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Course of Time

von

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Eisen und Blut

Letztendlich kam es ein wenig anders als erwartet. Ziemlich anders. Angefangen damit, dass ich tatsächlich neben ihm eingeschlafen war – im Sitzen. Dementsprechend machte sich auch mein Genick bemerkbar, als ich am Morgen den Kopf ein wenig drehte. Ein ungesundes Knacken ertönte.  Leise murrend rieb ich ein wenig daran herum, doch auch mein Rücken hatte was zu meckern. Nie wieder würde ich so schlafen, unbequemer ging es kaum!

Widerwillig stand ich auf und streckte mich mit einem abartigen Knirschen sämtlicher Gelenke. Sofort wanderte mein Blick zu Danna, doch der schlief noch seelenruhig, was auch so bleiben sollte. Im letzten Jahr hatte er es schwerer gehabt, als man sich vorstellen wollte. Die Ruhe der letzten Wochen war mehr als notwendig gewesen und wenn er nun viel schlief, dann schlief er eben. Puppe hin oder her. Wobei das ja nicht mehr die feine Puppenart war, die er immer vorgegeben hatte... Schlaf? Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf und schon jetzt nahm ich mir vor, ihn später mal zu testen. Doch nicht jetzt. Die anderen sollten erfahren, dass Sasori wieder unter den Lebenden weilte.

So verließ ich das Krankenzimmer, leise vor mich hin summend. Es schien doch einfach nur noch ein wundervoller Tag zu werden. Danna war wach, oder war wach gewesen, es roch nach Frühstück und die Sonne schien. So ein richtiger Bilderbuchmorgen. Was konnte da schon schief gehen...? Ganz einfach. Einfach alles. Angefangen mit meinem Glück.

Gerade bog ich in den Gang ein, der zum Gemeinschaftsraum führte, da durchlief plötzlich ein starker Ruck meinen Körper, als eine Hand nach meiner Schulter griff. Erschrocken vom festen Griff, entfloh ein Zischen meinem Mund und ich riss mich los, doch sofort kam eine zweite Hand zum Einsatz, packte mich im Genick und zog mich zurück. Innerhalb einer Sekunde wechselte der Griff erneut. Dumpf knallte mein Körper mit dem Rücken gegen die harte Steinwand. Schmerz durchzuckte mich und mit einem leichten Aufkeuchen sah ich auf. Tobi stand direkt vor mir und hielt mich fest gegen die Wand gedrückt. Die Situation kam mir unangenehm vertraut vor...

„Tobi...un“, meine Stimme klang gereizt. „Was willst du schon wieder?!“

„Schon wieder...?“, ein leises Lachen ertönte. Wieder klang diese Stimme so gar nicht nach Tobi. Sie war tief und kalt. Erwachsen. Bedrohlich... „Schon wieder ist gut! Oh Deidara, merkst du eigentlich noch etwas von deiner Umgebung? Was kreist nur in deinem Kopf herum? Richtig, dein Danna.“

Er spuckte das Wort beinahe aus, als wäre es eine Beleidigung oder der Name einer seltenen und ansteckenden Krankheit. Etwas Abstoßendes.

„Ich sehe es schon wieder in deinen Augen. Du willst etwas sagen, nicht? Du willst widersprechen und sagen, dass du nicht nur an ihn denkst, aber das stimmt nicht. Dein Leben kreist um ihn, für andere ist kein Platz. Noch nicht mal du selbst hast in deinem Leben Platz – nur für ihn hast du dich aufgerappelt! Der Rest ist dir doch scheißegal!“, langsam steigerte sich seine Stimme, wechselte von blankem Hohn zu Wut und nun zu Verzweiflung. „Egal was man tut, für dich existiert man doch nicht! Was ist das Problem? Muss man rote Haare haben, um von dir angesehen zu werden?!“

Ich weiß, darauf hätte man reagieren sollen. Man hätte ihm sagen sollen, dass das nicht stimmte und man hätte ihn trösten sollen. Doch ich sagte nichts und tröstete ihn auch nicht. Stattdessen starrte ich ihn an, unfähig, irgendwas zu sagen, was alles nur noch schlimmer machte. Immerhin konnte ich so auch nichts leugnen und nur schweigend hinnehmen. War es das, was ihn in letzter Zeit hatte schweigen lassen...? War es Eifersucht oder Sorge? Vielleicht beides. Vielleicht auch aufkeimender Hass – immerhin hatte ich ihn, seit wir gezwungenermaßen Partner geworden waren, nicht einmal gut behandelt. Er hatte recht, ich war tatsächlich durchgehend darauf fixiert gewesen, ihn nicht an Dannas Stelle treten zu lassen.

Mit einem leisen Zischen ließ Tobi mich los und trat zurück. Einen Moment stand er wie verloren da und zum ersten Mal tat er mir wirklich leid. Es tat mir leid. Das alles tat mir leid. Wie automatisch streckte sich meine Hand nach ihm aus, doch er schlug sie zur Seite. Noch bevor ich reagieren konnte, machte er kehrt und verschwand in einem angrenzenden Gang. Schweigend folgten ihm meine Blicke.
 

Eine halbe Stunde später hatte sich ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust breit gemacht. Es drückte und vielleicht, ganz vielleicht, tat es auch ein wenig weh. Zur Hölle, hatte diese blöde Spiralfresse etwa ein Wunder vollbracht und in mir, einem halbwegs 'professionellen' Mörder und Nuke-nin, sowas wie ein Gewissen zutage befördert...? Das käme ungelegen, sowas stand jemandem wie mir einfach nicht.

Wenn man mal genauer darüber nachdachte, hatte Tobi absolut kein Recht, mich so anzuklagen. Mit Fug und Recht konnte ich behaupten, dass Sasori und ich eine etwas andere Beziehung pflegten. Keine feste Beziehung, aber auch keine Feindschaft. Ob es Freundschaft war, wusste ich letztendlich auch nicht mehr, denn es hatte sich eine Menge verändert. Meine Gefühle waren jedenfalls keiner freundschaftlichen Herkunft, dessen war ich mir im letzten Jahr schmerzhaft und vollkommen bewusst geworden. Und er...? Er hatte mich von sich gestoßen, in seinen letzten Momenten. Noch ein Thema, auf das ich ihn eigentlich ansprechen müsste. Genau wie auf das Loch in seinen Erinnerungen. Aber was würde ich tun können, wenn er es nicht verkraftete? Im schlimmsten Fall würde er wieder in Ohnmacht fallen und wer wusste schon, ob er diesmal aus diesem Koma erwachen würde.

Lustlos schnippte ich die Brötchenhälfte vor mir auf dem Teller an. Mit einem leisen Ploppen landete es mit der Käseseite auf dem Tisch, die Krümmel und Körner verteilten sich. Ein leises Räuspern erklang von Kakuzu, der mir gegenüber saß. Seit ich den Raum betreten hatte, saß er dort und las seine Zeitung. Wie jeden Morgen. Gleich würde er aufstehen, seinen Teller wegbringen und sich in sein Zimmer verziehen. Wie immer. Doch jetzt schenkte er mir einen Blick über den oberen Rand hinweg und dachte anscheinend gar nicht daran, ihn abzuwenden.

Diese Augen machten mir Angst, lieber sah ich zu dem anderen am Tisch. Pain hatte sich eben erst niedergelassen, um ebenfalls etwas zu essen. In der Küche nebenan hantierte irgendjemand, was mir allerdings egal war. Die beiden Männer, mit denen ich reden musste, saßen bereits hier und beide schenkten mir ihre Aufmerksamkeit. Was eine auf dem Tisch liegende Brötchenhälfte schon bei solch ordnungsliebenden Menschen bringen konnte.

„Pain-sama...un...?“, murmelte ich schließlich doch. Irgendwann musste ja die Bombe platzen. Fast sofort wanderte sein Blick zu mir und wie fast immer wandte ich den Blick ab. Seine Rin'negan-Augen verwirrten und machten nervös, zumindest war es mir immer so ergangen. Zeitgleich legte Kakuzu seine Zeitung weg. Anscheinend ahnte er, worum es ging und seine Augen waren nicht minder schlimm. „Es geht um Sasori no Danna...“

„Er ist wach, nicht wahr?“, Pain klang erfreut und irgendwie gefiel mir das nicht. Es klang, als plane er schon die ersten Missionen.

„Ja, seit gestern. Aber...also...ich will noch eine Bitte äußern, bevor jemand mit ihm spricht, un.“

Der Anführer zog eine Augenbraue hoch. „Er lebt und ist wach. Da du noch nichts gesagt hast, hat er wohl auch seine Erinnerungen zurück. Es wird wie früher und er ist wieder dein Partner, wie früher. Was kannst du jetzt noch wollen?“

„Er weiß nicht alles, un. Er weiß, wer er ist, aber er denkt, dass wir ihn gerade noch so gerettet haben, bevor Orochimaru etwas mit ihm anstellen konnte. Ihm fehlt das Jahr und ich will, dass alle so tun, als wäre nichts. Wenn es ihm jemand erklärt, werde ich das sein und niemand sonst, un. Das ist meine Bedingung.“

„Verstehe“, ein kleiner Laut erklang und ich war mir sicher, dass es eine Art darstellte, zu zeigen, dass er amüsiert war. „Es tut mir ja leid, dir das sagen zu müssen, aber du bist nicht mal im Ansatz in der Stellung, eine Bedingung zu stellen, Deidara. Sasori fällt ab jetzt wieder unter meine Befehlsgewalt und sobald er genesen ist, wird er wieder Missionen im Namen Akatsukis erledigen. Das heißt, alles was ihn einschränken könnte, geht auch unter meine Entscheidung und nicht unter deine Bedingungen. Allerdings...“, ein leises Seufzen. „Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es eine Art Schockzustand auslösen wird, der seinen Genesungsprozess nur unnötig herauszögern wird. Meinetwegen, sag es ihm noch nicht. Doch wenn du es ihm nicht innerhalb der nächsten zwei Tage sagst, werde ich es tun, wenn auch etwas schonungsloser, als du es wahrscheinlich tun würdest.“

Ein hastiges Nicken von meiner Seite war die einzige Reaktion. Dann stand ich ohne ein weiteres Wort auf und machte mich daran, so schnell wie möglich meine Sachen wegzuräumen und den Gemeinschaftsraum zu verlassen. Pain hatte schon oft genug einen spontanen Launenwechsel gehabt und dieses eine Mal sollte seine Entscheidung auch wirklich so bleiben.

Ohne nochmal darüber nachzudenken, machte ich mich wieder auf den Weg zu Danna. Es war inzwischen fast Mittagszeit und ich hatte mir vorgenommen, meinen Test jetzt auszuführen. Doch gerade als ich die Tür öffnete, um mit einem breiten Lächeln ein fröhliches „Guten Morgen“ in den Raum zu werfen, stockte ich mitten in der Bewegung.

Kakuzu stand am Bett und redete leise mit ihm. Danna selbst saß nun aufrecht im Bett und schien vollkommen entspannt. Als ich mich leise einschlich, verabschiedete sich der ältere Akatsuki gerade und verließ mit einem kurzen Nicken in meine Richutung den Raum. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, setzte ich mich wieder auf meinen Stammplatz neben dem Bett und lächelte ihn an.

„Na, was hat er dir Schönes erzählt, un?“

„Belangloses, aber eine willkommene Ablenkung. Er wollte wissen, wie es mir geht, nichts Besonderes. Im Moment ist fast jeder willkommen – dieses ewige Rumsitzen kostet mich noch den Verstand“, erklärte Sasori mit einem leisen Seufzen und wandte den Blick zu mir. Mahnend schüttelte ich mit dem Kopf und holte eine kleine Box hervor.

„Das tut dir gut. So lernst du wenigstens, Geduld zu haben, un. Abgesehen davon sitzt du hier noch nicht lange“, langsam öffnete ich die Box und hielt ihm eine Erdbeere hin. Sein Augenbrauen schossen in die Höhe.

„Was will ich damit?“

„Na ja... Essen? Du schläfst mehr als jeder normale Mensch, dabei bist du kein Mensch. Ich dachte mir...vielleicht isst du ja jetzt auch wieder. Niemand weiß, was...“, nur im letzten Moment konnte ich mich unterbrechen, bevor der eigentliche Satz meinen Mund verließ. 'Niemand weiß, was diese Kugel noch alles in dir verdreht hat.' „Was als Nächstes kommt, nachdem du eine halbe Ewigkeit geschlafen hast und jetzt jede Nacht schläfst, un.“

Ein leises Schnauben war zu hören. „Ich esse nicht, Deidara. Und das Schlafen stellt sich auch bald wieder ein. Sieh es ein, ich werde nicht mehr zum Menschen. Das kannst du vergessen. Oder kannst du mir eventuell sagen, wo diese Erdbeere landen wird, wenn ich sie esse?“

Das ließ mich stocken. Wenn man mal darüber nachdachte, hatte er vollkommen recht... Wäre auch zu schön gewesen, mal mit ihm zusammen zu essen. Grummelnd steckte ich mir die Erdbeere in den Mund. Danna schüttelte nur leicht mit dem Kopf.

„Wenn du nichts zu tun hast und nur murrst, dass du hier rumsitzt, dann kannst du mir auch deine Geschichte von gestern weitererzählen, un.“

Verdutzt sah er mich an. „Oh? Stimmt, ich scheine eingeschlafen zu sein... Es interessiert dich also?“

„Klar doch, un. Ich habe gehört, dass du den Kazekagen auf dem Gewissen hast, aber wie, das war mir eh ein Rätsel. Hier ist ein Deal: Ich esse die Erdbeeren und du erzählst. Dann darfst du auch heute Nacht im Zimmer schlafen.“

Er seufzte und schwieg einen Moment, scheinbar um sich zu orientieren, wo er gestern Nacht aufgehört hatte. Ein Wunder, dass er sich noch erinnern konnte, nachdem er eingeschlafen war wie ein kleines Kind. Mit einem tiefen Durchatmen begann Danna wieder zu erzählen.

„Seine Aufmerksamkeit irritierte mich... Von einem Moment auf den anderen hatte er mich ausfindig gemacht, nur um mich dann wieder zu verlieren, als ich mich in Bewegung setzte. Es war ein wenig paradox, dass ich, der Angreifer, mehr Angst zu haben schien als er, der sich einem Gegner gegenüber befand, doch ihn nicht sehen konnte. Von Anfang an fühlte ich mich unterlegen, doch damals hätte ich das niemals zugegeben. Stattdessen machte ich weiter, trotz der Lebensgefahr, in die ich da hineinsprang, wie ein Kind in eine Regenpfütze auf dem Spazierweg...“
 

Flashback
 

Sasori schlich auf der kranzförmigen Plattform weiter, während sich der Mann in der Mitte des Trainingsraumes kaum rührte, jedoch den Blick hin- und herschießen ließ. Kleine Schweißperlen hatten sich auf der blassen Haut gebildet. So hatte es sich der Puppenspieler nicht vorgestellt. Wie sollte er jetzt angreifen, wenn der Kazekage alamiert war und auf einen Angriff wartete...?

Doch entgegen seiner Erwartungen, machte stattdessen der Mann selbst den ersten Schritt. Aus seiner weißen Robe zog er zwei Kunai und wich langsam zurück, immer Richtung Ausgang. Scheinbar wollte er ein größeres Kampffeld, doch das konnte Sasori nicht zulassen. Er wäre ihm schutzlos ausgeliefert. Augenblicklich bewegte der Puppenspieler seine Hand und eine der versteckten Puppen, die er schon Stunden vorher dort positioniert hatte, schlug einmal fest gegen die Säule, hinter der sie sich verbarg. Sie sollte seine Aufmerksamkeit auf sich lenken, während Sasori selbst erneut einen Hinterhalt plante. Wie sonst sollte man einen übermächtigen Gegner in die Knie zwingen?

Zielsicher warf der Kazekage seine Kunai ab und traf die Puppe innerhalb eines Sekundenbruchteils. Während sie schwer zu Boden sackte und der Mann zu seinem Opfer sah, seinen Fehler bemerkte, befreite Sasori eine andere Puppe, die weitaus schwerer bewaffnet war. Mit einem ohrenbetäubenden Knall durchtrennte er eine Säule am unten und oberen Ende, sodass sie umfiel wie ein gefällter Baum. Der Ausgang war versperrt. Gleichzeitig verriet er dadurch auch seinen Aufenthaltsort und der Kage reagierte schneller, als sein Gegner gedacht hätte. Augenblicklich flogen die nächsten Shuriken auf den Jungen zu und dieser war dankbar dafür, hieß das doch, dass wenigstens die gefährlichste aller Waffen noch unter Verschluss gehalten wurde.

Geschickt wich er aus und griff mit der bewaffneten Puppe an. Es war ein kleines Werk und bis dahin eines der Besten. Sasori hatte sie gebaut, um eine Art zweiten Hiruko zu schaffen, da Hiruko selbst größtenteils defensiv handelte. Diese hier war ausschließlich für die Offensive gedacht und mit mehreren ausfahrbaren Klingen und einem drei Meter langen, schweren und Hiruko ziemlich ähnlichen Skorpionenschwanz ausgestattet. Dieser Schwanz allerdings war an den Seiten aufgebaut wie eine Säge mit handlangen und -breiten Sägeklingen. Durch die Kugelgelenke war er allerdings genauso beweglich, wenn auch geringfügig tödlicher. Der Körperaufbau der Puppe unterschied sich nicht vollkommen, aber doch ausreichend von Hiruko, sodass sie größer als er, schnell und wendig war – perfekt für den Kampf.

Der Kage wich seinerseits aus, bevor der Skorpionenschwanz in den Boden einschlagen und eine tiefe Kerbe hinterlassen konnte. Sofort wirbelte die Puppe herum und machte sich an einen erneuten Angriff, direkt frontal in die Bedrängnis. Scheinbar setzte dem Gegner das nur halb so viel zu wie gewünscht, denn trotz Abwehr war er noch in der Lage, zur Seite zu springen und sich Sasori zu nähern. Er wollte den Lenker der Puppe mit in den Kampf einbeziehen und somit die Schwäche eines jeden Puppenspielers ausnutzen.

Mit einem vernichtendem Fußtritt schaffte sich der Kazekage für ein paar Sekunden die Puppe vom Hals – lang genug, um die vom Gegner gefürchtete Waffe freizusetzen: Den Eisensand. Wie eine wabernde Gewitterwolke schwebte sie über dem Mann und schien Blitze zu werfen, in Form reinen, eisernen Sandes. Trotz schneller Manöver war die Marionette schnell zerstört und Sasori in seiner dunklen Ecke schluckte. Schon wurde der nächste Blitz abgefeuert, direkt auf ihn zu, doch er sprang zur Seite  und wich auch den nachfolgenden Attacken aus, indem er zwischen den Säulen in Raum hin und her wechselte.

Fieberhaft suchte der Rotschopf nach einer Möglichkeit für den Sieg. Kunai und Shuriken fielen aus, immerhin war Magnetismus die Kraft des Kage, die auch den Eisensand in der Luft hielt. Puppen wurden durch den Sand außer Gefecht gesetzt – er setzte sich in ihren Gelenken fest und machte sie unbeweglich. Erst in diesem Moment verstand der Junge seinen schrecklichen Fehler, den er in seiner Dummheit begangen hatte. Viel zu übermütig war er gewesen, hatte er doch endlich seinem Dorf zeigen wollen, wen sie vertrieben hatten, welches Genie sie fortgejagt hatten – und dann kam so eine törichte Entscheidung und so ein einseitiger Kampf. Wie erbärmlich...

Doch der plötzliche Schmerz riss ihn aus seinen beinahe selbstgehässigen Gedanken, als eine Art Stahlzapfen ihn traf, sich in seinen Bauch bohrte und ihn gegen die Wand schleuderte. Mit voller Wucht knallte sein Hinterkopf gegen die Holzwand und prallte zurück, als wäre er bereits erledigt. Ein Keuchen verließ seine Lippen und mit dem wabernden, grauen Sand um sich herum trat der Sandaime nun näher, um seinen an der Wand sitzenden Gegner zu betrachten.

„Du bist es also tatsächlich, Sasori... Ich hätte nicht gedacht, dass man dein Gesicht so schnell wieder hier im Dorf sehen würde.“

Der Junge sagte darauf nichts, sondern hielt sich lediglich die Bauchwunde, die inzwischen eine breite Blutpfütze unter ihm zu verantworten hatte. Auch sein Hinterkopf blutete.

„Dein Auftauchen war ein Fehler und es tut mir beinahe weh, dich so sitzen zu sehen. Immerhin bist  du ein sehr guter Shinobi, bis zuletzt. Du hattest meinen Respekt und hättest ihn immer noch, wenn du dein Leben nicht solchen Schandtaten widmen würdest“, er musterte den Nuke-nin, betrachtete seinen abgemagerten, schmächtigen und nun durch den Blutverlust noch blässeren Körper. Es war ein Kind, trotz allem, und es behagte dem Kazekagen nicht, ein solches Kind töten zu müssen. Doch es gab keine andere Wahl, keine zweite Option – zu viele Menschenleben hatte der Junge bereits genommen. Eine Schuld, die nichts und niemand ausgleichen konnte. Es wäre besser, sein Leben zu beenden, bevor die Schuld weiterwuchs.

Sasori sah auf und dem Mann direkt in die Augen. Sein Blick war eiskalt und beinahe emotionslos. Im Hintergrund, wie ein Schatten der Augen, leuchtete das Feuer der absoluten Entschlossenheit. Sein Körper war der eines Kinders, sein Geist war es allerdings schon lange nicht mehr, das Leben hatte ihm jegliche Kindlichkeit genommen, aus ihm herausgesaugt, wie ein Insekt. Dieser Blick lenkte den Sandaime Kazekage ab, was seinen letzten Fehler darstellen sollte.

Noch bevor er irgendwie reagieren konnte, regte sich im Hintergrund seine Kampfmarionette mit dem Skorpionenschwanz. Es sollte ihre letzte Aktion sein, bevor sie vollkommen und irreparabel zerfiel, doch es gab eine schwerwiegende Tatsache: Sie war schnell. Dafür war sie gebaut worden. Zu schnell, alsdass sich der Mann hätte wehren können. So schnell, dass sie sich aufrichten und auf ihn zurasen konnte, ihm die Kehle durchschneiden konnte, noch bevor sich jemand anderes bewegen konnte.

Sasori hob den Kopf, sah dem Kage noch einmal fest in die langsam verglühenden Augen.

„Wenn ich den Respekt verloren habe, dann werde ich ihn wieder verdienen – nicht durch das Befolgen von unnützen Befehlen, sondern mit meinen Fähigkeiten. Denn die sind dreimal so viel wert, wie die vorgespielte Ehre, ein Dorfninja zu sein.“

Und dann regnete es Eisen und Blut.
 

Flashback Ende



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