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Dolphin's Cry

Eine Orlando Bloom Fanfic
von

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Kapitel 5
 

life is like a shooting star

it don't matter who you are

if you only run for cover,

it's just a waste of time

The Dolphin's Cry - LIVE
 

Ich wachte spät am nächsten Morgen auf. Okay, es war schon eher früher Nachmittag. Mein Kopf pochte, mein Magen rebellierte, alles weil ich nach meinem idiotischen Verhalten Torrie gegenüber noch mehr trinken mußte. War nicht mein Fehler. Dom drückte mir einen Drink in die Hand und sagte, ich solle es vergessen. Das ist etwa das letzte, an das ich mich erinnere.
 

Ich setzte mich auf dem Sofa auf und griff mir an den Kopf, damit er sich nicht von meinen Schultern drehte, und ächzte. Neben mir, auf dem Boden, gähnte Dom, streckte sich und begann dann leise zu schnarchen. Ich stand vorsichtig auf, um nicht auf Dom zu treten, schwankte etwas, bevor ich mich Richtung Badezimmer aufmachte. Ich lief dabei Billy über den Weg, der fröhlich und fit aussah, weil er so viel früher als wir zu Bett gegangen war. Er wollte mir einen guten Morgen wünschen, aber ich warf ihm diesen ,Sprich mich an und stirb'-Blick zu und er zog nur die Augenbrauen hoch und ging weiter in die Küche, gesegnet sei sein schottisches Herz.
 

Nachdem ich mich erleichtert und eine kurze, kalte Dusche genommen hatte, um wach zu werden, ging ich schließlich in meinen zerknitterten Klamotten zurück ins Wohnzimmer. Billy aß eine Schale Müsli vor dem Fernseher, während Dom weiter auf dem Boden schnarchte. Elijah war nirgends zu sehen, wahrscheinlich lag er zufrieden eingekuschelt in seinem Bett, um den Tag zu verschlafen.
 

"Wo ist denn Torrie?" fragte Billy und machte damit den Beginn des Tages noch schlimmer. "Dachte, sie wäre mit dir gekommen."
 

"Ist sie auch." Ich setzte mich wieder auf das Sofa.
 

"Und?"
 

Ich seufzte. "Sie ist mit Sean gegangen."
 

"Warum denke ich, daß ich was verpaßt habe?"
 

Ich fixierte ihn mit meinem Blick. "Wenn du nicht aufhörst, mich zu löchern, werde ich nicht erwähnen, wie du sie letzte Nacht gefragt hast, ob sie dich heiraten will....Ups!"
 

Billys Kinnlade fiel runter. "Ich hab was?"
 

Ich grinste nur.
 

"Ich Blödmann!" rief er, den Mund voller Müsli. "Hab ich nicht, oder?"
 

"Nein, hast du nicht, Bill," versicherte ich ihm und stand auf. "Wenn Lij aufwacht, sag ihm, daß ich los bin, um mich dem Erschießungskommando zu stellen."
 

"Eh?"
 

"Er wird wissen, wovon ich rede."
 

"Bis später dann?" fragte Billy. "Vielleicht können wir lange genug nüchtern bleiben, um später weiterzumachen?"
 

Ich lachte und dachte, wie albern das sei, als meine Schläfen pochten, dann winkte ich Billy zu und verschwand aus der Tür. Ich saß etwa zehn Minuten im Auto um darüber nachzudenken, wohin ich jetzt fahren sollte. Der Angsthase in mir - ja, da gibt es einen und er steckt ab und zu mal seinen gottverdammten Kopf raus, wenn ich es am wenigsten will - wollte einfach nur nach Hause, sich ins Bett legen und so tun, als sei die letzte Nacht nie passiert. Aber der mutige, verantwortungsvolle - ich könnte euch sogar etwas Land in Bruchtal verkaufen - Typ in mir wußte, daß ich sofort zu Torrie gehen und mich bei ihr entschuldigen mußte. Sogar, wenn das bedeutete, daß ich auf meinen Knien rutschen mußte. Oh ja, wir Jungs wissen, wie man auf den Knien rutscht. Unsere Mütter lehren uns das, bevor sie uns aus dem Haus lassen, denn sie wissen, daß wir so die meiste Zeit unseres Lebens verbringen werden. Außer man hat selbst einen Sohn, wette, ihr wußtet das nicht!
 

Also fuhr ich zu Torries Arbeit und spulte in meinem Kopf immer wieder das ab, was ich ihr sagen würde. Es reichte von ,Ich bin ein totaler Idiot, Torrie. Vergib mir' bis ,Also...was denkst du?' Yep. Mein männlicher Stolz trat wieder hervor und brannte darauf zu wissen, ob es nicht der beste Kuß war, den sie jemals erlebt hatte und falls nicht, könnte ich dann noch eine Chance haben, um meine Männlichkeit zu beweisen? Ich würde da nicht wirklich reingehen und das fragen, aber diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich fuhr. Der Alkohol, den ich getrunken hatte, vernebelte mir sowieso größtenteils die Erinnerung daran, sie zu küssen, was ziemlich scheiße war, weil ich mich gerne daran erinnern wollte und ich wirklich nicht wußte, ob ich sie wie ein liebeskranker Teenager beim ersten Date vollgesabbert hatte. Vielleicht war es deshalb so herzzerreißend gewesen, als sie sagte ,Ich dachte, du wärst mein Freund, Orli'. Vielleicht hatte ich sie vollgesabbert oder auf ihre Lippe gebissen oder etwas ähnlich Dummes.
 

Wunschdenken.
 

Das Center war ruhig, als ich durch die Haupttüren eintrat. Die Ticketverkäuferin sah gelangweilt aus. Sie setzte sich auf, als ich zu ihr kam, und als ich näher trat, weiteten sich ihre Augen mit erkennendem Blick. Toll.
 

"Ohmeingott! Sie sind Orlando Bloom!"
 

Ich wollte wirklich antworten "Bin ich das?" aber ich sagte mir selbst, daß ich nett sein sollte und zwang mich zu einem Lächeln. "Das bin ich. Ist Torrie Adams hier?"
 

"Kann ich Ihr Autogramm haben? Mein Freunde werden mir das nicht glauben!"
 

"Sicher." Sie steckte ein Stück Papier durch den Schlitz im Fenster. "Wie heißt du, Sweetie?"
 

Oh ja, ich kann meinen Charme einschalten wenn es Zeit ist, sich wie Orlando Bloom, der Schauspieler, zu benehmen.
 

"Laurie. L-A-U-R-I-E." Sie platzte fast vor Freude und riß mir förmlich das Stück Papier aus der Hand, als ich es ihr zurückschob.
 

War es wirklich so aufregend, ich zu treffen? Ich glaubte nicht.
 

"Oh danke, danke!" Laurie lächelte mich bewundernd an. Oh ja, sie war niedlich. Zierlich, blond, kornblumenblaue Augen. Sie konnte nicht älter als siebzehn sein.
 

"Kein Problem. Ähm... Torrie Adams, ist sie - "
 

"Oh! Sorry!" Sie lachte und rollte mit den Augen. "Ich Dummchen! Hab ich total vergessen. Sie ist hinten im Delphinbecken. Ich bringe Sie hin."
 

Bevor ich etwas sagen konnte, war sie aus ihrem Ticketschalter raus und drängelte mich, ihr in die Flure zu folgen. Ich wollte sie nicht in Schwierigkeiten bringen, weil sie ihren Posten verließ und sagte ihr dies, aber sie winkte nur ab und sagte, daß ohnehin nicht viel los wäre und sie sich mal die Beine vertreten müßte. Laurie schnatterte die ganze Zeit, wie oft sie ,Die Gefährten' und ,Black Hawk Down' gesehen hatte und daß sie ,Die zwei Türme' kaum erwarten konnte und daß es unglaublich war, wie anders ich ohne die Perücke aussah. Ich lächelte du nickte und streute hier und dort ein Bemerkung ein, obwohl ich wußte, daß ich alles, was sie sagte, wahrscheinlich Wort für Wort auswendig kannte. Ich schätze das, denkt nichts Falsches. Aber es ist so, daß man dieselben Komplimente immer und immer wieder hört, und irgendwann bedeuten sie dir einfach nicht mehr so viel. Ich würde nur einmal gerne hören "Hey Orli, in ,Die Gefährten' warst du echt scheiße, Mann". Okay, das ist übertrieben. Aber ihr wißt, was ich meine. Aber man kann nur so lang perfekt sein, bis man von seinem Podest fällt. Also verbringt man die Zeit bis dahin mit der Frage, wann dieser Augenblick gekommen ist und wohin er führen wird. ,Genieß es, solange es geht' hat nirgendwo so eine Bedeutung wie in Hollywood.
 

"Da sind wir ja."
 

Laurie hielt bei einem Paar Glastüren, die nach draußen führten. Durch die Fenster konnte ich den Leiter Scott sehen, der am Rand eines Beckens stand und dessen Mund sich bewegte, als würde er zu jemandem sprechen. Ich folgte seinem Blick hinaus aufs Wasser, wo ich Torries dunklen Kopf erblickte, der mit den leichten Wellen auf und ab schwamm. Plötzlich erschien neben ihr ein Delphin und tauchte dann schnell wieder ab. Torrie lachte.
 

"Falls sie noch irgend etwas brauchen..." fuhr Laurie hoffnungsvoll fort.
 

"Nein. Das ist toll. Danke, Laurie," erklärte ich ihr, stieß die Türen auf und trat in die Sonne.
 

"Nun... sicher."
 

Ohne einen Blick zurück überquerte ich den Hof und lächelte Scott zu, als er sich zu mir drehte.
 

"Mr. Bloom. Hallo." Er streckte seine Hand aus und ich schüttelte sie. "Torrie erwähnte nicht, daß sie vorbeikommen würden."
 

"Äh... sie wußte es nicht."
 

"Ah." Er nickte und musterte mich und registrierte zweifellos, daß ich in meinen Klamotten geschlafen hatte. Er drehte sich wieder zum Wasser. "Hey, Torrie. Du hast Besuch."
 

Sie lachte über etwas, was die Delphine, die mit ihr schwammen, taten. Dann wandte sie sich um, sah mich und ihr Lachen erstarb. Einfach so. Verdammt. Das ist die letzte Wirkung, die du auf einen Menschen haben willst. Ich zwang mich zu einem Lächeln und winkte etwas, aber sie fuhr nur weiter damit fort, Wasser zu treten und mich anzusehen. Ich begann mich zu fragen, ob sie meine Anwesenheit einfach ignorierte und mich dazu bringen wollte, zu ihr zu schwimmen. Einer der Delphine schubste sie von hinten und lenkte ihren beständigen Blick einen Moment von mir ab. Torrie sprach mit dem Tier, streichelte seine Nase und drehte sich dann, um in Scotts und meine Richtung zu schwimmen. Als sie den Rand des Beckens erreicht hatte, reichte Scott ihr seine Hand, um sie heraus zu ziehen. Ich mußte mich echt zusammenreißen, um sie nicht anzustarren, denn der Schwimmanzug schmiegte sich an sie wie eine zweite Haut. Ich meine, was wäre das für eine Art, sie wegen des Küssens um Verzeihung zu bitten, entschuldige bitte, während ich dich für einen Moment anglotze.
 

Ich ging zu ihr, sah, wie sie mir einen verstohlenen Blick zuwarf, bevor sie sich ihr nasses Haar aus der Stirn strich. Wassertröpfchen glänzten an ihren langen Wimpern und sie hatte einen Klecks hellgelbe, wasserfeste Sonnencreme auf ihrer Nase. Bezaubernd.
 

"Hallo, Orlando," begrüßte sie mich kühl.
 

Orlando. Autsch. Ich zuckte innerlich zusammen.
 

"Um... hey, Torrie." Ich schob meine Hände in die Taschen meiner Jacke und wußte nicht, was ich sagen sollte.
 

Torrie schien auf etwas zu warten, gab dann auf und warf mir einen angeekelten Blick zu, bevor sie sich neben den Pool kniete und ein paar Fische zu den Delphinen warf. Ich seufzte, ging zu ihr, um mich zu ihr zu knien und schwieg länger, als ich eigentlich sollte. Aber ich wollte mir sicher sein, daß ich das richtige sagte. Ich wollte nicht, daß sie dachte, ich würde mich nur entschuldigen, um mein Gewissen zu beruhigen. So abgedroschen das auch klang, ich wollte ihr zu verstehen geben, daß ich sie viel mehr respektierte, als wie ich es ihr in der vorherigen Nacht gezeigt hatte. Ja, ja ,ja. Ich habe schon zugegeben, daß es abgedroschen klang, aber so fühlte ich nun mal. Ich wollte nicht, daß sie böse auf mich war. Ich bestimmt wollte ich ihre Freundschaft nicht verlieren.
 

"Du hättest wenigstens den Anstand besitzen und nach Hause gehen können, um dich umzuziehen, bevor du hierher kommen würdest," murmelte sie neben mir.
 

Nun, da hatte sie recht. "Vielleicht hätte ich das. Aber dich zuerst zu sehen war mir wichtiger."
 

Torrie sah auf ihre Uhr. "Zuerst, eh?"
 

Ich zuckte mit den Schultern. "Falls du es nicht bemerkt hast, habe ich gestern abend etwas zu viel getrunken."
 

"Verstehe. Ist das deine Entschuldigung?" Sie schüttelte ihren Kopf. "Also habe ich mehr Eindruck gemacht, als ich gesollt hätte."
 

Torrie stand auf und ging weg. Verdammt. So sollte das eigentlich nicht ablaufen. Ich folgte ihr zurück in den Hof, wo sie Dinge forträumte, die Delphinspielzeuge zu sein schienen. Ja, klingt auch für mich albern, aber das war es nun mal.
 

"Torrie."
 

Sie ignorierte ich.
 

"Torrie, bitte. Verdammt."
 

Diesmal sah sie zu mir.
 

"Es tut mir leid." Da, ich sagte es. Und es war gar nicht so schlimm. "Ich hätte dich gestern Abend nicht küssen sollen. Ich habe meine Grenzen überschritten und ich will nicht, daß du jetzt einen falschen Eindruck von mir hast."
 

Sie zog eine Augenbraue hoch. Ich zog ein Gesicht, sah weg und trat nach irgendwas, was auf dem Boden lag. Stille.
 

"Ich wünschte, ich könnte es auf den Alkohol schieben," fuhr ich fort. "Aber ich weiß, das wäre zu einfach. Vielleicht lag es einfach an all diesen Dingen, die da zusammen gekommen sind. Wie wir über Romantik geredet haben und wie wohl ich mich bei dir gefühlt habe und wie du gerochen hast und das Mondlicht und der Verlust von Hemmungen durch den Alkohol." Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer, daß es mir leid tut. Ich will nicht, daß du denkst, ich wollte mich dir aufdrängen oder so."
 

Torrie schüttelte den Kopf. "Das würde ich niemals über dich denken, Orli. Aber im Nachhinein, es ist nicht so daß... nun, es ist nicht so, daß ich total dagegen war."
 

Mein Kopf fuhr bei dieser Bemerkung hoch und unsere Blicke trafen sich. Sie schob ihre Unterlippe besorgt vor und verdammt, der kleine Teufel steckte seinen häßlichen Kopf wieder hervor und ich bemerkte, daß ich diese Lippe wieder auf meinen eigenen spüren wollte. Ich konzentrierte mich von ihrem Mund wieder auf ihre Augen.
 

"Aber deswegen darf es nicht noch einmal passieren, Orli," fuhr sie sanft fort. "Und vielleicht sollten wir uns jetzt voneinander verabschieden und es nicht weiter probieren."
 

Sie ging fort. Ich wurde panisch. Ich langte aus, um nach ihr zu greifen und sie mit dem Gesicht zu mir zu drehen, und als ich das tat, erschreckte ich sie vielleicht ein wenig, jedenfalls war da ein Funke Angst in ihren Augen, den ich nicht verstand und sie los ließ. Ich schüttelte den Kopf und hielt nur ihre Hand.
 

"Nein, Torrie. Ich will nicht einfach Lebewohl sagen und das war's. Ich mag dich. Ich verbringe gern Zeit mit dir. Ich mag die Welt, in der du lebst und ich will die Gelegenheit nicht vermissen, sie ab und zu zu besuchen. Bitte, zwing mich nicht, zu gehen. Und bring mich nicht dazu, zu denken, daß mein einer kleiner Fehler mich das kostet, was eine wunderbare Freundschaft werden könnte."
 

Oh ja, ich war auf meinen Knien. Nicht buchstäblich, aber so gut wie. Mein Schwester beklagte sich immer, ich würde das benutzen, was sie ,Hundeaugen' nannte, damit unsere Mutter mir das gab, was ich wollte. Nun, ich benutzte sie jetzt. Ich hielt mich kein Stück zurück. Und Torrie wurde weich. Go me.
 

"Außer natürlich du denkst nicht so?" fiel ich mit der Tür ins Haus und brachte das schlechte Gewissen ein. Ihre Augen weiteten sich und vielleicht war sie etwas mitgenommen von dem, was ich tat, aber es war mir egal.
 

Während sie eine Strähne nassen Haares hinter ihr Ohr strich, sah Torrie für einen Moment fort und dann wieder zu mir. Ich konnte verdammt noch mal nichts aus ihrem Blick lesen und das war mehr als frustrierend. "Ich mag deine Gesellschaft," gab sie schließlich zu.
 

Innerlich vollführte ich einen kleinen Tanz. Äußerlich lächelte ich ein bißchen über ihr Geständnis. "Also, warum streiten wir dann darüber? Wir sind beide erwachsen, Torrie. Ich kann mich benehmen, solange du lernst, deine gierigen Pfoten von mir zu lassen."
 

Torrie lachte, und das war genau das, was ich hatte erreichen wollen.
 

"Ich schwöre, ihr Frauen wollt alle nur meinen Körper," fuhr ich fort.
 

"Und das wäre schlimm, weil...?" stichelte sie.
 

Ich lachte mit ihr. Eigentlich stellte sich der Tag um einiges besser heraus, als ich erwartet hatte. Und ich hatte mir bewiesen, daß es wirklich der Alkohol in mir gewesen war, der mich sie hatte küssen lassen, denn als ich hier so mit ihr stand, verspürte ich nicht das Bedürfnis oder das Verlangen, es nochmal zu tun. Ich hielt ihre Hand und das fühlte sich schön an, aber ich wurde nicht durch irgendeinen Drang verzehrt, sie mit ins Bett zu nehmen oder so. Sie war bezaubernd, wenn sie lachte und das Wasser an ihren Wimpern blitzte wie Diamanten, aber sie war nicht so hinreißend, daß ich mich in mein Badezimmer zurückziehen würde, um mir zu Photos von ihr einen runterzuholen.
 

Ich hätte mich also verabschieden und gehen und ihr sagen sollen, daß ich sie anrufen würde oder so, damit wir mal wieder was unternehmen könnten. Aber ich tat es nicht. Und es brauchte nur fünf Minuten bis sie mich dazu einlud, ihr zu helfen, ihren Neuzugang zu füttern, Bob die Robbe. Ich folgte ihr in den Robben-Raum, wo ich dem niedlichsten Wesen vorgestellt wurde, das ich je gesehen hatte, einer Pacific Harbor Robbe, die, wie ich fand, nicht wie ein Bob aussah, aber dann öffnete er sein Maul und barkte uns an und ich entschied, daß er wie ein Bob klang, so komisch sich das auch anhören mag. Torrie lachte mir zu und gab mir einen ,Ich hab's dir ja gesagt'-Blick. Irgendwann zog ich meine Jacke aus und wurde mindestens genau so naß wie Torrie und Bob, während wir ihn mit Fisch und Tintenfisch fütterten und seinen Nacken kraulten, was er zu lieben schien.
 

Wir redeten ununterbrochen. Diesmal erzählte ich ihr ein bißchen was über mein Familie und sie erzählte mir von ihrer. Ihr Eltern waren geschieden und sie hatte eine Halbschwester, die sie nicht sehr gut kannte. Es klang so, als sei Torrie zuhause nie wirklich glücklich gewesen, was mich traurig machte, denn ich hatte so eine enge Beziehung zu meiner Mutter und Samantha. Ich fing an, über ihre Beziehung zu Steve nachzudenken - man mußte nicht allzu aufmerksam sein um zu bemerken, daß sie nicht viel gemeinsam hatten. Also begann ich, ein wenig nachzuhaken, nicht direkt natürlich, aber genug, um in meinem Kopf eine Idee zu formulieren, warum sie mit diesem Kerl zusammen war. Ich begann, ihre Antworten mit den Informationen, die sie mir über ihre Familie gab, zu kombinieren.
 

Meine Theorie ist diese: Kinder, die in problematischen Familienverhältnissen aufgewachsen sind, wo sie entweder ignoriert oder gezwungen werden, etwas zu sein, was sie gar nicht sind, wachsen mit dem Bedürfnis nach Akzeptanz und Stolz von Seiten ihrer Eltern auf. Also tun sie alles, um sie zu beeindrucken, egal was, um sie glücklich zu machen. Ich fand, daß hier Steve ins Spiel kam. Er war all das, was ein Vater wie der von Torrie für sein ,kleines Mädchen' wollen würde. Erfolgreich, gutaussehend (in einer schleimigen, Gangster-artigen Art), angefüllt mit mehr Testosteron als ein Football-Stadion. Ihr wißt schon, der Mann der Männer. Und deshalb war sie mit diesem Kerl zusammen, weil es das war, was ihre Familie erwartete, einen Kerl zu finden, der sie am liebsten als Hausfrau sehen würde, wenn sie einmal heiraten würden, der ihr jede Woche ein Taschengeld gab und sie verhören würde, was sie eingekauft hatte und der jeden Abend das Essen auf dem Tisch haben wollte, wenn er heimkam. Okay, vielleicht gab ich dem Typ keine Chance. Vielleicht war da mehr an Steve Rubin, als das, was ich sah. Aber wenn ich dem zuhörte, was Torrie über ihn erzählte... ich weiß nicht. Ich mochte ihn einfach nicht und es war so gottverdammt offensichtlich, daß sie zu ihm aufzuschauen schien, als ob er was besseres sei als sie. Ich hoffte wirklich, daß er nicht derjenige war, der ihr diesen Mist einredete. Aber wie sie so sagte "Steve macht sich über meine Schusseligkeit lustig... Steve erlaubt mir einen Abend mit den Mädels...Steve mag nicht die Musik, die ich höre..." Ich wollte sie einfach nur greifen und schütteln und schreien kapierst du nicht, was du da sagst?! Aber das war nicht meine Aufgabe, ihr dies zu sagen. Nicht, wenn sie soviel Wert darauf legte, was ihre Familie über sie und ihre Lebensentscheidungen dachte. Vielleicht später, wenn wir uns besser kannten und einander besser verstehen würden, konnte ich sie fragen Was zum Teufel, Torrie?
 

Oder ich könnte Elijah es tun lassen.
 

Langsam lenkte ich das Gespräch von ihrem Verlobten weg und zurück zu angenehmeren Dingen. Ich sagte ihr, meine Lieblingsfarbe sei gelb, und sie sagte, ihre sei grün. Wir lachten darüber, wie erbärmlich das klang. Ihr aktueller Lieblingssong war Angels von einer Kanadischen Band mit Namen Tea Party und ich erklärte ihr, sie müsse sich mal das Album Punishing Kiss von Ute Lemper anhören, auf das Atti mich gebracht hatte. Sie blinzelte bei dem Namen Atti und ich erzählte ihr schnell alles von meinem besten Freund, André Schneider, den ich kennenlernte, nachdem eine meiner Exfreundinnen begonnen hatte, sich mit ihm zu treffen. Sie fand das lustig und ich mußte zugeben, daß es etwas seltsam war. Sie sagte, es klang wie ein Country-Music-Lied, wie ,Meine Frau ist mit meinem besten Freund abgehauen und ich vermisse ihn' und ich lachte und sagte nur, daß sie mich mit Country Music vergleichen würde. Es gab so viele Dinge, in denen wir grundverschieden waren, wie zum Beispiel ihre Vorliebe für Milchprodukte - sie konnte eine halbe Gallone Milch auf einmal trinken, und als ich daraufhin einen Würgelaut ausstieß, wies sie darauf hin, daß sie sich noch nie einen Knochen im Körper gebrochen hatte. Touché. Als ich ihr sagte, daß ich ein Technophob sei, gab sie zu, daß sie eher ein Internetfreak sei und ruhige Abende zuhause nach der Arbeit damit verbrachte, das Web nach Neuigkeiten zu durchstreifen und mit anderen Biologen auf der ganzen Welt zu reden. Je mehr wir redeten, desto offensichtlicher wurde es, daß wir in keiner erdenklichen Art zusammenpaßten. Aber das hieß nicht, daß wir nicht Freunde sein konnten.
 

"Ich muß jetzt wirklich gehen," sagte ich schließlich, als ich auf die Uhr schaute und sah daß es schon halb fünf war. Scheiße. Ich mußte nach Hause und mich umziehen und sehen, was die Jungs für heute Abend vorhatten.
 

"Verdammt, es ist spät!"
 

Ich half Torrie hoch und sie bot mir an, mich zum Eingang zurückzubringen. Auf dem Weg dorthin gab ich ihr meine Telefonnummer und fragte, ob ich ihre haben könnte.
 

Sie zögerte einen Moment. "Nun, ich lebe bei Steve und ich glaube nicht, daß er... nun, er will nicht, daß ich die Nummer allzu oft fortgebe."
 

"Oh?" Der Mann war ein totaler Freak.
 

"Du kannst mich aber hier immer anrufen," bot sie mir an und gab mir eine Visitenkarte vom Center, als wir die Lobby durchquerten.
 

"Hast du kein Handy?" fragte ich.
 

Torrie seufzte und ich unterbrach sie, als sie antworten wollte.
 

"Laß mich raten: Steve."
 

Sie schenkte mir ein kleines Lächeln. "Er denkt, es sei nicht nötig, daß wir beide eins haben."
 

"Weißt du, Torrie," begann ich und änderte dann schnell meine Absicht. Das war nicht meine Aufgabe, ihr dies zu sagen. Ich war hergekommen, um mich zu entschuldigen, nicht, um sie wieder zu verärgern. "Schon gut."
 

Sie sah mich seltsam an, aber fragte nicht weiter. Ich wünscht irgendwie, sie hätte es getan. Dann hätte ich ihr vielleicht etwas gesagt, anstatt es vor mir herzuschieben. Ich konnte jetzt schon sagen, daß ich sie nur dann sehen würde, wenn sie im Center war, auf Angeltour mit ihrem Onkel oder wenn ihr Verlobter nicht in der Stadt war. Der glücklicherweise, laut Torrie, viel reiste. Ich konnte nicht anders als mich zu fragen, ob sie ihre Musik so laut stellte, daß es die Fenster raushauen würde, wenn er nicht in der Stadt war. Gott, ich hoffte, sie tat es.
 

"Ich hab massenweise Meetings nächste Woche," sagte ich ihr. "Aber wir müssen uns mal treffen und CDs austauschen."
 

Torrie lächelte. "Yeah. Klingt gut. Vielleicht irgendwann zum Lunch."
 

"Perfekt." Ich schenkte ihr ein Lächeln.
 

Ich beugte mich vor und umarmte sie und sie legte ihre Arme um mich und für einen Moment hielten wir uns einfach nur fest. Es war schön. Sie war mittlerweile getrocknet, roch aber immer noch nach Salzwasser und Robben und ich bemerkte, daß es bei mir nicht anders sein mußte, was ein wenig seltsam war. Das hört sich jetzt ziemlich komisch an, aber Menschen sind einfach zum Umarmen gemacht Da gibt es solche, die du umarmen könntest, aber es ist nicht angenehm, weil sie irgendwie steif sind und vielleicht riechen sie nicht richtig oder fühlen sich falsch an und die ganze Erfahrung ist einfach furchtbar. Und dann gibt es solche, die fürs Umarmen gemacht sind und auch zurück umarmen. Torrie war so. Sie war die personifizierte Wärme und Sanftheit und Zartheit und sie entspannte sich in meiner Umarmung, als ob sie sie wirklich wollte, als ob sie mir im Stillen sagte, daß sie gern so nah bei mir war. Da war nichts sexuelles dabei, obwohl es unter anderen Umständen hätte so sein können, vor allem, wenn die Ticketverkäuferin, Laurie, uns nicht von ihrem Fenster aus mit aufgerissenen Augen und einem irgendwie neidischen Gesichtsausdruck beobachten würde. Ich lächelte nur und drückte Torrie etwas fester.
 

"Victoria."
 

Torrie zuckte in meinen Armen zusammen und stieß sich von mir weg, als ob sie sich verbrannt hätte. Sie sah mich nur kurz an, bevor sie sich abwandte, um Steve zu begrüßen, der auf uns zukam und unsere Blicke trafen sich und wir starrten den jeweils anderen nieder. Der Mann war nicht erfreut, das war offensichtlich. Meine Güte, es war ja nicht so, als hätte ich sie auf dem Boden liegen gehabt und sie vor aller Augen gefickt hätte. Es war einfach eine kleine Umarmung zwischen zwei Freunden und er sah mich mit einem Blick an, der mir klar sagte, daß ich aus Angst vor ihm am ganzen Körper zittern sollte. Statt dessen lächelte ich.
 

"Tag, Steve. Dachtest, du wärest nicht in der Stadt?"
 

Torrie versuchte, meine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, aber ich drehte mich nicht vor dem Mann vor mir weg. Das war falsch von mir, ihn so ködern, aber ich war so abgenervt von der arroganten Art dieses Kerls, daß ich weder klar sehen noch denken konnte.
 

"Orlando, nicht wahr?" antwortete Steve kühl und mit einem Nicken. "Haben wir uns verlaufen? Ich dachte, Hollywood wäre in der Richtung?" Er deutete mit seinem Kopf.
 

Ich wippte auf meinen Fersen. "Ich habe gerade die Zuneigung zum Meer entdeckt."
 

"Ist das so?"
 

Wow. Man hätte die Spannung mit einem Messer schneiden können.
 

"Orli wollte gerade gehen," sagte Torrie und ich sah zu ihr und sie war mir einen kurzen Blick zu, bei dem ich schwören könnte, daß darin eine Bitte lag. Ich versuchte, ihren Blick zu halten, aber sie drehte sich wieder zu Steve und sagte, wie sehr sie ihn vermißt hatte und daß sie froh war, daß er vorbeigekommen war, um sie abzuholen. Sie zog ihn schon mit sich fort, zurück in das Gebäude, aber sie sahen beide zurück auf mich, er mit einer stummen Warnung, sie mit einer stummen Entschuldigung.
 

"Bis später dann, Torrie!" rief ich.
 

Ich glaubte, sie nicken zu sehen, aber Steve griff sie am Arm und führte sie um eine Ecke und aus meiner Sicht.



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