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Warum Ezio plötzlich einen Bart hatte

...oder was nach den Attentaten auf die Orsi-Brüder geschah
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr lieben Leser (auch wenn es nicht viele sind), hier kommt für euch das nächste Kapitel! Langsam kommt etwas mehr Licht ins Dunkel und ich hoffe, euch gefällt’s :) Noch ein kleiner Musiktipp von mir: https://www.youtube.com/watch?v=2wGzDFbjFko
Es passt zu einer bestimmten Stelle in diesem Kapitel, ich denke ihr werdet sie erkennen, wenn ihr sie lest.
Dann wünsche ich euch mal viel Spaß, lasst mir doch eine kleine Rückmeldung da ^^
LG Mine Komplett anzeigen

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Kapitel 2

Die nächsten beiden Tage waren für den Künstler die Hölle. Die ständige Sorge um Ezio lenkte ihn dermaßen ab, dass er keinen ordentlichen Entwurf zustande brachte. Außerdem schlief er schlecht auf dem Boden, denn obwohl sein Bett breit genug war, dass er ebenfalls darin hätte schlafen können, hatte er Angst, aus Versehen Ezios Wunde aufreißen zu lassen und so hatte er neben dem Bett auf dem Boden geschlafen, um trotzdem über den Gesundheitszustand seines Freundes wachen zu können. Mehrmals musste er noch die Verbände wechseln, doch zum Glück hatte sich die Wunde bisher nicht entzündet.
 

Als sich der dritte Tag dem Ende neigte und der Assassine noch immer nicht erwacht war, begann sich Leonardo langsam ernsthaft Sorgen zu machen. Seit dem Morgen hatte Ezio außerdem eine leicht erhöhte Temperatur, die anzeigte, dass sein Körper ganz schön zu kämpfen hatte. Im Moment war es nicht so schlimm, dass Leonardo den Doktor holen musste, doch wenn Ezio am vierten Tag immer noch nicht aufwachte, würde er den Arzt zu Rate ziehen müssen.

Um wenigstens etwas zu tun, holte er frische Tücher und erneuerte die Wickel gegen das Fieber. Gerade, als er damit fertig war, hörte er ein leises Stöhnen. Ezio war endlich aufgewacht und sein Blick irrte ein wenig herum, bis er ihn auf Leonardo fokussieren konnte.
 

„Leonardo, was…?“, brachte er krächzend heraus und wollte sich aufrichten. Leonardo hielt ihn zurück.
 

„Bleibt liegen, mein Freund. Ihr seid schwer verwundet worden und braucht viel Ruhe, damit sich Euer Körper erholen kann. Kann ich Euch etwas bringen? Habt Ihr Schmerzen?“
 

Er sah, wie der Braunhaarige mit seinem Stolz rang, doch schließlich gab er nach und nickte.
 

Leonardo eilte hinaus und kehrte mit einigen schmerzlindernden Kräutern, die ihm der Arzt dagelassen hatte und Wasser zurück. Erstere ließ er Ezio kauen, der bei dem bitteren Geschmack nur kurz das Gesicht verzog, und das Wasser tröpfelte er ihm langsam auf die Lippen, da sein Freund offenbar noch etwas Beschwerden beim Schlucken hatte. Leonardo stellte den Krug beiseite und wollte das Zimmer wieder verlassen, als Ezio nach seiner Hand griff.
 

„Bitte, bleibt hier“, brachte er hervor. Leonardo zögerte, dann zog er, ohne seine Hand aus der seines Freundes zu nehmen, den Stuhl heran, der neben dem Bett stand und ließ sich darauf nieder. Ezio drückte seine Hand leicht, was wohl „Danke“ heißen sollte, und schloss erschöpft die Augen. Leonardo blieb noch eine Weile so sitzen und genoss die Berührung der warmen Hand in seiner, dann merkte er anhand der tiefen, regelmäßigen Atemzüge, dass Ezio eingeschlafen war. Vorsichtig zog er seine Hand weg und strich dem Assassinen ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn, dann beschloss er, ebenfalls schlafen zu gehen.
 

Der nächste Morgen weckte den Blonden mit warmen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster drangen. Erst blieb er noch liegen und genoss die Ruhe und die gelinderte Angst um seinen Freund, seit dieser gestern aufgewacht war, dann stand er auf, um zu schauen, wie es Ezio ging. Das Gesicht des Braunhaarigen hatte schon eine deutlich gesündere Farbe angenommen und auch das Fieber war gesunken. Es sah so aus, als ob er über den Berg war.
 

Mit einem leichten Lächeln betrachtete Leonardo Ezios entspannte Gesichtszüge. Er sah wirklich schön aus, wenn er schlief, anders konnte Leonardo es nicht beschreiben. Dazu kam das sanft einfallende Sonnenlicht, das sich in den braunen Haaren verfing, die Bartstoppeln als leichten Schatten hervortreten und die helle Narbe auf seiner Oberlippe schimmern ließ. Plötzlich überkam Leonardo das Bedürfnis, diesen Moment festzuhalten, also holte er schnell Papier und Zeichenkohle und setzte sich zum Zeichnen auf die Fensterbank. Er war mit der Feinmodellierung der Zeichnung fertig und wollte noch einige Schatten hinzufügen, als Ezio aufwachte und damit seine Zeichenvorlage zerstörte. Leonardo legte das Bild beiseite und trat an seinen Freund heran. Dann musste er es wohl aus dem Gedächtnis beenden.
 

Nachdem sie gefrühstückt hatten (Ezio hatte sich strikt geweigert, sich von Leonardo mit der Suppe füttern zu lassen, also ließ Leonardo dem Dickkopf seinen Willen), kam der Künstler endlich dazu, Ezio nach der Ursache seiner Verletzung zu fragen.
 

„Erinnert Ihr Euch an die Belagerung von Forlì vor ein paar Wochen?“, begann der Assassine.
 

„Ja, ich hörte davon, auch wenn das war, bevor ich hier meine Werkstatt bezog.“
 

„Bene. Die Brüder Orsi hatten die Stadt überfallen und forderten den Edenapfel im Austausch für zwei Kinder von Caterina Sforza, die sie gefangen hielten. Ich konnte beide befreien. Als ich zurückkehrte berichtete mir die Gräfin, dass der Edenapfel in einem Hinterhalt gestohlen worden war, sodass ich mich wieder auf den Weg machte, dieses Mal, um den Leben der Orsi ein Ende zu bereiten und den Apfel wieder zurückzuholen. Doch bei dem Attentat auf Checco Orsi war ich etwas… abgelenkt. Ich hatte nicht darauf geachtet, wie er ein Messer zog und es mir mit seinem letzten Atemzug in den Bauch rammte. Der Edenapfel, den ich gerade erst wieder erhalten hatte, entglitt mir und ein Fremder mit einer schwarzen Kutte nahm ihn mit. Danach wurde ich bewusstlos. Ich muss so bald wie möglich gesund werden und mich auf die Suche nach diesem Mann machen!“
 

Ein Schatten legte sich über Ezios Gesicht. Offenbar machte ihm der erneute Verlust des Edensplitters sehr zu schaffen. Verständlich, immerhin hatte Leonardo miterlebt, wie mächtig und gefährlich dieses Artefakt war und es stand außer Frage, dass es nicht in die falschen Hände geraten durfte.
 

Trotzdem machte es Leonardo irgendwie wütend, dass Ezio so wenig um seine Gesundheit bekümmert schien. Kaum hatte er sich ein wenig erholt, war er schon wieder auf dem Sprung.
 

„Ihr könnt von Glück reden, amico mio, dass Ihr gefunden wurdet, bevor Ihr verblutet seid! Als Macchiavelli und die Gräfin von Forlì Euch dann hierher brachten, dachte ich, dass so etwas doch niemand überleben kann. Ezio, du kannst dir gar nicht vorstellen, welche Sorgen ich mir gemacht habe!“
 

Bei letzteren Worten war Leonardo immer lauter geworden und schlug wütend gegen die Wand neben dem Bett. Unbewusst war Leonardo aber auch von so vielen Gefühlen überwältigt in die vertraute Anrede gewechselt. Ezio war etwas zusammengezuckt, denn normalerweise war Leonardo ein ruhiger und fröhlicher Mensch, so aufgebracht hatte er ihn noch nie erlebt.
 

„Leonardo…“, versuchte der Assassine den Blonden zu beschwichtigen, doch dieser winkte nur ab.
 

„Mach doch, was du willst, Ezio, von mir aus kannst du auch gleich sofort aufbrechen. Mir ist es gleich.“

Dann stürmte Leonardo aus dem Zimmer und Ezio fragte sich, was er falsch gemacht hatte.
 

Der Erfinder hingegen stürzte sich in Arbeit, um sich abzulenken. Entschlossen, etwas Großartiges zu erschaffen, bekritzelte er Blatt um Blatt mit Zeichnungen und Berechnungen, doch nichts war zufriedenstellend, sodass er alles wieder durchstrich und zusammenknüllte. Plötzlich hörte er einen gedämpften Schmerzenslaut aus dem Schlafzimmer. Was hatte Ezio denn jetzt schon wieder angestellt?
 

Trotz der noch immer vorhandenen Wut musste er nachsehen, vielleicht war seinem Freund etwas passiert. Was er dann erblickte, sah nicht gut aus. Ezio war aufgestanden und lehnte nun mit schmerzverzerrtem, blassem Gesicht an der Fensterbank, eine Hand auf den Verband gepresst. Er trug nichts am Oberkörper, sodass Leonardo sah, wie Blut durch den Verband sickerte. Die Wunde war wieder aufgerissen und schnell bugsierte der Maler den Braunhaarigen wieder in das Bett. Dass er aber auch immer so leichtsinnig war und seinem Körper mehr zumutete, als er eigentlich aushielt!
 

Trotzdem war die Wundversorgung jetzt wichtiger, Leonardo nahm den alten Verband ab, säuberte die Wunde und wartete ein wenig, bis die Blutung stoppte. Ezio hatte die Zähne zusammengebissen, wollte aber keine Schmerzmittel nehmen. Also schmierte Leonardo nur eine heilende und leicht betäubende Salbe auf die Wunde und verband sie ordnungsgemäß. Dann setzte er sich seufzend auf die Bettkante und wischte seinem Freund den Schweiß von der Stirn. Dieser schien sich langsam zu beruhigen und lächelte Leonardo dankbar an. Allein dieses Lächeln entschädigte ihn für die ganze Verzweiflung die der Assassine Leonardo eingebracht hatte. Es war so voller Wärme und Ruhe… Der Blonde vermochte sich nicht vorzustellen, es nie wieder in dem Gesicht seines Freundes zu sehen.
 

Dann sah er, was Ezio in seiner Hand hielt. Es war die Zeichnung, die Leonardo am Morgen angefertigt hatte. Deswegen war Ezio aufgestanden und zum Fenster gegangen. Leonardo stockte das Herz. Was dachte Ezio jetzt wohl von ihm?

Dieser hatte offenbar den erschrockenen Blick des Künstlers bemerkt und lächelte beruhigend.
 

„Schon gut, Leonardo, ich wollte sie mir nur ansehen. Ihr seid wirklich ein außergewöhnlich begabter Künstler. Und nicht nur das: Ihr seid mein bester Freund, der beste, den ich je hatte. Ihr seid immer da, wenn man Euch braucht und es tut mir wirklich leid, Euch so viel Sorge bereitet zu haben. Ich bin kein Mensch, der ständig an einem Ort bleiben kann, ich habe eine Aufgabe und ein Ziel. Doch vorerst will ich Euch versprechen, hier zu bleiben und gesund zu werden. Ein wenig Ruhe wird mir wirklich nicht schaden.“
 

Erstaunt sah Leonardo den Braunhaarigen an. Ezio hatte sich entschuldigt? Und nicht nur das, viel mehr hatte er versprochen, eine Weile hier zu bleiben, hier bei ihm! Sein Herz machte einen Sprung und mit einem freudigen Lächeln zog er den Assassinen in eine spontane Umarmung. „Idiota…“, murmelte er nur noch und hörte Ezios leises Lachen an seinem Ohr, das ihm eine Gänsehaut bescherte.
 

In den darauffolgenden Tagen verbesserte sich Ezios Zustand immer mehr und er schaffte es sogar mit Leonardos Hilfe aufzustehen und ein bisschen in der Werkstatt herumzulaufen. Zum Glück hatte Leonardo noch ein zu großes Hemd übrig, das er Ezio leihen konnte, denn nur mit einer Hose bekleidet, konnte Ezio sich ja leicht erkälten, wie er ihm erklärte. Außerdem machte der ständige Anblick des gut gebauten Oberkörpers seines Freundes ihn ziemlich verrückt, doch das sagte er ihm natürlich nicht.
 

Dies alles führte dazu, dass Ezio regelrecht herumquengelte wie ein kleines Kind, wenn er zu erschöpft war, um aufzustehen, denn er langweilte sich andauernd. Also setzte sich Leonardo zu ihm und unterhielt sich mit seinem Freund, bis sein Hals trocken wurde vom vielen Reden. Er erzählte ihm von seinen Gemälden und Maschinen, von den Forschungen, die er über die Natur und die Menschen anstellte und was er alles noch plante. Er merkte, dass Ezio nicht alles verstand, trotzdem lauschte der Assassine dem Blonden gebannt. Außerdem legten sie nun endlich in stillem Einvernehmen die förmliche Anrede ab, eigentlich war sie seit langem nicht mehr wirklich notwendig.
 

Eines Abends – Leonardo wollte es sich gerade auf seinem provisorischen Nachtlager bequem machen – hörte er die leise Stimme seines Freundes.
 

„Leonardo?“

„Hm?“, machte er.

„Mir ist kalt.“
 

Leonardo verdrehte die Augen.
 

„Dann zieh die Decke höher oder nimm dir noch eine zweite von der anderen Seite des Bettes.“
 

„Habe ich schon. Es hilft nichts.“
 

Leonardo bildete sich ein, bei der Antwort seines Freundes sogar ein wenig dessen klappernde Zähne zu hören und überlegte, was er nun tun konnte. Kurz entschlossen stand er auf und schlüpfte unter die Decken zu Ezio ins Bett. Dessen Haut fühlte sich wirklich sehr kalt an und er zitterte am ganzen Körper, hoffentlich bekam er keinen Schüttelfrost. Leonardo rutschte etwas näher an den Braunhaarigen heran und versuchte ihn mit seinem eigenen Körper zu wärmen. Er legte seinen Kopf auf dessen Schulter ab und strich ihm mit einer Hand beruhigend über die Brust, bis das Zittern aufhörte und Ezio sich langsam entspannte. Der Assassine murmelte noch ein leises „Danke“ und war dann schnell eingeschlafen.
 

Leonardo überlegte, wieder auf seine Schlafstätte zurückzukehren, andererseits war diese Schlafposition an Ezios Seite wirklich bequem und warm, eigentlich sprach nichts dagegen, dass er zumindest für heute Nacht hier blieb. Vielleicht bekam Ezio wirklich Schüttelfrost und dann brauchte er jede Wärme, die er kriegen konnte. Eine kleine, fiese Stimme in Leonardos Hinterkopf machte ihn darauf aufmerksam, dass er doch eigentlich aus ganz anderen Gründen mit Ezio in einem Bett liegen wollte, doch der Blonde verdrängte diesen Gedanken und kuschelte sich zufrieden noch etwas mehr an seinen schlafenden Freund.



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