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Psychisch instabil

von

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Auf einmal hörten sie auf. Ich wusste nicht ob ich aufatmen sollte, oder lieber noch angespannter sein, bis ich draußen Schritte hörte. Nackte, verbrannte Füße auf dem glatten Mamor. Dann öffnete er langsam und bedächtig die Tür. Ich sah es nicht, da ich immernoch hinter einem der Schreibtische hockte, aber ich hörte es. Und ich hörte auf wie seine Füße das packet unter ihm knarzen ließen. Ich spürte wie er den Mund öffnete um etwas zu sagen, aber es sich dagegen entschied. Seine Stimme hallte nur in meinem Kopf wieder. "Ich finde dich." Dann kappte er die Verbindung.

Ich fühlte mich noch unsicherer als ich es sowieso schon tat. Als hätte er mir einen meiner Sinne genommen. Ich spürte nicht mehr, wo er war. Ich konnte nur noch das Knarren des Packets hören. Aber ihm machte es anscheinend wieder Spaß, denn er gab mir immerwieder Hinweise. Er trat gegen einen Stuhl oder warf ein paar Zettel runter.

Ok, dachte ich, du hast zwei Möglichkeiten. Erstens, du versuchst hinter ihn zu kommen und fliehst weiter durch die Tür auf den Gang, oder du schleichst zur anderen Tür und lässt dich überraschen, was dahinter ist.

Ich zwang mich auf meine Füße und spähte zur großen Tür und zu ihm. Nein, das ist zu wenig Deckung. Er würde mich sehen, wenn ich nicht schnell genug war, und wenn ich schnell war würde er mich hören.

Die andere Tür also.

Ich kroch hinter den Schreibtischen entlang, von einem zum anderen immer wenn er sich umgedreht hatte. Ich versuchte so leise wie möglich auf dem alten packet zu laufen, und er schien mich durch seine eigenen lauten schritte tatsächlich nicht zu hören. Bei jedem mal, wenn er einen Stuhl beiseite schiebt oder etwas von einem Tisch fallen lässt, bleibt mein Herz fast stehen- und ein Mal, ich war gefährlich nah an ihm dran und versteckte mich hinter dem einzigem Hindernis zwischen uns, drehte er sich plötzlich um und lief auf mich zu. Ich krabbelte weiter in den Fußraum des Schreibtisches und zog meine Beine an zu weit es ging. Von meinem bescheidenen Blickfeld aus sah ich seinen Fuß, der neben mir auf den Boden aufkam und hielt die Luft an. Mein Herz pochte so laut in meinen Ohren das ich fürchtete er würde es hören, aber er ließ ein weiteres Dokument fallen und drehte sich dann wieder um.

Ich verharrte dort noch ein bisschen bis ich ganz sicher war, das er nicht dort stand und auf mich wartete, bevor ich mich wieder aufrichtete um meinen weg fortzusetzen. Da bemerkte ich, das ich auf dem Boden eine Blutspur hinterließ. Theoretisch brauchte er nur der Blutspur zu folgen um mich zu finden. Oh, Gott. Oh, gott, oh gott, oh gott!

Ich fiel mir schwer zu glauben, dass er das nicht bedacht hatte, aber anscheinend hatte er es wirklich nicht. Oder er blendet es aus, denke ich, um es spannender zu machen. Eine leicht zu fangende Beute macht keinen Spaß.

Kurz vor der Tür fiel mir auf, das ich das diese noch geschlossen war. Es war der letzte Schreibtisch vor der Tür und sie lag nur noch einen meter von dessen Rand entfehrnt. Noch einen Kotrollblick über die Schulter werfend, streckte ich meine Hand der Klinke entgegen. Ich spürte das kalte, glatte Metall in meiner Hand und zog es runter.

Die Tür öffnete sich leicht und ohne quitschen und ich lobpreiste den Herren für seine Unendliche güte. Als ich gerade erwog wirkich in die Kirche zu gehen stoppte die Tür mit einem lauten einrastenden Quitschen.

oh fuck- in meinem Kopf bildete sich nur noch eine unendliche Litanei aus einem immer schneller werdenden oh fuck, oh fuck, oh fuck, o fuck, o fuck, während ich mit all meiner Kraft an der Tür rumriss, unfähig mich umzudrehen. Ich wusste, das er das quitschen gehört hatte, und ich wusste das er auf mich zukam. Immer heftiger riss ich an der Tür und stemmte meine Füße gegen den Boden. Ich hörte ihn hinter mir, das platschen seiner Füße auf meiner Blutspur und plötzlich schwenkte die Tür weiter auf.

Ich, mein Glück kaum fassen können, stürzte in den Raum, zog die Tür hinter mir zu und schloss mit zitternden Händen Die Tür ab. Dann lies ich mich, eher unbewusst, nach hinten fallen und kroch von der Tür weg, bis ich an einen Widerstand stoß.

Ich war gefangen. Ich war in einer Besenkammer gefangen. Oh, gott.

Ich bemerkte die Nässe auf meinen Wangen und fand, dass es jetzt keinen Grund mehr gab, weitere Tränen zurückzuhalten. Ich hörte ich draußen, gegen die Tür tretten, schreien und irgendwelche Dinge mit solcher Wucht dagegen werfen das die Tür sich bog. Bei jedem Mal wimmerte ich auf und ich weigerte mich die Tür länger anzusehen, indem ich mein Geishct in meinen blutüberzogenen Händen verbarg.

"MACH DIE VERDAMMTE TÜR AUF!" schrie er und schlug dagegen. Immer und immer wieder. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, schien er sich schwer atmend zu beruhigen. Ich wagte es, wieder auzusehen. In der Tür sah ich kleine Holzsplitter, die durch die Wucht der Schläge abstanden.

Er fing sich wieder und lehnte sich mit den Ellenboden gegen die Tür, er stellte unsere Verbindung wieder her. "Alice, komm raus. Bitte, wir beide wissen das das nichts bringt. Also komm schon." flüsterte er mit sanfter Stimme. "N-Nein." brachte ich mit zittriger Stimme herraus.

"Warum denn nicht? Komm schon, kleine Alice, komm raus und ich vergesse das du dich mir widersetzt hast." versicherte er mir. Er lehnte seine Stirn an die Tür.

Ich schüttelte mit dem Kopf, auch wenn mir klar wurde, das er es nicht sehen kann. Aber ich glaubte, er spürte es.

"Wenn du die Tür aufmachst, werde ich dir nicht wehtun, Alice. Weißt du, ich werd dich in den Arm nehmen. Ich werde dir durch Haar streichen und dich trösten, so wie früher. Weißt du noch?"

Ich zog meine Beine näher an ich herran und legte meinen Kopf darauf.

"Damals, als Robert Dalan dich immer mit Eisbällen abgeworfen hat? Als er dich immer so lange in den Schnee gehalten hat, bis du keine Luft mehr bekommen hast? Oder als er dich in den Teich geworfen hat, mitten im Winter?"

"Hör auf..." flehte ich leise, aber er hörte mich nicht.

"Gott, dass Wasser war so schrecklich kalt. Es hat richtig gestochen. Du hast versucht nach oben zu kommen aber du konntest nicht schwimmen. Außerdem hatte sich keine Jacke bereits mit Wasser vollgesogen und du wurdest runtergezogen. Weißt du noch? Du hast versucht zu schreien, aber du hast bloß wertvolle Luft vergeudet. Niemand konnte dich hören."

Ich zitterte und spürte die Kälte wieder, wie sie in meine Haut stach. Ich konnte nicht mehr atmen, ich konnte nicht schreien.

"Nur ich. Ich allen, war da um dir zu helfen. Wer hat dich aus dem Wasser gezogen, Alice?"

"... Mein V-Vater." antwortete ich mit zittriger Stimme. Ich wusste das es die falsche Antwort war.

"NEIN! NEIN, NEIN, NEIN!! Das war ich! ICH! Und ich allein!" schrie er wieder und schlug wieder mit solcher Wuchte gegen die Tür, dass ein paar Splitter vor mir auf dem Boden fielen. "Ich! ICH! Und ich war der Einzige!"

Ein neuer Schwall Tränen überkam mich. "UND DU! Du hast mich VERGESSEN! Du. Hast. Mich. Vergessen. Du hast diese- diese Pillen geschluckt und mich ausradiert! Du hast mich fast umgebracht! Umgebracht! Alles nur, weil deine ach so wunderbaren Eltern es gesagt haben!" Er schnaufte und sprch leiser weiter. "Und wie haben sie es dir gedankt? Sie haben dich vergessen. Wegrationalisiert, als sie ihr eigenes Kind hatten. Den süßen, kleinen Peter."

"Bitte, hör auf-"

"Oh, du willst das ich aufhöre? Du willst das ich gehe? Willst du mich wieder Vergessen?! So funktioniert das leider nicht, kleine Alice. Wenn ich gehe, gibt es niemaden mehr, der dich vor dir selbst beschützt. Das wird dein eigener Wahnsinn dich zerfressen."

Er machte eine Pause. Dann redete er mit einer samtweichen Stimme.

"Ich verspreche dir, das ich dir nichts tun werde. Mach die Tür auf, Alice."

Ich stand auf und hörte wie das Schloss zurückrastete. Dann öffnete ich die Tür und sah zu Boden. "Gutes Mädchen." lobte er mich und breitete seine Arme aus. "Komm her."

Ich lief in seine Umarmung und lies mich fallen. Er setzte sich mit mir auf dem Boden und wiegte mich fast in seinen Armen, wie ein kleines Kind.

"Du wirst mich nie wieder verlassen. Du wirst dich niemals wieder gegen mich wenden. Du wirst mich nie wieder vergessen. Vestanden, Alice?" fragte er und zwang mich ihn anzusehen. Als ihc nicht antwortete fragte er noch einmal eindringlicher. "Hast du mich verstanden, Alice?"

Ich brahcte nur noch ein zitterndes Ja herraus, bevor ich mich wieder in seine Arme zog und mein Gesicht versteckte.



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