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Liebeschaos! Teas Sprechstunde

von

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Selbst- und Fremdgefährdung

Der Hinweg war ihr deutlich kürzer erschienen, was daran liegen konnte, dass sie sich in einem sehr weit entfernten Teil ihres Unterbewusstseins befunden hatte. Als sie wieder in ihrer Wohnung ankam, war es bereits nach Mitternacht. Aus der Küche hörte sie noch immer Yugis Stimme, der mit sich selbst stritt, vielleicht auch die des Pharaos.

„Es ist mir ernst, Yugi. Aber ich weiß einfach nicht, wie ich das deutlich machen soll. Es ist mir schon schwer genug gefallen, dir das zu sagen, und es ist wirklich verletzend, wenn du so darauf reagierst.“

Tea wollte sich eigentlich an den beiden vorbeischleichen, aber er bemerkte sie trotzdem. „T-tea! Wo kommst du denn auf einmal her?“

Tea schnaubte verärgert. „Während ihr hier mit euch selbst beschäftigt wart, wurde ich von Marik entführt und musste fliehen!“

„Tea!“, rief Yugi ängstlich. Sein Tonfall machte klar, dass er es war, und nicht Yami. „Ist dir was passiert?“

Tea rieb die von den Fesseln schmerzenden Handgelenke. „Ich weiß nicht“, maulte sie. „Aber wenn ihr mir vorhin zugehört hättet, dann wäre das nicht passiert.“

Yami schaltete sich ein. Gott, war dieses häufige Körpergetausche verwirrend! „Hattest du nicht etwas von Bakura erzählt? Als du mit verschmiertem Lippenstift aus dem Zimmer gekommen bist, meine ich.“

Tea entfuhr ein wütender Schrei. Musste er wirklich noch immer darauf herumreiten?! Das war nicht fair. „Ich wollte erzählen, dass Bakura gesagt hat, dass er mit Marik zusammenarbeiten wolle. Und das fand ich wirklich beunruhigend. Und? Tada, die beiden arbeiten zusammen!“

„Ich bin wirklich beeindruckt. Wie hast du denn diese Information aus ihm herausbekommen?“ In der Stimme des Pharaos schwang mehr als nur leise Ironie mit.

„Jetzt reicht es aber!“, schaltete Yugi sich ein. „Tea, es tut mir wirklich leid, dass er sich so aufführt, das hast du nicht verdient. Du hast vollkommen recht, und wir müssen sofort etwas unternehmen.“

Als habe das hinterhältige Schicksal nur auf dieses Stichwort gewartet, klingelte es in diesem Moment an der Haustür.

„Wir sollten nicht hingehen. Welcher anständige Menschen würde um diese Zeit noch klingeln?“, sagte Tea.

Eine Faust traf die Tür. „Macht auf, ich bin's Joey!“

Yugi ging zur Wohnungstür hinüber, und Tea folgte ihm in den Flur. Joey stolperte halb in den Flur und schmiss die Wohnungstür so heftig hinter sich zu, dass er vermutlich die gesamte Nachbarschaft aufweckte.

„Verdammt, Joey, was ist los?“, fragte Yugi besorgt.

Joey sank auf die Knie. „Ich kann nicht mehr länger warten. Ich muss es dir einfach sagen.“

Tea zuckte zusammen. Oh je, die Entscheidung war schneller gefallen, als sie gehofft hatte. Warum musste Joey nur so verdammt impulsiv sein? Und warum auch hatte sie heute jeder von der Arbeit abhalten müssen?

Yugi drückte Joey die Hand auf den Mund, und sagte einschneidend. „Vielleicht will ich das aber überhaupt nicht hören!“

Tea ballte die Hände zu Fäusten, packte ihn an der Kette des Milleniumspuzzels, und zog ihn zurück. „Verschwinde sofort aus Yugis Körper, das ist nicht deine Angelegenheit, Pharao.“

Der gab ein gurgelndes Geräusch von sich, gab dann aber nach.

Tea ließ los.

Joey räusperte sich, und machte ungerührt weiter. „Yugi, ich liebe dich. Wir kennen uns jetzt so lange, und irgendwie war es mir nie richtig klar, dass es mehr ist als bloße Freundschaft. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Und ich musste es dir jetzt sagen, weil ich es nicht länger verheimlichen kann.“ Er sah erwartungsvoll zu seinem Freund auf. Nun ja, 'auf' war zu viel gesagt, dadurch, dass er auf die Knie gesunken war, waren die beiden jetzt fast auf einer Höhe.

Yugi starrte ihn sprachlos an. „Joey, das, ähm...“

Joey hob abwehrend die Hände über den Kopf. „Ich weiß, das kommt jetzt überraschend. Und du musst auch jetzt nichts dazu sagen.“ Er seufzte. „Ich würde mich aber trotzdem freuen, wenn du es tun würdest.“

Yugi warf Tea einen hilfesuchenden Blick zu, die aber auch nur mit den Schultern zuckte. Es wäre richtig gewesen, sich unauffällig zurückzuziehen, aber sie war einfach zu neugierig. Außerdem konnte Yugi ohnehin nicht allein sein, da kam es auch nicht mehr darauf an, ob sie zusah, wie es ausging, oder nicht. Eigentlich drückte sie Joey innerlich die Daumen. Sie war immer noch sauer auf Yami, der sich in letzter Zeit benahm wie ein Idiot. Sollte der doch mit Kaiba glücklich werden, oder was immer er sich erhoffte. Falls er überhaupt nachgedacht hatte.

Yugi atmete schwer aus, und griff nach Joeys Hand. „Es tut mir wirklich leid, Joey. Das geht nicht, mein Herz gehört schon jemand anderem.“

Joey sah aus, als stecke ihm eine Harpune im Zwechfell. Auf seinem Gesicht spiegelte sich pures Entsetzen. Er ließ den Kopf sinken.

„Nein!“, sagte Yugi harsch.

Sowohl Tea als auch Joey zuckten zusammen.

„Jetzt hör mal zu!“, Yugi packte das Milleniumspuzzle mit beiden Händen und hielt es auf Augenhöhe. „Ich habe dir schon mal gesagt, dass das eine bescheuerte Schnapsidee ist! Wie kommst du da plötzlich drauf? Und dann noch diese Sache mit Kaiba!“

Joey blickte alarmiert auf. „Was ist mit Kaiba?“

Yugi reagierte nicht auf ihn, sondern sprach weiter mit seinem Puzzle. „Rein körperlich, ist klar! … Was heißt hier Seelenverwandte, ich bekomme das Gefühl, dass ich dich überhaupt nicht kenne! … Und was soll das überhaupt, wir sind uns noch nicht einmal begegnet, wir sind nur eine Stimme im Kopf des jeweils anderen! … Mir reichts, ich mach jetzt Schluss mit dem Ganzen.“ Yugi wandte sich in Teas Richtung und biss entschlossen die Zähne zusammen.

Die verfluchte sich im Stillen dafür, dass sie nicht doch besser gegangen war. Bisher hatte es ihr kein Glück gebracht, in diese ganze Angelegenheit mit verwickelt zu werden. Ihr gefiel es viel besser, nur eine stille Beobachterin zu sein.

„Tea, du weißt das sicher schon längst.“

Tea schüttelte wie betäubt den Kopf, nicht, weil sie es nicht wusste, sondern, weil sie es nicht hören wollte.

„Als wir noch zusammen in die Schule gingen, habe ich dich immer angehimmelt. Du bist die stärkste Frau, die mir je begegnet ist. Ich bewundere deinen Mut und deine Aufrichtigkeit. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals für jemand anderen so empfinden werde wie für dich.“ Mit etwas Nachdruck, weniger an sie sondern eher an andere gewandt, schob er ein deutlich kräftigeres: „Niemals!“ hinterher.

Tea schwirrte der Kopf. Immerhin wusste sie jetzt, wie es Yugi bezüglich Joey ging – sie wollte Yugi nicht verletzen, aber trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, jemals mehr als Freundschaft für ihn zu empfinden. „Ich weiß“, sagte sie tonlos. „Aber für mich bist du nichts anderes, als ein Freund.“

Yugi nickte wie betäubt. In seinen Augen glänzten Tränen. Dann blinzelte er heftig, und ballte seine Hände zu Fäusten. „Aber du kannst es doch versuchen, oder? Wenn wir erst mal zusammen wären, vielleicht würdest du mich dann in einem anderen Licht sehen. Ich kann auch stark sein. Ich bin kein kleiner Junge mehr, auch wenn du das immer in mir siehst.“

Tea schüttelte den Kopf. „Ich weiß das doch alles. Aber es geht nicht. Damit würde ich viel mehr kaputt machen, als wenn du es einfach versuchst zu vergessen. Stell dir vor, Joey würde dich darum bitten. Würdest du das machen?“

Joey hatte sich inzwischen aufgerappelt und stand ein wenig bedröppelt da. Er sah so aus, als würde er nicht viel von dem verstehen, was gerade vor sich ging.

Yugi schaffte es nicht mehr, seine Tränen zurückzuhalten. Er schluchzte hemmungslos, und Tea wollte sich abwenden, als er plötzlich das Puzzle abstreifte, und mit entschlossener Geste die Tränen fortwischte. „Da siehst du es! Ich habe doch gesagt, dass Yugi das nicht aushalten würde. Euretwegen ist er jetzt so verwirrt, dass er überhaupt nicht mehr weiß, was er will“, sagte der Pharao. „Schöne Freunde seid ihr! Also werde ich jetzt entscheiden.“ Eine wilde Flamme schien in seinen Augen zu glühen. Seit Jahren hatte Tea ihn nicht mehr mit diesem Gesichtsausdruck gesehen, oder mit derart entschlossener Finsternis in der Stimme sprechen gehört. Das letzte mal, dass das vorgekommen war, hatte er sie aus den Fängen eines zwielichten Wahrsagers befreit, der sie betäuben und ihr an die Wäsche gehen wollte. Es war der Tag gewesen, an dem sie sich in ihn verliebt hatte.

Sie zitterte. „Und was hast du entschieden?“

Er fixierte sie. Sein Griff um die Kette des Milleniumspuzzels wurde fester. Er hielt sie genauso, dass das Puzzle ihn nicht berührte – und Yugi nicht eingreifen konnte. „Du sagst, Marik und Bakura vereinigen ihre Kräfte, weil sie mich ins Reich der Schatten schicken wollen? Gut, von mir aus. Ich werde zu Marik gehen, und uns beide ins Reich der Schatten bringen lassen. Dem einzigen Ort, an dem Yugi und ich beide einen Körper haben.“

Joey und Tea blickten ihn sprachlos an.

Yami wandte sich ab und wollte gehen.

Zeitgleich sprangen Tea und Joey auf, um ihn aufzuhalten. Schwungvoll fuhr er zu ihnen herum, und streckte die Hand aus.

Tea blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Kopf drohte zu zerspringen. Tausende und abertausende Bilder rasten durch ihren Kopf, manche waren klarer, wie der Anblick der riesigen Schattenkugel, in die Pegasus Yugi und sich selbst gesperrt hatten, oder Joey, der von Ra's Flammen verzehrt wurde und auf den Boden sank, andere waren verschwommen und fern, wie Joey und Yugi, die an einer Ankerkette festgebunden duellierten. Ein Heer von Emotionen schien durch jede Faser ihre Körpers zu marschieren, bis es zu viel wurde, und sie kraftlos zusammensackte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Mimmy-chan
2014-09-25T13:59:10+00:00 25.09.2014 15:59
Yami ist krank. Ganz eindeutig! Der kann Yugi doch nicht einfach "umbringen"! Ö.Ö

Und die arme Tea musste dem armen Yugi eine Abfuhr verpassen. Das war wirklich traurig. Ganz im Gegensatz zu Joeys Geständnis. Da hatte ich irgendwie gar kein Mitleid.

Yeah ~ evil Yami Yugi hat aber was. Er macht die Sache spannend. *grins*

chuchu Mimmy-chan
Antwort von:  Dornentanz
08.10.2014 12:24
Wie kannst du da von umbringen reden? Sie sind dann im Reich der Schatten! Zusammen! Für immer! Das ist doch ähm, äh, romantisch! Oh je, kann es sein, dass du Joey nicht so richtig leiden kannst? O_o
Von:  Glennstar
2014-02-22T22:21:11+00:00 22.02.2014 23:21
Mit so vielen Geständnissen in einem Kapitel hätte ich nicht gerechnet.
Im Moment scheint es ja echt so als würde niemand glücklich werden. Das Gemeine ist jedoch, ich musste trotzdem lachen.
Joey und Yugi tun mir Leid, aber diese Kettenreaktion war einfach zu gut :D
Ich bin echt gespannt, ob Joey es schafft den Pharao noch einzufangen oder ob er sich lieber um Tea kümmert.
Und ob Marik und Bakura sich geeinigt haben oder ob die sich jetzt auch duellieren ;)

Antwort von:  Dornentanz
23.02.2014 16:08
Tja, wenn im Titel einer meiner Geschichten Chaos vorkommmt, ist das bitter ernst gemeint. Im übrigen hat der Pharao nicht nur Tea gemindcrushed, sondern auch Joey, so dass sie im Augenblick beide handlungsunfähig sind. Duellieren, ja...? :D Ich werde definitiv darauf zurückkommen. Im Übrigen hat mir eine Leserin eine kleine Illustration für die Geschichte gemalt, vielleicht gefällt sie dir ja auch so gut wie mir: http://stasha93.deviantart.com/art/There-once-was-a-fanfic-with-lots-of-er-love-434656275
Antwort von:  Glennstar
23.02.2014 16:13
Joey auch? Ich dachte, er hätte es vielleicht geschafft zu widerstehen (was in dieser Story aber wohl keiner kann), aber dann ist ja wirklich alles verloren :D
Das Bild fasst das ganze Chaos echt gut zusammen :) Mir gefällt es auch sehr gut


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