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I Shall Rise

von

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[Sp] - ... we carved in stone ...


 

VI

Spring
 

»Ha, diesen Schnappschuss kann ich kaum erwarten!«, griente Lara Croft verschmitzt und lehnte zurück; ihre Arme baumelten entspannt von der Stuhllehne. Ein Bild der beiden, direkt nach dem Fund Himikos. Ein perfekter Abschluss ihres ersten großen Abenteuers. Nun, da die Reise direkt vor der Tür stand, die Finanzierung endlich klappte, stach der Tatendrang umso mehr hervor. Gerne hätte sie den Tag übersprungen, aber leider spielte die Zeit nach ihren eigenen Regeln.
 

»Nun musst du nur der richtigen Spur folgen.«
 

»Wir oder sollte ich sagen … Whitman? Ich kann ihn nur schwer einschätzen. Er hat zwar eine interessante Reputation, aber er lässt sich wohl kaum die Show stehlen und sich zur Not etwas sagen.« Ernüchternd atmete Lara durch und sie griff erneut in die Schachtel. Wie so oft waren sie beide darauf erkennbar; es stammte aus dem letzten Jahr.
 

»Komm her, Lara«, lachte die schwarzhaarige Frau strahlend. Die Kamera war gezückt, der nächste Gipfel erklommen. Kaum war Lara neben sie getreten, legte sie bereits den Arm um deren Schulter.

»Lächeln.« Eine Momentaufnahme für ihre persönliche Ewigkeit.

»Perfekt«, nuschelte sie als sie das Bild begutachtete. Sam sank auf einen Felsen und nahm einen tiefen Atemzug. Der Aufstieg war anstrengend gewesen, aber die Aussicht, die sich hier bot, war jeden Schweißtropfen wert.
 

»Wir müssen hinunter zum Lager«, meinte die Brünette und setzte sich neben ihre Freundin, die leise brummte, den Kopf an ihre Schulter lehnte.
 

»Ein paar Minuten haben wir noch.« Sam unterdrückte ein Gähnen. Sobald sie oben ankamen, verfiel sie stets in eine Müdigkeit und konnte ein Nickerchen vertragen.
 

»Dann schläfst du mir ein«, neckte Lara und sah zur anderen.
 

»Power-Napping, davon gehört?«
 

»War anstrengend«, raunte Samantha leise. Sie hatte sich zu Lara begeben, stand hinter diese und sah über die Schulter hinweg auf die Fotografie.
 

»Aber hat sich ausgezahlt«, erwiderte die Brünette räuspernd. Sie hatte das Erinnerungsstück angesehen und tatsächlich ausgeblendet gehabt, wie Sam aufgestanden und zu ihr gekommen war. Nun spürte sie zwei Arme, die sich um ihre Schultern legten, das Kinn auf ihrer linken.
 

»Mach dir um Whitman keinen Kopf. Ich weiß, wie ich dich in Szene setze.«
 

»Inwiefern?«, hinterfragte Lara skeptisch, das Foto landete wieder in der Schachtel.
 

»Wer weiß«, säuselte Sam. Dass sich Whitman gerne in den Vordergrund stellte, war ihr durchaus aufgefallen, aber ihm lag etwas an der Expedition, das musste sie ihm zu Gute halten. Dennoch dachte die Produzenten nicht nur an ihre Arbeit, die sie dadurch vorantreiben und bekannter machen konnte, nein, sie hatte ebenso andere Pläne. Sie führte die Aufnahmen und sie würde bestimmt den einen oder anderen Leckerbissen finden, der nicht nur Whitman glänzen ließ.
 

»Sam?«, fragte Lara nach und skeptisch hob sich eine Augenbraue. Sie kannte diese Art, die Sam an den Tag legte. Irgendetwas hatte sie vor.

»Klär mich auf.«
 

»Ich gehe ins Bad, mach mich fertig und dann lass uns ein Restaurant aufsuchen«, lenkte sie winkend ab.
 


 

●๑۩۩๑●
 

Luftlöcher starrend stieß Lara Croft einen tiefen Atemzug aus. Hätte sie stärker auf das Weitergehen beharrt. Anstatt in einem Restaurant ihren allmählich rebellierenden Magen zu sättigen, saß sie auf einem Hocker und wartete. Sam liebte das Shoppen und einmal mehr hatte sie Lara in ihre liebste Boutique gezerrt, die – zu ihrem Leidwesen – auf direktem Wege zum geplanten Restaurant lag.
 

»Sam, wir reisen morgen ab«, startete der Croft-Sprössling einen erneuten Versuch während ihre Blick durch den Laden streifte; ihre Ohren waren erpicht darauf die monotone Musik auszublenden.

»Die Klamotten versauern bis zu unserer Rückkehr. Bist du dir klar darüber?« Für die bevorstehende Reise war bereits alles eingekauft und gepackt, hier fand sich nichts Passendes. Denn auf einem Expeditionsschiff, wie es die Endurance war, brauchte es keine schicke, aufreizende Kleidung.
 

»Mein halber Schrank wird versauern«, hörte sie die Produzentin aus der Umkleidekabine flötend und drehte die Augen über.
 

»Hunger?« Selten blieb es bei einem, wie Sam gerne sagte, kurzen Sprung und meist lief alles nach einem einfachen Prinzip ab. Sam verschwand, kam dann und wann aus der Kabine und führte ihr jene Outfits, die das Interesse geweckt hatten, vor. Oftmals stand Lara bloß da, brachte ihre Meinung ein oder – wie in diesem Augenblick – verfiel sie in ein kurzweiliges Starren. Samantha war einem Cocktailkleid verfallen und dieses saß wie angegossen.
 

»Und?«, fragte die andere wartend, vergewisserte sich ein weiteres Mal – mit dem Blick in den Spiegel – ob wohl alles richtig saß.

Lara hingegen blinzelte, spürte den verräterischen Herzschlag.
 

»Steht dir«, räumte Lara lächelnd ein, ohne zu viel zu sagen, »nimm ’s mit.«
 

»Es steht mir … mehr nicht?«, entgegnete Samantha skeptisch und betrachtete sich neuerlich.

»Nochmal das andere?«
 

»Sam …«, flehte Lara. Natürlich wollte Samantha mehr hören, dessen war sie sich im Klaren, aber was sollte sie noch sagen? Ihre Freundin wusste eben, wie sie ihre Körper perfekt zur Schau stellte und in Laras Augen stand ihr sowieso jedes Kleidungsstück. Allein ihre eigenen Blicke mussten Bände sprechen, sie mussten sie unlängst verraten haben. Entweder ignorierte Sam den Umstand oder sich dachte sich tatsächlich nichts dabei und Lara wusste nicht, was ihr lieber war.
 

»Ah, Miss Nishimura!«, mischte sich indes eine Verkäuferin ein, »Sie sehen umwerfend aus. Ich dachte mir bereits, dass Ihnen die neue Kollektion gefallen dürfte.«

Lara prustete verachtend, leise um die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken. Sie mochte diese Frau mit ihrer aufgesetzten Art nicht, die sie jedes Mal zeigte, sobald Sam den Laden betrat. Kein Wunder, sie war eine gute Kundin und die Preise brachten ebenfalls einen besonderen Umgangston mit sich.
 

»Umwerfend, Lara, hast du gehört?«, kommentierte Sam grinsend und warf ihr einen Blick über die Schulter zu.
 


 

●๑۩۩๑●
 

Endlich! Das Essen wurde serviert und Lara konnte ihren Magen endlich ruhig stellen. Sie hatte kaum gefrühstückt und das Warten in der Boutique hatte sich dementsprechend noch hinaus gezögert. Sam hatte sich nochmals zum Probieren der anderen Stücke hinreißen lassen, dieses Mal blieb die Verkäuferin stets in nächster Nähe und hatte ihre Meinung kundgetan. Für einen Moment hatte Lara mit dem Gedanken gespielt, diese herauszufordern. Denn nach den etlichen verzückenden Kommentaren, hatte sie stets die passende Steigerung auf den Lippen gehabt, nur um die Verkäuferin ein bisschen zu ärgern. Nur war das eben nicht ihre Art und so hatte sie mehr oder minder geschwiegen, bis sich Sam endlich zur Kasse durchgerungen hatte.
 

»Machen wir uns heute noch einen gemütlichen Abend?«, fragte diese bevor sie den ersten Bissen zu sich nahm. Auch bei ihr hatte sich endlich der Appetit breitgemacht.

»Auf der Couch gammeln und einen Film ansehen?« Solche Abende mochte Sam genauso. Nicht immer brauchte sie eine Party, die Menschenansammlung und für solche Abende gab es demnächst wohl ebenfalls keine Zeit mehr.
 

»Gern, sofern wir uns einig werden?«

Sam kicherte leise. Jedem Filmabend ging meist eine kleine Diskussion voraus. Sie hatten durchaus einen unterschiedlichen Geschmack, aber jedes Mal fanden sie am Ende einen Kompromiss, mit dem sie beide recht gut lebten.
 

»Bisher haben wir immer den Mittelweg gefunden.«
 

»Ich freue mich«, seufzte Lara, »aber bitte wähle einen Film, der die Zeit vergehen lässt. Also lass die Finger von deinen Hollywood-Komödien.«
 

»Ich bitte dich! Die können unterhaltsam sein!«, verteidigte Sam sogleich ihre liebste Wahl. Sie mochte Komödien. Bequem auf der Couch liegen, den Kopf abschalten und einfach dem Film folgen. Das nannte sie Entspannung.
 

»Wenn du meinst«, nuschelte die Archäologin und räusperte sich daraufhin, »ich sage nur, manche dieser Filme gleichen purer Verblödung?«
 

»Darum geht es doch. Dem Gehirn Pause gönnen!«
 

»Wie gesagt, ich freue mich auf eine weitere Diskussion mit dir«, belächelte Lara, aber musste sie sich eingestehen, dass das schon mal äußerst amüsant ausfallen konnte. Denn Samantha zog – sofern sie der Film tatsächlich interessierte – gerne sämtliche Register.
 

»Rede weiter in diesem Ton und du wirst heute keinen Kompromiss erhalten, meine Liebe«, drohte die andere süßlich grinsend.
 

»Verbringen wir den Abend eben getrennt.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dark777
2016-07-25T18:47:24+00:00 25.07.2016 20:47
Ein erneuter Einblick in das alte Leben von Lara und Sam. Es ist wirklich erstaunlich, wie rapide sich Menschen durch ein (zugegebenermaßen äußerst heftiges) Erlebnis verändern. Die Unbeschwertheit in diesem Kapitel lässt die anderen zur heutigen Zeit spielenden Chapter in einem krassen Gegensatz erscheinen. Wie immer sehr gelungen :).

V(~_^)


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