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Bleib bei mir!

Wie Pizzamuffins das Leben verändern
von

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Familie

So sehr ich es auch geschafft hatte heute Vormittag meine Gefühle und Gedanken durch Arbeit zu unterdrücken, so sehr platzen sie jetzt aus mir heraus. Ich kann sie nicht ordnen, die Worte nicht lenken, geschweige denn zurückhalten.

Natürlich habe ich die Schritte hinter mir gehört und mir auch denken können, wer mich da verfolgt, aber mir fehlt die Kraft, auf ihn zu reagieren.

“Dann wird es wohl Zeit für meine Familie!” Was auch immer er mit diesen Worten meint, ist mir egal. Ich stehe auf, lasse mich von ihm führen, lege mein ganzes Schicksal diese Nacht in seine Hand, die sanft auf meiner Schulter ruht.

Ich kenne mich in diesem Teil der Stadt zwar nicht wirklich aus und achte auch nicht so genau auf den Weg, dennoch habe ich das Gefühl an manchen Gebäuden mehrfach vorbei zu gehen. Aber allein schon die Bewegung, das Laufen und seine Nähe beruhigen mich.

Nach schier endloser Zeit und kurz bevor meine Nase abfriert, betreten wir ein Haus und stehen schließlich vor einer Wohnungstür im dritten Stock.

Fest entschlossen, fast schon hektisch drückt er auf die Klingel, so als habe er Angst es nie zu tun, wenn er jetzt auch nur eine Sekunde zögert.

Hinter der Tür ertönen Schritte, dann steht ein großer kräftiger Mann vor uns. “Zorro!”, flüstert er fast und seine Gesichtszüge entgleisen ihm.

Der Grünhaarige, der mich hier her geführt hat, bringt keinen Ton heraus.

Plötzlich schiebt sich eine kleine Gestalt an dem Mann vorbei, springt Zorro an und klammert sich mit Armen und Beinen an ihm fest. Um das Gleichgewicht zu halten, muss er mich loslassen und umarmt nun seinerseits das Mädchen, das eine ähnliche Haarfarbe wie er hat, aber wesentlich zierlicher ist.

“Zorro! Dich habe ich mir zu Weihnachten gewünscht, jedes Jahr. Das einzige, was ich mir gewünscht habe ist, dass du wieder heim kommst. Zorro! Ich freue mich so, dass du da bist, ich bin so froh dich zu sehen. Oh, Zorro!”

Nur langsam löst er sich von dem Mädchen und lächelt sie schüchtern an. “Hallo Mia, Vater!”

Dann schiebt sich noch eine weitere Person an dem noch immer schreckensstarren Mann vorbei und umarmt ihn kurz. Ihre Hände fahren über seine Haare, seine Wangen, seine Schultern und Arme, so als wolle sie ihn abtasten oder sich vergewissern, dass noch alles an ihm dran ist. Dann drückt sie seine Hände und lächelt unter Tränen: “Kommt rein, alle beide, sonst wird es doch nur kalt in der Wohnung, kommt rein.”

Sowie sie ihn los lässt, wandert seine Hand wieder in meinen Rücken und er schiebt mich in den kleinen Flur, wo der Mann noch immer staunend steht.

“Vater?” Ein wenig klingt seine Stimme ängstlich, als könnte der ihn doch wieder hinausjagen. Aber auch er umarmt ihn kurz. “Schön, dass du den Weg hier her gefunden hast.”, flüstert er und ich höre die Angst in der Stimme, dass wir einfach wieder gehen könnten.

Umso entschlossener schließt er die Tür, dreht den Schlüssel um und legt die Sicherheitskette vor. Jetzt sind wir eingesperrt, werden den Abend hier verbringen müssen.

Wir ziehen unsere Jacken und Schuhe aus und erhalten Pantoffeln. Als wir das Wohnzimmer betreten, stellt Zorro uns einander vor: “Das sind meine Eltern, das ist Mia, meine kleine Schwester. Und das ist der Mann, der dafür sorgt, dass ich nicht verhungere.”

Was für eine Umschreibung. Na gut, das Wort Drogendealer hätte ich meinen Eltern oder Jeff gegenüber auch nicht verwendet, und was wäre denn treffender gewesen? Kneipenwirt? Nein, die Sucht sollte er nicht mit jemandem in Verbindung bringen, den er gerade seinen Eltern vorstellt. Aber ich hätte mich gefreut, wenn er mich einen Freund genannt hätte. Nur hätten seine Eltern das vermutlich missverstanden, denn bei ‘Freund’ gibt es gewaltige Abstufungen von ‘Liebhaber’ bis ‘hab ich gerade auf der Straße nach dem Weg gefragt’, also bin ich doch lieber der Mann, der ihn nicht verhungern lässt.
 

~
 

Wow, jetzt stehe ich also nach mehr als fünf Jahren wieder im Wohnzimmer meiner Familie.

Alle drei haben mich willkommen geheißen und auch den Blonden neben mir, ohne auch nur eine Frage zu stellen. Und plötzlich fällt mir auf, dass ich in all den Wochen nicht einmal nach seinem Namen gefragt habe, also entscheide ich mich für die Variante, die seine Vorzüge unterstreicht, ohne mich selbst schlecht zu machen.

Meine Schwester ist mal wieder am meisten aufgeregt. Völlig angstfrei geht sie auf den stummen Begleiter ihres Bruders zu und reicht ihm die Hand. “Ich heiße Lorenor Mia und du?”, fragt sie ungeniert.

“Hallo, ich bin Sanji, Blackleg Sanji. Und ich freue mich, dich kennenzulernen.”, erwidert er mit einem charmanten Lächeln, das er sonst selten an den Tag legt, eigentlich nur, wenn sich aus Versehen mal eine Frau in sein Lokal verirrt.

Mia umarmt ihn, drückt ihn richtig fest an sich, bevor sie mit offener Freude sagt: “Danke, dass du meinen Bruder nach Hause gebracht hast, weißt du, er ist schon seit fünf Jahren weg und so langsam habe ich nicht mehr daran geglaubt, dass er den Weg doch noch finden wird.”

“Das habe ich gern getan, auch wenn es eher andersherum war, denn er hat mich hier her gebracht. Aber ich denke, ich verstehe, was du meinst.”

Dann tritt auch meine Mutter an ihn heran und reicht ihm die Hand: ”Schön, dass du da bist, Sanji. Ich freue mich wirklich! Setzt euch doch, ich hole gleich noch ein Gedeck, dann können wir essen!” Sie grinst ihn kurz an, dann schiebt sie uns beide zum Tisch.

Erstaunt stelle ich fest, dass für vier Personen gedeckt ist, aber mein Vater, der meinen Blick bemerkt, meint nur: “Mia hat sich zu Weihnachten gewünscht, dass du heim kommst, also hat sie für dich auch einen Teller und ein Glas hingestellt. Schließlich sollst du nicht den Eindruck haben, nicht willkommen zu sein.” Dann bringt er noch einen Stuhl und das Abendessen kann beginnen.
 

~
 

So läuft also der heilige Abend in der Familie Lorenor ab.

Der Tisch ist so reichlich gedeckt, dass die Teller fast keinen Platz darauf haben. Es gibt Bratwürste und Wiener, Sülze, eine Menge verschiedener Salate, je eine Platte mit Fisch, Käse und Aufschnitt, dazu Kräuterbutter, normale Butter, Eier, gebratene Pilze, Sauerkraut, kleine Brötchen und drei verschiedene Sorten Brot.

Alle grinsen und ich habe wirklich das Gefühl, hier heute Abend willkommen zu sein. Immer wieder reichen mir sowohl Zorro als auch Mia etwas, das ich unbedingt noch kosten soll, bis wir alle pappsatt sind.

Als ich noch einen Schluck Wein trinke und kurz die Augen schließe, denke ich: ‘Sie haben mir gerade den Magen und die Seele gefüllt!’

Dann reden wir nur noch. Zorro erzählt von seinem Schulabschluss und seiner Lehrzeit, Mia davon, dass sie nur noch anderthalb Jahre hat und dann Medizin studieren will, seine Eltern von ein paar Ereignissen in der weiteren Familie.

Dann bin ich dran, zu erzählen und es überrascht mich eigentlich, dass es sie offensichtlich wirklich interessiert. Ich erzähle von Jeff, der mich das Kochen lehrte, und vom alten Wirt, der mir seine Kneipe vermacht hat.

Dann wird die Stimmung etwas gedrückter, denn zwei Todesfälle in einem Fünf-Minuten-Bericht bringen niemanden zum Lachen.

“Opa ist jetzt auch schon seit über fünf Jahren tot!”, flüstert Mia, den Blick auf den Tisch geheftet.

Zorro nickt. “Ich weiß, ich habe ihn kurz vorher noch jeden Sonntagvormittag im Krankenhaus besucht. Er sagte mir, ich soll nicht aufgeben und einfach weiter machen, womit auch immer, denn eines Tages würde mein Glück schon kommen. Und dann soll ich es ganz fest in meine Arme schließen und nie wieder los lassen. Das hat er gesagt. Seit dem besuche ich ihn immer auf dem Friedhof, wenn ich mal dort vorbei komme.”

Jetzt schweigen alle.

Dieser Großvater muss ein sehr lieber Mensch gewesen sein, wenn er seinem entflohenen oder verstoßenen Enkel einen derartigen Trost mit ins Leben geben konnte.

Ich bin der erste, der sich wieder rührt, denn ich muss dringend etwas trinken, so wie die letzten Minuten mir den Hals zuschnüren.

Plötzlich springt Mia mit einem leisen Lachen auf und sammelt die Teller ein, die sie mir auch prompt in die Hand drückt: “Du bist doch Koch und, wenn ich meinem Bruder glauben darf, auch noch ein sehr guter. Dann kannst du sicher auch die tollsten Desserts machen!”

Ich schaue sie nur perplex an. Von der Seite höre ich Zorro sagen: “Oh ja, Desserts kann er wirklich machen. Naschkatze.”

Mia streckt ihm kurz die Zunge raus, schnappt sich an paar Schüsseln und führt mich in die Küche. “Schau dich ruhig um, was du gebrauchen kannst, wir räumen nur schnell noch den Tisch ab, dann helfen wir dir.”, meint jetzt auch seine Mutter.

Der Raum ist klein aber gut sortiert. Auf Anhieb finde ich Mehl und Zucker in beschrifteten Dosen, Eier im Kühlschrank und etwas Obst in einem Korb auf der Fensterbank. “Habt ihr auch Schokolade und Vanilleeis? Dann mache ich gefüllte Crepe.”

Beide Frauen grinsen nur als Antwort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Agust_D
2013-10-24T11:15:45+00:00 24.10.2013 13:15
Jeii! Süß ^^
Von:  Deedo-chan
2013-02-27T19:35:13+00:00 27.02.2013 20:35
Nicht so ganz das was ich mir erhofft habe, aber trotzdem mega niedlich!!
Der Vergleich(?) mit dem Hunger hat mir sehr gut gefallen und passt so schön zu sanji. Hab mich beim vorletzten Kapitel erst gewundert zu welcher Familie er jetzt will. hab am Anfang gedacht zorro bringt sanji zu seiner(bis jetzt nicht mal existiereden) SelbsthilfeGruppe. Auf die Idee das er wirklich zu seiner Familie möchte bin ich nicht gekommen. Aber schön das die zwei jetzt doch ein richtiges weihnachten erleben. Als nächstes gibts nachtisch und anschließend gehen sie zusammen händchenhalten heim ^_~ und da ich bis jetzt im recht hatte. . .ach mist! Ganz vergessen..bis jetzt lag ich immer falsch*grübbel* wenn das so ist*Plan schmied* also es wird bestimmt was ganz trauriges passieren. Zorro lässt sanji allein, weil er ihm die schuld daran gibt das die Familie beide aufgeworfen hat und
sie werden niemals händchen halten...!
XD
Jetzt bin ich mal gespannt.
Bis bald dee
Von:  flaschenbaby
2013-02-27T15:56:16+00:00 27.02.2013 16:56
So schön stimmig die letzten beiden Kapitel. Richtig weihnachtlich.trinkend etwas trinken? Ansonsten weiter so. Lg
Von:  anyadulacre
2013-02-27T13:16:46+00:00 27.02.2013 14:16
Das Kapitel ist genau so traurig wie es schön ist:) Frohe Weihnachten Zorro und SanjiXD
vg Anya-chan


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