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Dolphin's Cry

Eine Orlando Bloom Fanfic
von

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Kapitel 3
 

so when the time is right

come to me sweetly, come to me

come to me
 

The Dolphins Cry - LIVE
 

Ich hatte nicht die Absicht, auf Torries Angebot einzugehen. Ich verbrachte den Rest der Woche damit, mich um Drehbücher und Angebote und Treffen mit meiner Agentin zu kümmern und die üblichen Interviews für Magazine oder Unterhaltungssendungen zu geben. So langsam wurde es schwerer, auf die Straße zu gehen, ohne erkannt zu werden. Am Anfang hatte mich jeder nur als Legolas gekannt, aber ohne die blonde Perücke wußten nicht viele Leute, wie ich wirklich aussah. Aber ich erschien in immer mehr Magazinen, und meine Anonymität wurde allmählich von mir weggezogen. Mich kümmerte das wenig, das ist der Preis, den man für den Ruhm bezahlen muß. Aber Ian hatte mir mal gesagt, er hoffe, nie richtig berühmt zu werden, und so langsam verstand ich, was er meinte. Jeder hat mal solche Tage, wenn man einfach nur in Ruhe gelassen werden will, wenn du in deiner eigenen kleinen Welt bist und nicht gestört werden willst. Wenn du berühmt bist, darfst du solche Tage nicht haben, sonst wirst du vielleicht von einem Fan angesprochen und es läuft darauf hinaus, daß du ihn anmotzt, weil du schlechte Laune hast und am nächsten Tag steht es überall im Internet und plötzlich will dich keiner mehr buchen wegen deines Image-Problems. Sowas reicht schon aus, daß man das Haus gar nicht mehr verlassen will.
 

Es war Freitag abend und Elijah und ich hatten uns in eine Nische im Club zurückgezogen, während um uns herum die Musik dröhnte, die Leute lachten und die Gläser klirrten. Elijah lehnte sich in seinem Sessel zurück und rauchte eine Zigarette, während er eine niedlich kleine Blondine beäugte, die auf der Tanzfläche war. Ab und zu warf sie ihm einen Blick zu, aber egal, wie oft ich ihm sagte, er solle zu ihr gehen, hatte er sich nicht ein Stück bewegt.
 

"Billy hat heute angerufen," schrie er mir über die Musik hinweg zu und blies etwas Rauch in die Luft. "Sagte, er sei zu Tode gelangweilt und kommt nächste Woche rüber." Ich lachte. "Woher weiß er, daß es hier besser ist?"
 

Elijah zuckte mit den Schultern. "Ich hab ihm gesagt, er soll Dom mitbringen. Wir rufen Sean an und schauen zu, ob wir fünf nicht irgendwas anstellen können."
 

"Sollte nicht allzu schwer sein."
 

Plötzlich wandte er den Kopf und richtete sich auf. "Hey, ist das nicht... ach verdammt, wie war ihr Name? Die Fisch-Tussi... "
 

"Victoria?" Ich sah Elijah ausdruckslos an und folgte dann seinem Blick durch den Club. Yep, sie war es, und in ihrem kurzen schwarzen Kleid und mit herabfallendem, dunklem Haar sah sie etwas anders aus als in ihrem gewöhnlichen Outfit. "Es ist Torrie."
 

"Torrie also?" Elijah musterte mich und nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette. "Was hab ich verpaßt?"
 

"Nichts, Lij. Ignorier das." Ich versuchte, mich auf meinen Drink zu konzentrieren, aber mein Blick wanderte wieder zu ihr zurück. Ein Mann war bei ihr, groß, breitschultrig, schwarze Harre. Ich runzelte die Stirn. Anscheinend ihr Verlobter. Ich versicherte mir rasch selbst, daß ich ihn nicht mochte, weil er offenbar nicht zu ihr paßte.
 

Ich hätte Elijah schlagen können, denn er stand auf und steckte seine Finger in den Mund, um laut durch den Club zu pfeifen. Als er Torries Aufmerksamkeit hatte, winkte er sei zu unserem Tisch. Fuck. Da kam sie mit ihm Verlobten, einem großen, grobschlächtigem Typ in eine grauen Seidenanzug, der geradezu herausschrie, daß er sich für etwas Besseres hielt. Ich wußte noch nicht mal seinem Namen, aber ich haßte ihn.
 

"Orli! Elijah! Hi!" Torrie kam zu unserem Tisch und Elijah rutschte rüber, damit sie sich setzen konnte. Ich lächelte ihr kurz zu, aber mein Blick ging wieder zu Brutus. Alles an ihm mißfiel mir. "Jungs, das ist mein Verlobter, Steve Rubin. Steve, das sind Orlando Bloom und Elijah Wood."
 

Steve streckte sich und schüttelte unsere Hände. Ich glaube, er versuchte meine zu brechen, war mir aber nicht sicher. Sogar Elijah schien zusammenzuzucken. Arschloch.
 

"Schauspieler, huh?" "Sorry, hab noch keinen eurer Filme gesehen."
 

Na, warum überrascht mich das nicht? überlegte ich. Wahrscheinlich hätten wir erst in einem Steven-Segal-Streifen mitspielen müssen.
 

"Was macht das Angelgeschäft?" fragte Elijah Torrie, während er Steves Anwesenheit komplett überging. Ich wollte es ihm gleichtun, aber sein Eau de Cologne war einfach zu stark, um ignoriert zu werden. Ich spülte den Rest von meinem Scotch hinunter und dachte daran, mir noch einen zu bestellen, als Torries nächste Bemerkung meine Aufmerksamkeit erregte.
 

"Warum findest du das nicht selbst heraus? Ich habe schon Orli gesagt, daß er dazu eingeladen ist, mich auf einem Ausflug zu begleiten." Sie sah zu mir und ich lächelte ihr zu. "Ihr seid beide eingeladen, meinen Onkel und mich morgen zu begleiten."
 

Elijah sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an und wandte sich dann an Steve. "Was ist mit dir, Steve? Angelst du?"
 

"Nein." Eine flache, kurze Antwort. Sein Tonfall ließ darauf schließen, daß etwas wie Angeln unter seiner Würde war. Ich zweifelte nicht daran, daß es zu seinen Hobbies gehörte, kleinen Kindern die Süßigkeiten wegzunehmen und Hundebabys zu treten.
 

Hör auf, Orli, tadelte ich mich in Gedanken selbst. D u kennst den Kerl noch nicht mal!
 

"Also, was ist?" drängelte Victoria. "Seid ihr dabei?"
 

"Hört sich cool an," antwortete Elijah. "Stimmt's, Orli?"
 

Ich wünschte, der Sessel würde mich verschlucken. Wie stark würde Elijah mich nur auslachen, wenn er wüßte, daß ich sie bereits gefragt hatte, ob wir etwas zusammen unternähmen, nur um herauszufinden, daß sie verlobt war. Es würde mir weniger ausmachen, wenn nur Torrie hier wäre und vielleicht hätten wir uns noch etwas über ihre Arbeit und über meinen Sturz am Pier lachen können. Aber Steve war hier, und ich konnte mir nur vorstellen, was sie ihm über mich erzählt hatte und ob sie darüber lachten, daß ich sie gefragt hatte, und ich wußte verdammt noch mal nicht, warum ich mir darüber überhaupt Gedanken machte. Es war ja nicht so, daß ich überhaupt an Torrie interessiert war - sie war ja noch nicht mal mein Typ! Aber trotzdem fühlte ich mich unbehaglich und verlegen und wollte da irgendwie raus und da kam Elijah an und entschied, daß ich den nächsten Tag mit ihr verbringen sollte. Verdammt, verdammt, verdammt.
 

"Ich sehe da hinten einen Kunden von mir," sagte Steve plötzlich. "Bin gleich zurück, Babe."
 

Babe. Innerlich kicherte ich vor mich hin, als Steve Torries Wange küßte und ohne Elijah und mich eines weiteren Blickes zu würdigen davonging. Ich bemerkte, daß Elijah ihm ebenfalls nachsah und seinen Blick dann sofort wieder zu Torrie ging. Ich war gespannt, was jetzt kommen würde. Bei Elijah wußte man nie so genau. Manchmal war er einfach entwaffnend ehrlich.
 

"Also, wie lang seid ihr schon zusammen?"
 

"Etwas über ein Jahr," antwortete Torrie. Ihr Blick wanderte fast nervös über uns hinweg. Sie spielte mit einem weggeworfenen Strohhalm, den sie um ihre Finger wickelte. "Er ist Makler. Sehr klug. Spielte im College Football."
 

"Wirklich?" Ich versuchte, mich interessiert und erstaunt zu geben. Ich glaube, es hat nicht funktioniert, denn sie sah mich seltsam an, sagte aber nichts.
 

"Kommt ihr zwei öfter hierher?" fragte Elijah, während er Torrie ruhig musterte.
 

Sie schüttelte den Kopf. "Nein. Steve haßt Tanzen. Ich glaube, er hat heute nur einen guten Abend." Sie lächelte mich schnell an. "Nicht, daß er tanzen würde, aber die Atmosphäre ist gut."
 

"Orli wird mit dir tanzen."
 

Lieber Lij, wenn der Abend vorüber ist, bringe ich dich um. Gezeichnet Orli.
 

Ich warf ihm meinen finstersten Blick zu, aber er schien mich einfach zu ignorieren oder hatte den Blick aufgefangen und tat einfach so, als wäre er nicht da. Alles was ich wußte, war, daß Steve ankommen und mich niederschlagen würde, wenn er mich beim Tanzen mit Torrie erwischen würde. Sogar sie schien zu zögern und sah Elijah unsicher an.
 

"Ich glaube nicht, daß - "
 

"Ach komm schon," unterbrach Elijah mich. "Orli war schon den ganzen Abend pingelig und hat noch mit niemandem getanzt und du bist extra hierher gekommen, obwohl du wußtest, daß daraus nichts wird. Wo liegt für euch beide das Problem?"
 

Ich würde ihn umbringen. Wirklich. Aber jetzt konnte ich Torrie nicht einfach so da sitzen lassen, so total unwohl und bereit, davonzulaufen. Vielleicht wäre morgen doch ein guter Zeitpunkt, um angeln zu gehen. Dann könnte ich Elijah als Köder benutzen. Keiner würde ihn vermissen. Tagelang nicht. Ich glitt aus meinem Sessel und trat an Torries Seite.
 

"Komm, Süße. Bevor Lij auf weitere tolle Ideen kommt."
 

Sie lächelte, nahm meine Hand und ließ sich von mir auf die Tanzfläche ziehen. Natürlich war Nelly Furtados ,I'm like a bird' zuende, als wir sie erreichten und wurde sofort abgelöst durch ,Unstoppable' von The Calling. Also mußte ich sie an mich heranziehen und festhalten, als wir uns langsam zur Musik bewegten und ich haßte die Tatsache, daß sie größenmäßig genau zu mir paßte. Heute abend roch sie würzig, doch trotzdem war noch die kleinste Prise Kokosnuß an ihr, und ihr Haar war so unglaublich weich an meiner Wange.
 

"Come and lay right on my bed, sit and drink some wine

I'll try not to make you cry
 

And if you'd get inside my head, then you'd understand

Then you'd understand me
 

Why I've felt so alone, why I kept myself from love

And you became my favourite drug
 

So let me take you right now and swallow you down

I need you inside"
 

Ich fing an, dieses Lied zu hassen.
 

"If we had this night together
 

If we had a moment to ourselves
 

If we had this night together, then we'd be
 

Unstoppable"
 

Für einen Augenblick schien Torrie sich zu entspannen und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ich hielt sie etwas fester und erlaubte mir, es etwas mehr zu genießen. Alles in allem war es nur ein harmloser Tanz. Nichts, worüber man sich aufregen mußte. Sie war verlobt und ohnehin nicht mein Typ, sicher konnten wir gut miteinander auskommen und ich war gern in ihrer Gesellschaft, aber das war nur eine langsam wachsende Freundschaft und Freunde können doch miteinander tanzen, ohne darüber großartig nachdenken zu müssen. Stimmt's?
 

Ich lehnte meinen Kopf gegen ihren und verlor mich allmählich in dem Lied und in meinen Gefühlen für sie. Ich kann nicht wirklich sagen, wie ich mich fühlte, aber es war sehr friedlich. Nur für einen Augenblick gab es keinen Druck, keine Sorgen, nur wir zwei, die wir uns zur Musik bewegten, keine Gespräche, kein Grund, Eindruck zu schinden. Ich schloß meine Augen und fühlte, wie ihr Herz gegen das meine schlug - oder war es der Baß der Musik?
 

"Do you think that this is right, or is it really wrong
 

I know that this is what I've been wanting
 

And all this is burning in my soul, it fills up to my throat
 

It fills up till my heart is breaking"
 

"Du tanzt gut," sagte Torrie an meinem Hals.
 

Ihre Stimme war etwas heiser, weich. Ich mochte sie. Ich öffnete meine Augen, um etwas zu antworten - wißt ihr, so was kluges wie zwei linke Füße oder etwas ähnlich dummes - aber ich sah, wie Steve uns beobachtete, und alles, was ich sagen wollte, war vergessen. Er starrte uns wütend an und sah ziemlich verärgert aus. Was hatte der Typ für ein Problem? Etwas in mir wollte ihr meine Hände auf den Hintern legen, aber ich glaube, das wäre bei Torrie nicht so gut angekommen. Also ließ ich davon ab und warf Steve indessen ein widerlich süßes Lächeln zu. Elijah tauchte neben ihm auf und sagte etwas, wahrscheinlich erklärte er, wie sehr Torrie hatte tanzen wollen und daß ich mich dazu bereit erklärt hatte und wahrscheinlich stellte er es so dar, als wäre das alles meine Idee gewesen. Mann, sie war doch nicht sein Eigentum, warum also dann die bösen Blicke? Ich beschloß, das zu ignorieren, schloß meine Augen wieder und verlor mich wieder in der Musik und dem Gefühl, diese sehr weiche Frau bei mir zu haben.
 

"Now, we both can learn
 

Somehow, you'll see it's all we have
 

Love, it keeps us together
 

And I need love"
 

Das hätte ich nicht tun sollen. Das nächste, was ich sah, war Steve neben uns, seine Hand auf Torries Arm, während er mir diesen ,Ich bin größer als du, als paß besser auf, Arsch'-Blick zuwarf, und ich hätte ihn wirklich gerne verprügelt, aber ich wußte, daß ich dabei nur mich selbst verletzen und am Ende wie ein totaler Idiot da stehen würde.
 

"Komm, Babe. Wir müssen gehen," erklärte Steve und zog sie von mir weg.
 

Total unhöflich, wenn ihr mich fragt. Sogar Torrie warf mir einen entschuldigenden Blick zu und alles was ich tun konnte, war ihr zuzulächeln. Jetzt hatte ich erst recht vor, mit ihr auf den Angeltrip zu gehen.
 

"Um wieviel Uhr morgen?" fragte ich, bevor er sie von der Tanzfläche ziehen konnte.
 

Steve guckte wütend. Torrie lächelte. "Vier Uhr."
 

"Morgens?" quietschte ich ungläubig.
 

Sie nickte lächelnd, bevor sie in der Menge verschwand.
 

Beschissene vier Uhr morgens? Ach, Scheiße.
 

***
 

Als ich Elijah sagte, wann wir morgen da sein müßten, sah er aus, als würde er einen Schlaganfall bekommen. Dann erklärte er mir, ich würde ihn anlügen. Dann wollte er wieder absagen. Ich hatte damit kein Problem. Ich würde hingehen, egal was kommen würde, nur, weil ich wußte, daß Steve mitgehen würde, den Blicken nach zu urteilen, die er mir auf der Tanzfläche zugeworfen hatte.
 

Da stand ich also um vier Uhr an diesem Morgen, neben mir ein schläfriger Elijah, auf dem Kai vor der ,Dolphin's Cry'. Vor uns waren bereits einige Angler, die das Boot betraten. Es war immer noch stockdunkel und vom Meer her kam eine kalte Brise. Ich hörte die Seelöwen aus der Ferne brüllen und den ganzen Pier auf und ab wurden Schiffsmotoren gestartet.
 

"Ich brauche Kaffee," gähnte Elijah neben mir.
 

"Du hattest gerade einen."
 

"Ich brauche mehr."
 

"Komm schon, daran solltest du gewöhnt sein. Denk dir einfach, du kriegst jetzt deine Hobbit-Füße angezogen."
 

"Ugh." Elijah zog eine Grimasse. "Ich schlafe im Auto."
 

"Nix da." Ich griff ihn am Arm und zog ihn mit mir. Onkel Tony stand am Rand des Stegs und zog seine dunklen Augenbrauen hoch, als wir uns näherten.
 

"Na, her für noch eine Schwimmlektion?"
 

"Lieber nicht," antwortete ich. Elijah gähnte wieder. "Torrie hat uns eingeladen."
 

"Sie ist in der Kabine," sagte Tony und nickte uns an Bord. Er sah zu Elijah. "Zieh ihm besser eine Rettungsweste an, nur für den Fall, daß er schlafend ins Wasser fällt."
 

"Würde ihm recht geschehen," erklärte ich zu Tonys Erheiterung, als ich Elijah über den Rand des Bootes zog. Sofort fand er eine Bank und ließ sich darauf fallen, lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen.
 

"Weckt mich, wenn wir Fische finden," rief er mir zu, als ich wegging.
 

Als ich die Kabine betrat, sah ich Torrie auf dem Kapitänssessel sitzen, während sie den Motor anwarf und hier und dort ein paar Schalter umlegte. "Hey," rief ich ihr zu.
 

Sie sah über die Schulter und lächelte. "Hey zurück. Bin überrascht, daß du es geschafft hast."
 

Ich trat zu ihr. "Was? Dachtest du, wir Hollywood-Typen schlafen den ganzen Tag und feiern die ganze Nacht?"
 

"Ist das nicht so?"
 

Ich lachte. "Denkst du. Aber Lij und ich sind gestern abend um etwa halb zwölf gegangen, damit wir dich in dieser gottlosen Stunde am frühen Morgen treffen können."
 

"Ah, aber du bist allein nach Hause gegangen?"
 

"Autsch!" Ich legte meine Hand in gespieltem Schmerz auf mein Herz. "Das tat weh."
 

"Und?"
 

Ich ließ den Kopf hängen. "Leider ja."
 

Torrie lachte. "Armes Kind! Keine Auswahl oder ständige Ablehnung?"
 

"Ja." Grinste ich.
 

Kopfschüttelnd glitt Torrie aus dem Sessel und kam zu mir. Ich runzelte die Stirn, als sie dies tat, ergriff sie am Arm und hielt sie an. Sie sah mich verwirrt an, als ich ihre linke Wange berührte, auf der im schwachen Licht ein dunkler Bluterguß zu sehen war.
 

"Wie zur Hölle hast du denn den bekommen?" fragte ich.
 

Torrie lächelte. "Du kennst mich doch. Schussel. Ich habe heute morgen verschlafen und als ich mich beeilt habe, aus dem Bett zu kommen, habe ich mich in den Laken verfangen und bin auf den Nachttisch gefallen. Toll, huh?"
 

Ich verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Hast du eine Lebensversicherung? Du brauchst eine."
 

"Yeah, na ich versuche, mich von Autobahnen und so fernzuhalten."
 

"Auch gut."
 

Ich folgte ihr aus der Kabine wieder an Deck, wo sich die letzten Passagiere versammelt hatten. Die Mannschaft war damit beschäftigt, die Leinen zu lösen und den Anker zu lichten, während Tony an uns vorbei in die Kabine ging und in dem Sessel Platz nahm, den Torrie gerade verlassen hatte. Ich stolperte etwas, als sich das Bot vom Pier weg bewegte, wartete ein wenig, bis sich meine Körper an die Schiffsbewegungen gewöhnt hatte und ging dann zu Torrie, die neben Elijah Platz genommen hatte.
 

"Habt ihr Kaffee?" fragte er Torrie, als ich mich neben sie setzte.
 

"Tut mir leid, mein Lieber. Onkel Tony und ich können Kaffee nicht ausstehen. Ich habe Cola, wenn du magst."
 

"Später vielleicht." Er schloß die Augen.
 

"Ah, einundzwanzig und faul dazu," scherzte sie, woraufhin Elijah kurz ein Auge öffnete und sie ansah und es dann ohne zu reagieren wieder schloß.
 

Ich lehnte mich zurück und verlor mich in dem Geräusch der Motoren und dem Schäumen des Wassers, als das Boot es durchrauschte. Um uns herum war alles dunkel, als ob wir uns durch ein großes Nichts bewegen würden, und ich vermied es, auf Wasser zu schauen, denn es erschien mir bedrohlich, so schwarz wie es war. Torrie neben mir war genauso still, ihr Blick war auf Wasser gerichtet und schweifte nur ab, als wir an der Felseninsel mit den sehr lauten Seelöwen vorbeifuhren. Verstohlen musterte ich ihr Profil im heller werdenden Licht und dachte mir wieder einmal, daß sie hübscher war, als ich bei unserem ersten Treffen dachte. Sie hatte ein jugendliches Äußeres, aber jetzt, wo ihre Gedanken abschweiften, bemerkte ich einen dunklen Schatten, einen gehetzten Ausdruck in ihren Augen flackern. Diese Erscheinung ließ mich schaudern und ohne nachzudenken streckte ich meine Hand aus und umschloß ihre. Sie reagierte nicht, wandte sich nicht zu mir, sondern drückte nur meine Finger, ihr Blick aufs Meer gerichtet. Innerlich seufzte ich erleichtert. Ich weiß nicht, was mich dazu bewogen hatte, sie so anzufassen, und ich hätte sicherlich auch nicht gewußt, was ich hätte sagen sollen, wenn sie mich gefragt hätte. Torrie schien mich besser zu kennen als ich mich selbst und sagte nichts darüber.
 

Die Sonne fing an, über dem Horizont aufzugehen und warf ihr Licht auf den nun blauen Ozean, als das Fischerboot schließlich langsamer wurde und die Passagiere um uns herum damit anfingen, ihre Angelruten vorzubereiten und Päckchen mit Ködern und Gewichten hervorzogen. Torrie zog ihre Hand von meiner fort - ich weiß nicht, wie lang ich sie gehalten hatte, aber Elijah hatte es gesehen und eine Augenbraue hochgezogen, was ich ignorierte - und stand auf.
 

"Bin gleich zurück." Sie verschwand in Richtung Bug.
 

Elijah rutschte zu mir und ich erwartete das unvermeidliche.
 

"Was war das denn?"
 

"Was war was?" fragte ich unschuldig.
 

"Du hast ihre Hand gehalten. Die Hand einer verlobten Frau."
 

Also ob ich das nicht wüßte. Ich zuckte mit den Schultern. "Das war nichts, Lij. Nur zwei Freunde, die sich an den Händen gehalten haben."
 

"Wo wir gerade dabei sind, wann genau seid ihr eigentlich ,Freunde' geworden?"

Ich seufzte. "Lij - "
 

"Offensichtlich habe ich da irgendwas irgendwo verpaßt. Ich meine, du hast nicht gerade überrascht ausgesehen, als sie uns letzte Nacht ihren Verlobten vorgestellt hat."
 

"Mußt du nicht noch etwas weiterschlafen?" fragte ich gereizt.
 

Elijah lachte. "Ja, Mann. Hab verstanden. Ich hör ja schon auf. Dann warte ich halt bis nächste Woche, wenn die anderen da sind."
 

Bei dem Gedanken verzog ich das Gesicht. Toll. Vier Hobbits, die mich mit Fragen über die verlobte Frau löchern würden, deren Hand ich gehalten und mit der ich im Club getanzt hatte und an der absolut nichts war, was mich sonst zu Frauen hinzog, außer daß sie sehr süß war. Ich mag Blondinen, sie war brünett. Ich wollte jemanden, der mich brauchte, Torrie machte einen ziemlich unabhängigen Eindruck auf mich. Es machte nur Sinn, daß ich letztlich bei jemandem aus dem ,Business' landen würde, Torrie war so weit weg von Hollywood, wie man es nur sein konnte. Ich redete mir ein, daß ich nur daran interessiert war, sie kennenzulernen, weil sie ein so komplett anderes Leben als ich führte und ich sehen wollte, wie das war. Außerdem hatte sie mich dazu eingeladen. Sie könnte mich genauso gut ohne ein Wort gehen lassen, und das wäre es dann gewesen.
 

Gott, so langsam wurde ich wehrhaft und begann, mit mir selbst zu streiten. Wen interessierte es, wenn Torrie und ich Freunde wurden? Sie war cool und es war lustig, mit ihr abzuhängen. Fuck.
 

"Hey ihr zwei!" Ich sah hoch zu Torrie, die uns vom Bug des Bootes zuwinkte.
 

Elijah sprang vor mir auf, wodurch ich fast gestolpert wäre und weswegen ich ihm einen bösen Blick zuwarf, den er übersah, und wir gingen zum Bug zu Torrie. Sie reichte jedem von uns das Ende einer Angelrute, deren Leinen schon tief im Wasser hingen. Ich lugte über die Reling und hielt die Rute neben mir.
 

"Wir sind jetzt etwa bei einer Tiefe von hundert Fuß," erklärte mir Torrie und lehnte sich vor, um meinem Blick zu folgen.
 

"Du meinst, ich muß hundert Fuß Angelschnur wieder aufspulen?" rief Elijah unglücklich.
 

Torrie lachte. "Wenn was anbeißt, ja."
 

"Oh Scheiße." Er steckte das Ende seiner Angel in eine Halterung und lehnte sich gegen die Reling , die Hände in den Hosentaschen seiner Jeans. Ich sah zu Torrie und wir grinsten uns an.
 

Die nächsten Stunden gingen schneller vorbei, als ich gedacht hätte. Ich hatte drei mal etwas an der Angel, was Rekord war, wogegen Elijah keinen einzigen Biß an seiner Angel hatte. Ich weiß nicht, ob er darüber letztendlich froh oder traurig war. Beim ersten Biß half mir Torrie noch und legte ihre Arme gelegentlich um mich, um den Druck auf der Angel zu verstärken oder zu verringern. Sie griff sich den Käscher, als der Fisch sich der Wasseroberfläche näherte, und brachte ihn geschickt aufs Boot. Ich war von mir selbst beeindruckt, als sie verkündete, daß es bis jetzt der größte Fang des Tages sei und er sechsundzwanzig Pfund wog. Nicht, daß ich viel damit zu tun hatte, außer die Angel zu halten. Ich verstand nicht, warum die Leute dies als Sport betrachteten. Und als ich fragte, ob wir ihn wieder zurückwerfen könnten, grinste Torrie mich an und für einen Moment dachte ich, sie würde es auch tun, aber dann kam Onkel Tony, nahm ihn uns weg und gab mir einen Klaps auf den Rücken und sagte mir, ich müsse noch zwei fangen. Torrie zuckte mit den Schultern und als sie an mir vorbeiging, flüsterte sie mir zu, daß, wenn wir einmal allein hier draußen wären, wir den ganzen Tag damit verbringen könnten, die kleinen Scheißerchen frei zu lassen. Ich lachte. Ich hatte mich warmgelaufen und fing noch zwei Fische, diesmal ohne Torries Hilfe. Ich wollte sie weggeben, denn ich hatte nicht die leiseste Idee, wie ich sie zubereiten sollte, aber Elijah erinnerte mich daran, daß Dom, der Ex-Koch der Gruppe, nächste Woche in der Stadt sei und er für uns alle ein nettes Essen kochen könnte. Ich konnte es kaum abwarten, sein Gesicht zu sehen, wenn ich ihm sagte, daß ich sie selbst gefangen hatte.
 

Zwischen meinen beeindruckenden Phasen als Fischer - kleiner Scherz am Rande - unterhielten Torrie, Elijah und ich uns nett. Elijah und ich brachten sie mit Geschichten über unsere Späße in Neuseeland zum lachen und sie erzählte uns ebenso lustige Dinge über ein paar frühere Passagiere auf dem Boot. Bald begann Elijah sie mit Fragen über ihren Job zu löchern, etwa so, wie ich es ein paar Tage früher getan hatte, und Torrie wurde in ihren Antworten bald lebhaft. Ich bemerkte bald, daß es liebte, ihr zuzusehen, wenn sie über ihre Arbeit sprach, die Liebe zu den Tieren schien in ihren Augen und ihrem Lächeln zu leuchten. Ich wurde still, als ich zuhörte, wie sie und Elijah über Südkalifornien und von Orten sprachen, die ich noch nie gesehen oder von denen ich noch nie gehört hatte. Sie fanden sogar heraus, daß sie ein paar gemeinsame Freunde hatten und ich bemerkte, daß ich eifersüchtig darüber war, daß er mit ihr soviel gemeinsam hatte und ich nicht.
 

Nein. Wartet. Es war nicht Eifersucht. Es konnte gar nicht Eifersucht sein. Das hätte ja gezeigt, daß ich an ihr mehr interessiert war als nur an ihr als Freundin, und so war es nicht. Sie war verlobt. Und sie war nicht das, was ich wollte. Ich war nicht eifersüchtig. Ich fand es nur ärgerlich, daß ich mich eigentlich mit ihr anfreunden wollte, Elijah aber so viel mit ihr gemeinsam hatte. Sie sprachen sogar über sein Remake von ,Flipper' und ich wußte nicht, was ich sagen sollte, außer, daß ich es einmal gesehen hatte, als wir in Neuseeland alle damit beschäftigt gewesen waren, die Filme der jeweils anderen zu sehen. Abgesehen davon bin ich kein eifersüchtiger Typ. Sogar wenn Torrie und ich uns verabredeten. Was wir nicht taten. Oder nie würden. Verdammt. Warum war ich nur so davon besessen?
 

Elijah fragte sie schließlich nach dem Bluterguß auf ihrer Wange und nach einer urkomischen Schilderung ihres Sturzes aus dem Bett erzählte er ihr im Gegenzug etwas über unsere Verletzungen beim Dreh von ,Herr der Ringe'. Letztendlich verglichen wir unsere Narben was irgendwie zu Tattoos führte, und ich war überrascht zu sehen, daß Torrie einen Delphin an derselben Stelle hatte wie ich meine Sonne, schräg rechts unter dem Bauchnabel. Elijah, ganz Elijah, bemerkte, daß sie einen schönen Bauchnabel habe, und ich schwöre, daß Torrie rot bis zu den Ohren wurde, bevor sie ein schnelles ,Danke' murmelte. Ich wollte wissen, warum er ihr auf den Bauchnabel guckte, aber ich hielt mich zurück, ihn in ihrer Gegenwart zu fragen.
 

Etwa um die Mittagszeit kehrten wir wieder an den Pier zurück Ich wollte noch nicht gehen und selbst Elijah schien noch bleiben zu wollen, während die anderen Passagiere von Bord gingen. Tony kam zu uns, klopfte mir hart auf den Rücken und gratulierte mir dazu, den größten Fang gehabt zu haben, dann warf er Elijah einen mitleidigen Blick, der mich zum Lachen brachte. Torrie, die die letzte halbe Stunde verschwunden gewesen war, kam schließlich vom Bug zu und uns reichte mir einen Sack, den ich fast fallen ließ, weil er so schwer war.
 

"Dein Fang, du Meisterangler," erklärte sie mir lächelnd. "Ich habe sie ausgenommen und filetiert. Du brauchst sie nur noch zu kochen."
 

"Verzeihung, Dom wird sie kochen," antwortete Elijah und spähte in den Sack.
 

"Danke, Torrie." Was sollte ich sonst sagen? Hey, ich würde dich gerne wiedersehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob dein Verlobter das gut fände. Nein, das würde nicht funktionieren. Aber überlaßt das nur Elijah...
 

"Du solltest nächste Woche zum Essen zu uns kommen," schlug mein stets-vertrauenswürdiger junger Hobbit ihr vor, ganz Unschuld und Grazie. "Du könntest die Jungs kennenlernen und mir helfen, sie davon zu überzeugen, daß Orli die hier wirklich allein gefangen hat."
 

Ich wußte nicht, ob ich wollte, daß sie ja oder nein sagte. In Wirklichkeit hielt ich den Atem an, als wir auf die Antwort warteten. Sie schien einen langen Augenblick darüber nachzudenken und lächelte dann.
 

"Steve wird auf Geschäftsreise und nicht in der Stadt sein, das sollte gehen." Ich atmete wieder. "Natürlich will ich nicht stören..."
 

Wir versicherten ihr beide schnell, daß sie keineswegs stören würde. Elijah gab ihr seine Telefonnummer (Verdammt mutig! Warum hatte ich nicht daran gedacht?), und dann, ganz Gentleman, bot ich ihr an, sie an diesem Abend von ihrer Arbeit abzuholen und sie zu Elijah mitzunehmen, damit sie nicht versuchen mußte, seinen mehr als schlechten Wegbeschreibungen zu folgen. Ich hatte mich durch sie schon zwei Mal verirrt.
 

"Das wäre schön, Orli," antwortete Torrie und schenkte mir ein Lächeln. "So lang es keine Umstände macht."
 

"Sollte es nicht," antwortete Elijah bevor ich etwas sagen konnte und ich biß die Zähne zusammen, wissend, daß jetzt irgendeine dumme Bemerkung kommen würde. Er ließ mich nicht im Stich. "Orli kann gut Frauen aufreißen."
 

Torrie lachte und ich lächelte ein wenig, in der Hoffnung, daß sich meine Verlegenheit nicht zeigen würde. Elijah stieß mir seinen Ellbogen in die Rippen und warf dann seine Arme um Torrie, um sie zu umarmen und ihr für den Spaß zu danken.
 

Ich blieb etwas zurückhaltender und lächelte sie nur an. "Danke nochmals, Torrie. Es war... eine Erfahrung."
 

"Wenigstens bist du nicht hineingefallen," neckte sie.
 

"Naja, ich bin noch nicht an Land, oder?"
 

Sie lachte. "Auf wiedersehen, Orli. Bis nächste Woche."
 

"Bye, Süße."
 

Still und nachdenklich folgte ich Elijah zurück zum Auto. Er sagte auch nichts, bis wir die Türen schlossen.
 

"Scheiße sowas, oder?"
 

Ich sah zu ihm als er den Schlüssel ins Zündloch steckte und den Motor anließ. "Was denn?"
 

"Solche Frauen sind immer vergeben."
 

Ich sagte nichts. Ich wollte nicht. Ich versuchte mir vorzustellen, mich mit Steve und Torrie anzufreunden. An der Bar abzuhängen oder sie zum Essen zu treffen oder sie zu einer Premiere einzuladen.
 

Ich versagte kläglich.



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