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Dolphin's Cry

Eine Orlando Bloom Fanfic
von

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Kapitel 8
 

Now, we can both learn

Somehow, you'll see it's all we have

Love, it keeps us together

and I need love

Unstoppable - The Calling
 

Die Vorbereitungen waren getroffen. Torrie würde bei mir wohnen, bis sie eine eigene Wohnung gefunden hatte. Ich ließ sie bei Elijah und Sean, während ich ihren Onkel anrief. Oh, glaubt ruhig, daß ich Onkel Tony angerufen habe. Hab ihm alles erzählt. Erwähnte, daß sie ihr Zeug brauchte, es aber alles in dem Haus des Arschlochs sei und daß ich sie da nicht wieder hingehen lassen würde. Tony sagte, er würde sich darum kümmern. Ich bemerkte, daß ich gerne dabei wäre, aber er sagte, daß wäre keine gute Idee. Irgendwas von wegen je weniger Zeugen, desto besser. Ich fragte nicht nach Einzelheiten.

In ihrem Auto fuhr ich Torrie und mich zurück zu meiner Wohnung. Sie schwieg die ganze Zeit und hatte sich auf dem Parkplatz kaum von Elijah und Sean verabschiedet. Während der Fahrt hielt ich ihre Hand und redete sanft mit ihr, dumme kleine Geschichten über Neuseeland und einige Nachdrehs, die wir gehabt hatten. Ich glaube, sie hat nicht ein Wort davon gehört. Sie zog sich von mir zurück und verschanzte sich, und das gefiel mir nicht. Zum ersten Mal, seit wir Freunde geworden waren, wußte ich nicht, was sie dachte. Das machte es nur noch schwieriger, herauszufinden, wie sie sich etwas öffnen konnte.

Als wir schließlich meine Wohnung erreichten, führe ich Torrie hinein, warf meine Taschen neben der Tür auf den Boden und fragte sie, ob sie etwas brauchte. Keine Antwort. Ich seufzte, sagte ihr, sie solle es sich gemütlich machen und ging dann in mein Schlafzimmer, wo sie nicht sehen konnte, wie ich nach ein paar Dingen trat. Ich wünschte, Tony hätte mich mitkommen lassen. Ich hatte dieses überwältigende Verlangen, etwas Energie in Steves Gesicht abzulassen. Ich sah auf meinem Bett und zwang mich, mich zu beruhigen, denn ich wußte, daß ich so angespannt keine Hilfe für Torrie wäre. Ich glaube, zehn Minuten vergingen, als ich mich schließlich wieder ins Wohnzimmerzwang.

Sie kniete vor meinem CD-Player und ich hörte Ute Lemper Stimme leise ,Little Water Song' aus den Lautsprechern singen. Ich blieb still, wollte Torrie nicht stören und ballte meine Fäuste an meinen Seiten, als ich ihre Stimme mit Utes mitsingen hörte:
 

"For under here, my pretty breats are piled high

With stones and I cannot breathe

And tiny little fishes enter me

Under here, I am made ready

And under here, I am washed clean

And I glow with the greatness of my hate for you"
 

Verdammt.

Plötzlich war das Lied für mich ruiniert.

Ich ging schnell weiter in die Küche, um uns etwas zu essen zu machen, um alles normal und richtig aussehen zu lassen und um auf sie aufzupassen, wie ich es versprochen habe. Unglücklicherweise war ich gedanklich nicht so bei der Sache und es war ohnehin nicht zu Essen im Haus und ich verbrannte mir die Hand, bevor ich die Suppe für uns überhaupt fertig hatte. Ich griff mir zwei Schüsseln und brachte sie ins Wohnzimmer, stellte sie auf den Kaffeetisch, aber Torrie rührte ihre nicht an. Ich versuchte sie dazu zu überreden, aber sie sagte, sie sei nicht hungrig. Wo wir gerade dabei sind, ich war es auch nicht. Ich aß ein paar Löffel und fragte mich dann, ob es das wert gewesen war, mich dafür zu verbrennen.

Ich warf die Schüsseln in die Spüle und ging wieder zu Torrie. ,Little Water Song' war immer noch an und ich haßte es. Ich kniete neben ihr und fuhr mit einem Finger über ihre Wange, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

"Willst du ein heißes Bad oder so nehmen? Das wird dich ein wenig entspannen," schlug ich sanft vor.

Sie nickte nur.

Ich half ihr hoch und führte sie ins Bad, wo ich das heiße Wasser aufdrehte und ihr sagte, sie solle sich hinein setzen, während ich mich nach etwas umsehen würde, was sie als Schlafanzug benutzen könnte. Ich griff ein Paar Pyjamahosen und ein T-Shirt und ging wieder zum Bad, wo ich an die Tür klopfte. Keine Antwort. Ich öffnete es, lugte hinein und biß mir auf die Lippe, um nicht laut aufzuschreien. Sie hatte ihr Shirt ausgezogen, stand vor dem Spiegel und sah sich an, und ihre Schultern und Arme und ihr Rücken waren mit noch mehr Blutergüssen übersät. Ich drückte den Türknauf so stark, daß ich überrascht war, daß er nicht abbrach. Torrie sah zu mir und unsere Blicke trafen sich, ich schwöre, ich habe noch nie so einen Schmerz gesehen. Ich glaubte, damit nicht umgehen zu können. Vielleicht war ich nicht die richtige Person, um ihr zu helfen. Ich hätte sie zu Sean oder zu ihrem Onkel schicken sollen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich begann, panisch zu werden.

Torrie langte aus und nahm mir die Kleidung aus den Händen. "Danke, Orli," sagte sie leise.

Ich nickte nur, aus Angst, zu reden, und schloß die Tür.

Ich ging wieder in mein Zimmer, setzte mich aufs Bett und weinte. Ich konnte nicht mit dem Gedanken umgehen, wieviel Scherz sie hatte erleiden müssen und daß sie es für sich behalten hatte. Ich konnte nicht begreifen, warum jemand einen Menschen so verletzen wollte, vor allem Torrie. Ich beschuldigte mich immer noch, daß ich ihr geraten hatte, eine offensichtlich unvernünftige und verrückte Person zur Rede zu stellen. Ich hätte für sie da sein sollen. Ich hätte die Zeichen verstehen sollen, statt sie zu ignorieren, weil ich Angst hatte, die Wahrheit zu glauben. Ich saß dort im Dunkeln bis nach Mitternacht, ohne auf die Zeit zu achten.

Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer, wo Torrie eingekuschelt und schlafend auf der Couch lag. Ich setzte mich neben sie, strich ein paar Augenblicke über ihr Haar, mein Blick fuhr über ihre Blutergüsse. Plötzlich erschien sie mir zerbrechlicher als je zuvor. Ein überwältigendes Gefühl, sie beschützen zu müssen, kam über mich. Ich lehnte mich über sie, küßte sie auf die Stirn und legte dann eine Decke über sie, um sie warm zuhalten.

Ich wußte, daß ich mich auch etwas entspannen mußte, oder ich würde niemals schlafen können, und nahm ein heiße Dusche. Ich stand gute dreißig Minuten unter dem laufenden Wasser und versuchte, die Erlebnisse der vergangenen Tage in meinem Hirn zu ordnen. Wahrscheinlich würden Sean und Elijah die nächsten paar Tage bei uns vorbeikommen, um nach uns zu sehen, das wußte ich. Ich hoffte, Sean wurde Christine mitbringen. Torrie könnte vielleicht eine weibliche Schulter zum ausweinen brauchen.

Ich war zu müde, um mich abzutrocknen und warf mich nur in ein paar Boxershorts, dann krabbelte ich ins Bett und starrte an die Decke. Ich hätte Torrie mein Zimmer anbieten sollen, hatte es aber verpaßt, als sie mit ihrem Bad fertig war. Jetzt wollte ich sie nicht aufwecken. Gott, ich konnte nicht klar denken. Ich wollte Atti anrufen und ihn fragen, was ich tun sollte. Oder vielleicht Viggo. Er würde wissen, was zu tun sei, er ist gut darin, mit Leuten umzugehen und sich um sie zu sorgen und Dinge richtig zu machen.

Ich sah zur Tür, als ich ein Geräusch hörte. Torrie stand da und sah mich an, sie sah so allein und verwundbar aus in der Dunkelheit. Ohne ein Wort warf ich die Bettdecke zurück und sie kam sofort zu mir, krabbelte zwischen die Laken und kuschelte sich an meine Seite. Sie zitterte. Ich hielt sie und küßte ihre Augenbraue und flüsterte so was dummes wie ,Du bist sicher', aber es schien nicht zu helfen. Ich streichelt ihren Rücken und zog sie näher an mich und legte ein Bein über sie, aber sie zitterte immer noch. Ich wußte nicht, was ich noch tun sollte und begann langsam, einen ihrer Lieblings-Tea Party-Songs zu singen:
 

"So never put it out my love

The spirit is the flame

That burns within

Hold on to me, it'll be alright

Sleep now is descending

Like a dream

Still I'm shaking from the softness

Of your skin

Hold on to me, it'll be alright"
 

Ich fühlte ihre Tränen am meiner Brust, ihre Hand wanderte in meine. Ihr Haar roch nach meinem Shampoo. Die Kleider, die sie trug, waren meine. Mein Geruch schien sich an sie zu schmiegen. Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so besitzend gefühlt.

Ich sang weiter.
 

"With your arms around me

You're singing softly

And I fade from memories

And move on

May nothing harm you

I'm still inside you

With my wings around you

You'll go on

Sweet lover go on

My love be strong"
 

Ihr Atem wurde gleichmäßig und ihr Zittern hatte nachgelassen. Ich blieb bewegungslos und hielt sie, ich wollte schlafen, aber dennoch wach bleiben, falls sie mich brauchte. Ich fühlte mich unpassend, als ob ich nicht die richtigen Dinge zu tun und sagen wüßte. Ich hatte Angst, ich würde es vermasseln. Ich hatte Angst, daß sie mehr von mir brauchte und daß ich nie wüßte, was es war. Am meisten hatte ich davor Angst, daß ich mich nicht verstand, wenn es um Torrie ging. Ich konnte die Tiefe der Gefühle, die ich für sie hatte, nicht verstehen, noch mir selbst eingestehen, daß es mehr war als nur das Bedürfnis, jemanden zu beschützen, der mich brauchte. Vielleicht rührte es alles nur von dem egoistischen Bedürfnis her, jemanden um mich zu haben, der mich auf dem Boden hielt, der ich davon abhielt, mich zu sehr von den Geschichten, die die Presse über mich schrieb und von den Kommentaren meiner Agentin, wie, daß ich eines Tages populärer wäre als Tom Cruise, einwickeln zu lassen. Scheiß drauf.

Irgendwann in der Nacht, während ich mich über meine Fähigkeit, Torrie zu helfen und meine Unfähigkeit, es auch zu tun sorgte, schlief ich ein. Ich wachte spät am Morgen auf, das helle Sonnenlicht schien durch das Fenster. Torries warmer Körper war immer noch an meinen gedrückt und ich drehte den Kopf, nur um zu sehen, daß sie wach war und mich ansah. Ihr Blick war etwas beunruhigend, aber ich sah nicht weg und zappelte nicht herum, obwohl mein Körper danach schrie. Unsere Hände waren immer noch ineinander gelegt und eines ihrer Beine war zwischen meine gedrängt. Ihr wißt ja, daß eine bestimmter Teil des männliches Körpers jeden Morgen hellwach ist? Verdammt, aber das war echt peinlich. Ich hoffte, sie würde es nicht bemerken. Ich versuchte, mich nicht zu bewegen. Ich hoffte, sie würde es tun.

"Kein Wunder, daß Frauen auf der ganzen Welt Webseiten kreieren, die dir gewidmet sind," sagte Torrie schließlich, und ihre Worte waren kaum ein Flüstern in der Stille.

Ich blinzelte und verstand nicht. "Was?"

"Wenn sie nur wüßten, wie wunderbar du wirklich bist," fügte sie hinzu. "Schön anzusehen, mit einer passenden Seele."

"Bin ich nicht," stritt ich ab, denn es war mir unangenehm, über mich und meine Fans zu reden. Unangenehm, weil ich wollte, daß sie mich weiterhin so ansah und weiter so über mich redete und ich wußte nicht warum.

Sie bewegte sich und ich rückte weg, weil ich immer noch nicht wollte, daß sie meine Erektion bemerkte. Sie runzelte die Stirn.

"Wir sind doch Freunde, nicht wahr, Orli?"

"Ja."

"Dann hör auf, so naiv zu sein. Ich bin kein Kind. Ich weiß genau, wie empfindlich Männer morgens sind und ich bin nicht so dumm, zu glauben, daß es etwas mit mir zu tun hat," lachte sie einen Augenblick und setzte sich dann auf, zog ihr Bein von meinen weg und küßte meine Stirn.

Ich mochte ihre Worte oder ihren Tonfall nicht. Ich wollte etwas sagen, aber ich wußte nicht, was. Ich hätte schwören können, daß ich mich auf Eierschalen bewegte. Sie krabbelte aus dem Bett und stapfte Richtung Flur, während ich mich aufsetzte und ihr nach sah.

"Ich nehme an, da du so lang nicht da warst, ist nichts zum Frühstück im Haus," hörte ich sie sagen, als sie um die Ecke verschwand.

"Ummm... nein," rief ich zurück, schwang mich aus dem Bett und griff nach einem Paar Jeans auf dem Boden. Während ich in sie hinein hüpfte, ging ich in Richtung Küche, wo sie in meinen leeren Kühlschrank schaute. "Letzte Nacht erschien mir nicht als die beste Zeit, kurz einkaufen zu gehen..."

Sie winkte ab, schloß die Tür und warf mir ein schnelles Lächeln zu. "Ich kaufe was auf dem Weg zur Arbeit ein."

Ich schüttelte schon meinen Kopf, als sie an mir vorbeigehen wollte. "Du gehst heute nicht zur Arbeit."

"Orli, ich habe einen Job zu erledigen."

"Und was, wenn Steve vorbeikommt und nach dir sucht? So sehr ich auch glauben möchte, daß dein Onkel ihn zu den Fischen geschickt hat, denke ich nicht, daß er der Typ ist, der einen Mord begehen würde.."

Daran hatte Torrie offensichtlich nicht gedacht. Sie zog ein Gesicht, sah weg und legte ihre Arme um sich, als wäre ihr auf einmal kalt.

"Hör mal, ich bin mir sicher, wenn du Scott anrufst und ihm erklärst - "

"Nein!" Sie sah wieder zu mir. "Ich werde keinem bei meiner Arbeit davon erzählen. Es ist schon schlimm genug, daß du und Sean und Elijah davon wissen! Es ist so schön zu wissen, daß die Darsteller von ,Herr der Ringe' etwas haben, was sie auf der nächsten Premiere bereden können. Vielleicht willst du sogar ein paar Fotos machen, zum rumzeigen? Es ist unglaublich, daß du mir diese Frage noch nicht gestellt hast, die doch so in deinem Blick brennt."

"Über was zur Hölle redest du da?" fragte ich, aber sie drehte sich fort und ging ins Wohnzimmer. Ich folgte. "Welche Frage? Und wie kannst du nur glauben, daß ich diese Situation und dich so grausam ausnutzen würde! Ich kann dir garantieren, daß weder Lij noch Sean auch nur ein verdammtes Wort über diese Sache verlieren werden und wenn du auch nur eine Minute daran denkst, ich zu beschuldigen, dann kennst du mich wahrscheinlich nicht so gut, wie ich dachte!"

Torrie antwortete nicht darauf und tat so, als würde sie mich ignorieren. Verdammt, ich wollte einfach zurück ins Bett. Dort war es gemütlicher, wir hatte einander gehalten und nichts gesagt und jetzt war da überall diese Spannung und ich hatte furchtbar Angst, etwas Falsches zu sagen. Ich sollte sie trösten, nicht anschreien, verdammt. Ich ging zu ihr, schlang meine Arme um sie, zog sie an meine Brust und hielt sie fest. Sie wehrte sich nicht. Wir standen eine Weile schweigend dort, ihr Hinterkopf an meiner Schulter, mein Kinn an ihrer. Sie roch immer noch wie ich und es erschien mir so, als ob sie hierher gehörte. Ich wollte sie hier. Ich hoffte, daß sie nicht gehen wollte.

"Die Tiere brauchen mich," sagte Torrie schließlich und brach das Schweigen.

"Sie werden es schon einen Tag ohne dich schaffen." In meinen Armen drehte ich sie, so daß wir uns ansahen, meine Arme immer noch um ihrer Taille. "Morgen gehe ich mit dir zur Arbeit. Ich habe die nächsten paar Tage nichts vor, als werde ich einfach rumhängen und dich mir alles über die Welt der Meeresbiologie beibringen lassen."

"Ich brauche keinen Bodyguard," schmollte sie stur.

Dem stimmte ich weiß Gott nicht zu, aber ich sagte es nicht laut. Ich lehnte mich vor und drückte meine Stirn an ihre. "Denk einfach, daß ich dich nicht aus den Augen lassen will. Ich habe dich vermißt."

Sie runzelte die Stirn, ihre Augen bewegten sich, um kurz meinen Blick zu kreuzen. "Und was wird Trophy dazu sagen?"

"Julie weiß, daß wir Freunde sind, Tor. Sie wird damit umgehen müssen."

"Sie akzeptiert es offensichtlich besser als ich es in so einer Situation tun würde."

"Das bezweifele ich." Ich küßte ihre Wange. "Und jetzt sei brav und zerstöre nicht meine Wohnung, während ich einkaufen gehe."

Sie gab mir einen dieser ,als ob'-Blicke, als ich mich losmachte und ich lachte. Sie ließ sich auf die Couch fallen, griff sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Ich sah noch einen Moment zu ihr, bis ich schließlich zurück ins Schlafzimmer ging, um mich anzuziehen. Auf dem Weg nach draußen sagte ich Torrie, daß Sean oder Elijah vorbeikommen oder anrufen könnten und daß sie alles von mir anziehen könne, falls sie nicht im Schlafanzug bleiben wolle, bis ihr Onkel mit ihren Sachen auftauchte. Ich fragte ich, wie das wohl ginge. Ich hoffte insgeheim, daß Steve sich gewehrt hatte. Ich wußte, daß Torrie das nicht mögen würde, aber ich wollte sie später mit zur Polizei nehmen und Steve anzeigen. Sie könnte zumindest eine Verfügung bekommen, daß er sich von ihr fernhalten müsse, falls er versuchen würde, ihr aufzulauern. Ich wäre ohnehin nur ein mittelmäßiger Bodyguard, wenn ich nicht plötzlich anfangen würde, einen Bogen und Pfeile und ein Paar Dolche mit mir herumzutragen. Oh yeah. Das wäre zu gut.

Als ich vom einkaufen zurückkam, dröhnte Tea Party aus meiner Stereoanlage und Elijah lümmelte auf der Couch neben Torrie, und die beiden mußten sich anschreien, um sich über die Musik hinweg zu verständigen. Torrie trug eine meiner Jeans und ein langärmeliges, gestreiftes Shirt. Dieser Anblick bewegte etwas in mir, etwas darüber, daß sie meine Kleider trug, in meiner Wohnung und der Couch mit meinem Kumpel war. Es war, als würde man in einen verdammten Spiegel von mir sehen oder in den einer Hälfte von dir, von der man nicht wußte, daß sie existierte. Ich kann das nicht wirklich erklären, aber es fühlte sich richtig an. Angenehm. Als ich durch den Flur ging, nahmen sich die beiden genug Zeit, um mir zuzuwinken, bevor sie sich wieder ihrem Gespräch zuwandte, das sich um die Vorzüge von Superman gegen Batman zu drehen schien. Ja, so war Torrie. Ich schwöre, sie könnte über alles ein sachkundiges Gespräch führen.

Ich packte die Lebensmittel weg und goß ein großes Glas Milch mit Eis für Torrie ein, von dem ich wußte, das sie es liebte, und tat dann ein paar Eggo's in den Toaster. Hey, ich bin Junggeselle! Ich wollte ihr ja kein Gourmet-Omlett machen oder so. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, reichte ich Torrie die Milch, wofür sie mir dankte, und ging dann hinüber, um die Anlage leiser zu drehen. Die beiden sahen mich an, als ob sie sich fragte, was es für einen Grund gäbe, dies zu tun, aber ich ignorierte sie und ließ mich in einen Stuhl fallen.

"Superman ist nur super weil er ein Außerirdischer ist, der seine Kräfte von unserer Sonne bekommt," erklärte Torrie Elijah, bevor sie einen Schluck von ihrer Milch nahm. "Batman dagegen ist ein normaler und dennoch unglaublich kluger Mann. Er baut all seine Apparate selbst. Er denkt erst nach und löst dann das Problem, das sich ihm stellt, anstatt Hals über Kopf in eine Situation hineinzugeraten."

"Das mag ja wahr sein, aber in einem Kampf Mann gegen Mann würde Superman Batman in den Arsch treten."

Torrie rollte mit den Augen. "Du hast so unrecht."

"Was denkst du, Orli?" Elijah sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Wer, glaubst du, würde gewinnen?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Superman muß Batman was voraus haben. Ich meine, Batman muß eine Maske tragen, um seine Identität zu verbergen. Alles was Superman tun muß, ist, seine Haare anders zu kämmen."

Elijah lachte und Torrie stöhnte kopfschüttelnd. "Warst du nie in einer Debattiergruppe, Orli?" fragte sie.

Ich grinste.

Nachdem ich zwei Teller mit Eggo's und Sirup zubereitet hatte - Elijah, der heute morgen schon etwas gegessen hatte, wollte auch welche - drehte sich die Unterhaltung um den kommenden Spiderman-Film und dann um Filme generell. Torrie war verrückt nach alten Filmen, wie Zeug aus den 30ern und 40ern und sie nannte viele Sachen, über die Elijah und ich nur den Kopf schüttelten. Ihr Lieblingsfilm hieß 'Camille', mit Greta Garbo und als sie herausfand, daß noch keiner von uns ihn gesehen hatte, mußten wir ihr versprechen, daß wir ihn mit ihr ansehen würden, wenn ihr Onkel mit ihren Sachen auftauchen würde. Nicht, daß wir irgendwas für den Tag geplant hatten.

Ich war so froh, daß Elijah da war. Die Erwähnung ihres Onkels löste irgendwas in Torries Gedächtnis aus und sie wurde danach sehr still und Elijah warf sich sofort in eine neue total sinnlose Diskussion und lockte sie damit wieder hervor. Ich denke, ich war zu betroffen von der Situation, um etwas anderes zu tun als dort zu sitzen, mich um sie zu sorgen und sie zu trösten. Elijah war für uns beide eine willkommene Ablenkung.

Als die Türklingel ertönte, sprang ich auf und war nicht überrascht, daß Onkel Tony vor mir stand. Zwei Crewmitglieder standen hinter ihm und trugen Kisten.

"Hey Tony."

"Orlando."

Er nickte und ging an mir vorbei in die Wohnung. Ich hatte keine Ahnung, wo das ganze Zeug hin sollte. Eigentlich hatte ich ihn gefragt, ob ich Torrie zu ihm bringen sollte, aber anscheinend lebte er allein über einem Angelladen im Hafen. Ich wollte Torrie nicht dorthin bringen. Deshalb entschied ich, daß sie bei mir wohnen könnte. Nachdem ich die beiden Männer hinter Tony hineinließ, hörte ich den großen Seemann ein paar Schimpfworte ausstoßen und ich begriff, daß er Torrie zum ersten Mal gesehen haben mußte. Ich hoffte, er würde sie nicht zu sehr durcheinanderbringen und eilte zurück in das Wohnzimmer, um mich zu vergewissern, daß alles in Ordnung war. Er drückte sie und murmelte etwas über Männer, die seinem kleinen Mädchen weh taten und warf dann mir und Elijah diesen Blick zu, bei dem ich mich fühlte, als wäre ich gerade mal einen halben Meter groß. Da war wieder dieses beschissene Schuldgefühl.

"Also, was ist passiert?" fragte Torrie, als sie sich von ihm löste.

Ihr Onkel runzelte die Stirn. "Nichts, worüber du dir Sorgen machen mußt, Kleines. Wir haben alles geholt, von dem der Bastard zugeben konnte, daß es dir gehörte." Er deutete auf die Kisten, die seine Crewmänner unaufhörlich hineinbrachten und die sich so langsam hochstapelten. Ich wünschte, ich hätte eine größere Wohnung.

"Es gibt im Hafen eine leere Lagerhalle, in die wir deine Möbel stellen könnten, bist du eine eigene Wohnung gefunden hast."

Torrie nickte und sah mich zögerlich an und ich lächelte ihr zu. Ich wollte, daß sie wußte, daß alles so war, wie ich es wollte und daß sie sich nicht darüber sorgen mußte, im Weg zu sein. Ich wußte, sie würde das trotzdem tun.

Als alles da war, folgte ich Tony hinaus und schloß die Tür ein Stück hinter mir, als ich ihn aufhielt. "Also, was ist passiert? Hast du ihn dazu gebracht, zuzugeben, was er getan hat?"

Tony runzelte die Stirn. "Er tat es etwas... widerwillig." Er sah mich einen Augenblick an, als ob er mich prüfen wollte oder so und ich versuchte, unter seiner Musterung ruhig zu bleiben. Schließlich fragte er, "Kannst du damit umgehen? Ich meine, ich mache dir keine Hoffnungen, daß er das einfach so geschehen läßt. Er wird vielleicht bei ihrer Arbeit auftauchen oder den Weg hierher herausfinden."

Ich nickte, denn ich hatte dasselbe gedacht. "Ich wollte Torrie heute mit zur Polizei nehmen und Anzeige erstatten und eine Verfügung bewirken und so weiter. Sie wird okay sein. Ich... Ich werde auf sie aufpassen."

"Ich denke, das wirst du," lächelte Tony, und daran war etwas seltsam, aber ich wußte nicht, was. Er schüttelte mir die Hand. "Wenn du etwas brauchst, dann ruf ruhig an. Und sag Torrie, sie solle sich keine Sorgen machen, am Wochenende zum Hafen zu kommen."

Ich ging wieder hinein und Torrie und Elijah wühlten sich durch die Kisten, warfen Dinge hier und dorthin (glücklicherweise habe ich keinen Ordnungsfimmel!), bis sie ,Camille' gefunden hatten. Ohne weitere Worte zu verlieren, machten wir es uns auf der Couch gemütlich, Torrie in der Mitte, mit verschränkten Beinen und an mich gelehnt, und begannen, den Film zu gucken, den Torrie als ihren absoluten Favoriten auf der ganzen Welt bezeichnete. Ich komme gut genug mit meiner Männlichkeit klar, um zuzugeben, daß ich am Ende wie ein Baby heulte. Elijah auch. Wir alle. Es war ein ziemlich erbärmlicher Anblick, wir alle drei saßen dort, umarmten uns und heulten, jammerten über die Grausamkeit der Liebe und lachten ebenso oft, weil wir wußten, daß wir einfach nur lächerlich aussehen mußten. Aber ich glaube, wir mußten das rauslassen, und es fühlte sich verdammt gut an.

Sean rief kurz darauf an und ich ließ Torrie mit Christine sprechen, während Elijah mir half, ein paar Sachen in mein Schlafzimmer und in den Flur zu stellen. Nach dem Anruf schlug ich den Besuch bei der Polizei vor. Wow, Torrie mochte das gar nicht. Glücklicherweise war Elijah da und wir machten ihr klar, daß es zu ihrer eigenen Sicherheit geschah und für die Sicherheit der Frau, mit der Steve in Zukunft einmal zusammen sein würde. Das hörte sie auch nicht gern, aber ich wußte, daß ich sie dazu bringen mußte, sich der Realität zu stellen. Die ganze Situation war scheiße.

Elijah ging nach dem Abstecher bei der Polizei nach Hause. Wir waren drei Stunden dort. Man wollte Torrie am nächsten Tag weitere Informationen geben und das Urteil in der Verfügungssache. Sie fühlte sich die ganze Zeit unwohl, spielte mit dem Ring an ihrem Finger, von dem ich wünschte, daß sie ihn abnehmen würde, aber ich hatte noch nichts dergleichen gesagt. Schließlich hatte sie diesen Kerl mal geliebt. Denke ich. Sie hatte mir es nicht in genau diesen Worten gesagt, weshalb ich mich immer mehr fragte, warum sie mit ihm zusammengewesen war und warum sie es zugelassen hatte, daß er ihr dies antat. Ich wußte, sie würde es mir sagen, wenn sie dazu bereit war, und wollte sie nicht drängen.

Es war spät, als wir nach Hause kamen, und Torrie war natürlich erschöpft, emotional und körperlich. Ich dachte nicht zweimal darüber nach, ob sie wieder neben mir schlafen würde. Es schien einfach natürlich, daß sie dort war. Sie kuschelte sich wieder an ich und wir hielten uns bei den Händen und irgendwann gegen Mitternacht begann sie, von ihrer Beziehung mit Steve zu erzählen. Ich sagte nichts und ließ sie einfach nur erzählen, in ihrer eigenen Art und Weise. Das meiste war genau so, wie ich vermutet hatte. Steve war all das, was ihre Eltern für sie wollten. Als er sie gefragt hatte, ob sie mal ausgehen wollten, hatte sie nicht einmal daran gedacht, nein zu sagen. Er war in diesen ersten Monaten extrem charmant und süß und intelligent gewesen und sie dachte, er sei der perfekte Mann. Sicher, sie hatten nicht viel gemeinsam und sie glaubte manchmal, aß er nicht allzuviele intelligente Gespräche von einer Frau erwartete, aber davon ließ sie sich nicht einschüchtern. Ihre Familie vergötterte ihn. Ihr Mutter hatte ihr gesagt, daß sie diesen nicht gehen lassen sollte und ihr Vater hatte gesagt, daß es schön anzusehen sei, daß sie einmal in ihre Leben eine gute Entscheidung getroffen hatte. Gott, ich haßte ihre Eltern. Ich fragte mich, wie Onkel Tony nur so einsichtig und nett sein konnte, wo er doch mit ihrer Mutter verwandt war. Er hatte Steve von Anfang an nicht leiden können, hatte er mir gesagt.

Steve schlug sie ein paar Wochen, nachdem sie bei ihm eingezogen war, zum ersten Mal. Sie hatte ein paar Möbel mit seinen gemischt und sich darüber gestritten und er hatte sie geschlagen. Natürlich hatte er ihr sofort reuevoll gesagt, wie leid es ihm tat und wie sehr er sie liebte und blah blah blah. Torrie sagte, sie habe sich schließlich selbst beschuldigt, sich gesagt, daß er Recht hatte und sie versucht hatte, in Dinge vorzudringen, wo sie nicht erwünscht war. Von da an war es immer so gewesen. Sie schob seinen Ärger über sie immer auf ihre eigene Unsicherheit und Fehler. Sie gab sich so verzweifelt Mühe, daß ihre Familie stolz auf sie war, daß sie gewillt war, alles zu tun, um die Beziehung am Laufen zu halten. Als er ihr schließlich einen Antrag gemacht hatte, hatte sie noch mehr daran gearbeitet, ihre Gewohnheiten und ihre Persönlichkeit so sehr geändert, daß sie ihm paßten. Doch auch ohne Fehler hätte sie ja etwas tun können, was ihm eventuell mißfiel. Steve sagte ihr schließlich, daß er nur zu ihrem eigenen Wohle so handelte und ihr dabei helfen wollte, die Person zu werden, die sie sein sollte.

Fuck, ich haßte diesen Mann. Ich habe noch nie jemanden in meinem Leben so gehaßt. Das machte es noch schwerer, die Frage zu stellen, die in meinem Kopf kreiste. Torrie war eine Weile still gewesen und ich lag nur da, wollte das Thema nicht anschneiden aber ich wußte, daß ich es letztendlich doch tun würde. Ich mußte es wissen, auch wenn ich um die Antwort bangte,

"Torrie?"

"Hmm?"

"Der Bluterguß auf deiner Wange... den ich das erste Mal sah, als Lij und ich mit dir angeln waren... wie lange war es da her gewesen, daß er dich geschlagen hatte?"

Eine Pause, dann, "Etwa sechs Wochen."

Ich biß die Zähne zusammen. "Er hat dich geschlagen, weil wir miteinander getanzt haben, nicht wahr?"

Stille. Das war alles, was ich wissen mußte.

"Er hat dich wieder geschlagen, weil ich im Center war und diese Dinge gesagt habe, stimmt's?"

Torrie drückte meine Hand, lehnte sich dann auf ihren Ellbogen, um meinen Blick zu kreuzen.

Ich konnte nicht aufhören, mich selbst zu verurteilen. "Das letzte hier war, weil ich dir gesagt habe, du sollst ihn mit deinem Mißtrauen konfrontieren."

"Hör auf, Orli," sagte sie sanft. "Du bist nicht der erste Mann, mit dem er mich gesehen hat und der ihn verärgert hat. Er hatte sogar Probleme mit meinem Boß, um Himmels Willen."

Ich ignorierte sie. Ich berührte sie und fuhr mit dem Fingern zart über ihr Augenlid. "Ich hätte das hier auch gewesen sein können." Gott, es schmerzte.

"Orli, bitte, tu das nicht." Torrie lehnte sich runter und küßte meine Wange. Ihr Haar fiel in mein Gesicht, mein Geruch. Sie bettete ihren Kopf neben mich. Ihr Mund an meinem Ohr. "Du hast mir das Leben gerettet, Orli. Verstehst du? Eines Tages wäre Steve vielleicht zu weit gegangen und du hast das verhindert. Du hast mir gezeigt, daß ich es auch ohne ihn schaffen kann - daß ich es ohne ihn schaffen muß. Ich hätte nicht die Kraft gehabt, fortzugehen, wenn du nicht meine Hand gehalten hättest, Orli."

"Doch, das hättest du," antwortete ich sanft. "Du bist stärker, als du denkst."

Sie küßte meine Schulter. Ihr Lippen waren weich. "Ich liebe dich, Orli."

"Ich liebe dich auch, Engel."

Kurz darauf schliefen wir ein.
 

(Aber von wegen, jetzt sind sie keinesfalls zusammen ;) Das wäre ja für Dolphin's Cry Maßstäbe viel zu simpel...



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