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Die wahre Liebe

von

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Kapitel 2

Am Tag des Sozialkundeunterrichts war bereits alles in der Aula hergerichtet worden, als die Schüler eintrafen. Die Tische standen in der Halle verteilt, und auf jedem der Tische stand in der Mitte die Tischnummer gut sichtbar darauf. Vor den Sitzplätzen lag auch jeweils das Aufgabenblatt mit einem Kugelschreiber. Die Schüler mussten sich jetzt nur mehr an ihre Plätze begeben. So begaben sich Kaiba und Jenna an den Tisch mit der Nummer 4 und setzten sich auf die Stühle gegenüber.
 

„Guten Morgen, Kätzchen.“ begrüßte Kaiba Jenna, da es die erste Stunde des Tages war.
 

„Guten Morgen, Katerchen.“ erwiderte Jenna.
 

Glücksgefühle machten sich in beiden breit, ohne das Wissen des anderen. Sie beäugten erst einmal das Aufgabenblatt. Darauf standen zehn sehr private Fragen. Man konnte meinen, dass alle Schüler entsetzt dreinschauten, da klatschte der Lehrer in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Schülerschaft auf sich zu ziehen.
 

„Liebe Schüler. Aus Ihrem Gesichtsausdruck vernehme ich, dass Sie bereits die Fragen durchgelesen haben. Nun zu meiner Idee. … Jeder wird ein Referat halten und sein Gegenüber präsentieren.“
 

Alle Schüler waren nahezu geschockt. Kaiba und Jenna sahen sich gegenseitig an. Da entwich Jenna ein Grinsen. Sie würde also einiges über ihre heimliche Liebe erfahren. Nur musste sie das Erfahrene auch präsentieren.
 

Ähnlich ging es Kaiba. Als dieser Jenna´s Grinsen bemerkte, grinste er hinterhältig zurück, was Jenna irgendwie gar nicht gefiel. Sie schätzte Kaiba so ein, dass sie mit Stichelattacken rechnen sollte, nachdem er die Informationen von ihr erhalten hatte. Sie begann, sich über ihre Situation Gedanken zu machen, ob es wirklich klug ist, mit ihm an einem Tisch zu sitzen. Aber er war nun mal ihre große Liebe, darum wollte sie ihn auch nicht anlügen. Sie hatte sich also entschieden.
 

„Ihr habt jetzt eine halbe Stunde Zeit, euer Gegenüber auszufragen. Danach kehren wir in die Klasse zurück und ihr präsentiert euren Partner.“
 

Partner. Wie das klang. Jenna entkam ein Seufzer.
 

Dann konnte es ja losgehen.
 

Die Schüler nahmen die Kugelschreiber in die Hand und begannen ihren Sitzpartner auszufragen. Jenna und Kaiba hingegen starrten sich nur an.
 

Nach einer Weile anstarren, fragte Jenna dann:
 

„Soll ich anfangen, Katerchen?“
 

Der zuckte nur mit den Schultern, was Jenna als ‚ja‘ deutete. Die erste Frage wollte über die Eltern Bescheid wissen. Da Jenna wusste, dass seine Eltern nicht mehr lebten, musste sie die Frage also so umformulieren, dass sie ihm nicht zu nahetrat, oder ihn gar verletzte.
 

„Kannst du dich noch an deine Eltern erinnern?“ fragte sie daher vorsichtig.
 

Er hatte bereits geahnt, dass so eine Frage kommen würde, standen doch auf jedem Aufgabenblatt dieselben Fragen. Kaiba hob die Hand, spreizte seine Finger und schwankte die Hand schräg auf und ab, was so viel hieß wie ‚solala‘.
 

„An was erinnerst du dich? Erzähl mir ein paar Charaktereigenschaften und etwas vom Aussehen.“
 

Sein Blick wanderte an die Decke und er begann zu sprechen:
 

„Meine Mutter hatte schwarze Haare und blaue Augen und mein Vater braune Haare und ebenfalls blaue Augen. …“, und Jenna begann alles zu notieren, während sie für sich dachte, ob sie überhaupt zu Kaiba passte, da sie braune Haare und braungraue Augen besaß, „… Mein Vater war ein anständiger Mann, der meine Mutter über alles geliebt hatte. Er und meine Mutter waren sehr liebevolle Eltern. Mehr weiß ich nicht mehr.“ beendete Kaiba seine Erzählung.
 

Als Kaiba seinen Blick wieder senkte, bemerkte er Jenna´s leichtes Lächeln auf den Lippen, das seinen Eltern galt.
 

„Verrätst du mir, wie deine Eltern ums Leben kamen?“ fragte sie abermals vorsichtig, aber doch sehr neugierig.
 

Das Aufgabenblatt verlangte zwar nicht nach dieser Antwort, Jenna jedoch interessierte das sehr. Sie wollte so viel wie möglich von ihrer großen und heimlichen Liebe erfahren. Er hob eine seiner feingeschwungenen Augenbrauen, da er durchaus wusste, dass diese Frage nicht verlangt wurde, und außerdem, er jetzt mit fragen dran wäre. Andererseits fand er es interessant, dass Jenna dies zu interessieren schien.
 

„Meine Mutter starb nach der Geburt meines Bruders und mein Vater starb durch einen Autounfall.“ überwand er sich dann, weil er wollte, dass sie es wusste, falls er doch mit ihr irgendwann zusammenkommen sollte.
 

Dann ging er gleich über, zu seiner ersten Frage:
 

„Und wie sieht´s mit deinen Eltern aus?“
 

Es legte sich ein verschmitztes Lächeln auf Jenna´s Lippen. Dann erzählte sie:
 

„Mein Vater hat braune Haare und braune Augen. Meine Mutter hingegen braune Haare und graue Augen. Mein Vater ist zurückhaltend und ein regelrechter Muffel, wenn´s darum geht, irgendwohin zu fahren, und meine Mutter erträgt ihn, wegen meinem Bruder und mir, und sie ist eher unternehmungslustig, was mein Vater verhindert. … Sie stehen vor der Scheidung.“
 

Kaiba´s Augen weiten sich leicht, weil er keine Ahnung davon hatte, und notiert das Wichtigste aus dieser Information, die Jenna ihm gegeben hatte.
 

Nächste Frage: ‚Geschwister‘.
 

„Katerchen, was soll ich über Mokuba notieren?“ fragte Jenna direkt heraus.
 

„Schreib einfach, dass er schwarze Haare und blaue Augen hat, 14 Jahre alt ist, und dass er ein kleiner ausgefuchster Wirbelwind ist.“ erklärte ihr Kaiba.
 

„Ausgefuchst?“ fragte Jenna nach.
 

„Er hat´s faustdick hinter den Ohren.“
 

„Ok. Er überlistet gern seinen großen Bruder.“ sprach Jenna vor sich her, während sie das notierte.
 

„Kätzchen, das war nicht das, was ich sagte.“
 

„Aber, das hab´ ich verstanden.“ grinste sie ihn an.
 

Und Recht hatte sie, das musste Kaiba sich eingestehen, darum konnte er ihr auch nichts weiter erwidern.
 

„Du erwähntest vorhin ebenfalls einen Bruder.“
 

Sie nickte zur bestätigend und fügte an:
 

„Andrew, 15 Jahre alt, 1 ½ Jahre jünger als ich, dunkelblonde Haare und blaue Augen, schüchtern, Stubenhocker, Computerfreak. Mehr weiß ich nicht über ihn zu sagen.“
 

Er schrieb die Stichworte auf und sie las die nächste Frage.
 

Danach stellte sie vorsichtig ihre Frage:
 

„Weißt du irgendwas von deinen Verwandten?“
 

Er überlegte eine Weile, musste aber dann seinen Kopf schütteln. Er konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, meinte daher:
 

„Das Einzige, das ich weiß, ist, dass sie uns im Stich gelassen haben, nachdem unsere Eltern gestorben waren. Sie haben sich unsere Erbschaft unter den Nagel gerissen und uns ins Waisenhaus gesteckt.“
 

Diese Information fand Jenna überaus traurig. Sie konnte nicht verstehen, dass er ihr das, so gefühlskalt erzählen konnte. Anscheinend interessierte es ihn einfach nicht mehr. Es war ohnehin schon zu lange her.
 

Somit fragte Kaiba gleich weiter:
 

„Und wie viele Verwandte hast du?“
 

Jenna wirkte für einen Moment etwas überfragt, da sie noch am Notieren war. Sie überlegte, wie sie am besten ihre Verwandtschaft aufzählte, dann begann sie:
 

„Also, … mein Vater hat einen Bruder und zwei Schwestern, die sind alle verheiratet. … Meine Mutter hat zwei Schwestern und zwei Brüder. Davon ist nur eine Schwester verheiratet. Zur anderen Schwester durften wir als Kinder nie Kontakt haben. … Den Vater meiner Mutter haben wir auch nie zu sehen bekommen, bevor er starb. Beide waren angeblich nicht ganz dicht und bösartig veranlagt. … Wir haben hauptsächlich nur Kontakt mit der Verwandtschaft väterlicherseits. Wir fahren auch hin und wieder zu meinen Großeltern väterlicherseits. Meine Großmutter mütterlicherseits wohnt zufälligerweise im selben Haus, seit ein paar Jahren. Manchmal gehen wir dann auch sie kurz besuchen, bei der die verbotene Schwester wohnt. Die sperrt sich dann immer in ihrem Zimmer ein, wenn wir vorbeikommen. Vielleicht schämt sie sich, was aus ihr geworden ist. Keine Ahnung. … Wenn wir bei meinen Großeltern väterlicherseits zu Besuch sind, besuchen wir auch ganz selten die Mutter meiner Großmutter. Ihr Vater ist schon gestorben. Ich will gar nicht wissen, wie alt die schon ist, obwohl meine Großmutter eigentlich noch recht jung ist, dafür, dass sie schon Großmutter ist. … Dann hab´ ich noch …“, Jenna begann mit den Fingern abzuzählen, „… vier Cousinen und …“, wieder zählte Jenna mit ihren Fingern ab, „… vier Cousins, die ich kenne. Weitere sind mir nicht geläufig. … Das waren eigentlich alle, die mir so auf Anhieb eingefallen sind.“
 

Kaiba staunte nicht schlecht und nickte respektvoll.
 

Als Jenna die nächste Frage durchlas, entkam ihr:
 

„Wow, ein großer Sprung. … Ähm, …“
 

Sie begann zu stutzen. Kaiba hatte eine Firma. Hatte er da überhaupt Zeit für Hobbys? Das wollte nämlich die kommende Frage wissen. Sie zuckte mit den Schultern und fragte ihn einfach:
 

„Hast du neben der Firma Zeit für Hobbys? Wenn ja, welche?“
 

Er hob eine Augenbraue, auf Grund der Fragenstellung. Dann antwortete er:
 

„Lesen und Besuche in meinem Fitnessraum, außer Duell-Monsters.“
 

Ruckartig hob sie ihren Kopf an, als sie gerade schreiben wollte, und stammelte:
 

„Du hast … einen eigenen Fitnessraum?“
 

Mit stechendem durchbohrendem Blick nickte er, während er „Mhm.“ verlauten ließ.
 

Jenna konnte kaum ihre Neugierde zügeln, darum konzentrierte sie sich auf das notieren. Er wiederrum hatte das Funkeln in ihren Augen sehr wohl bemerkt und fand es belustigend, wie viel Neugierde in einem Menschen stecken konnte. So wusste er, dass Jenna auf jeden Fall Interesse an ihm zeigte.
 

„Und was für Hobbys besitzt du, Kätzchen?“ stellte er nun die Frage an sie gerichtet.
 

„Viel zu viele.“, erwähnte sie vorweg, „Also, da wäre Puzzeln, Malen nach Zahlen, - Malen so, habe ich auch schon versucht, aber mir fehlt einfach die Geduld dafür. - Sticken nach Bildern, Computerspiele, Videospiele, Schwimmen, Radfahren, Comics lesen, Singen … Mehr fällt mir grad nicht ein.“
 

Das letzte Hobby hatte sie ziemlich leise gesagt, weil sie sich dafür schämte, gerne zu singen. Kaiba hatte es dennoch verstanden.
 

„Beachtlich.“ meinte Kaiba dazu nur, während er in Gedanken bereits Jenna mit Mokuba alles machen sah.
 

Jenna war für Kaiba mehr als perfekt als Freundin. Jetzt kam es nur darauf an, ob sie auch Gefühle für ihn hegte.
 

Da stellte Jenna auch schon die nächste Frage:
 

„Nimmst du dir Freizeit, um mit Mokuba etwas zu unternehmen? Wenn ja, was?“
 

„Natürlich nehme ich mir Freizeit für Mokuba.“ warf Kaiba ihr vor, ihm zu unterstellen, er würde nichts mit Mokuba unternehmen.
 

„Wir besuchen hin und wieder Kaibaland und machen öfters Ausflüge ins Freie, oder fahren ans Meer.“ erklärte er ihr.
 

Die Aufzählung entlockte Jenna ein abenteuerlustiges Funkeln in den Augen und ein kleines Lächeln. Denn ihr wurde immer mehr bewusst, dass er einfach perfekt für sie war. Sie liebte es, Ausflüge zu machen, aber leider hatte sie einen Vater, der nie Lust zu so etwas hatte, dass sie mit der Familie mal etwas unternehmen konnten. Der letzte Ausflug lag locker schon mehrere Jahre zurück.
 

„Und wie sieht´s bei dir aus?“
 

Ihr Blick wurde wieder trüb, als sie antwortete:
 

„Hin und wieder fahren wir unsere Verwandten besuchen. Aber in letzter Zeit nicht einmal mehr das. … Meistens setze ich mich zu meinem Bruder und sehe ihm beim Videospielen zu oder spiele mit ihm gemeinsam. Manchmal treffe ich mich auch mit Freunden.“
 

Kaiba runzelte die Stirn und kam zu dem Schluss, dass Jenna nicht glücklich war mit ihrer Familie. Dass ihr einfach etwas fehlte. Oder jemand wie er? Er überlegte schon, ob er sie fragen sollte, ob sie nicht Lust hätte, bei einem ihrer Ausflüge mitzukommen, aber dann wurde ihm wieder klar, dass sie sich ja eigentlich nicht vertrugen und senkte belämmert den Kopf.
 

Dann ging sie einfach weiter zur nächsten Frage:
 

„Was für Musik hörst du gerne?“
 

Kaiba blickte wieder auf und überlegte, bis er antwortete:
 

„Klassik, Techno, Pop, Rock, Hip Hop, Soul, Reggae, Blues, …“
 

Jenna musste lächeln und erwähnte:
 

„Sag gleich, alle Musikrichtungen, die es gibt.“
 

„Außer Rap, Metal und Gothic.“ fügte Kaiba an.
 

Ihr Lächeln wurde breiter und er erwiderte ihr Lächeln. Sie murmelte dazu:
 

„Ich mag Gothic. Einige Songs sind nicht schlecht. Aber alle muss ich auch nicht haben. Ansonsten mag ich auch alle Musikrichtungen, außer Rap und Metal. Am liebsten mag ich allerdings Musical-Musik.“
 

„Wie sieht´s mit Ballett oder Opern aus?“ wurde Kaiba neugierig.
 

„Wär´ ich auch nicht ganz abgeneigt.“ antwortete Jenna, zur Zufriedenheit Kaiba´s.
 

Beide notierten nun eifrig die dazu gewonnenen Informationen.
 

Als beide fertig waren, wartete Kaiba nun auf die nächste Frage Jenna´s. Nachdem sie fertig war mit Schreiben, hob sie ihren Kopf und blickte ihm direkt in die Augen. Ob er die dazugewonnenen Informationen gegen sie verwenden würde, fragte sie sich. Gut möglich, aber es konnte auch sein, dass er sie vertraulich behandelte. Somit stellte Jenna nun die nächste Frage an Kaiba gerichtet:
 

„Was isst du denn am liebsten und was gar nicht gerne?“
 

Er antwortete, wie aus der Pistole geschossen:
 

„Filet in Foie Grasse Sauce (Entenleber) esse ich gerne und Oden (jap. Eintopf) mag ich gar nicht. Und du, Kätzchen?“
 

Sie lächelte ihn an, während sie noch am Notieren war und erwiderte:
 

„Ich esse am liebsten Pizza, Spaghetti Bolognese, Lasagne und Tiramisu. Gar nicht esse ich Pilze und Champions, sowie Meerestiere.“
 

„Oh?“ entwich Kaiba und räusperte sich, um sein Erstaunen zu kuschieren.
 

Dann notierte er die neuen Informationen.
 

Danach las Jenna die vorletzte private Frage und stellte sie sodann:
 

„Was ist dein Lieblingsgetränk?“
 

Kaiba antwortete:
 

„Schwarzer Kaffee.“
 

Jenna runzelte die Stirn und fragte nach:
 

„Darf ich fragen, wieviel du am Tag so trinkst?“, weil sie sich denken kann, dass er ihn in der Firma trinkt, um wach zu bleiben.
 

Kaiba murmelt, mit vor Augen gehaltener Hand, um seine Scham zu verbergen.
 

Da Jenna ihn nicht verstehen konnte, bat sie ihn zu wiederholen:
 

„Bitte? Wie war das?“
 

Mit erhobener lauterer Stimme wiederholte er daher:
 

„10 bis 12 Tassen, ok?“
 

„Das ist aber nicht sehr gesund.“ meint Jenna.
 

„Das weiß ich selbst.“ erwiderte er etwas angenervt, weil Mokuba ihn auch ständig damit anging.
 

„Warum tust du´s dann?“ kam von Jenna die berechtigte Frage, mit einer Spur Besorgnis in der Stimme.
 

Dann fügte sie noch an:
 

„Purer Kaffee ist kein Ersatz für eine Ruhepause oder Schlaf. … Frische Luft und Wasser machen wach. Hilft selbst das nicht, sollte man sich für 20 Minuten schlafen legen. Das hilft Wunder.“
 

Kaiba nahm seine Hand von den Augen und blickte Jenna verwundert an. An so etwas hatte er noch nie gedacht. Vielleicht sollte er es einmal versuchen, nahm er sich vor. Dann fragte er im Gegenzug:
 

„Und was trinkst du gerne?“
 

Sie begann zu grinsen und antwortete:
 

„Eiskaffee, hin und wieder Cola, zum Frühstück Pfefferminz- oder Früchtetee, aber am häufigsten Mineralwasser mit Kohlensäure. Kakao mag ich auch ganz gerne, so wie Bananenmilch oder Eierlikörmilch.“
 

Kaiba stand der Mund offen. Die letzteren Getränke waren Sachen, die normalerweise Kinder gerne tranken. Kaiba schloss wieder seinen Mund, schüttelte seinen Kopf und konnte nur mehr Lächeln. Jenna passte immer besser zu ihm und Mokuba. Er hätte nie zu vermuten gewagt, dass es einen Menschen gab, der so dermaßen perfekt zu ihm passen könnte. Wenn sie ihm jetzt noch erzählte, dass sie sich für ihn opfern würde, hielte er sie für seine wahre Liebe.
 

Beide notierten alles auf dem Aufgabenblatt und Jenna fragte sogleich weiter:
 

„Wann hast du Geburtstag, Katerchen?“
 

„Am 25. Oktober. Und du?“
 

„Am 8. März.“, kurz rechnet sie nach, als sie draufkommt, „Unser Altersunterschied sind dreieinhalb Jahre.“
 

Kaiba nickte dazu nur zustimmend.
 

„Das waren alle privaten Fragen.“ erwähnte Jenna überflüssigerweise.
 

Die letzte Frage wollte nur mehr wissen, wer der Gesprächspartner und wer man selbst war. Beide schrieben die Namen ihres Gegenübers und ihre eigenen Namen auf. Danach blickte Kaiba auf die Uhr und stellte fest:
 

„Die halbe Stunde ist auch gleich um.“
 

Jenna einstweilen, sah sich bereits das Referat halten, wie Kaiba´s Fangirlies ganz verrückt werden würden, weil sie alles Mögliche über ihn erfuhren. Alpträume bildeten sich in ihrem Kopf. Sie wollte ihn doch nicht teilen. Sollte sie der Klasse wirklich alle Informationen preisgeben? Das konnte katastrophal enden. Zumindest für Jenna, wenn es ein anderes Mädchen schaffen sollte, ihm besser zuzusagen, als sie es jetzt im Moment konnte, da sie mit Kaiba bisher immer nur stritt. Sie rang mit sich, Kaiba zu fragen, ob sie die Informationen über ihn der ganzen Klasse preisgeben sollte.
 

Schließlich hatte sie sich dazu entschlossen, und versuchte etwas vertrauter mit ihm zu sprechen:
 

„Seto? Wär´s klug, der ganzen Klasse, alles über dich preiszugeben?“
 

Dieser hob eine Augenbraue, weil sie ihn wieder mit Vornamen angesprochen hatte. Er verstand nicht, worin Jenna ein Problem sah. Es war ihm schlussendlich egal, wieviel sie von ihm wussten, denn sein Herz hatte sich doch bereits entschieden.
 

Dann fiel der Groschen. Jenna wusste das nicht. Jenna wusste nicht, dass er sich bereits in sie verliebt hatte. Hatte Jenna etwa Angst? Angst, es könnte jemand anderes schaffen, sein Herz zu erobern? Aber das bedeutete ja, dass er ihr nicht egal war. Dass sie ihn vielleicht sogar mochte. Oder unter Umständen, vielleicht sogar noch mehr für ihn empfand.
 

Er überlegte, was er ihr antworten sollte. Sollte er sie zappeln lassen, oder ihr sagen, dass sie Märchen über ihn erzählen sollte. Langsam formte sich ein Plan in seinem Köpfchen, darum antwortete er mit einer Gegenfrage:
 

„Ist es denn nicht egal, was oder wieviel die anderen von mir erfahren? Das sind immerhin keine heiklen Informationen.“
 

Jenna murmelte daraufhin nur:
 

„Wenn du meinst.“
 

Unvorhergesehen klatschte der Lehrer plötzlich in die Hände und brüllte, da einige Schüler zu plaudern begonnen hatten und alle recht laut geworden sind, um sie zu übertönen:
 

„Liebe Schüler! Die halbe Stunde ist um. Ich hoffe, ihr konntet alle Antworten herausfinden. Wir machen jetzt zehn Minuten Pause und treffen uns dann im Klassenzimmer wieder. Die nächste Dreiviertelstunde werden wir dann für die Präsentationen nutzen.“
 

Jubelgeschrei bricht aus, unter den Schülern. Wehmütig blicken sich Kaiba und Jenna an. Das war´s dann wohl mit dem Frieden zwischen ihnen. Beide seufzten und blickten sich auf Grund dessen wieder gegenseitig an. Vielleicht mussten sie sich ja doch nicht unbedingt streiten. Sie konnten ja versuchen, sich zu vertragen und normale Gespräche miteinander zu führen. Falls das zwischen ihnen möglich war. Sie hatten sich immerhin schon daran gewöhnt, sich gegenseitig zu ärgern. Aber, man sah doch, dass sie sich auch normal unterhalten konnten, wenn sie nur wollten.
 

Da kam Joey auch schon auf Jenna zu und fragte sie:
 

„Kommst du mit, zu den anderen?“
 

Jenna verspürte nicht wirklich den Wunsch, sich jetzt von diesem Sitzplatz zu entfernen, der Kaiba so nah war. Nur wenige Wochen noch und Kaiba würde endgültig die Schule verlassen. Daher beschloss sie, falls es möglich war, ihm am Tag der Zeugnisvergabe zu gestehen, was sie für ihn empfand. Sie hatte schließlich nichts zu verlieren, außer ihn.
 

Sie warf abermals einen Blick zu ihm - er hatte sich ebenfalls noch nicht durchgerungen aufzustehen, zu sehr genoss er die Nähe von Jenna.
 

„Ich komme nach.“ antwortete sie daher, um noch etwas in seiner Nähe zu sein.
 

Schließlich musste sie auch noch die ganzen Informationen über Kaiba verarbeiten.
 

„In Ordnung. Ich sag´ den anderen Bescheid.“ schloss Joey ab und machte sich auf den Weg zu den anderen.
 

~~~
 

Dort schnappte er sich Tea und teilte ihr mit:
 

„Wie ich vermutet hab´. Sie liebt Kaiba. Sie wollte sich nicht von ihm trennen. Aber, sonst war nichts zwischen den beiden. Sie sitzen immer noch am Tisch und starren sich gegenseitig an.“
 

„Warum begreifen die beiden denn nicht, dass sie sich gegenseitig lieben? Es muss doch eine Möglichkeit geben, sie zu verkuppeln. So schwer kann das doch nicht sein. … Das ist schließlich Kaiba´s letztes Schuljahr. In ein paar Wochen verlässt er die Schule für immer und Jenna wird dann sterbensunglücklich sein.“
 

„Kaiba wahrscheinlich auch. Obwohl ich den reichen Pinkel nicht leiden kann, wünsche ich den beiden, dass sie zusammenkommen. Macht das Sinn?“
 

„Du willst, dass sie glücklich ist. Du bist in sie verliebt, nicht wahr?“
 

Joey schließt die Augen, weil er ertappt worden war. Als er seine Augen wieder öffnete, gestand er:
 

„Ja.“
 

„Mach´ dir nichts draus. Du wirst sehen, du wirst glücklich sein, wenn du siehst, dass sie glücklich ist. … Du findest bestimmt noch die Richtige für dich.“
 

Sie wandte ihren Blick zu Kaiba und sagte zu sich dasselbe. Dass es so am besten war, und dass sie ihnen geholfen hatten, sich näher zu kommen.
 

„Tea? Kann es sein, dass du in Kaiba verliebt bist?“ fiel Joey auf.
 

Ruckartig wandte sie ihren Kopf wieder zu Joey und versuchte die Wahrheit zu vertuschen:
 

„Was? Wie kommst du auf so eine Idee? Kaiba ist doch nicht der Typ, in den man sich verliebt. Man täuscht vor, um an sein Geld zu kommen. …“
 

Joey begann zu grinsen, weil Tea sich um Kopf und Kragen redete.
 

„Schon gut.“, versuchte er sie wieder runter zu bekommen, „Dein Gerede überzeugt mich nur noch mehr davon, dass du in Kaiba verknallt bist.“
 

Tea stieß die Atemluft aus und gestand:
 

„Na, schön. Ja, ok? Ich hab´ mich in ihn verliebt. Bist du jetzt zufrieden?“
 

Joey geriet in Gedanken. Tea war Jenna gar nicht so unähnlich. Das wollte er jetzt aber genau wissen. Er packte sie an den Oberarmen, Tea´s Augen weiteten sich, Joey beugte sich rasch zu ihr und drückte seine Lippen auf ihre. Zur Verwunderung beider, fühlte es sich ganz und gar nicht schlecht an. Joey vertiefte den Kuss und allmählich legten beide ihre Arme um sich. Der Kuss fühlte sich immer besser an. Als ihnen die Luft knapp wurde, lösten sie sich voneinander und rangen nach Sauerstoff.
 

„Joey, … ich weiß gar nicht …“
 

„Ich auch nicht …“ und wieder fielen sie über sich her und küssten sich.
 

Ein Stück weiter entfernt erblickte Yugi, Joey und Tea, wie sie sich küssten, und ihm fiel die Kinnlade runter, während sich sein Blick verdüsterte.
 

„Was ist denn mit dir, Alter?“ fragte Tristan ihn.
 

Angesprochener hob seinen Arm und deutete in die Richtung. Als Tristan sich umdrehte, fiel auch ihm die Kinnlade runter. Er hätte nie vermutet, dass Joey und Tea zusammenfinden könnten, da Yugi eigentlich in Tea verliebt war.
 

~~~
 

An Tischnummer 4 fiel zufällig Kaiba´s Blick ebenfalls dorthin, wo das Geschehen stattfand, und er begann zu fantasieren, wie es wohl wäre, Jenna so zu küssen. Binnen Sekunden sah er sich und Jenna anstelle von Joey und Tea.
 

Jenna bemerkte, den abschweifenden Blick von Kaiba, drehte sich um und erstarrte überrascht. Auch sie hätte nie vermutet, dass ausgerechnet Joey und Tea jemals zusammenkommen würden. Ein Lächeln huschte auf ihre Lippen und sie stellte sich vor, wie es wohl wäre, Kaiba so zu küssen. Auch, Jenna begann sich an die Stelle zu denken, wie sie Kaiba küsste.
 

Nach einer Weile lösten sich Joey und Tea wieder voneinander. Beide wussten, dass sie dringend ein Wörtchen miteinander wechseln sollten, als Tristan ihn daran hinderte, da dieser ihm ordentlich auf den Rücken schlug. Mit einem schelmischen Lächeln meinte er:
 

„Joey, … Mann, … Ich hätte nie gedacht, dass du und Tea …“
 

Sofort färbten sich Tea´s Wangen rot, als sie antwortete:
 

„Das wussten wir bis vor kurzem ebenfalls nicht.“
 

Auch auf Joey´s Wangen lag ein leichter Rotschimmer. Es war ihm noch nie passiert, dass er einfach jemanden küsste, den er eigentlich gar nicht liebte, und den Kuss aber noch einmal wiederholte, weil es sich so gut angefühlt hatte. Als Tea ihn aber dann anblickte und direkt in seine Augen sah, wusste er, warum er so fühlte. Auch Tea begann allmählich zu begreifen.
 

„Tea? Wir müssen reden.“
 

Sie nickte und fügte an:
 

„Ich weiß.“
 

„Treffen wir uns heute um 16 Uhr im Park?“ fragte er sie.
 

Sie antwortete:
 

„Ich werde auf dich warten.“
 

Ein kurzer Kuss folgte auf ihre Lippen und alle vier machten sich auf den Weg in die Klasse, während sie versuchten Yugi zu besänftigen, weil dieser schon um einiges länger in Tea verliebt war.
 

Als die Vier gegangen waren, wandten sich Kaiba und Jenna wieder einander zu und blickten sich an.
 

„Die zehn Minuten Pause sind anscheinend schon um.“ erwähnte Kaiba überflüssigerweise.
 

Jenna nickte nur.
 

„Dann sollten wir in die Klasse aufbrechen. Der Lehrer wird schon warten.“ meinte er anschließend.
 

Er erhob sich aus dem Stuhl und wollte bereits in den Klassenraum aufbrechen, aber etwas hielt ihn auf, sodass er in der Höhe von Jenna stehenblieb.
 

„Kätzchen? Kommst du?“
 

Wieder nickte sie und erhob sich aus dem Stuhl. Sie war zu sehr in Gedanken versunken und agierte eher automatisch auf seine Worte. So gingen sie einfach Richtung Klassenzimmer.
 

Kaiba wusste nicht, was er tun sollte, um sie wieder wach zu rütteln. Er hatte nämlich mitbekommen, wie sehr sie sich nach Zuwendung sehnte. Vielleicht sollte er ihr häppchenweise davon zukommen lassen. Also versuchte er sie zu provozieren:
 

„Kätzchen? Hat dich das Rumknutschen von Wheeler und Gardner lahmgelegt? Oder willst du selbst geküsst werden? … Das kannst du gerne haben.“
 

Geschockt weiteten sich Jenna´s Augen, während sie ihren Kopf zu ihm drehte. Im nächsten Moment fand sich Jenna mit festgenagelten Griff ihrer Handgelenke, an die nächste Wand gepinnt, wieder. Einen kurzen Augenblick später beugte er sich auch schon zu ihr herab und legte seine Lippen auf ihre. Es fühlte sich einfach nur berauschend für beide an, aber Kaiba wusste, dass noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen war. Er wollte nicht, dass gleich die ganze Schule von seiner Liebe zu Jenna erfuhr.
 

Gerade, als Jenna den Kuss erwidern wollte, löste sich Kaiba wieder von ihr und spottete:
 

„Na? Hat´s dir gefallen, Kätzchen?“
 

Ihre Hoffnung wurde mit einem Schlag zertrümmert. Sie blickte ihn finster an. Jetzt durfte er sich auf etwas gefasst machen.
 

„Du Mistkerl! Was fällt dir ein?“ und sie begann auf ihn einzuschlagen, während er vor ihr flüchtete.
 

Kaiba konnte dabei nur grinsen. Ja, so war SEIN Kätzchen.
 

~~ Fortsetzung ~~



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