Zum Inhalt der Seite

Corruptio optimi pessima

Die Entartung des Besten führt zum Schlimmsten
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

rettend

Noch immer überfordert, blickte er der Schwarzhaarigen hinterher, die gerade um die Flurecke bog und somit aus seinem Sichtfeld verschwand.

Super… und nun?

Er sah hinunter auf den gebrochenen Jungen, der da heulend vor ihm saß und sich an ihn klammerte.

Wenn der so weiter macht, schmiert er sein ganzen Liedschatten an meinem Shirt ab, meldete sich eine böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf.

Tom schüttelte diesen Gedanken ab und packte den Anderen an den Schultern um ihn von sich zu lösen.

Eine Aktion die sich als schwieriger herausstellte als gedacht.

Denn Bill wehrte sich gegen seinen Griff und drückte sich an ihn, so als hätte er Angst, sobald er sich von ihm löste, würde Tom wegrennen.

»Nun lass mich schon los. Ich werde mich nicht in Luft auflösen.«

Er löste die Finger des Schwarzhaarigen aus seinem T – Shirt und trat dann einen Schritt zurück.

Der Blick, den er dafür bekam, ging ihn durch Mark und Bein.

In diesen Augen stand pure Verzweiflung und Angst.

Diese dunklen Augen schrien ihm quasi entgegen, dass er nicht gehen durfte… das er bleiben musste… bei ihm bleiben und ihn festhalten musste.

Tom schluckte.

Sämtliche Beschützerinstinkte, die jeder große Bruder nun einmal hatte, meldeten sich in ihm.

Er wollte diesen Jungen schützen. Vor allem die ihm wehtaten.

Warum musste dieser Fremde seine Gefühle so dermaßen verwirren?

»Na los, steh auf. Du musst aus den nassen Klamotten raus und dein Make – up solltest du auch ausbessern. Das ist schon total zerlaufen.«

Augenblicklich senkte Bill seinen Blick wieder.

Was denn nun, war ihm das jetzt peinlich?

Ohne lange zu überlegen, nahm er die Hand des Anderen und zog ihn mit sich mit.

»Hast du Sportsachen oder so hier?«

Ein Kopfschütteln.

»Hm… das heißt du kannst dich nicht hier umziehen?«

Wider ein Kopfschütteln.

»Hast du jemanden der dich abholen kann?«

Ein Nicken.

Tom stöhnte innerlich auf.

Ihm war so als hätte er auch genauso gut mit einem Pullover reden können. Er mochte es einfach nicht, wenn er sich hier allein unterhielt. Aber das konnte er ja schlecht sagen.

Er versuchte sich nichts von seiner inneren Ungeduld anmerken zu lassen.

»Dann geh dich mal frisch machen.« sagte er stattdessen laut und deutete auf die Jungentoilette.

Der Schwarzhaarige zögerte und blickte zwischen der Tür und ihren verschränkten Fingern hin und her.

Der Blonde brauchte eine Weile um zu schalten.

»Ich warte hier auf dich.« versprach er und lächelte schief, als ihm der Andere einen skeptischen Blick schenkte. »Wirklich. Ich bleibe hier, also geh schon.«

Und tatsächlich löste sich Bill wiederwillig von ihm und verschwand durch die Tür.

Sie hatten noch ein paar Minuten Pause, hoffentlich beeilte er sich.

Tom schlenderte derweil auf die Fensterbank zu und nahm darauf Platz. Es war ihm einfach zu dumm mitten im Gang zu stehen und auf einen Jungen zu warten, der sein Make – up aufbesserte.

Eigentlich war die Tatsache und was er hier grade tat lächerlich.

Doch wenn er an Bills traurige Augen und an seine zerschnittenen Arme dachte, konnte er nicht lachen.

Ob er jetzt wirklich einen Zugang zu ihm gefunden hatte?

Oder war es wieder nur Dankbarkeit gewesen?

Würde er ihn morgen wieder wie Luft behandeln?

Irgendwas in ihm hoffte, dass es dieses Mal etwas anderes war.

Auch wenn er sich nicht erklären konnte warum das so war, wünschte er sich, dass Bill ihm nun ein wenig vertraute und mit ihm normal umging. So wie mit Jenny.

War das so absurd?

Er war doch nur neugierig.

Der Dreadhead wurde aus seinen Gedanken gerissen, als auf den Flur ein lautstarker Tumult ausbrach.

Er blickte auf und sah Bill, der umringt von ein paar anderen Jungs, aus der Toilette stolperte.

»Hey, warum hast du es denn so eilig? Hast du dich nicht extra schön gemacht für uns?« lachte ein Schrank von einem Kerl und wollte nach dem Gürtel des Schwarzhaarigen greifen.

Panisch schlug Bill die Hand weg und wich an die Wand zurück.

In seinen Augen stand nackte Angst.

»Zier dich nicht so, du Hurensohn.«

Tom klappte der Mund auf.

Verstand er die Anspielung gerade richtig?

Wollten sie…?

Für einen Moment trafen Bills Augen auf seine, doch dann wand der Schwarzhaarige das Gesicht ab und schlang schützend die Arme um sich. So als würde er keine Hilfe erwarten.

Als wäre er es gewöhnt im Stich gelassen zu werden.

Der Blonde biss die Backenzähne zusammen und spürte wieder sämtliche Instinkte in sich aufflammen.

Er konnte ihn jetzt schlecht sich selbst überlassen… auch wenn er nicht glaubte, dass die Anderen das wirklich tun würden.

Ohne weiter über die Konsequenzen nachzudenken ging er zu der Gruppe, die immer noch irgendwelche Sprüche abließen, die er gar nicht mehr bewusst registrierte, und schubste den augenscheinlichen Anführer beiseite. Dann, ohne die Anderen zu beachten streckte er Bill seine Hand hin und lächelte.

»Da bist du ja endlich. Komm, du solltest endlich nach Hause fahren.«

Der Schwarzhaarige sah ihn fassungslos an, doch es dauerte nur Sekunden ehe er die dargebotene Hand ergriff und sich mitziehen ließ.

»Hey! Was soll das, du Großstadtfreak? Willst du ei - «

Tom wand sich im Gehen um. »Mach die Fresse zu, du Sitzpinkler.«

Damit zog er den Anderen weiter, ohne auf eine Reaktion zu warten. Er hatte zwar schon immer gerne eine große Fresse, aber mit drei solchen Schränken wollte er sich zum Freitag nur ungern anlegen.

Er war sich bewusst, dass er den Überraschungsmoment seines Auftauchens super ausgespielt hatte… und eigentlich wollte er gar nicht rausfinden wie die Holzköpfe da reagiert hätten.

Er zog Bill um zwei weitere Ecken, ehe er ihn wieder losließ und sich zu ihm umwand.

»Hast du schon wo angerufen? Langsam solltest du echt aus den Klamotten raus.«

Der Angesprochene nickte.

»Gut. Ich warte mit dir hier… dich kann man ja keine Minute alleine lassen.« meinte er sanft spottend.

Und tatsächlich huschte ein scheues Lächeln über die blassen Lippen.

Tom rauschte ein Schauer den Rücken runter.

Okay, das war mehr als merkwürdig.

Was machte dieser Junge nur mit ihm?

Sie warteten schweigend nebeneinander. Bill stand ganz dicht bei ihm. Ihre Schultern berührten sich.

Tom wehrte sich nicht gegen die Nähe.

Wenn es den Anderen beruhigte sollte es ebenso sein.

Irgendwann vibrierte Bills Handy und er klappte das Display auf um es Tom kurze Zeit später unter die Nase zu halten.

Stehe vor der Schule, bis gleich. , stand da.

»Okay. Wir sehen uns dann am Montag, ne?«

Ein Nicken.

Bill umarmte ihn noch einmal flüchtig, ehe er verschwand.

Der Blonde beobachtete ihn noch durchs Fenster, wie er zügig über den Schulhof ging und in ein Auto einstieg, dann ging er ins Klassenzimmer.
 

Man brauchte nicht erwähnen, dass der geplante Wochenendausflug der reinste Horror für Tom wurde.

Nicht nur das er Natur generell nicht ausstehen konnte und nun mitten in Dieser schlafen musste, nein, auch seine Vermutung hatte sich bestätigt.

Es war als wäre die ganze Atmosphäre zum Zerschneiden dick.

Alles was sie redeten war banales Geplänkel… er hatte es gewusst. So würden sie nicht wieder zueinander finden. Es würde ihn wundern, wenn sie es überhaupt jemals wieder schafften.

So kam es, dass er sich größtenteils mit Sam beschäftigte.

Der Hund genoss die Aufmerksamkeit sichtlich und spielte so ausgelassen wie schon lange nicht mehr.

Für einen zumindest hatte sich der Ausflug hierher in die Einöde wenigstens gelohnt.

Sein Glück im Unglück war wohl, dass sie am Samstagnachmittag bereits alle ihre Zelte abbrechen mussten und nachhause zurückfuhren, da es wieder anfing unaufhörlich zu regnen.

Damit war auch der Rest der Stimmung versaut.

Schweigend fuhren sie zurück nach Loitsche und Tom fragte sich, was Tobi wohl denken würde wenn er sie so sehen würde.

Allein dieser Gedanke schnürte ihm das Herz zusammen.

Als sie wieder zurück im Haus waren, half er Gordon die Taschen auszupacken und später bereitete er mit seiner Mutter das Abendessen zu.

Danach ging er mit Sam hinaus um seine abendliche Runde zu drehen.

Es regnete noch immer. Und das war gut so… denn so musste er sich nicht eingestehen das er eventuell ein wenig heulte. Wieder einmal.

Er verlängerte die Runde von einer halben Stunde auf eine Ganze.

Doch auch als diese vorbei war, konnte er sich nicht dazu durchringen wieder zurückzugehen.

Die Stille im Haus machte ihn wahnsinnig und die Gesichter seiner Eltern machten ihn wütend…

Wieso konnten sie nicht einfach darüber reden?

Und weiterleben…

Warum mussten sie in der Trauer um ihren Jüngsten den ältesten Sohn vergessen?

Irgendwann würden sie ihn wahrscheinlich gar nicht mehr wahrnehmen. Wie lange es wohl noch dauern würde bis er Luft für sie war?

Tom setzte sich auf eine abgelegen Parkbank und streckte sein Gesicht dem Himmel entgegen.

Er würde sich wahrscheinlich völlig durchnässt sein, krank werden und stunden brauchen ehe er seine Dreadlocks wieder halbwegs trocken hatte.

Aber das war im Moment alles egal.

Sam blieb an seiner Seite und das obwohl er nicht einmal eine Leine trug.

Er kroch unter die Parkbank und wartete.

Tom saß weiter im Regen…

Er konnte gar nicht mehr genau sagen wie lange. Er starrte einfach nur gerade aus. Da der Park nicht besonders groß war, konnte er von seinem Platz aus die Straße erkennen.

Wenn auch schon in der Woche wenig Autos dort entlangfuhren... jetzt, am Wochenende, war fast gar keins hier unterwegs.

Irgendwann hörte der Regen über ihm plötzlich auf, obwohl er die Tropfen vor sich deutlich sehen konnte.

Als er nach oben schaute, sah er einen weißen Regenschirm mit schwarzen Punkten. Gehalten wurde dieser von Bill, der ihn aus seinen geschminkten Augen aufmerksam musterte.

»Hey…« sagte Tom rau und lächelte schwach. »Was machst du bei so einem Wetter denn draußen?«

Der Andere zuckte die Schultern und deutete dann auf ihn.

Der Blonde brauchte eine Weile um zu begreifen was er da sagen wollte.

»Ich bin mit meinem Hund spazieren.« erklärte er und deutete unter sich, dort wo Sam zusammengerollt zwischen der Bank und seinen Beinen lag.

Bill nickte und lächelte ihn dann an.

Etwas was bei Tom ein elektrisierendes Kribbeln auslöste. Er streckte seine Hand aus.

Tom ergriff diese ohne darüber nachzudenken und ließ sich hochziehen.

Auch der Hund rappelte sich nun auf und trottete den Beiden hinterher, als sie sich in Bewegung setzten und gemeinsam unter einem Schirm aus dem Park schlenderten.

Sie gingen schweigend nebeneinander her.

Was hätte er auch groß erzählen sollen?

Aber alleine Bills Anwesenheit reichte aus damit es ihm besser ging. Verstehe das wer will, Tom tat es nicht… es war ihm absolut schleierhaft was dieser Junge mit ihm machte.

Als sie vor einem hellvioletten Haus angekommen waren, blieb Bill stehen und zeigte zuerst auf das Haus und dann auf sich.

Tom verstand.

»Okay. Schönen Abend noch. Wir sehen uns übermorgen.«

Der Schwarzhaarige nickte und schenkte ihm noch so ein schönes Lächeln, dann verschwand er im Haus.

Während Tom nach Hause ging, spuckte ihm nur ein Gedanke durch den Kopf.

Bill musste unbedingt mehr lächeln.
 

Zuhause angekommen, steckte er sich und Sam erst einmal unter die Dusche und seine Klamotten in die Waschmaschine. Wie vermutete verbrachte er eine gefühlte Stunde damit seine Haare ordentlich zu trockenen…

Doch das alles war halb so schlimm.

Er fühlte sich gleich etwas besser, musste aber bald feststellen, dass er da der einzige war.

»Wo warst du?«

Ertappt wandte er sich um.

Seine Mutter stand im Türrahmen seines Zimmers. Sie trug bereits ihr Nachthemd und sah ihn mit geröteten Augen an.

Die Uhr, die unmittelbar über der Tür hing, verriet ihm das es bereits um elf war.

»Mit Sam Gassi.«

»Zwei Stunden lang?«

»Ja, tut mir Leid, ich hab nicht auf die Zeit geachtet…«

Als ob sie es bemerkt hätte das er weg gewesen war. Wahrscheinlich hatte sie ihn erst gehört, als er wiedergekommen war.

»Ich hab mir Sorgen gemacht! Wozu hast du so ein dummes Handy, wenn du es nicht benutzt und abnimmst wenn ich dich anrufe!«

Hatte sie das?

Er hatte es gar nicht gehört…

»Mom…«

»Ich hab schon einen Sohn verloren…-«

»Mom, es tut mir Leid! Es ist alles in Ordnung. Ich bin doch wieder hier.«

»Aber wenn dir was passiert wäre…«

Er sah die Tränen in ihren Augen und hasste sich im Moment für sein egoistisches Handeln.

»Mir ist aber nichts passiert, Mommy. Es ist doch alles okay.« sagte er sanft und nahm sie in die Arme.

Er wusste sehr gut, dass der Spitzname sie immer etwas runter brachte.

»Tschuldigung… ich weiß das ich übertreibe… es ist nur - « nuschelte sie an seine Halsbeuge.

»Ich weiß schon…« unterbrach die Tom.

Ein paar Augenblicke standen sie so da und sagten nichts, dann löste sich seine Mutter von ihm und lächelte ihn verschwommen an.

»Möchtest du was essen? Ich hab dir Abendbrot aufgehoben.«

»Klar, gerne.«
 

Als er am Montag in die Schule kam, wurde er bereits auf dem Pausenhof von Jenny und Bill erwartet. Er hob eine Augenbraue.

»Seit wann wartet ihr auf mich?« fragte er als er bei ihnen ankam.

Im Nächsten Moment hatte er einen stürmischen Schwarzhaarigen um seinen Hals hängen.

Verblüfft schloss er die Arme um den zierlichen Körper und sah Jenny fragend an.

Diese lachte.

»Jetzt weißt du es. Er hat auf die warten wollen und… ich hab ihn noch nie so aufgeregt gesehen…« schüttelte sie schmunzelnd den Kopf.

»Okaaay.«

Bill löste sich von ihm und lächelte ihn schüchtern an.

Anscheinend fragte er sich gerade ob er etwas falsch gemacht hatte.

Oh man…

»Ich wünsche dir auch einen schönen guten Morgen…« grinste Tom zurück. »Wollen wir mal reingehen, sonst kommen wir noch zu spät.«

»Hey! Wir können nichts dafür, wenn du auf den letzten Pfiff kommst!« schaltete sich Jenny wieder ein.

»Ja, ja… Laber Rhabarber…«

Die drei gingen zusammen hinein, erst vor ihren Klassenraum hielt Jenny ihn zurück.

»Gehst du schon mal vor, Bill? Ich möchte noch kurz was mit Tom besprechen…«

Der Angesprochene nickte und verschwand um die nächste Ecke.

Der Blonde sah seine Freundin fragend an und wurde umso verwirrter, als er den ernsten Blick von ihr auffing.

»Ich warne dich Tom, wenn du ihn verletzt muss ich dir leider den Hals brechen.«

»Ihn verletzen?« wiederholte er perplex. »Moment mal, spul noch mal zurück… kannst du mir erst mal erklären warum du mir grade drohst, ey?«

War er hier irgendwie im falschen Film?

»Bill will dir vertrauen, raffst du das nicht?«

»Aha,… und?«

»Du hast das erreicht was du die ganze Zeit wolltest. Er beginnt dir zu vertrauen und hat seine Schutzschilde dir gegenüber fallen lassen.« sagte sie mit blitzenden Augen. »Überleg dir gut ob du mit ihm umgehen kannst… noch kannst du zurück. Wenn er dir erst einmal richtig vertraut, würde es ihn umbringen wenn du ihn zurückstößt. Verstehst du das?«

Tom nickte und versuchte die Informationen zu fassen.

»Denk darüber nach. Aber meine Warnung gilt.«

Damit verschwand die Schwarzhaarige auch und ließ einen völlig erstarrten Tom zurück.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  G-Saite
2018-06-28T08:20:00+00:00 28.06.2018 10:20
„Laber Rhabarber“
Bei den Auswüchsen der Jugendsprache muss ich regelmäßig lachen. xD
Von:  Billy_johnson
2013-07-25T20:31:43+00:00 25.07.2013 22:31
Ahhhhhhhhh Q _ Q
Er vertraut ihm !
Und ich hoffe Tom wird ihn niche verletzen.
>___< meeeeehr ;-;
Antwort von:  Noveen
26.07.2013 08:24
lol...- ja, er fängt an ihm zu vertrauen. Und wir alle hoffen ja, das Tom das jetzt rafft. Und mehr ist in Arbeit.^^"


Zurück