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Dolphin's Cry

Eine Orlando Bloom Fanfic
von

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Kapitel 6
 

You won't say you're hurting

You still dream in the undertow
 

Just a safe place a haven

Just a kind face just to overthrow
 

1.1 Soulbreaking - The Tea Party
 

Es war fünf Tage später und Torrie beantwortete meine Anrufe nicht. Es begann, mich zu ärgern. Ich rief sie auf der Arbeit an und man sagte mir, sie sei zu beschäftigt, um ans Telefon zu kommen. Also mußte ich eine Nachricht hinterlassen. Nichts. Elijah sagte mir, ich hätte wahrscheinlich schlechten Atem gehabt, als ich sie geküßt hatte. Idiot.
 

Dom und Billy reisten ab, was irgendwie scheiße war, aber ich versprach, wenn ich das nächste Mal in England sei, würden wir uns treffen. Eigentlich hatte ich ein wenig Heimweh und würde wahrscheinlich in den nächsten paar Wochen heimfliegen. Ich wollte auch Atti wiedersehen, aber er war mitten in einem Stück und würde da auch nicht so bald rauskommen. Yeah, ein Heimatbesuch klang mit der Zeit für mich immer besser.
 

Ich war tödlich gelangweilt. Die letzten paar Tage hatte es nur diese hochgejubelten Hollywood-Meetings gegeben, mit Leuten, die nie im Leben einen deiner Filme gesehen haben und trotzdem diejenigen sind, die dafür zahlen, daß Filme gemacht werden. Dieser Ort macht mich ohne Unterlaß krank. Kein Wunder, daß Ian hauptsächlich beim Theater bleibt. Es ist schwer, dich durch all den Mist zu kämpfen, mit dem du täglich konfrontiert wirst. Einer dieser Typen wollte gestern mit mir meine ,Marktfähigkeit' besprechen. Ich war verleitet, ihn zu fragen, ob er mir das Wort buchstabieren könnte, aber Fiona, die neben mir saß, gab mir einen Blick, der besagte, daß ich mich besser benehmen solle oder mein Kopf würde rollen. Meine beschissene ,Marktfähigkeit', kann man so einen Scheiß glauben? Als ob ich ein Gegenstand und kein Schauspieler wäre. Er wollte mir einen Stylisten aufschwatzen der mir erzählen sollte, in welcher Kleidung ich gesehen werden und wie ich meine Harre frisieren sollte. Er fragte mich, wie lang ich Single bleiben wolle und daß sie mir auf verschiedenen Veranstaltungen verschiedene Schauspielerinnen zur Seite stellen könnten, damit ich ein Playboy-Image entwickeln könnte. Ohne Scheiß! Am Ende dieses Meetings war ich so verdutzt, daß ich Fiona sagte, wohin sie sich diesen Hollywood-Bullshit stecken konnte und ging. Ich kam nach Hause, regte mich ab und rief sie an, um mich zu entschuldigen. Nicht, daß ich vor hatte, mich auf diesen ,Marktfähigkeits'-Scheiß einzulassen. Glücklicherweise war sie auch nicht so sehr davon begeistert.
 

Auf Torries Empfehlung hin ging ich los und kaufte eine der Tea Party CDs, Interzone Mantras. Sie war nicht leicht zu finden, aber das war es wert. Am nächsten Tag kam ich wieder und kaufte Tangents. Diese Jungs haben echt tiefgehende Texte, wirklich nachdenklicher Shit über das Leben und die Liebe. Manches ist etwas deprimierend, manches unglaublich sexuell. Mann, ich bin begeistert. Sie sind ein bißchen wie die Smashing Pumpkins, aber weniger kommerzialisiert. Ich fragte mich, ob sie Ute Lemper schon angehört hatte.
 

Fuck.
 

Ich griff das Telefon und wählte die Nummer, die ich mittlerweile schon perfekt auswendig kannte. Es klingelte zwei Mal, bevor abgenommen wurde.

"Marine Mammal Center."

Klang wie Laurie. "Ist Torrie Adams zu sprechen?"

"Darf ich fragen, wer da ist?"

"Orli."

Eine Pause. "Oh hi, Mr. Bloom. Hier ist Laurie."

"Hey Laurie."

"Ich hol sie. Bleiben Sie dran."

Die Warteschleife. Eine Frau sagte mir, was in dem Center passierte und was für Patienten sie gerade hatten und zu welchen Zeiten ich sie besuchen konnte. Ich konnte dieses verdammte Ding auswendig.

"Mr. Bloom?" Laurie wieder. "Nur noch einen Moment. Sie ist unterwegs." Es geschehen noch Zeichen und Wunder! "Sie war im Delphinbecken."

"Danke, Laurie."

Pause. "Um, werden Sie irgendwann nochmal vorbeikommen?"

Ich lächelte. "Wahrscheinlich schon, warum?"

"Nun, meine Freunde glaubten mir nicht, daß Ihr Autogramm echt war, also hatte ich auf ein Foto gehofft... wenn es keine Umstände macht?"

"Überhaupt nicht. Hab nur immer eine Kamera dabei, falls ich mal unerwartet vorbeikomme."

"Das werde ich! Danke! Okay, ich verbinde sie jetzt. Auf Wiederhören, Mr. Bloom!"

Ich lachte, als Torrie das Gespräch annahm.

"Hallo, Orli."

"Hey, Torrie. Dachte, du würdest mir wieder aus dem Weg gehen." Ich ließ mich aufs Sofa fallen und lehnte mich zurück, während ich einen Arm hinter meinen Kopf steckte.

"Ich bin dir nicht aus dem Weg gegangen." Eine Pause. "Ich war nur beschäftigt."

"Hmm. Du willst mir also erzählen, daß die gesamte Meerestierwelt Südkaliforniens plötzlich deine Hilfe brauchte?" Okay, ja, ich war etwas zynisch. Ich hasse es, ignoriert zu werden. Ich würde es vorziehen, wenn man mir sagt, daß ich verdammt noch mal verschwinden soll, als ignoriert zu werden.

Ein Seufzer. "Nein. Ich... wolltest du was?"

Ziemlich abrupter Themenwechsel. "Ich hab zwei Tea Party CDs gekauft."

"Oh?" Ein Fünkchen Interesse. "Hast du mich angerufen, weil du jemanden brauchst, der dir zeigt, wie man sie in den CD-Player steckt?"

Ah, Sarkasmus. Muß man lieben. "Du kannst eine ganze schöne Zicke sein, weißt du das?" bemerkte ich schonungslos.

Torrie lachte. "Ja, ich weiß. Überrascht dich das?"

"Ein wenig," antwortete ich mit einem Lächeln. Dann begann ich plötzlich zu singen "So sexy sexy babe you know I need some to pass the time away to get relief from all this life that's filled with wanton tragedy."

"Du hast deine Hausaufgaben gemacht," bemerkte Torrie und klang beeindruckt. Ich konnte sie durch das Telefon lächeln hören. "Denkst du darüber nach, der Band beizutreten?"

"Nein. Ich übe nur, damit ich dir eines Tages ,Angels' als Ständchen vor deinem Schlafzimmerfenster vorsingen kann."

"Oh, Steve wäre begeistert." Ihre Antwort klang etwas verbittert.

"Ich würde warten, bis er aus der Stadt wäre," erklärte ich ihr und kaute nachdenklich an einem Fingernagel. "Würdest du mich auf dein Zimmer einladen, wenn ich fertig wäre?"

Ein erneuter Seufzer, diesmal mit einem angedeuteten Lächeln. "Du bist unverbesserlich, weißt du das?"

"Ja, das tue ich. Deshalb kommst du auch immer wieder zu mir zurück."

"Orli."

"Ja, Süße?"

"Du hast mich angerufen."

Ich lachte. "Ja, und du hast den Anruf angenommen." Ich sprang wieder auf und wanderte umher. Ich war auf einmal voller Energie und wußte, daß ich sie sehen wollte. "Triff mich zum Lunch."

"Orli-"

"Komm schon! Ich kenne da einen großartigen kleinen Laden nicht weit von dir. Es wird dich noch nicht einmal jemand bei der Arbeit vermissen. Bitte?"

Stille.

Sehr gut. Zeit, die schweren Geschütze aufzufahren. "Wenn du nicht ja sagst, hole ich Lij ab und wir kommen vorbei und lassen unsere Rache am Center aus. Ich werde sogar ,Frodo lebt' auf Bob in leuchtendem Orange sprühen."

Gelächter. "Das würdest du nicht?! ... Doch, das würdest du! Na gut. Zum Lunch also."

Ich lächelte und hüpfte ein wenig auf meinen besockten Füßen. "In einer Stunde. Das Café heißt By the Shore. Davon gehört?"

"Ja, ich weiß wo es ist."

"Treffen wir uns da?"

"Hab ja keine andere Wahl, oder?"

"Jetzt hast du's kapiert," grinste ich und hängte auf.

Also trafen wir uns zum Lunch. Torrie war zu Anfang etwas still, bis ich sie nach einem Riß im Mundwinkel an ihrer Unterlippe fragte. Sie erzählte, sie sei am Wochenende auf dem Boot ihres Onkels gewesen und hatte nicht aufgepaßt, als sie mit ein paar Angelruten hantiert hatte. Einer der Haken war nicht richtig gesichert gewesen und hatte sich in ihrer Lippe verfangen. Ich sagte, sie hätte Glück gehabt, daß es nicht ihr Auge erwischt hatte und ob sie nicht lernen könne, etwas vorsichtiger zu sein. Sie schien über meinen Kommentar etwas bestürzt zu sein und deshalb machte ich einen Scherz darüber, daß sie wirklich schöne Lippen hatte (ich sollte es wissen!) und daß es eine Schande wäre, diese zu verstümmeln. Diese Bemerkung bewirkte aber, daß sie sich noch mehr in sich selbst zurückzuziehen schien und ich mußte noch härter arbeiten, um sie wieder hervorzulocken.

Als das Essen kam - Salat für mich, Krabbenkuchen für Torrie - begann ich, ihr etwas über meine Woche mit den Hollywood-Mächten zu erzählen. Ich brauchte nicht allzulang, bis ich sie zum Lachen gebracht hatte. Ich schwöre, man könnte sich als Komödiant verdient machen, indem man nur vom Leben hinter den Kulissen des Filmemachens in Hollywood erzählte. Als sie sich ein wenig entspannt hatte, erzählte mir Torrie von den Fortschritten, die Bob machte und daß Pablo zum Monetary Bay Aquarium verschifft worden war und wie sehr sie ihn vermissen würde.

Ich ließ sie reden, ohne sie unterbrechen zu wollen. Mein Blick schweifte immer wieder zu dem Riß an ihrem Mundwinkel. Irgendwas daran störte mich. Es war, als sei tief in mir drin eine Alarmglocke, die mich auf etwas aufmerksam machen wollte, was ich bisher nicht hatte zugeben wollen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich einfach nicht begreifen, was es war. Es verschloß sich mir einfach. Manche Dinge wollte man lieber nicht näher untersuchen. Und verdammt, sei es so oder nicht, ich sorgte mich um sie. Ja, soviel konnte ich zugeben. Und dich mochte den Gedanken nicht, daß sie Schmerz ertragen mußte oder in Gefahr war. So einfach war das.

Ich erfuhr, daß sie Punishing Kiss gekauft hatte. Wir lachten beide, als sie es zugab und fanden es komisch, daß wir dem Musikgeschmack des jeweils anderen so leicht vertrauten. Ich fragte sie, was sie über ,Little Water Song' dachte, aber sie zuckte irgendwie nur mit den Schultern. Seltsame Reaktion.

Der Lunch war viel zu schnell vorbei. Wir standen draußen auf dem Parkplatz bei unseren Autos und redeten noch eine weitere halbe Stunde. Sie fragte nach Billy und Dom und sagte dann, daß sie und Christine vorhatten, sich am nächsten Wochenende zum Einkaufen zu treffen. Die Erkenntnis, daß sie immer mehr in meinen Freundeskreis gelangte, war irgendwie aufregend. Wenigstens wußte ich so, daß ich sie nicht aus den Augen verlieren würde. Als es Zeit war, sich zu verabschieden, umarmte ich sie, sie umarmte mich und da waren wir wieder, hielten den anderen plötzlich im Arm und ich wußte, daß kaum die Chance bestehen würde, daß Steve aus dem Nichts auftauchte. Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich war, daß sie ihn während des Mittagessens kein einziges Mal erwähnt hatte. Ich hätte andernfalls meinen Appetit verloren.

Ich entzog mich ihrer Umarmung und küßte ihre Wange, dann fuhr ich mit dem Daumen über ihren Mundwinkel. "Sei ein bißchen vorsichtiger, verstanden?"

Torrie lächelte, sah mich aber nicht an. "Ja. Versprochen."

"Und geh meinen Anrufen nicht mehr aus dem Weg. Versprochen?"

"Versprochen."

Ich stand noch eine Weile da, nachdem sie fortgefahren war, lehnte mich an mein Auto und kaute nachdenklich an meinen Fingernägeln. Es war so, als hätte Wolken den Tag verdunkelt. Ich wollte einfach jetzt nichts mehr machen. Ich hatte nächste Stunde ein Telefoninterview und fühlte mich jetzt nicht in der Stimmung dafür, aber... Ich glaube, das ist der Preis, den man für den Ruhm bezahlen muß. Oder sowas. Abgesehen davon würde mir Fiona den Kopf abschneiden, wenn ich das verpassen würde.
 

***
 

Zwei Tage später rief Torrie mich an. Oh ja, man hätte mich jetzt sogar mit einer Feder umhauen können, so überrascht war ich.

Die Musik dröhnte und ich... okay, jeder neigt dazu, zu tanzen und zu singen, wenn man allein im Haus und die Musik an ist. Verklagt mich doch. T-Shirt, Boxershorts, Socken. Ja, bei mir ging was ab. Ich würde liebend gern wissen, was meine Fans denken würden, wenn sie mich so sehen würden. Soviel zum Thema ,Ruinieren des Images'.

Da klingelt also das Telefon. Ich hatte es fast überhört.

"Yeah?"

"Hey Orli. Hier ist Torrie."

Als ob ich mich nicht an ihre Stimme erinnern würde. Schnell drehte ich die Stereoanlage leiser. "Hey, Sweetie. Wie geht's?"

"Ich hab mich gefragt, ob du heute Nachmittag was vor hast?"

Hmmm... abgesehen davon, in meiner Wohnung in Unterwäsche herum zu tanzen... "Nope. Hab nichts vor. Warum?"

"Hab eine Überraschung für dich. Macht's dir was aus, wenn ich vorbeikomme und dich abhole?"

Ich liebe Überraschungen. Wer nicht? Und diese verspielte, geheimnisvolle Seite an Torrie war entzückend verführerisch. "Kein bißchen!"

Ich gab ihr einen Wegweiser zu meiner Wohnung, dann hängte sie auf und ich fragte mich, was zum Teufel da vor sich ging. Oh ja, in meinem Kopf spielten sich alle möglichen Szenarien ab. Ich drehte die Musik wieder auf und sang auf dem Weg zu meinem Zimmer, wo ich mich in eine Jeans warf und vor dem Spiegel mit den Fingern durch meine Haare fuhr. Das war genug. Ich wechselte das T-Shirt, das ich gerade trug und das mit Spaghetti vollgekleckert war - fragt nicht - gegen ein schwarzes aus. Es war ja nicht so, daß sie mir gesagt hatte, ich solle mich für etwas spezielles herausputzen.

Das Telefon klingelte. Ich stürmte drauf zu und dachte, sie hätte vielleicht etwas vergessen.

"Torrie?"

Stille. "Oh, jetzt ruft sie dich sogar an?"

Elijah. Ich rollte mit den Augen. "Was willst du?"

Gelächter. "Offensichtlich bin ich total unerwünscht."

"Ich bin beschäftigt." Ich kaute auf einem Nagel und zuckte etwas, als ich bemerkte, daß ich ihn etwas zu weit heruntergebissen hatte. Blut. Wunderbar.

"Und ich langweile mich. Ich dachte, wir könnten an den Strand oder so."

"Geht nicht. Torrie ist auf dem Weg hierher."

"Oh?"

Es war so ein ,Oh' bei dem er darauf wartete, daß ich fortfuhr und für ein paar pikante Details sterben würde. Nun, ich war nicht in der Stimmung, sie ihm zu geben. Abgesehen davon machte es Spaß, Elijah zu ärgern.

"Nun, tut mir leid, daß ich dich abwürgen muß, aber - "

"Warte eine gottverdammte Minute," unterbrach er mich. "Warum kommt Torrie zu dir? Was geht da vor zwischen euch? Und warum tust du so verdammt geheimnisvoll?"

Ich lachte. "Später. Lij."

"Nicht später. Ich will Klartext."

"Da gibt es keinen Klartext," versicherte ich ihm. "Wir sind nur Freunde."

"Einen Scheiß seid ihr," gab er als Antwort.

Ich seufzte. "Männer und Frauen können Freunde sein, Lij."

"Yeah. Ich weiß. Ich bezweifle nur, daß du und die Frauen Freunde sein können."

Dieser Kommentar ließ mich die Zähne aufeinander beißen. "Was zum Teufel soll das heißen?"

"Nichts. Herrgott Orli, du wirst einfach zu wehrhaft, wenn es um diese Tussi geht."

Das war ein Argument, auch wenn ich es ungern zugab.

"Falls du darüber reden willst..." bot er an, um abzulenken.

"Danke Lij. Aber da gibt es nicht zu bereden. Wirklich."

Da war nichts.

Die Türklingel. Ich machte mich zur Tür auf und sagte Elijah, "Muß jetzt weg. Sie ist da."

"Ja, mach nichts, was ihren Verlobten verärgern würde," warnte er mich und änderte dann seine Meinung. "Nein, warte. Da könnten ein paar gute Orli-Geschichten oder so herausspringen."

"Auf Wiederhören, Lij," sagte ich etwas angeekelt und hängte das Telefon zu seinem Gelächter auf.

Ich öffnete die Tür. Sonnenlicht sickerte hinein. Torrie lächelte mich an, gekleidet in Shorts und einem kurzen Top, was ihr Becken andeutungsweise zeigte, die Haare unter einer Raiders-Kappe. Ich warf das Telefon hinter mich auf die Couch. Es fiel auf den Boden. Ups.

"Hey." grinste sie.

"Hey zurück." Ich lehnte mich vor und zog meine Schuhe an, die ich ganz nach meiner Gewohnheit immer neben der Tür ließ. "Sagst du mir, wo es hingeht?"

"Nope."

"Dann sollte ich wohl aufhören, zu fragen."

"Yep."

Ich grinste, griff meine Schlüssel und schloß die Tür hinter mir, als ich ihr nach draußen folgte. Wir plauderten darüber, was für ein perfekter Tag es war, als wir zu ihrem Auto gingen, was glücklicherweise ein Chrysler Sebring Cabriolet war, dessen Dach bereits heruntergeklappt war. Ich liebte ihr Auto und sagte ihr das auch, als ich auf den Beifahrersitz kletterte. Ich fragte sie, ob sie einen freien Tag hatte, aber sie sagte nein, wohin wir gingen sei Teil ihres Jobs. Das machte mich noch verwirrter. Als sie das Auto startete, schaltete sich die Musik ein und Tea Party's Temptation dröhnte aus dem Lautsprechern.
 

"Driven by restrained desire

I want what I need

Shaking as her sex takes hold

I've lost all control"
 

Als wir vom Parkplatz runter fuhren, sangen wir bereits aus voller Kehle mit.

Zwischen unseren schamlosen Singanfällen redeten wir albern über alles mögliche. Einen Großteil der Zeit lachte ich über die Kommentare, die sie von sich gab, während sie fuhr. Ehrlich, man kennt eine Person erst dann richtig, wenn man mit ihr Auto fährt. Kennt ihr das Sprichwort, daß jemand mit einem losen Mundwerk in eine Bar geht und die Seemänner heraus rennen? So war Torrie. Vor allem, wenn sie hinter dem Lenkrad saß. Keine Gnade mit Idioten, das war sicher. Ich wartete nur darauf, daß sie die falsche Person anblaffte und jemand wegen uns ausflippen würde. Aber die Hälfte der Leute, die sie anschrie, waren andere Frauen, was ich unglaublich lustig fand.

Wir fuhren etwa eine Dreiviertelstunde Richtung Süden an der Küste entlang. Während wie einer langen, kurvigen, einspurigen Straße folgten, erblickte ich den Ozean nur ein paar Hundert Meter entfernt zu unserer Rechten. Torrie fuhr das Auto schließlich zu etwas, was wie ein anderes Aquarium aussah, aber es war umzäunt und sie mußte sich ausweisen, bevor wir schließlich durch das Tor fahren durften. Ich sah sie prüfend an.

"Sagst du mir, wo wir sind?"

"Forschungsinstitut."

Oh, das könnte wie Zähneziehen werden. "Und?"

Sie gab mir ein geheimnisvolles Lächeln, während ihre grünen Augen tanzten. "Sie haben mich gefragt, ob ich nach einem ihrer Tiere sehen kann. Während ich dort war, dachte ich, ich könnte auch einen Fisch besuchen, den wir letztes Jahr im Center hatten."

"Einen Fisch?"

"Mmhmm."

"Und warum brauchst du mich dafür?"

Torrie lächelte nur und fuhr das Auto zu einem Parkplatz vor dem eher schlichten Gebäude. Vor Verzweiflung seufzend stieg ich aus und folgte ihr durch die Tür. Als wir uns näherten, öffnete sie sich und ein älterer Mann, vielleicht irgendwo in seinen späten Fünfzigern, frühen Sechzigern, trat lächelnd heraus.

"Hallo Victoria. Ich bin froh, daß du kommen konntest."

"Ich bin froh, daß du angerufen hast, Don. Das ist mein Freund, Orlando Bloom. Ich dachte, ich nehme ihn mal mit auf eine Tour in das Becken."

Don sah mich an und grinste. Ich wurde plötzlich zappelig und fragte ich, wohin sie mich gebracht hatte. Torrie trat ein, bemerkte meine Aufregung und ergriff meine Hand, um mich mit sich zu ziehen.

"Keine Sorge, mein Sohn," sagte Don neben mir, während er die Tür schloß und die Sonne des hellen Tages ausschloß. "Sie will dich ja nicht an einen Großen Weißen verfüttern oder so."

Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen umgewöhnt hatten. Die Wände waren schwarz, aber hatten dicke Fenster, durch die Myriaden von Fischen in über einem Dutzend Tanks schwammen. Ich ging zu einem und sah zu, wie sich ein Aal an meinem Blick vorbeischlängelte. Daneben konnte ich ein Paar Seeschildkröten und einen Schwarm Elritzen sehen. Eine Krebs krabbelte über den sandigen Boden.

"Schön, nicht wahr?" flüsterte Torrie neben mir. "Denk nur, wir wissen mehr über das All als über die Meere auf unserem eigenen Planeten. Wir werden wohl eher Hotels auf dem Mars haben als einen Weg finden, den tiefsten Punkt unserer Meere zu erreichen."

Ich sah zu ihr. Das gedämpfte Licht des Tanks gab ihrer Haut einen seltsamen Schimmer. Ich schwöre, sie schien zu dem grün und blau des Ozeans zu gehören, ihre Augen widerspiegelten geradezu das Wasser. Sie bemerkte meinen intensiven Blick und dreht sich zu mir, so daß wir uns einen Moment ansahen, dann lächelte sie und erhellte so die Stimmung, die sich niedergelegt hatte.

"Ich werde mir kurz eine Seeschildkröte ansehen, die wir in Einzelhaltung haben. Sollte nicht zu lang dauern."

Ich nickte und sah ihr nach, als sie mit Don davonging und mich in der Stille der mich umgebenden Tanks zurückließ. Es war zugleich gruselig und cool. Der Tank mir gegenüber war dunkler als die anderen und beinhaltete Fische, die ich noch nie zuvor gesehen hatte und von denen viele durchsichtig waren. Wesen aller Formen und Farben und einige, die aussahen, als kämen sie direkt aus der Science Fiction, schwebten und schwammen an meinem Blick vorbei. Bei manchen war es etwas verwirrend, sie zu betrachten. Ich ging weiter zu den anderen Tanks und verbrachte die meiste Zeit vor einem, in dem der größte Oktopus war, den ich jemals außerhalb eines Filmes gesehen hatte. Er war wirklich häßlich, was ihn aber seltsam schön machte. Ich dachte darüber nach, was Torrie darüber gesagt hatte, daß wir mehr über das All als das Meer wußten. Das war was, über das man sonst nicht nachdachte. Ich meine, die Meere sind da und waren immer da. Wir überqueren sie mit Flugzeugen und würdigen die blauen Teppiche, die unseren Planeten umfassen, kaum eines Blickes. Und doch ist jeder vom Mond und den Sternen und der Idee, zwischen ihnen zu fliegen, fasziniert.

"Zurück."

Ich erschrak bei ihrer Stimme und drehte ich zu Torries Lachen um. Ich runzelte die Stirn. "Sei nicht so fies zu den Menschen."

"Entschuldige." Meinte sie nicht so. Sie grinste.

Mein Blick schweifte über sie. Sie trug einen Schwimmanzug und hielt einen anderen in der Hand, den sie mir zuwarf, so daß mich ein Ärmel im Gesicht traf.

"Was ist das?" fragte ich.

Sie ignorierte mich. "Ich bringe dich zur Umkleide."

Dann drehte sie sich um und ging zurück in Richtung Flur. Ich folgte. Sie brachte mich zur Umkleide und ich versuchte, so schnell wie möglich in diesen Schwimmanzug zu kommen - was nicht so leicht ist, falls ihr mal einen anhattet - weil ich mich fragte, was da vor ging. Als ich aus dem Raum kam, warf mir Torrie nur ein Lächeln zu und führte mich wieder durch einige Flure. Wir betraten einen riesigen Raum, dunkel wie alles andere, mit nur ein paar fluoreszierenden Lichtern an der Decke über uns. Vor uns zeichnete sich ein enorm großer Pool ab. Ich wollte mich gerade zu Torrie wenden, als etwas im Wasser meine Aufmerksamkeit erregte. Mein Blick schoß zurück zu dem Becken und mein Blick weitete sich etwas, denn ich dachte, ich hätte Halluzinationen.

Torrie stand neben mir und sah mich an. Schließlich drehte ich mich zu ihr und kreuzte ihren Blick, und dann grinste sie mich breit an. "Bereit, mit ein paar Haien zu schwimmen?"

Etwas in meinem Gesichtsausdruck mußte lustig gewesen sein, jedenfalls lachte sie, als sie zum Rand des Beckens ging, sich setzte und ihre Beine ins Wasser hängen ließ. Innerlich schreckte ich zurück und wartete nur darauf, daß ihre Beine an den Knien abgebissen würden. Okay, vielleicht hatte ich ,Der Weiße Hai' etwas zu oft gesehen. Ich sah fasziniert zu, als sie in den Pool rutschte und sich zu mir drehte.

"Kommst du? Oder muß ich all diesen Magazinen da draußen erzählen, daß der große Orlando Bloom kneift?"

Kneifen. Der Tag sollte noch kommen. Ich kam zum Rand des Beckens und spähte ins Wasser, aber ich sah nichts. Vorsichtig kniete ich mich nieder und ließ mich schließlich neben Torrie hinab, wobei ich wegen der kalten Temperatur etwas zuckte. Ich hielt mich am Rand fest und trat Wasser so sanft ich konnte. Torrie sah mich immer noch an. Schließlich warf ich ihr einen kurzen Blick zu.

"Wie viele Haie genau sind hier drin?"

"Nur ein paar," versicherte sie mir. Sie wandte sich um, als Don auftauchte und ihr zwei Sauerstoffmasken reichte. Sie gab mir eine und stülpte sich dann die andere über das Gesicht. Ich tat es ihr nach und sah zu, wie sie sich vom Rand abstieß, sich in die Mitte des Pools bewegte und mich dazu aufforderte, ihr zu folgen.

,Nur ein paar', meine Fresse. Das war also das Haifischbecken des Forschungsinstitutes, wo sie das Verhalten in einer natürlichen Umgebung beobachten konnten, von der Geburt bis zum Tod. Das war mein einziger tröstlicher Gedanke, daß diese Haie an Menschen gewöhnt waren, da sie von Geburt an von ihnen betreut wurden. Es gab dort Hammerhaie, Walhaie, Sandtiger und Blauhaie. Ich blieb dicht bei Torrie, die zu wissen schien, wie sie durch sie hindurch schwimmen konnte, welchen man sich nähern konnte und von welchen sie sich fernzuhalten schien. Irgendwann nahm sie meine Hand und fuhr fort, mich so herumzuführen, bis ich mich etwas entspannt hatte und bemerkte, daß noch keiner von uns beiden gefressen worden war.

Sie bedeutete mir, anzuhalten und schwamm zu einem Blauhai, der sich nahe des Bodens ausruhte. Ich hielt den Atem an als sie sich ihm näherte und die Hand ausstreckte, um seine Rückenfinne zu berühren. Sie wandte ihrem Blick wieder mir zu und winkte mich heran, und, darauf vertrauend, daß sie wußte, was sie tat, kam ich herüber. Als ich mich ihr näherte, nahm sie meine Hand und legte sie auf den Körper des Hais. Wow, war das ein herzergreifender Moment. Er schien uns zu ignorieren und ich war schnell damit beschäftigt, seine seltsam rauhe Haut zu berühren und seine Rückenfinne und die Brustflossen zu streicheln. Doch ein paar Minuten später schien die ganze Aufmerksamkeit den Hai zu stören und er schwamm fort. Torrie zog mich etwas zurück und beobachtete ihn vorsichtig, bis er im Wasser verschwunden war. Der Walhai wurde schnell zu meinem Favoriten, so harmlos wie er war, aber doch so groß. Torrie nahm meine Hand und ergriff die Rückenfinne, und das nächste, was ich wußte, war, daß er uns durch das Wasser zog. Sehr cool.

Wir schwammen noch etwa eine Stunde, bis Torrie ein Paar Blauhaie entdeckte, die uns zu umkreisen begannen und gab mir schließlich ein Zeichen, wieder an die Oberfläche zurückzukehren. Don wartete, um uns hinaus zu helfen und gratulierte mir zu meinem Überleben. Ich konnte nicht aufhören zu reden. Ich fühlte mich wie ein Kind an Weihnachten. Ich erzählte Torrie alles darüber, was ich da draußen gefühlt und erlebt hatte und daß ich immer noch von diesen verdammten Viechern zu Tode geängstigt sei aber das machte nichts weil sie mich dazu gebracht hatte, mich der Furcht zu stellen und das war so ziemlich das coolste, was jemals jemand für mich getan hatte. Und ich wußte, das ich mich für den Rest meines Lebens an diese Erfahrung erinnern würde und ich nicht eine einzige Sache wußte, mit der ich angemessen ausdrücken konnte, was mir das, was sie getan hatte, mir bedeutete.

Ich dachte immer noch darüber nach, als wir auf den Parkplatz meines Wohnkomplexes fuhren. Wir waren auf dem Rückweg beide ungewöhnlich still gewesen. Mein Kopf war immer noch voll von dem, was wir getan hatten, von der wundervollen und schrecklichen Welt, die sie mir gezeigt hatte. Ich wußte nicht, was sie schweigen ließ. Vielleicht hätte ich fragen sollen.

"Torrie..." Es gab einfach keine ausreichenden Worte, um zu beschreiben, was ich fühlte und sagen wollte. Ich denke, sie wußte das, weil sie mich nur irgendwie anlächelte. Ich bemerkte, daß sie den Motor nicht abstellte, was bedeutete, daß sie nicht vor hatte, ihr Auto zu verlassen. Ich seufzte. "Danke, Torrie."

Sie zuckte mit den Schultern. "Sicher. Wozu sind Freunde sonst da, als einen in Angst und Schrecken zu versetzen."

Ich lachte. Ich wollte noch etwas sagen, aber mir fiel nichts ein. Statt dessen stieg ich aus dem Auto, ging zur Fahrerseite uns küßte ihre Wange. "Wir hören voneinander?"

"Natürlich. Tschüß, Orli."

Sie fuhr weg und ich bemerkte, daß ich sie noch auf einen Drink oder so hätte einladen sollen.



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