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Ich warte auf dich

von

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Vier Zwerge ist genau einer zu viel

„Ári! Sitz jetzt endlich still und iss deine Suppe auf!“, schimpfte Lenja und drückte bereits zum vierten Mal ihren Bruder wieder runter auf seinen Platz.
 

Der Kleine legte am heutigen Tag eine ungeahnte Energie an den Tag mit der kaum jemand im Raum umgehen konnte. Dwalin hatte vor dem Essen noch versucht den Jungen mit einem herzlichen Gerangel in der Stube klein zu kriegen, doch auch das hatte nicht seinen gewünschten Effekt gehabt. Eher das Gegenteil war das Resultat.

Während des gesamten Essens rutschte Ári ständig unruhig auf seinem Stuhl hin und her, spielte mit dem Brot, drehte kleine Kügelchen aus den Scheiben, die er dann entweder Lenja oder seinem Onkel Dwalin an den Kopf oder wahlweise in deren Suppenteller warf. Bei Balin hatte er sich nicht getraut. Im Gegensatz zu den anderen beiden hatte er vor diesem Zwerg noch den meisten Respekt.
 

Der Kleine schnaufte verächtlich auf und starrte böse auf seinen Suppenteller. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre die Brühe unter höllischen Schmerzen ihrem Ende entgegen getreten.
 

„Immerhin bist du jetzt wieder so fies, wie sonst auch. Ich glaube, dass der Zauber von gestern ein ganz schlechter war. So als ob der, der dich verzaubern wollte, das erste Mal überhaupt den Zauber angewandt hat“, sprach Lenjas Bruder eher zur Suppe, obwohl er seine Schwester meinte.
 

Die Zwergin verdrehte ihre Augen und löffelte den Rest Suppe von ihrem Teller als es an der Tür klopfte. Ohne dass sie hätte reagieren können, war Ári von seinem Platz aufgesprungen und aus der Küche geeilt. Ein willkommener Grund für den Kleinen den verhassten Suppenteller zu verlassen und neugierig an die Tür zu laufen.
 

In Lenjas Kopf begannen die Gedanken zu rasen. Wer hatte da soeben geklopft? War er es? Oder doch nur der Zufall und jemand anders wollte zu ihren Onkeln?

Auch Balin sah seinen Bruder verdutzt über möglichen Besuch zu dieser Uhrzeit an. „Erwartet jemand von euch noch Besuch?“, fragte er seinen Bruder und seine Nichte. Allgemeines Kopfschütteln bekam er als Antwort.
 

Vom Flur her hörten sie noch einen aufgeregteren Ári als zuvor. Er schien nicht allein zu sein und den unangekündigten Besuch mit in die Küche zu bringen, denn er plapperte fröhlich über seine strenge Schwester und die durchaus bestehende Möglichkeit einen Teller voll Suppe vom „Hausdrachen“ bekommen zu können. Ohne die Möglichkeit zu besitzen länger über den Gast überlegen zu können, wurde die Küchentür bereits geöffnet.
 

Lenjas Herz setzte einen Moment lang aus. Neben ihrem kleinen Bruder erschien Thorin in der Küche. Balin und Dwalin sahen ihn überrascht und besorgt an.
 

„Ist etwas passiert? Stimmt etwas nicht?“, fragte Balin als Erster.
 

„Wie man es nimmt“, antwortete der Gast und sah zu Lenja hinüber, die verzweifelt versuchte nicht rot zu werden.
 

Balin war dem Blick von Thorin gefolgt und hatte aus der Reaktion seiner Nichte eine erste Erkenntnis gewonnen. Es lag etwas in der Luft, was ihn sofort an den gestrigen Gemütszustand der jungen Frau erinnerte. Wenn dem wirklich so war, dann würde das hier nicht der beste Ort für Kinderohren sein.
 

„Ári, tust du mir einen Gefallen und gehst in deine Kammer ein bisschen spielen?“, bat Balin seinen Neffen.
 

Der Kleine stampfte auf dem Boden auf: „Das ist unfair! Immer wenn es spannend wird, muss ich gehen! Du bist gemein, Onkel Balin!“
 

„Von mir aus kannst du dann aber auch so lange aufbleiben, wie du willst“, sprach der Zwerg weiter und erreichte damit sein Ziel, denn sein Neffe verließ ohne ein weiteres Wort des Aufbegehrens den Raum.
 

„So, nun bin ich aber höchst gespannt über den Grund deines Besuchs, Thorin. Setz dich ruhig zu uns.“
 

Dwalin nickte zustimmend: „Ich bin gespannt.“
 

Und ich erst, kam Lenja der Gedanke.
 

Der schwarzhaarige Zwerg setzte sich mit Bedacht zu den drei Zwergen mit an den Tisch. Er holte kurz Luft bevor er zu sprechen begann: „Ich bin hier um euch um etwas sehr wichtiges zu bitten. Um etwas sehr kostbares, dass mir mehr wert ist als die Schätze, die in den Schatzkammern des Erebors schlummern.“
 

Lenja schluckte schwer. Meinte er es wirklich so ernst? Natürlich, sonst wäre er wohl nicht hierhergekommen. Oder wie sollte sie seinen Besuch nun deuten?
 

„Jetzt bin ich aber ganz Ohr“, sagte Dwalin interessiert und setzte sich aufrechter auf seinem Stuhl auf.
 

„Ich bin hier um von euch beiden das Recht zu erwerben eurer Nichte den Hof zu machen.“
 

Thorins sanfter Blick berührte Lenjas. Er hatte es wirklich ausgesprochen. Er war das Risiko eingegangen ihren Onkeln gegenüber zu treten. Er wollte sie offiziell zu seiner Gefährtin machen. Er wollte ihr sich nun mit dem nötigen Respekt und der Erlaubnis ihrer Familie nähern dürfen. Der Moment hatte etwas Unbeschreibliches, etwas Unvergängliches.
 

Dwalin begann zu blinzeln. Er wusste nicht, ob er sich da eben verhört hatte. Spielte sein Verstand ihm einen Streich? Wollte Thorin Lenja wirklich den Hof machen? Seiner Lenja? Wie kam er überhaupt auf die Idee?

Wie Schuppen fiel es ihm nun vor Augen: er musste der Grund sein, warum Lenja gestern so geistesabwesend gewesen war! Aber wie konnten sie sich so schnell so nah gekommen sein? Nein! Hatte er selbst das Schlamassel zu verantworten? Er, der an seinem eigenen Geburtstag seine Nichte zum Trinken animiert hatte und sie dann mit Thorin heim schickte? Durinsbart, das konnte doch nicht wahr sein!
 

„Habe ich mich da eben verhört oder willst du meine Nichte wirklich zu deinem Weib machen?“, fragte Dwalin mit einer für Lenja unbekannten Schärfe in der Stimme.
 

„Du hast dich nicht verhört. Ich liebe Lenja so sehr, dass es schmerzt“, sprach Thorin ruhig.
 

„Was da schmerzt, kann ich mir vorstellen. Und das ist eindeutig weiter unten und bringt dich dazu nun solch einen Stuss hier zu reden“, Dwalin hatte sich kaum noch unter Kontrolle.
 

„Für wen hältst du mich? Glaubst du, ich will deine Nichte nur auf mein Lager zerren und sie dann wieder fallen lassen, kaum, dass ich das bekommen habe wonach ich mich deiner Meinung nach sehne?“, Thorins Stimme hatte ebenfalls an Anspannung zugenommen.
 

„Was willst du mit ihr denn sonst tun? Sie ist viel zu jung für dich! Kaum aus dem Gröbsten raus und du willst sie zu deinem Weib machen! Weiß dein Vater oder der König überhaupt schon davon, dass du Lenja ehelichen willst? Ist sie ihnen überhaupt gut genug? Eine einfache Goldschmiedin, die nur Unfug im Kopf hat und mehr abkann als so mancher Zwerg?“, Dwalin war nun von seinem Stuhl aufgesprungen, der mit einem Krachen nach hinten über gekippt war.
 

Lenja und Balin blickten mit gemischten Gefühlen zwischen den beiden dunkelhaarigen Zwergen hin und her. Es wunderte die Frau, dass Balin noch nicht beschwichtigend zwischen die beiden Streithammel gegangen war.
 

Auch Thorin ließ es sich nicht nehmen und war ebenfalls von seinem Platz aufgestanden. Nur mit dem Holztisch als Trennung funkelten sich die Zwerge an.
 

„Du hast doch keine Ahnung! Weißt du überhaupt, was du mir da vorwirfst? Man wird meine Entscheidung für Lenja akzeptieren! Falls es dir nicht bekannt sein sollte, fragt die Liebe nicht bevor sie dich erwischt! Aber ich bin froh, dass ich mein Herz an deine Nichte verloren habe und an keine andere! Sie ist das schönste, stärkste und zugleich zerbrechlichste Wesen, was mir je zu Augen gekommen ist! Und wenn du nicht erkennst, was für ein Schmuckstück Lenja hier direkt vor deiner Nase ist, dann kann ich dir auch nicht helfen! Teilweise kann ich verstehen, dass du meine wahren Intentionen prüfen musst und willst. Aber ich weiß nicht, warum du dich so sehr dagegen stellst, dass es auch einen anderen Mann gibt, der Lenja liebt außer dir selbst! Und du musst dir auch eingestehen, dass sie einen anderen Mann lieben wird außer dir. Du bist ihr ein vorbildlicher Onkel. Aber du bist nicht ihr Partner.

Es ist die Wahrheit, die mein Herz dir hier zu Füßen legt. Also lass mich bitte deiner Nichte den Hof machen. Du wirst dein Leben lang keinen anderen Zwerg finden, der es so ernst mit ihr meint, der lieber sterben würde bevor er ihr Leid zufügt und alles Mögliche und Unmögliche auf dieser Welt in Bewegung setzt, nur um deine Nichte glücklich zu sehen!“
 

Lenja schloss die Augen. Sie hatte Thorin so Unrecht getan. Ihre Worte taten ihr Leid. Sie schämte sich dafür an seiner Liebe zu ihr gezweifelt zu haben. Aber woher hätte sie es auch wissen sollen? Sie hatte doch keine Erfahrung auf diesem Gebiet. Und sein Verlangen nach ihr hatte ihr eher Angst gemacht. Sie hatte es fehlinterpretiert. Seine Küsse, seine Berührungen. All diese Zärtlichkeiten und auch leidenschaftlichen Gefühlsausbrüche gehörten zu seiner Liebe. Sie fühlte sich etwas unsicher. Auf der einen Seite gefiel es ihr bei ihm solche Gefühle auszulösen. Auf der anderen Seite ging es ihr nicht viel anders. Sie liebte ihn. Das war ihr bereits bewusst geworden. Sie sehnte sich nach ihm. Auch wenn sie niemals mit einer solchen Heftigkeit der Gefühle gerechnet hätte.
 

Dwalin sah Thorin etwas ruhiger an. Er schien zu überlegen. Konnte er seinen Worten vertrauen? Wollte er ihm überhaupt vertrauen? Oder wollte er nicht doch vielmehr Lenja vor allen Männer schützen? Hatte sein Gegenüber Recht? Wollte er seine Nichte nur für sich behalten? Eine Entscheidung musste her. Und die durfte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
 

„Wenn Lenja genauso für dich empfindet, dann sollt ihr beide meinen Segen haben“, versuchte der Zwerg sein Gemüt wieder zu beruhigen.
 

Sein Blick wanderte zu seiner Nichte. War das eine Aufforderung an sie? Sollte sie nun dazu Stellung beziehen und über ihre Gefühle Thorin gegenüber sprechen?
 

Lenja nickte und sah Dwalin so gut es ging in seine Augen: „Ich kann mir keinen anderen Mann an meiner Seite vorstellen.“
 

„Dann soll es so sein“, er durchfuhr mit einer Hand seinen Bart. „Aber wenn du mir Lenja auch nur ansatzweise unglücklich machst, dann wird dir nichts auf dieser Welt deinen Hintern retten können. Mir ist egal von welchem Blute du bist, wenn du ihr wehtust. Ich werde dir jeden deiner Knochen brechen, so wahr, wie die Kurze hier meine Nichte ist.“
 

Mit einem finsteren Blick bedachte er Thorin bevor er die Küche verließ. Ári schien vom Lärm im Raum aus seiner Kammer gekommen zu sein und fragte seinen Onkel, wohin er denn nun gehen wollte.
 

„Holzhacken“ vernahmen auch die drei erwachsenen Zwerge, die sich noch in der Küche befanden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Manu19
2016-04-15T17:40:25+00:00 15.04.2016 19:40
Hallöchen,
hach ich wusste es Lenja hat sich in ihm getäuscht. Er hat nun die erlaubnis von ihren Onkels ihr den Hof zu machen. Jetzt kann sie sich sicher sein das er es ernst meint, denn wenn nicht wird Dwalin ihn sich vornehmen.

Was für ein schönes Kapitel. Ich wünsch dir noch ein schönes Wochenende.

LG Manu19
Von:  -Seran
2015-04-16T19:51:59+00:00 16.04.2015 21:51
Oh nein... Ausgerechnet jetzt das Kapitel zu beenden, das ist fies :D Aber immerhin weiß man jetzt wie die Beiden zueinander stehen. Dein Stil gefällt mir gut und die Charaktere sind auch gut gelungen :) Ich weiß nur nicht, ob Tauriel zu der Zeit ein Elbenkind gewesen sein dürfte (Sie soll ja glaube ich um die 600 Jahre alt sein, bin mir aber nicht sicher) aber ist ja auch kreative Freiheit. Ich hoffe die Beiden treffen sich wieder, Lenja zumindest erinnert sich ja zwischendurch mal an sie. Ansonsten kann ich nur sagen, weiter so :)
Antwort von:  LenjaKa
20.04.2015 21:55
Hallo! Vielen Dank für deine Rückmeldung! Leider lag die Geschichte in der letzten Zeit (über ein Jahr in etwa) brach. Ich hatte sie erst andernorts veröffentlicht und irgendwie mit der Zeit vergessen, sie hier weiter upzudaten. Aber umso schöner ist es natürlich einen Kommentar zu erhalten! :) Da werde ich doch gleich mal updaten. Die Geschichte ist bereits seit 2013 fertig. Ich werde sie jetzt nach und nach hier hochladen. Und die Sache mit Tauriel stimmt. Nur "damals" als ich über sie geschrieben habe, habe ich mir über so Sache wie das Alter einfach mal so gar keine Gedanken gemacht... *pfeif* Von daher ist es was dieses Freundinnen-Gespann angeht sehr viel künstlerische Freiheit. Ich hoffe, du kannst mir diesen Schnitzer verzeihen. :) Was dein Wunsch angeht, so stehen die Chancen nicht schlecht. Nochmals vielen Dank und vielleicht bis bald! :)


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