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Reflections

Hinter der Fassade
von

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Reflections Part I

Nihao!
 

Da bin ich wieder...mit einem wirklich langem Kapitel im Gepäck...und das ist keine leichte Kost, wenn ich das mal so sagen darf. Es ist ganz schön schwierig das so hinzukriegen, wie ich mir das vorstelle und deswegen musste ich das Kapitel noch einmal zweiteilen. Meine Hochachtung an alle fantasy-Autoren (Kuss an Kilya!)!!! Bei Kommis folgt dann auch bald der zweite Teil...versprochen...^_^!

An dieser Stelle möchte ich alle meine Kommischreiber herzlich durchknuddeln...ihr seid sooo lieb! DANKE für eure Motivaton!

Wie immer gehört (noch) nix mir...aber bald...hähähähähähähä!!!

Und Geld verdienen tu ich damit auch nicht...obwohl Spenden immer gern gesehen sind.

So, und jetzt wünsche ich euch jede Menge Spaß mit dem ersten Teil des Chappies und hoffe, ihr wollt den zweiten Teil noch lesen. Denn dann nähern wir uns auch schon dem Höhepunkt der story, wo ich mir selbst noch uneinig mit mir selbst bin, ob ich Kai und Ray wieder trennen soll...hm!

Also, macht's gut, lehnt euch zurück und hinterlasst mir einen Kommi!

HEL
 

Eure Jessi ;))

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Kapitel 5: Reflections
 

"Ray?" Tiefe Besorgnis schwang in der ungewohnt sanften Stimme mit. Im Licht der flackernden Kerze, die als Einzige den geräumigen Raum erleuchtete, wirkte das Gesicht des Grauhaarigen gespenstisch und fahl. Sein Blick ruhte auf dem Gesicht von Ray, der das Bewusstsein immer noch nicht wiedererlangt hatte und nun in seinem Bett sich unruhig hin und her wälzte. Kevin erging es nicht besser. Der kleine Grünhaarige war ebenfalls noch nicht wieder aufgewacht.

Die Nacht draußen war dunkel. Kein Stern war am Firmament zu entdecken und selbst der Mond war von schweren Regenwolken verdeckt. Seit einer Stunde prasselte der Regen nun unaufhörlich auf die Erde herab.

"Laß ihn, Kai. Er wird schon wieder aufwachen. Er hat höchstens ein paar Prellungen abbekommen. Nicht weiter schlimm." Wütend funkelten zwei blutrote Rubine den Chinesen an, der betrübt den anderen bewusstlosen Jungen auf Kais Bett betrachtete, und bis eben noch zutiefst in seinen Gedanken versunken war.

"Nicht weiter schlimm, hm?" Kais ruhiger Ton ließ nichts Gutes verheißen. Lee bekam eine Gänsehaut, als er Kais bösen Blick herausfordernd erwiderte und konnte förmlich spüren, wie sich die feinen Härchen in seinem Nacken langsam einzeln aufstellten. Jetzt bloß nicht klein beigeben!

"Wenn ich mich nicht irre, hast DU ihm diese gelbe Kugel genau gegen den Kopf geschleudert. Sehe ich das richtig?" Der Sarkasmus in der Stimme des Russen war kaum zu überhören und hinterließ eine unangenehme Stille in dem Raum, da Lee sich nun nicht mehr getraute etwas darauf zu erwidern. Er konnte nicht einschätzen, wie wütend Kai wirklich war und Ray hatte ihm einmal geraten die Nerven des Russen nicht zu sehr zu strapazieren, falls es je soweit kommen sollte.

Ray sollte seinem Kai alles erzählen. Das war das einzig Richtige, was er in dieser Situation machen konnte. Kai musste solange eben warten. Lee konnte jetzt nicht auch noch auf das überhitzte Gemüt des Grauhaarigen Rücksicht nehmen. Nur einen erneuten Streit riskieren, das konnte und durfte er nicht. Schließlich hatte er dem letzten Streit diese missliche Situation zu verdanken. Warum mussten normale Menschen auch nur immer so ein Chaos hinterlassen, wo sie in das Geschehen eingriffen? Genervt gab Lee schließlich nichts weiter als ein Grummeln von sich.

"Reg' dich ab, Kai." mischte sich Mariah in das Geschehen ein, während sie das Zimmer betrat, und eine Schüssel mit kaltem Wasser auf einen kleinen Tisch stellte.

"Der Rest schläft jetzt erstmal. Die sind alle hundemüde von dem langen Flug gewesen." erklärte sie leise, als sie Kais und Lees besorgte Blicke auf sich spürte. Mit geschlossenen Augen tauchte sie zwei Tücher in das eisige Wasser und legte den beiden Bewusstlosen jeweils eines auf die leicht erhitzte Stirn.

Kai verstand die Welt nicht mehr. Wie konnten Lee und Mariah nur so unglaublich ruhig und gelassen bleiben? Was war hier los? Warum verrieten die Geschwister ihm nicht, was Merkwürdiges sich vor seinen Augen im Rosengarten abgespielt hatte? Das war nicht mehr normal. Das, was er da beobachtet hatte, grenzte an etwas Übermenschliches. Aber konnte es sein? Es schien so abwegig und doch die einzige plausible Erklärung.

Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich, als er sich erhob und an das große Fenster trat, das ihm einen wunderschönen Blick auf die Küste und den verregneten Horizont gewährte. Er hatte durchaus bemerkt, wie Mariah im Garten stehen geblieben war und es erst dann begonnen hatte zu regnen, als sie dem Himmel die Hände entgegengestreckt hatte. Vielleicht war das alles ja nur ein Traum. Ein böser Traum, aus dem er bald erwachen würde.

"Alles ok?" Kai zuckte unwillkürlich zusammen, als er die Hand des jüngeren Mädchens auf seiner Schulter spürte. Er wich instinktiv einen Schritt zurück. Wem konnte er hier überhaupt noch vertrauen?

Mariah senkte den Blick auf den Boden.

"Tut mir leid." murmelte sie und kämpfte gegen das unaufhaltbare Brennen in ihren Augen an. Alles, was hätte schief laufen können, war heute Abend schief gelaufen. Soviel stand fest.

Bedrohlich rüttelte der Wind an den Fensterläden des Hauses.

Kai legte den Kopf schief.

"Was tut dir leid?" Er erschrak abermals, als Mariah den Kopf wieder hob. So hatte er die Pinkhaarige noch nie gesehen. So kannte er das quirlige, lebensfrohe Mädchen nicht, das immer einen frechen Spruch auf den Lippen hatte. Die sonst so fröhlich blitzenden gelben Augen schienen trüb vom vielen Weinen, verzweifelt und ohne Hoffnung.

"Dass...dass...du es...es so erfahren...dass wir dich...da mit reingezogen haben, Kai." schluchzte Mariah und die ersten klaren zerbrechlichen Perlen bahnten sich den Weg über ihre zarten Wangen. Mariah kniff die Augen zusammen.

"Ich verstehe dich nicht." erwiderte Kai nur kühl, bemüht seine Haltung sowie seine Fassung zu bewahren und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Aus dem Augenwinkel beobachtete er Lee, der Ray, seinem Ray, gerade ein paar Strähnen aus dem Gesicht strich. Was hatte er ihm nur angetan?

"Du wirst mich verstehen, Kai. Irgendwann. Glaub mir, von jetzt an wird für dich nichts mehr so sein wie es einmal war. Die Dinge sind nicht immer so wie sie scheinen." sagte Mariah plötzlich ganz nüchtern, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von der feuchten Wange und warf den Kopf in den Nacken. Festen Schrittes ging sie zu ihrem Bruder, bedachte den jungen Russen noch eines kühlen Blickes, bevor sie sich wieder Lee zu wand.

"Komm." war alles, was Kai dem Flüstern der Pinkhaarigen entnehmen konnte und damit verschwand das ungleiche Geschwisterpaar auch schon aus dem Raum. Kevin nahmen sie mit und ließen ihn so mit Ray alleine in dem Zimmer.

"Du machst mir Angst, Mariah." hauchte Kai in den Raum, als die Tür sich leise knarrend schloss. Mit einem Seufzer gab er seine Haltung auf, ließ die Arme sinken und trat an Rays Bett. Müde schloss er für einen kurzen Augenblick die Augen und ließ sich dann auf die Bettkante sinken.

"Was machst du nur mit mir? Was hat das alles zu bedeuten?" Die Verzweiflung tief in seinem Herzen nahm Überhand und er musste seinen schwer gewordenen Kopf in die Hände stützen, um nicht vollends die Fassung zu verlieren.

Er konnte das alles einfach nicht glauben. Er wollte seinem Verstand nicht glauben, der ihm immer und immer wieder zu bestätigen wollen schien, dass das hier kein Alptraum, sondern die uneingeschränkte Realität war. Aber warum? Es gab so etwas wie Magie nicht. Hokuspokus. Unerklärbare Phänomene. Übersinnliches. Alles nur Fassade, hinter der sich ein paar müde Taschenspielertricks verbargen. Tricks, um den Menschen die Welt etwas schöner zu machen. Ihre Fantasie anzuregen. Sie mit dem zu füttern, was die menschliche Seele so sehr brauchte. Unerklärliches. Fantastisches. Magisches.

So ein Unsinn! Er brauchte so etwas nicht! Er hatte sich, seinen Dranzer und er hatte Ray. Mehr brauchte er nicht. Also, warum sollte dies kein böser Traum sein? Ein übler Streich seines Verstandes und sonst nichts weiter?

"Weil du es mit eigenen Augen gesehen hast, du Idiot!" murmelte Kai wütend vor sich hin.

Ein leises Stöhnen ließ ihn aufschauen. Kais Augen weiteten sich, als Rays Lider langsam zu flattern begannen. Wie in Zeitlupe kam es ihm vor, als er endlich die unendlichen Seen aus reinstem Bernstein wieder erblicken durfte. Ray sah sich irritiert um.

"Was ist...wo bin..." Kai antwortete ihm nicht. Was hätte er auch antworten sollen?

Ray blickte sich suchend in dem spärlich erleuchteten Raum um. Kai bemerkte erst jetzt, dass es sich erheblich abgekühlt hatte. Er fröstelte kurz und verschränkte die Arme wieder.

Ray setzte sich auf, packte sich aber augenblicklich mit zusammengekniffenen Augen an den Kopf.

,Wie schnell ein einziger heftiger Schmerz jemanden wieder zur Besinnung bringen kann!' schoss es Kai ungewollt durch den Kopf.

"Sch****, mein Schädel! Was zum Henker?" Ray machte eine Pause und ließ die Hände wieder sinken. Er schien sich - sehr zu Kais Wohlwollen - endlich zu erinnern.

"Kai!" Sofort schnellte der schwarze Haarschopf wieder in die Höhe und musterte den jungen Russen ungläubig.

"Oh mein Gott, du hast doch nicht etwa...du warst nicht wirklich...ich meine..." Ray schien mit den Worten zu ringen. Doch das, was er wirklich dachte und auch befürchtete, konnte er nicht so einfach in Worte fassen. Konnte es sein?

"Doch war ich." unterbrach Kai das Gestotter seines Freundes kühl und versuchte sich rein äußerlich zu entspannen, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte.

Unbehagen machte sich bei Ray breit und er spürte ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend sowie einen gewaltigen Kloß in seinem Hals, der ihm die Luft zum Atmen zu rauben schien.

"Nein." war das Einzige, was er hervorbrachte und rutschte in seinem Bett zurück an die Wand.

Der Wind draußen schien immer heftiger zu werden. Das Geheule des Windes und sein unermüdliches Rütteln an den Fensterläden waren nun schon fast ohrenbetäubend laut.

,Wie können die Anderen da nur seelenruhig bei pennen?' kam es Kai unpassenderweise in den Sinn. Er verharrte in seiner Position. Nichts sollte ihn jetzt aus der schwer erkämpften und doch vorgetäuschten Ruhe bringen.

"Ich schätze, du bist mir eine Erklärung schuldig." bemerkte Kai nüchtern und sein Blick blieb auf dem kleinen gelben Anhänger heften, der um Rays Hals baumelte und aus dem Hemd gerutscht war, als der Schwarzhaarige sich aufgerichtet hatte.

Ray musste Kais Blick nicht folgen, um zu wissen, was sein Freund da mit gerunzelter Stirn betrachtete. Es gab jetzt keinen Ausweg mehr. Er hatte ganz offensichtlich einen großen Fehler begangen. Innerlich schalt Ray sich dafür, so unbeherrscht gewesen zu sein. Das hätte auf gar keinen Fall passieren dürfen! Doch nun ließ es sich nicht mehr rückgängig machen. Diese Situation hatte er sich selbst eingehandelt! Und nun musste er da auch selber alleine wieder herauskommen.

Ray schluckte hart, als er zu sprechen anfing.

"Stimmt, Kai." Seine Stimme klang ruhiger als erwartet, was Kai wieder aufschauen und direkt in die von ihm so geliebten Augen blicken ließ. Ray musste lächeln. Eigentlich hatte er lange genug Zeit gehabt sich darauf vorzubereiten. Und doch fehlten ihm jetzt im entscheidendem Augenblick die Worte.

"Ich bin dir eine Erklärung schuldig." Ray erwiderte Kais Blick fest. Und es kam ihm so vor, als würden dessen ihn Augen plötzlich gar nicht mehr so kalt, sondern fast ängstlich und ungläubig ansahen.

Und es stimmte. Kai hatte Angst. Er war sich mit einem Mal gar nicht mehr so sicher, ob er überhaupt hören wollte, was Ray ihm zu erzählen hatte. Was hatte Mariah noch gesagt?

,Du wirst mich verstehen, Kai. Irgendwann. Glaub mir, von jetzt an wird für dich nichts mehr so sein wie es einmal war. Die Dinge sind nicht immer so wie sie scheinen.'

Vielleicht hatte er die Dinge ja doch lieber wie sie schienen und nicht so unverhüllt, wie sie sich ihm nun mit gefährlich hoher Geschwindigkeit näherten.

"Doch nicht nur eine, Kai." riss Rays schuldbewusste Stimme ihn wieder aus seinen Gedanken.

"Ich bin dir viele Erklärungen schuldig. Und ich werde sie dir auch gewiss geben." fuhr Ray fort und machte Anstalten aufzustehen. Kai rutschte nervös auf der Bettkante hin und her, als er bemerkte, dass Rays Verletzungen ihm doch ganz schön zu schaffen machten.

Ray hielt in seinem Vorhaben inne.

"Warte noch kurz. Tut mir leid, aber sonst bringt mich mein Schädel noch um." meinte Ray fast beiläufig und schloss die Augen. Was kam denn jetzt?

Die Augen des Grauhaarigen weiteten sich erschrocken, als Rays Handflächen mit einem Mal schwach zu leuchten begannen und somit den ganzen Raum erhellten. Dieses Licht strahlte so viel Wärme aus. Ganz anders als das bedrohliche Rot, in das Ray noch im Rosengarten eingehüllt war. Es beruhigte Kai auf geheimnisvolle und Weise und gab ihm die Gewissheit, dass das, was sein Freund da gerade tat, das Richtige war und er sich nicht zu fürchten brauchte. Dieses Licht war gut.

Doch der junge Chinese beachtete Kai gar nicht, der sich nun sichtlich entspannte. Langsam führte er seine strahlenden Hände zu seinem Kopf und legte sie auf seine Schläfen. Rays Mund verzog sich zu einem erleichterten Lächeln und er fuhr mit seinen Händen nun alle seine verletzten Körperpartien nach. Und wie von Zauberhand verschwanden vor Kais Augen alle Prellungen und Blutergüsse sowie jeder einzelne Kratzer.

Das Licht in Rays Händen erlosch wieder und er sah den Grauhaarigen unverwandt in die ungläubig geweiteten Augen. Er musste bei dem Anblick schmunzeln und zwang sich Ruhe zu bewahren. Er durfte Kai jetzt nicht noch mehr verunsichern.

"Jetzt geht's mir besser." erklärte er zufrieden. Doch Kai konnte den Blick nicht von den nun wieder völlig normal aussehenden Händen des Chinesen abwenden. Allerdings...was war hier noch normal?

"Du solltest das unbedingt auch mit Kevin machen." bemerkte Kai tonlos.

Ray erstarrte.

"Was ist mit Kevin?" Krampfhaft versuchte er das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.

"Ich weiß nicht." antwortete Kai und sah wieder auf. Seine Stimme klang irgendwie seltsam belegt. Ray zwang sich erneut zur Ruhe und hielt den Atem an.

"Irgendwie hat er unten im Rosengarten seine Hände an meinen Kopf gelegt, was mir irgendwie Kopfschmerzen bereitet hat. Na ja, jedenfalls...ich weiß auch nicht, aber...als ich die Augen wieder öffnete, lag er da in Mariahs Schoß und..." weiter kam Kai nicht, denn Ray war schon aufgesprungen und hatte ihn mit aus dem Zimmer gezogen. Er war wieder vollkommen sicher auf den Beinen, was Kai nach dem eben Erlebten nicht weiter verwunderte. Hastig huschten sie über den langen Flur, immer darauf bedacht die Schlafenden nicht zu wecken.
 

Ruckartig und dennoch sachte stieß Ray die Tür zu Kevins und Lees gemeinsamen Zimmer auf. Kais Handgelenk hatte er noch immer fest umklammert, während er sich auf das Bett, in dem Kevin regungslos lag, zu bewegte. Auch dieses Zimmer wurde nur durch eine einzige flackernde Kerze erhellt. Lee und Mariah saßen beide am Fenster, als Kai zusammen mit Ray das Zimmer betrat, sprangen aber sofort auf, als sie Ray erkannten.

"Du hast dir ganz schön Zeit gelassen." bemerkte Lee spitz, wurde jedoch sogleich von seiner Schwester mit einem derben Seitenhieb gestraft.

"Ruhe." zischte sie und wand sich dann wieder Ray zu, der Kai in der Zwischenzeit losgelassen und sich an Kevins Bett gesetzt hatte.

"Ich weiß nicht genau was, aber...", sie sah kurz Kai an, bevor sie weitersprach,

"...irgendwie hat Kai es geschafft sich gegen ihn zu sperren." Verwundert riss Ray seinen Blick von Kevin los und blickte Mariah direkt in die goldgelben Augen. Lee gab nur ein verächtliches Grummeln von sich und lehnte sich gegen die Fensterbank. Kai schwieg und senkte den Kopf in Richtung Boden. Offensichtlich schien er Schuld an dem Zustand des Kleinen zu tragen, was ihm ganz und gar nicht behagte.

"Frag mich nicht, wie er das gemacht hat." fügte Mariah schnell noch hinzu und erhob schützend die Hände.

"Vielleicht verschweigt Kai uns was." kam es angriffslustig von Lee, der dabei selbstgefällig grinsen musste. Kais Miene verhärtete sich zusehends. Starr blickte er weiterhin beherrscht nach unten und steckte die geballten Fäuste in die Hosentaschen.

"Schluss jetzt!" ergriff Ray das Wort und setzte sich so herum, so dass er Mariah und Lee den Rücken zukehrte und schloss die Augen.

Interessiert hob Kai wieder den Kopf. Und tatsächlich folgte das Erwartete. Rays Hände begannen zu leuchten und tauchten den Raum in dieses schwache und zugleich mystische wunderschöne Licht.

Ray wartete einen kurzen Moment und schien sich zu sammeln, bevor er die Hände auf Kevins Kopf legte. Er presste die Lippen zusammen, als das Leuchten in seinen Handflächen zunahm und auf Kevin überzugehen schien. Abrupt beendete Ray nach einem kurzen Moment die Prozedur und ließ sich mit dem Oberkörper erschöpft nach hinten fallen, wo Mariah ihn sofort auffing.

"Alles ok?" fragte Kai besorgt und trat an den blass gewordenen Chinesen unvermittelt heran. Der musste bei dieser Reaktion Kais unwillkürlich lächeln und richtete sich wieder gänzlich auf. Mariah ließ ihn los und betrachtete Kevin nachdenklich, der sich wieder zu regen begann.

"Alles ok." bestätigte Ray immer noch lächelnd und stand schließlich auf. Von Kais besorgtem Blick verfolgt, trat Ray nun an das große Fenster und stellte sich herausfordernd grinsend vor Lee.

"Was?" schnaubte der nur und verzog keine Miene. Belustigt verschränkte Ray die Arme vor der Brust und räusperte sich.

"Ein ,Bitte Ray!' würde dich sicherlich nicht umbringen, Lee." schalt Mariah ihren älteren Bruder, während Kevin in seinem Bett gerade wieder zu sich kam.

Mit einem Seufzer ließ Lee die Arme sinken. Kai verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen. Die Situation erheiterte den jungen Russen trotz der herrschenden Umstände doch ungemein, zumal er Lee noch nie hatte großartig ausstehen können.

"Also, großer Meister. Wo hat's uns denn erwischt?" erkundigte sich Ray und unterdrückte ein Kichern. Lee seufzte abermals.

"Kind!" war sein einziger Kommentar, wobei er sich das Oberteil über den Kopf zog.

Kai war erstaunt. Lee war außerordentlich durchtrainiert.

Ray untersuchte mit gerunzelter Stirn den Oberkörper seines besten Freundes und fuhr behutsam die lange Schramme, die sich von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte hin zog, mit seinen Fingern nach.

"Hach, du Idiot! Das tut weh!" beschwerte sich Lee und kniff die Augen zusammen.

"Sonst noch was, außer dem hier und den paar Blutergüssen?" erkundigte sich Ray unbeirrt.

"Nein." knurrte Lee. Vom Bett aus konnte man ein leichtes Stöhnen vernehmen. Kai wirbelte kurz herum, nur um sich danach wieder den beiden Jungen im schwachen Kerzenschein am Fenster zuzuwenden.

Kevin war wieder aufgewacht. Mariah seufzte erleichtert auf und strich ihrem Freund eine Strähne aus der Stirn. Sie hatte sich wirklich ernsthafte Sorgen um ihn gemacht.

Ray indes schloss wieder die Augen und konzentrierte sich. Seine leuchtenden Hände fuhren sanft jede Schramme an Lees Oberkörper entlang und ließen alle einzeln verschwinden. Lee senkte das Kinn zufrieden auf die Brust und schaute erst wieder auf, als Ray die Augen wieder öffnete.

Der Schwarzhaarige rang nach Luft und zwang sich selbst zu einem ermunternden Lächeln, bevor seine Beine unter ihm nachgaben und er erschöpft und keuchend in Lees Armen zusammenbrach.

Sofort eilte Kai herbei und half Lee den wankenden Ray zu stützen und ihn auf einen Stuhl zu setzen. Ray war schrecklich blass im Gesicht und japste förmlich nach Luft.

"Hol ein Glas Wasser!" befahl Lee Kai, dem Mariah jedoch zuvorkam. Hastig stürzte Ray die kalte Flüssigkeit hinunter und Kai konnte sehen, wie langsam die Farbe zurück in das Gesicht des Chinesen kam.

"So, für heute reicht es aber erstmal, hm?" meinte Mariah mit beinahe mütterlicher Sorge und strich Ray, der gerade seinen Atem wieder unter Kontrolle bekam, sanft über den Rücken. Kai hatte sich vor den Schwarzhaarigen gekniet. Die tiefe Sorgenfalte prangte noch immer auf seiner Stirn und sein Herz schlug rasend schnell. War er vor wenigen Minuten in ihrem Zimmer noch unendlich wütend und zugleich enttäuscht von seinem Ray gewesen, so waren diese Empfindungen schnell wieder vergessen, als er gesehen hatte, wie Ray zusammengebrochen war. Er sorgte sich wirklich um diesen verdammten Mistkerl!

"Geht schon wieder. Keine Panik." winkte Ray ab und stellte das Wasserglas wieder ab. Mit noch etwas wackeligen Beinen erhob er sich und setzte sich, gefolgt von Kais strengem Blick, an Kevins Bett.

"Alles wieder ok?" erkundigte Ray sich nach dem Befinden des Grünhaarigen.

"Geht schon. Danke." Kevins Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. Kais Blick wanderte sofort wieder Richtung Boden. Er wußte zwar nicht, was er gemacht hatte, aber er wußte, das es für Kevin ganz und gar nicht gut gewesen war. Zähneknirschend sah er wieder auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Woher hätte er das denn wissen sollen?
 

"So, und nun?" Ungeduldig ließ Kai sich auf den Verandaboden sinken. Das weiße Holz war noch etwas feucht, aber das kümmerte ihn nicht. Verträumt ließ er den Blick über den Horizont schweifen. Der Wind hatte sich gelegt. Über ihm leuchteten unzählige Sterne an dem dunkelblauen Firmament. Keine einzige Wolke war mehr zu erkennen. Der Wind hatte sie alle beiseite geschoben, so dass Kai nun bis hinaus auf das im Sternenlicht ruhig schimmernde Meer blicken konnte.

"Wunderschön, nicht?" Ray blieb neben ihm stehen und sah ebenfalls den sacht schlagenden Wellen zu.

Kai erwiderte nichts.

Danach herrschte wieder Schweigen und die kühle Nachtluft hüllte die beiden Jungen auf der Veranda des alten Herrenhauses stumm ein.

"Hast du Angst?" Kalt schnitt Kais Stimme die Stille und er erhob sich und lehnte sich mit verschränkten Armen auf das Geländer. Er unterdrückte ein Gähnen. Kai wollte Ray alle Zeit der Welt geben, die er benötigte. Das Einzige, was er verlangte, war die Wahrheit. Und die brauchte manchmal Zeit, das wußte er. Er hatte es selbst erlebt. Es hatte gedauert, bis er sich den Bladebreakers anvertraut hatte. Es hatte gedauert, bis er mit seiner Vergangenheit abgeschlossen hatte. Und es hatte gedauert sich einzugestehen, dass er den jungen Chinesen, der da aufrecht neben ihm stand und dessen rabenschwarzes Haar im Nachtlicht verführerisch glänzte, wirklich von ganzem Herzen liebte.

"Ja. Und du?" Ray riss seinen Blick von dem dunklen Meer ab und sah Kai direkt in die Augen.

Der Russe antwortete wieder nicht und nahm stattdessen seinen Koi zärtlich in die Arme und strich ihm sachte über den Kopf.

In den Fluten des Mittelmeeres spiegelte sich der erst spät aufgegangene Halbmond in seinen ganz eigenen Farben wider. Um das leuchtende Spiegelbild glitzerten abertausende Sterne. Und doch schienen die Bilder, wie sie dort im Angesicht des Wassers nur durch die leichten Wellen bewegt wurden, lediglich wie kleine unbedeutsame und unerreichbare Punkte.

"Ich vertraue dir." sagte er mit fester Stimme und legte seinen Kopf in Rays Halsbeuge.

Zufrieden streichelte Ray den Rücken des Grauhaarigen und ließ mit einem Seufzen seinen Blick in die düstere Ferne gleiten, bevor er zur wohl schwierigsten Erklärung seines Lebens ansetzte. Kurz hielt er mit der Hand inne.

"Ai shiteru, Ray. Für immer." fügte Kai mit Tränen in den Augen hinzu. Irgendetwas tief in ihm verriet ihm, das er Ray bald verlieren würde und das es mit dem nun folgenden Gespräch zusammenhängen würde. Doch er schwieg und blinzelte die aufkommenden Tränen weg. Er würde sich nichts anmerken lassen.

Ray zog Kai noch enger an seine Brust, so als ob auch er Angst hätte bald etwas Wertvolles zu verlieren. Mit zusammengepressten Lippen kniff er die Augen zusammen.

Und dann geschah etwas, womit er selbst nicht gerechnet hatte.

Tausend kleine Lichter begannen vor seinen Augen zu tanzen und als er die Augen öffnete, umhüllten eben diese Lichter ihn mit Kai in seinem Arm mit ihrem sanften Schein. Wie die Sterne am Himmel leuchteten sie hell und klar und spendeten den beiden Jungen wohltuende Wärme.

Kai sah sich irritiert um. Unzählige Glühwürmchen schwirrten in der Luft und erhellten die Veranda zunehmend. Und mit einem Mal spürte er, wie sich seine Beine vom Boden lösten und er zusammen mit Ray, der ihn immer noch im Arm hielt, sich aber auch etwas verwirrt umschaute, in die Luft emporgehoben wurde. Ein Keuchen entfuhr seiner Kehle, als die vielen kleinen Käfer ihre Lichter zu einem einzigartigem Feuer bündelten und er zu schweben begann. Dann verlor er die Orientierung und alles wurde schwarz.
 

Nur langsam öffnete Kai die Augen und fasste sich instinktiv an den Kopf. Das grelle Licht, das ihn umgab, blendete ihn ungemein und seine Hand wanderte sofort weiter zu seinen Augen, um sie vor der unglaublichen Helligkeit zu schützen.

Verwirrt sah er über die Schulter, um nach Ray zu sehen, doch der lag nicht neben ihm. Ein Anflug von Panik ergriff sein Herz und er spürte einen schmerzhaften Stich in der Brust, kälter als Eis und heißer als jede Feuersglut.

Mit einem Satz war der junge Russe auf den Beinen und wirbelte herum. Er stand mitten auf einem Berg, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Umgeben von zahlreichen grünen Bäumen, durch deren Kronen einige zarte Sonnenstrahlen fielen und seine Nase leicht kitzelten, erstreckte sich rings um ihn herum eine wunderschöne Berglandschaft. Leise vernahm er ganz in der Nähe das Rauschen eines Baches und er beschloss dem Geräusch zu folgen, da er Ray immer noch nirgends erblicken konnte. Das unangenehme Gefühl in seiner Magengegend ließ sofort nach, als er den Schwarzhaarigen tatsächlich an einem kleinen Wasserfall, der in einem Fluss mündete, ausfindig machen konnte. Mit schnellen Schritten war er bei ihm angelangt. Doch Ray reagierte gar nicht und starrte nur die sich immer wieder kräuselnde Wasseroberfläche an.

"Ray?" Gröber als eigentlich gewollt, packte Kai seinen Freund am Arm, der seinen Blick nun auch endlich ihm zuwandte. Kai erschrak. Ray sah so traurig aus. Seine Augen schimmerten verräterisch und er lächelte ihn wehmütig an.

"Es kommt immer alles anders, als man denkt." sagte Ray plötzlich und seine Stimme klang seltsam laut in dieser Idylle. Er senkte seinen Blick wieder auf das klare dahinplätschernde Wasser im Flussbett und bückte sich.

Kai folgte Ray und ließ sich mit gerunzelter Stirn ebenfalls nieder. Keine Fragen. Er würde keine Fragen stellen. Das hatte er sich vorgenommen.

Vorsichtig berührte Ray mit seinen Fingerspitzen das kühle Blau und ließ seine Finger dort ruhen. Unter ihnen begann sich die Oberfläche seltsam zu verändern. Es schien, als ob tausend Farben plötzlich ineinander zu fließen suchten, bis sie schließlich ein vollständiges Bild ergaben.

Rays freie Hand ergriff sacht die von Kai, als im Wasser eine große Gruppe von Kindern unterschiedlichsten Alters erschien. Einer der Kleinsten war er selbst.

Kai schluckte und suchte den Augenkontakt zu dem Schwarzhaarigen neben ihm.

Der kleine Junge im Wasser war unverkennbar Ray.

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Ok, ich schätze mal, dass ich jetzt tausend Fragen aufgeworfen habe...:
 

Wo sind Kai und Ray?

Was ist denn jetzt nun mit Ray?

Und warum in Herrgotts's Namen labert der so'n Mist?

-> um nur mal einige zu nennen!
 

Auflösung bald...!
 

Tschüßi, Jessi ;))



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2003-11-09T17:59:25+00:00 09.11.2003 18:59
hab zwar noch (fast) weniger Ahnung als vor dem CHappie, aber was solls, genial war es auf jeden fall ^-^
Zudem macht sowas doch erst richtig spass, wenn es so richtig verwirrend ist ;)
Aber gegen eine baldige Auflösung hät ich echt nix *g*
Also schnell weiterschreiben (vorzugsweise immernoch mit dem Paar Kai/RAy, also net trennen okay?)
tschau Devil
Von:  Hayan
2003-11-09T13:19:59+00:00 09.11.2003 14:19
jetzt bin ich zwar total ahnungslos, aba wenn du jetzt ganz
schnell weiterschreibst, kannst'e dat ja ma ändern!^^
*knuddel*
bye Thinka
Von: abgemeldet
2003-11-09T11:47:07+00:00 09.11.2003 12:47
WEIDAAAAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2003-11-08T22:41:28+00:00 08.11.2003 23:41
*sichtlich verwirrt den blidschirm anstarrt* o.O
nya..u.u auf jeden fall hammergeilocrasoomaticoaffenstarkes chappy!!! Machst du ganz schnell weiter? *ganz gespannt ist*
Beachy
Von: abgemeldet
2003-11-08T22:08:41+00:00 08.11.2003 23:08
auf eine baldige auflösung der fragen! ^^
Von: abgemeldet
2003-11-08T17:46:39+00:00 08.11.2003 18:46
weiter! is voll schön^^
Von: abgemeldet
2003-11-08T17:19:46+00:00 08.11.2003 18:19
weietr^^
Von:  Kilya
2003-11-08T15:36:44+00:00 08.11.2003 16:36
Hey Leute, wo belieb die Kommis????

Ähm ... Kuss urück, aber wieso Hochachtung?? *wieder mal auf der Leitung steht*

Ich dachte langsam kommt Lich in die Sache, aber denkste, jetzt bin ich total verwirrt, magst du mir nicht einen Gefallen tun und ganz schnell weiter schreiben??

Ach noch ne Frage, da auf der Veranda, Ray stand doch und Kai saß, wie konnte Kai ihnann in seine Arme schließen?? hat er ihn einfach runtergezogen oder wie war das??

Auf jeden Fall, super chappi, mach weiter, Vorzugsweise SOFORT!!!
lg Caro


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