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Broken Soul

von

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Ins Sternenlicht


 

Kapitel 32 – Ins Sternenlicht

„Konzentriere dich, Darcy!“, ermahnte Loki seine Schülerin zum –gefühlt – tausendsten Mal. Wie schon einige Tage zuvor befanden sich die beiden in einem Kreis aus grünem Feuer. Inzwischen übten sie regelmäßig den Umgang mit der Magie und nach einer Woche konnte Darcy sich rühmen, ihren ersten Zauber durchführen zu können. Es war zwar nur ein recht simpler Heilzauber, solch einer der kleinere Verletzungen schließen und mäßiges Kopfweh kurieren konnte, doch mehr als Darcy sich jemals vorgestellt hatte zu können. Heute versuchten sie etwas Neues: da Elektrizität zwar vorhanden, das Verteilungsnetz aber noch nicht ganz ausgebaut und noch kaum Heizungen vorhanden waren, diente Feuer als Wärmequelle in den recht kühlen Nächten und die Beschwörung einer Flamme würde dies für Darcy wohl vereinfachen. So lernte sie also einen einfachen Feuerzauber, der jedoch schon um einiges komplizierter war, als der Heilzauber.

„Wie soll ich mich denn bitte konzentrieren, wenn du so dicht bei mir sitzt und mal wieder verboten gut aussiehst?“, stichelte die junge Frau. Loki grinste breit und lehnte sich ein Stück näher an sie heran.

„Aha.. ich sehe also verboten gut aus?“

„Als ob du nicht wüsstest, dass ich so denke?“ Darcy grinste nun ebenfalls.

„Natürlich tue ich das, aber es direkt zu hören lässt mein Ego Luftsprünge machen!“

„Dein Ego springt schon genug, keine Sorge!“

Es folgte ein Anstarrwettbewerb, wie man ihn vielleicht bei Kindern oder Teenagern erwartet hätte, aber nicht bei einer jungen Erwachsenen und einem seit Jahrhunderten lebenden Magier. Kurze Zeit verharrten sie so und man konnte die Funken förmlich sehen, hätte man sie beobachten. Loki beendete das Ganze mit einem kurzen, leidenschaftlichen Kuss und deutete dann auf den Boden vor Darcy. Anhand der dort sichtbaren Rußflecken war klar, dass sie schon einige Versuche mit den Zauber hinter sich gebracht hatte.

„Noch ein Versuch!“

Immer noch grinsend, verdrehte Darcy die Augen und boxte Loki  gegen die Schulter, allerdings nicht allzu stark, da es im Grunde scherzhaft gemeint war.

„Sklaventreiber!“, zog sie ihn auf, machte sich jedoch im gleichen Augenblick daran, den Zauber durchzuführen. Unter den wachsamen Augen Lokis, der jederzeit bereit war einzugreifen, sollte etwa schiefgehen, legte sie die Hände übereinander, dabei zeigten beide Handflächen auf den rußgeschwärzten Boden.  Leise flüsterte sie die wenigen Worte, die sie von Loki für diesen Zauber gelernt hatte und versuchte sich zu sammeln. Man hörte ein leises Knistern und vor den  beiden auf dem Boden, war eine kleine blaue Flamme zu sehen, sie bedrohlich in einem nicht vorhandenen Wind flackerte. So weit war Darcy schon die Male zuvor gekommen, nun galt es die Flamme größer und auch – obwohl das im Zusammenhang mit Feuer seltsam klang – stabiler werden zu lassen. Dazu musste sie sich die Flamme vorstellen, wie sie langsam heller und größer wurde.

Das tat sie, wenn auch etwas zu schnell. Denn kaum hatte Darcy sich vorgestellt, wie das Flämmchen wuchs, waren ihr unbewusst wieder die Bilder in den Sinn gekommen, die sie bei ihrem ersten Ausflug in die Welt der Magie gesehen hatte. Dummerweise ging auch diese Vorstellung in das Feuer über und innerhalb von Sekunden, war die winzige Flamme so groß wie ihre Hand.

„Langsamer Darcy!“, flüsterte ihr Loki zu und er legte seine Rechte auf ihre übereinanderliegenden Hände. Das Bild der von Flammen beherrschten Erde traf als Echo auch in seine Gedanken und nun erkannte er auch, warum das Feuer so schnell gewachsen war.

„Denk nicht daran!“, ermahnte er sie und versuchte nun seinerseits, die Flammen vor ihnen etwas zu verkleinern. Erschöpft ließ Darcy die Hände sinken und ließ sich frustriert nach hinten fallen. Das Feuer verschwand.

„Das passiert jedes Mal, wenn ich versuche die Flamme zu vergrößern!“, meinte sie und vergrub ihr Gesicht in den Händen.

„Du hast Angst!“, stellte er nüchtern fest und nahm ihre Hände vom Gesicht, damit er sie ansehen konnte.

„Du darfst beim Umgang mit der Magie keine Angst haben, jede Unsicherheit ist ein Risiko, dass das Ganze instabil wird und zusammenbricht!“

„Wie soll man nach dem was hier passierte keine Angst vor den Flammen haben!“, reagierte Darcy gereizt. Loki zog verwirrt die Brauen zusammen. Es war das erste Mal seit langem – wenn überhaupt -  dass sie ihm gegenüber die Stimme gehoben hatte. Er spürte ihre Angst vor dem, was Feuer womöglich anrichten konnte sehr deutlich und einige hätten ihm wohl gesagt, es sei dumm ausgerechnet jetzt einen Flammenzauber zu lehren, aber gerade deshalb tat er es. Wenn man sich von etwas fernhielt, obwohl es an sich nützlich war, nur weil man davon Schaden erlitten hatte, konnte es sein, dass man sein Leben lang Furcht davor hatte. Es als würde man sich nach einem Autounfall davor fürchten wieder zu fahren, obwohl man am besten direkt danach wieder damit anfangen sollte.

„Komm her!“, forderte er sie auf, sein Tonfall war nun wieder sanfter geworden. Mit deutlich sichtbarer Verwirrung stand Darcy auf, und setzte sich wieder neben Loki ins Gras. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und holte mit seiner freien Hand einen kleinen Dolch aus einer Halterung am Unterarm.

„Woran denkst du, wenn du diese Klinge siehst?“, fragte er sie und Darcy zog ein verwundertes Gesicht.

„Schnittverletzungen?!“, meinte sie unsicher, sich fragend worauf Loki da eigentlich hinauswollte. Dieser jedoch grinste.

„Wirklich? Nur daran?“ Er beschwor einen Apfel aus dem Nichts und schnitt mit seinem Dolch ein Stück heraus.

„Denkst du immer noch an Schnittwunden?“

Die junge Frau schüttelte den Kopf und nahm das kleine Stück von dem Apfel, welches Loki ihr hinhielt, bevor dieses und der Apfel in einem hellen Schimmer verschwanden. Langsam dämmerte ihr, was er ihr damit sagen sollte und im Grunde war es ein alter Hut!

„Das Messer kann ein Gebrauchsgegenstand sein, oder aber eine Waffe. Das hängt von der Hand ab, die es führt. Genauso hält es sich mit dem Feuer. Die Feuerriesen nehmen es zur Zerstörung und bringen damit den Tod, ihr Menschen braucht es als Wärmequelle und teilweise im Handwerk, da schadet es niemandem. Verstehst du, was ich dir erklären will?“

„Schon irgendwie… tut mir leid, dass ich so fuchsig gewesen bin!“

Loki grinste wieder und strich ihr ein paar wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Mir wurde schon Schlimmeres an den Kopf geworfen!“
 


 

Hogun stand das Entsetzen auf die sonst so versteinerte Miene geschrieben, als er die Spuren der Zerstörung sah,  die Thanos Leute in Vanaheim hinterlassen hatten. Die Elfen waren den Vanen zwar zu Hilfe geeilt, angeführt von Aglaron und den seinen, doch da war es schon zu spät gewesen. Mit triumphierender Miene hatte sich der Chitaurianführer das seltene Metall aus Vanaheim unter den Nagel gerissen und dabei mit seinen Waffen, die dort völlig unbekannt waren, die Krater in den Boden gesprengt, während seine Krieger sich an dem einfachen Volk vergingen. Die Verluste hielten sich zwar gering, doch der Schaden dieses Seltenen Rohstoffes wog schwer. Wenige Vorräte gab es davon noch unter der Erde und die Vanen stellte damit die wenigen Waffen her, die  sie besaßen. Im Grunde waren sie doch ein sehr friedliches Volk, selten griffen sie zu den Waffen doch an jenem Tag vor einer Woche waren sie dazu gezwungen gewesen. Hogun stand am Rande der Siedlung, in der er geboren worden war und die Thor Jahre zuvor von den marodierenden Kriegern befreit hatte. Man war schon dabei, die Spuren der Zerstörung zu beseitigen, Odin selbst war voreigekommen um sich ein Bild von der Lage zu machen und besprach sich gerade mit Aglaron. Dann wurde dessen Miene mit einem Mal zu einer schmerzverzerrten Maske, gepaart mit unbändigem Kummer. Der rothaarige Elf hielt sich die Schläfen und gab einen Laut von sich, den man bei einem verletzten Tier erwartet hätte, aber nicht bei einem Elfen.

„Was hast du, mein Freund?“, erkundigte sich der Hauptmann der Bogenschützen bei seinem Vorgesetzten. Meneldil hieß er und war ein Elf von ungewohnt großer Statur mit langem braunem Haar und klaren blauen Augen. Normalerweise waren seine – ebenfalls für Elfen untypischen – kantigen Gesichtszüge zu einer mürrischen Miene verzogen, doch nun spiegelte sich ernsthafte Sorge darin wieder.

„Nessanië!“, brachte Aglaron bloß heraus und richtete umgehend das Wort an Heimdall, um so schnell wie möglich nach Asgard zu seiner … nun für sie war die Elfe eine Art Cousine, wenn auch über weitaus mehr Ecken… zu gelangen.

Dort wand sich die junge Elfe in den Heilkammern vor Schmerzen. Die Verletzung war nicht geheilt, sie war gewachsen! Ein grobes, blauviolettes Muster ging von der Wunde aus und zog sich nun über ihren ganzen Körper.

Immer wieder schrie sie auf und keine der Heilerinnen vermochte es, ihr Linderung zu verschaffen. Aaron stand an ihrem Lager, hielt Caranoriel auf den Arm und an der anderen Hand hielt er die seiner Frau. Er konnte sie kaum noch erkennen durch den Schleier aus Tränen, die aus seinen Augen rannen und auch ihr gemeinsames Töchterchen hatte begonnen zu weinen, als wüsste sie was hier vor sich ginge.

„Wo ist sie? Was ist passiert?“

Aglaron stieß die Türen zu den Heilkammern auf und als er sah, was hier vor sich ging, sackte der Elfenkrieger auf die Knie. Im Grunde war er der einzige aus ihrer Familie, den Nessanië noch gehabt hatte, ihre Eltern waren ihren Ahnen ins Sternenlicht gefolgt und der Rest hielt ein wenig skeptisch Abstand aufgrund ihrer Ehe mit einem Menschen.

„Aaron, was ist los? Warum ist die Verletzung noch nicht geheilt?“

Darcy Bruder schüttelte bloß ratlos den Kopf. Sprechen konnte er nicht, dazu drückte ihm der Kummer zu sehr die Kehle zu. Es war eine der Heilerinnen, die das Wort ergriff:

„Mit der Wunde kam offenbar eine Art Parasit in ihren Körper, der sie von innen heraus aufzehrt. Wir schafften es nicht, dieses Wesen aus ihr heraus zu holen, die Seelenschmiede sprang gar nicht erst darauf an. Wir haben es hier mit etwas völlig Neuartigem zu tun. In all den Jahrhunderten, die ich nun schon als Heilerin tätig bin, ist mir so etwas noch nie begegnet.“

Wieder schrie die Elfe auf, sie kugelte sich zusammen nur um sich dann wieder auszustrecken und zu verkrampfen.

„Aaron… ich… ich kann nicht mehr!“, es wahr mehr ein Flüstern als alles andere. Die sonst so sanfte Stimme der Elfe war rau und brüchig. Ihr Mann übergab sein Töchterchen in die Hände Aglarons, der die Lippen zusammenpresste und sich alle Mühe gab, nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen.

Aaron hielt die Hand seiner Frau und mit seinen beiden umschlossen und kniete neben ihr an dem Bett.

„Bitte sag sowas nicht! Du schaffst das, ich bin überzeugt, dass…“

Er log!

Im Grunde wusste er, dass es Nessanië nicht schaffen würde, doch er wollte es nicht wahrhaben. Er wollte seine Frau nicht verlieren, er durfte sie nicht verlieren!

Mit größter Anstrengung hob die Elfe ihren freien Arm und strich ihrem Mann einige Strähnen aus dem Gesicht.

„Es ist vorbei… wir… wir sehen uns bestimmt wieder…“, eine einzelne Träne rann ihr über das Gesicht, welches so blass und ausgezehrt wirkte.

„Ich warte auf dich… bei den Sternen… und dann …dann sind wir wieder zusammen!“

Ihr Atem wurde immer schwerer, bis er letztendlich abflachte.

„Nessa?!“, flüsterte Aaron, hoffend ihr Kosename würde ihm noch einmal ihre Aufmerksamkeit bescheren. Doch seine Frau rührte sich nicht!

Caranoriel weinte lauter und begann auf Aglarons Armen zu strampeln. Dieser wiederrum war nun vollends seinem Kummer unterlegen und stumme Tränen liefen über sein Gesicht.

Sie war fort.

Nein!!! Nessa…“, rief Aaron und hoffte sie würde reagieren.

„Du kannst nicht tot sein, das ist... wie soll ich denn… VERDAMMT WIESO?!“, schrie er seinen Kummer heraus und trat von dem Krankenlager seiner Frau zurück. Aglaron übergab das Mädchen einer Heilerin, die ihre liebe Mühe hatte, das Kind zu beruhigen und zog den aufgewühlten jungen Mann in eine tröstende Umarmung. Sich nicht darum scherend, wie das für Außenstehende aussah ließ sich Aaron, ohne jede Hemmung schluchzend, in die Arme seines Vetters sinken. Der Krieger selbst hatte alle Mühe dem Mann Trost zu spenden, wo er doch selbst welchen brauchten konnte. Mit einem Mal schien die Welt um sie herum grau und trostlos. Nessaniës Lachen hatte früher jeden Elf, Asen, Vanen oder sonst wen angesteckt. Ein Kind der Fröhlichkeit und der Liebe war sie gewesen, mit Mitgefühl für fast jedes schutzlose, verletzte Geschöpf unter den Sternen.

Nun war sie fort… ein solch reines, zartes Wesen war den neun Welten entrissen worden und machte ihnen die Grausamkeit des Krieges, in dem sie sich befanden nur noch deutlicher!

Ein helles Licht lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sich. Es ging von der Elfe aus. Viele kleine Funken traten von ihrem Körper aus und stiegen gen Himmel. Tausende, vielleicht sogar Millionen dieser Lichtfunken erfüllten den Raum. Aaron glaubte die Stimme seiner Frau zu hören, ihr Lachen, ihr Gesang. Einige dieser Sterne umspielten ihre gemeinsame Tochter, die langsam aufhörte zu weinen,  als sie die Präsenz ihrer Mutter spürte.

Nessanië war nun, wie schon so viele ihres Volkes, in das Sternenlicht übergegangen. Dass sie nun nicht mehr litt beruhigte Aaron etwas, konnte das große Loch, das ihr Verlust in sein Herz gerissen hatte, jedoch nicht einmal ansatzweise schließen.

Dann geschah etwas Seltsames:

Von Aaron selbst trat ebenfalls ein solcher Funke ab. Und noch einer, immer wieder! Nicht ganz so viele und so schnell wie bei seiner Frau, doch es war derselbe Vorgang.

Aglaron begriff sofort, was hier vor sich ging.

„Das habt ihr nicht wirklich getan, oder?“, fragte der Elf verzweifelt. Aaron konnte nur traurig nicken. Wer hätte denn Erwarten können, das so etwas geschah?

Gemeint war der Zauber, den die beiden Eheleute nach ihrer Hochzeit heimlich sich hatten auferlegen lassen. Er hieß Seelenband und aus dem Namen ergab sich nun ebenfalls dessen Wirkung, sowie Folgen.

„Bist du wahnsinnig?!“, schrie Aglaron den jungen Mann an, der betrübt lächelte. Diesen Zauber hatten beide im Eifer des Gefechts gewählt, um nie wieder getrennt zu werden. Damals war Nessanië noch nicht schwanger gewesen und niemand hatte den kommenden Krieg vorausgeahnt. Eigentlich hatten sie den Seelenbandzauber wegen Aaron angewandt, da er unweigerlich viel früher sterben würde als ein Elf. Sie hatten erwartet, die Wirkung des Zaubers würde sich entfalten, wenn Aaron schon alt und ihre Kinder erwachsen waren und sie beide in Ruhe und Frieden sterben konnten.

Nun war es ganz anders gekommen.

Aglaron explodierte und packte seinen Freund am Kragen

„Was ist mit Cara!? Wer soll sich denn jetzt um sie kümmern? Weißt du eigentlich wie egoistisch das war?“, schrie er den jungen Mann an.

Natürlich war es das, aber diesen Zauber konnte an nicht rückgängig machen. Aaron ging, während immer weiter die Funken aus seinem Körper stoben zu seiner Tochter, die ihren Papa mit großen Augen musterte. Er gab dem kleinen Mädchen einen letzten Kuss auf die Wange und flüsterte ihr etwas zu, was keiner der Anwesenden hören konnte. Immer noch traurig lächelnd, wandte er sich an Aglaron:

„Du wirst mir fehlen mein Freund! Bitte sag Darcy, dass es mit leid tut und dass ich immer auf sie achten werde, auch wenn ich nicht mehr in diesen Welten weile!“

Das war auch das letzte was Aaron je sagte, bevor auch sein Körper sich in Sternenlicht auflöste. 



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