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Hinter dem Vorhang

Eine neue Chance
von

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Wiedersehen am Bahnhof

„Und?“, fragte Fred leise, setzte sich zu seinem Bruder, der wie so oft über der Karte hing, die sie angefertigt hatten. Sie zeigte verschiedene Leute und ihre Positionen zueinander. Eines ihrer Produkte, das vor Allem Kinder kauften. Eine Karte, ähnlich der der Herumtreiber, doch nur Menschen, die eine bestimmte Süßigkeit gegessen hatten, wurden darauf angezeigt. Zum Glück hatte Malfoy die auch gegessen. Es schien, als hätte der Mann einen ausgeprägten Hang zu Schokolade und Percy – nun, da sie ihm versichert hatten, dass es keines ihrer Produkte war, hatte er es probiert.
 

Ja, ihr Laden war inzwischen ein riesiger Erfolg. Das Witzgeschäft schlechthin mit Filialen in den meisten, größeren Städten der magischen Welt und im Ausland. Sie hatten auf jeden Fall sehr, sehr viel zu Tun. Doch da war nicht nur die Kette, die vor Allem für Kinder interessant war und die ein Vermögen abwarf, sie hatten noch einen ebenfalls erfolgreichen Geschäftszweig, der nur von Erwachsenen und nur über den Katalog frequentiert wurde. Einen Sexshop mit Spielsachen, die sie vor Allem in der Muggelwelt herstellen ließen und dann erst mit Zaubern besprachen. Und das Alles dank des Geldes, das Harry noch immer in ihre Forschungen steckte.
 

„Er war bei Malfoy“, erklärte George, faltete die Karte wieder zusammen und blickte zu seinem Bruder, der sich die Haare recht lang hatte wachsen lassen und sie immer offen trug, weil die so verbargen, dass er nur noch ein Ohr hatte. Natürlich hatte er dasselbe getan, schon aus Loyalität und weil er seiner Mutter nicht die Möglichkeit hatte geben wollen, sie daran zu unterscheiden. Sie schielte nur zu oft nach ihren Ohren um zu sehen, mit wem sie sprach. Ein Armutszeugnis für eine Mutter, aber was sollte man auch machen?
 

„Es ist zu schön, wie berechenbar Percy ist“, lächelte Fred nur, setzte sich und stellte die Teekanne ab, goss seinem Bruder und sich eine Tasse ein.
 

„Und wir haben unser Versprechen nicht gebrochen“, nickte George.
 

„Hoffen wir nur, dass er uns nicht braucht, um den Kleinen zu finden.“
 

„Glaub ich nicht“, meinte der Jüngere der Beiden schulterzuckend. „Der hat seine ganz eigenen Möglichkeiten.“
 

„Hoffen wir es“, murmelte Fred nur. Er blickte auf den Tisch. Hier hatten sie vor einigen Tagen das Ergebnis ihres Tests liegenlassen, für Percy unübersehbar. Denn etwas Anderes war ihnen nicht mehr eingefallen. Harry baute immer weiter ab, zog sich in sich selbst zurück, ließ sich von Keinem aus seinem Kokon locken. Sie hatten das nun jahrelang mit angesehen und die Nase einfach voll gehabt, sich an Dumbledores Ausraster und die Unterstellung an Harry erinnert, schwul zu sein, den damaligen Test wiederholt. Mit überraschendem Resultat, wie sich gezeigt hatte. Harry hatte einen Gefährten, einen, der ihn schützen und ihm vielleicht helfen könnte! Doch sie hatten sich verpflichtet nichts zu sagen, nicht darüber, wo Harry sich verkrochen hatte, nicht darüber, wie es ihm ging. Nichts, was mit ihm zu tun hatte. Percy hatte das aber nicht getan und der machte sich auch Sorgen. Sie hatten gewusst, dass der Andere nach dem finden des Zettels zu Malfoy gehen würde und er hatte es getan, nach neun Tagen.
 

„Kopf hoch, Malfoys sind stur, wenn es Jemand schafft, dann die!“
 

„Hoffen wir es, ich hätte Harry nur ungern umsonst so ans Messer geliefert“, erklärte Fred, nippte an seiner Tasse.
 

„Och, ich bin ganz sicher! Und dann bekommen die Beiden eine Auswahl von den besten Spielsachen“, fügte er grinsend an.
 

„Oh du!“, tadelte der Ältere, doch nun mit einem Lächeln um die Lippen. „Sieh lieber zu, dass die Fieberdropgrundrezeptur nach Tulon kommt!“
 

„Schon unterwegs, du Sklaventreiber!“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Es war kalt, ein richtig kalter Morgen, wie Harry feststellte und er hatte mal wieder auf seine Jacke verzichtet, trotz des Husten, der ihn von Zeit zu Zeit schüttelte. Nun, er brachte sich ja nicht selbst um, wenn er an einer Lungenentzündung endlich draufgehen würde, tröstete er sich zufrieden mit der Idee, torkelte trotz seiner wohl leicht erhöhten Temperatur an den einzigen Ort, wo er sich wirklich willkommen fühlte.
 

Der Friedhof lag ganz still da, nun, es war vier Uhr morgens, wer außer ihm würde wohl um diese Zeit irgendwo hin gehen? Der Mond stand hoch und klar am Himmel, die Sterne leuchteten. Was auch die Kälte erklärte. Er lief die Reihen entlang, die er auch blind gefunden hätte, vorbei an Namen, die ihm nichts sagten, bis zu den etwas getrennt liegenden Gräbern. Das Erste war das von Sirius Black, der vermutlich da war, wo er sich gern gesehen hätte. Selbst im Tod an der Seite des besten Freundes. Danach das Grab seiner Eltern, wo er nur kurz mit den Fingern über den für ihn zu glatt geschliffenen Stein strich, der sich so kalt anfühlte, sommers wie winters. Keinerlei Trost, kein Gefühl überhaupt in ihm auslöste. Vermutlich, weil er seine Eltern nie kennengelernt, nur ein Mal bewusst gespürt hatte, an dem Tag beim Turnier.
 

Es war der nächste Stein, der bei ihm wieder das trockene Schluchzen hochkommen ließ. Der fast unbehauene, naturbelassene Stein mit den eingravierten Worten, die er selbst mit Magie hinein gedrückt hatte. Er fuhr die so bekannten und vertrauten Rillen nach, während seine Lippen sich bewegten, ohne, dass es einen Ton dabei gegeben hätte.
 

Warum? Warum nur hatten ihn alle verlassen müssen? Severus war der Einzige, dem er sich je anvertraut hatte, der ihn verstanden hatte, weil er selbst dieses Schicksal getragen hatte, die Narben auf dem Rücken, die Unsicherheit, die er so gut zu überspielen gewusst hatte. Und der Tränkemeister hatte eigentlich nach dem Krieg mit ihm weggehen wollen. Weg aus England, dem sie mehr als genug Dienste erwiesen hatten, weg von den Menschen, die nie genug hatten, die immer mehr von ihren Helden forderten, weg von seltsamen, unlogischen Prophezeiungen und falschen Freunden. Das hatte der Mann ihm vor der Schlacht versprochen, begleitet mit einem freundlichen, sanften und so seltenen Lächeln.
 

Doch Severus war gefallen, hatte sich zwischen Nagini und ihn geworfen, die Schlange mit seinem letzten Atemzug getötet…
 

Ein weiterer, geplatzter Traum für Harry. Keine Familie, keine Anerkennung, keine Liebe. Denn Cho hatte in ihm nur einen Ersatz gesehen, während Ginny ihn als Geldhahn missbraucht hatte. Sie empfand doch gar nichts für ihn, sie war größer, hübsch und hatte ihre eigenen Vorstellungen über das künftige Leben. Die hatten nicht ihn enthalten, sondern den Mann, der Voldemort bezwang. Den-Jungen-der-zwei-Mal-lebte. Nicht ihn. Sie sah nicht, dass er andere Dinge brauchte, als sie geben konnte, dass er das Rampenlicht hasste, das sie brauchte, so sehr liebte. Er hatte sich getrennt, gleich, nachdem er aus Azkaban raus gekommen war, mit dem Ergebnis, dass Molly und Arthur verlangt hatten, ihn wieder festzunehmen und dass Ginny angefangen hatte, mit Jedem zu schlafen. Zweifellos, um ihn eifersüchtig zu machen, doch er hatte sich einfach nur angeekelt gefühlt und auch den letzten Kontakt schlagartig abgebrochen.
 

Jetzt bekam er nicht mal mehr eine Zeitung, weder muggel noch magisch. Er wollte nichts mehr wissen, er wollte nur, dass es vorbei war. In die Vergangenheit durfte er nicht, er konnte nicht sich und nicht Severus helfen, sich umbringen war ihm auch nicht möglich. Was blieb ihm denn da noch, außer auf eine gesalzene und gepfefferte Lungenentzündung zu hoffen, an der er eben krepieren würde. Seine Verwandten wären froh gewesen, wäre das eher schon geschehen. Und er war auch oft krank gewesen, aber seine verdammte Magie hatte ihn nicht sterben lassen. Damals war Harry froh gewesen, nun …
 

Es war kaum sechs Uhr, als Lucius sich dem Friedhof näherte. Er war nur an den Rand der Stadt appariert, um keine Aufmerksamkeit zu wecken, die ihm nun wirklich ungelegen gekommen wäre. Allerdings stockte Lucius, als er an seinem Ziel ankam. Es war eine sternenklare Nacht, recht hell, kurz vor der ersten Dämmerung. Die Grabsteine hoben sich fast ein wenig gespenstisch ab, aber auch das hatte ihn nicht stutzen lassen. Nein, in der Dunkelheit gut sehen könnend hatte er die kniende Gestalt bereits ausgemacht. Er hörte die Schluchzer, einige davon gefolgt von heftigem Husten. Was bei Merlin ging in diesem Mann vor?! Harry Potter um diese Uhrzeit, hier. Wie lang war er schon hier gewesen?
 

So leise es nur eben ging, schlich Lucius sich näher an sein Ziel, nutzte dabei etwas Magie, um über die Mauer zu kommen, ohne, dass das Tor gequietscht hätte. Er lief auf die zusammengesackte Gestalt zu, die sich auf den Knien hin und her wiegte. Noch immer nicht wissend, was er tun sollte, kam er schließlich zum Stehen, direkt hinter Harry, dessen Wangen nass glänzten und der um sich herum kaum etwas wahrzunehmen schien. Vor ihm lag erneut der Spaten, den er schon in der letzten Woche gesehen hatte.
 

Vorsichtig, noch immer unbemerkt, ließ Lucius sich selbst auf die Knie sinken, spürte die ungesunde Wärme, die von dem anderen Körper ausging, beugte sich näher über Diesen und sog leise die Luft ein. Und ja, es stimmte. Der Geruch war zwar etwas getrübt, doch unvergleichlich süß für seine Sinne und er, der die köstlichsten Leckerbissen der Welt kannte, konnte das sicher sagen. Es roch vielversprechend, wie eine reife, ihm noch unbekannte, unwiderstehliche Frucht. Es stand fest. Harry Potter war sein Gefährte. Der junge Mann, der selbst jetzt, sechs Jahre nach der letzten Schlacht, nicht über einen Toten hinweggekommen war, mit dem er nicht mal zusammen gewesen war, wie er aus sicherer Quelle wusste, war sein Gefährte.
 

Er hatte einige Tage vor der Schlacht mit Sev geredet, ihn mehr im Spaß gefragt, ob er Harry lieben würde. Er hatte mit ja geantwortet. Aber nicht wie einen Lover, sondern wie ein Kind, als wäre der Junge mit den avadagrünen Augen sein eigener Sohn. Er würde nun mal absolut nicht auf sein eigenes Geschlecht – oder auf Kinder – stehen. Und damals hatte Potter noch jünger ausgesehen, als er es ohnehin noch tat.
 

Als ein weiteres, trockenes und bedrohlich klingendes Husten die Stille zerriss, löste Lucius, wie von selbst, sie Spange seines Umhanges, ließ diesen schließlich über den Jungen gleiten, der das erst mal gar nicht zu bemerken schien. Erst Minuten später, als die Finger nach dem feinen Stoff tasteten, wandte sich auch der Kopf, unendlich langsam, in seine Richtung.
 

Es war einfach so viel! Es war zu viel! Harry ertrug es nicht! Er wollte nicht allein sein, er wollte, dass Sev wieder da war und ihn schützte! Nicht die Zwillinge, die selbst so erschöpft waren vom Krieg und dem Streit in der Familie, nicht Percy, der zwar nett aber immer am Arbeiten war, nicht die Irren in der Öffentlichkeit, die ihn mit einer Frau und mindestens zwei Kindern sehen wollten. Einfach Jemanden, der ihn sah und der sich um ihn kümmerte! Er wusste, der Andere hätte verstanden, auch Sev hatte immer mal gesagt, dass der Tod nicht das Schlimmste war, sondern vielleicht einfach nur eine Erlösung. Eine Nacht ohne Alpträume, eine Nacht ohne Angst, ein Aufwachen und ein Wiedersehen mit Menschen, die ihn liebten.
 

Remus, der zumindest manchmal verstanden zu haben schien, Siri, der sich so bemüht hatte, ihn zum Lachen zu bringen, selbst, wenn er nur der Ersatz gewesen war. Seine Mutter, die sich geopfert hatte und vor Allem Sev, der die einzige wirkliche Vaterfigur war, die er noch kannte! Er wusste nicht, wie lang er hier schon saß, in der Kälte, die seine Haut durchbiss und ihm schmerzlich klar machte, dass er noch immer lebte, als er feststellte, dass sich etwas verändert hatte.
 

Im ersten Moment konnte er nicht sagen, was, doch dann merkte er, dass seine Schultern schwerer waren. Mit seinen kältestarren Fingern tastete er, stellte fest, dass schwerer Stoff sich darauf gelegt hatte. Doch es war nicht der Stoff einer Jacke, das… war ein Umhang! Jemand aus der magischen Welt? Der… Andere, der das Grab besuchte…? Langsam, da ihm jede Bewegung ohnehin schwer fiel, wandte er sich etwas zur Seite, sah eigentlich kaum etwas, da seine Sicht immer dunkler wurde. Er wollte eine Frage stellen, doch da war es ihm, als wäre wieder so eine seltsame Stimme bei ihm, in seinem Ohr. Hatte er es geschafft? Durfte er gehen? Er spürte noch einen Arm, dann war da einfach nur noch beruhigende Schwärze…
 

Lucius sah den Jüngeren an. Er wollte etwas sagen, doch da sah er schon, wie Harry erneut einen heftigen Anfall bekam. Hastig griff er nach dem Jüngeren, wohl kaum eine Sekunde zu spät, denn der Junge brach einfach nur zusammen. Vorsichtig wickelte Lucius den zu leichten und zu dünnen Körper in seinen eleganten Umhang, hob ihn auf seine Arme, sah sich kurz um und apparierte. Zurück in sein Haus, wo er Diesen würde versorgen können.
 

Wie gern wäre er jetzt in der Lage, Sev zu rufen! Der Andere kannte sich so gut mit Krankheiten aus, hätte sicher einen Trank gehabt und eine Diagnose, doch nun musste er auf den anderen Familienheiler zurückgreifen, den er noch nicht so gut kannte und auch, wenn er Loyalität geschworen hatte, sein Vertrauen hatte der Mann sich noch bei Weitem nicht erarbeitet. Doch was blieb ihm Anderes übrig? Er brauchte Hilfe für den Anderen!
 

Rasch befahl er seiner Hauselfe, für das Erscheinen des Heilers zu sorgen, dann trug er den Jüngeren schnell in sein eigenes Schlafzimmer, wo nicht mal Narcissa geschlafen hatte, nachdem Draco zur Welt gekommen war, legte Diesen dort auf die Tagesdecke. Noch immer schüttelten Hustenattacken den sehr dünnen Körper.
 

Vorsichtig streifte er dem Jüngeren die ihm fast entgegenfallenden Schuhe von den Füßen, gefolgt von den löchrigen Socken. Erst dann schlug er seinen Umhang auf, machte das Hemd einfach mit einem Schneidezauber zunichte. Darunter fand er herausstechende Rippen und alte Narben, die von wenig schönen Zeiten erzählten. Die Haut des Jüngeren war klamm und kalt, die Stirn strahlte viel zu viel Wärme aus.
 

Sein Gefährte, wie es schien. Er, Lucius Malfoy, hatte einen Gefährten. Einen jungen Mann, der aussah, wie ein Teenager und der so mitgenommen war wie Sev zu dessen schlimmsten Zeiten! Das hier… war ein Alptraum. Harry war offensichtlich ziemlich krank, klar geschwächt, mitgenommen, selbst nach sechs Jahren noch und doch… freute er sich. Er wusste, Krankheiten konnte man heilen, sie stellten kein Hindernis dar. Selbst seelische Schmerzen konnten irgendwann erträglicher werden und er würde es Harry möglich machen. Was machte es schon, dass er Geduld brauchte? Die hatte er und Draco hatte auch gesagt, er bräuchte einfach nur was, in das er seine Energie stecken könnte. Etwas Anderes, als Arbeit. Nun, er würde Draco nachher schreiben und ihm Bescheid sagen. Aber erst wollte er, dass der verdammte Heiler…! Ah! Da! Da war er ja.
 

„Mister Malfoy, was…?“
 

„Das, was Sie heute hier sehen“, herrschte Lucius, sofort wieder der kalte, berechnende Politiker. „Davon wird nicht ein einziges Wort nach draußen dringen! Ist das klar?!“
 

„Sir, ich habe darauf einen Eid geleistet und…“
 

„Gut, denn sollte Irgendwer von meinem Gast erfahren, wird man von Ihnen nicht mal mehr genug finden, um es zu identifizieren! Und jetzt versorgen Sie ihn!“ Erst dann trat Lucius aus dem Weg, beobachtete aber jede einzelne Bewegung, jeden Zauber, den der Mann sprach, der den Anderen, der reglos bis auf die ein oder andere Hustenattacke da lag. Scheinbar erkannte er gar nicht, wer da vor ihm lag, denn die berühmte Narbe war ja bei der Schlacht verschwunden, allerdings befand sich eine ganz Ähnliche direkt über dessen Herzen, wo ihn der Avada damals getroffen hatte, der Harry ein weiteres Mal fast ins Jenseits befördert hatte. Das allerdings war ein Wissen, dass die Öffentlichkeit nie erreicht hatte. „Nun?“, fragte Lucius nach einer halben Stunde ungeduldig.
 

„Er hat eine schwere Lungenentzündung, ist stark unterernährt und dehydriert“, begann der Heiler, der nicht verstand, warum er so bedroht wurde. „Außerdem… ist der Gesamtzustand auch nicht überragend. Er hat sich wohl oft die Knochen gebrochen, vor Allem die im linken Unterarm, dazu ein Bruch an der Schädeldecke, der sicher mindestens fünfzehn Jahre her sein muss und der Schäden am Hirn ausgelöst hat, aber genau kann ich das nicht sagen, bis er aufgewacht ist.“
 

Lucius hatte alle Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, was er dachte. Er verlangte nur, dass der Heiler seinem Hauself eine Liste mit zu beschaffenden Tränken gab und hoffte, dass noch etwas von denen da war, die Sev ihm immer gebraut hatte. Es waren einfach die Besten. Er beachtete danach den Mann nicht mehr, der mit einem Seufzen den Raum verließ, um von der Hauselfe konsequent nach draußen gescheucht zu werden. Er blickte zu dem jungen Mann, dessen Duft so schön und doch auch getrübt war, überlegte, einen Reinigungszauber anzuwenden, da immer noch Erde vom Grab überall klebte, doch dann sah er davon ab, rief eine weitere Elfe und befahl, die Wanne vorzubereiten, mit dem Eukalyptusbad, das Sev mal angerührt hatte, dann begann er, den jungen Mann vollständig zu entkleiden, trug ihn ins Bad und ließ ihn vorsichtig ins warme Wasser, um ihn aufzuwärmen und direkt waschen zu können.
 

Anschließend trocknete er Harry ab, zog ihm eine Boxer seines Sohnes von vor einigen Jahren an, die der nie getragen und die noch in der Originalverpackung gelegen hatte, die man auch kaum ändern und anpassen musste, dazu ein Hemd von sich selbst, in dem der Jüngere regelrecht zu ertrinken schien. So brachte er den Grünäugigen zurück, wenig überrascht, dass seine fleißigen Hausgeister die verdreckte Tagesdecke bereits beseitigt hatten. Auch die Kleidung seines mehr oder weniger freiwilligen Gastes war verschwunden. Auf dem Tischchen lag nur der Inhalt seiner Taschen. Aber auch das hatte Zeit. Erst mal verfrachtete er Harry ins Bett, griff nach der Phiole, die da stand. Es war noch eine seines besten Freundes. Daneben die Anweisung, dass der Jüngere aufgrund der fortgeschrittenen Krankheit wohl mindestens drei Dosen davon brauchen würde, jeden Tag eine, dazu zwei Tage absolute Bettruhe und leichte, aber regelmäßige Ernährung.
 

Mit einer Sanftheit, die er von sich selbst nur im Umgang mit seinem damals noch jungen Sohn kannte, flößte er dem Kleinen die Tränke ein, ließ dessen Kopf dann auf die Kissen sinken und packte ihn fest unter die Decke. Er blieb an der Seite des Bettes sitzen, strich immer wieder über die heiße Wange, hielt dessen Hand in seiner anderen. Ein Gefährte.
 

„Merlin, Sev. Hilf mir bitte“, murmelte er schließlich, seinen Blick weiterhin fest auf das schmale, angespannte Gesicht gerichtet, in dem er nicht mal die Spur von einem Bartansatz ausmachen konnte…
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Das… das stimmt nicht! Das würde meine Kleine niemals…!“
 

„Mutter, wie bitte soll das dann geklappt haben?“, fragte Bill kühl. Er verstand nicht, wie seine Eltern so blind sein konnten. Er arbeitete vor Allem in Frankreich, wo auch die Familie seiner Frau lebte, doch die Geschichten über das peinliche Benehmen seiner Schwester hatten auch ihn erreicht. Sie benahm sich, wie eine Straßennutte. Eine von der ganz billigen Sorte. Wobei, nein, sie war schlimmer, denn Andere verdienten damit zumindest noch Geld. Ginny aber spreizte ihre Beine einfach so, nur um es Jemandem auszuwischen, den es zweifellos noch nicht mal interessierte, ohne dabei darauf zu achten, was sie ihrer Familie antat. Daher war klar abzusehen gewesen, dass es zu einer Katastrophe kommen musste. Und jetzt war die auch eingetroffen.
 

Arthur hatte seine Tochter vom Training abholen wollen, als Überraschung und zur Aufmunterung, da sie ja ach so sehr um Harry Potter trauern und nicht über ihn hinwegkommen würde, hatte sie dann mit einem der Treiber in einer Umkleide gefunden – wie sie es trieben, wie die Karnickel. Problem bei der Sache war nur, dass der Mann verheiratet war, dessen Frau das zweite Kind erwartete und er mehrfach versicherte, es sei das erste Mal gewesen und er habe sich nicht gegen die Frau wehren können, die wie eine Sirene über ihn hergefallen sei. Das hatte er unter Veritas wiederholt.
 

Ginny hatte dann wohl den Fehler schlechthin gemacht, ihrem Vater zu versichern, dass das ihr einziger Ausrutscher gewesen sei, woraufhin der immer noch unter Wahrheitstrank stehende Mann aber dummerweise begonnen hatte, zu erzählen, was wirklich Sache war. Ein dazu gerufener Heiler hatte eigentlich nur das Gegenteil beweisen sollen, stattdessen eine gerade begonnene Schwangerschaft festgestellt – und noch nicht mal die Erste. Seine Schwester hatte mindestens zwei Mal illegal mit einem Trank abgetrieben.
 

Nun saß sie in einem Krankenhaus, bewacht von Auroren, denn der Mord an einem Ungeborenen war vor Allem in Zeiten wie diesen ein Verbrechen. Eines, von dem die potentiellen Väter noch nicht mal was wissen dürften. Da starb die magische Welt regelrecht aus und so eine trieb Kinder ab, die helfen könnten, die Gemeinschaft nach dem Krieg wieder aufzubauen!
 

Gut, die magische Gesellschaft war in einigen Dingen sehr, sehr altmodisch, aber bis zu einem gewissen Grad war Bill das auch. Abtreibung war für ihn ein Verbrechen. Nichts gegen Spaß vor einer Ehe, solang das diskret geschah, aber auch nicht in dem Ausmaß, wie seine Schwester es in den letzten vier Jahren getrieben haben musste. Sie war dabei, den Ruf der Weasleys zu zerstören, gerade wo er nach dem Krieg endlich einen besseren Klang bekommen hatte, eine andere Aussage als nur den Kinderreichtum und die dauernde Geldnot.
 

Das Schlimmste aber war die Reaktion seiner Eltern, die er nicht mal mitbekommen hätte, wäre er nicht kurz vorbei gekommen, um Unterlagen zu holen, da Fleur ihr zweites Kind erwartete und er kurz das Stammbuch der Familie hatte leihen wollen. Sonst hätte er davon nichts mitbekommen. Denn im Grunde mied er seine Familie, seit er seine Mutter über Fleur hatte herziehen hören. Sie war ihr nicht gut genug für eines ihrer Kinder. Eine Halbveela sei unter Bills Würde, er habe, gerade nach dem Krieg und seinen Leistungen, eine weit bessere Partie machen können. Etwas, das ihn so aufregte, dass er sich dem nicht aussetzen wollte und lieber wegblieb.
 

„Das… ist ein Irrtum! Man kann meine Kleine doch nicht festhalten! Ich rede mit dem Minister! Und dann mit dem Arsch, der es gewagt hat, Hand an sie zu legen!“ Für Molly stand es außer Frage, dass ihr Engel vergewaltigt worden war. Nie hätte Ginny all das getan, was ihr vorgeworfen wurde! Niemals! Sie hatte ihre Kinder besser erzogen! Sicher, sie datete, aber das war doch ihr gutes Recht! Sie war eine junge, erfolgreiche Frau!
 

„Ein Irrtum?“,fragte Bill spitz. „Selbst in Frankreich zerreißt man sich das Maul darüber, dass Jeder schon über sie drüber gerutscht sein muss. Oh nein! Sie ist schwanger, hat zwei Kinder abgetrieben und scheint alles zu ficken, was nicht bei Drei auf den Bäumen und männlich ist.“ Wie nebenbei fing er die Hand seiner Mutter ab, die auf Kontaktkurs mit seiner Wange gewesen war, drückte heftig zu. „Fass mich nicht an!“, zischte er schließlich, ließ die Hand wieder los. „Nur, weil du die Wahrheit über deine Prinzessin nicht erträgst, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt und dass du darum Andere schlagen kannst! Ginny hat richtig Scheiße gebaut und man wird ihr dieses Kind wegnehmen! Es wird sicher dem Vater übergeben werden, auch wird man euch nicht erlauben, sie zu sehen! Das, was ihr passiert ist, ist zurecht passiert! Wenn sie zu dumm ist zu verhüten gleich ein paar Mal!“ Als seine Mutter erneut versuchte, ihn zu schlagen, schlug er schließlich selbst zu. Er war kein verdammtes Kind mehr und diese Frau erkannte er kaum wieder. „Du widerst mich an“, stellte er kalt fest, damit ging er in die Flammen, ließ seinen sprachlosen Vater, seine brüllende, entwürdigte Mutter und Ron zurück.
 

Oh ja, Ron. Der hatte seit dem Krieg auch keinen Job halten können, sprang von Anstellung zu Anstellung, ruhte sich auf seinen Verdiensten im Krieg aus und verlangte dafür noch Geld vom Ministerium, klagte. Auch gegen Harry Potter, für den er sein Leben riskiert habe. Nicht, dass auch nur Jemand bereit war, das zu vertreten. Die Meisten hielten seinen jüngsten Bruder für leicht geistesgestört. Tolle Familie. Eine Nutte, ein Irrer.
 

Molly dagegen starrte auf ihren Mann. „Worauf wartest du?!“, schrie sie empört, nicht glauben könnend, was ihr Sohn gerade gesagt und getan hatte. Er wagte es, Hand gegen sie zu erheben und unmögliche Anschuldigungen gegen ihren Engel zu verbreiten! Ginny war nur eine verletzte Seele, die die Trennung von ihrer großen Liebe nie verkraftet hatte! „Geh ihm hinterher und verprügel ihn! Er hat Hand gegen…!“
 

Irgendwann in der Tirade hatte Arthur einfach abgeschaltet, war aufgestanden, in den Kamin und ins Ministerium gegangen, wo er sich in seinem Büro einschloss, sich auf den alten, vertrauten Stuhl sacken ließ. Alles zerbrach unter seinen Händen. Seine perfekte, kleine Familie, sein guter Ruf. Alles begann, in den Staub zu sinken. Nach dem Krieg war nichts gelaufen, wie Albus es ihnen versprochen hatte. Weder war Potter bei der Schlacht gestorben, noch hatte der Junge seine Tochter geheiratet. Nicht, dass er das gewollt hätte. Der Bengel war schwach gewesen, in Azkaban, nicht in der Lage, sein Leben zu leben und außerdem ein Wrack. Sie hätte eine bessere Partie finden können, sicher weniger reich, aber angemessener. Nur hatte Ginny sich verrannt, so, wie seine eigene Frau. Sie hatten nicht sehen wollen, nur noch nach Rache geschrien.
 

Keine gute Idee, denn dank der Artikel von Xeno Lovegood war Potter der Held schlechthin geworden, den Alle liebten. Damit hatten Molly, Ginny und er sich das erste Mal ins Aus gebracht. Dann Rons dauernde Jobwechsel, sein ständiger Ärger mit jedem Chef, den er hatte, seine lächerlichen Klagen, auf die man noch nicht mal einging. Bill, der sich offensichtlich von der Familie abgewandt hatte, Charlie, der sich nicht meldete, wenn es sich nur irgendwie vermeiden ließ, Percy, der sogar im Rang hier auf der Arbeit über ihm stand und ihn nicht mal ansah, weil er sich gegen dessen Freund gestellt hatte, wann auch immer der Junge sich mit Potter angefreundet hatte. Die Zwillinge, die so erfolgreich waren und die auch nicht mehr mit ihnen redeten.
 

Und nun dieser Tiefschlag.
 

Oh, Arthur wusste, dass es wahr war. Man konnte unter Veritas nicht lügen. Ginny hatte die Familienehre tatsächlich mit Füßen getreten, sich mit allen möglichen Männern eingelassen, was ein Geistmagier sicher gerade auch noch beweisen würde, denn da sie schwanger war, noch so eine peinliche Sache, und man das Kind nicht gefährden wollte, würde man die Wahrheit auf andere Weise erfahren. Seine Tochter hatte Babies abgetrieben, sicher, um weiter spielen zu können und nicht zum Heiraten gedrängt zu werden. Sie hatte Kinder ermordet. Kinder von Männern, die davon nichts zu wissen schienen. Sie hatte ihrer aller Ruf beschmutzt.
 

Ja, damals hatte auch Arthur sich mal ein Stück vom Kuchen gewünscht. Die eine oder andere Galleone aus den Potterkammern nach dem Tod des Bengels, der seine gesamte Familie immer wieder in Gefahr gebracht hatte, doch so weit war er auch nicht gegangen.
 

Der Krieg hatte seine Familie zerstört. Nein, der Krieg hatte sie zusammengehalten. Es war der Friede, der sie kaputt gemacht hatte. Ihm blieb nur an eine Zeit vor alledem zu denken, als sie noch arm, aber glücklich gewesen waren, voller Hoffnung und Zuversicht. Eine Zeit, als Molly ihn noch in ihr Bett gelassen hatte…
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Harry…“
 

Verwirrt sah Harry auf, feststellend, dass er sich ein weiteres Mal hier befand, am Bahnhof von Hogsmaede. Wo er auch gelandet war, als Voldemort ihm das zweite Mal den avada auf den Hals gehetzt hatte, bevor aus den Tiefen von dessen Seele Tom wieder seinen Weg nach oben gefunden hatte. Offensichtlich lag er auf einer der Bänke, die Umgebung war in tiefen Nebel gehüllt und da stand der Hogwartsexpress mit offenen, mit einladenden Türen. Damals hatte er sich aufhalten lassen, aber nun… da irgendwo musste Sev sein! Er wollte zu dem Anderen, wollte zu seinen Eltern und Remus, zu Siri und seinen toten Freunden! Also richtete er sich auf, feststellend, dass sein Körper sich ganz leicht anfühlte. Er achtete erst mal nicht auf die Stimme, lief auf den Zug zu.
 

„Harry, Stopp! Verdammt noch mal! Bleib gefälligst stehen oder ich hex dich ins nächste Jahrtausend du Starrkopf!“
 

Erschrocken wandte Harry sich doch um, kurz bevor er die Haltestange hätte ergreifen können. Dann sah er sie. Sie tauchte aus dem Nebel auf, wie eine Göttin, in Gewändern, wie er sie manchmal auf Bildern griechischer Götter gesehen hatte, ein fließendes Gewand, das mit dem Nebel zu verschmelzen schien, die Farbe unbestimmbar, irgendwo zwischen weiß, grau und Blau. Ihre langen, blonden Haare umflatterten sie, ihre blauen Augen sahen ihn böse an. „Luna?“, fragte er leise. Eine seiner Freundinnen, die an seiner Seite geblieben waren. Nicht wie Ron, der auf ein Mal verschwunden war, als er Diesen gebraucht hätte. „Luna, du…!“
 

„Ja, ich bin tot, das weißt du doch“, lächelte die Blonde nun, trat ganz zu dem Anderen, nahm dessen Hand und zog ihn sehr entschieden von dem Zugabteil weg, hin zu einer der vielen Bänke, wo sie ihn dazu brachte, sich zu setzen. „Dummer Junge.“ Ihre geisterhafte Hand strich leicht über die Wangen des Anderen. „Du machst dich selbst kaputt, isst nichts, wirst krank… was soll das?“
 

„Ich… will einfach nur zu euch, zu meinen Freunden. Bitte, Luna. Lass mich dieses Mal einsteigen. Meine Eltern, Remus, Sirius, Sev, du, Hannah, ihr seid alle schon da, ich…!“
 

„Nein“, sprach Luna sanft und bestimmt. Sie setzte sich zu dem Älteren, der immer noch aussah, wie am Tag der Schlacht. „Es ist nicht deine Zeit. Du darfst da noch nicht rein. Für dich wird der Zug nicht fahren.“
 

„Aber…! Bitte, ich…!“
 

„Harry, es gab einen Grund, warum du damals zurückgeschickt worden bist. Deine Aufgabe ist…“
 

„Ich… ich hab genug gemacht! Ich will nicht mehr! Bitte! Ich… ich ertrage es nicht, ich kann nicht schlafen, nicht essen, ich…!“
 

„Harry, du hast eine Aufgabe“, wiederholte Luna unbeeindruckt. „Und eine Verpflichtung. Da in der Welt der Lebenden, wartet endlich mal was Gutes auf dich. Wir Alle, wir haben gelebt. Deine Eltern hatten eine gute Zeit und sind auch in der Anderswelt zufrieden, wenn auch auf eine Weise, die du noch nicht begreifen kannst oder sollst. Sie erinnern sich kaum an etwas, wollen und können nicht zurück. Sirius Black hat seinen Frieden gefunden, so wie Remus und Tonks. Und die anderen, die an dem Tag gefallen sind. Unsere Klassenkameraden. Es war ihre Zeit. Justin und Hannah, der Rest. Ihr Leben war vorbei und sie haben gelebt. Du dagegen, du bist jetzt dreiundzwanzig Jahre auf der Erde und hast noch nicht ein einziges Jahr davon gelebt oder warst wirklich glücklich. Du kennst nur Leid und Schmerz, mehr nicht. Darum kannst du nicht gehen. Das…“
 

„Sev… Sev, er kannte auch nichts Anderes und er ist hier! Er…!“
 

„Oh, Harry. Ja, auch bei ihm lief Einiges nicht, wie es laufen sollte, dank Dumbledore, der übrigens seine Strafe auch erhalten hat, in der Anderswelt. Er hat nicht getan, was seine Pflicht gewesen wäre, viele Leute hängen gelassen. Auch den Professor.“
 

„Und… warum bekommt er dann keine weitere Chance?“, flüsterte Harry mit gebrochener Stimme. Severus hatte es doch viel mehr verdient als er selbst!
 

„Oh, aber die bekommt er doch“, lächelte Luna nun geheimnisvoll. „Das Schicksal will, dass Fehler noch behoben werden und du bist sein Instrument. Du wirst dich um den Professor kümmern, wenn er an seinem Geburtstag, in etwa drei Monaten, seinen Weg zurück in die Lebendwelt finden wird“, erklärte das blonde Mädchen mit klarer, deutlicher Stimme. „Nur, wenn du bleibst, kann auch er eine zweite Chance haben.“
 

„Das… das ist Erpressung!“, begehrte Harry auf, der sich doch nur endlich Ruhe wünschte!
 

„Ja“, kicherte Luna. „Was Anderes zieht ja bei dir nicht.“ Doch dann wurde sie ernst, strich über die zitternden Hände des Jüngeren. „In der Welt der Sterblichen braut sich noch so Einiges zusammen, Harry. Dumbledore mag ja Geschichte sein, aber die, die mit am Meisten von ihm geprägt waren, sind es nicht. Er gilt als Held, aber das ist nicht der Platz, den die Götter ihm zugestehen. Es ist deine Aufgabe, das endlich richtig zu stellen. Du musst die Wogen glätten.“
 

„Ich habe… keine Macht da. Ich bin… weggegangen. Ich…!“ Wie sollte Harry so was denn tun? Das war nicht möglich! Er hatte auf seinen Einfluss verzichtet, auch, weil man ohnehin nicht auf ihn gehört hatte, wenn er was gesagt hatte, was ihm wirklich wichtig war. „Bitte, lass mich doch einfach gehen. Hab... ich mir nicht auch etwas Frieden verdient?“
 

„Du magst ja die magische Welt verlassen haben, aber weißt du, da unten wartet Jemand, der dir schon mal geholfen hat. Er hat Dad die Sachen gegeben, die dafür gesorgt haben, dass du frei gelassen worden bist und er kann dein Glück sein, wenn du ihn lässt. Er hat Macht und Einfluss. Er wird und er kann dir helfen, ohne, dass du betteln musst. Und vergiss nicht. Ohne dich hat auch der Professor keine zweite Chance.“
 

Harry spürte, wie ihm die Tränen erneut in die Augen schossen. Was hatte er denn für eine Wahl? Entweder er ging zurück oder es würden wieder Menschen sterben und Sev würde keine Chance bekommen! Das war nicht fair!
 

„Harry, das Leben muss nicht schlimm sein. Es kann auch sehr schön werden, wenn du es zulässt. Hör den Menschen um dich herum zu, hör auf Fred und George, auf Bill und Percy und auf den, der da sein wird, wenn du aufwachst. Ich wollte immer nur, dass du glücklich wirst. Das ich sterbe, war mir schon immer klar. Das war meine Bestimmung. Dad hat es auch gewusst. Aber du – deine Zeit ist noch lange nicht gekommen.“
 

Harry sagte nichts, er starrte einfach nur auf den Hogwartsexpress, mit einer unglaublichen Sehnsucht. Das war sein Frieden. Doch dann sah er wieder die Erinnerungen seines gebeutelten Professors und Freundes, seine rothaarigen Brüder, die sogar für ihn da waren, obwohl das die Familie auseinander riss. „Ich habe keine Wahl“, stellte er dumpf fest.
 

„Nein, die hast du nicht. Du bist krank aber noch weit vom Tod entfernt. Sicher, du könntest dich da rein setzen, aber der Zug würde sehr, sehr lang noch nicht losfahren“, erklärte Luna. „Und damit würdest du einem Anderen sehr, sehr weh tun. Jemandem, der das auch nicht verdient hat. Auf dich wartet eine Zukunft. Eine schöne, wenn du es zulässt.“
 

„Und… Sev?“
 

„Seine Zukunft entscheidest du“, lächelte die Blonde. „Du wirst an seinem Geburtstag ins Ministerium in den Raum der Mysterien gehen, dort wirst du sein Schicksal erfahren. Und du wirst nicht allein sein.“ Sie half Harry, sich hinzulegen, strich über dessen Haare. „Du wirst eine Familie finden, wo du sie nicht erwartet hast, größer, als die Meisten es auch nur ahnen und liebenswürdiger obendrein. Mit Ecken und Kanten, keine Frage, aber sie werden dich mit offenen Armen empfangen. Lebe dein Leben mein Freund und grüß meinen Dad von mir, ja? Wir werden uns wiedersehen, wenn deine Zeit wirklich gekommen ist, aber sicher nicht vorher. Und jetzt schlaf…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  kaya17
2012-08-19T19:07:14+00:00 19.08.2012 21:07
Ein tolles Kapitel. Ich bin ja gespannt wie Harry wohl reagieren wird, wenn er wieder aufwacht. ^^ Ich frag mich auch wie Sev wohl wieder zurück kommen soll...sehr spannend
Von:  Liar
2012-08-16T11:20:45+00:00 16.08.2012 13:20
Hi,

wieder ein tolles Chapter^^
Dass mit Luna hat mir sehr gut.
Bin wirklich gespannt wie es weitergehen wird.
Vor allem Freu ich mich dass Sev wiederkommen wird^^

LG Liar
Von:  Elbenprincess
2012-08-15T09:30:01+00:00 15.08.2012 11:30
wow....

ich mag Luna echt gerne und ich find es gut dass Bill, Percy, Fred und George zu Harry halten.

Ich hoffe Harry wird schnell wieder gesund und kann Lucius als gefährten akzeptieren
Von:  Neko-sama
2012-08-15T08:57:49+00:00 15.08.2012 10:57
wow *~*
ich liebe Luna! Hab ich das je erwähnt in meinen Kommis? XD
Und ich bin ja soooo gespannt, wie Sev wieder zum Leben erweckt werden kann XD Erst dachte ich an ein Kind *lach* aber wenn es schon in 3 Monaten passiert, wäre das etwas zu früh XDDDD
Nun bin ich gespannt, wie Harry auf Luc reagieren wird und ob er sich an Lunas Worte erinnert und auch Lucs glauben schenkt.
Boah ich mochte Ginny noch nie, aber was die sich hier wieder geleistet hat... bahhhh >-<" *kotz* Und Lunas Worte gefallen mir noch weniger... zumal Bill Ron ja schon als Irren abgestempelt hat und wer war Dumbo sonst treuer ergeben als ER und seine Familie? (die Twins, Bill und Percy ausgeschlossen XD Charly hast du ja noch ned erwähnt oder? *grübbel* *schlechtes gedächtnis* uu")
Freue mich jedenfalls auf MEEEEEEEEEEEEHR! *~*

lg neko-sama(*auf ff.de neko-sama22*)
Von:  mathi
2012-08-14T23:19:25+00:00 15.08.2012 01:19
Ich will wssen wies weitergeht!! :D
Ein Glück dass Harry auf Luna getroffen ist, sie weiß meist immer den richtigen Rat :D
Wie Harry wohl auf Lucius reagieren wird? Hoffentlich kommt Severus' Geburtstag bald <3
bis dann
mathi
Von: abgemeldet
2012-08-14T20:49:42+00:00 14.08.2012 22:49
Die Twins sind so ausgekocht, das war ja klar, dass die wieder was geplant haben^^
Ich freu mich auch über das Pairing LuciusxHarry ist eins meiner Lieblinge XD
Bin gespannt wie du Sevlogisch ins Geschehen einbinden willst...
Bin da ein bissl skeptisch...
Freu mich aufs nächste Kappi

Lg Lokihasser
Von:  AmuSuzune
2012-08-14T20:00:17+00:00 14.08.2012 22:00
*seufz*
War das Ende schön. Luna tat mir so schrecklich Leid.
Ein schönes Kapitel, wenn auch sehr traurig.
Nun ist ja auch die Sache geklärt wer der nächste Übeltäter sein wird. Und gespannt bin ich ja was das mit Sev wird.
Lucius wird es auch noch sehr schwer haben. Was Draco wohl sagen wird? Kann sicher sehr lustig werden^^
Also, wie gesagt, ein fantaastisches Kapitel und ich freue mich auf das nächste.

LG
Suzu
Von:  Omama63
2012-08-14T19:59:03+00:00 14.08.2012 21:59
Ein super Kapitel.
Hab ich das richtig verstanden, dass Severus zurück kommt?
Ich würde mich darüber sehr freuen, da es mein Liebling ist.
Hoffentlich nimmt Harry, den Rat von Luna an und fängt an zu leben und wird glücklich.
Freu mich schon auf Samstag.
Danke für die ENS.


Von:  Dranza-chan
2012-08-14T19:40:26+00:00 14.08.2012 21:40
Ein tolles Kapi! Ich dachte schon Severus ließt Harry jetzt die Leviten und ermutigt ihn weiter zu machen aber Luna ist natürlich auch eine gute Figur dafür.
Das ist ja mal eine Andeutung das Severus wieder leben wird...
Freu mich sehr auf's nächste Kapi!
lg
Von:  Amy-Lee
2012-08-14T19:03:42+00:00 14.08.2012 21:03
Hi, es war toll.
Die Sache mit Luna (ich mag Sie sehr) war zum Heulen echt Traurig das ganze, nun jetzt kann es für Harry nur Bergauf gehen (?).
Man die Weasley´s sind schon eine Familie, Arthur, Molly, Ron und Ginny sind die die gegen unseren Harry wettern und
die einzigen die zu Harry halten sind Fred, George, Bill und Percy (vielleicht auch Charlie).
Das ist super das Sev womöglich zurück kommen kann aber wie sah oder sieht die Strafe vom alten Dumbo aus?
Bin ja mal gespannt wie´s weiter geht.
Bye


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