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Words sometimes just don't come easy

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Handsome stranger, handsome lies

Bevor ich hier meinen Beitrag zur allgemeinen Frustration beisteuere, würde ich mich am liebsten mit den schönsten, farbenfrohsten und herzlichsten Worten bei den Kommentatoren bedanken, doch meine Unfähigkeit, eben jene Worte zu finden, behindert mich leider in meinem Vorsatz erheblich. Wissen die werten Kommentatoren, wieviel mir jede kleinste Notiz bedeutet? Wahrscheinlich nicht, da sich wohl kaum jemand vorstellen kann, wie sehr ich mir Kritik, Verbesserungsvorschläge und ab und zu einmal Lob (wenn man ganz übermütig werden darf)wünsche.

Es gelingt mir nicht sonderlich gut, Gefühle und Gedanken sonderlich gut auszudrücken. Mein Schreibstil ist wohl eher Kindergartenniveau, und hat noch einen langen Weg bis zu dem Wörtchen "akzeptabel" zurückzulegen. Von daher bitte ich, meine "überschwengliche Sentimentalität" zu entschuldigen, da mein Dank aufrichtig ist und eben jenen gilt, die sich vielleicht auch darüber Gedanken gemacht haben, worüber und warum ich schreibe.
 

@KFC: Ich verstehe euch zwar nicht, hab euch aber trotzdem ganz doll lieb
 

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Words sometimes just don't come easy

Handsome stranger, handsome lies
 


 

Nabiki versuchte ungeduldig, was bisher vergeblich war: Einen hochaufgetürmten, scheinbar unbeweglichen Haufen Bettwäsche dazu zu animieren, sich doch letztendlich mal zu bewegen. Aber wusste sie denn nicht, dass ein Haufen Bettwäsche nicht zu solchen Dingen fähig war?!

Genau das fragte sich der "unbewegliche Haufen Bettwäsche" ebenfalls in diesem Moment, als eine schlanke Hand irgendwo unter der Decke auftauchte und den Radiowecker so bewegte, dass der "unbewegliche Haufen Bettwäsche" das Zifferblatt lesen konnte. Kurz darauf war ein leises Seufzen vom Bettzeug zu hören, und das verschlafene Inlett brummte etwas in der Art von "Nabiki, es ist erst 4 Uhr..."

"Das weiß ich, liebstes Schwesterchen, aber wir haben Besuch!" Daraufhin sah man, dass dieser unbewegliche Haufen Bettwäsche doch zu Bewegungen fähig war. Dann wurde die mit kleinen Kätzchen bedruckte Bettdecke langsam zurückgeschlagen, und man sah......... Eine weitere Decke. Diesmal mit kleinen, watteähnlichen Wölkchen auf himmelblauem Untergrund. Nach zwei weiteren Decken nahm der vor wenigen Minuten noch wirklich unbewegliche Teil langsam Formen an.

Formen, die dem Auge des Betrachters, männlicher oder weiblicher Natur, durchaus gefallen dürften. Lange, schlanke Beine, schmale Taille, gesunde Rundungen. Das alles wäre wohl eher für den männlichen Teil der Bevölkerung Blicke der Bewunderung wert, nicht wahr? Jedoch für den weiblichen Teil... sagen wir einfach, dass dieser unbewegliche Haufen Bettwäsche sich als schönes Mädchen mit samtenen, braunen Augen und seidigem Haar von blauschwarzer Farbe entpuppte. Ist das jedoch der Bewunderung wert? Nein, das noch nicht. Eher der Fakt, dass die junge Frau einen gesunden Teint auch ohne Make-up besaß, dafür jedoch keine Mischhaut und Falten.

"Wer kommt uns denn schon zu dieser Uhrzeit besuchen?" Verschlafen rieb sich die Schönheit mit den wilden, ungekämmten Haaren den Schlaf aus den Augen und versuchte die offensichtliche Hektik ihrer Schwester irgendwie zu ignorieren.

"Der Papst. Und jetzt beeil dich gefälligst! Paps kümmert sich schon längst um ihn, aber ich muss noch den Tee zubereiten... Ach jetzt komm schon!"

"Nabiki, ich bin nicht sonderlich christlich. Also lass mich noch mal schlafen gehen..."

"Und was ist, wenn ich dir sage, dass das dort unten im Wohnzimmer Ranma Saotome ist, der seinen Vater sucht?"

Schlagartig war das Mädchen mit Namen Akane wach und starrte seine ältere Schwester ungläubig an, als wäre diese ein Spritangebot aus Luxemburg [Insidertipp: Billig!].

"Was? Du machst Witze, oder?!"

"Jetzt komm schon... Wenn ich jetzt keinen Tee mache und ihn somit nicht noch ein bisschen hinhalten kann, wirst du deinen Geliebten ja gar nicht mehr sehen können..."

Leise lachend verschwand Nabiki Tendo aus dem Zimmer ihrer kleinen Schwester, als diese ihr nun vollkommen wach ein scheinbar empörtes "Nabiki!" hinterher rief. Aber Nabiki Tendo hatte auch den leichten Rotschimmer auf den Wangen ihrer Schwester gesehen und ließ sich nicht von deren Ton täuschen.

Akane wusste dies, doch war sie trotzdem weder erzürnt, noch verängstigt, ihre Schwester könnte von den ach so falschen aber doch richtigen Dingen ausgehen. 5 Jahre waren eine lange Zeit... Und manche Dinge ändern sich.

Immer noch errötend entkam Akane Tendos lächelnden Lippen ein Wispern, das sich verdächtig nach "Ranma..." anhörte.
 

"Die späte Störung tut mir wirklich furchtbar Leid, aber es gelang mir nicht, mich anzukündigen-" Wie einfach das doch war. Jede Lüge zerschmolz seidig auf seiner Zunge... "-oder meine Ankunft um weiteres aufzuschieben. Die Störung, die mein Aufenthalt hier bereitet,-" So leicht. Wie leicht es doch war, anderen Menschen ein einfaches Trugbild vorzugaukeln. Im Moment mimte er den höflichen, wohlerzogenen Jungen, der sich nur um das Wohl der Familie sorgte. Manches war einfach eine blanke Lüge - aber es war genau das, was diese Menschen hören wollten. Lügen sind meist oft glaubhafter als die Wahrheit, und machen die meisten Menschen glücklich. Nahm man nun einmal nur Herrn Tendo als Beispiel, sah man ihn zufrieden nickend vor Ranma im Schneidersitz sitzen... "-bitte ich zu entschuldigen, aber es ist notwendig, dass ich meinem Vater eine Nachricht übermittele."

Herr Tendo nickte weiter mit geschlossenen Augen. Wie einfach es doch war, diesen gutgläubigen Menschen zufrieden zu stellen. Bis hierhin verlief sein Besuch gut, glatt - ohne Probleme. Aber er wusste, dass dort ein Mensch war, dem er früher oder später zwangsläufig über den Weg laufen würde, und den er wohl nicht so einfach anlügen würde können. Nicht, dass dieser Mensch nicht diese beruhigende Milde einer Lüge genoss, nein, nein. Es ging eher um ihn selbst. Konnte er ihr, Akane Tendo, denn so leicht noch einmal Lügen auftischen, nachdem sie einst die Wahrheit sah?

Während Herr Tendo weiter eifrig mit dem Kopf nickte, obwohl Ranma schon längst zu sprechen aufgehört hatte, schüttelte dieser sachte, kaum merklich sein Haupt. Je kürzer sein "Besuch" verlief, desto besser. Natürlich würde er es nicht vermeiden können, ihr zu begegnen, aber nunja. Je kürzer, desto besser. Er hatte im Laufe der Jahre eine erstaunliche Selbstbeherrschung erlernt, und kannte die Grenzen seines Temperaments gut. Doch in diesem Moment wusste er nicht, wie lange er die Augenblicke aushalten würde können, in denen sie miteinander in einem Raum sein sollten.

Entschlossen richtete er sich in seinem Schneidersitz gerade auf und sah Herrn Tendo an. War der Alte etwa in Trance? Eingepennt? Besoffen?! Wo war dann der nächste Feuerlöscher?!! Aber nunja. Er wollte nur seinen Vater sehen, und das alles möglichst schnell hinter sich bringen.

"Herr Tendo!" Glücklich und putzmunter sah er auf und strahlte Ranma an, welcher allerdings vorzog, sein Erstaunen über dieses Verhalten nicht in irgendeiner Form zu äußern.

"Ja, mein Sohn?" Wie sehr verlangte es ihn, sein Gesicht angewidert zu verziehen! 'mein Sohn'. Wow. Und wie sehr er offene Freundlichkeitsbekundungen doch hasste!

"Herr Tendo, ich möchte ihnen wirklich nicht mit meinem Aufenthalt zur Last fallen-"

In diesem Moment kamen Nabiki und ein hübsches, ihm aber auf den ersten Blick unbekanntes, Mädchen ins Zimmer. Jedoch beachtete er keine von beiden - weder Nabiki, die mit einem Tablett ankam und emsig den Tee anrichtete, noch das Mädchen, das ihn die ganze Zeit mit leichter Gesichtstönung ununterbrochen anstarrte - und fixierte seinen Blick auf sein Gegenüber, welchem er keine Regung auf eben erwähnte Freundlichkeit zeigte. Die einzige, die er wohl hätte zustande bringen können, wäre die des Ekels - was aber taktisch sehr ungünstig für einen 'reibungslosen Ablauf der Mission' wäre.

"-daher bitte ich sie nur, mir den momentanen Aufenthaltsort meines Vaters zu nennen."
 

Fasziniert lauschte Akane seiner vollen, melodisch dunklen Stimme, die langsam aber sicher einen leicht drängenden Ausdruck annahm. Das sollte Ranma sein? Aha. Er hatte sich ziemlich verändert.... Nicht nur in Sachen Wortwahl und Verhalten.......

Während sie diesen Gedanken spann, färbten sich ihre ohnehin schon zu glühen scheinenden Wangen noch eine Spur mehr Zinnober. War dieser junge Mann wirklich Ranma??! Beschämt glitten ihre Augen über seinen Körper. Ja, schon früher dachte sie, einen gutaussehenden Verlobten zu haben. Aber das Bild, das sich ihr nun bot... Scheinbar so kühle Haut, die im Licht bronzefarben glänzte... Früher hatte er einen eher blassen Teint - kein wirklicher Vergleich zum derzeitigen. Entweder hatte er ein Dauerabo in einem Sonnenstudio, oder er befand sich einfach einen Großteil seiner Zeit in der Sonne; vielleicht Gartenarbeit? Wahrscheinlich eher letzteres - oder formten sich Muskeln und ein solcher Körperbau etwa vom bloßen Liegen auf einer modernen Grillplatte? Wirklich, nicht nur sein Wesen schien sich verändert zu haben..........

Allerdings wäre er ihr noch charmanter vorgekommen, wenn er sich zu ihr umgewandt und sie begrüßt hätte... Warum nicht? Warum nicht, zum Donnerwetter noch mal?! Seit seinem Verschwinden vor fünf Jahren hatte sich im Tendo-dojo einiges geändert, und Akanes Kissen zeichneten nicht umsonst des öfteren leichte Salzkrusten. Wie sehr hatte sie sich doch auf den Moment seiner Wiederkehr gefreut! Sie hatte sich alles so schön ausgemalt... Ok, vielleicht etwas unrealistisch und eine Spur zu kitschig, aber wen störte es?! Warum durften so viele, einsame Mädchenherzen träumen, nur das ihre nicht? Ein langer Weg war es, bis sie es sich vollkommen eingestehen konnte: Sie war ebenfalls ein Mädchen, nein, nun eine Frau! Ein gewisses Maß an Romantik... gehörte vielleicht einfach zum Leben dazu.

So wollte sie die Zeit seiner Abwesenheit nutzen, um sich zu verändern. Wozu sie sich vorher einfach nicht herablassen konnte, schien plötzlich gar nicht mehr so erniedrigend. Sie wollte, dass alles perfekt war, dass sieperfekt war, wenn er wieder kam. Sie wollte auf eine ihr unerklärliche Weise, dass sie in seinem Blick, wenn er sie wieder sah, Erstaunen, und ja, vielleicht sogar ein bisschen Sehnsucht, Verlangen sehen. Sie wollte, dass sie ihm gefiel. Aus ihr bisher unerklärlichen Gründen.

Wie sehr hatte sie sich doch anfangs gegen solche und ähnliche Gedanken dieser Art gesträubt! Aber mit der Zeit gewöhnte sie sich daran. Und fünf Jahre sind eine lange Zeit für den Wartenden. Wollte sie von ihm geliebt werden? Hatte sie etwa in seiner Abwesenheit ihre unsterbliche Liebe für ihn entdeckt, so wie es in vielen Geschichten steht?

Nein. Gegen solche Dinge wehrte sie sich vehement. Liebe konnte man ihrer Meinung nicht einfach so an- und ausknipsen, so wie man es gerade mochte. Deshalb glaubte sie auch nicht an "Liebe auf den ersten Blick" und vor allem nicht an sogenannte Affairen. Wie konnte man so intime Berührungen und Momente mit jemandem teilen, den man nicht liebte? Selbst wenn "Liebe" mit im Spiel war: Wie konnte man jemanden lieben, den man nur von zwei Stunden in der Disco kannte? Was war mit dessen Persönlichkeit, seinen Meinungen, Zielen und Wünschen? Aber bei ihr und Ranma war das ja ohnehin ein kleines bisschen anders gewesen. Vielleicht kam es schleichend, und sie war einfach zu stolz, um es früher gesehen zu haben. Lieben tat sie ihn aber trotzdem nicht!! Na gut, vielleicht mochte sie ihn. Aber nur ein ganz kleines bisschen. Das reichte jedoch nicht, dass sie nach und nach ihren Stolz vergaß, und versuchte Wege zu finden, wie sie in seinen Augen begehrenswert erscheinen konnte!

Oder?

Nein!! Sie wollte ihm beweisen, dass sie nicht nur das brutale Machoweib mit breiten Hüften sein konnte. Und genau deshalb, weil sie ihm ihren 'Triumph' so bald wie möglich unter die Knollennase reiben wollte, hatte sie es sich auch angewöhnt, jeden Morgen nach dem Aufstehen aus dem Fenster hinaus- und die Straße entlang zu sehen, und nach ihm Ausschau zu halten!

Oder?

Akane seufzte innerlich, als sie ihn musterte. Wem wollte sie dort eigentlich etwas vormachen? Sie wollte sich doch verändern! Und nun fing sie schon wieder wie genau vor fünf Jahren an. Außerdem hatte er keine Knollennase...

Bevor sie allerdings diese Gedanken weiter verfolgen konnte, spürte sie einen leichten Druck in ihrer Seite. Als sie ihren Kopf zur Druckquelle umwandte, sah sie den Ellenbogen ihrer Schwester Nabiki, die ihr einige Zeichen deutete, die für sie allerdings im ersten Moment unverständlich waren. Dann allerdings fiel der Groschen!

Schnell korrigierte sie ihre entspannte Sitzhaltung in eine knieende. Gott sei Dank hatte Ranma sie nicht beachtet! Ihr Vater wäre sicherlich enttäuscht, verhielte sie sich so unhöflich einem Gast gegenüber. Dankbar nickte sie ihrer Schwester zu, welche mit einem leichten Lächeln antwortete.

Ja, früher hätte sie sich ihm gegenüber nie so respektvoll gezeigt. Aber schließlich hatte sie sich ja auch verändert, nicht wahr? Sie war erwachsen geworden.

Und nun flackerte in ihr ihre Hoffnung, dass auch ihr nächster Wunsch in Erfüllung gehen würde.

Der erste galt seiner Wiederkehr, der zweite ihrer Veränderung, und der dritte... Ja, der galt einer Zukunft. Einer gemeinsamen Zukunft? Nun, dieser Gedanke war gar nicht einmal so abwegig. 5 Jahre waren schließlich eine lange Zeit, und wenn sie ihm gegenüber schon keine Liebe empfand, dann doch ein Gefühl der Freundschaft und Verbundenheit.

So sehr sie sich noch immer gegen die weibliche Romantik ihrer Gedanken wehrte, so konnte sie doch nicht diese leise Freude und die hoffnungsvolle Wärme, die in ihr Aufstieg, unterdrücken, geschweige denn ignorieren. Jetzt, wo sie beide erwachsen waren, da konnte sie ehrlich sein. Jetzt, wo sie beide erwachsen waren, musste sie sich nicht mehr so kindisch aufführen. Jetzt, wo sie sich doch verändert hatte und ihre Wut unter Kontrolle hatte... Jetzt, wo er wieder zu Hause war.
 

"Mein Junge, dein Vater ist im Moment noch mit unserem Meister unterwegs. Der Meister bat ihn, seinen Beutesack zu tragen, da den Meister seit längerer Zeit ein arges Rückenleiden plagt...-"

Ranma konnte sich nur zu gut dieses Rückenleiden vorstellen. Wenn es sich in Form junger Frauen äußerte, dann brauchte er eher Rückendeckung von 'tome-senior. Aber als taktvoller, wohlerzogener Gast beleidigt man nicht den Meister des Dojoführers und schweigt zurückhaltend.

"- Ich fürchte, es wird noch einige Zeit dauern, bis dein Vater uns mit seiner Anwesenheit erfreut-" So verblendet Tendo-san auch sein mochte... so sehr er auch mit seinem Wohlwollen Mitleid heraufbeschwören konnte: In diesem Moment brachte er Ranma fast zum Lachen. Höflichkeit ist doch irgendwie lustig; man kann alles mögliche sagen, muss es aber keinesfalls meinen. 'erfreuen' war ja wohl deutlich übertrieben. 'belästigen' wäre da wohl eher zutreffend.... "- , aber bis dahin möchte ich dich herzlich einladen, diese wenigen Momente mit uns zu verbringen." Oh-ohhhh. Das war nicht gut. Warten mit den Tendos - auf dass man 'schöne' alte Erinnerungen auffrische.

"Ich möchte Ihnen wirklich nicht zur Last fallen, also werde ich wohl am besten-"

"Es wäre uns wirklich eine Freude und Ehre, wenn du mit uns Tee trinken würdest.-" Fester Blickkontakt. "-Nabiki hat sicherlich unseren besten, grünen Tee aufgebrüht..."

Eine Weile noch sahen sich Gastgeber und Gast unverwandt in die Augen. Der Gastgeber selbst hatte sich während dieser freundlichen aber bestimmten Einladung und Hinweis auf die fleißige Tochter nicht zu dieser umgewandt, was Ranma durchaus richtig vermuten ließ: Hinter dieser Aufforderung steckte nicht nur bloßer Vaterstolz.

So dumm wie Tendo-san sich auch manchmal verhalten mochte - er war es keinesfalls. Ranma wurde klamm klar, dass er alles durchstehen musste: Vom Tee über Etikette bis hin zum feinen, billig importierten Teegebäck aus England.

Gott bewahre - aber wollte er weiterhin den wohlerzogenen Gast zur Schau stellen, musste er da durch. Der Gastgeber würde eine Ablehnung als direkte Beleidigung auffassen.

Also durch!

Ohne eine Miene zu verziehen schloss er seine Augen und gab seine Zustimmung mit einem sachten Kopfnicken kund, woraufhin Herr Tendo sich zufrieden Nabiki und der Fremden entgegenwandte.
 

Unwillkürlich spürte Akane, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, als sich ihr Vater und Ranma dem Tisch und somit den Geschwistern zuwandten. Elegant erhob sich ihr Verlobter, nach einer flüchtigen Handbewegung ihres Vaters, der seinem Gast somit einen Platz zuwies und zum Sitzen aufforderte.

Oh Gott!!! Genau ihr gegenüber... Schnell tauschte sie einen Blick mit ihrer freundlich lächelnden Schwester aus, die seltsamerweise rundum zufrieden wirkte.

Dann aber richtete sie benommen ihren Blick auf den Tisch, der unschuldig zurückgaffte. Was sollte sie jetzt machen????? Ihr war sehr merkwürdig zumute. Was würde er sagen? Würde er etwas zu ihr sagen? ...

Stille.

Würde er überhaupt etwas sagen?!

"Der Tee ist sehr gut, vielen Dank. Darf man fragen, aus welcher Region die Teeblätter stammen?"

Ach nee. Nur höfliches Geschwätz...!!! Dabei hatte sie sich doch alles so schön - zugeben: kitschig bis zum 'geht-nicht-mehr' - ausgemalt! So etwas war einfach nur ärgerlich! Hatte denn ihr Traumprinz in schimmernder Rüstung sein weißes Ross verpfänden müssen und letztendlich kaum Charakter?!!

Die Antwort ihrer Schwester und das stolze Nicken ihres Vaters registrierte sie kaum; am liebsten hätte sie einfach "Teekanne" dazwischengerufen, aber nunja. Sie wollte ja ihren Vater nicht blamieren........

Außerdem wollte sie aus den seltsamsten Gründen nicht vor ihm so blöd dastehen. Das war ja auch nur reine Höflichkeit von ihm - oder er wusste ganz einfach nicht, was er nach all dieser Zeit sagen sollte. Zugeben; das war schwer. Sie selbst wüsste auch nicht unbedingt, womit sie die Konversation etwas anzuheizen könnte. Neugierig war sie ja schon... Aber immerhin war seit dem letzten Gespräch einige Zeit verstrichen, und es hatte sich so einiges geändert. So zum Beispiel die Beziehung zwischen Kasumi und Doc Tofu. Beide lebten jetzt zusammen in der Wohnung des Doktors, und Kasumi machte sich als eifrige Hausfrau, Arzthelferin und Mutter nützlich. Nabiki selbst lebte eigentlich in einer Wohngemeinschaft und kam nur zum Wochenende zu Besuch - wie an diesem Morgen, der ein Samstag war.

Schüchtern sah Akane auf und blickte beinahe erschrocken direkt in seine ruhigen Augen. Saphir traf dunklen Bernstein.
 

Ruhig musterte er sie, bevor sein Blick wieder hinüber zu ihrem Vater glitt. Ja, er hatte die schöne Fremde erkannt, nur um ein wenig aus der Fassung gebracht festzustellen, dass sie ihm gar nicht so fremd war, wie er es sich vielleicht wünschte. Eigentlich hatte er sich alles vollkommen anders vorgestellt. Das Wiedersehen, nach einer so langen Zeit des Schmerzes. Wovor hatte er Angst gehabt? Seine schlimmsten Befürchtungen schienen plötzlich wie jene fernen Alpträume, an die man sich kaum mehr erinnern kann, welche aber doch ein Gefühl der Furcht und Bedrohung zurückließen. Was hatte er erwartet? Dass sie ihm freundlich lachend den Hammer zur Begrüßung überzog, und sich bei den Erinnerungen an ihre letzte Unterhaltung köstlich amüsierte?! Konnte schon sein. Immer noch glaubte er, selbst nach all dieser Zeit diese lodernden Flammen der Wut in sich brennen zu spüren. Was war der Preis der Ehrlichkeit? Schmerz.

Das sorglose Gebrabbel Herrn Tendos über die Studiengänge seiner Tochter Nabiki und Kasumis junges Söhnchen bekam er kaum mit. Sah so die Hölle aus? Warum kam dann nicht gleich Happo angeschossen, hauchte seinen pepper-no-mint Feueratem und piekte ihn mit 'ner französischen Wurstgabel?? Das fehlte echt noch nach DER Nacht.

Unwillkürlich musterte er seine "Verlobte" unauffällig. Wie magisch schien sie seine Blicke anzuziehen. Aber es war nicht nur ihr Anblick, der ihn in diesen seltsamen Bann schlug. Hübsch - schön; klar, das schon. All das und noch viel mehr. Das Spektrum zur ausformulierten schmeichelnden Beschreibung weiblicher Grazie war weit ausgefächert und bot eine große Auswahl farbiger Begriffe. Doch legte er kaum Wert mehr auf Äußerlichkeiten. In seinem Leben war er schon vielen Schönheiten begegnet - künstlich angelegte Gärten, ebenso wie frischem Wald- und Wiesenwuchs. Zugegeben... Akane Tendo war eine jener natürlichen Schönheiten, die die Phantasie auf weite Reisen schicken und einem schlaflose Nächte bereiten konnte. Aber da war noch etwas anderes... Sie strahlte eine gewisse Unschuld aus, die er selbst einmal besessen haben musste, jedoch vor langer Zeit verlor.

Natürlich. Zwischen dieser natürlichen Vollkommenheit vor ihm, die in dem ruhigen Vorortchen Nerima unter den behütenden Augen der Nachbarn und einer liebevollen Familie groß wurde, und ihm, gab es schließlich einige Unterschiede. Wann verlor er diese Gabe, ehrlich zu sein? Wann verlor er eben jene kindliche Unschuld, die er noch in ihrem Blick lesen konnte? Wann verlor er seinen Traum?

Eigentlich wollte er in diesen Momenten seine ohnehin schon sehr sehr niedrige Stimmung mit solch trüben Gedanken nicht noch weiter drücken... Aber er hatte nichts besseres zu tun, als Akanes temporäres Starren und Herrn Tendos zusammenhangloses Gefasel aus seiner persönlichen Traum- und Gedankenwelt auszutunen....... Fing es an, als er merkte, was für eine Anziehungskraft und somit Macht über Frauen er haben konnte? Nein, das war eine andere Art Unschuld, die jetzt vielleicht einige Menschen bei solchen Formulierungen meinen könnten. Auch war es nicht die Unschuld, Leid und Tod nur in Geschichtsbüchern von großen Schlachten, und nicht in den Straßen Tokios gesehen zu haben.

Es war die Unschuld der Wahrheit.
 

Gerade, als ihr Vater in seinem praktischen Selbstgespräch zu den Zukunftsplänen seiner jüngsten Tochter - ihr selbst - kommen wollte, ertönte aus dem im Nachtdunkel gelegenen Garten ein Geräusch. Besser gesagt mehrere Geräusche: Eine irre Lache, ein darauf folgender Triumphschrei, der verdächtig nach "Fette Beute! Fette Beeeeuuuuuuute!" klang, und ein schmerzverzerrtes, zustimmendes Grummeln.

Das alles konnte nur eines bedeuten: Der Friede war endgültig zu ende.

Mit einer ruckartigen Bewegung wurde die Tür, die hinaus in den Garten führte, aufgezogen und irgendein undefinierbares Ekel-Objekt - kurz "UEO" - stand in den Schiebetüren. Happy Happo, mit geschultertem "fette-Beute-Sack". Allerdings sah er in diesem Moment nicht gerade so ganz happy aus. Seine Augen schweiften kurz im Esszimmer umher, bis er sich drohend aufrichtete - so weit das mit seinen relativ beschränkten Körpermaßen möglich war.

Mir donnergewaltiger Stimme setzte er zu sprechen an, versuchte möglichst mächtig zu wirken... jedoch wurde der Effekt irgendwie ein wenig zunichte gemacht, nachdem er von einem müde hechelnden Genma Saotome über den Haufen gerannt wurde, der sich keuchend am Tisch niederließ, keinen Blick den Anwesenden widmete und sich ausgelaugt eine Tasse grünen Tee zu Gemüte führte.

Hätte er sich umgesehen, hätte er vielleicht einen vor Wut rauchenden, aber wirklich platten Happosai, eine desinteressierte Nabiki, einen etwas pikiert aussehenden Soun, und letztlich seinen Sohn bemerkt.

Dessen Reaktion auf das Erscheinen seines Vaters verwirrte und erstaunte Akane allerdings ein wenig. Ranma war den ganzen Weg von - ja, wo kam er eigentlich her? aber egal... Ranma reiste extra an, um seinen Vater zu sehen, und dann... sagte er ihm noch nicht einmal "Guten Morgen"??

Akane musterte ihn eingehend. Sein Gesichtsausdruck war blank, er zeigte keine Regung. Das einzige, was an ihm überhaupt lebendig wirkte, waren seine Augen, die seinen Vater langsam, abschätzend und kühl, eingehend musterten.

Doch ihr blieb nicht weiter Zeit, sich über ihren Verlobten zu wundern, da Happo es irgendwie wieder geschafft hatte, seinen etwas geplätteten Körper in Normalform zu bringen.

"Wer bist du?!" Donnergleich - an ihm aber äußerst lächerlich anmutend.

Alle Augen ruhten auf Happo und Ranma. Selbst Genma wandte sich von seinem Tee ab und bemerkte voll der ehrlichen Verwunderung den Neuankömmling. Allerdings zeigten seine Augen keine Spur von Wiedererkennen beim Anblick seines Sohnes. Merkwürdig...

Von Ranma kam keine Antwort. Schweigend sah er Happo beinahe schon gelangweilt entgegen.

"Weise dich sofort aus, oder ich werde dich in die Hölle schicken; dorthin, wo ihr Dämonenpack normalerweise hingehört! Nenne deinen Namen, elender Wicht, der du seiest von diesem bösen Geist besessen!!"

Akane musterte Happosai mit mildem Erstaunen. Welch erhabene Wortwahl! Aber erkannte er denn nicht einmal seinen eigenen Schüler? Ok, sie selbst hatte ihn ja auch irgendwie nicht wirklich wiedererkannt... Aber Ranma gleich als Dämon zu bezeichnen? Was sollte der Schwachsinn von wegen "Von bösem Geist besessen"??!
 

"Ranma Saotome."



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Ghost6
2006-05-30T15:40:39+00:00 30.05.2006 17:40
nicht schlecht. schreib weiter
Von: abgemeldet
2005-12-26T11:04:46+00:00 26.12.2005 12:04
Ich weiß, dass mein Kommi ein bisschen spät kommt, aber ich habe (leider) erst jetzt diese Fic entdeckt....^^

Schon während ich die erste Seite gelsen habe, dachte ich nur: Wow! Dein Schreibstil hat mich umgehauen. Du schaffst es, das, was andere nur mit kurzen, lieblosen Sätzen beschreiben, spannend und mit so viel Ideeenreichtum zu formulieren... mir fehlen die Worte um das zu beschreiben^^

Da du schon seit geraumer Zeit nicht mehr weiter geschrieben hast, hoffe ich, dass es jetzt bald weiter geht... Bitte...!!
Ach ja wegen der sprachlichen Mängel: ich kann dich beruhigen, es existieren keine XD
Von: abgemeldet
2005-06-21T14:16:03+00:00 21.06.2005 16:16
Also ich kann den anderen Kommischreibern nur zustimmen: Diese FF ist einfach genial.
Ich finde es nur schade, dass jemand wie du, der so großartig schreiben kann, sich für schlecht hält. Ich glaube, dass die meisten Autoren von ihren Geschichten nicht besonders begeistert sind und ich kann das auch verstehen, da eine gewisse Unsicherheit gegenüber den Lesern immer da ist. Aber du brauchst dich wirklich nicht für irgendwelche Mängel zu entschuldigen(die es nebenbei gesagt auch gar nicht gibtXD).
Ich hoffe, dass du diese FF noch weiter schreibst, weil ich neugierig bin, wie es zwischen Ranma und Akane weitergeht und warum er überhaupt weggegangen ist(obwohl, da hab ich schon ne Vermutung....)
Noch einmal ein gaaaanz fettes Lob an dich XD

Bye
Von: abgemeldet
2005-03-08T17:14:43+00:00 08.03.2005 18:14
ahhhh bei so ner stelle aufzuhören
ich hoffe es geht bald weiter
ich liebe diesen schreibstil
und hoffe das die geschichte gut ausgeht ^^
PS: wär super lieb wenn du mir schreibst sobald ein neues kapi online ist
danke @,-'---
Von:  misanthropical
2004-11-05T02:14:51+00:00 05.11.2004 03:14
gut, sehr gut
Von:  Amudha
2004-03-09T14:32:41+00:00 09.03.2004 15:32
Meine Ausdrucksschwäche lässt grüßen:
Zusatz zu meinem Contraargument s.u. Ranma's quotation:
Ich meinte den ganzen Absatz inkl. vom Trugbild, über Lügen etc. ^.-

Hoffe, dass jemand mich verstanden hat..*zu Gott bet* ^^"

*dich am ärmel zupf*
*verlegen am Kopf kratz*
Kia, *knuff* danke. ^-^

Swetha
Von:  Amudha
2004-03-09T14:22:21+00:00 09.03.2004 15:22
Hi Kiavalou^-_-^V (<-- *g* Ein Smiley, den ich in Mathe erfunden hab XD~~ Sorry, wollte ich unbedingt mal ausprobieren...soll ein Victory-Peacezeigendes Teufelchen sein XD ^-^")
Na, wie geht's? Hab schon zu lange nicht mehr FFs gekommiet^^"...will give my best um meine Meinung bzw. meine Gedanken in Worte zu fassen *bin eine Kubikniete v-v* Hoffe einfach darauf, dass du's verstehst...
Kommi: Höchst interessant. Bin gespannt auf die Fortsetzung von dieser FF.
Der Anfang, die Szene mit Akanes Aufwachen bis sie realisiert, dass Ranma bei ihnen "zu Besuch" ist ^o^ war sooooo~o yum yum (ne, bedeutet diesmal net 'lecker'. xD~). Nicht nur das *g* Die formelle Sprache, die ich persönlich nicht länger als 30sek kontinuierlich sprechen kann ^^" *lol*
ERFREUEN ungleich BELäSTIGEN.*lmao* Bin voll Ranmas Meinung...

*hüstel* Nun muss ich auch meinen Senf abgeben, um deine äußerung vom 'Kinderniveau' (Ich schätze mal, dass du damit ein Niedriges meinst. -.- Unterschätze Kinder nicht! *g* Manchmal können sie gewisse Sachen...viel einfacher ausdrücken.) zu entkräften.
Dieser folgende Satz von Ranma:
"Die späte Störung tut mir wirklich furchtbar Leid, aber es gelang mir nicht, mich anzukündigen oder meine Ankunft um weiteres aufzuschieben. Die Störung, die mein Aufenthalt hier bereitet, bitte ich zu entschuldigen, aber es ist notwendig, dass ich meinem Vater eine Nachricht übermittele." Weißt du eigentlich, wie ^-^schön verteilt du diesen Satz, kreiert hast? Und wie viele Infos schließlich in dem einen Absatz zu finden sind? So was schafft net jeder, du talentiertes Dummerchen!!!

Naja, on the whole hat mir deine FF supiiii~i gefallen. Lass dich knuddeln. *knuffl*

deine 1. offizielle Fanin und KFC-Vorstand
Swethalou
Von: abgemeldet
2004-03-07T17:24:02+00:00 07.03.2004 18:24
weiter.. und bitte schnell... super gut geschrieben
Von: abgemeldet
2004-03-07T16:14:03+00:00 07.03.2004 17:14
Erstmal zu deiner Behauptung 'Mein Schreibstil ist wohl eher Kindergartenniveau', nun gut, manche sehen ihr eigenes Werk immer als 'nicht gut gelungen' an, aber wie deepdream schon gesagt hat, mach dich nicht schlechter als du bist. Dein Schreibstil ist unglaublich gut und ergreifend, schon wie du beschreibst ist echt wunderschön! damit das mal klar ist^^
Dieses Kapitel war, so wie ich es erwartet hatte, super gut und hatte bestimmt keine Mangel an irgendetwas.
Freu mich schon auf's Nächste.
Bye,
Kira
Von:  Das_Kenni
2004-03-07T16:05:23+00:00 07.03.2004 17:05
Ich schieße michi nahtlos Deepdream und vegetto4ssj an. Ich liebe diese FF einfach nur. Und ich würde mich sehr freuen, wenn du es schaffst möglichst schnell ein neuses Kapitel hochzuladen.
bye
schöne grüsse und viel Respekt
minnymay


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