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Apfelblüte

Inu no Taishō / Izayoi
von

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Geißblatt I

Apfelblüte

- Geißblatt I -
 

Autor: Morgi

Beta: - - - - -

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Drama, Epik, Alternate Timeline

Triggerwarnungen: Gewalt, Tod, Trauma

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.

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Genug davon!

Setsuna no Takemaru sank auf die Hacken zurück, dann presste er ein letztes Mal die Finger um das Teeschälchen und schleuderte es zornig fort. Der Bursche, den er an der Schläfe traf, zuckte wie von einem Schwerthieb getroffen zusammen, aber ehe der Jüngling wusste, wo er war und entgeistert seine Hände zwischen Bambusmatten und blankem Oberschenkel sortiert hatte, stand der General bereits auf den Beinen. Was für ein erbärmlicher, nutzloser Haufen! Nicht einmal das Klappern der Regentüren vermochte sie aufzuwecken!

"Ein kluger Geist sollte nicht suchen müssen, wenn er aus dem Schlaf gerissen wird", zischte er aufgebracht. Grob stieß er mit dem Fuß gegen das umwickelte Heft einer herrenlosen Klinge, bevor er das Stammeln des Rangniederen mit einem Schritt über den massigen Leib eines anderen Mannes ins Vergessen stürzte und sich auf die Papierschiebetür zubewegte.

"General Takemaru!", rief ihm Mashiko mit gepresster Stimme hinterher, doch er brachte die Dienerin mit einem scharfen Blick zum Schweigen. Sie warf sich prompt nieder, natürlich, allerdings nicht für lange: Bei der erstbesten Gelegenheit raffte sie ihren Kimono und bahnte sich einen Weg an den grunzenden Gesichtern vorbei, bemüht darum, keinen von ihnen anzustoßen. Das stand ihr nicht zu.

Ihm jedoch war es vollkommen gleichgültig: Er hatte auf den fuchsgesichtigen Kriegsherrn gewartet - länger, als es sich für den ersten Mann im Hause des Daimyos der südwestlichen Gefilde gehörte. Aus Respekt, aus Achtung heraus! Wie dankte man es ihm?

Der süße Geruch nach Reiswein wurde von Schweiß und Schmutz verschluckt, dazu machten ihn die zahlreichen, umgestoßenen Schüsseln voller Buchweizennudeln und gebratenen Fleischstückchen krank. Wenn das die Gesellschaft sein sollte, die man ihm gönnte, brauchte er in den nächsten Wochen keine weitere mehr! Dafür gab er die Unversehrtheit und seine Patrouille vor den Gemächern seiner Herrin nicht länger her.

Bebend vor Wut umfasste Takemaru seinen Oberarm, der unter den polierten Schulterplatten, den Schnürungen und dem Gewicht der Rüstung einen unsagbaren Schmerz durch seine Sinne jagte. Er leckte sich den frisch entstandenen Schweißfilm von der Oberlippe, ohne etwas auf die schlaftrunkenen Flüche zu geben, die ihm in einer Welle folgten - aber dann, nur wenige Schritte vor der letzten Tatamimatte, hielt er abrupt inne.

Unmöglich.

Die Haut auf seinen sonnengebräunten Händen begann zu kribbeln, ehe sie ziepte und spannte, als habe er sie bis zur Elle in ein eisbedecktes Holzfaß getaucht. Ihm wurde heiß und kalt, während die Geräusche in seiner Nähe zu einem dumpfen Pochen verkamen. Taubheit kroch durch seine Glieder - danach ging alles rasend schnell. Er sank auf die Knie und riss das rot-graue Stück aus den ineinander verflochtenen Bambusstreben, als hätte er Eingeweide vor sich, deren Beute er besitzen wollte. Obwohl er ahnte, was er da an sich brachte, konnte und wollte er es nicht glauben.

Nein.

"General Takemaru", flüsterte Mashiko hinter ihm angespannt, doch er hörte sie kaum.

Nie zuvor hatte er etwas Ähnliches berührt: Dieses Ding war glatt wie Seide, aber es wurde ledrig und rau, sobald er mit seinem Daumen darüber rieb. Erst die rasiermesserscharfe Kante, die kohlrabenschwarz schimmerte, brach seinen Blick. Schuppen.

Drachenschuppen.

Sein Verstand schrie ihm eine Erinnerung zu, in der sich hunderte davon über dem Nackenkamm des Lindwurms aufgestellt hatten, nachdem dieses Biest fauchend vor seinem zweiten Schlag davongesprungen war. Nun fand er es hier - und es gab nur eine Erklärung dafür, warum sich keiner der betrunkenen Männer Yuudais darum geschert hatte, was unweit der niedrigen Tische und aus dem Algenbett gerissenen Frühlingszwiebeln im Bambus steckte: Sie mussten bereits geschlafen haben. Nie und nimmer hätten mehrere Dutzend, zumeist kampferprobte und wachsame Männer im Licht der Kohlenpfannen daran vorübergehen können!

Aber warum hatte sie die Präsenz eines Dämons nicht aufgescheucht?! Wie lautlos konnte dieses Untier denn-

Oh, verdammt sollten sie sein!

Instinktiv schoss Takemarus Aufmerksamkeit nach links, dann nach rechts, bis er in einem jähen Geistesblitz den Kopf in den Nacken legte und die Holzbalken über sich anstarrte, die mit unnatürlich krummen, sichelförmigen Scharten versehen waren.

"General Takemaru?"
 

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Das Brüllen, das in einer fernen Ecke der Residenz zum Leben erwachte und von Stöhnen und hektischem Klappern beantwortet wurde, ließ Sesshoumaru instinktiv die Augen schmälern. Nur einen Wimpernschlag später bauschte sich sein Schulterfell, doch seine Hand fand weder den Weg auf das umwickelte Schwertheft, noch zeigte er die Gnade, sich zu erheben.

Menschen.

Sie waren so leicht aus der Fassung zu bringen und lärmten, als wäre das Kratzen und Heulen des Windes an der Regentür nicht bereits ohrenbetäubend. Was auch immer sie bewegte, perlte jedoch an ihm ab. Er konnte kein frisch entflammtes Youki wahrnehmen, das eine Bedrohung gerechtfertigt hätte, und die Witterung erschien ihm in den nahen Gängen unverändert. Außer den Männern zu seiner Rechten gab es für ihn nichts zu sehen: Der eine suhlte sich wimmernd in seiner Lache und flehte zu seinen Göttern, während der andere sich über den vor Wut hüpfenden Adamsapfel rieb.

Lächerlich.

Falls er das Selbstbeherrschung nennen wollte, sollte er sich besser keinen Daiyoukai als Lehrmeister wählen - und Sesshoumaru wusste, wovon er sprach.

Sein Vater verstand sich bestens darauf, jedes Gefühl mit Gelassenheit und Ruhe zu benennen, ehe er ihm ohne jede Vorwarnung in die Flanke sprang und die stumpfe Klingenseite gegen die Rippen oder in den Nacken schlug. Ernstzunehmende Wunden erlitt er dadurch selten, aber das musste er auch nicht. Jedes verfluchte Mal, wenn er nach seiner verpatzten Finte mit dem Gesicht im Staub landete und Sandkörner zwischen den Zähnen knirschen hörte, klaffte die Lücke in ihrem Können nur umso deutlicher auf. Kein Kampf und kein Training waren gut genug, um daran etwas zu ändern. Von Zorn und Wut ganz zu schweigen, denn daraus zimmerte der Inu no Taishou ihm die schlimmsten Niederlagen.

Doch jetzt, wo Vater - der mächtigste Dämon des Westens - dieser schwachen Frau seinen Schutz für die Reise versprochen hatte, gab es keine neue Gelegenheit mehr, sich zu beweisen. Man ließ ihn am Lagerfeuer warten, ja, schickte ihn sogar für etliche Tage fort, um Mutter zu vertrösten. Dann Myouga und diese unsägliche, erniedrigende Aufgabe bei seiner Rückkehr ... War das ein Scherz? Eine Strafe?

Zürnte man ihm, weil er vier Sonnenaufgänge benötigt hatte, statt der angekündigten Hälfte? Nun, das war nicht sein Verdienst gewesen, aber Sesshoumaru wusste, dass seine Ausrede keinen Wert besitzen würde, solange sie einem Mann galt, der sich durch Schluchten und Schlangennester geschlagen hatte, um in einer einzigen Nacht ein Brautgeschenk zu ergattern. Es war vollkommen unmöglich, den Inu no Taishou dafür nicht zu bewundern: Wie viele Dämonen gab es schon im Westen, die so rabiat einen Pfad bewältigen konnten, der sonst Wochen in Anspruch nahm? Der unselige Flohgeist behauptete zwar, es sei ein Versehen gewesen - in jeder Hinsicht - und prellte ihn um die Details, aber es bestärkte ihn nur darin, Vater zu übertreffen. Unverheiratet.

Eines Tages würde er selbst die Macht eines Daiyoukais besitzen - und dann bräuchte er sich nicht länger zu fragen, warum das Lächeln eines Menschenkindes den Inu no Taishou an diesen Ort bannen konnte.

Kühl wie das Morgenlicht sah der junge Hundedämon zurück zu den Papierbespannungen, hinter denen die Glutherde der Kohlenpfannen allmählich in weißer und grauer Asche erstickten. Die Befehle der Menschen hallten längst in der Luft wieder und schrien von Gefahren und Waffen. Dazu erklang das lauter werdende Klappern von Holzsandalen. Die Residenz erwachte wie ein todbringender Bienenstock, aber Sesshoumarus Gedanken konzentrierten sich auf einen anderen Umstand:

Worauf wartete Vater dort draußen im Regen?

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Dreimal darf er raten in Kapitel #42, "Geißblatt II".



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SUCy
2022-02-19T10:50:05+00:00 19.02.2022 11:50
Ach Sesshoumaru ... wenn er wüsste das er in ein paar Jarhrunderten ebenfalls an dem Lächeln eines Menschenkindes hängen bleibt >XD

Schade das Takemaru so verbittert gegen alle Youkai ist. Er könnte einen sonst doch sympathisch sein.
Antwort von: Morgi
22.02.2022 22:00
Takemaru wird weiter um deine Gunst feilschen! Vielleicht schafft er es trotz seiner Abneigung, in dein Leserherz zu schlüpfen und den großen, weißen Hu... also, eventuell. Naja. Irgendwie. Schräg-Tetris-technisch. Man darf doch hoffen?

Viele Grüße!
Antwort von:  Kerstin-san
23.02.2022 16:55
>Schade das Takemaru so verbittert gegen alle Youkai ist. Er könnte einen sonst doch sympathisch sein.

Meine Rede! xD
Von:  Kerstin-san
2022-02-16T15:37:55+00:00 16.02.2022 16:37
Hallo,
 
huuuu, da hat aber jemand eine ähhh bescheidene Laune (irgendwie musste ich bei der Vorstellung, dass der General mit Teeschälchen um sich schmeißt, lachen xD). Aber immerhin hat einer noch seine Sinne beisammen, das dürfte für den Herrn der Festung eine ganz schöne Blamage werden: Alle seine Männer bemerken den Drachendämon nicht, aber der fremde General schon.
 
Ohhh, ich bin zu gespannt, was es mit dem ominösen Brautgeschenk auf sich hat. Wird es da in "Abenddämmerung" eine Antwort geben oder endet die FF schon vorher?
 
"Eines Tages würde er selbst die Macht eines Daiyoukais besitzen - und dann bräuchte er sich nicht länger zu fragen, warum das Lächeln eines Menschenkindes den Inu no Taishou an diesen Ort bannen konnte." Wenn du wüsstest, Sesshoumaru, wenn du wüsstest... ;) Ich mag die Stelle. Ist so ein netter Ausblick, auf das, was mal kommt.
Generell empfinde ich gegenüber Sesshoumaru hier fast schon so etwas wie Mitgefühl. Man merkt, wie sehr er sich danach sehnt, seinen Vater zu übertrumpfen und sich dessen Respekt zu verdienen, stattdessen aber ein ums andere Mal bitterlich scheitert und hier zudem noch das Gefühl hat, für etwas bestraft zu werden, von dem er nicht mal genau weiß, was es ist. Und trotzdem hat er genug Biss, um weiterzumachen und nicht einfach entnervt aufzugeben: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Ich bin etwas überrascht, dass Sesshoumaru so gar kein Interesse daran zu haben scheint dem Getöse in der Menschenfestung auf den Grund zu gehen. Klar, er wittert keinen Youkai, aber trotzdem hätte ich erwartet, dass es ihn interessiert, was die Menschen in Aufruhr versetzt.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von: Morgi
22.02.2022 21:59
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Takemaru! Ach, manchmal mehr als ihm lieb ist, aber darüber kann er später noch mehr Teeschälchen ... äh ... umdekorieren! :)

Das Brautgeschenk wird in "Abenddämmerung" erklärt, sobald die beiden in die Nähe der vermaledeiten Ehe kommen. Bis dahin gibt es Andeutungen, die dich hoffentlich ein bisschen miträtseln lassen (bevor du sie, wie ich dich kenne, doch enttarnst).
Spannend auch zu lesen, wie du Sesshoumaru in den Welpenjahren interpretierst. Ich hänge beim Satz im Film, der ihn auf der Suche nach Macht wandeln lässt und da erschien mir in der Residenz voller Menschen wenig zu holen: Drachen, Väter und freche Flöhe ausgenommen. Oder? Wer weiß!

Viele Grüße!
Antwort von:  Kerstin-san
23.02.2022 17:00
Na da hast du die Latte jetzt aber hoch gehängt. Ich gebe mein bestes, um das Rätsel zu entschlüsseln^^ *packt die SHerlock Holmes Lupe aus*

Uhhh, hilf mir mit dem Film nochmal kurz auf die Sprünge. Was genau hat er da gesagt?


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