Haar sich ihm gegenüber setzte.
 

Der Mann war muskulös, aber nicht besonders groß und zu dem aschblondem, matt aussehendem haar besaß er braune Augen. Von der äußeren Erscheinung her tippte Dakkas darauf, einen Engel vor sich zu haben.
 

„Nicht, dass ich unhöflich klingen möchte, aber der Platz dort ist bereits für meinen Begleiter gedacht.“ Seine Aufgeregtheit möglichst versteckend, versuchte Dakkas den Engel so höflich wie möglich abzuschütteln.
 

Doch der lachte nur leise in sich hinein. „Keine Sorge, dein Freund wird gleich wieder hier sein, wenn ich schon weg bin.“
 

Das machte Dakkas jetzt misstrauisch und er blickte sein Gegenüber mit verengten Augen an. „Was wollt ihr?“
 

Der Mann erhob seine Hände in einer abwehrenden Geste. „Ah, immer mit der Ruhe, junger Mann. Ich möchte mich nur ein wenig unterhalten. Daniel geht es gut, das verspreche ich dir.“
 

Dakkas linkes Auge zuckte leicht. „Woher kennst du seinen Namen?“
 

„Immer mit der Ruhe… wir sind alte Bekannte, kann man sagen. Schon bevor er mit den beiden de’Sahrs herumgereist ist… ich wollte lediglich wissen, wer der Kleine da ist, den Molokosh neuerdings mit sich herumschleppt.“ Dakkas wollte etwas sagen, doch der andere schnitt ihm das Wort ab. „Nein, nein, sag nichts. Du willst doch wohl nicht abstreiten, dass du zu ihnen gehörst? Ich habe euch zwar erst beobachtet, seitdem ihr in die Stadt gekommen seid, aber es ist klar, dass du mit Molokosh unterwegs bist.“
 

„Und ich möchte wissen, woher du seinen Namen kennst.“ Dakkas wurde immer unruhiger. Dieser Mann gefiel ihm nicht, etwas an ihm war falsch…
 

Der Blonde seufzte. „Ich kenne Molokosh ebenfalls von früher, sehr viel früher, Kleiner. So wie du aussiehst warst du da noch nicht geboren. Und es interessiert mich einfach, was der de’Sahr so treibt, ja?“
 

„Ich denke nicht, dass ich euch das sagen will.“, meinte der Schwarzhaarige jedoch bloß und verkreuzte die Arme.
 

Der Blonde lächelte wortlos und schien nachzudenken. „Na gut. Verrate mir also nicht, was Molokosh hier treibt. Aber deinen Namen darf ich doch erfahren?“
 

Darin konnte der Angesprochene keine Gefahr erkennen, wo es doch eigentlich nicht sein richtiger, sondern nur ein vorläufiger Name war. „Dakkas.“
 

Der Blonde kicherte. „Jade? Ist das sein Spitzname für dich? Nun, du bist hübsch genug, dass sehe ich ein… sag mir, du bist kein Halbdrache, oder? Nein, dafür sind deine Gesichtszüge zu fein und dein Körper zu grazil… Ich frage mich, warum Molokosh dich mitnimmt…“ Die Stimme des Mannes verlor sich und Dakkas wusste nicht, ob er sich beleidigt fühlen sollte oder gerade Komplimente gekriegt hatte. Er war also hübsch und grazil? Nun, ein Elf war er sicherlich nicht, so viel wusste er.
 

„Er hilft mir, wenn du es unbedingt wissen musst.“, presste er dann zwischen seinen Zähnen hervor und sah zu, wie die Mundwinkel des Blonden sich nach oben verzogen. „Tatsächlich? Der gute Molokosh hilft jemandem…? Das sind Neuigkeiten für mich, aber nun gut. Wenn du das denkst, wird es wohl so sein…“
 

Einige der Gäste erhoben sich in diesem Moment, um die Taverne nach dem Mahl zu verlassen und nicht wenige warfen den beiden am Tisch sitzenden Männern dunkle Blicke zu, bevor sie den Raum verließen.
 

Als die Gruppe weg war, schüttelte der Blonde ihm gegenüber seinen Kopf. „Schlechte Nachrichten können die Meinung der Leute am schnellsten beeinflussen.“, gab er von sich.
 

„Schlechte Nachrichten?“, hakte Dakkas nach.
 

„Habt ihr etwa noch nichts davon gehört?“, war die erstaunte Antwort des Blonden. Er schien ehrlich überrascht zu sein und der Schwarzhaarige fühlte sich dazu gezwungen, eine Entschuldigung zu sprechen: „Wir waren bis heute auf Reise und haben kaum jemanden angetroffen, geschweige denn Neuigkeiten gehört.“
 

„Nun, wenn das so ist…“ Der Blonde lächelte breit und zeigte dabei einige spitze Reißzähne in seinem Gebiss. Sofort revidierte Dakkas seine Einschätzung des Mannes – das war kein Engel, es war ein Werwolf, der ihm gegenüber saß.
 

„Die Nachricht hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, in jeder Stadt des Engelsreiches, die an das magische Nachrichtennetzwerk angeschlossen ist… nahe der Grauen Zone wurde eine Festung der Dogen vollkommen von den Aufständischen vernichtet. Die dortigen Magier und Soldaten wurden getötet, ein Großteil der Festung abgerissen und zu Schutt verwandelt. Die Forschungsunterlagen der Dogen sind verschwunden und ob zerstört oder geklaut weiß niemand.“ Der Blonde pausierte und ein finsteres Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. „Sie bekamen nur das, was sie verdienten, aber natürlich sehen die Engel das nicht so. Sie sind in Aufruhr, das war der erste direkte Angriff der Aufständischen und zugleich ein derber Verlust für sie.“ Anschließend lachte er wieder leise.
 

Dakkas indessen war verwirrt. Unter den Aufständischen konnte er sich etwas vorstellen, schließlich hatten die weißen Engel ihr Reich durch Eroberung begründet, und dass nicht jeder der Besiegten dies toll fand lag auf der Hand.
 

Doch was waren Dogen? Und was war die graue Zone?
 

Sein verwirrter Blick musste sich gezeigt haben, denn der Mann ihm gegenüber war verstummt und musterte ihn eindringlich.
 

Zögernd überlegte Dakkas und kam zu dem Schluss, dass es wohl besser war, diesem Mann die Wahrheit zu sagen: „Verzeihung… ich… ich leide an Gedächtnisschwund. Was sind Dogen und die graue Zone?“
 

Die Augen des Blonden wurden groß und er blinzelte. „Du… hast Gedächtnisschwund?“ Der Schwarzhaarige nickte. „Das… wie ist das passiert?“
 

Wenn Dakkas das bloß wüsste… soweit er wusste, war er nach dem Erdrutsch einfach damit aufgewacht. „Ich hatte einen… Unfall. Ein Erdrutsch riss mich einen Berg hinab.“
 

„Erstaunlich… und Molokosh hat dir nicht erklärt, worum es sich bei den Dogen handelt?“
 

Dakkas nickte und fragte sich gleichzeitig, warum Molokosh es ihm hätte erzählen sollen.
 

„Die Dogen sind die größte weiß-engelsche Zaubereigilde. Sie sind… mächtig und nicht gerade zu kurz gekommen was Vorurteile gegenüber anderen Rassen angeht. Sie stellen einen großen Teil der zaubernden Kampftruppen der weißen Engel dar und für jeden Werwolf, Drachen oder anderen Wildblüter ist es immer besser, ihnen aus dem Weg zu gehen.“
 

Seine Stirn runzelte sich. „Und die graue Zone… Das ist ein kleiner Landstrich zwischen der ehemaligen Reichsgrenzen der weißen Engel und dem Hoheitsgebiet der Drachen. Zu Kriegszeiten wurde dort eine Art Außenposten gegründet, der sich jedoch immer mehr zu einer Stadt entwickelt hat… die weißen Engel hatten jedoch kein Interesse an der Stadt und hinterließen sie denjenigen, die gerade da wohnten. Die Stadt entwickelte sich immer mehr zu einer Anlaufstelle von Flüchtlingen und Ausgestoßenen aus verschiedenen Ländern und heutzutage ist sie nicht nur verdammt groß sondern auch ein ziemlich rauer Ort. Die Landschaft um sie herum wird graue Zone genannt, weil eigentlich niemand dort das Sagen hat.“
 

„Also ein perfekter Ort für die Aufständischen.“, kommentierte Dakkas leise und der Blonde nickte. „Genau Kleiner, ein sehr guter Ort für die Aufständischen. So gut sogar, dass die weißen Engel es im Moment noch nicht wagen, dort nach ihnen zu suchen.“
 

Die Augen des Mannes fielen auf eine Ecke des Raumes und erst jetzt erkannte Dakkas, als er dem Blick folgte, dass dort eine Seitentür zur Taverne war, durch die gerade Daniel den Raum betrat.
 

„Siehst du, da kommt dein Freund wieder. Unversehrt und bei bester Laune… nun gut, der letzte Teil stimmt vielleicht nicht ganz so.“
 

Und in der Tat, Daniels Gesichtsausdruck hätte Wasser gefrieren lassen können und ließ die wenigen Leute, die noch im Gastraum waren, schnell ihren Blick von ihm wenden.
 

„So, Kleiner, dann sollte ich jetzt gehen bevor der Gute vergisst, dass er ein Heiler und kein Nekromant ist.“ Der Blonde stand auf. „Aber – wer seid ihr?“, war das einzige, was Dakkas noch herausbrachte, während der Mann sich schon zur Haupttür wandte.
 

„Ich?“ Der Blonde stoppte. „Ein guter Rat, Kleiner: Kümmere dich weniger darum, wer die Leute sind, denen du begegnest und stattdessen mehr darum, wer diejenigen sind, mit denen du reist.“
 

Mit diesen Worten tippte der Blonde sich an einen imaginären Hut und verschwand durch die Türe just als Daniel am Tisch ankam.
 

„Hat er was gesagt?“, fragte der Heiler kalt, während er sich mit zwei Humpen Bier an den Platz setzte, der gerade noch von dem Unbekannten eingenommen war.
 

„Ja – wer war das?“
 

Der Heiler presste seine Lippen aufeinander. „Ein sehr lästiges Wesen.“ Als er sah, dass Dakkas weiter nachhaken wollte, schüttelte er nur seinen kopf. „Sein Name ist unwichtig und Molokosh würde sich nur noch mehr aufregen, wenn er wüsste, dass er hier war… ich frage mich sowieso, was er hier zu tun hat…“
 

„Er hat mir etwas interessantes erzählt.“, meinte der Grünäugige dann schließlich, während er den Halbdrachen vor sich musterte und einen vorsichtigen Schluck von dem Bier nahm. Es schmeckte ihm nicht sonderlich und hinterließ einen komisch brennenden Nachgeschmack auf seiner Zunge, aber er war durstig.
 

„Was hat er gesagt?“
 

„Den Grund, warum die nicht-Engel Einwohner der Stadt sich nicht auf den Straßen blicken lassen. Eine Gruppe Aufständische hat eine Dogen-Festung zerstört.“
 

Der Heiler wurde wieder blass, wie er es schon bei Molokoshs Wutanfall wurde und trank eilig einen großen Schluck von seinem Bier. „Dann ist es kein Wunder…“, murmelte er und schien kurz gedankenverloren vor sich hin zu grübeln. „Das ist nicht gut. Gar nicht gut. Das bedeutet bloß noch mehr Probleme für uns.“, meinte er dann und rieb sich mit einer Hand an seiner Schläfe. „Warum muss so etwas auch immer im unpassendsten Moment geschehen…“
 

„Wo warst du gerade überhaupt?“, wollte Dakkas dann wissen. Dass der Überfall der Aufständischen nicht zu einem guten Zeitpunkt gekommen war, war ihm schon klar. Doch warum war Daniel nach draußen gegangen?
 

„Ich… ich dachte, ich hätte jemanden gesehen, jemanden sehr bestimmten… Eigentlich hätte mir klar sein sollen, dass diese Person nicht hier ist, aber ich musste dennoch kurz suchen…“ Die Stimme des Heilers hatte einen verbitterten Klang angenommen und Dakkas beschloss, nicht weiter nachzuhaken, auch wenn diese Antwort noch einiges offen ließ. Sein leben bestand zurzeit sowieso fast nur aus Fragen.
 

„Und nun?“, wollte er dann schließlich wissen.
 

Der Heiler seufzte. „Wer weiß schon, wie lange Molokosh und Nostradamus sich noch unterhalten werden… Manchmal kann so etwas sehr lange dauern.“
 

„Sollen wir etwa die ganze Zeit hier sitzen bleiben?“ Von dieser Idee war Dakkas ganz und gar nicht begeistert.
 

„Nein, natürlich nicht. Ich denke, wir können uns ruhig schon einmal in der Stadt etwas umsehen, vielleicht erkennst du ja etwas wieder… Falls nicht haben wir eben etwas Zeit verschwendet.“
 

Dem stimmte der Grünäugige zu. Da sie beide nicht genau wussten, wo sie mit der Suche von Dakkas Vergangenheit anfangen sollten, konnten sie auch genauso gut ziellos durch die Gegend laufen, bis ihnen vielleicht ein Teil jener in den Schoß fiel.
 

Außerdem würde Dakkas dadurch mehr Zeit haben, über die Worte des blonden Mannes nachdenken zu können, bevor er den adligen Drachen wiedersah, der sich gerade mit seinem Bruder stritt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Momachita
2009-05-06T06:04:49+00:00 06.05.2009 08:04
Hmm...
Okay, du hast es bis jetzt, glaub ich, wirklich geschafft keine (oder kaum eine) Antwort auf die Abermillionen von Fragen, die Dakkas und den Leser selbst beschäftigen, gegeben. *lach*
So kann man auf jeden Fall die Spannung halten und sich die Lesertreue sichern. Außer der Leser fühlt sich nach diesem oder einem früheren Kapitel verarscht und liest aus Trotz nicht weiter. Oo
xDD
Also, ich gehöre jedenfalls nicht dazu. Soll heißen: Ich bin ein braves Tucki und werde die Geschichte auf jeden Fall weiter verfolgen! :D
Schon alleine deshalb, weil ich einfach diese Fragen beantwortet haben möchte! >.<
Zum Beispiel: Welche Peron meinte Daniel? Wer ist der Werwolf, der Dakkas den guten Rat gibt? Was hat es mit diesem Wort ('Dakosh') und Molokosh auf sich? ... und wie passt in all das dieser komische Kristall vom Anfang rein??
Hmn~
Mein Kopf qualmt schon vor Grübelei xP
Bis zum nächsten Kapitelchen
Deine
MomoCookie ^w^b
Von: abgemeldet
2006-10-05T17:02:08+00:00 05.10.2006 19:02
Wow! Einfach nur klasse...Ich muss sagen mir fehlen die Worte!!!! Du hast wirklich einen bemerkenswerten Schreibstil! Ganz nebenbei ist die Story ein einziger Erfolg^^ Der Handlungsverlauf ist -soweit er bis jetzt vorhanden ist- einfach nur interressant und wie auch die Charactere sehr gut herausgearbeitet!!!! Die Story macht einfach Lust auf mehr!!!! *jaaaaaaaa,mehr haben will*

Ich kann nur sagen: Zu Ende schreiben, drucken lassen und ab in die Buchhandlungen! Sowas darf man den Leuten doch nicht vorenthalten!!! xDDD
Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung^^

Silberperle


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