Ein guter Freund
Scorpius wusste auf tausend Arten zu lächeln und Selena kannte sie alle. Sie liebte jedes Einzelne und sie liebte Scorpius. Er war das, was man einen loyalen Freund nannte, und für sie hatte es nie mehr im Leben gebraucht.
Doch bei ihm war dies anders. Selena war seine liebste und teuerste Freundin, doch da gab es jemanden, der war so viel mehr.
Nach langem Hin und Her hatten Scorpius Malfoy und Rose Weasley es irgendwie hinbekommen zueinander zu finden. Ein ungewöhnliches Paar, auf den ersten Blick, aber auf den Zweiten, Eines, das Beständigkeit versprach.
Eine wirklich gute Freundin, würde sich freuen, dachte Selena, während sie ihren besten Freund beobachtete und er so glücklich schien wie noch nie in seinem Leben zuvor. Den meisten fiel es vermutlich nicht einmal auf, doch sie sah, wie er vor Energie strotzte.
Eine gute Freundin sollte sich freuen, doch sie bekam es einfach nicht hin – was nicht einmal daran lag, dass sie für Rose nichts übrig hatte. Nein, es war dieses unangenehme Gefühl schuld, das sich eingestellt hatte, seitdem die Beiden begonnen hatten, sich füreinander zu interessieren.
Sie wusste, dass Scorpius sich Mühe gab, ihr weiterhin ein Freund zu bleiben und es gelang ihm ekelhaft gut. So fand Selena jedoch keinen guten Grund, um auf ihn wütend zu sein, was sie liebend gerne gewesen wäre.
Zum Abschlussball ging Selena allein, obwohl sie viele Einladungen bekam, mit denen sie gar nicht gerechnet hatte. Den ganzen Abend bemühte sie sich verkrampft, keinen Blick zu Rose und Scorpius zu werfen.
Natürlich hatte er sie gefragt. Es war Selena von Anfang an klar gewesen. Trotzdem hatte sie keinen anderen Begleiter gewollt. Trübsinnig ruhten ihre Augen auf dem Glas Kristallwein, das sie in ihrer grau behandschuhten Hand hielt. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich fehl am Platz.