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Liebeschaos! Teas Sprechstunde

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Soziopathisch (II)

Tea lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster. Warum nur hatte sie so großspurig vor Joey behauptet, sie könne sogar Kaiba erweichen? Das war ungefähr so aufschneiderisch, als hätte sie ihm versprochen, mit ihrer Hilfe das Herz des Fujiyama für sich zu gewinnen, oder eher noch das der Antarktis. Und Yami hatte sie zugesagt, sich bei Kaiba für Joey einzusetzen. „Joey hat neulich nach dir gefragt“, sagte sie vorsichtig.

„Wer interessiert sich schon für Straßenköter?“, Kaibas Gesicht glättete sich wieder, und er holte erneut sein Tablet aus aus der Seitentasche.

Das könnte ein hartes Stück Arbeit werden. „Er hat sich langsam bis an die Spitze der meisten Duel Monsters Liegen hochgearbeitet. Er stand in jedem Turnier mindestens im Viertelfinale. Was muss eigentlich passieren, damit du ihn respektierst?“

„Ich respektiere schon aus Prinzip niemanden, der nicht besser ist als ich.“

„Und die, die besser sind als du, hasst du.“

Kaiba sah von seinem Tablet auf und wirkte für einen Augenblick irritiert. „Hassen? Wie kommst du darauf?“

Tea schüttelte traurig den Kopf. „Du bist ja regelrecht besessen vom Pharao. Du warst sogar bereit, mit Selbstmord zu drohen, und wie sehr du es genossen hast, ihn danach zu demütigen. Wenn das kein Hass ist, was sonst?“ Ihre Stimme stockte, und ihr Hals fühlte sich leicht geschwollen an. Der Streit mit Yami saß ihr immer noch in den Knochen. Sie war kindisch gewesen. Ja, er hatte Recht gehabt dass sie eifersüchtig gewesen war. Aber weswegen eigentlich? Auf Yugi, der ihr Yami wegnehmen würde? Das war doch einfach lächerlich. Sie würden sich noch nicht einmal berühren können. Wie konnte sie da eifersüchtig sein?

Kaibas Blick verharrte auf dem Tablet, aber er schien hindurchzuschauen, anstatt darauf. „Glaubt ihr alle, dass ich ihn hasse?“, murmelte er.

Die Limousine hielt an, und Rolands Stimme drang aus einem Lautsprecher. „Fräulein Tea? Wir sind am Ziel.“

Kaiba drückte wieder den Knopf an seiner Tür, und die Sichtschutzwand fuhr herunter. „Roland, ich werde Tea noch dabei helfen, die Einkäufe nach oben zu tragen. Warten sie solange auf mich.“

Tea lachte nervös. „Das ist doch nicht nötig, ich wohne im ersten Sto-“

Kaiba schnitt ihr mit einer Geste das Wort ab, und nahm grimmig ihre Einkaufstüten. Tea stieg aus, und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. Bis eben hatte sie geglaubt, Kaiba habe sie nur mitgenommen, um Tipps für seinen blödsinnigen Konditionierungsplan zu bekommen – dann hätte er sie aber auch gut jetzt oder schon vor fünf Minuten aus dem Auto werfen können. „Das ist wirklich nett von dir“, sagte sie. „Ähm, kann ich dir dann noch etwas anbieten? Einen Tee vielleicht, oder hast du Hunger?“

Kaiba stampfte die Treppe hoch. „Ist Yugi da?“

„Ich denke schon.“

„Dann mach mir einen Kaffee, schwarz, ohne Zucker.“

Tea schloss die Wohnungstür auf, und Kaiba trat hinter ihr in ihren Flur. Hochgewachsen, in tadellos sitzendem und wahrscheinlich sündhaft teurem Anzug, und mit den Plastikbeuteln in der Hand, wirkte er fürchterlich deplaziert in dem kleinen, dunklen Flur.

„Tea?“ Yami streckte seinen Kopf aus der Tür. „Es tut mir- Kaiba, was machst du denn hier?“ Seinem Gesichtsausdruck zu folgen fand auch er den Anblick von Kaiba, bepackt mit Plastiktüten in seinem Hausflur, etwas befremdlich.

„Ich habe Tea geholfen, die Einkäufe nach oben zu tragen.“

Tea glaubte einen kleinen Flashback zu haben. Als sie noch Tänzerin hatte werden wollen, war einer ihrer Lieblingsfilme Dirty Dancing gewesen. „Ich habe eine Wassermelone getragen“, murmelte sie leise vor sich hin.

Der Pharao sah zu ihr hinüber und grinste, denn sie hatten den Film auch schon zusammen gesehen. „Tja, dann will ich euch mal nicht aufhalten. Ihr habt sicher das ein oder andere zu besprechen.“ Er warf Tea einen vielsagenden Blick zu. Trotz Entschuldigung (auch wenn sie nur zwischen Tür und Angel stattgefunden hatte), hoffte er wohl immer noch, dass sie ein gutes Wort für Joey einlegte.

„Nein!“, sagte Kaiba hastig. Er drückte Tea die Einkaufsbeutel in die Hand, räusperte sich, und seine Stimme wurde fester. „Yugi, ich fordere dich zu einem Duell heraus!“ Sein Zeigefinger schwebte vor Yamis Brust.

Der seufzte. „Kaiba, ich habe jetzt keine Zeit dafür. Yugi und ich müssen ein Referat halten, das wollen wir noch üben. Außerdem hat meine DuelDisc im Moment keinen Saft, ich hatte sie schon ewig nicht mehr an der Steckdose.“

Kaiba kniff die Augen zusammen, und zuerst glaubte Tea, sie müssten sich jetzt wieder einen Vortrag darüber anhören, dass Yami ein Feigling sei, und sich vor der Herausforderung drücken wolle. Aber es kam anders. „Glaubst du, von solchen albernen Ausreden lasse ich mich abhalten? Du lädst jetzt sofort den Akku, und währenddessen kannst du ja deinen Vortrag mit mir als Testpublikum üben.“

Weder Tea, noch der Pharao reagierten, weil der Vorschlag so unkaibahaft war, wie ein gemütliches Wochenende im Schlafanzug auf der Couch.

„Wolltest du nicht einen Kaffee machen?“, herrschte Kaiba Tea an.

Von der Therapeutin zur Sekretärin degradiert. Tea folgte seinem Befehl, und tatsächlich verschwanden Yami und Kaiba im Zimmer des ersteren. Tea warf die Kaffeemaschine an, und räumte die Einkäufe in den Kühlschrank. Sie hatte keine Lust zu warten, bis der Kaffee durchgelaufen war, und schlurfte in ihr Zimmer. Als sie an Yugis Zimmer vorbeiging hörte sie Yamis Stimme, der über Demokratie in ostasiatischen Staaten dozierte. Die Wände waren wirklich viel zu dünn.

Gleich konnte sie schlafen, nur noch ein paar Minuten - auf den Kaffee warten, und ihn den Jungs bringen.

Sie war wirklich hundemüde, aber immerhin war alles nach Plan gelaufen. Nun ja, nicht ganz alles, aber das konnte passieren. Wenn der Rest reibungslos weiterlief, konnte sie die Testphase bald beenden und ernst machen.

Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und klappte den Laptop auf. Der schwarze Bildschirm spiegelte im Sonnenlicht die Gardinen, die im Wind des angekippten Fensters raschelten. Und ein paar Turnschuhe, die darunter hervorschauten.

Tea schlug sich die Hand vor den Mund, um nicht zu schreien, und sah genauer hin. Ja, wirklich, da stand jemand. Vorsichtig griff sie nach dem Wälzer von Neurologielexikon, der auf ihrem Schreibtisch lag, und nahm ihn schlagbereit in die Hand.

Langsam drehte sie sich auf ihrem Schreibtischstuhl herum und fixierte den Unbekannten hinter der Gardine. Der hatte einen deutlichen Nachteil, denn durch den dunkelvioletten Stoff hindurch konnte er sie nicht sehen.

Auf Zehenspitzen schlich sich Tea an, und holte aus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Mimmy-chan
2014-09-25T00:37:45+00:00 25.09.2014 02:37
Awww, Kaiba also auch?
Irgendwie habe ich erwartet, dass es den Pharao trifft. Er kommt am besten dafür in Frage Seto zu imponieren. Dass dieser sich nun seinen Vortrag anhört ist irre süß!

Wer wohl der Maskierte ist? bestimmt Mariku! Oder Malik! Ich bin gespannt.

chuchu Mimmy-chan
Antwort von:  Dornentanz
08.10.2014 12:00
Ein Zitat von Kaiba aus der japanischen Fassung des Animes: "Yugi... ich zittere vor Verlangen... ich kann an nichts anderes mehr denken als dich... zu besiegen." Ich hab mir nen Ast abgelacht. Seto ist so besessen von ihm, es ist einfach nahliegend, die zwei zu verkuppeln. Um ehrlich zu sein verstehe ich deshalb die Beigeisterung für Puppyshipping nicht so sehr. Bisher hat noch kein einziger Leser erraten, wer hinter dem Vorhang steht... *grins*
Von:  Glennstar
2014-01-11T14:21:14+00:00 11.01.2014 15:21
Tut mir leid, dass ich erst jetzt schreibe, hatte vorher zu viel zu tun.
Kaibas Reaktion ist ja schonmal sehr...interessant. Ich ahne schon, warum ihn das "stört", dass alle denken er hasst den Pharao :D
Das Kapitel war wieder super, ich freu mich schon aufs nächste (muss jetzt aber schon wieder los ;) )
Antwort von:  Dornentanz
11.01.2014 18:20
Ah, das macht doch rein gar nichts! Ich finde es einfach toll, dass du schreibst. Ja, wahrscheinlich war ihm das vorher gar nicht klar, was für einen Eindruck das machen muss - das muss gleich gerade gebogen werden. So gut Kaiba dass eben kann. Das nächst ist übrigens auch schon oben, sogar schon eine Weile. Leider hatte ich schwierigkeiten mit dem Upload, aber Kapi 5 sollte da sein. Ich komm hier mit der Seite noch nicht so zurecht...
Von:  Vipera0502
2014-01-10T09:34:03+00:00 10.01.2014 10:34
Jetzt seh ich erst das du das Kapitel bearbeitet hast *_*
Kaiba der Einkäufe aus purer Nettigkeit hoch trägt?! An Teas stelle hätte ich dies schon für einen heimtückischen Versuch gehalten sie zu töten, das war wirklich sehr auffällig.
Antwort von:  Dornentanz
11.01.2014 18:22
Ja, ich hatte Schwierigkeiten mit dem Upload, und habe merkwürdigerweise auf einmal eines doppelt gehabt. Kapitel 5 sollte auch schon da sien, bin aber nicht sicher, ob das angezeigt wird? Technik, der natürliche Todfeind... Warum sollte Kaiba Tea töten - ist doch klar, dass es nur ein heimtückischer Versuch ist, sich mit dem Pharao zu tref... äh, duellieren. ;)


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