Zum Inhalt der Seite

Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern

Eine Bonanza Geschichte
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 3

Kapitel 3
 


 

Verwundert öffnete Joe die Augen und brauchte einen Moment, um zu realisieren warum er nun aufgewacht war. Er hätte schwören können, ein lautes Geräusch gehört zu haben. Als die eintretende Stille jedoch anhielt, tat er es als Traum ab. Bis es wenige Minuten später wiederkam. Aus einiger Entfernung aber deutlich hörbar erklang ein Schuss.

Joe saß nun senkrecht im Bett. Die Decke fegte er weg und war mit einem Satz auf den Beinen. Hopsend quälte er sich in die Hose und zerrte sich das Nachthemd vom Körper. Er machte sich erst gar nicht die Mühe ein frisches Hemd rauszusuchen, er nahm eben das Hemd, dass er vor kurzem erst ausgezogen hatte und schloss bloß zwei Knöpfe in der Mitte, es kam eh eine Jacke drüber. In die Schuhe kam er zum Glück sehr schnell.
 

Joe stürmte gerade aus dem Zimmer, da ging auch Adams Zimmertür direkt neben ihm auf und auch aus Hoss Zimmer hörte man lautes Gerumpel.

"Adam!"

"Ich weiß. Geh runter und zäun die Pferde auf."

Joe wollte widersprechen, aber als er sah, dass Adam die Treppe bereits runter polterte und zum Waffenschrank ging, beeilte er sich ebenfalls hinaus zu kommen. Im Laufen zog er den Hut auf und die Jacke an. Er schaffte es sogar noch, einen weiteren Hemdknopf zu schließen, bevor er gegen die Stalltür lief.
 

"Verflucht."

Energisch riss Joe die Tür auf sodass Chubb, Sport und Cochise vor Schreck erstmal scheuten. Zuerst beruhigte Joe Chubb und Sattelte den Wallach zügig. Danach eilte er zu Sport und zog diesem bloß die Trense über. Zuletzt kam er zu seinem Cochise und legte auch diesem eine Trense an. Joe war versucht sein und Adams Pferd auch noch zu satteln, doch blieb ihm dafür keine Zeit mehr. Er hörte die Haustüre knallen und schaffte es grade noch rechtzeitig, die Pferde aus ihren Nischen hervorzuholen.
 

Schneller als Joe gucken konnte, waren seine Brüder schon im Stall. Hoss trug drei Winchester und wirkte ziemlich übermüdet. Wer weiß wie lang er schlafen konnte. Trotz allem schaffte der mittlere es, die Gewehre festzuschnallen, damit sie nicht rutschten und hievte sich in den Sattel.

Joe, wie auch Adam bevorzugten da eine andere Aufstiegsvariante. In die Knie und dann wie eine Sprungfeder hochspringen und das Ganze noch schnell und natürlich, ohne auf den Rücken des Pferdes zu plumpsen.

Joe drückte instinktiv die Oberschenkel fest an Cochise Rücken. Er musste ihn auch gar nicht mal groß antreiben. Cochise sah Chubb und Sport losrennen und hechtete sofort nach. Joe ritt zwar nicht oft ohne Sattel aber er tat es gerne. Er liebte es geradezu Cochise Muskeln unter seinen Beinen zu spüren, aber da es nicht gut für das Pferd war, tat er es nicht allzu oft. Also war es eigentlich etwas schade, dass er es im Augenblick nicht wirklich genießen konnte.
 

Die drei Brüder fegten über den Pfad hoch zum Weidegrund der Rinder. Sie waren schon fast da, da hörten sie aus geringer Entfernung einen Schuss.

"Joe!"

Rief Adam, um so dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Der Älteste reichte Joe eine Winchester und musste sich dabei ganz schön an Sports Mähne festklammern. Scheinbar ritt der Älteste nicht sehr oft ohne Sattel. Bevor Joe sich jedoch weitere Gedanken darüber machen konnte griff er sich das Gewehr. Schließlich packte er Cochise Zügel etwas fester und trieb ihn zu noch mehr Tempo an. Er hatte da etwas vor sich entdeckt. Zum einen sah er die Rinder ganz hinten, zum anderen sah er, dass der Zaun kaputt war, schon wieder. Und er steuerte direkt auf diese Stelle zu. Aber das Wichtigste war, dass er zwischen der Bruchstelle und den Rindern Buck stehen sah. Ohne Ben.
 

Für Joe war das Grund genug rauszufinden, ob sein Cochise springen konnte. Die untersten Latten des Zauns standen nämlich noch, weswegen ein sprungscheues Pferd dort nicht so einfach drüber springen würde. Joe wusste, dass es in anderen Ländern Pferde gab, die sowas sehr gut konnten, doch er selbst hatte damit leider noch nicht so viel Erfahrung. Er wusste nur, er durfte nicht mit vollem Tempo darauf zu brettern. Zudem hatte er ein Gewehr in der Hand und ritt ohne Sattel. Er musste wirklich verrückt geworden sein.
 

Der Zaun war schon sehr nah, als Joe ganz unbewusst Cochise etwas verlangsamte. Dieser handelte unerwarteter Weise ganz nach seinem Instinkt und setzte zum Sprung an. Zu Joes Glück bockte er danach nicht, sondern ließ sich wieder antreiben. Nur ganz nebenbei bekam Joe mit, dass seine Brüder dieselbe Idee hatten. Schließlich erreichten sie Buck und stoppten die Pferde.
 

Adam rutschte sofort von Sport herunter und griff in Bucks Zügel.

"Er scheint nicht verletzt." Adam blickte sich nun in der näheren Umgebung um.

"PA?"

Sie lauschten aber es blieb totenstill. Nur das Vieh war noch zu hören.

Adam sprang sofort wieder auf Sports Rücken, während er Buck als Handpferd mit sich nahm.

"Wir teilen uns auf. Hoss, du nimmst die linke Seite und ich reite rechts. Joe, du bleibst in der Mitte. Wer Pa findet gibt zwei Schüsse ab."
 

Joe wendete sofort um und begab sich zur Mitte der Weide. Die Weide war so riesig, dass er Adam und Hoss schon bald nicht mehr sehen oder hören konnte. Sein Vater konnte überall sein, also durfte er nicht zu schnell reiten, sonst übersah er ihn womöglich noch. Wachsam überblickte er also seine Umgebung. Jedoch musste er feststellen, dass ihm seine Nachsicht hier nicht viel bringen würde. Also rief er nach seinem Vater.

"Pa? Bist du hier? Sag doch was!"
 

So langsam bekam Joe es mit der Angst zu tun. Warum hatten sie Buck alleine gefunden? War Ben angegriffen worden? Joe tastete nach der Sicherung seiner Winchester, sie war umgelegt. Im selben Moment erklang ein Schuss. Joe untersuchte erneut sein Gewehr, nein er war das nicht gewesen. Aber der Schuss klang nah. Sogleich erklang noch ein zweiter.

Dass war das Zeichen! Und es kam von links, also hatte Hoss ihn gefunden. Joe erschreckte wahnsinnig als von rechts Adam auf Sport angaloppiert kam, Buck im Schlepptau.
 

"Hast du ihn Little Joe?"

"Nein, das war Hoss."

Sofort preschten sie zusammen, durch die Finsternis auf den Zaun zu. Beinahe hätten sie sogar den dunklen Chubb übersehen, welcher am Zaun festgebunden war. Zeitgleich rutschten sie von ihren Pferden und machten sie ebenfalls, grob am Zaun fest.

"Pa? Hoss?" Rief Adam und versuchte in der Dunkelheit, irgendwas erkennen zu können.

"Hier!"

"Das kam von da unten!"
 

Joe stürmte auf den Zaun zu und sprang mit einem Satz hinüber. Er landete zwar sicher auf der anderen Seite, doch sah er sofort was passiert war.

Direkt hinter dem Weidezaun ging es bergab. Nicht besonders steil, trotzdem kullerte man erstmal ein paar Meter herunter, sollte man hier wegrutschen.

Und das schien passiert zu sein, denn endlich sah er seinen Vater. Ben saß auf der Erde und wurde von Hoss gehalten, welcher hinter ihm kniete.

Nicht weit entfernt, lag ein toter Berglöwe.

Vermutlich war Ben weggerutscht, als er nachsehen wollte, ob der Löwe auch wirklich tot war.
 

Joe ging leicht in die Knie und schlitterte den Hang herunter. Adam war direkt hinter ihm.

Zusammen kamen sie bei den beiden an.

"Was ist passiert? Pa, bist du verletzt?"

Ben verzog schmerzvoll das Gesicht, er schien nicht aufstehen zu können.

"Mein Fuß. Ich bin diesem Viech hinterher und habe es am Zaun endlich erwischt. Als ich nachsehen wollte ob es tot ist, bin ich in ein Loch getreten und hier runter gerollt."

Adam sah sich Bens verletzten und schuhlosen Fuß an, während Joe aufstand und zu dem Löwen ging.
 

Joe erschreckte jedoch fürchterlich, als Ben ihm nachschrie.

"Fass ihn nicht an! Er hat ganz sicher Tollwut. Ich habe Schaum am Maul gesehen."

"Oh, ok."

Vorsichtig näherte sich Joe dem Kadaver und schnappte sich einen nahen Stock, mit dem er das Tier zunächst sachte an stupste bevor er ihn schließlich umdrehte. Joe war beeindruckt. Trotz der Finsternis, hatte sein Vater den Löwen direkt zwischen den Augen erwischt. Joe war sich sicher, dass das Tier so schnell hinüber war, dass es den Schuss gar nicht richtig bemerkt hatte.
 

"Er ist tot."

"Gut, dann komm wieder her Joe. Wir bringen Pa nach Hause und dann kümmere ich mich um den Puma." Rief Adam herüber.

Hoss hatte bereits ihren Vater auf den Armen und machte sich an den Aufstieg. Joe und Adam blieben nah bei ihnen, damit sie einen eventuellen Sturz verhindern konnten. Oben angekommen hoben sie Ben, so gut es ging, zuerst auf die andere Seite des Zauns und dann irgendwie möglichst schmerzfrei, auf Buck.
 

Sofort waren auch die anderen, mehr oder weniger auf ihre Pferde geklettert und brachten ihren Vater in schonendem Tempo, den ganzen Weg bis zur Ponderosa.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück