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Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern

Eine Bonanza Geschichte
von

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Kapitel 33

Kapitel 33
 

Als Adam morgens zum Tisch kam, waren alle schon da. Hoss aß, Ben trank seinen Kaffee und Joe hatte wohl vorgehabt, sich die Marmelade zu nehmen. Dann hatte er bemerkt, dass der Letzte im Bunde nun zu ihnen gestoßen war und nahm die Milch, welche er betont langsam in sein Glas eingoss.
 

"Guten Morgen Adam, hast du gut geschlafen?", fragte Joe und zeigte sein strahlendstes Lächeln. Die Milch floss langsam, fast tröpfchenweise in das Glas. Adam verstand die Anspielung sofort und seufzte innerlich.

"Wunderbar, Joe. Das Bad hat verdammt gut getan, danach war ich so erledigt, dass ich im Bett sofort eingeschlafen bin", grinste Adam selbstsicher und setzte sich auf seinen Platz. Joes Grinsen wurde noch breiter und er goss die Milch nun so ein, dass sie in kleinen Schüben in das Glas floss und mit dem Gedanken an Adams Problemlösung die richtige Assoziation ergab.
 

"Herrgott Joe, gieß dir richtig die Milch ein und lass die Spielereien sein", unterband Ben diese Spielchen sofort ernst. Adam grinste und setzte dem noch die Krone auf.

"Wir wollen doch keine Sauerei machen, richtig, Joe?", meinte Adam.

"Nein. Keine Sauerei. Entschuldige, Pa." Ben bekam den Engelsblick und Adam die erotische Form des beleidigten Blickes. Adam rührte das nicht. Joe hatte doch angefangen. Anschließend stellte Joe die Milch weg, das Frühstück verlief ab da ganz normal.
 

Ben verteilte die Aufgaben, ließ aber Joe dabei aus. Natürlich musste der sich darüber sofort beschweren.

"Hey, und was ist mit mir? Ich kann heute arbeiten!"

"Das entscheide nicht ich. Das entscheidet Adam", war Bens Reaktion darauf, welche Joe erbleichen ließ.

Tja, nun war Joe auf Adams Gunst angewiesen. Der älteste Sohn zeigte ein möglichst unterdrücktes Grinsen.

"Adam?" Joe sah ihn verstört und irgendwie um Verzeihung heischend an. Natürlich, jetzt tat es ihm plötzlich leid, jetzt, wo er etwas von Adam wollte. Gut, dass Joe noch nicht wusste, dass es nichts gab, das ihm leid tun musste. Sollte sein Kleiner ruhig ein schlechtes Gewissen haben, vielleicht war er dadurch ja vor solchen Angriffen in Zukunft gefeit.
 

"Wir gucken uns das gleich an. Wenn die Fäden hinaus können, ziehen wir und dann kannst du eigentlich ein wenig mit mir kommen. Nicht den ganzen Tag. Ich denke, bis Vormittag sollte reichen, oder, Pa?"

Ben zuckte mit den Schultern und schluckte seinen Bissen erst mal runter, ehe er antwortete.

"Ich dachte vielmehr an ein oder zwei Stunden."

"So wenig muss es nun auch nicht sein. Joe verträgt das schon."

"Adam, vergiss nicht, dass Joe noch nicht die Ausdauer und die Zähigkeit eines Dreißigjährigen hat", erinnerte Ben und trank erneut von seinem Kaffee.
 

"Das stimmt, Pa. Joe hat aber die Reflexe und Agilität eines Zwanzigjährigen. Davon abgesehen hat er auch nicht mehr die Schwäche eines Fünfzehnjährigen. Glaub mir, er verträgt es", beteuerte Adam sehr sicher und warf Joe einen kurzen Blick zu. Er konnte ein paar der Muskeln unter Joes Hemd erkennen. Er war wirklich kräftiger geworden und verbunden mit seiner schlanken Figur wirkte das unheimlich anziehend auf Adam.
 

Adam lächelte schief und hob eine Hand, um durch Joes weiches Haar zu streichen. Zäh, hart, weich und geschmeidig. Das war Joe.
 

Nach dem Frühstück gingen sie hinauf in Joes Zimmer. Der Jüngere öffnete sofort das Hemd und ebenso die Hose, welche er nur ein Stück runter schob. Adam versuchte seine eindeutigen Gedanken raus zu halten und sich nur auf die Naht zu konzentrieren, während er eine Schere aus der Verbandskiste nahm und den Verband aufschnitt.
 

Joe war ganz ruhig und blickte mit derselben Spannung wie Adam auf die nun freigelegte Naht. Vorsichtig tastete Adam die Haut um die Naht herum ab und nickte schließlich.

"Na gut, ich zieh sie raus. Aber wenn du nicht aufpasst, kann es trotzdem wieder aufreißen. Und wenn das passiert, fessele ich dich wenn nötig ans Bett."

Sofort bekam er von Joe einen leuchtenden Blick, gepaart mit einem breiten Grinsen.

"Nein. Guck nicht so. Vollkommen unpassend", ermahnte Adam und suchte in der Kiste nach den Instrumenten, die er für das Fädenziehen benötigte.
 

"Ähm Adam, also, das gestern. Das war vielleicht etwas zu viel gewesen. Entschuldige", nuschelte sich Joe aus heiterem Himmel verlegen zusammen und sah Adam mit einem Blick an, der arg an ein verletztes Vögelchen erinnerte. Adam hielt bei seiner Suche kurz inne und sah Joe an. Dann nahm er eine Hand aus der Kiste und legte sie an Joes Wange.

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich wäre nur froh, wenn du etwas vorsichtiger wärest."

"Vorsichtiger bei...", fing Joe an und wurde sofort unterbrochen.

"Nein. Vorsichtiger im Sinne von 'erst denken, dann handeln'. Hoss saß kaum drei Meter entfernt und hätte plötzlich verlangen können, dass ich zu ihm rüber gehe", erklärte Adam geduldig und strich dennoch mit dem Daumen kreisend über Joes Wange.
 

"Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich war mir irgendwie sicher, dass er das nicht tun würde", gab Joe zu und blickte kurz wehmütig der Hand hinterher, als sie von seiner Wange verschwand, um wieder in die Kiste zu tauchen.

"Ich weiß. Nächstes Mal, ja?"

"Nächstes Mal?", grinste Joe eindeutig und wackelte mit beiden Augenbrauen.

Adam seufzte und verdrehte die Augen.
 

Dann wurde es ernst. Mit einer dünnen medizinischen Schere schnitt er jeden der vierundzwanzig Fäden durch und zog dann einen nach dem anderen mit einer Pinzette heraus. Das ziepte ganz schön und war auch alles andere als angenehm. Joe war tapfer und zeigte seinen Schmerz nur, indem er die Scherze und Andeutungen sein ließ und seine Finger ins Laken krallte.

"Bald geschafft, Kleiner", ermutigte Adam und versuchte schneller, aber auch vorsichtiger die Fäden zu ziehen.
 

Schließlich war der letzte Faden draußen. Um sicher zu gehen, zählte Adam nochmal nach und war erleichtert, dass es wirklich vierundzwanzig waren, die er rausgezogen hatte.

"Ich fürchte, das wird aber nun doch eine Narbe geben. Tut mir leid, Joe."

"Ist doch nicht deine Schuld, Adam. Narben sind Auszeichnungen des Lebens und außerdem machen sie sexy", witzelte Joe und strich selbst ganz vorsichtig über die wulstig verkrustete, verheilte und ein wenig vernarbte Haut.
 

"Ja. Du hast Recht", gab Adam nach kurzem Zögern zu und verteilte eine andere Salbe auf der frisch verheilten Wunde. Nun musste er dafür sorgen, dass die Haut dicker wurde, aber zugleich die Narbe sich klein hielt.

Anschließend gab es noch mal einen Verband, aber einen wesentlich kleiner und dünneren.
 

Dann zog sich Joe wieder an und stand mit den Händen in den Hüften bereit zum Aufbruch da. Adam öffnete die Zimmertür und ging hinunter. Joe folgte sofort.

"Und was machen wir jetzt, Adam?"

"Wir kontrollieren unsere Herden und gehen wenn nötig auf Ausreißer-Suche."

An der Tür hielten sie kurz für Hut, Jacke und Revolvergürtel.

"Pa, ich nehme Joe für die Rinderkontrolle mit, die Fäden habe ich gezogen", informierte Adam ihren Vater, welcher am Schreibtisch saß und wohl Adams Arbeit von gestern durchsah.
 

"In Ordnung. Aber pass auf ihn auf", brummte Ben und wedelte mit dem Füllfederhalter in Adams Richtung. Joe verdrehte die Augen und Adam nickte gehorsam.

"Natürlich, Pa."
 

Joe schlüpfte noch vor Adam durch die Tür und war genauso schnell im Stall verschwunden. Adam kam langsamer hinterher und erspähte Joe bereits bei Cochise.

Adam lächelte schief und schlenderte zu Sport. Sein Fuchs begrüßte ihn sofort und stupste ihn mit der Nase an.
 

Anschließend wurden die Pferde fertig gemacht. Hop Sing kam vorbei, meckerte, dass Joe jetzt schon wieder aufs Pferd wollte und gab ihnen dann trotzdem ihre Lunchpakete. Dann verschwand der Chinese laut schimpfend wieder.

"Mensch, dass er immer gleich so schimpfen muss", nörgelte Joe und führte Cochise schließlich bis zu Adam und Sport.

"So drückt er nur seine Sorge aus, Little Joe", erklärte Adam und verstaute noch etwas Hafer in der Satteltasche und war dann auch soweit.
 

"Also, so wie Pa und du auch?"

Adam blickte auf und warf Joe einen astrein funktionierenden tadelnden Blick zu.

"Wann habe ich das letzte Mal aus Sorge geschimpft? Ich meine mich zu erinnern, es mir die letzten paar Male verkniffen zu haben", meinte Adam und zog den Sattelgurt nochmal etwas fester. Dann führte er Sport ebenfalls hinaus und sah beim Vorbeigehen Joes bedröppeltes Gesicht.
 

"Erst denken, dann reden, Joe. Du bist doch nicht dumm", seufzte Adam und stieg draußen angekommen auf. Joe folgte und tat es ihm gleich, aber irgendwie war seine gute Laune und Vorfreude nun weg. Adam seufzte. Nein, jetzt tröstete er Joe nicht. Sein Kleiner war sowieso schon der Meinung, dass er verweichlichte. Und was dabei herauskam, wenn er Joe aufbaute, hatte er gestern ja zur Genüge erlebt.
 

Zuerst war es ein sehr schweigsamer Ritt. Aber bald schon hatte Joe seinen Spaß am Reiten wiedergefunden und preschte immer wieder an Adam vorbei. Um in einiger Entfernung doch wieder stehenzubleiben und auf ihn zu warten. Adam ließ ihn und tat ein, zwei Mal Joe den Gefallen und lieferte sich mit ihm ein kleines Wettrennen.

Die gewann immer Joe, Cochise war auf kurze Distanzen eindeutig das schnellste von all ihren Pferden. Adam gönnte es ihm, er legte keinen gesteigerten Wert darauf, der Erste zu sein.
 

Nach und nach klapperten sie die Herden ab und fanden zumindest die mit den wertvollsten Tieren vollständig vor. Nur bei der letzten gab es eine Handvoll Ausreißer. Allerdings waren das Tiere, die aus der Zucht bereits ausgeschlossen waren, aber dennoch waren sie nicht unwichtig. Die Ponderosa stand für eine exzellente Viehzucht. Da gaben sie ihre besten Tiere nicht weg, nur weil sie alt geworden waren.
 

Leider waren aber genau solche exzellenten Tiere auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Adam und Joe teilten sich zuerst auf. Doch als sie nach einer Stunde wieder zusammentrafen, hatte nur Adam eines der Tiere gefunden und zurück zur Herde gebracht. Joe dagegen hatte schlechte Nachrichten.

"Zwei habe ich im Fluss gefunden. Ihre Beine waren eingeklemmt, sie sind ertrunken", meldete Joe mit düsterem Gesichtsausdruck und eilte an Adams Seite.
 

"Ärgerlich. Aber da kann man nichts machen. Immerhin haben wir eins wieder gefunden."

"Und nun?"

"Was meinst du?"

"Was machen wir nun?"

"Es ist bald Mittag", informierte Adam und lächelte schief auf Joes verzogenes Gesicht hin.

"Aber Adam...", fing Joe an und wurde sofort abgewürgt.

"Nein. Pa war eigentlich gar nicht einverstanden und hat nur zugestimmt, weil ich ihn überredet habe. Wenn wir nicht um Mittag herum zu Hause sind, kriegen wir beide Ärger", versuchte Adam verständlich zu erklären. Trotzdem schnaubte Joe frustriert und lenkte Cochise in die Richtung, aus der er gekommen war.
 

Adam dachte, er sah nicht recht, als Little Joe ihm einfach den Rücken kehrte und wegritt.

"Joe!", rief er und preschte ihm nach. Aber so unglaublich weit wollte Joe gar nicht. Er ritt wirklich nur bis zum Fluss, allerdings weit weg von der Stelle, an der die ertrunkenen Rinder lagen. Adam kam gerade bei ihm an, als Joe abstieg.
 

"Joe, was soll das nun wieder?", fragte er streng und sprang dann ebenfalls ab.

"Ich mache eine Pause", meinte Joe lapidar und nahm aus seiner Satteltasche eine dünne Decke. Dann ging er ein paar Schritte und legte die Decke auf den Boden. Cochise wartete noch, bis Joe seinen Lunch geholt hatte und schlenderte dann zu dem saftigen Gras, das nicht unweit von ihnen wuchs.
 

Nun saß Joe da auf der Decke und packte seinen Imbiss aus. Adam wurde wirklich nicht schlau aus dem jungen Mann. Allerdings konnte Pa kaum etwas dagegen haben, wenn sie vor der Heimreise noch eine Pause machten. Also schluckte Adam seinen Ärger hinunter und griff ebenfalls nach seinem Lunch, ehe er Sport Cochise nachlaufen ließ. Er selbst setzte sich neben Joe und betrachtete sich zuerst nur die Umgebung.
 

Der Fluss, der an dieser Stelle eigentlich ziemlich ruhig floss, der Wind, der leise durch das Blätterdach eines nahen Baumes rauschte und es zum Rascheln brachte. Die Vögel, die singend in den Ästen saßen oder über ihren Köpfen hinweg flogen. Adam seufzte leise und genoss die ruhige Atmosphäre. Und dann spürte er, dass sich sein Bruder an ihn lehnte, und legte ihm spontan den Arm um die Schultern.
 

Dieser Ort war schön, aber als er hinunter zu Joe sah, sah er das Schönste, das es an diesem Ort zu sehen gab. Adam lächelte etwas und drückte Joe noch ein wenig näher an sich.

"Mund auf", murmelte Joe und hielt Adam ein beschmiertes Brot mit Adams liebster Marmelade vor die Lippen. Er zögerte kurz, aber dann nahm er tatsächlich einen Bissen. Joe lächelte, also war es richtig. Dann ließ er sich eben von ihm füttern. Wenn es seinen Kleinen glücklich machte.
 

Joe hatte zwei Brote mit Marmelade und verfütterte beide an Adam. Dabei leuchteten Joes Augen so verliebt, dass Adam das Essen schwer fiel bei den ganzen Schmetterlingen in seinem Bauch. Adams Lunch lag vergessen neben ihm. Dafür hatte er die Beine angezogen und sich nach hinten auf die Ellenbogen gestützt. Joe lag halb auf ihm und saß halb neben ihm. Auf jeden Fall war es angenehm und richtig kuschelig.
 

Dann hob Joe den Kopf, wobei ihm der Hut runterrutschte, und musste leise lachen.

"Was ist?", fragte Adam entspannt und hob eine Hand, um mit den Fingern durch Joes glatte Haare zu streichen. Joe grinste schelmisch und stützte sich mit den Händen links und rechts neben Adam ab, dann kam er verdammt nahe.

Adam wollte abwarten. Bis Joe so nah war, dass er davon ausgehen musste, er wollte ihn küssen. Da wurde er dann doch unsicher. Ein Kuss bedeutete wahnsinnig viel. Adam war sich nicht ganz sicher, ob sie so weit schon waren. Dieser Gedanke schien sich in seinem Gesicht widerzuspiegeln.
 

Erneut lachte Joe unterdrückt.

"Denk doch einen Moment mal gar nicht", bat Joe leise und griff Adams Hutkrempe vorsichtig mit den Zähnen, zog den Hut herunter und ließ ihn neben Adam fallen. Dann war er wieder so nah. Adam unterdrückte mit aller Macht den Impuls zurückzuweichen und ignorierte das andauernde leise Lachen. Bis er etwas Warmes, Weiches am Mundwinkel spürte. Adam riss die zugekniffenen Augen auf und sah zu, wie Joe sich ein wenig wieder entfernte.
 

An Joes Zungenspitze war eine helle geleeartige Masse. Und aus dem frischen Geschmack an der von Joe geleckten Stelle schloss Adam, dass da wohl ein Klecks Marmelade übrig geblieben war.

Nun verschwand die Zunge mit der geklauten Marmelade in Joes grinsendem Schlund.

"Ich sage doch, du sollst nicht denken", meinte Joe witzig und kam ihm wieder näher.
 

Adam spannte sich an und reckte das Kinn etwas nach oben. Joe legte seine Stirn an Adams und hauchte kurz zwischendrin einen Kuss auf Adams Nasenspitze.

"Dafür, dass du offensichtlich noch etwas zu steif dafür bist, wehrst du dich auffällig wenig, liebster Bruder", lächelte Joe und löste sich langsam wieder. Dann bekam Adam kleine Küsschen auf die Wangen, den Kiefer, das Kinn, aber nicht auf die Lippen.
 

Dann streckte Joe die Arme durch und lächelte liebevoll auf Adam herunter. Adam seufzte und streckte die Arme ebenfalls durch. So saß er fast wieder aufrecht und war Joe, der immer noch halb lag, wieder ganz nah. Er durfte sich nicht immer von Joe veralbern lassen. Dann hatte er eben sein eigenes Tempo. Was ja nicht hieß, dass er nicht dasselbe wollte.
 

Also zögerte er dann auch gar nicht mehr lange und drückte für einen kurzen Schmatz seine Lippen auf Joes. Die Berührung war weder innig noch lang anhaltend. Tatsächlich dauerte sie noch nicht mal eine Sekunde. Trotzdem schlug Adam das Herz bis zum Hals. Zumindest hatte es lang genug gedauert, dass er nun wusste, dass Joes Lippen verdammt weich waren.
 

Die Gefühle fuhren Karussell, Adam wurde richtig schlecht bei dem Zirkus, den sein Körper in seinem inneren aufführte. Dabei hämmerte ihm das Herz so laut, dass er Angst hatte, durch die Erschütterungen Kopfschmerzen zu bekommen. Er sah jetzt wahrscheinlich ziemlich dumm aus mit dem grenzdebilen verliebten Lächeln im Gesicht. Aber dann hob er den Blick, um Joes Reaktion zu sehen.
 

Joe war wirklich rot angelaufen, nicht nur ein wenig rot, sondern richtig knallrot. Adam hätte fast gelacht, wenn es nicht so niedlich gewesen wäre. Außerdem hätte es Joes Gefühle verletzt.

"Wirklich? Davon wirst du so rot?", lächelte Adam und fuhr mit einer Hand erneut durch Joes Haare. Welcher auch mit der Kommunikation und Kontrolle seiner Bewegungen Probleme hatte, sie waren nicht vorhanden. Joe war erstarrt.
 

Adam zog seinen kleinen Bruder an sich und hielt ihn fest, als der sein Gesicht an seiner Brust versteckte. Adam seufzte entspannt und drückte ihm noch einen Kuss auf den Schopf.

"Sind wir uns nun einig darüber, dass wir Zeit genug haben?", flüsterte er sanft und hörte nicht damit auf, durch Joes Haare zu streichen.

Prompt bekam er ein zaghaftes Nicken als Antwort und einen Klammergriff allererster Güte.
 

Adam hielt ihn fest. Er hielt ihn auch noch fest, als er sich wieder hinlegte und zog den Jüngeren einfach mit sich. Joe machte es sich daraufhin auf ihm gemütlich, mit dem Kopf auf der Schulter und einer vorwitzigen Hand auf Adams Schlüsselbein.
 

Wie in Trance bewegten sich Joes Finger und huschten hin und wieder etwas unter den Stoff um durch Adams weichen dunklen Brustpelz zu kraulen. Adam derweil hatte lässig ein Bein aufgestellt, einen Arm angewinkelt und in den Nacken gelegt, um den Kopf etwas abzustützen. Die andere Hand war von Joes Rücken hochgerutscht und kraulte ihm hingebungsvoll den Nacken und ein Stück des oberen Rückens.
 

Joes Atmung wurde immer träger und die Finger bewegten sich auch nicht mehr, weswegen Adam die Stirn nach einer Weile krauszog.

"Schläfst du, Kleiner?", fragte er leise und strich mit der Hand einmal durch Joes Haar. Little Joe atmete tief durch und brummelte irgendwas, das erst beim genaueren Hinhören verständlich war.

"Jetzt nicht mehr."

Adam hob beide Augenbrauen und begann wieder mit der Kraulerei, woraufhin Joe diese auch wieder aufnahm.
 

Eigentlich könnte er ihn auch jetzt fragen.

"Joe?"

"Hm?", brummelte der Jüngere und drehte den Kopf etwas, um aus müden grünen Augen Adam ansehen zu können.

"Du erinnerst dich sicher, dass ich von der Eröffnungsfeier heute Abend erzählt habe, oder?"

"Und an die vielen Einladungen, die du ausschlagen musstest, ja", brummelte Joe erneut und schmiegte sein Gesicht zurück an Adams Brust. "Was ist damit?", nuschelte er gegen Adams Körper.

"Ich will dich einladen, mit mir hinzugehen. Ohne Pa und Hoss, nur wir beide. Möchtest du?", fragte Adam und versuchte seine Unsicherheit nicht in seiner Stimme widerzuspiegeln.
 

Joe reagierte nicht sofort. Dann aber hob er den Kopf und sah Adam überrascht, aber auch begeistert an.

"Nur wir beide?" Joe verschränkte die Arme vor sich auf Adams Brust und stützte sich ein wenig auf ihm ab.

"Ja."

"Und wenn wir dort eingespannt werden? Von Sophia, Angelina oder Giselle?"

"Nur wir beide. Keine Sophia, Angelina, Giselle oder sonst wer", bestätigte Adam und streichelte mit dem Fingerrücken über Joes Wange.
 

Nun war Joe Feuer und Flamme.

"Wann? Wie lange?"

"Oh, ich denke, eher gegen Abend. Und wir können so lange bleiben, wie du willst", meinte Adam ruhig, obwohl er sich sehr darüber freute, dass Joe mit ihm ausgehen wollte. Und ganz besonders war er erleichtert darüber. Er hätte auch nein sagen können.
 

Aber dann verdüsterte sich Joes Miene.

"Dann müssen wir aber sicher gleich zurück. Nicht, dass Pa es nicht erlaubt."

"Wird er schon nicht. Aber ein bisschen können wir noch bleiben", lächelte Adam und zog Joe sanft wieder runter.

Joe seufzte tiefenentspannt und kuschelte sich wieder an Adams breite Schulter.

"Das wird toll", murmelte Joe voller Vorfreude und vergrub sein Gesicht grinsend in Adams Halsbeuge. Adam stimmte ihm mit einem Brummen zu und lehnte den Kopf leicht an Joes und vergrub dabei die Nase in dessen Haarschopf.



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