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Course of Time

von

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Nichts als die Wahrheit

Eine Weile saß ich schweigend da und ließ den inneren Film seiner Erzählung nochmals abspielen. Wie er attackiert und verletzt wurde und schließlich in letzter Sekunde doch noch den Sieg davontragen konnte, trotz seiner immensen Nachteile. Eine kurze Unaufmerksamkeit... Deswegen hatte Danna mich immer dazu trainiert, aufmerksam zu bleiben und niemals die Deckung fallen zu lassen – er wusste, wie tödlich das enden konnte.

„Wie bist du aus Sunagakure entkommen, un? Der Kampf muss doch einen Höllenlärm verursacht haben“, murmelte ich leise, noch immer abgelenkt. In meiner Vorstellung hinterließ er gerade dunkle Blutspuren im verräterischen Sand.

„Es war fast genauso schwer wie der Kampf selbst – ein Kampf für sich. Nachdem ich den Kazekage auf die Schultern einer Puppe geladen hatte, machte ich mich auf den Rückweg – trotz Verletzungen. Abgesehen davon ließ ich vorher mein Blut und die Puppenreste verschwinden, denn sie sollten erst später erfahren, wer ihren geliebten Kage hatte. Zuerst sollten sie in Panik geraten und sich selbst zerstören, was sie letztendlich auch taten. Jedenfalls schleppte ich mich aus dem Dorf und wie durch ein Wunder schaffte ich es ungesehen bis zum Dorftor und schaffte es sogar bis in die Wüste hinein, was mir aber letztendlich auch wenig brachte... In der Hitze und mit dem Blutverlust wäre ich beinahe auf dem Weg einfach umgefallen und jämmerlich verendet. Kein besonders würdiger Tod. Es entstand das Gerücht, ein Fremder hätte den Kazekage der dritten Generation verschleppt und getötet, wobei sie nie eine Leiche fanden. Nur sein Blut – und das in großen Mengen.“

„Wissen sie inzwischen, wer es war, un?“

Sasori schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Es kam noch kein Suna-nin, der mir als würdig genug erschien, ihm mein teuerstes Spielzeug vorzuführen. Ich wünsche mir allerdings, dass es irgendwann so weit kommt. Dann wissen sie endlich, vor wem sie wirkliche Angst haben sollten.“

Ich nickte verklärt und sah runter auf die leere Box auf meinem Schoß. Einen solchen Kampf hatte ich in meinem Leben nie bestritten. Ich hatte auch sonst nie etwas dergleichen vollbracht. Niemand kannte meinen Namen wirklich und wusste direkt, wer ich war – außer natürlich die Einwohner Iwagakures und der ein oder andere Kopfgeldjäger. Danna hatte in seinem Leben mehr vollbracht, allewelt kannte seinen Namen, seinen Künstlernamen, daber war er noch jünger gewesen als ich. Er hatte im Krieg gekämpft, er hatte einen Kage auf dem Gewissen, er hatte eine Kunstform gemeistert und alle übertroffen.

In meinem Inneren wuchs ein Gefühl, was nichts mit Neid zu tun hatte, sondern eher... eine Art des Bereuens. Vielleicht hätte ich mehr handeln sollen, als ich noch frei gewesen war. Außerhalb Akatsukis, wobei mir mein Eintritt in die Organisation inzwischen wie selbstverständlich erschien.

„Wie steht es mit Orochimaru? Habt ihr ihn gefangen?“, kam plötzlich die spontane Frage. Ich erschrack, mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Bitte, warum musste er das fragen...?

„W-Wieso...wieso willst du ihn hierhaben, un?“, meine Stimme klang leise, aber wenigstens bemerkte er das leise Stottern nicht.

„Warum wohl? Er hat mich entführt, dir etwas vorgespielt und mich mit Gewalt festgehalten. Er hat mein Herz angefasst und rein aus Prinzip töte ich jeden, der es wagt, mein Herz zu berühren“, fauchte er und wie automatisch legte ich den Kopf schief. Jeden...? Brachte er wirklich jeden um, der es anfasste?

„Ich verstehe...un“, langsam und zögerlich wagte ich mich nun an die erschreckenden Geschehnisse heran. Ganz langsam sprach ich, wie zu einem Kind. „Danna...? Wie lange ist es her, seit Orochimaru dich entführt hat?“
 

*Sasoris Perspektive*
 

Er sah mich an, mit diesen blauen Augen, und schien so, als ob er Angst hätte. Fragte sich nur, wovor. Vielleicht vor Orochimaru. Der Schlange nach hatte man Deidara ein mieses Theaterstück meines Todes vorgeführt. Wie der Junge darauf reagiert hatte, wusste ich nicht und alle, die bisher mit mir geredet hattem, waren Kakuzu und Deidara selbst. Misstrauisch musterte ich ihn sehr genau.

Er war blass, vielleicht ein wenig zu blass. In meinen Erinnerungen kramte ich durchgehend, ob seine Wangenknochen schon immer so sichtbar gewesen waren, doch es wollte mir nicht einfallen. Sein Shirt hing ein wenig locker, vielleicht hatte er einfach ein wenig abgenommen. Vielleicht war er auch während meiner Abwesenheit erkrankt und hatte sich jetzt erst erholt. Dann wären diese kleinen Details zu erklären gewesen. Denn auch seine Finger waren dünn. Ich konnte mich nicht erinnern, dass er knochige Hände gehabt hätte. Bei genauerem Hinsehen...hatte sich nicht ganz verändert? Irgendwas war anders...

Das alles waren mir einfach zu viele 'vielleicht' in meinen Gedanken. Ein paar Fragen würden die Sache sicher bessern.

„Nun, da ich im Krankenzimmer liege und sowohl Kakuzu als auch du ein wenig angeschlagen wirken, habe ich wohl mehrere Tage geschlafen, nachdem ihr mich hierher gebracht habt. Aber zu etwas anderem: Warst du krank, während ich geschlafen habe? Oder habt ihr hier eine Nahrungsknappheit?  Wobei Kakuzu auch nicht unterernährt aussah, sondern wie sonst auch...“

Deidara sah mich wieder eine ganze Weile lang an. Doch sein Blick ging durch mich hindurch. Seine Gedanken mussten ihn ja sehr beschäftigen, wenn er so verloren aussah – so hatte er noch nie ausgesehen. Zumindest nicht, solange ich ihn kannte.

„Sasori no Danna, was ich dir jetzt erzählen werde, wird grausam für dich sein. Du wirst dich fragen, warum das alles, du wirst wütend werden...aber auch verwirrt. Bitte, lass mich bis zum Ende aussprechen. Dann darfst du Fragen stellen, so viele du willst.“

Die Tatsache, dass er nicht einmal ein 'un' in seinen Sätzen gebrauchte, beunruhigte mich. So ernst kannte ich ihn nicht und die Bedeutung der Sätze ließ mich ebenso stocken. Ohne mit der Wimper zu zucken sah ich ihm in die Augen, die nun trauergefüllt waren, als wolle er weinen.

Schweigend wartete ich, bis er zum Reden ansetzte, wenn auch zögerlich und langsam.

„Diese Entführung war inszeniert... Das weißt du, nicht wahr?“, ein stummes Nicken meinerseits. „An was kannst du dich noch erinnern, un?“

Ich dachte nach. „Ich bin in einem Raum aufgewacht... Festgebunden und nicht in der Lage, mein Chakra einzusetzen. Orochimaru erklärte mir das mit der Materie und die Inszenierung. Dann...wurde ich auf einen Tisch gelegt und bin narkotisiert worden... Danach brechen meine Erinnerungen vollkommen ab und ich bin hier aufgewacht.“

Irgendwas in meinem Kopf, tief verborgen, fing an zu schmerzen. Dumpf und noch zurückhaltend, doch stark genug, sodass ich darauf aufmerksam wurde. Trotzdem hörte ich Deidara zu, als er weitersprach.

„Diese Erinnerung, die du da hast... Das ist lange her, Danna. Sehr lange. Der Plan, den Orochimaru dir unterbreitet hat, hat er durchgesetzt, nachdem du eingeschlafen bist. Er hat dir diese Kugel ins Herz gepflanzt“, er zog einen Gegenstand aus seiner Hosentasche und reichte ihn mir. Stumm betrachtete ich die kleine, graue Kugel in meiner Handfläche, nicht größer als mein Daumennagel. Es war die Kugel, die Orochimaru mir gezeigt hatte, kein Zweifel, auch wenn sie jetzt ein wenig abgenutzt wirkte und an manchen Stellen minimale Löcher zu finden waren, als hätte man sie für eine Halskette benutzt...oder als hätten sich feine Adern mit ihr verbunden. Aber das würde heißen...

„Das ist ein ganzes Jahr her, Danna... Du warst ein volles Jahr nicht mehr hier und standest unter seinem Befehl...“

Ich starrte die Kugel an, unfähig, irgendwas zu sagen. Ein Jahr... EinJahr...!Mein Kopf drehte sich, Schwindel erfasste mich. Er hatte mich kontrolliert, hatte mich benutzt, ausgenutzt, wie eine willenlose Puppe...

Meine Hand schloss sich um den kleinen Gegenstand, krampfte sich zusammen, mein Körper zitterte vor Wut. Geradeaus denken war kaum möglich.

Ein Jahr, ein  Jahr! Er hatte mir ein  Jahr gestohlen! Mein Kopf explodierte vor Schmerz.

„Danna...?“, Deidaras Stimme drang zaghaft zu mir durch, doch ich konnte mich nur mit Mühe zusammenreißen.

„Geh...bitte...“

Er stockte und schien verletzt, doch nach einem Moment verließ er wortlos das Zimmer. Später war ich ihm dankbar dafür, doch im Moment benebelte blinde Wut meine Sinne. Solch einen Andrang eines Gefühls hatte ich noch nie wahrgenommen. Mit einem leisen Aufschrei schleuderte ich die Kugel mit aller Kraft von mir. Sie landete mit einem lauten Knall an der Wand und auf dem Boden, wo sie liegen blieb.

Mein Hass auf die Schlange wuchs ins Unermessliche. Noch nie hatte ich jemanden so töten, so foltern wollen. Plötzlich kam der Schmerz wieder, er traf mich mit voller Wucht und ließ mich zurück ins Kissen fallen. Bilder tauchten in meinem Kopf auf, Stimmen, längst vergessen, vergangen, doch jetzt erst bei mir angekommen.
 

Ein Kerker, so dunkel und einsam. So kalt, die Ketten so schwer...

„Danna? Ich bin es... Deidara... Erkennst du mich...un?“
 

Jedes Wort war ein Tritt gegen den Kopf, ich wand mich – schrie ich?
 

„Du bist mein Meisterwerk, Sasori. Mein absolutes Meisterwerk, meine Puppe, ich lasse dich nie wieder gehen.“
 

„Du musst mir gehorchen... Egal was ich von dir verlange. Wehr dich nicht, füge dich. Leg dich hin, Sasori, und sage kein Wort. Lass mich nur machen und schweige.“
 

„Nein...“, abgebrochen und hohl klang die Stimme im eigentlich stillen Krankenzimmer. Niemand hörte mich. Niemand sollte mich hören. Dabei kreisten die Stimmen in meinem Unterbewusstsein, ließen mich nicht los und schrien in mir, vielleicht auch mit mir.
 

Warm... Abartig. Ich hasse diese Wärme... Ich hasse seine Stimme, seinen Geruch... Ich hasse ihn, so vollkommen...
 

Vergangene Gedanken, vergangene Situationen... Alles vergangen, nichts davon die Gegenwart, doch so schmerzhaft. Es dauerte schier eine endlose Zeit, bis es sich legte, bis die Schmerzen abebbten und mich alleine und schwer atmend zurückließen.

Ich hatte Deidara verletzt, damals. Ich hatte ihm wehgetan und ihn töten wollen. Nein, nicht gewollt, es war mir befohlen worden.

Still schloss ich das Versprechen, Orochimaru zu töten – egal wie lang es brauchen würde, um ihn zu finden.
 

*Deidaras Perspektive*
 

Bereits nach dem ersten Schrei Dannas wollten meine Nerven nicht mehr. Direkt neben der Tür sank ich langsam zu Boden, starrte stumm geradeaus und lauschte ihm. Tränen wollten nicht kommen, schon lange nicht mehr – vielleicht hatte ich sie in dem Jahr einfach verloren und vermissen war etwas anderes. Irgendwie sah ich es als mein persönlicher Abschluss. Wenn Dannas Schmerzen verklungen waren, würde er alles wissen... Ich konnte es mir nicht anders erklären, alsdass es die wiederkehrenden Erinnerungen waren, die ihm solche Schmerzen bescherten.

Und mit den Erinnerungen würde der Hass kommen, Hass auf Orochimaru. Die Schlange würde sich nirgends mehr verstecken können, zumindest nicht, solange Danna lebte und auf Rache aus war. Selbst wenn er vor mir starb, gab es immer noch mich und ich würde seine Aufgabe, seinen alten Partner zu töten, übernehmen.
 

Die Zeit verging und irgendwann verebbten die Schmerzenslaute aus dem Zimmer. Ich war träge geworden, hatte die Augen halb geschlossen. Mein ganzer Geist hatte sich ausschließlich auf die Geräusche konzentriert, doch als sie ebenfalls verklangen, schlossen sich meine Augen ganz. Der Gang war dunkel geworden, niemand kam vorbei. Es wurde still in der Basis.

Keine Ahnung wie viele Stunden ich dort zubrachte. Zwischendurch nickte ich ein, wachte hier und da wieder auf, nur um dann wieder einzuschlafen. Vielleicht war es die neue Art, Schmerz zu bekämpfen und bisher schien sie besser zu sein als das ewige Geheule. Ein Nuke-nin sollte nicht weinen, zumindest nicht so. Ob Danna gerade weinte? Ach nein. Puppen weinen ja nicht.

Noch ein paar Stunden später, mein Magen hatte sich zwischenzeitlich lautstark beschwert, doch ich hatte ich vollkommen ignoriert, erklangen leise Schritte. Unter normalen Umständen hätte ich sie wahrscheinlich nicht mal gehört, doch in dieser unwirklichen Stille konnte man klar heraushören, dass es sich zumindest nicht um Hidan oder Kisame handelte – die waren einfach zu laut dafür, zumindest in der Basis.

Eine Hand legte sich auf meine Stirn, doch ich hatte einfach keine Lust, die Augen zu öffnen. Warum auch? Itachi würde es nicht sein, Hidan und Kisame waren ausgeschlossen, Kakuzu würde nicht stehenbleiben, Pain schon mal gar nicht und eine Frauenhand war es auch nicht, was Konan ebenso ausschloss. Zetsu konnte ich mir nicht vorstellen. Abgesehen von den ganzen Aspekten klärte eine einzige Tatsache die Identiät meines Gegenübers: Es war eine behandschuhte Hand. Schon wieder.

Langsam schoben sich Arme unter mich und ich wurde hochgehoben. Der Geruch kam mir inzwischen genauso vertraut vor und ob ich ihn noch positiv oder schon negativ einordnen sollte, stand noch nicht fest. In letzter Zeit tendierte ich zu negativ. Er ging los, mit mir auf den Armen. Es war ein wenig unangenehm, so getragen zu werden... Vielleicht wegen den gesagten Worten. Vielleicht aber auch wegen den Worten, die noch hilflos im Raum standen und noch nicht den Weg nach außen gefunden hatten. Er ging los. Der Klang der Schritte wirkte beinahe einschläfernd.

Ein leises Murmeln mischte sich unter diesen Klang. Ein monotones Murmeln, wie eine Art Selbstgespräch. Kein einziges Wort war verständlich, die Maske erstickte jeden gehauchten Buchstaben. Eine Tür wurde geöffnet und im nächsten Moment lag ich auf einem weichen Untergrund, vermutlich mein Bett.

Und dann wurden die Worte lauter, bildeten Sätze und irgendwie verursachte es mir eine Gänsehaut... Meine Gedanken waren bei der dunklen Stimme, doch diese hier war eine Art Misch, der nur noch mehr verwirrte.

„Der böse Sasori-san hat Senpai sehr wehgetan, Tobi sieht das. Aber Senpai braucht sich keine Sorgen zu machen. Denn wenn er es irgendwann merkt, dann ist Tobi da und hilft ihm, ja genau! Niemand weiß, was die Zukunft bringt; niemand weiß, wie sehr Orochimaru-san Sasori-san wehgetan hat, auch Tobi weiß es nicht. Aber Senpai wird es wissen und wenn er nicht mehr will, dann kommt er ganz sicher zu Tobi zurück und dann sind alle glücklich~“



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