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Purple Clouds

Vergessene Erinnerung
von

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Ich fragte mich was wohl passieren würde, wenn ich die Beere selbst essen würde. Abgesehen davon das ich mir dann ein neues Zuhause suchen müsste.

Ich war ziemlich empört darüber das sie sich mehr um dieses Pokemon sorgte als um meinen Fuß, aber das war irgendwie typisch.

Schmollend lief ich durch das Wäldchen, die Beere in der Hand und hielt Ausschau nach dem Pokemon. Es war grau, so viel wusste ich noch. Und irgendwas daran war pink und stand in die Luft ab. Sah aus wie Federn oder so ähnlich.

Noch während ich versuchte das Aussehen zu rekonstruieren, hörte ich ein merkwürdiges Schniefen aus dem Gebüsch.

"Was war das? War das das Pokemon?", ging es mir durch den Kopf. "Oder vielleicht ist es ein anderes. Hier gibt es viele wilde Pokemon. Ohje wenn es mich angreift bin ich völlig wehrlos. Mit Sicherheit hat es lange spitze Zähne und fürchterliche Krallen! Womit soll ich mich verteidigen?"

Ich schaute mich nervös um und erspähte direkt einen Ast der tief von einem Baum in meiner Nähe herunter hing. Unter mir raschelte das trockene Gras als ich den steinigen Weg verließ und mich langsam dem Baum näherte.

Der Ast knackte laut in der sonstigen Stille.
 

Ich bildete mir ein, das Pokemon würde im Busch auf mich lauern und auf den richtigen Moment warten mich angreifen zu können.

Mein Puls raste und ich glaubte mein Herz explodiert in jedem Augenblick. Wenn nicht gleich etwas passieren würde, würde ich anfangen zu Hyperventilieren und dann umkippen! Und dann wäre ich dem Vieh vollkommen ausgeliefert gewesen. Es würde mich erst auffressen und dann diese dämliche Beere.
 

Oder es es würde sie mir in die Nase stecken und mich dann auffressen.
 

Ich stand wie angewurzelt im Gras und starrte auf den Busch doch es tat sicht nichts.

Nichts sprang heraus und ich sah nicht mal gruselig leuchtende, rote Augen die mich anstarrten.

Auch nicht in meiner Einbildung.

Ich steckte die Beere in meine Hosentasche und näherte mich, den Stock wie einen Baseballschläger haltend, dem Busch. Es raschelte und schniefte.
 

Ich fasste all meinen Mut zusammen, zog den Ärmel meiner Weste über meine Hand und holte tief Luft. Dann schob ich langsam und systematisch einige Äste zur Seite und klemmte sie an Andere, damit mir die Sicht frei blieb. Es war dunkel, aber ich konnte eine Bewegung erkennen. Es bewegte sich regelmäßig auf und ab und zuckte zwischendurch etwas. Dann hob sich das eine Ende und zwei dunkle Augen sahen mich aus mandelförmigen Schlitzen an. Es blinzelte, schloss seine Augen wieder und senkte seinen Kopf langsam, bis er auf dem Boden ruhte.

Mit einem mal wich meine Angst bodenloser Scham. Ich kam mir vollkommen affig vor mit dem Ast in der Hand. Als könnte mir dieser graue Haufen irgendwie gefährlich werden.

Also ließ ich ihn auf den Boden fallen und bei dem knistern des Grases zuckten die Ohren des Pokemon.
 

Es öffnete ein Auge und starrte mich an. Als ich meine Hand nach ihm ausstreckte schnaufte es und drehte seinen Kopf von mir weg.

So konnte ich ihm nicht helfen. Irgendwie musste ich es aus dem Gebüsch bekommen.

Ratlos kniete ich mich auf den Boden und hob die Äste vom Boden an. Ich wollte es heraus ziehen, aber es hätte mich beißen können, deshalb ließ ich es lieber liegen.

Wer weiß schon wie es reagiert hätte wenn ich es angefasst hätte.

Vielleicht hatte es irgendwelche Krankheiten, die tödlich für Menschen sind.

Oder es stellt sich heraus, dass es ein Wer-Pokemon ist und ich mich Nachts in eine Bestie verwandelt wenn es mich erwischt.
 

In meiner Hosentasche spürte ich die blaue Beere von Caroline. "Wenn ich jetzt kneife spricht sie nie wieder mit mir", murmelte ich. Und bevor mich meine Angst wieder packen konnte, zog ich meine Weste aus, hob die Äste an und beugte mich darunter. Ich musste meinen ganzen Körper anspannen damit ich nicht vorne über kippen und mit dem Gesicht im Dreck landen würde.

Aber ich schaffte es meine Weste um das Pokemon zu wickeln und es herauszuziehen.

Bei jedem zug schnaufte es und als es aus dem Busch heraus war, drehte es sich auf den Bauch und sah sich verängstigt um. Vielleicht suchte es Schutz. Wer wusste schon wie sich verletzte Pokemon verhalten wenn man sie gerade heldenhaft retten wollte?
 

Achja. Man lernte es in der Trainerschule.
 

Trainer wussten sowas. "Ich sollte das alles einem Trainer überlassen der Erfahrung hat", sagte ich lustlos. Leider war ich alleine und auch in den nächsten Minuten kam niemand vorbei der mir irgendwie hätte helfen können. Wo waren bloß diese Kinder wenn man sie brauchte.
 

Ich versuchte so gut ich konnte, das Pokemon mit dem Kopf in meine Richtung zu drehen, dabei streifte sein langes Ohr mein Knie, was es zucken ließ. Ohne zu wissen was ich tat und was ich tun sollte, packte ich es unter seinen Armen und wollte es gerade hochheben um nachzuschauen ob eine Wunde zu sehen war, als seine Krallen ausfuhr und die Zähne fletschte. Vor Schreck ließ ich es fallen woraufhin es laut "SNIIE" schrie und sich auf dem Boden krümmte.

"Schön jetzt hat es noch mehr Schmerzen. Das war meine persönliche Bestätigung dafür, dass ich niemals ein Pokemon anfassen sollte".

Ich musste mir etwas einfallen lassen wie ich ihm die Beere geben könnte, ohne das es mich gleich mit auffrisst, also wedelte ich damit über ihm herum und versuchte irgendwie seine Aufmerksamkeit aus sie lenken.
 

"Hey hallo! Jetzt guck doch mal. Ich hab hier was super leckeres für dich. Nur für dich ganz allein".

Es ignorierte mich. Ja es deutete nicht einmal ansatzweise an das es mich bemerkt hatte.

"Oh was soll ich denn bloß machen, kann mir das mal Jemand sagen?"

Doch Niemand antwortete mir.

"Okey du Snie, oder was auch immer du bist. Ich lege dir die Beere jetzt einfach dahin und du nimmst sie dir", bot ich ihm an und legte die Beere in die Nähe seines Kopfes.

Es sah nicht mal hin, drehte sich auf dem Boden weiter und schnauft und öffnete ab und zu ein Auge, als würde es nachprüfen wollen ob der olle verschmierte, nach Schweiß riechende Typ mit den Stachelhaaren immer noch da war.
 

Das graue Wesen drehte sich noch einige Minuten jammernd auf dem Boden als ich mich wenige Meter von ihm entfernt ins Gras setzte. Dann hielt es inne.

Es drehte sich zur Seite und lag mit der Nase direkt vor der Beere.

Ich konnte es genau schnüffeln hören, es setzte sich ins Gras und sah mich misstrauisch an. Dann stupste es die Beere mit seiner Pfote weg, ließ sich wieder fallen und rollte sich jammernd auf dem Boden.

Ich hatte leicht das Gefühl, es mache mir etwas vor. Konnten Pokemon Schauspielern? Ich war mir nicht sicher, aber dieses konnte es anscheinend.
 

"Willst du das Pokemon fangen?"

Ich drehte mich nach der Stimme um und sah einen blonden Jungen mit grünen kurzen Hosen hinter mir stehen. Er ging neben mir in die Hocke und fragte: "Wie hast du es geschwächt? Ich sehe kein Pokemon und du hast auch keinen Ballgürtel um oder?"

Seine Fragen gingen mir direkt auf die Nerven und ich hatte das Gefühl mit dem könnte ich es noch öfter zu tun haben.

"Ich habe es mit einem Stein abgeworfen!"

Er lachte, doch als er merkte das es mein ernst ist, erzählte er mir dass das ziemlich altmodische Methoden seien. Nicht weit von Tokyho gäbe es eine Region namens Kanto. Und dort gäbe es eine Stadt in der Menschen dafür bezahlten, Pokemon mit Steinen und Fleisch abzuwerfen und sie dann zu fangen. Ich konnte mir die Szene richtig gut bildlich vorstellen, aber mir kam nicht in den Sinn warum man sie bewerfen und sie dann fangen und behalten wollen sollte.

Vielleicht für den Privatgebrauch? Komisch.
 

"Muss man die nicht behalten wenn man sie gefangen hat?"

"Nein, man kann sie auch wieder frei lassen. Manche machen das. Sie wollen nur so viele unterschiedliche Pokemon wie möglich gefangen haben, aber sie entlassen sie danach wieder in die Freiheit". Dann griff er in seinen Rucksack und holte eine winzige Kugel raus.

Sie war weiß und rot und ein Pokeball. Ich hatte sowas schon öfter gesehen da er eine ziemlich große Rolle für Pokemontrainer spielt. Also für so ziemliche alle in Tokyho.

Ich hielt schützend meine Hände vor mich. "Was willst du damit? Ähm hey..", er drückte mir den Ball gegen die Brust und ließ ihn einfach los, so das ich ihn auffangen musste.

"Du solltest es einfangen und in ein Pokecenter bringen, damit sich jemand um seine Heilung kümmert. Aber vorher..", er griff ein weiteres mal in seinen Rucksack und musste ein wenig suche, doch dann fand er einen Keks. Er ging langsam auf das Pokemon, welches ihn neugierig anschaute und sich dann wieder theatralisch im Gras rollte. Er legte den Keks neben es und kam zu mir zurück.

"Wenn es den Knursp gegessen hat geht es sicher auch an die Beere. Du hast sie ihm hin gelegt oder?"

"Ja. Eine Freundin hat sie mir gegeben", antwortete ich und versuchte klar zu machen das ich keine Ahnung hatte von allem was gerade passierte. "Schniebelbeere oder so".

Er fing an zu lachen und kriegte sich fast nicht mehr ein.

"Du bist echt der Kracher! Naja. Ich geh dann mal. Man sieht sich!"

Und er ging tatsächlich ohne sich noch einmal umzudrehen. Aber ich konnte mich nicht lange darüber aufregen denn ein unerwartetes Geräusch lenkte mich ab.

Es knabberte!

Das Mistvieh hatte tatsächlich mit seiner Show aufgehört und machte sich über den Keks her. Knursp. Was für ein blöder Name.
 

Und was musste ich nun mit dem Pokeball machen? Gab es da irgendwas das ich sagen musste?

"Was ist das für ein Knopf?" Ich drückte drauf doch nichts passierte.

Dann wog ich ihn hin und her, drehte ihn und begutachte ihn von allen Seiten.

Er war kalt und glänzte, als hätte ihn Jemand poliert. Und er war hart.

Langsam ging mir die Geduld aus. Nirgends ein Zeichen wie das Ding zu benutzen war. Ich war kurz davor dem blöden Pokemon seinen blöden Pokeball gegen seinen blöden Pokekopf zu donnern und das es mich immer noch nicht beachtete ärgerte mich umso mehr. Ich hielt den Ball fest in meiner Hand und drückte fest auf ihm herum, als er mir plötzlich vor Schreck aus den Händen fiel.

Mit eine mal mal wuchs der Ball um mehr als das doppelte seiner Ursprungsgröße an!

Ich untersuchte ihn erneut doch es tat sich nichts mehr. Er war auch immer noch hart und glänzend.

"Okay und jetzt? Brauch ich einen Zauberspruch oder so?"

Räuspernd drehte ich mich nach allen Seiten um.
 

"Könnte nicht nochmal Jemand vorbei kommen und mir helfen? Hallo? Hiilfe".

War wiedermal typisch das mich alle mit meinen Problemen alleine ließen. Von wegen Verantwortung für andere übernehmen.

"Hallo .. Pokeball? .. Anleitung erscheine! .. Hilfe?"

Während meiner Versuche mit dem Pokeball klar zu kommen, war das Pokemon mit dem Knursp fertig und begann sich mit der Beere zu beschäftigen.

Es saß auf seinem Hintern, die Beine von sie gestreckt und hielt die Beere in seinen weißen Pfoten.

Es begutachtete sie, hatte fast dieses "gleich fresse ich dich" in seinen Augen. Dann schnüffelte es dran, leckte es ab, riss sein Maul weit auf.. und starrte mich an.
 

Einige Sekunden verharrte es in dieser Position, dann ließ es wiedereinmal die Beere zu Boden fallen, warf sich daneben und wälzte sich laut schniefend und jaulend im Gras.
 

"DU WILLST MICH DOCH VERARSCHEN! Blödes Mistvieh! Das ist ja unglaublich!"

Ich verlor vollständig meine Nerven und vor lauter Aggression schmiss ich mit aller Kraft den Ball auf das Pokemon zu. Keine Sekunde nachdem ich ihn losließ hatte ich ein schlechtes Gewissen, ganz kurz nur, denn dann traute ich meinen Augen nicht.
 

Wieder aller Erwartungen und jeder Logik schwebte der Ball in der Luft, teilte sich in der Mitte und ein rotes Licht strahlte heraus.

"Er ist kaputt!", rief ich laut und konnte nicht glauben was passierte, als der rote Strahl sich blitzschnell auf das zappelnde Pokemon zubewegte, es einhüllte und sich wieder in den Ball zurückzog.

Alles passierte so schnell das meine Gedanken nicht mehr mitkamen.

Das Pokemon war verschwunden und der Ball wackelte geschlossen auf dem Boden herum.

Panik packte mich, ich trat einige Schritte zurück, drehte mich um und rannte als wäre ein Killer hinter mir her.

Meine Beine waren schwer wie Blei und Schweiß brannte in meinen Augen.

Orientierungslos lief ich durch den Wald, vorbei an unzähligen Bäumen, stolperte über Äste, Baumstümpfe und Stein, fiel manchmal auf die Nase, stand ohne es zu registrieren auf und rannte weiter, ohne zu wissen wohin.

Wenige Sekunden bevor mir endgültig die Puste ausging und meine Kraft ausgeschöpft war, kam ich an einer Lichtung an. Ich versuchte zu atmen, doch ein fürchterlicher süßer Geruch drang in meine Nase ein. Um mich herrum sah ich bunte Flecken auf grünem Hintergrund und die Flecken begannen sich zu drehen und zu wirbeln bis alles schwarz war.
 

Ich hatte das Pokemon kaputt gemacht.

Dieser rote Laserstrahl. Es musste verbrannt sein, deshalb war es weg.

Jemand würde den Ball da liegen sehen und den Aschehaufen daneben. Und der Junge. Der würde wissen das ich das war. Der Junge musste weg. Er war der einzige Zeuge.



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